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Eine Zuflucht mit Tücken
Irgendwo in der Galaxis soll der Planet Zuflucht existieren, der allen Verfolgten Schutz und eine neue Heimat bietet. Doch die Sternenflotte weiß nicht genau, wo er sich befindet. Als Kirk mit der
Enterprise einen Piraten verfolgt, rettet dieser sich auf Zuflucht. Kirk, Spock und Dr. McCoy folgen ihm. Bei ihrer Ankunft auf dem Planeten müssen sie feststellen, dass sie zwar nicht willkommen sind, den Planeten aber auch nicht mehr verlassen können. Für die drei Offiziere beginnt ein Kampf ums Überleben und um die Rückkehr zum Schiff. Und gerade, als sie glauben, entkommen zu können, entdecken sie das grausame Geheimnis von Zuflucht.
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Seitenzahl: 382
Veröffentlichungsjahr: 2014
In einem unerforschten Sektor der Galaxis soll der sagenumwobene Planet »Zuflucht« existieren. Er bietet allen Verfolgten Schutz und eine neue Heimat – politischen Flüchtlingen ebenso wie Verbrechern. Der Name dieser Welt ist in den Sprachen aller Völker bekannt, doch Starfleet hat nie die Koordinaten in Erfahrung bringen können.
Als die Enterprise dem Piraten Auk-rex auf den Fersen ist, rettet dieser sich auf den Planeten Zuflucht. Captain Kirk, Spock und Dr. McCoy setzen die Verfolgungsjagd in einem Shuttle fort. Doch bei ihrer Ankunft auf dem Planeten müssen sie feststellen, dass sie zwar nicht willkommen sind, aber den Planeten auch nicht mehr verlassen können.
Für die drei Enterprise
JOHN VORNHOLT
ZUFLUCHT
Star Trek™
Classic
Für Jean Reich,
die auf vielfältige Weise
Dieses Abenteuer spielt während der ersten Fünfjahresmission der U.S.S.
Captain Kirk beugte sich über die Schulter des Steuermannes und blickte auf einen kleinen leuchtenden Punkt auf dem Bildschirm. Er war zwar von den ihn umgebenden Sternen kaum zu unterscheiden, aber diese bewegten sich in Relation zur Enterprise. Der Punkt jedoch nicht.
»Holen wir ihn ein, Mr. Sulu?«, fragte Kirk.
»Negativ, Sir«, antwortete der Offizier und bemühte sich, die Schwere seiner Lider wegzublinzeln. Die Verfolgungsjagd hatte vor etwa zwölf Stunden begonnen, und allmählich forderte sie von allen den Preis der Müdigkeit. »Ihre Höchstgeschwindigkeit passt sich der unseren Warp für Warp an.«
»Wie kann das sein, Captain?«, fragte Chekov frustriert. »Das Schiff hat doch höchstens ein Zehntel der Größe der Enterprise.«
»Ungefähr ein Zweiundzwanzigstel der Enterprise«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Spock, der Erste Offizier der Enterprise, richtete sich an der wissenschaftlichen Station auf. »Freilich hat die Größe eines Schiffes nichts mit seiner Geschwindigkeit zu tun. Vor allem dann nicht, wenn es wenig Masse und eine kleine Besatzung hat. Wenn man die Lebenserhaltungssysteme auf das Minimum beschränkt, kann man neunzig Prozent der Schiffsenergie in den Warpantrieb leiten. Außerdem gehe ich davon aus, dass die Konstrukteure von Auk-rex' Schiff Zugriff zur neuesten Starfleet-Technik hatten.«
»Warum auch nicht?«, murmelte Kirk. »Schließlich plündert er schon seit über fünf Jahren unsere Frachter aus. Der Teufel soll ihn holen. Und ich dachte schon, wir hätten ihn.«
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber in achtunddreißig Minuten treten wir in einen Sektor ein, der von der Flotte weder kartografiert noch erforscht wurde«, sagte Chekov. »Wollen Sie die Verfolgung fortsetzen?«
»Auf jeden Fall«, sagte Kirk. »Auk-rex hat im letzten Monat drei unserer Frachter überfallen. Die Flotte will dem endlich ein Ende machen.« Er wandte sich dem verlässlichen Ersten Offizier zu. »Sie müssen rauskriegen, wo er hin will, Spock. Berechnen Sie seinen Kurs.«
Der Vulkanier hob eine Braue. »Es wird nicht einfach sein, seinen exakten Kurs zu berechnen, Captain, da wir keine Informationen über diesen Sektor haben. Aber ich werde es versuchen.«
Kirk rieb sich vor Müdigkeit die Augen. »Lieutenant Uhura, übermitteln Sie der Flotte unsere momentane Position und unsere Absichten.«
»Aye, Captain«, bestätigte die Funkoffizierin, deren Hände schon über die Konsole glitten.
Kirk machte sich auf den Weg zum Turbolift. Die Doppeltür erzeugte das typische Zischen, als sie sich öffnete. »Ich bin im Lazarett zu erreichen«, sagte er, ohne jemanden persönlich anzusprechen. »Vielleicht hat Mr. McCoy ein paar Ideen.«
Dr. McCoy lächelte über sein Brandyglas hinweg. »Er ist dir also entwischt, Jim? Er ist nicht in deine Falle getappt?«
»Die Falle war schon in Ordnung«, erwiderte Kirk leicht beleidigt. Zu den Dingen, die McCoy auszeichneten, gehörte auch, dass es ihm gefiel, wenn Menschen sich menschlich zeigten. Und irren war menschlich. »Es war eine gute Idee«, sagte Kirk. »Aber irgendwie hat der Lump den Braten gerochen und geahnt, dass der Frachter nur eine Attrappe war. Er war zwar nahe an unserem Köder dran, aber angebissen hat er nicht.«
»Deswegen erwischt ihn auch keiner.« McCoy zuckte die Achseln. »Ich weiß zwar, dass er eine echte Pest ist, aber du musst zugeben, dass man ihn auch ein bisschen bewundern muss. Bei all den staatlichen Abkommen und Vorschriften ist es heutzutage schließlich nicht leicht, sein Leben als Pirat zu fristen. Soweit ich weiß, hat er noch nie mutwillig jemanden umgebracht.«
Kirk blickte finster drein. »Nein. Er legt die Frachter nur lahm und stiehlt ihre wertvollsten Güter. Er kriegt heraus, was sie an Bord haben, indem er die Schiffscomputer anzapft. Dann beamt er alles von Bord und verschwindet – noch bevor man kapiert, was eigentlich los ist.«
»Hmm, ich wette, die Computerdaten sind auch einiges wert. Was wissen wir sonst noch über ihn?«
»Nicht gerade viel«, gestand Kirk ein. »Er ist sehr anspruchsvoll, aber auch von Rätseln umgeben. Wir wissen nicht mal, ob er ein Mensch oder ein Klingone ist. Er lässt sich nie auf Ton- oder Bildkommunikation ein. Er sendet nur kodiert. Außerdem treibt er sich stets in der Nähe der Handelsrouten der Flotte herum. Die Föderation möchte ihm so viele Fragen stellen, dass sie ihn nicht töten, sondern nur festnehmen will.«
McCoy schüttelte sichtlich amüsiert den Kopf. »Und indem wir Auk-rex verfolgen, können wir ganz nebenbei testen, wie schnell die Enterprise ist.«
»So ungefähr«, sagte Kirk. Er nahm einen Schluck von seinem lauwarmen Kaffee und runzelte die Stirn. »Ich bin eigentlich gekommen, weil ich dachte, du hast eventuell eine Idee. Aber nach allem, was ich höre, findest du diesen Piraten wohl auch noch sympathisch.«
»Nun ja … Es ist wohl ein Teil meiner Persönlichkeit, dass ich immer für den Bösewicht eintrete«, sagte McCoy grinsend. »Da sitzen wir im modernsten Schiff der Föderation und sind nicht mal in der Lage, einen kleinen Sternenhopser zu fangen.«
»Er ist alles andere als ein Sternenhopser«, sagte Kirk in ruhigem Tonfall. »Sein kleines Schiff kann es mit allem aufnehmen, was die Flotte zu bieten hat.« Er setzte ein Lächeln auf. »Er ist zwar schnell, aber nicht schnell genug, um uns abzuschütteln. Früher oder später muss er den Warp verlassen. Wenn es soweit ist, packen wir ihn mit dem Traktorstrahl. Dann hat er ausgehustet.«
McCoy nickte. »Bleibt nur die Frage, ob er es früher oder später macht.«
»Das wüsste ich auch gern«, sagte Kirk.
Ein hochfrequenter Ton erklang im Raum und wurde alsbald von Spocks Stimme abgelöst. »Brücke an Captain Kirk.«
»Kirk hier. Was ist los?«
»Wir dringen jetzt in den unbekannten Sektor ein«, erwiderte Spock. »Noch keine Statusveränderung, aber ich habe eine Theorie, was Auk-rex' Ziel angeht.«
»Ich bin schon auf dem Weg«, antwortete Kirk und schaltete den Kommunikator aus. Er wandte sich lächelnd zu seinem Freund um. »Willst du mitkommen, Pille, und deinem Bösewicht die Daumen drücken?«
»Ich möchte es um nichts in der Welt verpassen.« McCoy grinste.
Als Kirk und McCoy die Brücke betraten, schauten alle – mit Ausnahme von Spock – in ihre Richtung. Der schlanke Vulkanier stand regungslos über die Konsole der wissenschaftlichen Station gebeugt und studierte auf dem Monitor Daten, die sich so schnell bewegten, dass ein Mensch sie nicht hätte verfolgen können. Kirk wartete geduldig, bis er mit seinen Studien fertig war und sich zu ihm umdrehte.
»Was ist Ihrer Meinung nach sein Ziel?«, fragte er.
»Ich bin mir noch nicht sicher«, sagte Spock, »aber die Langstreckensensoren melden, dass er direkt ein Sonnensystem mit neun Planeten ansteuert, von denen einer eine Atmosphäre aufweist, die menschliches Leben ermöglicht. Da die Flotte diesen Sektor offiziell nie erforscht hat, habe ich einige Meldungen und Gerüchte recherchiert.«
»Gerüchte, Spock?«, fragte McCoy und täuschte große Verblüffung vor. »Ich dachte, die Vulkanier geben sich nie mit Gerüchten ab.«
»Normalerweise nicht, Doktor«, sagte der Vulkanier zustimmend. »Aber alles, was wir über diesen Sektor wissen, ist durch keinerlei Fakten untermauert. Aus diesem Grund sind wir gezwungen, Gerüchte in die Berechnungen einzubeziehen.« Spock schaute Kirk an. »Haben Sie je von einem Planeten namens ›Zuflucht‹ gehört?«
»Klar«, sagte McCoy. »Es ist ein Mythos. Ein Planet, auf dem jeder Verfolgte seine Verfolger abschütteln kann und Zuflucht findet. Es ist so was wie El Dorado oder Atlantis. Hört sich großartig an, aber niemand hat je bewiesen, dass der Planet existiert.«
Spock nickte. »Er wurde in keinem Sektor gefunden, den die Flotte erforscht hat. Allerdings hat die Flotte auch nicht die gesamte Galaxis erforscht. Die Sternkarten der Klingonen listen einen Planeten dieses Namens in dieser Gegend auf, und er wird auch in den Mythen zahlreicher anderer raumfahrender Völker erwähnt. Laut der Legende nimmt dieser Planet alle auf, die schuldig oder unschuldig verfolgt werden und denen anderswo Strafe droht. Zuflucht liefert niemanden aus, und keiner, der den Planeten erreicht hat, wurde später je festgenommen.«
»Was soll das heißen?«, fragte Kirk und schritt zum Kommandosessel. »Wollen Sie damit sagen, dass der Planet wirklich existiert – und dass der Pirat auf ihn zuhält?«
»Ich kann zwar nicht mit Sicherheit sagen, dass der Planet existiert, aber die Klingonen glauben daran. Und Auk-rex wohl auch.«
Kirk nickte und starrte den kleinen Punkt auf dem riesigen Bildschirm nachdenklich an. »Er hat keine andere Chance, oder?«
»Nein, Captain.«
Kirk richtete sich im Kommandosessel auf. »Wir haben zwar nicht viele Informationen über das Schiff … aber sind Sie der Meinung, dass es auf einem Planeten landen kann?«
»Es ist klein genug«, erwiderte Spock. »Einige Überraschungen hat es uns ja schon bereitet. Die Fähigkeit, auf einem Planeten zu landen, würde ihm noch einen Vorteil vor großen Schiffen wie der Enterprise geben, die in der Kreisbahn bleiben müssen. Selbst wenn sein Ziel nicht der legendäre Planet Zuflucht ist, wäre die Landung auf einem Planeten seine einzige Chance, uns zu entkommen.«
»Wie viel Zeit haben wir noch, bis wir in das namenlose Sonnensystem eintreten, Mr. Sulu?«, fragte Kirk.
»Vierundvierzig Minuten«, antwortete der Steuermann.
Kirk drückte auf einen der Knöpfe seines Sessels. »Kirk an Fährenhangar. Fähre Ericksen für Blitzstart vorbereiten.« Er schaltete den Kommunikator aus und setzte ein listiges Grinsen auf. »Wollen wir wetten, Pille, dass dein Pirat uns nicht entkommt?«, fragte er.
»Klar«, sagte McCoy. »Was setzt du denn?«
Spock zog eine Braue hoch, sagte jedoch nichts.
»Wenn ich verliere, absolviere ich die Generaluntersuchung, mit der du mich ständig nervst«, sagte Kirk. »Wenn ich gewinne, hörst du auf, mir deswegen auf den Keks zu gehen.«
»Einverstanden«, sagte McCoy. »Aber wolltest du ihn nicht eigentlich mit einem Traktorstrahl einfangen, wenn er aus dem Warp kommt?«
»Das habe ich vor«, antwortete Kirk bestimmt. »Aber da er einen gewissen Vorsprung hat, haben wir vielleicht nicht genug Zeit. Wenn er in die Atmosphäre des Planeten eindringt, müssen wir ihm mit einer Fähre auf den Planeten folgen. Nachdem wir ihn aufgespürt haben, leiten wir seine Koordinaten an die Enterprise weiter und beamen Auk-rex und seine Mannschaft von Bord. Genau so, wie sie die Ladung aus unseren Frachtern holen.«
»Du hast offenbar an alles gedacht«, sagte McCoy ironisch.
Kirk nickte. Das Lächeln verblasste auf seinen Lippen. »Hoffen wir's.«
Sie waren zwar noch immer mehrere hundert Millionen Kilometer von dem Planeten entfernt, aber die Sensoren der Enterprise hatten ihn schon erfasst, und ein vergrößertes Bild seiner Oberfläche füllte den großen Bildschirm aus. Die blaue Oberfläche wurde von einigen weißen Nebelbänken und wenigen Regenwolken bedeckt. Dort, wo seine Oberfläche durch die Wolken zu sehen war, sah man unendliche türkisblaue Meere und gelegentliche grüne Flecken.
Aus diesem Winkel konnte man eigentlich nur einen großen Kontinent erkennen. Allerdings war das Meer von lauter Inseln übersät. Sie lagen an manchen Stellen so dicht beieinander, dass sie aussahen wie Teile eines Rückgrats. Ein Pol war vollständig mit Eis überzogen und wirkte, als die Sonne über ihm aufging, wie ein blankpolierter Schädel. Kein Scanner war nötig, um zu erkennen, dass der Planet von Leben nur so wimmelte. Wenn diese Welt nicht Zuflucht hieß, war sie jedenfalls das Reiseziel von Touristen aus allen Teilen der Galaxis.
»Ein wirklich netter Planet«, bemerkte Montgomery Scott, der Chefingenieur der Enterprise. Als Zweiter Offizier hatte er sich entschlossen, die Jagdgemeinschaft auf der Brücke aufzusuchen und dem Schauspiel beizuwohnen. Außerdem war er für den Fall da, dass er die Brücke aus irgendwelchen Gründen übernehmen musste. »Ich bin sehr froh, dass wir den Warp endlich verlassen können. Die Maschinen hätten nicht mehr allzu lange mitgemacht.«
Kirk lächelte, als er diesen vertrauten Satz hörte, aber seine Heiterkeit war nur von kurzer Dauer.
»Das Schiff hat auf Warp eins reduziert«, meldete Sulu. »Wir haben es in zweieinhalb Minuten eingeholt. Um diese Zeit erreichen wir auch den Planeten.«
»Gehen Sie auf Warp eins, wenn er auf Impulskraft runtergeht, Mr. Sulu. Ich möchte nur eine Sekunde hinter ihm sein.«
»Wir sind in Phaserreichweite, Captain«, sagte Chekov. »Ich könnte das Ziel fixieren.«
»Nur im Notfall«, entgegnete Kirk. »Die Flotte wird nicht viel über ihn erfahren, wenn wir ihn in Fetzen schießen. Traktorstrahl fertigmachen.«
»Aye, Sir«, erwiderte Chekov.
»Gibt's was Neues, Uhura?«, fragte Kirk.
»Tut mir leid, Captain«, erwiderte Uhura und drehte sich auf ihrem Sitz herum. »Ich sende auf allen Frequenzen, aber ich bekomme keine Antwort.«
Kirk nickte. »Ich glaube zwar nicht, dass er uns antwortet, aber versuchen müssen wir es. Bleiben Sie dran.«
»Ich registriere widersprüchliche Daten von dem Planeten, Captain«, sagte Spock verwundert. »Die Sensoren geben kuriose Messdaten an.«
»Das Schiff hat gestoppt und wendet, Captain«, rief Sulu plötzlich. »Es ist auf Kollisionskurs mit uns.«
»Es hat gerade ein Torpedo abgefeuert«, fügte Spock emotionslos hinzu.
»Abwehrschirme aktivieren!«, rief Kirk.
Chekov schlug fest auf einen Knopf seiner Konsole. Sekunden später wurde die Enterprise von einer Explosion geschüttelt.
»Fehlschuss, Captain«, sagte Chekov. »Es war allerdings knapp.«
»Er hat erneut gewendet und hält wieder auf den Planeten zu«, meldete Spock, der sich gerade von seiner Station wegdrehte und in Kirks Richtung sah. »Seine Flugbahn deutet nicht auf eine Standardkreisbahn hin. Ich nehme an, er wird auf dem Planeten landen.«
Kirk drosch auf eine Armlehne ein. »Verdammt! Aber wenn er glaubt, dass ihm diese kleine Einlage etwas nützt, hat er sich geschnitten. Impulskraft, Mr. Sulu.«
»Impulskraft ein«, bestätigte Sulu. Er war schon im Begriff, die nötigen Einstellungen an der Konsole durchzuführen. Das Schiff schien erleichtert aufzuseufzen, als es die Warpgeschwindigkeit verließ.
»Traktorstrahl aktivieren«, befahl Kirk.
Chekov machte Eingaben an seiner Konsole und schüttelte schließlich verblüfft den Kopf. »Negative Reaktion, Captain. Irgend etwas auf dem Planeten hebt die Wirkung des Strahls auf. Es ist eine Art anomales Gravitationsfeld.«
Kirk flog wie eine Sprungfeder aus dem Kommandosessel hoch. »Pille, Spock!«, befahl er. »Mitkommen!«
Kurz vor der Turbolifttür hielt er an und wandte sich zu seinem Chefingenieur um. »Scotty, übernehmen Sie das Kommando. Bringen Sie uns in eine Standardkreisbahn und bereiten Sie den Transporter vor, bis Sie Koordinaten von mir erhalten. Und schicken Sie eine Sicherheitseinheit runter. Geben Sie im Fährenhangar Bescheid, dass wir unverzüglich starten.«
»Aye, Sir«, bestätigte Scotty. Er ließ sich in den Kommandosessel sinken. »Bringen Sie uns in eine konstante Kreisbahn, Mr. Sulu. Ich sage der Sicherheitsabteilung inzwischen, dass sie eine kleine Willkommensparty für diese Halunken organisieren soll.«
»Start erfolgreich«, meldete Spock, als sie das Schiff mit der Fähre Ericksen verließen. Kirk, im Pilotensitz, musterte den Planeten zum ersten Mal durch eine Cockpitscheibe statt auf dem Bildschirm. Seine Farben wirkten so noch intensiver. In allen anderen Richtungen funkelten unzählige Sterne mit einer Intensität, die Bildschirme nur schwer einfangen konnten.
»Nähern uns Auk-rex' Schiff«, meldete Spock, der die Cockpitinstrumente überprüfte. »Es tritt gerade in die äußere Atmosphäre des Planeten ein. Wenn wir die tieferen Regionen erreicht haben, sind wir um einiges manövrierfähiger als sie.«
Kirk beugte sich im Pilotensitz vor und justierte die Antriebsregler des kleinen Schiffes auf Höchstgeschwindigkeit. Hinter sich hörte er, dass Dr. McCoy aufgeregt hin und her rutschte.
»Was ist denn los, Pille?«, frotzelte er. »Ich dachte, du wolltest alles hautnah erleben und deinem Piraten die Däumchen drücken.«
McCoy schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Jim«, murmelte er, »aber irgendwie kommt mir die ganze Sache komisch vor. Ich glaube, Auk-rex weiß mehr als wir.«
»In dieser Hinsicht muss ich dem Doktor recht geben«, sagte Spock.
Kirk blinzelte verblüfft. »Was? Sie stimmen den vagen Gefühlen eines Menschen zu, Spock?«
»Nicht irgendwelchen vagen Gefühlen«, sagte Spock korrigierend. »Aber da ich keine Möglichkeit hatte, den Planeten vollständig zu untersuchen, kann ich eventuelle Überraschungen nicht ausschließen.«
»Er gehört zur Klasse M«, sagte Kirk. »Das sieht man doch sogar von hier aus.«
»Einverstanden«, sagte Spock. »Aber trotzdem hätte ich ihn gern in seiner Gänze untersucht.«
»Können Sie die Untersuchungen nicht weiterführen, ohne dass wir seine Spur verlieren?«
»Negativ, Captain«, lautete Spocks Antwort. »Die Erfolgschancen unseres Plans sind sehr hoch – solange sich keine unvorhergesehenen Überraschungen ergeben.«
»So was hab' ich am liebsten«, murmelte McCoy.
»Scott an Fähre«, kam die Stimme des Chefingenieurs aus dem Interkom.
Kirk betätigte einen Schalter. »Was ist los, Scotty?«
»Ich möchte Sie zwar nicht beunruhigen, Sir«, sagte Scotty, »aber in der planetaren Kreisbahn halten sich mindestens sechs Schiffe auf. Drei davon lösen sich aus dem Orbit, aber wir wissen nicht, ob sie das Piratenschiff oder uns abfangen wollen.«
»Was?«, schrie Kirk. »Was sind das für Schiffe?«
»Ist momentan nicht feststellbar. Sie waren bei unserer Ankunft hinter dem Planeten stationiert. Diese Welt scheint recht gut besucht zu sein.« Scottys Stimme wurde von atmosphärischen Störungen überlagert.
»Atmosphäreneintritt«, meldete Spock. »Machen Sie sich auf Turbulenzen gefasst.«
Die Fähre wurde beim Eintritt in die Lufthülle heftig durchschüttelt. Kirk bemühte sich, das Geruckel durch einige Einstellungen an der Konsole zu kompensieren. Der Wind pfiff an der Hülle des Schiffes vorbei und machte das Sprechen zu einem sinnlosen Unterfangen. Die Reibungshitze machte sich im Innern der Kabine bemerkbar, und vor den Frontscheiben war das für Atmosphäreneintritte typische Glühen zu sehen. Was auch außerhalb der Lufthülle passierte, es verblasste und wurde unwichtig, denn sie drangen nun schrittweise in das Ökosystem des lebendigen Himmelskörpers vor.
Als die Wolken wenige Minuten später über ihnen lagen, kam Kirk sich wie auf einer Meereskreuzfahrt vor. In alle Richtungen erstreckte sich ein blaues Meer, das so klar war, dass man sogar die in seinen Tiefen wachsenden Pflanzen deutlich erkennen konnte.
Das Schiff tanzte einige Sekunden über den Wellen des Ozeans. »Wir müssten in einigen Sekunden Sichtkontakt zu Auk-rex' Schiff haben«, meldete Spock.
Aber Kirk hatte andere Probleme, über die er nachdenken musste. »Scotty? Scotty?« Er wollte die Enterprise erreichen, aber er bekam keine Antwort. Auch über seinen persönlichen Kommunikator war das Schiff nicht zu erreichen.
»Was geht hier vor?«, fragte er. »Der Eintritt in die Atmosphäre kann doch nicht die gesamte Kommunikation blockieren.«
»Wir haben Sichtkontakt zu Auk-rex' Schiff«, meldete Spock. Kirk und McCoy suchten den Horizont ab, konnten aber außer Wellen und Wasser nichts entdecken. Kirk erblickte nur eins: Irgend etwas bewegte sich in dem Seegras, das im Meer umherschwamm.
Als plötzlich ein Tentakel aus den Wellen hervorzuckte und den Versuch machte, das Schiff zu ergreifen, riss Kirk die Fähre blitzartig zur Seite. Schlagartig tauchte eine gigantische Molluske auf der Meeresoberfläche auf. Ihre Haut war rosa; sie sah in dem blauen Wasser wie ein riesiger Farbtupfer aus.
»Nettes Begrüßungskomitee«, bemerkte Kirk und brachte die Fähre in eine höhere Position. »Wir sind nicht so dicht über dem Wasser, wie es aussieht.«
»Meiner Meinung nach sind wir nah genug«, raunzte McCoy. »Gibt's denn kein Land auf diesem Planeten?«
»Es gibt Land, und wir bewegen uns sehr schnell darauf zu«, antwortete Spock.
Kirk bemerkte einen kleinen, sich bewegenden Punkt am Horizont. »Ich habe ihn. Er ist Steuerbord. Ich glaube, ich sehe auch Land.«
»Korrekt, Captain«, sagte Spock. »Wir bewegen uns auf die Landmasse zu, die wir für eine große Insel oder einen kleinen Kontinent gehalten haben. Wenn wir mehr Zeit haben, schlage ich vor, dass wir das hiesige Meeresleben studieren. Es bietet mit Sicherheit eine größere Anzahl an Arten als die Erde.«
»Wenn Sie uns heil wieder hier rausbringen«, sagte McCoy finster, »zahle ich Ihnen höchstpersönlich den Rückflug.«
Kirk versuchte es nochmals über seinen Kommunikator. »Kirk an Enterprise. Uhura, können Sie mich hören?« Dann machte er noch einen Versuch über die Funkanlage der Fähre. Er bekam keine Verbindung.
»Die Kommunikatoren sind immer noch gestört«, knurrte er. »Wie steht's mit den restlichen Systemen, Spock?«
»Die übrigen Systeme arbeiten einwandfrei«, erwiderte Spock, löste seinen Blick vom Cockpitfenster und musterte die Instrumentenkonsole. »Auk-rex hält auf einen Berg zu. Wollen Sie die Verfolgung fortsetzen?«
»Wir sind ihm bis hierhin gefolgt«, antwortete Kirk. »Jetzt führen wir es auch zu Ende. Schnappen wir ihn uns.«
Lieutenant Uhura wirbelte auf ihrem Sitz herum. »Wir haben noch immer keinen Kontakt zur Fähre, Mr. Scott.« In ihrer Stimme schwang Besorgnis mit. »Außerdem werden wir von einem der Schiffe in der Kreisbahn kontaktiert. – Es ist ein klingonisches Schiff.«
Scotty versteifte sich im Kommandosessel. »Sind seine Waffensysteme aktiviert?«
»Nein, Sir«, antwortete sie.
»Unsere Schirme sind noch aktiv«, meldete Chekov. »Wir können auf Befehl sofort Alarmstufe Rot geben.«
»Holen Sie das Schiff auf den Hauptschirm«, befahl Scotty.
Er hatte die Anweisung kaum gegeben, als das klingonische Kriegsschiff auch schon in voller Pracht auf dem Schirm erschien. Sein aggressives Äußeres wurde vom sanften Blau des Planeten untermalt.
»Was machen die fünf anderen Schiffe?«, fragte Scotty.
Sulu schüttelte den Kopf. »Eins hat mehrere Schüsse auf die Fähre und das Piratenschiff abgegeben. Aber die Atmosphäre oder irgend etwas anderes hat sie abgelenkt. Ich kann die anderen Schiffe nicht identifizieren – es sind wohl alles unterschiedliche Typen. Ich werde den Computer darauf ansetzen.«
»Schön«, sagte Scotty, obwohl er an der momentanen Lage nichts schön fand. Der Captain, der Erste Offizier und der Schiffsarzt waren außer Funkreichweite, und er musste sich die Kreisbahn mit einem Klingonen und diversen anderen Schiffen teilen.
»Legen Sie den klingonischen Kommandanten auf den Schirm«, ordnete er an.
Sofort erschien das Konterfei eines klingonischen Befehlshabers auf dem Bildschirm. Er war etwas älter und leicht untersetzt. Graues Haar hing in zotteligen Zöpfen bis auf seine Schultern hinab. Sein Gesicht war schmal und narbig, und er hatte eine spitze Patriziernase. Er trug den klingonentypischen Kampfanzug aus Leder und Metall, der sein Aussehen noch bedrohlicher machte.
»Ich bewundere Ihren Mut … Erdling-Captain«, sagte er schließlich, während er an der vor ihm befindlichen Konsole beschäftigt war.
Scotty blinzelte überrascht. »Mut? Was meinen Sie damit, mein Herr?«
»Bisher habe ich die Menschen für ein Haufen Feiglinge gehalten«, sagte der Klingone und gestikulierte mit den Armen, »aber was Sie geleistet haben, war großartig! Ich umkreise diesen Planeten schon seit vielen Jahren – ich weiß nicht, wie lange das in Ihrer Zeitrechnung ist –, aber ein solches Pflichtbewusstsein ist mir noch nie begegnet. Ich erweise den mutigen Männern, die die Flüchtlinge auf den Planeten verfolgen, meine Ehrerbietung. Mögen sie überleben, um sie einzufangen und öffentlich hinzurichten.«
»Danke«, sagte Scotty. »Ich werde es ihnen ausrichten, wenn sie wieder an Bord sind.«
»An Bord?«, fragte der Klingone verdattert. »Wo an Bord?«
»Auf unserem Schiff«, erwiderte Scotty.
Der Klingone brüllte vor Lachen, und zwar so laut, dass ihm die Tränen kamen. »Welch guter Witz!«, prustete er schließlich. »Sie rechnen doch nicht damit, sie je wiederzusehen? Das ist doch gerade das Mutige an Ihrer Tat: Dass Sie wissen, dass Sie nie wieder zurückkehren!«
»Nie wieder zurückkehren?«, wiederholte Scotty. Er hörte, dass Uhura, Sulu und Chekov das gleiche sagten.
»Sie müssen doch wissen, dass der Planet von einem undurchdringlichen Schirm umgeben ist, der nur eine Landung, aber keine Rückkehr erlaubt«, sagte der Klingone. »Sonst würden wir doch alle dort hinuntergehen und unsere Flüchtlinge hinrichten.«
»Ach so«, erwiderte Scotty und beugte sich vor. »Sagen Sie mal … Ist dies der Planet Zuflucht?«
»Aber natürlich! Was haben Sie denn gedacht? Der Abschaum, der hier in der Kreisbahn lauert – das sind Kopfgeldjäger. Sie und ich sind hier die einzigen Repräsentanten einer staatlichen Macht. Mein Auftrag besteht darin, klingonische Kriminelle daran zu hindern, den Planeten Zuflucht zu erreichen. Deswegen werde ich die Feindseligkeiten zwischen unseren Völkern im Augenblick ignorieren. – Wollen Sie auch in eine Kreisbahn gehen, um Kriminelle daran zu hindern, hier zu landen?«
»Wir warten auf Befehle«, antwortete Scotty, der sich bemühte, nicht noch unwissender zu wirken, als er sich schon gezeigt hatte. »Wir stellen Ermittlungen an. Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass niemand den Planeten verlassen kann?«
»Niemand«, sagte der Klingone mitfühlend. »Aus diesem Grund hoffe ich, dass Ihr Einsatzkommando erfolgreich ist und dem Abschaum eine Lehre erteilt. Wenn nicht, haben Sie es sinnlos verloren.«
Captain Kirk beugte sich in seinem Sitz vor. Adrenalin strömte durch seinen Körper, als er ein scheibenähnliches Schiff zwischen grünen Hügeln und hohen Bergspitzen verschwinden sah. Die Flüchtlinge setzten alles auf eine Karte. Er vernahm ein lautes Schlucken und drehte sich zu McCoy um. Dieser sah ziemlich blass aus und hielt sich die Augen zu. Kirks Hände krampften sich um das Kontrollpult. Er hatte das Schiff lichtjahreweit verfolgt, aber all das war nichts im Vergleich zu der Verfolgungsjagd über das zackige Gelände.
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