Seewölfe - Piraten der Weltmeere 624 - Frank Moorfield - E-Book

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 624 E-Book

Frank Moorfield

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Beschreibung

Pistolen- und säbelschwingend stürmten die Schnapphähne auf die Stellungen der Arwenacks zu. Das Krachen der Schüsse, sowie das Gebrüll der Angreifer verwandelte die einsame Felsenlandschaft in einen Hexenkessel. Aber keiner der Piraten schaffte es, die Bastion der Arwenacks zu stürmen. Auch Alfonso de Castilho nicht, der versucht hatte, sich im allgemeinen Durcheinander von der Seite her anzuschleichen. Eine Kugel aus dem Radschloßdrehling des Seewolfs riß ihn von den Füßen. Der Portugiese starb, ohne den goldenen Jaguar jemals gesehen zu haben. Die vier Piraten, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben waren, gaben auf und rannten davon, als sei der Teufel hinter ihnen her...

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Impressum© 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,Pabel ebook, Rastatt.eISBN: 978-3-96688-038-1Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

Frank Moorfield

Das Grabdes Jaguars

Die letzte Ruhestätte des Tuscarora-Häuptlings gibt ein düsteres Geheimnis preis

In jener Augustnacht des Jahres 1598 war die Luft in den südlichen Gebieten der amerikanischen Ostküste schwül und drückend. Aber das störte weder die Siedler, die endlich eine neue Heimat gefunden hatten, noch die Seewölfe, deren Abschied mit Wein und Rum gefeiert wurde.

Die Stimmung war ausgezeichnet, und auch Old Donegal Daniel O’Flynn war wieder einmal so richtig in Fahrt. Das flackernde Licht des Lagerfeuers ließ gespenstische Schatten über sein verwittertes Gesicht huschen, und die Augen der Männer hingen wie gebannt an seinen Lippen, als er ein Seemannsgarn nach dem anderen abspulte …

Die Hauptpersonen des Romans:

Alfonso de Castilho – ein portugiesischer Oberschnapphahn zur See, dessen Laune immer schlechter wird, weil die Beutezüge nichts bringen.

Christobal – ist Stellvertreter de Castilhos und führt stur dessen Befehle aus, Strafvollzug mit der Neunschwänzigen inbegriffen.

Pater Fernando – vor jedem Beutezug des Portugiesen liest er die Messe und erbittet den Segen des Herrn.

Pater Pablo – bei der Wahl, Missionsarbeit zu leisten oder sich die Taschen zu füllen, zieht er letzteres vor.

Edwin Carberry – der Profos ist untröstlich, weil sein „Sir Jöhnchen“ spurlos verschwunden ist.

Philip Hasard Killigrew – schickt wegen des verschwundenen Sir John einen Suchtrupp los und gerät mit den Arwenacks in einen Strudel wilder Ereignisse.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

„Der Schwarze John aber trieb es am schlimmsten“, fuhr Old Donegal fort, nachdem er einen kräftigen Schluck aus seinem Becher genommen hatte. „Die Lieblingsbeschäftigungen dieses Kerls waren Mord und Totschlag. Dabei hatte er es besonders auf die Dons abgesehen. Wo immer ihm einer in die Hände fiel, verkürzte er ihn eigenhändig um Kopfeslänge. Danach warf er stets eine Nuß in die riesige Truhe, die in seiner Kapitänskammer stand, um die stattliche Zahl derer, die er ins Jenseits befördert hatte, nicht im Kopf behalten zu müssen. Jedes Jahr aber, am Tag des heiligen Simplonius, leerte er diese Truhe aus und zählte die Nüsse. Stellte sich dabei eine ungerade Zahl heraus, ging er sofort auf die Suche nach dem nächsten Opfer, um eine gerade Zahl zu erreichen …“

„Das war ja ein richtiger Teufel!“ entfuhr es Paddy Rogers, der seine Muck so fest umklammert hielt, als könne der Schwarze John plötzlich am Lagerfeuer auftauchen und ihm den kostbaren Rum wegschnappen.

Old Donegal nickte bestätigend. „Er war einer der teuflischsten Piraten, die je ihr Unwesen in der Karibik trieben. Überall schlotterte man vor Angst, wenn nur sein Name erwähnt wurde – bis zu jenem Tag, an dem er ein schreckliches Ende fand.“

„Er – er ist tot?“ fragte der im Denken meist etwas langsame Paddy.

„Natürlich ist er tot, du Hirsch, und zwar seit vielen Jahren.“ Old Donegal warf ihm einen schiefen Blick zu. „Das heißt aber nicht, daß du nicht auf deinen Kürbiskopf aufpassen solltest.“

„Und wie ist er aus dem Leben geschieden?“ Paddy war völlig hingerissen von den merkwürdigen Geschichten, die der alte Zausel erzählte, und von denen niemand genau wußte, wieviel davon tatsächlich passiert und wieviel Old Donegals blühender Phantasie entsprungen war.

„Oh, ihn ereilte das grausamste Schicksal, das es für einen Piratenkapitän überhaupt geben kann.“ Der Alte schüttelte sich, als gelte es, einen heftigen Fieberschauer zu überstehen. „Er ist nämlich schlicht und einfach ertrunken.“

„Ertrunken?“ fragte Paddy verblüfft.

„Jawohl“, erwiderte Old Donegal. „Wie sich zu seiner Schande herausstellte, konnte der Kerl nicht schwimmen. Das zeigte sich, als er während eines Enterkampfes über Bord kippte und wie eine leckgeschossene Galeone in den Fluten versank. Er wurde nie wieder gesehen. O ja, es ist schon ein schweres Schicksal, wenn man sozusagen als letzten Drink kübelweise Salzwasser schlucken muß.“

Daran hegte keiner der um das Feuer versammelten Männer den geringsten Zweifel. Andererseits vermochte auch niemand einen Funken Mitleid für den Schwarzen John zu empfinden, das war dem lebhaft einsetzenden Stimmengewirr zu entnehmen. Aber auch das schadenfrohe Grinsen der Skeptiker ließ darauf schließen.

Old Donegal bat mit einer beschwichtigenden Geste um Ruhe.

„Meine Geschichte ist noch nicht zu Ende“, verkündete er mit todernstem Gesicht. „Außerdem kann ich nicht verantworten, euch das Schrecklichste an der ganzen Sache zu verschweigen. Da ausnahmslos Männer mit starken Nerven hier am Feuer versammelt sind, werde ich das Geheimnis des Schwarzen John lüften.“ Durch mehrmaliges Räuspern legte er eine künstliche Pause ein, während es mucksmäuschenstill wurde. Nur noch das Knistern und Knacken der brennenden Holzstücke war zu hören. „In der Todesstunde des Oberschnapphahns“, fügte er schließlich hinzu, „befand sich nur eine ungerade Zahl von Nüssen in seiner Truhe. Wißt ihr, was das bedeutet? Nun, ich will es euch um eurer eigenen Sicherheit willen verraten: Der Unglückselige wird so lange keine Ruhe dort unten auf dem Meeresgrund finden, bis es ihm gelingt, die Zahl durch eine weitere Mordtat zu begradigen.“

Einige abergläubische Naturen blickten sich betroffen an, andere begannen erneut mit erregten Debatten. Old Donegal aber grinste sich eins – wie immer, wenn es ihm gelungen war, die Gemüter zu erregen.

Bei den Siedlern, die in seiner Nähe auf Steinen oder umgestülpten Pützen hockten, hatte das besonders gut geklappt. Die Arwenacks hingegen waren da wesentlich vorsichtiger, und Will Thorne, der alte Segelmacher, glaubte sich sogar daran zu erinnern, daß Old Donegal in seiner Erzählung schon mal von Krautköpfen anstelle von Nüssen gesprochen hatte.

Auch der Seewolf lächelte. „Du solltest für den Rest des Abends den Schwarzen John lieber mal auf dem Meeresgrund lassen, Donegal“, sagte er. „Die Ereignisse der vergangenen Tage und Wochen haben den Siedlern schon genug kalte Schauer über den Rücken gejagt. So was läßt die Nerven dünner und empfindsamer werden.“

Wie recht Hasard mit diesen Worten behalten sollte, zeigte sich bereits in den nächsten Minuten.

Cecil Hymes, ein grobschlächtiger Mann mit struppigem Bart und stierem Blick, trank seinen Becher aus, warf ihn achtlos hinter sich ins Geröll und erhob sich.

„Was du da erzählt hast, Alterchen, ist alles erstunken und erlogen!“ stieß er mit schwerer Zunge hervor. „Es wird Zeit, daß du diese Luke dicht rammelst. Wenn du’s nicht freiwillig tust, helfe ich gern etwas nach.“ Hymes stemmte herausfordernd die Fäuste in die Hüften.

Old Donegals Gesicht wurde hart wie Granit. Beflügelt von etlichen Mucks Wein und Rum griff er nach seiner Krücke und gelangte mit erstaunlicher Behendigkeit auf die Beine, von denen das eine aus hartem Eichenholz bestand.

„Was sagst du da, du triefäugiges Warzenschwein? Willst du mich etwa als Lügenbold hinstellen?“

„Genau das“, entgegnete Cecil Hymes. „Jedes Wort, das du von dir gibst, ist gelogen. Den Schwarzen John hat es nie gegeben, den hast du mitsamt seiner Nußtruhe erfunden. Und wenn der Kerl tatsächlich im Salzwasser ersoffen ist, hat er jetzt verdammt andere Sorgen, als die Zahl seiner Nüsse zu begradigen.“

„So ist es, Cecil“, keifte ein dürrer Kerl aus den hinteren Reihen, dem man den Puritaner selbst bei Nacht ansah. „Der Schwarze John würde nämlich im Höllenfeuer schmoren – tausend Jahre für jede Nuß, äh, für jeden Kopf. Außerdem gibt es keinen heiligen Simplonius. Ich habe den Namen noch nie gehört.“ Der Dürre drehte nervös seinen Wasserbecher in der Hand, weil „starkes Gebräu“, zu dem auch Wein und Rum zählten, seiner Meinung nach Teufelswerk war.

Old Donegals Gesicht wurde noch finsterer. Als Geschichtenerzähler oder allenfalls auch als Flunkerer ließ er sich ja noch bezeichnen. Er hatte auch gegen den Vorwurf, ab und zu mal Seemannsgarn zu spinnen, nichts einzuwenden, aber einen Lügenbold durfte man ihn nicht nennen, das ging zu weit.

„Was verstehst du Vogelscheuche denn schon von Heiligen?“ fragte er bissig. „Und was das Höllenfeuer betrifft, so wird der Schwarze John schon ein warmes Plätzchen für dich bereithalten, wenn du dereinst dort Einzug hältst.“

„Hörst du’s, Cecil?“ keifte der Dürre. „Der Kerl spricht immer noch vom Schwarzen John, den es gar nicht gibt. Er kann einfach nicht aufhören mit seinen Lügengeschichten.“

„Du hast recht“, erwiderte Cecil Hymes. „Man muß da etwas nachhelfen.“

„Na, dann mal los, du Grünschnabel, ich warte auf deine Hilfe“, sagte Old O’Flynn. „Von hohlen Nußköpfen wie dir kann man sowieso nicht erwarten, daß sie den Unterschied zwischen einer Lüge und einer Geschichte verstehen.“

Old O’Flynn rührte sich nicht vom Fleck, als Hymes mit langsamen Schritten und drohend erhobenen Fäusten anrückte.

Ein anderer Mann aus dem Kreis der Siedler rief: „Du wirst dich doch nicht an einem Mann mit Holzbein und Krücke vergreifen, Hymes!“

„Warum denn nicht, wenn er doch sein Lügenmaul nicht freiwillig hält!“ rief der Grobschlächtige zurück.

Die Arwenacks grinsten. Sie unternahmen keinerlei Anstalten, sich etwa schützend vor Old Donegal zu stellen, und sie wußten auch, warum. Wer den Alten für einen hilflosen Krüppel hielt, der sollte sich getrost eines Besseren belehren lassen.

So folgte denn, was folgen mußte.

Nur noch wenige Schritte von Old Donegal entfernt, schnellte Cecil Hymes plötzlich vor – offenbar in der Absicht, den „Krüppel“ einfach umzustoßen. Aber damit beging er einen entscheidenden Fehler, denn Old Donegals kräftige Krücke war ein ganzes Stück länger als sein Arm, und so geschah es, daß das stumpfe Ende der Krücke bereits mit Wucht gegen seine Brust prallte, bevor er den Arm richtig ausgestreckt hatte.

Der heftige Stoß ließ Hymes einige Schritte zurücktaumeln. Für einen Moment blieb ihm die Luft weg, und vor seinen Augen tanzten plötzlich feurige Sterne.

„Oh, verdammt!“ fluchte er und schickte sich an, erneut zum Angriff überzugehen.

Doch Old Donegal war ihm bereits auf den Leib gerückt, hob die Krücke und drosch nach altbewährter Manier ordentlich zu.

„Das war für den Lügenbold“, verkündete Old Donegal, „und was jetzt kommt, ist die Quittung für das ‚Lügenmaul‘.“

Hymes ging wimmernd zu Boden und wäre um ein Haar in das hochauflodernde Lagerfeuer gestürzt. Er schien bereits genug zu haben. Nach einem neuen Angriff stand ihm der Sinn jedenfalls nicht mehr.

So beschloß Old O’Flynn das „Strafgericht“ mit einem letzten kräftigen Hieb zum Abschluß zu bringen.

„Das war die Zugabe für das ‚Alterchen‘“, fügte er hinzu, „und wenn’s noch nicht reicht, brauchst du es nur zu sagen, Mister Hymes.“

Der Mann war auf eine „Zugabe“ nicht erpicht. Er stemmte sich mühsam vom Boden hoch und schlich wie ein geprügelter Hund davon, begleitet vom Spott und Gelächter der zahlreichen Zuschauer.

Dem dürren Puritaner, der Hymes so kräftig angefeuert hatte, war die Kinnlade nach unten geklappt.

„Dieser Mann muß vom Teufel besessen sein!“ rief er.

„Vom Teufel nicht, aber vielleicht vom Schwarzen John“, entgegnete Old Donegal grinsend. „Und wenn du dürrer Reisigbesen nicht schleunigst verschwindest, hole ich mir glatt deine Nuß, damit die Zahl endlich stimmt.“

Der Dürre hatte es plötzlich eilig, Hymes bei seinem Rückzug Gesellschaft zu leisten.

Wenige Minuten später war der Vorfall schon wieder vergessen. Old Donegal erzählte der gebannt lauschenden Zuhörerschaft noch viele weitere Geschichten. Diesmal jedoch von Wassermännern und Windsbräuten, die gerade in so schwülen Sommernächten wie dieser – wohlverborgen hinter der Kimm – ausgelassene Feste feierten.

So verging die Zeit rasch, und als die Arwenacks schließlich an Bord ihrer Schebecke zurückkehrten, kündigten die ersten hellen Schatten am Himmel bereits den neuen Tag an.

2.

Die „Santa Cruz“ sah aus, als habe sie einen schweren Sturm abgewettert. Das Backbordschanzkleid der Galeone mit dem frommen Namen ging teilweise in Fetzen, ähnlich zerrupft sahen Teile der Achterdecksaufbauten aus. Der Besanmast glich nur noch einem Baumstamm, in den auf halber Höhe der Blitz eingeschlagen hatte.

Über diesen trostlosen Anblick konnte auch der feurige Ball der Sonne nicht hinwegtäuschen, der die morgendlichen Dunstschwaden aufgelöst hatte und die kabbelige Wasserfläche des Atlantiks mit einem silbrigen Schimmer überzog.

Weniger fromm als der Name der Galeone hörte sich das Fluchen und Brüllen an, das über die Decks dröhnte. Alfonso de Castilho, der Portugiese, schnaubte vor Wut wie ein Kampfstier in der Arena.

Kein Wunder übrigens, denn das „niedliche Karavellchen“, mit dem er geglaubt hatte, ein leichtes Spiel zu haben, war ihm nicht nur entwischt, sondern hatte der „Santa Cruz“ zum Abschied noch ein paar maßgeschneiderte Treffer verpaßt.

Zum Mißerfolg auch noch den Schaden zu haben – so etwas konnte ein beutegieriger Schnapphahn wie de Castilho nur äußerst schwer verdauen.

„Lahmärsche! Versoffenes Pack! Lumpengesindel!“ tobte er mit wutverzerrtem Gesicht. „Man sollte euch feige Mistkerle an die Rah knüpfen, einen nach dem anderen. Oder auf eine Wiese jagen zum Ziegenhüten. Aber selbst dazu reicht euer Verstand nicht aus. Was seid ihr eigentlich für Kerle? Sind eure Muskeln lahm und eure Knochen morsch vom vielen Rum?“

Der Portugiese stand auf dem Steuerbordniedergang zur Kuhl und schwang drohend die Fäuste. Er war ein muskulöser Mann von etwa fünfunddreißig Jahren und nahezu sechs Fuß groß. Das pechschwarze Haar und der struppige Vollbart gaben ihm ein verwegenes Aussehen.

Seiner Mannschaft – sofern man den verlotterten Haufen als solche bezeichnen konnte – waren die Wutausbrüche de Castilhos nichts Neues. Die verkommenen Burschen, unter denen sich Spanier, Portugiesen und Franzosen befanden, wußten auch, daß in solchen Augenblicken nicht mit ihm zu spaßen war.

Die meisten schlichen mit finsteren Gesichtern herum und versuchten, die überall verstreuten Trümmer wegzuräumen und wieder Ordnung in das teilweise zerfetzte Tauwerk zu bringen. Dabei vermieden sie tunlichst, ihrem Kapitän in die Augen zu sehen.

Ein Teil der Männer war damit beschäftigt, die Geschütze wieder in einen brauchbaren Zustand zu versetzen. Ihnen galt der besondere Zorn de Castilhos.

„Ihr solltet euch als Eselstreiber und Schweinehirten verdingen!“ brüllte er. „Da würde wenigstens kein Schaden entstehen, wenn ihr Tomaten auf den Klüsen habt.“

Die Kerle schwiegen – bis auf Pelier, jenen jungen Franzosen, der zur Vorsegelmannschaft der „Santa Cruz“ gehörte, wenn sein Einsatz an den Culverinen nicht erforderlich war. Er war der einzige, der wagte, dem Portugiesen zu widersprechen.

„Wir hatten von Anfang an keine große Chance!“ rief er. „Die Karavelle war schneller und wendiger als unser Schiff. Außerdem hatte sie die günstigere Position …“

Weiter gelangte Pelier nicht.

„Willst du das Jammerspiel, das ihr lahmen Säcke geboten habt, auch noch beschönigen?“

Alfonso de Castilho erreichte Pelier mit zwei langen Sätzen und wuchtete ihm die Faust unters Kinn.

Der Franzose wurde gegen das hinter ihm stehende Geschütz geschleudert, stieß einen ächzenden Laut aus und rutschte auf die Planken. Noch bevor er auch nur den Versuch unternehmen konnte, sich wieder aufzurappeln, packte ihn der Portugiese am Hemdkragen, riß ihn hoch und schlug erneut zu. Als er seinen Griff lockerte, sank Pelier schlaff in sich zusammen und blieb besinnungslos liegen.

Alfonso de Castilho sah sich mit funkelnden Augen um.

„Hat noch einer Lust, große Töne zu spucken? Wenn ja, dann soll er vortreten, damit ich sie ihm austreiben kann.“