Samson und Roberto Sommer, Sonne, wilde Gäste - Ingvar Ambjørnsen - E-Book

Samson und Roberto Sommer, Sonne, wilde Gäste E-Book

Ingvar Ambjörnsen

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Beschreibung

Irgendwas ist ja immer! Gäste sind in einer Pension immer willkommen, möchte man meinen. Aber wenn ihnen ein Ruf wie Donnerhall vorauseilt, wird die Sache schon knifflig. Die Krähen-Punktband "Die toten Tauben" haben sich nämlich angesagt, was bedeutet: zertrümmerte Fernsehgeräte und Möbel und Krach, Krach, Krach. Außer Olli entzückt das im Fjordlicht niemanden. Und als ob das nicht schon reichen würde, hat auch noch Helge, der größte Kabeljau im ganzen Fjord, seinen Besuch angekündigt. Schön ist das nicht, oder?

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Seitenzahl: 68

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Ingvar Ambjørnsen

Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs

Mit Bildern von Peter Schössow

1.

Der Sommer hatte die Pension Fjordlicht erreicht. Die Sonne spiegelte sich im blanken Fjord, und die Tage waren hell und lang.

Samson und Roberto waren zufrieden. Vor einigen Monaten hatten sie die kleine Pension am Meer geerbt und schon viele neue Freunde und Freundinnen gefunden. Zum Beispiel Greta, den Dachs, die für sie als Piccola arbeitete und unter der Veranda hauste. In Zimmer Nummer 5 im ersten Stock wohnte die alte Truthenne Frau Krilleberg. Sie war der einzige Dauergast und immer schrecklich übellaunig. Doch daran hatten die anderen sich längst gewöhnt. Sie wohnte in der Pension Fjordlicht, während sie darauf wartete, dass die neue Schule fertig würde, wo sie dann Mathematik, Sprachen und Erdkunde unterrichten sollte.

Und weiter oben am Bach, unter einer alten Steinbrücke, lag die kleine Höhle von Olli, dem Otter für alles. Olli konnte alles reparieren, und im alten Haus von Samson und Roberto gab es für sie immer genug zu tun. Sie tauschte Dachrinnen und alte Wasserrohre aus, legte neue Fußböden und stellte zusammengebrochene Betten wieder auf. Und wenn es eines Tages dann gar nichts mehr zu tun gab, fand Olli sofort eine neue Aufgabe.

»Wir Otter müssen immer in Bewegung sein«, sagte Olli. »Sonst werden wir traurig.«

Die anderen hatten ruhige Tage. Frau Krilleberg saß auf Zimmer Nummer 5 und ärgerte sich, weil das Schulhaus einfach nicht fertig wurde. Greta ordnete ihre Briefmarkensammlung oder schrieb lange Briefe an ihren Liebsten, den schottischen Hochlandpoeten Gregor, einen begabten Maulwurf mit kompliziertem Gemüt. Er hatte den ganzen Frühling über im Fjordlicht gewohnt und dabei seine Gedichtsammlung Duftende Tiere verfasst. Jetzt war er wieder in Schottland, und deshalb hatte Greta bisweilen düstere Momente. Dann holte sie ihren Fußball und forderte Samson und Roberto zum Elfmeterwettschießen auf. Wobei Greta jedes Mal gewann.

Samson und Roberto mochten Greta inzwischen richtig gern. Greta kümmerte sich um die Gäste und sorgte für deren Wohlergehen. Während die beiden eher von der trägen Sorte waren und am liebsten einfach herumlungerten.

 

Doch dann kam ein heißer Sommertag Ende Juni. Samson und Roberto saßen mit einem Picknickkorb und einer großen Flasche Apfelsaft auf einem Felsen am Fjord. Wie alle Katzen rollte Roberto sich gern in der Sonne zusammen, während Samson wie die meisten Hunde versessen aufs Baden war. Er fand es ganz wunderbar, im Wasser nach Stöckchen und Holzstücken zu tauchen, die Roberto hineingeworfen hatte. Und wenn Roberto die Lust verging und er lieber schlafen wollte, dann warf Samson die Stöckchen selber, bis er so erschöpft war, dass auch er schlafen musste.

An diesem Tag schwamm Samson nun mit einem dicken Stock im Maul aufs Ufer zu. Er schwamm so schnell, dass das Wasser um seinen Hals nur so brodelte, und er hatte den Kopf stolz über das Wasser erhoben.

Roberto lag auf dem Felsen und betrachtete ihn aus einem halb offenen Auge.

Doch dann passierte etwas, was Samson furchtbar grauenhaft fand. Er erschrak so sehr, dass er laut losschrie.

»HILFE!«, schrie er. »HIIIIIIILFE!« Und dabei hätte er sich beinahe an seinem Stock verschluckt.

Roberto setzte sich gemächlich auf und kratzte sich mit der Pfote am Bauch. »Was soll denn der Krach? Hast du wieder Wasser ins Ohr gekriegt?«

»HIERSINDHAIE!«, brüllte Samson. »HIIIIILFE! ICHBINMITEINEMGLITSCHIGENRIESENHAIZUSAMMENGESTOSSEN! UÄÄÄÄÄ!« Verzweifelt schlug er im Wasser um sich.

»Reiß dich zusammen«, sagte Roberto streng.

»Hier im Fjord gibt’s keine Haie. Komm jetzt an Land, dann kann dein Fell trocknen. Du warst heute schon neunundsiebzig Mal im Wasser.«

»Ja, aber hier ist wirklich ein Hai«, japste Samson und kletterte an Land.

Roberto gähnte und streckte eine Pfote aus. Samson packte sie schluchzend und wurde auf den Felsen gezogen. Danach schüttelte er sich, dass das Wasser nur so spritzte.

»Hier sind Haie! Hiiiiilfe!«

»Was für ein schreckliches Erlebnis!«

»Eins, zwei, drei, vier«, zählte Roberto. »Alle vier Beine sind noch dran. Und auch dein großer hässlicher Kopf. Sogar dein Schwanz sitzt da, wo er hingehört, nämlich an deinem Hintern. Was glaubst du wohl, wie du aussehen würdest, wenn dir wirklich ein Hai begegnet wäre?«

»DASWARABEREINHAI!«, schrie Samson wütend.

»War es nicht«, sagte eine fremde Stimme. »Ich war das bloß. War in meinem ganzen Leben noch kein Hai.«

Die beiden Freunde fuhren herum.

Und dort, nur zwei Meter vom Felsen entfernt, streckte ein großer Kabeljau den Kopf aus dem Wasser.

»Ich heiße Helge«, sagte der Kabeljau.

»Du bist ein Hai!«, kläffte Samson wütend.

»Na, na«, sagte Roberto. »Du siehst doch, dass Helge ein Kabeljau ist.« Er leckte sich das Maul.

»Und sogar ein richtig großer Kabeljau.«

»Ein dicker Brocken«, brummte Helge zufrieden. »Fast vierzehn Kilo. Und ihr seid Samson und Roberto?«

»Woher weißt du das?«, riefen die beiden überrascht.

»Das weiß ich eben nicht«, erwiderte Helge.

»Deshalb frag ich ja.«

»Doch, das stimmt schon, wir heißen Samson und Roberto«, sagte Roberto. »Aber wo hast du von uns gehört?«

Helge tauchte unter, um sich die Kiemen anzufeuchten. Dann schaute er wieder aus dem Wasser. »Hinten bei den Untiefen. Da hat mir eine Flunder erzählt, dass ihr die Pension Fjordlicht leitet.«

»Eine Flunder?«

»Ja, eine Flunder.«

Roberto kratzte sich am Kopf »Du meine Güte. Sind wir wirklich auf dem Meeresboden bekannt?«

»Nur in den Untiefen.« Helge blickte sie mit ernster Miene an. Dann fragte er: »Kann ich nicht auch mal in eurer Pension wohnen?«

Samson brüllte vor Lachen. »Spinnst du oder was? Hast du das gehört, Roberto? Der Kabeljau will an Land!«

Roberto lächelte Helge an. »Wenn ihr Kabeljaus ein etwas größeres Gehirn hättet, dann würdest du kapieren, dass Fische wie du ins Wasser gehören. Deshalb ziehst du doch dauernd deinen Kopf unter Wasser.«

»Ja, sonst kann ich nicht richtig atmen.«

»Siehst du!«, sagte Roberto. »Du verstehst also doch, wenn dir jemand was erklärt.«

Samson schlug sich an die Stirn. »Du bist der blödeste Kabeljau, der mir je übern Weg gelaufen ist.«

»Ich dachte, ich könnte vielleicht ein bisschen Wasser mitnehmen«, sagte Helge.

»Schicke Idee«, spottete Samson. »Ich seh dich schon mit zwei Koffern mit Salzwasser in die Pension kommen.«

»Jetzt seid ihr aber gemein«, sagte Helge. »Wo ich doch so gern mal Ferien machen möchte!«

Da tat der Kabeljau Samson und Roberto richtig leid. Und sie baten um Entschuldigung.

»Aber im Fjordlicht können einfach keine Fische wohnen«, erklärte Roberto dann.

»Ihr glaubt vielleicht, ich könnte mir das nicht leisten«, murmelte Helge.

»Nein, das nicht«, beteuerte Samson. »Wenn es möglich wäre, dann würdest du das schönste Zimmer zu einem Sonderpreis bekommen. Und dann könntest du Roberto und mir vom Leben in der Tiefe erzählen.«

Helge legte den Kopf in den Nacken und spuckte aus. Etwas Blankes beschrieb einen Bogen in der Luft und landete vor den beiden Freunden auf dem Felsen.

Roberto bückte sich. »Meine Herren, die Lerche!«, rief er. »Eine Münze. Sieht aus wie …«

Samson machte große Augen, als Roberto mit einem seiner langen Eckzähne vorsichtig in die Münze biss.

»Das ist Gold!« Roberto lächelte verzückt. »Das ist echtes Gold, Samson.«

Er drehte sich zu Helge um und fragte gespannt: »Gibt es … gibt es da unten viele von diesen Münzen?«

»O ja«, antwortete Helge. »Ziemlich viele sogar.«

»Und du möchtest also in der Pension Ferien machen?«

»Ja, das wäre doch witzig.«

»Aber das ist doch ganz unmöglich«, rief Samson.

»Schnauze«, fauchte Roberto Samson an. Und zu Helge sagte er: »Nichts ist unmöglich. Nicht ganz. Nur sind manche Dinge schrecklich viel schwerer als andere. Hör zu, Helge. Wir treffen uns morgen um dieselbe Zeit wieder hier. Bis dahin finde ich eine Lösung für dieses Problem. Das verspreche ich dir.«

»Hab keine Uhr«, sagte Helge.

»Ich steck den Kopf ins Wasser und ruf dich«, schlug Samson vor.

Helge nickte langsam.

»Schnell«, sagte Roberto. »Wir haben es eilig.« Er raffte ihre Sachen zusammen. »Dann bis morgen, Helge! Mach’s gut!«

»Jungs?« Helge musterte sie traurig. »Ihr macht doch keinen Mist?«

»Wir machen keinen Mist«, riefen Samson und Roberto wie aus einem Munde.

»Aber was machen wir denn stattdessen?«, fragte Samson, als er hinter Roberto her in Richtung Fjordlicht rannte.

»Wir gehen zu Olli und fragen sie um Rat«, keuchte Roberto atemlos. »Genau das tun wir!«