Schön reich - Steuern zahlen die anderen - Sascha Adamek - E-Book

Schön reich - Steuern zahlen die anderen E-Book

Sascha Adamek

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Beschreibung

Deutschland, die Steueroase für Millionäre

Wer zahlt in Deutschland eigentlich Steuern? Vor allem die Arbeitnehmer. Denen wird jeder Cent sofort vom Lohn abgezogen. Für Millionäre ist Deutschland eine Steueroase. Denn die Finanzämter können schon längst nicht mehr gründlich prüfen. Lasche Gesetze, zu wenig Personal. So haben die Politiker selbst die milliardenschwere Steuerflucht der Reichen organisiert. Ein Insiderbericht aus einem geteilten Land.

Die Parteien überschlagen sich mit Vorschlägen für Steuerreformen: Der einfache Bürger solle doch am Aufschwung teilhaben. Was nicht diskutiert wird: Könnten sich die Reichen nicht so einfach der Besteuerung entziehen, könnten schon jetzt für alle Bürger die Steuern gesenkt werden. Rund 72 Milliarden Euro entgehen dem Staat jährlich, weil die Finanzämter immer weniger Personal haben. Häufig ist das sogar politisch gewollt, denn mit einer großzügigen Steuerverwaltung glauben Bundesländer, vermögende Unternehmer bei der Stange zu halten. Anhand von internen Unterlagen und Gesprächen mit Finanzbeamten, Zollfahndern und Staatsanwälten decken Sascha Adamek und Kim Otto den desolaten Zustand der Steuer- und Kontrollbehörden auf. Zugleich porträtieren sie schillernde Figuren aus der ansonsten verschwiegenen Welt der Wohlhabenden. Sie schildern deren Steuersparmethoden und Raffgier. So entsteht das Sittengemälde einer Elite, die sich schon längst vom Grundkonsens einer sozialen Marktwirtschaft verabschiedet hat.

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Inhaltsverzeichnis
 
Widmung
Einleitung
 
Kapitel 1 - Wie ein globales Firmengeflecht vor der Steuer rettet
Käufers »Prinzip der Glücksmaximierung«
Auf der Suche nach Käufers »vier Wänden«
Car-Care Kuala Lumpur und ein ominöser Paolo Käufer
Der Treuhänder auf den Kaimaninseln
 
Copyright
Wir widmen dieses Buch in Liebe
 
Anna, Max und Nils&Edgar und Hannes&Luka, Noah-Su und Emilio&Lou
Einleitung
Wir stecken mitten in der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Zu diesem Crash geführt hat die Renditegier von Managern. Immer größere Spekulationsgeschäfte wurden ungeregelt, unkontrolliert und ungehemmt zugelassen. Die Zeche zahlen werden nun die Steuerzahler: Innerhalb weniger Tage wird ein Gesetz durchgepeitscht, das 500 Milliarden Euro umfasst, um das Bankensystem zu retten. Und das heißt: Wir werden eine neue Steuerdiskussion erleben. Anlass für uns, eine Reise durch ein Land zu unternehmen, das bereits heute eine Steueroase für Superreiche ist. Denn ausgerechnet die, die dem Steuerstaat jahrelang die kalte Schulter gezeigt haben, rufen nun nach eben diesem Staat. Unsere Reise beginnt an der Côte d’Azur, einem Landstrich, der reiche Deutsche schon immer magisch anzog.
Den Arm lässig im offenen Fenster abgestützt, steuert Klaus Barski seinen Mercedes SL über den Boulevard de la Croisette. Das Sonnenlicht fällt durch die Palmen und lässt Barskis brillantenbesetzte Rolex glitzern. Barski ist Millionär und mächtig stolz darauf. »Ich habe mit 30 einfach beschlossen, nicht mehr zu arbeiten - zumindest nicht mehr als eine Stunde pro Tag. Das muss reichen. Denn Reichtum heißt für mich, Zeit zu haben für das, was ich gern mache. Das ist für mich ein irrsinniges Abenteuer«, sagt er. Mit seiner Frau Bonnie lässt er es sich gutgehen in Cannes. Barski ist kein Steuerflüchtling, er lebt nicht an der Côte d’Azur, sondern im mondänen Königstein im Taunus. Über Jahrzehnte hat er mit Immobilienspekulationen ein Vermögen verdient, er selbst schätzt es auf fünf Millionen Euro - Immobilienvermögen. 2007 hatte der Vermögensmillionär ein zu versteuerndes Einkommen von 26 000 Euro. Davon zahlte er 2 300 Euro Steuern. Trotzdem hat er monatlich etwa 5 000 Euro zur freien Verfügung, weil ihm die steuerfreien Verkaufsgewinne der Mietshäuser immer ein gutes Polster bescheren.
Davon kann die Familie Drawitsch aus Bensheim-Gronau nur träumen. Bei ihnen ist es mal wieder spät geworden. Schweißnass kommt Jürgen Drawitsch zur Tür herein. Er fährt täglich mit dem Rad zum Bahnhof - auch bei Minusgraden -, von dort mit dem Zug zu seiner Zeitungsredaktion nach Weinheim. Er verdient gutes Geld mit einem Bruttogehalt von 57 000 Euro. Das Auto braucht seine Frau, die 48 Kilometer entfernt im Heidelberger Uniklinikum arbeitet. Und ihr Job ist kein leichter. Als Krankenpflegerin in der Kinderonkologie kümmert sie sich um krebskranke Kinder und deren Familien und versucht alles zu tun, um den Kindern den Tag angenehm zu gestalten. »Jede schöne Stunde zählt. Denn die Freude, die ich bereiten kann, ist heute wichtig«, sagt Dagmar Drawitsch und klingt sogar fröhlich dabei. Anders hielte sie den Job wohl gar nicht aus, hat sie doch täglich mit existenziellen Sorgen zu tun, begleitet die schwer kranken Kinder während der Therapie und, wenn es schlimm kommt, auch beim Sterben. Für diese aufreibende und verantwortungsvolle Aufgabe erhält sie 2 800 Euro brutto im Monat. Netto bleiben ihr davon gerade mal 1 200 Euro, weil sie mit ihrem Mann bei der Steuer gemeinsam veranlagt ist und eine schlechtere Steuerklasse hat. Früher haben sich wenigstens die häufigen Schichtwechsel - zwei Tage Frühdienst, zwei Tage Spätdienst, dann eine Nachtschicht - finanziell ausgezahlt, doch seit die rot-grüne Bundesregierung die Steuerfreiheit für Schicht- und Wochenendarbeit eingeschränkt hat, bleiben ihr von den 210 Euro an Zuschlägen lediglich 90 Euro übrig.
Es ist 21 Uhr. Dagmar Drawitsch bereitet schon alles für das Frühstück vor, denn um sechs Uhr muss sie zur Frühschicht aus dem Haus. Jürgen Drawitsch drückt Sohn Jakob den Laptop in die Hand. Der 15-Jährige muss mit dem »Familienlaptop« noch seine Hausaufgaben machen. Jürgen und Dagmar Drawitsch leben mit ihren drei Söhnen im Alter von 15, 16 und 18 Jahren in einer 130 Quadratmeter großen Eigentumswohnung. Obwohl die beiden gemeinsam sehr viel verdienen, muss die Familie aufs Geld achten: Von ihren gut 80 000 Euro brutto im Jahr zahlen sie 16 240 Euro Steuern - siebenmal so viel wie Millionär Barski.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Klaus Barski profitiert davon, dass Deutschland auf die Erhebung einer Vermögensteuer verzichtet. Sonst müsste er seine Wertzuwächse versteuern. Jürgen und Dagmar Drawitsch hingegen können als »normale« Arbeitnehmer nicht mal einen Millimeter an der Steuerschraube drehen.
Der finanzielle Druck auf die Arbeitnehmer wird immer größer. Dabei sind gerade sie es, die am zuverlässigsten Steuern zahlen - weil ihnen der Staat das Geld gleich direkt vom Gehalt abzieht. Einkommensmillionäre, vermögende Unternehmer oder Selbstständige hingegen profitieren häufig von der deutschen Steuerpolitik. Sie greifen zu immer neuen Tricks, Steuern zu hinterziehen, oder nutzen ganz legal die zahlreichen Schlupflöcher. Und das gerade zu einer Zeit, in der der Staat Milliarden an Steuergeldern in die Wirtschaft pumpen muss, um diese nicht zusammenbrechen zu lassen, einer Zeit, in der Konzernherren und Bankmanager, die stets und noch bis vor kurzem »weniger Staat« gefordert hatten, auf einmal ganz laut nach staatlicher Hilfe rufen.
In diesem Buch wollen wir vor allem mit der Legende aufräumen, Reformen am Steuerrecht allein führten zu mehr Gerech tigkeit, denn schon heute ginge es gerechter zu, wenn die Steuern, die Unternehmen und Selbstständige leisten müssten, tatsächlich gezahlt würden. Vom Anspruch einer flächendeckenden und gleichmäßigen Besteuerung seiner Bürger hat sich der Staat jedoch längst verabschiedet. Allein durch den desolaten Zustand der Finanzverwaltung entgehen dem deutschen Staat jährlich etwa 70 Milliarden Euro Steuern. Die deutsche Steuerverwaltung - vom einfachen Finanzamt über die Betriebsprüfer bis zu den Steuerfahndern - wurde personell so ausgedünnt, dass sie es längst nicht mehr aufnehmen kann mit gewitzten Unternehmern und Selbstständigen, mit cleveren Wirtschaftsanwälten und Steuerberatern, die ihr fast immer eine Nase voraus sind. So erzählt eine Finanzbeamtin im Innendienst von »Durchwinkwochen«, in denen die Einkommensteuererklärungen von Selbstständigen und Unternehmen eins zu eins übernommen würden, um den Bearbeitungsrückstand aufzuholen. So macht sich auch unter den Angestellten im Finanzamt Frust breit und das Gefühl, längst nicht mehr nach Recht und Gesetz arbeiten zu können. Ein Betriebsprüfer berichtet von Anweisungen seines Chefs, »sich doch mal die Sonnenbrille aufzusetzen« bei der Prüfung. Und von der Ansage von ganz oben, bei bestimmten Unternehmen mal ein Auge zuzudrücken. Steuerfahnder erzählen, wie sie ausgerechnet in den Millionärshochburgen Taunus und München von ihren Vorgesetzten ausgebremst würden. In Hessen wurden 2003 sogar 15 sehr erfolgreiche Fahnder, die sich an die Fersen reicher Steuerhinterzieher und deren Helfer in den Banken geheftet hatten, aus ihrem Job katapultiert.
Hinzu kommt eine steinzeitlich anmutende technische Ausstattung: Die Finanzämter sind untereinander nicht vernetzt, die Computerprogramme vollkommen veraltet, und viele Finanzbeamte haben nicht einmal einen simplen Internetanschluss zur Überprüfung von Angaben. Damit nicht genug: Uns liegt eine Reihe brisanter Dokumente vor, etwa über eine deutsche Millionärshochburg, wo von 100 Einkommensmillionären keiner je vom Finanzamt sondergeprüft wurde. Und Mecklenburg-Vorpommern weist seine Steuerbeamten sogar schriftlich an, Steuerpflichtige möglichst wenig zu behelligen und auf Kostenbelege zu verzichten. Dokumente, die selbst uns Autoren noch immer staunend zurücklassen.
Wir wollen einen Eindruck davon vermitteln, wie es reiche Leute schaffen, sich immer reicher zu »sparen«. Vom Staat gespon serte Luxusleben - mitten in Deutschland. Denn zwar reden alle über Liechtenstein oder die Schweiz, aber Deutschland selbst ist längst ein Steuerparadies für Superreiche.
Wir werden den Millionär Klaus Barski begleiten und darstellen, wie er - ganz legal - vom deutschen Steuersystem profitiert. Hinzu kommen zwei abenteuerliche Beispiele von Steuerhinterziehungen, die an Raffinesse kaum zu überbieten sind. Und wir werden die Einstellung und die Methoden derer vorstellen, die ihr Einkommen einer gerechten Besteuerung entziehen. Wir werden zeigen, wie sie »schön reich« geworden sind und wie sie sich dabei Stück für Stück aus der Gesellschaft verabschieden, der sie ihren Reichtum letztendlich verdanken. Das Buch zeichnet das Sittengemälde einer Gesellschaft, die sich schon längst vom Grundkonsens einer sozialen Marktwirtschaft verabschiedet hat.
Rund 30 Milliarden Euro gehen dem Staat im Jahr durch Steuerhinterziehung verloren. Die Höhe des Schadens beeindruckt nicht nur quantitativ, sondern auch durch eine neue gesellschaftliche Qualität: Da klauen gebildete Führungskräfte und Konzernmanager - deren Funktion ja auch darin besteht, Verantwortung für andere zu übernehmen und gesellschaftliches Vorbild zu sein - dem Staat Millionen, und während jeder Ladendieb sofort angezeigt würde, kommen sie meist straffrei davon. Wenn Konzernmanager ihre Position dazu missbrauchen, sich selbst zu bereichern: Wohin driftet dann die Gesellschaft? Das Bild einer redlichen und verantwortungsvollen Wirtschaftselite mit Wertebewusstsein ist kollabiert. Sie entzieht sich immer mehr ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Mit weitreichenden Folgen: »Die da oben lügen und betrügen doch eh alle«, denken dann die da unten und lügen und betrügen mit Blick nach oben einfach auch.
Geschätzte knapp 500 Milliarden Euro haben reiche Deutsche inzwischen am Fiskus vorbei im Ausland angelegt. Die häufigsten Zielorte sind dabei Luxemburg, die Schweiz und Liechtenstein. Deutschen Zöllnern gehen immer wieder Reisende mit großen Geldbündeln ins Netz, gegen sie vorgehen dürfen sie allerdings nicht. Ein Erlass des Bundesfinanzministeriums verbietet ihnen bislang, offensichtliche Steuerhinterziehung den Finanzbehörden zu melden.
Die Verbrechen der Reichen und Mächtigen finden häufig in einem der Öffentlichkeit verborgenen Toleranzbereich statt und werden kaum geahndet. Während bei anderen Straftaten politisch geradezu darum gewetteifert wird, wer am schärfsten dagegen vorgeht, läuft es bei Steuerdelikten anscheinend genau umgekehrt: Weil die Bundesländer hoffen, mit laxer Verfolgung von Steuersündern Unternehmen anzulocken oder zu halten, wird die Steuerfahndung finanziell und politisch ausgebremst. Ein irrer Wettkampf, bei dem am Ende alle verlieren.
Und nicht nur das: Vermögenden Steuerhinterziehern werden auch noch großzügige Angebote gemacht. Die Steueramnestie 2004 war solch ein Steuer-Superschnäppchen. Steuerhinterzieher sollten ihr Schwarzgeld wieder nach Deutschland schaffen und dafür mit einem halbierten Steuersatz belohnt werden. Das wäre so, als wenn ein Bankräuber sich nur selbst anzuzeigen bräuchte, um straffrei auszugehen und darüber hinaus die Hälfte seiner Beute behalten zu dürfen. Die staatliche Heuchelei begann bereits bei der Namensgebung: »Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit«. Gefördert wurden letztendlich ja nicht die ehrlichen Steuerzahler, sondern die Hinterzieher und Betrüger. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte auf 100 Milliarden Euro Schwarzgeld gehofft, das auf diesem Weg in die Staatskasse fließen würde. Die meisten Steuerhinterzieher nahmen das Angebot jedoch nicht an. Sie ahnten wohl, dass ihnen die Fahnder bei einem derart desolaten Überwachungssystem wie dem deutschen kaum auf die Schliche kommen würden. Auch Klaus Zumwinkel wäre ohne den Liechtensteiner Bankenerpresser, der die Daten an den BND verkaufte, wohl nie aufgeflogen.
Als wäre das immer noch nicht genug, hat der Staat zum 1. Januar 1997 die Vermögensteuer abgeschafft. Damit steht er unter den Industrieländern nicht nur ziemlich allein da, sondern verzichtete bislang auch auf geschätzte 100 Milliarden Euro Einnahmen. Zudem wurde der Spitzensteuersatz von 52 Prozent auf 42 Prozent gesenkt, und dank der 2009 eingeführten Abgeltungsteuer sind private Kapitalerträge nur noch mit generell 25 Prozent statt mit dem persönlichen Steuersatz von bis zu 42 Prozent zu versteuern.
Die Folge: Kaum irgendwo auf der Welt wächst die Zahl der Millionäre so rasant wie in Deutschland, wo inzwischen - nach den USA, Japan und Großbritannien - die meisten der »Dollar-Millionäre« leben.
Zum guten Schluss werden wir in Kapitel 12 den Wiesbadener Wirtschaftsprofessor Lorenz Jarass porträtieren, der seit Jahren für ein gerechteres und einfacheres Steuersystem forscht, und seine Vorschläge und Ideen vorstellen, denn: Es ginge auch anders.
Kapitel 1
Wie ein globales Firmengeflecht vor der Steuer rettet
Der Mann sieht ziemlich gehetzt aus. Mit einer Hand schleppt er einen schwarzen Aktenkoffer und eine Plastiktüte, mit der anderen hält er sich das Handy ans Ohr. So zieht er seine Kreise um die Wartenden vor dem Gate der Lufthansa-Maschine LX 106 nach Zürich, läuft Slalom um Trolleys und Koffer, bleibt kurz stehen, geht wieder weiter, ein Endlostelefonat. Wenn er den Mund öffnet, wird der Blick auf ein unglaublich ruinöses Gebiss frei. Seine Habichtaugen fixieren in Sekundenschnelle immer neue imaginäre Punkte, sein Gesicht gleicht dem einer Eidechse. Friedhelm Käufer1 ist alles andere als schön, und reich sieht er auch nicht aus. Seine Füße stecken in weißen Turnschuhen, darüber trägt er eine Jeans, aus deren einer Gesäßtasche das Flugticket lugt. Über dem Gürtel hängt lässig ein weißes T-Shirt mit aufgedruckten Flugzeugen hoch über den Wolken, darunter steht: Paris le Bourget. Vielleicht ein Souvenir, vielleicht eine Erinnerung an aufregende Tage mit irgendeiner Frau in Paris, wir werden es nicht erfahren. Denn Friedhelm Käufer ist ein verschwiegener Typ. Auch bei der Frage, was er mit seinen Millionen gemacht hat.
Wir fragen ihn, was seine vielen Firmen weltweit für einen Zweck verfolgen, ob er mit ihnen Steuern sparen will. Wir fragen ihn, warum er seine Angestellten so malträtiert. Er schweigt dazu, telefoniert mit seinem Anwalt und droht mit Klagen. Schließlich bittet er uns, mit seinem Geschäftsführer einen Termin zu vereinbaren. Dann werde er reden. Und verschwindet durch das Gate. Es ist das erste - und, wie sich bald herausstellen wird, einzige - Zusammentreffen mit Käufer.
Käufer ist ein Selfmademan. Sein Geschäft ist der Handel mit Autoteilen, von der Autobatterie bis zum Zylinder. Er sei stolz darauf, dass er selbst mal geschraubt habe und es noch immer könne, betont er seinen Angestellten gegenüber, wenn die mal nicht so spuren. Mehrere Filialen hat er mittlerweile und einen Umsatz von gut 40 Millionen Euro im Jahr. Die Geschäfte laufen gut. Wir versuchen ein weiteres Mal, mit ihm zu reden, betreten eine der Filialen von Car-Care-Autoteile 2 in einem Hamburger Arbeiterkiez. Es riecht nach Gummireifen und Motoröl, nur nach Zigarettenrauch riecht es nicht. Kein Wunder, wen Käufer beim Rauchen erwischt, und sei es vor Dienstantritt, der fliegt, denn er duldet nur Nichtraucher in seiner Belegschaft. Von der Decke strahlen Neonröhren und tauchen die vielen Zubehörteile in ein gleißendes Licht. Was sofort auffällt: Der Laden wimmelt von jungen Männern, die beraten und verkaufen.
»Wir hätten gern Herrn Käufer gesprochen. Wir sind Journalisten.«
Den jungen Mann mit dem Milchgesicht am Tresen rührt das nicht besonders.
»Wissen Sie, Herr Käufer meldet sich bei mir nicht ab. Niemand weiß, wo er ist, manchmal ist er auch im Ausland.«
»Aber er hat doch einen Geschäftsführer.«
»Ja, Herrn Billy3... Herr Billy, die Herren hier wollen mit Herrn Käufer sprechen.«
Hinter einem Raumteiler zeichnet sich ein Mensch im Anzug ab. Er regt sich kaum, ruft, ohne aufzustehen: »Worüber möchten Sie denn mit Herrn Käufer sprechen?«
»Über seine Geschäfte im Ausland und seine Steuersparmodelle zum Beispiel.«
»Dafür haben wir keine Zeit.«
»Und über die Entlassungen und die Leiharbeiter.«
»Dazu geben wir keinen Kommentar.«
»Wann ist denn Herr Käufer hier?«
»Er spricht seine Termine nicht mit mir ab. Er ist halt viel unterwegs.«

Käufers »Prinzip der Glücksmaximierung«

So kommen wir nicht weiter. Wir verlassen den Laden. Im Handelsregister im Amtsgericht recherchieren wir weiter, und wir wollen versuchen mit ehemaligen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Erstaunt stellen wir fest, dass es viele Car-Care-Firmen gibt. Damit kann man Gewinne geschickt hin und her schieben und jede Menge Steuern sparen. Und was die ehemaligen Mitarbeiter angeht, landen wir ebenfalls einen Volltreffer. Denn die sind alle im Handelsregister der unterschiedlichen Car-Care-Firmen verzeichnet. Und das hat seinen Grund. Im Jahr 2000 wollte eine Gruppe von Angestellten einen Betriebsrat gründen. Friedhelm Käufer fand das gar nicht witzig. Er drohte damit, alle zu entlassen, was er letztlich mit den meisten tat, obwohl sie die Idee mit dem Betriebsrat schnell fallengelassen hatten. Die übrigen Angestellten, vom Lagerarbeiter bis zum Verkäufer, erklärte er zu Prokuristen, denn das deutsche Betriebsverfassungsgesetz nimmt leitende Angestellte von dem Recht auf Mitbestimmungsgremien aus. Und da Käufer oft und gern feuert, findet sich Jahr für Jahr ein Dutzend neuer Namen im Handelsregister. Seine Angestellten hätten es gut, betont er dessen ungeachtet, sein Betrieb sei dem »Prinzip der Glücksmaximierung« verpflichtet, nicht der Gewinnmaximierung. Klingt sektenartig, ist es aber nicht, auch wenn viele der Rausgeflogenen immer wieder das Gerücht über eine Verbindung zu Scientology verbreiten.
Was die zumeist jungen Männer erwartet, berichten uns einige der Entlassenen. Kaum einer bleibe länger als ein Jahr, so Ulrich Gustavsen4. Der Kfz-Mechaniker hatte schon ein paar Jahre im Autogewerbe auf dem Buckel und war guter Dinge, als er bei Käufer begann. »Aber schon nach ein paar Tagen merkte ich, dass hier was nicht stimmt«, sagt Gustavsen und steckt sich eine Zigarette an. Ja, das Rauchen habe er irgendwann wieder begonnen. »Jedes Jahr zu Weihnachten musste man um seinen Arbeitsplatz bangen. Zum Jahresende wurden 20 bis 30 entlassen. Manche sogar an Heiligabend. Wer viele Krankheitstage hatte, war einfach weg«, erzählt er. Diese Aussagen bestätigt uns ein ehemaliger Geschäftsführer: »Käufer sagte zu Weihnachten: Geben Sie mir eine Liste mit den Leuten, die sich in diesem Jahr krankgemeldet haben. Die entlassen wir.« Käufer, so vermuten andere, die wir treffen, sei zu Weihnachten unglücklich über seine Einsamkeit gewesen, da habe er Genuss empfunden, den anderen das Fest zu vermiesen. Der Firmenanwalt habe Käufer auf die fehlenden Kündigungsgründe aufmerksam gemacht, doch der ließ sich davon nur selten beirren und bot den Geschassten einen Monatslohn Abfindung. Gewöhnlich nahmen die Leute das Geld und verschwanden. Mit Geld, so Käufers Credo, lasse sich alles regeln. Über Jahrhunderte erkämpfte Arbeitnehmerrechte scheren ihn ohnehin nicht. So steht in keinem Arbeitsvertrag bei Car-Care eine konkrete Tätigkeit, ob »Bürokraft«, »Kfz-Schlosser« oder »Verkäufer«, sondern jeder muss die Arbeit machen, die Käufer anordnet, auch die Kundentoiletten putzen. Bei der hauptsächlich männlichen und eher derben Kundschaft meist eine ziemlich eklige Angelegenheit. Eine Putzfrau spart sich Käufer damit erfolgreich. Den Hof fegen, saubermachen, jede Abteilung ist selbst für diese Tätigkeiten zuständig. »Wer sich weigert, das mitzumachen, fliegt raus. Das macht er seit Jahren so«, berichtet ein ehemaliger Beschäftigter. Auch wer nach monatelanger Arbeit mit Sechs-Tage-Wochen nach Urlaub fragt, wird entlassen.
Seit jüngster Zeit greift Käufer ausschließlich auf Leiharbeiter zurück. Die lässt er sich von Zeitarbeitsfirmen schicken, die wiederum von deutschen Jobcentern mit Nachschub versorgt werden. Dass er nur noch Leiharbeiter beschäftigt, die für einen Stundenlohn von sechs Euro schuften, hält er für einen echten Durchbruch. Am 29. Januar 2005 schreibt er dazu im Lagebericht der Car-Care GmbH, der im Handelsregister ausliegt: »Damit habe ich ein gutes Bollwerk gegen die unfairen deutschen Rahmenbedingungen für Unternehmen geschaffen. Es sind so viele Filialen geplant, dass ich ohne besonderes Risiko jede einzelne aus- und einschalten kann wie meine Nachttischlampe, um auch dem Restrisiko zu entgehen, bei einer Änderung der Gesetzeslage in die Kündigungsschutzfalle oder Betriebsratsfalle zu geraten.«
Käufer nennt sein Konzept großmäulig »amerikanisches Großfirmenprinzip«, nun gut, sei’s drum, aber wie sieht es aus? Das Modell ist kompliziert und ändert sich auch schon mal. Aber wer immer neue Steuerschlupflöcher und Abschreibungsmöglichkeiten entdecken will, muss kreativ denken und mitunter weit reisen. Friedhelm Käufer tut beides.

Auf der Suche nach Käufers »vier Wänden«

Beinahe jeden Tag fliegt Käufer in aller Herrgottsfrüh von Zürich nach Hamburg. In Zürich ist das Airporthotel Mövenpick sein Domizil, eine mondäne Bleibe. In der Schweiz residiert man eigentlich, um Steuern in Deutschland zu sparen. Denn in Deutschland beträgt der Steuersatz für Spitzenverdiener 45 Prozent, in der Schweiz sind es nur 11,5. Viele Reiche bringen in die Schweiz aber auch ihr Schwarzgeld, das von dort dann oft in Steueroasen wie Jersey, Luxemburg oder die Kaimaninseln geschafft wird.
Ob Käufer als Dauergast Rabatte genießt, will uns niemand sagen. Immerhin, man kennt ihn hier. »Nein, momentan sei er nicht hier und habe auch keine Anreise geplant«, sagt uns jemand hinter vorgehaltener Hand. »Aber es stimmt, er ist eine Zeit lang häufig hier gewesen.« Wer weiß, vielleicht hat er sich mittlerweile ein neues Domizil in der Schweiz gesucht.
In Hamburg holt ihn meist einer seiner Angestellten ab, über Jahre hat das ein Mann namens Otto Reichhard5 gemacht. »Er wurde immer hektisch, gegen Abend schrie er manchmal, er müsse jetzt weg, wegen der 179-Tage-Regel.« Käufer ist zwar alleiniger Eigentümer der Car-Care-Firmen, aber aus gutem Grund führt er die Geschäfte offiziell nie von Hamburg aus. Denn wenn er offiziell häufiger - mehr als 179 Tage pro Jahr - in Hamburg arbeiten würde, müsste er sein Einkommen dort versteuern.
Wer durch die Akten der Car-Care-Firmen im Handelsregister blättert, reibt sich einmal mehr die Augen. Als Wohnsitz gibt Käufer eine Adresse namens Ulica Borowego, Warzawa, an. Ein ehemaliger Geschäftsführer von Käufer kann sich an ein Penthouse in Warschau erinnern. »Käufer selbst ist offiziell in Warschau gemeldet, aber auch das nur auf dem Papier. Das Penthouse, das er gemietet hat, steht leer. Tatsächlich hält sich Käufer meistens in der Schweiz auf.« Der Mann erinnert sich noch gut, warum Käufer einen Narren an Polen gefressen hatte: »Aus steuerlichen Gründen.« Das ist höchst plausibel: Wenn er seinen Wohnsitz in Polen hat, fragt in Deutschland kein Finanzamt nach seinen Steuern. In Polen selbst muss er sein Einkommen ja nicht unbedingt angeben, zahlt also gegebenenfalls keine Steuern auf sein Gehalt als Geschäftsführer. Legal wäre das zwar nicht, aber die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, ist gering. Wie oft Käufer in Polen ist, kann uns der Mann nicht sagen. »Alles, was er im Ausland getrieben hat, trieb er ohne mich.« Eine Episode kennt er dennoch. Merkwürdigerweise trug sie sich nicht in Warschau zu, sondern in einem kleinen Nest gleich hinter der deutsch-polnischen Grenze. Dort hatte sich Käufer in einer Pension eingenistet und dem Besitzer sogar einen Swimmingpool finanziert. Irgendwann habe es aber Streit ums Geld gegeben. Käufer rannte wutentbrannt durch das Dorf und fand, was er suchte: einen Bautrupp. Er drückte den Männern Geld in die Hand, und die taten, was er sagte: Mit einem Bagger rückten sie auf die Pension zu und schütteten den Pool mit Erde zu. Zuvor habe Käufer noch eine nagelneue Stereoanlage der Luxusmarke Bang & Olufson, die er dem Pensionsbetreiber überlassen hatte, hochkant aus dem Fenster in den Pool geworfen. So erzählte es Käufer zumindest. Friedhelm Käufer, so scheint es, liegt notorisch mit der Welt über Kreuz, im Kleinen wie im Großen.
Offiziell wohnt Käufer noch immer in Warschau, nur die Adresse hat sich geändert. Wir machen uns den Spaß und reisen in die polnische Metropole. Ein Taxi bringt uns in den Vorort Bemowo, eine etwas in die Jahre gekommene Apartmenthaus-Siedlung. Wir finden den Fünfstöcker mit der Hausnummer 5 und wundern uns. Die graue Plattenbaufassade durchzieht ein Riss. Ziemlich trostlose Wohngegend für einen Millionär. Klingelschilder mit Namen gibt es hier nicht. Nur Nummern. Käufers lautet 19. Wir klingeln vergeblich. Mit einem Foto in der Hand suchen wir Nachbarn. Hier ist nicht gerade Leben. Endlich öffnet eine ältere Dame im gleichen Treppenaufgang. Sie sieht sich das Foto an. »Nein, diesen Herrn habe ich hier noch nie gesehen.« Wir fragen sie, ob sie denn oft zu Hause sei. Sie lächelt verschwörerisch. »Ich verbringe viel Zeit in meiner Wohnung. Eigentlich kenne ich meine Nachbarn.« Auch der Mieter ein Stockwerk höher hat Friedhelm Käufer noch nie hier gesehen, ebenso wenig seine Tochter und fünf weitere Nachbarn, die wir fragen. In Polen mag Käufer zwar seinen offiziellen Wohnsitz haben, von Wohnen kann aber nicht die Rede sein.
Interessant ist in dieser Hinsicht Käufers Ankündigung aus dem bereits erwähnten Lagebericht des Unternehmens von 2005: »Die Expansion werde ich von Zürich aus leiten.« Nach unseren Recherchen existieren aber in Zürich weder Mutter- noch Tochter gesellschaften der Car-Care GmbH Hamburg.

Car-Care Kuala Lumpur und ein ominöser Paolo Käufer

Die Lebensumstände des Unternehmers Käufer kommen uns ziemlich rätselhaft vor. Gesicherter sind da schon die Fakten aus dem Hamburger Handelsregister. Der Sitz der Car-Care GmbH ist Hamburg. Und hier müssen ihre Akten samt Bilanzen hinterlegt sein. Aus den Akten geht hervor: Die Car-Care GmbH in Hamburg ist nur eine Tochtergesellschaft, die zu 100 Prozent der Car-Care Hengelo6 in Amsterdam gehört. Auch dies ist eine steuerlich praktische Konstruktion: Töchterunternehmen aus Deutschland zahlen in der Regel an ihr Mutterunternehmen Lizenzgebühren, zum Beispiel dafür, dass sie den Firmennamen verwenden dürfen. Diese Lizenzgebühren kann die deutsche Tochterfirma als Ausgaben beim Finanzamt geltend machen. Und in den Niederlanden bleiben die Einnahmen aus Lizenzgebühren weitestgehend unbesteuert, werden maximal mit einem Steuersatz von sechs Prozent belastet. Ein gängiger Steuertrick, den insbesondere Firmenketten nutzen, ganz legal.
Wir machen uns also auf die Reise in die Niederlande, weil wir wissen wollen, was es mit dieser Firma auf sich hat. Die Car-Care Hengelo residiert an der malerischen Keizersgracht - zumindest auf dem Papier. Tatsächlich finden wir nur eine obskure Van-Veen-Management-Holding B. V.7, die sich als Unternehmen für Treuhandvermögen herausstellt. Im Amsterdamer Handelsregister jedoch werden wir fündig. Die Car-Care Hengelo hat wiederum eine Mutterfirma, und die ist wirklich weit weg: in Kuala Lumpur in Malaysia. Als Geschäftsführer ist ein gewisser Paolo Käufer eingetragen. Die Firma residiert laut Handelsregister im fünften Stock eines Bürokomplexes an der Businessmeile Jalan Ampang.
Wir fragen uns, ob Paolo vielleicht ein Verwandter von Friedhelm ist, womöglich ein Bruder oder Cousin. Wir rufen die malaysische Telefonauskunft an. Ein Mann dieses Namens ist dort nicht verzeichnet, ebenso wenig die Firma Car-Care Kuala Lumpur. Also beauftragen wir per Telefon und E-Mail einen Anwalt, der in der Nähe der Jalan Ampang seine Kanzlei hat, nachzusehen. Das Ergebnis: Weder gibt es unter der angegebenen Adresse ein Büro von Car-Care Kuala Lumpur, noch ist dort ein Paolo Käufer anzutreffen. Also versuchen wir, mit dem Treuhänder der Car-Care Hengelo in Amsterdam Kontakt aufzunehmen, einem gewissen Rudi Robson8. Wir bitten ihn um einen Gesprächstermin. Robson will seine Zeit nicht verschwenden, wie er mit rauchiger Stimme am Telefon mitteilt, und erst einmal wissen, worum es sich bei dem Gespräch drehen soll. Wir fragen ihn nach Friedhelm Käufer. Er legt auf und reagiert weder auf weitere Anrufe noch Briefe. Die Branche der Treuhänder ist verschwiegen. Das gilt nicht nur für Liechtenstein. Auch hier kommen wir also nicht weiter.

Der Treuhänder auf den Kaimaninseln

Irgendwann finden wir im Briefkasten einen Umschlag. Die Adresse ist maschinell aufgedruckt, der Absender möchte offenkundig Rückschlüsse auf seine Person verhindern. Bietet der Briefinhalt womöglich Aufschluss über den Verbleib der Car-Care-Gelder aus Deutschland? In dem Umschlag stecken mehrere Briefbögen mit verschiedenen Absendern und Adressaten, aber ohne weiteren Inhalt.
Der Absender des ersten Schreibens ist eine Firma, von deren Existenz wir bis dato nichts ahnten: Die Käufer Investment Group schreibt an einen John Hagen9 von der AIB Worthy Trust Limited, PO Box 503, Grenville Street in St. Helier, Jersey JE4 9WN. Wieder ein Steuerparadies, die wildromantische Kanalinsel Jersey. Das Unternehmen AIB Worthy Trust Limited gehört zur AIB Bank Limited und ist einer der bekanntesten Hedgefonds-Verwalter. Ihre Büros hat die Firma vor allem in Steuerparadiesen rund um den Globus: Jersey, Guernsey, Luxemburg, den Kaimaninseln und Dubai. Bei der Firma will bedauerlicherweise niemand mit uns über Friedhelm Käufer sprechen. Nach Jersey schaffen Reiche wie Käufer ganz gern ihr Schwarzgeld, denn das Wort Kapitalertragsteuer ist dort ein Fremdwort.
Ob Käufer je auf Jersey war, ist unklar. Anders verhält es sich mit den sonnigen Kaimaninseln in der Karibik, wie wir noch herausfinden werden. In dem anonymen Umschlag findet sich nämlich eine zweite bislang unbekannte Firma aus dem Unternehmensgeflecht des Friedhelm Käufer: die Car-Care Cayman Ltd. Adressiert ist der Briefbogen an einen Mr George Adams10 von der Corporate Credit Services Ltd., PO Box 716, Grand Cayman, Cayman Island.11 Auch die Kaimaninseln sind bekanntermaßen eine Steueroase für Schwarzgeld.
George Adams ist wohl jemand, der auf der Sonnenseite des Lebens steht. Im Internet findet sich neben einer Beschreibung seiner Firmenaktivitäten auch ein Hinweis auf sein »soziales« Engagement. Der Mann ist Schatzmeister der Cayman Cricket Association. Der Eintrag datiert von 2005. Ob er noch immer den Kricket schläger schwingt, wissen wir nicht. Dafür stellt ihn die Firma SIM Fund Services12 als einen der Direktoren vor. Sein Spezialgebiet: Offshore-Firmengründungen, Jacht- und Schiffsregistrierungen und Mutual Funds - also genau der richtige Mann für reiche Deutsche, die ihr Geld in das Steuerparadies retten wollen. Studiert hat er in Glasgow, und bevor er sich unter der Sonne niederließ, arbeitete er sechs Jahre für die weltweit agierende Wirtschaftsberatungsfirma PricewaterhouseCoopers. Sich bei einem Mann dieses Kalibers vorzustellen dürfte ein hübsches Sümmchen kosten. Sein ehemaliger Geschäftsführer jedenfalls erinnert sich, dass Käufer zweimal das subtropische Steuerparadies persönlich besuchte. »Er wollte da eine Firma aufbauen, eine Limited, aber mehr weiß ich nicht, da durfte ich leider nicht mit.« Insgesamt habe Käufer mehrere Wochen auf den Kaimaninseln verbracht, vielleicht hat er das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden.
Auch ein E-Mail-Ausdruck findet sich in unserem anonymen Briefumschlag, geschrieben von Mr Robson von Van-Veen-Ma nagement aus den Niederlanden. Es geht um eine Forderung der Beratungsfirma Moores Rowland an die Car-Care Kuala Lumpur. Der Hinweis auf Moores Rowland lohnt. Ein international schillernder
Originalausgabe 06/2009
 
Copyright © 2009 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH Redaktion: Sabine Wünsch
 
eISBN : 978-3-641-03246-3
 
www.heyne.de
 
Leseprobe
 

www.randomhouse.de