Resonanzökonomie - Matthias Rosenberger - E-Book

Resonanzökonomie E-Book

Matthias Rosenberger

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Beschreibung

Moderne Organisationen sind heute zwar komplexer, digitaler und volatiler, als sie vor hundert Jahren waren. Die Aufgaben im Management haben sich seither jedoch kaum geändert. Wie Dirigenten in einem Orchester sind Managerinnen und Manager verantwortlich für den unternehmerischen Resonanzraum, also das harmonische Zusammenspiel aller inhaltlichen, technischen und sozialen Elemente in ihren Unternehmen. Unser Wirtschaftssystem befindet sich im digitalen Umbruch. Menschen, Märkte und Marken sind verunsichert und auf der Suche nach der eigenen digitalen Transformationslösung, als Unternehmen, als Organisation und bezüglich der eigenen Wertschöpfung. Die Geschichte hat gezeigt, dass Strukturen, Prozesse und Sortimente der Absatzwirtschaft einem ständigen Wandel unterliegen. Der Markt als Gesamtgeschehen folgt dabei einem Selbsterhaltungstrieb. Er sorgt selbststeuernd für Veränderungen, die sein Überleben sichern. Alle Unternehmen sind Teil dieser ständigen Anpassungs-Performanz. Neben der Globalisierung fordert die Digitalisierung und der gesellschaftliche Wandel überlebensfähige Antworten auf die Zukunft des eigenen Unternehmens und der eigenen Markenidentität.

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Seitenzahl: 76

Veröffentlichungsjahr: 2021

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act resonant . be different

Inhalt

Globalisierung Matters

Und zweitens, WEIL man denkt

Verrückte Welt

Bauchdaten

Was wir wollen

Die Wahrheit über die Wirklichkeit

Aufschaukelungsdynamik

Systemdenken

Komplexität

Glasperlenspiel

Resonanzperspektiven

Navigation in Blue Oceans

Resonanzmanagement

Der Resonanz-Parcours

Performance Resonance Scoring

Resonanz Consulting

Quellen

Weiterführend und vertiefend

Globalisierung Matters

Das mit Abstand größte Phänomen unserer Zeit ist die Globalisierung. Dinge passieren heute nicht mehr vor Ort, sondern weltweit und gleichzeitig.

Bedrückender Beweis war die Pandemie des Virus (SARS-CoV-2 / Covid-19). Es hatte in den Jahren 2020/21 nahezu die gesamte Welt im Griff. Die Befürchtung, dieser ständig mutierende Krankheitserreger könnte wesentlich größere gesundheitliche Folgeschäden verursachen, als die »gewöhnliche Grippe«, ließ Regierungen und Bürger gleichermaßen angstgetrieben agieren.

In Leipzig beispielsweise wurde in den Supermärkten im März 2020 die achtfache Menge an Toilettenpapier und die jeweils fünffache Menge an Nudelprodukten und Reis umgesetzt. »Hamsterkäufe« sind ein klares Indiz für Weltuntergangsvorstellungen (LVZ: 16.03.2020).

Durch den Erreger scheinbar legitimiert, umgingen Regierungen wesentliche menschliche Grundrechte. Unter dem Deckmantel des kurzfristig geänderten »Infektionsschutzgesetzes« (§ 17) zwangen sie Bürgern Schutzmasken auf und verhängten Hausarrest (»Lock-Down«) und beschränken die Versammlungsfreiheit.

Hier konnte man schon mal stutzig werden und sich fragen, wie es auch der Intuitionsforscher Gerd Gigerenzer in einem Interview tat: »[…]darf die Die Demokratie in Quarantäne gehen?« (Gigerenzer 2021).

Die Gefahr, die von SARS-CoV-2/Covid-19 ausging, soll hier nicht abschließend beurteilt werden. Natürlich war diese real. Erwiesenermaßen war das SARS-CoV-2/Covid-19 Virus inklusive seiner Varianten ein relativ unbekanntes Virus und die Informationslage zu Mortalität, Langzeitschäden, Ansteckungsrisiken oder Impfstoffen waren uneindeutig. Die Welt ist seit der Pandemie jedenfalls nicht mehr die Gleiche. Das Virus – oder zumindest der Umgang mit ihm – hielt die Menschheit lange im Griff.

Beinahe wären im Schatten dieses Ereignisses weitere Ereignisse untergegangen. Die »Friday for Future«-Bewegung war eine ganze Weile still gewesen. Sie ist aber nicht untergegangen – hat mittlerweile sogar Unterstützung bekommen durch „Die letzte Generation“, die noch radikaler und noch publikumswirksamer agiert (Stichwort „Klimakleber“). Wie so viele Massenveranstaltungsszenarien war Beide vermutlich paralysiert, weil öffentliche Versammlungen politisch untersagt waren.

Auch Kriege wurden trotz weltweitem Lockdown weiterhin geführt. Der Ukraine Krieg kam aber erst mit dem Ende der Corona Pandemie. Die soziale Ungleichheit nahm drastisch zu. Kunst, Kultur und Gastronomie kämpften um ihre Existenz, obwohl den Gerüchten zufolge so mancher Gastronom mittels Bundeshilfen besser verdiente als vor der Corona-Pandemie. Politische Skandale gab es auch. Hier besonders anzumerken: die Schutzmasken-Korruption, Villen-Anschaffungen und das Fälschen von Lebensläufen.

Aber »Wayne« interessierts? Die Angst vor dem Virus schien unkontrollierbar auszuufern und in allen Lebensbereichen das vorherrschende Motivkonstrukt zu werden. »Unter ferner liefen…« existieren dann noch »Freiheit«, »Gerechtigkeit« und »Liebe«. Obwohl positiv anzumerken ist, dass nebst Deutschland in einigen Staaten die Geburtenrate während der Pandemie signifikant gestiegen war (s. Destatis 2021).

Besonders beunruhigend empfand ich damals den schleichenden Verlust der politischen und medialen Glaubwürdigkeit. Die politischen Institutionen und traditionellen journalistischen Medien setzten sich derzeit selbst unter Druck. Um ihr Publikum nicht vollends an Intermediäre (Facebook, Twitter, Telegram und CO) zu verlieren, mussten sie Aufmerksamkeit erzeugen. Doch die Gefahr dabei war, dass das Haschen nach Aufmerksamkeit »um jeden Preis« überlebenswichtig wurde. Denn dann stirbt das Primat »ausgewogener Berichterstattung«. Sensationspublizistik ist wieder en vogue. Dramaturgisch inszeniert, werden rote Farben, große Lettern und martialische Begriffe eingesetzt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen (s. a. Rosenberger & Hamberger 2021).

Zu viele Fake News, zu viel Tamtam? Interessant ist hier eher die Tatsache, dass wir hier besonders starke affizierende Muster verfolgen können, die uns stutzig machen sollten. Es geht um angstgetriebene Aufschaukelungseffekte. Angst ist erwiesenermaßen ein archaisch angelegtes, starkes emotionales Schutzprogramm. Angst ist zudem ansteckend, oft ansteckender als das Virus selbst. Im Falle der neuartigen pandemischen »Lungenseuche« (SARS-CoV-2/Covid-19) versuchten wir uns neben Quarantänemaßnahmen bei bereits positiv getesteten Personen, mittels Abstandsregeln, Schutzmasken und Versammlungsverboten zu schützen. Heute, Juni 2023, ist zu nicht klar bewiesen, dass die Schutzmaßnahmen gegriffen haben. Es wird aber in manchen Kanälen schon gemunkelt, dass es bald nächste Viren-Pandemie geben wird.

Sind globale Pandemien, Klimakatastrophen und Kriege, sowie alle daraus resultierenden Phänomene Teilaspekte eines »Next Level« einer globalen natürlichen Evolutionsstufe unserer Existenz? Oder weitergedacht: Befinden wir uns inmitten gewöhnlicher Aufschaukelungseffekte die seit je her unseren Planeten erschüttern? Und für mich hier die entscheidende Frage: Was bedeutet das für den Menschen in all seinen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Frameworks?

Und zweitens, WEIL man denkt

Dass sich die Welt in kapitalistisch orientierten Gesellschaften in Zyklen entwickelt oder durch Krisen radikal neu erfindet, ist eine alte Weisheit.

Der russische Ökonom Nikolai Kondratieff sitzt 1938 in einem sibirischen Gulag und wartet auf seine Hinrichtung. Abgesehen davon, dass dieser Umstand wohl für jeden Menschen eine Katastrophe ist, wird Kondratieff auch als Wissenschaftler daran verzweifelt sein, dass sein Werk verloren scheint: Seine Theorie der langen Konjunkturwellen erklärt umfassend, wie die virtuell-monetäre und die real-materielle Seite der Wirtschaft zusammenhängen. Kondratieff beschreibt, welche grundlegenden Erfindungen, wie die Eisenbahn oder der Computer, hinter dem langfristigen Auf und Ab der Wirtschaft stecken (s. Abbildung 1).

Abbildung 1: Kondratieff Wellen (s. bpb 2021)

Sie breiten sich zu ihrer Zeit aus und bringen die Konjunktur auf Trab, bis sie die gesamte Gesellschaft durchdrungen haben – dann aber tritt die Wirtschaft auf der Stelle, und die Verteilungskämpfe beginnen (s. Händeler 2014).

Volkswirte sind sich darüber zwar nicht einig, jedoch birgt die Idee Kondratieffs, dass die prosperierende Entwicklung der Wirtschaft von Investitionen abhängt, die immer dort eingesetzt werden, wo Knappheit herrscht, einen gewissen Charme in sich. „Was ist die nächste Welle?“ ist die entscheidende Frage. Laut Kondratieff Experte Erik Händeler (2014) herrscht Knappheit am deutlichsten in drei Bereichen:

Management von komplexen Informationslagen,

Gesundheitssektor,

Fachkräftemangel.

Diese Produktionsfaktoren werden zunehmend Bedeutung erlangen. Und jedes Unternehmen, welches für diese Bereiche heute schon passende Lösungen für ihre Organisation und den Menschen an sich bietet, hat Vorteile im Markt.

Der Bedarf nach schnellem, eindeutigem Feedback steigt derzeit an. Durch die sich entfaltende Marktdynamik ist nicht mehr die schiere Größe eines Unternehmens, sondern dessen Flexibilität und Fähigkeit zur Marktanpassung der entscheidende Erfolgsfaktor. Kurz gesagt: nicht mehr der Große frisst den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen, bzw. können Riesen durch eine Vielzahl gut koordinierter und strategisch handelnder Zwerge bezwungen werden (»Gullivers Prinzip«).

Je mehr die Marktdynamik zunimmt, desto höher wird der Bedarf nach Komplexitätsreduktion, schneller Rückmeldung zu Detailproblemen und eindeutigem Feedback. Die Zukunft braucht eine auf Reflexion und Resonanz ausgerichtetes Management. Beratungsinstrumente müssen an diese neuen Anforderungen angepasst werden.

Wie sehen bisherige Antworten aus? Unternehmen reagieren auf Umweltschwankungen mit Agilität – OKR (Objektives and Key Results löst das MBO (Management by Objektives ab. Alter Wein im digitalen Schlauch? Sie versuchen nach innen Komplexität abzubilden und ihre Wertschöpfungsketten konsequent an den Bedürfnissen des Marktes auszurichten. Im Ergebnis erleben wir einen Optimierungswahn, der seit den 90ern die Unternehmen im Griff hat. Damals Zertifizierungen und Verschlankungen (ISO 9000, KVP etc.) heute New Work und Digital Engineering. Das soll Abhilfe schaffen.

Die Zielkonstrukte lauten weiterhin: schneller, effizienter, effektiver und fehlerlos. Pfiffige Unternehmensberatungen haben es immer wieder geschafft, neue und radikale Konzepte zur Optimierung von Wertschöpfungsstrukturen in die Unternehmen zu tragen: »Business Process Reengineering, Dezentralisierung, Regionalisierung, Profit-Center-Organisationen, Holding-Struktur, Lean Production, Lean Management, Projekt-Organisation, Total Quality Management, MBO und OKR«!

Leider bleiben dabei oftmals Menschlichkeit und Innovationskraft auf der Strecke.

Im Gesundheitssystem kann der Optimierungswahn schon mal dazu führen, dass die Bettenauslastung in einer pandemischen Ausnahmesituation (Intensiv/Normal) zu einem kritischen Faktor gesellschaftlicher Stabilität wird.

Vielleicht erinnert sich mancher an die öffentliche Debatte zum Intensivbettendilemma (s. Tagesschau v. 06.07.2021, 18:00 Uhr)?

Eines der hervorstechenden Radikalkonzepte ist wohl das »Beyond-Budgeting-Modell«. »Kein anderer uns bekannter Ansatz zur Schaffung von Veränderung setzt derartig konsequent an der Beendigung der Gegenwart an, wie das Beyond-Budgeting-Modell mit seiner nachvollziehbaren und klaren Forderung nach der vollständigen Annullierung der alten (fixierten) und der Errichtung neuer relativer Leistungsverträge« (Pfläging 2008, S. 260).

Eine »Organisation ohne Organigramme«, wie Pfläging sein Konzept nennt (a. a. O. S. 224), stellt unsere bisherige Vorstellung hierarchisch organisierter Unternehmen auf den Kopf (s. a. Abbildung 2).

Dazu passend sieht Stefan Kühl die zunehmende Aufgabe darin, »ohne Weisungskompetenz einen Kooperationsprozess herbeizuführen«, und nennt dies »laterales Führen« (Kühl 2005, S. 188).

Waldemar Zeiler geht einen noch radikaleren Weg (s. Zeiler 2020). Er will eine neue Wirtschaft. Der Gründer der Kondom-Firma »Einhorn« sagt: »Wir müssen nachhaltiges oder ›fairstainables‹ Wirtschaften, wie wir es nennen, in die DNA aller Unternehmen einbauen. Ansonsten haben unsere Kinder und Enkelkinder nicht mehr so viel Spaß auf der Welt, wie wir es vielleicht mal hatten oder unsere Eltern« (Handelsblatt Podcast, 23.10.2020).

Abbildung 2: Neue Organisations- und Führungsformen stellen die bisherige Vorstellung von Organisation in Frage.

Noch stehen solche radikalen Konzepte am Anfang, aber die Richtung ist eindeutig: Führung und Organisation wird dem einzelnen Protagonisten nicht mehr zugetraut und das Kollektiv in die Verantwortung katapultiert.

Die Konsequenz: Demokratisierungskonzepte halten Einzug in die Privatunternehmen. Jeder soll zu Wort kommen und Entscheidungen sollen auf Gruppenebene diskutiert und gefällt werden.