5,99 €
Bonn, Herbst 1969. Der Mord an der berühmten Diva Rosemarie von Gütersloh-Palmbach beschäftigt die Gemüter aller Bewohner der Bundeshauptstadt. Kommissar Mauser überträgt seiner Ermittlerin Sarah Wessen den komplizierten Fall. Selbstverständlich ermittelt auch der Hund Schmiss auf seine Art und Weise, der die ganze Story erzählt. Die Hauptverdächtigen sind Rosemaries Exmann, der Graf Eugen, die Kollegin Sandra Milowski und der eifersüchtige Freund, der Schauspielerkollege Jörg Schönhut. Beim Ermitteln muss Sarah feststellen, dass die Zahl der Verdächtigen weiter zunimmt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Kapitel 1 – Ein Fall für uns
Kapitel 2 – Der Graf und die Galerie
Kapitel 3 – Die Rivalin und die Katze
Kapitel 4 – Der eifersüchtige Schönhut
Kapitel 5 – Kugeln, Bälle und andere Geschosse
Kapitel 6 – Gräber, Gebäck und Geheimnisse
Kapitel 7 – Freunde, Feinde und ein Kinoverbot
Kapitel 8 – Heimweg mit Theorien
Kapitel 9 – Der Mann mit dem Doppelnamen
Kapitel 10 – Puder, Pech und Spiegelbruch
Kapitel 11 – Ein Ticket nach Venedig
Kapitel 12 – Nachtzug nach Venedig
Kapitel 13 – Serenissima
Kapitel 14 – Onkel Marco
Kapitel 15 – Ein Hund in Venedig
Kapitel 16 – Schach und andere Spiele
Kapitel 17 – Venedig bei Nacht
Kapitel 18 – Zerbrechlich wie Glas
Kapitel 19 – Die Stimme aus der Garderobe
Kapitel 20 – Streit, Stolz und ein Papagei
Kapitel 21 – Zwei Fliegen, ein Graf
Kapitel 22 – Von Eifersucht und anderen tierischen Instinkten
Kapitel 23 – Es geht um die Wurst
Kapitel 24 – Gute Waffeln, schwere Gedanken
Kapitel 25 – Kastanien, Keksgeruch und kleine Schwindeleien
Kapitel 26 – Von Liebespaaren, Pelzen und Presseklatsch
Kapitel 27 – Über Söhne, Väter und ein bisschen zu viel gesagt
Kapitel 28 – Rheinluft, alte Bekannte und ein sehr kleiner Hund
Kapitel 29 – Mauser, Drops und ein Hauch von Italien
Kapitel 30 – Eisbrecher, Eissalon, Eis-Knacker
Kapitel 31 – Smith & Wesson und andere Leckerbissen
Kapitel 32 – Gummibaum-Strategien
Kapitel 33 – Der gräfliche Gärten des Herrn Eugen von Gütersloh-Palmbach
Kapitel 34 – Zwischen Attrappe und Scherben
Kapitel 34 (Fortsetzung) – Regeln, Freiheit und ein Schlussstrich
Kapitel 35 – Eiswaffeln und Schusswaffen
Kapitel 36 – Fischbrötchen und neue Fragen
Kapitel 37 – Nudeln, Kind und alte Sprüche
Kapitel 38 – Schminke und Schatten
Kapitel 39 – Zwischenbilanz – Schmiss denkt nach
Kapitel 40 – Im Theater – Begegnung mit Sandra
Kapitel 41 – Schmiss’ Gedanken zu Sandra
Kapitel 42 – Schmiss beobachtet die das nächste Treffen in Mausers Büro
Kapitel 43 – Das Telefonat
Kapitel 44 – Frühstück mit Claire
Kapitel 45 – Vom Namen, der kleben blieb
Kapitel 46 – Eisvögel sind tabu
Kapitel 47 – Menschliche Pläne und Hundeverstand
Kapitel 48 – Kuchen, Krümel und Kommissarspläne
Kapitel 49 – Eis mit Wasser und einem einzigen Keks
Kapitel 50 – Morgenspaziergang mit Widerworte
Kapitel 51 – Rosen, Wasser und eine Lobhudelei zu viel
Kapitel 52 – Worte wie Dornen und ein Geheimnis zu viel
Kapitel 53 – Kaffeepause mit Gedankenkarussell
Kapitel 54 – Jörg und das Geheimnis
Kapitel 55 – Waffeln, Geheimnisse und alte Geschichten
Kapitel 56 – Grübelpfade
Kapitel 57 – Zwischen Feierabend und Fahndung
Kapitel 58 – Regen, Regen, Regen
Kapitel 59 – Tropenhitze und kalte Gedanken
Kapitel 60 – Blitz und Brötchenkrümel
Kapitel 61 – Die Idee mit den Blumen
Kapitel 62 – Blumen, Lob und San Remo
Kapitel 63 – Venedig zum Zweiten
Kapitel 64 – Heimkehr mit Geheimnissen
Kapitel 65 – Ein Bühnenbildner im Rampenlicht
Kapitel 66 – Mutter und nicht Mutter
Kapitel 67 – Wenn die Zunge locker wird
Kapitel 68 – Claires klärt auf.
Kapitel 69 – Zwischen Wahrheit und Pflicht
Kapitel 70 – Nebel, Schritte, Gedanken
Kapitel 71 – Zwischen Herz und Gesetz
Kapitel 72 – Wahrheit unter Beobachtung
Schlusskapitel – Schmiss’ letzter Blick
Gudrun Leyendecker ist seit 1995 Buchautorin. Sie wurde 1948 in Bonn geboren.
Siehe Wikipedia.
Sie veröffentlichte bisher über 110 Bücher, unter anderem Sachbücher, Kriminalromane, Liebesromane, und Satire. Leyendecker schreibt auch als Ghostwriterin für namhafte Regisseure. Sie ist Mitglied in schriftstellerischen Verbänden und in einem italienischen Kulturverein. Erfahrungen für ihre Tätigkeit sammelte sie auch in ihrer Jahrzehntelangen Tätigkeit als Lebensberaterin.
Bonn, Herbst 1969. Der Mord an der berühmten Diva Rosemarie von Gütersloh-Palmbach beschäftigt die Gemüter aller Bewohner der Bundeshauptstadt. Kommissar Mauser überträgt seiner Ermittlerin Sarah Wessen den komplizierten Fall. Selbstverständlich ermittelt auch der Hund Schmiss auf seine Art und Weise, der die ganze Story erzählt. Die Hauptverdächtigen sind Rosemaries Exmann, der Graf Eugen, die Kollegin Sandra Milowski und der eifersüchtige Freund, der Schauspielerkollege Jörg Schönhut. Beim Ermitteln muss Sarah feststellen, dass die Zahl der Verdächtigen weiter zunimmt.
Bonn, Herbst 1969. Es war einer dieser Tage, an denen die Blätter in der Adenauerallee wie goldene Konfettischnipsel durch die Luft wirbelten, als wollten sie die Stadt auf einen großen Empfang vorbereiten. Der Anlass war allerdings weniger feierlich. Wir saßen in Mausers Büro, und ich schwöre, der alte Teppich dort roch nach kaltem Zigarrenrauch und dem vagen Verdacht, dass er seit Kriegsende nicht mehr gelüftet worden war.
Kommissar Mauser saß wie immer hinter seinem Schreibtisch, die Fingerkuppen aneinandergelegt, den Blick so scharf wie ein Dackel, der gleich in die Wurst beißen will. „Frau Wessen,“ begann er, „wir haben’s mit einem Fall zu tun, der die halbe Republik beschäftigen wird. Rosemarie von Gütersloh-Palmbach. Ermordet.“
Ich merkte, wie Sarah unmerklich die Augenbrauen hob. Der Name war in Bonn so bekannt wie der Kanzler selbst. Die Diva, die Opernwelt, die Klatschspalten – alles gehörte zu dieser Frau.
„Sie kennen die Presse, Wessen. Die werden sich draufstürzen wie hungrige Möwen aufs Bötchenbuffet. Wir müssen also sauber arbeiten.“ Er zählte drei Namen auf, und ich wedelte schon im Geiste mit dem Schwanz: „Erstens: Graf Eugen von Gütersloh-Palmbach – Exgatte. Scheidung nicht gerade im Guten.“
„Zweitens: Sandra Milowski – Kollegin und, wie ich höre, keine Freundin.“ „Drittens: Jörg Schönhut – Schauspieler, Geliebter und, wie es scheint, ein Mann mit einem ziemlich kurzen Geduldsfaden.“
Sarah nickte knapp. Ich hingegen dachte mir meinen Teil: Menschen… sie lieben, sie zanken, sie tun dramatische Dinge – und am Ende wundern sie sich, wenn einer tot umfällt.
„Sie übernehmen den Fall,“ fuhr Mauser fort. „Ich will bis Ende der Woche erste Ergebnisse. Und lassen Sie sich nicht von dem ganzen Theater drumherum einwickeln.“ Er beugte sich vor. „Ach, und passen Sie auf Ihren Hund auf. Ich will nicht wieder Berichte hören, dass er in der Beweisaufnahme schläft.“
Ich hätte ja protestiert, aber ich lag nun mal gerade sehr bequem in der Ecke und träumte vom Mittagessen.
Draußen, auf dem Weg zurück in unser Büro, schien Sarahs Blick schon abzuschweifen – vermutlich stellte sie sich vor, wie diese drei Verdächtigen in das Rätsel passten. Ich hingegen stellte mir vor, ob es im Opernhaus wohl noch Wurstbrote für das Orchester gab. Aber das ist ja das Gute: Sie denkt an Spuren, ich denke ans Essen – und am Ende lösen wir den Fall trotzdem.
*
Wenn es einen Ort gibt, an dem ein Hund wie ich sich fehl am Platz fühlt, dann ist es ein schlossartiger Gutshof mit Kiesauffahrt. Kies ist einfach unpraktisch – man kann weder vernünftig darauf schnüffeln noch lautlos schleichen. Aber Sarah stapfte entschlossen voran, also trabte ich hinterher, während ich versuchte, den Kies nicht zu sehr zwischen die Pfoten zu bekommen.
Graf Eugen von Gütersloh-Palmbach empfing uns persönlich vor der hohen Eingangstür, gekleidet wie frisch aus einem alten Modekatalog: Tweedjackett, Krawatte, Goldknopfmanschetten. Selbst sein Händedruck wirkte so, als hätte er ihn vorher geübt, um genau die richtige Mischung aus Herzlichkeit und Überlegenheit zu erreichen.
„Frau Wessen. Wie erfreulich.“ Seine Stimme hatte den Klang einer Portweinflasche, die man bedächtig entkorkt.
Bevor Sarah überhaupt mit den Fragen beginnen konnte, führte er uns in die Empfangshalle. Und dort hingen sie: die Ahnengalerie. Dutzende, wenn nicht Hunderte ernste Gesichter in Öl, allesamt so steif, dass man meinen konnte, sie hätten schon im Sitzen Rückenschmerzen gehabt.
Ich blieb vor einem Bild eines besonders grimmig dreinblickenden Vorfahren stehen und dachte mir, dass der bestimmt auch kein Leckerli geteilt hätte.
„Meine Familie“, erklärte der Graf mit einer kleinen Geste, als würde er uns ein Weltkulturerbe präsentieren. „Ein langer Stammbaum verpflichtet.“
Sarah ließ das kommentarlos stehen und kam schließlich zum eigentlichen Grund unseres Besuchs. Inzwischen wusste sie – und ich natürlich auch –, dass Rosemarie am Sonntag um Punkt zwölf Uhr mittags in ihrer Wohnung erschossen worden war. Keine Einbruchsspuren, also entweder Schlüssel oder freiwillig reingelassen.
„Sie haben kein Alibi für die Tatzeit, Graf Eugen“, begann Sarah.
Er lächelte dünn. „Ich war allein zu Hause. Das ist kein Verbrechen.“
„Aber Sie hatten ein starkes finanzielles Motiv“, entgegnete Sarah. „Nach Ihrer Scheidung mussten Sie bis an ihr Lebensende hohe Summen zahlen.“
Er winkte ab, als hätte sie gerade vorgeschlagen, er solle Leitungswasser trinken. „Kinderspiel. Ich habe mehr Geld, als ich ausgeben kann. Diese Zahlungen haben mich nicht gekratzt.“
Ich roch eine Lüge – nicht wörtlich, aber das bestimmte Zittern in der Stimme, das verrät auch Menschen. Sarahs Blick verriet mir, dass sie den gleichen Verdacht hatte.
Als wir gingen, war sie ungewöhnlich still. Ich weiß, was das heißt: Der Graf hatte es geschafft, gleich zwei Dinge zu hinterlassen – den Eindruck, er sei über alle Zweifel erhaben, und den Verdacht, dass er genau das nicht war.
*
Wenn es eine Sache gibt, die mir als Hund sofort auffällt, dann ist es, ob jemand eine Katze besitzt. Ich roch das, noch bevor Sarah an der Klingel war. Und bei Sandra Milowski roch es verdächtig nach Samtpfote und Überheblichkeit.
Sandra öffnete die Tür, als hätte sie gerade Besseres zu tun, und musterte Sarah von Kopf bis Fuß, mich eingeschlossen. Ich tat so, als würde ich nicht bemerken, dass sie bei meinem Anblick länger hängen blieb – wahrscheinlich überlegte sie, ob ich Fell auf ihre schwarzen Hosen hinterlassen könnte.
Jeder in Bonn wusste, dass Rosemarie eine Figur gehabt hatte wie Marilyn Monroe – und ich meine nicht, dass ich mich für Menschenfiguren interessiere, aber die Männer taten es offensichtlich. Sandra dagegen … nun ja, ihre Silhouette war weniger Hollywood und mehr Provinztheater: breite Hüften, oben herum wenig, und das Gesicht – sagen wir, Bühnenlicht half da nicht immer.
Sarah hatte schnell raus, was auch ich beim ersten Schnuppern merkte: Hier lag eine dicke Portion Neid in der Luft. Rosemarie hatte nicht nur immer die besseren Rollen bekommen, sondern auch diesmal wieder die Hauptrolle, während Sandra sich mit einer zweitklassigen Figur zufriedengeben musste. Zufrieden war allerdings das falsche Wort – alle Kollegen wussten, dass Sandra diese Entscheidung grollend hingenommen hatte.
Und dann war da noch Jörg Schönhut. Erst hatte er Sandra den Hof gemacht, dann aber war er Rosemarie verfallen – trotz ihrer Launen und Affären, die ihn sichtbar mürbe machten. Für Sandra ein doppelter Schlag ins Gesicht. Zwei Motive, die groß genug waren, um damit ein halbes Krimifestival zu bestücken.
„So kleine Zickereien und Reibereien sind völlig normal unter Kollegen“, sagte Sandra in einem Ton, als wolle sie Sarahs Fragen gleich im Keim ersticken. Ein Alibi? Fehlanzeige. Angeblich habe sie am Samstag um zwölf „einen Stadtbummel“ gemacht. Kein Beleg, keine Zeugen.
Während die beiden Frauen ihre freundliche, aber spitze Konversation führten, hatte ich ganz andere Probleme. Die Katze tauchte auf – ein graues, hochmütiges Biest, das mich sofort anknurrte. Ja, anknurrte. Ich fauchte zurück, was Sandra mit einem empörten „Aus!“ quittierte – und zwar zu mir, nicht zu diesem Miniaturtiger. Ungerecht, aber so sind Katzenbesitzer eben.
Am Ende verließ Sarah die Wohnung nicht viel schlauer, als sie hineingegangen war. Sandra war und blieb eine mögliche Täterin, und für mich blieb sie vor allem eines: die Frau mit der unverschämten Katze.
Ich war schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie es nun weitergehen würde. Sarah hatte angekündigt, dass wir heute Rosemaries Freundin Claire besuchen würden. Und wenn ich eins weiß: Wo Freunde sind, gibt es oft Kekse.
Claires Wohnung lag gleich neben dem alten Friedhof. Das klingt düster, aber an so einem heißen Herbsttag wirkte er eher wie ein Park – nur eben mit mehr Steinen als Bänken. Sarah überlegte kurz, ob wir uns dort ausruhen sollten, aber die Bäume hatten schon fast alles Laub fallen lassen, und der Schatten war so rar wie ein friedlicher Kampfhund.
Wir spazierten an berühmten Gräbern vorbei. Sarah blieb stehen und las die Namen: Clara und Robert Schumann, Maria Magdalena, Beethovens Mutter und Ernst Moritz Arndt. Ich tat so, als würde ich die kulturelle Bedeutung würdigen, aber in Wahrheit prüfte ich, ob es dort Mäusegeruch gab. Sarah beugte sich zu mir herunter: „Schmiss, bitte kein Geschäft hier!“ Ich sah sie an, als hätte ich so etwas nie in Erwägung gezogen – was natürlich gelogen war.
Wir verließen den Friedhof und gingen weiter. Claires Wohnung lag im zweiten Stock eines alten Hauses mit knarzenden Stufen und dem Geruch nach frisch gebrühtem Kaffee. Claire erwartete uns schon. Sie lächelte freundlich, stellte eine Kanne auf den Tisch und schob eine Platte Gebäck heran. Ich setzte mich in Position, um auf mögliche Krümel zu lauern.
