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Aus Freude am Zeichnen und Ausprobieren der unterschiedlichsten Techniken sowie als Ausgleich zur beruflichen Arbeit entstanden im Laufe der Jahre zahlreiche Studien und Skizzen, von denen in diesem Buch über hundert aus Berlin und seiner Umgebung abgebildet sind.
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Seitenzahl: 26
Veröffentlichungsjahr: 2023
Eine Skizze ist oft interessanter als ein fertiges Bild.
Vergilbt, aber nicht vergessen
Angaben, Anmerkungen und Erinnerungen zu den Abbildungen
Schon eine gefühlte Ewigkeit „schmoren“ meine Skizzen und Zeichnungen aus den 50er Jahren langsam in alten Zeichenmappen vor sich hin, sind also zum Teil über siebzig Jahre alt, aber gerade das macht sie jetzt erst richtig interessant. Wie sieht es wohl heute an diesen Stellen in Berlin und den anderen Orten aus?
Leider ist das Papier größtenteils mehr oder weniger vergilbt, morsch geworden, manchmal eingerissen und nicht mehr sehr „appetitlich“. Dank heutiger Technik kann man die fotografierten oder eingescannten Zeichnungen am Computer überarbeiten, auffrischen und speichern. Und so macht es auch wieder mehr Freude, sie anzuschauen.
Da ist zum Beispiel mein erster Versuch mit der Rohrfeder: Das war 1947. Während der Studienzeit (1945 bis 1950 an der Berliner Hochschule für bildende Künste) beschäftigten wir uns nicht nur mit Perspektive, Faltenwurf und der menschlichen Anatomie (Akt, Porträt, Hände, Augen, Ohren) oder Pflanzen, sondern sollten auch im Freien Landschaften und Stadtmotive zeichnen. Und so fuhr unser Professor (Ernst Böhm) mit uns Studenten u. a. in den Zoo, zum Wittenbergplatz, wo wir zum Zeichnen alle auf einem Trümmerberg saßen, oder wir suchten uns selbst ein interessantes Motiv in Berlin wie z. B. die Siegessäule, die Seen im Grunewald oder das Strandbad Wannsee.
Bei den Tierstudien im Zoo versuchte ich mich mit verschiedenen Tieren. Letztlich waren dort die dankbarsten Modelle die Pferde. Und nachdem mir unser Professor vorgeschlagen hatte, es doch mal mit der Rohrfeder zu versuchen, machte mir das auf einmal richtig Spaß. Zu kaufen gab es die aber nicht. Man musste sich selbst welche zuschneiden – aus Schilf. Doch bald schon waren sie gespalten oder ausgefranst und klecksten. Aber genau das machte manche Zeichnung erst interessant. Dabei kam es wenigstens nicht so auf Genauigkeit an und sah außerdem viel flotter aus als mit anderen Zeichenstiften. Von da an war die Rohrfeder mein Lieblings-Werkzeug. Aber auch die normale Zeichenfeder und Tusche sowie Kreide und Pastell kamen zum Einsatz. Später folgten Rapidograph und Edding. Alles wurde ausprobiert, manchmal dasselbe Motiv in verschiedenen Techniken.
Ab 1951 unternahm ich an den Wochenenden mit Many, meinem ersten Mann, der Maler war, gern Spaziergänge und Fahrten in Berlin oder Radtouren durch die Gegend im Norden der Stadt, immer auch auf der Suche nach interessanten Motiven zum Malen oder Zeichnen. Es gab überall etwas „Brauchbares“ zu entdecken. Natürlich sind die meisten Arbeiten nicht vor Ort entstanden, sondern wir haben die Motive auf unserer 6x6-Kamera festgehalten und sie dann zu Hause „verarbeitet“.
Wer sich wundert, weshalb die Zeichnungen nicht signiert sind: Ich habe das nie gern gemacht, fand das nicht so wichtig. Nur auf den Zeichnungen vom Eschengraben in Pankow sieht man meine Anfangsbuchstaben und das Entstehungsjahr. Damals hieß ich noch „Isa Meier-Piehl“. Niemand wüsste heute, dass sie von mir sind.