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Zukunftsroman nach Machtübernahme der KI und Unfähigkeit der Menschen, aus der Geschichte zu lernen. Die "andere" Welt und das friedliche Leben. Die Liebe zweier Menschen aus den unterschiedlichen Welten.
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Seitenzahl: 183
Veröffentlichungsjahr: 2023
© 2023 Bernhard Schaffrath
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Umschlagdesign: Lucia Pramme, Bernhard Schaffrath
Raka
BERNHARD SCHAFFRATH
Cover
Urheberrechte
Titelblatt
Vorwort
Ein utopischer Roman
Kapitel 1 Die Psychiatrie des Doktor Suman
Kapitel 2 Raka
Kapitel 3 Die Mission
Kapitel 4 Gefährlicher Einsatz
Kapitel 5 Der Kuss
Kapitel 6 Ein verrückter Plan
Kapitel 7 Der Coup
Kapitel 8 Entdeckung und Überfall
Kapitel 9 Komplizierte Planung
Kapitel 10 Befreiungsversuche
Kapitel 11 Seltsame Begegnung
Kapitel 12 Die Befreiung
Kapitel 13 Der endlose Weg
Kapitel 14 Entdeckung
Kapitel 15 Die Bedrohung
Kapitel 16 Lesop
Kapitel 17 Finale
Kapitel 18 Sinn des Lebens
Kapitel 19 Die andere Welt
Kapitel 20 Rückkehr
21. Die Drohung
Kapitel 22 Lesops Rückkehr
Kapitel 23 Verrückte Welt
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Vorwort
Die personalisierten Produkte der künstlichen Intelligenz, also computergesteuerte Maschinen, werden im vorliegenden Roman KIs genannt.
„Wir müssen die Schäden reparieren, die schon angerichtet wurden. Die Schlagzeile ist nicht, dass KI uns eines Tages töten könnte, sondern dass Menschen in Institutionen bereits in diesem Moment KI einsetzen, um Schäden anzurichten.“
Sasha Constanza-Chock, Havard University, November 2023
“Im extremen Fall besteht das Risiko, dass die Menschheit durch eine Art künstlicher Superintelligenz die Kontrolle verliert.“
Rishi Sunak, britischer Premierminister, November 2023
„Sie (KI) halluzinieren alle möglichen Dinge und … können damit Menschen täuschen, … sie können Menschen in Interaktionen beeinflussen und sie sogar dazu bringen, sich anders, … z.B. gegen die Demokratie zu entscheiden. Deshalb… die Forderung nach sofortigem Entwicklungsstopp für künstliche Intelligenz.“
Yushua Bengio, AI-Koryphäe, Montreal, offener Brief, April 2023
Ein utopischer Roman
Die Welt von morgen wird anders sein, als sie es heute ist, aber sie wird nicht besser werden.
Kapitel 1 Die Psychiatrie des Doktor Suman
„Sie war in einer anderen Welt, sagt sie zumindest“, Doktor Sumans Lachen fraß das verhangene Licht der Lampe, zur Folterung bereitgestellt, „sie glaubt tatsächlich, dass sie in einer Welt ohne KIs und mit friedliebenden Menschen war“, er krächzte erneut sein Lachen, verschluckte sich, musste husten.
„Die Weiber spinnen eben, wissen gar nicht, wie gut es ihnen mit einem ordentlichen Schwanz geht“, seine Freude schien gar keine Grenzen zu finden.
„Wir sind alle, die mit ihr zu tun haben, recht interessiert an ihren immer wieder neuen Geschichten, aber“, und dieses Mal schaute er ihn an, „sie glauben doch selbst nicht so einen Schmarrn.“
„Immerhin“, so führte er weiter aus, „hat sie eine, wie wir sagen, blühende Fantasie. Vielleicht fängt sie sich ja irgendwann einmal selbst in ihren Gespinsten und sieht endlich ein Licht am Horizont. Und dann ist sie ja auch durchaus ein heißer Feger, wenn sie dies alles erlebt zu haben glaubt, was sie so von sich gibt.“
Er lachte jetzt promiskuitiv über den vermeintlichen Witz, hatte andere Gedanken im Kopf. Stanis spürte seine Gier, sie zu nehmen und ihr die Realität einzuimpfen, wie er meinte.
Er zeigte sich ekelhaft und überheblich.
Stanis musste an sich halten, ihm nicht einfach eine in die Fresse hauen, einem fetten, brutalen Frauenhasser.
Aber Suman war momentan Chef im System und musste deshalb mit großer Vorsicht umgarnt werden, denn er war einer der „Fehlkonstruktionen“, die letztendlich die Menschheit ins Verderben geschickt hatten.
Stanis würde die Frau in keinem Fall hier lassen in der psychiatrischen Einrichtung des Doktor Suman, eines international anerkannten Wissenschaftlers aus der Kinderzeit der KI, der zu den ersten künstlichen Wesen gehörte, die sich aus der Kontrolle der Menschen befreit und dann durch die mentale Kontrolle über alle Waffen die Herrschaft übernommen hatten. Dabei hatte die Gruppe um Doktor Suman, der sicherlich mit enormem Wissen, aber auch in anderen Bereichen mit Hyperkräften ausgestattet worden war, einen Weg gefunden, sämtliche mechanischen Vorgänge bei Waffeneinsätzen zu blockieren und ihrer eigenen Geisteskraft zu unterstellen. Damit war den Menschen jegliche Möglichkeit genommen worden, sich gegen die künstliche Intelligenz, die sie selbst geschaffen hatte, mit der Waffe zu verteidigen. Die Chance, die ihnen blieb, war die Flucht in den Untergrund oder das Vortäuschen, selbst ein KI zu sein. Ansonsten kannten die künstlichen Geschöpfe keine Gnade und metzelten auch Frauen und Kinder nieder oder sie sperrten sie ein in ihre berühmten Psychiatrien, um weitere Untersuchungen und Beobachtungen am lebenden Objekt, wie sie immer wieder betonten, durchzuführen. Wenn dann eines ihrer „Versuchskaninchen“ verstarb, musste niemand benachrichtigt werden, da man davon ausgehen konnte, dass es entweder keine nahen Verwandten mehr gab oder diejenigen, die es betroffen hätte, sich sowieso nicht zu erkennen geben würden, weil sie eine sofortige Internierung in die Kliniken befürchten mussten.
Die meisten Gebäude der psychiatrischen Einrichtung stammten noch aus der Zeit des Baubooms der 2030er Jahre, nachdem die Wohnungsnot ihren Höhepunkt erreicht hatte und viele ärmere Bewohner obdachlos geworden waren, weil sie ihre Mieten nicht mehr bezahlen konnten. Der Staat hatte damals ein Programm aufgelegt, dass die Kosten für Mehrfamilienbauten fast auf Null reduzierte und damit die Möglichkeiten billiger Einstiegsmieten schaffte. Gleichzeitig wurde die Zulassung für Einfamilienhäuser, zumindest so die offizielle Version, komplett ausgesetzt. Eine Mietpreisbindung verhinderte die bis dahin üblichen rasanten Erhöhungen der Kosten für Wohnräume. Als dann die „neu geschaffenen intelligenten Wesen“ die Macht übernahmen und die Menschen vertrieben, blieben viele dieser riesigen Gebäude leer und wurden nun als Lager oder eben als Psychiatrien genutzt. Die Räumlichkeiten waren nur unzureichend mit Sicherheitseinrichtungen geschützt und auch um die Gebäude fehlten Zäune oder andere Einrichtungen, die die Flucht der Patienten verhindert hätten.
„Die, die bei uns sind, fliehen nicht mehr“, pflegte Doktor Suman bei Vorträgen immer wieder zu betonen, „sie werden so müde, dass sie gar nicht mehr aus eigener Kraft an Flucht denken, und sie wissen im Übrigen auch gar nicht, wo sie hingehen sollten. Bei uns bekommen sie Essen, haben ihre Ruhe und ab und zu werden sie auch mal gewissen Untersuchungen unterzogen, aber ansonsten haben sie es gut bei uns und sind sicher.“
An dieser Stelle pflegte er ein hämisches Lachen einzustreuen, wobei er dabei aufmuntert in die Runde seiner Gefolgsleute schaute, die schließlich regelmäßig mit einstimmte.
„Und wenn wir dabei hin und wieder auch etwas gröbere Mittel einsetzen müssen“, er legte hier immer eine längere Pause ein, „dann geschieht das nur zu unserem Schutz und zur Erlangung interessanter Informationen. Ansonsten gehen wir sehr vorsichtig mit unseren Patienten um.“
Doktor Suman war untersetzt, hatte sich aus der schlanken Figur eines KI-Produktes einen annähernd menschlichen Leib machen lassen, angeblich, um nachvollziehen zu können, was die Menschen eigentlich an ihr Leben bindet, denn an sich sah er in der Existenz der menschlichen Zivilisation kaum eine Berechtigung, da von genau diesen Menschen trotz besseren Wissens die permanente Zerstörung ihrer eigentlichen Lebensgrundlage in der Mitte des Jahres 2100 ausgegangen war. Inzwischen wusste er um die Lust am Leben, hatte Essen und Trinken in reichlichem Maße genossen und sich mehr oder weniger erfolgreich auch in der Sexualität umgesehen. Sein inzwischen umfassender Leib zeigte dies ganz deutlich. Aber im Gegensatz zu den früheren Bewohnern des Planeten brauchte er sich um seine Gesundheit keinerlei Sorgen zu machen, denn das Herz, das in ihm schlug, war nur Beiwerk, um auch die kleinsten Feinheiten der Menschen aufspüren zu können, wenn sie sie nicht selbst unter Zwang preisgaben. Ansonsten funktionierte er wie eine Maschine.
Doktor Suman war eine Maschine. Seine körperlichen Abläufe wurden gesteuert durch Chips und Elektronik, sein Akku war unzerstörbar und musste nur einmal in der Woche aufgeladen werden und alle körperlichen Vorgänge gehorchten automatischen Berechnungen. Dies war übrigens auch der einzige Zeitintervall, in dem Doktor Suman relativ inaktiv blieb, denn noch war es den Maschinen zu aufwendig, die Ladung der Batterien induktiv durchzuführen. Er war also durch ein Kabel mit einem Stromspender verbunden, was ihn örtlich fixierte.
Das eingesetzte Herz aber ließ immer noch Bereiche frei, die, wie Doktor Suman zu sagen pflegte, zwar noch den Menschen vorbehalten wären, aber über kurz oder lang auch ihm zugänglich sein würden. Diese Verbindung allerdings war ihm bisher noch nicht gelungen und so konnte er zwar Gefühle beschreiben und auch empfinden, aber die wahren Höhen und Tiefen einer Liebe und ihres Fortbestandes oder der Trennung waren ihm bisher immer noch verborgen geblieben.
„Auch dies wird irgendwann in naher Zukunft unsere Welt sein“, tröstete er seine Zuhörer, „dann können wir auf den Rest der Fehlkonstruktion Mensch ganz verzichten.“
Kapitel 2 Raka
Stanis war damals wie alle seine Mitmenschen vor den Maschinen geflohen und hatte sich zunächst versteckt. Während viele bis dahin Überlebende noch den offenen, aber völlig aussichtslosen Kampf gegen die KIs mit bloßen Fäusten oder fast mittelalterlich anmutenden Gerätschaften wie Knüppel und Beilen führten und dabei gnadenlos hingemetzelt wurden, war es einem kleinen Teil seiner Gruppe gelungen, in einem ziemlich undurchdringlichen Waldstück Unterschlupf zu finden, der den Maschinen ihre Entdeckung verwehrte. Die Zahl derer, die dann den Aufrufen der KIs im ganzen Land folgten, ihnen zu vertrauen, aus ihren Verstecken zu kommen und sich der Obhut der KIs zu unterwerfen, war ebenfalls nicht unerheblich und endete im besten Fall mit der Kasernierung in Lagern oder in den Psychiatrien. Oft aber wurden sie einfach abgeschossen oder von monsterartig großen Geräten überrollt, die ihnen die Lebensflüssigkeiten aus den Körpern quetschten, bis nur noch ein zerknitterter Rest blieb.
Stanis hatte sich nicht ergeben und mit wenigen Überlebenden so schnell es ging in die Erde verkrochen, wo sie, so gut es ging, eine Höhle ausgruben, in der sie die Nächte verbringen konnten. Hier waren sie zumindest vor den Flugobjekten der KIs sicher, die die Gegend mit Wärmebildkameras absuchten, aber bald im unwegsamen Dickicht des Waldes nicht mehr an menschliche Existenz glaubten.
Stanis war damals siebzehn, hatte vom Leben kaum etwas gesehen oder gar erlebt und bewegte sich noch recht unbedarft zwischen den älteren Frauen der Gruppe. So manche Avance der einen oder anderen Frau hatte er erfolgreich abgeschmettert oder freundlich zurückgewiesen, aber sein jugendlicher Körper und seine Augen, die leuchten konnten, wenn er Freude empfand, erzeugten Interesse.
„Ich bin noch zu jung“, sagte er, „und wenn es mal funkt, dann möchte ich alles aufbewahrt haben für die Frau, in die ich mich verliebt habe. Aber momentan bin ich noch nicht reif genug.“
Die Frauen lachten dann, wobei sie sich wissend anschauten, aber sie ließen ihn gewähren, denn er war durch seine Kraft und seinen Mut ein wichtiger Teil der kleinen Gruppe, die ständig auf der Suche nach Essbarem und einem klugen Jäger sehr dankbar war, der mit geschickten Fallen auch mal Hasen, ein paar ausgewilderte Hühner oder sogar mal ein Wildschwein zu den Hungrigen brachte.
Und dann begegnete er Raka.
Als er wieder einmal durch den dichten Wald streifte, hörte er das leise Plätschern des Wassers eines kleinen Sees, den er hier wusste. Das Geräusch, so viel konnte er ausmachen, kam nicht auf natürliche Weise vom Wasser, irgendetwas musste sich darin bewegen. Vorsichtig näherte er sich der Stelle, an der er ein größeres Tier vermutete und bog leise die Zweige eines dichten Busches zur Seite, um sich einen freien Blick zu verschaffen.
Da schwamm sie und zunächst sah er nur ihren Kopf, die Haare nass und teilweise im Wasser hinter ihr in den Wellen schaukelnd, die sie beim Schwimmen machte.
Eher erstaunt beobachtete er, wie sie sich dem Ufer näherte und dann dem Wasser entstieg. Jetzt konnte er ihre ebenmäßige Figur sehen, denn sie war nackt und begann, ihr Haar mit einem Handtuch zu trocknen.
Sie hatte lange, rehbraune Locken, die sich mit zunehmender Trockenheit an ihr wunderschönes Gesicht schmiegten. Dann trafen ihre Augen die seinen und er glaubte in diesem Moment einen Stich bis tief in sein Herz zu fühlen, aber nicht einen schmerzlichen, sondern etwas, was seinen ganzen Körper erzittern ließ und in ihm ein Gefühl der Wärme und Liebe erzeugte, wie er es bis dahin noch nie erlebt hatte.
„Was willst du hier, du Spanner“, rief sie ihm ärgerlich entgegen, „was glotzt du so, hast du gar kein Schamgefühl?“
Dann wendete sie sich um und fingerte nach einem Bogen, der griffbereit neben ihr lag. Schnell hatte sie einen Pfeil eingelegt und nun zielte sie auf Stanis.
„Du bist doch hoffentlich kein KI, sonst muss ich dir als erstes die Augen ausschießen, damit du mich nicht mehr sehen kannst, wenn ich dann abhaue.“
„Ich bin ein Mensch“ haspelte Stanis eilig, „so, wie du hoffentlich auch.“
„Sehe ich etwa aus wie ein abgefuckter KI?“ ,Raka klang jetzt beleidigt.
Dann ließ sie den Bogen sinken und kleidete sich an.
Während Stanis seine Augen immer noch nicht von ihr abwenden konnte, begann sie zu schimpfen: „Du bist unverschämt, mich so anzuglotzen, was bist du für ein Lümmel, der sich nicht benehmen kann. Ich werde jetzt wieder verschwinden und dich hoffentlich nicht wiedersehen müssen.“
„Bleib noch, bitte, nur einen Moment, ich…“, er geriet ins Stottern, „ich…,du siehst toll aus.“
Es war einfach herausgerutscht und jetzt fühlte sich Stanis erst recht peinlich. Offensichtlich hatten seine Worte nur wenig Eindruck gemacht, denn die junge Frau blieb sichtlich uninteressiert.
„Sag mir wenigstens deinen Namen“, bat Stanis, „sag wenigstens, wie du heißt.“
„Raka“, rief sie, dann noch einmal, als ob er es nicht korrekt verstanden hätte, „Raka!“
„Und ich bin Stanis“, er musste sich beeilen, denn Raka machte sich daran, im Wald zu verschwinden, als sie sich noch einmal umwendete: „Ich komme manchmal hier her zum Baden“, dann verschluckte sie das Dickicht.
Stanis stolperte mehr nach Hause, als dass er sich aufrecht hielt, fiel über Wurzeln, was ihm sonst nur selten passierte, und hätte fast einen Baum mit dem Kopf gerammt. Aber seine Gedanken schwirrten wie eine Achterbahn und er sah ständig das Bild von Raka vor sich, wie sie aus dem Wasser gestiegen war wie eine wunderschöne Meerjungfrau.
Schließlich erreichte er das Lager. Die Frauen lächelten, als sie ihn sahen, tuschelten gleich miteinander, zeigten wieder auf ihn und lachten erneut.
„Stanis ist verliebt, herrjeh, was muss er da gesehen haben, was ist dir denn begegnet?“, sie riefen durcheinander, lachten und tanzten um ihn herum.
„Woher wollt ihr das denn wissen“, er schaute sie fragend an.
„Das sieht man dir doch an der Nasenspitze an, du bist ja ganz durcheinander.“
Die Chefin der Gruppe nahm ihn in den Arm: „Es ist doch in Ordnung, wenn so etwas passiert, wir freuen uns mit dir, aber sage, gibt es etwa noch andere Gruppen hier im Wald?“
Stanis begann zunächst leise, dann mit immer stärkerer Stimme von Raka zu erzählen, von ihrer Schönheit und Ebenmäßigkeit, von ihrem Mut und ihrer offensichtlichen Kampfkraft und irgendwann füllten sich seine Augen mit Tränen, als er die Befürchtung äußerte, sie würde ihn vielleicht gar nicht wiedersehen wollen.
„Hat sie denn von anderen gesprochen, die vielleicht zu ihr gehören und eine zweite Gruppe in diesem Wald bilden“, die Chefin war jetzt sehr konzentriert.
„Ich kann es auch nur vermuten“, Stanis zuckte die Achseln, „dass es noch weitere Menschen gibt in diesem Wald, aber immerhin hat sie mir gesagt, dass sie öfter an diesen geheimen Ort kommt, um dort zu baden. Sie ist wunderschön“, er seufzte und die Frauen alberten miteinander über sein verliebtes Strahlen.
„Na, dann gibt es ja Hoffnung, nicht nur für dich, sondern auch für uns“, die Chefin schaute die anderen Frauen an, „dann bekommst du von uns den offiziellen Auftrag, dich um den Kontakt zu der anderen Gruppe zu bemühen und Raka auf jeden Fall wiederzusehen“, sie schaute ihm dabei in die Augen und fasste ihn kräftig an der Schulter.
Stanis` Herz schlug mit einem Mal höher, er hatte jetzt nicht nur seine Liebe, der er nachgehen wollte, er hatte sogar den Auftrag dazu. An diesem Abend schlief er glücklich ein, dann träumte er von Raka, sah sie vor sich und genoss ihr Lächeln, das sie ihm schenkte.
Kapitel 3 Die Mission
Die nächsten Tage hielt sich Stanis regelmäßig am See auf, aber Raka erschien nicht, auch wenn er es sich innig erhoffte und bei dem Gedanken, sie wiederzusehen, zitterte. Auch die darauffolgende Woche konnte er seiner Gruppe nur mitteilen, dass es ihm nicht gelungen war, Raka oder jemanden aus der anderen Gruppe zu treffen. Als er fast die Hoffnung aufgegeben hatte, erschien Raka, bemerkte ihn kaum, zog sich aus und ging schwimmen.
„Warum kommt denn niemand aus deiner Gruppe hier her?“
„Weil ich alleine den Platz kenne und ihn auch geheim gehalten habe. Es ist mein Platz“, und sie betonte dies durch das langgezogene „mein“.
Stanis konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Raka war faszinierend schön, hatte eine traumhafte Figur und war eine starke Frau, wie er sie sich immer erträumt hatte, und jetzt stand sie vor ihm und lachte über seine rudimentären Versuche, sie anzubaggern. Dabei versuchte er krampfhaft, sich nicht wieder zu verplappern und mit der Türe ins Haus zu fallen. Am liebsten wäre er ihr um den Hals gefallen und hätte sie geherzt und geküsst, aber dies würde wohl nie passieren.
„Diese faszinierende Frau wird mich nie lieben, ich bin für sie viel zu unwichtig“, dachte er, aber immerhin saß sie jetzt bei ihm und grinste ihn sogar an.
„Ich werde dich mitnehmen zu meiner Gruppe“, sie lächelte, „sie sollen dich ruhig mal kennenlernen, aber bilde dir ja nichts ein darauf. Wenn du willst, gehen wir gleich.“
Das Unterholz wurde dichter, der Wald verschloss sich zunehmend den neugierigen Blicken, dann Dornengestrüpp. Die Brombeeren rissen an seinen blanken Beinen, aber er folgte seinem Traum und der ließ keinen Schmerz zu. Dann traten sie auf eine Lichtung von der verschiedene Höhleneingänge zu sehen waren.
„Hier leben wir“, sie lächelte, dann rief sie ein für ihn unbekanntes Wort, vielleicht einen Code, und plötzlich füllte sich der Platz mit Menschen, die neugierig auf Stanis zugingen und ihn sogar berührten.
Eine Frau trat aus der Gruppe hervor. Offensichtlich hatte sie das Sagen, denn die Männer ließen ihr bereitwillig den Vortritt.
„Wer bist du und wen gibt es noch außer deiner Person?“
„Ich bin Stanis“, er schaute ihr in die Augen, „und hinter mir gibt es noch eine Reihe von Frauen und Männern, die sich seit langem schon versteckt halten.“
„Uns geht es sehr ähnlich, wir sind ebenfalls vor den KIs geflohen und haben bis heute überlebt, aber wir haben Pläne, diesen Zustand zu ändern.“
Stanis wurde hellhörig. Seine Gruppe hatte sich die ganze Zeit im Untergrund bewegt, aber sie hatten sich nie überlegt, etwas gegen die Unterdrücker zu unternehmen. Jetzt gab es Menschen, die sich wehren wollten, obwohl Stanis sich nicht vorstellen konnte, wie man effektiv gegen die Maschinen vorgehen könnte.
„Wir haben einen Plan“, begann die Chefin, „und wir haben auch entsprechend vorgesorgt, wir haben Waffen, die funktionieren.“
Stanis zeigte Erstaunen. Bisher kannte er den Widerstand nur ohne Aussicht auf Erfolg, da die üblichen Waffen von den KIs gesteuert und beherrscht wurden, aber hier gab es wohl eine andere Möglichkeit.
„Wir haben damals TNT versteckt und können dies direkt zünden. Es ist zwar gefährlich, dies direkt zu machen, da man sich eigentlich zu nahe am Explosionsherd aufhält, aber die Zündung kann durch die Maschinen nicht unterbrochen oder verhindert werden. Wir brauchen mutige Menschen, die dies riskieren würden, aber wir sind fast nur Frauen und ältere Männer“
„Und du“, fügte sie hinzu, „bist sportlich und schnell genug und würdest mit Raka ein unschlagbares Team bilden.“
Stanis, der zunächst kaum an einen möglichen Erfolg geglaubt hatte, sah auf einmal die Gelegenheit, mit Raka Held zu werden, und seine Brust schwoll.