Psychisch krank? - Wo ein Weg rein führt, führt auch einer wieder raus! - Asta von Hardenberg - E-Book

Psychisch krank? - Wo ein Weg rein führt, führt auch einer wieder raus! E-Book

Asta von Hardenberg

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Beschreibung

Psychische Krankheit – ein Thema, über das die Gesellschaft lieber schweigt, als darüber zu sprechen. Wer sich Hilfe sucht, muss oft nicht nur gegen seine eigenen Dämonen kämpfen, sondern auch gegen Vorurteile, Unverständnis und manchmal sogar gegen die eigene Familie. Dieses Buch ist meine Geschichte. Eine Geschichte voller Rückschläge, Intrigen und Verzweiflung – aber auch eine Geschichte von Mut, Widerstand und dem unerschütterlichen Glauben daran, dass Heilung möglich ist. Ich habe erlebt, was es heißt, wenn Menschen, die einem nahestehen, nicht helfen, sondern zerstören wollen. Ich habe gespürt, wie es ist, wenn das System, das schützen sollte, stattdessen vernichtet. Doch ich habe auch gelernt, dass es immer einen Ausweg gibt – egal, wie ausweglos eine Situation erscheint. Und ich habe Bücher gefunden, die mich begleitet, inspiriert und gerettet haben. In diesem Erfahrungsbericht teile ich nicht nur meinen eigenen Weg, sondern auch die Literatur, die mir geholfen hat, und praktische Ratschläge für alle, die selbst nach Antworten suchen. Dieses Buch soll all jenen Mut machen, die in einer dunklen Phase ihres Lebens stecken. Denn wo ein Weg hineinführt, führt auch einer wieder hinaus. Asta von Hardenberg

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Seitenzahl: 190

Veröffentlichungsjahr: 2025

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                            Asta von Hardenberg

Psychisch krank? - Wo ein Weg rein führt, führt auch einer wieder raus!

Ein Erfahrungsbericht mit Buchtipps und Ratschlägen zur Selbsthilfe

Asta von Hardenberg wurde in Oberhausen (Deutschland) geboren.  Sie machte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Später erkrankte sie an den Folgen von Misshandlung und Missbrauch im Kindesalter. Sie begab sich in eine Therapie, wechselte nach einem Jahr den Therapeuten und geriet durch die folgende Behandlung in eine wahre Katastrophe. Nach vielen Anläufen bei Ärzten und Therapeuten nahm sie ihr Schicksal selbst in die Hand. Durch ihren Glauben, harte Arbeit und Ausdauer gelang ihr der Durchbruch.

Vermerk: Die Informationen, die hier vermittelt werden, wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen und beruhen auf der Erfahrung der Autorin. Eine Garantie kann nicht übernommen werden. Die Haftung der Autorin für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie mit Personen Ihres Vertrauens.

Texte © Copyright: Asta von Hardenberg, Fulda

Umschlaggestaltung © Copyright: Asta von Hardenberg, Fulda

4. überarbeitete Auflage

Verlag:

Asta von Hardenberg

c/o Autorenservice

Birkenallee 24

36037 Fulda

Herstellung: epubli - ein Service der Neopubli GmbH, Köpenicker Str. 154a,

10997 Berlin

Inhalt

Vorwort

Teil I

Kapitel 1: Der heißblütige Spanier

Kapitel 2: Die verrückte Therapeutin

Kapitel 3: Endstation Zwangseinweisung?

Kapitel 4: Hilf’ Dir selbst

Kapitel 5: Die unerträgliche Schwere des Seins

Kapitel 6: Resümee

Teil II

Kapitel 7: Der Glücksgriff

Kapitel 8: Auf dem Weg

Kapitel 9: Dem Kind einen Namen geben

Kapitel 10: Ein kritischer Blick

Kapitel 11: Eine höhere Macht

Kapitel 12: Lassen Sie Dampf ab

Kapitel 13: Essen Sie sich gesund

Kapitel 14: Fasten Sie sich frei

Kapitel 15: Fit durch Bewegung

Kapitel 16: Lassen Sie das Rauchen sein

Kapitel 17: Stressfrei werden

Kapitel 18: Linke und rechte Gehirnhälfte

Schlusswort

Vorwort

Psychische Krankheit – ein Thema, über das die Gesellschaft lieber schweigt, als darüber zu sprechen. Wer sich Hilfe sucht, muss oft nicht nur gegen seine eigenen Dämonen kämpfen, sondern auch gegen Vorurteile, Unverständnis und manchmal sogar gegen die eigene Familie.

Dieses Buch ist meine Geschichte. Eine Geschichte voller Rückschläge, Intrigen und Verzweiflung – aber auch eine Geschichte von Mut, Widerstand und dem unerschütterlichen Glauben daran, dass Heilung möglich ist. Ich habe erlebt, was es heißt, wenn Menschen, die einem nahestehen, nicht helfen, sondern zerstören wollen. Ich habe gespürt, wie es ist, wenn das System, das schützen sollte, stattdessen vernichtet.

Doch ich habe auch gelernt, dass es immer einen Ausweg gibt – egal, wie ausweglos eine Situation erscheint. Und ich habe Bücher gefunden, die mich begleitet, inspiriert und gerettet haben. In diesem Erfahrungsbericht teile ich nicht nur meinen eigenen Weg, sondern auch die Literatur, die mir geholfen hat, und praktische Ratschläge für alle, die selbst nach Antworten suchen.

Dieses Buch soll all jenen Mut machen, die in einer dunklen Phase ihres Lebens stecken. Denn wo ein Weg hineinführt, führt auch einer wieder hinaus.

Asta von Hardenberg

Teil I

Kapitel 1: Der heißblütige Spanier

„Krankheit ist nicht das Ende,

sondern eine Einladung,

innezuhalten, zu verstehen und

einen neuen Weg einzuschlagen.“

Unbekannt

Da ging doch gerade etwas in meinem Kopf kaputt. Ich spürte ein Kribbeln auf meiner Zunge und das Blut wich aus meinen Händen und Füßen. Einen ganzen Abend lang hatte ich mich mit der Frage befasst, wie ich es nur anstellen könnte, diesen tollen spanischen Kunden in der Bank anzusprechen, und immer wieder gedacht „In der Bank geht das nicht, in der Bank geht das nicht.“ Und plötzlich war es passiert. Ein Geräusch in meiner linken Kopfhälfte, so als ob etwas bricht, und dann das Gefühl, als ob die Zunge gelähmt sei. Hinzu kamen Kreislaufstörungen. Sie fragen sich jetzt vielleicht, warum ich den heißblütigen Spanier in der Bank nicht ansprechen kann. Und ich will Ihnen die Antwort nicht vorenthalten.

Es hat mich viele Jahre gekostet, um das Puzzle meines Lebens zusammenzusetzen, und ich arbeite nach wie vor daran. Damals, 1987, wurde ich zunehmend unausgeglichener. Kollegen bei der Bankakademie sprachen mich schon an. Da ich eigentlich gar nicht in der Bank arbeiten wollte, und nun nach fünf Jahren in der Bank elternunabhängiges BAFöG bekommen würde, überlegte ich, welches Fach ich studieren wollte und begann unverständlicherweise am Rad zu drehen. Bei einem Fortbildungsseminar der Bank verlor ich immer mehr die Fassung; zunächst vergaß ich die Handbremse meines Autos anzuziehen, obwohl es an einer leicht abschüssigen Straße geparkt war, und durfte dem sich verselbständigenden Fahrzeug hinterherrennen. Schließlich wurde ich ständig aus völlig unerfindlichen Gründen feuerrot, was mich immer weiter durcheinanderbrachte. Zurück in der Bank setzte sich meine Verunsicherung fort. Es kamen Konzentrationsprobleme hinzu. Eine Freundin riet mir, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Da eine andere Freundin von mir mit Erfolg eine Therapie absolviert hatte, was 1987 keinesfalls an der Tagesordnung war, zog ich diesen Schritt in Erwägung.

„Ich muss sterben.“ Um fünf Uhr morgens rief ich meine Eltern an und sagte ihnen, dass es mir nicht gut ginge, woraufhin mein Vater antwortete, dass sie sofort kommen würden. Da ich immer wieder Probleme mit meiner Mutter hatte, die ständig an allem, was ich tat, herumnörgelte, wollte ich am darauffolgenden Tag zu meinen Eltern fahren und mit ihnen darüber reden. Am Vorabend hatte mich all meine Hoffnung auf ein vernünftiges Gespräch verlassen und ich wachte in den frühen Morgenstunden mit dem Gefühl auf, sterben zu müssen. Meine Eltern nahmen mich mit zu sich nach Hause. Wir sprachen im Laufe des Tages über meine Probleme. Es war furchtbar. Obwohl sie mich doch am besten kennen sollten, fühlte ich das überhaupt nicht. Wir beschlossen, dass ich gemeinsam mit meiner Mutter zu ihrer Neurologin gehe, allerdings waren meine Eltern gegen eine Gesprächstherapie. Die Neurologin empfahl eine Therapie bei einem Psychologen.

Glücklicherweise hatte ich bei dem Fortbildungsseminar eine sehr nette Kollegin aus Krefeld kennengelernt, die mich auch in dieser schwierigen Lage nicht allein ließ. Wir hatten uns beide gerade von unseren Partnern getrennt und uns unendlich viel zu sagen. Wir saßen an einem großen runden Holztisch, der über und über beladen war mit Brot und Butter, Joghurt und Obst, Kaffee und Milch, Marmelade, Käse und Wurst, Blumen und Kerzen, Keramikgeschirr und Gläsern, in einem Erker der Wohnung von Annemarie. Angesichts dieses Überflusses und der Vielfalt der Brot-, Wurst-, Käse- und Marmeladensorten stieß ich aus „Mein Gott, geht es uns gut.“

Annemarie gab mir meinen Glauben zurück und baute mich auf, wann immer es mir schlecht ging. Allerdings war sie auch sehr dominant, was später zu Problemen führte. Sie unterstützte mich zunächst bei meinen Plänen, eine Therapie zu machen und ein Studium aufzunehmen. Das Wertvollste, was sie mir gab, war ein starker Glaube an Gott. Sie erklärte mir den Glauben, wie ihn mir niemand erklärt hatte. Dass alles von Gott kommt, zum Beispiel die wissenschaftlichen Erfolge, überhaupt alle Erfolge der Menschen, und dass Gott auch straft, zum Beispiel wenn jemand alles unter Kontrolle oder im Griff haben will. So machte ich meine ersten Schritte im Vertrauen auf Gott.

Info-Kasten

Es ist wichtig, eine Beziehung zu einer höheren Macht, sei es Gott, Allah oder eine positive Kraft im Universum, aufzubauen, die stärker ist als alles Negative. Wenn Negatives Sie zu überschwemmen droht, sagen Sie sich immer wieder „Gott bzw. Allah bzw. die positive Kraft im Universum ist stärker als das alles.“ Es wird Ihnen helfen, das Negative zu überwinden.

Nachdem es mir zuvor sehr schlecht ging, bekam ich mit Hilfe des Psychologen, bei dem ich zunächst war, und Annemarie wieder Aufwind. Wir unternahmen sehr viel, auch mit anderen. In der Bank kündigte ich und nahm ein Studium der Pädagogik, Psychologie und Soziologie auf; auch dort lernte ich nette Leute kennen. Mit Hilfe von Freunden und meiner Familie baute ich mir ein neues Leben auf, führte viele Gespräche über Gott und die Welt, die ich schon viel früher hätte führen sollen, reiste gemeinsam mit Annemarie nach Paris, nach Holland an die Nordseeküste, nach Spanien an die Costa Dorada, in die Nähe von Salzburg zum Skilaufen, fing an, Brot selbst zu backen, malte für mich und andere Seidentücher, traf alte Freunde aus Schulzeiten wieder, organisierte mit der Freundin zusammen Auto-Ralleys und nahm mit ihr an Exerzitien im Kloster teil. Trotzdem ging es mir zeitweise nicht gut. Bei dem Psychologen, Herrn Richert, ging es unter anderem darum, die Vergangenheit aufzuarbeiten, damit ich mich selber besser verstehen könne. Er therapierte an der Haupteinkaufsstraße in Mülheim an der Ruhr, in der dritten oder vierten Etage eines Geschäftshauses. Die Räume waren mit Kiefernmöbeln eingerichtet; Herr Richert selbst saß auf einem Ledersessel. Er diagnostizierte vegetative Funktionsstörungen und zog die Möglichkeit, ich könnte in jener Nacht, in der ich glaubte, in meiner linken Hirnhälfte sei etwas kaputtgegangen, einen Schlaganfall oder Ähnliches erlitten haben, nicht in Betracht. Er half mir aus der Bank raus und unterstützte mich bei der Aufnahme meines Studiums. Es wurde schnell deutlich, dass ich erhebliche Probleme mit meinen Eltern hatte. So bekam ich im Alter von etwa 11 Jahren aus völlig nichtigem Anlass schwere Prügel und das Verhältnis zu meinem Vater war seitdem gestört. Meine Mutter hatte mich obendrein gezwungen, mich bei meinem Vater zu entschuldigen, da ich angesichts der durch die Prügel erlittenen Blutergüsse gesagt hatte: „Der Papa ist ein Schwein.“

Natürlich wurden auch aktuelle Dinge besprochen wie Probleme beim Studium oder mit Freunden. Hier und da gab es mal eine spitze Bemerkung seitens des Psychologen, zu dem, was ich über meine Eltern erzählte. Zum Beispiel kommentierte er meinen Bericht, dass mein Vater mir vorgeworfen hatte, schuld daran zu sein, dass in der Ehe meiner Eltern einiges schiefgelaufen sei, mit einem perplexen „Hat er das wirklich gesagt?“. Auf emotionaler Ebene ging es aber nicht weiter. Die Erinnerungen an meine Jugend waren grau in grau. Das bezog sich maßgeblich auf das Verhältnis zu meiner Mutter, aber ich wusste die Ursache dafür nicht. Es gab darüber hinaus depressive Phasen, in denen ich fast täglich an Selbstmord dachte, und extreme Stimmungsschwankungen von einem Tag auf den nächsten. Mit Annemarie gab es häufig Streit, hinzu kamen Probleme mit meinen Eltern, die gegen das Studium waren, und mit meiner Jugendliebe, mit der ich zu der Zeit zusammen war. Ende 1988 wechselte ich schließlich zu einer Psychologin, da ich das Gefühl hatte, dass es mit einer Frau vielleicht leichter wäre, über solche Probleme zu sprechen.

Neben dem Psychologen hatte ich noch einen anderen Ansprechpartner, den ehemaligen Kaplan aus der Pfarre, in der ich zu Kindes- und Jugendzeiten aktiv war. Er stand mir immer wieder für Gespräche zur Verfügung und brachte, da er selber ein sehr schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern hatte, viel Verständnis für mich auf.

Kapitel 2: Die verrückte Therapeutin

„Innerhalb weniger Stunden

wird man zum Würstchen gemacht,

das keine Alltagsentscheidung mehr

ohne den Therapeuten fällen kann.“

Ein Nachrichtenmagazin, 1994

Keine Familie mehr, keine Freunde, kein Studium, keine Arbeit, kein Auto, kein Urlaub, und so weiter. Nochmals anderthalb Jahre später, nachdem ich mich mit irgendwelchen Bürojobs über Wasser gehalten hatte, war ich wieder bei der Therapeutin. Es ging mir erheblich schlechter als vorher und ich war im Begriff durch eine Räumungsklage, die meine Vermieterin auf Betreiben meiner Eltern eingereicht hatte, meine Wohnung zu verlieren. Die Stromrechnung war nicht bezahlt und ich hatte nichts mehr zu essen im Kühlschrank.

Die Psychologin hatte ich über eine Freundin gefunden. Die Straße, in der sich die Praxis befand, kannte ich; etwas weiter geradeaus wohnte eine Bekannte von mir. „Ich bin gar nicht hier.“, dachte ich unsicher darüber, was ich eigentlich bei einer Psychologin sollte. Nachdem ich mein Auto geparkt hatte, schellte ich. Die Therapeutin öffnete die Tür und begrüßte mich freundlich. Sie hatte lange dunkle Haare, war schlank, etwa zehn Jahre älter als ich und machte einen sympathischen Eindruck. Wir duzten uns. Der Raum, in den sie mich führte, war mit zwei schwarzen Cordsofas mit kleinen roten Blüten, einem roten Holzregal mit Büchern, ein paar Pflanzen und einigen Bildern eingerichtet. Zunächst wurden die Formalitäten geklärt und dann ging es schon los. Die Therapie setzte da an, wo sie bei dem Psychologen aufgehört hatte. Zumindest meinte ich das. Erst sechsundzwanzig Jahre später begriff ich, dass es sich um eine völlig andere Therapieart, die sogenannte tiefenpsychologisch-fundierte Therapie, handelte, die überhaupt nicht zu mir passte, und dass ich aufgrund meiner Traumatisierung überhaupt nicht verstehen konnte, wie sie funktioniert.

Mit dem Studium war ich nicht wirklich glücklich und ich hatte zu dieser Zeit Antriebs- und Beziehungsprobleme. Rosmarie diagnostizierte etwas völlig anderes als der Psychologe. Sie glaubte, dass ich Probleme mit der Selbstliebe hatte und bezeichnete das als narzisstische Störung. Bald drehte sich alles um meine Eltern. Die Psychologin gab den Tenor vor. Sie erzählte mir eine Geschichte, in der sie mich angeblich wiedererkannte. Es ging um ein Mädchen, deren Mutter das Kind wie eine kleine Lolita kleidete und es unterließ, sich ausreichend um das Kind zu kümmern und dessen Probleme wahrzunehmen, bis das Kind auf die Straße lief und von einem LKW erfasst wurde. Damals hörte ich mir die Erzählung an und überlegte mir, ob sie zu mir passen könnte. Aus heutiger Sicht ist der Vergleich falsch. Meine Mutter protestierte lautstark, wenn ich einen Minirock oder kurze Hosen anzog.

Es begann die Aufarbeitung meiner Kindheit und Jugend bis hin zur damaligen Situation. Alles wurde negativ analysiert und interpretiert. So legte mir die Psychologin in einer der ersten Stunden die Tatsache, dass ich sowohl modernes, weißes Geschirr, als auch bunt bemaltes Bauerngeschirr hatte, als innere Zerrissenheit aus, während sie mir in einer bunten orientalischen Weste und einer weißen Bluse, die farblich nicht zu ihrer türkisfarbenen Hose und Omas beigefarbenen Gesundheitsschuhen passten, gegenübersaß! In einer Sitzung kam ich auf das Studium zu sprechen. Die Therapeutin tat dies mit „Da musst Du mal gucken, was Du mit Deinem Studium machst“ ab. In einer anderen Stunde erzählte ich ihr von meinen Problemen mit meiner besten Freundin Annemarie. Da hieß es: „Ihr könnt es Euch gegenseitig nicht mehr recht machen, ihr könnt den Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen.“ Es wurde nicht über die Problematik gesprochen, es wurden keine Lösungsvorschläge gemacht. Immer wieder wurde die Vergangenheit aufgekocht. Die Mutter, der Vater, der Vater, die Mutter. Rosmarie manipulierte mich ohne Ende, was ich aufgrund meiner Traumatisierung damals nicht wahrgenommen habe. Zu diesem Zweck schmierte sie mir Honig um den Mund. Sie betonte immer wieder, welch großes Unrecht mir widerfahren sei. Sie führte mich regelrecht hinters Licht. Nach wenigen Stunden wollte ich die Therapie abbrechen, ich war gegenüber der Therapeutin in eine Klemme geraten. Da, wo was von ihr hätte kommen müssen, musste etwas von mir kommen. Insgesamt hatte ich ein ungutes Gefühl, hätte damals aber nicht den Grund dafür nennen können. Ich sagte der Therapeutin, dass ich die Therapie abbrechen wollte, doch sie wollte mich nicht gehen lassen und schaffte es geschickt, die Situation zu überspielen. Sie fragte nicht etwa, aus welchen Gründen ich abbrechen wollte. Sie sagte auch nicht sinngemäß „Du musst das tun, was Du für richtig hältst.“ Soweit ich mich erinnern kann, sagte sie: „Wenn es das ist, was Du willst.“ Im Übrigen lief die Stunde dann weiter. In den nächsten Wochen und Monaten schien es mir besser zu gehen. Wie zuvor unternahm ich sehr viel mit Freunden, wir gingen in die Sauna, kochten zusammen, gingen essen, trafen uns in Cafés und Kneipen, ich organisierte Spieleabende und engagierte mich bei Amnesty International. Nachdem ich einige Monate mit meiner Jugendliebe Knud zusammen war, trennte ich mich mangels Vertrauen wieder von ihm. Neben meinem Studium und einem Job bei einer Hausverwaltung nahm ich noch einen sehr gut bezahlten Job bei einer Unternehmensberatung an, ging zunächst auf Distanz zu meinen Eltern und brach dann den Kontakt ab.

Doch dann legte ich 1989, anstatt mein Studium fortzusetzen, ein Urlaubssemester ein und trennte mich von meiner besten Freundin Annemarie, flog mit einer anderen Freundin, Kerstin, in die Türkei und im darauffolgenden Jahr alleine nach Australien. Dort verbrachte ich zwar sechs herrliche Wochen, doch als ich zurückkam, brach ich nach und nach alle Kontakte ab: zu meinen Freunden, zu meinen Schwestern, zu Oma und Opa und zu Tante und Onkel. Ich gab meine Arbeit auf und verkaufte mein Auto. Die Therapeutin hatte mir eingeredet, es müsse etwas Neues kommen, ich befände mich in einer Sackgasse. Aus heutiger Sicht befand sich die Psychologin selbst in einer Sackgasse. Sie zielte weiterhin auf meine Eltern ab. Sie war der Auffassung, dass es sehr schlimm war, was meine Eltern mir angetan hatten. Sie sprach sehr abwertend über meine Eltern. Der Vater habe selber Probleme und sich auf Kosten der Familie stabilisiert. Auch bei der Mutter sei einiges im Busch. So erzählte ich ihr einmal, dass meine Mutter sich eine Pelzkappe gekauft habe, die ihr überhaupt nicht stand. Daraufhin sagte sie „Wahrscheinlich meinte sie, dass sie aussähe wie Gräfin Mariza.“ Sie gab mir allerhand spirituelle Ratschläge, wie ich mit meinen Problemen umgehen könne, ich solle malen, spirituelle Übungen machen und mich mit Aroma- und Farbtherapie beschäftigen. Alles Dinge, die nicht unbedingt meinem Naturell entsprachen. Als ich feststellte, dass es für mich nicht voran ging und ich die Diagnose und Therapie überprüfen lassen wollte, schritt Rosmarie ein und sagte „Du weißt doch gar nicht, was Du damit bei der Krankenkasse lostrittst, die meinen, dass das Vertrauensverhältnis hier gestört ist, und dann könnte es sein, dass Du hier abbrechen musst.“ Ein Jahr später war die Therapie vorbei, und mir ging es schlechter als jemals zuvor. Wie schon geschildert, hatte ich keine Familie mehr, keine Freunde, kein Studium, keine Arbeit, kein Auto, keinen Urlaub und kein Geld. Nachdem es mir anderthalb Jahre später noch schlechter ging, mein Appartement von einer Klage bedroht war, und ich weder Geld für Strom noch für etwas zu essen hatte, lieh die Psychologin, nachdem sie sich hatte bitten lassen, mir gnädig etwas Geld und verlangte von mir, obwohl ich weder Freunde, die helfen konnten, noch genug Geld für einen Umzugswagen und Möbelpacker hatte, aus der Wohnung auszuziehen. Selbst an dieser Stelle zog sie nicht in Erwägung, dass die Therapieform nicht für mich geeignet war und ich stattdessen womöglich Medikamente brauchte. Erst Jahre später fiel es mir wie Schuppen von den Augen, was wirklich passiert war.

„Die Psychoanalyse ist die Geisteskrankheit,

für deren Therapie sie sich hält.“

     Karl Kraus1874 - 1936

Bereits nach wenigen Stunden wollte ich die sogenannte Therapie abbrechen. Rosmarie zwang mich jedoch mit psychologischen Methoden dazu, die Therapie fortzusetzen. Als Patientin hatte ich gefälligst so zu funktionieren, wie sie wollte. Sie zwang sich mir auf und manipulierte mich immer weiter. Heute frage ich mich, ob sie an Realitätsverlust litt, da sie nicht merkte, wenn etwas anders war, als sie meinte. Durch meine damalige Situation war ich traumatisiert, bemerkte das aber erst viel später. Die Psychologin ermutigte mich, mein Studium, mit dem ich nicht zufrieden war, abzubrechen, ohne eine Alternative, wie zum Beispiel einen Universitäts- beziehungsweise Fachrichtungswechsel in Betracht zu ziehen. Sie nahm meine Studienabsichten nicht ernst, da alles, was sie sagte, auf einen Abbruch hinauslief. Sie riet mir allerdings nicht, mir aufgrund meiner Ausbildung und Berufserfahrung eine passende Stelle zu suchen, sondern bestärkte mich darin, als Aushilfe zu arbeiten. Sie redete mir ein, dass ich niemals viel Geld verdienen würde. Darüber hinaus forderte sie mich zu unmöglichen Handlungen auf. So hatte ich einmal Probleme mit meiner Chefin und auf Nachfrage gesagt, dass ich sie wie eine Walzeempfinde. Daraufhin forderte die Therapeutin mich auf, dies meiner Vorgesetzten zu sagen. Das muss man sich mal vorstellen, ich sollte ins Büro gehen und meiner übergewichtigen Chefin sagen, dass ich sie wie eine Walze empfinde.

Rosmarie hatte mich weder ernst noch wahrgenommen noch meine Grenzen respektiert. Damit machte sie mich noch kranker, als ich jemals war. Einmal sagte ich ihr, dass das, was wir in der Therapie machten, Kinderkram sei gegen die Probleme, die ich hatte. Erneut nahm sie mich nicht ernst. Ein anderes Mal sagte ich ihr, dass mir eventuell Medikamente helfen würden. Die Psychologin beharrte aber auf der Richtigkeit ihrer Therapie und empfahl mir selbst zu diesem Zeitpunkt nicht, einen Neurologen zu konsultieren. 1991 hielt sie mich geradezu davon ab, die Diagnose und Therapie durch eine Ärztin und Therapeutin überprüfen zu lassen. Nach drei Jahren sagte ich ihr, dass es nicht weiterginge, da ein ganzer Teil von mir nicht mitmachte. „Das ist schon mal so, dass es stagniert“, entgegnete sie.

Die Therapeutin hatte mich aus einem funktionierenden Leben herausgerissen. Vor der Therapie hatte ich alles: Familie, Freunde, Studium, Arbeit, Auto, Urlaub und so weiter. Nach der Therapie hatte ich nichts mehr. Rosmarie ließ mich fallen und in mein Unglück laufen, hatte mir freundlicherweise Geld geliehen, mir das Händchen getätschelt und mich – mit Abitur, Banklehre und Berufserfahrung – putzen schicken wollen. Die Psychologin hatte mich aus meinem Leben gedrängt und mir mit Gewalt ihren Willen aufgezwungen. Sie sagte: „Da muss was Neues kommen.“ Dabei war das Neue, das Studium, bereits vorhanden. Sie drängte mich subtil dazu, alle Kontakte abzubrechen, zur Familie, zu Freunden, und die Arbeit aufzugeben. Wie wichtig Freunde sind und wie wichtig es ist, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ignorierte die Psychologin. Sie hatte einfach alles laufen lassen, sich nicht gekümmert und abkassiert. Anstatt mir aus meinen Problemen herauszuhelfen, sind viele Probleme erst durch die Therapie entstanden: ungewöhnliches Misstrauen, Rückzug von der Umwelt, Probleme mit Freunden, die vorher nicht existierten. Durch die Therapie geriet alles durcheinander: Privates, Geschäftliches und vieles andere auch.