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Meditation ist mehr, als nur für fünf Minuten den Schnabel zu halten, je mehr das Wort Verbreitung findet, desto mehr geht das Wissen über das ursprüngliche Ziel verloren. Dieses Büchlein nimmt Sie mit auf die spannende Reise zu den Wurzeln der Meditation, geschrieben für offene und dennoch wissenschaftsorientierte, moderne Menschen.
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Seitenzahl: 64
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Verlockend ist der äußere Schein. Der Weise dringet tiefer ein.
Wilhelm Busch
Vorwort zur 2.Auflage
Vorwort zur 1.Auflage
Teil 1: Alte Weisheitslehren, fremde Sprachen, unbekannte Symbole und bewusst verschleierte Aussagen
Teil 2: Abriss der Psyche aus heutiger Sicht
Teil 3: Homo Sapiens, ein komplexes System aus vier vernetzten Ebenen
Teil 4: Die Evolution wird’s schon richten?
Teil 5: Das große Geheimnis
Teil 6: Alte Weisheitslehren, die Schleier heben sich
Konklusion
Nachwort
Literaturverzeichnis
Autor - Dank - Hörbuch - Sprecherin
Seit der ersten Auflage im August 2018 sind mittlerweile fünf Jahre vergangen, diverse Modifikationen böten sich an: Ein Hörbuch, die Preisaktualisierung von Buch und EBook, das Update einiger Referenzadressen im Internet, und noch etwas ...
Sri Swami Sivananda (2001:62) schrieb in dem Buch Concentration und Meditation :
Meditation is the only way for attaining Immortality and Eternal Bliss. Those who do not concentrate and meditate … They are in fact living corpses and miserable wretches.
Er war Yogi, Guru und in westlicher Medizin ausgebildeter, praktizierender Arzt, leider schon am 14.Juli 1963 verstorben. Ich kannte ihn folglich nicht persönlich, nur über seine Schriften und etliche Besuche in seinem Ashram in Rishikesh in Nordindien. Eine aufrichtige Herzlichkeit, kein Prunk, kein Luxus, dafür in unmittelbarer Nachbarschaft das Sivananda Charitable Hospital. Das wirkte authentisch, das wirkte ehrlich, es war spürbar, diesem Mann und seiner Lehre konnte man vertrauen.
Ich hatte daher beim Vergleich des introspektiven Verfahrens der alten Weisheitslehren mit den modernen, naturwissenschaftlichen Methoden die notwendige Vorsicht walten lassen, weder meine Leserschaft noch ich selbst sollten dem Club der miserable wretches beitreten
Oktober 2023, der Wissen schaffende Roman Eva, die Bewusstwerdung des Bewusstseins mit einem Hauch von Samadhi wurde jüngst veröffentlicht, eine teilweise überschneidende Thematik mit jedoch völlig anderem Ansatz.
Guten Gewissens könnte ich mittlerweile in der Konklusion die Vorteile moderner Wissenschaft deutlicher hervorheben, ohne dabei Gefahr zu laufen, die Alleinstellungsmerkmale meditativer Verfahren zu schmälern. Ja, die Zeit für eine zweite Auflage ist gekommen!
Alle Kernaussagen der ersten Auflage verbleiben, allein sollen manche Änderungen in Sichtweise und Formulierung dem Anspruch hoher Verständlichkeit durch eine zeitgemäße Darstellung noch besser Rechnung tragen.
Oktober 2023
Was genau ist Meditation? Eine erste, kurze Recherche offenbart: Es gibt christliche Meditation, buddhistische Meditation, anthroposophische Meditation, transzendentale Meditation, Meditation als das Achtsamkeitstraining MBSR, Bildmeditation, Heilmeditation, und so weiter und so fort. Das ist mehr verwirrend als hilfreich, weshalb eine Krankenkasse auf ihrer Website das Problem so zu lösen versuchte: Es gibt viele verschiedene Formen der Meditation. Finden Sie heraus, welche am besten zu Ihnen passt.
Meditation, eine fernöstliche Praktik, in unseren Breiten noch vor wenigen Jahrzehnten nur von einer verschwindend kleinen Minderheit ausgeübt, ist längst in unserer Mitte angekommen, ist fast schon ein Pflichtbaustein geworden für Workshops, Seminare und andere Veranstaltungen. So bereichernd diese Entwicklung einerseits sein mag, ging und geht dabei andererseits das Wissen um die tiefere Bedeutung der Meditation mehr und mehr verloren. Das Interesse richtet sich zunehmend auf äußere Formen, mittlerweile bedeutet Meditation gelegentlich nur, einmal für fünf Minuten den Schnabel zu halten.
Das mag grundlegend in Ordnung sein, solange die Praktizierenden daraus einen Nutzen ziehen UND solange sie wissen, was Meditation ursprünglich bedeutete und beabsichtigte. Gerade aber dieses Wissen ist selten gegenwärtig, mehr und mehr trifft man auf Menschen, welche fest glauben an einer Meditation teilgenommen zu haben, nicht ahnend, dass sie auf einer Skala von eins bis zehn die Stufe Eins weder angestrebt noch erreicht haben.
Diese Schrift möchte einen Beitrag zur Aufklärung solcher Missverständnisse leisten und lädt Sie ein, gemeinsam zu erarbeiten, was Meditation ursprünglich einmal war und was Meditation ursprünglich bewirken wollte. Danach können Sie besser beurteilen, ob aktuell als Meditation bezeichnete Praktiken noch mit der ursprünglichen Form identisch sind, ob sie nur einen Teilbereich erfassen, ob sie eine Weiterentwicklung darstellen oder ob sie sich zwar des Namens bedienen, jedoch etwas völlig anderes bezwecken.
Wo steht die Wiege der Meditation? Lassen wir die Hermetik des alten Ägyptens zunächst einmal unbeachtet, bedenken wir ferner, dass Gautama Buddha ausgebildeter Yogi war, dann endet unsere Suche nach der Wiege der Meditation beim Yoga Indiens, dessen oberste Stufe Raja-Yoga genannt wird, das Yoga der Könige, die Meditation.
Leider findet sich auch hier keine einheitliche oder zertifizierte Form der Meditation, dafür aber eine grundlegende Gemeinsamkeit: Der Meditierende will offensichtlich etwas in sich entdecken, erkunden und verändern. Dieses Vorhaben scheint nur bei großem Engagement und enormer Disziplin zu gelingen und kann den Verlauf eines ganzen Lebens beanspruchen, sofern dies ausreicht. Bei weiterem Nachforschen stoßen wir jedoch alsbald auf höchst Befremdliches.
Zwar beginnt Patañjali (1999: 21) im Kapitel 1 der Yoga-Sūtren noch recht bodenständig:
… jener innere Zustand, in dem die seelischgeistigen Vorgänge zur Ruhe kommen. Dann ruht der Sehende in seiner Wesensidentität. Alle anderen inneren Zustände sind bestimmt durch die Identifizierung mit den seelisch-geistigen Vorgängen …
Er wechselt dann aber im dritten Kapitel, der Vibhũti Pãda, zu Siddhis, übernatürlichen Kräften.
Auch Paramahansa Yogananda (1997: 314-315) vermerkt in seinem Buch Autobiographie eines Yogi:
Primitive Menschen erkennen selten oder nie, dass ihr Körper ein Königreich ist, das von der Seele regiert wird; sie wissen nicht, dass die Seele auf dem Thron des Großhirns sitzt und über sechs Hilfsregenten in den Rückenmarkszentren (Bewusstseinssphären) befiehlt …
Sri Swami Saraswati Sivananda (1994: XII) geht in seiner Schrift Kundalini Yoga genauer auf solche Zentren ein und empfiehlt eine intensive Konzentration auf diese Bereiche, angefangen mit einem Punkt zwischen den Genitalien und dem Anus.
In sich ruhen, das klingt noch gut, aber übernatürliche Fähigkeiten? Sechs Hilfsregenten? Sollten da noch andere Wesen in unserem Körper wohnen, benötigen wir gar einen Exorzisten? Haben wir aufgeklärte und wissenschaftlich orientierte Menschen der Moderne solchen Hokuspokus nicht längst überwunden? Konzentration auf den Beckenboden, welche geistige Erkenntnis soll ich denn gewinnen, wenn ich mich intensiv meinem Anus oder meinen Genitalien widme? Sagt der gebürtige Inder Sri Chinmoy (1994: 145) doch selbst:
Da die Botschaft der Gita in Indien nicht wirklich verstanden wurde, ist dieses Land überreich an trockenen Asketen und unerleuchteten Menschen der Tat.
Angesichts solcher Merkwürdigkeiten erscheint es ratsam, unser Bemühen um ein tieferes Verständnis der Meditation besser gleich hier und jetzt einzustellen und das Thema, zusammen mit anderen befremdlichen Auswüchsen menschlichen Geistes, an Ort und Stelle zu begraben.
Wäre da nicht beispielsweise Swami Sivananda, ein in westlicher Medizin ausgebildeter und lange Jahre praktizierender Arzt, zeitweise sogar Leiter eines Krankenhauses in Malaysia und später Gründer des gemeinnützigen Sivananda Charitable Hospitals in Rishikesh. Würde ein solcher Mann unsinnige Ratschläge geben?
Wohl kaum, und wiederum bietet Sri Chinmoy (1994: 10, 12) eine Erklärung an:
... da der Veda ursprünglich ein geheimes Buch war, zugänglich nur für wenige. ... bot die Verschlüsselung der vedischen Lehren in einer stark symbolischen Sprache zusätzlichen Schutz vor der Vulgarisierung und dem daraus entstammenden Missverständnis seiner wahren Lehren. … im Gang der Jahrhunderte wäre allerdings das Wissen um die innere Bedeutung dieser Verse und Begriffe fast gänzlich verschwunden und der äußere Aspekt als ihre vollständige Bedeutung angesehen worden .
Wie bitte, Verschlüsselung? Symbolische Sprache? Nun ja, Sprache besteht aus Worten, und Worte sind nichts anderes als Symbole für etwas aus unserer jeweiligen inneren oder äußeren Erfahrungswelt, orts- und zeitabhängig. Wenn wir heute zu einer Person einen Draht haben oder mit ihr auf einer Wellenlänge liegen, benutzen wir Fachbegriffe aus der Elektronik oder der Kommunikationstechnik. Ein Yogi, der vor fünftausend Jahren gelebt hatte und auf einen Text mit solchen Ausdrücken gestoßen wäre, würde vergeblich nach dem Stück Kupferdraht oder den gemeinsamen Wellen und deren Länge gesucht haben, seine Übersetzung unserer modernen Redewendungen müsste zwangsläufig befremdlich, irreführend und völlig falsch ausfallen.
Oder denken wir beispielsweise an die Hinweise auf unseren Autobahnen: