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Neue Impulse für die Aktivierung Ihrer Senior:innen gesucht? Dann nutzen Sie das beliebte Thema "Reisen" als roten Faden für Themenstunden, thematische Kurzaktivierungen oder als Monatsthema. Wecken Sie Erinnerungen an Urlaube und Ausflüge. Starten Sie durch zu alten und neuen Sehnsuchtsorten. Mit biografischen Fragen, Wort- und Bewegungsspielen oder Gedächtnistraining. Neben dem Basiswissen zur zielgerichteten Aktivierung stellen die Autorinnen thematisch passendes Spielmaterial, Geschichten, Texte, Lieder als Beispiele vor. Sie geben praktische Tipps zum Einsatz in der Gruppe oder in der Einzelbetreuung. So profitieren Sie als Betreuungskraft von einer Fülle an Ideen und fördern motorische und kognitive Fähigkeiten optimal, verbessern die Lebensqualität Ihrer Senior:innen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 93
Veröffentlichungsjahr: 2023
Andrea Friese, Bettina M. Jasper
Aktivieren mit System zum Thema Reisen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Sämtliche Angaben und Darstellungen in diesem Buch entsprechen dem aktuellen Stand des Wissens und sind bestmöglich aufbereitet.
Der Verlag und der Autor können jedoch trotzdem keine Haftung für Schäden übernehmen, die im Zusammenhang mit Inhalten dieses Buches entstehen.
© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2024
Besuchen Sie uns im Internet: www.aktivieren.net
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Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen und Handelsnamen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne Weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um geschützte, eingetragene Warenzeichen.
Titelbild: Adobe Stock, Delphotostock, Daniel Berkmann, composing
Sketchnotes: Bettina M. Jasper
Illustrationen: Adobe Stock, Suncheli, kornetka, afif, Trueffelpix, KR Studio, Evolvect
Druck: Pajo AS, 86703 Sindi, Estland
eISBN 978-3-7486-0707-6
Vorwort
Den richtigen Schlüssel finden – Reise-Biografien
Biografie und Strukturmodell
Das episodisch-autobiografische Gedächtnis als Teil des Langzeitgedächtnisses
Einstieg in Biografiearbeit über das Reisen
Aber bitte mit Sinn! – Reisen als roter Faden
Themen geben Orientierung
Das Thema auffächern
Eine Themeneinheit gestalten
Bewegter Alltag – Reisefit und mobil
Alltag bewegt gestalten
Körper und Kopf trainieren
Geistig fit bleiben – Kopftraining rund ums Reisen
Mit Aktivität die Selbstständigkeit fördern
Wo in aller Welt ist das?
Mit Legespielen räumliches Denken fördern
Wortspiele
Mit allen Wassern gewaschen – Mini-Flakons für die grauen Zellen
Im Reisebüro
Vorlesen und mitmachen
Spielend aktiv – Reisespiele
Spielfreude wecken
Reisespiele
Spiele für Warte- und Fahrzeiten
Kulturmosaik – Musik, Malerei, Literatur … rund ums Reisen
Mit Musik Erinnerungen wecken
Literarische Reiseziele
Sehenswürdigkeiten
Gemäldegalerie
Bücher und Spiele
Dank
Folgende Abkürzungen begegnen Ihnen in diesem Buch:
AP = Anleitende Person
TN = Teilnehmerin, Teilnehmer
In der modernen Gesellschaft gilt die Urlaubszeit als die schönste Zeit des Jahres, besonders wenn sie mit einer Reise verbunden ist. Auch im hohen Alter verreisen Menschen noch gerne. Besonders eindrucksvoll schildert dies die ZDF-Doku-Serie „Mit 80 Jahren um die Welt“1, in der pro Staffel jeweils sechs ältere Menschen die Reise ihres Lebens unternehmen. Ob Peru, Kambodscha, Japan oder Kanada – so entdeckten beispielsweise Gisela (81), Ernst (81), Erika (84) und Norbert (83) ferne Länder und fremde Kulturen, erfüllten sich Lebensträume. Sogar ein Liebespaar hat sich auf der Reise gefunden. Aber auch in Gesprächen mit Seniorinnen und Senioren in unserem Umfeld spielte das Verreisen oft eine große Rolle. Dabei müssen es nicht immer Fernreisen sein, die thematisiert werden.
Manche Senioren und Seniorinnen haben eher Erinnerungen an Tagesausflüge als an Ferienreisen – daher ist es wichtig, diese in das Thema „Reisen“ einzubeziehen.
Einige ältere Menschen konnten ihre erste richtige Ferienreise erst als junge Erwachsene machen. Themenbereiche wie Schulausflüge, Urlaub auf dem Campingplatz, Übernachtung im Hotel oder in Pensionen, der erste Auslandsaufenthalt, Ausflugsziele, Proviant, Busreisen und Zugfahrten, Fahrradtouren und Picknickausflüge sollten auf jeden Fall auch angesprochen werden.2 Vielleicht waren auch Kur-Urlaube die einzige Möglichkeit zur Erholung, z. B. über das Müttergenesungswerk. Möglicherweise hat auch schon jemand eine Pilgerreise unternommen, z. B. mit dem Bus nach Altötting oder Kevelaer?
Mit allen Inhalten dieses Buches orientieren wir uns an der Struktur unseres Titels „Aktivieren mit System“3. Die Kapitelgliederung entspricht dem gleichen Aufbau und bezieht die Inhalte konkret auf das Thema „Reisen“. So zeigen wir Ihnen, wie Sie einem gleichbleibenden Prinzip folgen und dabei durch ein spezielles Thema Ihren Teilnehmenden neue Impulse geben, besondere Akzente setzen können.
Zu all dem präsentieren wir Ihnen thematisch passendes Spielmaterial, Geschichten, Texte, Lieder usw. als Beispiele und geben Ihnen Tipps zum Einsatz in Gruppen oder in der Einzelbetreuung.
All unsere Beispiele lassen sich in unterschiedlichen Situationen und Organisationsformen anwenden. Sie sind umsetzbar in Einzelbetreuung, Kleinst- und Kleingruppen. Damit der Transfer in Ihren Arbeitsalltag optimal gelingt, werden wir Ihnen immer wieder Empfehlungen geben, damit Sie selbst mit Ihren Teilnehmenden aktiv werden und im Vorfeld beim Ausprobieren die Herausforderungen spüren. Dies ist ein grundlegender Teil des Konzeptes. Das Selbst-Tun konkretisiert, festigt Erlerntes und trägt wesentlich zum nachhaltigen Erfolg bei.
Bettina M. Jasper & Andrea Friese
EMPFEHLUNG
Schauen Sie zusammen mit einem oder mehreren pflegebedürftigen, alten Menschen eine Reisedokumentation auf dem TV-Monitor an, eventuell nur in Ausschnitten. Lassen Sie die Teilnehmenden anschließend ihre Eindrücke formulieren und von eigenen Gedanken- oder realen Reisen erzählen.
1 Dokumentation abrufbar in der ZDF-Mediathek
2 Infos zur Geschichte des Reisens gibt es nach Eingabe des Suchbegriffs u. a. hier: https://www.planet-wissen.de
3 FRIESE, Andrea | JASPER, Bettina M.: Aktivieren mit System. Sinnvolle und zielorientierte soziale Betreuung, Vincentz Network, Hannover 2018
Biografiearbeit ist unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit in der Altenpflege und gehört quasi zum Selbstverständnis professionell Pflegender. Hat sich mit Veränderungen administrativer Vorgaben und einem Wechsel in Dokumentations- und Pflegeplanungssystemen daran etwas geändert?
Immer wieder kursiert das Gerücht, dass seit Einführung des Strukturmodells der Pflegedokumentation die Biografiearbeit in der Altenpflege keine große Rolle mehr spielt. Schließlich waren und sind effizientes Planen, strukturiertes Sammeln von Informationen sowie vor allem eine Entbürokratisierung das Ziel der von vielen Einrichtungen vollzogenen Umstellung auf das so genannte Strukturmodell.
Bei der Argumentation gegen das Sammeln biografischer Informationen wird oft das Strukturmodell mit der so genannten SIS gleichgesetzt. Tatsächlich besteht das Strukturmodell jedoch aus vier Elementen:
Strukturierte Informationssammlung (SIS
®
), die den Einstieg in den Pflegeprozess bildet
Maßnahmenplanung als Basis für Pflege und Betreuung
Berichteblatt, das über besondere Ereignisse informiert und Abweichungen von gewöhnlichen Abläufen darstellt
Evaluation als individuelle Überprüfung und Fortschreibung
Biografische Informationen sind im Dokumentationssystem nach wie vor vorhanden, jedoch nicht mehr als Chronologie oder kompakt in einem Abschnitt des Systems zusammengefasst. Sie finden sich in allen vier Elementen des Strukturmodells. Schon allein die individuelle Betrachtung, bei der die Mitarbeitenden die Perspektive des alten Menschen einnehmen, ist ein Stück Biografiearbeit. Diese Art der Herangehensweise ist sogar Kernstück des Modells. Ging es früher bei der Pflegeplanung wesentlich darum, dass Ziele von Profis festgelegt und Maßnahmen entsprechend geplant wurden, so stehen aktuell die individuellen Wünsche und Ziele von Betroffenen im Mittelpunkt. Der pflegebedürftige Mensch wird aktiv in den Pflegeprozess einbezogen. Damit ist eine völlig andere Vorgehensweise richtungweisend für die Pflege. Dadurch spielt der betroffene Mensch mit seiner gesamten Lebensgeschichte eine wesentliche Rolle im Geschehen.
Konkret in der SIS® kommen nach thematischer Gliederung aktuell bedeutsame biografische Ereignisse und Prägungsfaktoren zum Ausdruck.
Beispiele aus den Themenfeldern der SIS®
In den Modulen der SIS® werden die Inhalte verknappt und auf das Wesentliche beschränkt. Der einzelne alte Mensch mit seinen aktuellen Wünschen, Bedürfnissen und Zielen steht im Mittelpunkt, nicht die Wünsche und Ziele der Mitarbeitenden. Es geht um personenzentrierte Pflege und Betreuung.
Frühere Ereignisse sind nur dann wichtig, wenn sie den Menschen nachhaltig geprägt haben und ihn noch heute beschäftigen.
Beispiel
Eine Bewohnerin eines Pflegeheims hatte eine Zwillingsschwester, die früh, bereits im Kindesalter, verstorben ist. Diese existenzielle Verlust-Erfahrung prägt das Leben der alten Dame noch heute. In diesem Fall gehört eine Information über die Schwester ganz deutlich in das Modul „Leben in sozialen Beziehungen“.
Hat die alte Dame jedoch mit diesem Kapitel innerlich abgeschlossen, dann braucht die Schwester bestenfalls im Stammblatt erwähnt zu werden.
Die SIS® gibt einen schnellen Überblick über Lebens- und Themenbereiche, stellt zusammen, was einem alten Menschen aktuell wichtig ist.
Wünsche für die Gegenwart und die Zukunft finden in der Maßnahmenplanung ihren Platz.
Beispiel
Herr Kunz möchte sich seinen Lebenstraum einer Australienreise erfüllen, möchte einmal einem Känguru gegenüberstehen. Sein Allgemeinzustand lässt eine solche Reise nicht mehr zu, da er dauerhaft im Bett liegt.
Doch in der Maßnahmenplanung kann diesem Wunsch wenigstens ein bisschen Rechnung getragen werden, indem z. B. sein Zimmer mit Bildern der australischen Outbacks und Kängurus dekoriert wird, zeitweise Klänge von Didgeridoos ertönen, australische Mythen vorgelesen werden usw.
In der Einzelbetreuung lassen sich individuell geplante Aktivierungseinheiten gestalten, die Herrn Kunz in Gedanken nach Downunder führen, ihn mit Geschichten, Bildern, Landkarten usw. sein großes Lebensziel doch noch erreichen lassen, wenn auch anders als geplant.
Wer mehr biografische Details sammeln und weitergeben möchte, hat die Möglichkeit, mit individuellen Lebensbüchern, -alben oder in anderer Form wichtige Einzelheiten aufzuarbeiten. Abhängig von bevorzugten Sinnessystemen kann auch eine Lebensbeschreibung oder Wesentliches zu einem individuell bedeutenden Lebensthema in Form einer Bildwand im Zimmer, als Plakat mit großer Mindmap, als Podcast oder Ähnliches angelegt werden.
Erarbeiten Sie im Rahmen einer Einzelaktivierung gemeinsam mit alten Menschen deren Selbstporträt. Wer noch schreiben kann, füllt einen entsprechenden Vordruck selbst aus, anderen geben Sie Unterstützung, indem Sie auf Ansage die genannten Begriffe eintragen. Wer mag, kann zusätzlich zum Zeichenstift greifen und wesentliche Erkennungsmerkmale in einer Skizze darstellen – Brille, Frisur, Bart usw.
EMPFEHLUNG
Gehen Sie – nach Absprache mit den verantwortlichen Pflegefachkräften – das Dokumentationssystem durch und untersuchen Sie beispielhaft die Unterlagen einzelner Bewohner:innen, Patient:innen oder Tagesgäste. Filtern Sie heraus, wo sich welche biografischen Informationen verbergen. Achten Sie dabei auch auf indirekte und versteckte Informationen.
Das Wissen über ein paar Details zur Funktionsweise des Langzeitgedächtnisses hilft, wenn es darum geht, sich in Gesprächen mit den Erinnerungen alter Menschen zu beschäftigen. Insbesondere gilt das, wenn solche Rückblicke auf Vergangenes sich bei mehrmaligem Abrufen in Nuancen immer weiter verändern.