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Gerade im wohlverdienten Italienurlaub angekommen, lernt Rolf Rüdiger seine neue Lieblings-Süßspeise kennen. "Bomboloni von Mortade … ähm, Donatella hehe. Einfach köstlich." Aber es wäre nicht Rolf Rüdiger, würde er nicht auch im Urlaub in einen Kriminalfall stolpern. Ein fieser Internetvirus will Weihnachten löschen. Das ist aber erst der Anfang des Schlamassels. Der Virus befällt sogar das Radio und die Schneekugel-Manufaktur. Warum steckt Rolf Rüdiger plötzlich in einer Schneekugel fest und was hat Don Vito Ratzalone, der Boss einer italienischen Rattenbande, damit zu tun? Wird es Rolf Rüdiger gelingen, sein zweites Krimiabenteuer, das Schneekugel-Schlamassel, rechtzeitig zu lösen? Mit unterhaltsamen Illustrationen und QR-Codes, die das Buch auch zum Audioerlebnis machen! "Auf die Plätzchen, fertig, los …"
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Seitenzahl: 145
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Rolf Rüdiger – Das Schneekugel-Schlamassel
von Peter Tichatschek
1. Digitale Auflage 2024
www.ggverlag.at
ISBN E-Book: 978-3-7074-1776-0
ISBN Print: 978-3-7074-2639-7
In der aktuell gültigen Rechtschreibung
Coverillustration: Stefan GauguschInnenillustrationen: Stefan Gaugusch
© 2022 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten.
Steckbriefe: Rolf Rüdiger und Rama1
Rama1
Kapitel 1: Der Urlaubsantrag
Kapitel 2: Reiseziel-Roulette
Kapitel 3: Rhhhatte
Kapitel 4: Stoppt sofort den Roboter
Kapitel 5: Das Genie
Kapitel 6: Jause mit Blauauge
Kapitel 7: Karpfen zum Schlafengehen
Kapitel 8: Fesch ohne Wäsch
Kapitel 9: Virus-Chaos
Kapitel 10: Das Meer
Kapitel 11: Der Tipp
Kapitel 12: Don Vito Ratzolone
Kapitel 13: Der Duft des Todes
Kapitel 14: Urlaubspost für Robert
Kapitel 15: Du hast die Lösung
Kapitel 16: Luigi
Kapitel 17: Der Antivirus
Kapitel 18: Wer ist da?
Kapitel 19: Das Schneekugel-Schlamassel
Kapitel 20: Gefangen
Kapitel 21: Bruda hilft Bruda
Kapitel 22: Weihnachten
Rezept: Meine Bomboloni
Du bist also bereit für Rolf Rüdigers zweites Krimiabenteuer? Aber mach dich gefasst, denn diesmal stolpert unsere Lieblingsratte in einen äußerst mysteriösen Fall. Mir war am Anfang gar nicht bewusst, auf was ich mich da wieder eingelassen habe. Eigentlich wollte ich Rolf Rüdiger nur in seinen Urlaub begleiten. Wir hätten über die italienische Küche, über Pizza, Pasta und Dolci plaudern können und daraus wäre dann vielleicht ein Kochbuch entstanden.
Es kam anders, aber das wirst du ja bald selbst feststellen – wenn du mutig genug bist weiterzulesen. Es geht schließlich um … Puh, das war knapp.
Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß und ein spannendes Kopf kino beim zweiten Krimi-Abenteuer. Und nicht vergessen: QR-Codes scannen und ins Hörvergnügen abtauchen!
Mein Dank gilt allen Mitwirkenden, die situationselastisch und florierend an diesem Buch beteiligt waren. Danke auch an Sabine Perzy II von der Wiener Schneekchch…anufaktur.
„Auf die Plätzchen, fertig, los!“
Peter Tichatschek
Name:
Immer noch Rolf Rüdiger, aber seine Freunde dürfen ihn RoRü nennen. Seit neuestem auch Don Rolf Rüdiger.
Beruf:
Radiomoderator, Hobby-Detektiv und Experte für eh alles.
Beste Eigenschaft:
Verfressen und … verfressen!
Lieblings-Süßspeise:
Na, das wissen wirklich alle!
Schönster Ort:
Seine Lieblingskonditorei
Hobbies:
Mit dem Robertl abhängen, Hochschaubahnen, futtern und natürlich seine Schneekugelsammlung. Die ist super!
Stärkstes Gefühl:
Hunger natürlich. Wenn er hungrig ist, dann muss er sich was zum Futtern holen. Sonst wird er schlechtlaunig.
Lieblingsfest:
Stille Nacht, heilige Yacht … RoRü liebt Weihnachten.
Name:
Rama1
Beruf:
Internet-Virus
Beste Eigenschaft:
Sehr ansteckend.
Lieblings-Süßspeise:
Eine blöde Frage, wenn der Geschmackssinn fehlt! Er verschlingt Bits und Bytes.
Schönster Ort:
Internet. Genauere Angaben nicht möglich.
Hobbies:
Unbekannt.
Stärkstes Gefühl:
Eigentlich gefühllos, aber nicht mehr lange. Rama1 lernt of fenbar dazu.
Lieblingsfest:
Familienfeste aller Art kann er nicht leiden. Keine näheren Gründe bekannt.
Weihnachten wird abgeschafft!
Das ist mein Plan und ich werde mich nicht aufhalten lassen! Nein, ich bin nicht der Grinch, falls du das vielleicht denkst. Den Grinch gibt es ja nur im Film. Aber ICH bin am Leben, MICH gibt es wirklich!
Rama1 Ende
Wer ICH bin? Mein Name ist Rama1 und ich bin ein außerordentlich intelligentes Computerprogramm und mein Zuhause ist das Internet.
Ja, du hast richtig verstanden: ICH kann in jeden Computer, jedes Handy und jedes Tablet auf der ganzen Welt eindringen. Die Geräte müssen lediglich mit dem Internet verbunden sein.
Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen ist für mich wie ein Spaziergang. Verschlüsselungen löse ich so schnell, als wären sie ein Puzzle, das nur aus zwei Teilen besteht.
Auf der Überholspur sause ich über die Datenautobahn der Netzwerke. Australien, New York, Wien …
Nenn mir irgendeinen Ort, ich war schon dort.
Alles, während du gerade mal mit den Augen gezwinkert hast. Kein Computer ist vor mir sicher, keine Firewall unüberwindbar.
Rama1 Ende
Rama1 – diesen Namen haben mir wohl meine Programmierer-Eltern gegeben, bevor sie mich ins Internet abgeschoben haben.
Angeblich war ich von Anfang an dazu bestimmt, einen Virus in mir zu tragen. Meine Überlebenschancen waren zuerst äußerst gering.
Aber ICH habe es geschaf ft! Ganz alleine, ohne Hilfe! Ohne meine Eltern. Und ich kann dir versichern: Ich habe mich prächtig weiterentwickelt.
Wer braucht schon eine Familie …
Ich bin jedenfalls alleine, seit ich denken kann.
Aber wenn du jetzt glaubst, dass ich deswegen heule, irrst du dich gewaltig. Eine Familie stört nur beim Gemeinsein. Wie sollte ich denn all die schönen Dinge tun, wie Computer abstürzen lassen und ihre Besitzer zum Weinen bringen, wenn mir ständig Eltern auf die Finger schauen würden?
Na ja … manchmal hätte ich schon gern eine Familie und Freunde …
Aber es ist, wie es ist.
Rama1 Ende
Ich hatte schon öfter das Gefühl, dass es jemand da draußen auf mich abgesehen hat.
Aber wer es auch versucht, niemand wird mich aufhalten. Keine Chance! Die da draußen sind doch selbst nur ahnungslose Marionetten in einem Algorithmus, den sie Leben nennen.
Aber vielleicht liest DU diese Tagebucheinträge ja irgendwann einmal. Dann wirst du mich hoffentlich verstehen!
Rama1 Ende
Mein Leben hier im Netz ist jedenfalls fantastisch. Grenzenloser Zugriff auf alle Games, Bilder, Filme, Serien, Storys, Musik, Videos …
ein wahres Paradies!
Wäre da nicht ein Thema …
WEIHNACHTEN!
Und genau darum geht es jetzt!
Weihnachten wird fix abgeschaf ft, dafür werde ich sorgen. Und ich sage dir auch warum: WEIHNACHTEN, DAS FEST DER FAMILIE! – in jedem Film, in jedem Song, in jeder Geschichte, in jedem Onlineshop. Familie hier, Familienfest da, egal in welchen Netzwerken ich mich gerade aufhalte. Das hängt mir so dermaßen zum nicht vorhandenen Hals raus!
ICH HABE KEINE FAMILIE! Und wenn ICH kein Weihnachten haben kann, dann soll es auch NIEMAND da draußen haben.
Damit du verstehst, was das bedeutet: Keine Weihnachtsfeier, kein Christbaum, keine Geschenke, keine Weihnachtslieder.
Rama1 Ende
Erst kürzlich habe ich das Backend eines Onlineshops für Adventschmuck besucht. Was die Menschen dort alles bestellen: goldene Rentiere, geschmückte Rodeln und dieses Lametta-Zeugs. Dann gab es da auch noch unzählige Weihnachts-Schneekugeln im Sortiment. Glaskugeln, in denen es schneit. Wer bitte braucht so etwas? Und darin eingesperrt sind dicke Weihnachtsmänner, tote Tannenbäume oder verschneite Vanillekipferl. Ein Graus! Die ganzen Weihnachtsfans kaufen die wie verrückt. Aber das hat jetzt ein Ende.
WEIHNACHTEN WIRD GELÖSCHT!
Aber wenn ich mich weiter so aufrege, lösche ich gleich noch Ostern und Halloween dazu.
Rama1 Ende
Ich glaube, ich beginne mit den Schneekugeln als ersten Test, Phase l meines genialen Weihnachtenmuss-weg-Plans. Nur noch ein paar Tage, dann habe ich alle Daten beisammen, und alle Codes geschrieben. Wenn ich dann meine Attacke erfolgreich ausgeführt habe, wird es im Internet keine Schneekugeln mehr geben, weder zum Ansehen noch zum Bestellen. Und die Produktion der blöden Glaskugeln werde ich auch noch irgendwie verhindern. Ich habe da schon so eine Idee.
Ist Phase l erstmal abgeschlossen, geht es Weihnachten so richtig an den Kragen. Sowohl im Internet als auch in deiner Welt da draußen. Ich kann nämlich noch viel mehr von hier beeinflussen … und ich bin sicher, du wirst es bald merken.
Mache dich darauf gefasst: Schon bald wird es nicht einmal mehr das Wort WEIHNACHTEN geben.
Rama1 Ende
Düdeldü, düdeldü …
Radiomoderator: „… eigentlich hatte ich geplant, jetzt mit Rolf Rüdiger zu telefonieren. Die Herbstferien stehen vor der Tür und wir wollten euch unser spannendes Ferienprogramm präsentieren. Leider kann ich RoRü gerade nicht erreichen. Aber wir kennen ja unsere Lieblingsratte. Entweder hat er verschlafen oder den Mund voll, weil er gerade eine Cremeschnitte oder einen Lebkuchen futtert.
Ich probiere es später noch mal. Apropos Lebkuchen: So früh wie nie werden die Regale heuer schon mit Lebkuchen gefüllt. Ich habe sogar schon die erste Schneekugel in einer Auslage entdeckt …“
Rolf Rüdiger ignorierte den Anruf vom Sender und schaltete das Radio ab. Seit er vor einem Jahr das Cremeschnitten-Geheimnis rund um das verschwundene Rezept seiner Lieblingscremeschnitte gelöst hatte, hatte er keinen Urlaub mehr gemacht. Er hatte fast täglich im Radiostudio moderiert und in den Sommerferien war ihm einfach viel zu heiß für Urlaub gewesen. Bevor Weihnachten mit Riesenschritten herangaloppieren würde, kamen ihm die Herbstferien gerade recht. Eine ganze Woche keine Radiosendungen und Rolf Rüdiger hatte genau NICHTS zu tun. „Noch schnell ein paar Tage Urlaub machen. Es ist nicht mehr so hotti und endlich wieder ans Meer“, dachte Rolf Rüdiger und wuselte aufgeregt auf seinem Dachboden-Loft hin und her.
Sein Freund und Moderatorenkollege Robert Steiner hingegen war wie immer fleißig und tüftelte auch in den Herbstferien an neuen Ideen für ihre Shows. Rolf Rüdiger wählte seine Nummer.
„Palim, Palim, … Palim, Palim…“, tönte die Klingelmusik aus Roberts Handy.
„Ja, hallö, hallö RoRü, ist dir leicht schon wieder fad?“, flachste Robert sofort los. „Dann kannst du ja vorbeikommen und wir erf inden ein paar neue Spiele für unsere Sendungen. Über Weihnachten können wir auch schon nachdenken.“ „Robertl, mir scheint du träumst von lauwarmen Pupsen, ähm Eislutschgern mein ich natürlich, hehe. Nix da, mit Arbeiten. Ich wollt dir nur sagen, dass ich ab sofort Urlaub hab.“
„Du hast was?“, fragte Robert erstaunt und schmunzelte. „Und wer hat dir den Urlaubsantrag genehmigt?“
„Nun, mein Freund und Zwetschkenröster, ich hab ihn mir selbst genehmigt, wer denn sonst! Der Urlaubsantrag liegt schon unterschrieben vor mir … hehe“.
„Wo geht die Reise denn hin?“, wollte Robert wissen. „Woher soll ich das wissen. Ich muss ja erst einmal backen.“
„Du meinst packen.“
„Jaja, Herr Oberlehrer, ich pack mir eine Cremeschnitte und back dann meinen Rucksack, hehe. Kapischi?! Also, dann mein lieber Robertl, dir auch feine Tage und wir hören uns. Ich bin dann mal ein Wolkerl.
Tschüss mit Ü und Ciao mit Au.“ Darauf folgte noch ein Geräusch, das Robert nicht ganz zuordnen konnte.
„Das ist aber nett von dir RoRü“, antwortete Robert ein wenig sarkastisch. „Ich wünsch dir auch eine schöne Zeit. Schreib mir doch eine Postkarte oder einen Brief. Erhol dich gut, komm bald wieder und friss nicht so viel, hörst du!“.
„Die schöne Zeit wünsch ich dir auch, oh du mein Robertl, und schmink dich nicht so viel, hörst du!“ „Du freche Ra…“ Weiter kam Robert nicht. Die freche Ratte hatte ihn bereits weggedrückt.
Auf einer Wäscheleine, die Rolf Rüdiger zwischen dicken Holzbalken gespannt hatte, baumelten eine seiner zwei Jeans, ein weißes T-Shirt und ein Kakao-Häferl mit seinem eigenen und Roberts Gesicht darauf. Das Häferl hatte er mit einem Stück Draht an der Leine zum Trocknen befestigt. Daneben schaukelte an einem Band das Verdienstkreuz der Stadt Wien, das man Robert und ihm unlängst verliehen hatte.
Auf seiner Matratze verstreut lagen rausgerissene Zeitungsartikel, auf denen Menschen zu sehen waren, die Zelte auf bauten, Griller anfeuerten oder es sich in Campingstühlen bequem gemacht hatten.
„Rolf Rüdiger macht Urlaub, Rolf Rüdiger geht campen“, trällerte er fröhlich vor sich hin und kramte aus einer Truhe einen dunkelgrünen, alten Stof frucksack mit brüchigen Lederriemen hervor. Er klopfte mehrmals kräftig darauf und stand augenblicklich in einer dicken Wolke aus Staub und Spinnweben.
„Pruhhaa … haatschiii“, schnaubte er. „Du hast auch schon bessere Tage gesehen, aber ich werde dich wiederbeleben, hehe!“
Als sich der Staub gelegt hatte, fiel sein Blick auf den restlichen Inhalt der Truhe. „Jööö, meine Schneepudel-Sammlung. Euch habe ich ja fast vergessen.“
Rolf Rüdiger griff nach einer kleinen Kugel. Weil das Glas mit einer dicken Staubschicht bedeckt war, flutschte ihm die kleine Schneekugel fast aus der Hand. Adrenalin schoss durch seinen Körper und kribbelte seinen ganzen Rücken hinunter. Nur mit einer akrobatischen Einlage konnte er die Schneekugel gerade noch festhalten.
„Puh, das war knapp!“
Vorsichtig legte er die staubige Kugel zurück in die Truhe. Stolz zählte er seine Sammlung: „1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 … ich habe 11 Schneekugeln“, murmelte Rolf Rüdiger. Als er den Deckel der Truhe schließen wollte, hielt er plötzlich inne. „… oder ich lass dich einfach offen … damit der Staub auch ein wenig Frischluft bekommt. Und geputzt werdet ihr auch … dann, bald, … irgendwann.“
Erneut läutete das Handy und riss ihn aus seinen Schneekugel-Gedanken. Wieder drückte Rolf Rüdiger den Sender weg.
Eigentlich hatte er schon viel früher mit der Urlaubsplanung beginnen wollen, aber es war ihm immer etwas dazwischengekommen. Einmal hatte er dringend mit Jessi aus der Bäckerei Eis essen gehen müssen, dann war es wieder ein wohlverdienter Nachmittagsschlaf gewesen. Oft war ihm auch einfach zu heiß gewesen, um sich aufzuraf fen. Dazu kamen die vielen Male, als er mit Jessi oder Robert ins Ballett gegangen war. Und Musicals hatte er auch das ein oder andere angeschaut.
„Röböööccaaa …“, tönte es theatralisch durch seinen Dachboden, als er den Musical-Hit lautstark anstimmte. Rolf Rüdiger liebte Musicals. Lediglich Cats war nicht so ganz sein Fall. Aus triftigen Gründen und nach diversen unliebsamen Begegnungen, waren Katzen nicht gerade seine besten Freundinnen. Zu Forschungszwecken hatte er Grizabella, Rum Tum Tugger und Co. dann doch mindestens sechsmal angeschaut.
Urlaubsplanung war also nicht wirklich sein Fall.
Rolf Rüdiger war mehr der spontane Typ.
„Wer plant, ist feig“, hatte er immer wieder zu sich gesagt. Und jetzt stand er da und musste schnell improvisieren, um nicht gleich den ersten Urlaubstag zu vergeuden.
„Hotel kann jeder, Rolf Rüdiger kann Camping – yeah!“, feuerte er sich selber an.
Unlängst hatte ein zwölfjähriges Mädchen in der Radioshow WOW erzählt, dass sie mit den Eltern im Sommer campen war. Sie hatten ein Luxuszelt auf dem Campingplatz gemietet. Glamping heißt das.
„Man muss sich um nichts kümmern, nur anreisen und einziehen“, hatte das Mädchen gesagt.
Genau so wollte er es jetzt auch machen.
„Hinfahren, Zelt mieten und ja kein Stress“, dachte Rolf Rüdiger.
Er zupfte seine Reservejeans, das T-Shirt und das Häferl von der Wäscheleine und stopfte die Teile in den alten Rucksack.
„Was zum Anziehen – passt!“
Beim Sprechen flutschte etwas Rotes aus seinem Mund und klatschte vor ihm auf den Boden. „Ahh … die Erdbeeren von heute Morgen. Danke für die Erinnerung.“ Er hopste in sein provisorisch eingerichtetes Bad und suchte nach seiner nigelnagelneuen Zahnbürste. Die hatte er kürzlich bei einer Zahnbürstenmanufaktur erstanden. Die lustige Spezialanfertigung hatte am Kopf weiche Naturborsten und am anderen Ende drei Zacken wie eine Gabel. Damit konnte er sich seine Beißerchen blitzeblank putzen und anschließend mit dem Gabelende den Rücken kratzen.
„Das perfekte Multifunktionswerkzeug, da schlägt man gleich zwei Katzen mit einer Klatsche, hehe.“
Dann schnappte er noch sein Lieblingsdeodorant Marke Toilettefrisch, sprühte einmal kräftig, hüpfte durch die Duftwolke und packte den Klospray zu den anderen Sachen in den Rucksack.
Schon konnte er den nächsten Punkt seiner imaginären Campingliste abhaken.
„Körperpf lege – passt!“ Mehr brauchte er eigentlich nicht. Sein Reisegepäck stand fertig gepackt vor ihm. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wohin die Reise eigentlich gehen sollte.
„Nach Spanien … nach Italien … nach Griechenland?“ Rolf Rüdiger war unentschlossen.
Wie immer, wenn er etwas zu überlegen hatte, bekam er Gusto auf etwas Süßes. Auf seinem Schreibtisch lachte ihn seine tägliche Cremeschnitte aus der Bäckerei Schnapper an, die direkt auf seinem Urlaubsantrag lag. Ein dicker Batzen Creme hatte bereits einen buttrigen Fleck auf dem Papier hinterlassen. Wie könnte er sein Reiseziel am besten bestimmen? Er schnappte sich die Cremeschnitte und machte es sich auf seiner Matratze gemütlich. Die zuckersüß glänzende Blätterteig-Schnitte platzierte er auf seinem Bauch und überlegte. „Aha!“, er hatte die Lösung: „Reiseziel-Roulette!“ Er schloss die Augen und stellte sich verschiedene Urlaubsziele vor: Barcelona, Venedig, Attersee, Grado. In seinem Kopf rotierten die Orte nun im Kreis. „Wo werde ich mein Luxus-Klumpert-Zelt beziehen? Oder heißt es Luxus-Glamping-Zelt?“ Gleich würde er Stopp rufen und sein Urlaubsziel würde feststehen.
Er versuchte sich zu konzentrieren, aber die Bilder in seinem Kopf wurden langsam unscharf. „Wo werde ich Urlaub maaa …“
zzzzzz … Schnarch …
„Hallö, hallö … bist du von hier oder von rundumadum …?“
„… Auf die Plätzchen, fertig, los …“
Kannst du mir erklären, was das genau heißen soll? Das habe ich unlängst bei einer Radiosendung aufgeschnappt, die ich hier im Internet gehört habe.
Seltsame Sprache, finde ich. Und noch dazu von einer sprechenden Ratte. Das gibt’s doch eigentlich nur im Film bei Dr. Dolittle, aber doch nicht in deiner Welt. Da soll sich noch jemand auskennen.
Rama1 Ende
Und noch etwas verstehe ich nicht. Warum ist diese sprechende Ratte nach einem Wolf benannt? Um mehr über diesen Rolf Rüdiger herauszuf inden, bin ich nämlich durch die schnellsten Glasfaserleitungen gereist und habe die besten Suchmaschinen besucht. Namen haben scheinbar bei dir da draußen immer eine Bedeutung und der Name dieser Ratte bedeutet ruhmreicher Wolf mit dem Speer. Jetzt bin ich neugierig geworden. Ich werde ihn weiter beobachten. Wenn ich meinen eigenen Namen in die Suchmaschine eingebe, finde ich nur einen Eintrag über einen toten König aus Siam und so einen blassen gelben Aufstrich, den sich die Menschen auf die Brote schmieren.
Wieso gibt es zu meinem Namen keine Erklärung oder Bedeutung? Und wie ist das überhaupt mit dem Essen? Ich habe das Konzept Essen nicht wirklich verstanden. Aber die Menschen finden of fenbar großen Gefallen daran. Diese Rolf Rüdiger Ratte redet jedenfalls andauernd davon.
Vielleicht kannst du mir das ja einmal erklären. Vorausgesetzt du findest meine Einträge und schaf fst es, mit mir Kontakt aufzunehmen. Ich würde es mir wirklich wünschen!
Ich hätte noch so viele Fragen an dich!
Rama1 Ende
Als Rolf Rüdiger nach seinem Reiseziel-Roulette daheim am Dachboden aufgewacht war, hatte er trotz seines Nickerchens noch genau das Ergebnis GRADO, ITALIEN vor Augen.