Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Es war nicht abzustreiten, dass er diesen Job gern tat, all sein Herzblut hineinsteckte und immer mit Eifer dabei war. Auch die gierigen, ja regelrecht verschlingenden Blickte der Männer machten ihm nicht viel aus. Ganz im Gegenteil. Er sah dies als Bestätigung seiner selbst und der Grund dafür, dass er nicht aufhörte und weiter tanzte. Nicht für das Geld, sondern aus Leidenschaft. Aus Leidenschaft und Spaß an der Sache. Nicht jeder konnte sich mit seinem Beruf glücklich schätzen, doch Frederic konnte es und tat es. Der junge Mann tanzte schon eine Ewigkeit, wie es ihm schien. Immer wieder ließ er seinen Blick durch die Menge wandern. Er konnte nur schwer etwas erkennen. Gesichter, die weiter hinten im Raum waren, konnte er sogar nur erahnen. Seine Augen schienen etwas zu suchen, doch innerlich hatte er schon längst aufgegeben, das Gesuchte auch zu finden. Es war schon einige Monate her, als er hier jemanden kennen gelernt hatte, wobei kennen gelernt eher das falsche Wort dafür gewesen war. Dieser Jemand hatte das Lokal des öfteren besucht und ihn aus der Nähe beobachtet und ihm niemals Geld zugesteckt, so wie es die anderen Männer taten. Einmal kam es dazu, dass der Mann mit ihm in sein Apartment gekommen war und sie eine wunderbare, erfüllende Nacht zusammen verbracht hatten und seit diesem Abend hatte er den geheimnisvollen Mann nicht mehr wieder gesehen. Er kam nicht mehr ins Lokal. Frederic hatte jede Nacht nach ihm Ausschau gehalten, so wie an diesem Abend auch. Ohne Erfolg. Frederics Auftritt neigte sich dem Ende zu. Er hatte es endlich geschafft, die Gedanken an den geheimnisvollen Mann zu verdrängen und konzentrierte sich nun auf die letzten Minuten, die er noch zu absolvieren hatte. Geschmeidig und rhythmisch bewegte er seinen graziösen Körper zur Musik. Seine Haare warf er gekonnt umher. Schweißperlen übersäten seinen Körper. Sein Gesicht leicht gerötet und sein Herz schlug schnell. Er war wie im Rausch und gab sich dem Tanzen komplett hin. Als Frederic sich in seiner Bewegung in Richtung Tür wand und seine Augen sich wieder öffneten, schien es als hätte ihn der Blitz getroffen. Seine Bewegung erstarrte, es war als würde die Umgebung um ihn herum stehen bleiben und sein Atem gleich mit. Fassungslos starrte er zur Tür. Seine Augen erblickten das, was sie schon seit Ewigkeiten gesucht hatten. Da stand er...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 237
Veröffentlichungsjahr: 2023
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Norman Rust
Sechs junge Männer und ihre Abenteuer
Inhaltsverzeichnis
Geschichte 1: Luke
Geschichte 2: Edward
Geschichte 3: Adrien
Geschichte 4: Ken
Geschichte 5: Jeffrey
Geschichte 6: Malcolm
Impressum
Geschichte 1: Luke
Es war ein einfacher Job und dazu ein recht angenehmer. Die beiden Schwestern waren nicht nur äußerlich reizvoll, sondern führten auch sehr amüsante und gebildete Gespräche miteinander auf dem Rücksitz des Wagens. Sie hatten ihn als Fahrer und Beschützer angeheuert, denn auf der Strecke, die sie vor sich hatten, war es in der letzten Zeit des Öfteren zu Überfällen gekommen.„Keine Sorge. Ich werde die Damen schon sicher ans Ziel bringen.“Er warf den beiden Schwestern über seine Schulter hin ein Lächeln zu und sie lächelten zurück und lachten, weil sie eben junge Damen waren und er ein junger Mann. Er gefiel ihnen mit seinem blonden Haar, den hellen Augen und dem sonnenbraunen schlanken Körper. Deshalb hatten sie ihn ausgesucht. „Hör zu, Luke, so heißt du doch?“ Die Jüngere der beiden Schwestern zerwühlte mit der Hand ihr blondes Haar. „Wir legen noch einen Hunderter drauf, wenn du dein Hemd ausziehst.“Die andere rückte so dicht an den Fahrersitz heran, dass ihre roten Locken den Hals des Mannes kitzelten. „Meine Schwester ist viel zu verschwenderisch. Für Hundert musst du alles ausziehen.“Die Jüngere stimmte ihr sogleich zu. „Meine Schwester hat recht. Wir wollen dich ganz nackt sehn.“Der Mann schüttelte den Kopf. Er nahm es für einen überschwänglichen Scherz, bis eine zarte Hand ihm von hinten einen Hunderter auf seinen Schoß schob. „Na, was ist? Bekommen wir nun was zu sehen?“Er hielt den Wagen und reichte den fordernden Damen das Geld zurück. „Es tut mir leid. Aber für so was bin ich nicht zu haben.“„Ach komm schon.“ Die Rothaarige zwickte ihm mit ihren langen Fingernägeln in den Arm. „Wir geben dir Zweihundert.“Die Blonde nickte. „Ja, aber dann musst du dir vor uns einen runterholen.“Luke startete den Wagen so plötzlich, dass die Schwestern mit erheiterten Schreien auf ihre Sitze zurückfielen. Er sprach kein Wort mehr mit ihnen.„Der spricht nicht mehr mit uns.“„Der ist sauer.“„Was können wir dafür, wenn der so zimperlich ist?“„Hätten wir doch den anderen genommen, den vom letzten Mal. Der hat sich nicht so angestellt. Außerdem war der muskulöser.“„Ich dachte, wir versuchen mal was Neues.“„Netter Versuch. Das wird vielleicht eine langweilige Fahrt. Und so beklemmend. Wir sollten etwas singen.“„Du sagst es. Das heitert uns sicherlich auf.“Der Gesang der beiden Schwestern war die reinste Folter für das menschliche Gehör. Dass sie dies mit Absicht taten, um den Mann zu ärgern, war ihm klar, aber er beschwerte sich nicht. Es war ihm lieber, diesen Dissonanzen zuzuhören als ihrer verschlagenen Konversation.So kam es, dass Luke es fast schon begrüßte, als während der Fahrt plötzlich ein Reifen platzte. Der Wagen schlingerte bedrohlich bis er endlich zum Stehen kam.Die Schwestern beendeten jäh ihren Gesang und wollten wissen, was geschehen war. „Warum fährst du wie ein Henker?“„Wir haben eine Reifenpanne.“„Was?“„Ein Reifen ist geplatzt. Ich werd ihn auswechseln.“„Moment.“ Die Rothaarige verengte ihren Blick. „Was wenn das ein Trick ist? Wenn sie uns den Reifen angeschossen haben, um uns zu überfallen? Wir sind hier mitten im Wald.“Luke sah aus der Seitenscheibe. „Ich sehe hier niemanden. Aber wenn es euch beruhigt, schaue ich mich erstmal um.“ Er entsicherte seine Pistole uns stieg aus dem Wagen. Ringsum war nichts zu sehen, nichts zu hören. Genau genommen war es nahezu verdächtig still. Der Mann hielt seinen Atem an und lauschte. Ein Rascheln im Unterholz ließ ihn zusammenzucken. Beinahe hätte er die Waffe abgefeuert. Wie albern. Es war sicher nur irgendein Tier gewesen.Er öffnete den Kofferraum, um das Reserverad herauszuholen, als er nun sehr deutlich ein Geräusch hinter sich hörte, leises Lachen.Rasch drehte er sich um und erblickte eine hochgeschossene Gestalt. Viel war nicht zu erkennen, denn das Gesicht des Fremden war bis zu den Augen unter dem aufgestellten Kragen eines langen Mantels verborgen. Doch es tauchte niemand unversehens in dieser menschenleeren Gegend auf, wenn er nicht ganz bestimmte Absichten verfolgte, üble Absichten. Also zögerte Luke nicht, die Waffe auf den Unbekannten zu richten. „Was wollen Sie?“Der andere hob beschwichtigend die Hände. „Was für eine stürmische Begrüßung.“ Seine Stimme klang freundlich und angenehm. „Nun, du hast da zwei sehr hübsche, junge Damen in deinem Wagen. Ich bin mir sicher, dass so einige dafür einen sehr hohen Preis bezahlen werden.“„Keinen Schritt näher.“ Luke zielte mit der Waffe auf den Kopf des Fremden. „Ich knall dich ab.“Auf diese Drohung hin lachte der Fremde bloß recht charmant. „Das glaube ich nicht. Du wirst nicht schnell genug sein und daneben schießen. Und du möchtest sicher nicht erleben, was ich mit Leuten anstelle, die auf mich schießen. Also erspar dir das.“Luke hielt die Waffe, wo sie war. „Ganz schön arrogant, findest du nicht? Ich habe sechs Kugeln im Magazin und eine davon trifft dich garantiert. Und sollte das nicht ausreichen, dann habe ich ein Messer. Und du möchtest nicht erleben, wie gut ich damit umgehen kann.“Wieder lachte der Fremde und Luke überkam der unschöne Verdacht, dass dieser Mann wahrscheinlich einen guten Grund hatte, so unbeeindruckt auf die Drohungen zu reagieren. Der Mann war sicher nicht allein gekommen. Vielleicht genügte eine falsche Bewegung und Luke würde aus dem Hinterhalt erschossen werden. Vorsichtig drehte er den Kopf ein kleines Stück zur Seite, um seinen Verdacht zu überprüfen.Durch diese Ablenkung verspielte er jedoch alles. Ein blitzschneller Tritt hieb ihm die Waffe aus der Hand und ehe er nach seinem Messer greifen konnte, hatte der andere ihn schon überwältigt. Was für ein Kämpfer. Hätte seine Wut in diesem Moment nicht jedes andere Gefühl erstickt, dann hätte Luke den Mann gewiss für sein Talent bewundert. Der andere hielt ihn so, dass er sich in dem Griff nicht mehr bewegen konnte, einen Arm auf dem Rücken und den anderen um die eigene Kehle geschlungen. Es schnürte ihm den Atem ab.Der Fremde hinter ihm stieß einen Pfiff aus und das Gebüsch ringsum begann sich raschelnd zu teilen. Mindestens zehn, vielleicht fünfzehn Vermummte traten daraus hervor und der Fremde befahl ihnen, die Frauen aus dem Wagen zu holen. Er war also ihr Anführer.Einer der Vermummten deutete auf Luke. „Sollen wir ihn töten?“„Nein.“ Das verhüllte Gesicht des Fremden beugte sich hinab, um Luke zu betrachten. Die Augen des Mannes wirkten in der Dunkelheit vollkommen schwarz. „Ich nehme ihn mit. Stellt ihn ruhig.“„Jawohl.“ Der Vermummte rief einen anderen zu sich. „Verpass ihm ein paar schöne Träume. Der Boss will ihn mitnehmen.“Der Hinzugekommene nickte. Er zog eine Spritze hervor und steckte eine lange Kanüle darauf.In Luke machte sich Panik breit. Er versuchte, sich zu wehren, doch es war aussichtslos. Der Griff des anderen wurde nur umso fester, umso schmerzhafter.Die Kanüle drang in seinen Hals und raubte ihm das Bewusstsein.Luke erwachte auf einem Sofa liegend in einem Raum, der wie ein Wohnzimmer eingerichtet war, sehr elegant. Er versuchte die Ereignisse, bevor er weggetreten war, in irgendeinen Zusammenhang mit diesem Zimmer zu bringen, doch es gelang ihm nicht. Sie mussten ihn hierher gebracht haben. Was aber war mit den Schwestern geschehen? Er hatte sie nicht beschützen können und nun waren sie in die Hände dieser Räuber und Menschenhändler geraten. Es war eine organisierte Bande, die schon seit einiger Zeit die Gegend unsicher machte. Wahrscheinlich waren er und die beiden Damen schon vor ihrer Abfahrt aus der Stadt beobachtet worden. Er hätte von vornherein gegen diesen Überfall nichts ausrichten können, nicht einmal drei oder vier bewaffnete Männer hätten das gekonnt. Aber was wollten sie von ihm? Es gab niemanden, der auch nur einen Pfennig Lösegeld für ihn bezahlen würde. Das würden sie früher oder später merken und dann würden sie ihn töten.Er ging zur Tür. Vielleicht waren sie nachlässig, wähnten ihn noch schlafend und hatten nicht abgeschlossen. Das wäre allerdings zu schön gewesen, um wahr zu sein. Die Tür war verschlossen und blieb es trotz einiger wütender Tritte.Dann hörte er wieder das Lachen. Er hätte sich vorher besser umsehen sollen.In einer Ecke des Raumes, verdunkelt durch den Schatten einer Schrankwand, sah er ihn auf einem Sessel sitzen.„Gib dir keine Mühe, du kommst hier nicht raus.“Erschrocken blickte Luke auf den großen Mann, dessen Gesicht nun unverhüllt war, ein scharf geschnittenes Gesicht mit blutleeren Lippen, die sich zu einem amüsierten Lächeln verzogen hatten. „Das hier war mal ein Gefängnis, nun ist es meine Festung. Hier kommt niemand hinein oder hinaus, wenn ich es nicht erlaube.“Luke verschränkte seine Arme vor der Brust. „Schön, das hätten wir dann also geklärt. Aber was habt ihr mit mir vor?“Der Mann betrachtete ihn prüfend. „Du bist ein hübscher Kerl, aber zu alt, als dass ich dich noch gut verkaufen könnte. Sie wollen junge Männer, sehr jung, fast noch Kinder.“„Ihr handelt wohl auch mit Kindern, was?“„Nun, wenn die Nachfrage besteht.“ Der Anführer erhob sich und trat mehr ins Licht. Der große Körper wirkte schlank, aber massiv und im Kontrast zu seiner schwarzen Kleidung sah die Haut gespenstisch blass aus. Das dunkle Haar war durchzogen von feinen grauen Strähnen, doch sein Gesicht wies noch keine deutlichen Falten auf. Eine lange Narbe zog sich unschön von der linke Wange hinunter zum Kinn. „Was mache ich also mit dir?“Als der Mann näher kam, nahm Luke wieder diesen Geruch wahr, von dem er nicht wusste, ob es Seife war, Waschmittel oder Rasierwasser. Er wusste nur, dass dieser Geruch seine letzte Erinnerung war, bevor sie ihn betäubt hatten. Instinktiv hob er seine Hände auf Brusthöhe, um sich zu verteidigen vor dieser Nähe, die ihm Angst machte.Der Mann schüttelte den Kopf. „Lass das sein. Oder muss ich dir noch einmal zeigen, dass ich stärker bin als du?“Luke ließ die Arme sinken. „Nein. Du bist ein zu guter Kämpfer.“„Natürlich bin ich das. Oder denkst du, die Männer hier gehorchen mir aus Sympathie?“ Er legte eine Hand an Luke Kinn und zwang den jüngeren Mann, ihm in die Augen zu sehen. Die Augen, die im Schatten schwarz erschienen waren, zeigten im Licht eine dunkelgrüne Farbe. „Wenn Blicke töten könnten, hättest du mich längst erledigt, was?“Luke schwieg, während der Mann ihn weiterhin betrachtete. „Jetzt will ich sehen, ob es sich auch wirklich lohnt, dich am Leben gelassen zu haben.“ Er zog ein Messer aus seinem Gürtel und ließ es zwischen seinen langen Finger hin und her schwingen.Dann plötzlich stoppte der Mann das beunruhigende Spiel mit dem Messer und richtete die Klinge auf Luke Brust. „Zieh dich aus. Wenn es nicht schnell genug geht, helfe ich hiermit ein wenig nach.“Zunächst tat Luke gar nichts. Er dachte auch nicht nach. Er reagierte bloß, denn wenn er je zu etwas ausgebildet worden war, dann im Nahkampf mit dem Messer. Er beherrschte jeden Angriff und auch jede Abwehrtechnik nahezu perfekt. Und er war schnell. Er vollführte einen harten Block gegen den Arm des Mannes, um die Klinge von sich weg zu schieben, und dann trat er ihm gegen das Schienbein. Das verschaffte ihm ein wenig Zeit. Schnell ging er hinter dem Tisch in Deckung und schnappte sich dort eine Weinflasche. Als er sie an der Tischkante zerbrach, spritzte der rote Wein über seine Kleidung und den hellen Teppich. Drohend hielt Luke die zu scharfen Kanten zerbrochene Flasche empor. „Denkst du, ich bin dein Spielzeug?“Der Ausdruck im Gesicht des Anführers war schwer zu deuten. Eine seiner schmalen, dunklen Augenbrauen hob sich amüsiert, als sie sich aber wieder senkte, entstand eine Zornesfalte in der Mitte seiner Stirn. „Das war die letzte Flasche meines besten Bordeaux. Ich habe sie auf diesen Tisch gestellt, damit sie unbeschadet Zimmertemperatur erreicht. Mein Junge, wenn du so nach Schmerzen bettelst, kann ich es wohl nicht mehr überhören.“Nun wurde Luke von dem unguten Gefühl beschlichen, die Situation für sich nicht eben verbessert zu haben. Er würde nicht ewig hinter diesem Tisch die Stellung halten können. Wahrscheinlich würde dieser Mann ihn einfach erschießen. Also tat er, was er in diesem Augenblick für vernünftig hielt, legte das Fragment einer Bordeauxflasche beiseite und zog sich das vom Wein durchnässte Hemd aus.Der Zorn verschwand aus dem Gesicht des Anführers, als er sah, dass der Körper des anderen noch schöner war als er es vermutet hatte. Die Haut war glatt und leicht gebräunt, die Muskeln waren nicht zu ausgeprägt, aber doch deutlich sichtbar.Der Mann steckte das Messer zurück an seinen Gürtel. „Komm her.“Etwas zögernd schritt Luke auf den großen Mann zu. Er hatte es erwartet und doch erwischte es ihn ziemlich unvermittelt, ein Schlag ins Gesicht. Es war zwar bloß die flache Hand, aber der Schlag war nahezu betäubend. „Das war für den Wein.“Als der Mann die Hand noch einmal hob, deckte Luke sein Gesicht mit dem Unterarm. Der andere schlug jedoch nicht zu. Er fasste den schützenden Arm und bog ihn sanft herunter. „Schon gut. Aber das nächste Mal werde ich nicht so zärtlich zu dir sein.“Luke zweifelte nicht daran. Trotzdem war er kurz davor zurückzuschlagen, denn er kochte innerlich vor Wut und in diesem Zustand handelte er, wie er kurz zuvor gehandelt hatte, äußerst unüberlegt. Es kostete ihn einiges an Mühe, den Ausbruch seiner Emotionen zu verhindern. Auf seinem Gesicht zeigte sich diese Anstrengung recht deutlich. Es entlockte seinem Gegenüber wieder dieses atypische leise Lachen. „Deine Augen, dein Gesicht, wie sich alles darin spiegelt, Hass und Wut, das gefällt mir.“Luke starrte seinerseits auf das Gesicht des Mannes. Neben der auffälligen Narbe über der Wange wies es bei näherer Betrachtung noch zahlreiche weitere unvorteilhaft verheilte Blessuren auf. Die Nase war mehrfach gebrochen und die schmalen, fast farblosen Lippen schienen irgendwann in ihrem arroganten Schwung erstarrt zu sein. Dieses Gesicht musste einmal recht ansehnlich gewesen sein. Einzig die geraden Zähne und die intensiven Augen ließen davon noch etwas erkennen.Als der Anführer bemerkte, dass der andere ihn nun nicht mehr allein mit blinder Wut, sondern auch mit abschätzender Neugier ansah, wurden seine Augen unruhig. „Hör auf, mich anzustarren. Zieh dich weiter aus.“Luke löste die Schnalle seines Gürtels, äußerst widerwillig und daher so langsam wie möglich.„Soll ich dir helfen, oder was?“ Der Anführer griff nach dem einen Ende des Gürtels und zog ihn mit einem Ruck aus Luke Hose heraus. Dann spannte er ihn zwischen seinen Händen und versetzte dem jungen Mann einen schmerzhaften Schlag gegen die Brust. „Los schneller, verdammt.“Luke gefror vor Zorn zu einer böse blickenden Salzsäule.Der Anführer hatte keine Geduld mehr. Es erstaunte ihn selbst, wie sehr er in seiner Erregung die Kontrolle über sich verlor. Diese Haut, dieser Körper, diese Wut in den Augen - dieser junge Mann machte ihn wahnsinnig. Er musste ihn besitzen, bevor er selbst vollkommen von ihm besessen war.Die Gegenwehr des anderen, die Hände, die sich gegen seine Oberarme stemmten, es machte ihn nur umso heißer. Der pochende Schmerz in seinem Schienbein fühlte sich so gut an.Wohin führte dieses Spiel? Es war grausam, denn Luke war darin gefangen, ohne eine Möglichkeit zur Flucht. Er versuchte sich zu wehren gegen die harten Arme, die ihn immer weiter rückwärts drängten, bis hin zu dem Sofa, auf dem er erwacht war. „Was willst du von mir?“Der Anführer drückte ihm die Arme herunter. Dieser Mann besaß wirklich eine unwahrscheinliche Kraft. So schwach, so ausgeliefert hatte Luke sich nie zuvor gefühlt. Es war ein Augenblick boshaftester Nähe, als ihm der blutlose Mund in sein Ohr flüsterte. „Hat dich schon mal jemand gefickt?“Ruckartig riss Luke seine Arme auseinander und wider Erwarten gelang es ihm dadurch, sich aus dem Griff des Mannes zu befreien. „Hast du je gefragt, bevor du dir etwas genommen hast?“„Wozu?“ Ein heftiger Stoß beförderte Luke rücklings auf das Sofa und ehe es ihm möglich war, sich wieder zu erheben, war der andere schon über ihm. „Wenn mir etwas gefällt, dann nehme ich es mir ganz einfach.“„Soll das ein Kompliment sein oder eine Drohung?“ Luke spürte die Erektion des anderen an seinem Oberschenkel. Wortlos zog der Mann sein Messer wieder heraus und ließ es über Luke Brust streichen. Der Körper des jungen Mannes verspannte sich unter der bedrohlichen Berührung. Das Messer glitt hinab über seinen Bauch bis hin zum Hosenbund. „Los, runter damit.“Luke Atem ging sehr rasch. „Steck erst das Messer weg.“Die Klinge blitzte nun direkt vor seinen Augen. „Halt den Mund und tu, was ich dir sage.“Luke öffnete seine Hose und zog sie sich von den Hüften.„Sehr gut.“ Der Mann steckte das Messer weg und griff nach Luke Hand, führte sie ihm zwischen die Beine. „Jetzt mach es dir selbst. Und schau mir dabei in die Augen.“Wie fremd sich seine eigene Hand anfühlte, als er der Forderung des Mannes nachkam. Luke musste stark dagegen ankämpfen, die Augen nicht zu schließen vor diesem boshaften dunkelgrünen Blick, der in ihm immer mehr von jenen hasserfüllten Gedanken schürte, die sich darum drehten, diesem Mann die schlimmsten Schmerzen zuzufügen, ihn zu erniedrigen, zu schlagen. Sein Körper reagierte mehr auf diese Vorstellung als auf den Reiz, den seine Hand ausübte, mit einem intensiven Lustempfinden, das ihm unnatürlich und gemein vorkam. „Küss mich.“Die Augen des Anführers verengten sich. Wie kam es, dass der junge Mann ihm gegenüber einen solchen Wunsch aussprach? Da war nur Feindseligkeit in seinem Gesicht. Wie vor allem aber kam es, dass der Anführer sich diesem Wunsch nicht widersetzen konnte? Seine schmalen Lippen legten sich auf Luke Mund, und es war Luke Zunge, die einen Moment lang alles kontrollierte. Der ältere Mann schloss die Augen. Ihm gefiel die Ahnung, ja das Wissen, dass hinter der Leidenschaft in diesem Kuss die reinste Niedertracht verborgen lag. Er bemerkte sehr wohl, wie die Hand des anderen nach dem Messer an seinem Gürtel griff, doch er wollte es ihn versuchen lassen.Luke Hand erreichte das Messer, bevor es ihm jedoch gelang, die Klinge aus dem Gürtel zu ziehen, hatte der Mann bereits sein Handgelenk umfasst. „Netter Versuch. Du willst einfach nicht aufgeben, was? Umso mehr gefällt es mir mit dir.“Daraufhin lieferte der Anführer erneut einen Beweis seiner Kraft, indem er Luke Körper an den Schultern unter sich herumdrehte. Er öffnete seine Hose und drang sofort in ihn ein, nicht ruckartig, aber konsequent, bis er ganz in ihm war.Luke unterdrückte jede Regung, jeden Laut. Das Gewicht des Körpers über ihm, der schmerzhafte Druck der harten Erektion, noch nie hatte er sich so vollkommen in der Gewalt eines anderen gefühlt. Wie er diesen Mann hasste.Nicht mehr als drei, vielleicht vier mal stieß der Mann in ihn hinein. Dann stockte sein lauter Atem und er kam in ihm. „Verdammt, du machst mich einfach zu geil.“Luke Körper entspannte sich. „Du verdammtes Schwein. Bist du jetzt zufrieden, dass du mich gefickt hast?“Der Anführer lachte. „Ich werd dich erst noch richtig ficken.“Das waren nicht bloß Worte. Luke fühlte, wie der andere in ihm wieder hart wurde, und diesmal beließ er es nicht bei einigen wenigen Stößen. Er fasste Luke um die Hüften und zog ihn auf die Knie. „Los, beweg dich.“Als Luke dieser Forderung zunächst nicht nachkam, versetzte der Mann ihm einen heftigen Schlag auf den Oberschenkel. „Du sollst dich bewegen, verdammt.“Unter der Anweisung des Mannes bewegte Luke seine Hüften so, dass dieser noch tiefer in ihn eindringen konnte. „Ich hasse dich.“„Ich weiß.“ Die Finger des Mannes umfassten Luke Hoden und erwiesen sich dort als äußerst geschickt. Es war nichts als Gewalt. Wie konnte es Luke so erregen? Er versuchte nicht mehr, seinen raschen Atem, seine leisen Schreie zu verbergen.Ein kaum sichtbares Lächeln huschte über das Gesicht des Anführers. Er stieß noch härter in Luke hinein, verstärkte das Spiel seiner Finger, bis der junge Mann laut aufschrie.„Siehst du jetzt endlich ein, dass es keinen Sinn hat, gegen mich zu kämpfen? Wie sehr du mich auch verabscheust, ich beherrsche deinen Körper.“„Niemals“ Das Wort erstickte auf dem Höhepunkt seiner Lust und er ergoss sich über die Hand des Mannes. Schwer atmend sank Luke auf das Sofa nieder, herabgedrückt von dem Körper des anderen. Am Ziel seiner Erregung gab der Mann kaum einen Laut von sich, bloß ein tonloses Keuchen. Sein Atem berührte Luke Ohr. Schweißnasses Haar kitzelte seine Wange. Berühr mich nicht, sag nichts, geh einfach weg von mir.Als könne der Mann Gedanken lesen, zog er sich zurück. Er stand auf und ordnete seine Kleider.Luke richtete sich ebenfalls auf, zog seine Hosen hoch und schwieg. Nur seine Stirn legte sich in nachdenkliche Falten. Mit wie vielen vor ihm hatte dieser Mann das schon getan? Und was würde er jetzt, da er hatte, was er wollte, mit ihm tun?„Ich weiß, was du jetzt denkst.“Fast erschrocken blickte Luke den anderen an. Der Anführer lächelte kalt. „Du fragst dich, wo du duschen kannst, um dich von einem Dreckskerl wie mir rein zu waschen.“Wenn Luke sich jetzt waschen wollte, dann höchstens mit dem Blut seines verhassten Widersachers. Der Mann wies auf eine Tür am anderen Ende des Raumes. „Da ist das Badezimmer. Viel Vergnügen.“Die Arroganz dieses Mannes war fast noch brutaler als alles, was er tat.Luke hätte ewig unter der Dusche stehen, ewig auf die weißen Fliesen starren können. Er fühlte sich wie ein Gespenst, als hätte dieser Mann ihm seinen Körper weggenommen. Und dieser betrügerische Körper hatte sich dem hingegeben, ohne dass sein Wille damit einverstanden war. Jetzt roch er schon wie er nach dieser Seife. Vielleicht hätte er sie besser nicht benutzen sollen. Er hörte die verhasste Stimme, wie sie vor der Tür Befehle erteilte. „Bringt etwas zu essen und Wein. Und fegt die verdammten Scherben auf.“Na warte, eines Tages werden sie dich kriegen. Ich hoffe, sie werden dich in das dunkelste Loch sperren und dich behandeln, wie du es verdienst, du dreckiger Hund.Nach einer ziemlich langen Zeit, in der er sich das warme Wasser über seinen Körper hatte laufen lassen, trat Luke widerstrebend in das Zimmer zurück.Mittlerweile war der Tisch von den Spuren des verschütteten Rotweins gereinigt und für ein Abendessen hergerichtet worden.Der Anführer war soeben dabei, ein zweites Glas mit Wein zu füllen. „Setz dich. Iss etwas.“Auf zwei silbernen, vermutlich gestohlenen Platten lagen Schinken und Brot sehr verlockend angerichtet.„Ich habe keinen Hunger.“„Wie du meinst.“ Der Mann wusste nur zu gut, wie es gemeint war. Befehlerisch wies er auf einen der Stühle am Tisch. „Dann wirst du mir beim Essen Gesellschaft leisten.“ Daraufhin ging er an Luke vorbei zum Badezimmer. „Ich lasse dich einen Augenblick allein. Mach keine Dummheiten in der Zwischenzeit.“Luke nickte. Sobald der Mann jedoch hinter der Badezimmertür verschwunden war, lief er zum Fenster und schob die schweren Vorhänge beiseite. Was hatte er erwartet? Es war ein Gefängnis, so wie der andere es gesagt hatte, und vor den Fenstern waren Gitter angebracht. Es blieb nur der Weg durch die Zimmertür. Allerdings war diese überaus stabil und sein teuflischer Gastgeber hatte es nicht versäumt, sie zu verschließen. Luke setzte sich an den Tisch und griff eines der Weingläser. Er trank es, ohne abzusetzen, aus und füllte es sich wieder auf. Das tat er dreimal. Dann war er einigermaßen berauscht und konnte dem Essen vor sich nicht mehr widerstehen. Er stopfte sich Brot und Schinken in den Mund, goss mit Wein nach und schlang alles rasch herunter. Zwar ärgerte es ihn, denn er hatte ja keinen Bissen davon anrühren wollen, doch er war einfach zu hungrig und es schmeckte zugegeben außerordentlich gut. Also aß er solange weiter, bis er hörte, wie die Badezimmertür geöffnet wurde. Der Anführer trat an den Tisch, füllte wortlos Luke Glas auf und stellte die nun leere Weinflache auf den Fußboden. Dann setzte er sich Luke gegenüber. Das nasse Haar des Mannes war zurückgestrichen. Sein Gesicht wirkte dadurch noch härter und älter.Als der Mann die zweite Flasche entkorkte, fiel Luke auf, dass diese Hände nicht nur sehr geschickt, sondern auch bemerkenswert schön waren. Nein, das waren sie nicht. Nichts an diesem Mann verdiente auch nur annähernd ein solches Adjektiv. „Ich hätte dir gern einen besseren Wein angeboten.“ Der Mann wies auf den rot befleckten Teppich.Luke zuckte mit den Schultern. „Ich trinke nicht, weil es mir schmeckt. Ich würde sogar Spiritus in mich hineinschütten.“Sein Gegenüber lächelte amphibisch freundlich. „Du bist immer noch wütend, nicht wahr?“Dieser Mann verhöhnte ihn. Nach all dem, was er ihm angetan hatte, verhöhnte er ihn nun auch noch mit diesen Worten, diesem Blick. Luke kämpfte mit dem Drang, ihm den Wein ins grinsende Gesicht zu schütten. „Mir ist egal, was du mit meinem Körper machst.“ Der junge Mann erhob sich. „Los, bedien dich. Aber tu nicht so, als sei das hier ein romantisches Abendessen.“Gelassen trank der Anführer vom Wein und ließ seinen dunkelgrünen Blick über Luke Oberkörper wandern. „Trink dir ruhig noch etwas Mut an. Das steht dir hervorragend.“„Ich frage mich, was jemand wie du überhaupt empfindet.“Einer der schlanken Finger fuhr über den Rand des Weinglases. „Hast du es nicht gespürt?“„Ich habe gar nichts gespürt.“„Dafür warst du aber ziemlich laut.“Wein und Wut stiegen Luke zu Kopf. Seine Wangen röteten sich. „Ich sprach von menschlichen Gefühlen. Kennst du so was?“Der Anführer lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und lachte. „Was bist du bloß für ein pathetischer Schwächling. Ich hätte besser eine von den Frauen nehmen sollen.“Luke schlug mit der Faust auf den Tisch. „Ich bin kein Schwächling. Ich bin nur kein Verbrecher.“ Das war wohl zu viel gewesen. Der Mann erhob sich von seinem Stuhl. Der Ausdruck in seinem Gesicht wirkte gefährlich, wie elektrisiert. „Ich bin ein Verbrecher, ja?“ Seine Stimme klang gefährlich sanft. „Los sag es mir.“Luke wagte nicht mehr, irgendetwas zu sagen.„So schweigsam plötzlich?“ Der Anführer ging herüber zu dem hohen, hölzernen Schrank, der an der Wand hinter dem Tisch stand. Er öffnete eine der Schubladen und zog etwas daraus hervor.Luke Augen weiteten sich, als er die Peitsche in den Händen des Mannes sah, eine brutale Schnur aus fest geflochtenem schwarzem Leder.„Nun, wenn du deinen Mund nicht aufbekommst.“ Der Mann warf Luke die Peitsche vor die Füße. „Dann zeig es mir. Ich hoffe, du kannst damit umgehen.“Zögernd hob Luke die Peitsche auf. Sie wog schwer in seiner Hand, ließ sich aber gut bewegen.Der Anführer entblößte seinen Oberkörper. „Schlag mich.“ Dieser Körper war durchaus nicht unansehnlich. Ausgeprägte Muskeln spannten sich unter der Haut, als seine Arme sich gegen die Wand stützten. Der Rücken war von langen Narben überzogen. „Los, schlag zu.“Trotz dieser deutlichen Aufforderung war Luke sich unsicher, ob er wirklich zuschlagen sollte. „Ich tu´s.“„Verdammt.“Luke holte aus. Das Leder klatschte auf die Haut, zu schwach.Der Anführer knurrte bloß verächtlich. „Du bist ein solcher Schwächling. Ich habe dich gefickt wie eine wehrlose kleine Hure.“„Na, warte.“ Jetzt sollte er bekommen, was er wollte. Luke schlug so kräftig zu, wie er nur konnte. Wieder und wieder. Der Knall der Peitsche, ihre blutigen Spuren auf dem Rücken des Mannes, seine unterdrückten Schmerzenslaute. Es erregte ihn.Erst als der Rücken vollständig von roten Striemen übersäht war, ließ Luke die Peitsche sinken. Sein Arm schmerzte, doch er war noch nicht bereit, den Mann zu schonen. „Los, zieh deine Hose aus.“ Er schlug noch einmal auf den Rücken. Blut rann aus der aufgeplatzten Haut. „Wird´s bald.“Schweigend zog der Mann sich aus, bis er ganz nackt war. Seine Beine waren lang und glatt. Der Hintern war fest, ein schöner Anblick, bis die Peitsche ihn traf.Luke hielt kurz inne und fuhr mit der Hand in seine Hose, um seinen harten Penis zu umfassen. Dann schlug er wieder zu. Er stöhnte. „Dreh dich jetzt um.“Der Mann war ebenso erregt. Die grünen Augen glänzten vor unterdrückten Tränen und die Lippen öffneten sich seinem exzessiven Atem. „Wie schön du bist, wenn du so grausam bist.“„Komm her.“