Rätsel um den Berger-Hof - Viktoria Schwenger - E-Book

Rätsel um den Berger-Hof E-Book

Viktoria Schwenger

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Beschreibung

Der Student Kilian Berger verbringt mit seinen Freunden ein ausgelassenes Wochenende auf dem Bauernhof seines Großvaters im bayerischen Oberland. Die jungen Leute mischen den Hof ganz schön auf, als sie das Kamelpaar eines Wanderzirkus adoptieren. Diese Tiere locken die hübsche Tierärztin Tonia an. Zum Ärger von Kilians Freundin Fricky verlieben sich Tonia und Kilian, der das Landleben immer mehr vermisst. Doch die Dorfbewohner protestieren gegen die Kamele und Fricky spinnt gefährliche Intrigen. Als Tonia und Kilian sich ihre Liebe eingestehen, sehen sie sich vielen Widerständen gegenüber. Zudem umgibt den Berger-Hof ein dunkles Geheimnis. Das junge Paar steht vor einer schweren Belastungsprobe …

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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2013

© 2013 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Titelfoto: © Spiber – Fotolia.com (oben) und Kzenon – Fotolia.com (unten)

Lektorat: Iris Erber, Aistersheim

Satz und Datenkonvertierung: SATZstudio Josef Pieper, Bedburg-Hau

E-Book ISBN 978-3-475-54282-4 (epub)

Viktoria Schwenger

Rätsel um den Berger-Hof

Der Student Kilian Berger verbringt mit seinen Freunden ein ausgelassenes Wochenende auf dem Bauernhof seines Großvaters im bayerischen Oberland. Die jungen Leute mischen den Hof ganz schön auf, als sie das Kamelpaar eines Wanderzirkus adoptieren. Diese Tiere locken die hübsche Tierärztin Tonia an. Zum Ärger von Kilians Freundin Fricky verlieben sich Tonia und Kilian, der das Landleben immer mehr vermisst.

Doch die Dorfbewohner protestieren gegen die Kamele und Fricky spinnt böse Intrigen. Als Tonia und Kilian sich ihre Liebe eingestehen, sehen sie sich vielen Widerständen gegenüber. Zudem umgibt den Berger-Hof ein dunkles Geheimnis. Das junge Paar steht vor einer schweren Belastungsprobe …

1

»Geh, Kilian! Tu deine Finger aus dem Teig!«

Maresa, die mit dem Rührgerät Butter, Eier und Zucker für einen Kuchen anrührte, klopfte ihrem Sohn auf die Hand.

»Aber wenn es halt so gut schmeckt, Mama!« Kilian leckte sich genüsslich die Finger ab. »Was für ein Kuchen wird das denn? Vielleicht so ein russischer Zupfkuchen?«

»Nein! Ein Zitronen-Mohn-Kuchen, den magst du doch so gern!«, erwiderte seine Mutter. »Gib mir mal die Tüte mit dem Mohn rüber. Da drüben steht sie!« Sie deutete mit dem Kopf auf den großen Tisch in der geräumigen Küche. »Und der Opa mag ihn auch!«

»Wo steckt er denn, der alte Ben?«, fragte Kilian und tauchte noch einmal mit dem Finger in den Teig. »Ich hab ihn heut noch gar net g’sehen!«

»Ich weiß es net. Er ist schon ganz früh aus dem Haus, gleich nach dem Frühstück, vielleicht hinaus in den Wald.«

»Am besten wär’s, er tät draußen bleiben. Ich mein nur, weil heut wieder die ganze Bagage daherkommt!«, fügte er erklärend hinzu.

»Jetzt red mal net so respektlos von deinem Großvater, Kilian«, tadelte Maresa ihren Sohn. »Immerhin ist er der Herr im Haus!«

»Aber wenn er sich immer gleich so aufregt, nur weil es mal lustig wird!«

»Lustig? Er kann halt den Krach net vertragen, den ihr macht.«

»Das ist doch kein Krach! Das ist Musik!«

»Was ihr so Musik nennt! Dieses Hottentotteng’schrei!« Maresa schüttelte den Kopf.

Kilian brummelte etwas Unverständliches vor sich hin, während Maresa den Teig in eine Form füllte und diese in den Backofen stellte.

»Wie du wieder ausschaust, Kilian!« Sie ging zur Tür und holte aus dem Regal daneben eine Haarbürste. »Lass dich wenigstens mal kämmen, Bub!«

»Geh, hör auf, Mama!«, wehrte Kilian lachend ab. »Ich bin doch kein kleines Kind mehr.« Er wand seiner Mutter die Bürste aus der Hand und fuhr sich mit der Hand durch sein verwuscheltes, rotblondes Haar. »Das hat man heut so!«

»Aha! Das hat man heut so, dass einem die Haare hochstehen wie einem zerrupften Gockel.«

»Klaro! Ich tu mir extra Zuckerwasser rein, damit sie schön steif sind. Magst mal probieren?« Er streckte seiner Mutter den Kopf hin.

Maresa schüttelte sich. »Bäh! Und rasiert bist auch net, ich glaub schon seit drei Tagen nimmer!« Trotz des Tadels schaute sie ihn liebevoll an. Plötzlich musste sie lachen. »Und das Hosentürl hast auch offen!«

Kilian schaute an sich hinunter, dann zog er den nicht vorhandenen Bauch ein und schloss den Reißverschluss seiner zerschlissenen Jeans.

»Okay, jetzt passt’s wieder, oder?«

Maresa seufzte. »Ich bin neugierig, wann du mal erwachsen wirst!«

»Geh, Mama! Erwachsen bin ich noch lang genug! Machst auch einen Salat für uns?« Er legte den Arm um seine Mutter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

»Freilich! Wo ich doch so viel Salat im Garten hab, der wächst mir ja schon aus. Und von den Tomaten ist auch jede Menge reif!«

»Du bist halt doch die beste Mama auf der Welt«, Kilian drückte sie wieder an sich, Maresa konnte ein stolzes Strahlen nicht unterdrücken.

»Wann kommens’ denn, deine Freunde?«, fragte sie und machte sich an der Spüle zu schaffen.

»Die werden bald da sein!«

»Und die Fricky, kommt die auch mit?« Maresa verzog leicht das Gesicht.

»Klar! Ohne die Fricky geht nix«, gab Kilian zurück und schaute aus dem Küchenfenster. »Ich glaub, da sind sie schon. Heut werden’s fünf, Mama. Der Paul bringt noch einen Freund mit, den Hasso. Der ist aus Norddeutschland, glaub ich.«

»Hasso? So hat früher unser Hund geheißen. Hasso! Wie kann man ein Kind nur Hasso nennen, so ein armes, unschuldiges Würmerl!« Maresa schüttelte missbilligend den Kopf. »Studiert der auch Informatik?«

»Nein, irgendwas Langweiliges, ich glaub Jura. Ich schau mal raus, damit sie net wieder vor dem Haus parken, wo es dem alten Ben net g’fällt!«

»Du, der alte Ben ist immer noch dein Opa!« rief ihm Maresa noch warnend hinterher.

Kilian ging vor die Tür des schönen, stattlichen Bauernhauses und blickte zur Straße hin, die auf den Hof führte. Von dort rollte ein alter, etwas verbeulter VW Variant Kombi in einer undefinierbaren Farbe heran.

Es waren Kilians Freunde aus der Stadt und seine Freundin Fricky.

Kilian ging ihnen schnell entgegen und wies ihnen einen Parkplatz hinter dem Haus zu, auf dem Weg zum Stall und zur Scheune.

»Parkt’s lieber da hinten, net dass den Opa gleich noch mal der Schlag trifft, wenn er heimkommt«, rief er seinem Freund Paul zu, der das Auto lenkte.

Unter Gelächter schälten sich sechs Personen aus dem Wagen: Paul, Tommy und Wolfi, die Freunde aus der WG, Fricky, Kilians Freundin, und Hasso, den Kilian bereits aus der Stadt kannte. Dazu kam noch ein weiteres Mädchen. Recht eng musste es in dem Gefährt gewesen sein.

»Grüß dich, Kilian!« Paul klatschte Kilian in die Hand. »Wir haben noch ein Mädl mitgebracht, die haben wir gestern kennengelernt, die ist auch aus dem Norden, wie der Hasso, und ganz scharf auf’s Land. Wie sie gehört hat, dass wir heut zu dir rausfahren zum Feiern, da wollte sie unbedingt mit. Es macht dir doch nix aus, oder?« Er sah Kilian fragend an.

»Ach wo! Eine mehr geht schon!« Kilian zwinkerte Paul zu. Die anderen hoben inzwischen zwei Kästen Bier, einen Kasten Limo und zwei Körbe mit Essbarem aus dem Kofferraum.

»Guck mal, Kilian, ich hab heute extra was Besonderes für dich mitgebracht.« Fricky kam mit einem Korb auf Kilian zu. »Leeberkääs!«, meinte sie gedehnt. Alle lachten, denn Leberkäs war das Normalste, was man sich für eine bayrische Brotzeit vorstellen konnte.

Kilian legte den Arm um das Mädchen, das für ländliche Verhältnisse etwas abenteuerlich aussah: An den Oberarmen und am Dekolletee war sie tätowiert, an Ohren und Nase gepierct, selbst durch die Zunge hatte sie ein Piercing.

»Was hast du denn heute an?«, prustete Kilian los, als er Frickys Outfit sah. Sie hatte sich ein Mini-Dirndl angezogen, das zu den Tätowierungen extrem komisch aussah. »Wir sind doch hier nicht auf dem Oktoberfest!«

»Ja, aber auf dem Land! Schau, die Jacqueline hat auch ein Dirndl an.« Jetzt erst sah Kilian das andere Mädchen genauer an, das neben dem Auto stand und mit großen Augen um sich blickte.

Es war sehr groß und sehr schlank, in Bayern würde man respektlos »dürr« sagen.

»Hey, Jacky, komm doch mal her!«

Sie kam auf Kilian zu. »Hey, det ist echt geil hier!«

Sie schüttelte Kilian die Hand so kräftig, als müsste sie einen Pumpenschwengel bedienen. »Hoffe, es stört dich nicht, dass ick auch mitjekommen bin, wa’?«

An ihrer Aussprache war unverkennbar, dass Jacqueline aus Berlin kam.

»Nein, das geht schon in Ordnung! Hoffentlich gefällt’s dir hier bei uns.«

»Es ist supertoll! Wie aus ’nem Bilderbuch!« Sie blickte sich um, sah das behäbige alte Bauernhaus, weiß gestrichen mit grünen Fensterläden, die prachtvollen roten Geranien an den Fenstern und dann erst die Aussicht!

Der Berger-Hof stand auf einer Anhöhe außerhalb des Dorfes Weidach mit einem sagenhaften Blick über das hügelige, bayrische Oberland, das im Hintergrund von der imposanten Kulisse der Chiemgauer Berge begrenzt wurde. Heute, an diesem herrlichen Sommertag, war dieser Anblick besonders schön.

»Gefällt’s dir?«, fragte Kilian mit Stolz in der Stimme.

»Det ist echt super! Und det jehört alles dir?«, fragte sie fast neidisch.

»Nein, das gehört meinem Großvater«, entgegnete Kilian etwas verlegen.

»Aber dann erbst du mal alles, was?«

»Ach geh, hör auf! Ich bin doch ein Stadtmensch, was tät ich denn mit einem Bauernhof?«, gab er fast unwirsch zurück.

»Mir täte det jefallen!« Jacky bemerkte nicht, dass Kilian dieses Thema unangenehm war. »Ick liebe Tiere!«, gab Jacky noch schwärmerisch eins drauf.

»Ja, auf’m Bild vielleicht«, gab Kilian zurück. »Aber wenn’s dann mal ans Ausmisten geht, dann tät dir der Spaß wahrscheinlich schnell vergehen. Außerdem«, und damit hoffte er das Thema beenden zu können, »haben wir gar keine Viecher mehr. Die Landwirtschaft ist aufgegeben!«

»Wieso denn das?«, hörte sie nicht auf.

Kilian holte tief Luft, da zog Paul Jacqueline weg.

»Jetzt sei mal net so neugierig, des geht doch dich nix an! Hilf lieber mal, das Zeug in die Küche tragen zur Maresa, dem Kilian seiner Mama. Und frag ihr bitte net auch gleich wieder um ein Fünferl ein Loch in den Bauch. Das g’hört sich net bei uns!«

»Na, aber ick wollte doch nur …« Paul schnitt ihr das Wort ab. »Nix willst, hast mich verstanden?«

Sie folgten den anderen ins Haus und in die Küche, wo Maresa werkelte.

»Na, seid’s alle gut angekommen?«, fragte sie die jungen Leute, die jetzt die Küche bevölkerten.

Paul, Tommy und Wolfi und Fricky, Kilians Freundin, kannte sie bereits. Eigentlich hieß Fricky Friederike, doch der Name war ihr zu »spießig«. »Spießig« schien überhaupt Frickys Lieblingswort zu sein, zumindest benutzte sie es bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit.

Doch heute war noch ein langes, sehr schlankes Mädchen in einem Minidirndl mitgekommen, einem »Herrendirndl«, wie man spöttisch sagte, wenn eine Frau das Oberteil des Kleides beim besten Willen nicht ausfüllte. Neben ihr stand ein junger Mann, bei dessen Anblick Maresa sich kaum das Lachen verkneifen konnte. Er hatte sich, wohl für den Ausflug aufs Land, in eine karierte Kniebundhose gezwängt, die eher einer Überfall-Knickerbocker glich. Dazu trug er ein weißes Hemd und, Maresa traute ihren Augen nicht, eine getüpfelte Fliege! Er sah aus wie aus einem Witzblatt! Das konnte nur Hasso sein!

Fricky drängelte sich zu Maresa hin. »Ich hab heute Leberkäse mitgebracht, den kann man doch auch grillen, nicht wahr, Maresa? Hast du denn schon Kartoffelsalat gemacht?«

Maresa sah auf. »Nein, hab ich nicht! Ich mach euch heute eine große Schüssel mit gemischtem Salat, Kopfsalat, Gurken, Tomaten und so, ganz frisch aus dem Garten.«

Fricky zog einen Flunsch. »Och, ich hatte mich so auf einen Kartoffelsalat gefreut!«

»Na, dann machst halt noch einen!« Maresa zog ein Fach auf, in dem erdverkrustete Kartoffeln lagen. »Musst die Kartoffeln nur noch waschen und kochen. Kannst den Dampfkochtopf nehmen, dann geht’s ganz schnell!«, ermunterte sie das Mädchen.

»Ach nee, dann lieber nicht!«, meinte Fricky und betrachtete mit gerümpfter Nase die Kartoffeln.

Maresa schmunzelte. »Weißt, Fricky, so kommen die aus dem Boden, die sind net gewaschen wie die im Supermarkt. Sind aber bio.« Sie holte einige der Kartoffeln aus der Schublade und legte sie in die Spüle. »Also, dann mach ich euch halt noch einen Kartoffelsalat«, meinte sie gutmütig.

»Ei, super! Da freu ich mich!«

Maresa sah die schrille Fricky von der Seite an. Was der Kilian an der fand? Die hatte doch so gar nichts Liebes an sich, fand sie zumindest. Aber so ernst nahm sie Kilians »Gspusi« wiederum auch nicht; die beiden waren noch jung, und es war sicherlich nur eine vorübergehende Liebelei.

Wenn Maresa allerdings das Zungenpiercing von Fricky sah, grauste ihr immer wieder. Sie stellte sich das beim Küssen widerlich vor, so ein hinderliches Metall, oder noch schlimmer, beim Essen, wenn sich zum Beispiel das Sauerkraut so um diesen Nagel schlingt. Igitt, wie unappetitlich!

Schnell wandte sie sich ab, da kam auch schon der neue Gast, Hasso, auf sie zu und verbeugte sich zackig vor ihr. »Es freut mich sehr, Ihnen meine Aufwartung machen zu dürfen, Frau Berger!«

Maresa sah ihn erstaunt an. Aus welchem Jahrhundert war denn der gefallen?

»Ach geh, hier draußen sagen wir alle du zueinander! Ich bin die Maresa und du bist sicherlich der Hasso!« Sie verkniff sich noch zu sagen, »wie unser toter Hund«.

»Gerne! Also dann – Maresa!« Er machte wieder eine Verbeugung.

»Und wer bist du?« Sie wandte sich der Langen im Dirndl zu.

»Ich bin die Jacqueline, aber meine Freunde nennen mich einfach Jacky! Dann bist du also Kilians Mutter!« Sie schaute Maresa anerkennend an. Maresa sah mit ihren dunklen, halblangen Haaren sehr gut aus, etwas mollig, aber das passte wunderbar zu ihrem Dirndl in gedeckten Farben. »Ick wusste nicht, dass Bäuerinnen so gut aussehen!«

»Warum sollen denn die Frauen auf dem Land net gut ausschau’n?«, gab Maresa etwas spitz zurück. »Und außerdem bin ich keine Bäuerin, ich führe nur meinem Vater die Wirtschaft!«

»Ach was, ’ne Wirtschaft habt ihr auch noch?«, fragte Jacky erstaunt.

»Nein, keine Gastwirtschaft. Ich mein, ich führe meinem Vater den Haushalt und was so dazugehört!«

»Ach so. Und dann erbst du wohl mal alles!«

Maresa atmete tief durch, wie unverblümt neugierig das Mädchen war! »Vielleicht, wenn er net lieber alles der Kirche vermacht«, gab sie, kurz angebunden, zurück, und bevor Jacqueline noch weiter fragen konnte, meinte sie: »Jetzt geht ihr am besten alle raus und baut draußen mit dem Kilian zusammen die Tische und Bänke auf und zündet den Grill an, ich mach derweilen den Kartoffelsalat.«

»Und einen super guten Kuchen hat meine Mutter auch noch gebacken!«, hörte sie Kilian stolz sagen, als sie zusammen die Küche verließen.

»Sinds’ endlich alle draußen?« Benno Berger kam in die Küche, gestützt auf seinen Krückstock.

Maresa drehte sich zu ihrem Vater um.

»Ja, sie bauen draußen auf, zum Grillen. Soll ich dir ein Schnitzel braten, Vater? Salat ist genug da und Kartoffeln koch ich grad. Wenn du magst, mach ich dir ein paar Bratkartoffeln zum Fleisch dazu.«

Benno setzte sich an den Tisch und schaute auf den riesigen Weidling voll Salat und auf den noch warmen Kuchen.

»Dass du dir nur immer so viel Arbeit machen magst«, er schüttelte missbilligend den Kopf.

»Ach geh, Vater! Das macht mir doch Freude. Was glaubst, wie denen das schmeckt! Wahrscheinlich essens’ drin in der Stadt nur Hamburger bei McDonalds oder Pizza. So was Frisches kriegen die bestimmt net oft. Und die Getränke und das Fleisch bringens’ ja eh mit.« Dabei verschwieg sie dem Alten, dass sie vorsorglich beim Metzger im Dorf Grillkoteletts und Würstl gekauft hatte, denn dem Fleisch, das die aus dem Supermarkt mitbrachten, misstraute sie gründlich nach all den Lebensmittelskandalen, von denen man in den Zeitungen las oder im Fernsehen hörte: Von Vogelpest bis Schweinegrippe, von Rinderwahnsinn bis Gammelfleisch, und jetzt hatte man auch noch Pferdefleisch in Fertiggerichten gefunden! Pferdefleisch war ja an sich nichts Schlechtes, aber es war eben ein Betrug am Verbraucher.

Beim Dorfmetzger wusste man, woher das Fleisch stammte. Da hing jede Woche eine Tafel mit dem Namen der Kuh und des Hofes, von dem das Tier stammte. Früher hatte der Metzger auch bei ihnen Kühe und Schweine gekauft und selbst im Schlachthaus geschlachtet. Da wusste man um die Qualität des Fleisches.

Neben der Tafel mit der Kuh hing beim Metzger Grasser noch eine andere Tafel:

»Das Wort ›Vegetaria‹ kommt aus dem Indianischen und heißt: Zu blöd zum Jagen!«

Das hatte der Otto, der Sohn des Metzgers, aufgehängt, und Maresa hatte herzlich gelacht, als sie es zum ersten Mal gelesen hatte.

Vegetarier waren hier auf dem Land die wenigsten, wenn man auch nicht mehr so viel Fleisch aß wie früher, als die Bauernarbeit noch härter gewesen war.

Sie seufzte, wenn sie an früher dachte, an ihre Kindheit, als der Hof noch voll bewirtschaftet gewesen war: Der Stall voller Rinder und Schweine, im Hühnerhof kratzten die Hennen, und ein stolzer Gockel krähte. Draußen, auf der Weide, hatte der Vater Schafe gehalten, und die Felder ringsum hatte er zusammen mit seinem Sohn, Benno junior, der den Hof einmal übernehmen sollte, bestellt.

Dann war alles anders geworden, ein Schicksalsschlag nach dem anderen war über die Familie gekommen.

Maresa wendete die Schnitzel in der Pfanne, legte einige der gekochten Kartoffeln dazu und briet sie in Butterschmalz knusprig braun. Dann verteilte sie das Essen auf zwei Teller und stellte sie auf den Tisch. Benno war in die Zeitung vertieft.

Sie betrachtete gedankenvoll ihren Vater. Er sah immer noch gut aus, auch wenn sein Haar in den letzten Jahren schlohweiß geworden war. Früher war er ein ausnehmend schneidiger Mann gewesen und stolz dazu. Wie ein König in seinem Reich hatte er auf dem Hof geherrscht. Die Mutter hatte es mit ihm sicher nicht immer leicht gehabt. So wie nun sie, Maresa.

Jetzt jedoch hatte er einen bitteren Zug um den Mund, sah müde aus und war noch schwieriger geworden als damals, nach dem Tod der Mutter. Fast nichts konnte man ihm recht machen.

»Iss doch, Vater! Sonst wird’s Essen kalt, wär schade drum.«

Brummend legte er die Zeitung beiseite und begann zu essen.

»Schmeckt’s dir?«

Er nickte nur.

Maresa schaute aus dem Fenster. »Heut gegen Abend soll’s zu regnen anfangen, hat der Wetterbericht gesagt.«

»Mhm, kann schon sein«, brummte ihr Vater. Er schien heute mal wieder nicht zum Reden aufgelegt zu sein.

Maresa stand auf und stellte ihren Teller in die Geschirrspülmaschine. »Lass dir nur Zeit mit dem Essen, Vater. Ich schau mal raus zu dem Jungvolk, was die da so treiben.«

»Ja, das wird gut sein. Die haben eh nur Blödsinn im Kopf.«

»Ach geh, Vater! Sie sind halt jung, vergiss net, dass du auch einmal jung warst!«

»In dem Alter, da hab ich auf dem Hof gearbeitet, da sind mir die Flausen schon vergangen.«

Maresa entgegnete nichts, doch sie wusste aus früheren Erzählungen von der Mutter und auch aus dem Dorf, dass ihr Vater in jungen Jahren ein rechter Hallodri gewesen sein soll. Kein Rock war vor ihm sicher, und er war eine begehrte Partie gewesen bei den Bauerntöchtern der Gegend. Schlussendlich hatte er dann die Mutter geheiratet, die keine reiche Bauerntochter gewesen war, sondern nur aus einem kleinen Hof aus der Gegend des Chiemsees stammte. Wo die Liebe halt hinfällt!

Die Ehe zwischen dem selbstbewussten Mann und der eher ruhigen, sensiblen Barbara war trotz aller Vorhersagen gut gewesen, was allerdings bei dem sanften, nachgiebigen Wesen Barbaras kein Wunder war.

Zwei Jahre nach der Hochzeit war sie, Maresa, auf die Welt gekommen; dann hatte es einige Jahre gedauert, bis endlich der ersehnte Stammhalter, Benno junior, geboren wurde. Doch ab seiner schweren Geburt war die Mutter kränklich geworden, und so war es gut, dass Maresa sechs Jahre älter als ihr Bruder war. So konnte sie sich um ihn kümmern, und das tat sie auch gerne. Sie hatte ihn sehr lieb gehabt. Maresa seufzte in der Erinnerung daran und an das, was später noch an Schicksalsschlägen die Familie getroffen hatte, gerade so, als wäre mit dem Tod der Mutter der gute Geist des Hauses fortgegangen.

Maresa ging hinter das Haus, um zu sehen, was Kilian und seine Freunde trieben. Sie hatten in der offenen Scheune Biertische und Bänke aufgestellt, und auf einen der Tische hatten sie die mitgebrachten Würstl und Frickys Leberkäse platziert.

»Passt auf, dass euch die Katze nix anfrisst«, meinte Maresa mit einem Blick auf die graue Hofkatze Mimi, die um den Tisch schlich und sich bereits das Maul leckte. »Warum habt ihr denn nicht draußen gedeckt, es ist doch so schönes Wetter? Und ein Sonnenschirm ist auch da, falls es euch zu heiß wird.«

Die jungen Leute verharrten unschlüssig und sahen fragend auf Kilian.

»Ja, jetzt ist es schon noch schön, Mama, aber der Wetterbericht sagt für später Regen voraus, und dann müssen wir wieder alles umräumen. Da hab ich mir gedacht, wir gehen gleich in die Scheune.«

»Macht es, wie ihr wollt, aber blitzblank aufräumen, das müsst ihr schon hinterher!«

»Klar, Maresa!«, scholl es zurück. »Sie können sich darauf verlassen, Frau Berger«, versicherte Hasso, und auch Jacky versprach es eifrig. »Mach dir keene Sorgen, es wird alles aussehen wie vorher, wenn wir zurückfahren!«

»Ich will’s hoffen! Du weißt, Kilian, dass der Großvater sonst grantig wird! Ihr Mädels, ihr könnt jetzt die Salate holen!«

Benno hob nur kurz den Kopf, als Maresa mit den beiden in die Küche kam, aber als die Mädchen, mit den Schüsseln beladen, wieder draußen waren, fragte er mürrisch: »Hat er jetzt noch so eine Zupfgeigen? Da schaut ja eine wilder aus wie die andere!«

»Ach geh, Vater! Ja, die Fricky, die schaut schon ein bisserl verrückt aus, aber die andere, die Jacqueline, die ist eigentlich ganz nett, find ich. Eine Berlinerin halt mit einem flotten Mundwerk.«

»Wie heißt die?«

»Scha-ke-line!« Maresa sprach es extra deutlich für den Vater aus.

»Was? Dakeline?« Er zog die Stirn kraus.

»Nein«, lachte Maresa. »Jacqueline! Die kommt sicher aus dem Osten, da habens’ ihren Kindern solche Namen gegeben wie Jacqueline oder Kevin oder so.« Der Alte schüttelte den grauen Kopf.

»Na ja, es kann halt net jeder Sepp oder Benno heißen! Aber mit Maresa habt ihr euch ja auch einen besonderen Namen für mich ausgedacht, oder nicht?«

»Das war der Mama ihr Wunsch, das wollt ich ihr net abschlagen, nachdem du ein Mädel warst. Beim Benno, da war es klar, dass der Benno heißen wird – so wie ich und wie mein Vater und mein Großvater auch schon Benno geheißen haben.« Er faltete die Zeitung zusammen. »Aber so wie es jetzt ist …« Schwerfällig stand er auf, nahm seinen Stock und schlurfte zur Tür. »Wie lang glaubst denn, dass die da bleiben?«

»Ich weiß es net genau, aber es ist ja auch egal, oder?«

»Na ja, egal ist es net. Bei dem Krach, den die machen, kann man ja kein Aug zutun!«

»Also, Vater, jetzt ist erst Nachmittag, da wirst net schon ins Bett gehen, oder?«

Durchs Fenster sah sie, wie er zum hinteren Hof ging, wo die Brutzelei am Grill schon in Gange war.

Kurze Zeit danach kam Kilian aufgebracht in die Küche. »Mei, wie mich der aufregt, Mama! Schon wieder hat er rumgebelfert, wir sollen den Grill aus der Scheune raustun und draußen grillen. Es könnt die Scheune ja Feuer fangen, wenn ein Funken wegspringt. Als wenn wir kleine Kinder wären!« Er verdrehte genervt die Augen.

»Na ja, ganz unrecht hat er net, der Großvater. Schnell ist was passiert, und das Wetter ist doch noch schön, stellt halt in Gottes Namen den Grill raus ins Freie. Ist doch eh schöner, oder?«

»Okay!«, regte sich Kilian ab. »Mhm, der Kuchen schaut gut aus! Da freu ich mich schon drauf. Gell Mama, du machst uns doch später noch einen Kaffee, oder?« Er sah sie mit einem Blick an, von dem er genau wusste, dass sie ihm nichts abschlagen konnte.

Maresa hätte ohnehin Kaffee gemacht. Sie wollte, dass Kilian sich wohlfühlte hier draußen mit seinen Freunden. Sie freute sich, wenn er an den Wochenenden aus der Stadt hierher kam, nachdem sie ihre Wohnung in München aufgegeben hatte und wieder hier wohnte, um dem Vater den Haushalt zu führen.

Was würde Kilian hier draußen schon gefallen, alleine bei ihr und dem alten, grantigen Großvater? Da musste sie die Freunde schon in Kauf nehmen. Abgesehen davon, sie mochte die jungen Leute, die etwas Leben auf den Hof brachten, auf dem sie und ihr Vater alleine lebten. Nur die Katze Mimi gab es noch.

Hinterm Haus war die Party in vollem Gange. Aus einem Radio klang lautstark Musik, der Grill rauchte, und Paul betätigte sich als Grillmeister.

»Ach, ist det super hier!«, schwärmte Jacky. »Hier fühl ick mir so richtig wohl! Gut, dass ick euch gestern kennenjelernt habe!«

»Was studierst’n du eigentlich?«, fragte Kilian, der sich gerade reichlich von Mutters Kartoffelsalat auf seinen Teller häufte.

»Medizin«, gab Jacky mit vollem Mund zurück.

»Und? Gibt’s das in Berlin an der Uni net?«

»Na klar, gibt es det auch in Berlin. Aber ich wollte mal weg von zuhause.«

»Und? Gefällt’s dir da bei uns?«

»Na ja, es geht so! Muss mich noch etwas eingewöhnen. Die Bayern, det sind so ein bisschen Sturköppe, weißte!

»Hey, jetzt hör aber auf! Und außerdem, an der Uni in München gibt’s so viele Preußen und andere Ausländer, da wirst schon welche finden, die keine Sturköpf sind, oder?«

»Und was machst du, Kilian?«

»Ich studier Informatik!«

»Was machste denn mit Informatik auf ’nem Bauernhof?«

»Fangst schon wieder an! Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich mit dem Bauernhof da nix zu tun hab. Ich bin nur da, weil meine Mama da ist und sie sich freut, wenn ich am Wochenende gelegentlich rauskomm.«

»Aber wer erbt denn dann mal alles hier? Ist doch’n toller Besitz, nicht? Schade, dass keine Tiere mehr hier sind. Deine Mutter, die könnte hier ’ne kleine Fremdenpension aufmachen!« Sie stand auf und holte sich eine Wurst vom Grill.

»Da hat sie eigentlich recht, Kilian«, meinte jetzt auch Fricky, die eng an Kilian gedrängt auf der Bank saß. »Da hättet ihr ein Zusatzeinkommen, und Platz genug habt ihr ja!«

»Jetzt reicht es aber!«, gab Kilian ärgerlich zurück. »Kannst du dir hier Gäste vorstellen, mit dem Opa? Der tät die gleich am ersten Tag vergraulen. Und Geld brauchens’ net, glaub ich wenigstens. Aber was kümmert euch der Hof da?«

»Musst nicht gleich eingeschnappt sein, ich mein ja nur«, schmollte Fricky. Sie schmiegte sich eng an Kilian. »Ich bin müde von dem vielen Essen.« Sie warf ihm einen verliebten Blick zu und deutete mit dem Kinn auf den Heuboden. »Bist du nicht auch müde?«

»Nein, ich hab keine Lust«, wehrte Kilian ab »und außerdem – wir sind ja nicht alleine da.« Er sah auf die anderen.

»Aber davon brauchst du dich doch nicht aufhalten lassen«, flüsterte ihm Fricky ins Ohr.

»Ich hab gesagt, ich mag net«, gab Kilian barsch zurück, worauf Fricky einen beleidigten Schmollmund zog.

Kilian stand auf und schlenderte vors Haus, von wo man einen Blick auf die Wetterseite hatte. Weit hinten ballten sich graue Wolken am sommerlich blau-weißen Himmel zusammen. Vermutlich hatte der Wetterbericht recht und es würde später noch Regen oder ein Gewitter geben. Schwül genug war es, vielleicht machte ihn auch das so gereizt.

Irgendwie war er missmutig, die Fragerei dieser Jacky und dann auch noch Fricky hatten ihm die anfänglich gute Laune verdorben. Mädchen konnten manchmal echt nervend sein. Doch im Innersten musste er sich eingestehen, dass er sich ähnliche Fragen auch schon insgeheim gestellt hatte.

Alles hatte sich verändert in den letzten Jahren. Von der ersten Klasse Grundschule bis zum Abitur hatte er mit der Mutter in der Stadt gewohnt, und sie waren nur selten aufs Land gefahren, nach dem Tod und dem Begräbnis von Onkel Benno eigentlich gar nicht mehr. Bevor er in die Schule gekommen war, hatten sie hier auf dem Hof gewohnt, die Großmutter war schon gestorben, aber an seinen Onkel Benno erinnerte er sich gut!

Das war ein lustiger Bursch gewesen, und er, Kilian, hatte sehr an ihm gehangen. Selbst der Großvater war damals noch umgänglicher gewesen.

Irgendetwas musste damals geschehen sein. Für ihn urplötzlich hatte seine Mutter ihr Zeug gepackt, war mit ihm in die Stadt, in eine kleine Wohnung in Haidhausen, gezogen und hatte dort eine Stelle als Hauswirtschafterin in einem Seniorenheim angenommen. Auf Fragen antwortete sie nur ungern. »Das verstehst noch net, Kili«, hatte sie gemeint. »Das erzähl ich dir später mal, wenn du erwachsen bist.«

Er erinnerte sich noch gut, wie schwer er sich anfangs an das Leben in der Stadt gewöhnt hatte, an die Schule, an der er nachmittags in den Hort gehen musste, weil die Mutter arbeitete. Das war ein völlig anderes Leben als auf dem Land, und er war ein unglücklicher kleiner Bub gewesen.

Doch im Laufe der Jahre hatte er sich eingewöhnt, hatte Freunde gefunden, und heute, als Student, zusammen mit Paul, Tommy und Wolfi in der Wohngemeinschaft, fand er es gut in der Stadt.

Plötzlich stand Jacky neben ihm.

»Entschuldige Kilian, ick wollte dir nicht ärgern mit meiner Fragerei. Ick weiß, dass ick damit manchmal auf die Nerven falle, aber es ist nicht böse gemeint. Weißt du, es ist nicht leicht, so alleine hier zu leben. Ick bin ja noch nicht lange hier in Bayern und habe noch keine Freunde gefunden.«

»Ist schon gut, Jacky. Wir Bayern, wir mögen halt das Aufdringliche net so, verstehst? Aber – es ist schon okay«, fügte er versöhnlich hinzu, als er Jackys trauriges Gesicht sah. »Schaut nett aus dein Dirndl«, meinte er noch, um ihr eine Freude zu machen.

»Na, ein bisschen verkleidet komme ick mir schon vor«, jetzt lachte sie bereits wieder. »Und es fehlt die Oberweite«, meinte sie selbstkritisch und sah an sich herab. »So ein Dirndl sieht an jemandem wie deiner Mutter ganz anders aus. Die ist ja wirklich nett, nicht?«

»Meine Mama, die ist super!«, bestätigte Kilian. »Schau mal, Jacky, siehst du da unten den kleinen See? Das ist unser Badesee, und wir haben sogar einen eigenen Badesteg, weil unser Grund bis an den See reicht. Wenn ihr Lust habt, könnten wir zum Schwimmen gehen, wenn ihr Badezeug dabei habt.«

»Haben wir«, freute sich Jacky. »Aber wenn ick keines dabei hätte?«, dabei sah sie Kilian kokett von der Seite an.

»Dann müssten wir warten, bis es dunkel ist. Im Dorf sehens’ die Nacktbaderei net so gern, und dem Opa tät es auch net gefallen. Der will keinen Ärger haben.«

»Okay! Dann lass uns doch nach dem Kaffeetrinken runtergehen zum Schwimmen!« Sie strahlte Kilian an, und er fand sie eigentlich ganz nett. Wenn sie nur net so grauslich reden tät!

Als sie zu den anderen zurückgingen, sah Fricky sie ärgerlich an. »Wo habt ihr zwei euch denn rumgetrieben?«, fragte sie spitz.

»Wir haben nach dem Wetter Ausschau gehalten, und dann haben wir beschlossen, dass wir alle nach dem Kaffee runter zum Baden gehen – wenn es bis dahin nicht regnet und wenn ihr Badezeug dabei habt«, meinte er mit vielsagendem Blick zu Fricky.

»Mein Gott, seid ihr spießig hier«, Fricky sah ihn verächtlich an. »In München, im Englischen Garten, da liegen die Nackten frei herum, und kein Mensch stört sich dran!«

»Wir sind aber net im Englischen Garten«, gab Kilian scharf zurück. »Und hier muss man sich halt an die Gepflogenheiten halten! Aber wenn es gar so wichtig ist für dich, dann können wir immer noch, wenn es dunkel ist, runtergehen – ohne Badeanzug, wenn du es unbedingt willst.«

»Das nenn ich doppelte Moral, also echt spießig«, ereiferte sich Fricky wieder, doch das aufkeimende Streitgespräch wurde unterbrochen, da Maresa eine große Kanne voll duftendem Kaffee aus dem Haus brachte.

»Kaffeepause!«, rief sie. »Kilian, kannst schon mal den Kuchen anschneiden.« Sie sah prüfend zum Himmel. »Ein bisserl wird das Wetter schon noch aushalten, glaub ich. Aber spätestens am Abend wird’s regnen, wenn net gar ein Gewitter kommt. Schwül genug wär’s!« Mit Freude sah sie, wie sich die jungen Leute über den Kaffee und den Kuchen hermachten.

»Tragt’s mir dann bitte das Geschirr in die Küche und macht’s die Musik net gar so laut. Sonst schimpft der Großvater, gell, Kilian?«

»Ja, ja, ich weiß schon!«, gab Kilian, auf beiden Backen kauend, zurück.

»Der alte Herr scheint ja nicht begeistert zu sein von unserem Besuch«, ließ sich Hasso vernehmen.

Kilian atmete tief durch. »Das darf man net so tragisch nehmen. Er ist halt ein bisserl z’wider, der Opa! Aber wenn ihr Lust habt, können wir nach dem Baden nach Abertsham fahren, das ist das nächste Dorf nach Weidach, in eine Disco.«

»Was, ’ne Disco habt ihr auch hier?« Jacky staunte.

»Klar! Meinst, dass wir auf der Brennsupp’n daherg’schwommen sind? Da geht’s richtig zur Sache! Da wird getanzt wie der Lump am Stecken«, grinste Kilian. »Gell, Fricky«, er legte den Arm um seine Freundin und küsste sie auf die Wange.

Fricky lachte etwas schrill. »Da geht echt die Post ab, Jacky. Von wegen Land und so! Kein bisschen spießig!«

»Aber vorher müssen wir noch aufräumen. Paul, Tommy, Wolfi«, er stand auf und klatschte in die Hände. »Auf geht’s! Ich möcht keinen Ärger haben mit der Mama und mit dem Großvater schon gleich gar net!«

Eine knappe Stunde später hatten sie den Grillplatz aufgeräumt, die Abfälle in Säcke gestopft und das schmutzige Geschirr und die Reste vom Essen in die Küche getragen.

»Seid ihr schon fertig mit Grillen?«, fragte Maresa erstaunt.

»Ja, wir wollen noch runter zum Weiher zum Baden, und später fahren wir nach Abertsham in die Disco. Ist dir doch recht, Mama, oder? Dann ist auch wieder Ruhe am Hof. Nur die Bänke und Tische, die haben wir noch in der Scheune stehen lassen, vielleicht kommen wir später nochmal zurück.«

»Aber seid vorsichtig beim Fahren, Kilian! Ihr habt doch alle was getrunken.«

»Ich nicht, Maresa! Ich hab nur Spezi getrunken«, beruhigte Paul sie. »Und dabei bleib ich auch, versprochen! Ist doch klar, wenn ich am Steuer bin!«

Maresa nickte erleichtert.

»Erst gehen wir runter zum Baden, und dann kommen wir nochmal rauf und holen das Auto.«

»Passt ihr denn da alle rein?«, fragte Maresa zweifelnd.

»Wir drücken uns halt ein bisserl z’samm.« Kilian nahm rechts und links eines der Mädchen und drückte sie eng an sich. »Schau, so!« Alle lachten, auch Maresa. Sie sah ihren Sohn an, den die beiden Mädchen anhimmelten. Wenn sie noch jung wäre, täte sie sich glatt in ihn verlieben!

»Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum«, dachte sie für sich. Da hat er was von seinem Großvater in jungen Jahren und erst recht von seinem Onkel Benno – und von seinem Vater auch! Aber das dachte sie nur im Stillen, für sich, denn wer Kilians Vater war, das hatte sie stets für sich behalten.

Nach einer Weile hörte sie fröhliches Gelächter, und aus dem Küchenfenster spähend, sah sie die Gruppe über die Wiese hinunter zum See schlendern.

»Wo gehens’ denn jetzt hin?« Benno war in die Küche gekommen und sah, ebenso wie Maresa, zum Fenster hinaus.

»Sie gehen zum Baden runter an den See und später vielleicht in die Disco in Abertsham.«

»Nix wie Vergnügen haben die im Kopf!«, brummelte der alte Mann.

»Aber geh, Vater! Es ist doch Wochenende, unter der Woche müssens’ genug lernen und arbeiten an der Uni.«

»Als wenn das auch eine Arbeit wär! Und Informatik! Als wenn man damit was G’scheites anfangen könnt!«

Maresa antwortete nicht darauf, sie hatte keine Lust, sich mit ihrem Vater zu streiten. Doch es lag ihr auf der Zunge zu sagen, dass vielleicht alles anders verlaufen wäre, hätte er damals nicht …

Doch sie wandte sich nur mit einem Seufzer ab. »Auf jeden Fall hast abends deine heilige Ruhe, wenn’s alle wieder weg sind!«

Sie waren am See angekommen.

»Da ist unser Badesteg!« Kilian deutete auf einen Holzsteg, der halb vom Schilf verborgen war. »Und umziehen könnt ihr euch da hinten, hinterm Gebüsch.« Fröhlich und ungeniert zogen alle ihre Kleider aus und ihre Badehosen und Badeanzüge an. Was heißt Badeanzüge! Fricky zog aus ihrer Jeanstasche ein winziges buntes Etwas heraus und band es sich um die Hüften. Es war ein Mini-Tanga, von dem nur vorne ein kleines Dreieck zu sehen war, das war alles!

»Oberteil werde ich doch wohl keines brauchen, oder? Jedenfalls bin ich nicht nackt, da kann sich niemand aufregen!«, meinte sie und sah keck in die Runde. Die Burschen grinsten.

Jacky hatte einen Bikini angezogen, mit Oberteil für ihren kaum vorhandenen Busen.

»Auf geht’s, ins Wasser!« Kilian war mit einem eleganten Hechtsprung vom Steg aus ins Wasser gesprungen, Paul, Tommy und Wolfi hinterher. Nur Hasso stand noch am Ufer, in einer blau-weiß geringelten Badehose bis zum Knie.

»Wo gibt’s denn so was zu kaufen?«, flüsterte Jacky Fricky zu.

»Wahrscheinlich beim Kostümverleih«, kicherte Fricky.

Hasso stieg vorsichtig ins Wasser, dann ließ er sich mit einem Bauchplatscher fallen und schwamm den anderen hinterher.

»Recht sportlich ist der nicht«, lästerte Fricky, »und so blass! Komm, gehen wir auch rein, sonst schwimmen uns die anderen davon.« Bereits ziemlich weit draußen sahen sie die Köpfe der fünf, die offensichtlich ans andere Ufer schwimmen wollten.

»Ach nein, ich kühl mich nur ein bisschen ab und lege mich in die Sonne.«

Nachdem sich die beiden Mädchen unter Quietschen und Kreischen nass gespritzt hatten, setzten sie sich ins Gras am Ufer.

»Ick finde es so schön hier«, schwärmte Jacky. »Die Berge, der See, die Sonne! Einfach herrlich!«

»Ja, es ist wunderschön«, stimmte ihr Fricky zu. »Wenn wir erst mal verheiratet sind, Kilian und ich, dann werden wir sicher jedes Wochenende hier sein, – oder zumindest jedes zweite«, fügte sie schnell hinzu.

»Was? Ihr heiratet? Wann denn?«, schoss es überrascht aus Jacqueline heraus.

»Irgendwann! Erst muss Kilian sein Studium fertigmachen und ich meine Modeschule. Aber ich habe so meine Träume!«

»Ach so! Es sind nur Träume.«

»Nicht nur Träume. Das ist schon ganz konkret!«

»Wie? Hat dir der Kilian ’nen Heiratsantrag jemacht?«, fragte Jacky neugierig.

»Na, hör mal, so was ist doch total spießig. Wir wissen es eben, dass wir zusammengehören!«

Na, hoffentlich weiß es Kilian auch, dachte Jacky bei sich, sagte aber nichts. »Eigentlich schade, dass der Kilian nichts mit dem Bauernhof zu tun hat«, meinte sie stattdessen.

»Sicher erbt er ihn mal, wer denn sonst? Es gibt doch nur noch die Maresa und ihn!«, gab Fricky zurück.

»Vielleicht die Kirche? Maresa hat da so ’ne Andeutung jemacht.«

»Ach geh«, Fricky lachte wieder etwas schrill. »Das hat sie doch nur aus Spaß gesagt. Du musst nicht alles glauben, was so gesagt wird.« Jacky blinzelte in die Sonne.

»Aber mit Informatik kann Kilian hier nicht viel anfangen. Warum studiert er denn ausgerechnet Informatik?«, fragte Jacky weiter.

»Was weiß ich! Weißt du, der Kilian ist in der Stadt aufgewachsen, seine Mutter hat dort gearbeitet. Früher, als er klein war, da haben sie hier auf dem Land gewohnt. Aber dann ist irgendetwas passiert, was, das weiß ich auch nicht, nicht einmal Kilian weiß es. Es ist so eine Art Familiengeheimnis.«

»Echt? Det ist ja richtig spannend. Da könnte man glatt ’nen Roman drüber schreiben: ›Das Geheimnis vom Berger-Hof‹ oder so ähnlich. Weißt du, so mit Liebe und Triebe und Mord und Totschlag.«

»Jetzt geht aber deine Fantasie mit dir durch. Vielleicht auch noch mit einem Wilderer und einem Jäger«, spottete Fricky. Sie hatte sich aufgerichtet und begonnen, ihren Busen mit Sonnencreme einzureiben.

Plötzlich stockte sie. »Jacky, schau mal da rüber, zu dem Busch auf der rechten Seite«, flüsterte sie.

»Wo? Welcher Busch?«

»Pst! Nicht so laut! Dort, hinter dem Busch, da steht ein Mann und gafft uns an!«

Jacky stand auf und sah zu dem Gebüsch. Da kam ein Mann in einer blauen Latzhose hervor, ein ziemlich großer, kräftiger Kerl. Der Oberkörper war nackt und glänzte verschwitzt, dunkle Locken, die schon etwas grau wurden, hingen ihm ins Gesicht, und er trug einen wilden Bart. Er hielt eine Heugabel in der Hand und ging mit schweren Schritten direkt auf die beiden Mädchen zu. Fricky hielt ängstlich Ausschau nach den Freunden. Sie sah sie zum diesseitigen Ufer zurückschwimmen, allerdings waren sie noch ziemlich weit entfernt. Schnell bückte sie sich und zog ihr T-Shirt über.

»Was macht ihr denn da?«, herrschte der Mann die zwei jungen Frauen an.

»Wir baden hier, das sehen Sie doch«, gab Jacky forsch zurück.

»Aha! Und wer hat euch das erlaubt? Seht ihr net, dass das ein Privatgrund ist?« Er deutete auf ein entsprechendes Schild in einiger Entfernung.

»Ja, schon, aber der Besitzer hat es uns erlaubt!«, gab Jacky zurück, und Fricky nickte dazu.

»Der Besitzer? Und wer soll das sein? Euch hab ich da auf jeden Fall noch nie gesehen!«

»Aha! Und deshalb haben Sie sich hinter dem Busch versteckt und uns beobachtet?«

»Werd mal net frech!« Er stützte sich auf seine Heugabel. »Schließlich werd ich als der Pächter nach dem Rechten schauen dürfen.«

Fricky war auf den Badesteg gegangen und winkte Kilian und den anderen heftig zu.

»Da kommt der Besitzer, der wird Ihnen alles erklären!« Jacky zeigte auf den See.

Der Mann lachte dröhnend. »Der alte Berger? Das glaub ich euch grad, dass der mit euch jungen Weibern zum Baden geht! Dass ich net lach!«

Inzwischen war Kilian auf das Ufer zugekrault und stieg aus dem Wasser.

»Ist was?«, fragte er und sah den Mann fragend an.

»Ich wollt nur schau’n, wer sich da rumtreibt. Es muss schließlich eine Ordnung sein da!«

»Es ist alles in Ordnung«, gab Kilian zurück. »Bist du der Gruber Alfons?«, fragte er dann.

»Ja, der bin ich! Und wer bist du?«

»Ich bin der Kilian Berger, von da droben!« Er zeigte hinauf zum Bauernhof seines Großvaters. »Und der Großvater hat uns erlaubt, da zu baden.«

Der Mann pfiff durch die Lippen. »Dann bist du also der Bub von der Maresa? Da schau her! Groß bist g’worden! Dass man dich auch mal sieht bei uns.« Er kniff die Augen zusammen.

Kilian hob ein Handtuch auf und begann, sich seelenruhig abzutrocknen. »Dann ist also alles in Ordnung, oder?«

»Ja, wenn’s so ist«, meinte der Mann. Aber man merkte ihm an, dass ihm die Sache nicht passte.

Er sah den Wiesenhang hinauf. »Das ganze Gras habt’s mir z’sammdruckt, das macht jetzt eine Menge Arbeit beim Mähen!«

»Ach geh! Heut wirst g’wiss nimmer mähen, und heut Abend kommt eh der Regen oder gar ein Gewitter. Der tät dir das Gras auch z’sammdrücken.«

Inzwischen waren auch die anderen aus dem Wasser gekommen und standen um den Mann herum.

»Na, also dann!« Der Mann drehte sich um und stapfte wieder zurück in die Richtung, aus der er gekommen war.

»Pfiat di!«, rief ihm Kilian noch nach, und die anderen lachten.

»Was war denn das für ein komischer Vogel?« Jacky sah Kilian empört an. »Stand da hinter dem Busch und hat uns beobachtet.«

»Genau, wie ein Spanner!«, Fricky hatte ihre Sprache wieder gefunden.

»Na ja, ich hab dir ja gesagt, du sollst net so nackert rumlaufen, Fricky! Aber denkt euch nix, das war nur der Gruber-Fonsi, ein harmloser Kerl. Hat seinen Hof da hinten.« Kilian zeigte mit dem Arm vage in eine Richtung. »Macht sich halt ein bisserl wichtig. Der Großvater hat ihm nach seinem Schlaganfall den Grund verpachtet. Er kann ihn ja selbst nicht mehr bewirtschaften.« Er sah kritisch zum Himmel, es hatte sich inzwischen bewölkt, und es kam Wind auf.

»Ich glaub, das gibt heut noch ein richtiges Donnerwetter. Packt’s zusammen, gehen wir lieber rauf zum Hof.«

Maresa saß in der Stube vor dem Fernseher, als sie ankamen.

»Und, wie war’s beim Baden? Erfrischend bei der Schwüle, gell?« Sie sah die jungen Leute fragend an.

»Schön war’s! Wir Burschen sind ganz bis ans andere Ufer rübergeschwommen. Dafür haben die Madln ein Erlebnis der besonderen Art gehabt!«, lachte Kilian.

»Ein Mann hat uns beobachtet, aber dem hab ich’s richtig gegeben!« Fricky baute sich vor Maresa auf, und Jacky schaute verblüfft, denn in Wirklichkeit hatte Fricky keinen Ton zu dem Mann gesagt.

»Was? Ein Spanner? Da, bei uns?«

»Ach was, das war nur der Gruber, der hat halt ein bisserl geschaut. So nette, halbnackerte Madln sieht der net alle Tage!«

»Ach so, der Alfons!« Maresa tat es mit einem Achselzucken ab. »Ich hab euch in der Küche noch die Reste von heut Mittag angerichtet, falls ihr noch Hunger habt, bevor ihr zur Disco fahrt. Ihr fahrt doch, oder?«

»Klar, Maresa!«

»Und du trinkst auch nix, wenn du fahrst, Paul! Gell, das versprichst mir!«

»Ich versprech’s hochheilig!« Paul hob die Hand wie zum Schwur.

***

Eine Stunde später, es war inzwischen dämmrig geworden, machten sich die jungen Leute auf nach Abertsham.

Paul fuhr den alten Kombi, Hasso saß neben ihm auf dem Beifahrersitz, hinten hatten sich die zwei Mädels, Kilian und Wolfi hineingezwängt, und im Laderaum saß Tommy.

»Es ist ja net weit, Tommy, das hältst schon aus bis Abertsham.«

Gerade als sie aus der Hofeinfahrt biegen wollten, kam ihnen der alte Benno entgegen und fuchtelte mit seiner Krücke herum.

»Halt mal, Paul. Ich will hören, was er will!«, Kilian tippte Paul auf die Schulter.

»Wo geht’s hin?«, fragte Benno Paul, der das Wagenfenster heruntergekurbelt hatte.

»Nach Abertsham, in die Disco«, rief ihm Kilian vom Rücksitz zu.

»Und du?« Der Alte fuhr Paul an. »Du trinkst aber nix, hast mich verstanden? Als Fahrer, mein ich!«

»Nein, ich trink nix, Ehrenwort!«, gab Paul geduldig zurück.

»Also, dann!« Benno Berger trat vom Wagen zurück.

»Mein Gott, sind die ängstlich!«, meinte Jacky, doch Kilian meinte knapp: »Das muss man verstehen!«

»Wieso denn?«

»Das ist halt so! Das wird schon seinen Grund haben«, gab Kilian einsilbig zurück und erklärte dann Paul den Weg: »Da, auf der Hauptstraße geht’s nach links, durch Weidach durch und dahinter geht’s rechts ab nach Abertsham.« Er sah auf seine Uhr. »Ein bisserl zu früh sind wir ja noch für die Disco. Schauen wir halt mal!«

Inzwischen war es fast dunkel geworden, vor allem deshalb, weil graue Wolken die untergehende Sonne verdeckten.

Am Straßenrand, hinter Weidach, tauchte ein großes, buntes Schild auf: »Zirkus Fratelli – Heute Abend letzte Vorstellung in Abertsham!«

Vor einem blauen Hintergrund lachte ein Clown herab, und ein Tiger mit weit aufgerissenem Maul zeigte furchterregend seine Zähne.

»Guck mal, ein Zirkus! Dass ihr so was hier habt? Richtig mit Raubtieren!« Jacky deutete aufgeregt nach draußen.

Kilian lachte. »Ach geh, das ist doch nur so ein kleiner Wanderzirkus mit ein paar Viechern, Ponys und so halt. Das ist was für die Kinder vom Dorf, nichts für dich, wo du doch in Berlin sicher schon alles Mögliche gesehen hast!«

»Ja, schon! Aber so ’n süßer, kleiner Zirkus, das fänd ich schön!«

Nicht weit entfernt sah man auf einer Wiese neben der Straße am Ortsanfang des Dorfes Abertsham das rot-blaue Zirkuszelt stehen und drum herum einige etwas ramponierte Wägen und Gitterabsperrungen.

»Mensch, Paul, halte mal an! Wenigstens von außen könnte man das mal anschauen!«, bat Jacky.

»Ja, das fände ich auch süß!«, bettelte Fricky.

»Was meinst, Kilian?«, fragte Paul nach hinten.

»Von mir aus! Wir sind eh noch zu früh dran für die Disco!«

Paul steuerte den Wagen auf die Wiese, wo ein großes, handgemaltes »P«-Schild auf den Parkplatz hinwies. Ihr Wagen war der einzige, der dort parkte. Vom Dorf her kamen einige Fußgänger, Eltern mit ihren Kindern, und vom Zelt her drang Marschmusik wie von einem alten Grammophon.

»Ich glaub, die Vorstellung fängt gerade an! Was meint ihr, sollen wir uns das anschauen?«, fragte Wolfi.

»Von mir aus. Was meint ihr?«, war auch Tommy nicht abgeneigt.

Die Mädchen waren Feuer und Flamme, und auch Hasso nickte. »Gerne, wenn wir den Mädels damit eine Freude machen?«

»Klar, los, kommt!« Die beiden Mädchen zogen los über die ausgetretene Wiese in Richtung Zelteingang, und die Burschen folgten ihnen zögerlich. »So ein Blödsinn«, konnte man Kilian brummeln hören.

An der Kasse stand ein Mann mit dunklen Locken und einem buschigen, schwarzen Schnauzbart und kassierte. Er mochte so zwischen vierzig und fünfzig sein und trug eine heruntergekommene, blaue Uniform mit goldenen Kordeltressen.

Neben ihm stand ein kleines Mädchen, vielleicht sechs Jahre alt, in einem rosaroten Tüllkleidchen, eine kleine Krone auf dem Kopf. Sie sah aus wie die kleinen Mädchen, wenn sie sich im Fasching als Prinzessinnen verkleideten. Sie hatte eine Tüte mit Bonbons in der Hand, gab jedem Gast eines davon und machte dazu einen Knicks.

»Och, sieht die süß aus!«, quietschte Jacky.

»Acht Euro bitte, pro Person. Dort hinten ist die Bar, da gibt es Erfrischungen und Kleinigkeiten zum Knabbern.« Der Mann deutete mit einer eleganten Handbewegung zum Zelteingang, der von einem schweren Vorhang verdeckt war.

»Preise haben die für ihren Bamperlbetrieb«, meinte Kilian kopfschüttelnd.

Jacky schlug den Vorhang zurück, und sie betraten das Zirkuszelt. Rings um die mit Sägespänen ausgelegte Manege stand eine kleine Tribüne, auf der einige wenige Leute saßen, in der ersten Reihe erwartungsvoll die Kinder. Gegenüber dem Eingang war die »Bar«, ein kleiner Tresen, hinter dem eine bunt gekleidete Frau stand, mit Papierblumen in den langen schwarzen Haaren. Das war wohl die Frau des Zirkusdirektors. Neben ihr stand ein vielleicht zwölfjähriger Junge, der half, Popcorn in Tüten zu füllen.

»Wollt ihr was trinken?«, fragte Kilian. »Komm, Wolfi, holen wir ein paar Flaschen Bier und für den Paul ein Spezi!«

»Für die Damen spendiere ich je einen Piccolo«, ließ sich Hasso vernehmen.

»Wenn es so etwas hier überhaupt gibt«, zweifelte Kilian und ging mit Wolfi zur Bar.

»Preise haben die«, schüttelte er den Kopf, als er zurückkam. »Um das Geld krieg ich beim Wirt das Doppelte oder Dreifache.«

»Also, ich frage mich, wie die Leute überleben können bei so wenig Zuschauern«, wunderte sich Hasso.

»Ach was, ich finde es schön«, meinte Jacky, streckte ihre Nase in die Luft und schnupperte.« Irgendwie romantisch, so echte Zirkusluft, findest du nicht auch, Fricky?«

»Also, ich finde es schäbig hier. Schau mal da oben, die Löcher im Zirkuszelt, gerade so dürftig geflickt.«

Sie hörten es auf das Zelt prasseln, endlich war der erwartete Regen gekommen.

»Hoffentlich reißt es nicht das ganze Zelt weg, wenn ein Sturm kommt!«, meinte Tommy und sah zweifelnd hinauf in die Kuppel des Zeltes.

»Ich bin schon froh, wenn es nicht reinregnet!«, stimmte Fricky zu.

Kilian sah auf seine Uhr. »Viertel nach acht! Der überzieht ganz schön.«

»Nun, er hofft, dass noch ein paar Leutchen kommen«, meinte Hasso.

»Bei dem Regen?«, meinte Paul kritisch. »Ganz gewiss net!«

Gerade da erklang ein Tusch, und der Mann von der Kasse betrat die Manege. Die Vorstellung begann mit seiner tiefen Verbeugung vor dem Publikum.

»Ich heiße Sie herzlich willkommen zu der Abendvorstellung des Zirkus Fratelli!«

Müdes Klatschen der wenigen Zuschauer.

»Hier darf ich Ihnen die Künstler vorstellen: Carmen mit ihrer berühmten Pferdedressur!«

Die Frau von der Bar hatte jetzt ihre Haare zurückgebunden, trug ein enges, rotes, mit Silberfäden besticktes Trikot und auf dem Kopf einen weißen Federbusch. Sie sprang aus dem Hintergrund in die Manege und verbeugte sich tief.

»Als weiterer Künstler tritt ein junges, erfolgversprechendes Talent auf: Mario Fratelli mit seiner atemberaubenden Jongleurnummer!«

Der Junge von der Bar sprang in die Manege, in einer roten Bluse und schwarzer Hose. Er warf drei Bälle in die Luft und fing sie wieder auf. Das Publikum, allen voran die Kinder, klatschte.

»Und als besondere Attraktion bieten wir Ihnen noch die kleine Zirkusprinzessin Marietta! Sie wird Sie mit einem Drahtseilakt verzaubern!«

Er drehte sich nach hinten, das kleine rosagekleidete Mädchen erschien und grapschte fast ängstlich nach der Hand seines Vaters, des Zirkusdirektors. Der hob die Kleine hoch und präsentierte sie stolz dem Publikum.

»So a Kleidl hab ich auch, für’n Fasching!«, hörte man ein kleines Mädchen aus der ersten Reihe sagen, worauf ein »Pscht« von der Mutter kam.

»Die Vorstellung beginnt!«

Nochmals dröhnte ein Tusch, dann erklang eine beschwingte Walzermelodie, und vier Pferde trabten in die Manege. Es waren keine großen Pferde, sondern mittelhohe, gescheckte und gepunktete Tiere. Jedes war, genauso wie die Frau des Direktors, mit einem weißen Federbusch geschmückt.

»Carmen mit ihrer berühmten Pferdedressur mit wertvollen Tiger- und Pantherschecken!«

Die Frau knallte mit der Peitsche, und die Tiere bewegten sich im Trab hintereinander in der Manege. Auf einen erneuten Knall und Zuruf wendeten sie, und wiederum auf Zuruf stellten sie sich mit den Vorderbeinen auf den erhöhten Rand der Manege. So ging es ungefähr zehn Minuten lang, dann verneigte sich Carmen tief, und die Pferde trabten aus der Manege, wobei das letzte noch einen Haufen Pferdeäpfel fallen ließ. Eiligst kam der Herr Direktor mit einer Schaufel, um sie zu entfernen.

Als Nächstes war Mario dran: Er jonglierte ganz geschickt mit einigen Bällen, der Vater hielt ihm einen Reifen hin, durch den er Bälle warf und sie wieder fing.

»Das kann ich auch«, meinte ein größerer Junge aus dem Hintergrund. »Pscht, sei stad!«, wurde er streng von seiner neben ihm sitzenden Mutter ermahnt.

Auch der Zirkusdirektor hatte eine Nummer einstudiert. Er ließ einige Ziegen und Schafe und ein kleines Pony durch Reifen springen, einmal sogar durch einen Feuerreifen!

»Na, das ist aber eine lahme Vorstellung«, meckerte Fricky.

»Na ja, vom Fernsehen ist man halt verwöhnt«, meinte Jacqueline verständnisvoll.

»Ich frage mich, wovon die leben«, sinnierte Hasso wieder. »Das hier kostet doch alles Geld, selbst wenn es schon recht marode ist. Und Standgebühr müssen sie sicher auch bezahlen, und die Tiere, die müssen versorgt und gefüttert werden.« Er schüttelte verwundert und fast bekümmert den Kopf.

»Ja, habt ihr geglaubt, dass dieser kleine Wanderzirkus mit dem Zirkus Krone konkurrieren kann?« Kilian lachte. »So ist das halt! Mir tut irgendwie der Mann leid, der muss sich ja um alles kümmern, und dabei ist er auch noch so stolz, vor allem auf seine zwei Kinder.«

»Ja, mir tut das richtig im Herzen weh, wenn ick das sehe!« Jacky wandte sich an Fricky. »Stell dir mal dieses harte Leben vor und dann immer in so ’nem ollen Zirkuswagen hausen. Haste den draußen gesehen, Fricky?«

»Eh, das finde ich auch grässlich, aber wahrscheinlich wollen es die Leute nicht anders haben.« Sie zuckte mit den Schultern. »Die Kostüme, die sind echt spießig. Da hätte ich schon ein paar tolle, flippige Ideen, die Leutchen herauszuputzen!«

»Dann mach es halt, aber kosten darf es nix!«

Wolfi warf Fricky die Bemerkung wie einem Hund den Knochen hin. Er schien das Mädchen nicht besonders zu schätzen.

»Wo die Kinder wohl in die Schule gehen, oder unterrichtet die der Vater selbst?«, sinnierte Hasso wieder, der sich offensichtlich um das Wohlergehen der Familie Sorgen machte.

»Mei, die gehen halt immer da in die Schule, wo sie gerade sind!«

Inzwischen ging die Vorstellung dem Ende zu.

Noch eine lustige Nummer mit Ziegen und Schafen und dem Zirkusdirektor als Clown, der vor allem die Kinder in den vorderen Reihen zum Lachen brachte.

Als letzte Nummer kam die kleine Prinzessin, die auf einem Drahtseil balancierte, das ungefähr einen halben Meter über dem Boden gespannt war. Ängstlich ging der Vater neben seinem kleinen Liebling her, um sie aufzufangen, falls sie stürzen sollte. Aber sie schaffte es, und der Vater jubelte, riss die Arme hoch und strahlte.

Zum Schluss kam die ganze Familie herein und verbeugte sich, Applaus, Applaus!

»Auf geht’s, in die Disco!« Kilian war aufgestanden, doch gerade als die Freunde mit ihm gehen wollten, kam der Zirkusdirektor noch einmal in die Manege und bat um Ruhe.

Er ging ganz nach vorne zum Zuschauerraum, er sah so ernst und traurig aus, dass selbst die Leute, die bereits auf dem Weg zum Ausgang waren, stehenblieben und warteten.

»Heute ist ein ganz besonderer Tag für uns, für mich und meine Familie und unsere Mitarbeiter! Ein schwerer Tag! Dies war die letzte Vorstellung des Zirkus Fratelli! Wir müssen aufgeben, so ein kleiner Wanderzirkus rentiert sich nicht mehr.«

Er schluckte und sah zu Boden und alle Anwesenden schauten betroffen drein.

»Der Zirkus wurde von meinem Urgroßvater gegründet, vor mehr als 100 Jahren«, fuhr der Mann nach einer kleinen Weile fort. »Das waren noch andere Zeiten, da war es eine Attraktion, wenn ein Zirkus in ein Dorf kam. Aber heute …«

Er breitete in einer hilflosen Gebärde die Arme aus, und man sah, wie dem Mann die Tränen kamen und er sie unbeholfen mit dem Ärmel seiner schäbigen Uniform wegwischte. Die Familie stand im Hintergrund, auch sie kämpfte mit den Tränen. Es war eine traurige, bedrückende Situation.

»Meine Freunde! Ich bedanke mich für Ihren Besuch und möchte Sie noch in die Bar einladen zu einem letzten Schluck auf den Zirkus Fratelli, den es ab morgen nicht mehr geben wird! Solange der Vorrat reicht, sind Sie meine Gäste.«

Einige der Leute verließen das Zelt, andere gingen zögernd zur Bar.

»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Paul, und Wolfi meinte: »Die Einladung können wir nicht ausschlagen, das wäre irgendwie gemein!«

»Ja, aber wir sollten doch bezahlen, was wir trinken«, meinte Hasso, »die Leute brauchen jeden Cent!«

»Genau, das machen wir«, Wolfi ging schon voraus zur Bar, und die anderen folgten ihm.

Frau Fratelli schenkte mit rot verweinten Augen die Getränke aus, der Sohn Mario und die kleine Zirkusprinzessin saßen traurig auf einem Kasten Bier. Ein älterer Mann, offensichtlich der »Mitarbeiter«, räumte im Hintergrund auf.

»Trinken Sie«, forderte Herr Fratelli seine Gäste auf. »Sie machen mir eine Freude damit, glauben Sie mir!«

Allmählich gingen die Besucher, nur Kilian und seine Freunde blieben noch sitzen. Es wäre ihnen irgendwie schäbig vorgekommen, die Familie jetzt in ihrer Trübsal alleine zu lassen.

So kamen sie mit Herrn Fratelli ins Gespräch: Er erzählte von früher, als er selbst noch ein Kind war und mit Großvater, Großmutter, den Eltern und Geschwistern und vielen Tieren mit dem Zirkus unterwegs war. »Früher hatten wir Gastspiele in ganz Europa«, verkündete er stolz. »Deshalb spreche ich auch einige Sprachen – mehr oder weniger«, schränkte er dann bescheiden ein. »Wir sind ungarischer Herkunft, wissen Sie! Fratelli, das ist unser Künstlername.« Es schien im gut zu tun, von früheren Zeiten zu erzählen.

Inzwischen hatte sich der Rest der Familie verabschiedet und war in ihrem Wohnwagen auf dem Gelände verschwunden.

»Ach, ich habe große Probleme«, fuhr Fratelli fort. Auch er hatte inzwischen, so wie die Freunde, reichlich dem Bier zugesprochen.

»Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen!« Er ging leicht schwankend aus dem Zelt, Kilian und die anderen folgten ihm nach draußen. Der Regen hatte aufgehört und die Schwüle war frischer, kühler Luft gewichen, hier draußen vermischt mit Stallgeruch.

»Schauen Sie hier! Unsere Stallungen!«

Im Dunkeln konnte man in provisorischen Gehegen und in Verschlägen einige Tiere sehen.

»Ich muss das alles auflösen, verstehen Sie?«

»Aber was machen Sie denn jetzt?«, fragte Hasso besorgt.

»Ich werde mir eine Stelle suchen, als Tierpfleger oder so. Ich werde bestimmt etwas finden. Meine Frau wird putzen gehen, so können wir unsere Familie ernähren«, meinte er zuversichtlich. »Für die Kinder wird es schwer werden, sie sind nicht gewohnt an einem Ort zu leben.«

»Ach, das ist vielleicht gar nicht so schlecht«, Kilian legte dem Mann tröstend die Hand auf die Schulter.«Kinder gewöhnen sich schnell an Neues und es ist sicher gut für sie, wenn sie ordentlich in die Schule gehen, für später!«

Der Mann lächelte ihm dankbar zu und nickte.

»Schauen Sie, hier! Für fast alle Tiere habe ich bereits einen Platz gefunden, nur für diese hier nicht!«

Er führte die Freunde abseits ins Dunkel, wo unter einem Dach zwei Kamele standen und mit ihren Mäulern an Heubüscheln mahlten. Ihre großen Augen blickten so traurig, als wüssten sie, dass heute für den Zirkus das Ende gekommen war und auch für sie andere Zeiten anbrechen würden.

Jacky ging auf die Tiere zu und streichelte ihren Hals.

»Sie sind sehr lieb und sanft, Leila und Arrigo. Eine Stute und ein Hengst. Sie sind von Kindesbeinen zusammen. Ich bringe es nicht übers Herz, sie zu trennen.« Wieder standen Tränen in seinen Augen. »Wenn ich wenigstens vorübergehend einen Platz in einem Stall für sie finden würde! Aber bis jetzt …«, er zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was ich machen soll.« Er lehnte seinen Kopf an das kleinere Kamel, und die Tränen strömten jetzt über seine Wangen. »Entschuldigen Sie«, er wandte sich verlegen ab und schnäuzte sich kräftig.

»Kilian! Könntest du nicht die Tiere vorerst in eurem Stall unterbringen, bis der Mann etwas anderes gefunden hat?« Jacky sah Kilian flehentlich an.

»Ich glaub, du spinnst!«, wehrte Kilian ab. »Was meinst, was da der Großvater sagt, wenn ich mit zwei Kamelen daherkomme. Mit zwei Kamelen!« Er tippte sich an die Stirn und musste fast lachen.

»Geh komm, Kilian! Dein Opa hat doch kein Herz aus Stein, der tut nur immer so«, fing Paul an, und auch Wolfi und Tommy schienen begeistert zu sein.

»Tja, da wäre noch die rechtliche Seite«, meinte Hasso, der Jurastudent. »Die müsste noch geklärt und schriftlich fixiert werden!«

»Ach was! Das soll doch nicht für immer sein! Fricky, sag doch du mal was!« Jacky stupste Fricky in die Seite.

»Ich weiß nicht, das muss der Kilian wissen. Aber geil wäre es schon, irgendwie!«, kicherte sie.

Der Zirkusmann war der Unterhaltung aufmerksam gefolgt. »Könnten Sie die Tiere wirklich unterbringen? Vielleicht für zwei, drei Wochen?« Ein Hoffnungsschimmer flog über sein Gesicht. »Das wäre eine große Hilfe für mich, und bis dahin finde ich sicherlich einen Platz, auch für die zwei Lamas!«

»Was? Lamas auch noch?«