Breakfast Club 2: Ich wette ... für immer - Felice Stevens - E-Book

Breakfast Club 2: Ich wette ... für immer E-Book

Felice Stevens

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Beschreibung

Eine Wette mit seinen besten Freunden bringt den zurückhaltenden Computerfachmann Zach Cohen dazu, sich auf eine Wochenendaffäre mit dem Ex-Cop Sam Stein einzulassen. Obwohl sie eine leidenschaftliche Nacht miteinander erleben, reist Zach ab, ohne eine Nachricht für Sam zu hinterlassen. Doch der Mann geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sam Stein, der aufgrund eines tragischen Fehlers seinen Polizeidienst quittieren musste, versteht die Welt nicht mehr, als er feststellt, dass sein One-Night-Stand tatsächlich genau das war: eine einmalige Nacht. Er versucht, Zach aus seinen Gedanken zu verbannen und weiterhin so zurückgezogen zu leben wie vorher. Doch das Schicksal hat etwas anderes für beide Männer geplant. Breakfast Club Serie Band 2

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Felice Stevens

Ich wette … für immer

– Ein Roman der Breakfast Club Reihe –

Band 2

Aus dem Amerikanischen von Janina Steves

Impressum:

© dead soft verlag, Mettingen 2016

http://www.deadsoft.de

© the author

Titel der Originalausgabe: Betting on forever

Übersetzung von: Janina Steves

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© XtravaganT – fotolia.com

© Spectral-Design – fotolia.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-049-2

ISBN 978-3-96089-50-8 (epub)

Inhalt:

Eine Wette mit seinen besten Freunden bringt den zurückhaltenden Computerfachmann Zach Cohen dazu, sich auf eine Wochenendaffäre mit dem Ex-Cop Sam Stein einzulassen. Obwohl sie eine leidenschaftliche Nacht miteinander erleben, reist Zach ab, ohne eine Nachricht für Sam zu hinterlassen. Doch der Mann geht ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Sam Stein, der aufgrund eines tragischen Fehlers seinen Polizeidienst quittieren musste, versteht die Welt nicht mehr, als er feststellt, dass sein One-Night-Stand tatsächlich genau das war: eine einmalige Nacht. Er versucht, Zach aus seinen Gedanken zu verbannen und weiterhin so zurückgezogen zu leben wie vorher.

DANKSAGUNG

Zunächst muss ich meiner Herausgeberin danken, die darum bat, Zachs Story als zweites zu schreiben, bevor ich Buch Eins beendet hatte. Ich freue mich, dass du ihn genauso sehr geliebt hast wie ich. Danke Hope Cousin für deine Hilfe, deinen Rat und deine Freundschaft; du hast keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet. Danke an Jessica de Ruiter für deine wundervollen Adleraugen. An Denise, danke für deinen Beistand und deine Unterstützung. Es bedeutet mir alles.

KAPITEL EINS

Die Hölle selbst konnte nicht schlimmer sein, als im Sommer in südlicher Richtung über die Garden State Bundesstraße zu fahren. Zach Cohens einziger Lichtblick war, dass jemand anderes hinter dem Steuer saß. Wie nett von den Sponsoren der Convention, ihm einen Fahrer zu schicken und ihm den Ärger zu ersparen, selbst fahren zu müssen.

Er blinzelte dem grellen Licht der späten Nachmittagssonne entgegen, das heiß und hell durch die Autofenster hereinschien. Die neuen Kontaktlinsen, die er speziell für dieses Wochenende besorgt hatte, verursachten ihm immer noch Probleme. Doch nach all den Jahren, in denen er eine Brille getragen hatte, wollte er sie noch einmal auszuprobieren. Dieses Wochenende würde voller Veränderungen für ihn sein, und Zach beschloss, sich selbst sowohl äußerlich als auch innerlich zu erneuern. Mit seinem alten Ich lief es nicht so gut.

Sein Handy vibrierte mit einer Textnachricht seines besten Freundes Marcus.

Hau sie um. Und denk daran, sei verrückt und lass dich gehen. Atlantic City ist wie Vegas–was dort passiert, bleibt dort.

Schön wär’s, dachte Zach verdrossen und starrte aus dem Fenster auf die endlosen Autoschlangen. Er ohrfeigte sich mental, als er an die gestrige Unterhaltung beim Frühstück zurückdachte.

Er, seine beiden Freunde Julian und Marcus und Julians fester Freund Nick hatten sich an ihrem üblichen Frühstücksort in der Stadt getroffen, auch wenn es zum verabredeten Zeitpunkt eher ein Brunch war.

„Zach, bist du bereit für morgen und A.C.?“ Marcus signalisierte dem Kellner mit einer kreisförmigen Geste seiner Finger drei ihrer üblichen Mimosas und ein Bier für Nick zu bringen.

„Mann, wie gerne würde ich im Sommer zu einer Convention dort gehen. Nichts als Sonne, Sand und knappe Badehosen.“

„Hast du alle Männer in Manhattan durch, dass du jetzt auf Strandtouristen in Jersey erweitern musst, Marcus?“ Julian hob eine Augenbraue und grinste sie beide an. „Außerdem fährt Zach geschäftlich dorthin, nicht zum Vergnügen.“

Zach öffnete den Mund, aber wie üblich kam Marcus ihm zuvor. „Pffft. Blödsinn. Zach muss etwas Spaß haben und sich flachlegen lassen.”

„Das ist deine Antwort auf alles, aber das heißt nicht, dass es das Richtige für Zach ist“, argumentierte Julian. Nick blieb still; er war lange genug mit Julian zusammen, um die Dynamik der jeweiligen Freundschaften innerhalb der Gruppe zu verstehen.

„Weil du jetzt in einer Beziehung bist, glaubst du, das wäre für jeden am besten. Aber was, wenn er gar keine will? Was, wenn – “

„Ähm, hallo. Ich bin immer noch hier.“ Zach lehnte sich an den Tisch und fuchtelte mit den Händen zwischen den beiden sich streitenden besten Freunden herum. „Schön, dass ihr zwei denkt, mein Wochenende und mein Sexleben für mich planen zu müssen, aber ich brauche eure Hilfe nicht.“ Schlimm genug, dass seine Mutter ihm Dating-Ratschläge gab, das Letzte, was er in dieser Hinsicht brauchte, war die Einmischung seiner Freunde.

Bedauern spiegelte sich in Julians Augen. „Tut mir leid. Er“, Julian zeigte auf Marcus, „reizt mich so. Wir sind in unseren Dreißigern und nicht einundzwanzig, gerade fertig mit dem College und ständig auf der Suche nach einer Affäre.“

„Nicht jeder ist für Monogamie und Beziehungen gemacht, Juli. Du hast deine gefunden und ich freue mich für dich und Nick. Aber versuche nicht, uns anderen einzutrichtern, das wäre der einzige Weg um glücklich zu sein. Manche von uns sind absolut zufrieden, so wie wir sind – indem wir uns um Bedürfnis Nummer eins kümmern.“ Marcus nippte an seinem Drink und zuckte mit den Schultern. „Ich mag meine Männer auf die Art, wie ich meine Skittles mag: in jeder Farbe des Regenbogens. Außerdem“, seine Augen funkelten und Zach hatte den unguten Verdacht, dass das, was auch immer als Nächstes aus dem Mund seines Freundes kommen mochte, etwas Unverschämtes sein würde, „wenn Zach nach Atlantic City geht, sollten wir eine Art Wette abschließen.“

„Ich wette nicht“, sagte Julian. Er legte seine Ellenbogen auf den Tisch. „Das Geschäft läuft an und ich werde kein Geld für ein dummes Glücksspiel verzocken.“

„Du warst viel lustiger, bevor du angefangen hast, dich wie eine alte verheiratete Lady zu verhalten.“ Durch die jahrelange Erfahrung mit Marcus’ Unfug wusste Zach, dass dieser Gesichtsausdruck Schwierigkeiten für ihn verhieß. „Ich habe sowieso nicht mit dir geredet. Ich meinte Zach.“

Das musste er seinem Freund lassen. Unabhängig davon, dass es wahrscheinlich komplett unverschämt war und ziemlich sicher mit Sex Toys zu tun hatte, von denen er noch nie gehört hatte, konnte Zach es wider besseres Wissen nicht verhindern, interessiert zu sein.

„Ich werde das wahrscheinlich später bereuen, aber an was hattest du gedacht?“, fragte er, woraufhin er Julians frustriertes Stöhnen hörte, sowie Nicks Gelächter.

„Warum ermunterst du ihn auch noch? Du solltest es besser wissen.“

Marcus grinste Zach mit einem teuflischen Blick an und es war, als wären sie wieder in der Mittelstufe. Wild, wunderschön und verrückt; Zach konnte sich an keine Zeit seines Lebens ohne Marcus an seiner Seite erinnern. Sie kannten einander seit sie Babys waren und waren die Brüder, die keiner von ihnen je hatte.

„Ich habe über die Jahre gelernt, Marcus bei Laune zu halten, anderenfalls würde er hinter mir her sein wie der Hund hinter einem Knochen.“ Zach machte eine Geste mit seiner Hand. „Komm schon, raus damit. Was geht vor in deinem wahnsinnigen Verstand?“

„Du verletzt mich.“ Marcus tat beleidigt, aber ein durchtriebenes Lächeln umspielte seine Lippen und Zach machte sich bereit. „Es ist ganz einfach. Du besuchst einen Ort, der bekannt dafür ist, dass man sich dort gehen lassen und Spaß haben kann. Keiner kennt dich dort, weil deine ganze Arbeit hinter den Bildschirmen stattfindet.“

„Also, wie lautet die Wette?“ Angespannt ignorierte Zach Julians Gemurmel.

„Triff einen Kerl und ergattere seine Telefonnummer oder du schuldest mir einhundert Dollar.“

Nick schnaubte. „Das ist ja langweilig, besonders für dich, Marcus.“ Er dachte einen Moment nach, dann funkelten seine Augen böse. „Ich weiß etwas Besseres.“

„Oh Gott. Achtung!“ Julian vergrub seinen Kopf in den Händen. „Wenn er diesen Ausdruck in den Augen hat, bist du in Schwierigkeiten.“

Zach beobachtete, wie Nick seinen Arm um Julians Nacken schlang und ihn rasch umarmte. „Hab keine Angst, Babe. Es ist so unverschämt, dass es wahrscheinlich keiner von ihnen wagen wird. Aber es ist einfach zu lustig.“

Anscheinend hatte jeder seiner Freunde eine Meinung darüber, wie er sein Leben zu leben hatte. Während er Julian über den Tisch hinweg musterte, ihn so liebevoll mit Nick umgehen sah, durchfuhr Zach eine Welle der Sehnsucht. Wie würde es sein, so zu lieben und geliebt zu werden? Aber Julian und Nick, die für so viele Jahre getrennt waren, hatten lange und hart gekämpft, um an diesen Punkt zu kommen. Zach war nicht die Art von Mann, für die irgendjemand kämpfen würde. Er war einer, an den sich die Menschen kaum erinnerten.

„Los, weiter, Nick“, spornte Zach ihn an. „Ich bin ganz Ohr für das, was dir vorschwebt. Wie du schon sagtest, das heißt nicht, dass ich es durchziehen muss.“

Nick ignorierte Julians funkelnden Blick, verschränkte die Arme und ließ seinen Blick zwischen Zach und Marcus schweifen. „Nun ja, die Sache mit Wetten ist, dass sie immer auf beiden Seiten extrem sein sollten. Darauf zu wetten, dass du nicht in der Lage bist, die Telefonnummer eines Typen zu ergattern, ist langweilig, weil Zach natürlich dazu in der Lage ist. Das macht keinen Spaß. Warum nicht stattdessen darauf wetten, dass Zach einen Kerl aufgabelt und mit ihm das Wochenende über eine Affäre hat.“

Julian prustete los. „Das ist lächerlich.“

„Warte kurz, Julian. Lass Nick ausreden.“ Zach konnte nicht anders. Er wollte mehr von dem hören, was Nick zu sagen hatte.

„Zumindest wird Zach eine tolle Zeit haben. Doch hier kommt der spannende Teil.“ Nicks Augen blitzten vor Vergnügen.  „Der zweite Teil der Wette dreht sich darum, ob du Erfolg hast oder scheiterst. Wenn Zach scheitert, muss er sich jedes Wochenende für die nächsten drei Monate von uns verkuppeln lassen. So sehr, wie er es hasst, durch die Clubs zu ziehen und jemanden zu daten, ist es ein ziemlich guter Anreiz zu gewinnen.“

„Du bist ganz schön hinterhältig, Nick. Ich wusste, dass ich dich mag.“ Marcus grinste und trank von seinem Mimosa.

„Einen Moment, du Teufelskerl, ich bin noch nicht fertig. Was, wenn Zach gewinnt und sein sexerfülltes Wochenende hat?“ Nick lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. „Dann musst du, mein Freund, für drei Monate enthaltsam bleiben.“

Julian blieb für einen Moment ganz ruhig und brach dann in lautes Gelächter aus, während Marcus seinen Drink ausspuckte und seine Empörung heraushustete. „Was? Willst du mich verarschen? Drei Monate? Ich war keine drei Tage ohne einen Kerl seit vor meiner Collegezeit.“ Angewidert linste er in sein leeres Glas und winkte den Keller für ein neues Glas heran. „Abgesehen davon ist das bescheuert. Jeder weiß, dass Zach dem niemals zustimmen würde. Er ist zu nett und mag keine Affären. Er würde verlieren und wäre dann gezwungen mit in die Clubs zu gehen, was er hasst.“

Marcus’ Worte taten weh. „Du denkst nicht, dass ich das tun könnte? Oder geht es eher darum, dass du glaubst, dass mich niemand wollen würde?”

„Sei kein Idiot.“ Marcus’ Blick verhärtete sich. „Natürlich könntest du, aber du glaubst an die wahre Liebe, nicht an Liebesabenteuer.“ Marcus machte kleine Anführungszeichen mit seinen Fingern und feixte.

„Du tust so, als wäre Liebe eine Krankheit, anstatt etwas, das sich Menschen weltweit erhoffen.“

„Nicht jeder. Und seit wann bist du interessiert daran, Männer zu treffen und einfach nur Sex zu haben? Das bist nicht du.“

Zach zuckte zusammen bei Marcus’ scharfem Tonfall.

Abgesehen davon, dass Zach sich selbst nicht sicher war, wer er war, war es für ihn ein Rätsel, wieso Marcus sich selbst offenbar als allwissend betrachtete, bei allen Dingen, die ihn betrafen.

Zach sah Marcus an, der noch damit beschäftigt war, seinen Mund abzuwischen. „Vielleicht würde ich dich überraschen.“

In seinem Stuhl schmollend, grummelte Marcus: „Das ist die Rache dafür, dass ich immer als Erster beim Eiswagen war, als wir klein waren, oder?“ Er wartete, bis der Kellner die frischen Drinks abgestellt hatte. „All diese Jahre hast du auf den richtigen Zeitpunkt und Ort gewartet, um deine Revanche zu bekommen.“

„Du bist albern.“

„Ich bin albern?“, höhnte Marcus und sah ihn spekulierend an. „Ich habe nie vorgegeben, jemand anderes zu sein als ich selbst. Kannst du dasselbe von dir sagen?“

Darauf hatte Zach keine Antwort. Was hätte er sagen können? Dass er es leid war, ein Niemand zu sein? Und wenn er sich änderte, würde es überhaupt irgendjemand merken?

Diese und weitere Gedanken gingen ihm am nächsten Tag auf dem Weg nach Atlantic City durch den Kopf. Es gab Nächte, da hätte ihm ein einfacher One-Night-Stand nichts ausgemacht, und sei es nur, um jemanden im Dunkeln nahe bei sich zu haben. Nicht, dass er nicht von verschiedenen Männern geküsst worden wäre, aber der schnelle Druck von Lippen und ein hastiges Eintauchen einer fremden Zunge in seinen Mund als Vorspiel erfüllte kaum Zachs Begehren. Er sehnte sich nach harten, tiefen Küssen; diese schmutzige, verruchte, bis tief in die Hoden zu spürende Art von Küssen, die einen stundenlang atemlos macht.

Er hatte einen solchen Kuss noch niemals erlebt, aber er wusste, dass es sie gab. Wie auch immer – Zach bewegte sich in seinem Sitz, als die Hoteltürme entlang der Promenade in Sicht kamen – jemanden zu finden, dem er nicht nur seinen Körper, sondern auch sein Herz anvertrauen konnte, hatte sich für ihn als unmöglich herausgestellt. Der Affäre mit Nathan hatte es zu verdanken, dass er niemals wieder einer anderen Person von Herzen vertrauen konnte.

Sich in seinem Keller zu verstecken, sich online mit Männern zu unterhalten, war für ihn zur Regel geworden. Zach wusste, dass er ein Problem hatte. Jahrelang erfahrene Ablehnung und Erniedrigungen machen so etwas mit einem. Wenn dir immer wieder gesagt wird, dass niemand dich will, dass du langweilig und nichts Besonders bist – fängst du letzten Endes an, es zu glauben.

Und vielleicht hatte Marcus recht: Nicht jedem ist ein Happy End in der Liebe bestimmt. Er dachte einmal, seinen Seelengefährten in Nathan gefunden zu haben, wurde aber stattdessen grausam vor den Kopf gestoßen, als dieser mit ihm Schluss machte.

„Du bist einfach … nicht anwesend. Manchmal vergesse ich sogar, dass du im selben Raum bist, wenn wir zusammen sind. Ich brauche jemanden, mit dem ich Spaß haben kann, keinen Goldfisch im Glas, der mich nur anstarrt.“

Zach war unendlich verletzt gewesen, war es ihm doch nie bewusst geworden, dass Nathan ihm gegenüber einen solchen Groll hegte.

„Warum bist du bei mir geblieben?“ Sofort hatte Zach es bereut, gefragt zu haben.

„Du bläst super und warst immer da, wenn ich Sex haben wollte“, hatte Nathan gesagt, als er seinen Rucksack schulterte. „Ich wäre ein Idiot gewesen, das abzulehnen.“

Nathan hatte ihn auch noch auf andere, hinterlistigere Arten verletzt, die sich als permanente Narben in sein Herz geätzt hatten, aber diese Aussage hatte Zach tief in sich vergraben, wollte niemals diese Verletzung und Erniedrigung wieder nach oben kommen lassen. Er hatte niemandem das Ausmaß seiner Schande anvertraut.

Und seitdem erlaubte er sich maximal ein paar Dates mit einem Mann, bevor er weiterzog, nicht bereit, das Risiko einzugehen, sich näher zu kommen. Wenn er die Intimität aussperrte, war die Chance, wieder verletzt zu werden, geringer. Zumindest hatte er so die Kontrolle. Vielleicht waren Julian und Nick nicht normal, und Marcus’ Singleleben war die richtige Lebensweise.

Das Auto bog in die geschwungene Auffahrt vor dem Tropicana Hotel an der Promenade ein und Zach wappnete sich dagegen, den Massen gegenüberzutreten. Er hatte die Einladung zur ,Next Big App‘-Konferenz akzeptiert, um dem Gewinner ihres App Design Contests den Preis zu überreichen und zudem mehrere Podiumsdiskussionen zu moderieren. Normalerweise hasste er diese sozialen Veranstaltungen; sie hatten ihm immer das Gefühl gegeben, linkisch und unbeholfen zu sein. Aber das Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte – dass er versuchen würde, dieses Wochenende ein anderer Mann zu sein – stützte seine Entschlossenheit, den Schritt zu wagen und sich selbst von einem Computergenie in einen selbstbewussteren Zach zu verwandeln.

Nach jahrelanger Beobachtung von Marcus und Julian hatte er sich deren Verhalten gut eingeprägt. Er hatte seine Jugend in Marcus’ dominierendem Schatten verbracht, schüchtern und überzeugt von seiner Unzulänglichkeit. Es spielte keine Rolle für Zach, dass seine Mutter ihm sagte, wie klug er war und wie stolz sein Vater gewesen wäre, dass er zwei Klassen übersprungen und den High-School-Abschluss mit sechzehn gemacht hatte. Das änderte nichts daran, dass er ein streberhaftes Kind mit Brille war. Das Kind, das die Antwort zu dem verzwicktesten Matheproblem kannte, aber nicht darauf, wie es im Sportunterricht in eines der Teams gewählt werden würde.

Marcus konnte ihm nur bedingt helfen.

Es war Zeit, einen neuen und verbesserten Zach zu enthüllen, jemanden, der nicht die Drinks nach dem Abendessen und die Zusammentreffen an der Bar ausschlagen würde. Hier war eine gute Gelegenheit; niemand kannte sein wahres Ich und er konnte leicht vortäuschen, jemand anderer zu sein. Ein Mann, der selbstbewusst war und die Kontrolle hatte. Alles, was er brauchte, war der Mumm es durchzuziehen.

Er machte sich auf den Weg zur Rezeption und durchquerte dabei die elegante, mit Bronze und Kristall dekorierte Lobby. Es war voll, viele Familien und Paare, teilweise bereits für das Abendessen gekleidet. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet Zach, dass es kurz vor 18 Uhr war; die Anreise war langwierig gewesen und er hatte noch eine knappe halbe Stunde vor dem Aperitif Meet and Greet. Mit seiner ausgedruckten Bestätigung in der Hand ging Zach auf den jungen Mann hinter dem Schalter zu, der ihm ein geübtes breites Lächeln zuwarf.

„Guten Abend, Sir. Checken Sie ein?“

„Ja. Ich nehme an der Konferenz teil.“

„Ausgezeichnet.“ Er tippte ein paar Mal auf den Bildschirm, und schon war Zach eingecheckt und außerdem in eine kleine Suite hochgestuft worden. Eine angenehme Überraschung.

„Benötigen Sie Hilfe mit Ihrem Gepäck?“

Zach beäugte seinen Seesack und den kleinen Trolley und lächelte dem Rezeptionisten zu. „Danke, nicht nötig. Diese Design-Konferenzen sind großartig, weil ich mich nie schick machen muss.“

Der junge Mann begegnete Zachs Blick, sein einnehmendes Lächeln war nicht länger künstlich, sondern versetzt mit einer Wärme, die die bernsteinfarbenen Streifen seiner dunkelbraunen Augen zum Leuchten brachte. Er übergab Zach die Keycard in einem Umschlag.

„Manchmal ist es schön, sich herauszuputzen, vor allem, wenn man jemand Besonderen hat, mit dem man seine Zeit verbringen kann.“

Oh, verdammt. Durch das Flirten des Mannes aus der Fassung gebracht, trat Zach zurück. „Äh, danke.“ Er wandte den Blick ab und fummelte an der Keycard herum, steckte sie letztlich ein und hastete zum Aufzug, den kleinen Trolley hinter sich herziehend. Schnell stieg der Aufzug in die Höhe und ließ seinen Magen und seine Nerven unten zurück.

Unter Zeitdruck wie er war, hatte Zach keine Gelegenheit, den weitläufigen Blick auf die Hotelgebäude in dem schnell voranschreitenden Abendrot über dem atlantischen Ozean oder die Annehmlichkeiten seiner Suite zu genießen, wenn er nicht zu spät zur Cocktailparty erscheinen wollte. Er benötigte nur ein paar Minuten, um in ein himmelblaues Seidenhemd und in helle Khakihosen zu schlüpfen. Ein Vorteil, wenn man einen Modedesigner als besten Freund hatte: Zach musste sich niemals um seine Garderobe sorgen. Ganz gleich, wie viel oder laut er protestierte, jede Saison schickte ihm Julian eine komplette neue Garderobe. Der seidene Stoff des Hemdes fühlte sich auf seiner Haut an wie der flüsternde Hauch von Luft.

Vielleicht hatte Julian recht und Kleidung konnte einem tatsächlich irgendwie mehr Macht verleihen. Nachdem er den Großteil seiner Zeit in Jeans und T-Shirt oder abgetragenen Sweatshirts herumgeschlurft war, erhöhte es sein Selbstvertrauen für die Wette, sich in dieses seidenweiche Hemd zu hüllen. Er dachte nicht länger, dass Nicks Idee blöd gewesen war, sondern sah dem Abend mit einer gewissen Distanziertheit und Zielstrebigkeit entgegen.

Der wahre Zachary Cohen, der es genoss seine Nächte mit chinesischem Essen auf dem Sofa zu verbringen und alte Filme mit seiner überfürsorglichen Mutter zu schauen, würde ersetzt werden durch einen coolen, souveränen und selbstsicheren Zach. Ein Zach, der das Nachtleben New York Citys liebte und an einen Ort wie das ‚Sparks‘ gehörte. Durch seine Freundschaft mit Marcus und Julian hätte Zach ein National Geographic Spezial über die Paarungsrituale von schwulen Männern auf der Jagd in New York City produzieren können. Er legte etwas Parfum auf und nach nur einem kurzen Zögern nahm er Kondome und eine kleine Tube Gleitgel aus seinem Koffer und verstaute sie in der Schublade des Nachttisches.

Zufrieden mit seiner gesamten Verwandlung steckte Zach die Keycard in seine Brieftasche und verließ den Raum. Die Fahrt in dem Hochgeschwindigkeitsaufzug in die dritte Etage des Hotels hinterließ ein leicht flaues Gefühl in seinem Magen und der Teppich, gemustert in einem grellen rot-schwarz-goldenen Design, machte ihn benommen. Die Energie der Menschenmenge tat ihr Übriges zu seinem Unwohlsein und Zach, der normalerweise nicht viel trank, war noch nie glücklicher in seinem Leben gewesen, eine Bar zu sehen.

„Einen doppelten Wodka auf Eis, bitte.“

„So schlimm, hm?“

Zach nahm den Drink entgegen und wurde, nachdem er sich umdrehte, von einem breiten Lächeln aus einem extrem gutaussehenden, rauen Gesicht begrüßt. In den haselnussbraunen Augen des Mannes spiegelten sich Humor, Wärme und, der ansteigenden Intensität seines Blickes nach, Verlangen wider. Zachs Atem und Herz beschleunigten sich.

„Jetzt nicht mehr.“

KAPITEL ZWEI

„Vorsicht, Sammy.“

Reflexartig hob Sam Stein seinen Handschuh in die Höhe und fing den Ball, bevor dieser ihn am Kopf treffen konnte. Er grunzte und warf ihn zu seinem Freund Henry zurück.

„Tut mir leid.“

„Das täte es, wenn er dich getroffen hätte. Du bist mit deinen Gedanken meilenweit entfernt.“ Henry nahm seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf. „Willst du eine Pause machen?“

„Ja.“

Henry kam zu ihm herüber, nicht ohne vorher bei der Kühlbox anzuhalten, die sie, gefüllt mit Getränken mitgebracht hatten, um zwei Flaschen herauszunehmen. Henry gab ihm eine Flasche mit kaltem Wasser, öffnete sich selbst die andere und trank die Hälfte davon in einem Zug.

Der Schock, als das kalte Wasser seine trockene Kehle hinunterrann, weckte Sam aus seiner Verstimmung. Er hatte gedacht, nach draußen zu gehen und etwas Ball zu spielen, täte ihm gut, um seine Gedanken von den Geschehnissen des letzten Winters abzulenken, aber er konnte sich noch immer nicht konzentrieren. Schätze, es braucht mehr als einen Tag im Park, um damit klarzukommen, fast jemanden getötet zu haben.

„Du denkst nicht immer noch an Andy, oder?“

Er folgte Henry zu der Kühlbox, die im Schatten einer riesigen Eiche stand. Sie saßen auf der Bank, das von der Sonne gewärmte Holz fühlte sich angenehm unter seinen Oberschenkeln an.

„Eigentlich nicht.“

Henry warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Dann denkst du an deinen Ex-Partner. Hör zu, Sam. Was geschehen ist, ist geschehen. Er ist zurück bei der Arbeit, und ja, du hast einen Fehler gemacht, aber du hast den ultimativen Preis mit deiner Marke gezahlt.“

„Ich bin es leid darüber zu reden, und ich kann mir vorstellen, das bist du auch, aber es scheint, dass ich einfach nicht loslassen kann.“ Er schob die Kappe auf seinem Kopf nach oben und starrte in den blauen Himmel hinauf. „Ich dachte, ich würde ewig ein Cop sein.“ Er schloss die Augen und sog die sonnengeküsste Wärme in sich auf.

„Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, Sammy. Und du konntest dich zur Ruhe setzen und erhältst deine Pension.“

Das war Henry – er sah die Dinge immer positiv. Und Sam nahm an, dass er recht hatte. Aber Sam vermisste seine tägliche Routine; Polizeiarbeit fand von Natur aus in einer sozialen Atmosphäre statt. Es war die härteste Entscheidung, die er je getroffen hatte, aber sein spektakulärer Fehler lastete zu schwer auf seinem Gewissen, als dass er seinen Job hätte fortsetzen können.

An dem Tag, an dem er seine Pensionierungspapiere eingereicht und mit seinem Bezirkskommandeur gesprochen hatte, wurde es für Sam offensichtlich, dass er und die Force zu diesem Zeitpunkt nur noch wenig füreinander übriggehabt hatten. Jeder Versuch von Mitgefühl und Verständnis klang hohl für Sam, und es wurde auch kein Versuch unternommen, um ihn zum Bleiben zu überzeugen. Sam und der Kommandeur waren nie gut miteinander ausgekommen, und Sam vermutete schon lange, dass es dem Mann nicht gefiel, einen schwulen Cop in seinem Team zu haben. Einen, der nicht damit einverstanden war, seine Homosexualität zu verstecken.

Und Sam nahm keinem seiner vormaligen Kumpel die Ausweichmanöver, die gemurmelten Abschiedsgrüße und das allgemein unbehagliche Verhalten in seiner Gegenwart übel. Er verdiente es, wie der Ausgestoßene, der er war, behandelt zu werden. Sein blödes, idiotisches Verhalten hätte seinen Partner beinahe das Leben gekostet. Alle waren sich einig, dass es das Beste für ihn war, sie zu verlassen. Die Tränen, die er in der Nacht nach der Rückgabe seiner Marke und Pistole vergossen hatte, waren nur für ihn alleine bestimmt.

„Und“, sagte Henry, „ich weiß, dass dein Geburtstag kurz bevorsteht, also haben Heather und ich dir ein vorzeitiges Geschenk besorgt.“

Sam öffnete die Augen und blickte in Henrys grinsendes Gesicht. Dieses verschmitzte Lächeln hatte etwas Boshaftes, und Sams Magen zog sich in dem Wissen zusammen, dass es ihn höchstwahrscheinlich in schlimme Verlegenheit bringen würde.

„Was zur Hölle hast du getan?“

„Heather dachte, du bräuchtest eine Veränderung, also hat sie dir einen Life-Coach besorgt. Jemanden, der mit dir zusammenarbeitet, um dein Chi und deine ganze versteckte Wut freizusetzen.“

Zum Teufel, Henry hatte gerade nicht gesagt, was Sam glaubte, gehört zu haben. „Ihr habt was?“ Sam hielt seinen Tonfall mild und ruhig. Verdammt, er lächelte sogar, während er flüchtig den Park taxierte, um festzustellen, dass dort auf jeden Fall zu viele Leute waren, als dass er einen Mord begehen und die Leiche hätte verstecken können.

„Du hast dich den ganzen Winter verkrochen und nichts anderes getan, als dir den Lieferservice zu bestellen und vermutlich Pornos zu sehen, und nicht einmal die guten Pornos – die hätte ich mit dir zusammen angesehen – sondern dieses Schwulenporno-Zeugs.“ Henry trank den Rest seines Wassers und warf die leere Flasche in den Mülleimer. „Es ist Zeit, Mann, diesen miserablen Mistkerl von einem Exfreund zu vergessen und nach vorne zu schauen.”

Er würde Henry nicht töten, sondern ihn nur schwer verletzen. Das würde sein Chi oder wovon auch immer Henry sprach, schon freisetzen. Sam sprang auf und zeigte auf Henrys Gesicht. „Ich schaue keine Pornos und mit verdammter Sicherheit braucht ihr mich nicht bei einem verfluchten Life-Coach anmelden.“ Beim letzten Teil dieses Satzes schrie er sich die Lunge aus dem Leib. In diesem Moment interessierte es ihn nicht weiter, wer ihn hörte. „Bist du total bescheuert? Was hat dich geritten, das zu tun?“

Henry blieb unbeeindruckt und starrte zurück. „Weil du verdammt nochmal dein Leben vergeudest, indem du einen Mann vermisst, der sich einen Dreck um dich geschert hat, um ehrlich zu sein. Und das kotzt mich an, denn ich weiß, dass du Besseres verdienst.“

Oh, Mist. Was sollte er darauf sagen? Er rieb sich über den Nacken. Er konnte Henry nicht schlagen, wenn er es aus reiner Herzensgüte getan hatte. „Nun, danke“, murmelte er. „Aber du hättest das nicht tun sollen. Jetzt hast du nur dein Geld verschwendet, denn ich werde mich nicht mit ihm treffen.”

„Mit ihr.“ Henrys fröhliches Grinsen ließ Sam das Blut in den Adern gefrieren. „Dein Coach ist eine Frau. Ich dachte mir, du könntest dich besser mit einer Frau als mit irgendeinem heterosexuellen Mann identifizieren. Natürlich von mir einmal abgesehen.“

„Ich werde dich verdammt nochmal umbringen.“

„Na, na, Sammy, komm schon.“ Henry stupste sein Bein an. „Es ist Zeit, dass du dich wieder den Lebenden anschließt. Warum herumsitzen und schmollen, wenn du da draußen Spaß haben könntest? Du solltest Clubs besuchen, feiern gehen und Leute treffen. Nicht hier herumsitzen, alte Filme ansehen und tagealtes chinesisches Essen vertilgen.“ Henry warf den Baseball in die Luft und fing ihn wieder auf. „Ich weiß, du denkst, ich täte das nur, weil ich jetzt verheiratet bin und keine Zeit mehr übrig haben werde, die ich mit dir verbringen kann, aber Heather hat dich gern, das weißt du.“

„Sie ist toll. Ich weiß immer noch nicht, warum sie dich geheiratet hat. Ich dachte, sie wäre klüger.“ Er fing den Ball, mit dem Henry ihn bewarf. Ganz gleich, wie genervt Sam auch war, er wusste, dass Henry aus Liebe und Fürsorge gehandelt hatte. Henry war sein ältester Freund, eher wie ein Bruder. Er war derjenige, dem Sam mit fünfzehn während eines Feriencamps von seiner Homosexualität erzählt hatte und derjenige, der ihm zur Seite gestanden hatte, als sich das Debakel seines Privatlebens in sein berufliches entlud. Wäre Henry nicht gewesen, hätte er nicht einmal einen Job, aber dank der Hartnäckigkeit seines Freundes hatte er die Lizenz eines Privatdetektivs erhalten und arbeitete nun für Henrys Unternehmen, wann immer er gebraucht wurde.

Henry ignorierte ihn und fuhr fort: „Heather hat gesagt, diese Frau würde dir helfen, die nächsten Schritte herauszuarbeiten, damit dein Leben leichter wird und du dieselben Fehler in deiner nächsten Beziehung nicht wiederholst.“

„Ich bin nicht an einer weiteren Beziehung interessiert. Jeder lügt über irgendwas: das Alter, den Job … irgendwas.“

Er würde sich eher die Augen ausstechen als zuzugeben, dass er sich manchmal immer noch fragte, was Andy gerade tat. Sein letzter Stand war, dass er nach Washington D.C. gezogen war. Zwei Jahre in fünf Monaten auszuradieren war nicht leicht, ganz gleich, was die Leute versuchten, um ihn vergessen zu lassen.

„Andy ist weg“, sagte Henry geradeheraus. „Er kommt nicht wieder zurück, und ich garantiere dir, er sitzt nicht herum und denkt an dich. Du musst ausgehen und Leute treffen, denn es wird niemand kommen, um dich zu finden. Vielleicht versuchst du mal Onlinedating oder gehst zu diesen Singletreffen oder Clubnächten.“

Autsch. Das tat weh. Aber Henry hatte nicht ganz unrecht. Der Frühling war eine gute Zeit für einen Neubeginn. „Na schön, aber das bedeutet nicht, dass ich ein Loser bin und zu diesen Single-Events gehen muss. Ich komme gut alleine zurecht.“

Henry schnaubte. „Ja, genau. Erstens verlässt du nie das Haus, außer für einen neuen Job von mir oder um Baseball zu spielen. Zweitens sagen die neuesten Statistiken aus, dass ein Drittel aller Ehen bei einer Art organisierter Treffen ihren Anfang finden.“

„Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du sehr langweilig bist, besonders wenn du Statistiken zitierst?“

Henry stand auf und nahm seinen Handschuh. „Nope. Für Heather bin ich ein heißer Typ. Jetzt müssen wir jemanden für dein mürrisches Ich finden.“

„Ich bin nicht mürrisch“, entrüstete sich Sam und lief neben Henry im Gleichschritt. „Du bist nur fürchterlich nervig.“

„Gut, ich habe einen weiteren Vorschlag für dich.“

„Was zur Hölle? Solltest du nicht besser an deine Frau denken und dich um ihre Bedürfnisse kümmern, anstatt dich um meine zu sorgen?“

Ein Lächeln umspielte Henrys Lippen. „Oh, keine Sorge, sie ist perfekt umsorgt, dankeschön. Ich kann dir die Details erzählen, wenn du willst.“

„Nein.“ Sam hielt seine Hand hoch und drehte sein Gesicht weg. „Bitte. Das Letzte, was ich brauche, ist, daran zu denken wie du Sex hast. Und du solltest nicht so sehr in mein Sexleben verwickelt sein.“

Das Lächeln wich aus Henrys Gesicht und er sah ungewöhnlich ernst aus. „Du hast gar keins, deswegen bin ich darin verwickelt. So“, sagte er, als sie den Park verließen, „morgen ist diese große Computer Software Convention in Atlantic City.“

„Ja, und?“ Sam warf den Ball hoch und fing ihn wieder auf. „Was ist damit?“

„Komm mit mir. Heather ist das ganze Wochenende mit Freundinnen unterwegs und ich will nicht alleine gehen. Vielleicht kannst du etwas über Computer lernen.“

Er konnte sich Interessanteres vorstellen, als das ganze Wochenende auf einer Convention voller Computerfreaks zu verbringen. Soweit es Sam betraf, sprachen sie eine fremde Sprache und er hatte null mit ihnen gemein.

„Keine Chance. So viel könntest du nicht bezahlen, um mich dazu zu bringen, mit diesen Typen herumzuhängen. Die Hälfte der Zeit verstehe ich nicht, was sie sagen; das ganze Gerede von Kodierungen und Datengewinnen und so einem Mist.“

„Du gehst total mit der Zeit, was?“ Henry knuffte ihn in die Seite, sodass er knurrte. „Komm schon, Sammy“, bat Henry. „Ich will nicht alleine gehen. Alles, was du tun musst, ist mich zu begleiten. Du musst mit niemandem reden. Die Firma bezahlt für alles.“

Hmm. Schwer, einen kostenlosen Trip auszuschlagen. „Du bist ja total verzweifelt. Hast du so Heather dazu bekommen, dich zu heiraten? Indem du zu so einem Quälgeist wurdest, dass sie nicht Nein sagen konnte?“

„Das und meine anderen Talente.“ Henry grinste und studierte den Baseball in seinen Händen. „Außerdem, vielleicht triffst du ja einen Kerl, der dich zum Bitten und Betteln bringt oder der am Ende dich anbettelt.“

Auf keinen Fall. Er würde sich nicht wieder in einer Beziehung gefangen nehmen lassen, sodass er einen anderen Menschen so dringend brauchte, dass er ihn anbetteln würde zu bleiben. Er hatte bereits geliebt, und es hatte ihm das Leben ausgesogen und ihn dazu genötigt, sich selbst zu verändern, um den anderen Menschen zufriedenzustellen.

Nie wieder, schwor sich Sam. Aber er stand in Henrys Schuld und nahm an, dass es ihm nicht schaden konnte, ihn das Wochenende zu begleiten. Vielleicht würde es warm genug werden, um an den Strand zu gehen. Er liebte den Ozean; er träumte davon, einmal ein Grundstück am Strand zu besitzen und jeden Tag an der Küste entlang zu spazieren. Als er jung war, hatte er sich ausgemalt, einen Mann an seiner Seite zu haben, mit dem er alles teilen konnte, aber jetzt vermutete er, dass er sich mit einem Hund zufriedengeben musste.

„Okay, okay.“ Es kostete ihn nichts Henry nachzugeben, und das breite Lächeln seines Freundes zu sehen ließ ihn sich schuldig fühlen, überhaupt gezögert zu haben. „Ich komme mit, aber zwing mich nicht, zu irgendeiner dieser stinklangweiligen Podiumsdiskussionen zu gehen. Ich würde wahrscheinlich einschlafen und dich in Verlegenheit bringen.“

Sie hatten Henrys Auto erreicht. Henry deaktivierte den Alarm, öffnete die Tür und warf seinen Handschuh und den Ball auf den Beifahrersitz. „Du wirst es nicht bereuen, versprochen. Wer weiß, vielleicht hast du ja Spaß.“

Spaß. Was könnte daran Spaß machen, mit einem Haufen Nerds Zeit zu verbringen? Aber zumindest würde er in der Nähe des Strandes sein.

„Und was zum Teufel ist mein inneres Chi?“

Henrys Augen blitzten vor Vergnügen. „Ich habe keinen blassen Schimmer. Ich dachte, ihr schwulen Kerle würdet euch alle für dieses Zeug interessieren. Du bist eine einzige große Enttäuschung, echt …“ Henry wich seinem Schlag aus und ließ sich in den Fahrersitz seines Autos sinken. „Ich hole dich morgen um drei ab, okay?“

„Ja, ja. Bis dann.“ Leise pfeifend ging Sam die Straße entlang.

***

„Los, Sammy, den Letzten beißen die Hunde. Wir sollten langsam losfahren, oder wir werden es niemals bis heute Abend schaffen.“

„Reg dich ab, Henry.“ Sam schwang seine kleine Reisetasche auf den Rücksitz von Henrys Jeep und ließ sich auf den Sitz neben ihm fallen. Er setzte seine Sonnenbrille auf, zog seine Baseballmütze in die Stirn und grinste. „Ich bin soweit – worauf wartest du?“

„Klugscheißer“, lachte Henry. Er warf den Motor an und innerhalb von Minuten waren sie auf der Brooklyn Bridge. „Also, was willst du das ganze Wochenende machen, wenn es nicht warm genug wird, um am Strand herumzuhängen? Du zockst nicht; bist du sicher, dass du nicht mit mir zu den Podiumsdiskussionen kommen willst?“ Fachmännisch manövrierte er das Auto auf den FDR Drive, und schon waren sie im Stop-and-Go Verkehr der Stadt auf ihrem Weg nach New Jersey gefangen.

„Ich weiß es nicht. Mal sehen. Diese Panels werden so langweilig sein, dass ich durchdrehen werde, wenn ich sie aussitzen muss.“

„Na, du kommst auf jeden Fall mit mir zur Cocktail Party. Kostenloser Alkohol, Essen und eine Menge Menschen zum Reden. Ich wette, du könntest dir einen superheißen Softwareentwickler angeln, der dir etwas über seine Spezialkodierung beibringt.“ Henry lachte über seinen eigenen Witz.

Klasse. Sein Leben war auf dem besten Weg zu einer Late Night Comedy zu werden. „Du bist ein Komiker. Hoffentlich hast du damit deinen Vorrat an billigen Schwulenwitzen für diesen Abend aufgebraucht.“

„Nö, davon habe ich Millionen.“ Henry warf Sam einen Blick zu und beide verfielen in dieses leichte, angenehme Gelächter, das nur auftrat, wenn man jemand anderen so gut kannte wie sich selbst.

„Hör zu, du warst viel zu lange ohne einen Mann. Vielleicht könntest du dieses Wochenende ein bisschen Spaß in der Sonne haben, einen Kerl finden, um –“

„Nein.“ Das kam etwas schärfer heraus als beabsichtigt. „Ich weiß, was du da versuchst, aber ich bin nicht interessiert. Mir geht es gut.“

„Dir geht es nicht gut, du bist fast schon verängstigt. Es ist verständlich, nachdem du mit jemandem zusammengelebt hast, der dich betrogen hat. Aber ich weiß, dass du es hasst, alleine zu sein, auch wenn du versuchst, dich auf den Job als Einsiedler zu bewerben.“

„Ich bin nicht alleine, mit mir ist alles in Ordnung.“

„Du hattest eine Pause“, sagte Henry, darauf bedacht, seinen Standpunkt zu verdeutlichen. „Du warst monatelang alleine damit beschäftigt, mit mir an meinem Geschäft zu arbeiten. Jetzt, da ich dich schon dazu genötigt habe, dieses Wochenende mitzukommen, werde ich dich nicht in deinem Zimmer sitzen lassen, während ich bei den Panels bin.“

Henry hielt an einer roten Ampel und musterte ihn ausgiebig. „Du siehst nicht schlecht aus. Ich bin sicher, es gibt ein paar heiße Männer, die dich alten Griesgram wollen.“

„Ich bin nicht griesgrämig“, sagte Sam in einem eingeschnappten Tonfall. „Ich bin wählerisch.“ Er funkelte Henry an. „Und ich brauche deine Hilfe nicht, um einen Kerl zu finden.“

Ein paar Meilen sagte Henry nichts und nur die Musik eines Pop/Rock-Radiosenders war zu hören.

„Was für einen Mist hörst du dir da an?“ Er drückte auf den Knöpfen des Radios herum, bis die Musik von Billy Joel das Auto erfüllte. „Da. Schon besser.“

Henry lachte in sich hinein. „Heather hat die Kontrolle über die Musik, während ich fahre; das stört mich nicht. Zurück zum Wochenende – wir sind seit Jahren nicht zusammen unterwegs gewesen und jetzt haben wir ein komplettes Wochenende vor uns. Ich will, dass du ins Leben zurückkommst, Mann. Hör auf, dich zu verstecken und hab Spaß.“

Sie hielten vor dem Hotel an. Sam starrte aus dem Autofenster und dachte über die Worte seines Freundes nach, während Henry auf den Parkservice wartete.

Sam fiel der Anblick eines netten Hintern ins Auge, der sich an sein Auto lehnte. Sam hatte kein Problem damit, ihn anzustarren; rund und knackig befand sich diese Schönheit direkt vor seinem Gesicht. Zum ersten Mal seit Monaten erfasste ihn Verlangen und erhitzte sein Blut. Der Rest dieses Kerls war auch nicht zu verachten – jetzt richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, hob seinen kleinen Koffer hoch, schlug dann die Tür zu und ging ins Hotel. Sam hatte sein Gesicht nicht sehen können, bewertete aber die Attribute des Fremden schnell anhand seiner Hinteransicht. Er wirkte weder zu groß noch breit, aber sein Körper sah fest und fit aus. Dunkles Haar lockte sich in seinem Nacken, und Sam konnte praktisch spüren, wie seine Finger durch diese seidenen Strähnen fuhren, während er den Mann unten hielt und in ihn hineinstieß.

„Hey, Sammy, steigst du aus oder hast du vor, den ganzen Tag da sitzen zu bleiben?“

Henrys laute Stimme riss Sam aus seiner perversen Fantasie. Seine Wangen erhitzten sich, als er seinen Sicherheitsgurt löste und zögerlich ausstieg. Den Seesack trug er vor seinem Körper. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war von Henry mit einem Ständer erwischt zu werden. Scheiße. Hatte Henry womöglich doch recht gehabt? Vielleicht musste er tatsächlich flachgelegt werden, um sich davon zu befreien.

Die Nachmittagssonne strahlte immer noch warm auf seine Schultern nieder, als er seine Mütze vom Kopf nahm, damit seine Kopfhaut etwas Luft zum Atmen bekam. Sam konnte jedoch keine Geräusche vom Ozean hören; sie waren durch das Hotel zu sehr vom Wasser abgeschottet. Er brauchte heute Abend einen Spaziergang am Strand, um seinen Kopf freizubekommen. Der mysteriöse Mann mit dem großartigen Hinterteil war weg, vermutlich in der Menschenmenge des Hotels abgetaucht.

Er und Henry traten in die klimatisierte Lobby. Nebenbei scannte er den weitläufigen Innenraum, während sie zur Rezeption gingen, doch es liefen zu viele Leute umher, als dass er jemanden entdecken konnte, den er nur für einen kurzen Moment gesehen hatte. Was hätte er tun können? Jeden Mann anhalten und ihn bitten, sich einmal umzudrehen, damit er seinen Hintern begutachten konnte?

Möglicherweise würde er an diesem Wochenende jemanden für sich finden, solange er nicht in seinem Zimmer blieb. Vielleicht sollte er mit Henry mitgehen und sich unter die Leute begeben, selbst, wenn er nichts von dem verstehen würde, was sie sagten. Sam tippte seinem Freund auf die Schulter, als dieser die Kreditkartenrechnung für das Zimmer unterschrieb.

„Ich werde mich dir anschließen, wenn du mir versprichst, mir nicht mit dem Thema Dating auf den Wecker zu gehen.“

Gut, dass Henry niemals nachtragend war. In seinem Gesicht zeichnete sich ein breites Lächeln ab. „Ja? Fantastisch.“

Nach dem Einchecken verabredeten sie sich für den Cocktail-Empfang im Raum Ambassador, dann trennten sie sich, um die Kleidung zu wechseln. Sam dachte sehnsüchtig an eine Dusche, wusste aber, dass die Zeit nicht reichte. Also zog er sich schnell aus, wusch sich in Rekordtempo und legte dann ein leichtes Parfum auf, das er eine ganze Weile nicht mehr benutzt hatte. Er zog ein schwarzes, kurzärmeliges Leinenhemd und eine braune Hose an und verließ dann sein Zimmer, als er sich daran erinnerte, dass Raum Ambassador sich auf der dritten Etage befand und Henry ihn dort treffen wollte.

Es fühlte sich seltsam an, abends ohne Andy auszugehen, aber zum ersten Mal verspürte er keinen Stich der Traurigkeit, als er an seinen Ex dachte. Zurückblickend vermutete Sam, dass er genauso schuldig wie Andy an der Vernachlässigung ihrer Beziehung gewesen sein könnte, nur hatte er sich, anstatt ihn zu betrügen, in seiner Polizeiarbeit vergraben.

Als er im Aufzug hinunterfuhr, klimperte Sam nervös mit dem Wechselgeld in seiner Hosentasche und hoffte, Henry würde ihn nicht sofort nach Betreten des Raumes für geschäftliche Diskussionen mit computererfahrenen Leuten verlassen. Er gönnte seinem Freund die Chance, Beziehungen zu knüpfen. Henry hatte seine Arbeitsstelle an der Wall Street verlassen, um sein eigenes Unternehmen zu gründen, das sich sowohl auf computerforensische Untersuchungen, worum er sich selbst kümmerte, als auch auf private Ermittlungen spezialisierte, wofür er Sam nach Bedarf anheuerte.

Er konnte Henry noch nicht sehen, entdeckte aber die Bar und machte sich ohne Umwege auf in den abgedunkelten Raum, während er sich durch die herumstehenden Menschengruppen hindurchschlängelte, die sich über Apps und anderen Kram unterhielten, den er nicht verstand. Verdammt, ihm war nicht bewusst gewesen, dass so viele Leute diese Convention besuchen würden. Warum auch nicht, wenn sie in Atlantic City stattfand und die Wetterprognose ein perfektes, frühsommerliches Wetter versprach.

Sam lehnte seine Hüfte gegen die Bar und wartete, bis er an der Reihe war, seinen Drink zu bestellen. Seit der High-School spielte er das ,schwul, nicht schwul‘-Spiel, wann immer er in einer Menschenansammlung war und Zeit totzuschlagen hatte. Als er die Menge taxierte, suchte er einige wahrscheinlich schwule Männer heraus und fragte sich, ob er bereit dazu war, den Abend mit jemandem zu verbringen. Niemand weckte sein Interesse und er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bar zurück, um zu bestellen.

„Einen doppelten Wodka auf Eis, bitte.“

Nun, das war ein Drink für jemanden, der einen harten Tag hatte.

„So schlimm, hmm?“

Der Mann starrte auf den Boden, stellte mit niemandem Blickkontakt her. Sein Kiefer und seine hochgezogenen Schultern waren verkrampft. Sam fühlte mit ihm mit; es war schwer auf solchen Feiern alleine zu sein.

Als er aufschaute, wurde Sam vom schieren Blau seiner Augen überwältigt. Zusammen mit dem dunklen, lockigen Haar des Mannes und der hellen Haut, war diese Kombination verführerisch, und Sams Körper regte sich zum zweiten Mal für heute. Seit Monaten hatte er sexuell niemanden gewollt. Bis jetzt. Er konnte sein Lächeln nicht zurückhalten.

Und die Götter waren ausnahmsweise auf seiner Seite, als der Mann ihn ebenfalls anlächelte und sich Lachfältchen an den Seiten dieser hypnotisierenden Augen bildeten. Da war eine Intensität, die Sam anzog, er musste die unbehagliche Stimmung des Mannes falsch gedeutet haben. Er stellte sich vor, wie sie beide nackt und verschwitzt beieinanderlagen und hoffte aufgrund der plötzlichen Reglosigkeit des Mannes, dass dieser dasselbe spürte.

„Jetzt nicht mehr.“

Sam atmete erleichtert aus. „Ich bin Sam. Sam Stein.“

„Zach Cohen.”

Sam reichte ihm die Hand, und als sie sich die Hände schüttelten, hielt Sam Zachs für einen Moment fest. „Darf ich Sie zum Abendessen einladen? Später?“

Bei Zachs Zögern krampfte sich Sams Magen zusammen. Er hätte es wissen sollen, dass ein Kerl wie er nicht alleine war.

„Ich würde mich freuen.“

KAPITEL DREI

Zwei Stunden später saß Zach im Steakhouse des Hotels und wartete auf Sam Steins Eintreffen, während nervöse Erwartung ihn von innen auffraß. Eine Affäre in seinem Kopf zu planen ist eine Sache. Es tatsächlich persönlich auszuführen war etwas, von dem er dachte, dass er es niemals auch nur in Betracht ziehen würde. Zach starrte mit leerem Blick auf die flackernde Kerze in der Mitte des Tisches.

Mit jemandem wie Sam Stein zusammen zu sein, wäre der erste Schritt den Unsichtbarkeitsumhang abzustreifen, der ihn normalerweise bei diesen Events umfing. Wenn er seine Nervosität nicht hinuntergeschluckt und ja gesagt hätte, würde er jetzt in seinem Zimmer sein, fernsehen und sich wünschen, zu Hause und anonym vor seinem Computer zu sitzen.

Er war über die Jahre bei genug Conventions gewesen, um zu wissen, dass die Spiele bei Nacht immer interessanter waren als die Aktivitäten, die tagsüber stattfanden. Zach trommelte mit seinen Fingern auf die Tischplatte, seine Ferse klopfte auf den Boden durch den angestauten Stress. Vielleicht würde Sam nicht erscheinen und all die Aufregung wäre umsonst.

Was, wenn er es nicht zustande brachte? Nur weil er Marcus jahrelang beobachtet hatte, fühlte sich Zach trotzdem in der Gegenwart von Fremden nicht wohl. Marcus war selbstbewusst und konnte mit einem Lächeln alle bezaubern.

„Hey, tut mir wirklich leid, dass ich zu spät bin.“

Zach erstarrte und schluckte schwer, seine Finger ballten sich zu verschwitzten Fäusten. Atme, entspann dich und bleib ruhig.

„Hi. Sie sind nicht zu spät. Ich bin immer zu früh. Schlechte Angewohnheit.“

Sam nahm ihm gegenüber Platz, sein Gesicht zu einem Lächeln verzogen. „Ich denke nicht, dass das schlecht ist, es zeigt eher, dass Sie rücksichtsvoll sind. Ich versuche immer pünktlich zu sein, aber manchmal funken äußere Kräfte dazwischen.“ Er nahm die Speisekarte vom Kellner entgegen. „Was möchten Sie trinken – immer noch Wodka oder möchten Sie Wein zum Abendessen?“

„Wein wäre schön.“ Ihre Blicke trafen sich über dem flackernden Kerzenschein und Zach lächelte. Oh, wie leicht es wäre, sich in diesen Mann zu verlieben. Doch sich zu verlieben gehörte nicht zu seinem Plan. Eine Nacht, vielleicht zwei, aber das war’s. Heißer Sex und dann Auf Wiedersehen. Um sich selbst zu beweisen, dass ihn ein anderer Mann attraktiv finden konnte. Nur, damit er Nathans letzte, hasserfüllte Worte aus seinen Gedanken tilgen konnte.

„Weiß oder rot, was meinen Sie?”

Zach studierte Sams Gesicht, während dieser die Weinliste überdachte. Seine Brauen waren gerunzelt und er biss sich in seine volle Unterlippe. „Ich hätte gern ein schönes großes Steak, was ist mit Ihnen?“

„Äh, was?“ Zach riss sich aus seinen Überlegungen, wie wohl Sams Mund schmecken würde – reichhaltig und dunkel wie ein Cabernet oder leicht süß wie ein Riesling. Er fragte sich, ob er die Chance bekommen würde, es später herauszufinden. „Oh, ja, Steak, definitiv.“

„Dann nehmen wir den Cab.“ Sam gab dem Kellner die ledergebundene Weinkarte zurück, und Zach dachte krampfhaft darüber nach, was er sagen könnte. Er nahm an, die Arbeit wäre für den Anfang ein sicheres Thema. Schließlich waren sie auf einer Computer Messe, also hatten sie das offensichtlich gemein.

„Also –“, begann Zach.

„Was – “, sagte Sam zur gleichen Zeit.

Sie lachten ein bisschen befangen und Sam wies auf Zach. „Nur zu – Sie sind der Star der Show hier. Ich habe Ihren Namen auf dem Programm für morgen Abend gesehen. Sie sind der Präsentator für den großen Award, richtig?“

Seitdem er klein war, wusste Zach nie, wie er sich selbst „verkaufen“ konnte. Er hatte schon immer die Tendenz gehabt, an der Seitenlinie zu stehen und alle anderen den Beifall ernten zu sehen. Selbst als er seinen großen Verkauf gemacht hatte, den, der ihm all seinen Wohlstand gebracht hatte, war er bescheiden geblieben und hat sich geweigert, in einen Lifestyle aus leichten Drogen, zwanglosem Sex und sofortiger Befriedigung zu fallen. Er schätzte sich selbst zu sehr für diese Welt, die nichts als schnelles Geld und schnelles Leben anpries.

Er zuckte mit den Achseln. „Ja, ich habe ein paar Apps entwickelt, keine große Sache, aber es ist schön, die jungen Leute, die Nachwuchstalente der Branche zu sehen.“

Bei seinen Worten fing Sam an laut zu lachen, in seinen Augen blitzte der Humor. „Junge Leute. Ich liebe es. Wie alt sind Sie, dreißig?“ Er griff in den Korb, den der Kellner zusammen mit den Wassergläsern auf den Tisch gestellt hatte, und holte zwei Brotstücke hervor, eines für sich und eines für Zach.

„Fast“, gab Zach widerwillig zu. Er war ein paar Jahre jünger als Marcus, aber hatte dieselbe Stufe wie er besucht, weil er nebenbei ein paar Klassen übersprungen hatte. Julian war älter als sie beide, da er seinen Abschluss auf der FIT gemacht hatte, bevor er zurück zum College ging, um Wirtschaft zu studieren. Keiner von ihnen hatte jedoch jemals über ihre Altersunterschiede nachgedacht. Julian und Marcus schweißten ihre Sexeskapaden zusammen, was nahtlos in die Freundschaft zwischen Zach und Marcus passte.

„Wow, Sie sind jünger, als ich dachte“, sagte Sam, sein Lächeln schwand und das Leuchten in seinen Augen verdunkelte sich ein wenig. „Ich bin fast vierzig. Sie sind es wahrscheinlich gewohnt, mit Männern Ihres Alters oder mit Jüngeren zusammen zu sein.“

Ja, ich bin der Meister der Erfahrungen. Wenn Sam wüsste, dass all die Action, die ich im letzten Jahr hatte, nur auf einem Computerbildschirm stattgefunden hatte …

Anstelle einer Antwort beschloss Zach ein Brotstück zu vertilgen und beobachtete den Kellner, der mit dem Wein auf sie zukam und Sam die Flasche zeigte.

Sam schwenkte den Wein im Glas und kostete ihn. Er nickte beifällig. „Der ist gut.“

Der Kellner füllte beide Gläser mit der reichhaltigen rubinfarbenen Flüssigkeit, nahm ihre Steak-Bestellungen entgegen und ging davon.

Sam beugte sich vor und lächelte, das Kerzenlicht traf seine haselnussbraunen Augen und brachte die goldenen und grünen Sprenkel darin zur Geltung, „Ich sage immer, dass er gut schmeckt. Was weiß ich denn schon?“ Er lehnte sich lachend zurück und rieb sich das Kinn. „Solange es nicht wie Essig schmeckt, bin ich zufrieden, aber ich frage mich, ob irgendjemand jemals Wein zurückgehen lässt, falls er das wirklich tut.“