Schattenwandler - Noah - Jacquelyn Frank - E-Book

Schattenwandler - Noah E-Book

Jacquelyn Frank

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Beschreibung

Noah, der König der Dämonen, sucht schon seit Langem nach seiner Seelengefährtin - der Frau, die in jeder Hinsicht zu ihm passt. Monatelang sieht er sie in seinen Träumen vor sich und kommt ihr doch nicht näher. Als er sie in der Kriegerin Kestra endlich gefunden zu haben glaubt, wird diese jedoch ermordet. In seinem Schmerz bricht Noah mit den Gesetzen von Zeit und Raum, um in die Vergangenheit zu reisen und das Leben seiner Geliebten zu retten. Doch dieses Vorhaben birgt ungeahnte Gefahren ...

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Inhalt

Titel

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

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19

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23

Impressum

Roman

Ins Deutsche übertragenvon Beate Bauer

Prolog

»Wer etwas über das Schicksal der Dämonen erfahren will, der muss diese Prophezeiungen zurate ziehen …

… weil Magie wieder zu einer Bedrohung geworden ist, weil der Friede des Dämons nach Wahnsinn giert …

Wir müssen stärker werden mit der Zeit. In Zeiten der Rebellion von Erde und Himmel, wenn Feuer und Wasser die Länder verwüsten werden, wird der Älteste unter uns sich eine Gemahlin nehmen, und das erste Kind des Elements Raum wird geboren werden, Spielkamerad vom ersten Kind der Zeit, das den Vollstreckern geboren wurde …«

Auszüge aus

Die verlorene Prophezeiung der Dämonen

»Kes … was machst du?«

»Mir die Haare waschen, was sonst«, kam leise die beißende Antwort über die knisternde Verbindung. »Was denkst du denn?«

Jim kicherte leise, bevor er das Mikro seines schnurlosen Headsets berührte, nur um sie mit dem Lärm zu ärgern. »Ich meine, ich wollte wissen, in welchem Raum du bist«, erklärte er.

»Im Billardzimmer«, sagte sie, »mit einem ungewöhnlich schweren Kerzenhalter in der Hand.« Sie hielt inne, und Jim konnte sie über die Verbindung leise grummeln hören. Er beugte sich in seinem Stuhl ein wenig vor, um auf seinen Computermonitor zu starren. »Ich bin im Maschinenraum. Wo sollte ich denn sonst sein?«

»In Ordnung.«

Wieder entstand eine Pause, die von leisem Knistern erfüllt war.

»Warum fragst du eigentlich?«, wollte sie wissen.

»Ach, nur so. Ich habe nur diesen riesigen roten Klecks auf meinem Infrarotbildschirm, der verdächtig nach einem Wachmann aussieht und in deine Richtung geht«, teilte er ihr mit und ließ übers Mikrofon seinen Kaugummi in ihr Ohr knallen.

Kestra fluchte mit zusammengebissenen Zähnen, blickte sich aufmerksam suchend um und wandte dann ihr Gesicht ganz instinktiv nach oben. Nach kurzer Berechnung schlich sie hastig durch den großen Maschinenraum direkt auf eine der Kühlturbinen zu. Sie nahm Anlauf und sprang auf den Rand der Anlage und setzte mit ihrer geschmeidigen dunklen Gestalt zum Sprung an.

Es gab ein klingendes Geräusch, als ihre Hände gerade noch zwei Rohre zu fassen bekamen, die nebeneinander an der hohen Decke verliefen. Augenblicklich begann sie hin und her zu schaukeln, bis sie ihre Beine über die Rohrleitungen schwingen konnte. Ohne ein weiteres Geräusch zu machen, zog sie sich in der Dunkelheit an den eng stehenden Rohren hoch. Sie streckte sich darauf aus, als wäre es eine bequeme Baumwollhängematte und nicht lange Leitungen, die sich heiß und kalt an ihren Körper schmiegten.

Sobald sie sich in der Dunkelheit an einem Platz in Sicherheit gebracht hatte, wo neun von zehn privaten Sicherheitskräften nicht nachschauen würden, blieb ihr nichts anderes übrig als abzuwarten. Sie hielt den Ohrstöpsel in ihrem Ohr mit der Hand zu, weil sie nicht wollte, dass Jim oder ein zufälliges Knistern verriet, wo sie sich befand.

Der Wachmann ließ nicht lange auf sich warten. Kes rollte kurz die geschlossenen Augen bei dem Gedanken, dass Jim seine halbherzige Warnung ziemlich knapp an sie abgesetzt hatte.

Der Wachmann hatte keinen Grund, sein Kommen zu verbergen, weshalb sie seine Schritte von dem Moment an hören konnte, als er das Treppenhaus betrat, das zu dem Raum führte. Die Tür schwang geräuschvoll auf und fiel wieder zu, als der Wachmann den metallenen Türgriff losließ. Trotz des Lärms sorgte Kestra dafür, dass ihr Atem nie lauter war als ein kaum hörbares Flüstern.

Der Wachmann stampfte über den Betonboden geradeaus an den Turbinen auf der einen Seite und an den Wasserboilern auf der anderen vorbei. Er knipste eine Taschenlampe an und schwenkte den Lichtkegel durch den dunklen Raum. Kestra schloss einen Moment die Augen und betete zu dem Teil des Universums, welcher immer das auch war, der Leute wie sie beschützte. Dann suchte sie den herannahenden Mann aufmerksam nach Anzeichen dafür ab, ob er die winzigen grünen Lichter an der Unterseite der Hälfte der Gasboiler bemerkte, die dort ganz bestimmt nicht hingehörten.

Doch nein. Er ging zur gegenüberliegenden Wand, drehte sich um und ging denselben Weg wieder zurück. Zweimal ging er in einem Abstand von nur dreißig Zentimetern an ihr vorbei, doch er blickte nicht nach oben. Mit einem geräuschvollen Knall verschwand er hinter der Kellertür, und seine schweren Schritte hallten wider, als er die Treppe hinaufstieg.

Kestra seufzte erleichtert auf. Nachdem sie sicher war, dass sich der Wachmann weit genug entfernt hatte und bestimmt so bald nicht zurückkommen würde, zwängte sie sich aus ihrem provisorischen Versteck hervor. Sie legte ihre Unterarme auf zwei schmale Rohre, und indem sie diese wie zwei parallele Holmen benutzte, schwang sie die Beine herunter. Sie ließ los, machte einen Überschlag und landete sicher auf dem staubigen Boden des Lagerhauses.

Sie widerstand der Gewohnheit, eine Verbeugung zu machen wie ein Turner, und wischte sich über die schweißbedeckte Stirn, wobei sie Staub und Schmutz von den Rohren darauf verschmierte, und richtete dann ihre Aufmerksamkeit auf ihr Kommunikationssystem und ihren besserwisserischen Partner.

»Danke für die Warnung, James«, sagte sie mit unterdrückter Wut.

»Gern geschehen.« Er versuchte frech zu klingen, doch sie spürte, dass er froh war, ihre Stimme zu hören.

»James, hast du nicht gesagt, dass da niemand auf dem Grundstück ist?«, fauchte sie.

Jim fuhr zusammen, weil ihm augenblicklich klar wurde, dass er wegen dieser Fehlinformation eine Menge Ärger bekommen würde. »Sollte es jedenfalls nicht. Der Typ steht nicht auf dem Dienstplan. Ich sag dir Bescheid, wenn er zum nächsten Gebäude geht.«

»Das reicht nicht. Ich will ihn ganz aus meiner Umgebung raushaben.«

»Wie soll ich das anstellen? Ihn kidnappen?«

»Ich hab eine Idee«, erwiderte sie und kniete sich vor die Turbine, dank derer der Wachmann sie nicht bemerkt hatte. Sie schnallte ihren Rucksack ab und holte ihre letzten beiden rechteckigen Päckchen heraus.

Kestra ließ den Rucksack da und huschte geduckt zum nächsten Gasboiler. Vorsichtig legte sie sich auf den Rücken und griff unter das Gerät. Es gab ein deutlich zu hörendes Geräusch von Metall auf Metall, als der starke Magnet auf der Rückseite des Päckchens an der Unterseite des Boilers haften blieb. Sie legte den Hebel auf der Vorderseite um und wartete, bis die Lichter von Gelb auf Grün umsprangen.

»Der Punkt ist«, fuhr sie fort, während sie unter dem Boiler hervorrollte und sich vorsichtig zum nächsten weiterbewegte, »dass ich extra gesagt habe, keine Zivilisten in der Todeszone. Es war deine Aufgabe, dich darum zu kümmern. Deshalb habe ich einen Monat damit zugebracht, diese Operation genau zu timen.«

»Es ist nicht mein Fehler, wenn der Typ von seinen Gewohnheiten abweicht, Kestra.«

»Mach es zu deinem Fehler, James«, gab sie zurück, während sie neben dem letzten Boiler innehielt. »Übernimm die Verantwortung dafür. Du hast zwanzig Minuten, um ihn aus der Todeszone zu lotsen. Es ist mir egal, wie du das machst, aber mach es! Und wehe, da ist noch jemand.«

»Da ist niemand mehr. Du und der Wachmann seid die einzigen Wärmequellen auf dem gesamten Lagerhausgelände, bis auf ein oder zwei Ratten.« Eine Pause entstand. »Hast du einen Vorschlag, wie ich den Zivilisten schützen kann, ohne verhaftet zu werden?«

Kestra dachte einen Moment lang darüber nach, während sie das letzte Gerät am hintersten Boiler anbrachte.

»Wie lange braucht er normalerweise, um das Grundstück abzugehen, wenn er bei den Docks anfängt?«

»Auf dem Grundstück gibt es drei Gebäude. Deins ist das erste. Wenn er nach Vorschrift vorgeht, dauert es noch eine gute Stunde. Und wenn er an den Docks entlanggeht, wird er dich bemerken. Es ist mir egal, wie gewieft du bist, Kes, er sollte dir jedenfalls auf der Flucht nicht in die Quere kommen.«

»Verdammt.« Kestra glitt unter dem Boiler hervor und stand auf. Sie klopfte sich den Hintern fester ab, als nötig gewesen wäre, und ging zu ihrem Rucksack.

Dann blieb sie stehen, legte den Kopf schräg, und ihre unglaublich hellen Augen strahlten noch ein bisschen heller, als sie glaubte, eine Lösung gefunden zu haben.

»Oh, James?«

»Ja, Kes?«

»Gibt es in einem der Gebäude gegenüber dem Grundstück ein Alarmsystem?«

»In allen. Du kannst es dir aussuchen.«

»Und gehören sie zum Zuständigkeitsbereich unseres unterbezahlten Wachmanns?«

»Warum, ja, tun sie!« Jim stöhnte übertrieben auf, weil er wusste, dass sie ihren Plan bereits fertig hatte.

»Na ja, halt mich für verrückt, aber wenn du ein Wachmann wärst und in einem der Gebäude der Alarm anginge, dann würdest du doch hinrennen und schauen, was los ist, oder?«

»Du bist wirklich verrückt«, sagte Jim mit einem Grinsen. »Und du hast natürlich recht. Aber wie willst du einen Alarm auslösen, ohne erwischt zu werden? Machen wir das normalerweise nicht genau andersherum? Weißt du überhaupt, wie man einen Alarm auslöst?«

»Das kann ja nicht so schwer sein.«

»Und ohne erwischt zu werden?«

»Mmm.«

»Und ohne dabei das Grundstück in die Luft zu sprengen …?«, fügte Jim hinzu.

»Jawohl.«

»Und ohne erwischt zu werden«, wiederholte er wichtigtuerisch.

»Jaaa.«

Fast genau zwanzig Minuten später sprang Kestra vom Dock in das Heck eines Schnellboots, das dort befestigt war. Sie machte die Leine los und drückte den Startknopf. Der Motor erwachte brummend zum Leben; das einzige Geräusch, das wahrscheinlich noch lauter war, war das Heulen des Alarms in der Ferne.

Kestra steuerte das Boot direkt aus dem Hafen auf die offene See hinaus. Sie blickte hinab zur Kabine, als James seinen Kopf aus der Luke steckte.

»Du hast vergessen, die Lagerhäuser in die Luft zu sprengen.«

»Ja, ich weiß.«

In diesem Moment gingen die Lagerhäuser in die Luft.

1

Die unglückliche Prinzessin

Ein Dämonenmärchen

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebte eine Prinzessin. Diese Prinzessin brauchte einen Ehemann, jedenfalls dachte ihr Vater so. Es war ihre Pflicht, einen rechtschaffenen Gemahl zu ehelichen, der womöglich eines Tages König des ganzen Volkes werden würde. Es war ihre Pflicht, Kinder zu gebären, die einmal bedeutende und einflussreiche Mitglieder der Gesellschaft werden sollten. Das war es, wozu Prinzessinnen damals, vor langer, langer Zeit, verpflichtet waren.

Und obwohl diese Prinzessin freundlich und gutherzig war, wollte sie diese Pflichten nicht erfüllen, sie ließ sich nicht gern etwas vorschreiben und wollte vor allem keinen Ehemann.

Eines Tages sah sich die Prinzessin, die Sarah hieß, dazu verpflichtet, sich einen Wettkampf zwischen den Mannen ihres Vaters anzusehen. Sie wollte nicht, doch ihr Vater ließ ihr mitteilen, dass er im Falle ihres Fernbleibens einen Ehemann für sie aussuchen würde und sie sich mit seiner Wahl zufriedengeben müsste. Er würde auf ihre Einwände nicht mehr eingehen, weil er die Geduld mit seiner starrköpfigen Tochter verloren hatte.

Die Prinzessin begab sich also zur königlichen Loge und ließ sich mit finsterer Miene auf ihrem Platz nieder. Sie musste zwar da sein, doch sie brauchte nicht auch noch so zu tun, als ob sie glücklich wäre. Ihr Vater hatte nichts davon gesagt, dass sie glücklich oder nett zu sein habe.

Prinzessin Sarah blickte mit ihren kornblumenblauen Augen gelangweilt über den Wettkampfplatz. Nachlässig strich sie sich die goldenen Locken zurück und seufzte. Das war jetzt der dritte Wettstreit, den ihr Vater ausgerichtet hatte. Die Prinzessin wusste, dass er hoffte, irgendeiner der Dämonen auf dem Feld dort draußen würde schließlich ihre Aufmerksamkeit erregen. Es gab keinen wirklichen Grund, warum das nicht geschehen sollte, denn die Dämonen waren so unglaublich attraktiv, wie die Dämoninnen atemberaubend schön waren. Gewiss waren sie umgänglich, galant und hatten nach so vielen Jahrzehnten unsterblichen Lebens die besten Umgangsformen.

Die Prinzessin war allerdings erst hundertzehn Jahre alt. Sie fand, sie war noch viel zu jung, um sich an einen Mann zu binden, der wahrscheinlich Babys und Gehorsam erwartete. Dämonen waren berühmt für ihre Arroganz und für ihr Bedürfnis nach totaler Kontrolle über alles, was sie kontrollieren zu dürfen glaubten. Die Prinzessin brauchte niemanden, der ihr sagte, was sie zu tun hatte. Sie wollte selbst entscheiden, wann sie sich dazu bereit fühlte und wann sie einen Mann gefunden hätte, der sie als gleichwertig betrachtete und nicht als Dienstmagd, der man Anweisungen geben musste.

Sarah erschauerte bei ihren eigenen Gedanken.

Trotz ihrer Selbstherrlichkeit waren die Männer aus ihrem Volk viel besser als menschliche Sterbliche, wenn es ums Heiraten ging. Die Vorstellung, wie ein Eigentum behandelt zu werden, der Besitz eines Mannes zu sein, über den dieser nach eigenem Gutdünken verfügen konnte, war ein Albtraum.

Was Ephraim betraf, den anfangs erwähnten König der Dämonen, wusste sie, dass er große Hoffnungen darauf setzte, dass sie zu den wenigen Dämonen gehören würde, die das Glück hatten, der Prägung teilhaftig zu werden.

Die Prägung war das Verschmelzen von Herz, Geist und Seele eines Mannes und einer Frau, die vollkommen zueinanderpassten. Es war eine Verbindung, die über die Vielschichtigkeit und die Tiefe bloßer Liebe weit hinausging. Es war eine machtvolle Verbindung, von der ihr Vater hoffte, dass sie eines Tages in ihrem Leib verschmelzen und die mächtigen Anlagen eines zukünftigen Königs aller Dämonen hervorbringen würde.

»Noah, was um alles in der Welt liest du ihr da vor?«, fragte Isabella flüsternd.

Sie hatte gerade das Zimmer ihrer Tochter betreten und sah das zweijährige Mädchen faul im Schoß des Dämonenkönigs liegen. Leahs Rücken war in Noahs Armbeuge und auf seinen Unterarm gebettet, die Arme mit den schlaff herunterhängenden Handgelenken weit von sich gestreckt, während sie leise schnarchte und auf seine seidenbedeckte Brust sabberte.

Der König blickte auf zu seiner Vollstreckerin, sein weibliches Gegenstück, und lächelte auf eine Weise, die sowohl verschämt als auch betörend war. Er zwinkerte ihr mit einem graugrünen Auge zu, und der Schalk gab seinen vornehmen Zügen eine gewisse Weichheit.

»Es ist doch nur ein Märchen«, erklärte er mit leiser Stimme, schloss das kleine Buch und legte es auf den Boden.

Er berührte den schlaffen Körper des Kindes in seinem Schoß sanft mit den Fingerspitzen. Bei der vorsichtigen Berührung verwandelte sich Isabellas Tochter langsam von einem Wesen aus Fleisch und Blut in eine leichte Rauchwolke. Die junge Mutter hielt den Atem an, als Noah die kleine Wolke geübt in ihr Gitterbett trieb, wo sie zu ihrer natürlichen Gestalt zurückkehrte.

Isabella hatte Noah ähnliche Verwandlungen Dutzende Male vollbringen sehen, sie selbst eingeschlossen. Er war ein Meister des Elements Feuer, und sie vertraute ihm bedingungslos. Aus Erfahrung wusste sie, dass es nur ein harmloser Trick war, bei dem er nur ganz wenig von seinen Fähigkeiten brauchte.

Als Mutter allerdings, eine Mutter, die bis vor drei Jahren ein Mensch gewesen und wie die meisten Menschen nichts von diesen Dingen gewusst hatte, kam sie nicht gegen das flaue Gefühl in der Magengrube an, wenn sie bemerkte, dass ihr Kind auf molekularer Ebene manipuliert wurde. Im Stillen lachte sie einen Augenblick später über ihre dummen Ängste. Noah war geübt und erfahren, die Mindestanforderung, welche die Dämonen an ihren gewählten König stellten. Alles an ihm strahlte aus, dass er von Natur aus dazu bestimmt war. Er stammte aus einem mächtigen Dämonengeschlecht, und er hatte die ehrfurchtgebietende Geduld, Weisheit und Bildung einer großen Führungspersönlichkeit.

Selbst seine sitzende Haltung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie groß er war und dass sein Körper genauso edel ausgeprägt war wie sein Geist. Er war zwar kein geborener Krieger, doch er blieb nicht auf seinem bequem gepolsterten Thron sitzen, während die anderen für ihn in den Kampf zogen. Isabella hatte an seiner Seite gekämpft, und sie wusste, wie stark er war, wie gerissen und vor allem wie gnadenlos er sein konnte, wenn er einem Feind gegenüberstand, der das bedrohte, was ihm am meisten am Herzen lag.

Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie ihn so besser kannte, mit ihrer Tochter schmusend in seiner Rolle als Patenonkel, der wahrscheinlich genauso viel Zeit mit dem süßen kleinen Mädchen verbracht hatte wie die biologischen Eltern. Bella hatte kaum entbunden, da war schon klar, dass Noah und Leah ein Herz und eine Seele und unzertrennlich waren. Er überschüttete sie mit Liebe und Aufmerksamkeit und bevorzugte sie ganz offen. Und das, obwohl er mehr blutsverwandte Nichten und Neffen hatte, als Isabella zählen konnte.

Bella schenkte der Bewunderung des Königs für ihr Kind nicht allzu viel Beachtung. Wie bei allem gab es auch hier verborgene Schichten, hauptsächlich dass er hier Gefühle zeigen konnte, die ein Mann in so einer Machtposition sonst nicht zeigen konnte. Isabella musste feststellen, dass sie gelegentlich noch zu der menschlichen Furchtsamkeit neigte, eine reflexartige Reaktion, die eigentlich eher eine Gewohnheit war. Doch gelang es ihr stets rasch, ihre Ängstlichkeit zu überwinden. Sie musste nur an die hohen ethischen Ansprüche ihres Dämonengatten denken, an seinen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und daran, dass genau diese Anlagen viele Dämonen in hohe Positionen brachten, eine Kategorie, unter die auch Noah fiel. Er ging mit gutem Beispiel voran, mit dem Wunsch, dass alle anderen folgen sollten.

»Nun, dein Märchen ist anscheinend sehr wirkungsvoll«, flüsterte Isabella und bückte sich neugierig nach dem Buch.

Plötzlich drehte Noah sich um, packte ihr Handgelenk und entwendete es ihr geschickt.

»Danke«, sagte er und steckte das Buch wie zum Schutz in die Innentasche seiner Jacke.

Isabella runzelte leicht die Stirn und rieb sich das Handgelenk, an dem er sie ein bisschen zu fest gepackt hatte. Es machte ihr nichts aus, wirklich. Im Grunde genommen war sie kein menschliches Wesen mehr. Nun, zum größten Teil jedenfalls. Sie war ein Mischwesen aus Genen alter Druiden und modernen Menschen, und weil sie mit ihren anderen, jüngst erworbenen Fähigkeiten eine bemerkenswerte Stärke erlangt hatte, nahm sie auch durch den rauen Umgang des Königs keinen Schaden. Doch wenn sie ausschließlich menschlich gewesen wäre, hätte dieser Griff ihr das Handgelenk gebrochen, und es sah Noah gar nicht ähnlich, dass er so rücksichtslos war.

»Ich muss gehen«, sagte Noah, der sich rasch erhob und ihr einen Kuss auf die Wange drückte.

Mit einer Drehung verwandelte sich der Feuerdämon in eine Rauchsäule. Die Säule kippte um und breitete sich über dem Boden aus, auf der Suche nach irgendwelchen Ritzen und Spalten, die aus dem Anwesen hinausführten.

Er war kaum eine Sekunde weg, als eine gewaltige Staubwolke in den Raum gefegt kam und um Isabellas winzige Gestalt herumlief. Im nächsten Augenblick verwandelte sie sich in die Gestalt ihres Gatten, der bereits seine Arme fest um sie gelegt hatte und sofort ihr Handgelenk in Augenschein nahm.

»Was zum Henker ist in ihn gefahren?«, bellte Jacob und verbarg sein Missfallen über den groben, rücksichtslosen Umgang des Königs mit seiner Angetrauten nicht.

Seit Isabella vor drei Jahren seine Gemahlin geworden war, war Jacob nicht sehr tolerant gegenüber anderen Männern, die sie anrührten, auch wenn sie ihr so gut wie keinen Schaden zufügten. Sein besitzergreifendes Temperament war ein wesentlicher Teil ihrer besonderen Prägung.

Bevor Bella gekommen war und sich tief auf Jacobs facettenreiche Seele eingelassen hatte, war diese Prägung nur noch in Dämonenmärchen vorgekommen, wie dem, das Noah Leah vorgelesen hatte. Das Wissen darum, was für einen Schatz sie teilten, führte dazu, dass der Vollstrecker sich manchmal beinahe irrational überbehütend verhielt. Doch er hatte sich schon gebessert. Zu sehen, wie verzweifelt und enttäuscht seine Frau immer war, wenn es wieder so einen Zwischenfall gegeben hatte, hatte dazu beigetragen.

»Ich weiß nicht«, murmelte Isabella auf die Frage, die eigentlich rhetorisch gemeint war. »Jacob«, sagte sie plötzlich und klammerte sich an den Stoff seines burgunderroten Hemds, das sich fest um seine schlanke Taille legte. »Ich habe Angst.« Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Brust, bis sie das warme Pulsieren an ihrer Wange spürte. »Ich habe Angst, dass unsere Freundschaft zu Noah bald auf unschöne Art auf die Probe gestellt wird.«

Jacob machte ein noch düstereres Gesicht, und sein Ausdruck verriet einen dunklen Ansturm heftiger Emotionen. Auch über sein Herz jagten dunkle Wolken hinweg.

Er tat nicht so, als würde er sie nicht verstehen. Er war der Vollstrecker. Das war er seit über vierhundert Jahren, vom König selbst ernannt, damit die Dämonengesetze auch strikt eingehalten wurden. Jedes Mal, wenn die Heiligen Monde Samhain oder Beltane bevorstanden, konnte es geschehen, dass ein Dämon, der keinen seelenverwandten Partner hatte, dazu getrieben wurde, sich einem schwachen Menschen oder einem anderen verletzlichen Geschöpf zu nähern. So ein unschuldiges, nichtsahnendes Wesen würde es wahrscheinlich nicht überleben, wenn ein Dämon versuchen sollte, sein dunkles, nagendes Verlangen zu befriedigen, das so tief war wie das Bedürfnis nach Essen, nach Wasser und nach Luft.

Und die Intensität dieses Einflusses nahm mit jedem Jahr zu. Bei jedem Mond, der herannahte, gab es welche, egal wie stark und selbstdiszipliniert sie sonst auch waren, die in die rücksichtslosere und animalischere Natur zurückfielen, mit der die Dämonen vor langer Zeit geboren worden waren. Wenn diese Art von Chaos heraufzog, war es die Pflicht des Vollstreckers, darauf zu achten, dass es sich nicht gegen einen Unschuldigen richtete, und falls doch, den Täter hart zu bestrafen.

Bella und Jacob waren die einzigen Vollstrecker. Das bedeutete, dass unangemessenes Verhalten stets zu einer Konfrontation mit einem von ihnen oder gar mit beiden führte, dass die zeitweise unzurechnungsfähigen Dämonen stets verloren, wenn die klugen, gut organisierten Vollstrecker sie verfolgten und schließlich fassten.

Dann folgte die schreckliche Bestrafung. Diese Pflicht oblag allein Jacob. Isabella hatte nicht das robuste, gepanzerte Herz, das man brauchte, um die Bestrafung durchzuführen, und er hoffte, sie würde es auch nie bekommen. Es war eine Verantwortung, die er gern übernahm, weil er wollte, dass ihr Herz weich und unbeschwert blieb. Die Bestrafung war für einen Dämon eine unerträgliche Sache, und die damit verbundene Demütigung führte dazu, dass derjenige, der sie erfuhr, für lange Zeit stigmatisiert war.

Letztlich bedeutete es, dass keiner von ihnen so tun konnte, als würde er die Anzeichen nicht sehen, wenn ein Dämon unzurechnungsfähig wurde und wenn sein zivilisiertes Verhalten und seine moralische Urteilsfähigkeit, je weiter der Mond zunahm, immer mehr abbröckelten. Es gab ein paar Anzeichen und ein gewisses abweichendes Verhalten, das ihnen verriet, dass ein Dämon gegen seine eigene wankelmütige Natur ankämpfte. Die Funken, die darauf hindeuteten, dass eine Lunte brannte und dass eine tödliche Explosion bevorstand.

Offensichtlich sah Isabella diese Anzeichen beim Dämonenkönig. Und wenn er aufrichtig gewesen wäre, hätte Jacob ihr zustimmen müssen, obwohl ihm der bloße Gedanke Magenschmerzen bereitete. Wenn sie gezwungen wären, gegen einen so geachteten und mächtigen Mann vorzugehen, einen Freund, den sie so liebten …

Isabella blickte mit traurigem und wissendem Blick zu ihm auf. Sie war seine geistige Gefährtin, und so hatte sie auch telepathischen Zugang zu all seinen Gedanken, doch selbst wenn sie nicht ohnehin hätte lesen können, was er sich wünschte, hätte sie gewusst, worum Jacob betete.

Dass Noah seine ihm zugedachte Gemahlin bald finden würde.

Das wäre das Einzige, was verhindern konnte, dass es zu einer Konfrontation zwischen dem König und seinen Vollstreckern kam. Das Schicksal, das alle Dämonen wegen seiner Geradlinigkeit und wegen seines launenhaften Sinns für Humor und Ironie verehrten, sah die Prägung als Rettung des Dämonenvolkes vor. Jacob würde nie wieder Angst haben müssen davor, dass ihn während der Heiligen Monde der Wahnsinn überfiel. Diese Anlage war schlagartig verschwunden, als ihm Bella und die Dämonenprophezeiung über Druiden wie sie in den Schoß gefallen waren. Damals hatten sie erfahren, dass es möglich war, seinen Seelenverwandten bei den Druiden zu finden, die unerkannt und verborgen unter den Menschen lebten. Es hieß, dass eine altes Volk gerettet werden konnte, das zitternd kurz vor der Auslöschung stand.

Und das hieß auch, dass der Bedarf an Vollstreckern verringert werden konnte. Eines Tages würden sie Heim und Herd mehr Zeit widmen können und müssten nicht mehr nur Verfolger und Vorboten der Bestrafung sein. Trotzdem hatten sich in den letzten drei Jahren nur sehr wenige Paare gefunden, und das war sicherlich kein Ausgleich für die vielen Jahrhunderte, in denen so gut wie nie eine Prägung stattgefunden hatte. Die Beziehung von Bella und Jacob war nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedachte, welcher Aufruhr während der heiligen Festtage drohte.

Jacob beugte sich über seine kleine Frau und presste seine Lippen sanft auf die Innenseite ihres geschwollenen Handgelenks. Weil sie eine Druidin war, würde es so schnell heilen, dass sie es schon am nächsten Tag wieder vergessen hätte, doch als ihr Gemahl spürte Jacob selbst den kleinsten Schmerz von ihr so durchdringend, dass er es nur schwer ignorieren konnte. Und obwohl er wusste, dass sie seine Gedanken lesen konnte, wollte er ihr sorgenvolles Herz beruhigen.

»Ich glaube, du quälst dich zu sehr«, rügte er sie sanft und lächelte, während sie abwesend mit den Fingerspitzen über seine Wangen strich. »Noah ist angespannt, das stimmt, aber man erkennt ganz deutlich, dass er weiß, was er tun muss, um sich abzulenken. Er hat die Heiligen Monde sechseinhalb Jahrhunderte lang überlebt, ohne aus der Reihe zu tanzen. Noah braucht wohl kaum so ein kleines Ding wie dich, das kaum drei Jahrzehnte alt ist, damit es ihn bemuttert.«

Ihre violetten Augen weiteten sich bei dieser Beleidigung, und sie öffnete leicht den Mund, bevor ihr Blick verstehend aufleuchtete.

»Du willst … dass ich mir keine Sorgen mache«, erwiderte sie. Die dunklen Wimpern senkten sich, um ihren Blick zu verbergen, und sie lehnte sich an ihn und legte ihre Wange auf sein pochendes Herz. »Ich liebe dich dafür«, sagte sie und seufzte tief.

Jacob legte die Hand auf ihr dichtes schwarzes Haar und streichelte es in dem Wissen, dass es sie beruhigen würde. Sie entspannte sich und gab einen genüsslichen Laut von sich. »Wir können beide die Anspannung in Noahs Geist sehen, kleine Blume«, sagte er unendlich sanft, »aber wir setzen unsere Freundschaft mit dem König aufs Spiel, wenn wir nur abwarten und zusehen, wie er sich selbst zerstört.«

Isabella nickte ernst und streckte sich dann, um mit ihren sich öffnenden Lippen seinen Mund zu berühren, während sie ihre Finger in seinem graubraunen Haar vergrub, das ihm über den Nacken fiel.

»Du hast recht«, seufzte sie und küsste ihn sanft. »Du hast vollkommen recht.«

Der Geruch war süß wie gesponnener Zucker, der bei einer Kirmes in Fetzen durch die Luft flog. Das kindlich Unschuldige an diesem Duft strafte das unglaublich erwachsene Empfinden von Erregung und animalischem Verlangen Lügen, das ihn durchströmte. Es war eine Begierde, die er kannte, die er jedoch noch nie in solcher Intensität verspürt hatte. Er war geblendet davon, und er krampfte sich zusammen, als wäre sein Körper ein einziger erwartungsvoller Muskel.

Sie hatte ihn bei jedem Schritt abgewehrt. Das tat sie stets. Manchmal dachte er, dass sie das nur tat, um ihn zu ärgern, doch meistens konnte er spüren, dass ihre Feindseligkeit Teil eines Machtkampfs war, den sie glaubte gewinnen zu müssen, egal um welchen Preis. Er fand, sie war zu jung, um so abgebrüht zu sein, obwohl es im Widerspruch zu der Art stand, mit der sein Kommen immer begrüßt wurde. Das immerhin war gewiss, wenn auch nichts sonst außer ihrem Zuckerwatteduft und ihrem langen, makellosen hellen Haar.

Doch sie war für ihn bestimmt, vom Schicksal erwählt, ob sie wollte oder nicht. Dieser emotionale Widerstand würde schließlich brechen, wenn sie von anderen Gefühlen überwältigt wurde, die zu ihrer Seele sprachen und die über ihr erlerntes Verhalten und ihre geistigen Barrieren hinweggingen. Er nutzte das rücksichtslos aus, unterlief ihr Streben nach Macht, bis sie begreifen würde, dass die Prägung eine Kraft war, der sich keiner von ihnen widersetzen konnte.

Seine Finger und Hände strichen über ihr festes weibliches Fleisch, das von einer übernatürlichen Beschaffenheit war. Sie fühlte sich an wie Blumenblüten, aber noch viel seidiger und lebendiger. Sie übertraf das vereinfachende Wort »zart« in jeder Hinsicht. Doch es konnte nicht darüber hinwegtäuschen, welche Stärke sich unter dieser seidigen Haut verbarg. Was war es nur, fragte er sich, was sie so stark machte? Wie würde es aussehen, wenn sein sinnlicher und emotionaler Krieg gegen sie sie unweigerlich dazu zwingen würde, sich zu ergeben?

Er suchte nach Antworten auf all diese Fragen, während er hörte, wie sie enttäuscht den Atem ausstieß, der langsam und schwer wie eine dunstige Hochsommerbrise in Louisiana über ihn hinwegstrich. Er spürte ihr Haar, das sich in wirren Strähnen über seine erhitzte Haut ergoss wie schweres Wildwasser und ihn zu fesseln schien.

Sosehr er es auch versuchte, mit welcher Macht auch immer, er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Er wollte sie nach ihrem Namen fragen, doch er war stumm. Die Lähmung seiner Stimmbänder erfasste manchmal alle seine Extremitäten. Er konnte fühlen, doch nicht berühren. Dann konnte er wieder berühren, doch nur ihre Reaktion wahrnehmen. Er konnte schauen, doch nicht richtig sehen. Da war nichts außer dem schimmernden Weißblond ihres endlos langen Haars. Er knirschte aus unglaublicher Enttäuschung mit den Zähnen, kämpfte gegen die geheimnisvolle Bindung an, die seinen starken Willen gefangen hielt.

Alles, was er wollte, war, ihr Gesicht zu sehen.

Noah schrak aus dem Schlaf hoch und rang nach Luft.

Er setzte sich jäh auf, die langen, kräftigen Finger in die Laken gekrallt, die um seine nackten Hüften und Beine geschlungen waren. Während er versuchte, weiter Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen, rann ihm der Schweiß über seine aristokratisch geformte Nasen und tropfte herab … Sein dunkles Haar war triefend nass. Das trommelnde Geräusch von Tropfen, die aus den leicht gelockten Haarenden auf steife Laken fielen, glich dem Regen, der auf ein Dach fiel.

Als er wieder bei sich war, wischte sich der Dämonenkönig mit einem Laken den Schweiß vom Gesicht, der ihn beinahe blind machte. Da erst bemerkte er, dass der Stoff verbrannt und steif war, so als hätte jemand ein Bügeleisen zu lange darauf stehen lassen.

Und trotz dieses verbrannten Zustands trug es noch immer den süßlichen Duft von Zuckerwatte.

2

Corrine blickte auf, als sie das höfliche Klopfen an der Eingangstür ihres Heims hörte, das sie mit ihrem Mann Kane teilte. Ihre rötlichen Brauen zogen sich zusammen, und sie neigte den Kopf. Sie legte das Buch weg, in dem sie gelesen hatte, und stand auf.

Für die Wesen, mit denen sie verkehrte, war eine so banale Höflichkeit wie Anklopfen ungewöhnlich. Die Dämonengemeinschaft, aus der ihr Mann stammte, hatte keinen Sinn für Privatheit, wie die Menschen ihn hatten. Wenn sie bedachte, dass die Freunde und die Familie ihres Mannes im Grunde die Einzigen waren, mit denen sie noch Umgang hatte, war das Anklopfen mehr als verwirrend.

Es war beunruhigend.

Es bedeutete Gefahr, die in solcher Gestalt kam. Dinge, die schrecklich normal erschienen, die jedoch nicht normal waren, kündigten manchmal ganz besondere Gefahren an.

Die Dämonen lagen momentan, wie schon mehrmals in der Vergangenheit, im Streit mit einer Sekte fehlgeleiteter Menschen, die sie jagten, indem sie sich der schwarzen Magie bedienten. Diese Menschen hatten sich vorgenommen, die Welt von allen Schattenwandlern zu befreien: Vampiren, Lykanthropen, Dämonen und Schattenbewohnern … wahrscheinlich würden sie sogar auf die freundlichen, empfindsamen Mistrale Jagd machen, sobald sie von deren Existenz erfahren würden. Alles, was sie zu interessieren schien, war, dass diese Wesen über Mächte verfügten, die sie selbst nicht hatten.

Und davor fürchteten sie sich.

Und Furcht führte stets zu voreingenommenen Handlungen. Da Corrine früher selbst ein Mensch gewesen war, wusste sie sehr wohl, zu welchen grausamen und brutalen Handlungen die Menschen fähig waren, wenn sie mit etwas konfrontiert wurden, was ganz anders war und was sie nicht verstanden. Und um alles noch schlimmer zu machen, hatte vor zwei Jahren eine Frau namens Ruth ihre moralischen Grundsätze und ihre Vernunft hinter sich gelassen und sich mit diesen selbst ernannten Schlächtern zusammengetan. Sie hatte sie mit Informationen versorgt, welche dazu geführt hatten, dass die Dämonen immer verwundbarer wurden. Ruth war nicht aufzuhalten gewesen, vor allem seit dem Tod ihrer geliebten Tochter, für den sie Noah und andere Machthaber verantwortlich machte.

Corrine erschauerte, als sie sich den Angriff auf ihre Schwester Isabella ins Gedächtnis rief, der Isabella und ihrem ungeborenen Kind beinahe das Leben gekostet hätte. Corrine selbst war schon einmal Opfer dieser Mächte geworden, die sie aus ihren eigenen vier Wänden fortgerissen hatten. Verbunden mit den grauenhaften Berichten, über die Kane mit ihr gesprochen hatte, war klar, dass niemand wirklich sicher war, bevor Ruth und ihre Gefährten nicht unschädlich gemacht worden waren.

Ruths Racheakte hatten oft mit einem Klopfen an der Tür begonnen. Kane ermahnte sie fortwährend, es sich gut zu überlegen, bevor sie irgendwohin ging, wo sie seinen Schutzraum verließ. Obwohl er ihr geistig stets nahe war und sich als Geistdämon in Sekundenschnelle zu ihr teleportieren konnte, falls sie ihn brauchte, verspürte sie noch immer eine ungeheure Beklommenheit, wenn sie feststellte, dass sie allein mit etwas Unbekanntem konfrontiert war.

»Corrine?«

Die gedämpfte Stimme erfüllte sie mit Erleichterung und entlockte ihr einen Seufzer. Sie eilte zur Tür, nachdem sie den vertrauten Klang von der anderen Seite vernommen hatte. Sie riss die Tür auf und lächelte, als sie das attraktive Gesicht des Dämonenkönigs sah. Trotz ihres freundlichen Ausdrucks kämpfte sie mit dem Bedürfnis, ihn dafür zu rügen, dass er sie so in Angst versetzt hatte.

Noah lächelte den gertenschlanken Rotschopf an, und wieder einmal stellte er fest, dass sie hauptsächlich aus einem Gewirr von dichten Locken bestand. Sie war größer als ihre Schwester Isabella und schlanker und langbeiniger als die gedrungene und üppige Gestalt seiner kleinen Vollstreckerin. Wenn ihr Verhalten und ihr Bronx-Akzent nicht gewesen wären, hätte Noah nie vermutet, dass sie miteinander verwandt waren.

Noah merkte ihr die Erleichterung an und spürte die kinetische Energie ihrer immer noch vorhandenen Angst wie eine laue Brise. Erst da merkte er, dass er ihr Angst eingejagt hatte, und er schalt sich selbst dafür, dass er so unbedacht gewesen war.

»Tut mir leid«, sagte er leise, griff nach der Hand, die den Türrahmen umklammerte, und nahm sie zwischen seine Hände. »Habe ich dich erschreckt?«

»Zu Tode sogar«, sagte sie, und ihr Bronx-Slang war wegen ihrer Aufgewühltheit stärker als sonst. »Seit wann klopfen Dämonen an?«

»Seit Druiden, die teilweise menschlich sind und sehr menschliche Ängste haben, unter uns sind«, erwiderte er schmunzelnd und küsste galant die Hand, die er umfasst hielt. »Ich versuche mit gutem Beispiel voranzugehen.«

»Deine Bemühungen werden gewürdigt«, lobte Corrine ihn und blies sich eine Locke aus dem Gesicht, »aber sag mir nächstes Mal Bescheid, wenn du vorhast, eine für Dämonen untypische Verhaltensweise an den Tag zu legen. Ich habe schon einen genervten Magier vor mir gesehen, der mich niederschlagen will. Oder noch Schlimmeres.«

Schließlich schüttelte sie ihre Furcht ab und umarmte ihn herzlich und vertrauensvoll. Seine Umarmung war besänftigend und liebevoll, und er spürte, wie ihr Herzschlag sich beruhigte. Er war gekommen, um Zuspruch zu suchen, um sich von einer Qual zu befreien, die schon viel zu lange anhielt. Er war nicht gekommen, um sie gedankenlos in Angst und Schrecken zu versetzen.

»Du siehst gut aus«, sagte er beinahe im selben Moment, als sie dachte, dass er nicht er selbst war.

Noch in größter Bedrängnis hatte Noah stets so stark ausgesehen, wie er tatsächlich war. Als Feuerdämon waren seine Energiequellen nahezu unerschöpflich, er konnte Energie oder Lebenskraft aus allem Lebendigen und aus jeder Art von Feuerkraft ziehen und sich so stärken. Corrine nahm an, dass Noah nicht einmal schlafen musste, um Energie zu tanken, wenn da nicht die Neigung zur Lethargie gewesen wäre, die von der Sonne ausgelöst wurde.

Doch blieb es weder Corrine noch irgendjemandem sonst, der auch nur ein bisschen vertraut war mit dem unbeschwerten Charakter von Noah, verborgen, dass Noah überaus angespannt wirkte.

»Nun«, sagte Corrine schließlich viel gelassener, »was verschlägt dich in unseren Winkel der Welt?«

»Oh, ich komm nur zu Besuch«, sagte der König leichthin und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, als sie beiseitetrat, um ihn hereinzulassen. »Kane ist nicht da«, stellte er fest.

»Nein. Er ist gerade bei Jacob.«

Sie sah, wie bei der Erwähnung seines Schwagers das Lächeln des Königs automatisch breiter wurde. Belustigt dachte Corrine, dass seine Zuneigung zu ihm nicht zu übersehen war. Im Gegensatz zu den Menschen waren die Dämonen nicht an die verwirrenden Rituale gebunden, die der Offenlegung der Gefühle für jemanden vorausgingen. Im Grunde konnte man behaupten, dass sie ihr Herz auf der Zunge trugen, in einem knalligen Rot mit Neonschrift, die sofort verriet, welchen Stellenwert jemand im Herzen eines anderen hatte.

Das gehörte zu den Dingen in der reichen Kultur der Dämonen, die sie zu schätzen gelernt hatte. Doch es erheiterte Corrine noch immer, wie offen Noah seine Sympathie für Jacob zeigte. Doch sie begriff, dass Noah und Jacob durch eine ganz besondere Freundschaft verbunden waren, wie sie nur zwischen zwei Männern mit außergewöhnlichen und sehr verschiedenartigen Fähigkeiten möglich war.

Trotzdem war sie neugierig, weshalb Noah vorbeigekommen war. Ihre Schwester und ihr Schwager standen Noah sehr nah, dennoch galt seine Zuneigung nicht der ganzen Familie. Zu behaupten, sie und Kane seien besonders enge Freunde des Königs, wäre eine Übertreibung. Natürlich war Noah ihnen wohlgesonnen und schätzte sie genauso wie jedes andere Mitglied des Dämonenvolks, aber es wäre ungewöhnlich gewesen, wenn sich der Monarch ohne einen bestimmten Grund an sie gewendet hätte.

Also betrachtete Corrine ihn erwartungsvoll, als er ihr behagliches Haus betrat und sich interessiert umsah. Er war vorher schon einmal da gewesen, doch hatten die Umstände ihm nicht erlaubt, der Einrichtung und der weiblichen Note der Einrichtung, die Corrine ausgesucht hatte, besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Aber einen König drängte man nicht, seine Angelegenheiten offenzulegen, weshalb Corrine erst einmal mit ihm plauderte und abwartete, bis er selbst darauf zu sprechen kam.

»Warum besuchst du nicht deine Schwester, während Kane bei Jacob ist?«, fragte der König im Plauderton, und sein starker Akzent klang wie eine ältere Version von dem ihres Mannes. Noah war über ein halbes Jahrtausend älter als Kane. Wie bei Jacob kam Noahs elegant verdrehtes Englisch von der alten Dämonensprache selbst, die er sprechen konnte, bevor er Englisch gelernt hatte.

»Ich sehe sie ziemlich oft«, versicherte sie ihm und lehnte sich lässig in den bogenförmigen Durchgang zum Wohnbereich, den Noah fasziniert in Augenschein nahm. »Ich habe mir einen Tag freigenommen von meiner ausgelassenen Nichte. Leah durchläuft gerade die Dämonen-Druiden-Version dieses schrecklichen Zweiergespanns, und glaub mir, ich habe ein bisschen Zeit für mich verdient. Vor allem, wo Samhain vor der Tür steht. Sobald deine Vollstrecker ihre Arbeit aufnehmen, werde ich ziemlich viel babysitten.«

»Natürlich«, stimmte Noah zu, und sein Tonfall klang, ob bewusst oder unbewusst, ein wenig düster. »Und ich glaube, Leah ist ein Dämon. Obwohl sie zum Teil Mensch und zum Teil Druidin ist, wenn man die Abstammungslinie ihrer Eltern anschaut, können ihre Kinder … das heißt, jedes Kind von einem Dämonen und einem Druiden kann nur eines von beiden sein. Deshalb konnten die beiden Völker über Generationen getrennt voneinander sein. Natürlich wissen wir das erst dann sicher, wenn die Fähigkeiten eines Dämons in ihr erwachen … aber die Prophezeiung spricht von Leah als einer neuen Art von Dämon.« Noah brach ab, was Corrine nur noch neugieriger machte, während er auf eine Weise mit einer kleinen Statue herumspielte, die eigentlich nicht zu dem unerschütterlichen König passte. »Deine Schwester wird die nächsten Abende ziemlich beschäftigt sein. Ich habe mich schon gefragt, wem sie Leah wohl überlassen würde, wenn man bedenkt, dass einem Dämonen während Samhain nicht so recht zu trauen ist.«

Wieder brach er ab und kämpfte mit sich selbst. Corrine war natürlich vertraut mit den Problemen, die ein heiliges Fest wie Samhain und die Mondphasen davor und danach für die Dämonen mit sich brachten. Aber sie kannte auch die Chancen.

Es war ein Samhain-Vollmond gewesen, der sie und Kane zusammengeführt und ihr ein wunderbares neues Leben voller Leidenschaft und Liebe gebracht hatte. Doch dieser Vorgang hatte sie beinahe zugrunde gerichtet. Corrine verstand Noahs Furcht. Außerdem war der König nicht verheiratet oder geprägt, wie die Dämonen es nannten, und das machte es noch schwerer für ihn. Corrine hatte keine Anzeichen dafür festgestellt, dass Noah die Kontrolle verlor, doch war sie darin keine Expertin. Was sie allerdings sehen konnte, war, dass er beunruhigt wirkte.

Noahs Zurückhaltung war legendär und einzigartig, und Gelassenheit zeichnete ihn aus. Diese wurde nur erschüttert, wenn seine Familie in Gefahr war. Selbst eine Gefahr für die gesamte Gemeinschaft konnte ihn nicht so aus der Fassung bringen.

Trotz der sanften Warnung in ihrem Hinterkopf schob Corrine Geduld und Protokoll beiseite und seufzte. »Noah, kann ich dir irgendwie helfen?«

Noah sah von der kleinen Gestalt auf, die er betrachtet hatte, und der Blick seiner grau umwölkten Jadeaugen traf ihren auf eine Weise, wie es nur jemandem von königlicher Abstammung gelang. Noah war kein grausamer oder besonders strenger Monarch, doch war er jemand, der an die Privilegien gewöhnt war, die diese so schwer erkämpfte Position mit sich brachte. Dämonen wählten ihr königliches Oberhaupt nur nach dessen Verdiensten und nicht nach der Herkunft.

»Komm schon«, drängte sie den König sanft und trat in den Raum, damit ihre Körperwärme sich mit seiner Aura verband. Es war ein Trick, den sie von Kane gelernt hatte. Die beste Art, um das manchmal explosive Temperament eines Feuerdämons zu bezähmen, war, wie er ihr verraten hatte, ihre Wärmeenergie und ihre positiven Absichten so nah heranzubringen, dass sie eine beruhigende Wirkung entfalteten. »Mir ist bewusst, dass dir an Kane und mir genauso viel liegt wie an allen anderen, aber es ist nicht deine Art, einfach hereinzuschneien, um ein bisschen zu plaudern. Meine Schwester liebst du vielleicht so, aber nicht mich.«

Noah blickte auf seine Füße und lachte leise, ein kurzes Geräusch, dem ein reuevolles Kopfschütteln folgte. »Du beschämst mich«, sagte er leise. »Mir war nicht klar, dass es so offensichtlich ist, dass ich jemanden bevorzuge.«

»Um ehrlich zu sein, da bin ich lieber benachteiligt«, neckte sie ihn mit einem koketten Lächeln. »Wenn du jemanden liebst, Noah, bekommt er eine besondere Position in deinem Kreis von Beratern oder in deiner Verteidigungsarmee. Liebe von mir aus meine Schwester, Noah, aber lass mich bitte in Ruhe!«

Noah musste schließlich lachen. Er warf den Kopf zurück, und die rötlichen Strähnen in seinem ebenholzfarbenen, sanft gelockten Haar schimmerten in dem gedämpften Gaslicht, das den Raum erleuchtete.

Sein Lachen war ansteckend, und Corrine fiel mit ein. Es erleichterte sie auch, es zu hören, und zu sehen, wie seine ernste Stimmung oder die Bedrückung sich ein wenig löste.

»Vielleicht hast du gerade genau das Gegenteil von dem erreicht, was du wolltest, Corrine. Ich glaube, ich habe die Wärme und die Offenheit, die in deiner Familie herrschen, bisher nicht richtig zu schätzen gewusst. Ich habe die eine Schwester gewürdigt und die andere übersehen. Dafür bitte ich um Verzeihung.« Er machte eine höfliche Verbeugung, und sie trat lächelnd ein paar Schritte zurück.

»Verdammt, wenn du mich zu einem Ratsmitglied machst oder so etwas, rastet Kane aus«, scherzte sie.

»Tut mir leid. Im Großen Rat sind nur Ältere erlaubt.«

»Dann erklär mir das mit meiner Schwester!«, verlangte sie und erinnerte ihn daran, dass Isabella erst knapp dreißig Jahre alt war und nicht mindestens dreihundert, wie es eigentlich gefordert war.

»Nun, das ist etwas anderes. Sie ist eine Vollstreckerin.«

»Ja, ja.« Corrine machte eine wegwerfende Handbewegung, wie sie nur eine ältere Schwester gegenüber den Verdiensten ihrer jüngeren machen konnte. »Zwing mich nicht dazu, dir vorwerfen zu müssen, dass du schon wieder das Thema wechselst, Noah.«

»Gott bewahre!«, versicherte er ihr, und sein Blick wurde wieder ernst. Diesmal gab sie ihm ein paar Minuten, damit er seine düsteren Gedanken ordnen konnte. »Ich habe eine ganze Weile mit mir gerungen, ob ich zu dir gehen soll, Corrine«, begann er schließlich. Der König machte ein paar Schritte von ihr weg und drehte sich dann zu ihr um. Corrine sah, wie er die Hände gegeneinanderrieb, als wollte er die Kälte bannen. Die Vorstellung eines Feuerdämons, dem kalt war, war absurd. Sie biss sich auf die Zunge, um nicht erneut zu weit zu gehen.

»Seit wir dich und Isabella aufgenommen haben, haben wir erst drei weitere Druiden gefunden. Kannst du mir sagen, warum? Was denkst du, ist der Grund dafür?«

Die Frage kam aus heiterem Himmel, doch wenn Noah in die Richtung steuerte, die sie vermutete, war sie vielleicht gar nicht so abwegig.

»Ich habe nur eine Theorie«, antwortete sie bereitwillig. »Niemand hat gewusst, dass es überhaupt noch Druiden gibt. Alle Dämonen haben gedacht, dass die Druiden in dem Krieg vor tausend Jahren vernichtet worden sind.« Corrine wusste, dass er die Geschichte kannte, also fasste sie sich kurz. »Doch als Jacob Bella begegnet ist und als Kane mich zum ersten Mal berührt und unsere inaktive Druiden-DNA zum Leben erweckt hat, wurden wir eines Besseren belehrt.«

»Eine harte Lektion«, stellte Noah fest.

»Ja«, stimmte sie zu. Sie legte den Kopf schräg und setzte ein kleines ironisches Lächeln auf. »Du weißt ja, dass ein Druide, sobald seine Gene zum Leben erweckt wurden, ziemlich nah bei dem Dämon bleiben muss, der sein passender Prägungspartner wird. Weil Kane und ich gleich nach unserem ersten Beisammensein getrennt wurden, war ich von seiner Energie abgeschnitten und musste die Qualen erdulden.

Bei Bella war die Aufnahme von Energie sofort möglich. Wegen des Energiemangels, den Gideon mit einem Gehirnschaden vergleicht, hat es ungefähr ein Jahr gedauert, bis wir überhaupt herausgefunden haben, dass mein eigentliches Talent darin besteht, die verborgenen Druidenhybriden aufzuspüren, die genau für die Dämonen bestimmt sind.« Sie warf ihm ein schiefes Lächeln zu. »Also bezieht sich der erste Teil meiner Antwort auf den Rückschlag, den ich am Anfang erlitten habe, als ich Druidin wurde, weil es tatsächlich keinen anderen Weg gibt, diesen druidischen Anteil zu bestimmen, der irgendwo unter Millionen Menschen schlummert.«

Corrine stieß einen tiefen Seufzer aus.

»Der Rest der Schuld liegt allerdings bei den Dämonen«, sagte sie. »Ich bin jetzt im Vollbesitz meiner Kräfte, Noah. Seit gut einem Jahr. Ich habe kein Geheimnis aus meinen Fähigkeiten als Druidin gemacht. Aber ich muss trotzdem warten, bis ihr Dämonen freiwillig kommt, um nach eurem Partner zu suchen.« Sie ließ einen enttäuschten Blick über ihn gleiten. »Sie sind unglaublich stur. Warum nur drei weitere Druiden, fragst du? Weil nur drei Dämonen gekommen sind und mich um Hilfe gebeten haben. Ich kann nicht hinter den Dämonen herlaufen und ihnen meine Hilfe aufdrängen. Sie müssen offen und bereit sein, mich bei meiner Suche zu unterstützen. Und die drei, die zu mir gekommen sind? Sie rochen nach der geistigen und körperlichen Verzweiflung von Beltane und Samhain.

Ich bin sicher, sie sind nur deshalb zu mir gekommen, damit sie nicht etwas tun, was eine Bestrafung durch die Vollstrecker bedeutet hätte.« Sie stieß ein bitteres Lachen aus. »Ich nehme an, man hält mich für das kleinere Übel. Lieber mit einem Druidenpartner geschlagen sein, als die Vollstrecker am Hals zu haben.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht! Als Menschen sehnen wir uns ein ganzes Leben lang nach dem seelenverwandten Partner, und die meisten kommen nicht einmal annähernd dahin. Wir sind verletzt und erschöpft, weil wir immer wieder scheitern. Und ihr habt durch mich das Instrumentarium, um ihn garantiert zu finden, und dann tut ihr so, als wenn es sich um einen Zahnarztbesuch oder um eine Krankheit handeln würde! Vielleicht kannst du mir das erklären, denn ich begreife es nicht.

Liege ich falsch, wenn ich sage, dass ihr alle mit Märchengeschichten groß geworden seid, in denen es um die wundersame Prägung geht?« Sie bemerkte, dass sie einen Nerv getroffen hatte, als der König sie nicht länger ansah und unbehaglich von einem Bein aufs andere trat. »Wenn mir plötzlich erzählt würde, dass Aschenputtel und Dornröschen wahr wären und dass es nur darum ginge, an eine bestimmte Tür zu klopfen, um meinen Märchenprinzen zu finden, würde ich mich doch augenblicklich auf den Weg machen.« Sie lächelte und wurde rot, als sie sich daran erinnerte, wie sie sich zum ersten Mal mit dem perfekten Mann verbinden wollte. Sie rief sich die unleugbare Sehnsucht nach Vereinigung mit Kane ins Gedächtnis. »Ich hatte noch nie etwas von der Prägung gehört«, sagte sie leidenschaftlich. »Es war nicht Teil meiner Volkskunde. Trotzdem habe ich sie mit großer Freude und Dankbarkeit angenommen. Warum können deine Leute das nicht?«

Der König antwortete nicht sofort auf die treffende Frage. Stattdessen blickte er sie direkt an und legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf, damit sie ihm in die Augen sah. Irgendwie gelang es Corrine, unter dem durchdringenden jadegrünen Blick ruhig und entspannt zu bleiben. Sie hatte keine Ahnung, was er zu ergründen suchte, doch sie nahm an, dass er es finden musste, bevor er antwortete.

»Du hast mich ganz schön in die Falle tappen lassen, was?«, warf er ihr ohne Groll vor.

Corrine versuchte nicht, die Unschuldige zu spielen.

»Noah, du bist der König und du bist ungebunden. Wenn du nicht zu mir kommst, wo du dich so offensichtlich danach sehnst, wo du es so offensichtlich brauchst, warum sollte einer von deinen Leuten es dann tun?«

»Bin ich so leicht zu durchschauen?«, fragte er, und seinem Tonfall konnte man seine Qual anmerken, während er die Hand reflexartig fest um ihr Kinn schloss.

»Ich würde sagen … seit dein Feldherr die Lykanthropenkönigin geheiratet hat. Er war der letzte Junggeselle in einer hohen Stellung aus deinem unmittelbaren Umfeld. Zuerst Jacob, dann Gideon und deine Schwester, und dann hat sich Elijah in Siena verliebt; das war kurz bevor du so griesgrämig geworden bist.«

»Verdammt«, fluchte Noah leise und ließ sie unvermittelt los. Er machte eine paar Schritte weg von ihr und fuhr sich erregt durch das Haar.

Plötzlich bemerkte Corrine die telepathische Anwesenheit ihres Gatten, der aufmerksam geworden war. Er war nicht einverstanden damit, wie Noah sich ihr gegenüber verhielt, doch sie wies ihn entschlossen ab und sagte ihm, er sollte sich um seinen eigenen Kram kümmern und das Gespräch mit Noah als privat ansehen. Kane respektierte ihren Wunsch, dem König Respekt zu erweisen, und zog sich erstaunlich rasch zurück.

»Du musst verstehen«, sagte Noah schließlich, während er aus dem Fenster starrte, »es ist ziemlich lange her, dass die Prägung ein Thema war und wir uns damit beschäftigen mussten. Jahrhundertelang war es so selten wie … wie …«

»Ein Schneeball in der Hölle?«, schlug sie vor.

Diesmal war Noah nicht zum Lachen zumute. Seine Finger schlossen sich zu einer Faust, die er gegen den Fensterrahmen presste. »Ach, die Hölle.« Er schüttelte den Kopf. »Die menschliche Vorstellung von der Hölle hat mich immer amüsiert, vor allem die Vorstellung, dass sie hauptsächlich von Dämonen besetzt sein soll. Ich muss zugeben, da ist was dran, Corrine. Ich schlafe jeden Tag bei Sonnenaufgang ein, aber ich finde keine Ruhe. Das liegt daran, dass ich meine persönliche Hölle aufsuche, wo Schönheit, Freude und befriedigende Gefühle immer genau außer Reichweite sind. Ich träume von ihr. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, träume ich von der Frau, die du für mich finden sollst. Seit sechs Monaten träume ich jeden Tag von ihr.«

Corrine zuckte zusammen, als er ihr diese Information so voller Schmerz preisgab. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass es eine solche Qual sein konnte. Ein halbes Jahr lang jede Nacht vom perfekten Partner zu träumen, das musste die Hölle sein für ein Wesen, das so intensiv empfinden konnte wie Noah.

»Warum bist du nicht früher gekommen?«, fragte sie schließlich, und sie wusste, dass es das war, was ihn zu ihr geführt hatte.

»Weil ich der König bin, meine liebe Druidin. Du stammst aus einer Kultur, der das längst nicht mehr so viel bedeutet wie uns, doch bestimmt hast du eine Vorstellung davon bekommen, seit du mit Kane zusammenlebst.«

»Ja, das habe ich. Zumindest weiß ich inzwischen, dass alle Dämonen unter deiner Herrschaft erwarten, dass du um des Königreichs willen nicht allein bleibst.« Corrine stellte sich breitbeinig hin und stemmte die Hände in die Hüften. »Tatsache ist doch, dass jeder Dämon, den ich kenne, bei dieser Vorstellung lachen würde. Gib dafür die Schuld nicht deinem Volk, Noah. Ich bin vielleicht keine Expertin, was dein Volk betrifft, aber ich weiß, dass deinen Leuten nichts lieber wäre, als wenn du deiner seelenverwandten Gemahlin dein Herz schenktest. Also lassen wir den Quatsch und kommen wir endlich zum eigentlichen Grund, warum du Tag für Tag lieber im Bett gelegen und dich lieber gequält hast, als zu kommen und um Hilfe zu bitten.«

»Verdammt«, bellte er und schlug mit der Faust so fest gegen den Fensterrahmen, dass das Glas klirrte. »Hat dein Mann dir nicht beigebracht, wie man mit jemandem in meiner Position spricht?«

»Ah, leck mich doch«, polterte Corrine, und das Temperament, das in ihrer Familie lag, ging mit ihr durch. »Wenn es dir nur darum geht, dem Protokoll und diesem ganzen selbstherrlichen Quatsch zu folgen, dann verschwende lieber nicht meine Zeit!« Sie trat näher zu ihm hin, obwohl ihr Ausbruch die Luft um ihn herum ziemlich erhitzt hatte. »Wenn du ein richtiger Monarch wärst, würdest du die Gelegenheit nutzen und deinem leidenden Volk mit gutem Beispiel vorangehen. Und es leidet wirklich, Noah. Je länger sie ohne Partner sind, desto eher werden sie ihrem Instinkt nachgeben und die Gesetze brechen und Unschuldige in Gefahr bringen. Du bist ein außergewöhnlicher Anführer und Gelehrter. Aber wo bleibt dein Verstand, wenn es um diese Sache geht? Kane hat mir erzählt, dass du seit Jahrhunderten nach einem Heilmittel für das Leiden suchst, das deine Leute in den Heiligen Nächten überkommt. Also, hier ist es, Noah«, sagte sie heftig und stieß sich mit dem Finger gegen die Brust. »In mir! Komm zu mir. Und sorg dafür, dass sie zu mir kommen.«

»Corrine …«

»Was ist? Was für eine Ausrede hast du jetzt wieder?«, schimpfte sie.

»Keine Ausrede«, versicherte er ihr leise. »Nur ein Bekenntnis. Ein Bekenntnis der einen Wahrheit, die hinter all den Fragen steckt, die du ganz zu Recht stellst.«

»Und das wäre?«, verlangte sie zu wissen.

»Angst«, antwortete er mit einem Seufzen. »Ganz einfach Angst.«

»Angst?« Corrine starrte ihn verblüfft an. »Wieso um Gottes willen sollte dir eine Prägung Angst machen? Noah, bist du blind? Hast du nicht gesehen, wie viel neue Liebe es in den letzten drei Jahren um dich herum gegeben hat?«

»Ja, natürlich«, sagte er ungeduldig, während er sich zu ihr umwandte und sie anblickte. »Ich habe ja schließlich Augen im Kopf und Gefühle. Ich sehe, wie ihr umeinander kreist wie kleine Planeten, tief in eurer kleinen Welt und die Blicke ineinander versunken. Ich schaue es mir an, bis ich blind bin vor Eifersucht, Corrine!«

»Noah, bitte … vergib mir«, bat sie ernst und mit vor Bestürzung gerunzelter Stirn. »Das verstehe ich nicht. Beim besten Willen nicht. Was ist das für eine Angst? Warum bist du eifersüchtig, wo ich dir diese Freude doch schenken kann? Du bist so klug, aber ich kann keine Logik darin erkennen.«

»Ich habe Angst …« Er zögerte, denn es war ein Satz, der ihm fremd war und der bitter klang. »Ich habe Angst, dass ich zu spät dran bin.«

»Noah …«

»Sie hat so gelitten. Sie hat so viel durchgemacht, und ich war nicht da, um es ihr zu ersparen«, gestand er hastig. »Ich weiß nicht, was es war oder ob sie noch immer leidet, denn ihre Gefühle sind so wechselhaft. Ich habe Angst, sie zu mir zu nehmen, sie in dieses Leben zu zwingen. Königin an meiner Seite zu sein, das ist kein einfaches Leben, Corrine. Es ist gefahrvoll für sie – vor allem nach dem, was vor Kurzem passiert ist. Sie würde eine Zielscheibe sein. Natürlich würde sie von den meisten akzeptiert werden, aber diejenigen, die sie nicht akzeptieren, können in ihrem Urteil brutal sein, wie du von deiner Schwester weißt. Ich frage dich, wie ich guten Gewissens eine ohnehin schon gepeinigte Seele aus eigennützigen Bedürfnissen in meine Welt holen soll, obwohl ich das alles weiß?«

»Noah«, sagte Corrine überrascht. »Noah, du holst sie hierher, um sie zu lieben. Es gibt keine Not in der Welt, die durch diese Art von Liebe, die Prägung, nicht gelindert werden kann! Du hast selbst gesagt, dass du nicht weißt, ob sie noch immer leidet. Willst du sie leiden lassen, willst du, dass es so weitergeht, wo du doch weißt, dass du es beenden kannst?«

Noah gab einen verzweifelten Laut von sich, und seine Augen verdunkelten sich zu einem Grau. Der Gedanke war schrecklich, und er durchfuhr ihn wie tausend scharfe Messer. Mit einem einzigen Satz hatte Corrine seine törichten Vorstellungen von Edelmut in eine schreckliche Wahrheit verwandelt. Er hatte auf einmal das überwältigende Gefühl, dass er Zeit verschwendet hatte. Er begriff jetzt, dass die Zeit ein böser Feind war und dass er sich in einem tödlichen Wettlauf mit ihr befand.

»Sag mir, wie«, verlangte er. »Hilf mir, Corrine.«

Die unglückliche Prinzessin

Ein Dämonenmärchen

Die Liebesgeschichten über die Prägung mochten zwar ganz hübsch klingen, doch Sarah war sehr praktisch veranlagt für eine Prinzessin. Sie wusste, dass ihr Vater auf ein Wunder wartete, und sie wusste auch, dass sein verzweifelter Versuch, die Möglichkeiten zugunsten des Königshauses zu beeinflussen, sie wahnsinnig machen würde. Derzeit bedeutete das, sie nett auf ihren Thron zu setzen und als herausgeputzte Trophäe feilzubieten. Es war, als würde man auf einem Floß in einem Meer voll gieriger Piranhas treiben, und Sarah war nicht so dumm, auch nur einen Zeh ins Wasser zu stecken, damit sie nicht bis auf die Knochen abgenagt wurde. Also bemühte sie sich, so kalt und abweisend zu sein, dass niemand es wagen würde, ihr zu nahe zu kommen.

Genau da betrat der Vollstrecker das Spielfeld.

Sofort ging ein Frösteln durch die Reihen der Teilnehmer und durch die Menge auf den Tribünen. Man konnte genau sehen, wie sie erschauerten, Erwachsene wie Kinder, und ein Raunen erhob sich in der Menge. Die Feindseligkeit und, ja, der unverhohlene Hass, den jeder diesem mächtigen Mann gegenüber empfand, der für die Einhaltung der Gesetze des Königs sorgte und brutale, erniedrigende Strafen vollstreckte, war zu spüren.

Sarah zitterte unwillkürlich, als sie sah, wie der Vollstrecker die Arena durchschritt und die Gefühle, die er um sich herum auslöste, gar nicht zu bemerken schien. Wenn sie ehrlich war, musste sie, Angst und Vorurteil einmal außer Acht gelassen, sich eingestehen, dass sie allein von seiner Kühnheit eingeschüchtert war. Wäre er ein Krieger gewesen, hätte er sich bestimmt in der Schlacht einen Namen gemacht und Wettkämpfe wie diesen hier gewonnen. Doch seine Schlachten wurden gegen das eigene Volk geführt.

In ihrer Vorstellung war er der eine wirkliche Bösewicht. Der vom König geduldete Bösewicht.

Sein Name war Ariel, ein viel zu engelhafter Name für jemanden, der die Rolle des Bösen spielte. Er trug einen Oberlippen- und Kinnbart, der perfekt gestutzt war. Buschige dunkle Brauen standen schräg über den Augen, und sein Haar war kaum lang genug für den Zopf, zu dem es im Nacken gebunden war. Sein Haar war kohlrabenschwarz, doch der seidige Glanz war wunderbar und schimmerte fast dunkelblau im hellen Mondlicht.

Erst da hob er die Lider mit den dichten Wimpern, und zum Vorschein kamen eisblaue Augen, die jeden, der dem Vollstrecker gegenüberstand, sofort einschüchterten. Sie waren kalt und funkelnd wie geschabtes Eis.

Und sie blickten Sarah direkt an.

Die Prinzessin spürte, wie ein neuerlicher Kälteschauer sie durchfuhr, und sie bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Ihr kindisches Benehmen war augenblicklich vergessen, und sie setzte sich gebieterisch in Positur, wie es ihrem Stand entsprach. Wegen seines Schnurrbarts konnte sie nicht genau sagen, ob das ein Lächeln war, mit dem er sie verspottete, doch in seinen Augen lag kalte Belustigung.

Kühn ging er auf die Stufen zu, die zu ihrer Loge hinaufführten, und achtete gar nicht auf das erschrockene Gedränge mächtiger Dämonen, die sich beeilten, ihm den Weg freizumachen und ebenfalls auf sicheren Abstand zu gehen. Auch Prinzessin Sarah hatte Angst, ihr Herz pochte wild und ihre Hände wurden feucht. Doch sie umklammerte die Armlehnen des Throns und zwang sich zu einem Lächeln, um ihm zu beweisen, dass er sie nicht einschüchtern konnte, obwohl sie ihm noch nie so nah gewesen war, wie sie es jetzt gleich sein würde.

Das Erste, was sie hören konnte, war der langsame und gleichmäßige Rhythmus eines Herzschlags.

Sie hob das Kinn, spürte die Kühle, die darüberfuhr, als sie es von dem warmen Kissen hob. Der Herzschlag wurde schwächer, als sie den Kopf höher hob und blinzelte.

Das Nächste, was sie bemerkte, war dieser durchdringende, betäubende Geruch. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, war er da. Der Geruch hatte Temperatur, falls das möglich war. Erhitzt, doch nicht ganz offenkundig. Auf einigen Ebenen war er mild, wie leichtes Moschus und spielerische Männlichkeit.

Auf anderen Ebenen war er feuriger. Gehaltvoll und rauchig.

Ja, das war es.

Rauchig. Geräucherte Zeder, glimmender Ahorn und ein süßer Hauch von Apfelholz.

Es war derselbe Geruch, der sie seit Monaten umgab. Er verfolgte sie ständig, manchmal geradezu aufdringlich, dann wieder auf unerklärlich leidenschaftliche Weise, die sie dazu brachte, sich zu winden.

Er mochte es nicht, wenn sie von ihm abrückte, was sich in der besitzergreifenden Art zeigte, mit der er ihr glattes Haar packte. Sie wusste ganz instinktiv, dass er fasziniert war von ihrem Haar. Dauernd berührte er es und hielt sie daran fest und zog es an die Lippen.