Segelzeit - Wilfried Erdmann - E-Book

Segelzeit E-Book

Wilfried Erdmann

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Beschreibung

Im November 1965 kaufte Wilfried Erdmann sein erstes Segelboot, und damit begann sein Leben in jeder Hinsicht neu. Ahnungslos war er, einer, der sich erst einmal mit den grundlegenden Dingen beschäftigen musste, der lernte, wie man Segel zu bedienen hat und dass es manchmal sinnvoll ist, die Schot aufzufieren. Mittlerweile ist sein Name Synonym für das Segeln schlechthin geworden. Sowohl seine herausragenden Leistungen als Einhandsegler als auch die Törns zusammen mit seiner Frau oder mit Gästen, Reisen um die ganze Welt oder Entdeckungen im heimatlichen Jollenrevier zeigen: Wilfried Erdmann hat Sinn für alles, was sich mit Segeln "bewegen" lässt. Die nun vorliegenden Reiseaufzeichnungen entstanden überwiegend zwischen seinen langen Seetörns. Denn es gibt, auch wenn es manchmal nur kurze Fahrten waren, keine Segelzeit, in der nichts geschieht. Es sind mannigfaltige Eindrücke. Selbstauskünfte, veröffentlichte und unveröffentlichte Reportagen, Betrachtungen zum Meer, Erinnerungen, Informationen: ein erzählerischer und dokumentarischer Abriss seiner über 40 Jahren währenden Segelzeit. Über das Charter-, Jollen- und Sturmsegeln berichtet Wilfried Erdmann ebenso wie über eine Motortrawlerfahrt über den Pazifik und die Erlebnisse auf einem Segelkutter im Eis Sibiriens. Und wie immer wird dieses ganze Spektrum in der für ihn typischen Art ausgebreitet: Ehrlich. Schnörkellos. Nacherlebbar. Genussvoll. Ausgestattet mit gewohnt guten Bildern zudem ein Augenschmaus – im Grunde für jeden Segler ein Muss!

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Seitenzahl: 345

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WilfriedErdmann

Segelzeit

Reiseaufzeichnungenaus nah und fern

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Delius Klasing Verlag

 

 

 

 

1. Auflage© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld

ISBN 978-3-667-10428-1 (Print)ISBN 978-3-667-10660-5 (PDF)ISBN 978-3-667-10661-2 (EPUB)

 

Gestaltung und Satz: Kym Erdmann, KielFotos: Wilfried Erdmann; außer Seiten 9, 32, 79, 100, 258, 279, 285: Kym Erdmann;Seiten 204, 214, 215: Musée Maritime de la RochelleReproduktionen: scanlitho.teams, Bielefeld

Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München

 

Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf dasWerk, auch Teile daraus, nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.

www.delius-klasing.de

Inhalt

Vorbemerkungen

1 Der Südseetraum Bora Bora

2 BA 4007

3 Aus eigener Kraft

4 Drei Sommer regeln ein Leben

5 Seen so groß wie Meere

6 Mururoa – mein Atomtörn

7 Die Dänische Südsee lockt

8 Frau in Meereslandschaft

9 4278 Seemeilen ohne Mast

10 Eine Legende und ihr Schiff

11 En krachtige wind

12 Igarka, Sibirien

13 Friesisch herb

14 Das Erdmann-Alphabet

Vorbemerkungen

Im November 1965 kaufte ich mein erstes Segelboot, und das Leben begann in jeder Hinsicht neu.

Es geschah an der Muelle de Yates im spanischen Alicante an einem typischen heißen Mittelmeertag. Der Himmel war hoch, die Luft trocken, der Horizont scharf. Und ich? Ich war total ahnungslos. Hatte weder praktisches Wissen vom Segeln noch Erfahrung im Umgang mit Booten. Sogar wenige Tage zuvor erstmals die Planken eines Segelbootes betreten. Meine Kenntnisse basierten ausschließlich auf Angelesenem aus Büchern, die mir klar definierten, dass ich mich auf eine Sache eingelassen hatte, bei der man sich auskennen musste. Zum Beispiel beim Bootskauf: Ich stocherte mit einem Bootsmesser im Rumpf herum, um zu prüfen, ob das Holz gesund war.

Nachdem ich mich an Bord eingerichtet hatte, segelte ich los. In der Tat. Schnell noch einen Blick in ein Buch für Segelmanöver, und los ging es. Als ich an der Hafenausfahrt erstmals das Großsegel setzte und eine übernormale, abrupte Schräglage spürte, dachte ich: Verdammt, wir kippen gleich um. Ich riss das Segel hastig wieder herunter und setzte ein Vorsegel, das weniger Schräglage verursachte, dem Boot aber trotzdem Fahrt brachte. Später dann, beim Nachlesen, stellte sich heraus, dass ich die Großschot hätte lösen müssen, um Krängung aus dem Boot zu nehmen. »Wie kann man nur so blöd sein. Das schaffst du nie.«

Ich fühlte mich eigenartig. Sehr, sehr glücklich und verunsichert zugleich. Jahrelang hatte ich für ein Boot gespart, von der großen Reise und der wahren Freiheit auf dem Meer geträumt. Das Bild vom weiten Ozean und einem kleinen Segelboot darauf schwirrte permanent in meinem Kopf herum. Freiheit passiert bekanntlich im Kopf.

Es war ein großartiger Augenblick, als ich den Kaufvertrag unterschrieben hatte und damit ein Stück Wirklichkeit in der Hand hielt. Mit KATHENA, so hieß das Boot, war ich eingestiegen. Das Wichtigste hatte ich erledigt, so meinte ich. Doch es wurde mir beim Üben zwischen Alicante und der vorgelagerten Insel Tabarca schnell klar, dass das Meer kein Spielplatz ist. Verbunden mit Skepsis und Respekt setzte ich meine Übungstörns hartnäckig fort, das Ziel vor Augen, diese Sache Ozeansegeln unbedingt realisieren zu wollen. Ich musste mich manches Mal auf die Koje setzen, um meine wirren Empfindungen und Gedanken zu bändigen. »Wie soll ich das bloß schaffen? Kann ich das überhaupt? Lange allein sein und vor allem die Kombination Segeltechnik, Navigation und Seemannschaft auf die Reihe zu bringen.« Nicht einmal die Seekarte, die vor mir auf dem Kajüttisch lag, konnte ich richtig »lesen«. Kleine Kreuzchen vor den Kaps, bedeuten sie Steine und Untiefen? Sicher war ich mir da nicht.

Unter der Oberfläche dieser anfänglichen Zweifel regte sich dennoch große Freude. Ich war frei und ungebunden. Niemand hatte mir was zu befehlen. Niemand kannte mich. Niemand beobachtete mich, wenn ich erst einmal unterwegs sein würde. Ja, nun war ich unabhängig, um Freundschaften zu schließen, die Liebe und neue Kulturen zu entdecken, egal ob fürs Leben fruchtbar und nachhaltig. Wie weit würde ich mit dem Segelboot überhaupt kommen? Ich goss mir ein Glas Wein ein. Salud!

Gut, ich war schon 1959 mit dem Rad in Indien. Solo, jung und fast ohne Geld. Dafür brauchte ich ein ganzes Jahr. Auch eine neue, lohnende Erfahrung, denn überall war ich willkommen: Libyen, Ägypten, Libanon, Irak, Iran, Afghanistan. Ausnahmslos Länder, in denen inzwischen Kriege herrschten.

Paradoxerweise brachte mich diese Indienfahrt zum Segeln. Am Strand von Mangalore entdeckte ich ein Segelboot vor Anker. Der Eigner, ein Engländer, zeigte mir stolz sein winziges Kajütboot. Am meisten beeindruckte mich die Tatsache, dass man damit reisen konnte, ohne sich um die leidigen Visa kümmern zu müssen. »Alles, was man an Dokumenten braucht, ist ein gültiger Reisepass«, sagte er. Aufregend fand ich auch: Er hatte seinen Kocher und seine Koje immer dabei. War also nicht wie ich auf Tempelunterkünfte und Herbergen angewiesen. Und ferner war Segeln auch Sport. Alles das setzte mich in Flammen. Ein Boot erschien mir sofort als das ideale Reisemittel.

Wilfried Erdmann und im Vordergrund ein Teil der Log- und Tagebücher seiner 50 Jahre Segelzeit.

Ein Jahr nach meinem Bootskauf in Alicante stand ich schon mitten auf dem Atlantik. Wunderbar. Es war gut gegangen. Und das Beste: Es gefiel mir. Sogar sehr. Das Segeln auf dem Meer, das Leben an Bord, das Alleinsein. Verdammt, alles. Und natürlich das Ankommen auf den Inseln. Am Ende hatte ich eine Weltumseglung geschafft und freute mich wahnsinnig.

Für dieses Segel-Leben hatte ich mir drei Jahre Zeit genommen. Dass daraus 50 werden könnten, weil mir die Aufgabe Spaß machte und man davon leben konnte, hätte ich 1966 nie gedacht. Diese 50 Jahre habe ich in zahllosen Logtagebüchern akribisch notiert und gesammelt.

Die vorliegenden Reiseaufzeichnungen entstanden überwiegend zwischen meinen langen Seetörns. Denn es gibt, auch wenn es manchmal nur kurze Fahrten waren, keine Segelzeit, in der nichts geschieht. Es sind mannigfaltige Eindrücke. Selbstauskünfte; veröffentlichte und unveröffentlichte Reportagen; Betrachtungen zum Meer; Erinnerungen; Informationen. Zusammengefasst ein ergänzender, erzählerischer und dokumentarischer Abriss meiner Segelzeit. Kleine Rätsel werden bleiben. Bekanntlich wird Chronologie im Buch leicht zum Papierkorb für Langeweile. Um dem zu entgehen, klebe ich nicht strikt an der Chronologie der Beiträge. Bei veröffentlichten Reportagen habe ich redaktionelle Kürzungen rückgängig gemacht und Veränderungen und Ergänzungen vorgenommen.

Dieses Buch beinhaltet neben Chartersegeln, Jollensegeln, Sturmsegeln auch das Thema Frauen in Meereslandschaft. Weiter reichen meine Beschreibungen von einer Motortrawlerfahrt über den Pazifik bis zu einem Segelkutter im Eis Sibiriens. Berichte vom Wandel der Fahrtensegelei sind dabei. Gewiss, die kommende Generation wird den vertrauten Zustand der Langfahrtsegelei nicht mehr vorfinden. Die gesamte Szene hat sich von Grund auf verändert. Unbestreitbar sind die modernen Yachten und ihre Ausrüstung ein Gewinn. Sie segeln besser, sie segeln schneller. Die Handhabung ist effizienter. An Deck ist dank Rollsegeln, GPS, Radar und dergleichen die Schinderei vorbei. Die Einbußen sind dagegen unübersehbar. Die Boote bewegen sich lebhafter, sind empfindlicher. Die Ausrüstung aufwändiger und logisch reparaturanfälliger.

Zugleich möchte ich Reklame machen für das Segeln als Sport. Es ist allemal attraktiver als in Fitnessräumen zu schwitzen. Zusätzlich liefert es im Vergleich reizvolle Sinneseindrücke. Man ist beim Segeln absolut und wirklich an der frischen Luft. Der Wind schafft einen freien Kopf, weht verbrauchte Gedanken fort, Gischt reinigt die Seele. Selbst Natursportarten wie Laufen oder Radfahren können dem nicht standhalten.

Ich freue mich, dass Segeln hierzulande ganz allgemein im Aufwind ist. Und hoffe, dass bei uns eines Tages italienische Verhältnisse herrschen, wo Luv und Lee und das Wort Kreuzen mit Segeln in Verbindung gebracht wird, wo künftig eine gute Performance dem Fernsehen und der Zeitung eine große Meldung wert ist. Ich weiß, ich weiß, Italien hat dreimal, viermal so viel Küste wie Deutschland. Außerdem: Für die Italiener hat Segeln außerordentlich viel mit Lebensart zu tun.

Neben dem Spaß an Bewegung für Körper und Seele soll mein Buch Sie animieren, loszusegeln. Jolle, Kojencharter oder wie es meine Schwiegermutter machte: ab in eine Segelschule, um festzustellen, dass ein Binnensee nicht fordernd genug war. Und sie sich folglich aufs Meer konzentrierte, um später zu »crossen« und im Logbuch festzuhalten: »Allein segeln ist wie im Himmel sein.« Ihre bewundernswerte Geschichte habe ich hier erstmals auf 36 Seiten festgeschrieben.

Ich segle gern. Ich lese auch gern. Es wird immer weniger gelesen. Deswegen sind zu jeder Geschichte Abbildungen eingebaut. Es gibt also auch etwas zu sehen. Ausnahmsweise möchte ich mal darauf hinweisen, dass ich mein eigener Fotograf bin. Es ist eine zuweilen irre und umständliche Aufgabe, in rauen wie in spannenden Situationen an Bord mit der Kamera zu hantieren. Nun, Leinen los, Anker auf, Segel hoch, was immer. Und viel Vergnügen – im doppelten Sinne.

Wilfried Erdmann

Januar 2016

 

Bora Bora ist 8 Meilen lang und 6 breit. Die Insel besticht mit einem dramatischen Ensemble aus Basaltzinnen, Korallenriffen und Lagune.

1Der Südseetraum Bora Bora

Bora Bora ist die schönste Insel der Südsee. Warum ist gerade diese von Riff und Lagune umgebene Vulkaninsel der Inbegriff aller Insel-Träume? Sie offenbart Tropenzauber, Südsee-Sinnlichkeit, vor allem ursprüngliche Schönheit. 1995 besuchte ich sie.

So dramatisch habe ich mir die Gipfel der Vulkaninsel Bora Bora nicht vorgestellt. Unvorstellbar imposant, fast magisch, steigt die Insel aus dem Meer, als ich sie mit REGULUS STAR voraus habe. Sie ist nicht groß, scheint aber irgendwie vollkommen. Und wie sie daliegt, vom Meer kommend, umgeben von einem Korallenriff, an dem sich weiß und schwer die Brandung bricht, dahinter die beiden Berge Pahia und Otemanu von einem Dunstschleier aus Wolken verhüllt. Diese Insel wirkt so isoliert, als wäre sie das einzige Stück Erde im blauweiten Meer des Pazifik. Und wenn der Anker in der Lagune fällt, glaubt man, dort, wo der azurblaue Himmel aufs azurblaue Wasser knallt, sei die Welt zu Ende.

Bora Bora zeigt sämtliche Bilder, die man in seinen Vorstellungen von der Südsee mitbringt. Bora Bora erfüllt alle Verheißungen. Die Insel ist ein langsam im Meer versinkender Kessel eines einst mächtigen Vulkans mit wiederum kleinen Inseln, den so genannten Motus, auf einem Saumriff. Diese Motus sind mit Palmen bewachsen. Durch den Teavanui Pass, eine schmale Passage im Riff, an der beidseitig die See brandet und hohe Gischtfontänen aufwirbelt, gelangen wir in die geschützte Lagune.

Inmitten dieser Lagune, einem lichten Binnenmeer zwischen Riff und Vulkaninsel, gehen wir vor Anker. Das Wasser ist klar bis auf den Grund. Die Oberfläche bewegungslos wie ein Ententeich. Was tut man in einer solch kristallklaren Lagune? Man jumpt über Bord. Schwimmt zu den Korallen, die sich wie Blöcke in der Lagune auftürmen. Das Wasser ist so rein, dass man ins Auge der kleinsten Fische sehen kann. Kachelschwimmer werden sich das Farbenspiel schwerlich vorstellen können. Aufgrund wechselnder Wassertiefe und wechselndem Lichteinfall reicht die Farbskala des Wassers von farbloser Transparenz über alle Nuancen von Türkis, über leuchtendes Kobalt bis zu tiefstem Tintenblau. Das Farbenspiel ist faszinierend. Der beste Überblick bietet sich aus der Saling, sieben Meter hoch. Nur, da muss man ohne Maststufen erst hochkommen.

REGULUS STAR vor Anker in der Lagune von Bora Bora. Am besten lassen sich die palmengesäumten Inseln und Buchten mit dem Boot erkunden.

Markus holt Maske und Flossen und taucht den zwölf Meter tiefen Grund ab. Er wundert sich, dass Muscheln in dem hellen, feinen Sand deutliche Spuren ziehen. Rainer putzt sich derweil unten auf der Badeleiter die Zähne und hat plötzlich zwei winzige Fische im Zahnputzbecher. »Kassel ist weit weg.« Und Claudia möchte gerne ein Glas Sand von unserem Ankergrund »für zu Hause«, schafft es aber nicht, die Tiefe zu tauchen. Und niemand ist ihr behilflich. Die Ärmste hat es mit uns drei Männern nicht leicht.

Ich bin fleißig. Der spektakuläre Berg Otemanu, 727 Meter hoch, verschlägt mir die Sprache. Also wird er fotografiert.

Wir vier von der REGULUS STAR machen hier Urlaub. Eine Woche frei und unkontrolliert segeln. Als Dank des »Stern« für unseren Einsatz vor dem Mururoa Atoll. Dort haben wir auf unserem Katamaran wochenlang gegen die Atombombenversuche protestiert. Ein Kampf, der leider nicht zu Ende geführt wurde. Aber jetzt sind wir hier auf Bora Bora, wo nichts von Nuklearversuchen und weltweiten Protesten zu merken ist, auf der Insel, die 7 Seemeilen lang ist und neben einem spektakulären Vulkangipfel und einer riesigen Lagune mit Palmeninselchen auch berühmt ist für ihren exklusiven Tourismus. Bora Bora liegt in Französisch-Polynesien, etwa 150 Meilen entfernt von der Hauptinsel Tahiti.

Der Duft der Tiare steigt uns in die Nase und ins Herz, als wir vor dem örtlichen Yachtclub festmachen. Als wir an Land die Planken betreten, kommt ein Mädchen auf nackten Füßen daher und hängt uns Blütenketten um den Hals. Ihre Freundlichkeit scheint nicht abgenutzt. Ihr Lächeln unbekümmert. Sie zieht ihren Pareo höher und verschwindet irgendwohin. Die weiße Tiare-Blüte ist Symbol Französisch-Polynesiens, sozusagen die Nationalpflanze, und wird Besuchern häufig als geflochtene Kette umgehängt.

Der Yachtclub Bora Bora ist eine Bambushütte mit drei Wänden, zum Meer hin also offen. Er ist sehr schlicht eingerichtet. Tische, ein paar Korbstühle. Der Boden besteht aus gehobelten Holzplanken, und wenn man nicht aufpasst, sind Feuerzeug und Geldbörse schnell durch die Ritzen im Wasser verschwunden. Das Clubhaus steht nämlich auf Pfählen in der Lagune und ist auch ein Restaurant. Sein Wirt heißt Guy. Er hat mit einfachem Maschendraht etwas Wasser abgezäunt und hält darin fünf Haie, so wie mein Nachbar seine Hunde im Zwinger. Nur dass die Haie dreimal so groß sind. Die Hauptträger für das Blätterdach sind aus Holz und mit hübschen Schnitzereien verziert. Ein Pfosten steht solo – direkt am Eingang. Und aus dem Ast, der seitlich herausgewachsen ist, hat man einen Penis geschnitzt. Überdimensional. Ich berühre diese Kunst. Markus und Rainer grinsen, sagen aber nichts.

Kokospalmen und Blumenbüsche dominieren das Bild der Dörfer. Sie sind ein Beispiel für die üppige, sinnliche Vegetation.

Claudia führt fleißig Tagebuch. Sie ist völlig verzaubert von Landschaft und Einheimischen. Zur Begrüßung Blütenketten? Hmm. Und als wir uns zum vier Kilometer entfernten Hauptort Vaitape aufmachen, werden wir vom Fahrer eines Pick-ups einfach mitgenommen. Der junge Polynesier steckt Claudia eine Blüte hinters Ohr und sagt: »Sie passt so schön zum Kleid.« An der Niederelbe, wo sie herkommt, erlebt man so etwas nicht. Schön sind die Häuser nicht, an denen wir vorbeisausen. Pressspan, Bretter, Blech. Sie sehen aus wie Imbissbuden. Und einige Häuser haben im Garten ihren eigenen Friedhof. Die Gräber sind mit Wellblech überdacht. Jedoch: Kein Grab ist ohne Blüten oder Blumensträuße. Im Dorf stöbern wir in Souvenirläden herum, und auf dem Markt decke ich mich mit Pareostoffen für meine Frau ein. Claudia kauft sich die heiß ersehnten Muscheln: Kauri sind dabei, Fingerschnecken, eine Triton.

Typische Hotelanlage auf der Insel Motu Toopua: in die Lagune gebaute Bungalows, mit Blättern gedeckte Dächer, extrem schöner Platz.

An Kirchen kann ich nicht vorbei, ohne hineinzuschauen. Die Kirche von Vaitape liegt einsam auf einer Wiese, die Wände weiß und die Türen rotbraun gemalt, beides längst vernarbt durch die Gier der Meeresluft. Wir treten ein. Der Boden besteht aus hässlichen Fliesen, belegt mit Teppichresten, der Altar dekoriert mit bunten Baumwollstoffen – und Blüten. Unter den riesigen Ventilatoren an der Decke haben Frauen und Mädchen Platz genommen. Wie sie da sitzen, ganz in Weiß gekleidet mit weißen Hüten, wirkt alles feierlich und festlich. Es findet mitten in der Woche ein ganz normaler Gottesdienst statt. Der Pfarrer predigt auf Polynesisch so vor sich hin. Die Mütter versuchen derweil ihre Kinder ruhig zu halten, die Teenager tuscheln, die Männer raunen, keiner scheint richtig zuzuhören.

Auf dem Rückweg schleichen wir in der Nachmittagshitze an den Häusern mit den ziemlich großen Gärten vorbei. Fasziniert und neidisch schauen wir auf die Vielfalt der Früchte. Eine Familie erahnt unser Verlangen und packt uns eine Basttasche mit meinen Lieblingsfrüchten voll: Papayas und Mangos. Obendrauf noch ein paar Limonen. Das ist Bora Bora. Diese nahrhaften Früchte gedeihen nicht nur, sie wuchern hier geradezu, oftmals ohne jegliche Pflege. Wieder an Bord halbiere ich eine Papaya, kratze die dunklen Samenkörnchen heraus, füge ein wenig Zucker hinzu und träufele Limonensaft darüber. Dann heißt es reinbeißen in das saftige gelbrote Fruchtfleisch.

Gemeinsam setzen wir uns zum Abend an den großen Tisch im Yachtclub. Entspannt strecken wir die Beine von uns und schauen ins Restlicht eines Sonnenuntergangs. Es wird ein köstlicher Abend. In den Gläsern funkelt französischer Rotwein. Meine Mitsegler sind ganz wild, den von Guy angebotenen Mahi-Mahi zu probieren. Das ist ein delikater Seefisch und die Zubereitung eine polynesische Köstlichkeit. Er wird in Limonensaft und Kokosmilch mariniert, anschließend gegrillt und mit einer Art Frucht-Chutney serviert. Ich enthalte mich bei Fisch. Mir wird ein Teller mit Schweinefleisch, Reis, Tomaten, Ananas, Bananen aufgetischt. Wir unterhalten uns über Boote, wie schon mehrfach auf diesem Törn. Markus möchte eine richtige Yacht, Rainer ein Segelboot und Claudia hierher auswandern und vom Segeln leben.

Nach dem Essen – Überraschung – stürzen alle zur Toilette, der einzigen im Yachtclub. Nicht weil sie müssen, sondern … Claudia hat den Raum entdeckt. In ihren Notizen heißt es: Eine Toilette, so groß wie ein Zimmer. Am Waschbecken, auf Borden und überall liegen und stehen Blüten und Blätter. Warum verzieren sie ihr Klo mit Blumen? Leider kann man die Toilette nicht abschließen. Wenn jemand reinkäme, könnte ich sagen: Komm rein, setzt dich, ich hole uns den Nachtisch. Aber ich weiß nicht, wie das auf Französisch heißt. Verwunderlich sind dort auch die mit Kokosmilch gefüllten Wassergläser, darin werden Kakerlaken gefangen.

Am besten lassen sich die palmengesäumten Buchten der Insel mit unserem Katamaran erkunden. Mit nur einem Meter Tiefgang kommt man in fast alle Ecken. Die einmalige Formation mit Lagune und einer Vielzahl kleiner Sandinseln und Buchten lädt dazu ein.

Am Morgen nach der »Toilette mit Restaurant« umrunden wir vom Norden her Bora Bora innerhalb der Lagune. Doch nicht vollständig, denn der Südzipfel ist auch für unseren Katamaran zu flach. Wir drehen ab, suchen uns im Schutz vor dem Passat aus Ost am langgestreckten Motu Taurere einen Platz. Auf vier Meter Sandgrund fällt der Anker mit 30 Meter Kette. Die Lagune zu besegeln ist bei schönem Wetter navigatorisch keine große Sache. Eigentlich Kinderkram. Wird es kritisch, weil sich helle und dunkle Flecken abzeichnen, steigt einer von uns ein Stück in den Mast und lotst uns anhand der Wasserfarben an Flachs und Korallenköpfen vorbei.

Nach dem Segeln kommt der Landgang. Da sind wir ganz Bootstouristen. Mit dem Dingi landen wir am Strand. Einer hält die Leine, die anderen greifen ihren Krimskrams. Nicht weit weg entdecken wir ein Holzbrettchen, das an eine Palme genagelt ist. Tabu steht da geschrieben. Was ein Tabu ist, weiß wohl jeder. Etwas, das nicht betreten werden sollte. Den Hinweis Tabu liest man oft auf den Inseln. Es kommt vom polynesischen »tapu« – privat. Taurere hat jedoch ausreichend tabufreie und hübsche Sandstrände, wo Liegen und Betreten erlaubt sind. An solch einem machen wir unseren Traum wahr. Mit Blick über die farbenreiche Lagune zum brandenden Außenriff; mit Blick im Wasser auf Korallen und Riff-Fische und wieder am Strand unter einer Kokospalme mit Blick ins gefächerte Blattwerk.

Die Kokospalme ist der wichtigste und beeindruckendste Baum der Inselwelt. Alles an der Palme ist nützlich. Aus den Fasern der Fruchthülle werden Taue gedreht. Die biegsamen Blätter werden genutzt, um Dächer zu decken oder Taschen zu flechten. Aus dem Holz des Stammes werden Pfosten und Planken geschnitten. Und erst die Nuss: Der vitaminreiche Saft der grünen Nuss schmeckt lecker und erfrischt. Das Fleisch der reifen Kokosnuss wird geraspelt und für Gerichte ausgepresst. Und aus den überreifen Nüssen wird Kopra gemacht für Öl. Als Dessert eignen sich gekeimte Nüsse. Darin haben sich Fleisch und Flüssigkeit im Inneren allmählich zu einer weißen schwammigen Substanz gewandelt. Man nennt das Uto. Ich glaube: Ohne Palmen und Riffe gäbe es den Tourismus nicht, von dem alle Inseln profitieren.

Trotz Kreuzschifffahrt und Hotels ist der Mythos Bora Bora nicht zerstört. – Nach einer Woche setzen wir wehmütig Segel.

Als die Sonne versinkt, legt sich der Passatwind. Wir hocken im Cockpit, ein Glas Gin Tonic in der Hand und genießen entspannt die abendliche Stille. Entspannt? Alle? Da bin ich mir nicht sicher. Wir kannten uns vorher nicht, und jetzt sind wir zwar schon über einen Monat auf dem Kat zusammen, und alles läuft reibungslos, aber was heißt das schon.

Nach Anbruch der Nacht spiegeln sich Sterne und Palmen auf dem jetzt vollkommen ruhigen Wasser der Lagune. Korallenfische ziehen glitzernde Leuchtspuren aus vielen fluoreszierenden Kleinstlebewesen im Wasser hinter sich her. Vom fernen Riff ist ein sanftes Grollen zu hören und mittendrin das reglose, ja schwerelose Schwojen der REGULUS STAR vor Anker. Es vermittelt Geborgenheit. Alles Irdische scheint in einer jenseitigen Welt zu existieren. Dass das Leben außerhalb dieser Lagune für uns wieder hart und bürgerlich wird, daran mag an diesem Abend keiner denken.

Wir steuern noch ein paar tolle Spots an: Moto Tofan, Pitiuu, Toopua beispielsweise. Markus und Rainer buchen Gerätetauchen und sind echt begeistert vom Abstieg auf den Grund der Lagune. Muränen, Makrelen, Mantarochen und Napoleonfische bekommen sie vor die Taucherbrille. Einen Napoleonfisch füttern sie mit einem gekochten Hühnerei, ein paar Minuten später spuckt er die Eierschalen durch die Kiemen wieder aus. Begierig sind die beiden auch auf den Stempel »Bora Bora« in ihrem Taucherpass. Derweil umrundet Claudia per Anhalter auf der einzigen Straße die Insel. 32 Kilometer. Sie genießt die herrlichsten Ausblicke: Auf der einen Seite das mächtige Bergmassiv der Hauptinsel, auf der anderen Lagune und Korallenriffe.

Den unvermeidlichen Abschied von Bora Bora lindern wir mit einem Drink an der Bar des berühmten Bora Bora Hotel. Ein kleiner Brunnen plätschert im Hintergrund, er suggeriert Kühle unterm Palmendach. Inmitten dicker alter Frangipani-Bäume befinden sich romantische Garten-Bungalows aus heimischen Materialien. Und in der Lagune davor stehen auf Pfählen eine Reihe Überwasser-Bungalows, die mit Stegen verbunden sind, von denen man bequem in die Lagune steigen kann. Die Bungalows kosten 1000 Dollar, nicht pro Woche – pro Nacht – für zwei Personen, inklusive Halbpension. Die Hotelanlage ist unübertroffen, schlicht gesagt märchenhaft: weißer Sand; kristallklares, ruhiges Wasser; schräge Palmen, die Schatten und wechselndes Licht spenden. Und zusätzlich liegt sie isoliert am Südzipfel der Insel, dort, wo auch wir mit dem Kat mangels Tiefe nicht herumkamen.

Wir übernachten auf der REGULUS STAR. Zwei Rümpfe. Ein Mast. 60 Quadratmeter Segel. Doppelkojen. Gasherd. Badeplattform. Dusche. Zwei Maschinen. Zwei Anker. Seekarten. Charterkosten: die Hälfte der Bungalowpreise – pro Tag. Unser Rundblick von Bord: rauschende Palmen, die Brandung an den Korallenriffen, ein menschenleerer Sandstrand.

Am Anfang und am Ende von Bora Bora steht für Segler der Teavanui Pass, ohnehin die einzige Passage durchs Riff. Wir setzen Segel. Erst das Groß, dann die Fock. Schnell bläht der Passat die Tücher auf unserem Kurs. Beidseitig der engen Durchfahrt tobt das Brandungswasser über den Korallenköpfen. Die Strömung verstärkt sich und drückt uns quer. Ich greife ins Ruder, um gegenzusteuern. Die Brandung weicht. Die Dünung kommt. Das Wasser wird tiefblau. Wir sind auf dem Ozean und sehen den Berg Otemanu immer kleiner werden. Auf dem Kajüttisch erinnert ein Glas mit weißen Frangipaniblüten an Bora Bora. Schon der Klang der Namen – Bora Bora, Vaitape, Frangipani wirkt aphrodisisch, beschwört in Seglers Vorstellung unweigerlich farbenprächtige Lagunen, einsame Motus, exotische Tänze und prachtvolle Sonnenuntergänge herauf. Es ist wert, hierher zu segeln.

 

Ausriss meiner Seekarte 4007 mit den Mittagspositionen. Er zeigt, wie unorthodox und langsam mein Vorankommen zeitweise war.

2BA 4007

Vom 5. November 2000 bis 24. März 2001 navigierte ich ununterbrochen auf einer Seekarte: der British Admiralty Chart 4007. Sie reicht über den gesamten südpazifischen Ozean – von Kap Hoorn über Neuseeland bis Tasmanien und endet auf der Länge von Kap Leeuwin. Das ist die Südwestecke Australiens.

Kaum hatte ich auf meiner Nonstopfahrt mit KATHENA NUI das Kap Hoorn an Steuerbord passiert, holte ich die BA 4007 aus der Ablage und breitete sie auf meinem Kartentisch aus. Die Seekarte ist mit 1,08 Meter mal 0,72 Meter ziemlich sperrig. Und viel zu groß für meinen Tisch. Aber einmal gefaltet, passte sie perfekt. Meine Zielkaps darauf, die äußerste Südspitze Tasmaniens und ein Stück weiter Kap Leeuwin, lagen in weiter Ferne. Genau auf dem anderen Ende der Rückseite der Karte, was mich ein wenig irritierte. Später jedoch, als ich begann, meine Irrfahrt gegen den vorherrschenden Wind auf der gefalteten Seekarte nur in Längen- und Breitengraden zu protokollieren, fand ich es angenehm, nicht mehrfach täglich die gesamte Distanz bis Leeuwin, dem südwestlichsten Kap Australiens, im Blick haben zu müssen.

Ich platzierte die 4007 sehr sorgfältig. Ich ahnte schon, dass ich sie lange in Gebrauch haben würde, nicht aber, dass sie die Karte meines Lebens werden würde. Klingt ein wenig pathetisch? Gut, ich reduziere: Sie war und ist meine kostbarste. Manchmal war das Segeln damit das Paradies, manchmal bereitete es mir erhebliche Qualen. Segelte ich doch auf dieser Karte in alle Richtungen: im Zickzack, kreuz und quer, im Dreieck, im Kreis und – wenn auch selten – auf direktem Kurs.

Blick auf meinen Kartentisch mit der Seekarte, die ich monatelang in Gebrauch hatte und die, was Wunder, trotz Nässe durchhielt.

Speziell diese Karte hat die Aura des Besonderen, ja des Geheimnisses, die Seekarten übrigens seit jeher auf mich ausstrahlen. Gleichwohl umschließt sie ein magisches Stück meines Lebens. Zum einen beschäftigte ich mich nautisch nie zuvor so lange und ausgiebig mit einer einzigen Seekarte. Beschäftigen heißt auch, man hockt davor und starrt aufs Papier, sucht eventuelle Fehler, sucht Lösungen zu einem effektiveren Kurs, wägt ab, zirkelt Distanzen zusammen, obschon man sich alles eingeprägt, vieles längst notiert hat. Fürchterlich diese Grübeleien, die einen in der Realität letztlich nicht voranbrachten, aber doch Anstrengungen kompensierten. Manchmal wurde ich schlicht mitgerissen von der eingezeichneten Route auf dem Stück Papier. Der Kurs bis zum anderen Ende der Seekarte, also von Ost nach West gegen den Westwind, überstieg zeitweilig die Kraft eines Einzelnen. Gewaltige Stürme, die so heftig waren, dass sie die Luft mit Gischt und Getöse erfüllten, bescherten Tage und Nächte, die mir körperlich und seelisch alles abverlangten. Indes: Es gab auch vollkommene Momente, geradezu magische Augenblicke, wenn beispielsweise hartes Gegenlicht das Wasser silbern reflektieren ließ, oder Wind, See und der Trimm der Segel optimal zusammenpasste. Einfach ozeanisch der stete Rhythmus des voranstürmenden Bootes, der freie Horizont, der ästhetische Flug des Albatros und anderer Seevögel. Da ich mich prinzipiell auf dem Ozean wohl fühle, waren viele Stunden und Tage dabei, die ich mein Leben lang bewahren werde.

Kurzum: Die Geschwister Freud und Leid lagen auf diesem Stück Papier monatelang eng beieinander. Genau 140 Tage. Fast fünf Monate lang machte ich darauf mit einem weichen Bleistift mittags meine Positionskreuzchen. Zum Vergleich mit meiner Nonstopfahrt 1984 vor dem Wind bedeutete es doppelte Distanz.

Wer die Fläche an Wasser und meine Langsamkeit begreifen will, muss sich immer diese unendliche Strecke vor Augen führen: 140 Seetage. Oder anders: Der pazifische Ozean ist größer als alle Landmassen der Erde zusammen. Alle. Natürlich der Nordpazifik mit einbezogen.

Als ich nach dem Nonstoptörn bei einem Dia-Vortrag zu dem Thema lamentierte, wie hässlich das Segeln auf diesem Südpolar-Seestück war, da sagte ein Zuschauer: »Wo ist das Problem? Ich segle bei solchem Wind und Wetter nicht.« Recht so. Warum soll man eigentlich gegen den Wind um die Erde segeln? Nonstop? Ganz ehrlich, einen vernünftigen Grund gibt es nicht. – Weil es mich seglerisch fordert, die weite See mein Element ist und mir den Kopf frei macht? Nun, ich weiß nicht. Nachdem ich diesen klassischen Kurs gesegelt habe und spätestens bei Seemeile 4000 auf dieser nautischen Unterlage gespürt habe, dass dem nicht immer so war.

Fast 2000 Wenden gegen teils bissige Winde und weiße Wellenkämme brauchte ich, um bis zum Kap auf der anderen Seite der Seekarte zu kommen. Das war über eine Million Mal, in denen sich der Bug hob und senkte, um gegen die anrollenden Wellen voranzukommen. Tag und Nacht. Mal weniger gischtig, dann wieder stach das Boot wie ein Taucher mit dem Bug unter Wasser. Das waren abrupt auftretende Schläge, die in der Koje nur angespanntes Schlafen erlaubten. Schläge, die bei den erforderlichen Segelmanövern an Sehnen und Bändern rissen, die Innereien durcheinander wirbelten, sodass man gar nicht wissen wollte, was um einen herum passiert. Aufkreuzen ist eh eine Segelei der Wiederholung des Immergleichen: Backstag lösen, Bug durch den Wind steuern, Schot lösen und auf der anderen Seite rasch dicht holen, Kurs justieren, Backstag durchsetzen. Wieder und wieder. Die Wiederholung des Immergleichen ist die Grundvoraussetzung – wie beim Boxen. Im Umgang mit den Segeln war es nicht anders: Segel bergen, Segel setzen, Reff einbinden, Reff ausschütten, Knoten schlagen, Fallen bedienen, Festhalten. Das ging alles instinktiv vonstatten. Egal ob in finsterer Nacht, bei Hammerböen oder völliger Übermüdung. Amwindsegeln südlich des 40. Breitengrades ist wie mit einem Fahrrad ohne Bremsen, ohne Schutzbleche, ohne Licht in stockdunkler Nacht bei Regen und Wind über eine kurvige Bergstraße zu fahren.

Zeitweise war ich der wahre Einhandsegler. Generell gilt: Eine Hand ist zum Festhalten, die andere für die jeweilige Tätigkeit. Rollsegel, die die Segelarbeit erleichtert hätten, standen mir nicht zur Verfügung. Absichtlich nicht. »Keep it simple« ist schon länger meine Devise. Einfachheit trägt zum Gelingen bei. Und Gelingen stand im Vordergrund.

Eigentlich müsste ich jedem laut zurufen: Mensch, wenn Sie halbwegs bei Trost sind, segeln Sie bloß keinen Nonstopkurs gegen die Welle. Aber Nonstopkurse sind inzwischen Kult. Jedes Jahr startet mindestens einer, um bei Erfolg immer die gleichen Geschichten zu erzählen und aufzuschreiben, wie es am Kap Hoorn, in einem chaotischen Sturm, nach einer Monsterwelle und dann im Zielhafen war. Anscheinend nicht nur für mich eine große einmalige Erfahrung und markantes Erlebnis zugleich, die es nicht zu bereuen gilt. Vielleicht ist eine Wiederbelebung mit den extremen Elementen der Grund für einen Törn dieses Kalibers. Weil das Meer uns auf diesem Kurs beibringt, dass es im Leben darum geht zu kämpfen, und nicht unter Deck zu verharren, wenn im Cockpit die Wellen zusammenkrachen.

Wie schon notiert, Seekarten üben eine seltsame Faszination auf mich aus. Ich kann sie stundenlang betrachten: fremde Namen, Hafenstädte, Missweisungslinien, Wassertiefen, Inseln, Bänke, Sea Mountains, Küstenverlauf. Manche Karten sind so klar und kräftig, dass die Topografie der Wasserflächen einem geradezu reliefartig entgegenzuragen scheint. Im Gegensatz zu dicken Büchern bieten sie mit einem Blick viel deutlicher und komprimierter vielfältige Erkenntnisse über das Abbild der See und seiner Küsten.

Die Zeiten sind logischerweise passee, als ich beim Studieren der Seekarten noch unter Zeichenerklärung nachschauen musste, was ein Kreuz mit Kreis bedeutet (Fels, Klippe), oder worin der Unterschied zwischen Strömungspfeilen mit oder ohne Federn besteht (das eine ist eine starke, das andere eine schwache Strömung).

Das Südpolarmeer: Ein Raum mit nichts als bewegter See, Düsternis, Kaltluftfronten und unendlicher Weite.

Die Seekarte ist eine kartografische Darstellung eines begrenzten See- beziehungsweise Küstengebietes. Meine 4007 ist zweifarbig: das Land gelb, die Küstengewässer bis zu einer Tiefe von 100 Metern blau, lichtblau die Tiefen bis 1000 Meter. Der Rest ist weiß. Alle Tiefenangaben sind in Metern. Auf meinem Kurs sind nicht allzu viele Tiefenmessungen verzeichnet. Es ist ein schwach befahrenes Seegebiet. Die Lotungen liegen bei 4598 Meter, 1998, 5098, 3657, 1426. Ein 6034 Meter tiefer Krater ist dabei. Auch eine 60-Meter-Stelle, ein so genannter Seamount. Das Beruhigende war: Kein Land und keine Untiefe lagen auf meinem Kurs. Der Kartenmaßstab ist 1 zu 20.000.000. Das heißt, die reale Entfernung ist 20 Millionen Mal so groß. Ich mache es plastischer: Ein Zentimeter auf der Karte entspricht 75 Seemeilen. Bis Kap Leeuwin hatte ich 7800 Meilen mit Richtkurs West vor mir. Das machte, als ich die Distanz abgesegelt hatte, im Schnitt 55 Meilen am Tag. Mein Durchschnitt entsprach folgedessen nicht mal einem Bleistiftstrich von einem Zentimeter Länge auf der Seekarte. Hätte ich das so vorher gewusst, ich weiß nicht, ich weiß nicht …

Es begann nicht gleich mit einem Kreuzkurs. Aber mit einem Wetter, wie man es nur am Kap Hoorn findet. Alle typischen Jahreszeiten an einem Tag. Erst leuchtete das Wasser noch blau, später leuchtete nichts mehr. Grau und schwarz waren die anrollenden Seen. Zwischendurch eiskalte Hagel- und Schneeschauer in Verbindung mit Winddrehern, die einem die Richtung im Kopf verdrehten. Grau und schwarz auch die gewaltigen Berge der Kapregion im Hintergrund. Stimmungsvoll und tückisch zugleich die ganze Szenerie. Außerdem entstehen dort durch den »Zusammenstoß« zweier Ozeane (Atlantik und Pazifik) bedrohliche Strömungswirbel. Kein Ort der Meere ist mehr verflucht worden als das Kap Hoorn, weshalb auch normalsterbliche Segler die offene Kap-Hoorn-Rundung meiden.

So war die Ausgangslage an diesem – ich nenne ihn mal – ersten Kartentag. Doch das Wetter in seinen Abläufen zu beschreiben, ist in diesem Bericht Nebensache. Es geht um die BA 4007. Noch jungfräulich, das feste Papier glatt und einladend und trocken lag sie auf dem Tisch, als ich mich westwärts auf den Pazifik stürzte. Im Kopf meine Segelanweisung: Kurs West, auch wenn der Kompass Süd oder Nord anzeigte.

Ich warf einen Blick aus dem schmalen Fenster überm Kartentisch. Die See bewegt. Leichte Gischt fetzte über die Wellenkämme. Der Himmel eine graue Finsternis. Keine Schiffe. Bald war das letzte Stück Land, die kleine Felseninsel Ramirez, achteraus verschwunden. Große Einsamkeit und wohl das Kritischste, der Respekt vor diesem Meer, begleiteten mich. Der erste Eindruck jedoch war eher unspektakulär. Es ging nämlich gut los. Der Wind war zwar wechselhaft in Richtung und Stärke, KATHENA NUI konnte aber Westkurs anliegen. Und kam gut voran. Und ich? Mein Geist schrie: Ich bin unterwegs. Gegen den Wind im Südpolarmeer. Ich hatte es gewagt. Der Kurs war gebucht, also ab in die Fluten. Was auch geschieht, jedes Lamentieren würde zwecklos sein. Ich war zum Westwärtsstreben verdammt.

Orkanartige Stürme und schlimmer, mächtige Seen, die sich zu schäumenden Monstern auftürmten und gegen mich anstürmten, erlebte ich wenige Tage später. Dies in Verbindung mit extremen Temperaturunterschieden, die die Tiefdruckgebiete mit 50 und 60 Knoten Wind verursachen.

Es kribbelt immer noch beidseitig der Wirbelsäule, fünf Jahre danach, wenn ich die fleckige, salzgetränkte Karte betrachte. Ich sehe mich auf 58 Grad Süd, eingepackt in Ölhaut, Sturmhaube, Südwester. Luft vier Grad Celsius, Wasser zwei Grad. Ich sehe das dramatische Dreieck. Eine Woche im Dreieck segeln und nur einen Zentimeter auf der Karte vorangekommen. Das ging auf die Psyche. Da hieß es Contenance bewahren und nicht zur chilenischen Küste ausscheren, die wenige Segeltage entfernt lag.

Und mir fallen Fragen ein. Fragen, die mir bei Vorträgen gestellt wurden. Ob man sich im Sturm über 9 Beaufort traut beizudrehen? Und der Fragesteller selbst die Antwort gibt: »Vermutlich haben Sie das nie gemacht und insofern keine Erfahrungen damit.« Da denkt man, bin ich so dämlich, oder habe ich mich verhört? Man will doch gut aussehen, also antworte ich freundlich und umfassend, dass ich bei hohen Sturmstärken mit dem gerefften Groß gegenhielt. Mit sieben Quadratmetern Tuch gegen eine lebendig schäumende See. Gegen einen peitschenden, kalten Wind. Gegen den inneren Schweinehund. Denn bei Sturmböen mitten in der Nacht aus dem warmen Schlafsack an Deck zu stürmen, um die Segel zu reißen, kostet enorme Überwindung. Hat man endlich den Kurs neu justiert und ist bereit, sich wieder in der Kajüte zu verkriechen, knallt irgendetwas im Rigg, oder die Selbststeuerung ist nicht optimal eingestellt. Also, wieder ins Ölzeug und den Sicherheitsgurt. Eine umständliche Prozedur: Erst mit einem Bein in die Ölhose, abstützen, dann das andere, festhalten, abstützen, Reißverschluss dicht ziehen, Klettverschlüsse schließen. Mit der Öljacke dasselbe und zuletzt die Gummistiefel und der Südwester. Mühe machte bei Dunkelheit immer der Gurt, nämlich die Verschlüsse richtig zuschnappen zu lassen. War man klar, schob man sich durchs enge Luk ins Cockpit und wurde von Wasser und Wind empfangen. Zugegeben: Es spritzte nicht bei jeder harten Bö. KATHENA NUI ist ein Aluminiumbau und segelt relativ angenehm und auch trockener als vergleichbare Stahl- und Kunststoffboote.

Man schaut nach einer Extremreise wie allein und nonstop gegen Wind und Strömung neu auf sein Leben.

Schwerer Sturm von vorn. Das Treibenlassen vor Topp und Takel war dann oft die einzige Möglichkeit, dem Wetter zu begegnen.

Wichtiges Thema, das Beidrehen. Legten Sturm und See zu, wurde das Segel geborgen und rasch und locker eingebunden, schnell zwei Schritte zur Pinne, um den neuen Kurs festzulegen. In der Regel lief ich dann vor Topp und Takel bei raumem, achterlichen Wind ab. Erst nachdem der Kurs stand, verzurrte ich das Groß sorgfältig. Der kritischste Punkt bei solchen Manövern war der Moment, wenn das Schiff genau breitseits zur See lag und in einer Welle hätte kentern können. Ist nicht passiert. Kentern ist, wenn die Mastspitze ins Wasser titscht. Wie jeder schwere Sturm einige Wellenkämme hat, die höher und weißer sind als alle anderen, so gibt es ab und an auch eine Phase der Ruhe, in der Wind und See Atem holten, die es dann zu nutzen gilt. Bevor ich den Kurs änderte, versuchte ich einen solchen Moment abzupassen. Eines ist sicher: Man kann nie prophezeien, was einen da unten erwartet.

Es gab »verrückte« Wellen. Diese sich brechenden Wellen waren höher als die durchschnittlichen des Moments und kamen aus einer völlig anderen Richtung. Während eines Sturmes rund 1500 Meilen westlich vom Kap Hoorn, als ich eine Woche im Karree gesegelt bin, habe ich Seen von über 200 Metern Länge, vielleicht sogar 300 Metern gesehen, die sich auf der gesamten Länge ohne Unterbrechung überschlugen. Ein bedrohlicher weißer Anblick. Sie hinterließen ein Schaummeer beängstigenden Ausmaßes. Ich kann diese Naturgewalten nicht wiedergeben. Sie sind buchstäblich unbeschreiblich.

Ich »verzichtete« logischerweise darauf – mein Boot ist mit gut zehn Metern zu klein –, den direkten, etwas kürzeren Kurs Kap Hoorn – Tasmanien südlich des 55. Breitengrades zu wählen. Boot, Ausrüstung und ich hätten nicht standgehalten. Nicht aufgrund des Materials, schlichtweg wegen der Größe, achteinhalb Meter Wasserlinie sind zu wenig, um gegen noch höhere Seen anzusegeln. Ich wäre in den Stürmen zu oft zurückgeworfen worden. Und wegen der Eissituation wäre es auch nicht ratsam gewesen, ohne Radar ein zusätzliches Risiko, das ich nicht gebrauchen konnte. Mir war der Nonstop-gegen-den-Wind-Kurs zwischen 50. und 40. Breitengrad spannend genug. Der »Umweg« ist zum einen nicht erheblich und andererseits wütend genug, um meine seemännischen Ambitionen zu befriedigen.

Ein Blick auf die Positionskreuzchen der 4007 und ich kann mich an das jeweilige Wetter erinnern – nicht im Detail, aber dicht dran. Exakt dagegen erinnere ich mich an meine Stimmungen, meine Verfassung zum jeweiligen Zeitpunkt.

Nie vergessen werde ich die Neun-Tage-fünf-Fronten-Situation. Sie war zum Verzweifeln. Neun Tage, die mich zwei Zentimeter auf der Karte voranbrachten und mir alle Kräfte abverlangten. Es waren nicht die Stürme, es war nicht der Seegang während es blies, es war der Zustand zwischen den Tiefs, der mich fertig machte. Hätte ich zu dem Zeitpunkt einen Hafen in der Nähe gehabt, die Fahrt wäre dort zu Ende gewesen. Ein Marathonläufer, der bei Kilometer 35 keinen Mumm, keine Motivation mehr hat, braucht nur zwei Schritte seitwärts auslaufen, schon ist er in »Sicherheit«. Ich hätte noch mindestens zehn Tage segeln müssen. Viel Zeit, um Gewissheit zu erlangen, die Fahrt wirklich abzubrechen.

Gischt. Es ist verdammt schwer, die Gewalt der Seen im Bild festzuhalten, aber ich habe wirklich einige gigantische Seen erlebt.

Zwischen den Fronten heißt im Südpolarmeer: Der Sturmwind bleibt plötzlich weg, aber es herrscht chaotischer Seegang – mit Wassermonstern an Deck. Es gab Augenblicke, wo ich um meine Takelage fürchtete, so wurden wir vom Seegang gebeutelt. Und nicht nur für wenige Stunden. Immer wieder Rollen und Stampfen zugleich, schlagende Segel und Fallen, ein stetes Knarren und Ächzen. An den Rumpf knallten ohrenbetäubende Wellen. Oder Kreuzseen schütteten alles zu. Und kam der Wind zurück, konnte ich nicht die erforderliche Fläche Tuch setzen, die Wellen hätten uns aufgespießt. Ein Beispiel, wie wechselhaft der Wind war: morgens abflauende 5, mittags 3, nachmittags schon 8 und zur Nacht hin auffrischende 9 und nach Mitternacht eine leichte Brise von heftigen Böen unterbrochen. Also stand an: Bergen, Reffen, Setzen, Beobachten. Das ganze Repertoire. Aufmerksam hing ich vor dem Barometer. Klopf, klopf. Es fiel, es fiel immer noch. Dann hingegen: Es stieg, jedoch es stieg rasend schnell … Auch nicht gut. Ich hing über der Karte, auf die es von oben tropfte. Mein Blick war nicht vorwärts gerichtet, sondern rückwärts. Meine Position veränderte sich mal wieder im Krebsgang, denn Krebse bewegen sich bekanntlich rückwärts, um vorwärts zu kommen.

Was mich sehr wundert beim Blick auf die schrumplige Papierkarte mit Wasserkränzen und Blutflecken? Dass ich mir bei hässlichem Wetter, bei Schräglage und jähen Bocksprüngen, trotzdem mit Pergamentpapier Kurse davon abgepaust habe, um sie fein säuberlich ins Logbuch zu übertragen. Wohl nicht aus nautischen Gründen, eher um die Situation plastischer vor Augen zu haben. Jede Skizze erforderte immerhin vier Arbeitsgänge. Abnehmen, Durchzeichnen, mit einem harten Bleistift den Kurs ins Logbuch drücken und mit einem weichen Bleistift die Einkerbungen nachziehen. Dann Längen- und Breitengrade eintragen, schraffieren, Zeiten und Anmerkungen eintragen.

Später, auf der Passage zwischen Neuseeland und Tasmanien, bewegte sich mein Boot einmal nullkommanull. Kein Windhauch, keine Welle, keine Sonne. Die Wasserfläche wirkte bleischwer. Wolken reflektierten am Horizont. Mast und Segel warfen unmittelbar Spiegelungen. Meinen Sprung in das glatte, kalte Wasser werde ich nie vergessen. Der Kontakt mit dem Urkalten war zu plötzlich. Der Körper erstarrte, völlig benebelt wartete ich an der Bordkante, bis die Betäubung nachließ. Ich griff hastig zum Malerspachtel, um die Entenmuscheln, die am Unterwasserschiff wuchsen, abzustechen. Faustgroße Bündel sanken bald in dunkle Tiefen, wo sie schwerelos dahinschwebten und sich auf den Rücken drehten. Ihre perlmuttartigen Köpfe leuchteten ausdauernder durchs Schwarze, als ich Luft in meine Lunge packen konnte: 30, 40, 50 Sekunden. Ich stach und stach, und die Tiere schwebten weiter davon, immer in eine Richtung, gebündelt wie Laserstrahlen. So etwas hatte ich nie zuvor gesehen. In den Tropen hatte ich Sonnenstrahlen und Fische unterm Schiff gesehen und die Farben der Tiefen am Korallenriff, aber nicht vergleichbar mit diesem kleinen, funkelnden Licht im nachtdunklen Wasser. Das war ein Moment, in dem ich glaubte, ebenfalls zu schweben – weit, weit weg und glücklich.

Das Wetter in den hohen Breiten ist sehr wechselhaft. Reffen die Regel. Selten hatte ich mit günstigem Wind und Sonne zu tun.