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Schreib ein Buch, sagte er. Wie, ich soll eine Buch schreiben? So etwas habe ich noch nie gemacht! Diese Buch erzählt ein Leben, aus der Sicht eines Borderliners. Es soll weder ein Ratgeber, noch eine Anleitung für psychische Persönlichkeitsstörungen sein. oh Nein! In diesem Buch schreibe ich eine wahre Geschichte und ich hoffe, dass sich Betroffene darin wiederfinden werden.
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Seitenzahl: 72
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Für alle Borderliner, ihr seid nicht allein.
Über den Autor
Nadine Moridis geboren 1984 ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann in Oftersheim. In einer Klinik in Heidelberg arbeitet Sie als Sprechstunden Hilfe. Durch ihren Mann kam sie zum Schreiben. Ohne ihn könnten sie auch dieses Buch nicht lesen. Der Erfahrungsvolle Lebensweg bewegte sie zum Schreiben und lies dieses Buch entstehen.
Schreib
Erinnerungen
Kinderheim
Wenn Kinder, Kinder bekommen
Allein
Neuanfang
Innere Medizin
Weihnachten
Ich lebe noch
Viele Freunde
Alle Jahre wieder
Auszug
Ein anderes Leben
Veränderung
„Schreib ein Buch“, sagte er. Wie, ich soll ein Buch schreiben? So etwas habe ich noch nie gemacht!
Es ist so eine Sache, wenn man so ist, wie ich. Die Welt erscheint einem etwas anders und ich bewundere diejenigen Menschen, die jeden Morgen um dieselbe Uhrzeit aufstehen, sich anziehen, bereit machen und mit dem Auto zur Arbeit fahren, sich jeden Mittag bei demselben Imbiss etwas zum Essen holen und immer dieselben oberflächlichen Gespräche führen … Diese Gespräche, bei denen es heißt „Ich habe mir neue Fliesen für mein Bad gekauft“, oder „Ich habe mir jetzt so einen Rasenmäher gekauft, der den Rasen allein mäht“.
…KOTZ…
Doch die Gesellschaft verlangt es so, also ziehe ich jeden Morgen mein Kostüm an und spiele wieder und wieder das Theaterstück „LEBEN“. Für mich und meinesgleichen ist das nicht so leicht. Ich hasse es, früh aufzustehen, es ist die Hölle, und es nervt mich, wenn der Wecker morgens um 5.30 Uhr klingelt und ich weiß, dass ich wieder raus muss in eine Welt, die für mich Chaos bedeutet. Weil das Leben schon anstrengend genug ist. Ich versuche mich ständig abzulenken, damit ich nicht nachdenken muss, denn wenn ich das tue, wird es kein guter Tag werden. Es ist besser, nicht nachzudenken, denn anderenfalls kommen diese immer größer werdende Dunkelheit und Leere. Und dann bist du gefangen in deinen Gedanken.
Ein Psychologe würde jetzt sagen „Diesen Teufelskreis müssen Sie durchbrechen! Es gibt zahlreiche Wege, um sich besser zu fühlen. Sie denken nur falsch.“ Wie kann man falsch denken? Was für eine unbedachte Aussage. Dennoch habe ich es versucht. Ich war in Therapie und in einer Tagesklinik und ja, es hilft für eine kleine Weile. Jedoch nur eine begrenzte Zeit, bis dich der ganze Scheiß wieder einholt. Immer und immer wieder und nur du selbst musst damit klarkommen. Ich weiß, dass der ein oder andere gerade denkt „Was ist das für ein Psycho?“. Dazu kann ich nur sagen: Ja, ich bin eine davon. Es ist so. Ich komme damit gut zurecht, denn es geht nicht anders. Die Traurigkeit ist mein Freund, genauso wie die Dunkelheit und die Leere und vor allem der Schmerz. Ja, das sind meine Freunde. Es mag ziemlich verzweifelt klingen, aber ich kenne sie schon lange. Ich habe diese Emotionen und Eigenschaften schon früh kennengelernt und nur ein Mensch wie ich kann das verstehen. Ich habe oft in meinem Leben versucht, Dinge durchzuziehen und sie zu Ende zu bringen. Mit dem Resultat, mehr abgebrochen als durchgezogen zu haben. Ich war wahrlich motiviert und wollte meine Ziele unbedingt erreichen. Doch es reicht eine Kleinigkeit, ein Gefühl, eine Erinnerung, ein Geruch und es ist, als würde der Boden unter deinen Füßen weggezogen werden. Du fällst in ein tiefes Loch. Da wieder rauszukommen ist schwer, du bekommst nichts mehr hin. Gar nichts mehr. Wer weiß, ob ich dieses Buch überhaupt zu Ende schreiben kann. Ja, den Hauptschulabschluss habe ich geschafft, wenn auch nur gerade so im Rahmen einer Schulfremdenprüfung. Ich war auf einer Hauswirtschaftsschule, welche ich nach drei Monaten wegen Überforderung abgebrochen habe. Genauso wie die Kosmetikschule. Warum ich es nicht geschafft habe, durchzuziehen, weiß ich bis heute nicht. Jahre später habe ich noch einmal einen Versuch gestartet, eine Ausbildung zur Hauswirtschaftshelferin zu absolvieren, welche ich ebenfalls abgebrochen habe. Drei Jahre später war mein im Bereich Hauswirtschaft begonnenes Fernstudium ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Vielleicht müsste ich die Richtung wechseln. Trotz meiner guten Noten habe ich immer wieder alles in den Sand gesetzt. Eine Ansammlung verworfener Chancen. Ich schaffe es einfach nicht. Es ist nicht so, dass ich es nicht möchte, ich will das wirklich schaffen, es gelingt mir nur nicht. Ich stehe mir selbst im Weg. Obwohl ich das weiß, kann ich es nicht ändern. Das Leben fällt mir schwer. Es fühlt sich so an, als ob ein großer Stein auf meinem Rücken lastet. Ich werde ihn nicht los und bekomme keine Luft. Es fällt mir schwer, in dieser Welt zu atmen und mich zurechtzufinden. Ich habe keine Suizidgedanken. Ich habe lediglich eine andere Sicht auf die Dinge als jene Normalos, die gerne in dieser Welt leben. Für mich geht es darum, jeden Tag zu überstehen. Dabei ist jeder Tag anders, mal schwer, gelegentlich etwas besser, aber nie einfach. Von Zeit zu Zeit klopfen meine Freunde, die Trauer, der Schmerz, die Dunkelheit und die Leere an meine innere Tür. Oft lasse ich sie herein. Viele Normalos laufen von A nach B und C und wieder zu A zurück. Ich bin froh, wenn ich es bis zu A schaffe. Ich habe in einem Buch gelesen, dass alle inneren Konflikte und Probleme in der Kindheit entstehen und man deshalb sein inneres Kind heilen sollte. Doch ich habe das Leben und die Welt als Kind so kennengelernt, wie sie mir noch heute erscheinen. Was soll man da heilen können?
Zu meiner Kindheit oder besser gesagt zu meinen Eltern.
Meine Mutter war ein psychisches Frack, ich habe sie oft traurig erlebt und schmerzerfüllt weinen gesehen. Ich weiß, dass sie oft an Selbstmord dachte, sie schloss sich häufig im Bad und im Schlafzimmer ein. Dabei dachte sie, ich würde es nicht merken. Für mich war es schwer, dies zu ertragen. Ich denke, sie wollte von meinem Vater geliebt werden und ich glaube zu wissen, dass er es auch tat. Dass er es nicht zeigen konnte, machte sie kaputt. Meine Freunde – der Schmerz, die Trauer – kannte sie schon lange, bevor ich sie das erste Mal traf. Es fällt mir schwer, meinen Vater einzuschätzen. Er redete nie viel und konnte seine Gefühle nicht zeigen. Wahrscheinlich hatte er es selbst nie gelernt. Das Einzige, was ich über meinen Vater sagen kann, ist, dass er bis heute in einem Kleintierzuchtverein Hühner und Hasen hält. Ich denke, dass er diese Aktivität als mehr als ein Hobby ansieht, für ihn ist es ein großer Teil seines Lebens. Er ist Züchter, geht auf Ausstellungen, auf diese die Tiere Noten und Auszeichnungen erhalten. Er macht das wirklich sehr gut. Mittlerweile bewertet er die Tiere sogar selbst. Ich war damals ein Kind, ungefähr viereinhalb Jahre alt und liebte es, mit meinem Vater zum Zuchtplatz zu gehen. Ich hatte dort eine Schaukel und Sandspielzeug und es gab eine Menge anderer Dinge, die für Kinder hier interessant waren. Das Beste war der riesige Spielplatz mit monströsen Holzschaukeln, okay, ich war klein, vielleicht erschienen sie mir deshalb so groß. Es machte Spaß dort zu sein und meinem Vater zu helfen. Ich fütterte die Tiere, half ihm beim Kehren und Aufräumen und es gefiel mir, Zeit mit meinem Vater zu verbringen. Letztendlich hat er meinen Enthusiasmus zerstört. Ich erinnere mich an eine Situation, als ich ungefähr sechs Jahre alt war. Meine kleine Schwester war 2 Jahre jünger. Es war ein schöner Tag und wir beide durften mit zum Zuchtplatz. Wir halfen meinem Vater beim Aufräumen und ich wollte kehren, so wie immer. Meine kleine Schwester wollte das auch tun, um ihrer großen Schwester nachzueifern. Ich versuchte meiner Schwester zu erklären, dass das meine Aufgabe war, doch sie war nicht davon abzubringen. Mein Vater bekam das mit und ich dachte, er würde ihr schon eine andere Aufgabe geben. Was er im Folgenden sagte, schmerzte mehr, als eine Ohrfeige wehtun könnte. „Gib den Besen deiner Schwester, die kann das sowieso viel besser als du!“ Von diesem Tag an wollte ich nicht mehr zu diesem einst wundervollen Ort. Meine Schwester ging all die Jahre mit, bis sie erwachsen wurde, sie nahm sogar mit an Ausstellungen teil. Es ist kaum vorstellbar, aber ich