Sie lieben, sie hassen, sie mobben - Anna Wolf - E-Book

Sie lieben, sie hassen, sie mobben E-Book

Anna Wolf

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Beschreibung

Gibt es wahre Liebe unter den Menschen? So schwer, wie es ist, wahre Liebe zwischen zwei Menschen zu finden, zu erleben und sie dauerhaft zu leben, so schwer und vielleicht noch schwerer ist es, diese im Alltag zu finden und miteinander zu leben. Die vorliegende Geschichte erzählt von dem Angepasstsein in der Arbeitswelt und dem Wort Mobbing, welches es nicht geben sollte. Wer seinem Autopiloten blind vertraut, dem wird das hier geschriebene wohl nicht vertraut vorkommen. Wem es gelingt, sich selbst zu hinterfragen, sieht mehr von der Welt und findet seinen Weg. Die Heldin dieser Geschichte wählt den unbequemen Weg und findet eben auch Liebe.

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Seitenzahl: 207

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Ich habe dies geschrieben obwohl es qualvoll, unökonomisch und folgenlos ist, weil mir etwas mit autoritativer Kraft eingegeben hat, schreiben zu wollen. Und ich tat es mit Liebe und Leidenschaft.

Einerseits ist das Ergebnis deshalb auf eine Weise mit dem realen Leben verbunden. Dennoch sei hier versichert, dass das Geschriebene in der Hauptsache Fiktion ist.

In dieser Synthese darf gesagt werden, was sonst nicht sein darf.

Nun also versichere ich auch ausdrücklich, dass die Namen in diesem Buch nicht die von realen Personen sind.

Es ist aber möglich, dass es reale Personen mit gleichem Namen und Eigenschaften der Figuren dieses Buches gibt. In einem solchen Fall handelt es sich um Zufall. Nicht von ihnen wird erzählt.

Inhaltsverzeichnis

Wie alles begann und wer ich bin

Das Wegloben

Die neue Stelle

Die nächsten Tage

Die Geburtstagseinladung

Die Stabstelle und die Abstimmung

Das neue Büro

Dienstberatungen

Krankmeldung

Lichtlein kommt

Sehr geehrter Herr Chandrashekara

Türen öffnen sich

Die Balance

Meditation

Über das Denken

Die Saat, Mobbing, Sozial und Asozial

Der Anruf

Die leeren Menschen

Tod der Oma

Isolation

Warum gerade ich?

Schreibwut

Schreib weiter!

Die Zielvereinbarung

Uta, Vorteile und Nachteile

Der Therapeut

Die Rückkehr von Uta

Das Gesundheitsmanagement der Firma

Gemeinschaft

Rechtliche Beratung

Versuch

Welten

Alles

Ohnmacht

Anerkennung

Wirbelsturm

Umzüge ohne Ende

Jetzt

Der Weg der Einsicht

Kleine Übungen

Sinn

Eine neue Liebe

Steckt da System dahinter?

Einstellungsgespräche

Die Krankenkasse

Der Anruf

Smal talk mit der Familie

Die Einladung

Mitten durch die Blumenrabatte

Mitmenschen auf Augenhöhe

Ohne Anpassung geht es nicht

Die Zügel

Theater

Gebet

Alte Kollegen

Wirklichkeiten

Gelassenheit üben

Die Rente

Das Denkmal

Der gemobbte Handwerker

Das Telefonat

Freunde

Verzweiflung

Ein Tag

Qi–Räuber

Zeit

Kaiser Wetter

Die Einstimmung

Wieder ein Gespräch

Der König

Bruder Andre

Kontakt verloren, Gier, Neid, Einsicht, Liebe

Liebe

In die Tiefe gehen

Wieder eine neue Aufgabe

Das "Innere Lächeln"

Urlaub

Vampir

Dorfmobbing

Ab ins Boot

Prüfungssituation

Rollen

Die Notaufnahme

Herzinfarktverdacht

Sorgen

Was für ein Tag

Rechtliche Beratung

Kündigung

Schluss

Wie alles begann und wer ich bin

Ich stehe am Abgrund. Bald werde ich springen und fliegen. Ich habe Angst. Etwas Zeit bleibt mir noch und ich will dir, mein Freund, meine Geschichte erzählen.

Es war einmal, so beginnen die meisten Märchen. Leider ist dies hier kein Märchen und alles, was ich dir berichte, ist wahr.

Ich bin ein ganz normaler Mensch. Du fragst, warum ich das betone?

Nun ja, in den letzten Jahren erschien es mir eher, als wäre ich ein Wesen von einem anderen Stern.

Also ich bin Mensch, Mutter, Geliebte, Nachbarin, Tochter und… und Kollegin?

Fleißig habe ich alle meine Rollen ausgeübt. Ich fand es ganz normal, dieses Leben zu führen. Seit über 20 Jahren arbeite ich in ein und derselben Firma. Vor einigen Jahren habe ich die Abteilung gewechselt. Damit begann das ganze Ärgernis.

Gemeinsam mit meinen damaligen Kollegen mussten wir ein großes Arbeitspensum absolvieren. Dabei sahen wir meistens aufgrund der vielen Arbeit den Boden der Schreibtische nicht mehr.

Wir alle hatten einen hohen Arbeitsdruck und Stress. So blieben auch normale Reibereien nicht aus. Auch flogen manchmal die Türen, und das nicht nur vom Durchzugswind.

Einen Tag später war alles wieder beim Alten.

Ich will es mal so ausdrücken, wir hatten gar keine Zeit uns zu streiten oder lange darüber nachzudenken. Wir konnten auch keinen Gram darüber entwickeln, weil wir voll von Arbeit waren.

Das Wegloben

Doch es kam eine Zeit, da wurde das Arbeitspensum erträglicher, eigentlich fast normal. Die Auftragslage hatte sich verändert. Wir kamen zu einer 100% Auslastung der Arbeitszeit. Vorher lag die Belastung bei gefühlten 150% und wenn ein Kollege ausfiel, dann waren es schnell mal 300%. Es wurde erwartet, dass du die Arbeit gleich mit erledigen kannst.

In dieser erträglichen Zeit trug es sich zu, dass ich von der Chefetage angesprochen wurde, ob ich nicht Lust auf eine Veränderung hätte? Wie man so schön sagt, wurde ich “weg gelobt“.

Ja, ich bin darauf reingefallen. Klug wurde mein Ego angesprochen. Natürlich war ich die Jüngste in der Gruppe, ich war auch sehr fleißig, gut erzogen und mit Abstand hatte ich die beste Ausbildung. Ich war sehr selbstbewusst und empfand meinen Aufstieg als normal. Für mich war es der Lohn für meine geleistete Arbeit und meine lange Studienzeit.

Die anderen Kollegen haben mir natürlich zu diesem Schritt geraten. Sicherlich war dies ehrlich gemeint, aber auch im Hinterkopf hatten sie den Eigennutz. Wenn ich freiwillig gehe, dann kostet es einem anderen Kollegen nicht den Arbeitsplatz. Ich denke nicht, dass ich als erste Mitarbeiterin gekündigt worden wäre. Ich als alleinerziehende Mutter sah mich geschützt, denn selbst in unserer Firma gab es so eine Art Sozialplan.

Also merke Dir, lass Dich nicht verblenden im Leben. Wer dich lobt, musst es nicht immer ehrlich und gut meinen.

Mit einer guten Perspektive im Kopf und der Hoffnung auf etwas mehr Geld in der Tasche, machte ich mich ganz normal mit einer gewissen Naivität auf den Weg. Der Weg war steil und unerwartet sollte er in einer Katastrophe enden.

Warum bloß hat mich niemand gewarnt?

Habe ich vor Freude und Jubel die Warnhinweise übersehen?

Wahrscheinlich sollte ich diesen Weg gehen, um zu lernen auf die Nase zu fallen, denn bisher war mein Leben geradlinig verlaufen. Schule mit Auszeichnung beendet, Studium erfolgreich absolviert, ein zweites Studium neben der Arbeit und der Familie abgeschlossen.

Mit meiner mündlichen Zusage verschwand mein Arbeitsplatz sofort. Ich hatte mein Büro noch nicht verlassen, da gab es meinen Schreibtisch nicht mehr. Alle hatten darauf gewartet und sind wie die Geier über den Platz hergefallen.

Ich räumte meine persönlichen Dinge ein und kurz bevor ich ging, wurde mir mitgeteilt, dass ich am kommenden Montag ausnahmsweise zum Stammsitz der Firma fahren sollte, um dort eine Einweisung in meine neue Tätigkeit zu erhalten.

Du musst wissen, bisher bin ich täglich 20 Kilometer zur Arbeit gefahren. Der Stammsitz ist 100 Kilometer von meiner Wohnung entfernt.

Am Wochenende ging ich los um mich neu einzukleiden. Selbstverständlich kann ich im Team der Geschäftsleitung nicht mit Jeans und Pullover erscheinen.

Die neue Stelle

Gesagt, getan.

Montag der erste Arbeitstag im Team der Geschäftsleitung.

Gemeinsam mit der Frau Rat, der Vertreterin des Betriebsrates, erschienen wir bei der Geschäftsführerin Frau Kaiser.

Trotz vereinbartem Termin kamen wir äußerst ungelegen und ich spürte jetzt schon, dass Frau Kaiser gar kein Interesse an meiner Person oder meiner Arbeitskraft hatte.

Aus Höflichkeit bot sie uns jeden einen Platz an.

„Ja, was machen wir mit Ihnen?“, sprach sie zu mir.

Ich sah die beiden Frauen groß an und wollte gerade jetzt nicht auf mein Bauchgefühl hören.

Hübsch saß ich bei der Kaiserin, mit meinen Erwartungen und meiner Freude, nach oben befördert zu werden.

Frau Kaiser stammelte etwas zusammen: „Ja“, sagte sie zu uns, „ich dachte sie machen ein wenig von dieser Arbeit und ein wenig von der anderen Tätigkeit. Ach, sie setzen sich am besten erst einmal in das leere Büro und alles andere wird sich zeigen“.

„Entschuldigung! Was heißt das, ich soll hier bleiben? Werde ich jetzt täglich 100 Kilometer zur Arbeit fahren müssen?“

„Warten Sie es doch erst einmal ab. Ich muss mich erst gedanklich sortieren, sie wissen ja wie viel Arbeit auf meinem Tisch liegt.“, äußerte die Kaiserin genervt.

Die Tür von einem leeren Büro wurde geöffnet und beide Frauen schoben mich hinein und gingen ohne Verabschiedung. Ich wartete auf die Rückkehr der beiden, aber sie kamen nicht.

Ich befand mich in einem völlig leeren Büro. Nicht ein Stück Papier lag hier. Ein Computer, ein Schreibtisch, Regale und ein Schrank, einige Stühle standen herum.

Ich stand und wartete und irgendwann setzte ich mich auf einen Stuhl. Ich sah aus dem Fenster. Ich horchte auf die Schritte. Keiner kam.

Ich fühlte mich schlecht und bekam ein schlechtes Gewissen. Ich muss doch arbeiten, dafür bekomme ich mein Geld.

Vielleicht bin ich hier bei „Versteckte Kamera“. Sicherlich werden sie mich beobachten.

Ich nahm meine Kalender aus der Tasche und blätterte darin. Die Frage ist, wie lange kann ich mich mit NICHTS beschäftigen, so dass es sehr beschäftigt aussieht?

Nach zwei Stunden wurde die Tür ohne anzuklopfen aufgerissen und vor mir stand die Sekretärin der Kaiserin.

„Ich wollte ja nur mal sehen, was sie hier so tun, hi, hi…“, und verschwand wieder.

Etwas geschockt saß ich da. Tief atmen!

Stunden später erschien der Computerdoktor, „hier sind ihre Zugänge zum Computernetz und auf Wiedersehen.“

Damit wurde mir zumindest die Möglichkeit eröffnet im Internet Recherchen zu betreiben. Gut, dachte ich mir, was hat die Kaiserin angedeutet? Ich erinnerte mich. Dies und jenes könnte ich tun. Ich fing an zu recherchieren im Internet.

Und ich wartete auf Frau Kaiser und Frau Rat. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warte ich noch heute.

Meine Gedanken kreisten in meinem Kopf. Ich versuchte mich zu beruhigen. Wann wird mich hier jemand abholen? Wann wird mir die neue Arbeitsaufgabe geben? Und wann kann ich wieder zurück zu meinem alten Arbeitsort?

Ich hatte in den Vorgesprächen eindeutig gesagt, dass ich nicht in Sonnenschein arbeiten möchte. Nicht weil es mir nicht gefällt. Nein, es ist zu weit von meiner Wohnung entfernt. Neben dem täglichen Arbeitsweg von hin und zurück 4 Stunden kommen auch starke Kosten auf mich zu, welche selbst bei einer Gehaltserhöhung und bei dem steuerlichen Jahresausgleich bei weitem nicht gedeckt werden. Zu meiner 8,5 Stunden Arbeitszeit gesellen sich noch mindesten 4 Stunden Fahrzeit. Eng gerechnet, wären das ohne Verspätungen und anderen Widrigkeiten 12,5 Stunden. Verbleiben für mein Leben 11,5 Stunden, die mit Kind und Haushalt und Schlafen ausgefüllt werden.

Was sollte ich tun? Ich blieb erst mal ruhig. Irgendwann machte ich Feierabend.

Die nächsten Tage

Den nächsten Tag kam ich wieder und wartete. Ich fuhr eine Woche in das leere Büro. Es blieb ruhig. Bis eines Tages die Tür von Frau Kaiser aufgerissen wurde: „Kommen sie, Frau Grün, kommen sie schon!“

Ich rannte hinter der Kaiserin her und ehe ich mich versah, stand ich in einem Sitzungsraum mit 8 bekannten und unbekannten Anwesenden.

„Darf ich vorstellen, dass ist Frau Grün, sie wird zukünftig hier arbeiten und diese Dinge regeln!“, rief die Kaiserin, “Danke, Frau Grün, jetzt können sie wieder gehen.“

Was war das? War das ein Hurrikan? So konnte es nicht mehr weitergehen! Ich musste etwas unternehmen.

Ich ging zur kaiserlichen Sekretärin und bat um einen Termin bei der Chefin.

„Oh, das mit dem Termin sieht schlecht aus“, meinte die Sekretärin, „Frau Kaiser ist ja soooooo beschäftigt und da ist eine Tagung und da ist Urlaub, okay, in 4 Wochen am 8. um 7 Uhr können sie kommen. Bitte sehen sie in ihren Terminkalender, ob es passt?“

„Eher geht es nicht? Nein? Mhm, okay, dann in 4 Wochen.“

„Ach, Frau Grün, hier ist noch ein Brief von der Personalabteilung, den habe ich ausversehen geöffnet. Entschuldigung. Es ist nicht ihre Kündigung. Hi, Hi…war ein Witz. Ach, sie hätten mal ihr Gesicht sehen sollen. Hi, hi.“

Sprachlos verließ ich das Vorzimmer. Ich las den Brief. Ich wurde beglückwünscht zu meiner Ankunft im Hauptsitz der Firma in Sonnenschein. Die Personalabteilung gab bekannt, dass ich einen Umzugskostenzuschlag beantragen kann. Sollte ein Umzug nach Sonnenschein nicht in Frage kommen, könnte ich schwerwiegende Gründe nachweisen, um einen Fahrkostenzuschlag für einen begrenzten Zeitraum zu erhalten.

Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass ich für die Einarbeitungszeit mein altes Gehalt weitererhalt und in 6 Monaten durch eine Kommission entschieden wird, ob ich es wert bin, mehr Geld zu bekommen.

Langsam wurde ich immer sprachloser und ich wurde auch wütend.

Zur Information, einen Umzug schloss ich aus, da meine Tochter ein sehr gutes Gymnasium mit starker Betonung auf Sprachen besuchte. Der Antrag auf Fahrtkosten wurde abgelehnt, da es meiner Tochter zuzumuten ist, die Schule zu wechseln, selbst wenn eine bilinguale Schule in Sonnenschein nicht existiert.

Tag für Tag sagte ich mir, ab morgen wird es besser. Meine innerliche Anspannung stieg.

Obwohl ich mir immer wieder Mut zugesprochen habe, begann mein Körper doch recht heftig zu reagieren. Alles tat mir weh, ich habe gezittert, mir war übel und ich schlief sehr schlecht. Ich war von nun an täglich 14 Stunden auf „Nahrungssuche“.

Nach 5 Wochen kamen Teile der Unterlagen eines meiner Vorgänger, welcher vor 2 Jahren den Betrieb verlassen hat, in meinem immer noch leeren Büro an.

„Ach, wir haben da noch etwas gefunden.“, rief die Sekretärin.

Die Unterlagen müssen einmal runtergefallen sein. Alles war durcheinander, nichts passte zu einander, viele Dinge fehlten, die meiner Vermutung nach existiert haben könnten. Der Eindruck entstand, dass die Unterlagen in einem Wäschetrockner mehrmals durchgewirbelt wurden.

Die nächsten Wochen verbrachte ich damit, diesen „Haufen“ gleich einem Puzzlespiel zu sortieren.

Ich, die „vergessene Mitarbeiterin“, habe immer wieder versucht, mich zu melden. Hallo, hier bin ich. Hallo, ich bin dran. Hallo, sehen Sie mich?

Die sogenannten Kollegen, welche ich auf dem Flur traf, grüßten mich zwar freundlich, doch ein Gespräch oder nur so ein winzig kleiner Smalltalk war nicht drin.

Keine Reaktion, keine Dienstberatung, keine Kollegen und die Zeit verging.

Ich habe einmal im Radio gehört, dass in Amerika ein Mitarbeiter tagelang tot in seinem Büro saß und keiner hat es bemerkt. Er hat auf seinem Stuhl einen Herzanfall bekommen und starb. Kollegen hatte er wohl auch nicht. Da er sich nicht bewegt hat, haben auch die Alarmanlage und die Bewegungsmelder nicht reagiert.

„… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“

Und für was das alles? Für ein wenig Geld, damit ich mir meine „Brötchen“ kaufen kann.

Gut, Schluss mit Jammern. Frischen Mutes schwimme ich. Eigentlich wäre es leichter mit der Strömung zu schwimmen, das sollte mein Untergang werden. Ich glaube, die „Lieben“ zwingen mich hier, gegen die Strömung zu schwimmen. Das bringt Kraft und wenn ich schnell genug schwimme, komme ich auch mal an.

Die Geburtstagseinladung

Die Tage vergingen. In meinem Postfach lag eine Einladung von der Sekretärin. Die Sekretärin lud zur Geburtstagsfeier ein.

Ich freute mich über die Einladung. Alles wird gut. Ein erster Schritt von ihr zur Annäherung. Was sollte ich schenken?

In meiner alten Abteilung haben die Kollegen Geld gesammelt. Davon wurde ein Mittagessen für den Geburtstagsmenschen arrangiert.

Blumen sind immer gut. Ich besorgte Blumen und ging zur vereinbarten Zeit in den Beratungsraum aber niemand war da.

Laut johlend hörte ich die „Kolleginnen“ im Nebenraum.

Mit den Blumen in der Hand betrat ich den Raum. Ich habe mir bis dahin gar nichts dabei gedacht. Ich war eingeladen?

Ich stand mitten im Raum mit meinen Blumen. Alle starrten mich an. Einige bekamen den Mund nicht mehr zu. Eine Frau Klug fing laut zu stöhnen an. Sie sprang auf, warf dabei ihren Stuhl um, rannte an mir vorbei und verließ den Raum.

Ich dachte immer noch so naiv, Frau Klug wollte auf die Toilette.

Absolutes Schweigen lag im Raum.

Sie rührten in Ihren Tassen und konnten mein Erscheinen nicht richtig fassen.

Ein Knistern lag in der Luft, als wenn gleich ein Gewitter heraufzieht, ein Blitz sich entlädt.

Ich gratulierte der Sekretärin zum Geburtstag, übergab brav die Blumen und bekam von ihr einen Platz zugewiesen.

Ruhe. Keiner sagte etwas. Angespannte Stille. Jeder versuchte im Kopf ein Anfang für ein Gespräch zu finden, doch keiner sagte etwas.

Oft genieße ich solche Situationen und beobachte dabei die Menschen, die immer nervöser werden. Mich stört es in der Regel nicht, aber an diesem Tag habe ich mich sehr geärgert. Eigentlich kann ich davon ausgehen, dass die Einladung zum Geburtstagsessen nur versehentlich in meinem Postfach lag. Ich war gar nicht eingeladen und diese mir fremde Frau Klug hat wegen meiner Person, wegen mir, wegen meiner Anwesenheit den Raum verlassen.

Der große Beginn eines Mobbings?

Die Stabstelle und die Abstimmung

Wochen später erfuhr ich, dass meine Stelle eine Stabstelle wurde.

Ich verstehe unter einer Stabstelle eine Position im Organigramm eines Unternehmens, die ganz oben neben dem Chef steht. So eine Art Überhangstelle. Das Organigramm ist ähnlich wie ein Familienstammbaum. Die Eltern stehen oben, dann kommen die Kinder, darunter die Kindeskinder und so weiter. Die Stabstelle ist ein Stiefkind oder ein angenommenes Kind.

Der Chef denkt sich was aus, und packt alle Dinge, die keiner machen will, die keiner bearbeitet, wo keine Zeit bisher war oder einfach was ganz Neues in eine Stelle.

Nun sollte der Chef bemüht sein, diese Stelle in eine „ordentliche Stelle“ umzuwandeln.

Mein Gefühl dabei wird davon getragen, dass es am besten ist, wenn der Mitarbeiter von selber sich auf eine „ordentliche“ Stelle bewirbt. Ich setze noch einen drauf: Oder von selbst kündigt und damit das Unternehmen von der Überhangsstelle befreit. Personalabbau.

Passiert dies nicht, dann muss man die Stelle möglichst unbequem gestalten.

Mit einer Stabstelle gehört man keinem Team mehr an. Der Versuch zu einem anderen Team vorzudringen, scheiterte mit den folgenden formulierten Absage:

„Sie gehören nicht in unser Team.“

In meinem Fall haben die Teams über den „zeitweisen Besuch“ durch meine Person unter den Kollegen demokratisch abgestimmt. Ja, so richtig mit Handzeichen. „Wer ist dafür?“, „Wer ist dagegen?“, „Antrag abgelehnt. Frau Grün wird nicht das Recht eingeräumt, in die Pausengestaltung aufgenommen zu werden.“

Meine Frage später: „Und warum nicht?“

„Naja, äh. Naja. In den Pausen besprechen wir gern aktuelle betriebsinterne Dinge und da gehören Sie nicht dazu.“

Warum gehörte ich nicht zum Unternehmen? Gut. Es gab auch noch andere Teams. Der nächste Versuch.

„Hallo, ich bin immer so allein in der Pause, kann ich vielleicht mal vorbei kommen?“

Auch hier erfolgte eine demokratische Abstimmung.

„Frau Grün fragt an, ob Sie in den Pausen ab und zu mal vorbei kommen kann?“

„Wenn Team 1 Frau Grün nicht will, warum sollen wir Frau Grün aufnehmen? Außerdem wird es wohl seine Gründe haben, dass Team 1 Frau Grün nicht aufnimmt. Lieber nicht. Wir wollen auch nicht.“

Einige Wochen später begegnete mir auf dem Flur ein freundliches Wesen aus Team 3.

„Sie, sagen sie mal, ist bei Ihnen jemand gestorben? Sie tragen immer so viel schwarz.“

„Nein“, sagte ich.

„Ach, und sie sind immer so alleine.“

„Ja, irgendwie finde ich trotz Nachfragen kein Team, was mich aufnehmen möchte.“

„Ach, wie schade. Ich frage mal mein Team und dann melde ich mich bei Ihnen.“

Seither geht die Mitarbeiterin immer mit gesenktem und hochrotem Kopf an mir vorbei.

Wie schade.

Zurück zur Stabstelle. Die Stabstelle steht im Organigramm ganz oben neben dem Chef. Die anderen Mitarbeiter denken vielleicht: „Ah, die Grün hat es geschafft. Die steht jetzt ganz oben neben der Chefin im Organigramm.“

„Die Chefin ist jetzt ihre Vertraute.“

„Achtung, sie ist der Chefin direkt unterstellt. Da müssen wir vorsichtig sein, was wir sagen.“

Ich habe die Kaiserin direkt angesprochen und ihr mitgeteilt, dass ich mich hier ausgeschlossen fühle.

Auch habe ich ihr die Frage gestellt, ob es daran liegen kann, dass ich aus der Großstadt komme und nicht aus dem Örtchen Sonnenschein, welcher jetzt unser Firmensitz ist. Mein Hinweis, dass ich auch ein Kind aus einer Kleinstadt bin, sollte eine Brücke zu den ANDEREN bauen.

Die Chefin war seither der Meinung, ich sei nicht teamfähig.

„Angriff ist der beste Weg zur Verteidigung!“

Unartig bemerke ich hierzu, ich bin nicht „Kaffeerunden“ tauglich, dies hat nichts mit Teamfähigkeit zu tun.

Nun wurde ich langsam sauer. Ich? Ich bin nicht teamfähig? Ich nenne es Mobbing. Oh, das böse Wort. Mobbing. Was Chefs gar nicht hören wollen.

Die Antwort meiner Chefin auf das Wort Mobbing: „Also Frau Grün bilden sie sich mal nichts ein, schließlich sind sie hier zum Arbeiten und nicht um Kaffee zu trinken.“

Wie wahr, wie wahr.

Heute weiß ich, dass dies der späteste Zeitpunkt für das Einschreiten der Geschäftsleitung gegen jegliche Mobbingattacken gewesen wäre. Nur frühzeitiges Einschreiten kann helfen, wenn dies überhaupt gewollt ist.

Mobbing als durchaus hilfreiches Instrument zum Personalabbau, egal mit welchen Folgen für den Einzelnen. Geht man auch hier stark über Grenzen oder auf „gut Deutsch“ über Leichen.

Auch musste ich mir die Frage stellen, wollte ich der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen?

Vor mir selbst habe ich die ganze Zeit die Kaiserin in Schutz genommen. Immer habe ich mir gesagt, die arme Frau muss viel arbeiten und hat deswegen keine Zeit für mich.

Immer habe ich versucht, mich ihr freundlich zu nähern. Ja, ich habe mich richtig eingestimmt auf ein Zusammentreffen mit ihr. Good vibration! Gute Schwingungen mit in den Raum zu bringen.

Hätte ich dies nicht getan, wäre die Situation schon Monate zuvor eskaliert.

Das neue Büro

Ein kleiner Hinweis der Pförtnerin, morgens als erste Begrüßung, hat mich verunsichert: „Frau Grün, sie sitzen bald nicht mehr in ihrem Büro.“

Was bedeutete das, für mich. Werde ich umziehen?

Werde ich entlassen?

„Was meinen sie damit?“

„Ich weiß von Nichts, aber gehen sie der Sache doch mal nach.“

Ruhig bleiben. Fragen gehen. Am besten gehe ich zum Verwalter.

„Guten Morgen, können Sie mir etwas zu meinem Büro sagen?“

„Oh ja, natürlich, wissen sie denn nichts? Sie ziehen morgen in ein anderes Büro. Ich habe eine E-Mail erhalten, dass sie morgen umziehen. Aber warum wissen sie das nicht?“

„Ich weiß es leider nicht, warum ich es nicht weiß.“

„Da müssen sie sich aber beschweren, am besten gleich den Betriebsrat einschalten, so geht es doch nicht.“

„Ach, das hat doch nicht viel Sinn. Ich komme hierher zum Arbeiten, dann soll die Chefin „mich“ umziehen. Ich werde es schon merken, wenn die Umzugsfirma in mein Büro erscheint.“

Sicherlich ärgerte ich mich darüber. Sicherlich war ich innerlich auch wütend. Und sicherlich werden mit solchen Dingen die Mitarbeiter nervös gemacht.

„Du sollst an das Beste im Menschen glauben, sonst wird das Schlechte überhand nehmen.“

Ich will kein System dahinter sehen, will keine Zermürbungspraxis heraufbeschwören. Ich denke, es wurde einfach vergessen, wie immer einfach nur vergessen, ordentlich mit den Mitarbeitern oder besser ausgedrückt, menschlich mit den Mitarbeitern umzugehen.

Ich zog also auf einen anderen Flur zu einer völlig fremden Abteilung.

Auch diese Abteilung sah mich als „Fremdkörper“ an.

Ich traf niemanden mehr aus dem Unterstellungsgebiet der Kaiserin. Einmal täglich ging ich fast unsichtbar in das Vorzimmer der Kaiserin und sah nach meinem Postfach. Meistens war es leer. Auch Post, welche mir bereits angekündigt wurde, lag nicht im Fach und kam oft Wochen später zu mir. Am Poststempel konnte ich sehen, dass hier etwas nicht stimmte.

Wenn man nun glaubt, ich hätte jetzt Ruhe gefunden mit mir und meinen neuen Büro, so irrt man sich. Erneuter Bürowechsel folgte, einige Wochen später wurde ich in eine Art Abstellkammer gesetzt. Ein Schreibtisch, ein Stuhl und ein Regal, mehr Platz war nicht. Ich denke, es waren 6 Quadratmeter Bürogrundfläche. Ich weiß nicht, ich glaube bei Viehtransporten gibt es eine Platznorm. Die Kaiserin hat mich besucht und stand in der Tür und lächelte wohlwollend. Rein konnte sie ja nicht kommen, denn es war kein Platz.

Dunkel, sehr klein, Ausblick gegen eine Wand und doch mein. Ich musste mir die Kammer mit niemand teilen. Ich darf dazu bemerken, dass es wahrscheinlich auch keinen Kollegen gegeben hätte, der bereit gewesen wäre, mich in „sein“ Büro aufzunehmen.

Was macht ihr hier eigentlich mit mir? Mein Selbstwertgefühl ist im Keller. Entschuldigung, in der Kammer. Stinke ich oder was habe ich an mir?

Um mich ganz und gar nicht mehr zu sehen, wurde ich letztendlich an eine andere Außenstelle versetzt. Mein Arbeitsweg verringerte sich etwas, was mir gefiel. Aber ich kam schlecht an die zu erfüllenden Arbeitsaufgaben heran, da ich räumlich sehr weit weg von der Kaiserin war. Ab sofort war ich unsichtbar. „Aus den Augen, aus dem Sinn…“

Die Sekretärin schaffte es nicht, mir meine Post zu senden. Die Post blieb einige Tage, manchmal sogar Wochen bei ihr im Büro, in einer Art „blindem“ Briefkasten, naja, blindem Postfach liegen.

Meine Hoffnung an dem neuen Arbeitsort neue Kollegen zu bekommen, zerschlug sich gleich, denn mein Ruf eilte mir voraus. Bemerkungen, von fremden Personen, „wir wissen ja wie sie sind“, ließen mich erschaudern.

Wie bin ich denn?

Immer wieder habe ich versucht, das Mobbing anzuzeigen. Immer wieder wurde es abgetan. Jetzt hat die Kaiserin eine hervorragende Lösung gefunden. Ich habe keine Kollegen mehr. Sie hat mich weit weg von den Anderen völlig fremd untergebracht. Ich bin jetzt völlig isoliert. Keiner mobbt mich nun.

Dienstberatungen

Auf meine Anfrage bei Frau Kaiser, ob es nicht üblich ist, Arbeitsberatungen durchzuführen, erhielt ich erst Monate später eine Antwort.

„Wenn sie das wirklich wollen, finden sie sich jeden Montag um 8 Uhr bei mir im Büro ein.“

Ich fuhr ab sofort montags als erstes zur Kaiserin, danach ging meine Reise weiter zu meinem Arbeitsort.

Da gibt es doch so einen netten Spruch, gehe nicht zu deinem Kaiser, wenn du nicht gerufen wirst.

Ja, ich hatte gerufen und nun war mir jeder Montag ein Grauen.