Qualle vor Malle - Elena Uhlig - E-Book
SONDERANGEBOT

Qualle vor Malle E-Book

Elena Uhlig

0,0
7,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Schauspielerin Elena Uhlig erzählt ihre lustigsten Urlaubs-Geschichten: Wo Frau Uhlig mit ihrem Partner Fritz Karl und ihren Kindern auftaucht, herrscht Chaos. Nach "Mein Gewicht und ich" und großen TV- und Kinoproduktionen wie "Auf der anderen Seite ist das Gras viel Grüner" und "Die Ketzerbraut" macht sie mit ihrer Familie Urlaub auf Mallorca und erlebt dort turbulente und chaotische Ferien. Wer denkt, ein paar Tage an den Stränden Mallorcas seien erholsam, hat noch nie mit Frau Uhlig Urlaub gemacht: Wo die liebenswerte Schauspielerin auftaucht, herrscht Chaos. Elena Uhlig landet mit ihrem Partner Fritz Karl und ihren Kindern auf Mallorca in einer Bettenhochburg und kann sich schon am ersten Tag nicht entscheiden, in welchem Hotelzimmer sie das Glück des Urlaubs genießen möchte. Da kann der VIP-Beauftragte, der seine Dienste anbietet, auch nicht viel ausrichten. Elena Uhligs Talent ist es, mit einer großen Portion Charme, viel Humor und Herzlichkeit, jeden auf ihre Seite zu ziehen. In "Qualle vor Malle" nimmt sie uns mit auf eine turbulente, lustige und unterhaltsame Urlaubsreise mit überladenen Tellern vom Buffet, verdreckten Stränden, temporeichen Dialogen und immer einer Menge guter Laune und Selbstironie. Denn Frau Uhlig weiß, dass es mit ihr nicht leicht ist, alles andere wäre aber auch langweilig. "Qualle vor Malle" sind witzige Urlaubs-Geschichten und perfekte Urlaubslektüre für alle, die humorvolle Bücher lieben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 225

Veröffentlichungsjahr: 2018

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Elena Uhlig

Qualle vor Malle

Urlaub mit Familie, Chaos inclusive

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Wer denkt, ein paar Tage an den Stränden Mallorcas seien erholsam, hat noch nie mit Frau Uhlig Urlaub gemacht: Wo die liebenswerte Schauspielerin auftaucht, herrscht Chaos. Elena Uhlig landet mit ihrem Partner Fritz Karl und ihren Kindern in einer Bettenhochburg und kann sich schon am ersten Tag für kein Hotelzimmer entscheiden. Da kann der VIP-Beauftragte auch nicht viel ausrichten. Mit viel Charme und Humor nimmt uns Frau Uhlig in »Qualle vor Malle« mit auf eine turbulente und unterhaltsame Urlaubsreise – mit temporeichen Dialogen und einer Menge Selbstironie. Sie weiß, dass es mit ihr nicht leicht ist, alles andere wäre aber auch langweilig.

Inhaltsübersicht

Widmung

Frau Uhlig voll in Fahrt

Frau Uhlig fliegt Businessclass

Frau Uhlig und Herr Karl machen Urlaub

Frau Uhlig hat Terminprobleme

Frau Uhlig will an die Nordsee

Frau Uhlig setzt sich durch

Frau Uhlig muss klein beigeben

Frau Uhlig im Reisefieber

Frau Uhlig muss packen

Frau Uhlig und der Weg ins Glück

Alle auf Malle

Frau Uhlig findet sich zurecht

Frau Uhlig übernachtet im Hotel

Frau Uhlig kann sich nicht entscheiden

Frau Uhlig entert das Büfett

Frau Uhlig muss schwitzen

Frau Uhlig wacht auf

Frau Uhlig sucht die Fun-Area

Frau Uhlig und die Kinder sind enttäuscht

Frau Uhlig schließt Bekanntschaft, und die Kinder haben endlich Spaß

Frau Uhlig ist es zu heiß

Frau Uhlig und Herr Karl entdecken den Strand

Frau Uhlig geht fremd

Frau Uhlig sucht einen Strand

Und dann war er plötzlich da

Und die Nacht kam

Frau Uhlig entspannt sich endlich

Frau Uhlig und Herr Karl schlemmen

Frau Uhlig und Herr Karl brauchen einen Absacker

Frau Uhlig streitet sich

Frau Uhlig redet sich in Rage

Frau Uhlig findet es richtig nett

Frau Uhlig braucht die Strandtasche

Frau Uhlig muss sich verabschieden

Frau Uhlig gibt Gas

Frau Uhlig atmet durch

Frau Uhlig in Panik

Frau Uhlig und ihre schrecklich nette Familie

Frau Uhlig sagt »Danke«

Sollte mal alles funktionieren, bin ich VERLOREN.

Dann gäbe es auch dieses Buch nicht.

Ich danke meiner großen Liebe, Herrn Karl, dass es ihn gibt.

 

 

Herzensmenschen im Buch:

die Oma, Konstanze, Kristin,

die Buben und Herr Karl

Frau Uhlig voll in Fahrt

 

Ganz sicher nicht, Uhlig.«

»Ganz sicher, Karl.«

»Nein, Uhlig, es kann gar nicht sein, dass wir darüber gesprochen haben.«

»Doch, Karl, du hast gesagt, du hast da frei.«

»Uhlig, ich kann da gar nicht gesagt haben, dass ich da freihabe, denn dann hätte ich ja mit Klaus darüber gesprochen, und der weiß auch von nichts.«

»Aber wieso muss denn Klaus davon wissen, Karl?«

Immer Klaus. Immer musste alles mit dem Agenten von Herrn Karl besprochen werden. Obwohl ich Klaus sehr schätze, steht er immer zwischen mir und dem Mann.

»Uhlig, also weißt du, manchmal verstehe ich dich nicht. Als ob du den Beruf zum ersten Mal machen würdest.«

»Nein, Karl, nein. Natürlich bin ich auch Schauspielerin, und klar weiß ich, wie schwierig es ist, zu planen. Aber wieso muss denn Klaus, bevor wir uns überhaupt klar sind, schon involviert werden?«

»Weil ich nicht einfach in den Urlaub fahren kann, ohne dass der Klaus davon weiß!«

»Also, du hast es doch schon mit Klaus besprochen, dass wir in den Urlaub fahren wollen? Ich dachte, der weiß davon nichts.«

»Natürlich weiß er nichts, Uhlig. Nichts, weil es gibt ja noch nichts.«

»Eben, Karl, das ist ja das Problem, es gibt nichts. Nichts, worauf die Kinder und ich uns freuen können. Wir wollen in den Urlaub. Das kann doch nicht sein, dass die Kinder jetzt unter unserer Planungsunfähigkeit leiden müssen. Wann kannst du denn? Klär das jetzt endlich mit Klaus.«

»Was ist eigentlich mit deiner Agentur, Uhlig, ha? Hast du die schon informiert? Es ist ja nicht so, dass es nur von Klaus und mir abhängt, nein, bei dir ist ja alles offen und genauso ungewiss.«

»Lenk nicht ab, Karl.«

»Ich lenke gar nicht ab, Uhlig. Nur klär du erst mal deine Situation, bevor du mich angreifst und mir Vorwürfe machst.«

Schweigen.

Frau Uhlig fliegt Businessclass

 

Das konnte doch nicht wahr sein, schon wieder drehte er die Situation zu seinen Gunsten. Aber nicht mit mir, diesmal nicht. An mir lag’s ja nun nicht, definitiv nicht, dass wir nicht fahren konnten. Ich wollte Urlaub machen, unbedingt. Musste ich ihn wieder an den verpatzten Winterurlaub vor zwei Jahren erinnern? Damals hatte ich mich bereits schon im Frühsommer wegen der Langstreckenflüge nach Übersee mit Klaus in Verbindung gesetzt. Stunden verbrachte ich auch mit den Reisebüros und der Airline telefonierenderweise, um überhaupt irgendwelche passenden Flüge für den geplanten Zeitraum zu finden. Ich suchte Flüge, die man in irgendeiner Form upgraden und bezahlen konnte. Denn ab fünf Stunden Flugzeit halte ich leider die Economy nicht mehr aus. Ich drehe förmlich durch im Flugzeug. Das war nicht immer so in meinem Leben, aber ich hatte dieses eine schreckliche Erlebnis, es muss jetzt ungefähr siebzehn Jahre her sein. Ich stand am Anfang meiner Schauspielerkarriere und hurra, ich hatte eine kleine Rolle ergattert. Zuerst, so erzählte mir der Produzent, wollte er die Rolle streichen, dann einen Komparsen einsetzen, woraufhin die Regisseurin streikte, und dann hatte er an mich gedacht. Charmant. Aber ich ergriff die Chance. Und hey, wer hat denn die Chance, einmal in seinem Leben aufs Traumschiff zu gehen? Seit mehr als fünfunddreißig Jahren verbringt Deutschland kein Weihnachten und kein Neujahr ohne das Schiff. Ich wollte unbedingt mitfahren, und sei es nur als bessere Komparsin. Und so kam es, dass ich das erste Mal seit meiner Kindheit nach Übersee flog, genauer gesagt nach Rio. Zum Karneval und aufs Schiff.

Als ich im Flieger saß, musste ich feststellen, dass sich seit meiner Kindheit die Langstreckenmaschinen verändert hatten. Die Sitze waren plötzlich so eng. Wie dem auch sei, der Flieger war ausgebucht, man flog über Nacht, und ich saß relativ weit hinten. Natürlich hatte ich Stress am Check-in gemacht, wegen meiner Knie und deren Scheiben. Wenn ich lange sitze, bekomme ich starke Schmerzen und muss aufstehen oder die Beine hochlegen.

Und so hatte man netterweise in Absprache mit einem anderen Fluggast den Platz getauscht, mich in eine Dreierreihe an den Gang gesetzt und – oh Wunder, oh Wunder – daneben war ein leerer Platz … für meine Beine. Vermutlich der einzige freie Platz in der gesamten Economyclass. Zu früh gefreut. Am Fenster saß eine Hochschwangere, und die brauchen bekanntlich ihren Platz, wie ich inzwischen aus eigener Erfahrung weiß. Also überließ ich ihr gerne den leeren Mittelplatz, damit sie die Beine hochlegen konnte, was zur Folge hatte, dass ich mehrfach aufstehen musste, um mir die Beine zu vertreten, was wiederum Unruhe brachte, aber gut. Und dann wurde es Nacht im Flieger, die Mahlzeiten waren serviert und verspeist, die Fensterläden wurden runtergezogen. Es wurde noch beengender. Ich döste vor mich hin, als jemand zwei Reihen vor mir im Mitteltrakt auf einem Mittelplatz einen epileptischen Anfall bekam. Es herrschte große Aufregung, und der Herr daneben wollte nicht mehr neben dem Kranken sitzen bleiben. Er wollte an seinen ursprünglichen Platz zurückkehren. Das war meiner. Und nun drehte ich durch. Panik überkam mich. Ich konnte nicht in der Mitte sitzen, mit noch weniger Beinfreiheit und dann auch noch neben dem Epileptiker. Ich hätte mich jede halbe Stunde an ihm und den anderen in der Reihe, die ja schlafen wollten, vorbeidrücken müssen. Bei der von mir verursachten Unruhe hätte das mit Sicherheit einen neuen Anfall auslösen können. Es überkam mich eine noch größere Panik. Das war alles zu viel. Meiner Schwangeren konnte ich den Mittelplatz auch nicht wegnehmen, wegen ihrer Beine. Eine ausweglose Situation. Ich begann, laut zu schluchzen, die Tränen liefen mir die Wangen runter, ich konnte mich gar nicht mehr beruhigen. Je lauter ich weinte, umso mehr versuchte man mich stillzustellen, damit die anderen Fluggäste nicht aufwachten und womöglich auch in Panik gerieten. Alle Maßnahmen der Flugbegleiter beruhigten mich nicht, im Gegenteil, sie fachten meine Panik weiter an. Ich hatte also nicht nur Knieprobleme, ich war dazu auch noch klaustrophobisch. Ganz großartig. Ich zitterte am ganzen Körper. Dann plötzlich öffnete sich ganz weit vorne der Vorhang, der die Eco- von der Businessclass trennte. Der Retter, ein fescher Steward – wie ich später erfuhr, war er der Chefsteward –, steuerte auf mich zu. In der einen Hand hielt er ein Glas mit Wasser (klar, Glas gab es ja nur in der Businessclass), in der anderen etwas, das ich von Weitem nicht identifizieren konnte. Als er bei mir ankam, erkannte ich eine Tablette, die er mir reichte.

»For what?«, fragte ich, während ich in seinen rehbraunen Augen versank, die mich magisch in ihren Bann zogen.

»It helps, drink and come with me, please«, sagte er bestimmt. Nachdem ich die Tablette brav geschluckt hatte, zog er mich hoch und bugsierte mich geradewegs in die Businessclass. In diesem Moment hätte er mich überall hinschleppen können. Als wir in der Businessclass ankamen (die übrigens nichts mit der Economy gemein hat, Welten liegen dazwischen, und endlich verstehe ich auch den Begriff Holzklasse), drückte er mich auf einen freien Sitz, verwandelte diesen in eine Liege, legte eine Decke um mich und sagte: »Sleep.«

Herrlich! Das Problem ist nur: Seitdem kann ich nicht mehr Eco auf Langstrecken fliegen. Ich sammle akribisch Flugmeilen und schaue zusätzlich, wo ich noch Flugschnäppchen herbekomme. Und das muss man planen. Und deswegen telefonierte ich auch schon Monate vorher mit Klaus, denn ich hatte Superflüge nach Amerika gefunden. Aber Klaus machte mir einen Strich durch die Rechnung. Natürlich nur, weil der Herr Karl eventuell da eine Rolle in Aussicht hat, die er doch so gerne spielen würde. Und wenn Herrn Karl eine Rolle in Aussicht gestellt wird, dann hat er sie zwei Monate später ganz sicher. Bei mir ist das anders. Wenn ich eine Rolle eventuell habe, habe ich sie zwei Monate später ganz sicher nicht. Bei Herrn Karl konkretisieren sich die Sachen immer, bei mir verflüchtigen sie sich. Aber ich hatte Flüge! Tja, und was passierte dann? Ich musste die Flüge aufgeben, weil sich beim Herrn Karl schon wieder etwas konkretisiert hatte.

Frau Uhlig und Herr Karl machen Urlaub

 

Aber dieses Mal musste es klappen. Ich kann auch ganz schön hartnäckig sein! Also drehte ich unsere Diskussion wieder zu meinen Gunsten. Das kann ich nämlich auch sehr gut.

»Karl, ich hab frei. Ich bin vogelfrei, da brauch ich meine Agentur gar nicht anzurufen!«

»Ja, Uhlig, es könnte aber was kommen.«

»Das könnte es immer, aber dann fahren wir nie weg, Karl.«

»So ist unser Leben, Uhlig.«

Im Geiste musste ich ihm leider recht geben. Klar, unser Leben war so. Urlaub ist ein heikles Thema, nicht nur bei uns Schauspielern, sondern bei allen anderen auch. Ein heiß diskutiertes Thema, die wichtigste Zeit im Jahr, worauf man hinarbeitet. Endlich selbstbestimmt leben, das machen, was man schon das ganze Jahr über machen wollte. Sich mit größter Muße voll und ganz der Familie hingeben. Wären da nicht all die Schwierigkeiten: Wann kann man fahren? Bekommt man dieses Jahr die Urlaubszeit genehmigt, die man gerne nehmen würde? Grundsätzlich scheint es ja immer ungerecht verteilt zu sein. Kindergartenpädagogen zum Beispiel müssen zu den Schließzeiten vom Kindergarten Urlaub nehmen. Lehrer grundsätzlich in den Schulferien. Auf jeden Fall müssen beide Gruppen immer dann fahren, wenn es am teuersten ist. Ganz zu schweigen von den Eltern schulpflichtiger Kinder. Für Ärzte und Krankenschwestern wiederum zählen Feiertage nicht, sie werden rund um die Uhr gebraucht. Zu allem Übel kommt noch hinzu, dass sich alle mit den Kollegen, dem Chef und den vorgegebenen Firmenurlaubszeiten abstimmen müssen. Dann hat man zu Hause auch noch jemanden, der das überall und mit allen abstimmen muss. Dann will man vielleicht noch mit einer anderen Familie, den Großeltern, den Bekannten aus dem letzten Urlaub oder den alten Freunden verreisen. Der Horror! Panik bricht schon wieder aus, das Organisationschaos ist vorprogrammiert, die Laune wird schlecht. Dabei hat man sich doch so gefreut und den Urlaub so bitter nötig. Man kann es nicht anders sagen: Der wohlverdiente Jahresurlaub ist ein logistisches Meisterwerk. Das Problem bei uns Filmschauspielern ist, dass wir abrufbereit sein müssen, immer bereit für die Rolle, die da kommen könnte. Dabei wird alles Private hintangestellt, denn alles ist verschiebbar, und nichts ist so wichtig wie der Film. Man darf nicht krank werden, denn dann versichert einen womöglich die Filmausfallversicherung beim nächsten Film nicht mehr. Geburtstag hat man jedes Jahr wieder, den jetzigen kann man zu jedem anderen Zeitpunkt nachfeiern. Klar, Kinder werden nur einmal eingeschult, aber dann spielt jemand anderer deine Filmrolle. Schade aber auch und tschüss, wenn dir die Einschulung wichtiger ist. Ich habe es so erleben dürfen: »Die lebt doch auf dem Land und hat Kinder. Die dreht doch nicht mehr.« Entschuldigung, ich wollte nur bei der Einschulung meines Großen dabei sein!

Man muss wissen, wo die Prioritäten liegen. Ich weiß das!

Ich will in den Urlaub fahren, und diesmal werde ich es schaffen, Herrn Karl, mich und die Kinder gemeinsam zu verschiffen, ohne dass wir danach pleite, joblos und verkracht sind.

 

»Lieber, ganz sicher hast du wahrscheinlich recht. Wahrscheinlich habe ich es tatsächlich nicht mit dir abgesprochen. Ganz sicher. Ich würde halt so wahnsinnig gerne mit dir und den Kindern in den Urlaub fahren. Ich telefoniere auch gleich mit meiner Agentur. Könntest du vielleicht auch den Klaus fragen, was er dazu meint und wie er die Situation und den Arbeitsmarkt einschätzt und ob wir vielleicht die Chance haben, ohne dass das bei dir Schwierigkeiten mit sich bringt, ein paar Tage für uns abzuzwacken.«

Dieser Kurs war gut gewählt, den musste ich unbedingt weiterfahren, den Spieß umdrehen. Und siehe da, es funktionierte.

»Uhlig, ich muss überhaupt niemanden fragen, wenn ich wegfahren will. Wenn ich wegfahren will, dann fahre ich.«

»Ach so, ich hab ja nur gemeint, dass der Klaus …«

»Der liebe Klaus wird jetzt die Termine sperren, an denen wir wegfahren. So sieht’s aus, Uhlig.«

Frau Uhlig hat Terminprobleme

 

Seit zwei Jahren war ich zu einer Gala einer renommierten Frauenzeitschrift eingeladen, ich sollte sogar eine Laudatio halten, worauf ich auch Lust hatte. Im ersten Jahr musste ich drehen, es hing alles von diesem Drehtag ab. Obwohl der Tag schon lange vorher bei meiner Agentur gesperrt worden war, sah sich die Filmfirma nicht in der Lage, mich an diesem Tag rauszulassen. Vorher hatte ich fünf Tage frei und hinterher auch, aber an diesem Tag hing das Wohl und Wehe des Films. Dummerweise war das auch ein Tag mitten in der Woche. Wie kann man auch eine Gala mitten in der Woche ansetzen? Aber gut. Ich versprach in die Hand, nächstes Jahr, nächstes Jahr werde ich dabei sein. Man müsste mir halt nur den Termin frühzeitig, wirklich frühzeitig, bekannt geben, und dann würde ich an dem Tag im nächsten Jahr wirklich nicht drehen. Ich versprach es, da könnte die Eisenbahn drüberfahren.

»Uhlig? Passt dir das dann mit der Premiere unseres gemeinsamen Leseprogramms am 21. Oktober nächsten Jahres?«

»Karl, wie soll ich wissen, was nächstes Jahr am 21. Oktober ist?«

»Jetzt weißt du’s, Uhlig, da lesen wir.«

»Was ist denn das für ein Tag?«

»Keine Ahnung, Uhlig, sperre den einfach.«

Hab ich auch gemacht. Ganz sicher. Gleich nach unserem Gespräch habe ich die Agentur angerufen und den 21. Oktober im nächsten Jahr gesperrt und dann den Termin aus meinem Kurzzeitgedächtnis rausgelöscht, damit Platz für das Fußballturnier des Kleinen nächste Woche war. Irgendwann, ich weiß nicht wann, kam eine E-Mail. Safe the date: Gala, Frauenzeitschrift. Herrlich, da kann ich! Gut, dass sie es diesmal auf einen Samstag gelegt haben, dachte ich. Ist auch viel besser an einem Samstag. So, und nun gleich weiterleiten an die Agentur, damit sie den Termin sperrt, wäre ja peinlich, wenn man dieses Jahr nicht hingeht. Termin schnell wieder aus dem Kurzzeitgedächtnis löschen, musste mich um die Fußballturniere des Großen kümmern.

»Uhlig, freust du dich schon auf die Lesung?«, fragte mich Herr Karl ein paar Tage später.

»Welche Lesung, Karl?«

»Unsere, Uhlig. Unsere.«

»Aber die ist doch erst in einem Jahr im November in Wien?«

»Aber die Premiere ist am 21. Oktober in Bad Schallerbach.«

Schweigen.

Schweigen.

»Uhlig, hast du den Termin aufgeschrieben?«

»Ja, klar, Karl, hab ich. Alles klar.«

Der 21., da war was. Scheiße, da war was, und ich wusste nicht mehr, was. Mir schwante Übles. Aber es würde ja erst in einem Dreivierteljahr sein. Warum heute schon die Pferde scheu machen? Lieber noch ein bisschen den Kopf in den Sand stecken und die Termine der Buben im nächsten Monat planen, denn Fußball ist ja schließlich wichtig. »Sag mal, Karl, was ist jetzt eigentlich mit unserem Urlaub? Du hast doch mit Klaus schon ein Zeitfenster besprochen?«

»Das hatten wir doch schon geklärt, Uhlig.«

»Hatten wir das, Karl?«

»Natürlich. Neun Tage im Mai. Hast du dir das nicht aufgeschrieben?«

»Doch, doch. Ich hab’s ja auch gleich gesperrt. Ich habe sie jetzt nur nicht im Kopf.«

Oh Gott, ich musste dringend meine Agentur anrufen, ich hoffe, da war nichts Wichtiges.

»Welches Datum war’s noch mal genau, Karl?«

»Uhlig, das weiß ich jetzt nicht. Da müsste ich den Klaus anrufen.«

»Aber im Mai, Karl.«

»Im Mai, Uhlig.«

»Und wir fahren, Karl?«

»Natürlich fahren wir, Uhlig.«

»Ich bin bereit, Karl.«

»Und ich schon lange, Uhlig.«

Frau Uhlig will an die Nordsee

 

Herr Karl hatte einen Slot frei gemacht! Neun Tage Urlaub – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wir werden fahren, wir werden fliegen, wir werden reisen. Weg. Weit weg. Nur wohin? Wir hatten einen ewigen Konflikt: Ich wollte gerne an die Nordsee, Herr Karl in den Süden. Vor ein paar Jahren hätte ich mich sogar fast durchgesetzt.

Herr Karl ist Österreicher und ist es seit seiner Jugend gewohnt, in den Süden zu fahren, gerne nach Italien – Bibione oder Caorle –, aber doch nicht nach Deutschland, schon gar nicht an die Nordsee. Kann man da überhaupt ins Wasser? Und geht da nicht immer so ein Wind? Kulinarisch gesehen herrscht da seiner Meinung nach auch eher Dürre. Wenn man ans Meer fährt, dann muss es warm sein, windstill, und für den Gaumen muss es vielfältiger sein. Miesmuscheln in Weißweinsud oder Scholle mit Speck reichen dem Herrn Karl nicht aus. Also mir läuft das Wasser im Mund zusammen beim Gedanken an Matjesbrötchen. Und dass die deutsche Küche auch einige Sterneköche hervorgebracht hat, erwähnte ich gegenüber Herrn Karl gar nicht erst. Als Kind verbrachte ich einige schöne Sommerferien am Nordseestrand, pulte Krabben im Strandkorb, dazu gab es Majo und schönes Weißbrot, die Möwen und die Weite des Meeres. Herrlich! Überhaupt hat die Nordsee ein wunderbares Mischklima, es ist nie zu heiß für stundenlange Spaziergänge, und mit etwas Glück hat man auch noch Wattenmeer. Wo hat man schon Gezeiten in dieser Form? Ich stellte mir vor, wie meine Kinder nach Wattwürmern suchten, durch kleine Siele wateten, lustig vor den heranrollenden Wellen hersprangen. Meine Fantasie ging mit mir durch, ich sah schon große, kleine, schiefe und perfekte Sandburgen vor mir. Die Kinder konnten Muscheln sammeln, vielleicht fanden sie sogar Bernstein. Meine Kinder wurden kleine Schatzsucher und ich reich. Ich wollte an die Nordsee. Zweieinhalb Jahre hatte ich damals gebettelt, gefleht, gebetet, gehofft. Nordsee. Warum immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nah, dachte ich. Das fand Herr Karl auch, und deshalb wollte er nach Italien.

»Uhlig! Das warme Meer ist nur vierhundert Kilometer entfernt. Deine Nordsee tausend Kilometer.«

»Ja, von hier, Karl! Aber von meiner Heimat sind es auch nur knapp vierhundert Kilometer.«

»Aber du lebst doch hier, Uhlig!«

»Trotzdem kann ich Heimatgefühle haben, Karl.«

»Aber nicht bei unserem Sommerurlaub, Uhlig.«

»Du magst einfach Deutschland nicht, Karl.«

»Ich liebe Deutschland, ich liebe eine Deutsche, und Deutschland ist mein Hauptauftraggeber.«

»Du liebst mich, Karl?«

»Nerv nicht, Uhlig!«

»Also fahren wir an die Nordsee, Karl?«

»Wenn’s sein muss, Uhlig.«

»Ja, Karl, es muss.«

Frau Uhlig setzt sich durch

 

Und somit suchte ich wie eine Wilde nach traumhaften Unterkünften, die Herrn Karl zusagen würden. Also in erster Linie mussten sie meinen Ansprüchen gerecht werden, aber das ist ein anderes Kapitel. Ich wollte wieder auf die autofreie Insel.

»Das Nordseeheilbad Spiekeroog ist eine der Ostfriesischen Inseln im niedersächsischen Wattenmeer – Wattenmeer! Herrlich! – und liegt zwischen Langeoog und Wangerooge«, las ich Herrn Karl aus Wikipedia vor. »Die Insel umfasst eine Fläche von 18,25 Quadratkilometern.« Das hätte ich aber auch noch gewusst.

»Karl, hörst du? Die Insel ist autofrei und über eine Fährverbindung mit dem Hafen Neuharlingersiel verbunden.«

Herr Karl liebt Informationen, und irgendwie musste ich ihm die Reise doch schmackhaft machen.

»Hier steht«, fuhr ich weiter fort, denn gut ist bei Herrn Karl, immer fundiertes Wissen zu haben, ansonsten weiß er es besser, »Spiekeroog hat als einzige der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln keinen Flugplatz. Im Hafenbereich ist ein Landeplatz für Hubschrauber nach den üblichen Standards eingerichtet. Na, Gott sei Dank, Karl, falls was passiert. Für das Fahrradfahren gibt es Einschränkungen.«

»Was für Einschränkungen, Uhlig?«

»Keine Ahnung, Karl. Das steht hier nicht. Aber hör zu! Auf Spiekeroog leben ständig knapp achthundert Einwohner. Zentraler Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus. Die Herkunft des Namens Spiekeroog, urkundlich erstmals 1398 als Spickeroch erwähnt, ist umstritten. Soll ich weiterlesen, Karl?« Natürlich war das nur eine rhetorische Frage, ich musste dringend weiter vorlesen, das spürte ich, Herr Karl war schon interessiert.

»Danke, es reicht, Uhlig.«

»Aber jetzt wird’s spannend, Karl. Hör mal hier: Im fünfzehnten Jahrhundert wurden hundert Schafe geraubt und 1625 lebten nicht mehr als dreizehn Familien auf der Insel, die ihren Lebensunterhalt auch vom Fischfang bestritten. Wie du, Karl, das muss dir doch entgegenkommen, das Fischen. Und dann haben sie sogar Ware nach Helgoland geschmuggelt. Wahnsinn, das hätte ich nicht gedacht. Auf Helgoland war ich einmal mit Oma, aber das führt jetzt zu weit.«

»Das finde ich auch, Uhlig.«

»Das gibt’s ja nicht, Karl. Stell dir vor, Napoleon war in den Schmuggel verwickelt.«

»Mhm, interessant«, murmelte er.

»Ab 1820 wurde Spiekeroog von Feriengästen aufgesucht. Irgendwann haben die Spiekerooger auch so ein Schiff gerettet, das auf den Nordwester-Gründen von Spiekeroog strandete. Die fünfköpfige französische Besatzung wurde von Spiekerooger Insulanern mit einem Rettungsboot gerettet.«

»Verstehe, Uhlig! Interessant.«

Ah, ich wusste es doch, dass ihn das packen würde. Also fuhr ich fort: »Hör zu, Karl, im Zweiten Weltkrieg haben die auch noch eine Rolle gespielt. Während des Ersten Weltkriegs strandete das Vorpostenboot Moltke der kaiserlichen Marine während eines Wintersturms am 2. Januar 1916 auf der Insel. Ach Gott, entschuldige, Karl, es war der Erste Weltkrieg, gar nicht der Zweite. Über den Zweiten steht hier nix. Nur, und das ist wieder einmal interessant zum Thema Geschichte: Im Jahr 1934 wurde ein Flugplatz eingerichtet, der bis 1945 in Betrieb war. Interessant, der Zeitpunkt, interessant. Wenn das mal nicht mit der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg zu tun hat, aber darüber schreiben die mal wieder nix. Gut, ich reg mich nicht weiter auf. Auf jeden Fall ist Spiekeroog seit 1969 Nordseeheilbad.«

»Uhlig, es reicht. Ich habe verstanden! Eine tolle Wahl.«

»Du, seit 2007 gibt’s hier auch so ein Künstlerhaus. Das kenn ich noch gar nicht, Karl.«

»Seit wann interessierst du dich für Kunst, Uhlig?«

»Immer schon. Immer. Genau wie man auch in das Alter von Geschmeide kommt, kommt man auch in das Alter von Kunst.«

»Du, Klaus, hör zu, das mit den Terminen müssen wir ändern.« Fassungslos schaute ich Herrn Karl an. Das Telefon unterbrach meine Informationsveranstaltung über die beschauliche Nordsee und deren sagenumwobene Insel Spiekeroog.

»Klaus, die Uhlig will nach Spiekeroog … Frag mich nicht. Können wir an dem Termin, den ich mit dir neulich besprochen habe? … Buchen und den anderen Termin müssen wir ändern! … Genau, den meine ich. Nimm den Termin raus. … Ja, ich hab der Uhlig gesagt, dass man das eigentlich jetzt noch nicht machen kann so weit im Voraus. Aber der eine Dreh findet da definitiv nicht statt, richtig? … Okay, Klaus, ja … Ja, den anderen planen wir um. … Ja … Du, angeblich muss man die Nordsee weit im Voraus buchen.«

»Fast ein Jahr, Karl«, schaltete ich mich dazwischen, »wenn das überhaupt reicht bei Spiekeroog.«

»Uhlig, kannst du mich kurz mit Klaus in Ruhe reden lassen?«

»Aber wir waren doch gerade bei unserer Urlaubsplanung und ob dir die Insel gefällt.«

»Ganz hervorragend, hervorragend, buch bitte, Spiekeroog, herrlich. Bitte buch.« Herr Karl verschwand telefonierend aus dem Zimmer, ich hörte nur noch: »Natürlich wär Ibiza schön, Klaus. Auch nach Sizilien wollte ich immer schon. … Ja, ja, was soll man sagen, Klaus.« Und dann konnte ich nichts mehr hören, Hauptsache, Herr Karl und der Klaus waren sich wieder einmal einig. Egal. Ich buchte. Ich fand eine wunderschöne Ferienwohnung und sah überhaupt keinen Haken. Das folgende halbe Jahr suhlte ich mich in Tagträumen von der wilden Nordsee. Es würde ein Traumurlaub werden, ich wusste es. Ich würde den Herrn Karl schon noch dazu kriegen, sich in die Nordsee zu verlieben. Vielleicht buche ich gleich für den Anschluss noch etwas an einem anderen Nordseefleckchen, damit Herr Karl die ganze Bandbreite des Nordens kennenlernen konnte. Wunderbare Idee! Gesagt, getan, auch hier fand ich den idealen Flecken. Ich musste Herrn Karl später aus Wikipedia vorlesen. Das würde ihn freuen und seine Lust anfachen.

Frau Uhlig muss klein beigeben

 

Tja, aber manchmal, manchmal. Tja, was soll ich sagen. Klaus rief an. Er ist ein ganz wunderbarer, toller Schauspielagent, der sich um seine Klienten sorgt und, wenn es sein muss, rund um die Uhr. Aber hin und wieder ist es wirklich schwierig, ihn nicht als Feindbild zu betrachten.

Es stellte sich bald heraus, dass sich eine Änderung ergab für einen Film, auf den sich Herr Karl wirklich freute.

»Wieso wird der Schauspieler umbesetzt, Karl?«

»Uhlig, das hilft nix, das jetzt zu erklären. Fakt ist, wenn du auf diesen Urlaub beharrst, dann fahren wir. Dann ist das so.«

»Ja, aber Karl, der Kollege ist doch wichtig für den Film?«

»Wichtig ist doch unser Urlaub, Uhlig, und dass du glücklich bist. Klaus musste mich nur informieren.«

»Nee, Karl, das geht nicht. Dann streichen wir den Urlaub. Die Nordsee können wir ja auch ein anderes Mal sehen.«

»Uhlig, wirklich. Lass uns an die Nordsee fahren, es war dir doch so wichtig.«

»Richtig, Karl. Richtig, es war.« Dass Herr Karl nun die Vergangenheitsform ins Spiel gebracht hatte, war mir in dem Moment nicht bewusst. War die Nordsee in seinen Gedanken längst Geschichte? Hatte er nur so getan, als würde er mir die Entscheidung überlassen, hatte er wieder den Spieß umgedreht? War es von vorneherein ein abgekartetes Spiel zwischen ihm und Klaus? Nein, Uhlig, nein. Fuku schallallaawawa, so etwas Böses würde Herr Karl nicht tun. Und doch … Aber bevor ich länger über die Vergangenheitsform, das Komplott und die Verschwörung nachdenken konnte, sprach er weiter.

»Weißt du, Uhlig. Ihr kommt dann einfach mit. Und dann machen wir uns eine schöne Zeit. Irland ist doch super. Da finden wir bestimmt ein schönes Haus am Meer …!«