Sprache beherrschen - Christoph W. Rosenthal - E-Book

Sprache beherrschen E-Book

Christoph W. Rosenthal

0,0

Beschreibung

"Wittgenstein sagt, dass Probleme entstehen, weil wir die Arbeitsweise unserer Sprache missverstehen. Er sagt, wir seien von der Sprache >verhext<, und manchmal hätten wir einen >Drang<, sie misszuverstehen." (A.C. Grayling) Das Beherrschen von Sprache lässt sich bei weitem nicht schon in dem Gebrauch von Vokabular und Grammatik verstehen. Dies ist nur die Form, in der wir Sprache handhaben. Von dem her, welche Funktionen Sprache im Verlauf der Evolution in unserer neurologischen Anlage erhielt, sind damit gänzlich andere Dimensionen zu verbinden. Da wir Sprache von klein auf an verinnerlichen (>installieren<), ist ein solches Verstehen in Hinsicht auf die Arbeitsprozesse von Sprache in unserem Bewusstsein, Denken und Verhalten von handfester Relevanz. Dies ist in unserer Kultur mit gravierenden Konsequenzen aus dem Bewusstsein geraten. Sowohl die Methodik der >Gewaltfreien Kommunikation< nach M.B. Rosenberg als auch eine nicht-sprachliche Meditation, wie sie auch im Zen praktiziert wird, sind ideale Ansätze, um entscheidende Grundlagen der Arbeitsweise von Sprache in uns erfahren und beherrschen zu lernen. Damit lässt sich der Gebrauch von Sprache weit bewusster und zielgerichteter nutzen und der Zugang zum Leben deutlich vertiefen. Dies ist auch für ein gutes Sozial- und Beziehungs-Leben von einiger Bedeutung. Die Werkstatt Neue Kultur arbeitet u.a. zu diesem Bereich und bietet hierzu auch Veranstaltungen und praktische Übungsmöglichkeiten an.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 67

Veröffentlichungsjahr: 2023

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Werkstatt Neue Kultur

Projekt- und Bildungs-Werkstatt für eine neue Kultur

Die festen Mitarbeiter:

Andreas Poggel: Mediation & Gewaltfreie Kommunikation

Christoph W. Rosenthal: Projekte – Forschung – Kunst

www.werkstatt-neue-kultur.net

Aufriss

„Wittgenstein sagt, dass Probleme entstehen, weil wir die Arbeitsweise unserer Sprache missverstehen. Er sagt, wir seien von der Sprache >verhext<, und manchmal hätten wir einen >Drang<, sie misszuverstehen.“1

„90 Prozent der Zeit reden Menschen aneinander vorbei.“ 2

Mit Sprache erhielt der Mensch Zugriff auf seine neurologische Steuerung in Denken und Verhalten. Damit wurde die Ablösung von der genetischen Verhaltenssteuerung möglich. Denn diese führte im Vorfeld vor der Humanevolution in ausgeprägte Konkurrenzkämpfe um Ränge und um Geschlechtspartner/innen bis hin zum Aussterben im gegenseitigen Selbstruin. Demgegenüber entstand mit der Befähigung zu Selbst-Steuerung und Kommunikation im Verlauf der Humanevolution ein fähiges Sozial- und Beziehungs-Leben (>Kultur<), woraus sich der große Erfolg unserer Art Homo sapiens ergab.

Hierbei wurde Sprache im Verlauf der humanevolutionären Entwicklung über die unmittelbare Ebene von Vokabular und Grammatik hinaus zu einer Art Software. Diese Software-Struktur war die Ursache, dass Sprache bei der entsprechenden Installation und Einübung mehr und mehr Zugriff auf die Hardware der genetischen Verhaltens-Steuerung der Tier-Stufe erhielt.

Ganz entsprechend geht eine wirkliche Sprachbeherrschung zwecks Kommunikation und der Selbststeuerung seines Verhaltens entscheidend über die bloße Gebrauchs-Ebene von Vokabular und Grammatik hinaus. Von Sprache lediglich ihre Oberflächenstruktur aus Vokabeln und Grammatik (Chomsky) wahrzunehmen und zu verwenden, zeitigt tatsächlich solche problematischen Folgen, wie es oben in den Zitaten angedeutet wird. Die großen kulturgeschichtlichen wie auch viele private Probleme haben darin ihren Ursprung.

Die tatsächlichen Dimensionen von Sprache können heute von der Evolution an über die Humanwissenschaften wie Anthropologie, Kulturologie, Neurologie, Psychologie und Linguistik bis hin zu den historisch entstandenen Problemen erschlossen werden. Diese Einsichten sollen in dieser Broschüre für einen recht grundlegenden Überblick genutzt werden.

Die Methodik der >Gewaltfreien Kommunikation< nach M.B. Rosenberg wie auch eine nicht-sprachliche „Meditation“, wie sie u.a. im Zen praktiziert wird, sind ideale Ansätze, um entscheidende Grundlagen der Arbeitsweise von Sprache in uns erfahren und beherrschen zu lernen. Damit lässt sich der Gebrauch von Sprache weit bewusster und zielgerichteter nutzen und der Zugang zum Leben deutlich vertiefen. Dies ist auch für ein gutes Sozial- und Beziehungs-Leben von entscheidender Bedeutung.

Die Werkstatt Neue Kultur arbeitet u.a. zu diesem Bereich und bietet hierzu auch Veranstaltungen, Seminare und praktische Übungsmöglichkeiten an.

www.werkstatt-neue-kultur.net

1 A.C. Grayling: Wittgenstein. S. 148

2 Aljoscha Long & Ronald Schweppe: Praxisbuch NLP, S. 178

Inhaltsverzeichnis

Teil I Zu Sprache

Zur Evolution von Sprache

1.1 Zur Evolution des Gehirns

1.2 Zur evolutionären Entstehung der Sprache

Zur humanevolutionären Weiterentwicklung von Sprache

2.1 Der Dammbruch

2.2 Der neurolinguistische Unterschied zwischen den Hominiden und uns Homo sapiens

2.3 Sprachspiele und Geschichten

2.4 Zur ursprünglichen Mythologie

2.5 Zur ursprünglichen Sprach-Schulung

Zur historischen Sprach-Entwicklung

3.1 Die Naturkatastrophen am Ende der Eiszeit

3.2 Zu der Entstehung der historischen Sprach-Entwicklung

Teil 2 Sprache beherrschen lernen

Kommunikation

Die nicht-sprachliche Meditation

Seminare und Kurse der WNK

Zitierte Literatur

Vorwort

Für uns ist der Bereich Sprache mit seinen verschiedenen Dimensionen wie u.a. Kommunikation und die nicht-sprachliche Meditation, wie sie etwa im Zen praktiziert wird, sowohl ganz unmittelbar persönlich als auch für die Entwicklung einer Neuen Kultur von grundlegender Bedeutung geworden.

Im nicht-sprachlichen Zustand lässt sich erleben, wie eigenständig unser Gehirn alles Mögliche an Gedanken produziert und wie schwierig es ist, sich das Denken des eigenen Gehirns wirklich anzueignen.

Diese Problematik lässt sich auch beim >Reden< beobachten. Es reichen oft schon erste >Stichwörter<, um einen starken Drang zu >Antworten< zu empfinden. So verliert sich leicht die Aufmerksamkeit für die Anderen wie oft zunächst mehr noch für sich selbst (= sein Selbst). Man fällt dabei persönlich wie auch gesellschaftlich verinnerlichten Mechanismen anheim. In solchen Fällen können weder eine wirkliche Begegnung noch sinnvolle soziale Auseinandersetzungen entstehen.

Die Ursache dieser Problematik liegt in unserer Kultur. Es ist in der schon vor langer Zeit aus dem Bewusstsein geraten, was eigentlich Sprache ist und welche Lernprozesse dabei notwendig sind.

Von hier aus spielt dieser Bereich für uns bei unserem Ansatz der Entwicklung von produktiven Begegnungen, sinnvoller Zusammenarbeit, erfreulichen Sozialkontexten und einer insgesamt allgemein Neuen Kultur eine grundlegende Rolle.

Es gibt längst verschiedene Techniken, mit der sich vielfältige kommunikative und soziale Probleme vermeiden und neue menschliche Qualitäten erschließen lassen. Die Gewaltfreie Kommunikation nach M.B. Rosenberg, Mediation, Formen der nicht-sprachlichen Meditation und weitere verschiedenartigste Einsichten im Kontext von Sprache, Bewusstsein und Kultur gehören dazu.

Diese Broschüre steht in Verbindung zu unseren praktischen Angeboten zur Gewaltfreien Kommunikation, zur nicht-sprachlichen Meditation und (beruflich) zu Mediation (Andreas Poggel). Die Ausführungen können die praktischen Erfahrungen vertiefen und erweitern. Umgekehrt bieten wir mit den Seminaren und Kursen die Möglichkeit zu praktischen Erfahrungen wie dabei gleichzeitig – was uns ein großes Anliegen ist – auch eine soziale Ausgangsbasis, die Ansätze selbst organisiert fortzusetzen. Auch dafür stehen wir als Diskussionspartner, als Coach und bei entsprechenden Möglichkeiten mit Netzwerk-Kontakten zur Verfügung.

Von dem hier bestehenden inhaltlichen Zusammenhang wird hier auch das Thema Kommunikation angesprochen. Doch von den eigenen Hintergründen soll dieses Thema auch in einer eigenen Broschüre behandelt werden.

Diese Broschüre ist eine stark reduzierte Fassung des Buchs >Was eigentlich Sprache ist< von CR, das zu allen hier angesprochenen Aspekten weitergehende Informationen und Ausführungen bietet.

Die Forschung und die Abfassung sind im Wesentlichen die Sache von CR, während AP die Erfahrung aus der Durchführung von Kursen zur GFK und zu Zen einbringt.

Für die Werkstatt Neue Kultur

Andreas Poggel (AP) & Christoph Rosenthal (CR)

Teil 1

Zu Sprache

Die Evolution von Sprache erklärt sich u.a. darin, dass man Lautformen in Hören und Hervorbringen zwecks Informationsvermittlung und kommunikative Verhaltens-Impulse in neuer Form gebrauchen lernte.

Sprache erklärt sich jedoch nicht eigentlich von diesen Lauten her – die nur die äußere Form sind -, sondern von einer neuartigen Einbettung in das neurologische System. Dass die bloßen Lautformen nichts an sich bedeuten, kann man bestens bei einer unbekannten Fremdsprache feststellen. Ihre Bedeutung erhalten die Lautformen erst darüber, in welcher Weise sie in dem neurologischen System integriert (>installiert<) sind.

Hierbei hat das neurologische System recht unterschiedliche Ebenen und Arbeitsformen, die in Hinsicht auf Sprache, ihre Anlage, ihren Gebrauch und ihre Wirkung von Konsequenz sind. Um das zu verstehen, sind einige Informationen über die Evolution des Gehirns und die der Sprache von Bedeutung.

Überblick zur Evolution des Menschen

nach der hier vertretenen Auffassung

1 Zur Evolution von Sprache

1.1 Zur Evolution des Gehirns

Großhirn oder Neokortex (grau markiert)

Nachzeichnung nach: Hoimar v. Ditfurth: Der Geist fiel nicht vom Himmel, 7. Farbblatt nach S. 224

Dieses Buch bietet eine gut lesbare ausführliche Abhandlung über „Die Evolution unseres Bewusstseins“ (so der Untertitel), wenn es auch nicht mehr in allem aktuell ist.

Nach einer interessanten Theorie entsprechen drei Sektoren im menschlichen Gehirn drei grundlegenden Stufen in der Evolution des Gehirns. Diese Unterschiede spielen in Hinsicht auf Sprache eine höchst entscheidende Rolle (s. S. → ff. und insbesondere S. →).

Menschliches Gehirn mit den drei grundlegenden evolutionären Stufen:

1 >unterer Hirnstamm< (schwarz),

2 >Zwischenhirn< (oder „Reptiliengehirn“, dunkelgrau)

3 >Großhirn< oder (Neo-) Kortex (hellgrau)

Nachzeichnung nach: Hoimar v. Ditfurth: Der Geist, S. 18 f., 84 f., 226 f.

1.2 Zur evolutionären Entstehung von Sprache

„Eine Sprache verstehen, heißt, eine Technik beherrschen.“3

Ludwig Wittgenstein

Wörter sind zunächst einmal Lautformen. Sie konnten zu Bestandteilen der neurologischen Funktionslogiken werden, wo eine Befähigung zum Hören und zur Erzeugung von Lauten vorhanden war.

„Wörter sind nichts anderes als Geräusche, die das Gehirn [evolutionär ursprünglich] auf dieselbe Weise verarbeitet wie alle anderen akustischen Signale. Der Klang eines Wortes trifft auf die Hörrinde des Cortex und wird zu einer bewussten Sinneswahrnehmung wie das Pfeifen des Windes oder das Klingeln eines Telefons. Der Unterschied zwischen alltäglichen Geräuschen und Wörtern besteht darin, dass das Gehirn von Kindheit an dazu erzogen wurde, den Klang bestimmter Wörter mit bestimmten Erinnerungen zu verknüpfen.“ 4

Was Wörter von Geräuschen und auch von Lauten wie oh! au! ih! usw. unterscheidet, erklärt sich nicht vom Akustischen her, sondern von ihrem Gebrauch und ihrer anderen neurologischen Einbettung.