Selbst-Verständlichkeit - Marcel Levermann - E-Book

Selbst-Verständlichkeit E-Book

Marcel Levermann

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Beschreibung

An der Schnittstelle von Spiritualität und Therapie offenbart sich oft eine entscheidende Lücke: Spirituelle Einsicht allein heilt selten tiefe, emotionale Wunden, während die Psychologie häufig die transzendente Dimension des Seins ausklammert. "Selbst-Verständlichkeit" schlägt die entscheidende Brücke zwischen diesen Welten und bietet einen fundierten Weg zu tiefgreifendem Selbstverständnis und authentischer Präsenz. Dieses wegweisende Werk von Marcel Levermann verbindet auf einzigartige Weise jahrtausendealte Weisheit der Nondualität mit den modernen Erkenntnissen der Traumaforschung, Neurobiologie und Philosophie. Es zeigt unmissverständlich auf, warum spirituelle Praxis ohne die Integration emotionaler Verletzungen unvollständig bleibt und warum Therapie ohne eine transzendente Dimension an ihre Grenzen stößt. In diesem tiefgreifenden und klar strukturierten Leitfaden erfahren Sie: - Wie die Erkenntnis des wahren, formlosen Selbst das unerschütterliche Fundament für innere Freiheit bildet. - Worauf es bei der Heilung von Entwicklungstrauma ankommt - neurologisch, psychologisch und zwischenmenschlich. - Wie Sie die tiefen Wurzeln von Leid im Nervensystem verstehen - basierend auf führenden Modellen wie NARM und der modernen Bindungstheorie. - Wie Sie eine klare Formel anwenden, um tiefsitzende, blockierende Annahmen aufzulösen und emotionale Stabilität zu erlangen. - Wie die geistige Natur der Realität und die Gesetze der Resonanz unsere Lebenserfahrung prägen und wie Sie diese für sich nutzen können. - Wie Sie durch das Verständnis der multidimensionalen Existenz die Grenzen Ihrer gewohnten Realität erweitern. Dieses Buch ist für alle, die erkannt haben, dass ihr Weg weder in reiner Transzendenz noch in alleiniger Therapie liegt, sondern in deren kraftvoller Synthese. Es ist ein fundierter Leitfaden, dessen Ziel nicht die Weltflucht ist, sondern die Verwirklichung einer fried- und freudvollen Präsenz durch Selbstrealisation und Traumaheilung.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Copyright © 2025 Marcel LevermannUmschlagsgestaltung: Marcel LevermannLayout: Marcel Levermann

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten.Eine Haftung für die Stimmigkeit externer Links ist ausgeschlossen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Buches waren alle Links funktionsfähig und rechtlich unbedenklich.

E-Book-VersionISBN: 978-3-819757-29-7

Impressum:Marcel LevermannGrenzstr. 1656077 Koblenz

Herstellung: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 BerlinKontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Selbst-Verständlichkeit

Präsenz durch Traumaheilung und Transzendenz

Inhalt

1.      Einleitung

1.1.      Kapitelüberblick

1.2.      Biographischer Hintergrund

2.      Das Selbst

2.1.      Vom Großen zuergrundm Kleinen und Zurück

2.2.      Das angenommene Ego

2.3.      Das Individuum ist heilig

2.4.      Abseits der Identifikation

2.4.1.      Über das Ego hinaus

2.4.2.      Mentale Scheuklappen

2.5.      Meditation

3.      Verkörpertes Leid

3.1.      Der Begriff des Schmerzkörpers

3.2.      Das Trauma der Gesellschaft

3.3.      Nähe und Distanz

3.4.      Transzendenz und Traumaheilung

3.5.      Selbstkonzepte als Überlebensstrategien

3.5.1.      Bindungsformen

3.5.2.      Das NARM-Modell

3.6.      Gefühle

3.7.      Ansätze zur Traumaheilung

3.8.      Präverbale Anspannung

3.9.      Die Zerrissenheit der Menschheit

4.      Was ist Realität?

4.1.      Resonanz

4.2.      Synchronizität

4.3.      Das Konzept des Anderen

4.4.      Das Modell der sechs Dimensionen

4.5.      Dimensionen als Bewusstseinszustände

5.      Existentielle Annahmen

5.1.      Die drei Ebenen subjektiver Weltdeutung: Gedanken, Gefühle, Annahmen

5.2.      Annahmen erkennen und aufheben

5.3.      Formel für das Aufheben von Annahmen

5.4.      Simple Wurzelannahmen

5.5.      Mentale Flexibilität

5.6.      Körpertranszendenz

6.      Selbstrealisation

6.1.      Mediale Allegorien

6.2.      Die 1 kb-Simulationsdatei

6.3.      Die Relativität des Egos

6.4.      Der Begriff der Erleuchtung

6.5.      Deine Welt

6.6.      Deine Mannigfaltigkeit

6.7.      Das Verhältnis zur Welt

6.7.1.      Nirwana-Narzissmus

6.7.2.      Wahrhaftigkeit

7.      Fazit

 

Einleitung

Der Fokus dieses Buches auf den Geist soll nicht dazu anregen, den Körper zu ignorieren. Im Gegenteil, dieses Buch ist das Ergebnis der Tatsache, dass mein vorheriges Buch, Psychedelische Genesung, sich auf die somatischen Aspekte der Genesung konzentriert und den Boden für den Aufstieg in die spirituellen Ebenen bereitet. Die beiden Bücher sollten komplementär und keineswegs konträr verstanden werden. Obwohl Psychedelika in diesem Buch nur eine untergeordnete Rolle spielen, könnte es dennoch Psychedelische Genesung 2 heißen. Der Begriff psychedelisch bezieht sich in seiner altgriechischen Bedeutung nicht auf die Veränderung der Wahrnehmung durch Substanzen, sondern auf die Offenbarung des Unsterblichen, des Geistes und der Lebensenergie.

Selbst-Bewusstsein im Sinne von Bewusstsein des Selbst ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Buches. Dabei geht es nur zweitrangig um Selbstoptimierung als Verbesserung persönlicher Eigenschaften, um ein erfolgreicheres Selbstbewusstsein zu etablieren. Positive Veränderungen, Authentizität und Verständnis für das individuelle Profil sind nützliche Nebeneffekte des Prozessfadens dieses Buches. Die Konzentration liegt auf der Realisation des einen ewigen Selbst. Bewusstheit des wahren Selbst (Selbst-Bewusstsein) impliziert individuelle Selbstsicherheit (Selbstbewusstsein), da durch Selbstrealisation negative Selbstvorstellungen aufgehoben werden können. Das wahre Selbst bedarf keiner Optimierung, da es als reine Ewigkeit und ewige Reinheit immer optimal war und immer optimal sein wird. Wir leiden nicht an Selbst-Problemen, sondern an Persönlichkeits- und Weltproblemen, weil wir nicht zwischen dem wahren Selbst und der Erscheinung als individueller Lebensform zu unterscheiden gelernt haben. Dieses Buch bietet Unterstützung, sowohl das wahre Selbst als den Urgrund der Welt zu erkennen, als auch negativ verzerrende Annahmen über sich selbst als individuelle Lebensform loszulassen.

Ramana Maharshi, einer der weltweit geschätztesten Weisen, lehrte Introspektion mit der Frage Wer bin ich? als effektivste spirituelle Praxis. Wir sind es gewohnt, das Selbst als relative Instanz zu interpretieren, die für unsere Individualität der Kern sein mag, dem aber immer ein Nicht-Selbst als ein Anderes gegenüberstand. Als Norm für ein subjektives Selbst gilt in unserer Gesellschaft, was in unserer Wirklichkeitserfahrung kein Phänomen außerhalb des Körpers ist und im Verhältnis zu allem steht, was wir als Objekt deuten würden. Diese negative Definition rührt daher, dass die Empfindung des Selbst die intimste Unmittelbarkeit unserer Innenwelt betrifft, aber nicht über materielle Wege erfasst werden kann. Identifizierten wir uns mit dem Körper, müssten wir anerkennen, dass er selbst auf der Zellebene einem permanenten Veränderungsprozess unterliegt. Unsere subjektive Erfahrung des Selbst an sich hingegen ist konstant. Außerdem stehen wir auch zu unserem Körper in einem Subjekt-Objekt-Verhältnis. Wir können ihn wie ein Werkzeug nutzen, mit Kleidung und Ornamenten schmücken, ihn stilisieren und durch Training oder Essgewohnheiten verändern. Die nächste Ebene der Identifikation wäre die der Gedanken, sozusagen die Annahme, der Denker zu sein. Gedanken sind intimer, da sie über den Körper nachdenken und von anderen Menschen nicht gesehen werden können. Allerdings scheint der Inhalt der Gedanken variabel und vom Körperzustand beeinflusst zu sein. Je nach Gefühlslage entwickeln wir andere Gedankeninhalte. Wie der Körper haben auch Gedanken eine konkrete Form, meistens als sprachliche Laute, Zeichen oder Visualisierungen. Klassische psychoanalytische Lehren gehen davon aus, dass das Selbst dynamisch ist und der symbiotisch vermittelnden Instanz zwischen tierischen Körpertrieben, individueller Kognition und übergeordneten Anforderungen der Welt entspricht. Wie jedoch kannst du etwas Bestimmtes sein, wenn dieses Etwas ohne Beständigkeit oder Absolutheit ist? Während du innerhalb des letzten Jahrzehnts möglicherweise gegenteilige Ansichten entwickelt hast und der Körper gealtert ist, ist auf der absoluten Ebene des Selbst das, was aus den Augen auf diesen Text schaut, dasselbe, das vor zehn Jahren aus diesen Augen geschaut hat. Es ist vor oder hinter den Gedanken. Selbst wenn du die Augen schließt, den Körper vergisst und in tiefer Meditation alle Gedanken versiegen, kannst du weiterhin mit absoluter Gewissheit konstatieren: Ich bin. Wenn dem so ist, muss es etwas unabhängig vom Körper und mentalen Erscheinungen geben, das sich zu ihnen wie ein Beobachter unabhängig verhält. Gemeint ist das Bewusstsein. Damit ist nicht das Nachdenken über oder das Wahrnehmen von etwas Bestimmtem gemeint, sondern reines Gewahrsein an sich. Die Implikationen dieser Erkenntnis sind mannigfaltig und werden in den Tiefen dieses Buches diskutiert. Um die Navigation auf diesem Tauchgang zu erleichtern, folgt zunächst ein Überblick über die Kapitel.

1.1. Kapitelüberblick

Kapitel 2 (Das Selbst) spannt einen Bogen von der Universalität des Seins zu seinen kleinsten individuellen Inhalten, um die absolute Einheit aller Relativität zu verdeutlichen. Dabei entpuppt sich das individuelle Selbstkonzept als ein Bündel von Annahmen, die von der unantastbaren Absolutheit des wahren Selbst ablenken. Die subjektive Selbst- und Weltwahrnehmung ist eine individuelle Konstruktion und nicht mit einer objektiv-universalen Existenzarchitektur gleichzusetzen. Ein Prozess höherer Bewusstwerdung bewegt sich von der persönlichen zur transzendenten Perspektive. Aus der ersten Erkenntnis der Instabilität des vermeintlichen Selbstkonzeptes führt der Weg der Erkenntnis bis zur Transzendenz des Todes und der formhaften Welt. Dabei liegt mir am Herzen, der Transzendenz zum Trotze nicht das irdische Leben zu vernachlässigen. Zwar ist das relative Selbstkonzept des Menschen, das oft als Ego bezeichnet wird, ohne Grundlage in einer absoluten Wirklichkeit. Die individuelle Lebenserfahrung jedoch ist ein enorm hohes Gut, so dass nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden darf. Jeder individuelle Mensch ist eine unersetzbare Errungenschaft des Lebensprozesses, ein Epitom intelligenter Biokreativität. Zur Enthüllung des wahren Selbst bedarf es dennoch einer Transzendenz aller weltlichen Formen, für die essentiell ist, von der Identifikation mit Vergänglichem abzulassen. Diese Transzendenz bezieht sich nicht auf ein Übersteigen eines bestimmten Objekts, sondern der Realisation der Unabhängigkeit des Selbst gegenüber allem Objekthaften. Das Ziel transzendenter Selbstinspektion ist nicht ein Sterben des Egos, sondern eine Auflösung der ideologischen Annahme, ein Ego zu sein. Eine Selbstrealisation offenbart die illusionäre Natur des Ego-Verstandes, während er ein nützliches Werkzeug bleibt, das nicht mehr als das Selbst missverstanden wird. Sie entspricht der Überschreitung der Limitierung jeglichen Selbstkonzeptes, da reines Bewusstsein von der vergänglichen Form unabhängig ist. Als konkrete Übungspraxis für diese Erkenntnis empfehle ich eine Meditation, die die gegenwärtige Präsenz in Einklang mit der zeitlosen Absolutheit des Bewusstseins bringt: Bewusstsein beobachtet Bewusstsein.

Kapitel 3 (Verkörpertes Leid) erläutert den Einfluss von Entwicklungstrauma auf unsere Selbst- und Welterfahrung und zeigt Wege der Heilung auf. Spirituell-nonduale Einsicht wird mit emotional-neuronaler Transformation kombiniert. Eine entsprechende Belichtung der inneren Schatten birgt das Potential für ein Aufkommen eines genuinen Selbst-Verständnisses sowie von Ruhe und Regulation. Wir leben in einer bindungstraumatisierten Gesellschaft, die von Distanz und Disharmonie geprägt ist. Zur Überwindung dienen sowohl die Erkenntnis- und Wahrheitskraft spiritueller Transzendenz als auch die Transformationskraft psychosomatischer Traumaheilung. Eine Übersicht der Arten dysregulierten Bindungsverhaltens liefert ein erstes Verständnis der möglichen Ausrichtungen im sozialen Kontext. Kinder bilden während ihrer Entwicklung in einem traumatisierten Elternhaus Verhaltensstrategien aus, die im Erwachsenenalter Kernmerkmale in der Beziehungsgestaltung werden. Die Erkenntnis des eigenen Musters ist ein wichtiger Schritt zu dessen Überwindung. Ein dysreguliertes Nervensystem drückt sich entweder in einem übermäßigen Streben nach Autonomie oder in unverhältnismäßiger Verschmelzung aus. Die komplexen Zusammenhänge zwischen frühkindlichen Erfahrungen, Überlebensstrategien und deren Auswirkungen im Erwachsenenalter sowie Ansätze zur Heilung des Entwicklungstraumas werden aufgezeigt. Ein entscheidender Faktor ist die Integration der Dimension der Grundgefühle. Nachdem ihre Funktionen erläutert sind, wird ein angemessener Umgang mit ihnen aufgezeigt. Negative Projektionen, die auf verdrängten, verdichteten Gefühlsladungen basieren, können durch Willen zu Bewusstheit, ehrliche Kommunikation und innere Erlaubnis verdrängter Gefühle überwunden werden. Die Vielfalt therapeutischer Ansätze wird in einem Überblick erläutert. Er zieht einen Bogen von effektiven Arten der Gesprächstherapie über den Einsatz von Psychedelika zu alltäglichen Praktiken und der Arbeit mit präverbalen Blockaden. Mit offenem Herzen und Geist sowie einem regulierten Nervensystem kann das Leben mit Leichtigkeit und Verspieltheit erfahren werden. Das Kapitel schließt mit der Hypothese, dass ein Grund für die Zerrissenheit der Menschheit eine mangelnde Kenntnis ihrer Vergangenheit und Herkunft ist.

Kapitel 4 (Was ist Realität) steigt tiefer in die Relativität unserer Weltwahrnehmung ein. Am Beispiel der Sprache wird verdeutlicht, wie die Realitätswahrnehmung aus dem Zusammenspiel subjektiver Weltentwürfe entsteht. Die Deutung der Bedeutung der Form sprachlicher Zeichen erfordert eine subjektive Interpretation des Zeichenzusammenhanges. Verbale Kommunikation ist das Bemühen, innerlich-mentale Vorstellungen durch äußerlich-physische Zeichen zu übermitteln und sich einer übereinstimmenden Interpretation der Zeichen anzunähern. Da der Zusammenhang zwischen Zeichen und Bezeichnetem willkürlich gesetzt ist, ist absolute Übereinstimmung von zwei subjektiven Perspektiven nicht erfassbar. Ein anderes Beispiel sind kosmische Kontexte, in denen Zeit- und Raumwahrnehmung radikal variieren können. Die Hypothese des Multiversums impliziert sogar vollständig verschiedene Realitätsräume und -inhalte. Aufgrund der Relativität und Veränderlichkeit aller formhaften Existenz sind die Existenz von Bewusstsein und die Nicht-Existenz der Nicht-Existenz die einzige unumgehbare Absolutheit, da Bewusstsein nicht an eine bestimmte Form gebunden ist. Jede weitere Erscheinung ist von der Spezifität der ihr unterliegenden Realitätskonstruktion abhängig. Das individuelle Welterlebnis ist dennoch keine nihilistische Willkürlichkeit, sondern ein Resonanzspielraum des von Liebe motivierten wahren Selbst. Die Realität ist ein Frequenzsystem, in dem der gefühlte Zustand maßgeblich die Erfahrung und Strukturierung der Welt beeinflusst. Sein Mechanismus ist so simpel wie paradox: Da persönliche Kontrolle über die Realität eine Illusion ist, sind Akzeptanz und Willenlosigkeit Grundlagen für das Potential der Manifestation gewünschter Umstände. Innerer Frieden im Moment äußeren Unfriedens führt eher zu äußerem Frieden. Obwohl das Realitätssystem aus verschiedenen subjektiven Perspektiven kreiert wird, ist die scheinbare Trennung zwischen Individuen eine Illusion, da ein alleiniges Bewusstsein jeder Perspektive unterliegt. Um eine übersichtliche Skizze des Bauplans der Realität zu modellieren, wird das Dimensionenmodell Burkhard Heims vorgestellt. Das Modell legt nahe, dass die Realität in Schichten strukturiert ist, wobei die höheren geistigen Dimensionen die niedrigeren physischen organisieren und ihnen Bedeutung verleihen. Es veranschaulicht hervorragend, wie metaphysische Aspekte mit der Formung der physischen Welt zusammenhängen, und untermauert, dass Bewusstsein allen Dimensionen unterliegt. Auf dieser Grundlage werden weitere theoretische Modelle erläutert, die Dimensionen als Bewusstseinszustände vermitteln. Mathias De Stefanos Modell konzeptualisiert neun Dimensionen, von der Einheit (1. Dimension) über den weltlichen Selbstfindungsprozess hin zur göttlichen Stille (9. Dimension), wobei jede höhere Dimension die vorherige transzendiert. Es erinnert an das Dichte-Konzept des Ra-Materials, in dem sieben Dichten als Stufen der Bewusstseinsevolution kommuniziert werden – vom elementaren Sein (1. Dichte) bis zur göttlichen Einheitserfahrung (7. Dichte). Dieses Modell wiederum korreliert sowohl mit der Lehre der sieben Chakren als auch mit dem psychologisch inspirierten Spiral Dynamics-Modell. Darin wird in acht Stufen die Entwicklung des menschlichen Geistes von archaisch-instinktiv hin zur kosmischen Bewusstseinsrealisierung beschrieben. Die Ausrichtung, die Struktur und der Fokus der Bewusstseinsinhalte unterscheiden sich je nach Modellebene, Bewusstsein an sich jedoch ist unverändert und formlos. Zur Realisation des formlosen Selbst sollte der Fokus auf der unmittelbaren Erfahrung liegen, nicht auf theoretischen Konzepten. Im Umgang mit Modellen und bestimmten Weltvorstellungen sind mentale Flexibilität sowie Offenheit für neue Wirklichkeitsenthüllungen entscheidend.

Kapitel 5 (Existentielle Annahmen) widmet sich der Dekonstruktion von Lebensanschauungen, mit denen wir uns selbst einschränken. Neben Gedanken und Gefühlen werden grundlegende Annahmen als unterliegende Ebene subjektiver Weltwahrnehmung erläutert. Tief verwurzelte Annahmen, wie wir oder die Welt seien, beeinflussen oft unbewusst sowohl unsere Gefühle als auch unsere Gedanken. Sie werden in der frühen Kindheit eingeprägt und dienen als Grundlage der späteren Welt- und Selbstinterpretation. Da sie als Basis für das Lebensverständnis neuronal eingeprägt werden, sind simple Annahmen wie Ich bin ungeliebt am schwersten aufzulösen. Schaffen wir es jedoch, derart negativ verzerrende und limitierende Annahmen aufzuheben, eröffnet sich eine ungeahnte positive Fülle des Welt- und Selbsterlebens. Zur Dekonstruktion existentieller Annahmen wird ein innerer Prozess vorgeschlagen, der die Gedanken mit der Körpererfahrung verbindet. Die Kommunikation zwischen Kognition und Somatik ist entscheidend, um ungewünschte Annahmen nachhaltig abgeben zu können. Dieser Prozess ist mehr als ein linearer Gedankengang, da die konkrete Erfahrung spezifischer Situationen, die der jeweiligen Annahme widersprechen, eine entscheidende Rolle spielt. Nichtsdestotrotz ist mentale Flexibilität ein entscheidender Faktor, da wir nur neue Perspektiven erschließen, wenn wir für neue Wirklichkeiten offen sind. Zudem lohnt es sich, genuine Inspiration und Intuition von konditionierten Gedankenprogrammen unterscheiden zu können.

Nach der Inspektion dessen, was wir nicht wirklich sind, behandelt Kapitel 6 ein von vielen Menschen unberührtes Potential, das dennoch in ihnen veranlagt ist: Selbstrealisation. Wenn wir die Annahme aufheben, jemand Bestimmtes zu sein, öffnen wir die Tür zu einem beständigen Zustand der Klarheit der Nondualität aller Existenz: Samadhi. Die formlose Ewigkeit und Liebe des bewussten Seins und Grundlage aller Phänomene realisiert sich in der menschlichen Form als wahres Selbst. Temporäre Transzendenzerfahrungen durch irdische Mittel wie Meditation, Psychedelika oder Atemarbeit sind an äußere Bedingungen geknüpft. Im Unterschied dazu ist eine nachhaltige Selbstrealisation eine nüchterne Selbstoffenbarung, die das Transzendente und das Irdische vereint. Die Einheit, das absolute ICH-BIN des Seins an sich und der im individuellen Menschen vorliegenden Selbsterfahrung, wird offenbar. Das absolute ICH-BIN realisiert, in Wahrheit niemals etwas anderes gewesen zu sein. Damit gehen Erkenntniskonsequenzen einher: Du bist die Grundlage der Welt, nicht in sie geworfen, jede weltliche Herausforderung geschieht zu deinem Vorteil und die Welt ist ein Zugewinn zu deiner sowieso perfekten Absolutheit. Wenngleich zu dieser Erkenntnis die Aufhebung der Ego-Identifikation entscheidend ist, betone ich dessen neutrale Grundfunktion. Das Ego sollte nicht bekämpft, sondern bedingungslos geliebt werden. Authentizität ist der entscheidende Faktor für ein wahrhaftiges Leben, das nicht in Konzepten oder Überlegungen, sondern im Hier und Jetzt stattfindet. Als Orientierungshilfe dient ein Handeln in Verbindung mit der Empfindung, was sich sowohl gut als auch richtig anfühlt. Spirituelle Lehren, die die Welt radikal als weder real noch bedeutsam abtun, vernachlässigen tendenziell das Potential des Irdischen. Darum plädiert das Kapitel für eine ganzheitliche Sichtweise: Das wahre Selbst Gottes oder, besser gesagt, – DU – implizierst sowohl die Leere des Nirwana als auch alle Erscheinungsformen zugleich.

Die Begriffe Selbstrealisation und Erleuchtung haben keine festen Definitionen; ihr semantischer Gebrauch hängt von der Vorstellung des jeweiligen Individuums ab. Sie werden gelegentlich synonym verwendet. Ich schlage folgende Unterscheidung vor: Selbstrealisation bedeutet den authentischen Ausstieg aus der begrenzenden Identifikation mit etwas Bestimmtem durch die unumstößliche Erkenntnis der Wahrheit des Selbst. Erleuchtung reicht weit darüber hinaus und umfasst die vollständige Integration der daraus entstehenden Transzendenzbewusstheit in alle individuellen Aspekte, jede Zelle und jede körperliche Reaktion. Während ich Selbstrealisation als spirituelles Erwachen betrachte, sehe ich Erleuchtung als die Meta-Verarbeitung dieses Erwachens und dessen vollständige Integration in den gesamten Lebensausdruck. Echte Erleuchtung bleibt in der heutigen Menschheit eine seltene Ausnahme, doch das spirituelle Erwachen gewinnt zunehmend an Verbreitung.

1.2. Biographischer Hintergrund

Da biographische Einblicke das Interesse des Lesers schüren, möchte ich meinen Hintergrund nicht vorenthalten. Obwohl meine physischen Bedürfnisse gestillt waren, hatte ich keine leichte Kindheit. Die Tiefe der Verspannungen in meinem Nervensystem deutet darauf hin, dass es bereits pränatal traumatisierenden Einwirkungen ausgesetzt war. Nicht anders liefen die Entwicklungsjahre, so dass ich als Jugendlicher eine enorme somatische Spannung beherbergte. Aufgrund dieser inneren Ladung fiel es mir ungemein schwer, mich in der Schule zu konzentrieren oder in der Freizeit Bücher zu lesen. Darum verließ ich nach der zehnten Klasse das Gymnasium und fand über Umwege zur pädagogischen Arbeit in einem Kindergarten. Gleichzeitig erwachte in mir ein großes Interesse an geistigen Inhalten. Ich vergnügte mich zunehmend mit der Lektüre bekannter Philosophen und literarischer Klassiker, pflegte tiefsinnige Gedankengänge, übte lyrischen Ausdruck und kultivierte geistreiche Erkenntnisse, die ich in einem Notizbuch festhielt. Darin formulierte ich im Alter von 19 Jahren: Der Moment ist die Ewigkeit. Die Tragweite dieses Satzes konnte ich noch nicht vollständig nachvollziehen. Solche geistigen Höhenflüge waren begleitet von wiederkehrenden Depressionen. Die dysregulierte Spannung in meinem Nervensystem forderte kontinuierlich ihren Tribut. Ich holte meine Hochschulreife nach und begann ein eifriges Studium der Geisteswissenschaft, dem ich mich vollen Herzens widmete. Dem neuronalen Leid konnte ich jedoch auch als Master der Literaturwissenschaft nicht entkommen. Zwei kassenärztliche Therapien schienen vollständig erfolglos gewesen zu sein, da ich im Alter von 30 Jahren psychisch mehr litt als jemals zuvor. Karrierechancen scheiterten an meiner von Depression und Freudlosigkeit geplagten Selbst- und Welterfahrung. In einem Moment großer Verzweiflung brachte ein bestimmter Gedanke einen Funken an Hoffnung mit sich: Ich muss mich selbst neu erfinden. Das Besondere an diesem Satz war nicht die Intention zu einer Änderung, sondern die Tragweite seiner philosophischen Bedeutung. Wer bin ich, wenn ich mich neu erfinden kann? Er war der Startschuss zu einer neuen Phase der Bewusstwerdung. Zuvor hatte ich die Welt über den Verstand versucht zu verstehen. Nun stand ich leiderschüttert vor einer mit dieser Methode unüberwindbaren Wand. Mir blieb buchstäblich nichts anderes übrig, als mich hinzusetzen und vor dieser Wand zu meditieren. Doch nicht nur durch Meditation begann ich einen Prozess innerer Balance. Fernöstliche Spiritualität und psychedelische Substanzen waren für mich keine Fremdwörter, doch erst jetzt begann ich, ihre Relevanz vollständig in mein Leben zu integrieren. Ich erlebte eine Zeit, die ich als meinen persönlichen psychedelischen Sommer bezeichne. Mein Studium spiritueller Klassiker wie der Bhagavad Gita und moderner Lehrer wie Eckhart Tolle wurde von sporadischen achtsamen Einnahmen psychedelischer Substanzen begleitet. Die Wand, vor der ich leidgeplagt nicht weiterwusste, wurde durchsichtig, sie schien sogar zu schmelzen. War ich jedoch bestimmten Triggern ausgesetzt, die in meinem Nervensystem die Empfindung von Unsicherheit aktivierten, erschien die Wand so hart und erbarmungslos wie zu alten Zeiten. Ich erkannte, dass für innere Transformation mehr nötig ist, als die geistige Struktur des Universums zu durchschauen. So ging meine Aufmerksamkeit von metaphysischen Expertisen zurück in den Körper, in die Tiefe des autonomen Nervensystems. Erst jetzt verstand ich, dass mein psycho-emotionales Leid lediglich ein Symptom eines ausgeprägten Entwicklungstraumas war. Ich lernte das neuronale A und O der Traumaheilung und begab mich in diesbezüglich verständige Kontexte, die mir wertvolle Impulse zur ganzheitlichen Transformation schenkten. Endlich konnte ich die entscheidenden Wege zur Genesung gehen: somatisch-emotionale Reintegration dissoziierter Anteile sowie gezielte Erfahrungen zwischenmenschlicher Sicherheit. Die Essenz meiner spirituellen Einsichten, psychedelischen Erfahrungen und somatischen Genesungsvorgänge hielt ich in Psychedelische Genesung fest.

Eines Tages stellte ich nach einem Umzug fest, dass die hochgeschätzte Mystikerin Mutter Meera Meditationen nicht unweit meiner neuen Wohnung anbietet. Sie gilt als Inkarnation der göttlichen Mutter und war mir nicht unbekannt. Bereits in vorherigen Jahren besuchte ich verschiedene ihrer Darshan-Veranstaltungen, bei denen sie mit jedem Besucher physischen Kontakt einging. Hinterher fühlte ich mich durch die Übertragung ihrer graziös-numinosen Energie angenehm erfrischt. Dieses Mal erwartete ich Derartiges nicht, da es sich um eine kontaktlose Meditation handelte. Tatsächlich bin ich dorthin gefahren, um meiner Freundin eine Freude zu bereiten, die noch nie bei einer solchen Veranstaltung gewesen war. Heutzutage schätze ich, dass diese erwartungslose Offenheit eine entscheidende Grundlage für das Folgende war: Während der Meditation blickte Mutter Meera mir, wie jedem Anwesenden, kurz in die Augen. Spontan gab ich mich mit meinem ganzen Wesen ihrem Blick hin, ohne Rücksicht auf Verluste. Das Resultat fühlte sich an, als löse ein göttlicher Lichtstrahl – für die Dauer weniger Sekunden – jedes Subjekt-Objekt-Verhältnis und die gesamte Realität auf. Doch inhaltsloses Bewusstsein blieb auch in dieser Sekunde konstant. Ich bin nicht sicher, ob der folgende Gedanke davor oder danach auftrat, doch er entsprach womöglich einer der entscheidendsten Realisationen dieses Lebens: Ich bin Alles. Der genaue Vorgang ist schwer zu beschreiben – es war kein üblicher Gedanke der Verstandesmühle, sondern eine über dem Verstand geschehende Realisation. In den folgenden 30 Minuten entspannte sich mein Nervensystem zunehmend, so dass ich tiefenentspannt den Raum verließ. Aus substanzinduzierten psychedelischen Erfahrungen waren mir ähnliche Epiphanien bekannt. Darum staunte ich zwar über die Auswirkung von Mutter Meeras Präsenz, doch erwartete keinen nachhaltigen Effekt. Es kam anders: Seitdem ist mir Meditation ungeachtet ihrer Dauer keine Bürde mehr, sondern ein Vergnügen, da unnötige Aktivität des Verstandes signifikant reduziert blieb. Jegliche vordergründige Welterfahrung ist eingebettet in eine unauslöschbare Ruhe, weil mir klar ist, dass ich diese Ruhe bin. Während ich früher Momente erfuhr, in denen offenkundig wurde, dass meine wahre Wesenheit Bewusstsein ist, erfahre ich mich kontinuierlich als Bewusstsein, das in die Welt blickt, in dieser Welt agiert und schlussendlich diese Welt ist. Da das Selbstverständnis nicht mehr an Gedanken gebunden ist, fließt kein unverhältnismäßig großer Energieaufwand in gedankliche Aktivität. Diese Minderung mentaler Blockaden erleichtert sowohl den Vorgang innerer Transformation als auch den Umgang mit der Welt. Das heißt nicht, dass ich von jenem Punkt an ausschließlich pure Geschmeidigkeit erlebte. Meine neuronale Dysregulation war nicht plötzlich verschwunden. Gewisse Trigger konnten durchaus akut leidgeprägte Gedanken erzeugen und entsprechend verzerrende Zustände provozieren: Scham, Ängste und Unsicherheiten. Diese Gewohnheitsreaktionen beruhen auf noch nicht transformierten Anteilen meines traumatisierten Nervensystems. Sie waren jedoch nicht mehr in der Lage, sich parasitär festzusetzen beziehungsweise dauerhaft in der Psyche einzunisten. Jedes mentale Unwetter mündete irgendwann in herzlicher Ruhe. Was früher eine leidvolle Negativspirale bewirken konnte, hatte keine nachhaltige Auswirkung mehr. Stürme alter Konditionierungen konnten temporär aufkommen, doch mein Selbstverständnis blieb unberührt. Jeder innere Sturm ist in die Ruhe des wahren Selbst eingebettet und jeder Unfrieden mündet zweifelsfrei in Frieden und Freude. Sie sind die natürlichen Aggregatzustände des wahren Selbst. Die transzendente Ruhe der Selbst-Bewusstheit ermöglichte es mir, weitere tiefenpsychologische Transformationsprozesse zu navigieren. Wertvolle Überlegungen aus dieser Phase möchte ich in diesem Buch mit dir teilen. Die Weggefährten Transzendenz und Transformation beschreiten diese Erkenntnisreise auf Augenhöhe, Hand in Hand.

Wenngleich in diesem Buch einige zeitlose Erkenntnisse formuliert werden, ist es am besten, wenn du für dich mitnimmst, was mit dir resoniert und dir weiterhilft, anderes vielleicht im Hinterkopf behältst, aber nichts dogmatisch auflädst. Es kann immer sein, dass auch ich nach dem Erscheinen des Buches Inhalte anders ausdrücken würde.

Das Selbst

Etwas wie ‚bei‘ dem wahren Selbst ‚bleiben‘ gibt es nicht wirklich, denn in Wirklichkeit ist nichts abseits vom wahren Selbst, das bei ihm ‚bleiben‘ könnte. Wenn dies vollständig erfasst ist, selbstständig, realisiert man, dass Sein und Selbst eine untrennbare Ganzheit sind.1

Mooji

Wie könnten wir die Erscheinungen der Welt verstehen, solange wir nicht realisiert haben, was wir sind? Du kannst viel darüber in Erfahrung bringen, warum du dich mit dem Verstand und dem Körper wie verhältst. Solange diese Erforschung dem Prinzip des Nachdenkens über etwas Bestimmtes folgt, ist die Erkundung nicht zur Urebene des Selbst vorgedrungen. Es ist sehr hilfreich, sich dieser relativen Aspekte klarzuwerden und Kenntnis über die individuellen Aspekte der Inkarnation zu erlangen. Insofern geht es nicht darum, Nachdenken zwanghaft zu vermeiden. Lediglich solltest du nicht annehmen, in einem Gedanken die absolute Wahrheit finden zu können. Du bist unendlich größer, als ein Gedanke es jemals sein könnte. Das wahre Selbst hat keine Form. Stattdessen ist jede Form in dir. Ist man mit der Form identifiziert, hat man das wahre Selbst vergessen. Wer schaut auf die Gedanken, auf den Körper und auf die Welt? Hast du schon einmal versucht, etwas zu denken, zu fühlen, zu erfahren oder zu messen – ohne Bewusstsein? Nur weil zuerst Bewusstsein vorhanden ist, kann die Welt erscheinen.

Das reine Bewusstsein existiert nicht im Körper, sondern der Körper entfaltet sich im Bewusstsein. Somit blickt aus jedem Körper das gleiche Bewusstsein heraus, eingebettet in eine individuelle Psyche. Kann der Körper nicht sehen, erfährt das Bewusstsein die Wirklichkeit eines blinden Körpers. Ist der Körper pflanzlicher Natur, erlebt das gleiche Bewusstsein die Innenwelt einer Pflanze. Die absolute Ebene des Seins trägt das unendliche Potential in sich, das sich geistig in bestimmte Energieformen verdichtet. Anders ausgedrückt: Das Bewusstsein ist nicht an die physische Welt gebunden, denn diese stellt verdichtete Energie des Bewusstseins dar. Alles ist Geist, aus dem das Phänomen der Physis als Energie hervorgeht.

Selbstrealisation folgt, wenn wir das duale Denken hinter uns lassen.Denken operiert in der Dualität: Ein Wort erhält seine Bedeutung nur, indem es alles andere ausschließt. Ein Punkt allein kann sich nicht selbst wahrnehmen. Erst durch die Erschaffung einer Linie entsteht Polarität. Aus der Linie entwickelt sich ein Dreieck, das eine spezifische Perspektive eröffnet. Mit dem vierten Punkt des Quadrats lässt sich auch diese feste Perspektive des Dreiecks überwinden, bis der Punkt schließlich als absolute Einheit innerhalb des geometrischen Gefüges als Grundlage von allem erkannt wird. Das Selbst ist von jeder bestimmten Perspektive unabhängig, wie der Universalgelehrte Robert E. Grant betont: Erleuchtung bedeutet, dass die Haltung zu lieben größer wird als die Haltung, recht zu behalten.

2.1. Vom Großen zum Kleinen und Zurück

Hast du die Existenz jemals folgendermaßen betrachtet: Das Einzige, das stillsteht, bin ich. Ich bin dermaßen absolut still, dass ich nicht etwas Bestimmtes sein kann. Alles formhaft Seiende entspringt meinem stillen Geist. Bewusstsein ist das stille bewusste Sein, in dem die Welt als immer wandelndes Formenspiel erscheint. Sofern ich wahrlich bin, bin ich nicht von dieser Welt, sondern die Welt von mir.

Das Sein an sich organisiert sich zuallererst als Bewusstsein. Bewusstsein, reines, perfektes, makelloses Gewahrsein, ist der nackte Körper Gottes. Die energetische Seinsqualität dieser vollen Leere ist die Liebe an sich. Das ewige Selbst vereint Passivität des Gewahrseins und Herrlichkeit der Liebe. Ein bekannter Ausdruck dafür ist Sat-Chit-Ananda: Wahrheit, Bewusstsein und Glückseligkeit. Sat impliziert die Unumkehrbarkeit des Seins an sich, die Unmöglichkeit, nicht zu existieren. Die eine absolute Wahrheit ist die pure Existenz Gottes. Die Bejahung der grundlegenden Wirklichkeit des Seins an sich ist nicht negierbar und insofern die einzige unabhängige Wahrheit. Alle anderen Wahrheiten sind relativ, weil sie kontextabhängig sind. Selbst physikalische Gesetze sind nur innerhalb bestimmter Parameter eines Universums beziehungsweise einer Realität wahr und können in anderen Realitäten oder Dimensionen anders gelten. Die Silbe Chit meint als Ausdruck für Bewusstsein nicht mentale Vorgänge. Er steht für die reine Bewusstheit des puren Seins, die eine unaufhebbare Freiheit impliziert. Die Bewusstheit der Ewigkeit an sich kann nicht durch formhafte Erscheinungen bedroht werden. Es ist die Kombination des puren Gewahrseins der ewigen Ruhe und der ewigen Ruhe des puren Gewahrseins. Das reine bewusste Sein ist anhaftungslos, da in ihm alles als Vorstellung und Idee entsteht und vergeht, ohne dass es davon in seiner absoluten Präsenz berührt würde. Sinnbildlich wäre es der Kopf, in dem diverse und konträre Gedankenformen kommen und gehen, ohne dass es sich auf das Vorhandensein des Kopfes auswirken würde. Ananda entspricht der Freude der Vollkommenheit und der ewigen Transzendenz, die unabhängig vom Irdisch-Vergänglichen besteht. Weil diese absolute Ebene an Seinsqualität unumstößlich ist, impliziert sie Ausgeglichenheit und Empfindungsperfektion. Diese Glückseligkeit hat keinen Grund, weil sie die Freude der Unberührbarkeit des Seins an sich ist. Leid entsteht, wenn diese Glückseligkeit durch Erfahrung von und Beschäftigung mit formhaften Limitierungen überlagert wird. Aus der absoluten Liebesqualität der ewigen Einheit bildet sich durch energetische Verdichtung und Formung alles duale Geschehen. Dazu zählen letztlich auch die Inkarnation und ihre Folgen. Gewissermaßen ist jede energetische Verdichtung eine Verzerrung der Urenergie, wobei der Begriff Verzerrung nicht wertend gemeint ist. Die Reduzierung auf begrenzte Schablonen ist notwendig, um spezielle Erfahrungen eingehen zu können. Im ewigen Frieden der absoluten Ebene ist alles perfekt, allerdings findet dort auch nichts Bestimmtes statt. Um individuelle Perspektiven zu erleben und individuelles Potential zu entfalten, muss Gott sich imaginär und selbstvergesslich von der absoluten Fülle distanzieren und die limitierende Getrenntheit eines Individuums erträumen, das zwischen sich und anderem unterscheidet.

Ähnlich wie bei der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS) bildet das Überbewusstsein diverse abgespaltene Anteile aus, die sich voneinander getrennt erfahren, obwohl sie im gleichen Geist verwurzelt sind. Im pathologischen Fall sind diese Anteile einer Psyche aufgrund schwerer Traumatisierungen während der Identitätsentwicklung so stark gesplittert, dass sie sich als eigenständige Persönlichkeiten erleben. Tatsächlich übernehmen diese Persönlichkeiten abwechselnd die Kontrolle, wodurch sich der Mensch entsprechend der jeweils dominanten Identität unterschiedlich verhält. Abhängig davon, welche Persönlichkeit im Vordergrund steht, können unterschiedliche Allergien, Händigkeit oder Sehvermögen auftreten. Ein Genesungsverlauf bringt mit sich, dass sich die Identitätsanteile nicht nur kennenlernen, sondern sich im Idealfall gegenseitig integrieren. Ein berühmter Fall ist der von Billy Milligan: Milligans Körper beherbergte 23 Persönlichkeiten, die absolut unterschiedliche Verhaltensattribute aufwiesen und teilweise über Jahrzehnte nichts voneinander wussten. Im Laufe des therapeutischen Prozesses wurde allerdings noch eine 24. Identität offenbart, die „the teacher” genannt wurde. Es war keine separierte Persönlichkeit wie die anderen, sondern die Summe aller 23 zusammengesetzten Personen. „The teacher” erinnerte sich scheinbar vollständig an die Handlungen und Gedanken aller anderen Persönlichkeiten. Trotz der enormen, schier unglaublichen psychischen Dissoziation existierte in Billy Milligan konstant eine Bewusstseinsdimension, die von jeglicher Fragmentation gänzlich unbetroffen war. „We may all be alters – dissociated personalities – of universal consciousness”2, schreibt der Philosoph Bernardo Kastrup. Als Erklärungsmodell des Universums hat die DIS jedoch einen Schwachpunkt: Sie ist als Störung klassifiziert. Die Untragbarkeit des Leids für das traumatisierte Kind bringt neue Identitäten als Container des Leids hervor, die sich zum Selbstschutz vor Überwältigung durch das Leid voneinander dissoziieren, ganz nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Die separierte Erscheinung und Selbstwahrnehmung der unzähligen Lebensformen auf den Planeten und in sonstigen Dimensionen hingegen sind keine pathologische Folge. Im Gegenteil sind sie das Produkt eines positiven kreativen Schöpfungsprozesses. Die körperlich-psychische Individualisierung ist notwendig, damit vom Bewusstsein konkrete Erlebnisse erfahren werden können. Erst die dissoziierte Daseinsweise als Individuum schafft die Distinktion zwischen Ich und Anderem und damit eine von Endlichkeit umrahmte Leid-Erfahrbarkeit spezifischen Lebens.

Innerhalb der von uns erfahrbaren Welt ist die scheinbare Stumpfheit der Materie die roheste und dichteste Form der Begrenzung. Wir klassifizieren sie als bestimmte Stoffe mit individuellen Eigenschaften, die aus den geometrisch-energetischen Bausteinen der Atome hervorgehen. In einer ersten Stufe der Individualisierung sublimieren sich diese Rohstoffe durch ein Zusammenspiel zu Einzellern, die eine Schicht bilden, welche Innen und Außen trennt und eine Beziehung zwischen Subjekt und Welt herstellt. Es folgt der Fortschritt geistiger Komplexität hin zum Vielzeller oder Tier: Aus den Stoffen von Erde, Luft, Feuer und Wasser verdichtet sich ein Subjekt, das sich im Verhältnis zu einer globalen Welt erfährt. Der Unterschied zwischen Materie und Geist ist weniger faktisch als vielmehr perspektivisch. Die Planeten könnten als Neuronen im unendlichen Gehirn des universalen Geistes interpretiert werden. Die materielle Welt spiegelt geistige Aktivität wider, betrachtet aus der Perspektive eines irdischen Individuums, durch welches der universale Geist seine Innenwelt von außen betrachtet. Der Körper ist die Manifestation geistiger Aktivität eines vom universalen Bewusstsein dissoziierten Anteils, gesehen aus der Außenperspektive dieses Anteils. Anders ausgedrückt: Während du innerlich qualitative Empfindsamkeit statt physischer Quantität erfährst, sieht ein äußerer Betrachter deines Körpers auf materieller Ebene quantitative Körperlichkeit statt qualitativer Empfindsamkeit. Vom Einzeller bis zum denkenden Individuum nimmt die Qualität des individuellen Bewusstseins zu. Mit zunehmender mentaler Komplexität wird geistiger In- und Output immer besser verarbeitbar.

Zwischen Tieren und Pflanzen besteht ein wesentlicher Unterschied: Tiere haben eine deutlich abgegrenzte Trennung zwischen ihrem Innenleben und der Außenwelt, während diese Grenze bei Pflanzen verschwommener ist. So bilden beispielsweise Bäume mit ihren Wurzeln ein Netzwerk, das Informationen und Nährstoffe austauscht. Pflanzen leben in enger Symbiose mit ihrer Umwelt und suchen ihre Nahrung nicht aktiv. Ein großer Teil ihrer Oberfläche kann entfernt werden, ohne ihr Überleben zu gefährden. Im Gegensatz dazu zeigt das Verhalten von Tieren einen individuelleren Ausdruck, und größere Verletzungen führen unweigerlich zu ihrem Tod. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl unterscheidet dieses Verhältnis, indem er Pflanzen als umseelt und Tiere als beseelt charakterisiert. In Tieren liegt die Fähigkeit zur Selbstreflexion: Einige können sich als individuelle Subjekte in ihrem Spiegelbild erkennen.