Sex-Magier - Aldo Lucchesi - E-Book

Sex-Magier E-Book

Aldo Lucchesi

0,0

Beschreibung

Craig Moncrief ist Direktor der Moncrief Astropsychiatric Foundation of New York. Er hat Ähnlichkeiten mit dem bekannten Filmschauspieler Paul Newman. Diese Ähnlichkeit hatte Moncrief schon seit längerer Zeit an sich entdeckt, und da seine Klienten fast ausnahmslos Frauen waren, zog er seinen Vorteil daraus. Einer seiner Klientinnen hat ein Problem. Sie denkt immer nur an Sex und ist immer erregt. Es ist so schlimm, dass sie immer zwei Höschen tragen muss und sie werden trotzdem immer nass. Auf einmal sieht diese Klientin Craig Moncrief als einen hübschen, begehrenswerten, unwahrscheinlich sexy wirkenden Mann, der keinen Meter weit von ihr entfernt saß.-

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 236

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Aldo Lucchesi

Sex-Magier

Roman

Sex-Magier

Aus dem Englischem von Ernst Walter nach

Sex Magus

Copyright © 2017 Zettner Verlag und Aldo Lucchesi

All rights reserved

ISBN: 9788711717998

1. Ebook-Auflage, 2017

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Zettner Verlag und Autors nicht gestattet.

1

Craig Moncrief legte den Kopf leicht zur Seite; es war seine übliche professionelle Pose. Er wußte, daß sie nicht nur eindrucksvoll war, sondern daß sie ihm auch eine Aura vertraueneinflößender Autorität gab; und außerdem unterstrich sie die Ähnlichkeit seines Gesichtes mit dem des bekannten Filmschauspielers Paul Newman. Diese Ähnlichkeit hatte Moncrief schon seit längerer Zeit an sich entdeckt, und da seine Klienten fast ausnahmslos Frauen waren, zog er seinen Vorteil daraus.

An diesem Nachmittag übertraf sich Craig Moncrief selbst und zwar aus einem guten Grund. Die entzückende Brünette in seinem prächtigen Büro konnte einen Wendepunkt in seiner Karriere bedeuten, sich als die einflußreichste Person für ihn und seine finanzielle Zukunft erweisen, eine Zukunft, die im Augenblick alles andere als rosig erschien.

Zufrieden mit dem Eindruck, den er zweifelsohne machte, nahm Moncrief das Horoskop in seine Hände, das auf dem teuren (aber unbezahlten) Schreibtisch aus edlem Palisander lag. Er betrachtete das Diagramm, die Figuren und astrologischen Symbole, die eingezeichnet waren, und legte dann das Blatt wieder auf die Platte des Schreibtisches.

„Ich möchte vollkommen offen und frei mit Ihnen sprechen, Miß Shelby – Corinne“, erklärte er, während er über die glänzende Schreibtischplatte auf die schöne junge Frau sah, die ihm gegenüber saß. „Und um das tun zu können, muß ich sozusagen mit dem Anfang beginnen – mit der Tatsache, daß Sie am 10. November unter dem Sternzeichen des Skorpion geboren wurden. Dieses Zeichen ist von allen Zeichen des Sternkreises dasjenige, was man als das, Sie werden mich verstehen, sexuellste bezeichnen kann.“

Er schwieg und machte mit seinen Händen eine Geste, die bedeutete ‚So sind nun mal die Dinge und wir müssen uns damit abfinden‘, und fuhr fort.

„Menschen, die im Zeichen des Skorpion geboren werden, sind ungewöhnlich – entweder gesegnet oder verflucht, das hängt von dem Aussehen des Betreffenden ab und, möchte ich hinzufügen, von einer Unzahl anderer Faktoren.“ Nette Feststellung, dachte Moncrief. Klingt verdammt tiefgründig und besagt absolut nichts, läßt den Weg für den Quatsch offen, den Miß Corinne Shelby anscheinend so brennend gern hören möchte.

„Sehen Sie“, fuhr Moncrief fort, „die Skorpione sind zu besonderen erotischen Aktivitäten fähig – ja, sogar zu sexuellen Exzessen –, welche diejenigen Menschen, die unter anderen Sternzeichen geboren sind, schnell erschöpfen würden. Auch weiden ihr Lustgefühl und ihre Wünsche selten durch Hemmungen gebremst, natürlich auch nicht durch die künstlichen Regeln der konventionellen Sitten und Bräuche.“ Er griff nach einem Brieföffner und spielte damit. „Im Zeichen des Skorpions geborene Menschen experimentieren auf sexuellem Gebiet gern und lernen auch gern neue Dinge kennen. Das Schicksal hat ihnen viel Phantasie geschenkt, sie sind stets bereit, alle Formen der Sexualität in Betracht zu ziehen.“

Craig Moncrief sprach mit nüchterner Sachlichkeit, aber einer gewissen Hintergründigkeit. Sie deutete an, daß Craig Moncrief, Direktor (und, angesichts des Riesenbergs unbezahlter Rechnungen, alleiniger Besitzer) der Moncrief Astropsychiatric Foundation of New York, sexuell leicht mit allen Schritt halten konnte, Skorpione eingeschlossen.

Doch diesen Teil seiner Verkündigung begriff Corinne Shelby nicht sofort. Sie konzentrierte sich auf das, was Moncrief gerade sagte, nicht auf das, was er andeutete, und sie rutschte nervös in ihrem Sessel hin und her und vermied seine intensiven strahlend-blauen Augen.

Ja, er hat recht – oder das Horoskop hat recht, überlegte sie. Ich bin durchaus zu langer sexueller Aktivität imstande. Aber dadurch erreiche ich nichts und das macht es eine Million mal schlimmer. Ich liebe den Sex. Ich brauche ihn so sehr. Richtigen Sex. Einen Fick, bei dem ich endlich einen Orgasmus habe, der mich nicht leer läßt, der mich so verrückt macht, daß ich am liebsten durch das nächste Fenster springen würde, ohne es vorher zu öffnen. Ich brauche den Sex, von dem alle Leute sprechen. So daß ich nachher nicht allein ins Bett oder ins Schlafzimmer gehen muß und mich mit einem Vibrator oder dieser verdammten elektrischen Zahnbürste – oder was ß ich noch – verrückter machen muß …

„Wir sollten nun die Details Ihres Sternbildes bei der Geburt diskutieren“, hörte sie Moncrief sagen. Er hatte wieder ihr Horoskop in die Hand genommen und betrachtete es. „Wir haben hier eine ganz bestimmte Stellung von Mond und Merkur. In Ihrem siebten Haus – das ist nicht gerade gut – befindet sich Neptun …“

„Doktor“, unterbrach Corinne, die sich ein bißchen dumm vorkam. In Wirklichkeit war er kein Doktor. „Ich – ich meine, Mr. Moncrief“, stotterte sie.

„Bitte, nennen Sie mich Craig“, lächelte er. „Ich kann Ihnen nur helfen, wenn zwischen uns eine ganz enge Vertrauensbeziehung besteht, und das bedeutet, daß wir diese dummen Formalitäten lassen sollten, Corinne. Nun, Sie wollten mich etwas fragen?“

„Ja, ich bin früher noch nie bei einem Astrologen gewesen“, sagte sie. „Ich verstehe diese technischen Bezeichnungen nicht. Vielleicht sollten Sie mir – äh, Craig, die Dinge einfacher erklären.“

Moncrief strich mit den Fingern durch sein dichtes schwarzes Haar und sah sie mit ernstem Blick an, mit einem Blick, der wie ein Verweis wirkte. Es wird eine lange Geschichte werden, bis ich die Moneten aus ihr heraushole, dachte er, und als er sprach, war seine Stimme nicht weniger ernst als sein Blick.

„Ich fürchte, daß Ihnen einige Dinge nicht ganz klar sind, Corinne. Ich bin kein ‚Astrologe‘ im üblichen Sinne. Die Astropsychiatric Foundation ist eine legitimierte, dem Berufsethos entsprechende Organisation, die auf wissenschaftlichen Prinzipien arbeitet!“

Es war der Beginn einer Rede, die er oft hielt, und er machte es sehr nett, ihm gelang es fast immer, auch die skeptischste Frau zu überzeugen, die in das Büro der Foundation kam.

„Hier haben wir nämlich die Theorien und Ergebnisse des Dr. Carl Jung verfeinert und erweitert“, fuhr Moncrief fort. „Es war Dr. Jung, der zuerst erkannte – und demonstrierte, daß Astrologie und Psychatrie nicht nur gemeinsame Basen haben, sondern auch sich ergänzende Wissenschaften sind. ‚Die Astrologie stellt die Summe alles psychologischen Wissens der Antike dar‘ schrieb er.“ Moncrief runzelte die Stirn und seine Stimme wurde sanfter. „Wissen Sie eigentlich etwas über die Psychatrie von Dr. Jung?“ fragte er.

„Nicht sehr viel“, gab Corinne Shelby zu und ihr Gesichtsausdruck zeigte, daß sie sich ihrer Unwissenheit schämte.

Craig Moncrief rieb sich geistig gewissermaßen die Hände. Miß Corinne Shelby stand im amerikanischen Who is who, war eine der bekanntesten jungen Amerikanerinnen und Erbin des riesigen Shelby Foods-Vermögens – es wurde in der letzten Ausgabe des Wall Street Journal auf dreihundertfünfzig Millionen Dollar geschätzt. Sie hatte die besten Schulen besucht und verkehrte mit allen, die etwas in der High Society bedeuteten, auf der sogenannten Kosenamen-Basis. Sie bedeutete das große Los, ein köstliches Täubchen. Nein, das war die falsche Bezeichnung. Sie war – und Moncrief war nun sicher, daß sie es sein würde – ein gezähmtes Vögelchen, das unaufhörlich solide goldene Eier legte – die alle ihm gehören sollten.

„Dr. Jung war Sigmund Freuds anerkanntester Schüler!“

Moncrief schnappte ungeduldig mit den Fingern, er tat so, als sei er gelangweilt und verärgert, weil sie das nicht wußte. Er bemerkte glücklich, daß sie ziemlich niedergeschlagen aussah.

„Was mich betrifft, meine verehrte Corinne“, – er machte eine flüchtige Handbewegung zu den vielen eingerahmten Diplomen und Zeugnissen, die an der Wand hinter ihm hingen – „bin ich stolz, sagen zu können, daß ich Vollakademiker bin. Doch ich arbeite als Praktiker – als lizenzierter Psychologe und Psychoanalytiker!“

Wo ich diesen verdammten Scheißdreck hinter mir her habe, das ist eine andere Sache, fügte er schweigend für sich hinzu. Gott sei Dank hatten neunundneunzig Prozent aller verrückten Weiber, die glücklich waren, wenn sie ein Horoskop erstellt bekamen, keine Ahnung, wie einfach es war, Lizenzen für die Tätigkeit als Psychologe und Psychoanalytiker zu bekommen.

Er erlaubte seinen Gesichtszügen, sich etwas zu entspannen.

„Bitte erinnern Sie sich daran, was ich gerade zu Ihnen gesagt habe, Corinne“, sagte er. „Begehen Sie bitte nicht den Fehler, mich oder sonst jemanden mit ähnlichen Qualifikationen der Kategorie der Quacksalber und Scharlatane, die sich selbst ‚Astrologen‘ nennen, gleichzustellen.“

Sie nickte, wollte sprechen, aber er unterbrach sie rechtzeitig.

„Wir, die wir Carl Jung auf seinem Weg in die Astropsychiatrie gefolgt sind, benutzen die Astrologie lediglich als ein Mittel, um Leuten zu helfen, sich selbst zu erkennen und zu verstehen und ihre Probleme zu lösen“, lächelte Moncrief. „Ich möchte noch einmal Dr. Jung zitieren, um Ihnen das alles klarer zu machen. Er sagte: ‚Wenn es Fälle gab, in denen es schwierig war, eine psychologische Diagnose zu stellen, dann habe ich oftmals gesehen, daß astrologische Daten gewisse Punkte erläutern, die ich andererseits nicht begriffen hätte.‘ Und das, Corinne, ist die Basis.“

Er wandte den Kopf wieder leicht zur Seite und bewies ihr, wie ähnlich er wirklich Paul Newman sah, während er mit den Fingern seiner rechten Hand auf das Horoskop tippte.

„Ihr Geburtsdiagramm zeigt, daß Sie sehr ernste sexuelle Probleme haben, Corinne“, erklärte er. Scheiße, dachte er. Reiche, leckere, dreiundzwanzig Jahre alte Mädchen wie du, sollten nicht zu Astrologen gehen und sich aus anderen Gründen als ihrem verdrehten Sexleben beraten lassen. „Sehr ernste Probleme“, wiederholte er und fügte hinzu: „Das ergibt sich aus diesem Diagramm.“

Lieber Himmel, hoffentlich schluckt sie den Mist, dachte Moncrief. Als ob irgend jemand es nötig hätte, dir Positionen von Planeten zu erklären, wenn er weiß, daß deine Fotze juckt. Du wirst rot und krümmst dich und wenn du nicht aufpaßt, machst du dir noch dein Fünfzehnhundert-Dollar-Original-Dior-Kleidchen mit deinem Liebessaft schmutzig, wenn Sex bloß erwähnt wird.

Ich bin vierunddreißig und seit sieben Jahren in diesem Bluffgeschäft und ich brauche dich bloß anzusehen. Du kommst oder kannst nicht oft genug kommen oder vielleicht überhaupt nicht. Und so was steht weder in Raphaels Ephemeriden oder gar in deinen Sternen, Kleine. Es steht mit großen blühenden Lettern über deinem schönen Gesicht – und wenn ich es nicht lesen könnte, dann würde ich es aus der Art erkennen, wie du deine Hände und Arme bewegst, so daß sie ganz zufällig (hoho!) deine Nippel berühren oder sich auf deinen Liebeshügel drükken, daß deine Hitze fast ein Loch in deinen Rock brennt. „Die Skorpionleute sehen alle sexuellen Probleme irgendwie vergrößert“, sagte Craig Moncrief. „Natürlich kommt das von der ungewöhnlich starken Sexualität ihrer Natur. Ihr Verlangen ist größer und intensiver als bei den anderen Leuten, und wenn es ihnen nicht gelingt, Befriedigung zu erlangen …“

„Steht – steht das alles auch in meinem Horoskop?“ stieß Corinne Shelby hervor.

„Es tut mir leid“, nickte Moncrief und tat so, als hätte ihn ihre Frage verwirrt. „Was soll in Ihrem Horoskop stehen?“ Laß ruhig mal ‚Miß Dreihundertfünfzig Millionen‘ reden! Und dann wird sie sich gleich ausziehen und in zehn Minuten flach auf den Rücken legen. Und dann, mit ein bißchen Glück, wenn wir eine Stunde gevögelt haben, dann sind alle Probleme Craig Moncriefs und der Astropsychiatric Foundation so gut wie gelöst. „Steht das auf diesem Diagramm, daß ich nicht fertigwerden kann – daß ich keinen Orgasmus kriege?“ fragte Corinne mit großen Augen, und Moncrief beobachtete, wie sich ihre entzückenden Nüstern bewegten. Sehr gut, sehr fein, dachte er und räusperte sich.

„Sie haben mir gesagt, ich sollte nicht zuviel Technisches hineinbringen, aber ich muß es, um es Ihnen zu erklären, Corinne“, antwortete er. „Die Mond-Merkur-Beziehung und der schlechte Aspekt des Neptun weisen darauf hin, daß Sie wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, einen Orgasmus unter gewissen Umständen oder Bedingungen zu erlangen. Aber – und das ist das Erstaunliche, ich ersehe hier, daß es Ihnen keineswegs an Sextrieb oder Lustgefühlen fehlt…“

Lieber Gott, nein, dachte Corinne. Daran fehlt‘s mir bestimmt nicht. Ich denke doch immer bloß ans Ficken und bin immer erregt. Es ist so schlimm, daß ich zwei Höschen tragen muß und sie werden doch immer naß. Ich fürchte, ich habe einen großen nassen Fleck hinten auf meinem Rock und alle werden es sehen …

„… daher glaube ich, daß wir es bestimmt schaffen werden, Ihre Frigidität, die im Grunde genommen gar keine ist, zu bewältigen. Sie sind offensichtlich völlig normal und können sich sicherlich gelegentlich sexuell erregen …“ Aber erregt zu sein und zu spüren, wie es einem die Beine herunterläuft, das ist nur eine Quälerei, dachte Corinne, die sich ziemlich elend fühlte. Ich schaff‘s doch nicht. Ich komm immer so ganz nah hin – o lieber Himmel, wirklich so nah, und dann: nichts. Als ob eine gläserne Wand heruntergelassen würde. Nichts bleibt mir als die Gier, die Lust. Und so geht‘s schon seit zehn Jahren. Als ich dreizehn war und zu meiner ersten Party ging, da fanden sich die Jungen und die Mädchen zu Paaren zusammen und spielten miteinander. Der Junge bei mir spritzte alles über mich und befleckte mein Kleid und ich war so fickerig und wild, aber ich hatte Angst und ich tat‘s nicht … ich konnte nicht …

„… und ich glaube zuversichtlich, daß wir eine Antwort finden werden, Corinne.“ Craig Moncriefs Stimme war heiser, voll. Jetzt behandelte er sie nach Art des Hauses, so, wie Moncrief, der Sex-Magier, die Frauen zu behandeln pflegte. Er wollte sie aufgeilen, sie wild machen – und dann … dann konnte er vielleicht entdecken, warum sie blockiert war.

Plötzlich sah Corinne Shelby Craig Moncrief in einem ganz neuen Licht. Sie sah ihn als Mann. Sie sah einen hübschen, begehrenswerten, unwahrscheinlich sexy wirkenden Mann, der keinen Meter weit von ihr entfernt saß. Sie erinnerte sich daran, wie er gesprochen und sie angesehen hatte, als er von den Leuten berichtete, die unter dem Zeichen des Skorpion geboren wurden – sie dachte an die versteckten Anspielungen, die plötzlich versprechen und Einladung waren.

„Craig“, sagte sie heiser flüsternd, „wollen Sie mir helfen? Können Sie?“ Ihre Fotze begann zu zucken und es lief der Liebestau über ihre Schenkel. Kann er mir helfen? Schweigend wiederholte sie die Fragen. Sie hatte es so oft vorher versucht und war immer wieder enttäuscht worden. Sie hatte wenig Hoffnung, aber sie bettelte: „Können Sie mir helfen, Craig?“

Moncrief war wieder ganz der Wissenschaftler. „Ich werde es versuchen. Allerdings muß ich noch mehr über Sie wissen, und nun begeben wir uns von dem astrologischen auf das psychiatrische Niveau. Sie werden mir eine ganze Menge Fragen beantworten müssen.“

„Fragen Sie mich doch! Fragen Sie mich, was Sie wollen!“

Das Telefon auf Moncriefs Schreibtisch läutete. Er fluchte und griff nach dem Hörer. Es konnte nur Anita Dowling, seine Sekretärin sein, die aus dem anderen Büro anrief. „Ja, Anita?“ brummte er in das Mundstück. Er hatte ihr gesagt, keine Anrufe, so lange Corinne Shelby bei mir ist! „Würdest du eine Minute herauskommen, Craig?“ – Die Stimme des Mädchens klang drängend.

„Ich habe gesagt –“

„Craig! Hier ist ein Herr, dessen mittlerer Name wie Ä-r-g-e-r lautet!“

Moncrief warf einen kurzen Blick auf Corinne Shelby, zwang sich zu einem Lächeln und änderte seinen Ton. „Oh, Mr. Walles“ – der Name war ihm gerade eingefallen –, „muß mich mißverstanden haben. Wir waren für morgen verabredet. Na schön, ich komme einen Augenblick heraus und erledige das persönlich.“ Er legte den Hörer auf und erhob sich dann. „Es tut mir schrecklich leid, Corinne. Da ist mit einer Verabredung irgend etwas durcheinander gegangen. Wenn Sie mich entschuldigen wollen … ich werde gleich wieder zurück sein.“

Er verließ sein Büro und ging in sein Empfangszimmer – aber er war darauf bedacht, die Tür fest hinter sich zu schließen.

„Mr. Moncrief?“

Der Mann, der neben Anita Dowlings Schreibtisch stand, war angezogen, als ob er zu einer Beerdigung gekommen sei; er hatte eine Aktentasche in der Hand und ein undurchdringliches Gesicht. Er brauchte keine Erkennungsmarke, Moncrief wußte sofort, daß er zu den Männern gehörte, die Gläubiger schickten, wenn die Grenzen ihrer Geduld überschritten waren.

„Ja, ich bin Craig Moncrief.“

„Mein Name ist Douglas Amory, Mr. Moncrief. Ich bin hier wegen der Rechnung, die Sie noch an Prentice and Thurgood zu bezahlen haben“, – das war die Firma, die die Büros der Foundation ausgestattet hatte und der er über neuntausend Dollar, mehr als das Dreifache seines augenblicklichen Bankkontos, zu zahlen hatte.

„Nun, Mr. Amory, wenn Sie vielleicht morgen noch einmal kommen wollten …“

„Kommt nicht in Frage“, knurrte Amory und machte eine Kopfbewegung nach Anita Dowling, die nervös ihr blondes Haar glatt strich. „Ich habe bereits mit der jungen Dame gesprochen. Ich gehe jetzt mit Bargeld weg, heute, oder Sie sind morgen nicht mehr in diesem Büro.“

Craig wußte, daß es ein Ultimatum und keine Drohung war. Er biß sich auf die Unterlippe. Es gab zahllose andere Rechnungen, und er brauchte Geld, um arbeiten zu können. In ein paar Monaten würde er alles bezahlen können – er würde mehr Klienten haben, reiche Klienten, reichere als die, die seit der Eröffnung der neuen Büroräume gekommen waren. Aber zuerst einmal hatte ihn alles viel Geld gekostet, zuviel Geld.

„Nun, Mr. Moncrief?“

Scheiße, dachte Craig. Ich glaubte, ich würde einen großen Schnitt machen, als ich vor sechs Monaten von der Third Avenue hierher nach Madison zog. Natürlich wußte ich, daß es ein Wagnis war, aber ich dachte, ich könnte sie so lange hinhalten, bis …

„Ich warte nicht gern, Moncrief!“ Er benutzte die Anrede Mister jetzt nicht mehr.

… bis ich ein paar wirklich reiche Weiber an Land gezogen habe. Verdammt noch mal, da drin sitzt eine, und ich kenne noch ein paar andere, aber sie müssen mir Zeit lassen, nur noch ein bißchen Zeit.

„Craig.“ Es war Anita Dowling. Ihr hübsches Gesicht war tief betrübt. Sie war seit zwei Jahren Moncriefs Sekretärin und Assistentin. Sie hatte schon bei ihm gearbeitet, als er noch ein kleiner Astrologe in der Third Avenue gewesen war, noch ‚Craig Moncrief, Astrologe, Wohnung im ersten Stock‘. Sie hatten ab und zu miteinander geschlafen, und sie war immer noch in ihn verliebt. „Vielleicht würde Mr. Amory eine Anzahlung nehmen, Craig“, sagte sie.

„Meine Auftraggeber nehmen keinen Cent weniger als zweitausend Dollar, ich meine jetzt – und es passiert genau dasselbe, wenn Ende des Monats nicht noch zweitausend auf dem Tisch liegen“, knurrte Amory. Er machte deutlich, daß ihm alles egal war. Moncrief konnte entweder zahlen oder er konnte nicht.

Craig überlegte blitzschnell. Wenn er einen Scheck auf zweitausend Unterzeichnete, dann blieben ihm auf der Bank nur noch neunhundert … nicht einmal genug, um die täglichen Unkosten bis zum Ende des Monats zu dekken. Andererseits, wenn er nicht zahlte, – dann gab es morgen keine Foundation mehr.

Anita sah ihn an. Die Worte blieben ihr fast im Hals stecken, aber es gelang ihr doch, sie auszusprechen. „Hier ist das Scheckbuch, Craig“, sagte sie. „Unterschreibe einen Scheck, und ich werde ihn für Mr. Amory ausfüllen. Dann kannst du zu deiner Klientin zurückgehen. Ich denke, das ist das einzige, was du unter diesen Umständen tun kannst.“

Geh ruhig rein, du Bastard, und ich sitz hier draußen und werd grün und gelb vor Eifersucht, während ich gleichzeitig bete, daß du sie fertigmachen und ficken kannst, damit sie Moos herausrückt!

Moncrief zwinkerte, Anitas Botschaft war völlig klar gewesen. Natürlich. Corinne Shelby. Sie und ihr zitterndes Döschen waren die goldene Hoffnung der Astropsychiatric Foundation. Corinne bedeutete Geld. Säcke voll … Berge … unglaublich viel Geld. Nicht nur von ihr allein, sondern auch von den anderen Damen, den geldbeladenen, mit leeren Fotzen, die sie herschicken würde – falls.

falls er es bei ihr schaffen konnte – oder sie wenigstens glauben machen konnte, er könnte es und würde es bald tun.

Okay, auf zum Spiel – auf zum falls und meinem Schwanz und Corinne Shelbys platinblonder, nasser Fotze.

„Sie würden zweitausend nehmen?“ fragte Craig Douglas Amory, als er den Federhalter nahm, den ihm Anita gab und sich über ihren Schreibtisch beugte, um seinen Namen auf den Scheck zu schreiben.

„Na ja.“ Der Kassierer schaute auf seine Armbanduhr. „Aber ich möchte Ihnen noch das sagen: Ich fahre jetzt zu Ihrer Bank und erkundige mich, ob der Scheck gedeckt ist. Es ist 2 Uhr 45, ich kann es gerade noch schaffen. Und es dürfte wohl besser sein, wenn der Scheck gut ist – und Sie sollten okay sagen, wenn die Bank Sie anruft, ob sie auszahlen soll.“

„Der Scheck ist gedeckt und Miß Dowling wird auf der Bank die Auszahlung veranlassen“, sagte Craig, und nachdem er seinen Namen geschrieben und den Füllhalter auf den Schreibtisch zurückgelegt hatte, richtete er sich auf. „Füll den Rest aus, Anita“, sagte er zu ihr. Er drehte sich um und ging durch die Tür zu seinem Büro. falls, dachte er, während er nach der Türklinke griff – und trotz allem mußte er grinsen. Nichts steht zwischen mir und dem Volk außer einem Dreihundertfünfzig-Millionen-Dollar-Orgasmus. Er legte sein Gesicht in würdige Falten und öffnete die Tür.

2

Corinne Shelby hob den Kopf, als er eintrat. Noch einmal entschuldigte sich Craig für die Unterbrechung und setzte sich dann hinter seinen Schreibtisch.

„Ich sagte, ich müßte Ihnen einige Fragen stellen und Sie waren damit einverstanden, sie zu beantworten“, begann er. „Sind Sie immer noch einverstanden?“

„Ja“

„Sehr schön. Dann sagen Sie mir dies: Haben Sie je einen Orgasmus erlebt oder etwas, das Sie vielleicht für einen Orgasmus hielten?“

„Nein. Niemals.“

„Ist es möglich, daß es doch geschehen ist und Sie es vergessen haben?“

„Also das würde ich nie vergessen!“

„Es könnte diesen oder jenen Grund geben, daß Ihr Gewissen Ihr Gedächtnis blockiert hat – nun, lassen wir das und versuchen etwas anderes. Ich müßte alles wissen, was Sie mir von Ihren sexuellen Gewohnheiten sagen können. Ich nehme an, daß Sie Beziehungen zu Männern hatten?“

„Ja.“

„Uber den Daumen gepeilt: Wieviele verschiedene Männer?“

„Ich weiß es nicht. Dutzende, glaube ich. Vielleicht noch mehr. Wissen Sie, wenn ich einen Mann kennenlerne, den ich mag oder der attraktiv ist, dann glaube ich immer, es könnte derjenige sein, bei dem es mir kommt. Ich kann es dann einfach nicht erwarten, mit ihm ins Bett zu gehen.“

„Und?“

„Es ist immer die gleiche Geschichte. Ich werde geil. Verrückt. Dann nichts.“

Moncrief kritzelte Notizen auf einen gelben Block. Das sah gut aus und paßte zu seiner beruflichen Würde.

„Skorpione haben meistens zufriedenstellende sexuelle oder romantische Beziehungen zu Menschen, die im Zeichen der Fische, des Krebses, der Jungfrau oder des Steinbocks geboren sind. Wissen Sie, wieviele Männer unter diesen Sternzeichen geboren wurden?“

„Nein. Ich hab mich nie für Astrologie interessiert, ehe ich von Ihnen durch Edna hörte“, – Edna war eine von Moncriefs Klientinnen und auch eine Freundin von Corinne – „und sie mir riet, Sie einmal zu besuchen. Aber sicherlich müssen wohl einige dieser Männer unter diesen Sternzeichen geboren worden sein.“ Corinne lächelte. „Es waren so viele, daß nach dem Verhältnisprinzip eigentlich jeden Monat einige von ihnen geboren wurden.“

Moncrief nickte. „Können Sie sich erinnern, daß irgendwelche besonderen Männer Sie einem Orgasmus näher brachten als andere?“

„Oh, einige waren besser. Ich meine, sie wußten, was sie zu tun hatten – aber sie schafften es nicht.“

Ihre Beine öffneten und schlossen sich lange genug, so daß er ihr winziges Höschen einen Augenblick lang sehen konnte. „Wissen Sie, es braucht nicht sehr viel, bis ich fast einen Orgasmus erreiche.“

Lieber Himmel, ich hoffe bloß, ich krieg heraus, wie du ihn erreichst, überlegte Moncrief und fragte laut: „Haben Sie‘s jemals mit anderen Frauen versucht? Mit Mädchen?“ „Sicher. Ich ging ja schließlich in teure Internate, Craig. Gewöhnlich wohnten zwei Mädchen in einem Zimmer. Wir spielten immer miteinander oder machten 69. O ja, ich hab die ganze Skala durchgespielt – Sie wissen ja, man hüpft auf dem Schenkel der anderen auf und ab, man reibt die Nippel gegen die Klitoris, all dieser Kram – und damals war ich noch sehr jung.“

„Erinnern Sie sich an weitere frühere Erfahrungen?“

„An viele. Ich will ganz offen sein, das habe ich Ihnen ja gesagt. Aber bei Mädchen ist es mir genauso ergangen wie bei Jungens.“ Unbewußt rieb sie mit einer Hand über ihre Oberschenkel und drückte die andere auf ihre Brüste.

„Bei mir geht‘s immer ab wie eine Rakete und ich schaffe es fast – und dann ist es aus. Einfach so. Ich weiß nicht, warum, ich bin dann eben verschreckt.“

Moncrief sah den ersten Lichtschimmer. „Haben Sie eine Ahnung, wovor Sie Angst haben? Was Sie erschreckt? Fürchten Sie sich vielleicht, daß Sie schwanger werden könnten?“

„Nein.“ Sie hatte es geflüstert. „Ich brauche keine Angst zu haben, weil ich doch nicht schwanger werden kann.“ Ihre Hände ruhten jetzt in ihrem Schoß und ihre Augen wurden starr. „Haben Sie die Geschichte nicht gehört? Ich dachte, jeder in New York würde sie kennen.“

„Also wirklich – ich kenne sie nicht.“

Corinne Shelbys Schultern sackten herunter. „Ich bin ein Einzelkind. Mein Vater starb, als ich zwölf war. Er hinterließ mir all sein Geld – es wurde treuhänderisch verwaltet und meine Mutter bekam das Einkommen, bis ich einundzwanzig wurde. Dad und ich standen uns sehr nah. Ich glaube, wir beide haßten meine Mutter. Sie war eine ekelhafte, bösartige Hexe. Egal, ich habe schon sehr früh mit dem Ficken angefangen. Ein paar Jahre später wurde ich schwanger. Meine Mutter arrangierte eine Abtreibung – sie bezahlte den Ärzten einen Haufen Geld. Sie machten mir das Baby weg, aber sie sterilisierten mich, daß ich nie mehr ein Kind bekommen kann.“

Lieber Himmel, dachte Craig, dieses Leben unter den Stinkreichen! Er erinnerte sich an einige klassische identische Fälle, die ab und zu in die Zeitungen gelangt waren. Da war diese Zuckererbin in Kalifornien, die man aus dem gleichen Grunde sterilisiert hatte – weil ihre Mutter sie haßte. Und dann die Tochter dieses Verpackungsfritzen in Chicago – auch das war ein ähnlicher Fall.

„Das letzte dreckige Lachen hörte ich von meiner Mutter“, fuhr Corinne fort, „sie starb vor ein paar Jahren. An Krebs. Sie pumpten soviel Morphium in sie hinein, aber sie schrie immer. Als ich sie das letzte Mal sah, war sie schon ganz durchsichtig, ich fragte sie, warum sie mir das angetan hätte. Sie sagte, sie wollte nicht, daß ich Kinder bekäme und sie hätte sich ausgemalt, Dads ganzes Geld, das er mir hinterlassen hätte, auch zu bekommen.“ Das Mädchen schauderte und blinzelte – ihre Stimmung veränderte sich völlig.

„Lassen Sie uns wieder zu meinem Sexleben zurückkehren, Craig.“

Moncrief fragte sich, ob sie wohl den schwarzen Humor in dieser Bemerkung entdeckt hätte, aber als er sprach, sagte er nur: „All right, Corinne.“

„Sie wollten mir Fragen stellen.“

„Stimmt. Masturbieren Sie?“

„Sehr oft. Ich meine, ich versuche es. Es ist ja keine richtige Selbstbefriedigung, weil es mir nicht kommt, nicht wahr? Manchmal versuche ich es über viele Stunden hinweg, aber es geht nicht.“ Sie kicherte. „Es ist wie bei den Männern: stoßen, ziehen, stoßen, ziehen – aber kein Klickklack.“

„Wie – äh, wie versuchen Sie es?“

Corinne zuckte mit den Schultern und seufzte. Sie erzählte ihm, daß sie ihre Hände benutzen würde, Haarbürstenstiele, verschiedene Röhren, den Vibrator, die elektrische Zahnbürste …

„Wo sind Sie sexuell am empfindlichsten, Corinne?“ fragte Craig.

„Überall“, antwortete das dunkelhaarige Mädchen, (gerade jetzt, vor dir, wenn ich mit dir über Sex rede, ich spür‘s sogar in den Zehennägeln. Wenn wir so weitermadien, spiel ich verrückt und reiß deine und meine Kleider herunter – es brennt zwischen meinen Beinen, Flammen schießen hoch in meine Nippel, sie scheinen meine Titten aufzufressen) – „ich bin überall empfindlich.“

„Das ist wichtig“, nickte Moncrief, der wohl merkte, wie erregt sie war, aber er tat, als merkte er es nicht und betrachtete wieder ihr Horoskop. „Die Stellung der vier wichtigsten Planeten – Venus, Jupiter, Mars und Mond bestätigen, daß Ihre erogenen Zonen überempfindlich sind …“

„Hören Sie, Craig, ich versteh‘ bestimmt nicht viel von diesen Sachen“, unterbrach ihn Corinne. „Aber einiges habe ich doch in der Schule gelernt. Seit wann ist denn der Mond ein Planet?“

Moncrief lachte gutmütig über ihr offensichtliches Entzücken, daß sie ihn bei irgend etwas erwischt hatte. Es machte sie so menschlich.

„Astrologen benutzen das Wort gewissermaßen als Aufhänger, auch wenn es nicht ganz genau korrekt ist“, sagte er zu ihr. „Sonne, Mond und die Planeten selbst nennt man einfach Planeten, sofern man nicht genau spezifizieren muß. Wir beziehen uns auf den planetarischen Einfluß im allgemeinen, aber wir sagen lunarer oder solarer Einfluß, wenn wir die Sache einengen müssen.“

„Oh.“ Sie war enttäuscht und zog eine Schnute, doch im nächsten Augenblick sagte sie: „So, okay. Meine erogenen Zonen sind überempfindlich. Und was kommt jetzt?“ „Wir gehen nun in die Details. Das Diagramm zeigt ziemlich deutlich – was Ihre sexuelle Erregung betrifft –, daß Sie fast gleich stark auf vaginalen, analen oder oralen Geschlechtsverkehr und auf klitorale Manipulationen reagieren. Würden Sie sagen, daß das stimmt?“

„Zum Teil schon, Craig. Wenn Sie oraler Geschlechtsverkehr sagen, meinen Sie dann, jemand leckt … mich … unten … oder ich tu‘s auch?“