So nett gelebt - Walther Stonet - E-Book

So nett gelebt E-Book

Walther Stonet

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Beschreibung

Alles dreht sich um die Zahl vierzehn in diesem Sonettband von Walther Stonet, denn vierzehn Zeilen hat ein Sonett. Und dieser Gedichtband enthält ausschließlich Sonette. In vierzehn Kapiteln zu je vierzehn Sonetten erwarten die Leser 196 Gedichte. Sonette, Klanggedichte, eine altehrwürdige Form, der sich Walther Stonetbedient. Verschiedenste Formen des Lebens in jeweils vierzehn Versen. Viel ist dabei, Liebe, Spiel, Trauer, Wehmut. Sonette von Glück und von Pech, getragen von einer erhabenen Sprache, von einer lockeren Sprache, von einer trauernden Sprache. Sonette verlangen eine genaue Sprache, Walther hat sie geliefert. Und er nutzt die Form nicht monoton, dahinklappernd, sondern lebendig, erfüllt von Leben, modern: Liebe, Jahreszeiten („Ein Jahr hat vierzehn Monate“), Verwunderungen und vieles andere mehr. Auch Wortspiele kommen nicht zu kurz: „Jetzt schlägt’s vierzehn“.

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Seitenzahl: 123

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Walther Stonet

So nett gelebt

Das Dasein geteilt durch vierzehn

Titel

 

 

 

 

 

So nett gelebt

 

 

 

Das Dasein geteilt durch vierzehn

 

Walther Stonet

 

 

Impressum

 

Copyright: Rabenpresse im vss-verlag

Jahr: 2021

 

 

Lektorat/ Korrektorat: Bernd Hutschenreuther

Covergestaltung: Sabrina Gleichmann

Bild auf der Cover-Rückseite: (c) Thomas Kiel

 

Verlagsportal: www.vss-verlag.de

Gedruckt in Deutschland

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich gechützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig

 

 

 

 

 

für Witta† und Karin

Das Dasein geteilt durch vierzehn

 

Das Sonett ist eine romanische Gedichtform, die um ca. 1230 am Hof Friedrich II, dem Castel del Monte in Sizilien, entstanden sein soll, als dialogisches Gedicht zu Lob und Preis die Liebe zu Gott und zur/zum Geliebten. Es zählt den Gedichtformen, die mit am schwierigsten vollendet zu beherrschen sind. Der eine oder die andere sprechen beim Sonett daher als Königsdisziplin der Reim- und Formdichtung.

 

Im Zuge der Moderne sind die sogenannten „festen“ und „alten“ Gedichtformen aus der als Buch publizierten aktuellen Lyrik fast komplett verschwunden. Das gilt auch für das Sonett, das bis an die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert durchaus weit verbreitet gewesen ist. Die Feststellung gilt besonders für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Das Sonett wird heute sehr kritisch gesehen und als „altbacken“ betrachtet – wie die Formdichtung generell.

 

Als bekannte heutige Sonettdichter gelten u.a. Jan Wagner und Thomas Rackwitz, um einige wenige zu nennen. Viel Aufsehen hat Robert Gernhardt mit seiner vielzitierten Gedichtsatire in Form eines Sonetts erzielt. So gelungen dieses Werk auch ist, seine Fernwirkung war eine eher verheerende für die Sache selbst, wobei Robert Gernhardt möglicherweise selbst nicht ganz sicher war, wie er sein Sonettsonett eigentlich verstanden haben wollte.

 

Dieser Band ist Teil eines Vorhabens des Autors, in mehreren Bänden Einblicke in die Sonettdichtung im Allgemeinen und in sein eigenes Werk im Besonderen zu geben. Seit nunmehr über 20 Jahren sind nach und nach bis heute weit über 1500 Sonette unterschiedlichster Form entstanden, von denen nur ein kleinerer Teil veröffentlichungsfähig ist.

Ganz genau weiß man das als Autor nie, aber das Feedback aus dem einen oder anderen Literaturforum und der einen oder anderen Lesung lassen für den einen oder anderen Versuch hoffen.

 

Der Autor hat es sich aufs Banner geschrieben, nicht nur das traditionelle, sog. „Schlegel“- oder „Goethe“-Sonett zu verfassen, das in fünfhebigen Jamben mit dem Reimschema abba abba cdc dcd mit wechselnden männlichen und weiblichen Kadenzen zu erscheinen hat. Diese Form hat ihren Ursprung im romanischen Sprachraum und wurde von Opitz und Fleming zu Zeiten des Barock im deutschsprachigen Raum bekanntgemacht.

 

Gryphius, Fleming und Opitz verwandten allerdings damals schon auch sechshebige Metren, den Hexameter und den Alexandriner, um dadurch den teilweise sehr düsteren Grundton ihrer Texte zu unterstreichen. Barocklyrik hat etwas sehr Eigenes, wenn man sie heute rezipiert – sie ist durch ihren ekstatischen Ton und ihre Sujets merkwürdig nah und fern zugleich.

 

Das Shakespeare-Sonnet des englischen Sprachraums unterscheidet sich weder in der Themenwahl noch im fünf-hebigen Jambus. Allerdings ändert sich sprachen-gerecht das Reimschema in drei vierversige Strophen mit Kreuzreimen und einer separaten vierten Strophe im Paarreim, die die Conclusio zu transportieren hat. Im englischen Sprachraum überwiegen dann auch männliche Kadenzen aus dem genannten Grund.

 

Der Autor hat die Form insofern erweitert, als er auch trochäische Metren eingeführt hat. Ebenso verwendet er immer wieder den daktylischen Takt (Amphibrachys), der der deutschen Sprache gemäßer ist – das Leiern wird dadurch eher vermieden und dem Text etwas Tänzerisches und daher Leichteres beigegeben. Ebenso wurden die Taktzahlen gelegentlich anlassgemäß verkürzt, um den Gedichten „Geschwindigkeit“ zu geben, wo es der Inhalt nahelegt (Sonett rasant mit vier Hebungen, Sonett superrasant auch gerne mit weniger).

 

Natürlich ist auch der Endreim disponibel; der Autor befindet sich hier in guter Gesellschaft. Es ist allerdings für den Klang wichtig, eine klare Rhythmik der Versfüße zu wählen; der Text ist einfach melodiöser – der Ton macht eben doch die Musik.

 

Das Spiel mit der Sprache hat den Autor dazu verführt, die Stil- und Formelemente selbst wieder durchzumischen. Es sind sicherlich einige reizvolle Beispiele dieses Spiels im Band enthalten. Ebenso konnte er es nicht verhindern, dass ihm auch bei den Inhalten und der Komposition der Inhalte das eine oder andere Mal absichtsvoll der Gaul durchgegangen sind. Schreiben und Lesen müssen Spaß machen. Dröges Folgen der Formvorgaben ist etwas für reine Formalisten. Und Langeweile wäre schon für das Herstellen von Poemen absolut tödlich, nicht nur für das Lesen.

Der Band enthält exakt 196 Sonette in 14 Abschnitten à 14 Gedichten. Die Zahl „14“ ergibt sich aus der Zahl der Verse eines formal korrekten Sonetts. Sie zieht sich als Konstante durch diesen Band.

 

Kurz vor Ende des Bands hat der Autor sich entschieden, als Zugabe den Sonett(en)kranz „Wellen, Wellen“ aufzunehmen. Seine vierzehn Sonette bilden in ihren ersten Versen das 15. Sonett (auch Meistersonett genannt). Sie sind über die jeweils letzten Verse verkettet und bilden so den Kranz mit dem Meistersonett im Zentrum.

Jan Wagner und Thomas Rackwitz haben diese besondere Spielart der Sonettdichtung in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls veröffentlicht. Der Autor wünscht gute Unterhaltung bei der der wilden Fahrt des lyrischen Ichs.

 

Da es zum Autor gehört, nichts wirklich ernst zu nehmen, hat sich dem Ganzen eine, sicherlich schwankende, Menge an Ironie und Selbstironie hinzugesellt. Dazu gehört auch, dass gelegentlich die Conclusio überraschend ausfällt und sich erst im letzten Vers entfaltet, um alles zuvor Gesagte nonchalant ad absurdum zu führen.

 

Der Autor wünscht viel Vergnügen beim Sich-selbst-laut-Vorlesen. Denn dazu sind Gedichte gemacht: für den deklamatorischen und rezitatorischen Vortrag für sich oder zusammen mit und für andere.

 

Metzingen, im März 2019/Juni 2021

 

Walther

 

 

 

 

 

 

Liebe vierzehnfach

Liebe vierzehnfach

Wähle

 

Was war das für ein scharfes Wort, so laut,

So pointiert: Der Schnitt geht tief, die Seele

Schreit wild vor Schmerz, verzeih, wenn ich’s erzähle,

Sie stirbt, wenn wir das weiter tun! Geschaut

 

Hab ich dir in die Augen: Waffen wähle

Behutsam, Liebste! Wenn der Zorn sich staut,

Die Wunden sich nicht schließen wollen, graut

Ein letzter Morgen: uns! Ich schweige, stehle

 

Den ersten Sonnenstrahl dir von der Haut,

Damit er bleibt als Schatz für dunkle Tage.

Was haben wir versprochen, uns vertraut:

 

Ist das, was jetzt noch ist, nur Wut und Klage?

Ich bete leis, dass dich mein Schlag verfehle,

Es reicht doch schon, dass ich mich selbst so quäle.

 

Haartraum

 

Du weißt, wie flüchtig feuchte Träume sind!

Die Frühlingswinde wohnen tief im Haar,

Wo Träume sind, und mancher Traum wird wahr!

Du warst ein wunderschönes kluges Kind:

 

Die Frau, die in dir war, ist mehr als schön,

Ist mehr als klug, ist mehr als feuchte Träume!

Die Winterwinde schütteln nochmals Bäume,

Doch aus dem Süden rauscht schon erster Föhn

 

Heran und schiebt ein Lächeln übers Land.

Ich lege mich in deine Haare, träume,

So leicht wird’s mir, so wild und wunderwarm.

 

Dein Lächeln ist so jung, und mein Verstand

Will das verstehn. Bevor ich’s noch versäume,

Vergehe ich und nehm dich in den Arm.

 

 

Du Lose

Du Lose

1)

 

Was sprichst du, du Lose, von mutig verwegen,

Wenn dir es ums Eine, das Heiße, nur geht:

Komm, lass sie uns schüren, sonst ist es zu spät –

Die Feuer, sie brennen, es sei uns gelegen!

 

Was hab ich bekommen, was hab ich gesät:

Doch ob es ein Fluch ist und/oder ein Segen?

Ich weiß nicht, die Schlange, sie will sich jetzt regen,

Es muss uns gelingen! Bevor der Hahn kräht!

 

Du darfst es nicht wollen, du willst es nicht dürfen?

Wir werden die Säfte der Wollust schnell schlürfen,

Das Leben liebt Taten, schwelgt nicht in Entwürfen!

 

Drum, wirf dich, du Liebste, rasch über das Bett

Und sei mal verhurt (und nicht sauber adrett):

Erst nach dem Verruchten schreib ich dein Sonett!

 

Sextravaganzen 8)

 

Es lächelt mich die Liebe an aus deinen Augen,

Die grün und wissend über meine Lippen streifen.

Ich denke mir, ich sollte mich mal kräftig kneifen.

Doch lasse ich mich lieber wieder in sie saugen:

 

Kontrolle loszulassen, fällt mir immer leichter.

Ich weiß es wohl: Du hast mich fest in deinen Händen.

Wird dieses Sich-Verschwenden wirklich niemals enden?

Das Schreiben ist nicht Leben, nein, um Vieles seichter,

 

Die Worte können es nicht fassen, dieses Wunder,

Wenn man schlicht ineinander fällt: Ein wildes Tanzen,

Ermüdend und verjüngend, brennt wie Feuerzunder,

 

Getrenntes wird für einen Augenblick zum Ganzen.

Romanzen sind von gestern, abgefuckter Plunder:

Ab heute will ich Wahnsinn und Sextravaganzen.

Viel schlimmer 1)

 

Du raubst mir mein Schläfchen, mein teuflisches

Schäfchen!

Ich schwelge in Träumen von Trieben und Lüsten:

Als ob das die Damen nicht anfangs schon wüssten!

Ich schwelge mit Augen, benetze dein Schläfchen,

 

Mein Schäfchen, mein Elfchen, mein schnurrendes

Kätzchen!

Ich ringel dein Härchen und glätte die Löckchen,

Bestaune das Röckchen, entferne ein Flöckchen

Und knie vor dir nieder, mein Spätzchen, mein

Schätzchen!

 

So ruhe ich täglich und wache ich nächtlich,

Verzehre mich kläglich und traure unsäglich,

Schaust du mich nicht an oder schweigst nur verächtlich.

 

Ach, Liebchen, mein Liebchen, verlass mich nur nicht.

Denn würdest du gehen, es wär unerträglich,

Es wäre viel schlimmer als dieses Gedicht!

 

Flötentöne. Bitte. 2)

 

Ich will dir auf der Liebesflöte spielen

Und treff ihn nicht, den rechten Flötenton.

Er soll dir in die Magengrube zielen

Und tiefer noch, du ahnst und weißt das schon.

 

Doch meine Melodei, eidiedeldei,

Die klingt so schief, es will mir nicht gelingen!

Ach hätt ich nur die Liebesgottschalmei,

Um dich ganz schnell um den Verstand zu bringen!

 

So pfeife ich mir nur ein Trauerlied,

Das gute Winde weit zum Himmel tragen,

Und hoffe, dass mir doch ein Glück geschieht,

Sonst müsste ich dem Flöten ganz entsagen.

 

Wie wäre es, ich kann dich ja nicht zwingen,

Mir rasch die Flötentöne beizubringen?

Der Faun, die Rose, der Dorn

 

Die Rose brach ich dir und mir den Dorn:

Ich saugte an dem süßen Blut, und Sterben

Verwandelte den Traum schwarz ins Verderben.

Ich wusste nicht, woher er kam, mein Zorn:

 

Was könnten wir aus Bösem Gutes erben?

Die Sinne wehrten sich, doch zu verworren

War der Gedanke, als zum alten Storren

Der Rosenstrauch mutierte – das Verfärben

 

Viel schneller als ein Atemzug: Zu braun

Das Rot, zu Gelb das Grün, und Blätter fielen,

Die schönen Vögel stürzten tot vom Zaun,

 

Und kalter Eiswind wollte mit mir spielen.

Ich schaute auf und sah in mir den Faun

Und sein Gemächt ganz steil nach oben zielen.

 

 

Zeit zu träumen

 

Das Träumen ist‘s, was mich seither begleitet:

Dein Gang war’s! Nein, es war dein Mund! Die Linie

Des Jochbeins, die war‘s! – Denn wenn mir das

entgleitet,

Das weiß ich, dann stirbt auch die alte Pinie

 

In der Domäne, tief im Süden, leise:

Wir saßen dort, uns Herzen haltend, sahen

Des Meeres Weite; sahen Wolken nahen

Und wieder gehen. – Die Zikaden-Weise!

 

Man hörte ihr Begehren machtvoll zittern;

Es war, als würden sie die Lüste wittern,

Die diese laue Sommernacht uns schenkte. –

 

Die Träume mit Erinnerung zu füttern,

Weil Streit und Alltag sie sonst tief erschüttern:

Viel Zeit verging, bis ich mich neu versenkte.

Du kommst wie du gehst 1)2)

 

Du kommst wie gerufen und gehst wie berufen:

Es werfen die Steine den Schatten auf dich.

Die Füße auf Stufen, die Füße auf Kufen –

Sie tragen so weit, und es stürmt fürchterlich.

 

Du trägst schöne Schals, und du wirfst dich in Schale:

Die Winter sind träge, der Schnee liegt so schwer.

Du lebst das Finale und bist die Finale –

Das Ende ist Antwort, und jene bleibt leer.

 

Du bist meine Schöne und lebst für das Schöne:

Die Sonne macht Schatten, die Schatten sind scharf.

Auch wenn ich mich niemals mehr daran gewöhne –

Du bist mir Bedürfnis und mehr, als ich darf.

 

Du lebst für die Liebe und lebst deine Liebe:

Ich würde selbst sterben, damit das so bliebe.

Sommerabendwind

 

Es mögen dir die weichen Winde wehen,

Die kühlend dir die Haare und die Haut

Umschmeicheln, dass das Schmerzeis in dir taut

Und dunkle Horizonte Lichter sehen.

 

Es möge sich dein Herz und auch dein Blick

Den Freuden öffnen: Komm, lass dich beschenken

Und dich in eine neue Zukunft lenken!

Das Leben ist nicht Trauer und Geschick;

 

Es wird der glücklich, der auf Hoffnung baut,

Auch wenn die guten Dinge rasch verwehen,

Ist der, der handelt und nach vorne schaut,

 

Beschenkt: Er wandelt Not in neues Glück.

Lass uns zusammen an die Schönheit denken!

Sie ist, was zählt – das Dunkle weicht zurück.

Kein Sch(m)erz

 

Da ist ein kleiner Sprung in meinem Herzen,

Ein erster feiner Haarriss, kaum zu sehen.

Ich kann die Sache nicht so recht verstehen,

Als es geschah, da waren keine Schmerzen,

 

Ein kleines Knistern nur, wie aus Versehen.

Der kleine Stich, ein Flackern in den Kerzen,

Die Wärme geben und die Decken schwärzen:

War das ein stummes und ein letztes Flehen?

 

Ich würde das Malheur gern reparieren,

Doch gibt es keinen Klebstoff für ein Herz,

Wenn sich dort Hälften langsam separieren.

 

Am Abend schaue ich oft sternewärts:

Ich hoffe, dass die Schnuppen heut parieren,

Damit du wiederkommst – das ist kein Scherz. …

So ein netter Rückfall

 

Der Winter wartet ungeduldig, aber

Er stampft und scharrt schon lange ganz gewaltig,

Und das Gesicht des Jahres wird jetzt faltig:

Die erste Kerze rußt im Kandelaber.

 

Zur Ruhe kommt der müde homo faber.

Die feuchte Kühle zwickt ihn mannigfaltig.

Durch Nebel wird der Morgen vielgestaltig,

Konturen sind wie Schemen in Gewaber.

 

Ich sonne mich in deiner warmen Liebe

Und liege dir zu deinen kleinen Füßen.

Dann denk ich mir: Wenn ich jetzt davon schriebe,

 

Vom Winter und vom Herbst, und vom Geschiebe,

Lässt du mich das am Ende furchtbar büßen

Durch einen Rückfall in die Frühlingstriebe.

Ich trage dich und will getragen sein:

 

Wir sind uns schwer und wollen gar nichts wiegen,

Wie eine Feder selbst den Wind besiegen;

Wir wollen ewig und wie Sphären sein.

 

Ich greife nach dem Anker, der uns rettet:

Der Fluss führt uns ins weite, kalte Meer,

Und unsre Augen werden müd und leer;

Wir haben uns verzockt und hoch gewettet.

 

Ich bette dich in meinen starken Armen,

Die schwächer werden über Nacht und Tag.

Das Schicksal kennt mit niemandem Erbarmen:

 

Es wäre viel zu klagen; doch wenn ich klag,

Verspüre ich den Herzschlag und den warmen,

Ganz zarten Hauch, in den ich Liebes sag.

 

 

Weihnachtsblues