Seewölfe - Piraten der Weltmeere 263 - Frank Moorfield - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 263 E-Book

Frank Moorfield

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Beschreibung

Die Bucht von Kanais war ein prächtiger Ankerplatz für die Seewölfe unter Ben Brightons Kommando. Der Anker faßte auf Anhieb. Aber als sie am nächsten Morgen mit ihrer Sambuke weitersegeln und den Anker hieven wollten, saß das verdammte Ding fest, obwohl sie mit acht Mann hoch und "Hau-ruck" an der Trosse zerrten. Auch mit mehreren Taljen brachen sie das Eisen nicht aus dem Grund. Darum sprang Sam Roskill außenbords und tauchte. Als er wieder an Deck erschien, grinste er und erklärte trocken, da unten sei nichts Besonderes - nur eine Galeone hinge am Anker. Der habe sich nämlich in einer Geschützpforte bestens verhakt. Und mit acht Mann und einer Ankertrosse eine versunkene Galeone zu hieven, sei mal was anderes. Solche Sprüche liebten die Seewölfe. Aber eine Galeone hing tatsächlich an ihrem Anker - und was für eine...

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Impressum© 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.ISBN: 978-3-95439-599-6Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Man schrieb den 30. Mai im Jahre des Herrn 1592. Die sommerliche Hitze lastete schwer über den Hafenstädten und Fellachendörfern des Nildeltas.

Auch in der Stadt Alexandria, die von den Ägyptern Iskenderija genannt wird, war die Luft heiß und feucht. Die Menschen, die hier lebten, hatten sich zwar an dieses Klima gewöhnt, aber dennoch waren viele froh darüber, daß wenigstens der Khamasin, ein heißer, föhnartiger Wüstenwind, der meist zwischen den Monaten März und Mai aus dem Süden heranzieht und sich schwer wie eine Bleidecke auf das menschliche Gemüt legt, das Feld geräumt hatte.

Auch auf den Gesichtern der Seewölfe glänzte der Schweiß.

Es war noch keine Stunde vergangen, seit Philip Hasard Killigrew mit seiner restlichen Mannschaft die Beiboote seiner ehemaligen Galeone im Hafen vertäut hatte und an Land gegangen war. Während er sich noch mit Ben Brighton, seinem Stellvertreter und Ersten Offizier, sowie mit einigen weiteren Männern im Hafengebiet aufhielt, hatten es die übrigen Seewölfe vorgezogen, sich nach all den Strapazen und Gefahren, die hinter ihnen lagen, ein wenig in der alten Stadt, die zwischen Abukir und Ras el Kanais an der nordafrikanischen Mittelmeerküste liegt, umzusehen.

Die Seewölfe waren rauhe, kampferprobte Burschen. Als Korsaren ihrer Königin, Elisabeth I. von England, hatten sie bereits manchen Sturm abgewettert und viele, schier ausweglose Situationen gemeistert. Aber daß es dem skrupellosen Schlitzohr Ali Abdel Rasul gelungen war, ihr Schiff, die „Isabella VIII.“, nach einer erfolgreichen Nilreise in den sogenannten Kanal der Pharaonen zu locken, wo es nun, unwiederbringlich, unter Bergen von Sand ein trockenes Grab gefunden hatte, ja, das ging ihnen immer noch gewaltig unter die Haut.

Schließlich hatten sie auf ihrer ranken Galeone zweimal die Welt umsegelt, und auf irgendeine Art und Weise war die alte „Lady“ jedem von ihnen ans Herz gewachsen.

Mit den geretteten Beibooten der „Isabella“ war es der Seewölfe-Crew gelungen, sich mühsam bis Damiette, einer Hafenstadt an der oberen Nordwestecke des Mensaleh-Sees, durchzuschlagen. Erst dort hatten sie sich in drei Gruppen zu je acht Mann aufgeteilt, weil es ihnen so leichter schien, die ferne Heimat zu erreichen. Und natürlich hatten sie nicht vergessen, entsprechende Treffpunkte in Old England zu vereinbaren. Dort würde man ein neues Schiff auf Stapel legen, und das, was sie von den Schätzen an Bord der „Isabella“ hatten mitnehmen können, würde mehr als genug dafür sein.

Die Gruppe, die Ferris Tucker, dem Schiffszimmermann, zugeteilt worden war – darunter Edwin Carberry, der Profos, samt Sir John, dem karmesinroten Aracanga-Papagei –, hatte das meiste Glück gehabt. Bereits in Damiette, das in arabischer Sprache Dumyât genannt wird, war es den Männern gelungen, auf dem französischen Kauffahrer „Mercure“ anzuheuern, bevor dieser mit Zielhafen Brest ausgelaufen war.

Die Gruppen um Philip Hasard Killigrew und Ben Brighton hatten sich die Beiboote geteilt und waren an der Küste entlang bis Alexandria gesegelt. Mit gutem Wind war es ihnen gelungen, das weite Nildelta zu passieren. Nun aber waren sie gezwungen, auf größere Segler umzusteigen, wenn sie das Mittelmeer hinter sich bringen wollten. Und bei allen Wassermännern und Meerjungfrauen – das wollten sie!

Mit den Beibooten war da nichts mehr anzufangen, denn ohne eine Unterschlupfmöglichkeit unter Deck und ohne genügend Stauraum für Proviant und Trinkwasser waren die Aussichten, das angestrebte Ziel zu erreichen, sehr gering. Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, und der ruhige, besonnene Ben Brighton konzentrierten sich deshalb zunächst auf das Hafengebiet, während der Großteil der Besatzung mit offenen Mündern und Augen durch die winkligen Gassen der Stadt streunte. Um die Mittagszeit wollte man sich wieder treffen.

Auch Gary Andrews, der hagere, aber zähe Fockmastgast, Batuti, der herkulische Gambianeger aus dem Stamme der Mandingo, sowie Bob Grey und Dan O’Flynn hatten sich bereits ein ziemliches Stück vom Hafen entfernt und streiften staunend durch die Gegend. Arwenack, der Schimpanse, der die ungewohnte Umgebung argwöhnisch musterte, wich nicht von der Seite Dan O’Flynns, mit dem ihn schon von jeher eine enge Freundschaft verband.

In den Basaren und auf den Plätzen der Stadt herrschte ein buntes Leben und Treiben. Der Lärm zahlreicher Kinder wurde vom Geschrei der Händler übertönt, die ihre Waren anpriesen oder lautstark um die Preise feilschten. Vereinzelt drang das Meckern von Ziegen und das Geblöke von Schafen an die Ohren der vier Seewölfe, und plötzlich mischte sich, alles übertönend, der langgezogene Gebetsruf eines Muezzins zwischen die vielfältigen Laute und Geräusche.

„Das ist Lieblingslied von Profos, Mister Carberry“, stellte Batuti mit einem breiten Grinsen fest. „Hat immer Zahnweh von schaurigem Gesang gekriegt.“

Die Männer lachten, aber nicht nur wegen der immer noch etwas holprigen Sprache Batutis, sondern weil sie sich durchaus vorstellen konnten, was ihr Profos, der zusammen mit Ferris Tucker und sechs weiteren Crew-Mitgliedern nach Frankreich unterwegs war, für schmeichelhafte Titel für den Urheber des monotonen Gesangs bereit gehabt hätte. „Ein „jammerndes Rübenschwein“ oder ein „heulender Hering“ war noch das mindeste, was dabei herausgekommen wäre. Ja, irgendwie bedrückte es die Männer doch ein wenig, daß die Crew zur Zeit nicht vollzählig war. Man gehörte einfach zusammen und war aufeinander eingespielt. Und ohne die kernigen Lieblingssprüche Edwin Carberrys fehlte ihnen etwas.

Bob Grey, ein drahtiger, blonder Bursche mit braunen Augen deutete plötzlich auf einen zahnlosen Alten mit verschrumpeltem Gesicht. Er stand am Eingang eines Torbogens und fing sofort an, lebhaft zu schnattern, als er die vier „Giaurs“ samt ihrem Affen entdeckte.

Die Männer verstanden kein Wort, aber er schien sie zu irgend etwas einzuladen. Immer wieder erhob er die Stimme und deutete mit vielen Gesten und Beschreibungen ins Innere des Gebäudes.

„Was will er nur?“ fragte Bob.

„Vielleicht will er dich mit seiner ältesten Tochter verheiraten“, ulkte Gary Andrews, „oder er lädt uns zu einer Haremsbesichtigung ein. Das wär doch was, oder?“

Der Alte schien inzwischen jedoch begriffen zu haben, daß man ihn nicht verstand, deshalb ging er zu einer verständlicheren Zeichensprache über. Zuerst tat er, als wolle er die Djelaba, sein langes Übergewand, ausziehen, dann vollführte er Schwimmbewegungen und schließlich mimte er heftiges Schwitzen.

Da kam Bob Grey die Erleuchtung.

„Ich hab’s“, rief er. „Da drin ist ein Hamam, ein türkisches Bad.“

Beim Erwähnen des Wortes Hamam nickte der Alte eifrig und wiederholte seine einladenden Gesten.

„Warum ein türkisches Bad?“ fragte Gary Andrews. „Wir sind doch in Ägypten!“

„Na eben, du Schlaukopf“, gab Bob Grey zurück. „Hast du vielleicht während unserer ganzen Nilreise gepennt? Hier wimmelt’s doch überall von Türken, seit sie das Land beherrschen. Und da haben sie natürlich ihre Badesitten eingeführt.“

„Gegen ein erfrischendes Bad hätte ich ja auch nichts einzuwenden“, meinte Dan O’Flynn, „aber die Türken bevorzugen, soviel ich weiß, elend heiße Schwitzbäder. Und schwitzen kann ich auch so schon genug.“

Arwenack, der Schimpanse, begann laut zu keckem, als wolle er Dans Worte bestätigen.

Auch Gary Andrews blickte skeptisch drein.

„Ja, eigentlich reicht die Hitze auch so schon“, sagte er. „Außerdem soll die Sache für Fremde nicht ganz ungefährlich sein …“

„Du hast wohl Bammel, dich nackt in einen Badezuber zu setzen und von zarten Frauenhänden abschrubben zu lassen, wie?“ unterbrach ihn Bob Grey.

„Das nicht gerade“, erwiderte Gary Andrews, „aber ich habe mal von einem Seemann gehört, der nach dem Schwitzbad vergeblich versucht hat, seine Kleider samt seinem Geld wiederzufinden. Und als er dann Stunk anfing, haben ihn die Kameltreiber, nackt wie Adam im Paradies, aus dem Haus gejagt. Und auf so was bin ich nicht gerade scharf.“

„Das wäre ja auch ein Ding“, sagte Bob Grey, „wenn unser magerer Fockmastgast nackt durch die Basare von Alexandria wandeln würde! Huch – da würden die Ladys ihre Schleier sinken lassen und die Augen aufreißen.“

„Oder vor Entsetzen laut aufschreien und davonlaufen“, erklärte Dan O’Flynn augenzwinkernd.

Daß die vier Männer nicht weitergegangen waren, wertete der zahnlose Alte wohl als Zeichen der Unschlüssigkeit. Deshalb verstärkte er seine Bemühungen ganz beträchtlich. Er humpelte heran, zupfte die Seewölfe an den Hemdsärmeln und deutete immer wieder auf den Eingang des Hamams.

Noch wußten sie nicht so recht, wie sie sich verhalten sollten, doch dann wurde ihnen die Entscheidung plötzlich sehr erleichtert.

In dem Torbogen, den man blau angestrichen und mit irgendwelchen Koransprüchen bepinselt hatte, erschien, wohl durch das Geschrei des Alten angelockt, ein weibliches Wesen. Ihr Körper war von oben bis unten in ein weißrotes Gewand gehüllt. Vor dem Gesicht trug die Frau einen Schleier, der nur die Augen frei ließ.

Das war zwar für die Seewölfe ein längst gewohnter Anblick. Doch was sie in Erstaunen versetzte, waren die Körperformen der Schönen, die sich deutlich durch das Tuch abzeichneten.

Der hagere Gary Andrews schluckte.

„Heiliger Bimbam“, stammelte er, „die Lady wiegt mindestens zweihundert Pfund!“

„Sie erinnert mich an eins dieser Nilpferde, die wir gesehen haben“, sagte Bob Grey andächtig. „Aber im Orient liebt man eben schwergewichtige Frauen, das weiß man doch selbst bei uns in Old England.“

„Eben!“ sagte Dan O’Flynn. „Aber wie steht’s? Wollten wir uns nicht die Stadt ansehen, oder habt ihr Rübenschweine das vielleicht schon vergessen, was, wie? Kaum taucht ein Rockzipfel auf, da gafft ihr schon wie ausgehungerte Hunde in dieselbe Richtung!“

Die Männer lachten über den Tonfall Edwin Carberrys, den Dan O’Flynn gelungen nachgeahmt hatte.

Gary Andrews, der seine Fassung inzwischen zurückgewonnen hatte, kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Du hast recht“, murmelte er, „es wird besser sein, wenn wir verschwinden, sonst hat die Dralle am Ende auch noch einen Besenstil bei der Hand und verhilft uns zu blühenden Veilchen.“ Er spielte damit auf ein Erlebnis Edwin Carberrys in Kairo an, über das die Männer noch heute lachten.

Dan O’Flynn, Gary Andrews sowie Batuti und Bob Grey setzten sich, sehr zum Ärger des zahnlosen Alten, wieder in Bewegung.

„Gut, daß wir die Sprache nicht verstehen“, meinte Dan. „Das, was der Alte soeben aufgezählt hat, waren bestimmt nicht die Wohltaten, die Allah denjenigen erweist, die in seiner Gunst stehen.“

Wenig später stießen die vier Seewölfe samt Arwenack, dem Schimpansen, auf einen weiträumigen Marktplatz. Die Luft, die das Menschengewimmel überlagerte, wurde von Gerüchen vielfältiger Art beherrscht. Stellenweise duftete es angenehm nach Gewürzen, aber oft stank es auch fürchterlich nach verdorbenem Fisch oder Kamelmist.

Staunend bahnten sich die Männer einen Weg durch das Gelände. Hier konnte man tatsächlich alles kaufen, was des Menschen Herz begehrte. Außer vielen Obst- und Gemüsesorten gab es Fleisch, Fisch, Brot sowie Stoffe und jede Menge Gewürze. Auch an Vieh mangelte es nicht. Schafe, Ziegen, Pferde und Kamele konnte man genauso erfeilschen wie einen Korb voller Datteln.

„Eigentlich könnte mein Magen ganz gut was vertragen“, stellte Gary Andrews fest und warf einen begehrlichen Blick auf ein riesiges Tuch, auf dem der Händler frisches, duftendes Fladenbrot, Aisch Beladi genannt, ausgebreitet hatte. Daneben gab es noch eine Menge anderer Dinge, auf die sie der Ägypter sogleich mit vielen Worten hinwies.

„Daß ausgerechnet du hagerer Kerl so verfressen bist!“ wunderte sich Dan O’Flynn. „Gerade da, wo andere Leute ihren Magen haben, ist bei dir sowieso nur ein Loch.“

„Hör auf zu stänkern“, erwiderte Gary Andrews und rieb sich den Bauch, der kaum vorhanden war. „Ich habe auf jeden Fall einen ziemlichen Kohldampf, und deshalb kaufe ich mir was von dem Zeug da. Es riecht jedenfalls ganz appetitlich.“

Da die Zwillingssöhne des Seewolfs, die meist als Dolmetscher dienten, nicht mit von der Partie waren und man sich sprachlich nur sehr schwer verständigen konnte, hob Gary Andrews wagemutig den Zeigefinger und deutete mit einer unmißverständlichen Geste auf das dunkle Fladenbrot.

Doch wie das Schicksal es wollte, lief in genau diesem Augenblick eine Ziege hinter den Brotfladen vorbei, um das Gemüse, das der Händler feilbot, anzuknabbern.

Der Kaufmann, ein kleiner, dicker Mann, der eine schmuddelige Djelaba trug und einen prächtigen Turban auf dem Kopf balancierte, folgte mit seinen kleinen, listigen Augen dem Zeigefinger des „Giaurs“ und registrierte augenblicklich dessen Wunsch. Er nannte sofort einen Preis, und Gary Andrews, der ihn nicht verstand, nickte gottergeben. Das Geschäft wurde durch Handschlag besiegelt, und die Piaster wechselten, sehr zur Freude des Händlers, den Besitzer.

Einen Augenblick später kriegte der Fockmastgast der versandeten „Isabella VIII“ einen leichten Schock. Seine Augen wurden immer größer und runder, als er sah, wie der Händler, statt nach dem frischen, duftenden Fladenbrot zu greifen, die Ziege an dem dünnen Strick packte, der um ihren Hals geschlungen war. Und dann präsentierte man ihm, was er gekauft hatte.

Es handelte sich um eine prächtige, ausgewachsene Ziege mit gekrümmten Hörnern und einem kecken Bart. Und das Vieh schien sich sogar noch über den Besitzerwechsel zu freuen, jedenfalls wackelte es zutraulich mit dem kurzen Schwanz.

Nur Arwenack, der Schimpanse, schien dieser Kreatur nicht zu trauen. Er fletschte die Zähne, trommelte sich auf die Brust und begann laut zu keckern.

Erst das brüllende Gelächter seiner Kameraden holte Gary Andrews in die Wirklichkeit zurück.

„Aber – aber …“ stammelte er entgeistert, „ich wollte doch nur ein Stück Brot. Was soll ich denn mit der Ziege? Der Kerl hat mich doch glatt übers Ohr gehauen!“

Bob Grey japste nach Luft.

„Gratuliere zum Ziegenbesitz, lieber Gary“, stieß er hervor. „Das Vieh stand genau hinter dem Brot, als du mit dem Finger darauf gezeigt hast. Vielleicht hat der Händler deine Geste nicht richtig verstanden. Jedenfalls ist das Geschäft durch Handschlag besiegelt worden, und du hast die Ziege auch bezahlt. Nimm’s leicht. Vielleicht kriegst du von irgendwo noch eine Pütz her, dann kannst du das Meckertier wenigstens melken. Milch soll ja gesünder sein als Rum.“

„Nix melken“, meldete sich Batuti, der Gambianeger, zu Wort und ließ beim Lachen eine Reihe perlweißer Zähne erkennen. „Mister Andrews kann Ziege villeicht als Reittier benutzen. In Bratpfanne geht auch nicht, weil Kutscher schon mit Mister Tucker und Profos auf See ist.“

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Jedenfalls machte Gary Andrews diese Erfahrung in allen Einzelheiten durch. Als sich die vier Männer gegen Mittag auf den Weg zurück zum Hafen begaben, hatte er sich schon fast an sein Ziegenbesitzerdasein gewöhnt. Das Tier trottete, sehr zum Ärger Arwenacks, willig hinter dem kleinen Trupp her und ließ ab und zu sogar ein fröhliches Meckern hören.

Gary Andrews, der mit Schrecken an jenen Augenblick dachte, an dem sie mit dem Rest der Crew zusammentreffen würden, überlegte krampfhaft die Möglichkeiten, die er hatte.

„Ob ich die Ziege unterwegs wohl verkaufen oder verschenken kann?“ fragte er den neben ihm gehenden Bob Grey.