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Kann das Dominion aufgehalten werden?
Captain Picard verfolt mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe den Plan, das beinahe fertiggestellte künstliche Wurmloch des Dominion zu zerstören. Dabei wagen sie sich tief in cardassianisches Gebiet vor. Die Enterprise unter dem Kommando von Will Riker soll ihnen zu Hilfe kommen, doch das Schiff liegt beschädigt im Raumdock. Jean-Luc Picard ist gezwungen, sein waghalsiges Unternehmen ohne Unterstützung in Angriff zu nehmen. Doch dann muss er entdecken, dass ein Gestaltwandler seine Crew infiltriert hat ...
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Seitenzahl: 355
Veröffentlichungsjahr: 2014
Captain Picard leitet eine streng geheime Mission, die ihn und seine bunt zusammengewürfelte Crew tief ins Territorium der Cardassianer führt. Sie verfolgen den wahnwitzigen Plan, das fast fertig gestellte künstliche Wurmloch des Dominion zu zerstören und so die Invasion einer gigantischen Kriegsflotte zu verhindern.
Die Enterprise unter dem Kommando von Will Riker soll ihnen zu Hilfe kommen, aber das Starfleet-Raumschiff liegt beschädigt im Raumdock einer Starbase. Jean-Luc Picard ist gezwungen, sein waghalsiges Unternehmen ohne Unterstützung in Angriff zu nehmen. Doch dann muss er entdecken, dass ein Gestaltwandler seine Crew infiltriert hat …
JOHN VORNHOLT
STERNENTUNNEL
Star Trek™
The Next Generation
Der Dominion-Krieg 3
Sam Lavelle betrat die Brücke der Träne des Friedens und konnte kaum fassen, dass er einen großen cardassianischen Antimaterie-Tanker gegen einen kleinen, einfachen bajoranischen Transporter eingetauscht hatte. Bei diesem besonderen Handel hatte er zweifellos den Kürzeren gezogen, vor allem deshalb, weil er mit einer Rückkehr in die Freiheit gerechnet hatte. Lavelles letzte Reise bot ein Musterbeispiel für Murphys Gesetz, nach dem alles schief ging, was schief gehen konnte. Und bei diesem Flug deutete alles darauf hin, dass er vom Regen in die Traufe geraten würde.
Im engen Kontrollraum gab es einen sonderbaren Bildschirm, gesäumt von bajoranischen Schriftzeichen. Es gelang Sam, zwei Sprüche zu übersetzen: »Der Fromme wird den Himmelstempel betreten« und »Die Kai hält Bajors Laterne«. Auch ohne diese Plattitüden schimmerten die Sterne verlockend im Projektionsfeld und weckten in Lavelle den Wunsch, endlich heimzukehren.
Aber er wusste, dass es keine Flucht vor dem Krieg gab. Es konnte erst dann Friede herrschen, wenn das Dominion in seinen Teil der Galaxis zurückgetrieben war.
Die schlanke Bajoranerin Ro Laren saß an den Navigationskontrollen. Captain Picard und Geordi LaForge sahen mit Nasenknorpel und Ohrring wie Bajoraner aus, aber bei Ro Laren täuschte dieser äußere Eindruck nicht. An Bord der Enterprise hatte Sam Geschichten von ihr gehört, doch er war ihr nur einmal im Gesellschaftsraum Zehn-Vorne begegnet, kurz vor ihrer verhängnisvollen Mission, die eine Infiltration des Maquis vorsah. Jetzt führte sie als Captain das Kommando über den bajoranischen Transporter.
»Ich bin gekommen, um Sie abzulösen, Captain«, sagte Sam leise.
»Danke.« Ro Laren stand auf und streckte sich wie eine gertenschlanke Löwin, schüttelte dabei ihr kurzes, dunkelbraunes Haar. Sie trug eine eng anliegende bajoranische Uniform, die ihre gute Figur betonte, und Sam sah länger hin, als es der Takt erlaubte. Ro bemerkte, wie er sie anstarrte, und sie bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. Sam wusste, dass er sich hätte abwenden sollen, aber es war ziemlich lange her, seit er zum letzten Mal eine so attraktive Frau gesehen hatte. Alles in ihm drängte danach, den Anblick zu genießen.
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte er und lächelte verlegen. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ein wenig Freiheit kann mit einem Mann die seltsamsten Dinge anstellen.«
Der Unmut verschwand aus Ros Gesicht, wich Anteilnahme. »Wie lange waren Sie Gefangener des Dominion?«
»Etwa zwei Monate, schätze ich«, antwortete Sam. »Es ist deshalb schwer zu sagen, weil uns nur bei der Arbeit, bei der Konstruktion des verdammten Verteron-Beschleunigers, Chronometer zur Verfügung standen. Und ihre Anzeigen beschränkten sich allein auf die Dauer der jeweiligen Schicht. Wir blieben von den Frauen getrennt. Gelegentlich habe ich welche an Bord der Transporter gesehen, aber damit hatte es sich auch schon.«
»Ich kenne die Cardassianer – es muss schlimm gewesen sein.«
Sam nickte langsam. »Ja, es war schlimm, und viele gute Leute müssen noch immer Zwangsarbeit leisten. Ich wünschte, wir könnten ihnen irgendwie helfen.«
»Gibt es keine Möglichkeit zur Massenflucht?«
»Nein«, erwiderte Sam niedergeschlagen. »Der Komplex mit den Unterkünften der Gefangenen befindet sich in der Nähe des Beschleunigers, aber die einzelnen Quartierskapseln sind isoliert. Wir hatten Glück – unter normalen Umständen bekommen die Zwangsarbeiter keine Gelegenheit, ein Raumschiff zu übernehmen. Wann auch immer Ihre Aktion stattfinden soll – Tausende von Gefangenen werden bei der Arbeit sein, und die Zerstörung des Beschleunigers bedeutet ihren Tod.«
Ro verschränkte die Arme und rümpfte die Nase. »Genau darauf habe ich Captain Picard hingewiesen. Aus Ihrem Mund klingt es noch viel schlimmer, weil Sie selbst dort gewesen sind.«
»Ja, ich bin dort gewesen, und ich begreife einfach nicht, wieso ich zurückkehre. Ich habe mir meine Flucht nicht unbedingt so vorgestellt. Freiwillig jenen Ort aufzusuchen, an dem ich gefangenen gewesen bin …« Sam schauderte, nahm im Navigationssessel Platz und blickte auf unvertraute Instrumente.
»Captain Picard hätte Ihnen sicher gestattet, nicht an diesem Einsatz teilzunehmen, wenn es eine solche Möglichkeit gäbe«, sagte Ro. »Aber wir haben nur dieses eine Schiff und können niemanden zurücklassen.«
Sam gab ein Geräusch von sich, das nach einer Mischung aus Schnaufen und Lachen klang. »Ja, Ihr Sabotagetrupp ist ziemlich knapp an Personal, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten.«
»Wir hatten eine ganze Crew und mehr als nur einen Torpedo. Aber wir verloren fünf Torpedos, als wir uns einen Weg durch die Grenzpatrouille des Dominion kämpften. Anschließend wurde wir von Piraten in den Badlands entführt, und dann übernahmen Romulaner die Kontrolle über unser Schiff …«
»Piraten und Romulaner?«, fragte Sam mit jungenhafter Neugier. Das Lächeln verschwand von seinen Lippen, als er Ros Betroffenheit angesichts der geschilderten Ereignisse sah. »Es tut mir leid, dass Sie viele gute Leute verloren haben, aber in Hinsicht auf den Tod bin ich gewissermaßen ausgebrannt. Ich kann nicht einmal darüber nachdenken, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ja, ich verstehe Sie«, sagte Ro und starrte aufs Deck. »Die Enterprise soll uns heimbringen. Vorausgesetzt, wir benachrichtigen sie mit einer Subraumbake.«
»Wie schnell könnte sie hier sein?«
»Das ist eine gute Frage.« Die Bajoranerin trat neben Lavelle und deutete auf die Konsole. »Sie sollten die Belastung der Außenhülle im Auge behalten – da drüben.«
»In Ordnung, danke.« Sam betrachtete die Anzeigen und stellte fest, dass die präsentierten Daten ein klares, leicht verständliches Bild der Situation beschrieben. Es waren nicht annähernd so komplexe Kontrollen wie an Bord des Antimaterie-Tankers. Er versuchte, sich auf seine Pflichten zu konzentrieren, doch die Nähe der Bajoranerin brachte Erinnerungen und Emotionen zurück, die er ohne großen Erfolg zu verdrängen versucht hatte.
»Ich hatte einmal eine gute Freundin, die von Bajor stammte. Sito Jaxa hieß sie.« Sam lächelte wehmütig. »Ihr Tod war der erste Verlust, mit dem ich bei Starfleet fertig werden musste, und er traf mich ziemlich schwer. Cardassianer brachten sie um, und dadurch begann der Krieg für mich schon einige Jahre früher. Ich wollte mich unbedingt rächen.«
»Ich habe Sitos berufliche Laufbahn verfolgt«, sagte Ro. »Aber ich bekam nie die Chance, sie persönlich kennenzulernen. Ich glaube, ich war mit der taktischen Ausbildung beschäftigt, als Sito und ihre Freunde zur Besatzung der Enterprise gehörten.«
Sam lachte leise. »Man kam gar nicht umhin, ihre Karriere im Auge zu behalten. Sie steckte voller Elan und brachte sich an der Akademie immer wieder in Schwierigkeiten.«
»Zusammen mit Wesley Crusher«, sagte Ro und schmunzelte.
Sam musterte die hinreißend aussehende Bajoranerin, während sie einen unerwarteten Augenblick der Nostalgie teilten. Wirklich schade, dass seine Lebenserwartung so gering war – andernfalls hätte er vielleicht beschlossen, bei Ro einen Annäherungsversuch zu unternehmen. Nun, es herrschte Krieg, und in solchen Zeiten konnte praktisch alles geschehen.
Er konzentrierte sich wieder auf die Arbeit und rejustierte den Bildschirm. Eine noch immer recht weit entfernte braune und magentafarbene Wolke wurde sichtbar. Blitze flackerten in ihren dunstigen Tiefen, und dadurch bekam die Wolke ein sonderbar fröhlich wirkendes Leuchten – sie glühte wie ein surrealer Adventskranz.
»Die Badlands«, sagte Sam. »Sind sie wirklich so schlimm?«
»Sogar noch schlimmer«, erwiderte Ro. »Ich würde lieber nicht dorthin zurückfliegen. Aber leider gibt es hier keine andere Versteckmöglichkeit.«
»Falls es Sie tröstet: Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum künstlichen Wurmloch. Allerdings wird es von einer ganzen Flotte bewacht und ist zehn Kilometer lang.«
»Das habe ich gehört«, entgegnete Ro ernst.
Sie vernahmen Schritte, und Sam drehte sich um – Captain Picard kam auf die kleine Brücke. Mit den Nasenknorpeln, dem bajoranischen Ohrring und den weißen Haarbüscheln sah er seltsam aus. Doch Stimme, Haltung und Auftreten ließen keinen Zweifel daran, wer die Mission leitete. Sam versteifte sich unwillkürlich im Sessel und richtete den Blick wieder auf die Anzeigen.
»Status?«, fragte Picard und blickte dabei auf den elektronischen Datenblock, den er mitgebracht hatte.
»Wir erreichen die Badlands in einer Stunde«, meldete Sam. »Bisher keine Anzeichen für feindliche Schiffe.«
»Danke, Lieutenant. Ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen zu sagen, wie sehr ich mich über das Wiedersehen freue. Ich bedauere allerdings, dass es unter solchen Umständen stattfinden muss.«
»Mir geht es ebenso, Sir.«
»Ich habe mit Ihrer Crew gesprochen«, sagte der Captain ernst. »Mir ist klar, dass wir Ihren Fluchtversuch ruiniert haben. Das tut mir leid. Sie wollten bestimmt weiter kommen als nur bis zu den Badlands …«
»Eigentlich habe ich gar nicht mit einem Erfolg des Fluchtversuchs gerechnet«, erwiderte Sam offen. »Ich wollte nur wie ein Starfleet-Offizier sterben, nicht als Sklave. Ich möchte nicht zu jenem Ort zurück – und ich bezweifle, dass diese Mission erfolgreich sein wird –, aber vermutlich bekomme ich die Chance, als Starfleet-Offizier zu sterben.«
Der Captain presste die Lippen zusammen. »Ich wünschte, es gäbe eine Alternative, aber das ist leider nicht der Fall. Wir dürfen nicht zulassen, dass das Dominion die Konstruktion des künstlichen Wurmlochs beendet und Gebrauch davon macht.«
»Ich weiß, Sir«, sagte Sam. »Der gleiche Gedanke ging mir jeden Tag durch den Kopf, während wir den Beschleuniger bauten.«
Picard blickte erneut auf den Datenblock und sah sich dann um – offenbar wollte er feststellen, ob sie allein waren. »Ich brauche eine ehrliche Einschätzung der einzelnen Mitglieder Ihrer Crew. Sie wissen, was uns bevorsteht: eine wichtige und sehr riskante Sabotagemission.«
Sam runzelte nachdenklich die Stirn. »Das einzige Crewmitglied, das ich wirklich kenne, ist Taurik, und ihm würde ich ohne zu zögern mein Leben anvertrauen. Was Woil, Shonsui, Horik und Maserelli betrifft … Sie sind Starfleet-Offiziere und daran gewöhnt, in gefährlichen Situationen zurechtzukommen. Allerdings haben sie ziemlich viel hinter sich und könnten dadurch kurz vor einem Kollaps stehen. Aber dies trifft auf uns alle zu, mit Ausnahme von Taurik. Während der Gefangenschaft habe ich mir oft gewünscht, Vulkanier zu sein.«
»Und ich wünschte mir häufig die Eigenschaften eines gewissen Androiden«, sagte Picard und lächelte schief. »Was ist mit dem Wissenschaftler namens Enrak Grof?«
Sam überlegte und versuchte, sich seine Skepsis nicht anmerken zu lassen. »Zu Anfang habe ich ihn für einen Verräter und Kollaborateur gehalten, und zwar für einen von der besonders unangenehmen Sorte. Aber er hat nicht versucht, unseren Fluchtversuch zu vereiteln, was darauf hindeutet, dass er auf unserer Seite steht. Er wird Sie bestimmt darauf hinweisen, dass es ihm bei der ganzen Sache hauptsächlich um Wissenschaft und Ruhm geht. Grof kennt das künstliche Wurmloch in- und auswendig; er war maßgeblich an der Entwicklung beteiligt.«
»Das hat er mir gesagt«, bestätigte Picard. »Und die anderen – Sie eingeschlossen – wissen nichts von der Funktionsweise des künstlichen Wurmlochs?«
»Nein«, antwortete Sam. »Taurik kennt einen Teil der Theorie, aber wir wurden nur für einfache, manuelle Arbeit eingesetzt. Wir befolgten Anweisungen, weiter nichts. Grof hingegen arbeitete mit den Vorta-Ingenieuren zusammen und war sogar mit dem zuständigen Gründer vertraut.«
»Sie haben einen Gründer gesehen?«, fragte Picard interessiert.
»Einmal, als ich das Kommando über den Tanker bekam.« Sam lächelte voller Nostalgie. »Um ganz ehrlich zu sein, Captain … Ich erinnere mich vor allem an das Essen, das ich bei jener Gelegenheit genießen durfte. Es war die erste vernünftige Mahlzeit seit Wochen.«
Captain Picard lächelte ebenfalls. »Ich weiß, dass Sie eine sehr schwere Zeit hinter sich haben, und ich würde Ihnen gern weitere Belastungen ersparen. Aber Sie kennen unsere Situation.«
»Nein, eigentlich nicht«, widersprach Sam. »Taurik und ich gerieten früh in Gefangenschaft, bei der Verteidigung der äußeren Kolonien. Ob Sie's glauben oder nicht: Wir haben uns damals freiwillig gemeldet. Nun, uns kamen Gerüchte zu Ohren … Wenn dieses Schiff einen Hinweis darauf bietet, was Starfleet noch zur Verfügung steht, so dürften wir uns in einer sehr schwierigen Lage befinden.«
Der Captain wurde wieder ernst, als er erklärte: »Wenn es dem Dominion gelingt, Verstärkung aus dem Gamma-Quadranten heranzuführen – entweder durchs bajoranische Wurmloch, nach gelungener Neutralisierung der dortigen Minen, oder durch den künstlichen Dimensionstunnel –, so wird aus einer schwierigen Lage eine verzweifelte. Wir wussten nicht einmal etwas vom künstlichen Wurmloch; davon erfuhren wir erst durch die Begegnung mit Ro. Wir mussten zunächst einmal Informationen sammeln, und das ist einer der Gründe für den Einsatz dieses Schiffes. Inzwischen wissen wir, dass tatsächlich ein künstliches Wurmloch konstruiert wird, und deshalb müssen wir jetzt den nächsten Schritt unternehmen.«
So wie Picard es sagte, konnte Sam fast glauben, dass ein Erfolg wirklich möglich war. Er versuchte nicht daran zu denken, wie wenige Ressourcen ihnen zur Verfügung standen, auch wenn die Enterprise irgendwo dort draußen wartete. Diese Leute haben keine Ahnung, womit sie es zu tun haben.
Einige Sekunden lang herrschte von Unbehagen geprägtes Schweigen – sowohl Picard als auch Sam verzichteten darauf, ihre Besorgnis in Worte zu kleiden. Dann deaktivierte der Captain den elektronischen Datenblock und legte ihn auf eine nahe Konsole. »Ich schätze, wir müssen uns auf die derzeitige Crew verlassen, trotz aller Vorbehalte. Ich spreche jetzt mit dem Romulaner.«
Sam blinzelte. »Romulaner? Wir haben einen Romulaner an Bord?«
»Einen verwundeten«, sagte Picard. »Er verlor einen Arm, als wir dieses Schiff wieder unter unsere Kontrolle brachten, und derzeit erholt er sich im Quartier des Captains. So viele Verletzte habe ich nicht erwartet – andernfalls hätte ich Dr. Crusher mitgenommen.«
»Gehört Alyssa Ogawa noch immer zur Besatzung der Enterprise?«, fragte Sam zögernd.
Picard lächelte. »Ja, wir haben es geschafft, Ogawa an Bord zu behalten. Sie ist jetzt Oberschwester in der Krankenstation – in Kriegszeiten ein sehr schwerer Job. Sind Sie mit den bajoranischen Navigationskontrollen vertraut, Lieutenant?«
»Ja, Sir. Ich wende mich an Sie, sobald sich Fragen ergeben.«
»Gut. Ro, würden Sie mich bitte begleiten?«
»Ja, Sir.«
Sam beobachtete, wie Ro und Picard die Brücke verließen. Sie waren aus dem gleichen Holz geschnitzt: äußerlich ruhig und beherrscht, innerlich aber zu jedem Risiko bereit. Mein Leben liegt jetzt in den Händen dieser beiden Personen. Er hätte den Gehorsam verweigert, wenn von jemand anders der Befehl gekommen wäre, zum monströsen Verteron-Beschleuniger und den Sklavenpferchen zurückzukehren. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, als Captain Picard zu folgen. Wenn jemand dafür sorgen konnte, dass er den Wahnsinn dieses Kriegs lebend überstand, so war er es.
Captain Picard ging die Wendeltreppe zum unteren Deck der Träne des Friedens hinab und fragte sich, was er mit dem Romulaner anstellen sollte. Manche Leute hätten es sicher für praktisch gehalten, ihn auf der Stelle hinzurichten – zweifellos verdiente er den Tod –, aber von solchen Maßnahmen hielt Picard nichts. Eigentlich hatte der Romulaner die gleichen Absichten verfolgt wie sie: Es war ihm darum gegangen, Informationen über das künstliche Wurmloch zu sammeln. Allerdings unterschieden sich seine Methoden von denen Picards. Er und seine Gefährten hatten mehr als zehn Personen getötet, um die Träne des Friedens zu übernehmen.
Picard drehte sich zu Ro Laren um, die hinter ihm ging. Entschlossenheit zeigte sich in ihrem kantigen Gesicht. Er fragte sich, ob sie es für möglich hielt, das künstliche Wurmloch zu zerstören und diese ganze Angelegenheit lebend zu überstehen. Aber konnte sie ihm etwas sagen, das er nicht schon wusste? Sie befanden sich hinter den feindlichen Linien, und die Konfrontation mit einem übermächtigen Gegner stand bevor. Ein Zurück gab es jetzt nicht mehr.
Ro lächelte, als sie die Besorgnis in Picards Gesicht bemerkte. »Schon gut, Captain. Ich habe längst den Traum aufgegeben, alt zu werden und die Starfleet-Pension zu genießen.«
»Ich glaube, derzeit gibt es kaum jemanden, der seine Pension genießt«, erwiderte der Captain.
Eilige Schritte näherten sich, und eine untersetzte Gestalt kam aus der Offiziersmesse, versperrte Picard und Ro den Weg. Der Mann hatte buschige Brauen und einen dichten Bart. Braune Flecken zeigten sich an Stirn, Schläfen und Hals, schienen die Haut durchdringen und kleine Hügel formen zu wollen.
Enrak Grof schnitt eine finstere Miene. »Captain, angeblich bestehen Sie darauf, dass wir alle an dieser verrückten Mission teilnehmen, die zur Zerstörung des künstlichen Wurmlochs führen soll! Ich verstehe, warum Sie und Ihre Crew eine Sabotage für möglich halten, aber mich dürfen Sie dabei nicht mitnehmen. Außer mir gibt es keine andere Person in der Föderation, die über die neue Technik Bescheid weiß. Nur ich bin in der Lage, erneut ein künstliches Wurmloch zu konstruieren. Daher ist es von höchster Bedeutung, dass Sie mich unverzüglich zum Hauptquartier von Starfleet zurückschicken!«
Der Captain versuchte, nicht mit den Zähnen zu knirschen. »Glauben Sie mir, Professor, ich würde Sie gern zum Starfleet-Hauptquartier zurückschicken, aber ich habe nur dieses Schiff und die Leute an Bord. Sie sind tatsächlich die einzige Person, die sich mit der Technik des künstlichen Wurmlochs auskennt, und dadurch werden Sie zum wichtigsten Mitglied unserer Gruppe.«
»Dem kann ich nicht widersprechen«, schnappte Grof, »aber die Informationen in meinem Kopf dürfen nicht mit mir sterben. Sie müssen einen Weg finden, sie für Starfleet zu erhalten!«
Als Picard die Fäuste ballte und nach den richtigen Worten für eine Antwort suchte, trat Ro einen Schritt vor. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, Ihre Informationen zu übermitteln und Sie gleichzeitig bei uns zu behalten. Wären Sie mit einer solchen Lösung des Problems zufrieden?«
»Wie wollen Sie dabei vorgehen, wenn dies Ihr einziges Schiff ist?«, fragte Grof skeptisch.
»Ich weiß es noch nicht«, entgegnete Ro. »Aber sobald wir in den Badlands sind, ergibt sich vielleicht die eine oder andere Chance. Wir sollten uns alle Möglichkeiten offen lassen, um Ihr Wissen in Sicherheit zu bringen. Ich schlage vor, in der Zwischenzeit zeichnen Sie Ihre Daten an der wissenschaftlichen Station auf.«
Der Trill nickte nachdenklich. »Ja, ich glaube, Sie haben recht. Wenn es zu einem Unfall käme … Eine gute Idee. Wie lautet Ihr Name?«
»Ich bin Ro Laren, Captain dieses Schiffes.«
»Nun, Captain Ro, ich weiß Ihr Bestreben zu schätzen, auf meine Wünsche einzugehen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass die neue Technik eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Galaxis spielt.«
Enrak Grof wandte seine Aufmerksamkeit widerstrebend von der schönen Bajoranerin ab und sah Captain Picard an. Dabei fiel erneut ein Schatten auf seine Züge. »Captain, Sie verstehen die Wichtigkeit der Situation nicht so gut wie Captain Ro. Sie wollen die größte Erfindung unserer Zeit zerstören, aber ich werde nicht zulassen, dass auch das entsprechende Wissen vernichtet wird.«
»Wir finden einen Weg, es zu bewahren«, versprach Picard.
»Das rate ich Ihnen dringend.« Der Trill stapfte zur Wendeltreppe und ging zur Brücke hoch.
Captain Picard sah ihm nach und senkte die Stimme. »Ein unausstehlicher Bursche.«
»Ich kenne Leute wie ihn«, sagte Ro. »Vielleicht brauchen wir ihn nicht, wenn seine Aufzeichnungen detailliert genug sind.«
Picard nickte und verzog dann das Gesicht. »Wie dem auch sei: Wir haben nicht nur ihn an Bord, sondern auch einen Romulaner, der zum Mörder geworden ist, und einige ehemalige Gefangene, die nicht im Dienst sein sollten, sondern in der Krankenstation.«
Ro lächelte. »Auf diese Weise bildeten wir beim Maquis Besatzungen – wir nahmen, wer zur Verfügung stand. Manchmal klappt es.«
»Ich bin froh, dass Sie bei uns sind«, sagte Picard dankbar. »So, und nun besuchen wir unseren Gefangenen.«
Er führte Ro zum Quartier des Captains, der einzigen privaten Kabine an Bord des Schiffes. Als ziviler Transporter verfügte die Träne des Friedens nicht über eine Arrestzelle oder interne Kraftfelder. Deshalb hatten sie die Unterkunft des Captains vorübergehend in ein Gefangenenquartier verwandelt, mit nur einer Matratze als Mobiliar. Einem cardassianischen Gefangenen war die Flucht gelungen, doch der Romulaner war bisher recht fügsam gewesen. Vielleicht lag es daran, dass er einen Arm und ziemlich viel Blut verloren hatte – er musste sehr geschwächt sein.
Trotzdem zog Ro sicherheitshalber ihren bajoranischen Phaser, als sie sich der Tür näherten. Geordi LaForge hatte die Schaltkreise modifiziert, so dass sich das Schott nicht mehr von innen öffnen ließ, und inzwischen war der Romulaner seit einigen Stunden allein. Unter solchen Umständen sollte man besser auf alles gefasst sein – auf einen toten Gefangenen ebenso wie auf einen, der zum Berserker wurde.
Captain Picard nickte Ro zu, als er das Sensorfeld an der Wand berührte. Die Tür glitt zur Seite, und zwar recht langsam – der Wutanfall des Cardassianers schien sie beschädigt zu haben. Beruhigend wirkendes rotes und türkisfarbenes Licht glühte in der Kabine, die völlig leer war, von dem Schlafenden auf der Matratze abgesehen.
Die Gestalt bewegte sich, als Picard und seine Begleiterin eintraten. Ro blieb an der Tür stehen, die Waffe schussbereit in der Hand, und Picard trat vor. Der Romulaner rollte herum und griff dabei nach dem verbundenen Armstummel. Während er dort hilflos lag, wirkte er jünger als zuvor; Picard schätzte sein Alter auf das terranische Äquivalent von Anfang dreißig. Allerdings wusste der Captain, dass der Eindruck bei Angehörigen so langlebiger Völker täuschen konnte.
Der Gefangene sah ohne Hass oder Furcht zu ihm auf. Nur Resignation zeigte sich in seinem Gesicht.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Picard.
Der Romulaner seufzte. »Ich fühle mich sehr schwach. Und ich schäme mich wegen meiner Gefangennahme. Vermutlich sind Sie gekommen, um mich hinzurichten.«
»Führen Sie uns nicht in Versuchung«, sagte Ro.
Picard presste kurz die Lippen zusammen. »Ich begreife noch immer nicht, warum Sie so viele Besatzungsmitglieder umbringen und mein Schiff entführen mussten, nur um Shek und Rolf zu entkommen.«
»Sie kennen den Ferengi und seinen orionischen Schergen nicht«, erwiderte der Romulaner. »Wir hätten alles versucht, um ihnen zu entkommen, selbst wenn unsere Mission nicht schon fast zu Ende gewesen wäre. Der Zufall brachte Sie zu uns, und wir befürchteten, es würde keine andere Chance zur Flucht für uns geben. Außerdem bezweifle ich, dass Sie bereit gewesen wären, uns Ihr Schiff freiwillig zu überlassen.«
»Nun, das vielleicht nicht«, räumte Picard ein. »Aber auf eine entsprechende Bitte hin hätten wir Sie mitgenommen. Wie heißen Sie?«
»Nennen Sie mich Hasmek, wenn Sie einen Namen für Ihre Berichte brauchen. Ich lehne es ab, mich von Ihnen verhören zu lassen.«
»Wir wissen bereits alles über Ihre Mission«, warf Ro ein. »Sie haben darüber gesprochen, als Sie unter der Wirkung des Schocks standen. Sie und Ihre Komplizen schlossen sich den Piraten an, um in die Nähe des künstlichen Wurmlochs zu gelangen. Sobald Sie sicher sein konnten, dass es wirklich existiert, wollten Sie Ihren Vorgesetzten empfehlen, die Neutralität aufzugeben und zum Verbündeten des Dominion zu werden. Habe ich irgendetwas ausgelassen?«
Hasmek lächelte spöttisch. »Sie haben nicht erwähnt, dass ich auch Ihre Mission kenne. Sie wollen das künstliche Wurmloch zerstören. Ich weiß, dass man in der Föderation des öfteren Hirngespinsten nachjagt, aber haben Sie auch nur den Hauch einer Ahnung, wie absurd Ihre Absichten sind?«
»Uns bleibt keine Wahl«, sagte Picard. »Derzeit stehen wir vor einem ganz anderen Problem. Es lautet: Was fangen wir mit Ihnen an?«
Der Romulaner setzte sich auf und schnitt dabei eine Grimasse. »Soll das heißen, Sie haben noch nicht beschlossen, mich zu töten?«
»So etwas entspricht nicht den Angewohnheiten von Starfleet«, erwiderte Picard.
»Allerdings gehören nicht alle von uns zu Starfleet«, sagte Ro und hob ihren Strahler.
»Sie sind Bajoranerin und sollten daher ebenso neutral sein wie wir«, meinte Hasmek. »Oder tragen Sie eine Maske?«
Ro schüttelte voller Abscheu den Kopf. »Mit ihm kommen wir nicht weiter. Ich schlage vor, wir setzen ihn irgendwo in den Badlands aus, an einem Ort, wo man ihn nie findet.«
Die Miene des Romulaners verfinsterte sich. »Ja, setzen Sie mich ruhig irgendwo aus, damit ich verhungere – das ist Ihre berühmte ›menschliche‹ Art und Weise. Wenn Sie mich nicht hinrichten, werde ich einen Fluchtversuch unternehmen und Sie zwingen, mich zu erschießen.«
»Ich frage mich, was das Dominion mit einem romulanischen Spion anstellen würde«, ließ sich Ro vernehmen.
»Wahrscheinlich würde man mit ihm auf die gleiche Weise verfahren wie mit einem Spion aus der Föderation«, antwortete Hasmek. »Und dabei hätte man nicht annähernd so viele Bedenken wie Sie.«
»Wir können nicht riskieren, dass ihn das Dominion lebend findet, und das weiß er«, sagte Picard. »Vielleicht sollten wir ihn den Piraten übergeben. Falls es uns gelänge, Shek und Rolf zu lokalisieren …«
Der Romulaner schob das Kinn vor und wirkte plötzlich sehr arrogant. »Das liefe praktisch auf eine Exekution hinaus, und zwar für uns alle.«
Captain Picard hörte Schritte im Korridor und drehte den Kopf. Der Vulkanier Taurik erreichte das Quartier und trat ein. Selbst im matten Licht bemerkte Picard die große Ähnlichkeit zwischen Vulkanier und Romulaner. Sie schienen ungefähr im gleichen Alter zu sein, und beide hatten glattes schwarzes Haar, das nach den Abenteuern im cardassianischen Raum länger war als üblich.
Es verblüffte Hasmek zunächst, fast so etwas wie ein Gestalt gewordenes Spiegelbild zu sehen. Dann sank er auf die Matratze zurück. »Ein vulkanischer Lakai.«
»Captain«, sagte Taurik ruhig, »wir wollten vermeiden, die Crew durch eine Interkom-Meldung zu beunruhigen: Sam hat ein Schiff entdeckt. Vielleicht verfolgt es uns.«
»Was für eine Art von Schiff?«, fragte Picard.
»Offenbar ein cardassianisches.«
Captain Picard ließ den Atem so entweichen, als hätte sich ihm eine Faust in die Magengrube gebohrt. Mit dem Hinweis auf die bajoranische Neutralität war es ihnen bisher gelungen, Jem'Hadar- und Vorta-Wächter zu passieren. Aber die Cardassianer konnten nicht der Versuchung widerstehen, Bajoraner bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu schikanieren.
»Ich kümmere mich darum.« Ro schob sich an Taurik vorbei und eilte in Richtung Brücke, gefolgt vom Vulkanier. Picard blieb allein in der Kabine mit dem Gefangenen zurück und wandte sich wieder Hasmek zu.
»Die Cardassianer haben nicht die geringsten Skrupel, wenn es darum geht, Spione zu foltern und auf besonders grausame Weise umzubringen«, sagte der Romulaner.
»Ich weiß«, erwiderte Picard ernst.
Picard blieb im Quartier des Captains und beobachtete den romulanischen Gefangenen, der seinen Blick erwiderte. Eine verrückte Idee ging ihm durch den Kopf, und vielleicht musste er auf sie zurückgreifen es kam ganz darauf an, was Ro entdeckte.
Einige Sekunden später piepte Picards Insignienkommunikator, und er antwortete mit seinem Tarnnamen. »Hier Boothby.«
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