Rhoades - Unbestreitbar - Felice Stevens - E-Book

Rhoades - Unbestreitbar E-Book

Felice Stevens

0,0

Beschreibung

"Rhoades - Unbestreitbar" ist die Fortsetzung des Kurzromans "Austin" Einsamkeit. Der Schmerz verschwindet nicht einfach mit der Zeit. Es ist Jahre her, und sie sagen mir, dass ich weitermachen muss. Aber ich kann nicht. Schuld und Bedauern sind meine ständigen Begleiter. Ich sah ihn im Rampenlicht und alles änderte sich. Nacht für Nacht beobachtete ich ihn beim Tanzen. Ich dachte an ihn, fragte mich, wie er sich anfühlen und wie er schmecken würde. Und jetzt, wo ich es weiß, will ich ihn noch mehr. Und vielleicht, nur vielleicht, will er mich auch. Aber jetzt noch nicht. Nicht bevor er weiß, dass er mehr als ein hübsches Gesicht ist. Nicht bevor er weiß, was er mir bedeutet. Ich brauche ihn an meiner Seite. Wir beide. Zusammen. Austin Warum kann ich ihn nicht vergessen? Seine Hände auf mir. Sein Mund auf meinem. Seine Küsse, sodass ich nicht mehr denken kann. Atemlos. Jede Nacht lag ich wach und brannte für ihn. Ich träume, denke. Ich brauche ihn. Nein, tue ich nicht. Ich brauche niemanden. Ich lüge. Ich will ihn. Ich will mehr. Ich bin mehr. Er hat das gesehen, und jetzt stehe ich hier mit meinem Traum vor dem Horizont. Alles, was ich tun muss, ist, den ersten Schritt zu machen, ihm zu vertrauen. Mir selbst zu vertrauen. Man Up Stories Teil 2

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 371

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Felice Stevens

Rhoades – Unbestreitbar

Man Up Stories 2

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen 2019

http://www.deadsoft.de

© the author

Titel der Originalausgabe Rhoades – Undeniable

April 2018

Übersetzung: Marcel Weyers

Cover: Irene Repp

http://daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© Volodymyr Tverdokhlib – shutterstock.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-306-6

ISBN 978-3-96089-307-3 (epub)

HINWEIS AN MEINE LESER

Dieses Buch ist eine Fortsetzung. Das erste Buch der Serie, Austin, ist bereits im Handel erhältlich und steht für euch bereit.

Rhoades – Unbestreitbar beginnt dort, wo die Kurzgeschichte Austin aufhört. Für maximales Lesevergnügen lest bitte Austin, bevor ihr dieses Buch beginnt.

Inhalt:

Rhoades

Einsamkeit. Der Schmerz verschwindet nicht einfach mit der Zeit. Es ist Jahre her, und sie sagen mir, dass ich weitermachen muss. Aber ich kann nicht. Schuld und Bedauern sind meine ständigen Begleiter.

Ich sah ihn im Rampenlicht und alles änderte sich. Nacht für Nacht beobachtete ich ihn beim Tanzen. Ich dachte an ihn, fragte mich, wie er sich anfühlen und wie er schmecken würde. Und jetzt, wo ich es weiß, will ich ihn noch mehr. Und vielleicht, nur vielleicht, will er mich auch. Aber jetzt noch nicht. Nicht bevor er weiß, dass er mehr als ein hübsches Gesicht ist. Nicht bevor er weiß, was er mir bedeutet. Ich brauche ihn an meiner Seite.

Wir beide. Zusammen.

Austin

Warum kann ich ihn nicht vergessen? Seine Hände auf mir. Sein Mund auf meinem. Seine Küsse, sodass ich nicht mehr denken kann. Atemlos. Jede Nacht lag ich wach und brannte für ihn. Ich träume, denke. Ich brauche ihn.

Nein, tue ich nicht. Ich brauche niemanden. Ich lüge.

Ich will ihn. Ich will mehr. Ich bin mehr. Er hat das gesehen, und jetzt stehe ich hier mit meinem Traum vor dem Horizont. Alles, was ich tun muss, ist, den ersten Schritt zu machen, ihm zu vertrauen. Mir selbst zu vertrauen.

Widmung

Für Sandra Owens. Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, seit wir zum ersten Mal über Man Up gesprochen haben. Ich hoffe, ich habe uns stolz gemacht.

Kapitel 1

RHOADES

Er verzauberte, faszinierte und begeisterte mich. Ich hatte Austin monatelang beim Tanzen zugesehen. Seine Anmut und Haltung stachen aus der Menge der zügellosen Männer, die an der Bühne warteten, um ihn zu betatschen, hervor. Als wahrer Meister seiner Emotionen war er wie ein scheues Reh, das sich im Schatten versteckte. Er war zu einem Mann herangereift, der seinen rechtmäßigen Platz als König des Clubs einnahm. Alle wollten ihn.

Ich konnte nicht wütend auf Austin sein, weil er mich in diesem schmutzigen Hinterzimmer zurückgelassen hatte, als ich jede meiner mir selbst auferlegten Regeln gebrochen hatte, nachdem ich ihn geküsst hatte. Die Schuld an Austins Flucht lag allein bei mir. Alles, was es gebraucht hatte, war eine Berührung … Ein einfacher, verheerender Kuss und meine streng gehüteten Emotionen waren hervorgebrochen und alles, was ich jahrelang zusammengehalten hatte, war in wilder Hingabe zerflossen. Ich hatte die Kontrolle verloren. Das erschütterte und verwirrte mich, und ich hasste das. Ich hatte immer die Kontrolle.

Als ich das hektische Klopfen hörte, knöpfte ich mein Hemd zu und richtete meine Krawatte mit gelassener Präzision. Ein schneller Blick in den Spiegel, um zu überprüfen und sicherzustellen, dass alles gut aussah, dann öffnete ich die Tür.

»Wo ist er?« James stürmte in den Raum. »Wo ist Austin?«

»Ebenso Hallo.« Ich glättete mein Haar und lächelte ihn träge an.

»Komm mir jetzt nicht mit deinem Scheiß. Das ist ernst.«

Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich James zum letzten Mal nicht gelassen elegant gesehen hatte. Nun hing seine Krawatte schief und war offen und die blonden Haare, die er normalerweise perfekt gestylt hatte, klebten an seiner Stirn in dunklen, schweißnassen Strängen. Ich spürte eine Spannung durch mich hindurchfahren und packte seinen Arm hart. »Was ist los?« Ich drückte zu und James grunzte vor Schmerz. »Sag es mir.«

Er ignorierte mich, wie er es immer tat, seit wir Teenager waren, und wandte sich aus meinem Griff. »Ich muss Austin finden. Wo immer er ist, ich hoffe, Frankie ist bei ihm.«

»Hm?« Mein pochendes Herz schlug wieder langsamer und ich grinste. »Sag mir nicht, dass du in den kleinen Frankie verliebt bist.«

Mit einer Falte auf seiner eleganten Nase sah James genauso aus wie ein kultivierter Engländer, der verächtlich auf einen seiner Leibeigenen herabblickte. Aber mein Bruder konnte diesen Scheiß nicht mit mir abziehen. »Ich werde das nicht mit einer Antwort würdigen. Wenn du nur ein Mal bereit wärst, dich zusammenzureißen, dann werde ich es dir erklären. Frankie hat einen Ex, vor dem er Angst hat. Eines Nachts hatten sie Streit und Frankie wurde verletzt und landete im Krankenhaus. Er sagte, er sei die Treppe runtergefallen. Aaron ist ausgeflippt und weggerannt. Er ist in eine Kneipenschlägerei geraten und hat einen anderen Kerl so sehr zusammengeschlagen, dass er operiert werden musste. Frankie sollte eine Aussage machen und hat erklärt, dass sie eine flüchtige Beziehung hatten, und das hat Aarons Schicksal sozusagen besiegelt. Der Bastard hat fast ein Jahr im Gefängnis verbracht. Er ist jetzt draußen und hier aufgetaucht. Heute Abend …«

»Und wir müssen sicherstellen, dass er Frankie nicht wehtut. Ich verstehe schon.« Ich beendete den Satz für ihn und sprintete auf die offene Tür zu. »Als du reingekommen bist, war Austin erst seit ein paar Minuten weg.«

»Dann ist er höchstwahrscheinlich in die Garderobe gegangen«, sagte James mir direkt auf den Fersen. »Hier lang nach hinten. Das geht schneller.« Er zog mich in die andere Richtung durch ein Labyrinth abgedunkelter Gänge. Das Hämmern der Musik wurde etwas schwächer, aber mein Herz klopfte pochend in meinem Kopf. Ich wusste, was jemand wie Frankies Ex tun konnte, wenn er auf Rache aus war. Und welchen anderen Grund sollte er noch haben, um in den Club zu kommen?

James blieb vor der Tür stehen und klopfte an. »Austin. Austin, bist du da drin?«

»Warum gehst du nicht einfach rein? Es ist dein Club.«

Wieder in seiner Position als mein moralischer Kompass strich James die Haare von seiner Stirn. »Weil ich den Männern versprochen habe, sie mit Respekt und Würde zu behandeln, und ihnen gesagt habe, dass ich nie in ihren privaten Raum stürmen werde.«

»Nun, in einem Notfall sollte das nicht gelten. Aber wenn du darauf bestehst …« Ich schlug mit der Faust gegen die Tür. »Mach auf oder wir kommen rein.«

Schritte waren in dem Raum zu hören und die Tür öffnete sich. Frankies verstörtes Gesicht kam zum Vorschein. »Was zum Teufel ist hier los? Brennt es irgendwo?« Er warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Warum bist du hier?«

»Wir müssen reinkommen, Frankie, und es hat nichts mit Austin zu tun.«

Als Frankie unsere Dringlichkeit zur Kenntnis nahm, trat er zur Seite und gewährte uns Zugang in das Zimmer. Sofort entdeckte ich Austin, der zusammengekauert auf einem Stuhl saß. Sein schöner Mund hatte sich zu einer so dünnen Linie verzogen, dass ich mich glatt dran schneiden könnte, wenn ich meine Lippen auf seine legen würde. Was nicht geschah. Ich hatte mich ein Mal aus der Fassung bringen lassen, aber jetzt hatte ich mich wieder unter Kontrolle.

»Was ist los?«, fragte Austin, ignorierte mich und richtete seine Frage an James. »Ich habe einen Moment für mich gebraucht und Frankie ist bei mir geblieben. Wir wollten wieder rauskommen, versprochen. Ich habe nicht gefaulenzt.«

James winkte Austins Erklärung ab. »Ich bin nicht besorgt und nicht deshalb hier. Ich wollte mit Frankie reden, aber als ich keinen von euch finden konnte, dachte ich, ihr beide wärt zusammen.«

»Mit mir reden?« Frankies Augenbrauen zogen sich zusammen. »Worüber denn? Willst du es allen mitteilen oder willst du unter vier Augen reden?« Ein Hauch seiner natürlichen Flirtbereitschaft zeigte sich in seinem Lächeln, im Gegensatz zu Austin, der die meisten Menschen mit Argwohn ansah, als ob er glaubte, dass er benutzt und verletzt werden würde.

»Dein Ex ist hier.«

Ich sah, wie Frankie unter dem Make-up und dem Rausch von Alkohol blass wurde. Austin sprang von seinem Stuhl auf und umarmte ihn. Ich konnte sehen, wie Frankie versuchte stark zu bleiben.

»Aaron? Aber i-ich habe eine Schutzanordnung gegen ihn. Er darf nicht in meine Nähe kommen.« Frankie griff Austins Arm.

»Wenn du das nächste Mal zum Tanzen herkommst, bring eine Kopie mit und gib sie mir. Ich sorge dafür, dass Hector sie vorne anbringt. Zusammen mit einem Bild von ihm.«

»Warum bist du immer noch hier?«, wollte Austin von mir wissen. Sein Arm umklammerte Frankie immer noch schützend. »Das ist etwas zwischen uns beiden.«

Als wären sie eine Familie und ich wäre der Eindringling. Auf eine gewisse Art war ich es. Ich hatte keinen Grund, hier zu sein. Austin hatte recht, aber für meine eigenen, zugegebenermaßen egoistischen Zwecke, wollte ich sein, wo er war. Ich wollte nicht, dass die Nacht zwischen uns mit einer bitteren, unvollständigen Note endete. »Kann ich mit dir reden? Es dauert nur einen Moment.«

Er öffnete seinen Mund, Widerwillen entzündete Leuchtfeuer in seinen Augen, aber Frankie stieß ihn mit seinem Ellbogen an. Dann flüsterte er etwas so Leises, dass ich es nicht hören konnte. Ich musste später daran denken, Frankie zu danken, denn Austin ließ ihn los und kam mit schlurfenden Schritten auf mich zu.

»Was?«, fragte Austin mit der gleichen rauen Stimme, aber er täuschte mich nicht. Aus der Nähe roch er nach Angst und ich sah, wie seine Lippen zitterten.

»Es tut mir leid wegen vorhin. Ich habe mich danebenbenommen.«

Misstrauen trübte seine blauen Augen. »Warum bist du so nett zu mir? Ich verstehe es nicht. Wir kennen uns nicht. Wenn du denkst, mir teuren Scheiß kaufen und mich bezahlen zu können, damit ich für dich tanze …«

»Es bedeutet, was immer du willst.«

»Nichts. Ich will nicht, dass es etwas bedeutet. Geh und sei ein Sugardaddy für jemand anderes. Ich brauche dich nicht. Ich brauche niemanden.« Damit drehte er sich auf dem Absatz um und eilte wieder zu Frankie, der auf seinen Stuhl zurückgekehrt war.

Ich ging raus und lief den Flur entlang und zurück zur Tanzfläche des Clubs. Die Tänzer unterhielten die Menge und ich beobachtete, wie der muskulöse blonde Cowboy einen Gönner auf die Bühne holte, um sich mit seinen Hüften an ihm zu reiben, während sich der große, mysteriöse Tänzer, der eine Maske und einen Umhang trug, um die Stange schwang. Das seidige Material, das hinter ihm flatterte, wand sich um seinen mageren, halbnackten Oberkörper. Eine große Menge versammelte sich um die Bühne und warf ihm zur Ermutigung Geldscheine zu. Die irisierenden Lichter brachten sein rabenschwarzes Haar zum Glänzen, während die meisten seiner Gesichtszüge unter seiner schwarzen Maske verborgen blieben.

Ich wollte sie nicht. Ich wollte Austin.

Scheiße.

Nein, wollte ich nicht. Ich konnte nicht. Wenn er nicht tanzte, hatte ich wenig Grund zu bleiben, dennoch konnte ich nicht gehen, da ich wusste, wie verängstigt er und Frankie waren, während Frankies Ex sich hier herumtrieb. Als ich mich auf den Weg zur Bar machte, hörte ich mir die Gespräche der Männer an, an denen ich vorbeikam.

»Die Termingeschäfte waren heute scheiße.«

»Was zum Teufel denken die sich in D.C.?«

»Ich würde einen Gehaltsscheck geben, um den Arsch von diesem Kerl zu ficken. Hast du ihn da oben tanzen sehen?«

Diese letzten Worte ließen mich innehalten und ich sah den älteren Mann mit seinem lüsternen Schimmer in den Augen und einem Glas Scotch in seiner Hand an. Die Vorstellung von diesem Schwein mit Austin, wie er diese weiche Haut berührte, mit seinen dicken Fingern durch Austins seidene, dunkle Locken fuhr und sich über seine Lippen leckte, machte mich krank. Mir juckte es in den Fingern, ihn am Hals zu packen und fest zuzudrücken. Angewidert stampfte ich zur Bar und José, der sofort meine schlechte Laune spürte, goss mir einen doppelten Macallan 18 ein. Die bernsteinfarbene Flüssigkeit rief nach mir und ich kippte sie runter und schob das Glas zurück. »Noch einen, bitte.«

Mit hochgezogenen Augenbrauen tat er, was ich verlangte, und legte die Flasche über seinen Ellbogen. »Was ist los?«

»Was lässt dich denken, dass etwas los ist?« Ich kippte diesmal nur die Hälfte runter und leckte mir über die Lippen. Ich hieß das Brennen willkommen, das durch mich hindurchlief. Die daraus resultierende Wärme trug wenig dazu bei, die Schmerzen in meiner Brust zu lindern. Ich hätte nie hierherkommen sollen. Ich war zu Hause besser dran. Allein.

»Weil ich vor einer Weile gesehen habe, wie du mit Austin die Tanzfläche verlassen hast. Jetzt bist du hier draußen, kippst dir Shots hinter die Binde und er ist nirgendwo zu sehen. Also frage ich noch einmal: Was ist los?«

»Ich, äh …« Verlegen rieb ich mir das Kinn. »Ich bin vielleicht zu weit mit ihm gegangen.«

Das Lächeln auf Josés Gesicht verschwand. »Was bedeutet das?« Er stützte seine Arme auf der Bar ab und ich sah die Spannung in seinen Muskeln. Er hatte in der Poststelle der Firma meines Vaters gearbeitet, bevor James ihn aufgenommen und ihn zur Arbeit hierhergelockt hatte. Ich hatte bemerkt, dass sich die Tänzer um die Bar versammelt und mit ihm geredet hatten wie mit einem Vertrauten. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er sich eher auf ihre Seite als auf meine stellen würde.

»Das bedeutet, ich habe mich von ihm überwältigen lassen.« Ich zögerte, dann gestand ich: »Ich habe ihn geküsst.«

Die Erkenntnis vermischte sich mit der Überraschung in seinen Augen. »Hat er dich auch geküsst?«

»Ich habe ihn nicht gezwungen, wenn es das ist, was du wissen willst.« Meine Aufmerksamkeit wurde auf die andere Seite des Raumes gelenkt. James war hereingekommen, flankiert von Austin und Frankie. Nach ein paar gemurmelten Worten an die beiden stiegen sie auf die Bühne und mit einem riesigen Lächeln auf ihren Gesichtern begannen sie miteinander zu tanzen, als ob die letzte Dreiviertelstunde nicht geschehen wäre. Frankie hatte ihm sogar eine Krone auf den Kopf gesetzt und einen königlich violetten Umhang um seine Schultern gelegt.

»Sieht so aus, als sei alles wieder normal. Aber Rhoades?« Ein Mann winkte José am anderen Ende der Bar mit einer leeren Flasche Patrón zu. José nahm die Flasche Scotch, stellte sie wieder ins Regal und bevor er sich um den Kunden kümmerte, sagte er zu mir: »Verarsch Austin nicht. Er ist schon genug verletzt worden.«

Sind wir das nicht alle?

Ich schaute in meinen Drink, ohne mich um eine Antwort zu bemühen, und studierte Austin, der auf der Bühne tanzte. Er hatte sich auch umgezogen und trug die kleine goldene Shorts nicht mehr, aus der mein Jock herausgeblitzt hatte. Jetzt rahmte eine rote, paillettenbesetzte Shorts seinen Pfirsicharsch und schmiegte sich an all seine Kurven. Sein frisch geölter Körper glänzte unter den Lichtern und als er sich um die Stange drehte, wurden die Männer wild und warfen ihm Geldscheine zu, als wären sie Konfetti. Aber ich wusste es besser. Ich hatte nicht die ganze Zeit damit verbracht, ihm zuzusehen, nur um nicht zu erkennen, dass er nicht mit dem Herzen dabei war. Seine Augen huschten über die Menge und streiften mich, als wäre ich ein weiterer Fremder und nicht der Mann, den er mit solcher Leidenschaft und Intensität geküsst hatte, dass wir beide fast ein Risiko eingegangen wären, auf das wir nicht vorbereitet waren. Es waren gespenstische Augen, voll von Einsamkeit und Angst. Er hielt sich zwischen Frankie und dem Rand der Bühne auf, als würde er ihn beschützen.

James erschien an meiner Seite. »Ich habe den Bastard entfernen lassen und ihm gesagt, dass ich die Polizei rufen werde.«

»Gut.« Ich nickte zustimmend. »Vielleicht solltest du einen Sicherheitsdienst beauftragen. Es könnte nicht schaden.«

»Weißt du was?« James lehnte sich an die Bar und schenkte mir diesen wütenden, abfälligen Blick, den er perfektioniert hatte, seit wir zum ersten Mal erfahren hatten, dass wir Brüder waren. Ich hatte das damals gehasst, und jetzt, Jahre später, hatte sich nichts daran geändert. »Du musst mir nicht sagen, wie ich mein Geschäft führen soll.«

»Dann mach es besser. Beschütze deine Mitarbeiter.«

»Soweit ich das beurteilen kann, ist die einzige Person, vor der Austin vielleicht beschützt werden muss, du, großer Bruder.«

Mein Gesicht wurde heiß und ich war nie glücklicher, von den bunten, flackernden Lichtern abgeschirmt zu werden. »Ich weiß nicht, wovon du redest.« Ich drehte James den Rücken zu und trank mehr von meinem Scotch. Ich hoffte, dass er weggehen und mich in Ruhe lassen würde. Mit einem alarmierenden Akt der Zuneigung, etwas, das wir uns nie erlaubt hatten, nahm er den leeren Platz neben mir ein, stieß mich gegen die Schulter und leistete mir Gesellschaft, nachdem José ihm ein Glas des gleichen Scotchs eingeschenkt hatte.

»Das ist nicht wahr. Wann immer du Austin siehst, wirst du lebendig.« Er stieß mich wieder an und zwang mich, ihn anzusehen.

»Du denkst, weil ich hierherkomme, hab ich es vergessen? Hier kommt eine Kurzmeldung, kleiner Bruder: Der Schein kann trügen.«

Die unerwartete Sympathie in James’ Augen war zu viel und ich konnte für nichts garantieren, wenn er jetzt etwas Tröstliches sagen würde, also verschwand ich ohne ein weiteres Wort aus dem Barbereich und ließ ihn zurück. Ich konnte einem letzten Blick auf die Bühne zu Austin nicht widerstehen, der die Stirn runzelte, als sich unsere Blicke trafen. Mein starrer Körper kribbelte vor Erkenntnis, dass der Geschmack seiner weichen Zunge und sein süßer Atem noch heiß in meinem Mund waren.

Nachdem ich meine Jacke aus der Garderobe geholt hatte, eilte ich in die Nacht hinaus und glitt auf den Rücksitz meines schwarzen Autos. Ich starrte blind aus dem Fenster auf die von der Straßenbeleuchtung verschwommenen Leute. Mein Fahrer ließ mich in Ruhe, was weise war, und in weniger als zwanzig Minuten standen wir vor meinem Stadthaus in der West 82nd Street.

Bevor ich die Gelegenheit bekam, meinen Fuß auf die erste Stufe zu setzen, schwang die Haustür auf und Edgars erleichtertes Gesicht tauchte auf. »Ich habe mich schon gefragt, ob du heute Abend nach Hause kommst.«

»Wo sollte ich sonst hingehen?« Irritiert ging ich an ihm vorbei und betrat das Stadthaus und hieß die Wärme willkommen. Ich ließ meinen Mantel auf den Stuhl fallen und ging direkt in die Bibliothek. Dieser Raum, alles war aus dunklem Holz, Messing und Leder, war ein echter Rückzugsort für Männer, wie mein Vater zu sagen pflegte, aber sein vielfältiges Inneres und das knisternde Feuer im Kamin waren kein Allheilmittel für meine Gedanken. Ich goss mir ein Glas Scotch ein und setzte mich ans Fenster, starrte hinaus in die Dunkelheit und quälte mich mit Fragen, die ich nie beantworten konnte.

Bis heute Abend hatte ich mich für fähig erachtet, mich zurückzuhalten und mich nur mit den Gedanken über Austin und wie er sich in meinen Armen anfühlen würde begnügt. Aber jetzt da ich die verbotene Frucht gekostet hatte, anstatt mich wieder in die Schatten zurückzuziehen, sehnte ich mich danach, seinen weichen Mund zu küssen, ihn in meinen Armen zu spüren und den Rausch der Leidenschaft, den ich vor Jahren begraben hatte, wieder zu erleben. Und das machte mir mehr als alles andere eine Heidenangst.

Kapitel 2

AUSTIN

Abgesehen davon, dass Aaron aufgetaucht war, war diese Nacht der Hammer. Frankie spielte mit dem Bündel Scheine in seiner Hand. »Ich habe noch nie so viel Geld an einem einzigen Abend gesehen.«

»Hm? Was?« Ich hatte ihn zwar direkt angestarrt, aber er war nicht derjenige, den ich sah. »Oh, ja. Ich weiß.«

»Ja. Und wenn ich es anzünde, wird es eine riesige Explosion in meiner Shorts geben und sie müssen mich vielleicht nackt und in Handschellen hier rausbringen.«

Rhoades. Dieser lächerliche Name passte perfekt zu ihm. Er war etwas steif und überheblich, und doch hatte er mich lebendig werden lassen und mit einem einfachen Kuss in Stücke gerissen.

»Nicht wahr, Austin?«

Frankie stieß mich an und ich blinzelte. »Oh, ja, richtig.«

»Mann, du bist so fertig. Du hast nichts von dem gehört, was ich gesagt habe.« Frankie zitterte vor Lachen, als er sein Make-up abwischte und den lilafarbenen Umhang um seinen Hals löste. »Denkst du immer noch an ihn?«

Als ich mich weigerte, ihm in die Augen zu sehen, fing ich damit an, mein eigenes Make-up abzuwischen. Ich zögerte, um mir eine Antwort auszudenken, und schrubbte mein Gesicht mit einem Handtuch ab. Meine Bewegungen waren vorsichtig und bedacht. Frankie kannte mich zu gut und wie ein Hund mit Knochen blieb er bei mir.

»Ich werte das als ein Ja, da du mir nicht in die Augen sehen kannst. Ich kann dir sagen, dass er süchtig ist.«

»Es macht für mich keinen Unterschied. Ich bin nicht interessiert. Und heute Abend geht es nicht um mich. Du musst den Bullen sagen, dass Aaron hierhergekommen ist. Du hast eine Schutzanordnung und sie müssen sie durchsetzen.«

»Ja. Ich kümmere mich darum. Aber sag mir«, sagte Frankie, als er seinen Stuhl neben meinen stellte, so nah, dass sich unsere Schultern berührten, »du und Mister Sexypants. Ich weiß, dass etwas zwischen euch beiden passiert ist. Wenn du es mir nicht sagen kannst, wer dann?«

Niemand, wollte ich sagen. Alles, was ich tun wollte, war, nach Hause zu gehen, mich in meinem Bett zusammenzurollen und so zu tun, als würde Rhoades mich immer noch halten. Ich war noch nie von der Berührung eines anderen abhängig gewesen, aber bei der ersten Berührung seiner Finger auf meiner Haut befreite sich etwas in mir und ich hungerte nach mehr. Aber nicht mit ihm. Niemals mit einem Mann, der so viel Geld und Macht besaß, dass das bloße Anheben einer Augenbraue die Menschen zum Springen brachte. So sehr ich auch einen Mann zum Lieben finden wollte, auch wenn ich das niemals zugeben würde, es würde nicht mit einem Mann sein, der wie mein Vater war. Meine Mutter hatte mir das in ihrem kurzen Leben beigebracht.

»Es war keine große Sache. Ich habe für ihn getanzt und natürlich wollte er mehr. Ich habe Nein gesagt und bin gegangen. Ende der Geschichte. Du kennst diese Typen. Die Leute sagen nicht Nein zu Männern wie ihm. Besonders halbnackte Tänzer, die ihre Schwänze und Ärsche für Dollarscheine schütteln.«

Diese großen braunen Augen von Frankie verengten sich vor Verwirrung, und er runzelte die Stirn. »Bei dir klingt es billig. Das sind wir nicht. Ich liebe es, zu tanzen, und du auch. Wir machen das zum Spaß und wegen des Geldes. Es ist ja nicht so, dass wir das für den Rest unseres Lebens tun werden. Wir haben Träume, weißt du? Wem schadet das?«

***

Eine Woche später, schlaflos im Bett liegend, war ich mutig genug, Frankie zu antworten, wenn auch nur in meinem Kopf. Ich hatte überall Schmerzen, besonders in meinem Herzen. Ich wollte nicht mein Leben damit verbringen, für Trinkgeld für Namenlose zu tanzen. Meine Träume waren größer als das, aber die Zukunft war ungewiss, nachdem ich meinem Vater den Mittelfinger gezeigt und ihm gesagt hatte, dass ich lieber in einem von Schaben befallenen Studio mitten in Brooklyn leben würde als in seinem fünfstöckigen Stadthaus auf der Upper West Side. Gott sei Dank war ich stärker als meine Mutter und konnte mich ohne nachhaltige Wirkung befreien. Und doch, dachte ich, als ich mich umdrehte und das Kissen zwischen meinen Fingern umklammerte, war ich eine Haaresbreite davon entfernt, den gleichen Fehler zu machen, den sie gemacht hatte, und verliebte mich fast in einen Mann, der mich brechen und mir weismachen wollte, dass mein einziger Wert darin bestand, ihn zu schätzen.

Rhoades war in der vergangenen Woche nicht im Club gewesen, und obwohl ich ihm im Grunde genommen gesagt hatte, er sollte sich verpissen, fragte ich mich trotzdem, wo er war und ob ich ihn jemals wiedersehen würde. In den Monaten, in denen er mich tanzen gesehen hatte, hatte er nur hin und wieder ein paar Tage ausgelassen, aber vielleicht hatte er meine Ablehnung ernst genommen.

Scheiße. Ich habe es ernst gemeint. Nein, habe ich nicht.

Unruhig von all diesen Gedanken und unfähig zu schlafen, verließ ich die Wärme meines Bettes, um in die Nacht zur 24-Stunden-Bodega zu gehen. Dort fand ich Chanan, den freundlichen älteren Mann, der zusammen mit seinem Sohn und seiner Frau den Laden führte. Er kannte meinen verrückten Zeitplan fast so gut wie ich selbst und Überraschung flackerte in seinem alten Gesicht auf, als ich um zwei Uhr nachts hereinkam.

»Austin. Was machst du hier? Normalerweise kommst du nicht so spät rein.« Chanan trug den traditionellen Sikh-Turban und seine dunkelbraunen Augen funkelten mich unter buschigen, grauen Brauen an. »Hattest du ein Date?«

Die Düfte in der Bodega, Kaffee, geröstetes Brot und der allgegenwärtige, schwache Geruch von Desinfektionsmitteln, trösteten mich. Wenn man hereinkam, wusste man genau, was man vorfinden würde. Süßigkeiten füllten einen Gang und Chips und anderes Junkfood für den mitternächtlichen Snack den anderen. Ich gab mein Geld lieber meinen Nachbarn als den großen Ketten. Neben Bagels, Brötchen und Gebäck wurden auch frisch gepresste Frucht- und Gemüsesäfte sowie leckere Sandwiches mit Schinken, Pute und Roastbeef angeboten. Die Bodega gehörte der Familie seit über dreißig Jahren und sie war eine Erfolgsgeschichte in der Nachbarschaft, die die Macht einer wahren Familie zeigte. Ich konnte garantieren, dass mein Vater noch nie einen Fuß in eines dieser Geschäfte gesetzt hatte.

»Nein. Ich konnte nicht schlafen, also dachte ich, vielleicht wäre ein Saft gut. Was denkst du?«

Mit einem Zwölferpack Wasser auf der Schulter verließ Chanans Sohn Vijay den Lagerraum. »Papa ji, lass mich Austin den grünen Saft machen, den Bebe jimir immer gegeben hat, wenn ich nicht einschlafen konnte.«

Selbst um zwei Uhr nachts konnte sein ansteckendes Grinsen meine Stimmung immer wieder verbessern. Vijay verzichtete auf den Turban und den Vollbart des Sikh-Glaubens seines Vaters, war glattrasiert und hatte dicke, dunkle, kurz geschnittene Haare. Sie fielen schwer über seine Stirn, glänzten in dem Oberlicht, und sein weißes Lächeln war ein schöner Kontrast zu seiner dunklen Haut. Als ich das erste Mal in Singhs 24-Stunden-Lebensmittelgeschäft gekommen war, hatte ich nicht aufhören können, den wunderschönen Kerl anzustarren, der mich bedient hatte. Wie ich befürchtet hatte, war er nicht nur hetero, sondern auch verheiratet und hatte zwei kleine Töchter, die er abgöttisch liebte. Vijay war ein guter Freund geworden und die ganze Familie hatte mich irgendwie unter ihre Fittiche genommen, als ich in die Nachbarschaft gezogen war und sie herausgefunden hatten, dass ich die Beziehung zu meinem Vater abgebrochen hatte.

»Was ist da drin?«

Nachdem er das Wasser auf den Tresen gestellt hatte, hielt Vijay nun eine Handvoll Grünzeug und eine Zitrone hoch.

Ich hob eine Hand. »Ich habe einen empfindlichen Magen.«

»Pfft.« Vijay schnaubte, wusch das Grünzeug und warf es dann mit der halben Zitrone und einem Apfel, den er vom Tresen genommen hatte, in den Mixer. »Du vergisst, dass ich dir schon mal um Mitternacht Bison-Hühnchen-Sandwiches mit Jalapeños serviert habe, Bruder. Du kannst mich nicht täuschen.«

Der Mixer drehte sich und ich unterdrückte ein Lächeln. Es war erfrischend, dass die Leute mich kannten und trotzdem mit mir befreundet sein wollten. Mit meinem wahren Ich, dem schwulen Austin, der halbnackt tanzte und manchmal Make-up und Leggings mit pelzigen Stiefeln trug. Nicht dem Austin, den mein Vater zu einem Spiegelbild von sich machen wollte, zu einem plastischen Mann mit grünen Adern vor Geld, einem kalten und brutal unnachgiebigen Typen.

Ich nahm den schaumig grünen Saft entgegen und starrte ihn etwas ängstlich an.

»Nur zu«, sagte Chanan, sein Gesicht war voller Lachfalten. »Es wird dich nicht umbringen. Wir trinken das seit Jahren in meiner Familie.«

Ich nahm einen Schluck und meine Grimasse verwandelte sich in ein Lächeln um den Strohhalm. »Es ist gut.« Ich trank die Hälfte in weniger als einer Minute. »Wow. Wer hätte das gedacht?«

»Meine Bebe ji, meine Großmutter, hat das jeden Tag getrunken. Sie wurde fünfundneunzig Jahre alt.« Vijay schob die dicken Haare von seiner Stirn.

Bin mir nicht sicher, ob das ein Segen oder ein Fluch ist, dachte ich, als ich lautstark den Rest meines Getränks durch den Strohhalm saugte.

Der Ausblick auf sechzig weitere Jahre reichte aus, um mich zu erschrecken, besonders wenn ich keine Ahnung von meinem Leben hatte. Zumindest nicht, was über den Tag hinausging. Ein Bild von Rhoades blitzte vor mir auf. Er hatte flammende Augen und sein Atem keuchte heiß und hart, als seine Lippen sich einen feurigen, feuchten Weg über meinen Hals bahnten. Meine verschwitzten Hände schlossen sich um den Plastikbecher. Die Verbindung zwischen uns war stark, aber er war nicht der richtige Mann für mich. Das Leben, das er täglich führte, das voller Macht und Privilegien, war nur allzu vertraut und eines, das ich entschieden abgelehnt hatte.

»Hey, was hat dir dieser Becher angetan?«, fragte Vijay.

Erschrocken blickte ich auf den Plastikbecher, den ich in meiner Hand zusammengedrückt hatte; der Saft war nun gefährlich nahe am Deckel. Ich drückte ihn wieder zurecht und kaute auf dem Strohhalm herum.

»Was ist los, Austin? Du bist heute Abend traurig.« Chanan starrte mich an, seinen weisen Augen entging nichts.

Ich war solch einen prüfenden Blick nicht gewohnt und lachte, aber es klang hoch und falsch, sogar für mich. »Nichts. Lange Nacht.«

»Du musst jemanden finden, der die Nächte zu etwas Besonderem macht.«

»Vielleicht sollte ich mir eine Katze zulegen.« Ich gähnte.

Von seiner Position auf den Knien, wo er Wasserflaschen in das Kühlregal stellte, stand Vijay auf. »Siehst du? Es funktioniert schon.«

Wo Vijay eine reizende Frau hatte, um sein Bett zu wärmen, hatte ich niemanden und nichts, der mich nach Hause rief. Außer Träume, an die ich mich lieber nicht erinnern wollte. Die Müdigkeit überkam mich und ich gähnte erneut.

»Ich schätze, ich gehe nach Hause. Danke für das Getränk. Gute Nacht.«

Ob es nun an dem grünen Saft lag, der mich so schläfrig machte, oder ob ich einfach so müde war, ich war bereits fürs Bett, als ich in meiner Wohnung ankam. Ich putzte mir die Zähne und nachdem ich einen Sweater angezogen hatte, um mich warm zu halten, kuschelte ich mich unter meine Bettdecke. Mein Handy piepte und als ich sah, dass die Nachricht von Frankie kam, schlug mein Herz schneller.

Aaron hat mir eine Nachricht geschickt. Er sagte, er will mich sehen und sich entschuldigen.

Meine Finger konnten nicht schnell genug tippen.

Tu es nicht. Es ist eine Falle. Versprich es mir.

Das Atmen wurde schwierig, als ich auf Frankies Antwort wartete.

OK. Ich dachte mir, dass du das sagen würdest. Das werde ich nicht. Hab dich lieb.

Ich dich auch. Ruf mich morgen früh an.

Ich bekam als Antwort einen Daumen hoch.

Da der Schlaf ruiniert war, lag ich flach auf meinem Bett und starrte an die Decke. Ich konnte mir nicht sicher sein, ob Frankie meinen Rat befolgen würde. Er hatte Aaron mit einer Verzweiflung geliebt, die ich nie verstanden hatte, und hatte zugelassen, das Gefäß für Aarons Wut zu werden, wenn der Bastard einen harten Arbeitstag hatte. Oder jemand ihn verärgert hatte. Oder wenn er fand, dass Frankie zu oft mit seiner Familie sprach. Frankie hatte immer behauptet, dass ihre Beziehung selten körperlich geworden war, wenn man von dem Schubsen und dem verbalen Missbrauch absah. Aber wer wusste, ob er mir die Wahrheit gesagt hatte? Einmal hatte es mir gereicht. Ich hätte das gebrochene Rippenpaar und das blaue Auge nicht sehen müssen, um zu wissen, dass ich Chris nie wiedersehen oder mit ihm sprechen wollte. Als sie es abgelehnt hatten, vor Gericht zu gehen, weil Chris den Staatsanwalt und den Richter kannte und sich aus Schwierigkeiten befreite, hatte ich mir geschworen, nie mit jemandem zusammenzuarbeiten, der mehr Geld als Seele besaß. Der einzige Vorteil dieser Beziehung waren das Treffen und die Freundschaft mit Frankie. Es war niemand in meinem Bett oder meinem Körper gewesen, seit ich Chris verlassen hatte. Ich konnte immer noch die Flüche hören, die er mir zugeworfen hatte, als ich gegangen war.

Die nächsten zwei Stunden wartete ich und erwartete fast, einen Anruf von der Polizei oder dem Krankenhaus wegen Frankie zu bekommen. Ich nutzte diese Zeit zum Skizzieren und füllte Seite für Seite mit Ideen für schöne Wohnungen und wie ich sie einrichten würde. Meine eigene Wohnung war gefüllt mit Sachen aus Billigläden und Gegenständen, die ich auf der Straße gefunden und nach Hause geschleppt hatte. Mein neuester Fund war ein altes Fass, das ich umgedreht und mit einem starken Glanz lackiert hatte und nun als Beistelltisch verwendete.

Die Sonne brannte rosarot am grau-violetten Morgenhimmel, bevor sich meine Augen schlossen und ich einschlief. Eine Hand lag auf meinem Handy, der Klingelton war eingeschaltet.

***

Mein Handy klingelte neben meinem Kissen und ich wachte mit einem Ruck auf. Es war weder Frankie noch seine Mutter, sondern James. Ich drückte den Knopf, während ich den Schlaf aus meinen brennenden Augen blinzelte. Das Display zeigte an, dass es elf Uhr morgens war. »Was ist los?«

»Warum sollte etwas los sein? Ich möchte wissen, ob du heute Abend kommen kannst. Tristan ist krank und schafft es nicht.«

Es dauerte eine Sekunde, bis sich mein Herz beruhigt hatte, denn ich dachte, es würde jemand wegen Frankie anrufen. Ich rieb mir über das Gesicht und schob mir die Haare aus den Augen. »Ich kann nicht, tut mir leid. Ich habe Tyler versprochen, an einigen Routinen für den Unterricht zu arbeiten, und dann habe ich Marcus gesagt, dass ich zu ihm ins Sparks tanzen kommen würde.« James wusste von meiner Arbeit im Tanzstudio, aber ich konnte mich nicht dazu durchringen, Tyler von meinen außerschulischen nächtlichen Aktivitäten zu erzählen.

»Kein Problem. Ich versuche es bei Cort.« Er hielt inne und ich wollte mich gerade verabschieden, als James wieder sprach. »Wie geht es dir?«

Seltsam. Abgesehen von einem gelegentlichen Wie geht es dir? sprachen James und ich selten miteinander. Ich setzte mich auf, die Decke rutschte von meiner Brust. »Äh, mir geht es gut. Warum?«

Ein Seufzer schallte gegen mein Ohr. »Du und Rhoades.«

Meine Brust wurde enger. »Es gibt kein ’Ich und Rhoades’. Er ist ein reicher Kerl wie alle anderen, der ein kleines Spielzeug besitzen will.«

»Das weißt du nicht.«

In der Nacht, in der wir uns geküsst hatten, war ich nach Hause gekommen und hatte nicht geduscht, ich hatte es nicht gewollt, und war ungewaschen ins Bett gefallen. Sein Duft hatte mich umgeben, also roch mein Laken auch jetzt noch, eine Woche später, schwach nach seinem Rasierwasser. Meine Träume waren noch nie erotischer gewesen und ich konnte seinen sexy Akzent, mit dem er mir all die Dinge zuflüsterte, die er mir antun wollte, nicht aus dem Kopf bekommen. Mir fiel ein verblassender blauer Fleck an meiner Hüfte auf und ich erinnerte mich an Rhoades, wie er mich gegen sich gezogen hatte. Mein Schwanz wurde steif an meinem Oberschenkel.

»Du warst nicht mit uns im Raum, oder? Es laufen keine Kameras?«

»Nein, aber …«

»Aber nichts. Du vergisst, dass du und ich nicht mehr dieselben sind. Du bist der ehrbare Mann an der Front in Anzug und Krawatte. Wir sind diejenigen, die unsere Schwänze überall an den Leuten reiben in der Hoffnung, dass sie betrunken oder geil genug werden, um ihr ganzes Geld auszugeben. Also, nein, du weißt es nicht. Auf Wiedersehen.« Ich legte auf, halb beschämt über den verbalen Missbrauch von James, aber auch zu gefangen in meiner Dunkelheit, als dass es mich interessierte. Niemand zwang mich, im Man Up zu tanzen, genauso wie mich niemand gezwungen hatte, Rhoades in dieser Nacht zu küssen. Neben der Sorge um Frankie war das Küssen von Rhoades der andere Grund, warum ich in letzter Zeit Schlafprobleme hatte. Ich könnte schwören, dass meine rauen Lippen immer noch von Rhoades’ Mund kribbelten. Hitze durchflutete mich und ohne es überhaupt zu merken, steckte ich meine Hand in meine Shorts, legte sie um meinen pochenden Schwanz und begann zu wichsen. Meine Hüften bewegten sich und ich warf meinen Kopf zurück, als ich meine Erektion mit der Faust bearbeitete. »Uhhhh.« Ich krümmte mich und gab diesmal nach, als die Lust durch mich hindurchschoss. Mein Körper zitterte unter dem Druck meiner Finger um meinen heißen Schwanz. Vor meinem geistigen Auge berührte mich Rhoades und ich kämpfte dagegen an, aber mein Körper verriet mich. Klebrige Flüssigkeit lief zwischen meine Finger und ich zitterte unter der Kraft meines Orgasmus.

Verdammt.

Entleert und angewidert von meiner Schwäche lag ich im Bett und kam langsam wieder runter. Ich musste mich davon abhalten, Rhoades zu wollen, und das bedeutete, das nächste Mal, wenn ich ihn sah, falls ich ihn wiedersah, mich fernzuhalten. Er sollte sich einen anderen Einfaltspinsel suchen, für den er auf die Knie gehen und seinen Schwanz lutschen konnte. Ich wischte mir die Hand ab, griff dann nach meinem Handy und wählte Frankies Nummer auf meiner Kurzwahl, wobei ich auf Lautsprecher stellte.

»Was ist los?« Frankies Stimme erfüllte mein kleines Studio.

»Alles in Ordnung?« Er seufzte und die Nerven kribbelten unter meiner Haut.

»Ich weiß, du hast gesagt, dass ich Aaron nicht wiedersehen sollte, aber ich denke wirklich, dass die Zeit im Gefängnis ihn verändert hat.«

Mein Herz klopfte, ich setzte mich so schnell auf, dass sich mein Kopf drehte. »Und woher willst du das wissen?«

»Äh. Ich, äh …«

»Sag mir nicht, dass du ihn besucht hast.«

»Nein, aber er hat bei mir zu Hause angerufen und meine Mutter hat so geschrien, dass ich ihr das Telefon weggenommen habe.«

Richtig so von Jeannie. Sie hatte den Bastard durchschaut. »Und du hast ihm gesagt, er soll sich ficken und auflegen, richtig?«

Die Sekunden vergingen, aber ich konnte stundenlang darauf warten, dass Frankie mir das sagte.

»Bekommen die Leute nie eine zweite Chance bei dir, Austin? Du bist manchmal so hart. Vielleicht hat sich Aaron geändert, vielleicht auch nicht, aber es sollte meine Entscheidung sein.«

»Ich erinnere mich, dass du in diesem Krankenhausbett gelegen hast. Genau das negiert jede zweite Chance in meinen Augen.«

»Und ich habe dir gesagt, dass es nicht seine Schuld ist. Wir haben uns gestritten und, ja, er hat mich am Arm gepackt. Aber ich habe ihn geschubst und bin weggerannt. Es war meine Schuld, dass ich die Treppe runtergestolpert bin. Er ist nicht ins Gefängnis gekommen, weil er mich verprügelt hat. Das war ein anderer Typ.«

»Das hast du gesagt.«

»Hör auf, mit mir zu reden, als sei ich dumm. Ich habe nie gesagt, dass Aaron und ich perfekt sind, aber er hat mir nie das angetan, was Chris mit dir gemacht hat.«

Ich hatte Frankie nicht gekannt, bevor wir uns im Krankenhaus kennengelernt hatten, aber seine Geschichten über das Schreien, die Schuldzuweisungen und die Kontrolle klangen genug nach Chris und mir, um meinen Verdacht zu erregen. »Ich habe nie gesagt, dass du dumm bist. Ich will nur, dass du dich daran erinnerst.«

»Ich habe nicht zugestimmt, ihn zu sehen, aber ich bin kein Kind. Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen.«

Sicher kannst du das, dachte ich bitter.

Die Tatsache, dass Frankie sogar darüber diskutierte, Aaron wiederzusehen, bereitete mir ein mulmiges Gefühl im Magen, aber eine Last fiel von mir ab. Solange er in Sicherheit war, war es mir egal, was er zu mir sagte. »Du bist verflucht schlau, aber wir beide wissen, wie sehr du Aaron geliebt hast.«

»Wie auch immer. Was machst du heute? Willst du zu ein paar Billigläden in der 14th Street gehen? Ich muss ein paar Dinge für eine Klassenarbeit finden.«

Gähnend fuhr ich mit der Hand durch mein Haar und blickte auf das getrocknete Sperma auf meinem Bauch. »Ich muss ein paar Sachen für den Unterricht planen, aber wir können dort in der Nähe zu Mittag essen. Ich muss erst duschen, dann treffen wir uns um eins im Diner am Union Square. Ich habe nichts in meiner Wohnung außer Ramen. Klingt das gut?«

»Klar. Wir sehen uns dort.«

»Tschüss.«

Ich beendete den Anruf und verließ mein Bett, um ins Badezimmer zu gehen. Nachdem ich ein paar Käfer den Abfluss runtergespült und mir die Zähne geputzt hatte, drehte ich die Dusche auf. Die Rohre quietschten und das lauwarme Wasser, das in ruckartigen Spritzern über mich lief, bedeutete eine schnelle Reinigung. Einen Moment lang dachte ich sehnsüchtig an das Stadthaus meines Vaters mit seinem Spa-Badezimmer mit der Badewanne mit Düsen, einer Regenwasserdusche mit heißem Wasser und einem Dampfbad.

Hör auf,schimpfte ich gedanklich und trocknete mich ab. Du lebst jetzt dein Leben. Tust, was du willst. Bist, wer du bist.

Dennoch wäre es schön, eine Heizung zu haben, die funktioniert, und Warmwasser, das wirklich heiß ist.

Als ob ich gegen meine früheren negativen Gedanken rebellieren wollte, trug ich schwarze Kord-Leggings, die in meinen pelzigen Stiefeln steckten, und einen knallroten Pullover mit einem großen weißen Herz auf der Vorderseite. Wenn mein Vater mich jetzt sehen könnte, würde er mich wahrscheinlich anspucken. Ein trotziges Lächeln erhellte mein Gesicht und ich schaltete meinen Föhn ein, um mich fertig zu machen.

Fast vierzig Minuten später ging ich die Treppe am Union Square hinauf und durch den Park. Sonntags war dieser Teil der Stadt immer sehr belebt. Obwohl der Green Market nicht geöffnet war, boten viele Verkäufer ihre Waren an, und da Frankie immer zu spät kam, nahm ich mir Zeit und lief ein bisschen durch die Stände. Dann machte es endlich Ping auf meinem Handy.

Bin in 15 Minuten da.

OK, schrieb ich zurück, steckte das Handy in meine Jackentasche und nahm eine schwarze Ledergeldbörse mit leuchtend rotem Saum in die Hand. Der Saum wäre ein schönes Kissen und ich konnte es schon auf einer schmalen Couch in einem dieser Tribeca-Lofts sehen. »Das ist wunderschön«, sagte ich zu der jungen Frau, die von ihrem Platz hinter dem Tisch aus zu mir auflächelte. Eine Tasse mit etwas Heißem dampfte vor ihr. »Machst du die hier?«

»Ja. Ich verkaufe sie hier und habe auch einen Etsy-Shop.« Sie gab mir eine Karte.

»Wie viel?«

»Fünfzehn Dollar.«

Wenn man bedachte, dass meine Einnahmen aus dem Tanzen gestern Abend mir fast fünfhundert Dollar eingebracht hatten, konnte ich es mir leisten, heute ein wenig zu protzen. »Ich nehme sie.« Ich holte meine alte schäbige Brieftasche hervor und zog einen Zehner und einen Fünfer heraus. »Ich studiere Design und du hast einen tollen Stil.«

Ihre Wangen färbten sich rosa. »Danke.«

Ich ging weg und hielt an anderen Tischen an, aber bis zum Ende des Parks fiel mir nichts weiter ins Auge. Das Diner, in dem Frankie und ich uns treffen würden, war an der Ecke, und als ich an der Ampel wartete, fuhr ein Taxi ran und ich sah Frankie aussteigen, der jemandem auf der Rückbank winkte, bevor es wegfuhr. Er stand an der Ecke und starrte ihm nach. Er war in Gedanken versunken, die Brise zerzauste seine kastanienbraunen Locken. Die Ampel schaltete um und ich eilte über die Straße. »Frankie. Ich bin hier.«

Ein fast schuldbewusster Ausdruck huschte über sein Gesicht, bevor er mich anlächelte. »Hey.«

Wir küssten uns zur Begrüßung auf die Wangen und gingen hinein. Wir setzten uns in ein freies Séparée im hinteren Bereich. Die Kellnerin schlenderte mit einer Kaffeekanne in der Hand zu uns rüber. »Wollt ihr Jungs Kaffee?« Auf unser Nicken hin schenkte sie jedem von uns eine Tasse ein. »Etwas zu essen?«

»Ich nehme ein Stück Apfelkuchen«, sagte Frankie.

Ich hatte nicht viel zum Frühstück gegessen und brauchte etwas Größeres. »Kann ich ein Käseomelett mit Pommes statt Rösti und Roggentoast bekommen?«

»Alles klar. Bin gleich wieder da mit deinem Kuchen, Schätzchen.«

Wir tranken unseren Kaffee schweigend, bis ich es nicht mehr aushalten konnte. »Wer war bei dir im Taxi?« Das Flackern in Frankies Augen bestätigte es. »Du warst bei ihm, oder?«

Wut straffte seine Lippen. »Und wenn? Ich habe dir heute Morgen gesagt, dass es mein Leben ist. Ich entscheide, wie ich es leben will, nicht du.«

Als ich sah, wie sich die Kellnerin mit Frankies Kuchen näherte, hielt ich mich zurück und wartete, bis sie ihn bedient hatte.

»Hier, bitte schön, Schätzen. Ich habe dir ein bisschen Schlagsahne draufgemacht. Geht aufs Haus.« Die Leute verliebten sich leicht in Frankie. Dieses süße Gesicht und die großen braunen Augen mit den langen Wimpern brachten vor allem Frauen ins Schwärmen. Sie wandte sich an mich. »Dein Essen kommt gleich, Süßer.«

»Danke«, sagte ich und wartete, bis sie außer Hörweite war, um auf Frankies Aussage zu antworten. »Du hast recht. Ich bin nur dein Freund. Derjenige, der mit dir im Krankenhaus war. Du schuldest mir nichts.«

Er stach in den Apfelkuchen und verstrich die geschlagene Sahne auf dem saftigen Stück, nahm aber keinen Bissen. Ich ließ ihn noch einige Sekunden lang sein Essen malträtieren, bevor ich nachgab.

»Was hat dir das arme Stück Kuchen angetan?«