Schloss Meersburg am Bodensee: Annette von Droste-Hülshoffs Dichertheim (Biografie) - Thekla Schneider - E-Book
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Schloss Meersburg am Bodensee: Annette von Droste-Hülshoffs Dichertheim (Biografie) E-Book

Thekla Schneider

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Beschreibung

Dieses eBook: "Schloss Meersburg am Bodensee: Annette von Droste-Hülshoffs Dichertheim (Biografie)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) war eine deutsche Schriftstellerin und Komponistin. Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen. Annette von Droste-Hülshoff nahm ihre literarische Arbeit sehr ernst und war sich bewusst, große Kunst zu schaffen. Ihre Balladen wurden berühmt (Der Knabe im Moor), wie auch ihre Novelle Die Judenbuche. Ein wichtiges Dokument tiefer Religiosität ist ihr Gedichtzyklus Das geistliche Jahr, in dem aber - typisch für die Zeit - auch die Zerrissenheit des Menschen zwischen aufgeklärtem Bewusstsein und religiöser Suche gestaltet wird. Die Ausführungen in diesem Werk werden heute als autobiographisch erachtet, da sie über 20 Jahre an dem gesamten Zyklus arbeitete. Thekla Schneider (1854-1936) war eine deutsche Schriftstellerin. Schneider veröffentlichte Gedichte und Erzählungen sowie biografische Bücher über Annette von Droste-Hülshoff.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Thekla Schneider

Schloss Meersburg am Bodensee: Annette von Droste-Hülshoffs Dichertheim (Biografie)

e-artnow, 2015 Kontakt: [email protected]
ISBN 978-80-268-4703-8

Inhaltsverzeichnis

Vor tausend und mehr Jahren
Im neuen Heim
Der Freund
Geistes- und Herzensfrühling
Getrennt, nicht geschieden
Das Rebhäuschen
Besuche sind da
Der Blinde
Die literarische Welt und der Freundeskreis in der Turmstube
Die Landschaft des inneren Lebens
Vor den Toren der Ewigkeit
Im Schatten des Hügels
Der Burgherr an der Grenze seines Lebens
Der Lorbeer grünt

Vor tausend und mehr Jahren

Inhaltsverzeichnis

Wohl gibt es keine Gegend, wo der Griffel der Weltgeschichte tiefere Einschürfungen gemacht hätte, als am Bodensee.

An seinen Ufern hat sie ihre Runen eingegraben, und eine der gewaltigsten ist das alte Felsenschloß, die Meersburg.

Stolz und ehrwürdig grüßt es uns von der Höhe.

Jeder Steinklotz, aus denen diese Mauern gebildet sind, erzählt, daß die Geschichte mit mächtigem Schritt über sie hingegangen.

Meersburg, die Burg sowohl, wie die Stadt, haben nicht mehr die Bedeutung, die sie früher besessen.

Ihr Glanz, ihr Ruhm ist erloschen. Ihre Größe liegt in der Vergangenheit. Aber, wenn die Sonne im Westen steht und ihre Fenster vergoldet, wenn die Abendschleier sich niedersenken, wenn der Mond heraufsteigt und Mauern, Türme und Zinnen mit Silberflören umspinnt, wenn der Sternenhimmel sein Zelt ausspannt und sich verdoppelt im Widerscheine des Sees, dann ist es, als ob die alte Felsenburg in einer ewigen Verklärung vor uns stehe und nur noch, mit dem Säntis und allen Bergen dort drüben, auf den Posaunenstoß warte zum Weltgericht.

Vor 1500 Jahren war das Ufer von Meersburg ein großer, mächtiger Felsen, der jäh in den See abfiel.

Dicht am Wasser standen ein paar Fischerhütten, Boote, Kähne, lagen davor mit Ruder, Segel und Fischergeräten.

Das Land gehörte zu Alemannien, aber, wie vordem die Römer, waren die Franken eingedrungen und errichteten, wie jene, an vielen Orten feste Plätze, um ihre Herrschaft zu behaupten.

Der Frankenkönig Dagobert I. machte den Anfang; er baute auf der flachen Höhe des Felsen einen viereckigen Turm.

Es mag ein Anblick gewesen sein, als die Dienstmannen des Königs vom Ufer des Sees herauf, die großen Findlinge und Kiesblöcke wälzten, um 2-3 Meter dicke Mauern daraus aufzuführen.

Der Turm, der heute noch den Namen seines Erbauers trägt, diente zur Bewachung der Schiffahrt und namentlich zur Überwachung der Landungsstelle unten am See, welche ebenfalls das Werk Dagoberts war.

In kluger Berechnung hatte er sie errichtet. Hier an der Ecke, wo die großen Heerstraßen von Augsburg und Ulm endeten, war der günstigste Punkt dazu.

Handel und Verkehr stauten sich hier. Damit war auch der Grund zur Stadt Meersburg gelegt. Wo Menschen zusammenkommen ist Leben, Wachstum und Gedeihen. Das Gewerbe fing an zu blühen, namentlich auch die Produkte des Bodensees, Weinbau und Fischerei, was von ältesten Zeiten gepflegt wurde, kamen zu Ansehen und Geltung.

Der Turm auf der Felsenhöhe blieb nicht allein. Dagoberts Nachfolger bauten weiter daran; Mauer an Mauer wurde aufgeführt, freundliche Gelasse und düstere Gewölbe. So entstand im Laufe der Jahrhunderte eine Burg, die in der Folge ihre Besitzer vielfach wechselte.

Von den Frankenkönigen ging sie an das Geschlecht der Welfen über; im 12. Jahrhundert aber ward sie schon Eigentum der Hohenstaufen, während die Stadt unter der Oberhoheit der Fürstbischöfe von Konstanz stand. Es lag letzteren viel daran, diese zu besitzen, da sie die Verbindung herstellte zwischen dem nordöstlichen und südwestlichen Teil des Herzogtums Schwaben.

Die Stadt hatte ein ausgebildetes Gemeinwesen, Zunft-, Trink- und Ratstuben und war von einer Mauer umfriedet, durch die drei Tore führten.

Die Burg erhob sich über der Stadt wie eine Krone, die ihre Strahlen über sie warf.

Was hat dieses Felsenschloß nicht alles gesehen!

Kriegerische Fehden, wilde Zechgelage, glänzende Turniere.

Geistliche und weltliche Würdenträger, Kammerboten von fremden Höfen, Bischöfe, Äbte, Prälaten mit ihrem Gefolge sind hier abgestiegen und andere hohe Gäste.

Wie oft widerhallten diese Mauern vom Dröhnen der Schilde, von Waffengeklirr, von fröhlichem Hörnerschall, wenn es zur Jagd ging hinaus in den nahen Wald, von Becherklang und Gesang beim festlichen Mahle.

Zeuge ist die Burg gewesen von Gutem, von Bösem, von Edlem und Gemeinem. Die zarten Lieder der Minnesänger, eines Burkhard von Hohenfels, Hugo von Langenstein schlummern in diesen Wänden, neben Lüge, Verrat, Verleumdung, von verbrecherischem Munde gesprochen.

Hier wurde geliebt und gehaßt, gelacht und geweint, gebetet und geflucht. In den Verließen modern noch Gebeine von Gefangenen, die nach lebenslanger Kerkerhaft ihr Leben hier geendet.

Eine lichte Gestalt tritt uns auf der Meersburg entgegen. Der jugendliche Staufe Konradin.

Seht ihr ihn nicht dort oben stehen, wie er sein blondes, mit dem goldenen Stirnreif geschmücktes Lockenhaupt ans Fensterkreuz lehnt! Das purpurne, hermelinverbrämte, lange Gewand schmiegt sich weich an seine Glieder; an dem mit Edelsteinen besetzten Gürtel hängt das Schwert, aber im Arme trägt er die Laute...

Sein Blick ist in die Ferne gerichtet nach den Bergen, hinter denen das Land seiner Sehnsucht liegt – Italien!

Hier im Hofe hat er sein Streitroß getummelt; hier hat er seine Jugendträume geträumt. Hier in der Laube hat er den weisen Worten und Mahnungen seines getreuen Mundwalts, des Bischofs Eberhard von Konstanz, gelauscht.

Hier im Saale ließ er sich von den Gesandten aus Italien zum Feldzug gegen Karl von Anjou überreden – hier... hier auf dem Dagobertsturm ist das Hohenstaufenbanner mit den drei Löwen auf immer gesunken, als die Kunde nach der Burg gebracht wurde, das jugendschöne Haupt Konradins sei unter dem Beile des Henkers gefallen. –

Konradin hatte die Meersburg seinem Oheim und Mundwalt Bischof Eberhard von Konstanz erblich vermacht; derselbe richtete sie als Sommerresidenz ein, was sie auch zunächst unter seinen Nachfolgern blieb.

Ein blutiges Ereignis verzeichnen die Annalen von Meersburg im Jahre 1334, als Nikolaus von Kunzingen zum Bischof gewählt worden war.

Infolge einer Gegenwahl entbrannte ein heftiger Streit.

Kaiser Ludwig, der seinen Neffen auf den Bischofsitz bringen wollte, zog mit einem Heere gegen Meersburg und belagerte es 3 Monate lang, während welchen Burg und Stadt tapfer aushielten.

Am Dreifaltigkeitssonntag kam es zu einer blutigen Schlacht zu Wasser und zu Land. Auch auf dem See gab es ein furchtbares Ringen, bei dem viele den Tod in den Wellen fanden.

Ein gewisser Jaso von Konstanz, der schon während der Belagerung den Meersburgern zu Hilfe gekommen und ihnen heimlich Proviant zugeführt hatte, erschien mit einer Flotte.

Die kaiserlichen Schiffe wurden in den Grund gebohrt und Nikolaus von Kunzingen trug den Sieg davon.

Eine bleibende Erinnerung an jenes kriegerische Ereignis ist die Schlucht, durch die heute der Staffelweg von der Unterstadt in die Oberstadt führt.

Bischof Kunzingen hatte sie, als Kaiser Ludwig im Anzug war, von 400 Bergknappen aus der Schweiz ausgraben lassen, um die Burg uneinnehmbar zu machen.

Das Verhältnis der Burg zu den Städtern blieb aber nicht immer ein gutes.

Je mehr die Stadt an Ansehen und Bedeutung gewann, desto größer wurde das Selbstbewußtsein der Bürger und desto mehr trachteten sie nach Unabhängigkeit, die ihr höchstes Ziel in der freien Reichsstadt sah.

Es kam deshalb häufig zu Empörungen gegen den Bischof. Einmal sogar trieben sie ihn aus der Burg hinaus, was die Städter aber schwer zu büßen hatten. Aller Gerechtsamen und Privilegien, die ihnen im Laufe der Zeit von Bischöfen und Kaiser zuerkannt worden waren, gingen sie verlustig und der Anführer, Simon Weinzürn, wurde mit lebenslänglicher Kerkerhaft bestraft.

Im Jahre 1527 verlegte Bischof Landenberg, aus kirchlichen und politischen Gründen, den Bischofssitz von Konstanz ganz nach Meersburg und beginnt damit für Meersburg wieder eine große Zeit.

Die Fürstbischöfe führten einen glänzenden Hofhalt. Das kam der Stadt zu Nutzen, indem es den Einwohnern Arbeit und Verdienst brachte. In allen Werkstätten mühten sich Meister und Gesellen vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Der Wohlstand wuchs und mehrte sich von Jahr zu Jahr.

Was war das für ein Leben!

Da sah man ehrwürdige Prälaten und Domherren in ihren langen Sutanen, gemessenen Schrittes durch die Straßen gehen, sah den Bischof in goldenen Prachtgewändern den Gottesdienst halten, oder auch in Helm und Harnisch aus dem Burgtor reiten, wenn ein Feind in der Nähe war. Meistens stammten die Herren aus ritterlichem Geblüt und waren das Kriegshandwerk von Jugend auf gewohnt. Das gab ihnen, verbunden mit hoher Gelehrsamkeit und Wissenschaft, ein großes Ansehen überall, namentlich auch bei den Höfen. Ihre größte Sorgfalt aber war dem Hirtenamte ihrer Diözese zugewendet, die bei ihrer Ausdehnung ihre ganze Tatkraft in Anspruch nahm. Umfaßte sie doch ganz Württemberg, einen Teil von Bayern und reichte bis in die Schweiz hinein.

In Meersburg wurden Beratungen und Verhandlungen gepflogen, wozu sich hohe kirchliche Würdenträger aus nah und fern versammelten.

Daran knüpften sich Gastmähler und andere Festlichkeiten religiöser und weltlicher Art. Der äußere Glanz, der die Fürstbischöfe umgab, wurde reichlich aufgewogen von der Last und Bürde des hohen Amtes. Diese lag oft drückend schwer auf ihren Schultern, zumal in einer Zeit, wo zwei Geistesströmungen zusammenkamen, die hohe Wogen aufschlugen und schließlich zum Bruche der großen Glaubensspaltung führten.

Da galt es das innere, sowie das äußere Ansehen der Kirche zu wahren und diesem Gedanken entsprang nicht zuletzt die Bautätigkeit, die die Fürstbischöfe entwickelten.

Daß sie dabei Kunstsinn und Prachtliebe zur Geltung kommen ließen, ist in der Zeit der Renaissance, die über die Alpen herüberkam, nur zu begreiflich.

Bischof Landenberg hatte die alte Burg vergrößern lassen und die vier mächtigen, runden Türme angebaut. In den nordöstlichen verlegte er die Kapelle, die zu seinem Privatgebrauch diente.

Da es an Wohnungen für die Ministerialien fehlte, entstanden im Umkreis der Burg andere Gebäude. Der Besucher von Meersburg erkennt sie sofort an der Größe und Bauart der damaligen Zeit. Namentlich zeichnen sie sich aus durch die Staffelgiebel.

Als das alte Schloß sich nicht mehr als zeitgemäß und zweckentsprechend erwies, ging Anton von Siggingen an den Bau eines neuen Schlosses. Er ließ dazu Baumeister aus Italien kommen, die seinen Wunsch und Plan ausführten.

In dem »Neuen Schloß« mit seiner herrlichen Felsenterrasse, dem Treppenhaus, Deckengemälde und andern architektonischen Schönheiten, spiegelt sich heute noch der Glanz der fürstbischöflichen Zeit. Die leichten, anmutigen Formen des Barocks, welche hier zur Verwendung gebracht sind, bilden einen wundervollen Gegensatz zu dem wuchtigen, massiven Baustil des alten Schlosses. Beinahe wie ein urweltliches Gebilde schaut es über die Schlucht, durch die der Bach rauscht, der das große Mühlrad treibt, herüber zum »Neuen Schloß«.

Seinen Eifer für die Kirche Gottes bekundete Fürstbischof Johann Franz von Stauffenberg durch Errichtung des Seminars.

Die Zeiten waren möglichst ungünstig zu einem solchen Unternehmen, denn nach den schweren Kriegsläufen und der Reformation fehlte es überall an Geld. Auch das Hochstift Konstanz war in seinen Einkünften dermaßen geschwächt, daß es sich außerstande befand, die Mittel aufzubringen, oder auch nur eine nennenswerte Beisteuer zu leisten. Aber wo ein Wille ist, findet sich auch ein Weg. Der Umsicht, Klugheit und Energie des Bischofs Johann Franz gelang es, diese schwierige Frage zu losen. Er fand dabei die Unterstützung der Päpste Benedikt XIII. und Clemens II. sowie des Kaisers Karl VI. Dieser gab selbst 10 000 Gulden und wandte sich im Jahre 1726 in einem kaiserlichen Reskript an »Sämtliche Herren Stände zu einer Bey-Steyer für das Seminarium im Bistum Konstanz«. Benedikt XIII. erließ im gleichen Jahr ein Decretum pontificium an alle Klöster, Stifte und die Kuratgeistlichkeit, daß sie nach Kräften dazu beitragen, daß die Diözese nicht länger eines Seminars entbehre.

Die Bemühungen des Bischofs Johann Franz hatten vollen Erfolg. Er konnte den Bau 1732 beginnen und 1734 vollenden. Das neuerstellte Priesterseminar wurde dem hl. Karl Borromäus, dem Erzbischof von Mailand, geweiht und 1735 zum erstenmal mit Alumnen besetzt. Jährlich sollten 100 Kandidaten aufgenommen werden. Die Deckengemälde in der stimmungsvollen, in reinem Barock gehaltenen Seminarkapelle, sind Darstellungen aus dem Leben und Wirken des hl. Patronus.

Die Einweihung der Kapelle fand erst am 26. Juli 1767, unter großer Feierlichkeit, im Beisein zahlreicher hoher geistlicher Würdenträger, durch den Fürstbischof Konrad von Rodt, statt.

Letzterer, wie auch sein Bruder Maximilian Christoph von Rodt, deren Wiege im heutigen Pfarrhaus in Meersburg stand, folgten einander auf dem bischöflichen Stuhl. Die Zeit ihrer Regierung fällt in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts und ihre Namen werden heute noch mit Ruhm und Ehren unter der Bevölkerung genannt.

Mit hohem Kunstsinn verbanden sie große Mildtätigkeit und Menschenfreundlichkeit.

Im Chor der alten Pfarrkirche haben sie, wie verschiedene ihrer Vorgänger, ihre letzte Ruhestätte gefunden. Nach Maximilian Christoph von Rodt, welcher am 17. Januar 1800 starb, bestieg Karl Theodor von Dalberg den Bischofsstuhl. Er war ein feiner, hochgebildeter Mann, neigte aber dem Freimaurertum zu und seine freundschaftlichen Beziehungen zu Napoleon I., der ihn sehr auszeichnete und zum Primus des Rheinbundes, Fürstprimus von Frankfurt und Fürst von Regensburg machte, haben an seine Persönlichkeit einen Schatten geheftet, den seine sonstigen hervorragenden Eigenschaften, namentlich eine große Milde und Herzensgüte, nicht wegzuwischen vermögen.

Mit dem Sturze Napoleons war auch sein Stern erloschen.

Der Papst wies ihm Meersburg als bleibenden Aufenthalt an. Er lebte meistens Werken der Wohltätigkeit, weshalb er auch dort noch ein gesegnetes Andenken hat.

Seine letzten Jahre verbrachte er in Regensburg, wo er ebenfalls sehr wohltätig wirkte und am 10. Februar 1817, 74 Jahre alt, starb.

Mit Dalberg schließt die Reihe der Fürstbischöfe. Mit der Säkularisation, wo das Fürstbistum nach Freiburg im Breisgau verlegt wurde, versinkt alle Herrlichkeit und aller Glanz. Die alte Burg, wie auch die andern Gebäulichkeiten nahm der badische Staat in Besitz und benutzte sie zu seinen Zwecken, oder sie standen öde und leer. – Aber nicht lange sollte es so bleiben,– ein neuer Stern ging über der alten Meersburg auf: Annette von Droste.

Im neuen Heim

Inhaltsverzeichnis

September 1911 waren es siebzig Jahre, daß Annette von Droste-Hülshoff aus Westfalen zum erstenmal nach Meersburg gekommen ist. Mit Stolz und Staunen mag sie bei der Landung am Hafen emporgeschaut haben zu der altehrwürdigen, auf steilem Felsen erbauten Ritterburg, die ihrem Schwager, dem Freiherrn Josef von Laßberg gehörte.

Dieser war verheiratet mit Jenny von Droste-Hülshoff, der älteren und einzigen Schwester der Dichterin.

Auf dem Wiener Kongreß hatte Laßberg den Grafen Werner von Haxthausen aus Westfalen kennen gelernt und sich mit ihm, der seine Liebe für das germanische Altertum teilte, sehr befreundet.

Der Graf machte bald darauf mit den Seinigen eine Reise nach Italien. Von dort zurückkehrend, hielt er sich einige Zeit in Konstanz auf und besuchte häufig den Freiherrn auf seinem damaligen Besitz Eppishausen im Kanton Thurgau. Dahin kam ihm sein Bruder Fritz aus Westfalen entgegen und brachte seine liebliche Nichte Jenny von Droste-Hülshoff mit.

Laßberg, der Witwer war und schon in vorgerückterem Lebensalter stand, fand großes Wohlgefallen an ihr, und es sollte ihm noch einmal der Lebensmai blühen. Auf der Rigi, wohin man gemeinsam eine Reise gemacht, an der sich auch Jakob Grimm beteiligte, warb Laßberg, angesichts der schönen Alpenwelt, um die Hand des westfälischen Edelfräuleins.

Aber die Ihrigen konnten sich schwer dazu entschließen, Jenny dem fremden, schon 60jährigen Manne in so weite Ferne folgen zu lassen, und so war es ihm erst nach drei Jahren vergönnt, die Geliebte heimzuführen.

Die Hochzeit fand am 18. Oktober 1834 zu Hülshoff statt. In der Schloßkapelle daselbst, wurde der Bund fürs Leben geschlossen, in Anwesenheit der nächsten Verwandten.

Nach der Vermählung schreibt Annette in sorgender Liebe für die Schwester an ihre Freundin Sibylla Mertens: »Ich hoffe, daß Jenny glücklich wird, Laßberg hat manches Originelle aber noch mehr Vorzügliches, doch das Urteil über Jemand, den man nur als Gast und Bräutigam sah, muß einseitig bleiben, mich verlangt, ihn zwischen seinen Mitbürgern in seinen Familienverhältnissen zu sehen. Wahrscheinlich reisen wir im nächsten Frühling hin, d. h. die Mutter und ich.«

Die Ehe ward eine durchaus harmonische, wovon Frau von Droste und Annette sich überzeugten bei ihrem im Frühjahr darauffolgenden Aufenthalt in Eppishausen, der beinahe ein Jahr dauerte. Das Glück der Ehegatten wurde gerade in dieser Zeit noch erhöht durch ein Zwillingspärchen, 2 Töchterchen, denen Frau von Laßberg am 5. März 1836 das Leben schenkte und die der glückliche Vater, in seiner Liebe für das germanische Altertum, Hildegard und Hildegunde taufen ließ.

Schon lange hatte sich in Laßbergs Gemüt der Wunsch geregt, wieder in seine schwäbische Heimat zurückzukehren und einstmal in schwäbischer Erde zu ruhen. War er doch ein echtes Kind des schwäbischen Landes. In Donaueschingen, in nächster Nähe der Donauquelle, hatte er das Licht der Welt erblickt als Sohn des fürstlich Fürstenbergischen Oberjägermeisters von Laßberg und seiner Gemahlin M. Anna, geb. von Malsen.

Als Hildegard und Hildegunde drei Jahre zählten, wurde dieser Herzenswunsch des Freiherrn verwirklicht. Es bot sich ihm eine günstige Gelegenheit, Schloß Eppishausen zu verkaufen; dafür erwarb er für sich vom badischen Staat im Jahre 1838 die alte Ritterburg am Bodensee.

Hochbeglückt über den neuen Besitz, teilte er seinem Freund Uhland, sobald die Kaufsbestätigung aus Karlsruhe angelangt war, mit, daß er nun Eigentümer der alten bischöflichen Burg zu Meersburg sei und schreibt dazu in der Freude seines alten, aber noch immer grünen Herzens: »Wie viele geschichtliche Erinnerungen knüpfen sich an diese Besitzung! König Dagobert von Austrasien baute sie, Karl Martell erneuerte die Burg, die Welfen, die Hohenstaufen, besaßen sie. Wahrscheinlich trat sie Konradin seinem Vormunde, dem biederen Bischof Eberhard von Waldburg, ab. Bischof Nikolaus, aus dem Minnesängergeschlecht von Kunzingen, hielt 1334 eine 14 wöchentliche Belagerung gegen Kaiser Ludwig den Bayern darin aus und nötigte diesen, mit Schimpf abzuziehen. Die Gegend, sowie die ganze Nachbarschaft ist fruchtbar, freundlich und wohlangebaut; der Wein, welcher seit einigen Jahren da aus Traminer Trauben gezogen wird, gehört gewiß unter die vorzüglichsten Weine Schwabens, und ich hoffe, wir sollen in einem der runden Gemächer der guten alten Burg mehr als einmal die Erfahrung hievon machen.«

Aber erst nach einem Jahr wurde die neue Besitzung bezogen. Es bedurfte großer Vorbereitungen dazu, und vieler Mühe und Arbeit, bis der große Hausrat, namentlich die reichen Sammlungen kostbarer Altertümer, die der Freiherr besaß, eingepackt waren, was er mit eigener Hand besorgte.

Endlich war alles fertig und der Tag des Aufbruchs erschienen.

Nicht ohne Wehmut nahm man Abschied von dem schön gelegenen, fast fürstlichen Sitze Eppishausen, wo die Familie glückliche Jahre verbracht. Dennoch ging es frohen Herzens der Zukunft und dem neuen Heim entgegen.

Mit Laßberg begann eine neue Zeit für Meersburg.

»Der Sepp von Eppishausen«, wie er sich gerne nannte, ist nun »der Sepp von der Meersburg« geworden. Der Ruf von seiner Gelehrsamkeit, hauptsächlich auf dem Gebiet des germanischen Altertums, war weitverbreitet; er hat sich von dem thurgauischen Schlosse hierher verpflanzt und ist mit ihm eingezogen. Ebenso folgte ihm der Ruhm seiner Gastfreundschaft auf die alte Felsenburg. Männer der Wissenschaft, Schriftsteller, Dichter: ein Ludwig Uhland, Jakob Grimm, Gustav Schwab u.a. suchten ihn, wie dort, so auch hier auf und schöpften aus seinem Wissensborn.

Wenn auch die Laßberg'schen Forschungen von den heutigen längst überholt und in den Schatten gestellt sind, so darf man nicht vergessen, daß sie die Grundlage bildeten, auf der Andere weitergebaut haben.

Josef von Laßberg, dieser Ritter ohne Furcht und Tadel, beherrschte und beeinflußte damals das Geistesleben am Bodensee.

Keine Persönlichkeit von Namen und Ansehen kam an das Schwäbische Meer, ohne daß er seine Blicke nach der Meersburg gerichtet und seine Schritte den steilen Burgpfad hinaufgelenkt hätte, um dem Freiherrn seine Aufwartung zu machen.

Und welche Gastfreundschaft wurde den Einkehrenden zuteil! Man muß die Briefe von Schwab und Uhland, die sich im Schillermuseum in Marbach befinden, lesen, um davon einen Begriff zu bekommen. »Was mir gehört, gehört auch meinen Freunden«, pflegte Laßberg zu sagen, und seine Gemahlin unterstützte ihn bei dieser Gastfreundschaft, ebenso später seine beiden Töchter.