Schattenwandler - Elijah - Jacquelyn Frank - E-Book

Schattenwandler - Elijah E-Book

Jacquelyn Frank

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Beschreibung

Als geborener Krieger hat der mächtige und gnadenlose Elijah bisher noch jede Schlacht gewonnen. Doch da wird er von Nekromanten in einen Hinterhalt gelockt und schwer verletzt. Gerettet wird er ausgerechnet von der Königin der Lykanthropen, der verführerischen Siena. Einst waren Lykanthropen und Dämonen verfeindet, und erst seit Kurzem besteht ein unsicherer Friede zwischen beiden Völkern. Elijah will sich vor Siena keine Blöße geben, zugleich jedoch wird er von tiefen Gefühlen zu ihr übermannt. Derweil braut sich eine finstere Bedrohung über der Welt zusammen, gegen die beide Völker nur mit vereinten Kräften bestehen können...

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Seitenzahl: 522

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Inhalt

Titel

Widmung

Prolog

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Impressum

Roman

Ins Deutsche übertragenvon Anita Krätzer & Ralf Schmitz

 

Für meine begeisterten weiblichen Fans:

Ange, Alaska

Denise, Draoneen

Jabberwookie, Jennifer

Lasair, Lila

Magic, Nephilim

Serena, Shoshana

Stacy, Stella

Thatch, Teca

Vickie und Renee (zugleich auch meine beste Freundin aus Kindertagen)

Außerdem danke ich allen, die mir in diesem Jahr geholfen haben, mit meinen Hochs und Tiefs und mit dem anfallenden Kleinkram fertig zu werden.

Ich widme dieses Buch auch meiner persönlichen Stalkerin Amy.

Das hier ist für euch, Freunde!!!

 

Prolog

Wer etwas über das Schicksal des Dämonengeschlechts erfahren will, muss diese Prophezeiung zurate ziehen …

… weil Magie wieder einmal die Zeit bedroht und die friedliche Welt der Dämonen im Wahnsinn versinkt …

… wird es geschehen, dass die Dinge in diesem großen Zeitalter wieder zu ihrer ursprünglichen Reinheit zurückkehren, nach der das Dämonengeschlecht stets streben muss. Hier offenbaren sich die Bedeutung und der Sinn unserer strengen Gesetze, die besagen, dass keinem unschuldigen Menschen ein Schaden zugefügt werden darf und dem friedlichen Zusammenleben der Völker höchstes Gewicht beizumessen ist …

Aus der verschollenen Prophezeiung über die Dämonen

… es ist den Angehörigen des Dämonengeschlechts daher verboten, sich mit einem Wesen zu paaren, das nicht seinesgleichen ist, das nicht sein Wesen hat und das nicht seine Kraft und seine Stärke besitzt. Es ist unsere Pflicht, diese schwächeren Wesen vor uns zu schützen, damit sie nicht durch scheußliche sexuelle Gräueltaten verletzt werden. So will es das Gesetz und so will es die Natur. Der Hund wohnt nicht der Katze bei; die Katze wohnt nicht der Maus bei. Wer gegen diese heilige Regel verstößt, wird vom Vollstrecker des Gesetzes hart bestraft …

Aus dem Original der Schrift von der Zerstörung

Elijah sank auf die Knie und presste die Hand auf die Brust. Etwas Warmes breitete sich zwischen seinen Fingern aus und färbte sie und sein weißes Hemd hellrot. Er blickte an sich hinunter und sah, wie sich sein Lebenssaft auf dem Stoff fast so faszinierend ausbreitete wie die zerlaufenden kunstvollen Kreise eines Batikhemdes.

Der Kriegerdämon war erstaunt.

Im Laufe seines jahrhundertelangen Lebens war er schon mehrmals verwundet worden. Das war nichts Neues für ihn. Alles, von mystischer Elektrizität bis hin zu den mörderischen Klingen aus grausamem brennendem Eisen, das für seine Art so gefährlich war, hatte ihn im Lauf der Zeit durchbohrt, durchdrungen und verletzt. Einige Wunden waren so schwerwiegend gewesen, dass sie trotz seiner angeborenen Heilungskräfte Narben hinterlassen hatten; andere hingegen waren spurlos verheilt. Aber er war nie so schwer verletzt worden, dass er dachte, er müsste sterben. Was für andere, auch für normale Dämonen tödlich war, war für ihn noch lange nicht tödlich – wenn auch nur deshalb, weil er sich hartnäckig weigerte, etwas so Altmodischem zu erliegen wie dem Tod.

Jetzt jedoch war sein Leben nicht einfach nur in Gefahr, weil seine Brust sehr dicht neben seinem Herzen durchbohrt worden war, sondern weil er sich mitten im Nirgendwo befand und nicht mehr die Kraft hatte, Hilfe zu holen, und weil er zudem von Feinden umzingelt war. Selbst wenn er irgendwie durchhalten und diese schwere Verwundung überleben sollte, würde es im Ermessen dieser Feinde liegen, wie lange sie ihn am Leben lassen wollten.

Elijah war wütend auf sich selbst, weil er in eine so missliche Lage geraten war. Er war der Anführer der Dämonenkrieger, der Elitearmee des großen Dämonenkönigs. Er war der fähigste Kämpfer unter den Dämonen, einer Gattung von Schattenwandlern, die für ihre erschreckenden Fähigkeiten im Kampf berüchtigt war. Er hatte seine Kampfkunst viele Jahrhunderte lang vervollkommnet. Er hatte alles gelernt, was man über Kampf, Krieg und Waffen und über Erfolg versprechende Strategien wissen musste. Jacob, der Vollstrecker der Dämonen, und sein Lehnsherr Noah, der Dämonenkönig, waren die Einzigen, die er als ebenbürtige Kämpfer betrachtet hätte. Er hätte eigentlich nicht so dumm sein dürfen, in eine Falle zu tappen, auch wenn sie noch so geschickt gelegt war, und er sollte auch nicht aufgeben, wenn er in so einer Falle gefangen war.

Selbst ohne Training waren alle Dämonen ihrem Wesen nach kampfbereite Bestien. Daran glaubte er – es war seine persönliche Philosophie –, und er hatte das Gefühl, dass es, unabhängig davon, wie ausgeprägt die zivilisierte Fassade seines Volkes oder des einzelnen Dämons auch sein mochte, Instinkte gab, die sich nicht verleugnen ließen.

Sicher, Dämonen sahen aus wie Menschen, auch wenn sie größer und dunkelhäutiger waren als der Durchschnitt, aber wenn sie sich unter Menschen bewegten, galten sie bei diesen als ungewöhnlich attraktiv. Elijah wusste, dass der Grund dafür in ihren urwüchsigen, animalischen Genen lag. Sie sorgten für einen höheren Ausstoß an Pheromonen, die vom anderen Geschlecht wahrgenommen wurden, für eine raubtierhafte Wachsamkeit, die eine reizvolle Gefährlichkeit ausstrahlte, sowie für ungewöhnliche Augen, in denen ungewöhnliche Gewitztheit und Intelligenz lagen. Das waren die Eigenschaften von geborenen Jägern, die stets dicht unter der Oberfläche brodelten und die darauf warteten, dass jemand sich selbst zur Beute machte.

Dämonen waren zu Verhaltensweisen fähig, die so ungezügelt waren wie die Elemente, aus denen sie ihre Kräfte ableiteten; zu Verhaltensweisen, die sie bereitwillig akzeptierten und in die Fähigkeiten mit einbezogen, die sie ihr langes Leben hindurch entwickelten. All das machte sie zu furchterregenden Gegnern all jener, die an ihre verdrängten schlechten Seiten rührten.

Daher hätte selbst der unerfahrenste Grünschnabel es vermeiden können, in so eine missliche Lage zu geraten, dachte der Krieger verärgert. So in der Falle zu sitzen wie eine Maus, das war beschämend und empörend. Wie konnte es dazu kommen, dass sich die Dinge plötzlich gegen ihn kehrten, während er seine Pflicht tat? Er war der Heerführer, er verfolgte alle Schattenwandler, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt war; er verfolgte alle, die keine Dämonen waren und ungeheuerliche Taten und Sünden gegenüber dem Volk der Dämonen begangen und damit den Dämonenkönig selbst herausgefordert und beleidigt hatten. Er war der Spezialist unter den Spezies, ein anthropologischer Stratege. Wenn irgendjemand wissen wollte, wie man Vampire, Lykanthropen und alle anderen Schattenwandler vernichten konnte, war Elijah die beste Informationsquelle. Leider waren Krieg und Frieden keine dauerhaften Zustände, und es war seine Pflicht, gewappnet zu sein, falls aus Freunden Feinde wurden oder aus Feinden bedrohte Freunde.

Elijah kämpfte gegen einen Schwächeanfall an, der sich über sein Bewusstsein legte wie eine Decke und ihm das Gefühl gab, als würde sich alles um ihn herum drehen. Er gehörte im Notfall an die Spitze der Armee seines Königs, und er musste die Spione und Attentäter ausbilden, die im Angesicht von bedrohlichen Machenschaften durch den Schutz der Dunkelheit schlichen. Daher wusste er alles, was es derzeit zu wissen gab über die Menschen, die sich in der perversen Kunst der schwarzen Magie versuchten. Es waren genau die, die in diesem Moment um ihn herumstanden wie Geier, die auf die letzten Zuckungen eines Opfers warteten.

Die Anwendung der schwarzen Magie verwandelte diese dummen menschlichen Männer und Frauen in Nekromanten, die ihre Seelen mit der dunklen Farbe des Bösen befleckten und die ihrem Fleisch einen so ekelhaften Gestank einpflanzten, dass kein Schattenwandler mit einer reinen Seele den Geruch ertragen konnte. Sie waren mächtig und konnten noch mächtiger werden, wenn sie ihre niederträchtigen Künste weiter ausbildeten und ausübten. Aber sie waren nicht mächtig genug, ihn zu fangen, geschweige denn, ihn zu töten. Nein, nur seine Dummheit konnte ihnen diese Möglichkeit gegeben haben.

Er war aus dem Wald hervor in ihre Falle getappt wie ein Hase, und überall waren Nekromanten und menschliche Jäger. Diese Sterblichen spürten mythische Wesen auf, um sie zu quälen und zu töten. Sie legten die Existenz und die Wohnorte der verborgenen Schattenwandler offen, und sie machten es sich zur Aufgabe, sie ganz auszulöschen, wobei sie sich nur auf Mythen, Legenden und auf Nichtwissen stützten.

Dämonen gehörten zu den in den Mythen der Menschen am wenigsten beschriebenen Schattenwandlern, aber Arten wie Vampire und Lykanthropen waren weniger gut dran. Über diese gab es zahlreiche Geschichten, die, ob sie nun stimmten oder nicht, die Jäger anstachelten, sie zu verfolgen, um Beweise vorlegen zu können und eine Rechtfertigung zu haben. Und ab und zu hatten sie Glück bei ihrer blutrünstigen Verfolgung. Für den Jäger war das ein Sieg, eine mentale Trophäe. Sie war rein mental. Der Körper eines toten Schattenwandlers sah oft nicht viel anders aus als der eines ermordeten Menschen, also nicht gerade die Art von Schatz, die ein Jäger sich an die Wand hängen und über die er Geschichten erzählen konnte – zumindest nicht außerhalb seiner eigenen Geheimgesellschaft von geistesgestörten Helden.

Neuerdings kam es immer öfter vor, dass man die Asche von Vampiren fand, die gepfählt und in der Sonne liegen gelassen worden waren, oder dass man auf Lykanthropen stieß, die mit für sie giftigen Waffen aus Silber erschossen oder erstochen worden waren. Und es waren auch Leichen von Dämonen gefunden worden, die mit Waffen aus ätzendem, entstellendem Eisen durchbohrt worden waren – wenn die Dämonen nicht stattdessen bei einer Abberufung in den vergifteten Pentagrammfallen von Nekromanten verstümmelt und vernichtet worden waren. Ein sinnloser Mord folgte auf den anderen, und die Liste der Opfer unter diesen beiden Gruppen von Menschen würde immer länger werden.

Der Verrat schmerzte. Dämonen hatten menschliche Sterbliche stets mit größter Wertschätzung behandelt, so ähnlich wie Eltern ihre Kinder beschützen. Sie und die anderen zivilisierten Schattenwandler beschützten diese Menschen bedingungslos. Vielleicht weil sie instinktiv wussten, dass sie, auch wenn sie derzeit nicht aus sich selbst heraus befähigt waren, heranzuwachsen und sich zu entwickeln, eines Tages möglicherweise dazu in der Lage sein würden. Es wäre schön, diese Entwicklung in den kommenden Jahrhunderten zu beobachten.

Das Dämonengeschlecht wusste zwar, dass nur vergleichsweise wenige Sterbliche ihm schaden wollten, aber dennoch schmerzte es heftig. Und jetzt, da sich die Jäger und die Nekromanten zusammenschlossen, hatte sich die Gefahr für sie alle verdoppelt.

Verdreifacht, dachte der Krieger trocken.

Elijah wusste, dass er in diesem Augenblick und mit diesem Gedanken dem Tode nah war. Der Krieger in ihm hätte sich während eines Kampfes, der seine ganze Aufmerksamkeit erforderte, niemals irgendwelchen Grübeleien hingegeben. Aber der Kampf war so gut wie vorbei, was ihm ein paar kostbare Sekunden ließ, die Gedanken in seinem Kopf zu ordnen.

Es war wie reine Ironie, dass diese schlecht informierten Menschen die mit Macht ausgestatteten Schattenwandler, die sie so fürchteten, vernichten wollten, sich jedoch nicht bedroht fühlten durch die schwarze Magie, mit der sie nun zu tun bekamen. Worin lag für sie der Unterschied? Was machte einen aus den reinen und schönen Elementen der Erde erschaffenen und damit ausgestatteten Dämon für diese Menschen so verwerflich? Und wieso wurde gleichzeitig die Anwendung der schwarzen Magie durch die Nekromanten von genau denselben selbstgerechten Gruppen gepriesen und hingenommen?

Lag das ganz einfach daran, dass der durchschnittliche Sterbliche von Natur aus und besonders wegen der kümmerlichen Ausprägung seines sechsten Sinnes nicht imstande war, das Urböse zu fühlen oder zu riechen? Waren die Menschen wirklich eine so naive Spezies, dass ihnen der Instinkt fehlte, Gut und Böse, Richtig und Falsch zu unterscheiden? Sicher, in dem Augenblick, als sie diesen Pfad betraten, konnten sie nicht mehr erkennen, dass sie einen Fehler machten, weil sie vom Bösen durchdrungen und eingenommen wurden. Aber besaßen sie keine innere Stimme, die sie vorher warnte?

Auf diese Fragen wusste Elijah keine Antwort. Und wie es schien, würde er in der ihm noch verbleibenden Lebenszeit auch keine Antwort mehr finden. Nach über fünf Jahrhunderten, nach Tausenden von Schlachten und Tausenden von Siegen schien Elijahs sogenannte Unsterblichkeit nun zu Ende zu gehen. Er hatte schließlich den falschen Tiger am Schwanz gepackt.

Oder sollte er lieber sagen: die falsche Tigerin?

Elija hob seine dunkelgrünen Augen und richtete sie voller Groll und Verachtung auf seine Angreifer, die stolz dastanden, weil sie ihn besiegt hatten. Die Jäger und die Nekromanten, die ihn umringten, waren alles Frauen. Sie gehörten zu einer von den Dämonen erst kurz zuvor entdeckten Frauensekte. Was jedoch in ihm brannte wie eine Feuersbrunst war die Anwesenheit zweier Dämoninnen, die an vorderster Front dieser mörderischen weiblichen Truppe standen.

Verräterinnen.

Die Dämonin auf der rechten Seite, die er als Ruth kannte, war ein mächtiger Geistdämon. Sie war die Erstgeborene dieses noch jungen Elements, das es erst etwas mehr als fünfhundert Jahre in der Dämonenkultur gab. Sie war ein ehemaliges Mitglied des Großen Rates und hatte viele, viele Jahre lang dazu beigetragen, die Grundlagen der Dämonengemeinschaft und deren Gesetze zu schaffen. Das Ausmaß ihres Treuebruchs war ungeheuerlich. Elijah konnte mit seinem Verstand kaum fassen, was hier vor sich ging.

Obwohl sie die Ältere von beiden war, sah sie ebenso jugendlich aus wie ihre Tochter, die Mary hieß und die dicht neben ihr stand. Da Dämonen äußerlich nur bis zu einem gewissen Grad alterten, wirkten die beiden eher wie Schwestern. Allerdings hatte Ruth einen Arm um die Taille ihres Kindes gelegt und strich der jungen Frau mit einer mütterlichen Zärtlichkeit über das Haar, die darüber hinwegtäuschte, dass Mary selbst schon fast hundert Jahre alt war. Es war zutiefst unnatürlich und musste selbst den Menschen um sie herum äußerst unheimlich vorkommen. Vielleicht wäre das auch so gewesen, wenn deren Augen nicht durch Hass und Furcht geblendet gewesen wären.

Es war unbegreiflich, dass diese beiden Frauen Elijahs eigenem Volk angehörten – diese Abtrünnigen, die sich offen mit diesen böswilligen Magierinnen und mit diesen selbstgerechten Jägerinnen zusammenschlossen, die in ihm einen so unheiligen Zorn entfachten. Natürlich wusste Elijah, worin die noch größere Ironie lag: Niemand von den Sterblichen hatte bemerkt, dass die beiden Frauen zu genau der Gattung gehörten, der sie nun mit dem Angriff auf ihn den Krieg erklärten. Keiner von ihnen war klar, dass Ruth von einer abartigen, fehlgeleiteten Rachgier getrieben wurde und dass sie sie nur benutzte – als Waffe, die sie gegen ihr einstiges Volk richten konnte.

Für die Sterblichen war sie nur eine überaus schöne, kluge Menschenfrau. Vielleicht auch eine begnadete Magierin, falls sie ihnen gezeigt hatte, mit welcher Meisterschaft sie bestimmte Aspekte des Elements Geist beherrschte. Diese Dämonin und ihre Tochter hatten die Menschen dazu angestachelt, Opfer anzugreifen, die von den Sterblichen niemals so leicht und so mühelos aufgespürt worden wären. Mit jedem Tag, den Ruth auf der anderen Seite der von diesen wahnsinnigen und fehlgeleiteten Menschen geschaffenen Trennlinie stand, würde sie ihnen mehr über die Dämonengattung enthüllen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie ihnen alle notwendigen Mittel an die Hand gab, ihre ehemaligen Freunde zu vernichten. Darüber hinaus waren auch alle anderen Schattenwandler, ob nun unschuldig oder nicht, durch Ruths über Jahrhunderte angesammeltes Wissen bedroht.

Das Einzige, was für die Menschen zählte, war ihre Angst vor dem Unbekannten, ihre Furcht vor Geschöpfen, die stärker waren, als sie sich je vorstellen konnten, und sie in der Überzeugung bestärkten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis diese in der Nacht zum Leben erwachenden Wesen über die Menschheit herfielen, wie Mythen und Legenden das immer wieder vorhergesagt hatten. Dabei spielte es keine Rolle, dass jede Schattenwandlergattung das allein im vergangenen Jahrtausend unzählige Male hätte tun können, wenn sie gewollt hätte.

Mit Bitterkeit spürte Elijah, dass die Sterblichen selbst dann, wenn jemand ihnen die Wahrheit eröffnete, von allen Schattenwandlern nur das Schlimmste befürchteten, weil sie von hartnäckigen Vorurteilen und Ängsten beherrscht wurden. Der einzige Gedanke, der Elijah in diesem Moment tröstete, war, dass sein Tod dazu führen würde, dass die Ältesten und Mächtigsten seiner Art Vergeltung üben würden und dass dies dann sehr wahrscheinlich das Ende dieses Aufbegehrens des Bösen bedeutete.

„Du Ausgeburt der Hölle!“, zischte Ruth mit boshaftem Vergnügen und stachelte damit den Blutdurst der Frauen um ihn herum an. „Du Teufel in Menschengestalt!“ Sie lächelte und sagte mit leiser Stimme: „Elijah, der mächtige Heerführer!“ Dann lachte sie, und der Klang ihrer Stimme war verwirrend schön, während sie sich vorbeugte und ihn prüfend betrachtete. Flüsternd, sodass die anderen nicht mitbekamen, wie vertraut sie sich waren, fügte sie hinzu: „Noahs kleiner gehätschelter Pitbull, nur von Frauen zu Fall gebracht. Ich kenne deine Gedanken, Winddämon. Es wird keine Vergeltung in deinem Namen geben. Wenn wir fertig sind, werden sie nie mehr irgendetwas von dir finden.“

Ruth richtete sich wieder auf und warf mit einem gleichmütigen Lächeln ihr langes, üppiges blondes Haar zurück. Sie küsste ihr über alles geliebtes Kind auf die Wange, falls man einen heranwachsenden Dämon von fast neunzig Jahren als Kind bezeichnen konnte. Mary lächelte daraufhin unterwürfig, was Elijah den Magen umdrehte. Aber im Vergleich zu den Erwachsenen und Älteren ihrer Art und auch verglichen mit den Heranwachsenden ihres Alters war sie ein Kind. Obwohl sie die Schönheit und den voll entwickelten Körper einer Frau besaß, war sie, was Gefühl und Verstand betraf, noch ein kleines Mädchen, das völlig unter dem Einfluss seiner Mutter stand.

Warum hatte niemand Ruths emotionale Loslösung von den Dämonen bemerkt? Als Geistdämon hatte sie zweifellos die Wahrnehmung erfahrener Geistdämonen blockiert. Aber warum hatte nie jemand darauf bestanden, das Kind von seiner sich so unnatürlich und dominant verhaltenden Mutter zu trennen? Weil es nicht ihre Art war, jemandem das elterliche Recht abzusprechen, sein Kind nach eigenem Gutdünken zu erziehen? Jetzt würde ihr ganzes Volk mit diesen Fehlern und den Folgen leben müssen, und Elijah musste deswegen sterben.

Das nützt jetzt alles nichts mehr, dachte er und empfand tiefe Trauer darüber, welchen Weg die Dämoninnen eingeschlagen hatten. Beide waren nun verdorben, und sie verfaulten unter der atemberaubenden Hülle ihrer äußeren Schönheit. Er brauchte gar nicht erst seinen ihm angeborenen scharfen Geruchssinn einzusetzen, um den abstoßenden Gestank der Fäulnis wahrzunehmen, den ihre braunhäutigen Körper verströmten.

Elijah sank nach vorn. Er streckte eine Hand aus und versuchte, sich abzustützen, um nicht mit dem Gesicht in den Dreck zu fallen. Auch wenn die Situation hoffnungslos war, er würde nicht in Erinnerung bleiben als jemand, den man ganz leicht töten konnte. Er war zu stolz, um so zu enden. Hinter dem deutlich verkleinerten Kreis lagen niedergestreckte und erschlagene Gegner, ein Zeichen dafür, wie erbittert er um sein Leben gekämpft hatte. Auch wenn es Frauen waren – jeder, der versuchte, ihn zu töten, hatte es nicht anders verdient.

Er bemerkte, dass die Gestalten um ihn herum näher kamen. Der Gestank der schwarzen Magie, den die menschlichen Zauberinnen ausdünsteten, war übermächtig und unerträglich. Überall um ihn herum knisterten Energiefelder, während sie mit ihrer Macht spielten. Blaue Bögen aus Elektrizität zuckten zwischen ihnen hin und her, fast wie bei einer makabren Variante des Spiels „Blödmann in der Mitte“. Elijah presste seine Lippen grimmig zusammen, als ihm klar wurde, was es in diesem Fall hieß, der Blödmann in der Mitte zu sein.

Der erste Blitz, der aus dem Kreis der Frauen auf ihn geschleudert wurde, traf ihn am Rücken. Der Krieger krümmte sich nach hinten, und seine Arme zuckten. Die Muskeln seiner breiten Brust dehnten sich, sodass Blut aus seiner Wunde schoss. Das Blut floss so heftig und so schnell, dass er spürte, wie es warm sein Hemd durchtränkte und zugleich den Baumwollstoff seiner Jeans vollkommen durchnässte.

Er fühlte sich benommen, schwindelig und irgendwie weit weg, als der nächste Blitz seinen Körper in eine andere Richtung krümmte. Er konnte riechen, wie sein Fleisch verschmorte, und er wunderte sich, dass dieser Geruch den Gestank der Zauberinnen überlagerte. Er versuchte, sich zu verwandeln, in der Gestalt des Windes Trost zu finden, von dem er so sehr ein Teil war. Wenn er doch wenigstens die Kraft gehabt hätte, sich in einen ganz schwachen Wind zu verwandeln, hätten sie ihm nichts mehr tun können. Aber die Zeit dafür war verstrichen. Er hatte seine Situation falsch eingeschätzt, und jetzt war er zu schwer verwundet und zu schwach und konnte sich nicht einmal auf die einfachste Verwandlung konzentrieren.

Er verfluchte sich, dass er so dumm gewesen und in diese weibliche Falle getappt war. Dabei hatte er die anderen noch gewarnt, dass niemand sicher sei, solange die Abtrünnigen, Ruth und Mary, frei herumliefen und den Abschaum unter den Menschen aufhetzten. Hatte er ihnen nicht im letzten halben Jahr, seit sie den Verrat der Abtrünnigen das erste Mal bemerkt hatten, eingeschärft, dass jeder zum Opfer der beiden werden konnte, weil sie ein so präzises Wissen über die Dämonen hatten? Ruth, deren Geisteskrankheit unter dem Deckmantel mütterlicher Liebe für eine verletzte Tochter daherkam, kannte so viele Namen, so viele Fakten. Sie konnte diese Mörderinnen zu jedem Mitglied des Großen Rates führen.

Und er würde der Erste sein, erkannte Elijah, und erneut flammte ein ohnmächtiger Zorn in ihm auf. Als Nächstes würden die Vollstrecker an die Reihe kommen, der Heiler Gideon und vielleicht auch Noah, der Dämonenkönig selbst. Und er würde nicht mehr da sein, um seine Pflicht zu tun und sie zu beschützen. Elijah dachte an Jacob und Isabella, die Vollstrecker, die gerade Eltern einer wunderschönen Tochter geworden waren, die das seidige schwarze Haar ihrer Mutter und die ernsten dunklen Augen ihres Vaters geerbt hatte.

Der Heerführer war auserwählt worden, einer von den beiden zu sein, die außer ihren Eltern ihrer Namenszeremonie beiwohnten. Einer von nur zwei Dämonen auf der Welt zu sein, denen die Ehre zuteilwurde, die Rolle als Siddah des engelsgleichen Babys einzunehmen, war die größte Ehre, die ein Freund dem anderen erweisen konnte. Kurz vor ihrem sechzehnten Lebensjahr hätte er sie in sein Haus gebracht und die Erziehung des Kindes übernommen, als wäre es seine eigene Tochter. Er hätte ihr die Sitten und die moralischen Grundsätze ihres Volkes vermittelt und ihr gezeigt, wie sie mit der ihr angeborenen Kraft umgehen und wie sie sie beherrschen konnte. Diese Verantwortung hätte er nur mit einem anderen Wesen geteilt, der weiblichen Siddah des Kindes. In diesem Fall war das Magdelegna, die Schwester des Königs.

Der Gedanke an Legna machte seinen Schmerz noch größer. Sie war selbst schwanger, etwa im fünften Monat, und unter den wachsamen Augen ihres Mannes Gideon in Sicherheit. Aber welche Zukunft stand diesen beiden unschuldigen Wesen bevor? Würden sie gejagt werden? Ausgelöscht werden? Als wären sie nur herumsurrende Fliegen, die man mit einem gezielten Schlag zerquetschen muss? Das Schicksal der Babys ging Elijah zu Herzen, und er machte sich Vorwürfe, dass er nicht besser auf sich selbst achtgegeben hatte, damit er auch weiterhin ihr Beschützer sein konnte.

Der Krieger spürte, wie ein schwarzer Schleier sich über ihn legte, aber das Gefühl kam ebenso aus dem Wissen, dass er seinem Volk und seinem König gegenüber versagt hatte, wie von dem tödlichen Blutverlust. Er hörte weibliches Lachen, das durch die Lust am Töten, die darin mitschwang, hässlich verzerrt wurde – Laute, die keine Frau je von sich geben sollte, ob sie nun eine Schattenwandlerin war oder ein Mensch.

Schließlich brach Elijah zusammen. Er rollte sich im Gras auf den Rücken und versuchte, sich auf die Sterne über ihm zu konzentrieren. Wie aus weiter Ferne nahm er wahr, dass die bösartigen Frauen weiter ihre Späße mit ihm trieben und wie in einem sadistischen Spiel Stromschläge durch seinen Körper jagten. Der schwarze Himmel wurde von Blitzen durchzuckt. Sein warmes Blut sickerte in das trockene Laub und in das Gras unter ihm. Seit seinem dreizehnten Lebensjahr hatte er das Wetter angerufen. Was hätte er in diesem Augenblick nicht für einen einfachen Regenschauer gegeben. Ein letztes Aufbegehren, durch das der Boden durchnässt wurde, sodass die gesamte Elektrizität, die sie durch seinen Körper schickten, zu seinen Mörderinnen zurückgeleitet wurde.

Aber dazu war er nicht mehr in der Lage. Seine Gedanken waren alles, was er noch hatte. Es war ihm gleichgültig, ob Ruth seine Gefühle und als Ältere vielleicht sogar seine Gedanken wahrnehmen konnte, obwohl normalerweise nur Männer ihres Typs über diese Gabe verfügten. Ihr Geist war gebrochen, und die böse Magie, von der die anderen angesteckt worden waren, hatte auch sie verdorben, und meist entstanden aus solch bösartigen Verbindungen unerwartete Kräfte.

Doch nein. Das Einzige, was Elijah noch kümmerte, war die Beschaffenheit der Welt, die er bald hinter sich lassen würde. Nie mehr über einsame Berge und unberührte Strände hinwegstreichen wie der Wind. Sich und die Welt nie mehr reinwaschen wie der Regen. Nie mehr langsam vom Himmel auf die Erde schweben und sich dabei ziellos treiben lassen wie die Schneeflocken. Dass er der Freude an diesen Dingen für immer beraubt sein würde, das ließ ihn verzweifelt aufbegehren. Er öffnete den Mund, um seinen Zorn hinauszubrüllen, aber er brachte keinen Ton heraus.

Zu seiner Verwunderung hörte Elijah das Echo seines Schreis in der Ferne.

Es war wild, ungezügelt. Unglaublich schön, und es ließ ihn erzittern, als es durch seine Nervenbahnen fuhr. Er versank in seiner eigenen inneren Nacht, aber der Schrei wiederholte sich, und er merkte, wie er darum kämpfte, ihn zu hören und zu verstehen, was das bedeutete. Plötzlich wich die Kälte in seinem Körper einer unerklärlichen Hitzewelle, und er spürte, wie seine Sinne zu ihm zurückzukehren versuchten, wie sie versuchten, ihre Arbeit wiederaufzunehmen, wie sie sich mit jeder noch funktionierenden Zelle bemühten, an jenem ursprünglichen, überwältigenden Klang festzuhalten.

Aber er war dem Tod zu nah. Mit einem Gefühl schmerzlicher Enttäuschung, die sein Inneres durchzog, erlag er seinen Verletzungen.

 

1

Die Raubkatze schrie über die Waldwiese hinweg, und die im Kreis versammelten Frauen vergaßen ihre sterbende Beute, da sie von einer unbeschreiblichen Angst erfasst wurden. Menschen hatten wie alle anderen Lebewesen angeborene Instinkte, und die Frauen wussten so sicher, wie sie ihren Namen kannten, dass sie lieber nicht in der Umgebung der Bestie bleiben sollten, die solche Laute ausstieß. Es spielte keine Rolle, dass sie selbst Macht hatten. Nichts kam gegen das natürliche Grauen eines Beutetiers vor einem Raubtier an.

Die Nekromantinnen wichen mit weit aufgerissenen Augen zurück, und die Magie wirkte weiter, während sie vom Boden abzuheben begannen, weil sie sich in der Höhe sicherer wähnten. Doch ihre Angst ließ nicht nach, und sie flogen davon, über die Bäume hinweg, und flüchteten sich nach Hause oder an einen Ort, wo sie sich wirklich sicher fühlten.

Einige weibliche Jäger hatten das Glück, dass die fliehenden Nekromantinnen an sie dachten und sie mit sich nahmen auf ihre Flucht. Diejenigen, die nicht so viel Glück hatten, nahmen die Beine in die Hand und jagten wie wild auf den Waldrand zu. Es dauerte lediglich eine Minute, bis von ihnen nichts mehr wahrzunehmen war außer einem seltsamen Geräusch von zerbrechenden Zweigen, das sich schnell entfernte.

Die Dämoninnen ließen sich nicht so leicht einschüchtern. Die Jüngere war ein Erddämon, der sich in die Geschöpfe der Natur einfühlen und sie beherrschen konnte. Obwohl sie noch sehr jung war und verglichen mit den großen Älteren ihrer Art schwach, gehörte das Bannen von Tieren zu ihren elementaren Fähigkeiten. Sie richtete ihr Bewusstsein auf das sich nähernde Raubtier und versuchte, dessen Gedanken zu berühren. Verwirrt runzelte sie ihre schöne Stirn, als sich die Berglöwin ihren beschwörenden Gedanken gegenüber ungewöhnlich unzugänglich zeigte. Die große goldgelbe Raubkatze brach aus dem Wald hervor und pirschte sich durch das hohe Gras heran. Die kreisenden Bewegungen ihrer Schulterblätter wirkten faszinierend und furchteinflößend zugleich, während sie herankam, die goldgelben Augen auf die beiden Frauen gerichtet, die noch auf der Lichtung verharrten.

Die Raubkatze konnte das viele Blut riechen, das auf den Boden geflossen war. Der Geruch sprach die niedersten Instinkte des Tieres an und lockte die Berglöwin geradezu magisch herbei. Normalerweise hätte sie sich anderen Raubtieren nicht genähert, aber der Geruch von Blut war übermächtig. Sie pirschte sich immer näher heran, und die junge blonde Dämonin brach in Schweiß aus, während sie versuchte, das Bewusstsein des Tieres zu erreichen, das wie betäubt war von dem herrlichen Geruch von Blut.

„Mama, ich komme nicht an das Tier heran. Es hört mir nicht zu.“

„Macht nichts. Wir sind hier fertig.“

Ruth umklammerte ihr Kind noch fester, und mit einem knackenden Geräusch, das von der verdrängten Luft herrührte, teleportierten sich die beiden Dämoninnen in Sicherheit.

Die große goldgelbe Raubkatze hob den Kopf und blieb unvermittelt stehen. Sie schnupperte prüfend in der Luft, da der Gestank der Frauen schwächer wurde. Nur der blutüberströmte Körper in der Mitte der Lichtung strömte noch einen starken Geruch aus, und die Raubkatze ging auf das unglückliche Opfer zu.

Sie war so nahe bei dem bewusstlosen Wesen, dass sie es mit dem Maul berühren konnte. Das tat sie auch und sog seinen Geruch ein. Unter dem Blut war der unverwechselbare Geruch von männlichem Moschus zu riechen. Er war intensiv und berauschend und entlockte der schönen Raubkatze ein Schnurren. Sie senkte den Kopf zu der größten Wunde und leckte mit ihrer rauen Zunge sein süß schmeckendes Blut. Ihr Schnurren wurde tiefer, und sie öffnete ihre kräftigen Kiefer und schloss sie um die Kehle des Mannes. Sie brauchte nur ein einziges Mal zuzubeißen, um ihn zu erledigen.

Plötzlich wich die Raubkatze zurück und schüttelte den Kopf mit der goldenen Mähne, als würde sie aus einem Zauber erwachen. Sie schüttelte sich noch einmal – wie ein nasser Hund, der sein Fell trocknen wollte. Während sie sich schüttelte, begann sich ihr Fell abzulösen und fiel von ihr ab, bis aus dem Tier, mit einem abschließenden Zittern, eine Frau wurde, die nur mit einer goldenen, mit Mondstein verzierten Kette und langem goldenem Haar bekleidet war.

Siena, die an dem reich geschmückten Collier als Königin der Lykanthropen zu erkennen war, atmete tief durch und versuchte, die drängende Begierde zu ignorieren, die der Geschmack des Blutes in ihr ausgelöst hatte. Sie kannte diesen Dämon, sie kannte seinen Namen und seine Bedeutung für den Dämonenkönig. Aber sie wusste auch, dass sich Dämonenblut mit nichts sonst auf der Welt vergleichen ließ. Es war gehaltvoll und trug die Kraft in sich, die sie besaßen. Aber obwohl sie manchmal mehr Bestie war als Frau, brauchte sie kein Blut, um zu überleben, wie die Vampire. Sie war die Stärkste aus ihrem Volk, und dieses Verlangen konnte sie überwinden.

Wenn nur nicht so viel davon in ihre Sinne gedrungen wäre.

Sie musste jetzt klar denken, musste handeln. Als sie sich in das hohe Gras kniete und versuchte, ihre animalische Natur unter Kontrolle zu halten, lag der Kriegerdämon, den sie als Elijah kannte, im Sterben. – Ja, er war schon fast tot. Es war ein erschütternder Anblick. Vor sechs Monaten noch hatte sie Seite an Seite mit diesem Krieger gekämpft und sein Können, seine Kraft und seine unleugbare Stärke erlebt. Wie hatte so etwas nur geschehen können?

Siena streckte zögernd die Hand aus, und ihre Finger fuhren durch die goldgelben Locken, die etwas heller waren als ihre und nur schulterlang, während ihre bis über die Hüften fielen. Dann griff sie sich ins Haar, nahm eine lange Strähne zwischen die Zähne und riss mit den Eckzähnen eine über zwei Zentimeter dicke Locke aus seidigem Gold ab. Die Locke wand sich um ihr Handgelenk und um ihren Unterarm, als wolle sie sich nicht vom Körper lösen. Sie warf den Kopf zurück, ohne auf die kleinen Blutstropfen zu achten, die von den abgerissenen Haaren an ihrem Kopf spritzten. Sie beugte sich über den Dämon und öffnete sein einst so feines Seidenhemd. Sie leckte sich langsam über die vollen Lippen, während sie die gelockte Strähne aus goldenem Haar nahm und sie kreisförmig auf die Wunde legte wie ein festes Gewebe, bis sie ganz bedeckt war.

Blut sickerte in die goldenen Fasern und vermischte sich mit den Tröpfchen, die aus den abgetrennten Enden quollen. Sofort bildete sich Schorf auf der Wunde, und die Haare wurden zu einem rot-goldenen Verband, der fest auf dem klaffenden Loch haftete und es wirkungsvoll verschloss.

Im Moment konnte sie nichts gegen seinen Blutverlust tun. Aber sie konnte ihn auch nicht da lassen, wo er war, falls seine Angreifer beschlossen, zurückzukommen und ihm den Rest zu geben. Sein Atem war so flach, dass sie ihn nur dank ihres scharfen Gehörs wahrnahm. Zum Glück kannte sie sich gut aus in diesen Wäldern und wusste, wo sich eine passende Zuflucht befand. Wenn sie dort war, würde sie sehen, was sie tun konnte, um ihm zu helfen.

Was der Dämon auf dem Territorium der Lykanthropen gemacht hatte, musste sie später herausfinden. Jetzt galt es, ihn erst einmal vor der einsetzenden Morgendämmerung in Sicherheit bringen. Obwohl das Sonnenlicht keine ihrer beiden Arten unter solchen todbringenden Qualen versengte wie die Vampire, war es auch für Schattenwandler nicht angenehm. Auf Dämonen hatte es die gleiche Wirkung wie auf nachtaktive Katzen: Es machte sie träge, faul und lethargisch. Viele Dämonen liebten die Wärme der Sonne und fanden, dass am Tag die beste Zeit war, um es sich gemütlich zu machen und zu schlafen. Leider stellte sich dieses Verhalten oft ganz unwillkürlich ein und führte dazu, dass sie nur noch schlafen wollten, auch wenn sie sich dadurch verwundbar machten. In diesem Fall jedoch konnte jede weitere Schwächung durch Licht die Prozesse im Körper des Kriegers lähmen und damit das Werk seiner Angreifer zu Ende bringen.

Für die Lykanthropen war die Sonne ein kleines bisschen schädlicher. Gestaltwandler wurden im hellen Tageslicht krank und bekamen buchstäblich eine Sonnenvergiftung. Da sie eine Spezies waren, die nach den Mondphasen lebte, schien es nur konsequent zu sein, dass die Sonne ihnen unnatürlich vorkam. Und als halbe Raubkatze hatte Siena umso mehr den Drang, aktiv zu sein, wenn die Dunkelheit am tiefsten war, und sich schlafen zu legen, wenn das Tageslicht ihr schaden konnte. Wenn sie sich vorwiegend im Schatten aufhielt, war ihre Widerstandskraft gegen die Sonne größer, aber das mochte sie nicht sehr.

Siena musste sich für den besten und kürzesten Weg entscheiden, um dorthin zu gelangen, wo sie den Heerführer behandeln konnte. Ihr Volk war zu weit entfernt, als dass sie es bis dorthin schaffen könnte, und es war niemand hier außer ihr. Es wäre gut gewesen, wenn sie Hilfe gehabt hätte, einen Ort, an dem man sie bei seiner Pflege hätte unterstützen können. Aber die Sache war zu dringend. Die ideale Lösung, ihn zu seinem eigenen Volk zu bringen, schied gänzlich aus, da sein Volk noch weiter weg lebte als ihr eigenes. Außerdem hielt sich der weltweit bekannteste Heilerdämon derzeit gerade an ihrem Hofe auf.

Der Heerführer war kein zierlicher Mann. Er hatte den Körperbau eines Kriegers, der durchhalten und auf dem Schlachtfeld seinen Mut beweisen musste. Und dieser Befehlshaber – nun, der hatte, um es vorsichtig auszudrücken, einen äußerst beeindruckenden Körper. Obwohl Siena selbst groß war und ziemlich stark, hatte sein Bizeps einen größeren Umfang als ihre muskulösen Oberschenkel.

Am meisten Sorgen bereitete ihr, dass keine medizinische Hilfe in der Nähe war. Er gehörte zu einer völlig anderen Spezies als sie und sprach daher vielleicht nicht so gut auf die Heilmethoden der Lykanthropen an. Möglicherweise war es so, als würde man einen menschlichen Patienten von einem Tierarzt behandeln lassen. Der Tierarzt konnte ein erstklassiger Fachmann sein, aber selbst seine beste Behandlung konnte mehr schaden als nützen.

Ihr Volk hatte sich mit dem seinen die meiste Zeit im Kriegszustand befunden, und ihr Wissen über die Anatomie der Dämonen war recht dürftig. Und die wenigen Informationen, die sie besaß, beschränkten sich darauf, welche lebensnotwendigen Organe man wie verletzen musste, um bei einem Dämon einen schnellen Tod herbeizuführen. Da der Frieden zwischen ihren Rassen erst vierzehn Jahre währte, hatte bisher niemand daran gedacht, ihr medizinisches Wissen auszutauschen. Das Einzige, was sie erst vor Kurzem getan hatten, war der Austausch von Botschaftern.

Die Königin erhob sich. Sie hatte die stolze, hochgewachsene Gestalt einer Amazone. Ob sie nun, wie im Moment, nackt war oder vollständig bekleidet – an ihrem Geschlecht konnte es keinerlei Zweifel geben. Sie hatte eine goldfarbene Haut und trotz ihres muskulösen, durchtrainierten Körpers üppige Kurven. Sie war eine Jägerin und eine Kriegerin, eine stolze, reine Diana, und das strahlte sie auch aus. Doch im Widerspruch dazu ließen ihre blonde Lockenpracht, die ihr bis über die Oberschenkel fiel, und die ausgeprägten Formen ihres Geschlechts sie genauso weiblich erscheinen wie Aphrodite selbst. Ihr rätselhaftes Lächeln und die natürliche Koketterie ihres Gangs unterstrichen dieses Bild.

Die Lykanthropenkönigin schien zu überlegen, was sie als Nächstes tun sollte, denn sie betrachtete ihre Umgebung ein letztes Mal mit ihrem scharfen Blick. Kurz darauf schüttelte sie erneut den Kopf, und ihre langen Locken erwachten zum Leben. Sie begannen sich seidig über ihre Haut zu legen und hüllten sie fast liebevoll ein. Der sich ausbreitende Haarmantel wurde wieder zu einem Fell, nur dass sie sich diesmal in ein Wesen verwandelte, das halb Katze war und halb Frau.

Das war die Gestalt der Werkatze, Sienas dritte und letzte Form. Groß und wohlgeformt wie die Frau, die sie war, aber mit dem Fell, den Klauen, den Ohren, dem Gesicht, den Tasthaaren und dem Schwanz einer Berglöwin ausgestattet. In dieser Gestalt, halb Frau, halb Raubkatze, vereinigte sie die besten Eigenschaften beider Welten in sich. Und dazu gehörte auch die Stärke, die sie brauchte, um den Krieger auf den Armen fortzutragen.

Der Krieger war, wie sie bemerkte, als sie die Arme unter ihn schob, um ihn hochzuheben, kräftig gebaut und sehr muskulös. Und da er fast einen Meter neunzig groß war, war er sehr schwer. Er besaß auffallend breite Schultern, die sie mit ihren Armen kaum umfassen konnte, und er hatte kein Gramm Fett auf der Taille und an den Oberschenkeln. Es war ein durchtrainierter, vollkommener Körper, an dem nichts Überflüssiges und nichts Weichliches war.

Trotz seines Gewichts hob sie ihn mit Leichtigkeit hoch. Und während sie über die Lichtung schritt, zog sie ihn eng an sich. Ihr Sehvermögen war für die Dunkelheit gemacht, und sie nahm alles in scharfen Schwarz-Weiß-Schattierungen wahr. Für sie war es taghell, als sie ihre Last in den Wald trug.

Vor ihrem Aufbruch hatte sich die Königin kurz vergewissert, dass sich alle Feinde zurückgezogen hatten, und auch alle anderen Lebewesen waren verschwunden.

Während sie zielstrebig durch den Wald schritt und dabei möglichst wenig Spuren hinterließ, fiel der Werkatze ein, dass nicht nur Menschen in der Gruppe gewesen waren, die diesem Krieger eine Falle gestellt hatte. Sie hatte die abtrünnigen Dämoninnen gesehen, Mutter und Tochter, die beschlossen hatten, sich mit den Feinden ihres Volkes zu verbünden. Ihr Durst nach Rache war durch ein tragisches Missgeschick entstanden, das niemand hätte verhindern können, auch nicht die mächtigen Dämonen.

Siena dachte an den Tag vor einem knappen halben Jahr zurück, an den Abend des letzten Beltane. Der sonst so festlich begangene Feiertag der Dämonen war von den Folgen des Krieges überschattet worden, den diese verräterischen Frauen begonnen hatten. An dem Tag, als sie in eine erbitterte Schlacht verwickelt worden waren, um ihre Leute vor einem Gemetzel zu schützen, das durch den pervertierten Willen dieser Frauen gesteuert worden war, hatte Siena auf der Seite der Dämonenarmee gestanden. In diesem Kampf hatte sie einen Eindruck von den Fähigkeiten des großen Kriegsführers bekommen. Er hatte ihr imponiert. So sehr, dass es sie irritierte, ihn jetzt in dieser misslichen Lage vorzufinden.

Und sie hatte außerdem bemerkt, dass es die Dämonen besonders getroffen hatte, dass die als Angriffsziel ausgewählte Druidin damals schwanger gewesen war. Das Kind in ihrem Bauch war ebenso Ziel der Strafaktion gewesen wie sie selbst und ihr Dämonengatte, und den Krieger hatte dies persönlich erzürnt, obwohl es nicht sein Kind war und er selbst auch keine Kinder hatte.

Männliche Lykanthropen hegten normalerweise nicht so tiefe Gefühle für Kinder, es sei denn, es waren ihre eigenen, und selbst dann gingen sie meist nur ihren Geschäften nach und überließen das Erziehen der Kinder den Frauen. Es war ein Instinkt, der oft vom natürlichen Verhalten des Tieres bestimmt war, in das sich die Männer verwandelten.

Das Volk der Gestaltwandler war jedenfalls eine von Frauen dominierte Gemeinschaft. Es gab achtmal so viele Frauen wie Männer. Sie waren stets in der Überzahl gewesen, aber durch den Krieg hatte sich dies noch verstärkt. Der kriegerische Ehrgeiz hatte die Männer dezimiert.

In einer solchen Gemeinschaft gab es mächtige matriarchalische Grundsätze, und sie waren ziemlich stolz darauf. Sie waren nicht sehr interessiert daran zu kämpfen, es sei denn, es ging um Nahrungssuche oder um Selbstverteidigung. Aber sich aufzumachen, um einem wehrlosen, unschuldigen Kind etwas anzutun, war für ihr Volk eine unerträgliche Vorstellung.

Siena blieb unvermittelt stehen und schnupperte mit zuckenden Ohren, um zu prüfen, ob sie irgendwo Gefahr witterte. Sie spürte, wie Tiere ins Unterholz flitzten, aber ansonsten war nichts Ungewöhnliches zu bemerken.

Sie waren fast zwei Kilometer vom ursprünglichen Kampfplatz entfernt, und in der Nähe gab es einen Fluss. Sie hätte sich die Zeit nehmen können, die restlichen Wunden zu waschen und zu verbinden und so ihre Spuren besser zu verwischen, damit sie nicht aufgespürt werden konnten. Aber die Sonne brach bereits durch die Bäume, und sobald ihre Strahlen sie erfassten, würde sie zu krank und schwach werden, um es mit ihrer Last bis zu ihrem Zufluchtsort zu schaffen. Obwohl es sie nicht töten würde, wenn sie einen Tag lang im schattigen Wald in der Sonne lag, würde es doch einige Zeit dauern, bis sie sich von der dadurch verursachten Krankheit erholt hätte. Und das würde den sicheren Tod des Mannes bedeuten.

Also entschied sich Siena, das Risiko einzugehen, aufgespürt zu werden. Dort, wo sie hingingen, gab es Wasser, und die Zeit war knapp. Während sie für jemanden, der so eine schwere Last trug, erstaunlich schnell ging, dachte sie wieder über die Dämoninnen nach, die dieses Verbrechen gegen ihren einstigen Gefährten begangen hatten. Sie wusste Bescheid über Ruth und über deren ungute Beziehung zu ihrem Kind. Siena war eine von denen, die den Verrat aufgedeckt hatten.

Es gab kein Tier auf der Welt, das ein Kind in seiner Entwicklung behinderte, indem es ihm verbot, die Höhle oder das Nest zu verlassen und sich allein durchzuschlagen. Irgendwann in der Entwicklungsgeschichte war es zu einer gesellschaftlichen Veränderung bei den menschenähnlichen Zweibeinern gekommen, und sie hatten zugelassen, dass dies möglich und manchmal sogar die Norm wurde. Obwohl die Evolution ein natürlicher Prozess war, hatte Siena dies immer als eine unnatürliche Veränderung empfunden. Menschenähnliche Wesen waren zu einem äußerst abweichenden Verhalten fähig, das der natürlichen Ordnung widersprach, die ein Leben im Einklang mit der Natur verlangte.

Und wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass dies auch auf ihre eigene Spezies zutraf.

Auch wenn Lykanthropen in ihren Augen und in den Augen der anderen oft mehr als Tiere denn als Menschen angesehen wurden, so waren sie doch eine Gesellschaft, die ihre Fehler hatte, ihre Widersprüche und Gesetze und in der es einen freien Willen gab.

Noch vor zwei Jahrzehnten wäre es ganz undenkbar gewesen, dass sie einem Dämon helfen könnte, noch dazu ausgerechnet diesem Dämon, ja, es wäre sogar Verrat gewesen. Und zugegebenermaßen gab es einige, die dies immer noch so sahen.

Der vorangegangene Krieg zwischen den Dämonen und den Gestaltwandlern war von ihrem Vater geführt worden. Es war eine aggressive Zurschaustellung von Männlichkeit gewesen, ausgelöst durch ein harmloses Ereignis, die dann schnell zu einem Hass auf das ganze Volk der Dämonen eskaliert war. Nach jahrzehntelangen Provokationen begannen die Dämonen dieses Gefühl dann aus ganzem Herzen zu erwidern. Da Lykanthropen ebenso lange lebten wie Dämonen, war ihr Volk unglücklicherweise jahrhundertelang in die kriegerischen Auseinandersetzungen ihres Vaters verwickelt. Es wuchsen Generationen heran, die sich nicht vorstellen konnten, dass es tatsächlich einmal eine Zeit gegeben hatte, in der Gestaltwandler den Dämonen nicht voller Abscheu begegnet waren.

Dies änderte sich allmählich, als sie den Thron bestiegen hatte.

Gleich nachdem ihr die königliche Halskette angelegt worden war, hatte Siena die Kriegserklärung gegen die Dämonen öffentlich aufgehoben. Diese Entscheidung war zunächst nicht sehr populär gewesen, denn die alten feindlichen Gefühle, die schon so lange in den Herzen nisteten, waren schwer zu überwinden. Es hätte sehr leicht erbitterten Widerstand geben können.

Vielleicht war es in diesem Punkt ein Vorteil, dass sie als Frau an der Spitze einer matriarchalischen Gesellschaft stand. Ihre Stimme hatte die Macht, die vielen Frauen zu erreichen, die sich eigentlich nie an sinnlosen Kriegen hatten beteiligen wollen. Ihre Königin musste sie nur immer wieder geduldig daran erinnern. Und während der Frieden andauerte, begann Sienas Volk sich darauf zurückzubesinnen, wie es war, seinen Lebenssinn in etwas anderem zu sehen als in der Vorbereitung auf die nächste Schlacht.

Obwohl sie dazu erzogen worden war, den Dämonen zu misstrauen, und ihr Vater und auch die von ihm ausgewählten Lehrer ihr Vorträge darüber hielten, dass sie hassenswert, weil „böse, gesetzlose Kreaturen“ seien, hatte das Schicksal eingegriffen und ihr eine Lektion erteilt, die ihre Ansichten über die Dämonen von Grund auf änderte. Gemäß ihren moralischen Maßstäben und ihrem weiblichen Gerechtigkeitssinn kam für sie nur ein Waffenstillstand infrage, sobald sie die Macht dazu hatte.

Sie konnte nicht wirklich ihren Vater und seinen männlichen Charakter für die Probleme und für ihr klägliches Abschneiden als Spezies verantwortlich machen, aber seine aggressive Natur hatte ihnen keinen guten Dienst erwiesen, und jetzt musste sie mit den Folgen umgehen. Vierzehn Jahre Waffenruhe waren eine erbärmlich kurze Spanne gegenüber fast dreihundert Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen.

Frieden zu halten war schwierig, und es ging nur in kleinen Schritten. Jede unbedachte Handlung konnte die zerbrechliche Harmonie wieder zerstören. Und jetzt, wo alle Schattenwandler von diesen fehlgeleiteten, hartnäckigen Sterblichen bedroht wurden, konnten sie es sich nicht leisten, sich aufzureiben, indem sie einander bekämpften.

Etwa eine Stunde später fand sie die Höhle, die sie gesucht hatte. Sie war langsamer geworden, nicht nur wegen der schweren Last, sondern weil die Morgensonne inzwischen ungehindert durch die nackten Äste der Bäume schien.

Gleich hinter dem Eingang fiel die Höhle steil ab. Der Felsen unter ihren nackten Füßen war glatt, kalt und feucht. Sie musste ihre ganze Geschicklichkeit, ihre Kraft und sogar ihre Krallen einsetzen, um auf dem glitschigen Untergrund nicht auszurutschen und in dem eisigen unterirdischen Mineralsee zu landen, der am Ende des abschüssigen Teils lag. Schnell lief sie an der schmalen Felskante am Rand des Wassers entlang. Sobald sie spürte, dass ihre Füße auf trockenen Stein traten, legte sie ihre schwere Last behutsam auf dem sauberen Fels ab.

Sie setzte sich, völlig außer Atem, neben ihn und zog die Knie an, sodass sie ihre schmerzenden Arme darauf stützen konnte. Sie musste ihm dringend helfen, aber sie musste sich erst einmal eine kleine Rast gönnen, um die stechenden Kopfschmerzen loszuwerden, die sie vom Sonnenlicht bekommen hatte. Ihr war übel, und ihre Augen und ihr Fell juckten, weil sie so empfindlich gegen Sonne war. Dabei hatte sie noch Glück. Sie konnte es besser vertragen als die meisten, weil sie viel kräftiger und stärker war als die übrigen Angehörigen ihres Volkes. Eigentlich hätte sie jetzt wirklich krank sein müssen. Wenn sie sich danach aber zu früh wieder hinauswagte, würde sie noch empfindlicher sein.

Die Werkatze trottete auf allen vieren zum See und schnüffelte vorsichtig, um festzustellen, ob irgendwelche Lebewesen in der Nähe waren, bevor sie sich mit ihren samtigen Pfoten Wasser über das Fell spritzte. Sorgfältig leckte sie einen Streifen Dämonenblut ab, dann richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf, sprang geschmeidig über den Dämon und drang dann tiefer in die Höhle vor.

Mit einem leisen Klacken ihrer Krallen auf dem Fels kehrte sie wieder zurück. Sie ließ einen Sack auf den Boden fallen und füllte eine Flasche mit Wasser aus dem See. Dann drehte sie sich um und kniete sich neben ihn.

Sie riss sein Hemd oder das, was davon übrig geblieben war, auf. Dabei musste sie vorsichtig die versengten Hautfetzen abzupfen. Die schlimmste Wunde über seinem Herzen hatte sie bereits versorgt, und sie begann zu heilen. Das Haar der Lykanthropen enthielt Stoffe, die die Blutgerinnung förderten und die Schmerzen linderten. Das Blut, das aus den abgerissenen Enden der warmen, lebenden Haarsträhnen getropft war, wirkte wie ein desinfizierender und heilender Balsam. Aber sie konnte ihr Haar nicht für alle seine Wunden verwenden. Das würde sie zu sehr schädigen. Siena betastete die abgerissene, wunde Haarsträhne an ihrem Kopf.

Also beschränkte sie sich darauf, seine Stichverletzungen und seine Brandwunden mit Wasser zu reinigen und sie mit dem Verbandszeug zu versorgen, das sie einem Erste-Hilfe-Kasten aus dem Sack entnahm. Dämonen heilten sehr schnell, und die meisten Wunden würden vermutlich bis zum Abend verheilt sein. Nur die Wunde an der Brust würde länger brauchen, und auch ein paar weitere tiefe Verletzungen an Schulter, Hüfte und an seinem rechten Oberschenkel.

An diesen drei Stellen war er mit Eisenpfeilen durchbohrt worden, die mit einer Armbrust oder mit einem Katapult abgeschossen worden waren. Einer hatte seinen Oberschenkelmuskel durchschlagen, aber aus den beiden anderen Wunden standen Metallstangen hervor. Eisen versengte das Fleisch von Dämonen schon bei bloßer Berührung und entstellte und verunstaltete sie. Die Geschosse, die in seinen Körper eingedrungen waren, mussten ihm unerträgliche Schmerzen bereiten, aber da er bewusstlos war und unter Schock stand, spürte er hoffentlich nichts.

Siena nahm ein Stück von dem zerfetzten Hemd des Kriegers, um damit das Ende des Eisenpfeils, der aus seiner Schulter ragte, besser fassen zu können. Sie zog ihn mit einem kräftigen Ruck heraus und spürte, wie sein Fleisch zerfetzt wurde, da die mit Widerhaken versehene Spitze beim Herausziehen mehr verletzte als beim Eindringen. Die Wunde war schwarz. Erstaunlicherweise hatte das brennende Eisen sie weitgehend verätzt, aber beim Herausziehen des Pfeils hatte sie wieder angefangen zu bluten. Siena knüllte ein paar Stofffetzen seines Hemdes zusammen, presste sie auf die Wunde und legte einen straffen Verband an.

Sie wusch Elijah am ganzen Körper, betrachtete jede Verletzung prüfend, behandelte sie mit Kräutern, die sich ebenfalls in dem Sack befanden, den sie aus dem Höhleninneren geholt hatte, und verband alle Wunden. Sie war beeindruckt von seinem perfekten Körperbau, der typisch war für viele Arten von Schattenwandlern. Da sie von Natur aus das Bedürfnis hatten, das, was sie an Kalorien zu sich nahmen, durch Bewegung auszugleichen, gab es nur wenige Schattenwandler mit Übergewicht.

Aber das hier, dachte sie, als sie mit einer goldgelben Kralle über seinen wohlgeformten rechten Brustmuskel fuhr, das hier war jemand, der seinen Körper so trainiert und ausgebildet hatte, dass er zu einer kunstvollen Waffe geworden war. Er war kräftig, ja, aber er hatte seine Muskeln nicht so weit übertrainiert, dass seine Bewegungen ihre Geschmeidigkeit und Wendigkeit eingebüßt hätten. Sie hatte gesehen, wie dieser Mann sich im Kampf bewegte, schnell und todbringend, und sie erinnerte sich auch daran, dass es ihr fast den Atem verschlagen hatte.

Siena ertappte sich dabei, wie sie sich alles wieder vor Augen führte, und sofort zog sie ihre Hand zurück und rief sich wegen der unsinnigen Berührung und ihren Gefühlen zur Ordnung. Stattdessen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder seinen Wunden zu. Vorsichtig zog sie an dem Pfeil, der sich in seine Hüfte gebohrt hatte. Durch den Stoff seiner Jeans hindurch war es schwierig zu bestimmen, wo genau er saß. Irgendwie fand sie es witzig, dass er eine Jeans trug.

Dieser Krieger war seltsam. Die meisten Angehörigen seines Volkes waren so angezogen, wie sie es von alters her gewohnt waren, nicht so wie in der Zeit, in der sie gerade lebten. Man begegnete nur selten einem Dämon, der sich so modern kleidete. Andererseits gab es Jeans schon seit über hundert Jahren. Wenn man das Designerlabel entfernte, waren sie genauso anachronistisch wie jede andere Dämonenkleidung.

Siena streckte die Hand aus, knöpfte die Hose auf und zerrte ein wenig an dem losen Stoff, um die Wunde besser sehen zu können. Schließlich gab sie auf und durchtrennte den festen Stoff mit ihren rasiermesserscharfen Krallen. Dann zog sie ihn vollständig aus. Nachdem nun nichts mehr sie behinderte, zog sie den zweiten Pfeil heraus. Dann wusch sie alle Wunden an seinen außerordentlich muskulösen Beinen aus. Sie wusch das Blut aus den feinen Härchen, die sich in einem hellen Goldton an seinen Beinen kräuselten, und behandelte die durch das giftige Eisen tief in sein Fleisch geätzte Wunde mit Medikamenten.

Diese Wunden würden nicht so schnell heilen. Und sie nahm an, dass auch die Wunde über seinem Herzen mit einer Waffe aus Eisen geschlagen worden war. Aber was es auch war, es hatte seinen Körper an dieser Stelle durchstoßen und zerfetzt und verräterische Verbrennungen hinterlassen. Doch keine davon war so schwarz, dass man davon ausgehen musste, dass in der Wunde, die sich inzwischen geschlossen hatte, noch etwas ätzte und schwelte.

Nachdem sie seinen ganzen Körper mit dem lindernden Mineralwasser gewaschen und alle Wunden, die sie entdecken konnte, mit Salbe behandelt und verbunden hatte, wusch sie ihm das Blut aus den Haaren. Dabei entspannte sie sich allmählich. Der Geruch, der so erregend und betörend gewirkt hatte, wurde nun glücklicherweise mit dem Wasser in den See gespült. Sie war zwar vielleicht eine Bestie, aber eine Bestie, die mit einem ausgeprägten Gewissen dafür kämpfte, sich wie ein zivilisiertes Wesen zu verhalten. Wenn sie sich diese Eigenschaft nicht angeeignet hätte, wäre diesem geschwächten und verwundeten Mitglied seiner Herde etwas anderes von ihr widerfahren als Hilfe.

Als sein Haar sauber gewaschen und durch die Nässe golden, weiß und braun glänzte, putzte sie sich schnell das Fell. Dann hob sie den Dämon mit ihren erschöpften Armen wieder hoch und trug ihn tiefer hinein in die Höhle.

Es hätte Elijah möglicherweise überrascht, dass es an diesem Ort Möbel gab, aber die Königin der Lykanthropen hatte nichts anderes erwartet. Diese Höhle war eine Art Sommerresidenz bei den Lykanthropen, wobei Winterresidenz vielleicht die treffendere Bezeichnung gewesen wäre. Die Lykanthropen kamen nicht ganz ohne Winterschlaf aus, und diese abgelegenen Höhlen tief in den Bergen und unter der Erde wurden dafür oft entsprechend ausgestattet. Dass es Möbel gab, war vielleicht verwunderlich, aber eine Folge der Zivilisation bestand darin, dass die Lykanthropen Bequemlichkeit sehr schätzten, auch wenn es in der etwas unpassenden Umgebung einer Höhle war.

Diese Höhle gehörte einer der Beraterinnen der Königin, die einen unfehlbaren Geschmack hatte und außerdem die Mittel, alles harmonisch einzurichten. Als Siena in den Wohnteil kam, stellte sie enttäuscht fest, dass Jinaeri noch nicht damit begonnen hatte, alles für den kommenden Winter vorzubereiten, und es wies auch nichts darauf hin, dass sie vor Kurzem hier gewesen war, um dies zu tun. Als die Königin zuletzt Hof gehalten hatte, war Jinaeri dabei gewesen und hatte erwähnt, dass sie bald mit den Vorbereitungen beginnen würde. Siena hatte gehofft, den Krieger in ihrer Obhut lassen zu können, während sie Hilfe holte.

Nun würde sie dableiben und ihn selbst behandeln müssen, so gut es eben ging. Sie konnte einen Dämon nicht einfach ohne Schutz und hilflos allein in einer Lykanthropenhöhle zurücklassen. Sie hatte allerdings keine Ahnung, wie lange es dauerte, bis eine durch Eisen verursachte Wunde bei einem Dämon heilte. Außerdem wusste sie, dass sich die Heilung verzögern würde, weil er so viel Blut verloren hatte – falls er denn überhaupt überlebte. Er war noch längst nicht über den Berg, nur weil sie seine Wunden verbunden hatte.

Hier gab es ein paar in den Boden gehauene Stufen, auf denen sie leichter nach unten steigen konnte als auf dem abschüssigen Teil am Eingang der Höhle. Außerdem war es so tief in der Höhle kühl und trocken. Sie ging in den Wohnbereich hinunter, einen mit weichen Sofas und Bücherregalen ausgestatteten Salon. Es gab eine Feuerstelle, deren Schornstein vermutlich irgendwo über ihnen am Berghang nach draußen führte. Siena ging an den Bücherregalen vorbei, an denen Vorhänge angebracht waren, damit Feuchtigkeit und Schimmel abgehalten wurden, und weiter in den zweiten Raum, in das Schlafzimmer. An der gegenüberliegenden Seite befand sich eine dunkle, natürlich geformte Nische, in der ein großes, handgefertigtes Bett stand.

Siena ging hinüber und legte ihre Last behutsam auf die Matratze, die ebenfalls von Hand gefertigt zu sein schien und vermutlich mit dem weichsten Material befüllt war, das die Besitzerin hatte finden können. Elijahs kräftiger Körper sank tief in die weiche Matratze ein, und Siena deckte ihn mit einer Steppdecke vom Fußende des Bettes zu, um ihn vor der kühlen Luft in der Höhle zu schützen, während er sich erholte. Die andere Seite der Feuerstelle vom Salon zog sich in diesen Raum hinein, und wenn die Flammen einen nicht blendeten, konnte man ins andere Zimmer sehen.

Sie überlegte, ob sie Feuer machen sollte, damit es wärmer wurde im Raum, aber da seine Feinde problemlos in der Sonne herumlaufen konnten und darauf brannten, den Dämon zu töten, wäre sie mit einer Rauchspur ein unsinniges Risiko eingegangen. Solange er so krank war, war sie ganz allein. Auch wenn sie mächtig war – Siena musste nur einen Blick auf den niedergestreckten Krieger werfen, um zu wissen, dass sie gegen diese teuflischen Frauen auch nicht mehr Chancen haben würde als er.

Siena war nun selbst erschöpft. Sie ging in den Salon zurück und rollte sich auf den weichen Kissen auf der Couch zusammen. Sie schüttelte nicht mal mehr das Bettzeug auf und suchte nicht nach der bequemsten Stellung. Sie ließ sich nur noch fallen, rollte sich ganz klein zusammen und schlief sofort ein.

Während sie einnickte, löste sich das goldgelbe Fell von ihrem Körper und verwandelte sich in lange goldene Locken, die sich über die glatte menschliche Haut ausbreiteten. Sie hingen ihr wirr über die Arme, die Hüften und über die Kissen auf der Couch. Die Krallen verwandelten sich in hübsche kleine Nägel, und die Tasthaare verschwanden. Die dicken Ballen an ihren Händen und Füßen bildeten sich zurück, und die Ohren waren nur ein ganz kleines bisschen spitz, nachdem sie wieder die Form und die Lage von normalen Frauenohren hatten.

 

2

Als sie Stunden später erwachte, fühlte Siena sich viel besser. Sie konnte den leicht ionisierten Duft des Regens riechen. Direkt vor dem Eingang der Höhle tobte ein heftiger Sturm. Sie spürte den Druck, auch wenn sie den Wind trotz ihrer scharfen Ohren nicht hören konnte. Der Regen würde alle Spuren wegspülen, die sie auf dem Weg zur Höhle hinterlassen hatten. Sie nahm an, dass die menschlichen Zauberinnen in ihrer unsäglichen Überheblichkeit nicht damit rechneten, dass ihr Mordversuch an dem Dämon fehlgeschlagen sein könnte und dass sie es deshalb nicht für nötig hielten, noch einmal nachzusehen. Aber da sich Dämoninnen unter ihnen befanden, konnte sie nicht davon ausgehen, dass sie sich in dieser Lage so verhielten, wie es typisch war.

Siena setzte sich auf der Couch auf, streckte ihre langen Glieder und gab einen zufriedenen Laut von sich. Jinaeri wusste, was bequem war, dachte sie, während sie aufstand und ihr Haar nach hinten warf, wo es sich sofort in ordentliche Locken legte. Die Königin ging zu einer schönen antiken Truhe an der Wand und öffnete sie. Darin befanden sich säuberlich zusammengelegte Slips, Kleider und T-Shirts. Dass Frauen kurze Kleider trugen, die meist nur aus einem einfachen Überwurf bestanden, war in ihrer Kultur üblich. Da sie sich in ein Tier verwandeln konnten, war es für sie am praktischsten, wenn die Kleidung sich leicht abstreifen ließ und sie während der Verwandlung nicht in ihren Bewegungen behinderte.

Die Königin nahm ein weiches, fließendes Minikleid aus der Truhe und streifte es mit einer knappen Bewegung über den Kopf. Das hübsche kleine Gewand saß sofort wie angegossen. Es wurde von dünnen Trägern gehalten und vom Busen, von dem sie viel mehr hatte als Jinaeri. Dieser Eindruck wurde durch den tiefen runden Ausschnitt verstärkt, der mehr zeigte, als er verbarg. Der Saum des Kleides legte sich um ihre Schenkel wie ein sanfter Hauch, und sie fuhr genüsslich mit den Fingerspitzen über den Stoff. Siena warf einen Blick in den Spiegel neben der Truhe und bewunderte lächelnd den blauen Samt und wie er schimmerte, wenn das Gewand bei jeder Bewegung geschmeidig mitschwang. Vielleicht sollte sie ihre königlichen Privilegien nutzen und sich diese entzückende Kreation auf Dauer ausborgen.

Siena lief über den kalten Felsboden zum Kamin, wo sie Holzscheite und Reisig aufschichtete und ein gemütliches Feuer anzündete, ohne Angst zu haben, dass der Rauch im Regen oder in der Dunkelheit entdeckt werden könnte. Inzwischen war es Abend geworden. Siena hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie noch nicht nach ihrem Patienten gesehen hatte. Aber es war sinnlos, sich Vorwürfe zu machen. Sie hätte ohnehin nicht viel für ihn tun können.

Sobald das Feuer gleichmäßig brannte, sah sie nach ihm. Im Schein der Flammen ging sie in den angrenzenden Raum, stützte ein Knie auf das Bett, stellte das andere Bein auf dem Boden auf und setzte sich auf das angewinkelte Bein. Langsam begann sie, seine Wunden zu untersuchen. Wie sie vermutet hatte, heilten die meisten davon bereits sehr gut. Manche hatten sich schon vollständig geschlossen und eine rosige neue Haut gebildet. Von diesen nahm sie den Verband ab.

Die Verletzungen, die von Waffen aus Eisen herrührten, sahen noch nicht so gut aus, doch auch das hatte sie erwartet. Das Schlimmste beim Eisen war, dass es, anders als das Silber, das gegen ihr Volk eingesetzt wurde, rostete und dass in der Wunde Partikel zurückblieben, auch wenn die Waffe herausgezogen worden war. Diese winzigen Eisenteilchen vergifteten die Wunde heimtückischerweise weiter, während sie eigentlich heilen wollte. Die einzige Möglichkeit, diese Partikel vollständig zu entfernen, bestand darin, einen fähigen Dämonenheiler hinzuzuziehen, der seine Macht über den Körper einsetzte.