Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 3. Das Verderben - Michael A. Stackpole - E-Book

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 3. Das Verderben E-Book

Michael A. Stackpole

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Beschreibung

Die Yuuzhan-Vong haben die Welten des Outer Rim attackiert. Sie sind gnadenlos, setzen ihr eigenes Leben ein und stehen außerhalb der Macht. Ihre sich ständig ändernden Taktiken verblüffen das Militär der Neuen Republik. Sogar die Jedi-Ritter, einst die Wächter des Friedens in der Galaxie, sind diesem Feind hilflos ausgeliefert. Die Mitglieder der Familien von Han Solo und Luke Skywalker kämpfen an allen Fronten, um möglichst viele Bewohner der Neuen Republik in Sicherheit zu bringen. Doch die Solidarität der Jedi-Ritter droht zu zerbrechen...

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Seitenzahl: 519

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Inhaltsverzeichnis

TitelDen Star-Wars-FansDramatis PersonaeKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37DankCopyright

Den Star-Wars-Fans

Euer Wissen und eure Hingabe machen das Schreiben dieser Bücher zu einer echten Herausforderung. Doch durch eure Leidenschaft für das Universum wird es zu einer unbeschreiblichen Belohnung. Bis zum nächsten Mal ...

Dramatis Personae

Gavin Darklighter: Ein Colonel der Renegaten-Staffel

Corran Horn: Ein Jedi-Ritter und Mitglied der Renegaten-Staffel

Traest Kre’fey: Ein Admiral der Neuen Republik

Deign Lian: Ein Yuuzhan-Vong-Krieger

Gilad Pellaeon: Ein Admiral der Imperialen Restwelten

Shedao Shai: Ein Kommandant der Yuuzhan Vong

Luke Skywalker: Ein Jedi-Meister

Anakin Solo: Ein Jedi-Ritter

Jacen Solo: Ein Jedi-Ritter

Jaina Solo: Eine Jedi und Lieutenant der Renegaten-Staffel

Leia Organa Solo: Eine Botschafterin der Neuen Republik

Wedge Antilles: Ein General der Renegaten-Staffel

Mara Jade Skywalker: Eine Jedi-Meisterin

1

Shedao Shai stand in seiner Kammer in den Tiefen des lebenden Schiffs Erbe der Qual. Der Yuuzhan-Vong-Krieger hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet und die Arme weit ausgebreitet. Er war groß, schlank, besaß lange Gliedmaßen und hatte Stacheln und Haken an den Handgelenken, Ellbogen, Knien und Fersen. Eine dünne fleischige Nabelschnur verband sein Schiff mit dem organischen Transmitterhelm, den er trug. Das winzige Kabel schlängelte sich nach oben und durch die aus Yorik-Korallen bestehende Kabinenwand nach draußen, wo es mit dem Nervengewebe des Schiffs verwachsen war.

Shedao Shai sah und wusste, was das Schiff im Orbit über Dubrillion sah und wusste. Ihn umgab nur die Leere des Weltraums. Dubrillion war eine blaue und grüne Kugel, die sich langsam unter seinen Füßen drehte, während sich das Asteroidenfeld des Systems in einem weiten Bogen über ihm spannte. Die ferne braune Welt Destrillion schließlich schlich sich in der fast leeren Dunkelheit davon wie ein schüchterner Verehrer.

So muss es sich anfühlen, ein Gott zu sein. Shedao Shai hielt einen Moment, kaum einen Herzschlag lang, inne und ließ sich von der Furcht durchströmen, eine Blasphemie begangen zu haben. Dann unterdrückte er diese Furcht, da er wusste, dass Yun-Yammka, der als der Schlächter bekannte Gott, ihm seine Anmaßung nachsehen würde, weil er den Ungläubigen bereits so viele Welten abgenommen hatte. Die Priester hatten den Yuuzhan Vong gesagt, dass dies ihre neue Heimat sein würde, das, was die Ungläubigen die Neue Republik nannten, und Shedao Shai fiel die furchtbare Aufgabe zu, den Angriff zu führen, der die Prophezeiung der Priester Realität werden lassen sollte.

Shedao Shai benutzte die Sinne des Schiffs wie seine eigenen, ließ die Fesseln und Sorgen seines Körpers fahren; sein Geist umfasste alles, was er sah. Die Yuuzhan Vong in ihren großen Weltschiffen waren auf der Suche nach dieser neuen Heimat weit gereist. Ihre Kundschafter hatten diese Galaxis bereits vor mehr als fünfzig Jahren ausfindig gemacht, und der Bericht der Überlebenden hatte die Weissagung des Ersten Overlords Wirklichkeit werden lassen. Schließlich hatte sich ihnen eine neue Heimat dargeboten, in der bald darauf ihre Agenten tätig wurden. Ihre Informationen flossen umgehend zurück zu den Weltschiffen, worauf eine ganze Generation dafür ausgebildet wurde, die Galaxis von den Ungläubigen zu säubern.

Shedao Shai lächelte, während er auf Dubrillion hinuntersah. Eine der unumstößlichen Wahrheiten des Krieges lautete, dass selbst der umsichtigste Plan am Widerstand des Feindes scheitern konnte. Und genau das war hier geschehen. Nom Anor, ein Agent provocateur der Yuuzhan Vong, hatte sich zusammen mit seinen Brüdern aus der Intendantenkaste verschworen, um die Aufgaben der Krieger an sich zu reißen. Doch sein vor der Zeit gestarteter Angriff war von der Neuen Republik zurückgeschlagen worden, wobei die Ungläubigen jedoch beträchtliche Verluste erlitten hatten. Shedao Shais erste Übergriffe hatten daraufhin auf jene Welten verlegt werden müssen, von denen die Yuuzhan Vong zuvor vertrieben worden waren, damit ihre Eroberung vollendet und die Schande der Niederlage getilgt werden konnte.

Der Yuuzhan-Vong-Kommandant schloss die rechte Hand. Sein Lächeln wurde breiter. Meine Freude wäre grenzenlos, wenn ich meine Faust um deinen Hals schließen könnte, Nom Anor. Obwohl sich der Krieger nicht dazu herabließ, sich vorzustellen, wie die Priester anderer Intendanten Nom Anors Handlungsweise auslegen würden, war sich Shedao Shai ganz sicher, dass die Götter ihn bestrafen würden. Deine Treulosigkeit wird dir bei deiner nächsten Umwandlung heimgezahlt werden, Nom Anor.

Shedao Shai griff mit seinem Geist auf die im Innern der Erbe der Qual gespeicherten Erinnerungen zurück. Dann wählte er die Erinnerung eines Sklaven aus, der im Zuge der fortschreitenden Befriedung von Dubrillion als Soldat eingesetzt worden war. Die Chazrach, kleine, untersetzte humanoide Reptilien, hatten den Yuuzhan Vong bei ihren Kriegen stets gute Dienste geleistet. Manche hatten sich sogar so weit hervorgetan, dass sie später in die untersten Ränge der Kriegerkaste aufgenommen wurden. Als Shedao Shai sich die Erinnerung aneignete und überstülpte wie eine Ooglith-Maske, fühlte sie sich, da dieses Wesen viel kleiner war als er, irgendwie seltsam an. Er brauchte einen Moment, um sich an das Unbehagen zu gewöhnen, das sich einstellte, als er gleichsam in die Haut des Wesens schlüpfte, dann wagte er den Vorstoß und erlebte den Einsatz des Chazrach auf dem Planeten unter ihm.

Dieser Einsatz war ebenso wenig eine Herausforderung gewesen wie die meisten anderen. Der Chazrach und seine Einheit hatten den Auftrag erhalten, eines der Schlupflöcher zu säubern, die die Ungläubigen zwischen den Trümmern der Hauptstadt von Dubrillion angelegt hatten. Jeder Chazrach trug ein Kufi, ein großes, zweischneidiges Messer, sowie eine Art Amphistab, der jedoch kürzer war als die Stäbe, die die Yuuzhan-Vong-Krieger einsetzten. Die Stäbe der Chazrach passten nicht nur besser zu ihrer kleineren Statur, sie waren auch kaum biegsam, da die Sklaven genetisch unfähig schienen, die Peitsche so gewandt zu führen, wie es erforderlich war, um einen Amphistab optimal zu nutzen.

Shedao Shai bewegte unbehaglich die Schultern. Die fremde Haut passte ihm immer noch nicht recht, trotzdem ließ er seinen Geist ganz in die Erinnerung eintauchen. Er sah die Soldaten durch die Augen des Chazrach in enge, finstere Winkel vordringen. Ein säuerlicher Geruch überfiel seine Nüstern. Der Herzschlag des Chazrach wurde schneller. Zwei seiner Kameraden drängelten und rückten vor, als sich der Durchgang vor ihnen weitete. Der Chazrach griff nach seinem Amphistab und streckte ihn weit von sich, als sich ein weiterer Sklave an ihm vorbeischob.

Da kam ein roter Energieblitz aus der Dunkelheit geschossen, vertrieb kurz die Schwärze und brannte sich in die Reihen der Chazrach. Ein schreiender Sklave, der die Hände vor seinem von Blasen übersäten, qualmenden Gesicht krümmte, wirbelte hilflos herum. Shedaos Chazrach hielt noch immer den Amphistab ausgestreckt. Er wich seinem verwundeten Kameraden aus und blickte auf, als das Knirschen von Metall gegen Stein und ein Funken ihn auf eine neue Gefahr aufmerksam machten.

Auf einem Vorsprung über der Mündung des Durchgangs hatte sich ein Ungläubiger versteckt. Er schwang eine schwere Eisenstange, die Funken aus der Decke des Unterstands schlug. Die Stange sauste auf den Kopf des Chazrach herab, doch der Sklave parierte den Hieb mit dem Amphistab und stieß mit dessen zugespitztem Ende zu. Der Stab durchbohrte das Bein des Ungläubigen. Als der Sklave den Amphistab zurückriss, schoss sofort salziges Blut aus der Wunde.

Der Mann drehte sich in der Luft und landete hart auf dem Rücken. Knochen brachen, und die untere Körperhälfte des Ungläubigen erschlaffte. Noch immer pulsierte Blut aus dem Loch in seinem Bein, und er griff mit beiden Händen danach. Dann sah der Ungläubige auf, blickte in die Augen des Sklaven. Die Angst ließ seine Augäpfel immer größer werden, bis die weißen Kugeln scheinbar lose in den Augenhöhlen rotierten. Der Mund formte Worte, die allzu kläglich herauskamen, doch die flache Spitze des Amphistabs fuhr mit einer kurzen Drehung auf ihn herab, durchtrennte den Nacken des Mannes, brachte ihn mit einem Schlag zum Schweigen und setzte seinem Leben ein Ende.

Rings um Shedaos Chazrach griffen andere Sklavensoldaten an und kämpften erbittert. Neue Energieblitze erhellten die hinteren Winkel des Unterstands. Sklaven fielen, krümmten sich und krallten die Hände in blutende Wunden; Ungläubige schrien und sanken übereinander; die nächsten Sklaven schritten über die Leichen von anderen Chazrach und Ungläubigen hinweg, drängten weiter, um sich auf neue Gegner zu stürzen. Der Hinterhalt hatte sich in eine Niederlage verwandelt, und die Ungläubigen suchten ihr Heil in der Flucht, aber die Flut der Chazrach ließ sie nicht entkommen.

Im nächsten Moment spürte Shedao Shai den sanften Stachel des Schmerzes, der sich unmittelbar über der Hüfte in seinen Rücken bohrte und bis in den Unterleib vordrang. Er fühlte, dass der Chazrach den Schmerz zu unterdrücken versuchte und sich nach links von ihm wegdrehte. Dadurch konnte die Waffe, die ihn getroffen hatte, wieder aus der Wunde gleiten. Der Schmerz nahm ein wenig ab, nicht aber die Panik, die in dem Chazrach aufstieg, als ihm klar wurde, dass er schwer verwundet worden war.

Der Chazrach drehte sich um und hob den Amphistab. Trotzdem hätte er seinen Gegner beinahe verfehlt. Die Ungläubige, die ihn durchbohrt hatte, war eine noch sehr junge Frau. Daher fuhr der Hieb, der einen Erwachsenen am Hals getroffen hätte, in Augenhöhe quer über ihr Gesicht. Die Waffe zerschmetterte Knochen und fraß sich durch die Hirnschale. Blut spritzte über die gesplitterten Stahlbetonmauern des Unterstands. Die Frau sackte zu Boden wie ein weggeworfener nasser Mantel. Das Vibromesser, mit dem sie den Sklaven verletzt hatte, lag noch in ihrer verkrampften Hand.

Shedao Shai krümmte den Rücken und zog sich den Transmitterhelm vom Kopf. Er hatte keine Angst vor der Reaktion des Chazrach auf seine Verletzung, vor dem Schock und dem Zusammenbruch. Shedao Shai hatte diese Dinge schon häufig durchlebt, doch dieses Mal würde er sich nicht von den Empfindungen eines Feiglings besudeln lassen. Ich werde mich nicht beflecken.

Der Yuuzhan-Vong-Kommandant streckte die Arme aus und atmete in der Herzkammer der Erbe der Qual tief durch. Er wusste, dass andere seine wählerische Zurückweisung der letzten Sinneseindrücke des Chazrach für einen Manierismus halten würden. Zum Beispiel sein unmittelbarer Untergebener Deign Lian, aber die Domäne Lian blickte zumindest bis vor kurzem auch auf eine glänzendere Geschichte zurück als die Domäne Shai. Aber ihr Erfolg hat sie nachlässig und weich werden lassen. Und Lian wurde mir übergeben, damit ich ihm die einem Krieger angemessenen Leidenschaften einflöße.

Shedao Shai wusste auch, dass das, was er in dem Chazrach gespürt hatte, von vielen als unbedeutend erachtet werden würde, doch es war nicht die Art der Shai, sich mutwillig zu beflecken. Der Schmerz, den der Sklave empfunden hatte, als das Vibromesser eindrang, war auf heftigen Widerstand gestoßen. Obwohl dem Chazrach ein deutlicher Weg zur Erlösung gewiesen worden war, hatte er sich abgewendet.

Schmerz durfte nicht zurückgewiesen werden. Er musste bereitwillig umfangen werden. So wie Shedao Shai es sah, war der Schmerz die einzige Konstante der Wirklichkeit. Den Schmerz zurückzuweisen, hieß die eigentliche Natur des Universums leugnen. Persönliche Schwächen entfernten ein Wesen von seinem Schmerz, der nicht gemieden werden durfte, sondern durchdrungen werden musste, um das Leben eines Wesens zu transzendieren und in etwas zu verwandeln, das wie die Götter selbst war.

Shedao Shai näherte sich einer der schartigen Wände der Kammer und strich sanft über eine Kugel darin, die wie eine Perle schimmerte. Die Wand verlor darauf ihre Farbe und wurde durchsichtig. Dahinter lagen, zu einer Pyramide aufgeschichtet, die Relikte der Domäne Shai, von denen jedoch nur ein Bruchteil hier aufbewahrt wurde. Eine so kostbare Sammlung würde unter keinen Umständen einer einzelnen Person anvertraut oder auf ein Schiff wie die Erbe der Qual gebracht werden. Die Relikte waren von den Ältesten der Domäne ausgesucht worden, um ihren Nachfahren als Inspiration zu dienen.

Shedao Shai fuhr spielerisch mit der Hand über die transparente Barriere, die ihn von den Knochen dahinter trennte, und hielt erst an der Nische in der unteren linken Ecke inne. Dort wollte er die Überreste seines Großvaters Mongei Shai bestatten, der ein tapferer Krieger gewesen und während eines Aufklärungseinsatzes auf einer Welt umgekommen war, die bei den Ungläubigen Bimmiel hieß. Mongei war als Mitglied einer Erkundungsmission zur Vorbereitung der Invasion dorthin gekommen. Und er war mutig dort geblieben, um die Mitglieder seiner Einheit, die zu ihrer wartenden Flotte zurückkehrten, fortan mit Informationen zu versorgen. Sein Opfertod in treuer Erfüllung seiner Pflicht hatte der Domäne Shai große Ehre gemacht und wesentlich dazu beigetragen — nein, es sogar unabdingbar gemacht —, dass Shedao Shai zum Führer der Invasion erkoren worden war.

Shedao Shai hatte zwei seiner Verwandten ausgeschickt, um die Überreste zu bergen, doch sie hatten versagt. Neira und Dranae Shai waren von Jeedai getötet worden, den wunderlichsten aller Ungläubigen, über die Nom Anor sie bereits vorab informiert hatte. Diese Jeedai behaupten, mit dem Leben verbunden zu sein und es zu beherrschen, und doch ist ihr Zeichen ein Lichtschwert, eine Waffe, die sowohl das Leben als auch ihre scheußlichen Maschinen zerstören kann. Sie stellen sich über das Leben und benutzen ihre mythische Macht, um zu verbergen, dass sie sich in mechanistischer Blasphemie suhlen.

Der Yuuzhan-Vong-Kommandant schüttelte ein Schaudern ab, wandte sich dann von der Wand mit den Relikten ab und durchquerte die Kammer. Auf der anderen Seite berührte er einen roten Riegel an der Wand. Darauf veränderte sich, als die Wand aus Yorik-Korallen in ihrer Basis versank, auch diese Seite der Kammer. Dann klappten sechs Glieder mit je drei Gelenken aus der Wand. Shedao Shai drehte sich wieder zu den Relikten um, hob die Arme und streckte sie aus.

Die beiden oberen Glieder entließen lederartige Tentakel, die sich um seine Handgelenke schlossen. Die vier unteren brachten ähnliche Riemen hervor, die seine Knöchel und Oberschenkel banden. Dann fühlte er sich an den Handgelenken hochgehoben. Die Gelenke knackten, kleine Schmerzexplosionen rasten durch seine Arme und kribbelten in den Fingern, doch seine Unterarme hielten stand. Im nächsten Moment verließen die Füße den Boden und schoben sich bis über die Höhe des Kopfes hinaus. Um die Relikte in dem von oben kommenden goldenen Leuchten betrachten zu können, musste er den Hals weit nach hinten biegen.

Das Licht verwandelte die Augenhöhlen des obersten Schädels in schwarze Gruben. Shedao starrte in das linke, unregelmäßigere Loch, sein Blick folgte dem Rand des Kreises. Obwohl er diese Frau niemals lebend gesehen hatte und kaum die Generationen zu zählen vermochte, die seit ihrer Zeit gelebt hatten, konnte er sich ihren kalten Blick vorstellen, der zu ihren Lebzeiten ebenso gnadenlos gewesen war wie ihr finsteres Starren jetzt.

Shedao Shai begann in der festen Umarmung des Schmerzes gegen seine Fesseln anzukämpfen. Die Glieder des Wesens zogen sich darauf zusammen, verdrehten Shedaos Arme und krümmten sein Rückgrat. Der Schmerz wurde langsam stärker und Shedao kämpfte noch härter, zog und drückte und versuchte die Arme frei zu bekommen. Doch das Wesen, die Umarmung des Schmerzes, verdrehte unerbittlich Shedaos Glieder und änderte seine Lage, sodass sich seine Schultern in die eine und das Becken in die andere Richtung drehten. Als er einen Blick über die linke Schulter warf, entdeckte er seine rechte Ferse. Aber ich sehe noch nicht genug.

Er rang noch stärker mit der Umarmung und ließ silberne Qual an die Stelle der roten Schmerzbahnen treten, die seinen Körper durchzogen. Er suchte den Schmerz, kostete ihn, genoss ihn, versuchte ihn zu mehren und in Worte zu fassen. Und insgeheim schwelgte er in der Tatsache, dass es zu viel war, dass der Schmerz zu groß für ihn war, dass er ihn unmöglich aushalten konnte. Aber obwohl er wusste, dass diese Aufgabe über seine Kräfte ging, konzentrierte er sich darauf, gegen die Umarmung anzukämpfen, und sammelte sich für einen weiteren explosiven Akt des Widerstands.

Die Umarmung verstärkte abermals ihren Zug und drehte seine Handgelenke nach oben, bis sie fast in seinem Genick zu liegen kamen. Er streckte die Finger aus und griff in die Fransen seines Haars, zog den Kopf zurück, bis er die Relikte wieder im Blick hatte. Pure Qual durchfuhr ihn und entzündete jede Nervenfaser in seinem Leib. Er konnte nicht einmal ansatzweise verzeichnen, was er empfand. Zu viel stürmte zu schnell auf ihn ein und überwältigte ihn mit Schmerz, bis ...

... bis ich nur noch aus Schmerz bestehe.

Er hatte sein wahres Ziel erreicht. Jetzt zog er die Lippen von den gezackten Zähnen zurück. Die Ungläubigen taten, was sie konnten, um sich vor dieser Art Schmerz zu schützen. Sie lösen sich von allem, was real ist. Deshalb sind sie eine Scheußlichkeit, die aus dieser Galaxis entfernt werden muss. Es spielte keine Rolle für ihn, dass die Ungläubigen zuerst hier gewesen waren. Es kam allein darauf an, dass die Götter den Yuuzhan Vong diese Galaxis gegeben und ihnen die Mission auferlegt hatten, sie von den Ungläubigen zu befreien.

Shedao Shai, der jetzt in nahezu unvorstellbare Qualen gehüllt war, verschrieb sich einmal mehr ganz der den Yuuzhan Vong zugefallenen heiligen Mission. Wir sind hier, um ihnen die im Schmelztiegel des Schmerzes gewonnene Wahrheit zu bringen. Und die Glücklichen werden Erlösung finden, ehe sie sterben. Die Übrigen allerdings ... Er hielt inne, als eine lodernde Flamme über sein Rückgrat züngelte und in seinem Schädel explodierte. Die Übrigen werden bald so leblos sein wie ihre Maschinen. Und die Götter werden über die Erfüllung unseres Schicksals frohlocken.

2

Das Prasseln und Fauchen aufeinander prallender Lichtschwerter übertönte Luke Skywalkers scharfes Einatmen. Er sah zu, wie der zuletzt geführte Hieb Mara Jade Skywalker zurücktrieb und straucheln ließ. Luke konnte spüren, wie der Fluss der Macht sie umgab und durchdrang. Steil ausschlagende gezackte Linien schienen sie zu attackieren und zu Fall zu bringen, und er streckte rasch eine Hand aus, um die steilen Linien zu sanften Kurven zu glätten.

Doch ehe er dies tun konnte, nutzte Mara den Schwung ihres Zurückweichens. Sie rollte sich über die rechte Hüfte ab, fuhr herum und holte mit ihrem blauen Lichtschwert weit und flach aus. Ihr rotes Haar schimmerte im Widerschein, als die Klinge einen Bogen von einer Schulter zur anderen schlug. Die grünen Augen funkelten indes in einem anderen Licht, das zu dem wild entschlossenen Ausdruck auf ihrem Gesicht passte und nichts von der Schwäche infolge ihrer fortschreitenden Krankheit verriet.

Ihr Gegner sprang über den Hieb hinweg. Allerdings nicht so hoch oder anmutig, wie dies andere Jedi vielleicht getan hätten. Corran Horn kam auf, ließ sein silbernes Lichtschwert in die linke Hand gleiten und stieß es Richtung Boden. Die Klinge schlug Funken, als sie Maras Gegenschlag auffing. Corran drehte sich auf dem Ballen des linken Fußes und führte einen raschen Seitenhieb gegen Maras Kopf. Sie wich rückwärts aus, schlug einen Salto und landete auf den Füßen.

Sofort kam ihre Klinge hoch. Corran Horn trotzte ihr und streckte sein Schwert mit beiden Händen nach vorn. Das Licht der Klingen verwandelte den Schweiß der Kämpfenden in einen schimmernden Glanz, der Maras Gesicht, ihre entblößten Arme und Corrans triefenden Oberkörper überzog.

Mara griff an, und Corran parierte. Sie tauschten weitere Hiebe, wichen zurück und griffen wieder an, während Luke die Komplexität der Machtströme bestaunte, die sie umgaben. Er hatte eindrucksvollere Demonstrationen der Macht erlebt — vor vielen Jahren, bevor ich die Feinheiten der Macht begriffen hatte — und flüssigere Demonstration der Fechtkunst, aber bei dem Kampf, dessen Zeuge er gegenwärtig war, ging es um etwas ganz anderes. Mara und Corran, Freunde seit langer Zeit, versuchten beide, den anderen bis an seine Grenzen zu treiben, und verließen sich dabei auf List, Können und Kraft. Sie wechselten von der Defensive zum Angriff und erprobten eine Myriade von Varianten. Es ging ihnen nicht darum, Schäden anzurichten, sondern darum, den anderen zur Vermeidung von Schäden zu zwingen.

Was das Ganze noch bemerkenswerter machte, war der Umstand, dass keiner von beiden bei guter, vollständiger Gesundheit war. Mara hatte gegen eine Krankheit angekämpft, die ihr die Kraft raubte und Lukes sämtlichen Anstrengungen, ihr zu helfen, widerstand. Ihm war jedoch bewusst, dass alles noch schlimmer sein könnte; schließlich war sie die Einzige unter hundert Patienten, bei denen dieses Leiden diagnostiziert worden war, die überlebt hatte. Ihre Stärke in der Macht hat sie am Leben erhalten, und im Kampf lässt sie sich von der Macht durchfluten.

Und Corran hatte erst kürzlich die Bacta-Behandlung nach den schweren Verletzungen abgeschlossen, die er sich auf Bimmiel im Kampf gegen die Yuuzhan Vong zugezogen hatte. Es war nicht leicht, den Willen und die Kampfgefährlichkeit zurückzugewinnen, während die Wunden heilten und die Langzeitwirkung eines Biotoxins allmählich nachließ. Luke sah, wie Corrans Brust sich während der Übung rasch hob und senkte, und lächelte. Wir sind alle nicht mehr so jung, wie wir mal waren.

Mara schmetterte ihre Klinge gegen Corrans Lichtschwert und ließ ihn zurückweichen. Corrans rechter Knöchel verdrehte sich, und er plumpste auf den Boden des Trainingsraums. Er rollte sich rückwärts ab und kam auf dem rechten Knie auf, wobei er Mara die linke Flanke zukehrte. Er hielt das Lichtschwert vor den Leib und drehte die rechte Hand. Der innere Aufbau des Lichtschwerts veränderte darauf seine Anordnung, die Länge der Laserklinge wuchs auf mehr als das Doppelte und nahm eine tiefe Amethystfarbe an.

Mara lachte schrill und schwang ihre Klinge nach dem dünnen purpurfarbenen Energiestab, der auf sie zuschoss. Obwohl sie sich in Reichweite von Corrans modifizierter Waffe befand, würde ein einfacher Hieb die Klinge weit genug abwehren, sodass sie einen Satz nach vorne machen und Corran brandheiß erwischen konnte. Corrans Taktik, seine Klinge überraschend zu verlängern, hatte schon so manchen Gegner beeindruckt, aber Luke wusste, dass Mara damit gerechnet und längst eine Strategie ausgearbeitet hatte, um damit fertig zu werden.

Sie schwang ihre blaue Klinge, um Corrans Schwert zur Seite zu schlagen, doch das Prasseln und Fauchen aufeinander treffender Klingen blieben aus. Corran hatte seine Klinge plötzlich abgeschaltet. Durch den machtvollen Hieb wirbelte Mara herum, und als sie den Kreis vollendete, schnitt die blaue Klinge ein Unendlichkeitssymbol in die Luft vor ihr. Sie fiel zwei Schritte zurück, deaktivierte ihre Klinge und verneigte sich vor Corran, bevor sie auf die Knie sackte. Die schweißnassen Haarlocken klebten an ihren Wangen.

Luke sah Corran mit einer gewölbten Braue an. »Wie lange haben Sie darauf gewartet, diese Taktik anzuwenden?«

Corran schaltete seine Klinge ab und drehte den Griff wieder in die Ausgangsposition zurück. Dann ließ er sich vom rechten Fuß aufs Hinterteil gleiten, bis er mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Boden saß. »Die Vong haben mich auf die Idee gebracht. Wir können sie in der Macht nicht spüren, also können wir auch nicht spüren, wo sie sind. Das macht es schwierig, sich gegen sie zur Wehr zu setzen.«

Mara schnaubte. »Es ist eine Riesendummheit, Ihre Klinge mitten in einem solchen Kampf einfach abzuschalten.«

»Ich weiß, aber ich hätte die Klinge ebenso leicht verlängern können, als Sie mein Schwert zur Seite schlagen wollten. Den Antrieb zu drosseln, ist gegen einen angreifenden Gegner sehr wirkungsvoll, vorausgesetzt man weiß, dass der Feind angreifen wird. Ich dachte mir, Sie würden ihre Anstrengungen verstärken müssen. Also verdoppelte ich die Klinge, um Ihnen Gelegenheit zu geben, meine Waffe abzublocken, dann würgte ich die Klinge in dem Moment ab, als Sie sie seitlich abwehren wollten. Ein weiterer Daumendruck hätte genügt, um Sie zu schmoren.«

Luke spürte, dass ihn eine Gänsehaut überlief. Er erinnerte sich an seinen Lehrer Obi-Wan Kenobi, wie er grüßend sein Lichtschwert hob und in dem Augenblick, als Darth Vader zum tödlichen Schlag ausholte, die Klinge deaktivierte. Das war schon damals eine wirksame Taktik. Die ultimative Selbstaufopferung für den ultimativen Sieg.

Der Jedi-Meister lächelte und öffnete die Hände, während er in die Mitte des Trainingsraums schritt. Durch eine große Transparistahlkuppel konnte er über sich den geordneten Strom der Luftgleiter und Schwebelaster sehen, der sich stetig über den Himmel von Coruscant bewegte. Wenn er die Außenwelt betrachtete, wirkte alles so natürlich und normal, doch unter der Kuppel des Jedi-Hauptquartiers auf Coruscant verdichteten sich die Ereignisse wie Gewitterwolken am Horizont.

»Ihr beide habt es alles in allem sehr gut gemacht.«

Mara zwang sich aufzustehen. »Wir könnten besser sein. Und wir müssen noch besser werden. Kommen Sie.«

Corran schüttelte den Kopf. Das braune Haar und der Bart versprühten Schweißtropfen. »Ich schätze, ich habe noch für wenigstens einen Durchgang Kraft.«

Luke runzelte die Stirn. »Nein, ihr habt für den Moment beide genug.«

Hinter den beiden trat mit großen, unerschrockenen Schritten ein Jedi aus einem Bogengang, dessen schwarzer Umhang sich hinter ihm bauschte. Der schlanke Jedi mit den scharfen Gesichtszügen blickte Luke herausfordernd an. Seine Oberlippe kräuselte sich in einer Andeutung von Verachtung, doch dann lächelte er fast zaghaft. Und kalt. »Guten Tag, Meister Skywalker.« So wie er das Wort Meister aussprach, wurde daraus eine einfache Anrede, der es am geringsten Respekt mangelte.

»Guten Tag auch Ihnen, Kyp Durron.« Obwohl Luke Kyps Ton nicht gefiel, sprach er mit gleichmäßiger Stimme. »Ich dachte, Sie wollten erst später kommen.«

Kyp blieb vor den schwitzenden Kombattanten stehen. »Ich habe die anderen dazu überredet, ihre Vorkehrungen zu beschleunigen.« Er deutete mit einer nachlässigen Geste der behandschuhten Hand auf den Bogengang. »Wir sind bereit, auf der Stelle den Kriegsrat einzuberufen.«

Luke hob langsam das Kinn. »Es geht hier nicht um einen Kriegsrat. Die Jedi beginnen keine Kriege. Wir sind Beschützer und Verteidiger, keine Angreifer.«

»Bei allem schuldigen Respekt, Meister Skywalker, aber das ist doch nur eine semantische Unterscheidung.« Kyp verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Die Yuuzhan Vong sind hier und wollen zumindest einen Teil, wenn nicht gar unsere ganze Galaxis erobern. Als Verteidiger haben wir bereits versagt, doch als Angreifer konnten wir Erfolge aufweisen. Ganner Rhysode und Corran hier haben auf Bimmiel angegriffen und gewonnen. Auf Dantooine haben wir uns verteidigt und wurden in alle Winde zerstreut.«

Corran seufzte. »Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, Kyp, Bimmiel ist mittlerweile auch in den Händen der Vong. Ganner und ich haben nur eingegriffen, um einer Hand voll Leuten beizustehen, die in Gefangenschaft geraten waren. So einfach war das.«

Kyp sah Corran mit gefurchter Stirn an und ließ seine Verärgerung wie Wellen von ihm ausgehen. »Wieder nur Semantik. Sie haben die Yuuzhan Vong angegriffen und niedergemacht. Und das ist die einzige Methode, mit heiler Haut davonzukommen. Wie auch immer, die andern sind mit mir hergekommen. Sie warten unten im Auditorium. Was soll ich ihnen sagen, Meister Skywalker?«

Luke schloss einen Moment die Augen, dann ließ er ein erschöpftes Nicken sehen. »Sagen Sie ihnen, ich weiß es zu schätzen, dass sie so schnell gekommen sind. Ich möchte, dass sie sich entspannen. Sie sollten diesen Abend mit Betrachtungen über die Macht zubringen. Ihr Beitrag wird mit Respekt aufgenommen und gründlich erwogen werden. Wir werden uns morgen mit ihnen treffen.«

»Morgen? Ich verstehe und gehorche, Meister.« Kyp verbeugte sich kurz und knapp, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte mit überaus gemessenen Schritten hinaus. Luke bemerkte, dass Corran den Abgang des anderen Mannes genau beobachtete, während sein Daumen den schwarzen Zündknopf am Griff seines Lichtschwerts streichelte. Mara hingegen hatte keinen Blick für Kyp, doch wütende Blitze gingen von ihr aus wie Strahlung von einem Pulsar.

»Ich weiß, dass er euch auf die Nerven geht ...«, sagte Luke.

Corran drehte sich um, als er Lukes Stimme hörte. »Auf die Nerven? Entweder verberge ich meine Gefühle oder Sie sind einfach zu gutmütig. Wenn ich das geringste Talent zur Telekinese besäße, hätte ich ihn mit seinem eigenen Umhang erwürgt.«

»Corran!« Mara zog die Stirn kraus, als sie ihn ansah.

»Tut mir Leid, ich schätze, das würde wohl nicht so ganz zu mir passen ...«

»Etwas so Offensichtliches würde allerdings nicht zu Ihnen passen.« Maras grüne Augen wurden schmal. »Sie müssen subtiler vorgehen. Finden Sie eine teilweise blockierte Arterie in seinem Gehirn, klemmen Sie sie ab und schon geht er zu Boden und ist hinüber.«

Corran grinste. »Jetzt tut es mir erst recht Leid, dass ich kein Telekinet bin.«

»Schluss damit, alle beide.« Luke schüttelte den Kopf. »Derartige Scherze machen das Problem, das wir mit Kyp und seiner Partei haben, nur schlimmer. Seine Anhänger sind alle in der Zeit nach dem Imperium aufgewachsen, sie haben immer davon geträumt, Jedi zu werden, um das größte Übel vernichten zu können, das uns jemals begegnet ist. Sie denken, wir müssten mit allem Bösen so umgehen, wie ich den Kampf gegen das Imperium geführt habe. Wie ich den Kampf gegen das Imperium führen musste. Das Lichtschwert ist nur die letzte Waffe im Kampf um die Gerechtigkeit. Und das wissen sie eigentlich auch, aber weil die Yuuzhan Vong außerhalb der Macht stehen, scheint uns nur das Lichtschwert zu bleiben, um mit ihnen fertig zu werden.«

Der corellianische Jedi schnippte Schweißtropfen aus seinem Bart. »Ich nehme an, der Tod von zwei Vong auf Bimmiel hat diesen Eindruck auch nicht gerade zerstreut, wie?«

»Sie hatten keine andere Wahl, Corran, und Sie wären auf Bimmiel fast gestorben.« Luke seufzte schwer. »Aber das war für Kyps Partei sicher keine Lehre. Sie wurden verwundet, also halten die Sie für schwach. Sie übersehen dabei bloß, wie gefährlich die Yuuzhan Vong sind. Und da Kyps Anhänger sich für besser halten als Sie, bedeutet die Tatsache, dass Sie die Yuuzhan Vong schlagen konnten, für diese Leute nur, dass sie die Yuuzhan Vong ebenfalls schlagen können, und das mit Leichtigkeit.«

Mara nickte. »Und dass Anakin auf Dantooine sogar noch mehr von ihnen töten konnte, hat einige dazu verleitet, die Yuuzhan Vong dramatisch zu unterschätzen. Aber Dantooine hat uns eine furchtbare Lektion erteilt. Die Yuuzhan Vong sorgen sich viel mehr um die Erfüllung ihrer Pflicht als um den Tod. Jene Jedi, die auf Furcht und Einschüchterung setzen, um mit ihren Feinden fertig zu werden, sollten sich lieber vor einem Feind fürchten, der keine Angst vor dem Sterben hat.«

Luke presste die Fingerspitzen gegen die Schläfen. »Angst und Schrecken, Schmerz, Missgunst und Verachtung haben mir immer am meisten Sorgen gemacht. Denn diese Gefühle gehören der Dunklen Seite an.«

»Ja, aber wir müssen realistisch sein, Meister.« Corran befestigte sein Lichtschwert am Gürtel. »Die Vong sind Furcht erregend und gnadenlos. Wir können sie in der Macht nicht erfassen. Das nimmt uns eine Menge der Möglichkeiten, auf die sich die Jedi normalerweise verlassen. Und der Verlust unserer Gefährlichkeit hat bei vielen große Ängste ausgelöst.«

»Nein, Corran, Sie irren sich.« Luke ballte die rechte Hand zur Faust und klopfte sich damit an die Brust. »Wir sind Jedi. Dabei geht es nicht um die Macht, die wir ausüben, oder um die Waffen, die wir tragen. Ich höre auch nicht auf, ein Jedi zu sein, wenn mich ein Ysalamiri der Macht beraubt. Die anderen lassen sich durch ihre Ängste von einer grundlegenden Wahrheit abschneiden: Wir dienen der Macht, ganz gleich, ob unsere Feinde ein Teil von ihr sind oder nicht.«

Corran legte die Stirn in Falten, während er einen Moment nachdachte, dann nickte er. »Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen, aber ich bin nicht sicher, ob die anderen das auch verstehen werden. Wenn wir ehrlich sind, ist es doch eine ganz normale Reaktion, blindwütig auf alles loszugehen, was einen ängstigt.«

»Oder«, fügte Mara Unheil verkündend hinzu, »sich in der Hoffnung, verschont zu werden, zu unterwerfen und anzubiedern.«

Luke zischte: »Mir gefällt nicht, was du da sagst, Mara.« Er hatte auf Belkadan Wesen gesehen, die von den Yuuzhan Vong versklavt worden waren, und sich gefragt, ob manche dieser Wesen sich nicht bereitwillig in ihr Schicksal gefügt oder es sogar willkommen geheißen hatten. Die Furcht kann einen dazu verleiten, alle möglichen unvernünftigen Dinge zu tun. Luke wollte gar nicht erst daran denken, bei der Abwehr der Yuuzhan Vong auch gegen Bürger der Neuen Republik kämpfen zu müssen.

»Corran hat trotzdem nicht ganz Unrecht. Kyps Einberufung dieses Kriegsrats ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass einige mit aller Gewalt gegen die Yuuzhan Vong vorgehen wollen.« Luke rieb sich mit einer Hand die Stirn. »Unsere Aufgaben als Jedi sind einfach genug. Wir helfen auf den Grenzwelten bei der Evakuierung der Ohnmächtigen. Wir koordinieren ihre Verteidigungsstellungen. Dantooine scheint ein schlechtes Beispiel dafür zu sein, wie so etwas enden kann, aber einige Bewohner, die es sonst sicher nicht geschafft hätten, konnten durch uns entkommen.«

Mara hob abrupt den Blick. »Aber was ist mit Erkundungsmissionen? Wie die, die du auf Belkadan durchgeführt hast und die Einiges gebracht hat? Wir haben durch deine Anwesenheit dort eine Menge erfahren. Corran und Ganner haben von Bimmiel auch wichtige Informationen mitgebracht. Zum Beispiel die Proben der Biotechnologie, die die Yuuzhan Vong verwenden, und diesen mumifizierten Yuuzhan-Vong-Leichnam. Je mehr wir über die Yuuzhan Vong herausbekommen, desto besser werden wir mit ihnen fertig werden können.«

»Ich stimme dir zu, aber wie wollen wir unsere Leute bei weniger als hundert Jedi und Hunderten potenziellen Zielwelten verteilen?«

Corran nickte. »Tja, die politische Schlacht können wir unmöglich gewinnen. Ich denke, das ist uns allen bewusst. Sobald auf einer Welt, die von den Vong heimgesucht wird, kein Jedi stationiert ist, sind wir blamiert. Und wenn zu wenige Jedi da sind, um sie aufzuhalten — und wir wissen, dass es so sein wird —, haben wir auch verloren. Ich will damit nicht sagen, dass wir gar nichts tun sollten, aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir die, denen wir nicht helfen können, niemals zufrieden stellen können.«

»Andererseits ist an Maras Argument auch was Wahres dran. Die einzigen Welten, von denen wir mit Sicherheit wissen, dass wir die Vong dort finden werden, sind jene, die sie bereits erobert haben. Ich kann mir ja mal die Daten der besetzten Welten ansehen und herausfinden, ob es irgendeine Möglichkeit gibt, dort eine Erkundungsmission durchzuführen. Was allerdings kein Spaziergang sein wird.«

»Nichts von alledem wird ein Spaziergang sein, Corran.« Der Jedi-Meister umschloss Maras linke Hand mit seiner rechten. »Wir müssen nur dafür sorgen, dass wir Jedi, um unserer Aufgabe gerecht zu werden, alles tun, was in unserer Macht steht. Ich fürchte mich weniger vor Kritik von außen als davor, dass ein Versagen unsererseits die Jedi im Innersten erschüttern könnte. Denn wenn das geschieht, werden die Yuuzhan Vong auf überhaupt keinen Widerstand mehr stoßen.«

3

Irgendetwas bei seiner Rückkehr in die Wohnung, in der er einen Großteil seiner Zeit auf Coruscant zugebracht hatte, kam Jacen Solo seltsam vor. Er hätte gerne behauptet, dort aufgewachsen zu sein, aber er wusste, das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Zuerst hatte er mit seinen Eltern die gesamte Neue Republik bereist und danach eine Menge Zeit an der Jedi-Akademie verbracht.

Dieser Ort sah noch fast genauso aus wie in seiner Erinnerung. Sein Zimmer lag am Ende des Flurs, die Räume seiner Eltern befanden sich oben. Und C-3PO lief auch noch geschäftig hin und her, fiel von einer vermeintlichen Krise in die nächste und blieb nur kurz stehen, um zu verkünden, wie schön es sei, Jacen wieder zu sehen. Die Eskapaden des goldenen Protokolldroiden waren, so ärgerlich sie bisweilen auch sein mochten, eines der Elemente, die Jacen an diesem Ort noch immer vertraut waren, aber aus irgendeinem Grund bereitete ihm auch das Unbehagen.

Der beunruhigende Charakter der Zimmer ärgerte ihn. Sein jüngerer Bruder Anakin stand vor dem Transparistahlfenster und betrachtete die langen Reihen der Gleiter, die am Himmel ihre Bahnen zogen. Jacen konnte Anakin in der Macht kaum spüren, als wäre sein Bruder einen Kontinent weit entfernt. Was er erfasste, schien verdüstert und ein wenig von Sorgen überschattet zu sein.

Jacens Zwillingsschwester Jaina hingegen wollte vor guter Laune fast platzen. Ihr Anblick — das zu einem Zopf zusammengebundene dunkle Haar, die leuchtenden dunklen Augen —, zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Ihre Freude über den Eintritt in die Renegaten-Staffel steckte ihn an und ließ sein Lächeln noch breiter werden. Als Zwillinge hatten sie einander immer sehr nahe gestanden und vieles geteilt, trotzdem hatte es ihn überrascht, wie sehr Jaina in ihrer neuen Rolle aufblühte.

Angenehm überrascht.

Nachdem er den großen Wohnbereich betreten hatte, schloss Jacen sie zärtlich in die Arme. »Ich habe dich vermisst. Die Staffel hat dich ganz schön auf Trab gehalten, wie?«

Jaina erwiderte die Umarmung stürmisch, dann drückte sie ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange. »Ja, wir rekrutieren neue Piloten. Ich helfe bei ihrer Musterung. Ich beobachte ihre Reaktionen, wenn wir ihnen vorführen, wie sich die Yuuzhan Vong im Kampf verhalten. Wir arbeiten daran, sie auf der Grundlage ihrer Leistungen auszusortieren.«

Jacen lächelte. »Die Jedi-Sinne sind sicher gut dafür geeignet.«

»Ja, schon, aber wirklich erstaunlich ist Folgendes: Wir stellen unsere Berichte auf der Basis von Simulationen und Befragungen zusammen, wobei alle Mitglieder der Auswahlkommission völlig unabhängig agieren. Wedge Antilles und Tycho Celchu sind auch dabei. Und es ist verrückt, aber sie stufen dieselben Leute als untauglich ein wie ich, ohne die Macht zu nutzen. Ihre langjährige Erfahrung leistet ihnen die gleichen Dienste wie die Macht mir.«

Anakin lachte fröhlich. »Ich glaube nicht, dass man mit langjähriger Erfahrung große Felsen hochheben kann.«

Jaina ließ ihm das typische Stirnrunzeln der großen Schwester angedeihen. »Du weißt genau, was ich damit sagen will.«

Jacen trat hinter seine Schwester und ließ sich auf der Ledercouch nieder. »Erfahrung ist etwas, das jedem zugute kommt, auch einem Jedi. Wer aus der Erfahrung lernt, macht denselben Fehler nicht zweimal.«

Anakin nickte und starrte weiter reglos aus dem Fenster. »Wie gut, dass man manche Fehler nicht zweimal machen kann.«

Seine Schwester seufzte und ging zu ihm. »Anakin, es war nicht dein Fehler ...«

Anakin hob eine Hand und brachte sie zum Schweigen. Er nahm zu diesem Zweck nicht bei der Macht Zuflucht, aber Jacen spürte, dass er es getan hätte, wenn Jaina nicht geschwiegen und die Arme gesenkt hätte. »Das erzählt mir jeder, und tief im Herzen weiß ich es auch selber, aber von Schuld rein gewaschen zu sein, bedeutet noch lange nicht, dass ich mich nicht mehr verantwortlich fühle. Vielleicht habe ich ihn ja nicht umgebracht, dennoch frage ich mich, ob ich irgendetwas hätte unternehmen können, um ihn zu retten.«

Jaina schüttelte den Kopf. »Das kannst du unmöglich wissen.«

Anakin drehte sich um. »Wenn du Recht hast, Jaina, bin ich verloren. Ich muss glauben, dass ich das wissen kann, damit ich beim nächsten Mal ...«

Jacen beugte sich vor. »Du hast dein nächstes Mal schon hinter dir, Anakin. Du hast Mara gerettet.«

»Sicher, bis zu dem Moment, als du mit Luke aufgetaucht bist und mich und sie gerettet hast. Glaube nicht, ich wäre nicht dankbar. Das bin ich ...« Ein Mundwinkel Anakins verzog sich zu einem schiefen Grinsen. »... aber du hast mir nur die halbe Antwort geliefert, jetzt muss ich selbst die andere Hälfte finden.«

Jacen nickte. Es war ihm nicht entgangen, dass Anakin den Namen Chewbacca nicht laut ausgesprochen hatte. Der Tod des Wookiee hatte sie alle tief und furchtbar getroffen. Er war stets ein Teil ihres Lebens gewesen, und als er ihnen genommen wurde, hatten sie begriffen, wie sehr und in welchem Ausmaß er zu ihnen gehört hatte. Sein Tod riss eine klaffende Wunde, die, zumindest in Jacens Fall, noch nicht zu heilen begonnen hatte.

Alle drei verstummten und richteten ihre Blicke nach innen. Anakin sah wieder aus dem Fenster, doch seine Augen blickten zu weit, um irgendetwas Bestimmtes zu erfassen. Jaina verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich neben Jacen auf die Couch fallen. Sie runzelte die Stirn, und Jacen konnte die Erinnerungen an Chewbacca, die von ihr ausgingen, fast sehen. Er selbst erinnerte sich vor allem an das weiche Fell des Wookiee und die sanfte Kraft seiner Arme, an seinen Sinn für Humor und seine unendliche Geduld mit Menschenkindern, die über Machtkräfte verfügten.

»He, es ist so still da unten ...«

Jacen blickte zur Treppe hoch und sah dort einen Mann stehen, es dauerte jedoch einen Herzschlag, bis er seinen Vater erkannte. Die Stimme half ihm dabei, doch der raue Klang überraschte ihn. Die Kleider seines Vaters hingen lockerer als sonst an ihm, und seine Haut war von einer grauen Blässe überzogen statt von dem durch den Kuss zahlreicher Sonnen verursachten tiefen Bronzeton. Han Solo hatte sich das Haar, das er länger trug als jemals zuvor, aus den Augen gestrichen. Die Haarlänge konnte die grauen Stellen vor allem an den Schläfen nur zum Teil verbergen. Doch nichts war so ungewohnt wie die Art und Weise, in der seine Begrüßungsfloskel verebbte. Jacen hatte diesen Satz sicher schon hundertmal von ihm gehört, für gewöhnlich dann, wenn sich die Lage zuspitzte, wenn es irgendeine Spannung in der Familie gab, die gelockert werden musste. Dann hatte sein Vater stets gelächelt, die Arme ausgebreitet und gerufen: »Es ist so still, ist irgendwer gestorben?« Dass du das jetzt nicht sagen kannst, verrät mir, wie schlecht es wirklich um dich steht.

Jacen stemmte sich aus der Couch. »Schön dich zu sehen, Dad. Ich bin, so schnell ich konnte, gekommen, nachdem ich 3POs Nachricht erhalten hatte.«

»Das weiß ich.« Er nickte ihm zuversichtlich zu und kam die Treppe herunter. »Du hast den Kindern noch gar nichts zu trinken angeboten, Goldköpfchen.«

»Nun, Master Solo, eigentlich ist es üblich ...«

»Eigentlich üblich? Das sind meine Kinder.« Han lächelte. »Was wollt ihr trinken?«

Jaina schüttelte den Kopf. »Nichts, ich muss gleich wieder weg.«

»Jacen, du willst doch sicher was trinken.« Han wandte sich dem Protokolldroiden zu. »Ich glaube, ich nehme ...«

»Schon gut, Dad, ich möchte nichts.«

Han zog die Stirn kraus. »Ich will aber nicht der Einzige sein, der was trinkt.«

Anakin hob die linke Hand und schlug, ohne sich vom Fenster abzuwenden, das Angebot mit einem Wink aus.

Der älteste Solo zuckte beklommen und unbeholfen die Schultern, als müssten seine Gelenke mal wieder geschmiert werden. »Tja, ich schätze, ich kann auch noch ein Weilchen warten.«

Jaina hob den Blick zu ihrem Vater. »Deine Nachricht klang ziemlich dringend. Was ist los?«

Han holte tief Atem und entließ die aufgestaute Luft mit einem langen Seufzen. Er nahm in einem Sessel Platz und bedeutete Jacen, sich auch wieder zu setzen. Dann warf er einen Blick auf Anakin und wollte ihn ebenfalls zur Couch winken, doch Anakin konnte die Geste nicht sehen.

Han wartete einen Moment darauf, dass Anakin sich bewegte, als dies nicht geschah, beugte er sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Hört mal, ich habe keine Ahnung, wie ich es euch sagen soll. Es ist nicht ganz einfach ...« Er starrte auf seine verschränkten Finger, dann rieb er sich die Hände. »Der Verlust von Chewie ...« Seine Stimme versagte ihm augenblicklich den Dienst, und er schluckte hart.

»Schon gut, Dad, wir wissen Bescheid.« Jaina schenkte ihrem Vater ein tapferes Lächeln. »Wir alle haben Chewie geliebt.«

Han fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Sein Verlust hat mich darüber nachdenken lassen, was ich sonst noch verlieren könnte. Das hat mir eine Angst eingejagt, wie ich sie noch nie zuvor empfunden habe. Ich meine ... ich, Han Solo, habe Angst.«

Anakin hob das Kinn. »Es ist nicht leicht, sich das einzugestehen.«

Ihr Vater nickte kurz und knapp. Die Geste ging mit einem Aufwallen von Wut und Trauer einher, das Jacen unversehens durchströmte.

Er trat rasch an die rechte Seite seines Vaters und klopfte ihm unbeholfen auf die Schulter. »Wir verstehen dich, Dad. Wirklich.«

Doch sein Vater hatte ihn bereits wieder ausgeschlossen. »Nun, da gibt es eigentlich nichts zu verstehen.«

Jacen seufzte. Vielleicht besiegen wir die Yuuzhan Vong. Aber wird meine Familie diesen Kampf überstehen?

4

Leia Organa Solo erhob sich langsam von ihrem Stuhl in dem winzigen Einsatzraum. Sie beugte sich über die Tischkante und stützte ihr Gewicht auf die Arme. Dann ließ sie einen Augenblick lang den Kopf sinken, ergab sich damit dem Schmerz in ihren Schultern, blickte jedoch rasch wieder auf. Sie wusste, dass die anderen Anwesenden im Raum ebenso müde sein mussten wie sie selbst, doch niemand von ihnen konnte sich in Anbetracht der Ereignisse Ruhe gönnen.

Über dem in die Mitte des schwarzen Tisches eingelassenen Holoprojektor hing die Abbildung eines Teils der Randgebiete der Neuen Republik in der Luft. Die Welten der Neuen Republik und der Raum zwischen ihnen leuchteten in einem sanften goldenen Licht. Links von Leia befanden sich die wie kleine schwarze Perlen aussehenden grau umschatteten Imperialen Restwelten, während braune Welten und brauner Raum wie Vibromesser in die Neue Republik eindrangen. Eine Kette dieser Welten trieb einen tiefen Keil in das Gebiet der Neuen Republik und streifte die Grenze der Imperialen Restwelten.

»Es kommen ständig neue Daten rein. Das Schweigen von Belkadan, Bimmiel, Dantooine und Sernpidal dürfte niemanden überraschen, da die Yuuzhan Vong diese Planeten eingenommen haben und die Bevölkerung dort zu gering war, um irgendwas auf die Beine zu stellen. Von Dubrillion erhalten wir noch vereinzelte Berichte, doch sie werden immer weniger. So wie es aussieht, dient Dubrillion den Yuuzhan Vong zumindest kurzfristig als Hauptstützpunkt. Von Garqi bekommen wir auch nicht viel, doch es deutet alles darauf hin, dass die Yuuzhan Vong dort gelandet sind, die Kontrolle übernommen haben und alles in die Wege leiten, um ihr Endziel zu erreichen.«

Admiral Traest Kre’fey, ein junger Bothan, dessen violette Augen mit Gold gesprenkelt waren, glättete seine schneeweiße Mähne. »Die Flüchtlinge passieren Agamar recht zügig. Wir befragen geeignete Zeugen, doch ihre eigene Geschichte über die Ereignisse auf Dantooine ist typisch für die Berichte, die wir von ihnen erhalten. Die Yuuzhan Vong scheinen für den Großteil ihrer Säuberungen und Angriffsoperationen Hilfstruppen einzusetzen. Es gibt Berichte über gefallene Sklaven und ein paar Gerüchte über Kollaborateure, aber Letzteres ist im Augenblick wenig mehr als Geschwätz.«

Borsk Fey’lya, der Führer der Neuen Republik, verzerrte sein Gesicht zu einer düsteren Grimasse. »Es steht zu erwarten, dass einige kneifen und sich lieber der stärksten Macht unterordnen werden. Das haben wir schon zur Zeit des Imperiums immer wieder erlebt.«

Leia schüttelte den Kopf. »Die Yuuzhan Vong sind viel schlimmer, als es das Imperium jemals war.«

»Aus Ihrer Sicht sicher, Leia. Das Imperium sprang aber mit Nichtmenschen genauso brutal um, wie Sie es vom Umgang der Yuuzhan Vong mit Menschen berichten. Jetzt wissen Sie, womit wir es damals zu tun hatten.«

Sie schluckte ein kurzes, bitteres Lachen hinunter und schenkte dem Bothan ein strahlendes Lächeln. »Sie haben immerhin meine Heimatwelt vernichtet, Borsk.«

»Ah, ja, jetzt werden wir wieder daran erinnert ...«

Borsk Fey’lyas Bemerkung erstarb, als Elegos A’Kla, ein Caamasi, eine Hand ausstreckte und sie dem Bothan-Führer auf den Unterarm legte. Leia sah, wie sich die Muskeln in Elegos’ Arm strafften und Fey’lya kurz zusammenzuckte.

Die Stimme des Caamasi blieb gleichmäßig. »Auch wenn die Erschöpfung unsere Geduld strapaziert, dürfen wir nicht unsere Pflichten vergessen.« Er neigte den Kopf vor dem zweiten Menschen im Raum. »Wie ich sehe, hat General Antilles einen ganzen Datenblock voller Notizen mitgebracht.«

Wedge Antilles sah auf und blinzelte mit den braunen Augen. Dann lächelte er. »Ich habe die Dinge genauso betrachtet, wie ich früher die Installationen und Bewegungen der Imperialen betrachtet habe, und bin dabei auf eine grundlegende Frage gestoßen, auf die ich gerne eine Antwort hätte.«

Borsk Fey’lya rieb sich den wieder befreiten Unterarm. »Und die wäre?«

»Nun, da ist erst mal Sernpidal. Sie haben einen Mond auf die Planetenoberfläche stürzen lassen und damit eine furchtbare Katastrophe ausgelöst. Uns ist bewusst, dass wir nicht alle Bewohner dieser Welt retten konnten. Die planetaren Physiker sagen, dass die Zivilisation dort vermutlich völlig zerstört wurde. Und wenn inzwischen nicht alle Lebewesen vernichtet sind, werden sie kaum etwas Brauchbares auftreiben, um weiter leben zu können.«

Fey’lya schnüffelte. »Wie Leia uns schon ein ums andere Mal klargemacht hat, hat das Imperium Alderaan vernichtet. Sernpidal sollte wohl so was wie eine Botschaft für uns sein.«

Wedge schüttelte den Kopf. »Das ergibt doch keinen Sinn. Denken Sie daran, die haben irgendein Lebewesen benutzt, um den Mond aus seiner Umlaufbahn zu ziehen. Die Ressourcen, die in die Züchtung einer Bestie dieser Größe und Durchschlagkraft geflossen sind, müssen unvorstellbar gewesen sein.«

Elegos hob einen goldpelzigen Finger. »Wie können Sie sich da so sicher sein, General?«

»Weil wir Berichte über die Raumschiffe und Waffen haben, die sie einsetzen. Obwohl ihre Antriebs- und Verteidigungssysteme auf Geschöpfen basieren, die auf die eine oder andere Weise die Schwerkraft manipulieren können, besitzt keines dieser Wesen auch nur den Bruchteil der Macht, die dazu erforderlich wäre, um einen ganzen Mond aus seiner Umlaufbahn zu befördern. Wenn es leicht wäre, ein solches Wesen zu erschaffen, wären die Schiffe und Verteidigungssysteme, die wir gesehen haben, doch weit leistungsfähiger gewesen, als sie es in Wirklichkeit waren.«

Wedge stützte die Ellbogen auf den Tisch und presste die Finger beider Hände gegeneinander. »Wie wir wissen, wurde das Wesen auf Sernpidal getötet, bevor der Mond abstürzte. Es floh nicht etwa vor dem Aufprall. Und da die Sabotage der Umlaufbahn den Absturz unvermeidlich machte, kann man sicher davon ausgehen, dass die Yuuzhan Vong gar nicht vorhatten, dieses Ding zu bergen. Offenbar war ihnen das Ergebnis die für seine Erschaffung notwendigen Aufwendungen wert. Daraus schließe ich, dass sie mit Sernpidal noch etwas ganz anderes im Sinn haben.«

Traest runzelte die Stirn. »Ich kann Ihre Überlegung nachvollziehen, Wedge, aber Ihr Denkmodell beruht darauf, dass sich diese Investition irgendwie auszahlt. Aber was ist, wenn sie nicht so denken? Was, wenn dieses Geschöpf auf Grund seines Tuns als, hm, irgendwie unrein galt? Vielleicht haben sie es ja nicht geborgen, weil sie sich dadurch beschmutzt hätten.« »Schon möglich.« Wedge zuckte die Achseln. »Aber wenn das so ist, wenn ihre Denkmuster uns wirklich so fremd sind, wird es völlig unmöglich sein, sie zu durchschauen oder ihrem zukünftigen Vorgehen zu begegnen.«

Leia kratzte sich im Nacken. »Ich bin durchaus der Auffassung, dass es wichtig ist, unser Wissen über die Yuuzhan Vong zu erweitern. Und die Anlage, die mein Bruder auf Belkadan entdeckt hat, legt die Vermutung nahe, dass sie die Ressourcen der Welten, die sie erobern, brauchen, um das Material zu ersetzen, das wir zerstört haben. In Anbetracht dessen frage ich mich, was sie mit den Überresten von Sernpidal anfangen wollen. Ich habe ein paar von Wedges Berichten gelesen. Die meisten Völker, ausgenommen die Givins, würden diese Welt nach einer solchen Behandlung für unbewohnbar halten. Wenn wir jedoch herausfinden, dass die Yuuzhan Vong dort überleben können, würde das unser Wissen über sie beträchtlich erweitern.«

Borsk Fey’lya lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Das Leuchten der Sternkarte sprenkelte sein Fell mit goldenen Glanzlichtern. »Ich verstehe sehr gut, wie wertvoll es ist, so viel wie möglich über unseren Feind in Erfahrung zu bringen, aber meine Hauptsorge als Führer der Neuen Republik gilt der Eindämmung dieser Plage. Ich nehme an, Admiral, Sie haben Truppen verlegt, um die Yuuzhan Vong angemessen einzukreisen?«

Traest und Wedge wechselten verwirrte Blicke, dann nickte der jüngere Bothan. »So weit wie möglich habe ich dies getan, ja. Wir operieren von Agamar aus und patrouillieren entlang der bekannten Transitrouten, um Flüchtlinge aufzunehmen, die wir dann zu Konvois nach Agamar zusammenfassen. Von dort werden die Konvois in den Kern geschickt. Bisher haben wir keine weiteren Übergriffe der Yuuzhan Vong gehabt, aber unsere Patrouillen sind schwer bewaffnet und müssten ihre Sache eigentlich ganz gut machen. Außerdem variieren wir ständig die Operationen der Patrouillen, ihr Timing, ihre Zusammensetzung und dergleichen, sodass die Yuuzhan Vong nur unter erschwerten Bedingungen und mit großem Aufwand einen Hinterhalt planen können.«

Borsks violette Augen hingen auf halbmast. »Sie sagten: so weit wie möglich.«

»Ja. Wir reden hier über einen riesigen Bereich des Weltraums. Der Computer mag eine überaus tröstliche und erfreuliche Karte zeichnen, die wir dann studieren können, aber diese grafische Darstellung hat absolut nichts mit der Wirklichkeit zu tun.« Traest drückte ein paar Knöpfe auf seinem Datenblock, und die Sternkarte veränderte sich gründlich.

Die Welten verharrten an Ort und Stelle und behielten ihre Farbe, aber statt der sie umgebenden Schattierungen entstanden Linien, die sie mit den übrigen Welten verbanden. Manche waren lang und verschlungen, andere kurz und direkt. Einige erloschen plötzlich vor Leias Augen, während andere sich ausdehnten und wieder andere neu entstanden. Am meisten erstaunte sie, wie vielfach verknüpft die Welten und wie bedeutungslos die Grenzen der vorigen Karte mit einem Mal waren.

Traest deutete auf die neue Karte. »Das sind die Routen, die diese Welten miteinander verbinden. Sie verändern sich ständig, weil sich durch die Rotation der Planeten auch die Transitzeiten zwischen den Welten ändern. Manchmal kommt es auf den Routen zu Unterbrechungen, die im Realraum umschifft werden müssen, und das hier sind nur die Routen, die von Stern zu Stern führen. Wenn also jemand in den Tiefraum und wieder zurück springen würde, könnte er beinah jede Welt von jeder anderen Welt aus erreichen. Das würde allerdings sehr lange dauern, was militärisch nicht sonderlich praktikabel ist. Wir können unser Militär also unmöglich in die Lage versetzen, die Kräfte der Yuuzhan Vong einzeln abzufangen und zurückzuschlagen.«

Borsk runzelte düster die Stirn. »Sie wollen also sagen, dass es nichts gibt, womit wir sie aufhalten könnten?«

Wedge schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein, Staatschef Fey’lya, ganz und gar nicht. Wir organisieren die Selbstverteidigung der Systeme auf den Welten, auf denen die Yuuzhan Vong unserer Meinung nach als Nächstes zuschlagen werden. Unser Ziel ist es, ihre Angriffe so lange zu verzögern, dass wir überlegene Streitkräfte heranführen können, die stark genug sind, sie zurückzuschlagen. Wir alle wissen, dass Streitkräfte, die einen Planeten einnehmen wollen, während der Landung auf der Oberfläche besonders verwundbar sind. Wenn wir sie also aufhalten und ihre Landungstruppen behindern können, bleibt uns viel mehr Zeit, um die Feuerkraft herbeizuschaffen, die erforderlich ist, um sie unter genügend großen Druck zu setzen. Auf diese Weise werden wir sie stoppen.«

»Sie wollen die Yuuzhan Vong in eine Falle locken.«

»Ich will ihnen Fallen stellen, sie aber nicht unbedingt anlocken. Wir wissen nicht, was sie wollen, also können wir ihnen keinen Köder anbieten.« Wedge seufzte. »Das bringt uns wieder zu der früheren Feststellung zurück, dass wir nicht genug über sie wissen. Ich meine, wir wissen, dass sie Sklaven einsetzen, wir wissen, dass sie Maschinen hassen, wir wissen, dass ihre Waffen organisch sind, und wir wissen, dass Schmerzen irgendeine besondere Rolle für sie spielen, aber die Bedeutung von alledem konnten wir bisher noch nicht bestimmen.«

»Ruhig, Wedge.« Leia tätschelte ihm die Hand. »Ich verstehe Ihre Enttäuschung. Aber wir können Einsatzgruppen entsenden und so viel wie möglich in Erfahrung bringen. Ich bin sicher, Luke wird uns ein paar Jedi für verdeckte Operationen wie die auf Belkadan und Bimmiel zur Verfügung stellen.«

»Nein, keine Jedi.« Borsk Fey’lya schüttelte den Kopf. »Ich will sie nicht dabeihaben.«

Leia sah ihn an. »Was?«

Fey’lyas Gesicht verwandelte sich in eine teilnahmslose Maske. »Denken Sie nicht, ich wüsste nicht um den Wert der Jedi, Leia. Ich weiß noch sehr gut, wie Ihr Bruder und Sie die Krise abgewehrt haben, die beinahe Bothawui verschlungen hätte. Aber die Leute respektieren sie heute nicht mehr. Obwohl mir meine Interpretation der Berichte über die Schlacht von Dantooine sagt, dass das gesamte Flüchtlingskontingent dort ohne die Hilfe der Jedi abgeschlachtet worden wäre, ist dies nicht die einzig mögliche Lesart dieser Berichte. Liest man kritischer, lässt der Bericht eher darauf schließen, dass die Jedi das hundertfache Gemetzel nicht verhindern konnten.

Davon abgesehen haben die Yuuzhan Vong auch Jedi getötet. Und der mächtigste aller Jedi, Ihr Bruder, war gezwungen, Belkadan zu verlassen und eine unbekannte Zahl Sklaven im Stich zu lassen. Einer der von Bimmiel geretteten Studenten hat angegeben, dass die Jedi dort genetisch veränderte Lebewesen eingeführt haben, die den Lebenszyklus auf dieser Welt für immer zerstören und den Planeten sterilisieren könnten. Wenn Sie dem die Gerüchte hinzufügen, nach denen die Machtkräfte der Jedi gegen die Yuuzhan Vong so gut wie nichts auszurichten vermögen, werden Sie erkennen, weshalb niemand mehr bereit ist, den Jedi zu vertrauen. Wenn wir sie als Vorauskommando einsetzen, machen wir uns nur zum Narren, und das Vertrauen in uns wird ebenfalls ins Wanken geraten. Wir werden nur eine Panik auslösen.«

In Leias Kopf bohrte sich ein heftiger Schmerz von einer Schläfe zur anderen. Sie kannte die mannigfaltigen Berichte der Studenten sowie der Überlebenden von Dantooine und auch die Befragungen einiger Jedi hinsichtlich ihrer Handlungsweise gegenüber den Yuuzhan Vong. Doch obwohl sie eine vollständige Nachrichtensperre über den Stand der Dinge bis zu einem besseren Verständnis der Ereignisse bevorzugt hätte, stellte die Gewährleistung größtmöglicher Ahnungslosigkeit unter den Bürgern ein weit gravierenderes Problem dar. Da undichte Stellen praktisch nicht zu vermeiden waren, würden offizielle Dementis das Vertrauen in die gegenwärtige Regierung lediglich untergraben und erst recht eine Panik auslösen. Eine informierte Öffentlichkeit jedoch bedeutete, dass die Bürger ihre Meinungen zu Themen wie den Jedi äußern konnten. Und Politiker wie Fey’lya taten natürlich ihr Bestes, sich innerhalb der Grenzen zu bewegen, die ihnen vom Willen des Volkes gesetzt wurden.

Sie nahm wieder Platz. »Wenn wir es ablehnen, die Jedi einzusetzen, verzichten wir auf eine unschätzbare Hilfe. Die Jedi, die wir da draußen haben, sind weit gereiste Leute, die auf ebenso diskrete wie flexible Weise schon so manche Krise bewältigt haben. Sie sind die perfekten Kräfte für Einsätze auf Planeten wie Garqi oder Dubrillion. Aber was noch wichtiger ist, ich glaube nicht, dass ich Luke davon abhalten kann, die Jedi einzusetzen und helfen zu lassen. Und das wissen Sie.«

»Oh, ja, das weiß ich, Leia. Und ob ich das weiß.« Fey’lyas Lippen teilten sich zu einem wilden Grinsen. »Ich fürchte nur, dass wir nicht für ihren Schutz sorgen können. Sie werden also ohne unsere Rückendeckung auskommen müssen.«

Wedge wölbte eine Braue. »Wollen Sie damit sagen, dass wir, wenn wir einen Notruf von einem Jedi hinter den Yuuzhan-Vong-Linien auffangen, nichts unternehmen dürfen?«

»Es sei denn, es steht eine wesentliche Strategie oder ein Operationsziel auf dem Spiel. Ich sehe übrigens nicht, wie Sie überhaupt etwas unternehmen könnten, General.«

Traest sah Wedge an. »Das heißt dann wohl, dass wir unsere eigenen Operationen durchführen und unser eigenes Personal einsetzen müssen.«

»Wir haben keine andere Wahl.«

Leia schloss einen Moment lang die Augen, dann seufzte sie. »Wenn wir die Jedi nicht einsetzen dürfen, ist vermutlich auch meine Reise nach Bastion gestrichen?«

Fey’lyas Lächeln wurde noch breiter. »Oh nein, ganz und gar nicht. Wenn Sie losziehen und Pellaeon dazu überreden wollen, so viel von seiner Feuerkraft und seinen Leuten wie möglich für die Bekämpfung der Yuuzhan Vong abzustellen, haben Sie meinen Beifall. Ich wünsche Ihnen eine kurze und glückliche Mission, Leia. Das ist mein Ernst.«

Leia warf Elegos einen raschen Blick zu, und sie nickten einander zu. Die beiden hatten während ihrer zahlreichen Diskussionen über die Idee, die Imperialen Restwelten um Beistand zu bitten, eine Reihe unterschiedlicher Szenarien durchgespielt. Und ganz gleich, welches sie einer kritischen Prüfung unterzogen, es wirkte sich jedes Mal zu einem politischen Vorteil für Borsk Fey’lya aus. Wenn es Leia gelang, die Restwelten zur Unterstützung der Neuen Republik zu bewegen, konnte er sie leicht der Kollaboration mit reaktionären Elementen bezichtigen, während Borsk selbst sich als der Erbe der Traditionen der Rebellion darzustellen vermochte. Weigerten sich die Restwelten jedoch, würden die Imperialen öffentlich verleumdet werden, und Leia mit ihnen, da sie in einer jämmerlichen Fehleinschätzung geglaubt hatte, sich mit ihnen einlassen zu können. Alle übrigen Möglichkeiten dazwischen führten stets zum selben Ergebnis: Sie würde offen mit dem Feind zusammenarbeiten.

»Ich bin sehr froh über Ihr Einverständnis, Borsk. Senator A’Kla und ich brechen in zwei Tagen nach Bastion auf.«

»Senator A’Kla?« Fey’lya schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, der Senator wird durch dringende Geschäfte auf Coruscant festgehalten, Leia, und Sie nicht begleiten können.«

»Wenn Sie glauben ...«

Elegos hob eine dreifingrige Hand, um Leias Entgegnung zuvorzukommen. »Er hat Recht, Leia. Ich werde Sie nicht begleiten. Aber hier werde ich auch nicht sein, Borsk.«

Leia blinzelte. »Was? Und wo werden Sie dann sein?«

Der Caamasi seufzte, lehnte sich zurück und starrte zur dunklen Zimmerdecke hinauf. »Ich habe Ihnen allen aufmerksam zugehört. Ihrem Streit. Ihren Argumenten. Und ich denke, Sie alle haben den richtigen Weg zur Bekämpfung dieses Problems eingeschlagen. Sie haben alle Aspekte angesprochen, bis auf einen: Was wollen die Yuuzhan Vong? Ich habe vor, nach Dubrillion zu gehen und sie zu fragen.«

»Nein. Unmöglich.« Leia schüttelte unnachgiebig den Kopf. »Wir waren bereits auf Dubrillion und haben mit den Yuuzhan Vong zu reden versucht, aber sie wollten nichts von uns wissen.«

Traest nickte bekräftigend. »Wir haben keinen Hinweis darauf, dass sie das Konzept der Waffenruhe überhaupt verstehen. Aber sie behandeln ihre Gefangenen nicht gut — dafür haben wir reichlich Beweise. Sie bringen sich nur in Lebensgefahr.«

»Und für Sie und Ihre Soldaten gilt das nicht?«

»Das ist unser Job, Senator.«

»Ist es denn nicht auch mein Job?« Der Caamasi beugte sich vor, sein langgliedriger Körper bewegte sich mit entspannter Geschmeidigkeit. »Als Senator trage ich die Verantwortung für Millionen Lebewesen, die ich nicht sterben oder tot sehen will. Es liegt in meiner Verantwortung, alles zu tun, was ich vermag, um diesen Krieg abzuwenden. Wie Sie wissen, sind die Angehörigen meines Volkes Pazifisten, aber Sie wissen auch, dass ich auf Dantooine mit Ihnen gekämpft habe. Und ich habe auch schon vorher gekämpft. Aber ich möchte nicht noch einmal kämpfen, also muss ich nach Dubrillion fliegen.«