Wenn dir alles und jeder genommen wird. Familie, Freunde, deine Heimat. Könntest du damit leben? Jamie dachte, es geht. Sie hat sich geirrt. Begleite sie in ihrem Leben als leichtes Mädchen. Sieh, ob sie es schafft ein neues Leben zu beginnen. Und finde heraus, wie die Rache eines gefallenen Mädchens aussehen kann. Erotische Fantasy mit Liebe, Lust, Leidenschaft und Rache.
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Seitenzahl: 414
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Sari Eis
Revenge
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Rache eines gefallenen
Mädchens
Es war ruhig vor der Stadt, obwohl viele Männer im Hurenlager waren. Es waren keine Männer aus Helven. Sie alle kamen aus dem Umland, aber die meisten waren von der Armee, die die Handelsstadt belagerte. Sie langweilten sich, denn Erzmagier Daémuth hatte die Stadt abriegeln lassen und wollte die Belagerung aussitzen. Das war nicht unbedingt schlecht für die leichten Mädchen vor den Toren, denn so gab es genug Arbeit für alle.
Auch Jamie, die hier nur unter dem Namen Neyla bekannt war, hatte gut zu tun und wurde gerade von einem weiteren zufriedenen Soldaten verlassen. Es war spät in der Nacht, doch an Schlaf war noch lange nicht zu denken, denn es wartete schon der Nächste vor ihrem Zelt.
Sie nahm sich einen Moment, um sich frischzumachen, und wollte gerade zu ihm gehen, als ein Schrei des Entsetzens durch das kleine Lager hallte. Erschrocken wandte Jamie sich um und wusste für den Moment nicht, warum die andere so furchtbar schrie. Dann sah sie es selbst und erstarrte.
Dicke schwarze Rauchschwaden stiegen von verschiedenen Stellen der Stadt auf und verdunkelten den Himmel. Wo vorher Mond und Sterne geschienen hatten, war nun nichts mehr außer Schwärze. Doch auch die hielt nicht lange an, denn nur wenige Augenblicke später, wurden die dunklen Wolken von den Feuern angestrahlt, von denen sie stammten.
Immer größer wurden die Brände und immer höher schlugen die Flammen. Die Schreie der Frauen im Lager wurden lauter und viele rannten los und in Richtung Stadt.
Jamie nicht. Jamie stand da und konnte sich nicht rühren. Fassungslos, ungläubig hielt sie einfach inne und starrte auf die Stadt, ihr Zuhause, ihre Heimat. Helven brannte lichterloh. Die Stadt und die Einwohner. Jetzt drangen auch die Schreie und sämtliche Laute des Chaos’ aus Helven an Jamies Ohren. Eine entsetzliche Kakophonie aus Schmerz, Panik und Verzweiflung.
„Sie haben die Tore versperrt!“, hörte Jamie jemanden rufen und verstand es doch nicht.
„Niemand kommt raus!“
„Sie werden alle sterben!“
„Die Tore!“
„Männer, das war der beste Kampf seit langem! Es ist mir immer wieder eine Freude, an eurer Seite zu stehen und zu sehen, wie unsere Gegner das Schlottern in den Knochen kriegen.“ Deaglán lachte laut auf und hob seinen Krug, gefüllt mit Met, so energisch hoch, dass sich einiges vom Inhalt über dem Tisch verteilte.
Raek und Océan wichen zurück und selbst Thrace, der dritte Elf neben Dea und Océan, bekam Spritzer vom Met seines Landsmannes ins Gesicht, obwohl er am weitesten entfernt saß. Er wischte sich das klebrige Getränk aus den Augen, grinste aber ebenfalls.
„Du sollst das trinken, Dea“, rief Dawer und lachte schallend, denn der alte Elf hatte ihm den Blick zwar zugewandt, jedoch bereits leichte Gleichgewichtsprobleme. Es war nicht sein erster Wein an diesem Abend und das merkte man ihm an.
„Mach ich doch!“, rief Dea zurück und wollte einen Schluck nehmen, war aber erneut so ungestüm, dass nun der nächste Schwall auf seiner Rüstung landete. Er war der Einzige, neben Thrace, der sie noch trug. Alle anderen Söldner hatten sie bereits in ihren jeweiligen Zimmern im Gasthaus abgelegt und waren erst dann ins Bordell gegangen.
Deaglán und Thrace waren jedoch der Meinung, dass es mehr hermachte, verdreckt und teilweise blutverschmiert unter die leichten Damen zu treten. Thrace eiferte Dea in diesem Punkt nach, weil er sah, dass es durchaus Erfolg hatte. Allerdings eher bei den älteren Damen, die auf Trunkenbolde wie Dea und Draufgänger wie Thrace standen. Der Rest der Truppe war da viel mehr für die jüngeren offen. Und für die musste man sich eben waschen und rasieren.
Dawers Blick fiel auf Lysján. „Kleiner. Trink was“, befahl er dem Neuling und schob ihm den Krug zu, der zwar für ihn gebracht worden war, von dem Lysján jedoch erst einen winzigen Schluck getrunken hatte. Der Neue wandte ihm den Blick zu und sah ihn mit großen Augen an. Dawer schüttelte den Kopf und nahm einen kräftigen Schluck seines eigenen Mets.
Er leckte sich über die Oberlippe und sah wieder den Neuen an. „Gewöhn dich dran. Nach einer Schlacht ist das hier“, er wies mit dem Krug in der Hand im Raum herum, „das Erste, was wir tun.“
„Immer?“, fragte Lysján nach und zog die Brauen hoch. „Warum? Ich habe eine Freundin.“
Dawer lachte. „Weil’s Spaß macht und deine Kleine nicht hier ist.“ Er lehnte sich zu ihm und schlug ihm unsanft auf die Schulter. „Wir haben gewonnen, also feiern wir.“
„So?“, hakte der Kleine nach und klang ungläubig.
„Warum denn nicht so?“
„Was tut ihr, wenn ihr verliert?“
„Wir, Kleiner. Du willst dazu gehören? Also mach mit. Und die Antwort ist; das hier.“ Erneut wies Dawer im Raum herum.
Lysján hatte nur einen verständnislosen Blick für ihn. Der Söldneranführer verdrehte genervt die Augen. Der Kleine war dermaßen unschuldig, wenn Dawer es nicht besser wüsste, würde er sagen, Lysján war noch Jungfrau. Allerdings wusste er mit Sicherheit, dass es nicht so war, denn Dawers Bruder Dacré, der General in der Armee dieses Landes, war sozusagen Lysjáns Schwiegervater in spe. Dawer hatte den Auftrag bekommen, den Welpen auszubilden, nachdem seine Nichte klargemacht hatte, den Kleinen heiraten zu wollen.
Dacré hatte also seinen jüngeren Bruder beauftragt, einen Mann aus Lysján zu machen. Er sollte das Kämpfen lernen und wie man sich richtig schlug. Dawer wusste, dass Dacré selbst keine Lust auf den Burschen hatte. Als General hätte er sonst sicher einen Platz für den Zwerg in der Armee gefunden. Doch offensichtlich wollte er das nicht und so musste sich nun Dawer mit dem Welpen herumschlagen. Der letzte Auftrag war Lysjáns erster gewesen und der Kleine hatte sich unerwartet gut gemacht. Jetzt jedoch saß er da wie ein Junge, der nicht wusste wohin mit sich.
Also entschied Dawer, die Führung zu übernehmen. Er schaute sich um und fand ein Mädchen, das dem Kleinen gefallen könnte. Ihm selbst gefiel sie jedenfalls ganz gut.
Mit einem Wink befahl er sie heran und neigte den Kopf zum Welpen. „Er braucht ein bisschen Unterweisung. Gib ihm eine Lehrstunde auf meine Kosten. Aber übertreib es nicht, wenn er sich dumm anstellt.“
Das Mädchen schenkte Dawer ein kokettes Lächeln und nahm die Münzen entgegen. Dann ging sie zu Lysján und begann, ihn zu umgarnen. Auch die restliche Truppe hatte bemerkt, was Dawer getan hatte und beobachtete nun gespannt, wie der Welpe sie schlug.
Dawer wandte den Blick ab. Er hatte im Gefühl, dass der Kleine einen Rückzieher machen würde, und schüttelte bereits den Kopf. Der Anführer leerte seinen Krug und ließ den Blick schweifen. Mittlerweile war er selbst recht entspannt und der Meinung, sich ebenfalls ein Mädchen gönnen zu können. Sein Blick blieb an einer Gruppe Frauen hängen, die miteinander lachten und kicherten.
Zwei, vielleicht auch drei davon, kamen seinem Geschmack sehr nahe, also stand er auf. „Männer, ich empfehle mich“, sagte er und ließ seine Freunde zurück. Einige der Frauen sahen ihn kommen und sofort wurde ihr Verhalten professionell. Sie brüsteten sich und schoben sich gegenseitig beiseite, um im Vordergrund zu stehen. Dawer lächelte. Er wusste um seine Ausstrahlung und was die Söldner bis jetzt an Met hatten fließen lassen, ließ die Frauen darauf schließen, dass noch mehr Geld da war. Ein guter Verdienst für gute Dienste.
Er kam bei ihnen an und schenkte der Runde ein Lächeln. „Meine Damen. Ich bin auf der Suche nach etwas Zerstreuung. Wie sieht’s aus?“
Sie kicherten und drängten zu ihm. Er zählte fünf und alle streckten ihre Hände aus, um ihn zu berühren. Natürlich wollten sie alle nur Geld verdienen und so hatte er die Wahl. Sein Blick flog über ihre Gesichter und ihre Körper, während die Damen sich immer mehr aufdrängten.
„Ladys bitte.“ Er hob seine Hände. „Ihr seid ja alle reizend.“
„Komm mit mir, starker Mann“, säuselte eine von ihnen, während eine andere in sein Ohr flüsterte: „Mit mir erlebst du was.“
Oh, da war er sich sicher. Sein Lächeln wurde breiter und er hob eine Hand, um der Goldhaarigen vor sich, eine Strähne aus der Stirn zu wischen, als eine Bewegung im Hintergrund seine Aufmerksamkeit einfing. Dawers Blick glitt hoch, die Hand blieb in der Schwebe.
Aus einem Hinterzimmer kam eine junge Frau und ein Mann folgte ihr. Ihr Blick war auf ihren Freier gerichtet und ein Lächeln stand in ihren Zügen. Es war kein Echtes, es war eines für Kunden. Doch dem anderen schien das nicht aufzufallen. Er lächelte selig zurück, zog sie dann an sich und wollte sie offensichtlich küssen, doch die Kleine wehrte ab. Sehr geschickt, sodass ihm nicht auffiel, dass sie keinerlei Ambitionen hatte, mehr von ihm zu wollen.
Sie sagte etwas, was Dawer nicht verstand, dann schob der andere sich an ihr vorbei und verließ sie. Sofort schwand ihr Lächeln. Dawer selbst bekam kaum noch mit, wie die Frauen um ihn herum sich weiter an ihn warfen und quasi um seine Gunst bettelten.
Das Mädchen hatte jetzt seine volle Aufmerksamkeit. Er schätzte sie auf Anfang 20, nicht viel älter jedenfalls. Ihr Haar war dunkel, lang und glatt. Sie trug es offen und hinter ein Ohr geklemmt. Ihre schlanke Figur wirkte fast etwas zu zierlich für ihren Beruf. Doch selbst dort im Halbdunkel und unter dem weiten Hemd, das sie trug, konnte Dawer ihre zarten, weiblichen Kurven erkennen. Sie ließ den Blick kurz schweifen, wobei sie wohl jemanden entdeckte, doch dann verschwand sie in einem anderen Raum und Dawer tauchte aus seiner Verträumtheit auf.
„Mein Großer. Komm mit mir“, hauchte eine der Frauen an seiner Seite und er spürte einen festen Griff im Schritt. „Ich merke doch, wie sehr du mich willst“, raunte sie weiter, doch sie lag so sehr daneben, dass es fast lächerlich war.
Er wollte, das ganz sicher und sehr offensichtlich dazu, doch nicht sie. Keine von denen hier. Er wollte die Kleine.
„Starker Mann, komm. Ich will dich zähmen“, kam es wieder von der anderen Seite. Dawer hatte noch immer den Blick auf die Tür gerichtet, hinter der die Kleine verschwunden war.
„Meine Damen, bitte entschuldigt mich“, sagte er und schob sich aus dem Knäuel Frauen heraus. Allesamt zogen sie Schnuten und ihre Hände hielten ihn halb fest oder strichen über ihn, als könnten sie ihn damit aufhalten. „Ein anderes Mal“, ließ er sie wissen und schenkte der Runde ein Lächeln. Dann wandte er sich ab und ging auf die Tür zu. Im Augenwinkel sah er, dass auch Thrace sich auf den Weg gemacht hatte und der Elf steuerte in die gleiche Richtung.
Dawer lief einen Schritt schneller und packte seinen Söldnerkamerad zwei Schritte von der Tür entfernt am Arm. „Wo willst du denn hin, mein Freund?“, fragte er und grinste überlegen.
Thrace runzelte die Stirn und hob dann eine Hand zur Tür. „Dort hin.“
„Ich denke nicht“, meinte Dawer und drückte die Hand seines Freundes nach unten. „Such dir eine andere, die gehört mir.“ Er ahnte, dass Thrace die Kleine ebenfalls gesehen hatte, und würde sich den Vortritt nicht nehmen lassen. „Die ist nichts für dich, Kleiner.“
„Wer sagt das denn?“, wollte der Elf wissen und klang gereizt.
„Ich.“
„Weil?“
„Weil ich das Sagen habe. Geh dich waschen. Die Kleine will sicher keinen Straßenköter im Bett. Wenn du wiederkommst, bin ich fertig und du hast alle Freiheiten. Vielleicht.“ Dawer grinste den Elf breit an.
„Leck mich! Seit wann bestimmst du, wen die Frauen zuerst nehmen?“
„Seit ich dir das erste Mal das Schwert ins Fleisch gerammt hab, Kleiner.“ Tatsächlich war Dawer schon von jeher ihr inoffizieller Anführer und Ausbilder. Er hatte ihre Gruppe zusammen mit Raekwon gegründet. Später war der Altelf Deaglán dazugekommen und hatte den Jungelf Océan mitgebracht, der von ihm ausgebildet worden war.
Thrace war Océans Freund aus Kindertagen und so war auch er zu ihnen gekommen und Dawer hatte dessen Feinschliff übernommen. Thrace war zwar als Verteidigungsmagier und Bogenschütze aus der Armee von Kahár gekommen, hatte aber den Schwertkampf dadurch ebenso schon weitestgehend beherrscht. Dawer hatte ihm die Feinheiten gezeigt, mit mehr als einer Schnittwunde zur Erinnerung.
Nun bekam Dawer einen grimmigen Blick vom Elf. Er selbst grinste noch immer, als die Tür wieder aufging. Beide Männer wandten die Köpfe und da stand sie vor ihnen. Die Beute, die beide haben wollten. Ihr Blick huschte von einem zum anderen und wurde amüsiert.
Die Arme vor der Brust verschränkt, fragte sie nur frech: „Jaa?“
Dawer ließ die Hand von Thrace’ Arm sinken, den er noch immer gehalten hatte und lächelte nun sie an. „Milady“, grüßte er sie und verneigte sich leicht.
Ihr Lächeln wurde zu einem erheiterten Lachen, dann ließ sie die Arme fallen und knickste. „Milord“, bekam er als freche Antwort. Ihr Blick glitt erneut zwischen ihnen hin und her und sie musterte beide. Auch Dawer schaute erst an sich runter und dann Thrace an.
Sein Freund stand in Rüstung und relativ staubverdreckt neben ihm. Thrace’ Gesicht und seine Hände waren gewaschen, das war es auch schon. Dawer selbst war frisch geduscht, hatte sich, so gut es ging, rasiert und steckte in sauberer Kleidung. Als er wieder die Kleine ansah, erkannte er den abschätzenden Ausdruck in ihren Augen. Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange und schien zu überlegen.
„Milady“, holte er ihre Aufmerksamkeit wieder voll auf sich. „Wenn es in Eurem Interesse ist, würde ich gern Eure Zeit in Anspruch nehmen“, ließ er sie wissen und wusste, dass sein Auftreten besser ankam als das von Thrace.
Der stand einfach neben ihm und starrte die Kleine an. Dawer verpasste dem Elf einen Stoß gegen den Arm, um ihn aus seiner Starre zu holen. Der Sieg würde sonst zu leicht werden. Thrace’ Blick schnellte zu ihm, doch er sagte keinen Ton.
„Nun, werter Herr“, kam es wieder von der Kleinen und Dawer schenkte ihr erneut seine Aufmerksamkeit. „Ich bin keine von denen da“, gab sie an und nickte zu der Gruppe Frauen, die Dawer zuvor so umschwärmt hatte.
„Gewiss nicht“, stimmte er zu und wusste, sie meinte, dass sie mehr kosten würde. In jedem Bordell gab es so was wie höhergestellte Huren. Es waren die, die jeder haben wollte und so konnten sie sich ihre Männer aussuchen und mussten sich nicht anbiedern. Sie waren die Goldhennen der Frauenwirte und nahmen längst nicht jeden.
„Na dann“, sagte sie und lächelte verführerisch. Auch hier erkannte Dawer, dass es wieder ein rein professionelles Lächeln war, doch es hatte Wirkung. Sie wusste, was sie tat. Die Kleine überbrückte die Distanz zu ihm, hob eine Hand und fuhr in den offenen Spalt oben zwischen den Knöpfen seiner Weste. „Eine Stunde kostet dich 10 Drachen. Dafür darfst du fast alles mit mir tun.“
Er zog die Augenbrauen hoch. 10 Drachen war eine Menge Geld.
„Was kostet die ganze Nacht?“, fragte er dennoch. Zwar gab er sich gern den leichten Damen hin, doch es war ihm schon immer zuwider gewesen, danach aufstehen und gehen zu müssen, weil der Nächste anklopfte.
Sie wandte den Blick zur Decke und überlegte gespielt lang, dann sagte sie: „Es ist ja schon fast morgen und ich muss gestehen, dass du mir gefällst. Sagen wir 25 und Frühstück ans Bett?“ Sie grinste diebisch und ein Funken echte Belustigung stand in ihrem Blick.
„Wir werden eine wunderbare Nacht haben“, stimmte er zu, hob die Hand und schlug Thrace, der noch immer wie in Stein gemeißelt neben ihm stand, von hinten auf die Schulter. Der Elf taumelte nur ein wenig und stotterte dann etwas zurecht, was Dawer aber nicht verstand.
Die Kleine richtete ihren Blick auf Thrace, hob eine Hand an sein Kinn und befahl ihn zu sich herunter. Ihre Lippen strichen sachte über sein Ohr, dann ließ sie ihn los, nahm Dawers Hand und zog ihn hinter sich her in den Raum, aus dem sie zuerst gekommen war.
Der Raum war behaglich und mit vielen Sitz- oder Liegegelegenheiten ausgestattet. Ein großes Bett mit Himmel, dessen Seiten halb mit Tüchern verhangen waren, stand an einer Wand. Dem gegenüber brannte im Kamin ein wärmendes Feuer, das zeitgleich die einzige Lichtquelle war.
Sofort fiel Dawer auf, dass keine Räucherstäbchen oder ätherischen Öle die Luft erstickten, wie es üblicherweise der Fall war. Stattdessen lag der Geruch von Kamin und irgendwelchen Blumen in der Luft. Allerdings sehr dezent, was überaus angenehm war.
Die Kleine hatte Dawer im Raum abgestellt und die Tür hinter ihnen geschlossen. Ihre leisen Schritte wurden durch einen Teppich zusätzlich gedämpft, der fast den gesamten Boden bedeckte. Eine Hand legte sich sanft auf seinen Rücken und das Mädchen kam um ihn herum, während ihre Berührung um seine Seite strich. Dawer hielt den Blick nun bei ihr und wartete ab, was sie vorhatte zu tun.
Ihre Hände legten sich auf seine Brust und ihre Fingerspitzen krümmten sich leicht, dann sah sie ihn an. „Sag mir, was du gern hast. Oder soll ich raten?“ Ihr Lächeln war hinreißend erotisch.
„Rate“, gab er an und sie kicherte leise.
Langsam ließ sie die Hände über seine Brust gleiten und fuhr dabei unter die Weste. Sie erkundete ihn, wie er sofort bemerkte. Die meisten Freudenmädchen taten das als Erstes, denn so hatten sie Sicherheit, dass die Männer keine Waffen trugen, um sie vielleicht doch zu etwas zu zwingen, was sie nicht tun wollten.
Dawer wusste darum, hatte aber auch keinerlei Ambitionen, den Mädchen zu schaden. Sie machten ihren Beruf, wie er seinen und hatten es ebenso verdient, angemessen behandelt zu werden. Er hielt also still, während sie mit unglaublich geschickten Bewegungen ausmachte, ob er gefährlich werden konnte. Ein Unwissender hätte ihre Durchsuchung niemals als solche erkannt.
Dann war ihr Blick wieder auf seinen gerichtet. „Ich habe nur ein Tabu“, ließ sie ihn wissen und biss sich auf die Unterlippe, als hätte sie Sorge, genau diese Information würde ihn verscheuchen.
Doch ihre gekonnte Geste verführte ihn nur dazu, sich zu ihr zu beugen, um ihre Lippen zwischen seine zu ziehen, um daran zu knabbern. „Was denn?“, fragte er leise und war nur noch einen Hauch von ihr entfernt.
Sie hob eine Hand und schob ihren Zeigefinger zwischen seinen und ihren Mund. „Nicht auf den Mund. Küsse mich wohin du willst, nur nicht dahin.“
Er stieß leicht die Luft aus und Frust baute sich in ihm auf. Auch hier war sie nicht die Erste, die das verweigerte. Es gab viele Gründe dafür. Ein Mann zu Hause. Kein Mann zu Hause. Eine Liebelei, der diese Art Küsse vorbehalten war oder schlicht und einfach Ekel. Wobei er Letzteres bei sich ausschloss. Dawer achtete auf sich und hielt auch seine Männer dazu an.
„Wie du willst“, sagte er dann, denn diese Einschränkung war zwar bedauerlich, gerade bei einer wie ihr, aber zu ertragen. „Dann hier“, sprach er leise weiter, neigte den Kopf etwas und gab ihr einen Kuss auf die nackte Schulter.
Sie kicherte wieder und zog sie ein Stückchen hoch. „Das kitzelt.“
Er grinste und ließ seine Lippen wandern. Ihre Hände lagen wieder auf seiner Brust und abermals krümmte sie die Finger. Dann wagte auch Dawer einen Schritt weiter und hob seine Hände an ihre Hüften. Sie trug wieder ein weites Hemd, allerdings ein neues, das ihr bis über den Po fiel, die Schultern aber frei ließ.
Als er zupackte, spürte er mit leichtem Erstaunen, dass sie kein Mieder trug. Das war neu für ihn, denn es war so selten wie ein Diamant im Schweinetrog. Die Frauen wollten natürlich gut aussehen für die Männer und ein Mieder brachte alle Vorzüge des weiblichen Körpers zur Geltung. Die meisten zogen diese Teile nicht mal aus, wenn es zur Sache ging, doch die Kleine trug keins.
Unter seinen Händen spürte Dawer nur den leichten Stoff ihres Hemdes und darunter erahnte er ihre weiche Haut. Sie schob ihn sanft ein Stück zurück und legte ihm die Hände um das Gesicht. Ihre Daumen strichen über seine Lippen und er küsste sie.
„Komm mit“, hauchte sie leise und zog ihn dann am Hemd zum Bett. Davor drehte sie ihn und gab ihm einen Schubs, sodass er auf der Bettkante saß. Sie trat wieder näher, schob ihre Hände unter seine Weste und strich sie von seinen Schultern. Das Kleidungsstück landete unbeachtet auf dem Boden, denn ihre Finger hatten schon die restlichen, noch geschlossenen, Knöpfe an seinem Hemd gefunden.
Mit leichten Bewegungen öffnete die Kleine einen nach dem anderen und kam am Saum seiner Hose an. Dawer selbst hatte nichts weiter getan, als ihr über die Arme zu streichen und zu versuchen auszumachen, was unter dem Hemd war. Nun lehnte sie sich zu ihm und begann seinen Oberkörper mit Küssen zu bedecken. Ihre Hände wanderten über ihn und hier und da kratzten ihre Nägel leicht über seine Haut.
Diese Frau hat ihren Rang verdient, dachte er nur und schloss die Augen. Ihre Finger fanden den Weg in den Bund seitlich seiner Hose und beschrieben den Weg nach vorn, wo sie an den Schnüren zog, die Dawers Beinkleider verschlossen. Die ganze Zeit stoppten ihre Lippen nicht ein Mal in ihrem Tun.
Es dauerte nicht lange und sie hatte seine Hose auf und ihn befreit. Wie eine der Frauen vorhin schon festgestellt hatte, war er da schon so ziemlich bereit für alles gewesen. Jetzt war er es nicht mehr nur ziemlich, sondern richtig. Da ihre Lippen ihren Weg weiter nach unten beschrieben, ahnte er, was kommen würde, und war mehr als froh, dass dies kein Tabu für die Kleine war.
Auch hier gab es jede Menge Unterschiede zwischen den Frauen. Er mochte die, die es taten sehr viel lieber und die Kleine war nun ein Teil dieser Riege, denn ihr machte es anscheinend überhaupt nichts aus. Schließlich fand sie ihn und nahm ihn auf. Ein Stöhnen entfuhr ihm, als sie ihr Spiel begann, und seine Hände fuhren in ihr Haar. Es war weich und geschmeidig zwischen seinen Fingern und floss zwischen ihnen hindurch wie Seide.
Bei allen Göttern, die Kleine hat einen konkreten Plan, von dem, was sie tut. Es machte ihn wahnsinnig vor Erregung. Er war bei Weitem nicht der Mann, der voreilig kam, doch sie machte es ihm schwer, denn ihre Zunge stellte Sachen an, die er bei den wenigsten erlebt hatte.
Sein Griff in ihren Haaren wurde fester und er zog sie weg, damit nichts passierte, was er bereuen würde. Ihr Blick traf seinen, dann beugte er sich zu ihr, während seine Hand aus ihrem Haar über ihre Schulter fuhr und unter ihren Arm glitt. Auch ihre andere Seite gepackt, hob er sie auf seinen Schoß.
Federleicht war die Kleine und saß nun auf ihm. Ihr Hemd lag noch immer zwischen ihnen, doch er spürte ihre Feuchtigkeit durch den Stoff.
Himmel, sie trägt -gar nichts- unter dem Hemd.
Sie erhob sich auf die Knie und ließ ihn gewähren, den Stoff aus dem Weg zu schieben. Als nichts mehr seinen Weg störte, packte Dawer ihre Mitte und hob sie noch ein Stück an. Ihr Mund verzog sich zu einem Grinsen, sie fasste sein Glied und zeigte ihm den Weg, als er sie langsam wieder absetzte. Ihr Mund öffnete sich zu einem stummen ah, als er in sie eindrang, dann schloss sie die Augen.
Einen Moment ließ er ihr, dann legte Dawer seine Hand an ihren unteren Rücken und zog sie zu sich. Die Kleine nahm das Zeichen an und begann, ihre Hüften ungeheuer sinnlich zu bewegen. Vor, zurück, hoch und runter, kreisend. Sie machte ihn fertig.
Ihm wurde immer wärmer und das Feuer vom Kamin tat sein Übriges. Auch auf ihrer Haut bildete sich ein leichter Schweißfilm, der das Hemd an ihr kleben ließ. Dawer packte es und zog es in einer Bewegung über ihren Kopf.
Ihr Anblick bannte ihn für einen Moment. Im Schein des Feuers und durch den leichten Schweiß auf ihrer Haut, sah sie aus wie in Gold getaucht. Das lange Haar war ihr zu einer Seite über die Schulter gefallen und bedeckte eine ihrer Brüste. Die andere lag frei und einen Augenblick später in Dawers Hand. Mit der anderen Hand fasste er abermals um die Kleine herum und zog sie eng an sich.
Seine Lippen fuhren über ihren Hals und nun bemerkte er, dass der Geruch nach Blumen von ihr ausging und sich durch die Wärme angenehm verstärkte. Der salzige Geschmack ihrer Haut bildete einen dermaßen erregenden Kontrast dazu, dass er entschied, die Führung zu übernehmen und ihr die Sterne zu Füßen zu legen. Er packte ihre Mitte mit beiden Händen, hob sie hoch und von sich herunter. Dann stand er auf, drehte sie beide um und setzte die Kleine auf die Stelle, wo er vorher gesessen hatte.
Auf den Knien vor ihr fragte er: „Ich darf dich küssen, wo immer ich will?“
Sie nickte. „Nur hier nicht“, erinnerte sie ihn und tippte sie kokett lächelnd an Unterlippe.
Dawer grinste, legte ihr eine Hand auf den Bauch und drückte sie nach hinten. Sie ließ sich fallen und ihn gewähren. Ihre Beine öffneten sich für ihn und ihre Scham lag vor ihm. Feucht, genauso dunkel wie ihr Haupthaar und mehr als einladend.
Er begann Küsse auf ihre Oberschenkel abzusetzen und strich dabei mit den Händen immer wieder an ihren Beinen auf und ab. Je näher er ihrer Mitte kam, desto schneller atmete die Kleine und als er sie erreichte, entfuhr ihr ein Stöhnen. Er begann sein Spiel, wobei er zusätzlich und unablässig seine Hände wandern ließ.
Sie lag, hatte aber eine Hand in die Decke gegraben und die andere in sein Haar. Er fuhr mit dem Arm unter ihr rechtes Bein, hob es an und richtete sich selbst etwas auf. Die andere Hand lag wieder auf ihrem Bauch und so spürte er ihre schnellen Atemzüge.
Als er dann auch die andere darauf ablegte, kam ihr Bein in einen für ihn günstigeren Winkel und öffnete sie weiter. Seine Zunge fuhr dabei, ohne innezuhalten, über ihre empfindlichste Stelle. Sie begann zu zucken und zu pulsieren, was sein Zeichen war. Er wurde drängender und ihr Griff in seinem Haar fester.
Erneutes Stöhnen entfuhr ihr und das angewinkelte Bein streckte sich. Dawer nahm es als Endspurtzeichen, erhörte seine Bemühungen erneut und bekam sein erhofftes Ziel augenblicklich. Ihr ganzer Körper begann zu zucken, ohne dass sie Einfluss darauf hatte.
Ihr Geschlecht pulsierte heftig und ein betörendes Stöhnen drang ihr aus der Kehle. Einen Moment verführte er sie noch mit der Zunge, dann ließ er von ihr ab. Noch während sie im Nachhall ihres Höhepunktes lag, erhob Dawer sich, nahm sie erneut ein und hielt ihre Erregung mit kräftigen Stößen am Leben.
Ihr gesamter Körper lehnte sich ihm entgegen. Sie hatte nun seine Arme gepackt und ihre Finger krallten sich fast schmerzhaft in seine Haut. Ihr Stöhnen wurde lustvolles Wimmern, weil sie keine Möglichkeit hatte, der Erregung zu entfliehen.
Dawers eigene Ektase wurde durch das alles nur angeheizt und seine Stöße kraftvoller und tiefer. Als er merkte, wie sein eigener Höhepunkt greifbar wurde, ließ er sich auf sie nieder und drückte sie mit seinem Gewicht in die weiche Matratze. Nun bohrten ihre Nägel sich in seinen Rücken und hinterließen mit Sicherheit rote Striemen darauf.
Seine Lenden begannen ebenfalls zu zucken und das schlummernde Kribbeln, das schon bei ihrer Arbeit zu Beginn aufgekommen war, wurde stärker und stärker. Nun konnte auch Dawer nicht anders und stöhnte leise.
„Komm“, hauchte sie, hörbar völlig fertig und ihre Zunge strich über sein Ohr. „Ich will dich fühlen.“
Und bei diesem Satz explodierte er förmlich. Abrupt hielt er inne, wobei er tief in ihr war. Sämtliche Muskeln seiner unteren Region zuckten heftig und verleiteten ihn kurz darauf dazu, abermals ein paar ruckende Stöße zu wagen, die ihn selbst noch mehr aus der Fassung brachten.
Ihre Beine hatten sich fest um ihn geschlungen und hielten in an Ort und Stelle. Ihre Arme lagen um ihn, als wolle sie ihn davon abhalten, je wieder aufzustehen und einfach zu verschwinden. Ihr Atem an seinem Hals und der Schulter war heiß und noch immer schneller als normal.
Dann entspannte Dawer sich allmählich und er sackte weiter auf sie. Hatte er sich vorher noch etwas hochstemmen können, fehlte ihm nun die Kraft in den Armen. Kurz darauf lag er mit seinem vollen Körpergewicht auf ihr, doch es schien sie nicht zu stören.
Die folgende Stille wurde nur durch ihrer beider Atmung und das Knistern des Feuers im Kamin unterbrochen. Wie lange sie so dalagen, wusste er nicht, doch nach einer Weile bemerkte er, dass die Kleine langsam und tief atmete. Ihr Griff hatte sich gelöst und ihre Hände lagen nur noch leicht an seinen Seiten. Auch ihre Beine ruhten nur locker auf ihm.
Vorsichtig drehte er den Kopf und ein Lächeln fuhr über seine Lippen. Ihre Augen waren geschlossen, sie schlief. Er stemmte sich sachte ein kleines Stück hoch und stützte den Kopf in die Hand, um sie besser sehen zu können. Eine ganze Weile betrachtete er das Mädchen einfach.
Ihr Haar lag ausgebreitet unter ihr und schimmerte leicht im Feuerschein. Ihr Mund stand ein winziges Stück offen. Durch die kleine Lücke sah man ihre geraden Schneidezähne und auch diese Tatsache war eine Seltenheit. Sicher gaben sich auch die anderen Frauen alle Mühe, gepflegt zu sein. Doch auf die Zähne hatten sie selten großen Einfluss. Heiler auf diesem Gebiet verlangten viel Geld für ihre Arbeit. Viel mehr, als eine Durchschnittsdirne verdiente.
Nun, die Kleine war definitiv kein Durchschnitt und Dawer musste ihr zugestehen, dass sie mehr als 10 Drachen die Stunde wert war. Auf der Straße hätte er sie nie im Leben diesem Metier zugeordnet. Wenn schon diese Art Geschäft, dann vielleicht - aber auch nur allerhöchstens - als Kurtisane hätte er sie eingeschätzt. Eben eine dieser Frauen, die durch andere Dinge Zerstreuung schafften, nicht eben durch Sex.
Nun rührte sie sich wieder unter ihm und schlug blinzelnd die Augen auf. „Oh“, kam es verschlafen aber erstaunt von ihr und Dawer lachte leise.
Ein Kichern entfuhr ihr. „Entschuldige. Das ist mir ja noch nie passiert“, gab sie zu und wurde rot.
Dawer ließ sich von ihr runtergleiten, blieb aber Haut an Haut neben ihr liegen. „So was aber auch.“
Wieder lachte sie amüsiert und diesmal war es echt. „Tut mir leid, ehrlich“, sagte sie und vergrub das Gesicht in den Händen.
„Kein Problem“, gab er ihr zurück und legte seine freie Hand auf ihren Bauch.
Sie ließ ihre sinken, bedeckte dabei ihre Brüste und drehte den Kopf zu ihm. Ihre sturmgrauen Augen waren dunkel und ihr Blick nicht zu deuten.
„Alles gut?“, fragte er und wieder sah sie ihn nur einen langen Moment an.
Dann nickte sie lächelnd. „Bestens. Danke.“
„Freut mich.“ Sein Blick glitt an ihr runter und wieder hoch zu ihren Augen. „Wie heißt du?“, wollte er wissen und kraulte ihren Bauch mit den Fingern, ohne den Blick von ihrem zu lösen.
„Wie immer du willst“, antwortete sie die Antwort aller Liebesdamen.
„Ich will den Namen wissen, mit dem du gerufen wirst“, entgegnete er ernst.
„Man ruft mich Neyla.“
Ihm war klar, dass auch das nicht ihr wahrer Name war. Doch immerhin war es besser als Kleine oder Mädchen. „Mich ruft man Dawer. Ab und zu aber auch Arsch oder Vollidiot.“
Sie lachte auf. „Alles klar.“
Auch Dawer lachte. Es freute ihn, wenn die Frauen so heiter waren. Und Neyla hatte offenkundig nicht mal mit Alkohol nachgeholfen, wie viele andere ihrer Zunft. Sie war herrlich erfrischend, in der doch recht eintönigen Welt eines Söldners.
„Seit wann bist du hier?“, fragte er weiter, denn es war nicht sein erster Besuch in diesem Bordell. Doch die Kleine hatte er hier bisher nie gesehen.
„Seit knapp einem Jahr.“
„Und wo kommst du her?“
„So neugierig, Herr Vollidiot?“, fragte sie frech zurück.
Dafür bekam sie einen Klaps auf den Oberschenkel, der sie wieder zum Lachen brachte. „Woher?“, hakte er nach und strich über die Stelle, die er getroffen hatte.
„Aus dem Süden. Von der Küste.“
Er runzelte die Stirn, denn der Süden war auch seine Heimat. „Von wo genau?“
„Helven“, sagte sie und ihr Lächeln verschwand.
„Das tut mir leid.“ Mehr konnte er dazu nicht sagen. Helven war eine Hafenstadt gewesen, die vor knapp drei Jahren niedergebrannt worden war. Heute war es ein Fleck verkohlter Ruinen, nicht mehr.
„Kennst du es?“, fragte sie nun ihn.
„Ja. Ich war da.“
„Wann?“, wollte sie neugierig wissen und hatte natürlich keine Ahnung, von seinem Besuch dort. „Vielleicht sind wir uns ja schon über den Weg gelaufen und wissen es nicht mehr.“ Sie lächelte wieder amüsiert.
Kurz schwieg er und antwortete dann ehrlich: „Vor drei Jahren.“
Erschrocken rutschte die kleine Neyla ein Stück weg und stemmte sich seitlich hoch. „Wann genau?“ Ihre Stimme war von jetzt auf gleich ernst.
„Als es niedergebrannt wurde.“ Dawer hatte den Blick gesenkt, hob ihn jedoch wieder zu ihr. Ihre Augen waren groß und eine Mischung aus Unglaube, Zorn und Angst stand darin. „Ich war nicht daran beteiligt“, ließ er sie wissen und hatte einen flehenden Ton in der Stimme.
„Das sagst du! Wer sagt mir, dass du nicht lügst?“, stieß sie aus, sprang auf und vom Bett runter. Sie zog eine Decke von einem der Sessel und hielt sie schützend vor sich.
„Ich lüge nicht. Wir waren dabei, aber wir haben es nicht getan. Ich schwöre es!“ Von jetzt auf gleich war die ganze ausgelassene Stimmung zunichtegemacht. Er hätte nichts sagen sollen. Warum war er so dumm gewesen, ehrlich zu sein?
Dawer sah Tränen in ihren Augen glänzen und wusste, sie glaubte ihm kein Wort. Warum sollte sie auch?
Soweit er selbst wusste, hatte kaum einer aus der Stadt überlebt. Die Kleine aber wusste es mit Sicherheit, was sie zu dem Schluss brachte, dass er auf der Gegenseite gestanden haben musste.
Die Angreifer hatten die Stadt umstellt und die Bewohner verständlicherweise die Tore der Stadtmauern geschlossen. Doch ein Attentäter vom Feind hatte sich in die Stadt schleichen können und mitten in der Nacht mehrere Feuer gelegt. Als die Leute es bemerkt hatten, hatten sie fliehen wollen, doch die Belagerer hatten die Tore in aller Heimlichkeit so versperrt, dass sie nicht mehr aufgingen. So waren fast alle Stadtbewohner in dieser Nacht qualvoll verbrannt.
„Warst du da, als es geschehen ist?“, fragte Dawer leise.
Neyla antwortete nicht. Ihre Miene zeigte einzig und allein Entsetzen.
„Darf ich dir erzählen, wie es war?“
„Ich weiß es“, hauchte sie fast unhörbar. Eine Träne löste sich und rollte ihr über die Wange. „Ich weiß das alles. Ich habe es gesehen. Ich ...“ Sie verstummte und starrte ihn einfach wieder an. Dann holte sie Luft und warf ihm lautstark Vorwürfe an den Kopf: „Fast keiner hat überlebt! Ich kannte alle dort! Es war meine Heimatstadt! Dich habe ich dort nie gesehen! Wer sonst solltest du sein, wenn nicht einer der Bastarde, die das getan haben?!“ Den letzten Satz rief sie nun voller Wut.
„Ich war dabei!“, sagte er ebenso laut, doch nur, um sie zur Ruhe zu bringen. „Aber ich habe das nicht getan! Glaube mir!“
„Wie soll ich dir das glauben? Wie könnte ich?“
„Ich bin Söldner! Meine Freunde und ich sind es. Wir wurden angeworben und ...“
„Also doch!“, unterbrach sie ihn. „Wo liegt denn der Unterschied, ob bezahlt oder freiwillig?“, fuhr sie ihn an und nun rollte eine Träne nach der anderen.
„Wir haben den Auftrag nicht zu Ende gebracht!“, rief er aus, damit sie verstand. „Als wir erfuhren, was sie vorhatten, haben wir uns verweigert. Wir haben auch den Sold nicht angenommen, der uns geboten wurde. Wir waren da, aber wir haben nichts getan! Bitte, glaube mir!“
Neyla stand nur da, den Mund leicht geöffnet, als wolle sie etwas sagen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Sie schüttelte leicht den Kopf und wandte dann den Blick ab. Dawer sah ihre Tränen auf den Boden fallen.
„Geh“, flüsterte sie. „Bitte geh einfach.“
„Neyla.“
„Ich kann nicht ...“ Sie schaute auf und Dawer hätte es nie für möglich gehalten, aber in diesem Moment brach sein Herz für die Kleine. Für eine Fremde, ein leichtes Mädchen, das ihm eigentlich Zerstreuung verschaffen sollte. Da stand sie, unbeholfen und verloren und sah aus, als würde die Welt um sie herum zerfallen.
Sie ging in die Knie und begann bitterlich zu weinen. Dawer schnellte hoch und zu ihr. Für einen Moment wehrte sie sich, doch schließlich ließ sie seinen Trost zu und lag weinend in seinen Armen. Die Tränen rannen über ihr Gesicht und tropften auf seine Schulter. Sie zitterte wie Espenlaub und er konnte nicht mehr tun, als sie zu halten.
„Es tut mir leid“, sagte er leise, wusste, dass es nichts gutmachte, hoffte aber ebenso, sie gäbe ihm keine Schuld an dem, was passiert war.
Sie brauchte eine ganze Weile, um zur Ruhe zu kommen. Dawer hatte die Decke von vorn um sie geschlungen, denn das Feuer brannte langsam herunter. Er hätte Holz nachlegen können, doch er wollte sie nicht loslassen. Als sie endlich aufhörte zu weinen, schob er sie ein Stück von sich und nahm ihr Gesicht in die Hände. „Was kann ich tun?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nichts. Nichts mehr.“ Dann senkte sie den Blick. „Bitte entschuldige. Das hätte nicht passieren dürfen.“ Sie wischte sich über die Wangen und die Tränenspuren damit weg. „Ich denke, es ist in Ordnung, wenn du nicht bezahlen musst. Ich werde es erklären. Ich ...“
Dawer schüttelte den Kopf. „Deine Dienste hast du erbracht. Ich werde zahlen.“
Sie nickte. „Aber nur 10. Die Nacht fällt wohl aus.“
Wieder schüttelte er den Kopf und lächelte dann. „Ich würde gern bleiben, wenn ich darf.“
„Aber meine Gesellschaft ist nicht ...“
„Egal“, unterbrach er sie. „Ich bin ja selbst schuld. Ich hätte nicht so viel fragen dürfen.“
Nun lachte sie wieder ein kleines Bisschen. „Ja. Ihr seid immer so neugierig. Das werde ich nie verstehen.“
„Lass es mich erklären“, bat er, stand auf und hielt ihr die Hand hin. Sie nahm sie, ließ sich hoch- und zum Bett zurückziehen.
Der Duft von frischem Brot weckte Jamie, während ein einzelner Strahl Sonne einen kleinen Teil ihrer Haut erwärmte. Sie schlug die Augen auf und war allein. Neben ihrem Bett, auf dem kleinen Beistelltisch, stand ein Tablett, darauf etwas von der Backware, Käse, Wurst und eine dampfende Tasse Kaffee.
Sie grinste und streckte sich genüsslich. Dann machte sie den Arm lang und holte sich eine Scheibe von dem noch warmen Brot. Ihre Brust legte sich dabei auf etwas Hartes. Sie schaute nach und fand einen Beutel mit Münzen darin. Bei einer schnellen Kontrolle zählte sie 30 Drachen.
Fünf Drachen Mitleidsgeld, dachte sie. Es gab immer wieder Männer, die entweder zu viel Geld hatten und nicht wussten wohin damit - oder eben jene, die den Frauen von Jamies Zunft ihr Geld gaben, weil sie Mitleid hatten. Jamie nahm lieber das verschwendete Geld, denn Mitleid brauchte sie nicht.
Im Gegensatz zu anderen Mädchen machte sie ihren Beruf gern, auch wenn das lange nicht immer so gewesen war. Doch jetzt gerade und in ihrer Position war es sogar recht angenehm. Sie hatte die freie Wahl, welchen Mann sie zuließ und welchen nicht und sie bekam einen Großteil der Einnahmen. Ihr Blick fiel erneut auf die fünf Drachen und sie lächelte.
Wenig später schloss Jamie die Tür zum Freudenhaus hinter sich und machte sich auf den Weg zum Markt. Sie brauchte neue Kleider und sie wollte zu dem Schmuckhändler, der nur noch heute da sein würde.
Eine halbe Scheibe Brot in der Hand, zog sie ihren breiten Schal um die Schultern enger. Der Wind war recht frisch und kündigte einen kalten Winter an. Schnellen Schrittes erreichte sie den Marktplatz und steuerte auf den Stoffhändler zu.
„Guten Morgen, mein Herr“, grüßte sie ihn freundlich und lächelte.
„Einen wunderschönen guten Morgen, junge Dame. Was kann ich für Euch tun?“
„Ich brauche Stoff“, sagte sie und grinste frech.
„Tatsächlich“, lachte er erheitert zurück und wies auf seine Auslage. „Ich denke, da kann ich behilflich sein.“
„Was für ein Glück“, scherzte Jamie weiter und ließ den Blick dann über die Stoffe gleiten. „Ich brauche leichte Leinen und etwas dünnen Baumwollstoff. Und ein paar Bänder für eine Schnürung.“
„Ich bin sicher, wir finden alles.“
Gemeinsam mit dem Händler suchte Jamie die Stoffe zusammen, die sie brauchte und kaufte zusätzlich etwas farbige Seide, aus der man sicher ein schönes Oberteil zaubern konnte. Sie bezahlte alles und dankte dem Mann für seine Ware und Hilfe, dann lief sie weiter zum Schmuckhändler.
Dawer hatte die Kleine am frühen Morgen verlassen und sichergestellt, dass sie ihr Frühstück bekam. Ihre Bezahlung hatte er ihr aufs Bett gelegt und den Betrag um fünf Drachen erhöht.
Er wusste, sie würde denken, er hätte es aus Mitleid getan, denn das war gängige Praxis. Doch Mitleid war nicht seine Intention gewesen. Die kleine Neyla war sogar noch mehr wert, aber mehr zu zahlen, wäre auch für ihn schlecht. Sie würde es sich merken und beim nächsten Mal den Preis anziehen. Fünf Drachen waren völlig in Ordnung, wenn man bedachte, dass er noch die ganze Nacht seine Freude an ihr gehabt hatte.
Sex hatte es nur noch ein weiteres Mal gegeben, doch auch mit ihren Händen wusste sie Dinge anzustellen, die selbst ihm neu waren. Außerdem hatte er ihre Gegenwart einfach genossen. Sie hatte eine ruhige und doch frech-forsche Art an sich, die ihn komplett aus der Welt vor der Tür entführt hatte. Ja, fünf Drachen waren angemessen, wenn auch noch immer zu wenig für eine wie sie.
Ein Stück Brot traf ihn im Gesicht und Dawer schaute auf.
Raekwon saß ihm gegenüber und grinste wissend. „Das muss ja eine Nacht gewesen sein“, stellte sein Freund fest und lachte auf. „Du grinst vor dich hin, wie ein Hund, der den saftigsten Knochen bekommen hat.“
„Sehr saftig, mein Freund. Sehr saftig“, antwortete Dawer und lehnte sich im Stuhl zurück. „Ich bin überaus froh, ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.“
„Selig trifft es eher. Sieh dich mal an.“ Raek lachte erneut und drehte dann den Kopf. Die Elfen kamen heran und verteilten sich auf die restlichen Stühle um den Tisch. Dea sah mitgenommen aus und Océan stützte müde den Kopf in die Hände. Thrace allerdings wirkte ausgeschlafen.
„Na, Elf? Wie war deine Nacht?“, fragte Dawer ihn und schlug ihm so fest auf den Rücken, dass Thrace gegen den Tisch stieß.
Der Elf wandte ihm den Blick zu und verengte die Augen. „Halts Maul.“
Dawer zischte und sog dann die Luft zwischen den Zähnen ein. „Gab’s keine mehr für dich? Das tut mir leid“, sagte er, ohne jeglichen Ernst in der Stimme. „Aber wenn es dir hilft, sie war ...“ Er beendete den Satz nicht, sondern hob stattdessen Daumen und Zeigefinger an die Lippen, um delikat anzuzeigen. Thrace brummte etwas und gab der Bedienung ein Zeichen. Sie kam heran und die Elfen bestellten ihr Frühstück.
„Wo ist der Welpe?“, wollte Dawer wissen, als ihm auffiel, dass Lysján fehlte. „Noch beschäftigt?“, fügte er grinsend an, doch Raek schüttelte den Kopf.
„Er ist gegangen, nachdem du verschwunden bist. Dein Geld habe ich im Zimmer.“
„Bei allen Göttern, der lernt es nicht“, seufzte Dawer und rutschte im Stuhl tiefer.
„Er ist seiner Liebe treu“, warf Océan ein und nahm einen Schluck vom Kaffee, den die Bedienung gerade gebracht hatte. „Du würdest es auch sein.“
Dawer zuckte mit den Schultern. Er würde, aber er musst ja zur Zeit nicht. Seine letzte Frau hatte ihn verlassen, genau wie die drei davor, weil er Söldner war. Frauen verstanden es nicht, dass man sowohl für die eine als auch für die andere Seite kämpfen konnte. Sie entschieden sich immer für eine und blieben dann dabei.
Aber Söldner war nun mal Dawers Beruf. Wenn man ihn angemessen bezahlte, tat er, was sein Auftraggeber wollte. Und wenn es eben war, einem ehemaligen Auftraggeber den Kopf abzuschlagen.
Natürlich hatten er und die Männer um ihn herum auch ihre Prinzipien. Sie töteten nur im Kampf und wenn es gerecht zuging. Aufträge bei denen sie wussten, es wäre Mord, lehnten sie ab. Wie damals in Helven. Sie waren keine Assassinen, sie waren Kämpfer.
Als hätte sie seine Gedanken an ihre Heimat gehört, tauchte Neyla an einem Stand weiter entfernt auf. Dawer wandte den Kopf ganz zu ihr und beobachtete sie. Ihre langen Haare lagen offen aber leicht gedreht über eine Schulter. Sie trug einen breiten Schal, den sie vor der Brust festhielt, damit der Wind ihn nicht wegwehte. Ihre Beine waren von einem schmalen Kleid verdeckt und nur ab und zu kamen ihre Füße in geschlossenen Sandalen zum Vorschein, wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte oder einen Schritt machte.
„Bin gleich wieder da“, ließ Dawer seine Freunde wissen, stand auf und machte sich auf den Weg zu ihr. Unterwegs richtete er seine Kleidung etwas, schüttelte dann aber den Kopf über sein eigenes Verhalten. Mit einem Lächeln auf den Lippen kam er hinter ihr zum Stehen.
Der Schmuckhändler hatte kaum noch Ware, doch Jamie brauchte trotzdem einen Moment, um zu finden, was sie suchte. Ein Armband aus vielen kurzen schwarzen Lederriemen, die mit Silberschellen verbunden waren, an die man kleine Anhänger hängen konnte. Sie griff danach und betrachtete es.
Schon als der Händler vor drei Tagen seinen Stand aufgebaut hatte, war ihr dieses Schmuckstück ins Auge gefallen. Doch er hatte zehn Drachen verlangt und die hatte Jamie zu diesem Zeitpunkt nicht gehabt. Sie hätte an ihr Erspartes gehen müssen, was sie eindeutig nicht wollte. Dank ihres letzten Besuchs gestern Nacht und dessen überaus großzügigem Mitleidsgeld hatte sie nun etwas übrig und wollte das Schmuckstück kaufen.
„Ich möchte das hier, werter Herr“, sagte Jamie und hielt das Kettchen hoch, damit der Händler es sah.
„15 Drachen“, blaffte der unfreundlich zurück und schenkte ihr weiter keine Beachtung.
„Was? Aber es kostete doch nur zehn?“
„Jetzt nicht mehr.“
„Warum denn? Was ist denn nun anders daran?“
„Heute ist der letzte Tag.“
Jamie runzelte die Stirn. „Na und? Dann müsste es sogar günstiger sein. Ich gebe dir fünf Drachen.“
Der Händler lachte. „15 und keinen Kupferling weniger.“
„Acht?“, versuchte sie einen vorsichtigen zweiten Anlauf.
„15.“
„In Ordnung. Es ist dein letzter Tag und du hast kaum noch was. Das hier wollte keiner, also ist es nicht das wert, was du vor drei Tagen haben wolltest. Ich gebe dir trotzdem die zehn, dann sind wir beide glücklich.“
Er schaute auf und direkt in ihr Gesicht, dann beugte er sich leicht zu ihr und sagte: „15. Ich habe keine Almosen zu vergeben. Wenn du es dir nicht leisten kannst, bist du nicht wert, es zu tragen. Leg’s hin und verschwinde, Weib.“
Unfähig auf diese Rede etwas zu erwidern, starrte sie ihn mit halb offenem Mund an. Eine Hand legte sich sanft auf ihre Schulter und sie wandte sich vom Händler ab. Dawer stand hinter ihr und lächelte freundlich.
Sofort schaltete Jamie auf Neyla um. „Oh, hallo auch“, lächelte sie, obwohl ihr gar nicht danach war. Nicht wegen Dawer, sondern wegen des Händlers. „Welch ein Zufall“, gab sie amüsiert an und meinte es ironisch. Die Stadt war nicht sehr groß und die einzigen Gasthäuser, die Dawers wohl großem Geldbeutel entsprachen, lagen am Rand dieses Marktplatzes.
„Guten Morgen, Milady. Es ist mir eine Freude, Euch hier zu treffen“, bekam sie als Antwort, wobei er es ernst meinte.
„Was ist denn dein Anliegen, werter Herr Vollidiot?“, fragte sie und spitzte frech die Lippen.
Er lachte. „Ich habe dich gesehen und wollte dir einfach einen guten Morgen wünschen.“
„Wie überaus wohlerzogen.“
„Ich gebe mein Bestes.“ Er wippte auf den Fersen vor und zurück, während er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte.
„Nun“, sagte sie, wandte sich kurz um und legte das Kettchen an seinen Platz zurück. „Ich habe ein bisschen was zu tun. Ich hoffe, es kränkt dich nicht zu sehr, wenn ich dich schon wieder verlasse“, sagte sie und warf ihm ein verschmitztes Lächeln zu. Er warf einen Blick über die Schulter und sie spähte an ihm vorbei, um zu sehen, wonach er schaute.
An einem Tisch vor einer Gaststube saßen vier Männer, die alle samt beobachteten, was Dawer tat. Jamie erkannte aber nur einen von ihnen wieder. Den dunkelhaarigen Elf mit den hellblauen Augen, der sie gestern ebenfalls hatte haben wollen. Heute trug er normale Kleidung und war offenbar frisch gebadet. Sein Blick war nachdenklich auf sie gerichtet.
„Freunde von dir?“, fragte sie und hatte Dawers Aufmerksamkeit damit wieder.
„Ja. Meine Truppe“, gab er an und ein stolzes Funkeln trat in seine Augen.
„Ah, deine Truppe.“
Er lachte leise. „Die letzte Nacht war sehr angenehm, wenn ich so dreist sein darf, es zu erwähnen.“
„Danke gleichfalls“, erwiderte sie mit einem kleinen Knicks. Es war reine Höflichkeit von ihm und keinesfalls das erste Mal, dass sie diesen Satz hörte. Auch wenn sie zugeben musste, dass Dawer wirklich gut gewesen war.
„Wir reisen leider noch heute ab“, meinte er dann und senkte den Blick. „Ich wollte nur fragen, ob ich auch bei unserem nächsten Besuch hier an dich denken darf?“
„Warum denn nicht? Denke so viel du willst an mich. Bei allem was du tust.“ Sie zwinkerte ihm zu und er schien zu wissen, was sie meinte.