Star Trek - Titan 3: Die Hunde des Orion - Christopher L. Bennett - E-Book

Star Trek - Titan 3: Die Hunde des Orion E-Book

Christopher L. Bennett

4,4

Beschreibung

Als die Titan in eine unbekannte Region des Raums vordringt, werden die Telepathen in ihrer Crew - einschließlich des Diplomatie-Offiziers Deanna Troi - von einem fremden Schrei der Qualen überwältigt. Das führt die Crew zu dem Ort eines schockierenden Blutbads: Eine Zivilisation interstellarer "Walfänger" macht Jagd auf eine bekannte Spezies intelligenter im Raum lebender Giganten. Entsetzt, aber entschlossen nicht vorschnell zu urteilen, beginnen Captain William Riker und seine Crew eine Untersuchung und entdecken einen kosmischen Laichgrund in einer Region aktiver Sternbildung - das Ökosystem einer verblüffenden Reihe vielfältiger, aber ebenso riesiger Lebensformen. Bei dem Versuch die Ausbeutung dieser Kreaturen zu beenden, überlässt Rikers Crew ihnen die Mittel, der Jagd auf sie ein Ende zu bereiten ... nur um zu entdecken, dass nicht alles so ist, wie es scheint.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 566

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,4 (24 Bewertungen)
15
4
5
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



STAR TREKTITAN™

DIE HUNDE DES ORION

CHRISTOPHER L. BENNETT

BASED UPON STAR TREK ANDSTAR TREK: THE NEXT GENERATION®CREATED BY GENE RODDENBERRY

Ins Deutsche übertragen vonStephanie Pannen

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – TITAN: DIE HUNDE DES ORION wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg. Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Stephanie Pannen; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Gisela Schell; redaktionelle Mitarbeit: Julian Wangler; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Cliff Nielsen.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – TITAN: ORION‘S HOUNDS

German translation copyright © 2009 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2006 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

© 2009 Paramount Pictures Corporation. All Rights Reserved.™®© 2009 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-941248-03-8 (März 2009) · eBook ISBN 978-3-942649-98-8

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE

Für Shadow und Natasha,Meister der Jagd,die mich vor Unmengen bedrohlicher Schnüreund Packpapier bewahrt haben.Entschuldigt wegen der »Hunde«-Sache.

DANKSAGUNGEN

Ich werde versuchen, es dieses Mal kürzer zu halten … Zuallererst danke ich Marco Palmieri, dass er mich eingeladen hat an Bord der Titan zu kommen. Ebenso geht ein Dank an Andy Mangels und Mike Martin für ihren Start. Ich bedanke mich bei all den verschiedenen Autoren, auf deren Charaktere, Kreaturen und Ideen ich hier aufgebaut habe, darunter sind Laurence V. Conley, D. C. Fontana, Maurice Hurley, Robert Lewin, Gene Roddenberry und Jeri Taylor vom TV-Trek sowie Keith R. A. DeCandido, Robert Greenberger, David Mack, die zuvor erwähnten Martin & Mangels und John Vornholt von der Buchseite.

Für wissenschaftliche und soziologische Konzepte habe ich mir Inspiration von Thomas J. Barfield, Freeman Dyson, Fred Hoyle, Larry Niven und Konstantin Tsiolkovsky sowie weiteren geborgt. Alan Dean Foster sollte auch erwähnt werden. Dank an Nigel Henbest und Heather Couper, deren Buch »The Guide to the Galaxy« mir zahlreiche Einblicke in die Geographie der realen Milchstraße geliefert hat, sowie an Geoffrey Mandel, dessen Buch »Star Trek Star Charts« das Gleiche für die fiktive Seite getan hat. Danke auch an die Erschaffer des Open-Source-Astronomie-Simulators Celestia, der nicht bloß als Referenz diente, sondern auch meine Beschreibungen des Labors der Stellarkartographie auf der Titan inspirierte.

Meine Recherche stützte sich auf zu viele Webseiten, als dass ich allen danken könnte. Also danke ich dem ganzen verdammten Internet und speziell den Leuten von Google. Danke auch an die üblichen Verdächtigen bei TrekBBS, Psi Phi und Ex Isle für fachliche Unterstützung.

Einen letzten Dank an Dennis McCarthy, der die Sternquallen zum Singen gebracht hat.

HISTORISCHE ANMERKUNG

Diese Handlung spielt in dem Zeitraum vom späten Februar bis zum späten März 2380 (Kalender nach alter Zeitrechnung).

TEIL EINS

RIESEN AM HIMMEL

Wie ein Triumphmarsch gewaltig durchdrangDas Himmelsgewölbe der Weisen Klang,Es schien des Chores HarmonieVorspiel der erhabensten Tragödie. …Der strahlenden, lieben Gestirne Pracht.Des Algebars RiesenangesichtUmgürtet von vieler Sterne Licht;Orion, der Jäger, verfolgend das Wild;Sein Schwert an der Seite ihm strahlte so hell,Am Arme ihm hing ein Löwenfell,Durch der Mitternacht Luft zerstreut rings warDer Goldglanz von seinem strahlenden Haar.

»Die Verfinsterung des Orion«von Henry Wadsworth Longfellow

PROLOG

Wir schwimmen durch den Raum, die Kühle der Leere prickelt gegen unser Fleisch. Wir drängen uns näher, näher zusammen, wärmen uns gegenseitig im warmen Glühen des anderen, in der gegenseitigen Umarmung der Tentakel [Liebe/Verwandtschaft/Lasst uns spielen!]. Entfernte Sternenwärme winkt von oben, zu sich hinlockend [Hunger/Hoffnung]. Sollen wir unter den Raum tauchen, die Strömungen des Sternensogs um unsere Körper wickeln, um sie schneller zu erreichen? Nein, unser Verlangen ist noch nicht groß; es reicht uns, zu schwimmen [Geduld/Besonnenheit/ausruhen und das Dasein genießen!].

Nun trifft eine Wolke Staub auf unsere Haut, kleinste Brocken von [Kaltzeug/Totzeug] flackern zu kurzem Leben auf, als Hitze und Dunst gegen unsere Haut [kitzelt/zischt!]. Wir trinken die kleinen Anhäufungen von Lebenswärme, [lindern/vergrößern] unseren Hunger ein wenig. Wir breiten unsere Tentakel aus, strecken sie länger, dünner, lassen Membranen dazwischen wachsen, um mehr Kaltzeug einzufangen [Verlangen/Übung/purer Spaß an Veränderung!].

Wir nehmen ein Kräuseln aus dem Raum unter uns wahr [Neugierde/Vorsicht … Vertrautheit!] – weitere Geschwister kommen! Wenige, aber willkommen. Sie tauchen auf, ihre Lebenswärme und ihre Sternensog-Wirbel schwemmen über uns, stillen unseren Durst, und wir rufen ihnen zu [Begrüßung von Fremden/Freude über Wiedervereinigung!].

Aber wartet – Irgendetwas ist falsch [Verwirrung/Können wir helfen?]. Sie antworten nicht auf unsere Rufe. Sie sind verhärtet, umhüllt zur Verteidigung! Sind sie eine Bedrohung [verteidigen/fliehen]? Nein [Unglaube/Mitleid], sie gehören zu uns, sie brauchen wohl unsere Hilfe! Wir rufen ihnen zu [Sympathie/Sorge], aber sie bleiben stumm. Nein, nun schlagen sie zu [Gefahr!/wo?] – Wartet, nein, sie greifen uns an! Das kann nicht … [Unglaube/Qual]. Ihre Stacheln durchbohren unsere Haut. Unser Atem und Flüssigeis strömt hinaus in die Leere. Der Geist unserer Geschwister schreit nach uns, macht uns taub, dann verklingend zur Stille. Wir sterben! [Verlust/Schmerz/Verrat/Warum?] Keine Zeit für Fragen. Keine Zeit sich zu konzentrieren, uns zu schützen, wir müssen fliehen! [Panik/schutzlos/allein!] Wir brauchen Hilfe! Wir schreien nach anderen [Schrecken/Flehen]. Jemand, irgendjemand! [–wer –] etwas gefühlt [wirklich/eingebildet?] – wir schreien erneut! [– wer –] Ja! Hilf uns! [– wer bist du? –/komm/Verzweiflung/Leid/Wut/– nein – hinaus –/Schmerz/Verzweiflung/– ver schwindet aus meinem Kopf –/Grauen/sterben/warum? NEIN!/ – NEIN!!–]

KAPITEL 1

U.S.S. TITAN, STERNZEIT 57137,8

»Nein!!«

Deanna Troi saß kerzengerade im Bett. Für einen Augenblick fühlte sie sich hilflos in der Dunkelheit, der Weite, deren Leere ihre nackte Haut frösteln ließ. Sie war sich nicht sicher, wo sie war, oder wer. Sie fühlte schreckliche Furcht, wusste aber nicht warum.

Aber dann spürte sie, wie seine Arme sie umfingen, sie zurückbrachten. Will. Ihr Imzadi. Ihr Mann. Ihr Captain. Ihr Anker. Wenn er sie berührte, war sie niemals verloren.

Sie entspannte sich, und gegeneinander gelehnt verharrten sie für einen kostbaren Augenblick. Dann sprach er sanft: »Schon wieder der Albtraum?«

»Ich bin nicht sicher«, sagte sie. »Das gleiche Gefühl des … Eindringens … aber dennoch anders. Nicht bösartig.« Über den wiederkehrenden Albtraum zu reden, verursachten bei ihr unwillkommene Erinnerungen. Es war über drei Monate her, seit Shinzon von Remus und sein Vizekönig Vkruk sie mental vergewaltigt und Vkruks Telepathie dazu benutzt hatten, um sich in ihren Geist zu zwingen, während sie mit Will schlief. Doch obwohl die Albträume seit kurzem seltener kamen, blieb ihre Erinnerung an das Ereignis so klar wie jeher. Und sie wusste, dass das immer so bleiben würde. Was es noch schlimmer machte, war, dass es der zweite telepathische Angriff gewesen war. Den ersten hatte der ullianische Historiker Jev vor beinahe einem Dutzend Jahren verübt. Er hatte ebenfalls die Stelle von Will Riker in ihrer Vorstellung übernommen, hatte sie gezwungen eine erotische Erinnerung noch einmal zu erleben und hatte sie in eine Vergewaltigung verwandelt. Es war ein Beleg von Deannas Liebe und Glaube an Will, dass es ihr nach wie vor möglich war, Freude und Trost durch seine Berührungen zu empfinden.

Obwohl es manchmal ein wenig Mühe kostete. Diese Erinnerungen erneut zu durchleben verstärkten den Kampf-und- Flucht-Impuls, den dieser Traum ausgelöst hatte, und plötzlich fühlte sie ein extremes Bedürfnis nach Privatsphäre.

Sie kletterte aus dem Bett und ging zum Fenster, ohne sich vorher einen Morgenmantel anzuziehen. Während der vergangenen paar Monate hatte Will sich an ihr gelegentliches Bedürfnis gewöhnt, nicht berührt zu werden, daher folgte er ihr nicht. »Nicht bösartig?«, fragte er mit sanfter Stimme. »Du schienst ziemlich verängstigt.«

Deanna starrte hinaus zu den Sternen und sammelte ihre Gedanken. »Ich erinnere mich nicht. Es war, als ob … die Furcht von irgendetwas anderem in mich gezwungen würde.«

»Etwas? Nicht jemand?«

»Es wirkte sehr fremd. Allerdings … irgendwie entfernt bekannt.« Sie schüttelte ihren Kopf. Ihr entwich ein leichtes, nervöses Kichern. »Egal. Es war bloß ein Traum. Ein Stück unverdaute Schokolade.«

»Bist du dir sicher, Ebenezer?« Sie musste sich nicht umdrehen, um das Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen. »Man hat bereits früher mithilfe von Träumen mit dir Kontakt aufgenommen. Augen in der Dunkelheit«, stimmte er mit einer gruseligen Stimme an, die sie zum Lachen brachte.

»Ich schätze, alles ist möglich, aber es gibt wenig, dem man nachgehen kann.« Sie blickte auf die Sterne. »Irgendetwas Fremdes, aber Vertrautes … vermutlich ein Bild, das mein Gehirn zusammengebastelt hat und das die Angst vor dem Unbekannten zeigt. Eine allzu verständliche Reaktion in Anbetracht unserer Mission.«

Sie konnte seine Vorfreude auf die Mission, die vor ihnen lag, fühlen, und sie teilte sie sogar ohne ihre Empathie. Die Titan und ihre Mannschaft waren für reine Forschung bestimmt, aber dazu gezwungen gewesen, diese Mission zu verschieben. Die Sternenflotte hatte sie abkommandiert gehabt, um eine diplomatische Einsatztruppe nach Romulus zu führen, die bei den Wiederaufbaubemühungen helfen konnte, die Shinzons blutigem Coup und seiner anschließenden Selbstzerstörung folgten.

Direkt danach hatte die Hilfe der Titan bei der Suche nach einer verlorenen romulanischen Flotte dazu geführt, dass sie durch ein extradimensionales Kaninchenloch in die Kleine Magellansche Wolke hinab gefallen waren, über 200.000 Lichtjahre von Zuhause. Theoretisch war das für jeden Forscher ein wahrgewordener Traum, aber da sie sich mit der, durch den Roten König verursachten, Zerstörung und der Rettung der Neyel von ihrer auseinanderbröckelnden Heimatwelt, hatten auseinandersetzen müssen, war für Erforschung keine Zeit geblieben. Und dann hatten sie zwei Wochen lang für Reparaturen und Nachbesprechungen auf Sternenbasis 185 bleiben müssen, und weitere zwei Wochen damit verbracht, den Föderationsraum wieder hinter sich zu lassen. Sie waren an Beta Stromgren, Kappa Velorum und dann letzte Nacht, endlich, an der am weitesten entfernten Markierung vorbeigeflogen, die von der Olympia vor acht Jahren bei ihrer Erforschung des Beta-Quadranten hinterlassen worden war. Ab hier wusste niemand, was vor ihnen lag.

Es war natürlich keine ungewöhnliche Erfahrung für einen Entdecker, zudem war es eine willkommene; dennoch brachte sie auch eine nervöse Unruhe mit sich, wie jedes neue Unterfangen. Vielleicht war das alles, was hinter ihren fremdartigen-und-doch-bekannt-vorkommenden Ängsten steckte. Vielleicht verstärkten sie sich, weil sie von hier ab vollständig alleine waren – kein Echtzeitkontakt mit dem Sternenflottenkommando, keine Sternenbasis, die Rast und Nachschub bot, und kein anderes Raumschiff, das sie schnell erreichen konnte. Sie hatte bei ihrem jüngsten Abstecher in die benachbarte Galaxie einen Vorgeschmack darauf bekommen. Aber auf eine seltsame Weise war es irgendwie noch erschreckender, es mit Absicht zu tun.

Sie fühlte Rikers sanfte Skepsis, die sie daran erinnerte, dass sie die Dinge gelegentlich überanalysierte, ein berufsbedingtes Risiko. »Wahrscheinlich«, sagte er laut. »Aber behalte es in deinem mentalen Auge, nur für den Fall.«

Nun drehte sie sich zu ihm. »Aye, aye, Captain«, sagte sie mit einem lässigen Salut.

Er musterte sie von oben bis unten, und erinnerte sie dadurch daran, dass sie ganz und gar ohne Uniform war. »Es muss doch da drüben am Fenster kalt sein. Willst du nicht wieder zurück ins Bett?«

»Nein, danke«, erwiderte sie nach einem Moment. Irgendwie fühlte sie sich gar nicht mehr fröstelig, es musste ein Überbleibsel ihres Traumes gewesen sein. »Ich glaube nicht, dass ich direkt wieder einschlafen könnte. Vielleicht geh ich mal ein wenig spazieren, um den Kopf freizubekommen.«

»Also gut.« Sie spürte seine Enttäuschung, die er aber schnell wieder unterdrückte. Sie wusste, dass er bedauerte, dass er nicht immer derjenige sein konnte, der sie tröstete und auf sie aufpasste. Aber sie wusste auch, dass er verstand, wie es für sie war. Kurz vor ihrer Tortur mit Shinzon hatte Will seine eigene Hölle durchleben müssen, als er von dem Diktator Kinchawn von Tezwa als Geisel gehalten und gefoltert worden war. Er selbst hatte seine gelegentlichen Albträume, und obwohl er ihren Trost und ihre Unterstützung wertschätzte, gab es gelegentlich Zeiten, in denen er mit ihnen alleine fertig werden musste. Schließlich war es, nachdem man schikaniert, erniedrigt und entmenschlicht worden war, nur gesund, sich seiner eigenen Unabhängigkeit, seiner inneren Stärke zu versichern.

Deanna ging zum Schrank hinüber, schlüpfte in einen hellblauen Überwurf und Sandalen und steuerte auf die Tür zu. Sie schickte Will eine leichte, mentale Liebkosung, nur um festzustellen, dass er bereits wieder eingeschlafen war. Aber auch seine Ruhe im Schlaf war eine angenehme Verabschiedung.

Während sie über die Gänge der Titan schlenderte, fühlte sich das allein schon wie eine Erforschung an. Es war immer noch eine relativ neue Umgebung für sie – eine neue Schiffsklasse, eine neue Besatzung. Noch wichtiger, diese Mannschaft war die facettenreichste in der Geschichte der Sternenflotte und schloss viele Spezies mit ein, die Deanna zuvor noch nicht persönlich getroffen hatte. Die Föderation hatte grundsätzlich immer nach Vielfältigkeit gestrebt, aber in der Praxis doch eher zu recht einheitlichen Besatzungen geneigt. Es war keine offizielle Politik, aber man bevorzugte generell, mit Leuten zu arbeiten, die ähnliche Gebräuche, Anschauungen und Umweltbedürfnisse hatten. Selbst in Abwesenheit unverhohlener Vorurteile resultierte die Absonderung aus reiner Bequemlichkeit, dem ungehemmten Drang, das Vertraute zu suchen. Daher musste man bewusste Anstrengungen unternehmen, um wahre Gleichheit aufrechtzuerhalten, und manchmal fielen die Anstrengungen anderen Prioritäten zum Opfer oder einfacher Ablehnung. Es hatte gelegentliche Versuche gegeben, diesen Status quo in Frage zu stellen, allen voran Willard Deckers Enterprise-Experiment vor einem Jahrhundert. Aber die Bedürfnisse und Wesensarten von so radikal unterschiedlichen Spezies unter einen Hut zu bringen, brachte viele Herausforderungen mit sich, und mit dem Verlust von Decker auf der Jungfernfahrt seines Schiffes war ein Teil des Strebens nach größerer Vielfalt ebenfalls verloren gegangen. Die Technik, um den umfeldbedingten und medizinischen Bedürfnissen so vieler Spezies entgegenzukommen, war damals ebenfalls noch nicht so ausgereift. Daher hatte man sich in den anschließenden Jahren in einen weniger herausfordernden Status quo zurückgelehnt. Sicherlich war ein gewisser Fortschritt gemacht worden: während Deannas Dienstzeit auf der Enterprise-D und -E waren über ein Dutzend unterschiedlicher Spezies durch die Mannschaft repräsentiert worden. Es war allerdings immer noch sehr ungewöhnlich für Humanoide und Nichthumanoide, routinemäßig zusammenzuarbeiten.

Die Köpfe hinter der Titan-Mission hatten das ändern wollen. Diese neue Generation von Forschungsschiffen der Luna-Klasse – ein Prototyp-Entwurf, der eingemottet worden war, als der Dominion-Krieg eine Verlagerung auf mehr gefechtsorientierte Raumschiffe gefordert hatte – war nach dem Ende des Krieges wiederaufgenommen worden, als Bekräftigung der Kernideale der Sternenflotte von friedlicher Erforschung und Diplomatie. Jahrelang war die Sternenflotte gezwungen gewesen, sich auf das reine Überleben zu konzentrieren, und viele ihrer Ideale waren aufs Spiel gesetzt worden, um dieses Ziel zu erreichen. Andere wiederum waren selbst ohne Zwang verraten worden – wie Deanna und Will nach ihren Erlebnissen auf dem Ba’ku-Planeten und Tezwa besser, als die meisten wussten. Viele in der Sternenflotte hatten das Gefühl, dass es unbedingt erforderlich war, höhere Werte als das Überleben allein zu bekräftigen und die Angehörigen der Föderation daran zu erinnern, dass es wichtiger war, für etwas zu leben, als einfach nur am Leben zu bleiben. Daher die ambitionierte neue Mission der Titan und ihrer elf Geschwister – Abgesandte in das Unbekannte, in alle Richtungen strebend, die Hände ausgestreckt zu Freunden, die man noch nicht getroffen hatte.

Aber wenn diese Schiffe die Föderation repräsentieren sollten, hatte man entschieden, dann mussten sie sie in all ihrer Vielfalt repräsentieren. Wenn sie für friedliche Koexistenz mit zukünftigen Nachbarn standen, dann mussten sie auch für friedliches, bereitwilliges Zusammenleben unter den Föderationsmitgliedern stehen. Und so wurde das Große Experiment geboren, das Willard Deckers Traum wiederbeleben und nochmal eins draufsetzen sollte – oder eher: noch zwölf.

Will Riker war eine naheliegende Wahl, diesen Traum fortzusetzen – selbst, wenn man von der augenfälligen Ähnlichkeit ihrer Namen und von Aspekten in ihren Biographien absah. Seit Deanna ihn kannte, war William Thomas Riker ein leidenschaftlicher Xenophiler gewesen, der nicht einfach nur die Unterschiede der anderen tolerierte, sondern von ihnen absolut begeistert war. Er hatte eine ungenierte, kindliche Freude daran, etwas über andere Kulturen zu erfahren, ihre Küche zu kosten, ihre Gewohnheiten, ihre Musik, ihre Kunst – und in seinen Junggesellentagen auch ihre sexuellen Gewohnheiten. (Was Deanna nicht im Geringsten störte; im Gegenteil, seine Erfahrungen in diesem Bereich kamen ihr durchaus zugute. Obwohl sie nicht immer das Gleiche über seine Experimente mit der Musik oder Kochkunst sagen konnte.)

Die Chance, eine Mannschaft mit so verschiedenen Spezies, von denen er mit vielen noch nicht zusammengearbeitet hatte, anzuführen, war für ihn wie ein wahrgewordener Traum.

Will war auf der Enterprise ein geselliger Erster Offizier gewesen, der bei seinen Kollegen beliebt war und Pokerturniere, Dinnerparties und andere Mannschaftsaktivitäten organisierte. Bis jetzt, nach einem zögerlichen Start und mit ein wenig Anleitung von Deanna, erwies er sich als ebensolcher Captain, der von seiner Mannschaft genauso fasziniert war wie von dem Unbekannten da draußen. Das sorgte für eine gute Moral in der Besatzung und Deanna war zufrieden damit.

Allerdings machte ihr das auch eine Menge Arbeit. Will war begierig darauf, alles über die Vielfalt seiner Besatzung zu lernen und wollte beweisen, dass sie ein Gewinn für eine Raumschiffmannschaft war. Deswegen hatte er den Ausdruck kultureller Eigenheiten unterstützt, von dem ein konservativerer Captain im Namen der Disziplin vielleicht eher abgeraten hätte. Aber natürlich waren die Mitarbeiter der Titan alles Profis, vollkommen fähig zu Selbstdisziplin, und nutzten diese Freiheit nicht als Ausrede für verantwortungsloses oder unangemessenes Verhalten. Dennoch, mit so vielen unterschiedlichen Wertesystemen, die hier aufeinander trafen, musste einfach eine gewisse Reibung entstehen.

Deannas Umherstreifen brachte sie zu einem typischen Beispiel: Der Messe. Sie warf einen Blick durch das in der Tür angebrachte Fenster und widerstand dem Drang, bei dem sich bietenden Anblick zurückzuzucken: Die Fleischfresser speisten gerade. Es war schon schwer genug für die Mitglieder einer einzigen Spezies, sich darauf zu einigen, was appetitliche Speisen und annehmbare Tischmanieren ausmachte, ganz zu schweigen von Mitgliedern verschiedener Spezies. Aber das war besonders der Fall, wenn mehrere dieser Spezies obligate Karnivoren waren.

In den ersten Wochen der Titan-Mission hatte Dr. Ree, der dinosaurierähnliche Pahkwa-thanh-Chefarzt, seine Raubtieridentität geltend gemacht, indem er grelle Vorführungen aus seinen eher wilden Versuchen gemacht hatte, große, blutige Stücke replizierten Fleisches (sowie manchmal echten rohen Fleisches – eine Gefälligkeit der Klingonen, deren Schiffe die Titan auf der romulanischen Mission begleitet hatten –) zu verzehren. Es war eine deutliche Geste, die Deanna von einem Raubtier erwartet hatte, eine deutliche Aussage: Das bin ich und wenn Ihr mich akzeptieren wollt, müsst Ihr damit klarkommen. Es war außerdem typisch für den beißenden Humor des Doktors, die Art von Witz, die nicht zimperlich war und die Leute zu ihrer eigenen Erbauung schockierte. Zuerst war es als Exzentrizität einer einzigen Person gebilligt worden – obwohl Deanna bemerkt hatte, dass viele in der Mannschaft Rees Tagesablauf ganz genau zur Kenntnis nahmen und versuchten, ihre Mahlzeiten zu anderen Zeiten zu planen.

Aber dann hatten die übrigen fleischfressenden Besatzungsmitglieder – unter ihnen der caitianische Lieutenant Rriarr, der betelgeusianische Ensign Kuu’uit, der S’ti’ach-Counselor Huilan und der chelonische Biologe Kekil – damit begonnen, Ree Gesellschaft zu leisten und daraus eine Art Ritual gemacht, noch dazu ein ziemlich blutiges. Für viele raubtierhafte Spezies war es nicht nur salonfähig, sondern quasi zwingend erforderlich, mit ihrem Essen zu spielen. Es gab nicht bloß einen Spielinstinkt als Übung für die echte Sache, sondern der Stoffwechsel eines Jägers war zudem auf einen Zeitraum intensiver physischer Aktivität vor der Nahrungsaufnahme ausgerichtet. (Auf der Enterprise hatte Data entdeckt, dass es den Appetit seiner Katze Spot anregte, wenn er vor den Mahlzeiten mit ihr spielte. Worf, der Spot nach Datas Tod erbte, eignete sich die gleiche Gewohnheit an, nachdem Deanna ihm davon erzählt hatte. Worf sträubte sich zuerst dagegen, die Katze aufzunehmen, da Klingonen in der Regel nicht von niedlichen, pelzigen Tieren angetan waren, aber in letzter Zeit schien er seine Meinung geändert zu haben. »Das weiche Aussehen der Katze ist irreführend«, hatte Worf ihr in einem seiner Briefe geschrieben. »Spot ist in Wirklichkeit wild, durchtrieben, rücksichtslos und in höchstem Maße selbstbewusst. Was sie will, verlangt sie oder nimmt es sich einfach. Sie hat das Herz eines Kriegers«, hatte er geschlossen – wahrhaftig großes Lob von ihm.) Das Essritual der Prädatoren war am Besten mit dem Begriff »Schlachtfest« zu umschreiben und ließ viele Mannschaftsmitglieder sich zunehmend unwohl fühlen – besonders die Mitglieder pflanzenessender Spezies, von denen einige es als vorsätzliche Einschüchterungsgeste verstanden.

Huilan selbst, einer von Deannas Counselor-Kollegen, hatte eine Lösung ausgearbeitet, indem er Schichten verlegte, so dass die Fleischfresser ihre Mahlzeiten während des ruhigsten Teils der Nachtschicht einnahmen und die Messe in dieser Zeit meistens für sich alleine hatten. Das hatte das Problem zwar gemildert, aber Deanna war nicht vollends damit zufrieden. Es schien zu sehr der alten »Gute Zäune machen gute Nachbarn«-Politik zu entsprechen, die das Schiff und seine Besatzung hinterfragen sollte. Aber es gab praktische Gründe dafür, und wenigstens war es eine annehmbare Notlösung, bis man sich etwas Besseres einfallen ließ.

Deanna hatte das Gefühl, sie sollte für ein paar Minuten hineinschauen und Hallo sagen – ihnen beim Essen zusehen und vielleicht sogar versuchen, daran teilzuhaben, wie es Will das eine oder andere Mal getan hatte. Das war etwas, was sie tun musste, wenn sie ihre eigene Abscheu bei dem Anblick bewältigen und ihrem Ziel näherkommen wollte, eine wirkliche Verbindung zu ihren Kollegen herzustellen. Doch als sie sah, wie sie sich gegenseitig blutige Klumpen Fleisch und Knochen zuwarfen, sie in vorgestellte Unterwerfung zwangen und sich mit ihren Reißzähnen, Hörnern und Hauern darüber hermachten, musste sie gegen starke Übelkeit ankämpfen. Als Folge ihres Albtraums schien der Anblick in ihr das Gefühl einer Identifikation mit der Beute wachzurufen, einen instinktiven Drang zu fliehen und sich zu verstecken. Deanna erschauderte und entschied, dass das Anfreunden, wegen des Rots in Zahn und Klaue, wohl ein anderes Mal geschehen musste, und ging schnell davon. Vielleicht war das ein wenig heuchlerisch von ihr, aber sie war im Moment nicht im Dienst und es war mitten in der Nacht, daher sah sie es als ihr Vorrecht an. Außerdem, dachte sie, bekäme ich die Blutflecken nie mehr aus diesem Überwurf.

Sie wanderte einige Zeit ziellos über die Gänge, grüßte vorbeigehende Besatzungsmitglieder, suchte aber keine Unterhaltung. Es waren mehr Leute unterwegs, als sie es von der »Nachtschicht« eines Raumschiffes gewohnt war; aber andererseits gab es hier in der Mannschaft eine größere Bandbreite an Tagesrhythmen. Einige Spezies schliefen nur alle paar Standardtage; Wasserbewohner wie Ensign Lavena schliefen unregelmäßig, wobei im Allgemeinen jeweils nur ein Teil des Gehirns schlief; und mehrere der Prädatoren waren an Ausbrüche von Kurzzeitaktivität gewöhnt und brauchten ausgedehnte Schlafperioden. Es war eine Herausforderung, den Dienstplan aufzustellen.

Zufällig hörte Deanna hinter einer Kreuzung das unverwechselbare Gluckern von Wasser, das von der Eingangsschleuse in Lavenas wassergefülltes Quartier abfloss. Als sie um die Kreuzung herumgegangen war, sah sie zu ihrer Überraschung nicht die pacificanische Navigatorin, sondern Dr. Xin Ra-Havreii, den Entwickler der Titan und nun, nach dem Tod von Nidani Ledrah während der romulanischen Affäre, ihr Chefingenieur. Der Efrosianer trug einen Morgenrock und trocknete sich gerade sein langes, weißes, klatschnasses Haar sowie den Schnurrbart. Deanna begriff, dass er in einer Affäre der anderen Art verwickelt gewesen sein musste. Sie hätte sich umgedreht und ihm seine Privatsphäre gelassen, aber er entdeckte sie und ein breites unverfrorenes Grinsen überzog sein Gesicht. »Counselor Troi, was für eine willkommene Überraschung, Sie zu sehen!«

»Doktor«, erwiderte sie und bemühte sich, ihren Tonfall zwanglos zu halten.

»Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Aufmachung. Ensign Lavena und ich hatten gerade sehr anregende … Diskussionen. Selkies haben eine solch großartige Sprache, finden Sie nicht? So musikalisch, so nuanciert, den efrosianischen Sprachen nicht unähnlich. Man kann sie außerhalb des Wassers nicht wirklich würdigen.«

»Ja, das habe ich auch gehört.« Sie war nicht überrascht, ihn aus dem Quartier eines weiblichen Besatzungsmitglieds auftauchen zu sehen: Efrosianische Sexualmoral beinhaltete im Allgemeinen nicht das Konzept der Monogamie, und er war eine attraktive, charismatische Person. Sie war sich sicher, dass Lavena nicht die erste war, die sein breitgefächertes Interesse an den weiblichen Mannschaftsmitgliedern des Schiffes erwiderte. Aber sie war dankbar, dass Ra-Havreii eine Neigung dazu demonstriert hatte, seine Liebschaften diskret zu behandeln. Wenn sie ihre Neugier stillen wollte, wie es ein Luftatmer anstellte, Sex mit dem wasseratmenden Ensign zu haben, konnte sie immer noch Will fragen. (Nun, das war nicht ganz richtig; Lavena hatte sich in ihrer amphibischen Phase befunden, als Will sie vor fast zwanzig Jahren kennengelernt hatte. In gewisser Hinsicht hatte sich Will damals auch in einem anderen Lebensabschnitt befunden und fühlte sich heute wegen der Sache unwohler als Deanna.) Wenigstens dieser Aspekt von Ra-Havreiis Verhalten war nicht typisch efrosianisch; als Volk mit ausgedehnter mündlicher Überlieferung neigten sie dazu, ein Ereignis erst dann wirklich als echt zu betrachten, wenn sie mit jemand anderem darüber gesprochen hatten. Ra-Havreii war offensichtlich bereit, sich in dieser Hinsicht – wenn schon nicht in anderer – an etwas konventionellere Sitten anzupassen. Obwohl sie keinen Zweifel hatte, dass er ein detailliertes Audio-Tagebuch seiner Begegnungen führte.

Aber das war nichts, worüber sie länger nachdenken wollte. »Eigentlich bin ich froh, Sie zu treffen«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, dass wir in nächster Zeit ein Gespräch ansetzen könnten.«

Er spreizte seine Hände. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Counselor. Wenn Sie mich in mein Quartier begleiten möchten, könnte ich mich umziehen, Ihnen einen Drink anbieten und wir können besprechen, was immer Sie wollen.«

»Das ist sehr großzügig von Ihnen, Doktor, aber ich dachte doch eher an ein etwas formelleres Gespräch.«

Ra-Havreii verzog das Gesicht, verlor aber nicht seine gute Laune. »Zweifellos in Ihrem Büro. Ich habe nach dem Luna-Zwischenfall genügend Zeit in solchen Büros verbracht, vielen Dank. Sie sind alle so bewusst harmlos, so reflektiert in ihrem Versuch, einen zu beruhigen, dass sie bedrückend werden.« Deanna wusste, dass Ra-Havreii sich lange selbst die Schuld an dem tödlichen Unfall an Bord seines Prototyps gegeben hatte. Für einige Zeit hatte sie befürchtet, dass Ledrahs Tod durch eine Explosion im Maschinenraum die Schuldgefühle des Doktors wieder neu entfacht hätten, aber stattdessen schien er konstruktiv damit umgegangen zu sein, und hatte seinen neuen Posten als Gelegenheit gesehen, für seine Vergangenheit zu büßen und das Leben zu umarmen. Das Problem bestand nun darin, dass das nicht das Einzige war, das er umarmen wollte. »Wenn Sie mein Privatleben besprechen wollen, könnten wir das nicht besser in meiner persönlichen Bleibe, wo ich mich wohlfühle?«, fragte er in einem angemessenen, aber übermütigen Tonfall. »Und wo ich mein Bestes tun werde, damit Sie sich ebenfalls wohlfühlen?«

Deanna brauchte nicht ihre Empathie zu bemühen, um den verführerischen Unterton seiner Worte zu bemerken. »Doktor, Sie wissen ganz genau, dass ich eine verheiratete Frau bin.«

»Ein Zustand, den die Betazoiden, die ich kennengelernt habe, als eher dehnbaren Begriff angesehen haben.«

»Nun, ich gehöre nicht dazu. Und Sie täuschen mich keinesfalls, wissen Sie?«

»Ah, Sie sind genauso scharfsinnig wie wunderschön. Worüber täusche ich Sie keinesfalls, meine Liebe?«

»Efrosianer hin oder her, Sie sind zu klug, um ernsthaft zu versuchen, die Frau Ihres nur allzu menschlichen Captains zu verführen. Sie versuchen lediglich, mich abzulenken.«

»Vielleicht versuche ich nur, mich selber abzulenken. Selbst ohne ernsthafte Absicht ist ein Flirt mit einer schönen, intelligenten Lady schon eine würdige Unterhaltung an sich.«

»Wenn Sie das sagen. Aber auf die Spitze getrieben, oder wenn er unwillkommen ist, kann er Unruhe stiften. In letzter Zeit wurden Ihre Flirts immer regelmäßiger, und es gab ein oder zwei Beschwerden. Von Ensign Panyarachun zum Beispiel. Sie muss jeden Tag mit Ihnen arbeiten und hat Ihnen mehr als einmal gesagt, dass Ihre Aufmerksamkeiten sie ablenken.«

»Ah, aber wäre sie so abgelenkt, wenn sie nicht interessiert wäre? Ich habe verdeutlicht, dass kein Druck dahinter steht, darauf einzugehen. Ich … drücke lediglich meine Bewunderung aus.«

»Aber sie will für mehr als nur ihr Aussehen bewundert werden.«

»Und das wird sie! Ich finde ihre Fähigkeiten vorbildhaft. Anderenfalls wäre ich nicht derart von ihr fasziniert. Wenn ich nur ein hübsches Gesicht und einen schönen Körper wollte, steht mir das Holodeck zur Verfügung.«

»Wenn Sie also ihren Verstand respektieren, Doktor, sollten Sie ebenfalls ihre Wünsche respektieren und Ihre Beziehung strikt beruflich halten.«

»So wie Sie und der Captain?« Als sie ihn zornig anstarrte, sagte er: »Ich wollte nicht respektlos erscheinen, meine Liebe – ich habe einfach nur Schwierigkeiten, zu ermitteln, wo Sie denken, dass die Grenze gezogen werden muss. Es ist für mich eine seltsame Art zu denken. Dort, wo ich herkomme, wird es als unhöflich betrachtet, nicht mit einem Angehörigen des von Ihnen bevorzugten Geschlechts zu flirten. Und das Konzept einer beruflichen Beziehung, das definitionsgemäß asexuell sein soll … nun, in meiner Heimatwelt denken wir darüber ganz anders. Sex zwischen Kollegen wird gefördert; es ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Bedürfnisse des anderen respektieren zu lernen und zum gegenseitigen Vorteil zusammenzuarbeiten.«

»Für Menschen wie Tasanee Panyarachun ist es etwas anderes. Und Sie sind sicherlich lange genug in der Sternenflotte, um das zu wissen.«

»Lange genug, um herausgefunden zu haben, dass die Grenzen verschwommener sind, als allgemein behauptet wird. Geht es bei diesem Schiff außerdem nicht darum, kulturellen Austausch zu fördern und die Dominanz der menschlichen Denkweisen zu überwinden? Wer weiß denn schon, ob meine Denkweise nicht einen Versuch wert ist, hm?«, fragte er mit einem verschmitzten Grinsen. »Auf der Kommandoebene scheint es doch ganz gut zu funktionieren.«

»Vielleicht wäre Ihre Denkweise einen Versuch wert, wenn alle einwilligen würden. Aber jetzt im Moment lassen Sie den Ensign bitte einfach in Ruhe.«

»Also gut«, lenkte er widerwillig ein. »Aber ich kann Ihnen garantieren, dass sie es bereuen wird.« Er runzelte die Stirn über seinen schneeweißen Augenbrauen. »Andererseits hat es auch etwas Gutes, sich unnahbar zu geben. Vielleicht bringt sie das dazu, mir hinterherzulaufen. Und dagegen hätte doch niemand Einwände, oder?«

Er hielt an einer Tür an, die bei seinem Näherkommen aufglitt. »Tja. Da sind wir also vor meinem Quartier. Daher beenden wir jetzt entweder diese faszinierende Diskussion über sexuelle Beziehungen zwischen Arbeitskollegen, oder Sie kommen mit und wir untersuchen das Thema noch eingehender.«

»In diesem Fall, Doktor, werde ich Sie lieber Ihren Gedanken überlassen.«

Er ergriff ihre Hände auf eine höfliche Art und Weise. »Seien Sie versichert, dass sie hauptsächlich von Ihnen handeln werden, meine Liebe.«

Sie lächelte süffisant. »Solange sie davon handeln, was ich gesagt habe, und nicht davon, was ich trage.«

»Ich wage zu sagen, dass Kleidung in ihnen keine Rolle spielen wird.«

Sie sah ihn streng an und zog ihre Hände aus den seinen. »Gute Nacht, Doktor«, sagte sie und ging davon. Nachdem sie gehört hatte, wie sich die Türen hinter ihr geschlossen hatten, ließ sie die ernste Maske fallen und kicherte. Sie fand seine Tändeleien in Wahrheit äußerst amüsant – rein zu Unterhaltungszwecken, wie er gesagt hatte – aber sie hatte ihn nicht ermutigen wollen.

Das Kichern ging in ein langes, gewaltiges Gähnen über und Deanna entschied, dass es an der Zeit war, wieder zu Will zurück ins Bett zu krabbeln. Ich denke, ich werde diese Unterhaltung unter ärztlicher Schweigepflicht ablegen, sagte sie sich selbst. Will mochte kulturellen Unterschieden gegenüber sehr tolerant sein, aber es gab Grenzen.

Und es sollte ein ruhiger, später Spaziergang werden, dachte sie. Auf diesem Schiff zu arbeiten, wird ein ganz schönes Abenteuer werden.

KAPITEL 2

STERNZEIT 57146,4

Melora Pazlar hatte entschieden, dass das Labor der Stellarkartographie ihr Lieblingsplatz im Schiff war. Es gab keinen anderen Ort auf der Titan, an dem sie sich so frei fühlen konnte. Natürlich, in der Zurückgezogenheit ihres Quartiers konnte der elaysianische Lieutenant der erdrückenden Schwerkraft des Schiffes entkommen, ihren motorunterstützten Anzug und Gehstock ablegen und sich in den behaglichen wenigen Zenti-G ihrer Heimatwelt treiben lassen. Aber das war nur ein kleiner, geschlossener Raum, angenehm vertikal, aber ohne die luftige Offenheit ihrer Heimat. Sie hatte ihn mit Kristallskulpturen dekoriert, die an die Edelsteintürme der Kristallwelt erinnerten, aber das lenkte sie keineswegs von den Wänden oder dem erdrückenden Gewicht dahinter ab.

Aber im Labor der Stellarkartographie stellte sie die Schwerkraft regelmäßig ganz aus, um besser zwischen den simulierten Sternen umher schweben zu können. In diesem holographischen Reich konnte man die Wände und das Schiff vollständig vergessen. Melora konnte unbelastet durch den Himmel schweben, mit den Planeten Gavotte tanzen, in dunstartigem Nebel baden, die neugeborenen T’Tauri-Sterne wiegen und mit dem eloquenten Schweigen des Weltalls kommunizieren.

Außer in Momenten wie diesem. »‚Gum‘«, sagte Kenneth Norellis, und unterbrach damit ihren Gedankengang. »Was soll ‚Gum‘ für ein Name für einen Nebel sein?«

Melora seufzte und warf einen Blick auf den jungenhaften Astrobiologen, der mit der irriolischen Kadettin Orilly Malar auf der Kontrollplattform stand. Beide wurden dort von einem Gravitationsfeld festgehalten, das etwa zwanzig Prozent Standard entsprach. Zuerst war der gesamte Holotank zugunsten von Melora in Schwerelosigkeit gehalten worden – abgesehen von den zwei Wochen, in denen Admiral Akaar ihn vor den romulanischen Verhandlungen als Kommandoposten übernommen hatte – aber einige Besatzungsmitglieder hatten Schwierigkeiten damit gehabt, sich an die schwerelose Umgebung zu gewöhnen, daher war diese Nachbesserung hinzugefügt worden. Er nutzte die Tatsache, dass die Gravitationsgitter der Sternenflotte künstliche Gravitonen abgaben, damit die inneren Gravitationsfelder der Raumschiffe nicht ihre Warpfeldgeometrie störten. Dieses Prinzip hatte ihr ermöglicht, hier und in ihrem Quartier frei und ungestört von der Schwerkraft der Decks unter ihr umher zu schweben. Es war recht einfach gewesen, den Tank so einzustellen, dass sie es auch unbeeinflusst von dem lokalen Feld der Plattform tun konnte. »Er wurde nach dem Menschen benannt, der ihn entdeckt hat. Es ist nur ein Name wie jeder andere.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!