0,99 €
Ein spontaner Kontakt über ein Internet-Forum bildet den Auftakt zu einem prickelnden Abend. Zumindest sieht es so aus, als er seine weibliche Bekanntschaft tatsächlich in der Hotelhalle entdeckt. Allerdings scheint sie entweder zurückhaltender als gedacht zu sein, oder ihn nicht sofort zu erkennen. Eines ist außerdem nicht ganz sicher: Ist sie eine von denen, die 250 Euro „Taschengeld“ wollen – oder möchte sie ihn wirklich privat treffen?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Hannes blickte nochmals auf sein Smartphone und konnte die Enge in seinem Hals und das seltsame Gefühl in der Magengegend nicht verleugnen. Dabei sollte ein Mann um die 30 schön langsam gelernt haben, dies erst gar nicht aufkommen zu lassen. 18 Uhr 30 hatte sie doch gesagt und nicht 18 Uhr, oder? Ja, richtig. Nochmals blieb er kurz stehen und studierte den Plan, aber dieses Hotel konnte nicht mehr weit sein. Ach ja, dort vorne. Zimmernummer hatte sie ihm keine genannt, also würde er sie wohl in der Hotelhalle finden.
Er überquerte die Straße und atmete in dem kleinen Park vor dem Eingang noch einmal tief durch. Verschwand dadurch wirklich der letzte Rest von Nervosität? Hoffentlich war es keines von diesen Hotels, wo die Rezeption direkt beim Eingang lag. Was sollte er dann erzählen, warum er hier war? Geschäftlich? Ganz sicher war es ja nicht, ob dem nicht doch so war. Immerhin, falls es mit dieser Frau nicht klappte, konnte er ja sehen, wen er so an der Bar traf. Ob sein Anzug für diesen Anlass angemessen war? In Jeans wollte er lieber nicht an diesem Ort auftauchen. Er trug sonst nicht so oft einen, doch er glaubte, dass er ihm wirklich gut stand. Außerdem konnte er ihn ohnehin bald ausziehen. Für einen Moment regte sich beim Gedanken daran etwas, dass dies seine neue Bekanntschaft übernehmen konnte. Falls sie dort auftauchte.
Hannes stand direkt vor dem großen Gebäude, atmete nochmals tief ein und aus, und trat ein. Die Drehtür mit den bronzefarbenen Griffen setzte sich ohne jede Eile in Bewegung. Zum Glück befand sich die Rezeption am anderen Ende der Hotellobby. Von den Farben und der zurückhaltenden Beleuchtung her glaubte er sich zunächst in einem Nachtclub, oder einem Lokal in dieser Richtung. Es sah ein wenig anders als in anderen Hotels aus, nicht nur weil der Bereich mit der Bar eher schummrig und dennoch modern wirkte. Vielleicht würde er bald unter einer heißen Dusche stehen, das nicht unbedingt allein, und dann …
Hatte ihm die Empfangsdame gerade vorsichtig zugezwinkert? Sollte oder musste er sich anmelden? War das nötig, wenn sich jemand nur einmal beim Eingang umsehen oder auf jemand warten wollte? Nein, sie schien nun wieder mit anderen Dingen beschäftigt und nicht auf ihn zu warten. Hannes sah sich um und dachte an diese Geschichten, wo für ein „Hoteldate“ schon einmal 250 Euro verlangt wurden. Der Preis für das Zimmer kam natürlich noch dazu. Doch die Frau aus diesem Internet-Forum hatte nichts davon erwähnt. So wie das herauszulesen war, wohnte sie sogar hier, und es würde ihn somit überhaupt nichts kosten. Es zahlte sich wohl aus, ein bisschen gepflegter als andere Männer aufzutreten, und fünf Zeilen ohne Schreibfehler anstelle eines Einzeilers verfassen zu können. Da konnte es schon einmal passieren, bei einer Frau auf der Durchreise zu landen.
Beleuchtung in auffälligem und doch nicht kreischendem Rot hob die Bar aus dem Halbdunkel. Diese elegante und doch nicht lästige Art von Jazz-Musik lag in der Luft. Einige Herren in wahrscheinlich teuren Anzügen saßen dort, die wohl eher Martinis gegenüber Whisky-Cola bevorzugten. Es war ja auch keine Disco. Ob er wirklich dort hin passte?
Beinahe erleichtert atmete Hannes auf, als er den vielleicht Zwanzigjährigen in Jeans und einem ausgezerrten T-Shirt dort sitzen sah. War das daneben seine Freundin? Wenn die ohne abfällige Blicke bedient wurden, dann er erst recht. Auch eine schlanke Frau, ein paar Jahre älter, saß durch einen leeren Barhocker getrennt dort. Der Beschreibung nach konnte sie es sein, doch er wollte nicht sofort hineinplatzen. „Guten Abend, wir wollten uns treffen?“ schien ihm nicht so passend, wenn direkt daneben Leute saßen. Obwohl, viel mehr als „Wäre interessant“ und „Gut!“ hatte er von ihr auch noch nicht gehört.
Warum fühlte Hannes auf einmal Schweißperlen an sich herablaufen? Er wollte doch nur … einen Drink haben. Genau, einfach etwas bestellen und dann weitersehen. Am besten von dem einen freien Barhocker neben ihr aus. Sonst trank er nicht wirklich etwas, aber er fuhr ohnehin mit der U-Bahn. Langsam schlenderte er auf die Bar zu, und entschied sich zufällig für den Platz neben dieser Frau. Sie blickte kurz zur Seite, um dann einen Schluck von ihrem Cocktail zu nehmen. Was konnte das sein? War das ein vorsichtiges Lächeln gewesen? Wollte sie ein Spiel spielen?
Der Barmann stand direkt vor Hannes, und er entschied sich für … Gin Tonic. Sofort wurde etwas zusammengemischt, und wenig später stand es vor ihm. Erneut bemerkte er den Blick dieser Frau, als er den ersten Schluck machte. Mehr jedoch blieb er an gewissen weiblichen Rundungen hängen. Nicht völlig übertrieben oder womöglich vergrößert, sondern auf eine dezente Art prall und natürlich. Der tiefe Ausschnitt in ihrem Kleid erlaubte sehr deutliche Einblicke. Ihr langes, dunkelblondes Haar reichte bis weit über die Schultern. Dafür endete das Kleid nur knapp unterhalb ihrer Knie. Die Helligkeit im Raum reichte gerade so, dass er sogar einen Blick auf ihre ebenso gut geformten Beine riskieren konnte. Bei ihren Schuhen fiel ihm sofort dieses Wort „Nuttenstiefel“ ein, obwohl es nicht angemessen schien. Sie waren nicht übermäßig groß, und passten womöglich in jede Art von Bar.