Star Trek - Rise of the Federation 1: Am Scheideweg - Christopher L. Bennett - E-Book

Star Trek - Rise of the Federation 1: Am Scheideweg E-Book

Christopher L. Bennett

4,4

Beschreibung

Aus der Asche des Romulanischen Kriegs hat sich eine neue Nation erhoben: die Vereinte Föderation der Planeten, eine noch nie dagewesene Gemeinschaft verschiedener Spezies, die zum Wohle aller zusammenarbeiten. Als sich eine neue Bedrohung in Form einer Macht offenbart, die so fremdartig und feindselig ist, dass Verhandlungen unmöglich scheinen, bittet eine Gruppe von Planeten, die nicht der Föderation angehören, die Sternenflotte, sie zu verteidigen. Die Anführer der Föderation nutzen die Gelegenheit, einen Ruf als interstellare Macht aufzubauen. Archer befürchtet jedoch, dass sich der Konflikt zu einem unnötigen Krieg entwickelt und die junge Nation möglicherweise auf einen Pfad führt, dem sie niemals hätte folgen sollen. Archer und seine Verbündeten bemühen sich, eine bessere Lösung zu finden … aber alte Feinde arbeiten im Geheimen daran, sie zu sabotieren und sicherzustellen, dass das großartige Experiment Namens Föderation ein schnelles und blutiges Ende findet.

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STAR TREK™

RISEOF THEFEDERATION

Am Scheideweg

Christopher L. Bennett

Based onStar Trekcreated by Gene Roddenberryand Star Trek: Enterprisecreated by Rick Berman & Brannon Braga

Ins Deutsche übertragen vonBernd Perplies

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – RISE OF THE FEDERATION: AM SCHEIDEWEG wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Bernd Perplies; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Kerstin Feuersänger und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Martin Frei; Print-Ausgabe gedruckt von CPI Moravia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – ENTERPRISE: RISE OF THE FEDERATION: A CHOICE OF FUTURES

German translation copyright © 2017 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2013 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2017 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-95981-188-0 (Mai 2017) • E-Book ISBN 978-3-95981-189-7 (Mai 2017)

WWW.CROSS-CULT.DE • WWW.STARTREKROMANE.DE • WWW.STARTREK.COM

Gewidmet dem Art Department vonSTAR TREK – ENTERPRISE für die Erschaffungeiner nahen Zukunft, die zu bewohnenso viel Spaß macht.

Es geht nicht darum, jemanden zu finden,der uns den Rücken stärkt!

– Jonathan Archer, Januar 2155

Inhalt

2162

Kapitel 1: 25. September 2162 Kemsar-Kolonie, 10 Tauri IV

U.S.S. Endeavour NCC-06

26. September 2162

Qhembembem-Außenposten

Kapitel 2 : 27. September 2162 U.S.S. Endeavour

1. Oktober 2162 Orbitalkomplex des Smithsonian’s, Enterprise-NX-01-Ausstellung

4. Oktober 2162 Orbitalkomplex der San-Francisco-Flottenwerft

Kapitel 3: 13. Oktober 2162 U.S.S. Essex NCC-173, Psi-Serpentis-System

19. Oktober 2162 U.S.S. Endeavour

25. Oktober 2162 Sternenflottenhauptquartier, San Francisco, Kalifornien

1. November 2162 Regierungssitz der Föderation, Paris, Europäische Allianz

2163

Kapitel 4: 13. Januar 2163 U.S.S. Endeavour

Kapitel 5: 7. Februar 2163 Hansen’s Planet

U.S.S. Pioneer NCC-63

25. Februar 2163 Sauria (Psi Serpentis IV)

Kapitel 6: 5. März 2163 U.S.S. Endeavour, im Orbit um Wolf-46-III

12. März 2163 U.S.S. Pioneer, im Orbit um die Erde

13. März 2163 Deneva-Kolonie, Kappa Fornacis III

14. März 2163 U.S.S. Endeavour, im Orbit um Deneva

Kapitel 7: 15. März 2163 Deneva-Kolonie

16. März 2163 U.S.S. Pioneer

17. März 2163 U.S.S. Endeavour

Kapitel 8: 19. März 2163 Orbitales Raumdock, Rigel V, »Beta Rigel«-(Tau-3 Eridani)-System

20. März 2163 U.S.S. Thejal AGC-6-38, im Orbit um Rigel V

23. März 2163 U.S.S. Pioneer

24. März 2163 Regierungssitz der Föderation, Paris, Europäische Allianz

Kapitel 9: 26. März 2163 U.S.S. Thejal

27. bis 28. März 2163

Rivgor

29. März 2163 U.S.S. Endeavour

Kapitel 10: 2. April 2163 U.S.S. Pioneer

U.S.S. Endeavour

Schiff der »Stummen«

U.S.S. Endeavour

U.S.S. Pioneer

U.S.S. Endeavour

Rigel V

3. April 2163

Kapitel 11: 4. April 2163 Vega-Kolonie, Alpha Lyrae IX

U.S.S. Endeavour

U.S.S. Pioneer

Kapitel 12: 5. April 2163 Rigel V

U.S.S. Pioneer

U.S.S. Endeavour

Kapitel 13: Rigel V

U.S.S. Endeavour

Rigel V

Kapitel 14: 6. April 2163 U.S.S. Pioneer

U.S.S. Endeavour

Heimatwelt der Orioner (Pi-3 Orionis III)

Rigel V

Kapitel 15: Rigel V

U.S.S. Endeavour

Rivgor

U.S.S. Endeavour

U.S.S. Pioneer

Kapitel 16: 7. April 2163 U.S.S. Pioneer

7. bis 13. April 2163 Heimatwelt der »Stummen«

13. April 2163 U.S.S. Essex

17. April 2163 U.S.S. Endeavour, im Orbit um Gamma Vertis IV

EPILOG: 19. April 2163 Regierungssitz der Föderation

25. April 2163 U.S.S. Pioneer, Orbitalkomplex der San-Francisco-Flottenwerft

26. April 2163 Orbitalkomplex des Smithsonian’s, Enterprise-NX-01-Ausstellung

21. Mai 2163 Rivgor, im Orbit um Psi Serpentis B

DANKSAGUNGEN

2162

25. September 2162Kemsar-Kolonie, 10 Tauri IV

Die Kolonie um ihn herum brannte, und alles, was er tun konnte, war zusehen.

Noch eine Minute zuvor hatte er den Kindern dabei zugeschaut, wie sie durch das helle, blaue Gras auf dem zentralen Platz der Kolonie gelaufen waren und versucht hatten, mit Schleuderstöcken in Kindergröße einen Ball durch einen Ring zu befördern, der auf Repulsoren über ihren Köpfen schwebte. Es hätten menschliche Kinder auf der Erde sein können, wäre da nicht die Farbe des Rasens und der Bäume gewesen und hätten sie nicht diese kaum merklichen v-förmigen Erhebungen direkt zwischen ihren Augen gehabt. Einige der Eltern hatten ihre Kinder angefeuert, andere, weniger am Wettstreit interessierte, hatten sich damit zufriedengegeben, ihre Sprösslinge einfach laufen und spielen zu lassen. Ein paar hatten das Ereignis mit Kameras aufgezeichnet, andere hatten sich einfach nur im Schein des hellen, weißgelben Sterns hoch oben am Himmel gesonnt.

Dann hatte sich von dort etwas genähert, zunächst nur als kleine Flecken vor der Sonnenscheibe erkennbar. Noch bevor sich diese in Schiffe verwandelten, hatten sie bereits angefangen, zu feuern. Schüsse aus gleißend gelbgrünem Plasma hatten den Boden aufgerissen, die Gebäude, die Leute. Die Eltern auf dem Platz, die schneller begriffen, was vor sich ging, waren noch vor ihren Kindern in Panik geraten. Einigen wenigen gelang es, ruhig zu bleiben, und sie versuchten, die anderen zurückzuhalten, um die Kinder einzusammeln und in Sicherheit zu bringen. Doch gleich darauf hatte ein Plasmaschuss die metallene Skulptur im Zentrum des Platzes zerfetzt und Splitter durch die Luft geschleudert, die viele der Eltern und Kinder in der näheren Umgebung niedermähten.

Die Schockwelle warf auch ihn auf die Erde, den Blick gen Himmel, während die Körper um ihn herum zu Boden stürzten. Die Schiffe jagten über ihn hinweg und er erkannte sie: kantige, bronzefarbene Polyeder, die meisten von ihnen nur groß genug für zwei Personen, dennoch ohne Frage voll geballter Zerstörungskraft. Hilflos sah er zu, wie eines der größeren, länglichen Schiffe auf dem Platz aufsetzte und sich öffnete, um die Piraten auszuspucken, die methodisch damit anfingen, die überlebenden Eltern zu erschießen und die schreienden, weinenden Kinder zu packen, um sie zurück zu ihrem Schiff zu zerren.

Er kannte auch diese Gesichter: glatzköpfig, gelblich grün wie eine Zuckermelone, mit einer Textur, die an Stuck erinnerte. Die Gesichter der Suliban.

Einer der Piraten erreichte ihn, blickte auf ihn herab und richtete eine Gewehrmündung auf seinen Kopf. Er betrachtete das marmorierte Gesicht genau, ohne Furcht vor der Waffe, denn er wusste, dass er ohnehin nichts tun konnte, um das, was er sah, zu beeinflussen. Er konnte bloß zuschauen, wie sich der Pirat herabbeugte, seine Hand nach vorne griff, sein Blickfeld ausfüllte … und nichts als Schwärze hinterließ.

»Da! Sehen Sie?«

Mit einem schweren Seufzen hob Admiral Jonathan Archer die Hand und nahm das Sichtgerät mit der virtuellen Datenanzeige vom Gesicht. Die Schwärze verschwand und wurde zu den grauen Wänden des Konferenzraums an Bord der Grentra, eines Kriegsschiffs der tandaranischen Flotte. Seine Hände zitterten leicht, als er die Brille senkte, und er versuchte, sie mit einem Anflug von Frustration zu beruhigen. Doktor Phlox hatte ihm eigentlich versichert, dass die jüngste Behandlungsrunde das Zittern für mindestens ein paar Monate in Schach halten würde.

Einen Moment später ging ihm auf, dass sein Zittern vermutlich eine emotionale Reaktion auf die Aufzeichnung war, die er soeben miterlebt hatte. Sie war von den tandaranischen Soldaten, die zur Kemsar-Kolonie gekommen waren, um den Überlebenden zu helfen und den brutalen Überfall zu untersuchen, aus dem Holorekorder eines stolzen Elternteils geborgen worden. Es hätte wohl jeden erschüttert, den Überfall aus dem Blickwinkel eines der Opfer zu erleben.

Archer sammelte sich und richtete seinen Blick auf den korpulenten, dunkelhäutigen Tandaraner, der gesprochen hatte. Valk trug die wattierte graue Jacke des tandaranischen Militärs, seine zwei schwarzen Schärpen wiesen ihn als Offizier aus, und die goldenen Rangabzeichen an den Seiten seines braunen Lederkragens verrieten, dass er ein General war. »Niemand bestreitet das, was passiert ist, General Valk«, sagte Archer. »Es ist ein furchtbares Verbrechen und die Föderation spricht Ihnen ihr Beileid für Ihren Verlust aus.«

»Beileid heilt keine tödlichen Wunden, Admiral«, schoss Valk zurück. »Genauso wenig wie Lügen. Gestatten Sie mir, Sie daran zu erinnern, dass wir Ihrer jungen Regierung nur deshalb erlaubt haben, den Suliban-Flüchtlingen Asyl zu gewähren, weil Sie uns im Gegenzug versichert haben, dass es keinerlei Vergeltungsschläge der Suliban für unseren … Disput mit ihnen während der vergangenen Jahre geben würde.«

Archer widerstand der undiplomatischen Antwort, die ihm bei der Wahl der Worte des Generals auf der Zunge lag. Sie beide kannten die Geschichte sehr gut. Als Antwort auf den Krieg, den die Suliban-Cabal zehn Jahre lang gegen die Welten des Tandar-Sektors geführt hatte, waren von der tandaranischen Regierung unschuldige Suliban-Zivilisten, Mitbürger, die ihr ganzes Leben schon zur tandaranischen Gesellschaft gehörten, in grausame Internierungslager gesteckt worden. Angeblich hatte man sie vor der Verfolgung durch die Massen schützen wollen und vor dem erzwungenen Eintritt in die Ränge der genetisch verbesserten Cabal.

Es war nun über acht Jahre her, dass die Fraktionen des Temporalen Kalten Kriegs ihre Übergriffe auf das zweiundzwanzigste Jahrhundert beendet hatten und die Cabal ohne Anweisungen aus der Zukunft, die sie leiteten, oder genetische Verbesserungen, die sie motivierten, zurückgelassen worden war. Die ziellose Cabal hatte sich zersplittert. Manche ehemalige Mitglieder nutzten ihre Verbesserungen, um sich als schlichte Raumpiraten durchzuschlagen, andere befanden sich auf der Flucht vor den Tandaranern, Klingonen und sonstigen Völkern, denen sie zuvor Unrecht getan hatten, um den undurchsichtigen Plänen ihrer Herren aus dem achtundzwanzigsten Jahrhundert zu dienen.

Dennoch hatte es einige weitere Jahre gedauert, bevor die tandaranische Regierung, die bis dahin die meisten überlebenden Anführer der Cabal getötet oder festgenommen hatte und daher unter keiner Bedrohung mehr litt, sich bereit erklärt hatte, ihre Lager endgültig zu schließen. Druck hatte sie dabei vor allem von tandaranischen Aktivisten erhalten, die von ehemaligen Gefangenen – wie jenen, die Archer vor einem Jahrzehnt befreit hatte – über die dortigen Zustände informiert worden waren.

Dennoch war den Suliban von vielen im Tandar-Sektor weiterhin Furcht und Bigotterie entgegengeschlagen, und während sich einige entschieden hatten, in ihr früheres Zuhause zurückzukehren und ihr Leben und ihre Beziehungen wieder aufzubauen, hatten sich zahlreiche andere einmal mehr zu einem Dasein als Nomaden entschlossen. Oder aber sie waren auf andere Welten umgezogen, darunter ein paar innerhalb des Einflussgebiets der Vereinigten Föderation der Planeten, jener aufstrebenden Union aus Vereinigter Erde, Konföderation von Vulkan, Andorianischem Reich, den Vereinigten Planeten von Tellar und dem Alpha-Centauri-Concordium, bei dessen Entstehung Jonathan Archer eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hatte.

Archer war es auch, der seinen Einfluss geltend gemacht hatte, um den Föderationsrat davon zu überzeugen, als eine seiner ersten Amtshandlungen den Flüchtlingen Asyl zu gewähren. Außerdem hatte er die tandaranische Regierung dazu gebracht, diese Unterstützung auch zu akzeptieren, obwohl diese im Gegenzug darauf bestanden hatte, alle Aufzeichnungen zu vernichten, die nahelegten, dass die Tandaraner über den Temporalen Kalten Krieg Bescheid gewusst hatten. Das Ganze sollte Teil einer etwas eigenwilligen Desinformationskampagne sein, die gegen die Zukunft gerichtet war. Archer hatte den Handel recht fragwürdig gefunden, aber um der Flüchtlinge willen hatte er sich einverstanden erklärt.

»Die Föderation hat ihren Teil des Handels eingehalten«, versicherte er nun dem General.

»Warum haben sich dann alle drei Angriffe entlang des Raumbereichs, der an unser Territorium grenzt, ereignet?«, wollte Valk wissen. Er nickte seiner Assistentin zu, einer schlanken, aschblonden Frau, die sich als Major Glith vorgestellt hatte und Archer nun über den Tisch hinweg ein Tablet zuschob. »Und warum«, fuhr der General fort, »entsprechen die Waffensignaturen der Piraten Feuerwaffen aus vulkanischer und andorianischer Produktion?«

»Die Vulkanier und die Andorianer haben lange Zeit gegeneinander gekämpft, bevor endlich Frieden geschlossen wurde«, antwortete Archer. »Einige ihrer Waffen müssen im Laufe der Jahre in fremde Hände gefallen sein.«

»Aber in wessen Hände? Die meisten Mitglieder der Cabal und ihre Ressourcen sind unseren Geheimdiensten bekannt. Dennoch entsprechen die Biosignaturen dieser Piraten«, er gab ein paar Befehle in sein eigenes Tablet ein und schickte neue Daten zu dem Gerät, das vor Archer lag, »nicht denen gewöhnlicher Suliban.«

»Und ebenso wenig korrespondieren sie mit bekannten genetischen Aufwertungen«, fügte Glith in deutlich kühlerem Tonfall hinzu.

»Dann können sie nicht zur Cabal gehören, richtig?«, entgegnete Archer.

Valk erhob sich und beugte sich nach vorne, als wolle er den Admiral mit seiner schieren Masse einschüchtern. »Oder vielleicht hat die Cabal schlicht neue Gönner gefunden, die bereit sind, sie vor Entdeckung zu schützen, und ihr eine neue Form genetischer Vorteile verleihen. Vielleicht hat der Sieg über die Romulaner die Menschheit und ihre Alliierten auf den Geschmack gebracht und Sie haben sich entschlossen, ein paar weitere Eroberungen vorzunehmen, etwa indem Sie gegen den Tandar-Sektor vorgehen, wobei Sie die Suliban als Ihre Schocktruppen einsetzen.«

»Der Föderation geht es nicht um Expansionismus.«

»Ach nein? Generationen lang hat das vulkanische Oberkommando seinen Nachbarn seinen ›wohlmeinenden‹ Einfluss aufgezwungen, nicht selten unter vorgehaltener Plasmawaffe. Jetzt behaupten die Vulkanier, sich für den Pazifismus entschieden zu haben, doch erst nachdem ihre menschlichen Protegés mit beispielloser Geschwindigkeit zu einem Machtfaktor für sich geworden sind, die nicht nur gewaltige Flotten gebaut haben, die selbst die Romulaner in die Flucht schlagen konnten, sondern zugleich die einst auf ihre Unabhängigkeit stolzen Reiche der Andorianer und Tellariten assimiliert haben. Als Ergebnis davon verfügt Ihre sogenannte Föderation der Planeten nun über die stärkste Flotte außerhalb des Klingonischen Reichs, und das sogar, obwohl die Vulkanier ihre eigenen Schiffe eingemottet haben. Und kaum haben Sie sich um die Romulaner gekümmert, fangen Sie an, die Denobulaner, Arkeniten und andere dazu zu drängen, sich ebenfalls Ihrer Herrschaft zu unterwerfen.«

»Wir bieten ihnen eine gleichberechtigte Partnerschaft zum Zweck der gegenseitigen Unterstützung und Verteidigung an«, verbesserte ihn Archer. »Wir zwingen diese niemandem auf, der sie nicht möchte.«

Valk schnaubte. »Sagt der Mann, der Jahre damit verbracht hat, sich nachdrücklich in die Angelegenheiten der Tandaraner, der Klingonen, der Mazeriten …«

»Das bringt uns nicht weiter, General!«, unterbrach ihn Archer. Tatsächlich konnte er die Vorwürfe nur schwer entkräften. Die Föderation war zu jung, ihre Identität und ihre Ziele befanden sich nach wie vor in einem Zustand der Schwebe. Er wusste, dass die Köpfe hinter der Föderation sie als Weltenbund mit wohlmeinenden Absichten verstanden, doch es herrschte nach wie vor eine Menge Uneinigkeit darüber, wie dieses Ziel zu erreichen war und wie aggressiv es verfolgt werden sollte.

»Wir könnten den ganzen Tag lang über die Absichten der Föderation diskutieren«, fuhr er fort, »aber das wird weder diese Piraten zur Strecke bringen noch die Kinder befreien, die sie entführt haben. Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen genau dabei zu helfen.«

»Wie? Wenn Sie nicht mit diesen Suliban unter einer Decke stecken, wieso können Sie sie dann aufspüren, obwohl wir nicht dazu in der Lage sind?«

»Weil wir wissen, dass Sie der falschen Spur nachgehen.«

»Woher wissen Sie das?«, fragte Glith. »Und was schlagen Sie uns stattdessen vor?«

Archer zögerte. »Das möchte ich ungern preisgeben. Ich könnte Ihnen sagen, was ich weiß, aber ohne Beweis würden Sie mir niemals glauben, und meine Quellen sind … streng geheim.«

Der General schnaubte.

»Aber ich kann Ihnen helfen, die Piraten zu finden und Ihnen zeigen, wer wirklich hinter allem steckt. Außerdem kann ich Ihnen helfen, Ihre Kinder zurückzubekommen. Sie müssen uns bloß ein wenig Vertrauen schenken.«

»Damit Sie sich unsere Dankbarkeit erschleichen können?«, polterte Valk. »Uns vielleicht dazu überreden können, dass wir einwilligen, uns von Ihrer Föderation absorbieren zu lassen?«

Archer erwiderte seinen Blick ernst. »Damit diese Kinder nicht in Sklaverei leben müssen. Genügt das nicht?«

Einen Moment lang starrte Valk bloß zurück, unwillig, nachzugeben. Aber die Erinnerung daran, was wirklich auf dem Spiel stand, drang letztlich doch durch seinen Panzer. »Erklären Sie uns, wie Sie beabsichtigen, die Suliban aufzuspüren, obwohl deren Warpspuren sich schon so lange aufgelöst haben?«

»Sehr gerne. Travis?«

»Ja, Sir.« Lieutenant Travis Mayweather verließ seinen Platz hinter Archer, wo er geduldig darauf gewartet hatte, seinen Teil zu dem Gespräch beizutragen. Als er an den Tisch trat, schenkte der gut aussehende, dunkelhäutige Mann mit den strahlenden Augen Archer ein Nicken und ein gewinnendes Lächeln, eine Erinnerung daran, dass die Spannungen, die zwischen ihnen beiden zu Beginn des Romulanischen Kriegs geherrscht hatten, ohne jeden Zweifel hinter ihnen lagen.

Nach wie vor musste sich Admiral Archer erst an den Anblick der neuen Sternenflottenuniform der Föderation gewöhnen. Obwohl die einzelnen Raumfahrtorganisationen der fünf Gründungsmitglieder der VFP unverändert existierten und jeweils ihre eigenen Schiffe und Rollen in der zentral verwalteten, vereinten Flotte koordinierten, hatte man sich darauf geeinigt, eine gemeinsame Uniform einzuführen, in deren Elementen sich alle Mitgliedsstaaten widerspiegelten. Mayweathers schwarzes Unterhemd wies einen Mandarinkragen im vulkanischen Stil auf. Darüber trug er eine Jacke mit V-Ausschnitt sowie eine schwarze Hose und schwarze Stiefel. Archers eigene Jacke, die ihn als Mitglied des Kommandozweigs auswies, war von avocadogrüner Farbe und erinnerte damit an die Befehlsfarben der Andorianischen Garde. Mayweather, der zur Abteilung Operationen gehörte, trug eine rötlich braune Jacke, die der tellaritischen Militärkonvention entsprach.

Das Rangabzeichen des Lieutenants – ein einzelner goldener Streifen im Gegensatz zu Archers eigenen fünf abwechselnd breiten und schmalen Streifen – zierte sowohl seine Ärmelaufschläge als auch seine Schulterklappen. Der Schulterbereich wurde durch eine navyblaue, goldumrandete Paspelierung hervorgehoben, die in einer flachen V-Form von den Schultergelenken bis zur Mitte des Brustbeins führte und von einem vulkanischen Design des einundzwanzigsten Jahrhunderts inspiriert war. Unterhalb der Paspel und neben dem vertikalen Reißverschluss einer linken Jackentasche hing das goldene, pfeilspitzenförmige Abzeichen der United Earth Space Probe Agency, der Regierungsbehörde, die für die Verwaltung der Erdsternenflotte verantwortlich war.

Um ein Gegengewicht zu bilden, hatte man das Missionsabzeichen auf den rechten Ärmel verschoben. Mayweather und Archer trugen beide das allgemeine Abzeichen des Sternenflottenkommandos statt eines spezifischen Schiffsdesigns: ein kreisrundes blaues Sternenfeld hinter einem horizontalen, goldenen Chevron.

Während des Romulanischen Kriegs hatte Mayweather enorm viel Erfahrung gesammelt, die seine Interessen über das Steuern eines Raumschiffs hinaus erweitert hatten. Bis jetzt hatte er sich für Archer und seine gegenwärtige Mission als wertvoller Berater erwiesen.

»Ich möchte Ihnen nicht widersprechen, General«, begann Mayweather in seinem üblichen, entspannten Plauderton, »aber diese Warpspuren haben sich nicht vollständig aufgelöst. Es finden sich noch immer Restionenspuren dort draußen.«

»Unverbundene Spuren«, sagte Major Glith, »die bereits mit dem interstellaren Medium verschmelzen.«

»Beinahe, aber nicht ganz. Sehen Sie, die Sache mit dem Rekonstruieren von Ionenspuren ist die: Man muss wissen, wonach man suchen muss. Sie haben nach einer Menge kleiner Spuren gesucht, richtig? Nach einer pro Zellenschiff?«

»Das ist korrekt«, gab der ernst dreinschauende Major zurück.

»Nun, wir haben Grund zu der Annahme, dass diese Zellenschiffe überhaupt nicht warptauglich sind. Sie müssen vorher an den zwei Mutterschiffen angedockt haben, die Sie im Orbit entdeckt haben. Also müssten Sie eigentlich nach zwei größeren Spuren suchen statt mehreren Dutzend kleiner.«

Glith dachte einen Moment lang über Mayweathers Worte nach, dann wandte sie sich Valk zu. »Das ist ein guter Gedanke, General. Wenn die Gönner, die die Cabal bislang mit fortschrittlicher Technologie versorgt haben, wirklich so lange fort sind, wie wir denken, wären die Suliban außerstande, ihre Mikrowarpantriebe zu reparieren, wenn sie versagen. Das mag sie gezwungen haben, ihre größeren Schiffe mit Standardantrieben auszustatten und sich auf die modulare Natur ihrer Gefährte zu verlassen, um sie gemeinsam zu transportieren.« Sie sah zurück zu den beiden Sternenflottenoffizieren. »Aber wir haben den Raum nach den beiden Mutterschiffen abgesucht und keine eindeutigen Spuren entdeckt.«

Mayweather lächelte. »Und an diesem Punkt können wir Ihnen helfen, Major. Es gibt da einen kleinen Trick, den wir vor ein paar Jahren in der Delphischen Ausdehnung gelernt haben. Auf diese Weise haben wir ein paar osaarianische Piraten aufgespürt, die ein fremdes Schiff zerstört und dann die Enterprise geplündert hatten. Sehen Sie, was Sie tun müssen, ist Folgendes: Sie müssen den Effekt der gravimetrischen Verzerrungen des Warpfelds im Dichteprofil des ISMs nachbilden und das dann mit der Ionenkonzentration korrelieren, um die wahrscheinlichste Flugrichtung zu berechnen. Wir haben bereits den Kurs aus dem System ermittelt, der uns aller Voraussicht nach direkt auf ihre Spur bringen sollte.«

Valk blickte ihn erstaunt an. »Wenn Sie deren Kurs bereits kennen, warum haben Sie ihn uns dann nicht mitgeteilt?«

»Nun, wir hätten ihn Ihnen bereits früher gegeben, Sir, aber, nun ja, Sie hatten das Wort, und es wäre unhöflich gewesen, Sie zu unterbrechen.«

Archer unterdrückte ein Glucksen. Bei jedem anderen hätte dieser Kommentar spöttisch geklungen. Aber Mayweathers humorvolle Art und seine Offenheit nahmen der spitzen Bemerkung ihre Schärfe und vermittelten die Kritik, ohne den Zorn des Generals zu provozieren. Wenn Valk sich darüber aufgeregt hätte, wäre klar gewesen, dass nicht das falsche Spiel der Föderation der Grund für jede weitere Verzögerung bei der Verfolgung der Piraten war, sondern sein Zetern.

Dennoch fiel es General Valk schwer, seinen Argwohn zu überwinden. »Also erwarten Sie, dass wir Ihnen auf einer Spur folgen, von der Sie behaupten, dass nur Sie sie sehen können. Woher sollen wir wissen, dass Sie uns nicht in einen Hinterhalt führen?«

»Sie können uns gerne an Bord meines Flaggschiffs begleiten, General«, schlug Archer vor. »Sie dürfen die gesamte Operation persönlich überwachen. Und wir teilen unsere Sensortelemetriedaten mit Ihren Schiffen.«

»Die keine Möglichkeit haben, deren Korrektheit ohne weitere Analysen zu bestätigen.«

»Sie werden später eine Menge Zeit haben, um sie zu analysieren«, entgegnete Mayweather. »Wenn wir Sie in eine Falle führen würden, hätten Ihre Leute einen Beweis dafür, und das würde für die Föderation nicht sehr gut aussehen. Also sind wir entweder nicht Ihr Feind – oder wir sind es, aber in dem Fall wären wir ein ziemlich dummer Feind. So oder so, was haben Sie zu verlieren?«

Valk wandte sich demonstrativ seinen Offizieren zu, um die Angelegenheit mit ihnen zu diskutieren, aber Archer wusste, dass Mayweather ihnen den Handel verkauft hatte. Er bedachte den Lieutenant mit einem leichten Nicken und einem Lächeln. Zur Antwort erhielt er ein breites Grinsen.

U.S.S. Endeavour NCC-06

General Valk mochte bereit sein, der Föderation ein winziges Quäntchen Vertrauen entgegenzubringen. Doch es reichte nicht aus, um seine körperliche Unversehrtheit dem Transporter anzuvertrauen, einer Technologie, über die die Tandaraner nicht verfügten. Aus diesem Grund brachten Archer und Mayweather ihn mit einer Raumfähre an Bord – was Archer nicht unrecht war, denn er freute sich über jede Gelegenheit, den neuen Stolz der Sternenflotte von außen zu bewundern.

Die Endeavour war das sechste Raumschiff der NX-Klasse gewesen, das die Erde gebaut hatte. Ursprünglich hatte sie das zu einem Zwilling von Archers geliebter Enterprise gemacht. Doch diese Klasse hatte schwer unter dem Irdisch-Romulanischen Krieg gelitten. Die Produktion der hochmodernen Schiffe war zugunsten der Massenherstellung älterer, schlichterer Schiffstypen ausgesetzt worden, sodass nur eine Handvoll NX-Klasse-Schiffe letztlich im Dienst gewesen waren, und die meisten von ihnen waren den Waffen der Romulaner zum Opfer gefallen.

Die Enterprise selbst hatte überlebt, doch ihr Rumpf war nach der entscheidenden Schlacht von Cheron zu stark beschädigt gewesen, als dass sie jemals wieder hätte fliegen können. Daher befand sie sich nun im Orbitalkomplex des Smithsonian’s im ehrenvollen Ruhestand. Das machte die Endeavour zum letzten aktiven Überlebenden der NX-Klasse.

Doch gleichzeitig war sie das erste Modell einer neuen Generation von Föderationsraumschiffen. Nach dem Krieg war sie massiv umgerüstet worden. Das Ergebnis war für die Gäste der Raumfähre beim Näherkommen deutlich sichtbar.

Von oben sah die Endeavour praktisch genauso aus wie immer. Eine silberne Untertassensektion mit zwei langen Auslegern, die sich nach hinten erstreckten, um ein Paar Warpgondeln mit roten Kuppeln am vorderen Ende zu verbinden, die an aufwärts geschwungenen, flügelartigen Pylonen befestigt waren. Doch als die Raumfähre an der Seite des Schiffs tiefer ging, kam die größte Veränderung in Sicht: ein zylindrischer Sekundärrumpf mit einem deutlichen Unterschnitt an der Rückseite, der in Größe und Position dazu diente, im Flug den sekundären Knoten des Warpfelds auszufüllen. Die Hülle war hinzugefügt worden, um Platz für den größeren und leistungsstärkeren Warpreaktor zu haben, der es dem Schiff gestattete, eine gewisse Zeit lang sogar Warpfaktor sechs zu übertreffen. Außerdem enthielt der Rumpfteil im Bugbereich eine große, kreisrunde Navigationsdeflektorschüssel, um das flache Oval des Deflektors an der Untertasse zu unterstützen. Das neue Design – das als Muster für weitere Schiffe dienen sollte – hatte eine neue Bezeichnung erhalten. Auf Archers Drängen war es Columbia-Klasse genannt worden, um das erste NX-Schiff zu ehren, das im Dienst verloren gegangen war. Das Schiff war von seiner guten Freundin Erika Hernandez kommandiert worden, bevor es im ersten Jahr des Romulanischen Kriegs verschwunden war.

Anfangs hatten Archer die Veränderungen nicht gefallen. Seiner Meinung nach war die Enterprise perfekt gewesen, wie sie war. Doch je mehr er sich an den Sekundärrumpf gewöhnte, desto mehr hatte er das Gefühl, dass dieser dem Design eine Balance verlieh, die ihm zuvor gefehlt hatte. Der Rumpf passte nicht so ganz zu den Auslegern, aber Archer ging davon aus, dass zukünftige Schiffdesigns das Ganze noch eleganter lösen würden.

Das dicke, breite rückgratartige Verbindungsstück, das die beiden Rümpfe zusammenfügte, hatte den Platz der Hauptfährenrampe eingenommen, sodass die beiden Auswurföffnungen für die Raumfähren nach links und rechts verlegt worden waren. Nichtsdestotrotz steuerte Mayweather ihre Fähre mit dem gleichen Schwung wie immer an den Versorgungsschlauch, und kurz darauf befanden sie sich alle sicher an Bord. Als Archer ausstieg, begrüßte ihn der Captain der Endeavour am oberen Ende der Leiter. »Admiral«, sagte sie in ihrem charakteristisch kühlen Tonfall. »Willkommen zurück.«

»Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Captain T’Pol.«

»Erlaubnis erteilt.« Sie neigte den Kopf ein wenig. »Es ist schließlich Ihr Schiff.«

Er grinste. Nun, da er sie seltener sah, wusste er den trockenen Humor seines ehemaligen Ersten Offiziers umso mehr zu schätzen. Weil ihm die Endeavour als persönliches Flaggschiff diente, waren sie vergleichsweise häufig gemeinsam unterwegs. Doch seine Pflichten zwangen ihn unverändert, den Großteil seiner Zeit auf der Erde zu verbringen.

T’Pol sah gut aus in ihrer grünen Kommandantenjacke. Sie trug ihr Haar mittlerweile ein paar Zentimeter länger als in der Vergangenheit, was ihr ebenfalls schmeichelte. Auch auf ihrer Brust prangte die Pfeilspitze der UESPA statt des aus einem Dreieck und einem Kreis bestehenden UMUK-Abzeichens des Vulkanischen Weltraumrats, denn sie befehligte ein von der Erde verwaltetes Schiff. Außerdem war sie bereits sieben Jahre lang Mitglied der Erdsternenflotte gewesen, bevor die verschiedenen Flotten vereint worden waren.

T’Pol wurde von zwei Wachen begleitet, deren schiefergraue Jacken ein Tribut an die ehemaligen Streitkräfte der Militärischen Angriffskommandos waren, die in der Sicherheitsabteilung der Sternenflotte aufgegangen waren. Die Wachen eskortierten General Valk unauffällig, während Archer, T’Pol und Mayweather ihn zur Brücke führten.

Es war keine Stunde her, seit Archer das letzte Mal auf dieser Brücke gestanden hatte, dennoch erstaunte es ihn immer wieder, wie sehr er sich an die gute alte Zeit erinnert fühlte, wann immer er sich hier aufhielt. Die Raumaufteilung entsprach ziemlich genau der der Brücke auf der Enterprise. Es gab nur ein paar kleinere Verbesserungen an den Konsolen und Anzeigen. Abgesehen vom zusätzlichen Rumpf, waren die meisten Änderungen des generalüberholten Schiffs unter der sprichwörtlichen Haube vorgenommen worden.

Archer wusste, dass es ein Projekt auf Alpha Centauri gegeben hatte, um abgespeckte Ausrüstung zu entwickeln, die weniger anfällig auf die Telekontrollwaffen der Romulaner reagierten. Weil die Romulaner mittlerweile aber kein Problem mehr darstellten, war das Projekt eingestellt worden. Dennoch gab es einige Leute in den Konstruktionsabteilungen der Sternenflotte, denen die minimalistische Ästhetik des Designs so gut gefallen hatte, dass darüber gesprochen wurde, zukünftigen Schiffen eine entsprechende Optik zu verleihen, ungeachtet der fortschrittlicheren Technik, die sich darunter verbarg.

Doch es war weniger der Raum selbst, der in Archer nostalgische Gefühle hochkommen ließ, als vielmehr die Leute. »General Valk«, wandte er sich an ihren Gast, »darf ich Ihnen Commander Malcolm Reed vorstellen, den Ersten Offizier der Endeavour?«

In seiner grünen Jacke mit den zwei Commander-Streifen und dem Missionsabzeichen der Endeavour am Ärmel sah der kompakt gebaute, braunhaarige Engländer mit dem kurz rasierten Kinnbart ausgesprochen schneidig aus. Er bedachte den tandaranischen General mit einem knappen, höflichen Nicken, aber musterte ihn nichtsdestotrotz so eingehend, als sei er noch immer Archers taktischer Offizier an Bord der Enterprise. »Und das ist Lieutenant Commander Hoshi Sato, Protokolloffizier und Chefkommunikationsoffizier.«

»Gaval nek bor, Valk-Darak«, begrüßte die anmutige, täuschend zart wirkende Japanerin den General auf Tandaranisch, bevor sie einen Arm ausstreckte, der in das Kobaltblau der Wissenschaftsabteilung gekleidet war. »Ich werde mich um Ihre Bedürfnisse kümmern, solange Sie an Bord sind.«

»Mer nalak«, dankte ihr Valk, offenbar überrascht von ihrer Höflichkeit. »Aber mein einziges Bedürfnis«, fuhr er an Archer gerichtet fort, »ist, diese Suliban-Piraten aufzuspüren. Sie behaupten, Sie seien dazu imstande. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, es zu beweisen.«

»Gewiss«, sagte Captain T’Pol und ließ sich mit einer fließenden Bewegung auf dem Kommandosessel nieder. »Lieutenant Mayweather, möchten Sie das Steuer übernehmen?«

Travis strahlte. »Es ist eine Weile her, Ma’am.«

»Vielleicht sollten Sie es mit Radfahren vergleichen. Das scheint unter Menschen eine effektive Methode zu sein.«

Der Lieutenant lachte leise. »Ja, Captain.«

Archer lächelte in sich hinein. Wie in alten Zeiten, dachte er. Selbst Doktor Phlox befand sich unten in der Krankenstation und wartete darauf, die Identität der Piraten zu bestätigen. Gleich darauf jedoch beschlich Archer ein Anflug von Trauer, als er an jene erinnert wurde, die fehlten – an einen im Besonderen, dessen Abwesenheit im Maschinenraum nach wie vor schmerzhaft spürbar war. Ich schätze, man kann die Zeit einfach nicht zurückdrehen.

26. September 2162

Am zweiten Tag ihrer Verfolgung zeichnete sich deutlich ab, dass die Piratenschiffe sich auf dem Weg zum Qhembembem-Außenposten befanden, einer Handelsstation von fragwürdigem Ruf, die einen von zwei lichtschwachen Roten Zwergen in einem unbedeutenden Zwillingssternsystem draußen im Niemandsland des unbeanspruchten Raums umkreiste. Viele Kriminelle, sowohl organisierte als auch Einzelgänger, nutzten die Abgeschiedenheit des Systems, um illegale Geschäfte zu tätigen, darunter auch Sklavenhandel. Aus diesem Grund war es von höchster Wichtigkeit, die Schiffe abzufangen, bevor sie den Außenposten erreichten, ansonsten würden die entführten tandaranischen Kinder möglicherweise auf mehrere verschiedene Schiffe gebracht, was es um ein Vielfaches schwieriger machen würde, ihnen nachzuspüren.

Glücklicherweise war der Chefingenieur der Endeavour, Michel Romaine, einer der Entwickler des verbesserten Antriebs des Schiffs und konnte daher seine Erfahrung in die Waagschale werfen, um die Maschinen auf Warpfaktor 6,3 zu treiben und dort für mehr als acht Stunden zu halten. Auf diese Weise gelang es ihnen, die zwei Suliban-Trägerschiffe einzuholen, während diese sich noch am Außenrand des Zwillingssternsystems befanden. Die Grentra war das schnellste Schiff der Tandaraner, aber obwohl sie über kurze Strecken sogar Warp 6,5 erreichen konnte, war sie nicht imstande, solche Geschwindigkeiten über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Sie musste immer wieder zwischendurch verlangsamen und den Antrieb abkühlen lassen. Daher lag die Grentra hinter der Endeavour zurück, doch sie schloss mit Höchstgeschwindigkeit auf, während die Trägerschiffe vor dem Föderationsschiff in Sicht kamen.

Captain T’Pol studierte die Schiffe eingehend, als Sato sie auf den Hauptbildschirm brachte. Es war ein unlogischer Impuls, denn ohne Zweifel konnten die Sensoren deutlich mehr Daten erfassen als ihre Augen. Doch es war lange her, seit sie derartige Impulse zuverlässig hatte unterdrücken können. Stattdessen hatte die Vulkanierin durch bedächtiges Training gelernt, wie man sie zuließ, als das anerkannte, was sie waren, und dann weitermachte.

Insofern versuchte sie gar nicht, mehr als bloß das ebenso auffällige wie charakteristische modulare Design der Suliban-Schiffe zu erkennen. Jeder Träger besaß ein zentrales, einem Rückgrat ähnelndes Gitter, an dem die verschiedenen Zellenschiffe befestigt waren. Diese hingen an Andockpunkten, die sich in regelmäßigen Abständen befanden und von denen die kleineren Schiffe senkrecht abstanden. Das Ganze verlieh den Schiffen von hinten das Aussehen eines Kreuzes.

T’Pol erinnerte sich an ihre bislang einzige Begegnung mit so einem Trägerschiff. Sie hatte während eines Zwischenfalls mit den Tholianern vor einem Jahrzehnt stattgefunden. Damals hatte es sich bei all den am Rückgrat befestigten Schiffen um die lang gezogene Version der Zellenschiffe gehandelt. Hier allerdings herrschte ziemliches Durcheinander. Einige der Andockpunkte waren leer, einige wurden von den größeren, schollenförmigen Schiffen besetzt, und den Rest füllten drei oder vier der kleineren, symmetrischeren Zellenschiffe aus. Obendrein schienen die Antriebsmodule am hinteren Ende größer als die der früheren Träger zu sein, was die Annahme stützte, dass diese Raumpiraten primitivere Warpantriebe verwendeten, als es die Cabal seinerzeit getan hatte.

»Nähern uns auf Waffenreichweite«, meldete Lieutenant Commander Takashi Kimura an der taktischen Station rechts von T’Pol.

Der Captain drehte sich zur anderen Seite der Brücke, wo Lieutenant Elizabeth Cutler an der Wissenschaftsstation saß. »Überprüfen Sie die Schiffe auf tandaranische Lebenszeichen.«

»Überprüfe die Schiffe«, erwiderte Cutler und strich ihr glattes, honigbraunes Haar zurück. »Sie stören unsere Sensoren. Ich habe Schwierigkeiten, eindeutige Werte zu erhalten … aber ich orte nur auf dem Führungsschiff Anzeichen, die auf Tandaraner hinweisen. Auf dem zweiten Schiff ist nichts.«

»Dann bringen wir zuerst das Führungsschiff auf«, sagte T’Pol.

»Überlassen Sie das uns«, verlangte General Valk. »Wir sind für diese Kinder verantwortlich. Sie dürfen nicht verletzt werden.«

»Ich habe nicht die Absicht, zuzulassen, dass sie zu Schaden kommen«, versicherte ihm T’Pol. »Dies wird eine Präzisionsoperation sein.«

»Wenn es Ihre Kinder wären, würden Sie dann jemand anderem trauen?«

»Vielleicht müsste ich das«, erwiderte sie ruhig, »wenn das Schiff dieser anderen das einzige wäre, das die Kinder rechtzeitig erreichen könnte.«

Bevor Valk etwas darauf erwidern konnte, meldete sich Kimura. »Sie feuern!«

»Hüllenpanzerung«, ordnete T’Pol an.

Kimura hatte kaum Zeit, die Außenhaut der Hülle zu polarisieren und so ihre Molekülverbindung zu verstärken, bevor der Torpedo der Piraten sie traf. Der Einschlag ließ das Schiff beben. »Ausweichen«, befahl T’Pol Mayweather am Steuer.

»Ich dachte, wir seien noch nicht in Reichweite«, sagte Admiral Archer.

»Sie sind schlau«, gab T’Pol zurück. »Sie haben sich daran erinnert, dass das flüchtende Schiff bei einer Verfolgung mit Warpgeschwindigkeit im Vorteil ist.«

»Ich verstehe«, sagte Valk. »Sie haben den Torpedo hinter sich auf Impulsgeschwindigkeit fallen lassen und ihn so als Mine eingesetzt.«

»Diesen Vorteil werden sie nicht mehr lange haben«, verkündete Reed.

Tatsächlich dauerte es nur noch Augenblicke, bis die Endeavour nahe genug war, um ihr Warpfeld mit dem des hinteren Suliban-Schiffs zu synchronisieren und ihre Phasenkanonen abzufeuern. »Zielen Sie auf ihren Antrieb«, befahl T’Pol, während das Deck unter ihren Füßen vom Gegenfeuer erschüttert wurde. Wenn es ihnen gelang, das Schiff zu zwingen, auf Impulsgeschwindigkeit zurückzufallen, stellte es keine Gefahr mehr dar und sie konnten sich ganz auf die Rettung der Gefangenen an Bord des Führungsschiffs konzentrieren.

Unglücklicherweise erwies sich das hintere Trägerschiff als zu gut bewaffnet und geschützt für eine so simple Lösung. Ein Partikelstrahltreffer an der Hüllenunterseite erschütterte einmal mehr heftig die Brücke, und Reed hielt sich an dem Griff fest, der an der Oberseite der Steuerkontrolle befestigt war, damit er nicht von den Beinen geholt wurde. »Captain, wir müssen die Deflektoren einschalten!«

»Ich stimme zu«, sagte T’Pol. »Lieutenant, vordere Deflektorschilde aktivieren.« Sie öffnete einen Komm-Kanal zum Maschinenraum. »Brücke an Maschinenraum. Passen Sie das Warpfeld an, um den Einsatz der Deflektoren zu kompensieren.«

»Sie haben Schaden am Antrieb genommen«, meldete Kimura. »Sie werden langsamer.«

»Aber uns geht es nicht besser«, berichtete Mayweather. »Ich kann nicht mehr als Warp drei Komma zwei halten.«

»Zielen Sie weiter auf den Antrieb und die Waffen«, befahl T’Pol dem Taktikoffizier.

»Was geschieht hier?«, wollte Valk wissen. »Warum werden Sie langsamer?«

T’Pol sah, wie Archer die Miene verzog. Es gefiel ihm offensichtlich nicht, eine der taktischen Schwächen der Sternenflotte einzugestehen. Aber T’Pol entschied, dass es hier und jetzt wichtiger war, das bisschen Vertrauen, das ihnen die Tandaraner entgegenbrachten, zu erhalten. »Dies ist ein Erdenschiff, aber die Deflektorschildtechnologie ist andorianischen Ursprungs«, erklärte sie. »Es gab einige Schwierigkeiten, die beiden Technologien zu vereinen.«

Valk lachte. »Ihre Schilde stören Ihr Warpfeld!«

»Nur für den Moment«, presste Archer zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wir müssen bloß noch ein paar Macken ausmerzen.«

Sofort war der Heiterkeitsausbruch des Generals wieder vorbei. »Und während Sie sich um Ihre ›Macken‹ kümmern, entkommt uns das andere Schiff!«

»Das ist nur ein kurzer Rückschlag«, erwiderte Reed voller Zuversicht. Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Kimuras entschlossener Beschuss bereits den Warpantrieb des zweiten Trägerschiffs in die Luft jagte und das Gefährt zurück in den Normalraum zwang, wo es rasch hinter ihnen zurückblieb.

»Deflektoren abschalten«, sagte T’Pol. »Mister Mayweather, gehen Sie erneut auf Maximalgeschwindigkeit. Commander Sato, unterrichten Sie die Grentra vom Aufenthaltsort des Trägers. General, wenn Sie Ihren Leuten den Befehl geben, die Besatzung gefangen zu nehmen, können wir beweisen …«

»Captain!«, unterbrach sie Kimura. »Das Schiff ist gerade explodiert.«

»Ich scanne die Trümmer«, informierte Cutler. Dann schüttelte sie den Kopf. »Keine Überlebenden.«

»Mister Kimura?«, fragte T’Pol.

»Mein Ziel war es, das Schiff zu beschädigen, Captain. Aber ich schätze, ich könnte mich verkalkuliert haben …« Es lagen kein Schock und keine Reue in seiner Stimme, nur professionelle Ruhe. Kimura war ein erfahrener Soldat, ein ehemaliger Major der MACOs, und er hatte schon immer seine Gefühle beiseiteschieben können, wenn es die Pflicht verlangte.

»Nein«, meldete sich Sato einen Moment später zu Wort. »Unmittelbar vor der Explosion hat das Führungsschiff eine Bündelübertragung an das andere Schiff gesandt. Ich glaube, dass es sich um ein Signal zur ferngesteuerten Detonation handelte.« Mit einem kurzen Seufzen schüttelte sie den Kopf. »Sie haben sie nicht mal gewarnt.«

Archers Miene verhärtete sich. »Sie haben ihre eigenen Leute ermordet, um ihre Identität zu verbergen.«

»Wir wissen, dass sie Suliban sind«, sagte Valk, dessen Argwohn erneut geweckt schien. »Vielleicht versuchten sie vielmehr, die Identität ihrer neuen Gönner zu verbergen, was, Admiral?«

»Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, dass die Piraten einen Grund gehabt haben könnten, die Aufzeichnung so zurückzulassen, dass Sie sie finden?«, gab Archer zurück.

»So oder so wissen wir nun, wie weit sie zu gehen bereit sind, um eine Gefangennahme zu verhindern«, betonte T’Pol. »Wir müssen bei dem verbleibenden Schiff extreme Vorsicht walten lassen.«

Unglücklicherweise dauerte es noch dreiundzwanzig Minuten, bis die Endeavour das zweite Trägerschiff einholte. Zu diesem Zeitpunkt steuerte es bereits der Oberfläche des ansonsten leblosen Planeten entgegen, auf dem der Qhembembem-Außenposten lag.

»Unsere Optionen, das Schiff davon abzuhalten, rechtzeitig den Verteidigungsperimeter des Außenpostens zu erreichen, sind ziemlich beschränkt«, bemerkte Malcolm Reed. »Sobald es sich unter seinem Schutz befindet, erwischen wir es nicht mehr. Und das Störfeld dort wird auch jede weitere Ortung unmöglich machen.«

»Dann müssen wir verhindern, dass es die Oberfläche erreicht«, sagte T’Pol. »Mister Kimura, bringen Sie den Traktorstrahl zum Einsatz.«

Kimura bediente seine Konsole, um die Emitteranordnung des Gravitonstrahls aus der Unterseite der Sekundärhülle auszufahren. »Bereit«, sagte er. »Ziel erfasst.«

»Energie.«

Die Falschfarbenanzeige auf dem Hauptbildschirm zeigte den Strahl, der zwischen der Endeavour und dem Trägerschiff auftauchte. Doch statt den Masseschwerpunkt des Schiffs zu treffen, zog der Strahl zur Seite und erwischte eine Reihe Zellenschiffe, die am hinteren Andockknoten hingen. Sekunden später warf der Träger die Zellenschiffe ab und kam frei. Sein Sinkflug wurde dabei kaum unterbrochen.

»Lassen Sie mich raten«, knurrte Valk. »Der Traktorstrahl ist tellaritisch.«

»Vulkanisch«, verbesserte T’Pol ihn. Dennoch war die Implikation des Generals korrekt. Genau wie bei den Deflektoren erwies es sich als schwierig, die Technologie effektiv in die Systeme des menschlichen Schiffs zu integrieren. In diesem Fall machten die Zielsensoren Probleme, die anfällig für die gravimetrischen Verzerrungen des Strahls selbst waren.

Doch Reed schien mit dem Ergebnis erstaunlicherweise zufrieden zu sein. »Captain, ich habe eine Idee.«

»Lassen Sie hören.«

»Elizabeth, können Sie feststellen, in welchen der Kapseln sich die tandaranischen Lebenszeichen befinden?«

»Ja, Commander«, gab Cutler zurück. »Sie sind in den zwei großen Zellenschiffen auf zwölf Uhr und neun Uhr im zweiten Abschnitt von vorne.«

Reed ging um die taktische Konsole herum und trat an Kimuras Seite. »Takashi, glauben Sie, dass Sie es schaffen, das eine mit dem Traktorstrahl zu erwischen, während ich mir das andere mit den Greifern hole?«

»Ich denke, ich kann die Abweichung des Strahls per Hand ausgleichen, Sir. Aber wir müssten zuerst ihre Schilde ausschalten.«

»Das sollte kein Problem sein«, sagte Reed. Die beiden Männer wechselten einen raschen Blick und nickten sich wissend zu.

Seite an Seite arbeitend feuerten Kimura und Reed drei der Phasenkanonen des Schiffs auf neuralgische Punkte rund um den zweiten Andockknoten ab. T’Pol gewahrte das charakteristische Schimmern der versagenden Schilde. Nur wenige Augenblicke später strich der Traktorstrahl über die Vorderseite des einen Zellenschiffs. Er fand Halt, als die Vorwärtsbewegung des Trägerschiffs ihn besser in Kontakt brachte. Sekunden später schnappten sich die Greifer an den Fulleren-Leinen das andere Zellenschiff. Der Träger stemmte sich kurz gegen den unerwarteten Zug, dann stieß er die Kapseln ab.

»Holen Sie sie da raus!«, befahl Archer, und keine Sekunde zu früh. Als die Endeavour begann, die Zellenschiffe einzuholen, eröffnete der Träger das Feuer auf sie, während er gleichzeitig weiter auf den Verteidigungsperimeter zuflog. »Können Sie die Passagiere herausbeamen?«

»Etwas in den Hüllen stört unsere Ortung«, erwiderte Cutler. »Wir müssen die Schiffe näher heranziehen, um einen Transportvorgang zu erzwingen.«

»Dann tun Sie es!«, bellte Valk.

Zum Glück war bei der Überholung der Endeavour eine größere Transporterplattform eingebaut worden, außerdem hatte man eine zweite Einheit installiert. Beide Transporter waren dringend nötig, um die Insassen der zwei Zellenschiffe gleichzeitig herauszubeamen, nur Sekunden bevor das Feuer des Trägers sie traf und vernichtete.

»Der Träger hat den Perimeter beinahe erreicht«, meldete Reed von der Taktik aus. »Wir sind zu weit entfernt, um ihn rechtzeitig einzuholen.«

In diesem Moment ertönte der Annäherungsalarm auf seiner Konsole. »Die Grentra trifft ein, Sir!«, berichtete Kimura. Dann regnete es plötzlich Plasmaschüsse auf den geschwächten Träger.

»Befehlen Sie Ihren Leuten, die Suliban lebend gefangen zu nehmen, General«, sagte Archer. »Wir müssen beweisen, wer wirklich hinter all dem steckt.«

»Keine Sorge, Admiral«, entgegnete Valk. »Diese Gelegenheit werden Sie bekommen.«

Binnen Sekunden war der Träger neutralisiert und in den Greifern der Grentra gefangen. Doch das vorderste Zellenschiff befreite sich und schoss auf die Planetenoberfläche zu. Gleich darauf explodierte der Träger. »Grentra, Schadensbericht!«, verlangte Valk.

Die Stimme von Major Glith meldete, dass das tandaranische Kriegsschiff nur minimale Schäden davongetragen hatte.

»Aber was ist nun mit unserem Beweis?«, fragte Travis Mayweather.

»Das wird kein Problem sein«, gab Reed grinsend zurück. »Die Sicherheit meldet gerade, dass wir zwei der Kindesentführer mit an Bord geholt haben. Einer wurde im Gefecht verletzt, der andere betäubt, nachdem er versucht hat, sich mit unseren Leuten anzulegen. Sie befinden sich jetzt auf dem Weg in die Krankenstation, zusammen mit den Kindern.«

Archer war bereits auf dem Weg zum Aufzug. »Möchten Sie mich begleiten, General?«

Als sie die Krankenstation erreichten, galt General Valks erste Sorge dem Zustand der Kinder. Phlox versicherte ihm, dass sie, von ein paar Kratzern und Prellungen abgesehen, körperlich gesund waren. Allerdings hatte ihnen ihre Entführung ein emotionales Trauma beschert.

Valk bewies eine unerwartete Sanftheit, als er mit den Kindern sprach und sie beruhigte, dass sie nun in Sicherheit seien. Als Archer das sah, verstand er auch den keine Widerrede zulassenden Tonfall, mit dem Valk danach forderte, dass die Kinder umgehend auf sein Schiff gebracht werden müssten, um mit ihrem eigenen Volk wiedervereint zu werden. Phlox war einverstanden, denn es gab ihm zufolge keinen Grund, seine kleinen Patienten nicht aus der Krankenstation zu entlassen. Also ließ Archer sie zu den Transportern bringen.

Somit blieben nur noch die zwei gefangenen Piraten, die beide sediert waren. Einer lag gegenwärtig auf dem Hauptoperationstisch direkt vor der Scannerkammer. Der andere ruhte auf einem der Biobetten, die entlang der Außenwand des kreisrunden Raums aufgereiht standen. »Suliban«, knurrte Valk und betrachtete die Gestalten mit der marmorierten Haut. Er deutete auf ihre hautengen roten Overalls. »Und das sind Cabal-Uniformen.«

»Aber der Schein kann täuschen, wie die Menschen gerne sagen, General«, bemerkte Phlox auf seine wie üblich gut gelaunte Art und Weise, und ein breites Lächeln erhellte seine pausbäckigen, denobulanischen Züge. Er deutete auf die große Anzeigetafel, die über der Scannerkammer hing und eine tomografische Ansicht der Anatomie der Piraten zeigte.

»Obwohl diese Individuen es geschafft haben, ihre Biosignaturen so gut zu verschleiern, dass sie externe Scans damit täuschen können, bestätigt eine genauere Analyse, dass ihre inneren Organe alles andere als der Suliban-Norm entsprechen.«

»Ich erwarte keine ›Suliban-Norm‹ bei der Cabal, Doktor«, gab der General mit zunehmender Ungeduld zurück.

»Ah«, sagte Phlox und sein Grinsen wurde noch etwas breiter, als er ein Skalpell hob. »Aber erwarten Sie das hier?«

Valk versteifte sich überrascht, als Phlox das Skalpell schwungvoll und sehr gezielt über die Seite des marmorierten Gesichts des einen Piraten zog. Auch Archer war ein bisschen erschrocken. Seine Quelle, die sich gut mit Methoden der Geheimhaltung auskannte, hatte ihm nicht vollständig verraten, was ihn erwarten würde. Doch als klar wurde, dass aus dem Schnitt kein Blut treten würde, begann Archer, zu begreifen, was er da vor sich sah.

Tatsächlich zog Phlox einen Moment später das Gesicht des Suliban zurück und enthüllte ein völlig anderes darunter – humanoid von der Art her, aber mit einer flachen Nase und dünnen Lippen. Graue Reptilienschuppen bedeckten das Gesicht und flache, sanft geschwungene Kämme aus aufgestellten Schuppen zierten seine Wangen und die Stirn und bildeten Grate über seinen Augen.

»Was ist das?«, entfuhr es Valk.

»Ein Malurianer, General«, antwortete der Doktor, und man sah ihm an, dass er die Enthüllung genoss wie ein Bühnenzauberer einen gelungenen Trick. »Auch der andere Mann ist einer, und ich wage zu behaupten, dass es ebenfalls auf den Rest zutrifft.«

»Malurianer?«

»Sie führen eine der größten kriminellen Operationen im bekannten Raum«, erklärte ihm Archer. »Meine Besatzung und ich begegneten ihnen vor elf Jahren auf einem Prä-Warp-Planeten, wo sie Veridium für Schwarzmarktmunition abbauten. Ihre Operation vergiftete Tausende der Eingeborenen, die Akaali, bis es uns gelang, das Ganze zu stoppen.«

Archer erinnerte sich an den Anführer der Malurianer, einen Mann, der sich selbst Garos nannte. Er war ein ziemlich widerlicher Kerl gewesen, mit der Persönlichkeit eines Gebrauchtwagenhändlers und der Skrupellosigkeit eines Romulaners, der mit geradezu erschreckender Beiläufigkeit die Ansicht vertrat, dass ein paar Tausend Akaali niemand vermissen würde. Archer hatte immer bereut, dass es ihm lediglich gelungen war, Garos zum Rückzug zu zwingen, denn so hielt ihn niemand davon ab, an anderer Stelle für Unheil zu sorgen.

»Im Laufe der Jahre sind ihnen andere Sternenflottenschiffe immer mal wieder begegnet. Die Malurianer sind Meister der Täuschung und Tarnung.«

»Ihre Dermalmaske ist außergewöhnlich«, sagte Phlox. »Sie dehnt sich, atmet, schwitzt. Sie heilt sogar und es wächst Haar auf ihr, wenn nötig, genau wie bei echter Haut. Sie kann wochenlang getragen werden, ohne dass eine Reparatur oder ein Austausch nötig wäre, es sei denn, man hat einen Unfall. Und sie vermag sogar malurianische Biosignaturen zu verbergen.«

»Wenn Sie die eroberten Zellenschiffe analysieren«, fügte Archer hinzu, »dann werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass auch diese Fälschungen sind. Das ist der Grund, warum sie über keine eigenen Warpantriebe verfügen.«

»Aber warum haben sie unsere Kolonie angegriffen?«, hakte Valk nach. »Und warum getarnt als Suliban?«

Archer sah ihn direkt an. »Um genau die Reaktion zu provozieren, die Sie gezeigt haben, General. Sie wollten einen Krieg zwischen Tandar und der Föderation heraufbeschwören. Sehen Sie, wenn sich die großen raumfahrenden Mächte verbünden, um für Frieden, Ordnung und Gesetz einzutreten, ist das für die kriminellen Elemente dort draußen alles andere als eine erstrebenswerte Entwicklung. Sie wollen die Föderation im Keim ersticken, bevor sie zu stark wird – oder zumindest dafür sorgen, dass wir so sehr damit beschäftigt sind, unsere Nachbarn zu bekämpfen, dass wir keine Zeit mehr haben, uns auf sie zu konzentrieren.«

»Hm.« Valk dachte eine Weile über die Worte nach. »Nach dem, was ich so gesehen habe, hätten sie sich die Mühe nicht machen müssen.«

»General?«

Der kräftige Tandaraner schmunzelte. »Sie und Ihre Verbündeten schaffen es ja nicht mal, Ihre Ausrüstung ordentlich zum Laufen zu bringen. Ich habe gesehen, wie sehr es Sie besorgt hat, dass ich davon erfahre. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie stellen keine Gefahr für irgendjemanden dar, am wenigsten für Tandar. Also haben wir keinen Streit mit Ihnen – solange Sie sich weiterhin aus unseren Angelegenheiten heraushalten.« Er feixte. »Ich würde sagen, Sie haben genug Probleme mit sich selbst, um die Sie sich kümmern müssen.«

Qhembembem-Außenposten

Dular Garos versuchte gar nicht erst, gegen die muskelbepackten Riesen zu kämpfen, die ihm kurz nach der Landung seines falschen Zellenschiffs aufgelauert hatten, noch bevor er das Gelände der Malurianer erreichen konnte. Er gestattete ihnen einfach, ihn zu dem Treffen mit ihrem Herrn zu geleiten, denn ihm war klar, dass er die besten Überlebensaussichten hatte, wenn er mitspielte. Für gewöhnlich zog er subtilere Methoden vor, um mit einer Krise umzugehen, als die offene Konfrontation. Daher leistete er auch nicht einmal Widerstand, als sie ihm kurzerhand seine Suliban-Tarnung vom Leib rissen, obwohl es unangenehm stach, als der Haftklebstoff sich von seinen Schuppen löste, ganz zu schweigen davon, dass der Anzug ein ausgesprochen teures und mit besonderer Sorgfalt angefertigtes Arbeitsstück gewesen war.

Ein wenig überrascht war er allerdings, als ihn seine bulligen Begleiter bloß vor ein Subraumübertragungsgerät setzten. Eigentlich hatte er erwartet, vor den örtlichen Anführer dieses besonderen Syndikats gebracht zu werden, doch offensichtlich hatte er die Aufmerksamkeit von jemandem in den höheren Etagen geweckt – jemandem, der zu bedeutend war, um auch nur in der Nähe dieser Jauchegrube gesehen zu werden.

»Mister Garos«, schnurrte die Frau, die auf dem Schirm erschien. Der verführerischen Art zufolge, auf die sie sich präsentierte, musste es sich um eine sehr attraktive, humanoide Frau handeln, auch wenn sie alles andere als sein Typ war. »Sie haben uns ein paar reizvolle junge Sklaven versprochen.«

»Ich war der Ansicht, dass ich Waren für eine Auktion gegen Höchstgebot liefern würde«, erwiderte Garos und imitierte dabei ihren Tonfall, eine Mischung aus falscher Freundlichkeit und darunter verborgener Härte. »Sie hätten gerne daran teilnehmen dürfen, aber ich habe Ihren Leuten nichts versprochen.«

»Das ist allerdings nicht das erste Mal, dass Sie darin versagen, angekündigte Waren auch zu liefern. Sie sind wirklich vom Pech verfolgt, wann immer sich die Sternenflotte einmischt.«

Garos wünschte sich, er würde noch immer seine Maske tragen. Dann wäre es ihm leichter gefallen, zu verbergen, wie sehr ihn ihre Worte trafen. Er war in seiner Gruppierung auf dem aufsteigenden Ast gewesen, bis dieser menschliche Emporkömmling, Captain Archer, seine Veridium-Bergbauoperation enthüllt und ruiniert hatte. Für sein Versagen hatte man ihn ins Exil geschickt. Bis er sich erneut als würdig erwiesen hatte, würde er die Paarungsstätten seiner Vorfahren nicht wiedersehen.

»Und war es wirklich nötig, so viele Ihrer eigenen Leute umzubringen?«, fragte die Frau, die allerdings eher amüsiert als geschockt klang. »Ich bezweifle, dass Ihre Gruppierung das sonderlich wohlwollend aufnehmen wird.«

»Es war nötig, um die Tandaraner davon zu überzeugen, dass die Föderation ihre Feinde unterstützt.« Es hatte ihm keine Freunde bereitet, so viele seiner Untergebenen zu töten, von denen etliche enorm fähig gewesen waren. Einige waren ihm auch höchst angenehme Gesellschaft gewesen. Aber das Wohl von Malur kam immer an erster Stelle.

»Leider hat das nicht ganz funktioniert, nicht wahr? Stattdessen haben Sie soeben zwei Mächten dieser Region bewiesen, dass sie einen gemeinsamen Feind haben. Möglicherweise haben Sie sie dabei sogar enger zusammengeschweißt. Hm, wieso kommt mir das nur so bekannt vor?« Beiläufig drehte sie ihr langes Haar um einen Finger. »Ach, richtig. Das ist genau das, was den Romulanern passiert ist, als sie das Gleiche versucht haben. Statt einen Krieg zwischen den Vulkaniern, den Andorianern und dem Rest zu provozieren, haben sie eine nie da gewesene Allianz befördert – und das Ergebnis war diese unsägliche Föderation.«

»Ist das der einzige Grund, warum Sie mich haben herbringen lassen?«, wollte Garos wissen. »Um meinen Mangel an Originalität zu kritisieren?«

»Ganz im Gegenteil, mein lieber Garos. Ihr Ansatz ist schon richtig. Dieses Föderationsexperiment könnte, wenn ihm Erfolg beschieden ist, für unsere unabhängigen Unternehmen zu einer echten Gefahr werden. Deshalb liegt es in unser aller Interesse, es schon im Ansatz zu ersticken. Doch die Parteien zu entzweien, um sie besser bekämpfen zu können, wurde bereits versucht und ist fehlgeschlagen.«

»Was für eine Alternative schwebt Ihnen vor?«

»Wir sollten dem Beispiel der Föderation folgen«, antwortete die Frau. »Lassen Sie uns Stärke aus Partnerschaft ziehen.« Ein verschlagenes Grinsen erschien auf ihren feinen Zügen. »Wenn die sich mit ihren Nachbarn gegen einen gemeinsamen Feind verbünden wollen, dann geben wir ihnen doch einen – aber einen, der unseren Zwecken dienlich ist. Denn in genau diesem Bestreben, sich zu vereinen, das zur Entstehung der Föderation geführt hat … liegt bereits die Saat für ihren Untergang.«

27. September 2162U.S.S. Endeavour

»Wie überzeugend war denn nun diese virtuelle Technologie?«, wollte Malcolm Reed zwischen zwei Bissen seines gegrillten Ananas-Chutney-Hühnchens wissen.

Admiral Archer nahm einen Schluck seines Eistees. »Nicht so echt wie die Hologramme der Xyrillianer oder der Kantare«, erwiderte er.

Sie saßen gemeinsam mit T’Pol im Speiseraum des Captains. Nun, da er selbst ein Führungsoffizier war, machte es Malcolm weit weniger aus, mit seinem Captain zu Abend zu essen – oder auch, bei Gelegenheiten wie dieser, mit seinem ehemaligen Captain.

»Vielleicht ganz gut so«, meinte Reed, und Archer nickte beipflichtend. Sowohl die Xyrillianer als auch ihre Handelspartner, die Kantare, ließen mittlerweile den Verkauf ihrer holografischen Simulationstechnologie nicht mehr zu, nachdem sie erfahren hatten, dass die Klingonen, die xyrillianische Simulatortechnik bei einem von Archer ausgehandelten Geschäft in die Finger bekommen hatten, damit Gefangene folterten. Glücklicherweise gingen die Klingonen recht ruppig mit ihren Spielsachen um und es fehlten ihnen die Kenntnisse, um die Simulatoren zu reparieren. So war das Problem auf dem besten Weg, sich selbst zu lösen.

Der Admiral schüttelte den Kopf. »Aber es fühlte sich echt genug an. Ich kann einfach nicht vergessen, dass die Rettung dieser Kinder … nun, dass das kein wirkliches Happy End ist. Viele von ihnen haben ihre Eltern verloren, und sie alle werden noch eine lange Zeit von diesen Ereignissen traumatisiert sein.« Er stocherte mit der Gabel in seinem Salat herum, dann ließ er sie in die Schüssel fallen. »Ich weiß, dass die Malurianer skrupellos sein können, aber das …«

»Es war ihre Absicht, die Tandaraner in Wut zu versetzen«, merkte T’Pol an. »Kinder in Gefahr zu bringen, ist bei den meisten Humanoiden eine effiziente Methode, um eine starke emotionale Reaktion hervorzurufen.« Sie verstummte kurz und als sie weitersprach, lag eine unterschwellige Eindringlichkeit in ihrer Stimme. »Das gilt auch für Vulkanier.«