Star Wars. Darth Bane. Die Regel der Zwei - - Drew Karpyshyn - E-Book
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Star Wars. Darth Bane. Die Regel der Zwei - E-Book

Drew Karpyshyn

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Beschreibung

Das zweite Abenteuer von Darth Bane – dem neuen Erzschurken im Star-Wars-Universum

Kein anderer Sith-Lord ist jemals so tief in die alten, längst vergessenen Geheimnisse seines Ordens eingetaucht wie Darth Bane, der Schöpfer der Dunkelheit. Und er hat nicht nur den Jedi-Rittern eine schwere Niederlage bereitet, sondern dabei auch seinen eigenen Orden praktisch ausgelöscht. Doch nun will er ihn aus der Asche neu entstehen lassen – und nur ein einziger Jedi-Padawan ahnt etwas von dem Verhängnis, das sich über der Galaxis zusammenbraut ...

Neues Lesefutter für die Fans der erfolgreichsten Weltraum-Saga aller Zeiten

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Inhaltsverzeichnis

WidmungPROLOGKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24EPILOGDANKSAGUNGENCopyright

Für meine Eltern Ron und Viv und meine jüngere Schwester Dawn

PROLOG

Halb betäubt von Trauer und Entsetzen stolperte Darovit an den Leichen vorbei, die überall auf dem Schlachtfeld lagen. Er erkannte viele der Toten: Einige waren Diener der Hellen Seite gewesen, Verbündete der Jedi, andere Anhänger der Dunklen Seite, Diener der Sith. Und selbst in seinem angeschlagenen Zustand fragte Darovit sich unwillkürlich, zu welcher Seite er denn nun gehörte.

Vor ein paar Monaten hatten ihn alle noch bei seinem Kindernamen genannt: Tomcat. Damals war er nichts weiter gewesen als ein dünner dunkelhaariger Dreizehnjähriger, der mit seiner Cousine Rain und seinem Vetter Bug auf dem kleinen Planeten Somov Rit gewohnt hatte. Sie hatten hin und wieder Gerüchte über den nicht enden wollenden Krieg zwischen den Jedi und den Sith gehört, aber nie geglaubt, dass diese Auseinandersetzung einmal ihre stillen, durchschnittlichen Leben berühren würde – bis der Jedi-Scout zu Root, ihrem adoptierten Vormund, gekommen war.

General Hoth, Anführer der Jedi-Armee des Lichts, suchte verzweifelt nach weiteren Jedi, hatte der Scout erklärt. Das Schicksal der gesamten Galaxis hing in der Schwebe. Und die Kinder in Roots Obhut hatten gewisse Fähigkeiten in der Macht an den Tag gelegt.

Zuerst hatte Root sich geweigert. Er hatte behauptet, seine Schutzbefohlenen seien zu jung, um in den Krieg zu ziehen. Aber der Scout hatte nicht nachgegeben. Am Ende hatte Root erkannt, dass vielleicht die Sith kommen und die Kinder mit Gewalt mitnehmen würden, wenn sie jetzt nicht zu den Jedi gingen, und er hatte nachgegeben. Darovit und seine Verwandten hatten Somov Rit mit dem Jedi-Scout verlassen und sich auf den Weg nach Ruusan gemacht. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Kinder das für den Beginn eines wunderbaren Abenteuers gehalten. Inzwischen wusste Darovit es besser.

Zu viel war geschehen, seit sie auf Ruusan eingetroffen waren. Alles hatte sich verändert. Und der junge Mann – denn er hatte in den vergangenen Wochen zu viel mitgemacht, um noch als Junge bezeichnet zu werden – verstand es einfach nicht.

Er war voller Hoffnung und Ehrgeiz nach Ruusan gekommen und hatte von dem Ruhm geträumt, den er erlangen würde, wenn er General Hoth und der Armee des Lichts half, die Sith zu besiegen, die Lord Kaans Bruderschaft der Dunkelheit dienten. Aber auf Ruusan war kein Ruhm zu erlangen, jedenfalls nicht für ihn. Und nicht für seine Verwandten.

Rain war umgekommen, bevor ihr Schiff auch nur auf Ruusan gelandet war. Eine Staffel von Sith-Buzzards hatte im Hinterhalt gelegen und sie überfallen, sobald sie durch die Atmosphäre kamen. Bei diesem Angriff hatten sie den Schwanz ihres Schiffs abgeschossen. Darovit hatte voller Entsetzen miterleben müssen, wie Rain von der Explosion buchstäblich aus seinen Armen gerissen wurde, um Hunderte von Metern tief in einen Tod zu fallen, den er nicht einmal hatte sehen können.

Sein Vetter Bug war gerade erst ein paar Minuten zuvor gestorben, ein Opfer der Gedankenbombe, sein Geist verschlungen von der schrecklichen Macht von Lord Kaans letzter selbstmörderischer Waffe. Jetzt gab es ihn nicht mehr. Wie es auch all die anderen Jedi und alle Sith nicht mehr gab. Die Gedankenbombe hatte jedes Lebewesen zerstört, das stark genug war, um sich der Macht zu bedienen. Alle außer Darovit. Und das konnte er nicht verstehen.

Tatsächlich verstand er überhaupt nicht, was auf Ruusan geschah. Nein. Als er eingetroffen war, hatte er erwartet, die legendäre Armee des Lichts zu sehen, von der er in Geschichten und Gedichten gehört hatte: heldenhafte Jedi, die die Galaxis gegen die Dunkle Seite der Macht verteidigten. Stattdessen hatte er Männer und Frauen unterschiedlicher Spezies vorgefunden, die wie einfache Soldaten im Schlamm und Blut des Schlachtfelds kämpften und starben.

Er fühlte sich betrogen. Verraten. Alles, was er über die Jedi gehört hatte, war eine Lüge gewesen. Sie waren keine strahlenden Helden; ihre Kleidung war schmierig und schmutzig, ihr Lager stank nach Schweiß und Angst. Und sie verloren! Die Jedi, denen Darovit auf Ruusan begegnet war, waren besiegt und erschöpft von einer schier endlosen Reihe von Kämpfen gegen Lord Kaans Sith, aber sie weigerten sich störrisch, sich zu ergeben, selbst als klar wurde, dass sie nicht siegen konnten. Und sogar die Macht konnte sie nicht mehr zu den strahlenden Helden seiner naiven Fantasie machen.

Etwas am Rand des Schlachtfelds bewegte sich. Darovit blinzelte gegen die Sonne an und sah ein halbes Dutzend Gestalten, die langsam weiterzogen und dabei die gefallenen Leichen von Freund und Feind aufsammelten. Er war nicht allein – auch andere hatten die Gedankenbombe überlebt!

Er rannte vorwärts, aber seine Aufregung kühlte wieder ab, als er die Personen erkannte, die dort das Schlachtfeld aufräumten. Er erkannte sie als Freiwillige aus der Armee des Lichts. Keine Jedi, sondern normale Männer und Frauen, die Lord Hoth die Treue geschworen hatten. Die Gedankenbombe hatte nur jene vernichtet, die genügend Fähigkeiten hatten, die Macht zu berühren. Personen wie diese hier, die die Macht nicht benutzen konnten, waren immun gegen die vernichtende Wirkung der Bombe gewesen. Aber Darovit war nicht wie sie. Er war durchaus begabt. Eine seiner frühesten Erinnerungen aus der Kinderzeit bestand darin, dass er die Macht verwendet hatte, um zur Erheiterung seiner jüngeren Kusine Rain Spielzeug emporschweben zu lassen. Die Leute, die er nun auf dem Schlachtfeld vor sich sah, hatten überlebt, weil sie ganz gewöhnlich waren. Sie hatten nichts Besonderes an sich, nicht wie er. Darovits Überleben war ihm ein Rätsel – noch eine Sache in diesem ganzen Durcheinander, die er nicht verstand.

Als er näher kam, setzte sich eine der Gestalten auf einen Stein, müde davon, die Leichen aufzusammeln. Es war ein älterer Mann von beinahe fünfzig. Sein Gesicht wirkte abgehärmt und hager, als hätte diese finstere Tätigkeit ihm nicht nur die körperlichen Reserven genommen, sondern auch die geistigen. Darovit erkannte ihn aus den ersten Wochen, die er im Jedi-Lager zugebracht hatte, obwohl er sich nie die Mühe gemacht hatte, den Namen des Mannes zu erfahren.

Eine plötzliche Erkenntnis ließ ihn erstarren. Wenn er den Mann erkannte, würde der sich vielleicht auch an ihn erinnern. Er wusste vielleicht, dass Darovit ein Verräter war.

Die Wahrheit über die Jedi hatte Darovit angewidert. Nachdem das Gewicht einer harschen Wirklichkeit seine Illusionen und Tagträume zerquetscht hatte, hatte er sich benommen wie ein verwöhntes Kind und sich von den Jedi abgewandt. Verführt von den Versprechen der Dunklen Seite hatte er sich der Bruderschaft der Dunkelheit angeschlossen. Erst jetzt verstand er, wie falsch das gewesen war.

Er hatte es begriffen, als er Zeuge von Bugs Tod wurde – eines Todes, für den er zum Teil selbst verantwortlich war. Zu spät hatte er erkannt, was es wirklich bedeutete, zur Dunklen Seite zu gehören. Zu spät verstand er, dass Lord Kaans Wahnsinn und seine daraus folgende Anwendung der Gedankenbombe Vernichtung über sie alle gebracht hatten.

Er war kein Anhänger der Sith mehr; er sehnte sich nicht mehr danach, die Geheimnisse der Dunklen Seite zu ergründen. Aber wie sollte dieser alte Mann, ein ergebener Anhänger von General Hoth, das wissen? Wenn er sich an Darovit erinnerte, würde er ihn nur als Feind betrachten.

Eine Sekunde dachte er daran zu fliehen. Einfach umdrehen und weglaufen, und der müde alte Mann, der immer noch nach Atem rang, würde ihn nicht aufhalten können. Früher einmal hätte er das auch getan. Aber jetzt war das anders. Ob es am schlechten Gewissen lag, an der Reife oder einfach an dem Bedürfnis, es hinter sich zu bringen – Darovit lief nicht davon. Welches Schicksal ihn auch erwarten mochte, er entschied sich zu bleiben und sich ihm zu stellen.

Langsam, aber entschlossen, ging er auf den Felsen zu, auf dem der alte Mann scheinbar in Gedanken versunken saß. Darovit war nur noch ein paar Meter entfernt, als der Mann schließlich aufblickte und ihn ansah.

In seinen Augen stand kein Wiedererkennen. Nur ein leerer, gehetzter Blick.

»Sie alle«, murmelte der Mann. Darovit wusste nicht, ob er ihn wirklich ansprach oder mit sich selbst redete. »Alle Jedi und alle Sith – tot.«

Der Mann drehte den Kopf und richtete den leeren Blick auf einen dunklen Höhleneingang in der Nähe. Darovit wurde kalt, als er erkannte, wovon der Mann sprach. Der Eingang führte unter die Erde und durch gewundene Gänge zu der größeren Höhle tief drunten, wo Kaan und seine Sith sich versammelt hatten, um die Gedankenbombe einzusetzen.

Brummelnd schüttelte der Mann den Kopf, als könnte er seine morbiden Gedanken dadurch loswerden. Mit einem müden Seufzen stand er auf und konzentrierte sich wieder auf seine Pflicht. Er nickte Darovit knapp zu, achtete aber ansonsten nicht mehr auf den jungen Mann, als er wieder mit der makabren Aufgabe begann, die Leichen in Tuch zu hüllen, sodass sie gesammelt und auf ehrenhafte Weise beigesetzt werden konnten.

Darovit wandte sich der Höhle zu. Wieder wollte ein Teil von ihm sich einfach umdrehen und wegrennen. Aber ein anderer Teil wurde von dem schwarzen Schlund des Höhleneingangs angezogen. Vielleicht würde er dort drinnen ja die Antworten auf seine Fragen finden. Etwas, das all den Tod und die Gewalttätigkeit erklärte, etwas, das ihm helfen würde zu sehen, dass es tatsächlich Gründe für diesen endlosen Krieg und all das Blutvergießen gab. Vielleicht würde er etwas entdecken, was ihm half, Sinn und Zweck hinter dem zu erkennen, was hier geschehen war.

Es wurde stetig kühler, je weiter er unter die Erde stieg. Er konnte ein Kribbeln in der Magengrube spüren: Erwartung, vermischt mit unangenehmer Furcht. Er war nicht sicher, was er vorfinden würde, wenn er die unterirdische Kammer am Ende des Ganges erreichte. Wahrscheinlich noch mehr Leichen. Aber er war entschlossen, nicht umzukehren.

Als die Dunkelheit ihn verschlang, ärgerte er sich, dass er keinen Glühstab mitgebracht hatte. Er trug ein Lichtschwert am Gürtel: Sich eine der berühmten Waffen nehmen zu können, war eine der Versuchungen gewesen, die ihn zu den Sith geführt hatte. Aber obwohl er die Jedi verraten hatte, nur um sich dieses Schwert verschaffen zu können, empfand er nun kein Bedürfnis mehr, es zu aktivieren und sein Licht zu benutzen. Als er es das letzte Mal gezogen hatte, war Bug umgekommen, und diese Erinnerung besudelte nun die Trophäe, um deretwillen er alles geopfert hatte.

Er wusste, wenn er umkehrte, würde er vielleicht nie mehr genug Mut aufbringen, um wieder in die Höhle zu gehen, also setzte er trotz der Dunkelheit seinen Weg fort. Er bewegte sich langsam, tastete sich mit dem Geist vorwärts und versuchte, die Macht zu veranlassen, ihn durch diesen lichtlosen Gang zu führen. Dennoch stolperte er auf dem unebenen Boden oft oder stieß mit den Zehen an. Am Ende fand er es leichter, einfach mit einer Hand an der felsigen Wand entlangzufahren und sich von ihr leiten zu lassen.

Er kam langsam, aber stetig voran, und der Boden des Tunnels wurde steiler und steiler, bis er halb klettern musste. Nach einer halben Stunde bemerkte er ein schwaches Licht vor sich, ein trübes Leuchten vom fernen Ende des Gangs. Er bewegte sich schneller, aber das ließ ihn nur über einen vorstehenden Felsen stolpern, der aus dem unebenen Boden ragte. Mit einem erschrockenen Schrei fiel er nach vorn und rollte den steilen Hang hinunter, bis er schließlich am Ende des Ganges zerschlagen liegen blieb.

Der Gang öffnete sich hier in eine weite Höhle mit hoher Decke. Das trübe Leuchten, das Darovit bemerkt hatte, wurde von Kristallstückchen reflektiert, die sich in die Felswände gebohrt hatten und die Höhle erhellten, sodass er nun relativ gut sehen konnte. Ein paar Stalaktiten hingen immer noch von der hohen Decke, Hunderte mehr lagen in Splittern auf dem Höhlenboden, abgebrochen, als Kaan die Gedankenbombe gezündet hatte.

Die Bombe selbst – oder was von ihr übrig war – schwebte genau in der Mitte der Höhle, etwa einen Meter über dem Boden. Das Licht ging von ihr aus. Auf den ersten Blick sah sie aus wie ein metallisches Ei von vier Metern Höhe und am weitesten Punkt beinahe drei Metern Durchmesser. Ihre Oberfläche schimmerte matt silbrig, und ein trüber Schein ging davon aus, der aber gleichzeitig alles Licht aufzehrte, das von den Kristallen an den Höhlenwänden zurückgeworfen wurde.

Darovit kam schaudernd wieder auf die Beine. Ihm war überraschend kalt; die Bombe hatte alle Wärme aus der Luft gesaugt. Er machte einen Schritt nach vorn. Staub und Schutt knirschten unter seinen Füßen und hörten sich tonlos und hohl an, als verschlänge die Gedankenbombe nicht nur die Wärme in der Höhle, sondern auch die Geräusche.

Darovit hielt inne und lauschte der unnatürlichen Stille. Er konnte nichts hören, aber er spürte etwas. Eine schwache, surrende Vibration lief durch den Boden und drang in ihn ein, ein stetiges, rhythmisches Pulsieren, das von der Bombe ausging.

Ohne es auch nur zu bemerken, hielt er den Atem an und machte einen weiteren zögernden Schritt vorwärts. Als nichts geschah, atmete er mit einem lang gezogenen leisen Seufzen wieder aus. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, näherte sich der Bombe weiter und streckte die Hand aus, ohne den Blick von dem silbrigen Ei zu nehmen.

Er ging nahe genug heran, um dunkle Bänder von Schatten zu sehen, die sich langsam unter der schimmernden Oberfläche wanden, als wären schwarze Rauchschwaden in der Bombe gefangen. Zwei Schritte mehr, und er war nahe genug, sie zu berühren. Mit nur leichtem Zittern beugte er sich vor und drückte die Handfläche auf die Oberfläche.

In seinem Geist explodierten Schreie reinster Qual; eine kreischende Kakophonie von Stimmen ging von dem Gebilde vor ihm aus. Alle Opfer der Gedankenbombe brüllten ihre Schmerzen heraus.

Darovit riss die Hand wieder zurück und taumelte nach hinten. Er fiel auf die Knie.

Sie waren immer noch am Leben! Die Körper der Jedi und Sith mochten von der Gedankenbombe verschlungen worden und zu Staub und Asche geworden sein, aber ihr Geist hatte überlebt und war in den Wirbel im Herzen der Explosion gezogen worden, um dort für immer gefangen zu sein.

Darovit hatte die Oberfläche nur einen Sekundenbruchteil berührt, aber die Schreie hatten ihn beinahe um den Verstand gebracht. Gefangen in dieser undurchdringlichen Hülse, waren Jedi und Sith zu einer Ewigkeit endlosen, unerträglichen Leids verdammt. Das war ein so schreckliches Schicksal, dass Darovits Geist sich weigerte, es vollständig zu erfassen.

Immer noch vornübergebeugt am Boden sitzend, schlug er in einer hilflosen Geste die Hände vors Gesicht. Er war hierhergekommen, weil er Antworten und Erklärungen suchte. Stattdessen hatte er eine Scheußlichkeit vorgefunden, die der Natur selbst zuwider war, etwas, von dem jeder Teil seines Wesens instinktiv zurückwich.

»Ich verstehe das nicht … Ich verstehe das nicht … Ich verstehe das nicht …«

Wieder und wieder murmelte er die Worte, während er dort am Boden hockte und sich langsam hin und her wiegte, immer noch die Hände vors Gesicht geschlagen.

1

Frieden ist eine Lüge.Es gibt nur Leidenschaft.Durch Leidenschaft erlange ich Kraft.Durch Kraft erlange ich Macht.Durch Macht erlange ich den Sieg.Der Sieg zerbricht meine Ketten.KODEX DER SITH

 

Darth Bane, der einzige Sith-Lord, der der Vernichtung durch Kaans Gedankenbombe entgangen war, marschierte unter der trüben Sonne von Ruusan durch eine trostlose, vom Krieg verwüstete Landschaft. Er war zwei Meter groß, und seine langen Beine befähigten ihn zu weit ausholenden Schritten, was den Bewegungen seiner muskulösen Gestalt so etwas wie Dringlichkeit und Zielbewusstsein verlieh. Er hatte etwas Bedrohliches an sich, was durch seinen rasierten Schädel, die wulstige Stirn und die finstere Intensität seines Blicks noch verstärkt wurde. Diese Aura kennzeichnete ihn noch mehr als seine furchterregende schwarze Rüstung oder das unheilverkündende Lichtschwert mit dem gebogenen Griff als einen Mann von erschreckender Macht: einen wahren Vorkämpfer der Dunklen Seite der Macht.

Er hatte das ausgeprägte Kinn verbissen vorgereckt, um den Schmerzen zu trotzen, die alle paar Minuten in den hinteren Bereichen seines rasierten Schädels aufflackerten. Er war mehrere Kilometer von der Gedankenbombe entfernt gewesen, als diese explodierte, aber selbst auf so große Entfernung hatte er ihre Kraft in der Macht gespürt. Die Nachwirkungen waren noch nicht vergangen, und hin und wieder ereigneten sich kleine Ausbrüche in seinem Hirn, als würde eine Million winziger Messer in die hintersten Ecken seines Geistes stechen. Er hatte erwartet, dass diese Schmerzen mit der Zeit nachlassen würden, aber in den Stunden seit der Explosion waren sie stattdessen häufiger und intensiver geworden.

Er hätte sich der Macht bedienen können, um die Schmerzen in Schach zu halten, und sich in eine Aura heilender Energie hüllen. Aber das war der Weg der Jedi, und Bane war ein Dunkler Lord der Sith. Er folgte einem anderen Weg, einem, der das Leid akzeptierte und aus solchen Strapazen Kraft bezog. Er transformierte die Schmerzen zu Zorn und Hass und nährte damit die Flammen der Dunklen Seite, bis er von dem Toben eines inneren Unwetters, das er kaum mehr ertragen konnte, äußerlich zu leuchten schien.

Banes erschreckendes Aussehen stand in scharfem Kontrast zu der kleinen Gestalt, die ihm folgte und angestrengt versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Zannah war erst zehn Jahre alt, ein kleines, dünnes Mädchen mit kurz geschnittenem, lockigem blondem Haar. Ihre Kleidung war einfach und schlicht, beinahe hinterwäldlerisch: ein weites weißes Hemd und eine verblasste blaue Latzhose, beide zerrissen und fleckig, weil Zannah sie schon seit Wochen trug. Jeder, der hätte sehen können, wie sie mühsam hinter Banes massiver schwarz gekleideter Gestalt herstapfte, hätte sich kaum vorstellen können, dass sie die auserwählte Schülerin des Sith-Meisters war. Aber Äußerlichkeiten konnten täuschen.

Das Kind hatte Macht. Das hatte Bane bereits bei ihrer ersten Begegnung vor weniger als einer Stunde deutlich erkennen können. Zwei ihm unbekannte Jedi waren von ihrer Hand gestorben. Bane kannte nicht alle Einzelheiten, die zum Tod der Jedi geführt hatten; als er eingetroffen war, hatte Zannah an der Leiche eines weiblichen Bouncers geweint, einer Angehörigen dieser auf Ruusan einheimischen Spezies. Die immer noch warmen Leichen der Jedi hatten neben ihr gelegen, die Hälse grotesk gebrochen und verrenkt.

Der Bouncer war offenbar Freundin und Begleiterin des Kindes gewesen. Bane nahm an, dass die Jedi den Bouncer nichts ahnend getötet hatten, nur um das gleiche Schicksal zu erleiden, als Zannah sich rächte. Sie hatten nichts von ihrer Macht geahnt und waren achtlos gewesen, als das Kind – angetrieben von mörderischer Trauer und reinem Hass – die volle Kraft der Dunklen Seite auf die Männer losgelassen hatte, die ihre Freundin getötet hatten.

Die Jedi waren Opfer eines grausamen Missverständnisses geworden, hatten sich zur falschen Zeit am falschen Ort befunden. Dennoch wäre es nicht richtig gewesen, ihren Tod sinnlos zu nennen. Zumindest in Banes Augen hatte ihr Opfer ihm gestattet, das Potenzial des kleinen Mädchens zu erkennen. Einige hätten die Ereignisse für vorherbestimmt gehalten, als wären die unglücklichen Jedi unvermeidlich zu ihrem finsteren Ende gezogen worden, mit nur dem einen Zweck, Bane und Zannah zu vereinen. Zweifellos gab es sogar Personen, die behaupten würden, dass das Schicksal und die Dunkle Seite der Macht zusammengearbeitet hatten, um dem Meister eine angemessene Schülerin zu liefern. Bane gehörte nicht zu diesen Leuten.

Er glaubte an die Macht, aber er glaubte auch an sich selbst: Er war mehr als nur der Diener einer Prophezeiung oder eine Spielfigur der Dunklen Seite, die vollkommen den Launen einer unvermeidlichen, unausweichlichen Zukunft unterworfen war. Die Macht war für ihn ein Werkzeug, das er benutzte, um sich mit Stärke und Heimtücke sein eigenes Schicksal zu schmieden. Als Einziger unter den Sith hatte er wahrhaft den Mantel eines Dunklen Lord verdient, und genau aus diesem Grund war er auch der Einzige von ihnen, der immer noch lebte. Und wenn Zannah würdig sein sollte, seine Schülerin zu sein, würde sie das ebenfalls selbst beweisen müssen.

Er hörte ein Grunzen hinter sich und drehte sich um. Das Mädchen war in seiner Eile, mit seinem gnadenlosen Tempo Schritt zu halten, gestolpert und hingefallen. Wütend starrte sie ihn an.

»Geht langsamer!«, fauchte sie. »Ihr seid zu schnell!«

Bane biss die Zähne zusammen, als ein neuer stechender Schmerz in seinem Schädel aufzuckte. »Ich gehe nicht zu schnell«, erwiderte er ruhig, aber streng. »Du bist zu langsam.«

Mühsam kam sie wieder auf die Beine und wischte sich den schlimmsten Dreck von den verschlissenen Knien ihrer Latzhose. »Meine Beine sind nicht so lange wie Eure«, verkündete sie trotzig.

Das Mädchen hatte Kampfgeist. Das war bei ihrer Begegnung sofort klar geworden. Sie hatte Bane als das erkannt, was er war: ein Sith, ein geschworener Feind der Jedi, ein Diener der Dunklen Seite. Dennoch hatte sie keine Angst gezeigt. In Zannah hatte Bane das Potenzial für den Nachfolger gesehen, den er brauchte, aber sie erkannte in ihm offenbar ebenfalls etwas, was sie haben wollte. Und als er ihr die Gelegenheit geboten hatte, seine Schülerin zu werden und den Weg der Dunklen Seite zu studieren, hatte sie nicht gezögert.

Er wusste immer noch nicht genau, wieso Zannah so versessen darauf gewesen war, sich mit einem Lord der Sith zusammenzutun. Vielleicht war es einfach nur eine Verzweiflungstat gewesen: Sie war allein, und niemand konnte ihr helfen zu überleben. Oder vielleicht sah sie die Dunkle Seite als einen Pfad der Rache gegen die Jedi, einen Weg, sie alle für den Tod ihrer Bouncer-Freundin leiden zu lassen. Es war sogar möglich, dass sie einfach nur Banes Macht gespürt hatte und sie selbst haben wollte.

Wie auch immer, Zannah hatte überhaupt kein Problem damit gehabt, den Sith und ihrem neuen Meister die Treue zu schwören. Aber es war weder ihre Haltung noch ihre Willigkeit, die sie würdig machte, seine Schülerin zu sein. Der Dunkle Lord hatte sie aus einem einzigen Grund auserwählt.

»Du bist stark in der Macht«, erklärte er, und man hörte ihm dabei nichts von den quälenden Schmerzen an, die er ertragen musste. »Du musst lernen, sie zu benutzen. Dich ihrer Kraft zu bedienen. Sie für deine Zwecke zu nutzen. Wie vor kurzem, als du die Jedi umgebracht hast.«

Er sah ihr an, dass sie erste Zweifel bekam. »Ich weiß nicht, wie ich das gemacht habe«, murmelte sie. »Ich hatte es nicht einmal vor«, fuhr sie dann unsicher fort. »Es ist einfach irgendwie passiert.«

Bane bemerkte einen Hauch von schlechtem Gewissen in ihrer Stimme. Das enttäuschte ihn, überraschte ihn aber kaum. Sie war jung. Verwirrt. Sie konnte nicht wirklich verstehen, was sie getan hatte. Noch nicht.

»Nichts passiert einfach irgendwie«, sagte er mit fester Stimme. »Du hast dich der Macht bedient. Denke darüber nach, wie du das getan hast. Denke daran, was passiert ist.«

Sie zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich will aber nicht«, flüsterte sie.

Zannah hatte, seit sie auf Ruusan eingetroffen war, unermesslichen Schmerz und Leid ertragen. Sie wollte nicht weiter über diese schrecklichen Erlebnisse nachdenken. Bane verstand das, er konnte es ihr sogar nachfühlen. Auch er hatte in seiner Kindheit gelitten, war das Opfer zahlloser Prügel gewesen, die Hurst, sein grausamer Vater, ihm verabreicht hatte. Aber er hatte gelernt, diese Erinnerungen zu seinem Vorteil zu nutzen. Wenn Zannah die Erbin der Dunklen Seite werden sollte, würde sie sich ihrer Vergangenheit stellen müssen. Sie musste lernen, ihre schmerzhaftesten Erinnerungen wiederzuerwecken und sie zu benutzen. Sie musste sie transformieren und bündeln, um die Dunkle Seite der Macht benutzen zu können.

»Jetzt tun dir diese Jedi vielleicht leid«, stellte er beiläufig fest. »Du empfindest Bedauern.« Der lässige Unterton verschwand, als er die Stimme hob. »Aber das sind wertlose Emotionen. Sie haben nichts zu bedeuten. Zorn ist es, was du spüren musst!«

Er machte einen plötzlichen Schritt auf sie zu, die rechte Hand zur Faust geballt, um seine Worte zu unterstreichen. Zannah zuckte bei dieser unerwarteten Bewegung zusammen, aber sie wich nicht zurück.

»Es war kein Zufall, dass sie gestorben sind!«, schrie er und machte einen weiteren Schritt auf sie zu. »Es war nicht einfach ein Fehler!«

Ein dritter Schritt brachte ihn so nahe, dass der Schatten seiner massiven Gestalt das Mädchen wie eine Sonnenfinsternis bedeckte. Sie duckte sich ein wenig, blieb aber stehen. Bane erstarrte, ignorierte die Schmerzen in seinem Hinterkopf und zügelte seine Wut. Er hockte sich neben sie und öffnete die Faust. Dann streckte er langsam die Hand aus und legte sie sanft auf ihre Schulter.

»Denke wieder daran, was du empfunden hast, als du deine Kraft gegen sie gewendet hast«, sagte er, die Stimme nun ein leises, verführerisches Flüstern. »Denke zurück an das, was du empfunden hast, als die Jedi deine Freundin umbrachten.«

Zannah ließ den Kopf hängen, die Augen geschlossen. Mehrere Sekunden schwieg sie, rührte sich nicht und zwang sich, den Augenblick noch einmal zu erleben. Bane sah, wie sich die Emotionen auf ihrem Gesicht abzeichneten: Trauer, Kummer, Verlust. Unter seiner massiven Hand auf ihrer zerbrechlichen Schulter zitterte sie leicht. Dann spürte er, wie ihr Zorn stärker wurde. Und mit ihm wuchs die Kraft der Dunklen Seite.

Als das Mädchen wieder aufblickte, waren ihre Augen weit offen und glühten wild. »Sie hatten Laa getötet«, fauchte sie. »Sie hatten es verdient zu sterben!«

»Gut.« Bane ließ die Hand von ihrer Schulter fallen und trat einen Schritt zurück, und die Spur eines zufriedenen Lächelns umspielte seine Mundwinkel. »Spüre den Zorn! Heiße ihn willkommen!

Durch Leidenschaft erlange ich Kraft«, fuhr er fort und rezitierte damit eine Zeile aus dem Kodex der Sith. »Durch Kraft erlange ich Macht.«

»Durch Leidenschaft erlange ich Kraft«, wiederholte sie seine Worte zur Antwort. »Durch Kraft erlange ich Macht.« Er konnte spüren, wie die Dunkle Seite in ihr stärker wurde und an Heftigkeit zunahm, bis er ihr Glühen beinahe fühlen konnte.

»Die Jedi sind gestorben, weil sie schwach waren«, sagte er und machte noch einen Schritt zurück. »Nur die Starken überleben, und die Macht wird dich stark machen.« Als er sich abwandte, fügte er hinzu: »Benutze das, um Schritt zu halten. Wenn du wieder zurückfällst, werde ich dich hier auf dieser Welt lassen.«

»Aber Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, was ich tun soll!«, rief sie ihm hinterher, als er davonstapfte.

Bane antwortete nicht. Er hatte ihr die Antwort gegeben, obwohl sie das noch nicht wusste. Wenn sie würdig war, seine Schülerin zu sein, würde sie das schon herausfinden.

Er spürte, wie sich ein plötzliches Anschwellen von Kraft auf die Ferse seines linken Fußes konzentrierte, als sie versuchte, ihn zum Stolpern zu bringen, damit er langsamer wurde. Bane war auf eine Reaktion gefasst gewesen, sobald er ihr den Rücken zugewandt hatte. Er hatte sie provoziert; er wäre enttäuscht gewesen, wenn sie nichts unternommen hätte. Aber er hatte einen weniger konzentrierten, grundlegenderen Angriff erwartet – eine Welle von Energie der Dunklen Seite, die ihn zu Boden werfen wollte. Ein gezielter Angriff auf eine einzelne Ferse war viel subtiler. Es zeigte Intelligenz und Tücke, und obwohl er darauf vorbereitet gewesen war, überraschte ihn die Kraft, mit der sie zuschlug.

Aber selbst mit solcher Stärke und solchem Potenzial, wie Zannah sie hatte, konnte sie sich nicht mit einem Dunklen Lord der Sith messen. Bane nutzte seine eigenen Fähigkeiten, fing die Macht ein und verstärkte sie, bevor er sie zu seiner Schülerin zurückschleuderte. Dieser Angriff traf Zannah gegen die Brust, fest genug, um sie zu Boden zu werfen. Ein überraschtes Knurren entrang sich ihr, als sie auf dem Rücken landete.

Sie war nicht verletzt; Bane hatte nicht vorgehabt, ihr zu schaden. Die schweren Prügel, die sein Vater ihm in seiner Kindheit verabreicht hatte, hatten geholfen, Bane zu dem zu machen, was er war, aber sie hatten auch bewirkt, dass er Hurst gehasst und verachtet hatte. Wenn dieses Mädchen seine Schülerin werden sollte, musste sie ihn respektieren und bewundern. Er konnte ihr nichts über die Dunkle Seite beibringen, wenn sie das nicht wollte; tatsächlich musste sie danach lechzen, von ihm zu lernen. Hursts Schläge hatten Bane nur eins gelehrt, nämlich wie man hasste, und diese Lektion hatte Zannah bereits begriffen.

Er drehte sich wieder zu ihr um und bedachte das Mädchen, das immer noch auf dem nackten Boden saß, mit einem kalten Blick. Sie starrte wütend zurück, weil er sie gedemütigt hatte.

»Ein Sith weiß, wann er die Wut der Dunklen Seite einsetzen muss«, informierte er sie, »und wann er sich lieber zurückhält. Geduld kann eine Waffe sein, wenn du weißt, wie du sie benutzen sollst, und dein Zorn kann die Dunkle Seite verstärken, wenn du lernst, wie man ihn beherrscht.«

Sie kochte immer noch vor Wut, aber er sah auch etwas anderes in ihrer Miene: eine Art wachsamer Neugier. Langsam nickte sie, als sie begriff, was er gesagt hatte, und strahlte weniger Wut aus. Bane konnte die Macht der Dunklen Seite immer noch in ihr spüren; ihr Zorn war immer noch da, aber sie hatte ihn unter der Oberfläche verborgen. Sie hegte und pflegte ihn und wartete auf einen Zeitpunkt, wann sie ihn am besten loslassen konnte.

Sie hatte gerade ihre erste Lektion gelernt. Und nun war sie vorsichtig geworden – misstrauisch, aber immer noch ohne Angst. Genau, wie er es wollte. Es gab nur eins, wovor sie Angst haben sollte: Versagen.

Wieder wandte er sich von ihr ab und ging weiter, und er unterdrückte ein Schaudern, als sich eine neue Phalanx von Klingen durch sein Hirn bohrte. Hinter sich spürte er, wie Zannah die Macht noch einmal sammelte. Diesmal jedoch lenkte das Mädchen sie nach innen und benutzte sie, um ihre erschöpften Glieder zu erfrischen.

Sie sprang auf und eilte hinter ihm her, bewegte sich beinahe ohne jede Anstrengung im Laufschritt. Er ging noch schneller, als seine Schülerin aufschloss, denn nun wurde sie von der überwältigenden Kraft der Macht angetrieben und kam problemlos mit.

»Wo gehen wir hin?«, fragte sie.

»Ins Sith-Lager«, antwortete er. »Wir brauchen Ausrüstung für unseren Flug.«

»Sind dort noch andere Sith?«, fragte sie. »Die, gegen die die Jedi kämpften?«

Bane wurde klar, dass er ihr noch nicht gesagt hatte, was aus Kaan und der Bruderschaft geworden war.

»Es gibt keine anderen Sith mehr. Es wird auch keine mehr geben außer uns. Ein Meister und ein Schüler – einer, der die Macht verkörpert, und eine, der sie begehrt.«

»Was ist aus den anderen geworden?«, wollte sie wissen.

»Ich habe sie umgebracht«, antwortete er.

Zannah schien einen Augenblick darüber nachzudenken, dann zuckte sie gleichgültig die Achseln. »Dann waren sie schwach«, stellte sie fest. »Und sie verdienten zu sterben.«

Nun wusste Bane, dass er seine Schülerin gut gewählt hatte.

2

Das große Kriegsschiff von Lord Valenthyne Farfalla – seit dem Tod von General Hoth Anführer der Jedi-Armee des Lichts – umflog Ruusan in einem langsamen Orbit. Es war so gebaut, dass es äußerlich an ein antikes Segelschiff erinnerte, und strahlte eine archaische Eleganz und Pracht aus, die einige für einen Ausdruck von Eitelkeit hielten, die nicht zu einem Jedi passte.

Johun Othone, ein junger Padawan in der Armee des Lichts, war ebenfalls einmal dieser Ansicht gewesen. Wie viele von Hoths Anhängern hatte er Lord Valenthyne zunächst nur für einen aufgeblasenen Idioten gehalten, der sich für nichts weiter als grellbunte Hemden aus Schimmerseide, seine langen goldblonden Locken und andere Bestandteile seines schrillen und bunten Aufzugs interessierte. Aber Farfalla und seine Anhänger hatten bei jeder Schlacht gegen die Bruderschaft der Dunkelheit gezeigt, was sie wert waren. Langsam und beinahe widerstrebend hatten Johun und der Rest von Hoths Armee gelernt, sie zu bewundern und den Mann zu respektieren, dem sie zuvor nur Spott entgegengebracht hatten.

General Hoth lebte nicht mehr, war zusammen mit den Sith bei ihrer letzten Konfrontation umgekommen, und in seiner Abwesenheit hatte Lord Valenthyne das Banner des Anführers aufgenommen. Hoths Befehlen folgend hatte Farfalla Ruusan evakuieren lassen, bevor die Gedankenbombe explodiert war, und so Tausende von machtsensiblen Jedi und Padawans vor der vernichtenden Auswirkung der Waffe gerettet, indem er sie in die Schiffe seiner Flotte im Orbit lud.

 

Es war reiner Zufall, dass Johun auf der Fairwind, Valenthynes Flaggschiff, gelandet war. Das Schiff war groß genug, um einer über dreihundertköpfigen Besatzung Platz zu bieten, aber nun war es vollgestopft mit beinahe fünfhundert weiteren Evakuierten, und der junge Mann hatte es alles andere als bequem. Sie waren so eng zusammengepfercht, dass es schwierig war sich zu bewegen. Jedi-Meister, Jedi-Ritter und Padawans drückten sich Schulter an Schulter gegeneinander.

Die anderen Schiffe waren ebenso überfüllt. Zusätzlich zu den Jedi war der größte Teil der nicht machtsensiblen Soldaten, die sich Hoths Armee angeschlossen hatten, ebenfalls vom Planeten geholt worden. Eines der Schiffe hatte darüber hinaus mehrere Hundert Gefangene an Bord, Anhänger von Lord Kaan, die keine Sith waren und sich den Jedi schnell ergeben hatten, als ihr dunkler Anführer sie verlassen hatte, um seinen letzten verrückten Plan zur Vernichtung der Jedi auszuführen. Diese gewöhnlichen Soldaten waren nicht wirklich in Gefahr gewesen, die Gedankenbombe wirkte sich nur auf jene aus, die am stärksten auf die Macht eingestimmt waren. Aber bei der eiligen Evakuierung hatte es sich als einfacher erwiesen, alle mitzunehmen.

Auf Valenthynes Galeone erkannte Johun jedoch beinahe jedes Gesicht. Er hatte seit vielen Monaten an ihrer Seite gekämpft, bei Hinterhalten, Scharmützeln und ausgedehnten Schlachten. Gemeinsam waren sie Zeugen von Tod und Blutvergießen geworden, hatten ruhmreichen Triumph geschmeckt und niederschmetternde Niederlagen ertragen. Jeder von ihnen hatte viele Feinde – und zu viele Freunde – sterben sehen, während dieser scheinbar endlose Krieg gegen die Kräfte der Dunklen Seite getobt hatte.

Nun, da sie so eng auf diesem Schiff zusammenhockten, war der Krieg endlich vorüber. Endlich hatten sie gesiegt. Aber jeder an Bord wirkte grimmig und ernst. Die Auslöschung der Sith hatte einen schrecklichen Preis gefordert. Es bestand kein Zweifel daran, was geschehen war, keine Hoffnung, dass einer der Jedi, die auf der Oberfläche des Planeten gewesen waren, überlebt hatte. In einem hohen Orbit um Ruusan befanden sie sich auf der Fairwind außerhalb des Explosionsradius der Gedankenbombe. Aber durch die Macht hatten sie die gequälten Schreie ihrer Mit-Jedi gehört, als deren Seelen zerfetzt und in den Wirbel von Energie der Dunklen Seite gezogen wurden. Viele Überlebende hatten ganz offen geweint. Die meisten jedoch ertrugen das Leid in stoischem Schweigen und dachten über das Opfer nach, das ihre Kameraden gebracht hatten.

Johun hatte sich – wie Farfalla und so gut wie jedes andere Mitglied der Armee des Lichts – freiwillig gemeldet, um bei General Hoth zu bleiben. Aber der General hatte sich geweigert, sie in seiner Nähe zu behalten. Er wusste, dass jene, die blieben, mit Sicherheit sterben würden, und er hatte allen außer hundert Jedi befohlen, den Planeten zu verlassen. Kein Padawan hatte bleiben dürfen. Aber obwohl er nur Befehle befolgt hatte, hatte Johun dennoch das Gefühl, seinen General verraten zu haben und vom Planeten geflohen zu sein.

Auf der anderen Seite des vollgestopften Frachtraums konnte er so gerade eben Farfalla erkennen, dessen leuchtend rotes Hemd sich wie ein Feuer von dem Meer überwiegend braun gekleideter Jedi abhob. Er organisierte die Rettungsgruppen, die zurück auf den Planeten transportiert wurden, um sich um die Hinterlassenschaften der Gedankenbombe zu kümmern, und Johun war entschlossen, zu einer dieser Gruppen zu gehören.

Es war nicht einfach, sich durch die Masse von Jedi zu drängen, aber Johun war klein und schlank. Er war neunzehn, musste aber noch wachsen, und dank seines schlanken Körperbaus, der hellen Haut und des schulterlangen blonden Haars, das er zu einem festen Zopf geflochten hatte, wie es der Brauch bei jungen Jedi war, die noch in der Ausbildung standen, wirkte er mindestens zwei Jahre jünger. Es konnte frustrierend sein, für so jung gehalten zu werden, aber als er sich durch die Enge schob, war er dankbar für sein Aussehen.

»Lord Valenthyne«, rief er, als er näher kam. Er hob die Stimme, damit man ihn über den allgemeinen Lärm hinweg hören konnte. »Lord Valenthyne!«

Farfalla drehte sich um und versuchte herauszufinden, wer in diesem Meer von Körpern und Gesichtern nach ihm gerufen hatte, dann nickte er, als er den jungen Mann erkannte, der schließlich in Sicht kam. »Padawan Johun.«

»Ich möchte mich einem der Rettungsteams anschließen«, rief Johun. »Schickt mich wieder nach unten.«

»Das kann ich leider nicht tun.« Mitleidig schüttelte der Jedi-Meister den Kopf.

»Warum nicht?«, fragte Johun aufgeregt. »Glaubt Ihr, ich sei zu jung?«

»Das ist nich …«, begann Farfalla, aber Johun schnitt ihm das Wort ab.

»Ich bin kein Junge mehr! Ich bin neunzehn – sicherlich älter als diese beiden dort!« Er deutete auf das nächststehende Rettungsteam, eine Gruppe, die aus einem Mann in mittleren Jahren mit kurzem Bart, einer Frau Mitte zwanzig und zwei Jungen bestand.

»Achte auf deinen Zorn«, warnte Farfalla ihn streng.

Johun wollte gerade antworten, biss sich stattdessen aber auf die Lippen und nickte nur. Es hatte keinen Sinn, sich aufzuregen; das würde Lord Valenthyne nicht überzeugen, ihn mitgehen zu lassen.

»Dein Alter hat mit meiner Entscheidung nichts zu tun«, erklärte der ältere Jedi, nachdem er davon ausgehen konnte, dass Johun seine Gefühle im Zaum hielt. »Ein ganzes Drittel unserer Streitkräfte ist jünger als du.«

Das stimmte, erkannte Johun. Die wachsenden Opfer des Krieges auf Ruusan hatte die Armee des Lichts gezwungen, immer noch jüngere Rekruten aufzunehmen. Seine Jugend war unwichtig; es musste eine andere Erklärung geben. Aber statt zu fragen, wieso er nicht gehen konnte, schwieg er einfach. Geduld würde ihn bei General Hoths Nachfolger mehr einbringen als ununterbrochen gedankenlos Fragen zu stellen.

»Sieh dir genauer an, wen ich nach unten schicke«, wies Farfalla ihn an. »Das hier sind tapfere Freiwillige, wertvolle Verbündete in unserem Kampf gegen die Sith. Aber keiner von ihnen ist auf die Macht eingestimmt.«

Überrascht sah Johun ein zweites Mal zu der Rettungsgruppe, die gerade ihre letzten Vorbereitungen traf. Die Frau hatte dunkle Haut und kurzes schwarzes Haar, und der Jedi erkannte, dass er ihr schon einmal begegnet war. Sie war eine Soldatin der Republik namens Irtanna, und sie hatte sich ihrer Sache vor etwas mehr als einem Standardjahr angeschlossen. Er brauchte einen Moment länger, um die andere einordnen zu können, bis er die Ähnlichkeit zwischen dem bärtigen Mann und den beiden Teenagern bemerkte. Sie waren Eingeborene von Ruusan. Der Mann war ein Bauer namens Bordon, der vor der näher kommenden Armee von Lord Kaan während der letzten Sith-Offensive geflohen war. Die beiden Jungen waren seine Söhne, aber Johun konnte sich nicht an ihre Namen erinnern.

»Wir wissen nicht, wie weit die Auswirkungen der Gedankenbombe reichen«, fuhr Farfalla fort. »Es gibt vielleicht Nachwirkungen, die einen Jedi oder Padawan verletzen oder sogar töten könnten. Deshalb darfst du nicht gehen.«

Johun nickte. Das war nur vernünftig; Valenthyne war einfach vorsichtig. Aber manchmal konnte man auch zu vorsichtig sein. »Es gibt noch andere Gefahren an der Oberfläche«, wandte er ein. »Wir wissen nicht, ob alle Sith tot sind. Einige von ihnen haben vielleicht überlebt.«

Farfalla schüttelte den Kopf. »Kaan hatte große Macht über seine Anhänger. Sie waren an seinen Willen gebunden, seinem Bann unterworfen. Als er sie hinunter in die Höhle führte, sind ihm alle willig gefolgt. Er hatte sie überzeugt, dass sie die Gedankenbombe überleben könnten, wenn sie ihre Macht vereinten – aber er irrte sich.«

»Was ist mit ihren Dienern?«, hakte Johun nach, der das Thema noch nicht fallen lassen wollte. Wie die Jedi hatten auch die Sith ihre Anhänger gehabt, Soldaten und Söldner, die nicht machtsensibel waren, sich aber mit der Bruderschaft der Dunkelheit verbündet hatten. »Wir haben sie nicht alle gefangen genommen«, sagte der junge Padawan. »Einige von ihnen sind aus dem Kampf geflohen. Sie werden immer noch dort unten sein.«

»Deshalb habe ich das hier«, warf die Soldatin ein und tätschelte den Blaster an ihrer Hüfte. Sie lächelte kampflustig, und ihre leuchtend weißen Zähne standen in scharfem Kontrast zu ihrer dunklen Haut.

»Irtanna weiß, wie man auf sich aufpasst«, stimmte Farfalla zu. »Sie hat mehr Kämpfe erlebt als du und ich zusammengenommen.«

»Bitte, Lord Valenthyne«, bettelte Johun und ließ sich auf ein Knie nieder. Eine leere und dumme Geste, aber er war verzweifelt. Er wusste, dass Farfalla recht hatte, aber es war ihm egal. Logik oder Vernunft oder sogar die Gefahren der Gedankenbombe interessierten ihn nicht. Er konnte einfach nicht dasitzen und nichts tun! »Bitte! Er war mein Meister.«

Farfalla streckte die Hand aus und legte sie sanft auf Johuns Haupt. »Hoth hat mir schon gesagt, du würdest es nicht leicht nehmen, von ihm weggeschickt zu werden«, sagte er leise. »Aber dein Meister war ein weiser Mann. Er wusste, was das Beste für dich ist, ebenso wie ich es tue. Du musst dich in dieser Sache auf mein Urteilsvermögen verlassen, auch wenn du meine Entscheidung nicht vollkommen verstehst.«

Der neue Anführer der Armee des Lichts zog die Hand zurück, dann nahm er Johun am Arm und zog ihn hoch.

»Dein Meister hat ein großes Opfer gebracht, um uns alle zu retten«, sagte er. »Wenn wir jetzt unseren Gefühlen nachgeben, entehren wir, was er getan hat. Verstehst du das?«

Johun nickte – ein Padawan, der gegenüber der größeren Weisheit eines Jedi-Meisters nachgab.

»Gut«, stellte Farfalla fest, wandte sich ab und konzentrierte sich auf eines der anderen Rettungsteams. »Wenn du helfen willst, hilf Irtanna beim Beladen des Shuttles.«

Wieder nickte Johun, obwohl Farfalla das nicht mehr sah. Er hatte sich bereits abgewandt, um weiteren Dingen nachzugehen, die seine Position von ihm verlangte.

Schweigend half Johun, die letzten Ausrüstungsgegenstände ins Shuttle zu laden. Feldrationen, Wasserkapseln und Medpacks, falls sie auf Verwundete stoßen würden. Elektroferngläser und ein Sensorpack, um das Gelände zu erforschen, Glühstäbe, um der Dunkelheit zu begegnen. Und natürlich Ersatzenergiezellen für die Blaster, die Irtanna und die anderen dabeihatten, falls sie auf Überlebende von Kaans Armee stoßen sollten.

»Danke«, sagte Irtanna, sobald sie fertig waren.

Johun versuchte, einen lässigen Eindruck zu machen, und sah sich noch einmal schnell um. Farfalla war nirgendwo zu sehen.

»Fliegt Ihr uns runter, oder soll ich das tun?«, fragte er. Die Worte auszusprechen war einfach, aber er dehnte sich dabei auch in der Macht aus, um den Geist der Soldatin zu berühren. Er tat es sanft und achtete darauf, ihr keinen Schaden zuzufügen, als er die Saat seines Vorschlags pflanzte.

Ihre Augen wurden einen Moment glasig, dann sah sie nur noch verwirrt aus. »Äh … ich denke, ich fliege uns runter. Ihr könnt den Sitz des Copiloten nehmen.«

»Ihr kommt mit uns?« Bordon, dem Vater der beiden Jungen, war deutlich anzuhören, dass er seine Zweifel hatte.

»Selbstverständlich«, erwiderte Johun freundlich. »Ihr habt ihn doch sagen hören, dass ich Euch helfen soll, die Ausrüstung einzuladen, oder? Warum würde er so etwas tun, wenn ich nicht mit Euch gehen sollte?«

Wie bei Irtanna setzte er auch bei Bordon ein wenig Macht ein. Normalerweise wäre es ihm zuwider gewesen, Freunde oder Verbündete auf diese Weise zu manipulieren, aber in diesem Fall würde das bunt zusammengewürfelte Rettungsteam bessere Chancen haben, wenn er sie begleitete.

»Ja. Genau«, stimmte Bordon einen Augenblick später zu. »Gut, Euch dabeizuhaben.«

»Es ist vernünftig, einen Jedi mitzunehmen«, fügte Irtanna hinzu. »Nur für den Fall.«

Jemanden mithilfe der Macht zu überreden war immer leichter, wenn es um etwas ging, wovon er ohnehin überzeugt sein wollte, bemerkte Johun. Dennoch, er hatte ein schlechtes Gewissen, als er in das kleine Shuttle stieg, das sie vom Schiff zum Planeten bringen sollte.

Das liegt nur daran, weil du Farfalla nicht gehorchst, versicherte er sich. Du tust das Richtige.

»Alle anschnallen«, befahl Irtanna über das Druckzischen hinweg, als sich die Luftschleusen versiegelten.

Die Triebwerke des Shuttle erwachten zum Leben und hoben sie vom Dock.

»Wieder nach Hause, nach Ruusan. Oder zu dem, was davon übrig ist«, murmelte Bordon finster, als sie durch die Schotten des Frachtraums und hinaus in die oberen Bereiche der Atmosphäre des Planeten schwebten.

3

Darth Bane spürte sie, lange bevor er sie sah. Wer sich mit der Macht nicht auskannte, betrachtete sie nur als eine Waffe oder ein Werkzeug: Man konnte sie im Kampf gegen einen Feind einsetzen, sie konnte Gegenstände in der Nähe hochschweben und in eine wartende Hand fliegen oder durch den Raum gleiten lassen. Aber für jene, die ihren wahren Einfluss und ihr Potenzial verstanden, waren das nur Banalitäten.

Die Macht war Teil von allem, was lebte, und alle lebenden Dinge waren ein Teil der Macht. Sie floss durch jedes Wesen, jedes Tier und jede Pflanze. Die grundlegenden Energien von Leben und Tod bewegten sich in ihr und bewirkten Wellen in dem Stoff, aus dem die Existenz bestand.

Selbst abgelenkt von dem quälenden Aufblitzen der Klingen, die ihn in seinem Schädel schnitten, bemerkte Bane diese kleinen Wellen. Sie verliehen ihm ein Wahrnehmungsvermögen, das Raum und selbst Zeit überwand und ihm kurze Einsichten in die sich ununterbrochen verschiebenden Möglichkeiten der Zukunft schenkte. Und sein Wahrnehmungsvermögen in der Macht erklärte auch, dass er die anderen Personen bereits spürte, als er noch zwei Kilometer und mehrere Minuten von der Stelle entfernt war, an der Kaan und seine Armee ihr Lager aufgeschlagen hatten.

Insgesamt handelte es sich um acht Personen, alles Menschen – sechs Männer und zwei Frauen, Söldner, die sich für Credits und für die Gelegenheit, die verhasste Republik anzugreifen, mit der Bruderschaft zusammengetan hatten. Sie hatten die letzte Schlacht gegen Hoths Leute überlebt. Wahrscheinlich waren sie sogar aus der Schlacht geflohen, sobald Kaan in die Höhle gegangen war, um seine Falle für die Jedi aufzustellen, und hatten damit genau die Art von Loyalität gezeigt, die für Sith-Anhänger typisch war. Sie waren gekommen wie Blutkäfer, die das verwesende Fleisch eines Bantha-Kadavers fraßen, um zu plündern, was immer an Brauchbarem in dem verlassenen Sith-Lager übrig geblieben war.

»Jemand ist vor uns«, flüsterte Zannah eine Minute später. Sie war weniger auf die subtilen Nuancen der Macht eingestimmt als ihr Meister und hatte deshalb länger gebraucht, um die Gefahr zu spüren. Aber bei ihrem Mangel an Ausbildung stellte schon die Tatsache, dass sie überhaupt etwas festgestellt hatte, ein Zeugnis ihrer Fähigkeiten dar.

»Warte hier«, befahl Bane und streckte zur Betonung die Hand aus. Zannah war klug genug zu gehorchen.

Er schaute nicht zurück, als er losrannte. Der Boden war nur noch verschwommen zu sehen, als er unter Banes Füßen vorbeiraste, sobald er sich der Macht bediente, um schneller zu werden. Die Schmerzen in seinem Kopf verschwanden, weggefegt von der Vorwegnahme des Kampfs und der körperlichen Erfrischung durch das Laufen.

Innerhalb von sechzig Sekunden kam das Sith-Lager in Sicht, und die Umrisse der dem Untergang geweihten Söldner, die sich gerade darüber stritten, was wert zu plündern wäre, waren deutlich zu sehen. Sechs von ihnen standen auf der kleinen Lichtung mitten im Lager und teilten auf, was sie gefunden hatten. Die anderen beiden standen Wache nahe dem Rand der Zelte, um nach Anzeichen von Ärger Ausschau zu halten. Aber das war eine reine Formalität. Die Wachen hätten auf gegenüberliegenden Seiten des Lagers Posten beziehen sollen, um es gegen Angriffe aus allen Richtungen abzuschirmen. Stattdessen befanden sich die beiden Männer weniger als zwanzig Meter entfernt, interessierter daran, jemanden zu haben, der ihnen die Zeit vertrieb, als das Lager zu sichern.

Bane betrachtete die Szene verächtlich, als er näher kam, und die Macht gestattete ihm, mit einem einzigen kurzen Blick alle Einzelheiten aufzunehmen. Die Wachen bemerkten nicht, dass er sich näherte, denn ihre Aufmerksamkeit galt den zornigen Rufen der anderen sechs, die sich um ihre unrechtmäßig erworbene Beute stritten.

Er veränderte den Kurs ein wenig, damit seine Ankunft bis zum letzten Augenblick von einem großen Nachschubzelt verdeckt sein würde, dann beschleunigte er ein letztes Mal und stürzte sich in einem Wirbel der Vernichtung auf das Lager. In einer einzigen geschmeidigen Bewegung zückte und aktivierte er sein Lichtschwert. Das klagende Summen der scharlachroten Klinge eilte ihm voraus und verriet seine Position kostbare Sekunden vor seinem Eintreffen. Die Vorwarnung gab dem am nächsten stehenden Wachtposten gerade genug Zeit, um seinen Blaster zu ziehen, aber nicht annähernd genug, um sich vor dem beginnenden Gemetzel zu schützen.

Bane erschien plötzlich hinter dem Nachschubzelt, fiel wie ein dunkler Wind über sein erstes Opfer her und versetzte ihm einen diagonalen Schlag von der Schulter zur Hüfte. Der Mann trug Kampfrüstung aus Verbundstoffplatten, die auf einem gesteppten Untergewand aufgenäht waren, um Beweglichkeit zu garantieren. Diese Panzerung hätte mehrere Hochenergie-Blasterschüsse aus einem Bereich innerhalb von dreißig Metern aufhalten können, aber Banes Klinge drang durch die schützenden Schichten und hinterließ einen tödlichen Fünfzentimeterschnitt durch Haut, Fleisch und Knochen.

Als das erste Opfer zu Boden ging, sprang Bane hoch in die Luft auf den nächsten Gegner zu und legte damit sofort die zehn Meter zwischen ihnen zurück. Gleichzeitig entging er damit dem eilig abgefeuerten Blasterschuss der zweiten Wache. Als er praktisch auf seinem Gegner landete, versetzte er ihm einen mit beiden Händen geführten Hieb von oben – ein klassisches Manöver von Djem So, der fünften und aggressivsten Form des Lichtschwertkampfs. Der Schlag durchtrennte den Helm des unglücklichen Mannes präzise in der Mitte und drang tief in den Schädel.

Das grausige Ende der ersten beiden Söldner zeigte den anderen, was die Stunde geschlagen hatte. Sie zogen ihre Waffen und feuerten eine ganze Salve von Lasergeschossen auf Bane ab, als er sich ihnen zuwandte. Bane ging geschickt vom Angriffsstil der Form V zum eher defensiven Stil der Form III über, wehrte die Geschosse mit zweihändigen Schlägen seines Lichtschwerts ab und schnippte sie mit beinahe beiläufiger Verachtung beiseite.

Dann wirbelte er die Waffe in der rechten Hand und hielt einen Augenblick inne, um die Hoffnungslosigkeit und das Entsetzen zu genießen, die von dem halben Dutzend überlebender Söldner ausgingen, als sie erkannten, dass ihr Tod unausweichlich war. Dicht zusammengedrängt in dem Bereich zwischen den Zelten taten sie das Einzige, was ihnen eine Überlebenschance bot – sie trennten sich und flohen in unterschiedliche Richtungen.

Eine der Frauen eilte nach links, zwei Männer nach rechts, die anderen drei drehten sich um und flohen in direkter Linie vor dem tödlichen Eindringling. Bane wirbelte mit einer Hand immer noch das Lichtschwert, streckte die leere Hand mit der Handfläche nach vorn und ließ die Macht in Form einer Druckwelle auf die Frau los, die nach links geflohen war. Die Welle hinterließ eine Schneise der Vernichtung, die durch das ganze Lager ging. Zelte wurden aus dem Boden gerissen, ihr Material zerfetzt. Hölzerne Nachschubkisten explodierten zu Holzsplittern, und ihr Inhalt flog in einer Wolke von Schrapnell in alle Richtungen.

Schließlich traf die Machtwelle den Rücken der Frau, pulverisierte ihre Wirbelsäule und stieß sie mit dem Gesicht voran in den Dreck. Die Leiche zuckte noch einmal, dann blieb sie für immer reglos.

Bane drückte die Finger der linken Hand fest gegen die Handfläche, fuhr zu den beiden Männern rechts herum und stieß die Faust hoch in die Luft. Ein Dutzend blauer Blitze erschien über seinem Kopf und raste auf die schreienden Soldaten zu, um sie bei lebendigem Leib zu braten. Unter Todesschmerzen tanzten und zuckten sie wie Marionetten an elektrischen Fäden, dann brachen ihre qualmenden Hüllen nach ein paar Sekunden zusammen.

In den wenigen Sekunden, die dafür nötig waren, hatten die überlebenden drei Söldner die andere Seite des Sith-Lagers erreicht. Ein paar Meter hinter dem Rand der Zelte bezeichnete eine Reihe von Bäumen den Beginn des dichten Waldes von Ruusan. Ihre Zweige gaben den Söldnern das verführerische Versprechen von Sicherheit, denn dort würden sie sich verbergen können, und das beschleunigte ihre entsetzte Flucht nur noch.

Eine Handvoll Schritte entfernt von der Freiheit machte einer der Männer den tödlichen Fehler, über die Schulter zurückzuschauen, weil er sehen wollte, ob ihr Feind ihnen hinterherlief. Einer Laune folgend warf Bane mit einer lässigen Bewegung das Lichtschwert nach ihm. Die Klinge flog in einem engen Bogen durch die Luft und durchquerte das Lager in einem Sekundenbruchteil, bevor sie in die wartende Hand ihres Herrn zurückkehrte.

Zwei Söldner brachen ins Unterholz und verschwanden im Wald. Der dritte – der, der zurückgeschaut hatte – stand wie angewurzelt da. Eine Sekunde später fiel ihm der Kopf von den Schultern, prallte ein paarmal am Boden auf und rollte dann weiter, durch die scharlachrote Klinge von Banes geworfenem Lichtschwert vom kauterisierten Halsstumpf getrennt. Als wäre das Fallen des Kopfs ein Zeichen gewesen, wurden die starren Glieder der enthaupteten Leiche plötzlich schlaff, und sie fiel zur Seite.

Bane schaltete das Lichtschwert ab, und die Klinge verschwand mit einem scharfen Zischen. Einen Augenblick genoss er seinen Sieg und nahm die verbliebenen Überreste der Gefühle seiner Opfer in sich auf, um aus ihrer Angst und ihrem Leiden Kraft zu schöpfen. Und dann war auch dieser Augenblick vorüber, flüchtig wie jene, die seinem Zorn entkommen waren. Er hätte sie verfolgen können, aber sosehr es ihn auch danach gelüstete, ihre Panik zu schmecken, verstand er doch, dass es sinnvoller war, sie am Leben zu lassen.

»Ihr habt sie entkommen lassen.«

Überrascht fuhr er herum und sah, dass Zannah am Rand des Lagers stand. Er war so in dem Gemetzel versunken gewesen, dass er nicht gespürt hatte, wie sie näher kam – oder seine junge Schülerin hatte ihre Präsenz absichtlich gegen seine Wahrnehmung abgeschirmt.

Unterschätze sie nicht, mahnte sich Bane. Sie hat das Potenzial, dich eines Tages zu überflügeln.

»Ihr habt sie davonkommen lassen«, wiederholte Zannah. Sie klang nicht verärgert oder enttäuscht, nicht einmal erfreut. Sie war einfach nur verwundert.

»Ich habe dir doch gesagt, du solltest warten«, tadelte Bane. »Warum hast du mir nicht gehorcht?«

Sie antwortete nicht sofort, sondern wog ihre Worte vorsichtig ab, bis sie eine Antwort finden konnte, die ihren Meister beschwichtigen würde. »Ich wollte die wahre Macht der Dunklen Seite sehen«, gab sie schließlich zu. »Könnt Ihr mich lehren …« Sie brach ab, unfähig, die rechten Worte für das zu finden, was sie gerade gesehen hatte. Stattdessen machte sie einfach mit der Hand eine Geste, die das gesamte Gemetzel umfasste.

»Du wirst es lernen«, versicherte Bane und befestigte den gekrümmten Griff seines Lichtschwerts wieder an seinem Gürtel.

Sie lächelte nicht, aber in ihrem Blick lag ein Eifer, eine Gier, die der Meister nur zu gut kannte. Er hatte den gleichen Ehrgeiz in den Augen von Githany gesehen, seiner ehemaligen Geliebten und einer von Kaans zum Untergang verdammten unglücklichen Anhängerinnen. Er wusste, wenn Zannah nicht lernte, ihren Ehrgeiz zu mäßigen und zu beherrschen, würde sie das auf den Weg zur Zerstörung führen, ebenso wie es mit Githany geschehen war.

»Die Fähigkeit zu kämpfen ist noch das Einfachste an der Kraft, die dir die Dunkle Seite verleiht«, warnte ihr Meister sie. »Sie ist brutal und schnell, erfüllt aber ihren Zweck. Doch Kampf ist häufig nicht annähernd so wirkungsvoll wie Heimlichkeit und Tücke. Diese Söldner am Leben zu lassen, könnte sich am Ende als nützlicher erweisen, als sie zu töten.«

»Aber sie waren schwach«, protestierte seine Schülerin und hielt ihm damit sein eigenes Argument entgegen. »Sie haben es verdient zu sterben!«

»Nur wenige Wesen in der Galaxis erhalten je, was sie wirklich verdienen«, bemerkte er und wählte dabei seine Worte mit Vorsicht. Die Dunkle Seite war nicht leicht zu verstehen; selbst er lernte immer noch, sich in ihren vielen Schichten und mit ihren Widersprüchen zurechtzufinden. Er musste vorsichtig sein, damit er seiner jungen Schülerin nicht zu viel zumutete, aber es war ebenso wichtig, dass sie die Grundlagen dessen, was er hier getan hatte, verstand. »Unsere Mission besteht nicht darin, alle zu töten, die nicht tauglich sind zu leben. Wir haben einen größeren Auftrag. Alles, was ich auf Ruusan getan habe, und alles, was wir von heute an tun werden, muss unseren wahren Zielen dienen: der Erhaltung unseres Ordens und dem Überleben der Sith.«

Zannah dachte einen Moment nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Tut mir leid, Meister«, murmelte sie. »Ich begreife immer noch nicht, wieso Ihr sie nicht getötet habt.«

»Als Diener der Dunklen Seite genießen wir es, unsere Feinde zu vernichten. Wir ziehen Kraft aus ihrem Leid, aber das müssen wir gegen wichtigere Ziele abwägen. Wir müssen erkennen, dass Töten um eines sadistischen Vergnügens willen – Töten ohne Grund, Notwendigkeit und Sinn – nur für Dummköpfe ist.«

Das Mädchen runzelte verwirrt die Stirn. »Und was für einen Sinn hat es, Abschaum wie den da leben zu lassen?«

»Die Jedi glauben, dass der Orden der Sith hier auf Ruusan ein Ende gefunden hat«, erklärte er geduldig. »Auf vielen Planeten gibt es noch Anhänger der Dunklen Seite: die Berserker von Honoghr und Gamorr, die Attentäter von Ryloth und Umbara. Aber die Stärksten – alle mit dem Potenzial, wahre Sith-Meister zu werden – hatten sich in Kaans Bruderschaft gesammelt. Wie ein einziger Mann sind sie ihm in diesen Krieg und schließlich in den Tod gefolgt.

Doch es wird auch Personen geben, die daran zweifeln, dass die Sith wirklich ausgelöscht wurden. Es wird immer Gerüchte geben, dass die Sith überlebt haben, Andeutungen und Geflüster, dass irgendwo in der Galaxis ein Dunkler Lord lauert. Und wenn die Jedi jemals davon überzeugt sein werden, dass es uns noch gibt, werden sie uns gnadenlos jagen.«

Er hielt inne und wartete, bis sie diese letzte Aussage verdaut hatte, bevor er weitersprach: »Wir können nicht isoliert leben, abgeschnitten vom Rest der Galaxis, und uns ängstlich ducken. Wir müssen daran arbeiten, unseren Einfluss zu vergrößern, wir müssen uns mit Individuen vieler Spezies auf vielen Planeten zusammentun. Es ist unvermeidlich, dass einige von ihnen uns als das erkennen, was wir sind, ganz gleich, wie gut wir uns tarnen. Schließlich werden die Jedi erfahren, dass wir noch existieren.«

Zannah sah ihn gebannt an, verschlang jedes Wort, das er sagte, und suchte Erleuchtung in der trüben Logik der Dunklen Seite.

»Da wir die Tatsache unseres Überlebens nicht verbergen können«, fuhr Bane fort, »müssen wir sie mithilfe von Halbwahrheiten verdunkeln. Wir müssen die Gerüchte fördern und sie so gewaltig anwachsen lassen, dass sie unsere Feinde blenden, bis sie Mythos nicht mehr von Wirklichkeit unterscheiden können.«

Ein Schimmer von Verständnis erhellte Zannahs Züge. »Ein Gerücht ist nur so zuverlässig wie seine Quelle!«, rief sie.

Bane nickte zufrieden. »Die Überlebenden werden berichten, was sie gesehen haben, aber wer glaubt solchen Leuten schon? Alle werden wissen, dass es sich um eigensüchtige Söldner handelt, die aus der letzten Schlacht geflohen sind, um sich selbst zu retten, und dann ins Lager ihrer ehemaligen Verbündeten zurückkehrten, um es zu plündern. Man wird sie voller Verachtung als Verräter und Diebe anspucken. Niemand, der ihre Geschichten hört, wird sie glauben, und sie werden die Wahrheit als wertloses Gerücht abtun.