Sag Ja, ich will! - Stacy Connelly - E-Book
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Sag Ja, ich will! E-Book

Stacy Connelly

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Beschreibung

Emily ist überzeugt: Alle finden die große Liebe, nur sie nicht. Dann aber wird sie Brautjungfer auf der Hochzeit ihrer Cousine – und plötzlich steht dort genau neben ihr ein Mann der Extraklasse, der sexy Restaurantchef Javier Delgado, und bittet sie zu einem Tanz in den Ballsaal …

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IMPRESSUM

Sag Ja, ich will! erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2010 by Stacy Cornell Originaltitel: „The Wedding She Always Wanted“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 325 Übersetzung: Stephanie Thoma-Kellner

Umschlagsmotive: Vitalii Bondar, AntonMatyukha / Depositphotos, Gencho Petkov, stockcreations / shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 05/2022

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751514514

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Emily Wilson hatte ihr Lächeln jahrelang einstudiert. Nicht zu breit, denn dann musste sie die Augen zukneifen. Nicht zu verhalten, denn sonst wirkte das Lächeln aufgesetzt. Irgendwo dazwischen lag das perfekte Lächeln, das Emily zur Schau trug, auch wenn ihr gar nicht danach war.

Trotzdem konnte sie sich nicht erinnern, wann es ihr das letzte Mal so schwergefallen war zu lächeln. Andererseits hatte sie auch noch nie einen Tag wie diesen überstehen müssen. Ihren Hochzeitstag.

Doch sie war heute nicht die Braut.

Der Ballsaal sah genauso aus, wie sie es sich vorgestellt hatte. Weiß gedeckte Tische umringten die Tanzfläche aus schwarzem Granit. Rosen und silberne Kerzen schwammen in Glasschalen. Als Braut und Bräutigam den ersten Tanz tanzten, erklang eine romantische Ballade.

Genauso habe ich es mir ausgemalt, dachte Emily. Abgesehen davon, wer hier Braut und Bräutigam ist. Ihr Magen verkrampfte sich.

„Alles okay?“

Emily drehte sich zu ihrer älteren Schwester um. Mit gerunzelter Stirn warf Aileen ihr einen besorgten Blick zu. „Mir geht’s prima“, antwortete Emily automatisch. „Die Hochzeit ist wunderschön. Und niemand hat das mehr verdient als Kelsey.“

Noch vor einer Woche hätte Emily es sich nicht träumen lassen, dass die Feier, die ihre Cousine für sie geplant hatte, Kelseys eigene Hochzeit mit Emilys Schulfreund Connor McClane sein würde.

„Und wie oft hast du dieses Sprüchlein heute schon aufgesagt?“

„Jedes Mal, wenn jemand den Mut hatte, sich mir zu nähern. Wenn man bedenkt, wie viele Leute hier sind, nicht sehr oft. Alle sind viel zu beschäftigt, über mich zu reden, anstatt sich die Mühe zu machen, mit mir zu sprechen.“

„Nun ja, es kommt eben nicht alle Tage vor, dass eine Hochzeit wie geplant gefeiert wird, nur mit einem anderen Brautpaar“, meinte Aileen.

„Eine Frau erfährt auch nicht jeden Tag, dass ihr Verlobter eine andere geschwängert hat und ihr selbst den Heiratsantrag nur gemacht hat, um bei seiner Familie nicht in Ungnade zu fallen. Außerdem ist das nicht nur so dahin gesagt. Ich freue mich wirklich für Kelsey. Und für Connor.“

Connor war nur zurückgekommen, um Emily daran zu hindern, Todd Dunworthy zu heiraten. Er hatte Todds Hinterhältigkeit durchschaut. Und ganz nebenbei hatte er sich in Kelsey verliebt.

„Das weiß ich“, sagte Aileen, „und wir sind alle froh, dass Connor herausgefunden hat, was Todd für ein falsches Spiel treibt, bevor du den Mistkerl geheiratet hast. Ich kann immer noch nicht glauben, wie er uns alle zum Narren gehalten hat.“

Selbst Emilys Eltern hatten in Todd den perfekten Schwiegersohn gesehen. Aber das tröstete Emily nicht.

Ihr Leben lang hatte sie sich nach den Wünschen ihrer Eltern gerichtet, hatte nie über die Stränge geschlagen … außer das eine Mal mit Connor.

Connor McClane war ein ernsthafter, rauer Typ und ganz anders als die anderen Jungs an der Privatschule, die Emily besucht hatte. Nur ein paar Wochen lang hatte sie den Nervenkitzel genossen, leidenschaftlich verliebt zu sein. Dann hatte sie gemerkt, dass ihre Beziehung mit Connor weniger damit zu tun hatte, die eigenen Träume zu verwirklichen, als sich ihren Eltern zu widersetzen. Und auf einmal, kurz bevor Emily die Möglichkeit hatte, sich von Connor zu trennen, weil er etwas Besseres verdiente, verschwand er ganz plötzlich.

Fast zehn Jahre später war sein Anruf, um ihr zur Verlobung zu gratulieren, eine Riesenüberraschung für Emily gewesen. Ganz spontan hatte sie ihm eine Einladung zur Hochzeit geschickt. Eine Entscheidung, die mein Leben verändert hat, dachte sie, während sie beobachtete, wie Connor seine Braut in den Arm nahm.

„Connor hat Todd von Anfang an durchschaut“, sagte Emily. Warum war ihr das nicht gelungen? Wie sollte sie ihren Gefühlen je wieder vertrauen?

„Connor ist Privatdetektiv. Es ist sein Job, nach den dunklen Flecken Ausschau zu halten. Geh nicht zu streng mit dir ins Gericht“, riet Aileen. „Ich gehe jetzt mal hoch und sage Ginny und Duncan gute Nacht“, wechselte sie gleich darauf das Thema.

„Gib ihnen einen Gutenachtkuss von mir.“

„Mach ich.“ Aileen verschwand zwischen den Palmen, die Emily als Sichtschutz dienten.

Vielleicht sollte ich sie begleiten, überlegte Emily. Nicht dass Aileen mit ihren Kindern Hilfe brauchte, aber Emily war jeder Ausweg recht.

Sie hatte sich schon fast zur feigen Flucht entschieden, als eine tiefe Stimme murmelte: „Ich frage mich die ganze Zeit, warum sich die schönste Frau in diesem Saal hier in der hintersten Ecke versteckt.“

Das durch und durch männliche Timbre jagte Emily einen Schauer den Rücken hinunter. Ohne sich umzudrehen wusste sie, wer hinter ihr stand. Es überraschte sie ein bisschen, dass sie keinen elektrischen Schlag gespürt hatte, bevor Javier Delgado sie angesprochen hatte.

Schon als sie ihm auf Kelseys und Connors spontaner Verlobungsparty zum ersten Mal begegnet war, hatte Javier eine gewisse Wirkung auf sie gehabt. Aber Connors bester Freund und Trauzeuge hatte auch einen Ruf als Frauenheld. Und nach dem, was sie mit Todd durchgemacht hatte, war das genau der Typ Mann, mit dem sie nichts, aber auch gar nichts zu tun haben wollte.

Aber weil sie nun einmal beide zur Hochzeitsgesellschaft gehörten, waren sie sich bedauerlicherweise in den letzten paar Tagen öfter über den Weg gelaufen, als Emily lieb war. Und jedes Mal schien ihr Herz einen Augenblick lang stillzustehen, verdammt noch mal.

Sie drehte sich um und lächelte verhalten. Ihre kühle Miene sollte verbergen, wie aufgewühlt sie war – das hoffte sie zumindest. „Javier“, mahnte sie, „weißt du denn nicht, dass die Braut die schönste Frau hier ist?“

Als Javier lächelte, erkannte Emily, dass die Fassade, die sie der Welt zeigte, vielleicht so glatt wie Glas war, aber auch so durchsichtig. Wenigstens für ihn. Sie dagegen – sie konnte sich überhaupt keinen Reim auf ihn machen.

Er sah zu gut aus, zu sexy. Sein schwarzer Smoking passte perfekt zu seinem dunklen Haar und den dunklen Augen. Das frische weiße Hemd bildete einen wunderbaren Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Für die Feier hatte er sein Haar zurückgekämmt. Doch die natürlichen Wellen drohten, bei der ersten Gelegenheit dem künstlichen Halt zu entkommen.

Zum Beispiel wenn eine Frau ihm mit den Fingern durchs dunkle Haar fuhr …

Emily bohrte die Fingernägel in die Handflächen. Aber obwohl sie sich auf die Tanzfläche konzentrierte, hörte sie das Rascheln der Palmen, als Javier näherkam.

Sein Aftershave mischte sich mit dem Duft der Blumen und dem Vanillearoma der Kerzen. Er steuerte die männliche Note bei, die diesen allzu weiblichen Gerüchen fehlte. Sein Atem kitzelte die feinen Haare an ihrem Nacken. Emily kam der alberne Gedanke, dass es besser gewesen wäre, das Haar offen zu tragen.

Als ob es eine Frisur gab, die sie vor einem Mann wie Javier Delgado schützen könnte.

„Kelsey sieht wirklich fantastisch aus, nicht?“

Sie nahm kaum wahr, was er sagte. Er hatte unmöglich gerade ihr Ohr mit den Lippen gestreift, oder?

„Ich … äh…“ Emily schluckte. „Ja, Kelsey sieht wunderhübsch aus.“

Aileen und sie hatten den roten Lockenschopf ihrer Cousine zu einem eleganten Knoten hochgesteckt und ein ausgefallenes, rauchiges Make-up aufgelegt, wie es die bodenständige Kelsey selten benutzte. Aber Kelseys Kleid war einfach zu bezaubernd, um darauf zu verzichten – ein elfenbeinfarbener, schulterfreier Traum.

Doch Emily wusste, dass Kelseys Ausstrahlung nicht auf Frisur, Make-up oder Hochzeitskleid beruhte. Die Liebe und das Glück, die Kelsey ausstrahlte, machten sie zur schönsten Frau des Abends.

Im Vorübergehen tauschten drei Frauen mittleren Alters wissende Blicke und lächelten Emily selbstgefällig zu.

„Hallo, Emily“, rief eine, zog die Augenbrauen hoch und sah betont von Emily zu Javier und wieder zurück. Auf einmal wirkte ihr Zusammentreffen in dieser zurückgezogenen Ecke frivol.

Emily schaffte es, den Gruß mit einem Kopfnicken zu erwidern.

„Wer zum – wer um alles in der Welt war das denn?“

„Freundinnen meiner Mutter“, erklärte Emily mit hochrotem Gesicht.

Den Blick abgewendet, starrte Emily in die Dunkelheit. Sie wollte das Mitleid in Javiers Augen nicht sehen.

„Weißt du was“, sagte er sanft, „ich glaube, du bist die tapferste Frau, der ich je begegnet bin.“

Darauf stieß sie ein abgehacktes Lachen aus. „Und ich habe gerade gedacht, dass ich der größte Feigling auf Gottes weiter Erde bin.“

Bei diesem Eingeständnis brannten ihr Tränen in den Augen. Sie senkte den Kopf und wandte sich ab. Doch sie war noch nicht weit gekommen, als sie seine Schritte hinter sich auf dem Granitfußboden hörte.

Javier nahm ihren Arm und führte sie nach links. „Komm. Jetzt wird nicht mehr zugeschaut. Lass uns tanzen.“

Im Hintergrund spielte eine romantische Ballade. Emily schüttelte den Kopf. „Nein. Vergiss es.“

„Warum?“

„Weil ich nicht tanze.“

„Warum nicht?“

„Ich habe den Leuten schon genug Grund für Klatsch und Tratsch geliefert. Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist noch mehr Aufmerksamkeit.“

Ein Lächeln breitete sich langsam auf Javiers Gesicht aus. „Zu spät.“

Emily merkte erst, was er meinte, als er ihr den Arm um den Rücken legte und sie an sich zog. Er führte sie zur Mitte der Tanzfläche. Wenn sie ihn nicht mitten im Song stehen lassen wollte, hatte sie keine andere Wahl als zu bleiben, wo sie war. Und als sie unwillkürlich die Arme um seine breiten Schultern legte, wurde ihr klar, dass sie nirgends hingehen würde.

Seine dunklen Augen waren fast so samtschwarz wie der Nachthimmel. Und das Funkeln in seinen Augen war so sexy, dass es die ganze Milchstraße in den Schatten stellte. Außerdem tanzte er wie ein Mann, der weiß, was er tut … und wie er eine Frau dazu bringt zu reagieren. Er ließ die Hände ihren Rücken hinuntergleiten und legte sie an ihre Hüften; seine Oberschenkel streiften ihre Beine im Takt der Musik. Jeder Schritt nahm ihr den Atem. Durch die steife Korsage ihres schulterfreien Kleides konnte sie unmöglich seinen Herzschlag spüren. Das bedeutete, dass dieser wilde, verrückte Rhythmus von ihrem Herz stammte …

„Entspann dich“, befahl Javier. Mit rauer Stimme flüsterte er ihr ins Ohr: „Vergiss einfach, dass irgendjemand zusieht.“

Tatsächlich vergaß Emily die Gäste, die um die Tanzfläche herumstanden. Die Anspannung, die Javier spürte, hatte nur damit zu tun, dass sie in seinen Armen keine weichen Knie bekommen wollte. Zur Beruhigung versuchte sie, tief Luft zu holen. Dabei atmete sie prompt sein Eau de Cologne ein. Und der verführerische Duft brachte sie nur dazu, sich enger an ihn zu schmiegen.

„Zeig ihnen, wie egal dir das alles ist“, ermutigte er Emily, hob eine Hand und ließ seinen Zeigefinger von ihrem Nacken aus abwärts gleiten … über ihre nackte Haut … bis zum Ausschnitt ihres Kleids. Dann fuhr er sanft den Reißverschluss nach, bis hinunter zu ihrem Kreuz.

Dass seine Berührung das Metall nicht zum Schmelzen brachte, wunderte Emily beinahe. Sie schluckte schwer und versuchte, einen Grund zu finden, nicht selbst dahinzuschmelzen. „Aber es ist mir nicht egal. Und es sollte mir etwas ausmachen. Heute sollte mein Hochzeitstag sein. Ich sollte den Mann heiraten, den ich liebe und –“

„Aber das hast du nicht getan. Und du bist erleichtert.“

„Natürlich bin ich das. Wer möchte schon gern mit jemandem verheiratet sein, der einen betrügt und belügt?“

„Ich glaube, du bist erleichtert, weil du ihn nicht geliebt hast.“

Emily wich weit genug zurück, um seinen Blick zu erwidern. Es hätte sie nicht überrascht, wenn er sie mit den Augen ausgezogen hätte. Aber sie hatte nicht erwartet, dass er mit einem wissenden Blick ihre ganze Unsicherheit enthüllen würde. So entblößt versuchte sie, sich hinter ihrer Entrüstung zu verstecken.

„Was macht dich da so sicher? Du kennst mich doch gar nicht.“

„Ich erkenne es, wenn eine Frau verliebt ist. Und wenn ihr Herz gebrochen ist. Und bei dir, Süße, ist weder das eine noch das andere der Fall.“ Als der Tanz zu Ende war, ließ Javier Emily los.

Zwanzig Minuten, schwor sich Emily im Stillen. Sie würde Connor und Kelsey noch zwanzig Minuten Zeit geben, um die Hochzeitstorte anzuschneiden. Und dann würde sie verschwinden.

Sie hatte erreicht, was sie mit ihrer Anwesenheit bezweckt hatte. Erstens, bei der Hochzeit dabei zu sein. Und zweitens, Freunden und Bekannten zum ersten Mal gegenüberzutreten, seit sie ihre eigene Hochzeit abgeblasen hatte. Sie wünschte sich, tapfer genug zu sein, um bis zum Ende zu bleiben. Himmel, sie wäre gern mutig genug, sich unter die alleinstehenden Frauen zu mischen und den verdammten Brautstrauß zu fangen. Aber stattdessen würde sie in zwanzig Minuten durch eine Seitentür verschwinden.

Bis dahin, überlegte Emily, musste sie dringend ihr Make-up überprüfen, ihre Frisur, ihr Kleid, ihre Schuhe, ja sogar ihren Nagellack. Bis sie ihre Inspektion beendet hatte, war hoffentlich eine Viertelstunde vergangen.

Sie betrat die in Gold und Marmor gehaltene Damentoilette. Als sich die Tür hinter ihr schloss, waren Musik und Gelächter nur noch gedämpft zu hören. Eine Sekunde lang lehnte sich Emily mit dem Rücken gegen die Tür und holte zum ersten Mal seit Stunden tief Luft. Der Abend war fast vorbei. Sie hatte überlebt.

Am Kosmetiktisch mit dem vergoldeten Spiegel versuchte sie, sich auf ihr Haar zu konzentrieren. Aber beim Blick auf ihr Spiegelbild erstarrte sie.

Was stimmte nicht mit ihr, dass man ihr nicht einmal während einer äußerst kurzen Verlobungszeit treu sein konnte? Todd hatte nicht einmal bis zur Hochzeit gewartet, um sie zu betrügen. Dieser Schlag ins Gesicht ließ den Traum von Liebe und Treue als unrealistisches Hirngespinst erscheinen.

Nur glaubte sie fest daran, dass Connors Liebe zu Kelsey Bestand haben würde. Ihre Cousine hatte die wahre Liebe gefunden, genau wie ihre Schwester. Die mehr als dreißigjährige Ehe ihrer Eltern bewies ihre gegenseitige Verbundenheit. Das bedeutete, die Erfüllung dieses Traums war nur für sie unmöglich … weil ihr etwas fehlte.

Emily drehte das Wasser voll auf und schrubbte sich heftig die Hände. Todd war schuld. Sie musste aufhören, sich Vorwürfe zu machen. Aber die Zweifel nagten an ihrem Selbstvertrauen.

Als sie gerade die Papierhandtücher weggeworfen hatte, hörte sie Gelächter draußen auf dem Gang.

Weil sie niemandem begegnen wollte, schnappte Emily sich ihre Handtasche und huschte in die hinterste Kabine.

Die Tür ging auf. Musik und Gelächter begleiteten zwei Frauen herein. „Jetzt erzähl schon! Ich kann es gar nicht erwarten, die ganze Geschichte zu hören.“

Beim erwartungsvollen Tonfall der Frau verkrampfte sich Emilys Magen.

„Also …“ Die zweite Frau hielt inne und kostete den Moment aus. „Soweit ich gehört habe, hat sie herausgefunden, dass ihr Verlobter sie mit der Köchin seiner Familie betrogen hat.“

„Nein!“

„Doch! Und es kommt noch schlimmer! Die beiden haben ein Kind zusammen.“

„Oh, das ist ja schrecklich!“, rief die erste Frau. Ihr war anzuhören, wie sehr sie den Skandal genoss.

Die Wonne, mit der sich die Frauen an ihrer erniedrigenden Situation weideten, trieb Emily die Schamesröte in die Wangen. Die Details stimmten nicht. Aber die Geschichte kam der Wahrheit nahe genug, um Emily zu beweisen, dass ihre Familie schon wieder der falschen Person vertraut haben musste. Sie selbst hatte mit niemandem sonst über Todds Untreue gesprochen. Und dennoch hatte jemand – wahrscheinlich ihre Mutter oder ihre Schwester – mit einer guten Freundin geredet und diese zweifellos auch gebeten, Stillschweigen zu bewahren. Auch wenn das nicht viel genützt hatte.

Dieser Vertrauensbruch war nur eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem von Todd. Aber für Emily war es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Mit einer entschiedenen Drehung des Handgelenks öffnete sie die Kabinentür. Die zwei Frauen fuhren herum, aber Emily würdigte sie keines Blickes. Stattdessen ging sie zum Spiegel, strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr zurück und konzentrierte sich auf ihr Spiegelbild, während sie sprach. „Es war das Hausmädchen, nicht die Köchin. Und sie ist schwanger. Das Baby ist noch nicht auf der Welt. Wenn ihr schon hinter meinem Rücken über mich redet, dann bemüht euch wenigstens, die Geschichte richtig zu erzählen.“

Schockiertes Schweigen begleitete sie auf dem Weg zurück in den Ballsaal, aber Emily fühlte sich keinen Deut besser.

Zeit zu gehen. Jetzt sofort. Ehe sie für noch mehr Gesprächsstoff sorgte, indem sie auf der Hochzeitsfeier ihrer Cousine in Tränen ausbrach.

Als sie um die Ecke bog, keuchte sie vor Überraschung, als ein Paar starke Hände sie an den Schultern packten, um zu verhindern, dass sie mit dem Kopf voran in einen Mann im Smoking rannte. „Hoppla! Wo brennt’s denn?“ Javier zog die kräftigen Brauen zusammen. „Emily? Ist alles in Ordnung?“

In ihrer Verzweiflung, endlich zu entkommen, erwiderte sie: „Ich – ich muss hier einfach weg.“

„Okay.“ Ohne weiter nachzufragen, legte er ihr einen Arm um die Schultern und führte sie zum Ausgang. Aber anstatt sich schnell von ihr zu verabschieden, folgte er ihr hinaus in die Sommernacht.

„Du solltest wieder reingehen, Javier. Du bist doch Trauzeuge. Du musst einen Toast ausbringen und –“

„Schon erledigt.“

„Du hast schon –?“

„Jawohl. Kurz und bündig. Das mögen die Gäste. Heute Abend ist doch niemand hier, um mich reden zu hören.“

„Tut mir leid, dass ich dich verpasst habe.“ Emily hörte Javier wirklich gern zu. Seiner tiefen Stimme war die spanische Abstammung noch ein wenig anzuhören. Außerdem klang er humorvoll.

„Hm, ich auch. Ich muss zugeben, ich war der Hit. Vor allem das spanische Liebeslied, das ich zum Besten gegeben habe.“

„Das hast du nicht!“

„Und ob. Spanisch ist eine romanische und eine romantische Sprache, weißt du.“

Selbst Anglerlatein wäre eine romantische Sprache, wenn Javier sie sprechen würde. Jede Wette, alle Frauen im Saal hatten weiche Knie bekommen. Vielleicht war es ganz gut, dass Emily nicht im Raum gewesen war.

Die Erinnerung an ihren Tanz ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie konnte immer noch sein weiches Haar unter den Fingerspitzen fühlen. Die breiten Schultern unter ihren Händen. Und den Druck seiner Oberschenkel gegen ihre …

Verlangen prickelte in ihren Nervenenden. Das Letzte, was sie brauchte, wäre Javiers spanisches Liebeslied als Soundtrack.

Er streckte den Arm nach ihr aus und sagte: „Na, dann komm.“

„Wo gehen wir hin?“

„Wir machen einen Spaziergang. Falls du nicht lieber allein sein willst.“

Natürlich sollte sie den Ausweg nutzen, den er bot. Nicht, weil sie wirklich allein sein wollte, sondern weil es nicht sehr klug war, mit einem Mann wie Javier Delgado zusammen zu sein.

„Wird es Connor nicht auffallen, dass du weg bist?“

Connor würde es viel wahrscheinlicher auffallen, dass er und Emily weg waren. Aber Javier dachte nicht daran, Emily darauf hinzuweisen. „Der denkt sicher, dass ich mich hier irgendwo rumtreibe. Außerdem, brechen die beiden jetzt nicht bald in die Flitterwochen auf?“

„Vermutlich.“ Emily überkreuzte die schlanken Arme, auch wenn es ihr unmöglich kalt sein konnte.

Innerlich fluchte Javier. Heute Nacht hätte Emily auf Hochzeitsreise gehen sollen. Alle ihre Pläne waren in Rauch aufgegangen. Nicht nur ihre Pläne für die Hochzeit oder die Flitterwochen, sondern für ihr ganzes zukünftiges Leben. Kein Wunder, dass Emily sich verloren fühlte, selbst wenn sie den Kerl nicht geliebt hatte.

„Es tut mir leid, Emily. Ich weiß, wie schwierig das alles für dich sein muss.“

Ohne ihn anzusehen, fing sie an, am Pool entlangzugehen. „Wir wollten eine Kreuzfahrt machen. Todd hatte schon alles geplant. Schnorcheln in Cabo, Surfen in Mazatlán …“

„Du surfst gern?“, fragte Javier zweifelnd.

„Ich habe es noch nie gemacht und bin mir ziemlich sicher, dass ich es gehasst hätte“, sagte sie leichthin. „So wie ich wahrscheinlich die ganze Kreuzfahrt verabscheut hätte. Nach der Schule habe ich einmal eine dreitägige Schifffahrt gemacht – und festgestellt, dass ich seekrank werde.“ Sie lachte leise. „Wenn ich so darüber nachdenke, hat mir Todd einen Gefallen getan. Das wäre eine furchtbare Hochzeitsreise geworden.“

Javier hatte den Eindruck, das Elend hätte sich weit über die Flitterwochen hinaus erstreckt. Er nahm ihren Arm. „Warum, Emily?“

„Er hatte alles geplant und –“

„Ich rede nicht von deiner Hochzeitsreise. Ich meine – alles. Die Verlobung, die Hochzeit. Oder ist das auch alles für dich geplant worden? War es einfacher, es allen recht zu machen, als einen Augenblick darüber nachzudenken, was dich glücklich macht?“

„Natürlich nicht. Ich hätte Todd nicht geheiratet – ich würde niemanden heiraten –, nur um meine Eltern glücklich zu machen.“