Scharfe Waffen - Scharfe Frauen - Band 2: Jessica, das Höllenweib - Jay Benson - E-Book
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Scharfe Waffen - Scharfe Frauen - Band 2: Jessica, das Höllenweib E-Book

Jay Benson

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Beschreibung

Scharfe Waffen – scharfe Frauen! Entdecken Sie prickelnde Abenteuer der besonderen Art: Erotische Western von Jay Benson jetzt als eBooks bei dotbooks. Schön, sexy und durchtrieben: Jessica ist ein richtiges Höllenweib! Sie verwöhnt Männer nach allen Regeln der Kunst, um sie gefügig zu machen – denn die scharfe Lady will nicht die unbändige Lust ihrer Geliebten stillen, sondern ihren Ehemann zum Gouverneur machen … Um dessen Hauptkonkurrenten auszuschalten, schreckt sie auch nicht davor zurück, einen ganzen Zug zu sprengen. Mit Überlebenden hat Jessica allerdings nicht gerechnet … Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Jessica, das Höllenweib“ von Jay Benson. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Über dieses Buch:

Schön, sexy und durchtrieben: Jessica ist ein richtiges Höllenweib! Sie verwöhnt Männer nach allen Regeln der Kunst, um sie gefügig zu machen – denn die scharfe Lady will nicht die unbändige Lust ihrer Geliebten stillen, sondern ihren Ehemann zum Gouverneur machen … Um dessen Hauptkonkurrenten auszuschalten, schreckt sie auch nicht davor zurück, einen ganzen Zug zu sprengen. Mit Überlebenden hat Jessica allerdings nicht gerechnet …

Über den Autor:

Jay Benson ist das Pseudonym einer sehr erfolgreichen Autorin aus Deutschland, die eine große Leidenschaft für erotische Western hegt.

Bei dotbooks erschien außerdem Jay Bensons erotischer Western „Jennifer – In heißer Mission“. Weitere Titel sind in Vorbereitung.

***

Neuausgabe Juli 2014

Copyright © der Originalausgabe 2006 Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch-Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung folgender Motive von iStockphoto.com

Wanted-Hintergrundbild © fergregory

Paar © stryjekk

ISBN 978-3-95520-671-0

***

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Jay Benson

Jessica, das Höllenweib

dotbooks.

1

Die Nacht war wolkenverhangen, kein einziger Stern erhellte den Himmel. Das Grollen, das von den Bergen her ertönte, kündigte ein Gewitter an. Die beiden Männer, die sich den Gleisen der Kansas Railroad näherten, hätten sich besseres Licht gewünscht. Doch auch die Finsternis konnte sie nicht von ihrem Vorhaben abhalten. Zu wichtig war ihr Auftrag – und obendrein wurde er auch gut bezahlt. Gut genug jedenfalls, um das schlechte Gewissen zu ersticken, das sie zunächst geplagt hatte. In der folgenden Stunde würden sicher etliche Leute ihr Leben verlieren, und das, obwohl nur ein einziger Mann sterben sollte. Aber ihr Auftraggeber war bereit, darüber hinwegzusehen; und fünfzigtausend Dollar waren für die beiden Männer ein Grund, es ebenfalls zu tun.

Als sie bei den Schienen angekommen waren, nahmen sie ihre Pferde auf und stiegen ab. Die Bergspitzen wurden von einem grellen Lichtschein erhellt, wahrscheinlich brach das Unwetter im Gebirge bereits mit voller Wucht aus.

»Was meinst du, wie lange braucht das Gewitter noch, bis es hier ist, Bill?«, fragte einer der Männer, während er ein Streichholz anriss und damit eine Petroleumlampe entzündete, um wenigstens ein bisschen Licht beim Arbeiten zu haben.

»Der Zug wird vorher da sein«, erwiderte sein Begleiter, der gerade seine Satteltaschen durchwühlte.

»Hoffen wir's! Ich habe keine Lust, mich von einem Blitzschlag in Holzkohle verwandeln zu lassen.«

Bill Murray schaute zu den Bergen, über denen es immer wieder aufleuchtete. »Keine Sorge, Jack, wenn wir Glück haben, zieht es sogar an uns vorbei. Oder es bleibt an den Berggipfeln hängen und löst sich auf. Wir haben genug Zeit, um alles vorzubereiten.«

Jack Stevenson nickte. Sein Freund war ein Experte, was das Wetter anging. Er konnte schon am Morgen voraussagen, wie es gegen Abend aussehen würde, und er irrte sich fast nie. Wenn er sagte, das Gewitter blieb dort, wo es war, war das auch so.

»Okay, dann lass uns anfangen!« Jack nahm die Lampe und stellte sie auf einen Erdhügel in der Nähe ihres Standortes. Dann zog er ein paar Drähte aus der anderen Satteltasche. Sein Begleiter war bereits damit beschäftigt, Dynamitstangen zu Päckchen zusammenzuschnüren. Eigentlich war bereits zwei dieser Bündel ausreichend, um die Schienen zu zerfetzen, doch ihr Auftraggeber wollte auf Nummer sicher gehen. Also brachten sie vier Päckchen mit jeweils fünf Stangen an den Schienensträngen an. Genug Sprengkraft, um einen großen Teil der Flint Hills in die Luft zu jagen.

Die beiden Männer arbeiteten schweigend. Während einer von ihnen die Päckchen an den Gleisen anbrachte, verlegte der andere die Kabel. Wenn sich der Zug näherte, mussten sie weit genug von hier entfernt sein, also hatten sie keine Zeit für irgendwelche langen Reden.

Noch immer rollte der Donner über den Flint Hills, während grelle Blitze aufzuckten. Aber Bill schien Recht zu bekommen. Das Unwetter zog in Richtung Süden davon und würde sie wahrscheinlich nicht gefährden.

Nachdem die Arbeiten direkt am Gleis beendet waren, stiegen die beiden Männer wieder auf ihre Pferde. Aber fertig waren sie damit noch nicht.

Während Jack seinen Vierbeiner langsam angehen ließ, verlegte er das Kabel, über das die Explosion ausgelöst werden sollte.

Da die beiden Männer früher einmal in einem Bergwerk gearbeitet hatten, wussten sie, wie weit das, was sie in die Luft sprengen wollten, fliegen würde. Also legten sie lieber noch ein paar Yards zusätzlich aus, bis sie schließlich der Meinung waren, dass der Abstand groß genug war.

Dann stiegen sie wieder aus den Sätteln, und Jack verband das Kabel mit einem Auslöser.

Als er damit fertig war, richtete er seinen Blick gen Himmel. Das Gewitter schien sich immer mehr von ihnen zu entfernen.

»Hast wieder mal Recht gehabt, Bill«, sagte er und wusste ohne hinzusehen, dass sein Partner zufrieden grinste.

»Vielleicht solltest du dein Geld damit verdienen, indem du den Ranchern das Wetter vorhersagst.«

»Vielleicht«, gab Bill zurück. »Aber ich glaube, wenn wir diese Sache hier hinter uns haben, sind wir reich genug, damit wir überhaupt nicht mehr arbeiten müssen.«

»Stimmt auch wieder«, pflichtete Jack ihm bei, während er sich auf den Boden niederließ. »Was wirst du mit der ganzen Kohle machen? Ich für meinen Teil werde über die Grenze nach Mexiko gehen und mir eine Hazienda zulegen.«

»Ich will nach Norden«, entgegnete Bill. »Ich habe gehört, dass dort Gold gefunden wurde. Ich werde ein paar Claims aufkaufen und andere Leute für mich arbeiten lassen.«

Schweigen folgte diesen Worten. Die beiden Männer hingen ihren Träumen von einem neuen Leben nach. Doch als aus der Ferne das leise Heulen einer Dampfpfeife ertönte, wussten sie, dass sie jetzt erst einmal ihr altes Leben und ihren Job hinter sich bringen mussten.

2

»Seit ihr bereit?«, fragte Hank Morrigan, während er sich die Bandana umband.

»Bist du dir sicher, dass wir das Richtige tun?«, fragte Cassius Blake zurück und schaute seinen Kameraden zweifelnd an. »Wenn wir diesen Schritt gehen, wird es für uns kein Zurück mehr geben.«

Morrigan runzelte verständnislos die Stirn. »Was redest du denn da?«, fragte er. »Du hörst sich ja wie ein gottverdammter Prediger an!«

Die anderen beiden Männer, die ebenfalls dabeistanden, lachten auf.

»Wenn wir es nicht tun, verhungern wir«, fuhr Morrigan inzwischen unbarmherzig fort. »So sieht es aus.«

»Aber es muss doch noch eine andere Möglichkeit geben«, hielt Cassius dagegen und nestelte an seinem Halstuch.

Was sie geplant hatten, war in seinen Augen Wahnsinn. Sicher, die Zeiten waren hart. Die meisten Rancher rekrutierten ihre Mannschaften aus Zugereisten, weil die billiger waren. Für Cowboys wie sie war es schwierig geworden, einen Job zu finden. Aber musste sie das gleich zu so einem Schritt verleiten?

»Es gibt keine andere Möglichkeit!«, gab Morrigan zurück. »Du hast doch gesehen, dass man uns überall wieder weggeschickt hat. Wo willst du dir dein Geld denn sonst verdienen? Etwa beim Glücksspiel? Also, ich für meinen Teil bin ein mieser Spieler. Außerdem ist Lady Fortuna überaus launisch. Nicht wahr, Jungs?«

Tom Hedges und Pete Doherty nickten beipflichtend. Aber das taten sie ja immer. Sie waren Musterbeispiele für Opportunismus. Was Morrigan sagte und anordnete, war Gesetz. Auch Cassius hatte es bislang nicht anders gesehen. Doch dass sie nun auf Morrigans Geheiß das Gesetz brechen sollten, erregte seinen Widerwillen. Sie waren eben keine Räuber, sie waren Cowboys. Wie auch seine drei Freunde kannte sich Cassius besser damit aus, einen Bullen zu zähmen oder ein Kalb zu brandmarken, als Leute mit einem Revolver umzunieten.

»Meinst du denn, es ist ungefährlich, einen Zug zu überfallen? Wenn dort Leute sind, die eine Waffe bei sich haben, werden sie uns fertigmachen.«

»Nicht, wenn wir schneller sind«, entgegnete Morrigan ungerührt. Er schien noch immer felsenfest von seinem Vorhaben überzeugt zu sein. »Wenn du mich fragst, schicke ich lieber einen von diesen Pfeffersäcken zur Hölle, als dass ich am Hungertuch nage.«

»Wenn wir Pech haben, landen wir im Jail und kriegen einen Strick um den Hals«, hielt Cassius dagegen, doch er ahnte schon, dass sich sein Freund nicht umstimmen lassen würde.

»Mir scheint, du hast die Hosen voll«, erwiderte Morrigan und erntete das Gelächter von Tom und Pete. »Wenn du Angst hast, bleib hier. Memmen können wir nicht gebrauchen. – Und jetzt kommt, Jungs, wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren!«

Mit diesen Worten wandte er sich um und stapfte zu den Pferden, die an einer Baumgruppe festgemacht waren. Tom und Pete folgten ihm, ohne den Versuch zu unternehmen, Cassius umzustimmen. Wahrscheinlich rechneten sie sich mehr Gewinn aus, wenn sie nur zu dritt waren.

Cassius senkte zögernd den Blick. Wenn er zurückblieb, behielt er ein reines Gewissen, aber auch seinen knurrenden Magen. Ritt er mit, würde er auf ewig ein Gejagter sein oder sogar getötet werden. Wären es andere Zeiten gewesen, hätte er genau gewusst, wofür er sich entschieden hätte. Aber so ...

In der Zwischenzeit waren Hank, Tom und Pete bei den Pferden angekommen. Am Klirren der Geschirre konnte er hören, dass sie aufsaßen. Er blickte auf und wusste, dass er sich jetzt entscheiden musste, sonst würden ihm die anderen die Entscheidung abnehmen und einfach fortreiten.

»He, was ist, kommst du nun mit oder nicht?«, hörte er Morrigan fast schon ärgerlich rufen.

Obwohl sein Gewissen bei seinem ersten Schritt protestierte, setzte sich Cassius in Bewegung und ging ebenfalls zu seinem Pferd.

»Na also, wusste ich es doch, dass du Mumm in den Knochen hast!«, sagte Morrigan zufrieden, als Cassius sich in den Sattel schwang. »Also los, Jungs, nehmen wir diese gottverdammten Bastarde so richtig aus!« Mit diesen Worten ließ Morrigan sein Pferd angehen, und die anderen folgten ihm. An letzter Stelle ritt Cassius, der sich fragte, was er tun sollte, wenn ihm eine Frau oder ein Kind in die Quere kamen. Und bei einem Mann war es nicht besser. Er hatte in seinem ganzen Leben bisher nur Kaninchen oder Enten geschossen, aber einen Menschen hatte er noch nie getötet.

Doch nun blieb ihm nichts anderes übrig, als mit den anderen mitzuziehen.

Der Zug, den sie überfallen wollten, war der Nachtzug nach Wichita. Hank Morrigan vermutete darin zahlreiche gut betuchte Reisende und dementsprechend fette Beute.

Wenn alles gut ging, würden sie noch vor Anbruch des Morgens reiche Leute sein.

Sie ritten eine ganze Weile schweigend. Immer wieder wanderte Cassius' Blick auf das Gewitter, das über den Flint Hills wütete. Es war ein imposanter Anblick, aber leider auch das einzige Licht in dieser Gegend. Bei Mondschein wäre alles leichter gewesen, aber so ...

Das Kreischen einer Dampfpfeife ertönte.

»Los, Jungs, beeilt euch, bevor uns der Zug abhaut!«, rief Hank Morrigan seinen Gefolgsleuten zu. Augenblicklich trieben sie ihre Pferde an und preschten auf die Schienen zu, die nur dann zu erkennen waren, wenn am Himmel wieder ein Blitz aufleuchtete.

Als sie schließlich bei den Gleisen ankamen, war der Zug noch ein gutes Stück weit entfernt. Lediglich der Wind trieb den Ton schneller zu ihnen.

»So, Jungs, ihr wisst Bescheid«, raunte Morrigan. »Wenn der Zug kommt, lassen wir unsere Pferde langsam angehen. Ich bin mir sicher, dass die Waggons beleuchtet sind, wir werden also genug Licht haben, um den Zug zu sehen. Wir warten, bis er uns überholt, dann reiten wir ein Stück weit neben ihm her und versuchen, auf die Wagen zu kommen. Wenn wir drauf sind, treffen wir uns am vorderen Waggon und arbeiten uns dann nach hinten durch.«

»Und was ist mit den Pferden?«, fragte Pete. »Irgendwie müssen wir doch wieder wegkommen, wenn wir hier fertig sind.«

Morrigan atmete schnaufend ein. »Das habe ich doch schon ein paar Mal erklärt. Wenn wir von den Pferden herunter sind, werden sie noch ein Stück mitlaufen, aber schließlich stehen bleiben und ihre Köpfe ins Gras stecken. Nachdem wir den Zug ausgeplündert haben, folgen wir einfach den Schienen und werden unsere Gäule bestimmt finden.«

Damit waren bei Pete alle Bedenken ausgeräumt. Allerdings nicht bei Cassius. Ihm machten die Pferde keine Sorgen, eher die Gegenwehr der Passagiere. Was war, wenn sich unter ihnen ein Town-Marshal befand? Oder wenn die Leute ihnen nachjagten?

Doch Zeit zum Überlegen hatte er nicht mehr. Der Zug kam näher, und diesmal war es nicht nur ein Trug, der ihnen vom Wind vorgegaukelt wurde. Die Lichter der Lokomotive tauchten vor ihnen auf, und das Gewitter, das immer noch entfernt über den Bergen aufflammte, beleuchtete gespenstisch den Qualm, der von der Lokomotive aufstieg.

Ein Dröhnen ertönte unter den Hufen der Pferde und machte sie unruhig. Alles in ihnen schrie nach Flucht, doch die Männer hielten sie noch eine Weile im Zaum. Erst, als die Lok schon fast bei ihnen war, ließen sie die Tiere angehen.

Hank Morrigan hatte ein Kommando gebrüllt, doch dieses war von dem Dröhnen des Zuges verschluckt worden. Die Männer machten aber trotzdem, was sie sollten. Nacheinander sprangen sie auf die Plattformen der Wagen.

Cassius, der als Letzter geritten war, verpasste die Gelegenheit, auf den zweiten Waggon zu kommen, denn als er aufschaute, sah er ein Kindergesicht in einem der Fenster. Es war ein kleines Mädchen, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, das blonde Locken wie ein Engel hatte. Einen Moment lang glaubte er, dass sie ihn anstarren würde. Dann war sie jedoch vorbei, und der junge Cowboy erinnerte sich wieder an seine Aufgabe. Er wartete ab, bis die Plattform des nächsten Wagens heran war, dann hielt er sich am Geländer fest und zog sich hinauf.

3

Gouverneur Jenkins hatte bei seiner Reise auf den ganz großen Aufwand verzichtet.

Lediglich sechs Leibwächter und seine kleine Tochter Anne waren bei ihm, während sich der Zug auf Wichita zubewegte. Der Gouverneur war auf Wahlkampfreise gewesen und wollte so viel Bürgernähe wie möglich zeigen. Deshalb hatte er auf einen riesigen Armytrupp verzichtet und auch keinen Extrazug genommen. Seine kleine Tochter hatte ihr Übriges getan, indem sie ihre Liebe zum Vater demonstriert hatte. Seine Frau war bei der Geburt des Kindes gestorben, und so war das, was Anne den Leuten gezeigt hatte, kein Schauspiel gewesen. Sie hatte nur noch ihn. Und sie war froh gewesen, endlich einmal mit ihm mitkommen zu dürfen.

Auch die Reise fand die kleine Anne ziemlich aufregend. Bisher war sie noch nie in einem Zug gefahren, sondern immer nur in den Kutschen des Vaters. Dass die Landschaft an den Zugfenstern so rasend schnell vorüberzog, faszinierte sie am meisten, und sie schaute selbst dann noch ganz aufgeregt hinaus, als es bereits dunkel war.

Zu sehen gab es trotzdem etwas, auch wenn kein Mond schien und die Dunkelheit die gesamte Landschaft verschluckt hatte. Von Zeit zu Zeit leuchtete es am Horizont hell auf, und nachdem Anne dieses Licht einmal gesehen hatte, wartete sie darauf, dass es erneut auftauchte.

»Daddy, was ist das da für ein Licht?«, fragte sie schließlich und unterbrach ihren Vater mitten im Gespräch mit seinen Leibwächtern.

»Was denn, mein Schatz?«, fragte er und strich ihr sanft übers Haar.

»Na das da!« Das Mädchen streckte den Finger zum Fenster aus, und als wollte sich das Licht von seiner besten Seite zeigen, flammte es erneut auf.

»Das ist ein Gewitter, Anne«, sagte der Gouverneur. »Es ist hoch in den Bergen.«

»Kommt es auch zu uns?«, fragte die Kleine und schien nicht im Geringsten beunruhigt zu sein. Bei Gewitter war sie auch nicht diejenige, die sich unter dem Bett oder im Schrank verkroch, ganz im Gegensatz zu anderen Kindern in ihrem Alter. Sie stellte sich vielmehr zum Schrecken ihres Kindermädchens ans Fenster und beobachtete, wie die Blitze niedergingen. Doch so ein Unwetter, wie das, das sich gerade über den Bergspitzen austobte, hatte sie bislang noch nicht gesehen.

»Nein, mein Schatz, es wird nicht zu uns kommen«, entgegnete der Gouverneur.

Kaum hatte er das gesagt, flog die Tür des Waggons auf!

Wer da gerade hereinstürmte, konnten die Männer in dem Abteil nicht sehen, dafür hörten sie wenige Augenblicke später Schreie und den Ruf: »Hände hoch und Geld her!«

Es war nichts anderes als ein Überfall!

Der Gouverneur wurde blass und schaute sorgenvoll auf seine Tochter, die ihn mit großen Augen anschaute und nicht so recht zu verstehen schien, was dort vor sich ging. Dann wandte er sich seinen Leibwächtern zu. »Geht raus und schaut nach, was da los ist!«

Die Männer nickten, zogen ihre Waffen und erhoben sich, um das Abteil zu verlassen. Doch dazu kam es nicht mehr.

Ein markerschütterndes Krachen ertönte, und nur Sekundenbruchteile später wurde der Zug mit Wucht zur Seite gerissen. Die Passagiere schrien auf, aber dem, was nun kam, konnten sie nicht mehr folgen. Der Waggon schleuderte herum, und im selben Augenblick wurde es stockdunkel. Menschen und Gepäck wirbelten durcheinander, dann gab es erneut ein lautes Krachen. Als dieses verklungen war, kehrte Totenstille in den Zug ein.

Und nicht nur dort.

Die Männer, die die Explosion ausgelöst hatten, betrachteten beinahe ehrfürchtig das Werk, das sie vollbracht hatten. Die Sprengkraft war noch besser gewesen, als sie gedacht hatten. Die Päckchen hatten nacheinander gezündet, ganz so, wie es Jack Stevenson hatte haben wollen. Und dabei hatte es nicht nur die Lok von den Schienen gehoben, sondern auch der erste Waggon hatte eine Ladung abbekommen.

Einen Moment lang ging es Jack durch den Sinn, dass man vielleicht eine Ladung für jeden Wagen hätte zünden können, als Meisterwerk seines Handwerks sozusagen. Aber so viel Zeit hatten sie nicht gehabt. Und ihr Auftraggeber bezahlte sie auch nicht für irgendwelche Spielereien. Das Ergebnis war es, was zählte. Und dieses hatten sie mehr als erreicht.

Eine Weile noch betrachteten sie das brennende Stahlross, dann wandten sie sich um und stiegen auf ihre Pferde.

Sie waren sich sicher, dass sie nur noch wenige Meilen vom Reichtum trennten.

4

Als Cassius wieder zu sich kam, fühlte er sich, als hätte man ihm sämtliche Gliedmaßen abgerissen. Ein schmerzvolles Hämmern ging durch seinen Schädel, und für einige Augenblicke wusste er nicht, wo er war.

Vorsichtig bewegte er sich und stellte fest, dass ihm nichts fehlte. Allerdings jagten mörderische Schmerzen durch seine Arme und Beine.

Nachdem der erste Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, kläglich scheiterte, legte sich Cassius zurück und starrte gen Himmel. Der Boden drückte hart gegen seinen Rücken. Je mehr Zeit verging, desto deutlicher spürte der Mann jede einzelne Grassode und jeden Stein, der sich zwischen seine Rippen bohrte.

Was war geschehen?

Während er in den roten Himmel starrte, versuchte er, sich zu erinnern. Wenigstens sein Gehirn funktionierte noch einigermaßen, auch wenn ein schmerzvolles Stechen durch seine Schläfen zog.

Schließlich setzte seine Erinnerung bei dem Zeitpunkt wieder ein, als sie sich auf den Weg gemacht hatten, um den Zug zu überfallen, den Nachtexpress nach Wichita. Sie waren neben dem Zug hergeritten und hatten sich auf die Waggons geschwungen. Cassius hatte das kleine Mädchen gesehen und darüber fast verpasst, auf den Wagen zu gehen. Und um ein Haar hätte er es auch versäumt, sich mit seinen Kumpanen zu treffen. Hank Morrigan hatte verdammt ungehalten ausgesehen, als er schließlich aufgekreuzt war, doch für eine lange Standpauke hatte er keine Zeit gehabt. Er hatte ihnen lediglich bedeutet, mitzukommen, und Cassius war der Letzte gewesen, der den Waggon betreten hatte. Sie hatten sich durch den ersten Waggon gekämpft und einem Mann nach dem anderen die Geldbörsen abgeknöpft. Dann hatten sie in den zweiten Waggon gehen wollen.

Doch bevor Cassius seinen Kumpanen folgen konnte, war ein höllischer Knall ertönt, der ihm schlagartig das Gehör geraubt hatte. Doch darum, ob er etwas hörte oder nicht, hatte er sich schon Sekundenbruchteile später keine Gedanken mehr zu machen brauchen. Eine unvorstellbare Kraft hatte ihn erfasst und ihn im hohen Bogen in die Luft geschleudert. Hart war er auf den Boden aufgeprallt. Das war auch schon das Letzte, was er mitbekommen hatte.