Star Wars. X-Wing. Isards Rache - Michael A. Stackpole - E-Book

Star Wars. X-Wing. Isards Rache E-Book

Michael A. Stackpole

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Beschreibung

Der Krieg der Sterne geht weiter - die wagemutigste Staffel der Rebellenallianz braucht Hilfe! Für alle Star-Wars-Fans ein absolutes Muss!

Alles würde der X-Wing-Pilot Wedge Antilles tun, um seine Kameraden aus dem grausamen Gefangenenlager des Kriegsherrn Kennel zu befreien. Überraschend taucht seine alte Feindin auf, die tückische Ysanne Isard, die er längst tot geglaubt hatte, und macht General Wedge Antilles ein Angebot - für einen immens hohen Preis. Wedge Antilles weiß, daß er einen Pakt mit dem Teufel schließt, doch er kann seine Leute nicht im Stich lassen ...

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Seitenzahl: 543

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Inhaltsverzeichnis

TitelWidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38DankCopyright

Für Peet Janesund Peter Schweighofer

Mein Dank dafür,dass ihr mir die Gelegenheit gegeben habt,in diesem Universum auf neue und wundersame Artmein Spiel zu treiben.

1

Verdammter Shit! Als sein X-Wing in den Realraum zurückfiel, ehe der Zeitmesser den Nullpunkt erreicht hatte, wusste Corran Horn, dass es Thrawn wieder irgendwie gelungen war, die Neue Republik auszutricksen. Die Sonderstaffel hatte an dem Täuschungsmanöver mitgewirkt, das den Eindruck erwecken sollte, die Neue Republik würde den Stützpunkt des Allgegenwärtig-keitszentrums auf Tangrene angreifen, aber Thrawn hatte ganz eindeutig den Köder nicht geschluckt.

Der Mann ist unglaublich. Ich würde wirklich gern seine Bekanntschaft machen und ihm die Hand schütteln. Corran lächelte. Und ihn anschließend natürlich töten.

Nach zwei Sekunden im Realraum war das Ausmaß von Thrawns Genialität nicht mehr zu übersehen. Die Streitkräfte der Neuen Republik waren von zwei Interdictor-Kreuzern aus dem Hyperraum gerissen worden, die sich in diesem Augenblick bereits wieder in Richtung auf die imperialen Linien zurückzogen. Das bedeutete, dass die Schiffe der Neuen Republik jetzt ein gutes Stück von den Bilbringi-Werften entfernt waren und sich einer voll einsatzbereiten imperialen Flotte gegenübersahen. Die beiden Interdictors, die sie aus dem Hyperraum gezerrt hatten, waren mit ein kleiner Bestandteil einer größeren Streitmacht, die jetzt in tief gestaffelter Schlachtordnung dafür sorgte, dass die Schiffe der Neuen Republik sich nicht würden zurückziehen können.

»Gefechtsalarm!«, hallte die Stimme von Captain Tycho Celchu über die Kom-Anlage. »TIE-Interceptors im Anflug — Peilung Zwei-Neun-Drei, Marke Zwanzig.«

Corran drückte den Sprechknopf seines Kom. »Rotte Drei, übernehme. Kurs halten, und erledigt mir ein paar von den Schielaugen.«

Die Abfangjäger mit ihren Deltaflügeln stürzten sich auf die Sonderstaffel. Corran riss seinen X-Wing über die Backbordfläche in die Höhe und schaltete seine Laser auf Vierlingsbeschuss. Das würde zwar seine Schussfolge verlangsamen, aber damit hatte jeder einzelne Feuerstoß eine bessere Chance, eines der Schielaugen zu erledigen. Und davon gibt es im Moment eine ganze Menge, die es abzuschießen gilt.

Corran schob den Knüppel leicht nach rechts und richtete sein Fadenkreuz auf einen Abfangjäger, der Kurs auf Admiral Ackbars Flaggschiff genommen hatte. Er drückte den Feuerknopf und jagte vier rote Laserstrahlen in sein Ziel. Sie trafen die gegnerische Maschine an der Steuerbordseite, zwei davon durchdrangen das Cockpit, während die beiden anderen die Stützstrebe der rechten Tragfläche verdampften. Die sechseckige Fläche riss in einem Funkenregen ab, während die Überreste der Maschine in einer langen Spirale in Richtung der äußeren Ränder des Systems trieben.

»Neun, Backbord.«

Als die schrille Stimme des Gand über das Kom zu hören war, riss Corran seinen X-Wing nach links und zog dann den Steuerknüppel hart nach hinten, um einen Looping zu fliegen. Ein Interceptor fegte durch das Stück Weltraum, das Corrans Maschine gerade noch eingenommen hatte, und Ooryl Qyrggs X-Wing jagte dicht dahinter her. Ooryls Laser flammten nacheinander auf und stickten eine rot glühende Naht aus Energiepfeilen über die feindliche Maschine. Beide Tragflächen wurden getroffen und von breiten Furchen durchzogen, während die beiden anderen Laserstrahlen das Cockpit dicht über den zwei Ionenmotoren durchbohrten. Die Antriebsaggregate wurden abgerissen, rasten durch den Bug des Schielauges und explodierten dann in einem silbernen Feuerball, der den Rest des imperialen Jägers verschlang.

»Danke, Zehn.«

»War mir ein Vergnügen, Neun.«

Whistler, die grün-weiß lackierte R2-Einheit, die hinter Corran kauerte, gab einen triumphierenden Laut von sich, und gleich darauf strömte ein Datenfluss über den Hauptschirm des Jägers und informierte ihn in allen Einzelheiten darüber, was sich im Weltraum um ihn herum jetzt ereignete. Die Streitkräfte der Neuen Republik waren in ihrer üblichen Kegelformation in das System eingeflogen, einer Formation, die ihnen den maximalen Einsatz ihrer Feuerkraft ermöglichte. Thrawn hatte seine Streitkräfte in einer etwa schüsselförmigen Formation angeordnet, an deren äußerem Rand Interdictor-Kreuzer postiert waren, die den Rückzug in den Hyperraum verhinderten und die Einheiten damit praktisch bewegungsunfähig machten. Außerdem hatten die imperialen Streitkräfte offenbar sehr konkrete Zieleinweisungen bekommen und setzten den kleineren Versorgungsschiffen in Ackbars Flotte heftig zu.

Corran fröstelte. Und selbst wenn es uns gelänge, die Formation der Imps zu durchdringen, müssten wir uns immer noch mit den golanischen Weltraumverteidigungsstationen auseinander setzen, die die imperialen Werften beschützen. Thrawn, der sich schon öfter als genialer Feldherr erwiesen hatte, hatte der Neuen Republik einen perfekten Hinterhalt gelegt. Die Werften von Bilbringi waren für die imperiale Kriegsführung von entscheidender Bedeutung, da hier eine große Zahl von Schiffen gebaut wurde, und ihr Verlust würde für Thrawns Operationen, die die Vernichtung der Neuen Republik zum Ziel hatten, einen schweren Rückschlag darstellen. Und genau das war Thrawn natürlich auch klar, und deshalb wusste er, dass wir hier aufkreuzen würden.

Bis Thrawn aus den Unbekannten Regionen aufgetaucht war und den Wiederaufbau des Imperiums vorangetrieben hatte, hatte Corran geglaubt, die wirklich entscheidenden Schlachten seien bereits geschlagen und gewonnen und die Neue Republik müsse jetzt bloß noch Säuberungsaktionen gegen die letzten verbliebenen Reste der imperialen Streitmacht durchführen. Und jetzt sieht es so aus, als stünden uns die eigentlich schwierigen Schlachten noch bevor und warteten nur darauf, von uns verloren zu werden.

Mit einem leichten Daumendruck glättete Corran seine Schilde vorn und achtern und schoss dann im Sturzflug auf ein Paar Abfangjäger zu, das sich eine Angriffsfregatte der Neuen Republik als Ziel ausgewählt hatte. Sein Fadenkreuz glitt über den hinteren der beiden Abfangjäger, als dieser gerade zum Gleitflug über den Rumpf der Fregatte ansetzte. Der Feuerstoß aus seinen Vierlingslasern erfasste die Backbordtragfläche voll und verwandelte sie im Bruchteil einer Sekunde in flüssiges Metall. Das geschmolzene Metall gefror in der eisigen Weltraumkälte zu einem Gewirr schwarzer Fetzen, die wie Spaghetti hinter dem beschädigten Jäger flatterten. Der Pilot riss seine Maschine nach rechts, um Corran auszuweichen, aber das lenkte ihn geradewegs in einen Feuerstoß eines der Turbolaser der Fregatte und vaporisierte das Schielauge im Bruchteil einer Sekunde.

Der vordere Abfangjäger kippte nach Backbord ab und verschwand hinter der Rumpfkrümmung der Fregatte. Corran entdeckte einen roten Farbklecks auf einer der Tragflächen des Interceptors und nickte. »Sieht so aus, als ob der einmal zur Einhunderteinundachtzigsten imperialen Jägergruppe gehört hätte. Die waren einmal gefürchtet. Vielleicht sollte ich nachsehen, warum.« Whistler gab einen klagenden Laut von sich.

»Ja, ich weiß, was ich tue.«

Der Droide blökte streng.

»Ja, ich bin schon vorsichtig. Wir wollen beide nicht wissen, was Mirax mit dem Überlebenden anfängt, wenn wir sterben.« Corran blinzelte der Holografie seiner Frau zu, die an der Seitenwand seines Cockpits fixiert war, kippte dann den X-Wing zur Seite und nahm die Verfolgung des Schielauges auf. Er wand sich geschickt durch das Turbolaserfeuer der Fregatte und schoss dann in der Nähe der Antriebsaggregate des Schiffes in den freien Weltraum hinaus.

Noch bevor Whistler eine Warnung geben konnte, zog das Zischen über seine Heckschilde fegender Laserstrahlen Corrans ganze Aufmerksamkeit auf sich. Sein Sekundärmonitor zeigte an, dass der Interceptor sich an sein Heck geheftet hatte. Der muss abgebremst und in der Nähe der Antriebsaggregate auf mich gewartet haben. Der Kerl versteht sein Handwerk.

Corran pumpte zusätzliche Energie in seine Schilde und riss den X-Wing dann über die S-Fläche nach oben. Er zog den Knüppel zu sich heran, um zu einem Looping anzusetzen, hielt ihn drei Sekunden lang fest und nahm dann Gas weg. Den Knüppel zu sich heranziehend beendete er seinen Looping und rollte dann nach Steuerbord. Als die Nase seines Jägers auf den Interceptor gerichtet war, ließ der gegnerische Pilot sein Fahrzeug seitwärts abkippen und schoss davon. Der corellianische Pilot setzte zur Verfolgung an, reduzierte sein Tempo aber auf fünfundsiebzig Prozent. Wie von ihm erwartet, bremste der Imp ebenfalls ab, in der Hoffnung, Corran würde an ihm vorbeirasen. Aber Corran gab einen schnellen Feuerstoß ab, der die Backbordtragfläche des Imp traf und ein schwarzes Loch durch den roten Streifen brannte. Dann trat er sein rechtes Seitenruder durch, richtete seine Laser auf das Schielauge und setzte eine weitere Lasersalve auf den Interceptor ab.

Alle vier rubinroten Strahlen durchbohrten die Backbordtragfläche und drangen tief ins Cockpit ein. Ein grelles Licht blitzte durch das Loch, das die Laser aufgerissen hatten, und Corran erwartete, dass die Maschine explodieren würde, aber das tat sie nicht. Vielmehr ging sie buchstäblich in Stücke, gerade als hätte der helle Blitz sämtliche Niet- und Schweißnähte aufgelöst.

Corran lenkte seinen X-Wing in einem weiten Bogen von dem todgeweihten Schielauge weg, aber ehe er sich den nächsten Interceptor vornehmen konnte, hörte er die Stimme von Commander Wedge Antilles, die über den Taktikkanal der Staffel hereinkam. »Sonderstaffel, alle auf Kurs Eins-Zwei-Fünf, Markierung Eins-Sieben umschwenken. Die Golan-Raumverteidigungsstation ist als grün gekennzeichnet. Sie gehört uns.«

»Uns, Commander?« Gavin Darklighters Stimme drückte die gleiche Überraschung aus, die Corran verspürte. »Das ist aber ein schweres Ziel.«

»Dann müssen wir uns eben ein wenig Mühe geben, nicht wahr, Sechs?«, hallte Wedges Stimme voll Ironie zurück. »Wenn wir es schaffen, die Werft zu erreichen, müssen sich die Imps etwas Besseres einfallen lassen, als unsere Flotte zu zertöppern. Außerdem kommen uns da Freunde entgegen. Rotte Eins übernehme ich. Fünf, du übernimmst Rotte Zwei. Neun, du die dritte.«

»Zu Befehl, Führer.« Corran setzte seinen Jäger auf den vorgeschriebenen Kurs und gab das Ziel in seinen Computer ein. »Geschätzte Ankunftszeit in vierzig Sekunden. Packen wir’s, Rotte Drei.«

Ooryl brachte seinen X-Wing an Corrans Steuerbordseite auf gleiche Höhe mit ihm; Inyri Forge zog an der Backbordseite nach, und Asyr Sei’lar mit Sonderstaffel Elf bezog ein Stück hinter Inyris Backbordtragfläche Position. Corran beschleunigte leicht und wandte sich ihrem Ziel zu, wobei er sich darauf verließ, dass die anderen ihn informieren würden, falls von hinten Imps auftauchen sollten.

Ziemlich unwahrscheinlich, dachte er, die haben genug zu tun. Überall in der Schüsselformation, in die die Flotte der Neuen Republik eingedrungen war, konnte man Energieblitze hin und her fegen sehen, die das ganze Areal wie ein Feuerwerk beleuchteten. Corran hätte sich das Schauspiel gern angesehen, aber die Tatsache, dass jeder dieser Blitze den Tod bringen konnte, ließ die Schönheit des Schauspiels vor seinen Augen verblassen. Hinter der Staffel herrschte ein wildes Durcheinander aus Y-Wings, A-Wings und B-Wings, mit Interceptors, TIE-Jägern und Bombern dazwischen, von denen immer wieder einer in einem strahlenden Feuerball explodierte.

Die größeren Fahrzeuge explodierten freilich nicht so schnell, wenn sie getroffen wurden. Vielmehr trieben ihre vom Feuer geschwärzten Wracks durch das Schlachtfeld, und ihre Atmosphäre verbrannte, wenn sie durch den zerfetzten Rumpf nach außen strömte. Manche Turbolasertreffer rissen die Panzerung auf und verwandelten die Panzerplatten in durch das All treibende Metallklumpen, die schnell im Vakuum des Weltraums aushärteten. Dann gab es auch Fälle, dass die Schüsse die getroffenen Schiffe einfach durchlöcherten oder ihre Aufbauten oder den Bug zum Verdampfen brachten.

Die Raumverteidigungsstation von Golan wurde jetzt vor ihnen immer größer. Lichter blitzten fast einladend auf. Die Anlage war über zwei Kilometer lang, etwa halb so breit und hoch und starrte von Turbolaserbatterien, Protonentorpedowerfern und Traktorstrahlstationen. Ihre Masse war größer als die eines imperialen Sternenzerstörers, und wenn sie auch nicht so schwer bewaffnet war, verfügte sie doch über genug Protonentorpedowerfer, um einem Angreifer ernsthaften Schaden zuzufügen. Der Station würde es keine Mühe bereiten, jedes einzelne Schiff der Neuen Republik zu erledigen, das etwa die imperialen Formationen durchdrang.

Corran justierte seine Waffenkontrolle auf Protonentorpedos und Koppelfeuer, um mit einem einzigen Knopfdruck zwei Torpedos abfeuern zu können. Whistler aktivierte die Zielprojektion, sodass die Weltraumplattform jetzt vor Corrans Augen von einem grünen Rahmen umgeben war. Der Droide fing eindringlich zu piepen an und bemühte sich um eine Zielkoppelung, dann wurde das Zieldisplay rot, und Whistlers Piepen ging in einen gleichmäßigen Pfeifton über.

»Neun hat Zielerfassung und sendet. Auf mein Kommando, Rotte Drei. Drei, zwei, eins, los!«

Alle vier X-Wings feuerten ihre Protonentorpedos gleichzeitig ab und ließen sie von Whistlers Zielerfassung lenken. Eine Kampfstation wie Golan verfügte über äußerst starke Schilde, die individuell abgefeuerte Protonentorpedos unter keinen Umständen durchdringen konnten. Acht Torpedos, die gleichzeitig am gleichen Punkt aufkamen, würden freilich die Schilde überlasten und ihre Energie absorbieren. Auf diese Weise würde eine kritische Phase entstehen, während der die Schilde geschwächt waren oder vielleicht sogar gänzlich ausfielen und neu aufgebaut werden mussten.

Whistler setzte einen weiteren kräftigen Ton ab. »Rotte Drei, zweite Salve. Auf mein Kommando. Drei, zwei, eins, Feuer.«

Acht weitere Protonentorpedos schossen auf das Ziel zu, noch ehe die acht ersten es getroffen hatten. Die ersten acht Torpedos detonierten am oberen Backbordschild der Station. Der Schild selbst wurde opak, nahm eine milchig weiße Farbe an, als er versuchte, die Energie der Torpedos abzulenken. Aber jetzt schossen von den Schildprojektoren Funken in die Höhe, und ein Plasmaball tänzelte über die Hülle und versengte dabei deren graue Farbe.

Die nächsten acht Geschosse trafen dicht hintereinander auf und explodierten im grellen Flammenschein an der Mittelpartie der Station. Flammen zuckten in den Weltraum hinaus, als einer der Treffer ein drei Decks tiefes Loch aufriss und Atmosphäre ausströmen ließ. Panzerplatten wirbelten halb geschmolzen und verkrümmt in den Weltraum. Turbolaserbatterien platzten auf, hinterließen dort schwarze Löcher und zerfetztes Metall, wo sie einmal mit der Station verankert gewesen waren.

Corran riss seinen Jäger in die Höhe, wendete und sah zu, wie ein Turbolaserstrahl unter seiner Kanzel hinwegschoss. Er schaute auf sein Heckdisplay, lächelte und drückte den Komschalter. »Wir haben sie für euch weich geklopft ...«

»Sehr aufmerksam, Sonderstaffel, dann wollen wir jetzt unsere Arbeit tun.«

Zwei Angriffsfregatten der Neuen Republik, die Tyrant’s Bane und die Liberty Star, näherten sich der Golan-Station. Obwohl jedes der beiden Schiffe nicht einmal ein Drittel der Länge der Station hatte, starrten sie förmlich von Laserkanonen und überschütteten jetzt die Golan mit Terajoules kohärenten Lichts. Scharlachrote Laserstrahlen durchstachen die zusammengebrochenen Schilde der Station, deren Panzerplatten jetzt Blasen zogen. Stützträger knickten ein und gaben unter dem gegnerischen Feuer den Geist auf. Während sie zusammenbrachen, sackten ganze Turbolaserbatterien in sich zusammen und zerschmolzen zu Schlacke.

Die Soldaten an Bord der Golan wehrten sich tapfer, hatten aber keine Chance. Protonentorpedos explodierten dicht hintereinander und erschütterten die Station in ihren Grundfesten. Die Soldaten feuerten vergeblich auf die Jäger und konzentrierten ihr Feuer dann auf die Fregatten. Die größeren Schiffe boten zwar ein besseres Ziel, dafür boten ihnen aber ihre intakten Schilde einen besseren Schutz, als die Station ihn jetzt hatte. Und nach jeder Salve der Angreifer nahm die Zahl der Waffen ab, die das Feuer erwiderten. Jetzt blitzte es grell an der Backbordseite der Station auf, und dann wurde es dunkel.

Energieversorgung zusammengebrochen. Die Hälfte der Station ist tot. Corran drückte den Sprechschalter seines Kom. »Rotte Drei, mir nach, wir lassen die Station hinter uns und nehmen Kurs auf die Werft. Jetzt müssen die Imps sich beeilen, wenn sie uns noch erwischen wollen.«

Corran gab sich alle Mühe, zuversichtlich zu klingen. Mit einem Raumjäger durch eine Schiffswerft zu rasen und auf jedes Ziel zu schießen, das sich ihm bot, würde ziemlich leicht sein, aber er wollte sich nicht vormachen, mit einem solchen Angriff könnten sie das Imperium dazu veranlassen, den Kampf gegen die Rebellenflotte einzustellen. Thrawn würde vielleicht nicht gefallen, was die Sonderstaffel jetzt machte, aber er kann sich dann später um uns kümmern, wenn er alle anderen Schiffe erledigt hat.

Tychos Stimme hallte aus seinem Lautsprecher. »Anführer, hier Zwei. Die imperiale Formation löst sich auf.«

»Was?« Corran drückte einen Knopf und schaltete das Display seines Hauptmonitors auf systemweiten Scan. Die imperiale Schüssel, die sich um den Rebellenkegel geschlossen hatte, begann sich jetzt aufzulösen. Die Stormhawk und die Nemesis gingen auf Außenkurs, während Thrawns Flaggschiff, die Chimaera, wendete, um die kleineren Schiffe der Flotte davon abzuhalten, die Verfolgung aufzunehmen.

Wedges Stimme klang ungläubig. »Vorsicht, Sonderstaffel. Thrawn hat bestimmt irgendeine Schweinerei vor.«

Janson lachte. »Das sieht mir nach einem kompletten Rückzugsmanöver aus. Die sammeln ihre Jäger ein.«

Corran studierte sein Display. Der Rebellenkegel weitete sich jetzt am rückwärtigen Teil aus, schloss zur Spitze auf. Die Schiffe der Neuen Republik hielten sich in respektvoller Distanz zu den imperialen Schiffen und begannen mit Bergemanövern. Der Rückzug der Imperialen vollzog sich jetzt in solcher Eile, dass ein paar angeschlagene Schiffe im Weltraum hängen blieben. Und damit überlassen sie die Bilbringi-Werft uns, und das ist ganz bestimmt nicht in Thrawns Sinn.

Ein Frösteln überlief Corran. »Was ist hier los, Führer?«

»Keine Ahnung, Neun.« Wedges Stimme klang fest und sicher. »Ich habe gerade von Admiral Ackbar Rückrufbefehl bekommen. Wir sollen ein Rendezvous-Manöver mit der Home One fliegen.«

»Und dann wird er uns sagen, was los war?«

»Könnte sein, Corran, aber ich bezweifle es.« Wedges X-Wing setzte sich vor die übrigen Maschinen und nahm Kurs zurück zur Flotte. »Für den Augenblick sollten wir froh darüber sein, dass Thrawn offenbar etwas Besseres vorhat. Halten wir uns für ihn bereit, wenn er wieder kommt.«

2

Wedge Antilles war so müde, dass er Mühe hatte, die Augen offen zu halten, als Admiral Ackbar sich räusperte. Der Pilot hatte vor dem Büro des Admirals gewartet und gar nicht gehört, wie dessen Tür sich geöffnet hatte. Er wollte aufspringen, aber seine verkrampften Muskeln machten ihm einen Strich durch die Rechnung, sodass er sich nur langsam wie eine schwere Fahne in einer schwachen Brise entfalten konnte.

»Verzeihen Sie bitte, Admiral.« Wedge blickte auf den Stuhl, von dem er sich gerade erhoben hatte. »Ich wollte nicht ...«

Die Mundpartie Ackbars versuchte ein menschliches Grinsen nachzuahmen. »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Ich habe Sie zu lange warten lassen. Der Bericht über Thrawns Taktik liest sich einfach faszinierend, und dann gab es auch noch ein paar andere wichtige Dinge. Und bei den vielen Informationen ist mir einfach die Zeit zerronnen.«

»Verständlich, Admiral.« Wedge folgte dem Mon Calamari in dessen Büro. Wie das bei allen Kabinen auf Sternenschiffen der Fall war, war der Raum knapp, aber die großen Sichtluken ließen kein Gefühl der Enge aufkommen. In der Ecke hing eine Wasserkugel in einem Anti-Gravitationsfeld. Beim genauen Hinsehen konnte man Fische in allen Farben des Regenbogens darin schwimmen sehen. Die Wasserkugel trug zu der hohen Feuchtigkeit im Raum bei, aber Wedge machte das nichts aus. Nach all den Jahren, die er mit dem Admiral zu tun hatte, empfand er das Raumklima nicht mehr als drückend.

Ackbar deutete mit seiner Flossenhand auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch und nahm dann selbst mit dem Rücken zu der schwarzen Nacht des Weltraums draußen Platz. »Ich möchte Ihnen und Ihren Leuten mein Lob für Ihren Angriff auf die Golan-Station aussprechen. Die Angriffsfregatten haben der Station zwar den Rest gegeben, aber Ihre Leute haben die Schilde geknackt und der Golan auch sonst schweren Schaden zugefügt. Sie sollten sich eine Golan auf das Leitwerk Ihrer Maschinen pinseln lassen.«

Wedge lächelte und fuhr sich mit der Hand durch sein braunes Haar. »Das wird die Sonderstaffel sicher freuen. Hat mir gut getan, dass Sie den Angriff freigegeben haben.«

»Das Risiko mussten wir eingehen.«

»Es hat sich ja anscheinend gelohnt.« Wedges braune Augen verengten sich. »Ich kann es bloß immer noch nicht glauben, dass wir diejenigen waren, die Thrawn verjagt haben.«

Der Mon Calamari lehnte sich zurück und drehte seinen Sessel halb herum, sodass er jetzt zu der Wasserkugel mit den Fischen hinübersah. »Das hat er auch nicht — womit ich keineswegs Ihre und Ihrer Leute Leistung schmälern will. Ein Teil der Verzögerung hier rührt daher, dass ich mir Codenachrichten von Wayland ansehen musste.«

»Wayland?«

»Das ist offenbar eine Welt, auf der der Imperator eine Klonanlage versteckt hatte. Thrawn hat sie benutzt, um sich Soldaten zu beschaffen. Außerdem hat er einen Klon eines Jedi-Meisters eingesetzt, um seine militärischen Operationen zu koordinieren, und dieser Klon hatte seinen Stützpunkt auf Wayland. Luke und Leia waren dort, um sich mit ihm auseinander zu setzen. Außerdem hat Leia ein gutes Verhältnis zu den Noghri hergestellt. Das ist eine Spezies, die das Imperium mit raffinierten Tricks dazu gebracht hatte, als Agenten und Attentäter tätig zu sein. Die Noghri haben für Thrawn gearbeitet, aber als sie dahinter kamen, dass das Imperium sie getäuscht hatte, haben sie einen Noghri in Thrawns Umgebung dazu eingesetzt, ihn zu töten.«

Wedge schoss ruckartig auf seinen Stuhl nach vorn. Seine Müdigkeit war wie verflogen. »Thrawn ist tot? Sind Sie sicher?«

Ackbar zuckte etwas unbehaglich mit den Achseln. »Sicher wissen wir es nicht, weil der Noghri-Attentäter sich nicht mehr bei seinen Vorgesetzten gemeldet hat. Man nimmt an, dass er bei dem Versuch, von der Chimaera zu entkommen, getötet worden ist. Möglicherweise ist Thrawn also auch nur verletzt worden, und einer seiner Untergebenen hat an seiner Stelle das Kommando übernommen und den Rückzug angeordnet, aber fest steht jedenfalls, dass die Noghri in der Vergangenheit bei Attentaten spektakuläre Leistungen vollbracht haben. Dieser Runk stand Thrawn etwa so nahe, wie das bei Chewbacca und Han Solo der Fall ist, und wenn der Wookiee es sich in den Kopf setzen würde, Han zu töten, habe ich keine Zweifel, dass ihm das gelingen würde.«

Der corellianische Pilot atmete tief durch und ließ sich dann langsam in seinen Sessel zurücksinken. »Thrawn tot. Das bricht den Resten des Imperiums das Rückgrat, oder nicht?«

»Jedenfalls tut es ihm weh. Es gibt immer noch Warlords dort draußen — Terradoc, Harssk, Krennel — und ein paar andere ehemalige Imperiale, die sich selbständig gemacht haben und Piratenbanden führen. Und dann gibt es noch Ansammlungen loyaler imperialer Systeme, die ziemlich autark sind, die aber offenbar für die Neue Republik keine besondere Bedrohung darstellen. Wir werden weiterhin gegen die Warlords kämpfen müssen, und ich habe keine Zweifel daran, dass dort draußen noch massenhaft imperiale Vernichtungswaffen darauf lauern, über uns herzufallen, aber das Schlimmste haben wir wohl hinter uns.«

Wedge schüttelte langsam den Kopf. »Ich kämpfe jetzt seit acht oder neun Jahren gegen das Imperium. Manchmal dachte ich, mein letztes Stündlein wäre gekommen, und die ganze Zeit habe ich nicht einmal im Traum daran gedacht, dass ich so lange überleben und einen solchen Sieg miterleben würde. Das war immer mein Ziel, aber jetzt, wo es so weit ist ...«

Er verstummte, spürte, wie seine Gefühle ihn übermannten. Eine Anwandlung unglaublicher Erleichterung überkam ihn. Ich lebe, habe das tatsächlich erlebt. Die Freude über die Zahl seiner Kameraden, die ebenfalls mit ihm überlebt hatten, schloss sich an, dicht gefolgt von der Trauer über diejenigen, die gefallen waren: Biggs, Dack, Ibtisam, Riv, Jesmin, die Nichte des Admirals, Grinder, Castin Dann, Peshk, jek Porkins — zu viele, viel zu viele.

Doch dann verdrängte ein Gefühl der Freude alles andere. Die Rebellion hatte es tatsächlich geschafft, hatte tatsächlich das Imperium besiegt und Billionen geknechteter Leute befreit. An die Stelle der Unterdrückung war Hoffnung getreten, an die Stelle des Leids die Freiheit. Der feste Wille so vieler hatte den Erfolg der Rebellion möglich gemacht, und Wedge bereitete es große Genugtuung, dass er selbst dazu einen wichtigen Beitrag geleistet hatte.

Er blickte zu Ackbar auf. »Ich hatte nie den Mut, weiter als bis zum nächsten Gefecht zu denken, und jetzt sieht es tatsächlich so aus, als wäre der Krieg zu Ende. Ich weiß gar nicht, was ich mit mir anfangen soll.«

Ackbars Lippenfäden zuckten. »Gesprochen wie ein Mann, der vor der Pensionierung steht.«

»Pensionierung? Ich bin noch nicht einmal dreißig.«

»Das Kriegshandwerk ist ein Beruf, aus dem man sich gar nicht zu jung zurückziehen kann, Commander.«

»Das haben Sie gut gesagt, Admiral.« Wedge lächelte. »Vielleicht könnte ich in den Ruhestand gehen — nicht sofort natürlich. Ich weiß tatsächlich nicht, was ich dann mit mir anfangen sollte. Vielleicht meine Memoiren schreiben oder ein wenig zur Schule gehen. Ich wollte immer schon Architekt werden, und der Friede könnte bedeuten, dass viel gebaut werden muss.«

Ackbar nickte. »Sie könnten sich ja eine Gefährtin suchen und ein kleines Rudel Kinder großziehen?«

Wedge rümpfte die Nase. »Ich weiß nicht, von wegen Rudel, aber ein oder zwei sicher. Doch das hat wohl noch eine Weile Zeit.«

»Allerdings.« Ackbar drehte sich zu ihm herum und stützte beide Arme auf den Schreibtisch. »Es gibt da ein Problem, für das ich Sie brauche.«

»So?«

»Ich möchte, dass Sie mit sofortiger Wirkung die Beförderung zum General annehmen.«

Wedge schüttelte den Kopf. »Hey, ich habe die Wette mit der Gespensterstaffel gewonnen.«

»Ja, das haben Sie — und Sie haben Ihre Sache auch sehr gut gemacht.« Ackbar legte seine beiden Hände aneinander. »Commander, wir beide treiben dieses Spiel jetzt schon eine ganze Weile. Sie wollen sich nicht befördern lassen, weil Sie nicht aus der Kanzel Ihres X-Wing heraus wollen. Es ist ja nicht so, dass ich Ihnen das nicht nachfühlen könnte, aber zugleich weiß ich auch, dass Sie das Zeug dazu haben, größere Verantwortung zu übernehmen. Und mit dieser Beförderung wäre der Weg zu einer solchen höheren Verantwortung frei.«

»Inwiefern denn? Ich verstehe mich am besten darauf, die taktischen Operationen kleiner Einheiten zu planen.«

»Ah, dann war die Eroberung von Thyferra also eine taktische Operation einer kleinen Einheit?«

Wedge zögerte. »Na ja, irgendwie schon.«

Ackbar schüttelte den Kopf. »Ich habe mich mit dieser Gespensterstaffel-Geschichte ablenken lassen und schätze Sie hoch genug ein, um ernsthaft in Erwägung zu ziehen, Sie weiterhin als Kommandeur einer Jägereinheit operieren zu lassen.«

»Die Sonderstaffel? Oder muss ich ein ganzes Geschwader befehligen, so wie General Salm?«

»Die Sonderstaffel reicht für den Augenblick.«

Der Corellianer sah seinen Vorgesetzten mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wenn Sie mir weiterhin die Leitung der Sonderstaffel überlassen wollen, dann brauche ich doch eigentlich nicht befördert zu werden.«

Der Mon Calamari beugte sich mit halb geschlossenen Augen vor. »Doch, das muss sein, Commander. Es ist notwendig, dass Sie befördert werden, und zwar sehr schnell.«

»Warum?«

Ackbar seufzte. »Weil Ihre Leute in Ihrer Staffel auch jede Beförderung ablehnen. Die richten sich dabei nach Ihnen, und das spricht durchaus für Ihre Führungsqualitäten und auch für die Einstellung Ihrer Leute zu Ihnen, aber es ist den Leuten gegenüber nicht fair. Captain Celchu sollte zumindest Colonel sein — das war die Position, die er eingenommen hat, als er die Sonderstaffel geleitet hat, während Sie die Gespenster geführt haben. Hobbie und Janson sollten Major sein, Horn zumindest Captain und Darklighter ebenfalls, und der Rest Ihrer Leute — die sollten auch keine gewöhnlichen Flight Officers sein.«

Wedge saß mit halb offenem Mund da. »Ich denke, darüber habe ich wohl nie genügend nachgedacht.«

»Zum Nachdenken war auch nicht viel Zeit, bei allem, was Sie und Ihre Staffel durchgemacht haben.« Ackbar spreizte die Hände. »Die Befreiung von Thyferra hat es uns auch recht schwer gemacht, Beförderungen vorzunehmen, weil es nicht so aussehen sollte, als würden wir Sie dafür belohnen, dass Sie eine Regierung gestürzt haben. So etwas könnte andere Einheiten leicht dazu ermuntern, auf anderen Welten Ähnliches zu versuchen. Und die Aufgabe, die Sie mit den Gespenstern erfüllt haben, hatte wegen der Wette, die wir abgeschlossen hatten, einen ähnlichen Effekt. Dann tauchte Thrawn auf, und Beförderungen traten gegenüber anderen wichtigeren Dingen in den Hintergrund. Aber jetzt, wo diese Gefahr beseitigt ist, müssen wir diese alten Ungerechtigkeiten aus der Welt schaffen.«

»Richtig. Ich bin sicher, dass es den Bothans gefallen würde, wenn Asyr mindestens zum Captain befördert würde.«

»Und darüber hinaus würden sie sie gern zurückhaben, damit sie bei ihnen fliegt.«

»Ja, das könnte ich mir gut vorstellen.« Wedge schüttelte den Kopf. Wie konnte ich nur so blind sein? Meine Leute haben alle Großartiges geleistet und sich eine Beförderung verdient — in viel höherem Maße als eine Menge Leute, die man an ihnen vorbei befördert hat. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, die Rebellion nicht zu enttäuschen, und habe sie dabei vernachlässigt. »Ich nehme an, ich muss ein paar Berichte schreiben, damit die Beförderungen eingeleitet werden können, oder?«

Ackbar drückte einen Knopf auf dem in seine Schreibtischplatte eingelassenen Holoprojektorfeld. Holografische Bilder der Piloten der Staffel tauchten darüber auf. Der Admiral berührte Tychos Bild, worauf dieses zu einer ausführlichen Datei aufblühte. »Emdrei hat die Routineberichte für Sie eingetragen, einschließlich der Leistungsbeurteilungen und dergleichen. Es wäre kein Schaden, wenn Sie Ihre persönlichen Bemerkungen hinzufügen würden, ganz besonders, wenn diese von General Antilles unterschrieben sind.«

Wedge nickte langsam und lächelte dann. »Wann sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, dass Sie meine Leute einsetzen könnten, um mich rumzukriegen? Ich meine, es hat sich doch keiner von ihnen beklagt, oder?«

»Nein, das hat keiner.« Ackbars breiter Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Offen gestanden habe ich sogar das Gefühl, dass denen diese Situation ein diebisches Vergnügen bereitet hat. Und wenn Sie wissen wollen, wie ich darauf kam, dass ich Sie auf die Weise dazu bewegen könnte, die Beförderung anzunehmen — das ist mir eingefallen, während Sie auf Thyferra tätig waren. Sie sind zu Ihren Leuten ebenso loyal wie diese zu Ihnen.«

»Na schön.« Wedges Augen verengten sich. »Und wo Sie mich jetzt dazu gebracht haben, die Beförderung anzunehmen, ist es wohl auch Zeit, dass Sie mir sagen, was da sonst im Gange ist.«

Ackbar zögerte kurz und nickte dann. »Also gut, General. Was hat Sie darauf gebracht, dass die Flut immer noch im Steigen ist?«

»Ich kenne Sie gut genug, Admiral, um zu wissen, dass Sie mich niemals dazu gedrängt hätten, einen höheren Rang zu akzeptieren, wenn das nicht unbedingt nötig wäre. Wenn das Problem darin gelegen hätte, dass meine Leute befördert werden, hätten Sie mich einfach dazu gebracht, mit ihnen zu reden. Sie wollen, dass ich General werde, und ich vermute, der Grund dafür ist, dass ich diesen Rang auch ausspielen muss.«

»Ein völlig korrekter Schluss, und das bestätigt mir nur, dass Sie genau der richtige Mann für das sind, wofür ich Sie brauche.« Der Mon Calamari legte beide Hände flach auf den Tisch. »Thrawns Überfall war in Wirklichkeit der letzte Versuch eines geeinten Imperiums, die Rebellion zu vernichten. Aber es gibt eine ganze Menge Warlords, die jeder für sich eine größere Zahl von Sternsystemen kontrollieren. Wir müssen diese Systeme und Welten befreien. Im Augenblick ist die Sonderstaffel so ziemlich die einzige Einheit in der Neuen Republik, die mit solchen Operationen Erfahrung hat.«

»Wegen unserer Erfolge bei Thyferra.«

»Genau.«

Wedge nickte. »Die Befreiung von Sternsystemen wird viel Fingerspitzengefühl erfordern. Wenn wir mit zu großem Materialeinsatz auftreten, wird man uns mit dem Imperium vergleichen. Wenn wir halbherzig vorgehen und besiegt werden, dann wird uns das Verluste an Menschen und Material eintragen und unsere Glaubwürdigkeit bei den Mitgliedsstaaten der Neuen Republik beeinträchtigen. Wenn wir es aber richtig machen, dann macht das die anderen Warlords nachdenklich und vielleicht für friedliche Verhandlungen aufgeschlossen.«

»Damit haben Sie jetzt ziemlich genau fünf Stunden Diskussionen des Provisorischen Rates auf den entscheidenden Punkt gebracht. Wir müssen uns mit den Warlords auseinander setzen, und der Erste von ihnen wird ziemlich bald fallen müssen.«

»Hast war im Krieg noch nie von Nutzen.« Wedge runzelte die Stirn. »Es wird schon schwierig genug sein, das richtige Ziel auszuwählen. Die Kriterien dafür werden stundenlange Debatten erfordern.«

»Die haben wir bereits hinter uns.« Ackbar drückte einen anderen Knopf an seinem Holoprojektor, und ein neues Bild trat an die Stelle dessen von Tycho. Der Mann hatte kurz gestutztes weißes Haar und durchdringende blaue Augen, aus denen die nackte Grausamkeit leuchtete. Unter dem Porträt des Mannes war auf einem kleinen Computerbild eine rechte Handprothese zu sehen. Eine Liste mit den Spezifikationen der Hand war darunter zu erkennen. »Sie hatten schon einmal mit diesem Mann zu tun.«

»Admiral Delak Krennel.« Wedge spürte eine Gänsehaut auf seinem Arm. »Er hat die Zivilbevölkerung auf Axxila von TIE-Jägern beschießen lassen und uns Widerstand geleistet, als wir versuchten, Sate Pestage von Ciutric zu befreien.«

»Ja. Er hat Sate Pestage ermordet und seinen Besitz an sich gebracht — die ciutrische Hegemonie. Das verschaffte ihm die Herrschaft über ein Dutzend Welten und reichliches Kriegsmaterial. Er hat sich formal nicht Thrawn angeschlossen, aber er hat ihn finanziell unterstützt. Er regiert von Ciutric aus und verfügt über eine Flotte, die aus etwa einem Dutzend kapitaler Schiffe besteht, darunter auch seine Reckoning.«

Wedge lächelte. »Alles wieder hübsch instand gesetzt, wie?«

»Ja, so sieht es aus.«

»Er hat sich in letzter Zeit recht ruhig verhalten — ganz und gar nicht wie Terradoc. Wie können Sie rechtfertigen, gerade ihn anzugreifen?« Wedge runzelte kurz die Stirn und lachte dann laut auf. »Werden wir ihn wegen des Mordes an Pestage der Gerechtigkeit zuführen?«

»Dafür, und für den Mord an der Familie von Pestage. Als Krennel die Herrschaft übernahm, hat er sämtliche Angehörigen von Pestage, die er finden konnte, getötet. Allein bei dieser Säuberungsaktion sind über hundert Menschen umgekommen, und anschließend gab es weitere Säuberungsaktionen, die sicherstellen sollten, dass er an der Macht blieb. Das reicht durchaus aus, um ihn uns vorzuknöpfen.«

»Und die Tatsache, dass er den Zuständigkeitsbereich eines imperialen Offiziers an sich gerissen und in eine Art persönliches Reich umgewandelt hat, zeigt anderen, die auf ähnliche Gedanken kommen könnten, dass alles, was früher einmal dem Imperium gehört hat, jetzt uns gehört. Wer sich uns widersetzt, kann alles verlieren.«

Ackbar drehte den Kopf halb herum und starrte Wedge mit einem seiner großen gelben Augen an. »Politische Analyse, Wedge? Wenn ich gewusst hätte, dass Sie so leicht in die Rolle eines Generals schlüpfen, hätte ich schon früher darauf bestanden, dass Sie befördert werden.«

»Politik zu begreifen, Admiral, ist Lichtjahre davon entfernt, dass man sie auch mag oder sich darauf versteht. Trotzdem, Thyferra war mir eine große Lehre. Wenn wir es richtig anstellen, vermeiden wir vielleicht in Zukunft lange Kämpfe.« Wedge stand auf und salutierte. »Ich denke, ein General muss den Blick für das große Ganze haben. Solange ich danach handle, sorge ich dafür, dass meine Leute am Leben bleiben. Und, ganz gleich, welchen Rang ich bekleide, das ist diejenige meiner Pflichten, die mir am wichtigsten erscheint.«

3

Corran Horn betätigte die Entriegelung seines X-Wing und war bereits aus seinen Sitzgurten geschlüpft, ehe Whistler sämtliche Aggregate des Sternenjägers abgeschaltet hatte. Der Pilot nahm seinen Helm ab und legte ihn auf die Nase seines Raumjägers, kletterte aus dem Cockpit und sprang auf das Hangardeck. Als er sich aufrichtete, wandte er sich zu Whistler um, der schrill pfiff.

»Ich weiß, dass du herunter willst. Ich hole einen Techniker, der sich darum kümmert.«

Er drehte sich zur Einsatzzentrale herum und hob die Hand, um einen Techniker herbeizuwinken, aber in dem Augenblick packte ihn eine Frau an beiden Händen und stieß ihn einen Schritt zurück, unter die Tragfläche des X-Wing. Ihre Arme schlangen sich um ihn, und ihr Mund drückte sich auf den seinen, worauf Corran sie fest an sich drückte und den Duft ihres Haars und ihres Parfüms in sich einsog.

Schließlich löste er sich widerstrebend von ihr und blickte in ihre tiefen braunen Augen. »Du hast mir so gefehlt, Mirax, dass ...«

Sie küsste ihn wieder. »Du bist hier, ich bin hier. Jetzt ist Schluss von wegen einander fehlen, Liebster.«

Corrans Hand strich über ihre Wange und wischte dabei eine kleine Träne weg. »Tränen des Glücks, hoffe ich.«

»Und wie.« Sie hob ihre schwarzen Augenbrauen. »Und keine Freudentränen von dir?«

Er zuckte die Achseln. »Eine ganze Flut könnte ich bieten, aber das wäre schlecht für mein Image als Pilot, weißt du?«

Whistlers lautes Blöken enthob Mirax der Notwendigkeit, ihm zu antworten.

Sie deutete mit dem Daumen auf den Droiden. »Er hat schon Recht; ihr Piloten nehmt euer Image viel zu ernst.« Mirax griff ihm unters Kinn. »Aber ich muss schon sagen, ich habe noch nie viel für Männer übrig gehabt, die weinen.«

»Dann magst du also meine stoische Haltung?«

»Nein, Liebster, dein Lichtschwert.« Sie trat neben ihn und legte ihren rechten Arm um seine Hüfte. »Musst du zur Einsatzbesprechung, oder kann ich dich entführen?«

Corran runzelte die Stirn. »Ich denke, wir haben auf dem Rückflug von Bilbringi alles besprochen.«

»Dann willst du also bloß nach Hause und ins Bett fallen?«

Er schüttelte den Kopf, während sie sich ihren Weg durch das Chaos bahnten, das die Rückkehr der Staffel erzeugt hatte. »Ich war unterwegs auf der Home One genug in der Klappe.«

»Das war aber nicht die Frage, lieber Ehemann.«

Corran sah sie mit großen Augen an. »Ich schätze, ich war tatsächlich zu lange weg.«

»Ich bin sicher, Mirax wird sich etwas einfallen lassen, wie Sie das wieder gutmachen können, Lieutenant.« Wedge Antilles grinste breit. »Wie ich höre, ist sie recht erfinderisch.«

»Wedge!« Mirax warf sich in seine Arme und drückte ihn an sich. »Ich hab doch gewusst, dass Thrawn dich nicht erwischt.«

Wedge lächelte und wischte Mirax’ schwarze Mähne von ihren Schultern. »Na ja, jemand musste schließlich aufpassen, dass Corran nichts passiert. Ich wollte nicht nach Coruscant zurückkommen und dir sagen müssen, dass er gefallen ist.«

»Keine Angst, die Sorge hatte ich nicht.« Mirax strich mit der Hand über das Rangabzeichen auf der Brust von Wedges orange-farbener Kombination. Das Rechteck mit den runden Ecken enthielt fünf im Kreuzmuster angeordnete Sterne. »General? Oh, Wedge, deine Eltern wären stolz gewesen.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

»Danke.« Wedge löste sich aus ihrer Umarmung und blickte an sich hinab. Dann rötete sich sein Gesicht etwas, und er blickte mit einem verlegenen Lächeln auf. »Eigentlich nicht gerade das, was ich mit meinem Leben vorgehabt hatte, aber andererseits habe ich gehört, dass das Leben das ist, was einem passiert, während man darauf wartet, dass seine Pläne reifen.«

»Das habe ich auch schon mal gehört.« Mirax trat wieder an Corrans Seite und schob die Finger ihrer rechten Hand durch die seiner linken. »Der neue Rang bringt sicher auch neue Aufgaben für dich.«

»Das stimmt.« Wedge runzelte die Stirn und sah sich im Hangar um. »Und ich würde meine Pflichten verletzen, wenn ich dich jetzt nicht fragen würde, woher du eigentlich gewusst hast, dass wir jetzt ankommen, und wie du es geschafft hast, hier hereinzukommen. Dieser Hangar sollte ja eigentlich eine sichere Zone sein.«

Mirax warf Corran einen finsteren Blick zu. »Du hast ihm wohl Unterricht in Argwohn gegeben?«

Corran schüttelte den Kopf. »Nein, habe ich nicht. Und ich kenne euch Terriks auch viel zu gut, um solche Fragen zu stellen.«

»Sehr gut, Corran.« Wedge nickte ein wenig dümmlich. »Wahrscheinlich sollte ich dafür dankbar sein, dass Booster seine Errant Venture nicht hier geparkt hat.«

Mirax lachte. »Das hätte er mit Vergnügen getan, aber er glaubt noch nicht ganz, dass Thrawn wirklich erledigt ist. Er meint, das sei ein Gerücht, um ihn dazu zu veranlassen, dass er seinen Sternenzerstörer aus seinem Versteck holt, damit Thrawn ihn seiner Flotte einverleiben kann.«

Corran tippte sich mit dem Finger ans Kinn. »Booster gegen Thrawn. Ich würde einiges darum geben, mir den Kampf anzusehen.«

»Wart’s nur ab. Irgendwann wird Booster genug von den vielen Geschichten haben, dass sich ein Geisterschiff hinter Thrawns Linien herumgetrieben hat, und wird behaupten, er sei der Grund gewesen, dass Thrawn bei Bilbringi abgelenkt wurde und den Tod fand.« Wedge lächelte breit. »In fünf Jahren werden wir alle hören, dass wir die Venture in unserer Mitte hatten, als wir diese Golan-Station erledigt haben.«

Mirax drückte Corran den Finger auf die Lippen und sah ihn so finster an, dass er sich jeden Kommentars über ihren Vater enthielt. »Um Ihre vorherige Frage zu beantworten, General Antilles, man hat Ihre Ankunft hier erwartet, weil Admiral Ackbar eine Party angesetzt hat, um die Rückkehr der Staffel zu feiern. Emdrei war so pflichtbewusst, mich von dieser Feier zu verständigen.«

Corran schob sanft Mirax’ Finger weg. »Wir feiern eine Begrüßungsparty, die von einem Droiden organisiert wird?«

Seine Frau lächelte. »Ich habe ihm die Wahl gelassen: Er darf entweder über das Budget oder über die Gerichte bestimmen. Die Feier steigt gegen acht in eurer Halle.«

Wedge nickte. »Gibt es Ryshcate?«

»Das hatte ich vor. Ich habe so ziemlich alles zu Hause, was ich dafür brauche.« Mirax sah Corran von der Seite an. »Höchstens einen Helfer brauche ich noch.«

Corran deutete auf seinen grün-weißen X-Wing, wo ein Techniker gerade mit Hilfe eines Krans Whistler aus seiner Verankerung befreite. »Whistler wird dir gleich zur Verfügung stehen.«

Der Druck ihrer Finger auf seiner Hand verstärkte sich. »Das war eigentlich nicht der Helfer, an den ich gedacht hatte.«

Corran verspürte eine Aufwallung von Wärme, und sein Gesicht rötete sich. Er sah zu Wedge hinüber. »Wenn es dir nichts ausmacht, General, müsste ich mich ein wenig ums Kochen kümmern.«

Whistler traf die Vorbereitungen für das Backen des Ryshcate so geschickt und versprach einen schrillen Alarm, wenn er fertig war, dass Corran und Mirax Zeit hatten, die Küche ihres kleinen Apartments zu verlassen. Die Küche war zwar mit den neuesten Gerätschaften ausgestattet, wirkte aber so eng wie das Cockpit eines X-Wing, als alle drei versuchten, sich hineinzudrängen. Also begaben sie sich in ein kleines Wohnzimmer, das an das kleinere der beiden Schlafzimmer des Apartments angrenzte. Mirax benutzte den Raum als Büro für ihr Import-Export-Geschäft, und deshalb war es mit allem möglichen Kram vollgestopft. Corran machte das nichts aus, weil er auf die Weise Mirax’ Vater, wenn dieser Coruscant besuchte, das Zimmer nicht anzubieten brauchte.

Mirax hatte ihr eigenes Schlafzimmer neu dekoriert, während Corran mit der Sonderstaffel unterwegs war, um Jagd auf Großadmiral Thrawn zu machen. Manchem würde es als Frivolität erscheinen, ein Zimmer neu zu dekorieren, während Krieg herrschte, aber Corran hatte dafür Verständnis. Er wusste, dass Mirax während der Thrawn-Krise nicht gerade untätig gewesen war. Sie hatte sehr viel Zeit damit verbracht, Flüchtlinge von Welten zu retten, die Thrawn bedroht hatte, und hatte so manche andere Welt mit Lebensmitteln versorgt. Als sie in ihre Wohnung auf Coruscant zurückgekehrt war, hatte ihr das leere Schlafzimmer, das sie mit ihm geteilt hatte, bewusst gemacht, wie sehr er ihr fehlte. Indem sie es neu dekoriert hat, um es mir bei meiner Rückkehr zeigen zu können, hat sie etwas geschaffen, das uns mehr an unsere gemeinsame Zukunft als an die unsichere Gegenwart erinnert. Sobald Whistler mit dem Backvorgang betraut worden war, hatte Mirax sich mit großem Eifer daran gemacht, ihm all die Veränderungen zu zeigen, die sie vorgenommen hatte. Er fand das neue Bett sehr bequem, den otteganischen Seidenteppich sehr weich und die Handtücher aus Nerfwolle geradezu begierig, alles Wasser aufzusaugen, das nach einem heißen Aufenthalt in der Hygienezelle übrig geblieben war. Mirax hatte sogar Änderungen an seiner Garderobe vorgenommen und ein paar äußerst modisch geschnittene Anzüge für ihn gekauft — obwohl ihm die grellen Farben ein wenig übertrieben vorkamen. Mirax wischte seine Einwände hinsichtlich des Outfits, das er tragen sollte, mit einer Handbewegung beiseite. »Dieses leuchtende Grün der Hosen und der Tunika und das Hemd mit dem elfenbeinfarbenen Kragen ist die neueste Mode, Corran. Das Imperium hat seinen letzten Versuch gemacht, die Neue Republik zu zerstören. Düstere imperiale Farben zu tragen oder die nichtssagenden Klamotten, die die Leute im Kampf gegen das Imperium trugen, ist heute eindeutig out. Das war Tarnkleidung, aber die brauchen wir nicht mehr.«

»Es ist eine Sache, sich nicht mehr zu verstecken, aber eine ganz andere, sich als Zielscheibe herauszuputzen.« Er lächelte, als er Mirax dabei zusah, wie sie ihre Ohrringe anlegte. Das silberne Funkeln des Schmucks setzte sich in den silbernen Applikationen ihres Kleids fort, wobei er nicht gleich erkannte, was das lange, vorne tief und hinten noch tiefer ausgeschnittene schwarze Kleid eigentlich zu diesem silbernen Funkeln veranlasste — vielleicht spezielle in das Material eingewebte Fäden —, aber jedenfalls machten sie Mirax zur Zielscheibe. »Ein höchst beeindruckendes Kleid.«

»Oh, vielen Dank. Du hast es mir zu unserem Hochzeitstag gekauft.«

Corran setzte zu einer Antwort an, zögerte dann und runzelte die Stirn. Er sah, dass Mirax ihn im Spiegel beobachtete, also zuckte er bloß die Achseln. »Weißt du, ich habe den Tag nicht vergessen.«

»Ich weiß schon. Ich habe deine Nachricht schon bekommen. Ich habe gewusst, dass du mir so etwas gekauft hättest, wenn du da gewesen wärst, also habe ich dir die Mühe abgenommen.« Sie drehte sich um und gab ihm einen Kuss. »Weißt du, auch wenn wir in letzter Zeit meistens getrennt waren, ich bin wirklich froh, dass ich mit dir verheiratet bin.«

»Und ich mit dir.« Corran strich ihr sanft über den Rücken, als er sie küsste. »Der nächste Imp, Warlord oder Pirat, der uns auseinander bringen will, ist tot, mausetot!«

»Genau das, was ich auch denke, mein Lieber.« Sie küsste ihn auf die Nase, drehte ihn dann herum und schob ihn zur Tür. »Vielleicht sollte die Sonderstaffel eine entsprechende Verlautbarung herausgeben, dann würde von nun an Frieden herrschen.«

Obwohl Corran lieber mit Mirax zu Hause geblieben wäre und sich wieder an sie gewöhnt hätte, hatte er Spaß an der Party, die seine Frau arrangiert hatte. In den beinahe drei Jahren, die er mit der Staffel verbracht hatte, hatte er seine Pilotenkollegen gut kennen gelernt. Er hatte unglaublich viel Zeit zusammen mit ihnen verbracht, gewöhnlich unter widrigen Bedingungen. Sie waren sich dabei alle näher gekommen, und sie jetzt um sich zu haben, ohne ans Kämpfen denken zu müssen, machte Corran bewusst, wie viel sie ihm bedeuteten.

Er lächelte, als er Gavin Darklighter dabei zusah, wie dieser mit Asyr Sei’lar tanzte. Corran konnte sich noch gut erinnern, wie Gavin als schlaksiger Junge in die Staffel eingetreten war, kaum den Kinderschuhen entwachsen. Sein hellbraunes Haar, die zutraulich blickenden braunen Augen und sein stets freundliches Wesen hatten dazu beigetragen, dass alle ihn gleich gemocht hatten. Über die Jahre war Gavin gereift — und hatte sich als äußeres Zeichen seines Erwachsenseins einen Backenbart und einen kleinen Schnurrbart zugelegt. Der Krieg hat ihn von einem Bauernjungen auf einer Wüstenwelt in einen Spitzenpiloten verwandelt, einen Mann, der sich genau überlegt, was er tut. Asyr Sei’lar, die bothanische Frau, mit der Gavin eine Beziehung aufgebaut hatte, strahlte ihn aus ihren violetten Augen an. Sie war schmächtig gebaut, und ihr schwarzweißes Fell ließ sie wie ein Kätzchen wirken, aber die fließende Grazie ihrer Bewegungen ließ auch erkennen, wie viel Kraft in ihr steckte. Corran hatte großen Respekt vor ihren Leistungen als Pilotin und den Entscheidungen, die sie getroffen hatte. Sie ist bei der Staffel geblieben, obwohl ihre bothanischen Vorgesetzten andere Wünsche hatten, und hat sich auch weiterhin mit Gavin getroffen, obwohl auch das Kritik ausgelöst hatte. Sich gegen Vorgesetzte durchzusetzen, besonders wenn man der bothanischen Rasse angehörte, erforderte ein stählernes Rückgrat, aber genau das hatte Asyr.

Ooryl Qyrrg, ein Gand, der seit langer Zeit Corrans Flügelmann war, kam jetzt mit einem Teller in der Hand auf ihn zu, der mit einem Haufen langer glänzender Protoplasmastreifen in allen Farben des Regenbogens bedeckt war. Er zupfte sich mit seiner dreifingrigen Hand einen davon vom Teller und sog ihn elegant in den Mund, wobei seine Kieferbacken sich mit einem Knacken schlossen, als der Streifen verschwunden war. Eine durchsichtige Membrane schob sich über Ooryls Facettenaugen, und der Gand gab einen kleinen Zischlaut von sich, ein Geräusch, von dem Corran schon seit langer Zeit wusste, dass es dem zufriedenen Aufseufzen eines Menschen entsprach.

»Lecker, nicht wahr?«

»Ja, Corran, allerdings.« Seine Kiefer öffneten sich zur besten Imitation eines Grinsens, die Ooryl zustande brachte. »Aber ein angelernter Geschmack. Auf Gand gibt es Rassen, die diese Uumlourti nicht essen können — die sterben sogar davon. Ich glaube nicht, dass du sie mögen würdest.«

Corran tätschelte seinem Freund das graugrüne Exoskelett über seiner linken Schulter. »Ehrlich gesagt, hatte ich nie viel für schleimiges Essen übrig. Und um herauszufinden, ob es mir schmeckt, mag ich auch nicht meinen Tod riskieren. Aber lass dich von mir nicht abhalten.«

»Das habe ich nicht vor, Corran.«

Der corellianische Pilot schüttelte den Kopf. »Es hat einmal eine Zeit gegeben, da hättest du das schon getan.«

»Ooryl versteht diese Bemerkung nicht.«

»Wenn ich mir Gavin ansehe, muss ich an die Zeit zurückdenken, als ich zur Staffel kam. Damals warst du noch kein Janwuine, also hast du dich selbst immer als Ooryl oder als Qyrgg bezeichnet. Du warst damals nicht so aufgeschlossen, sondern eher vorsichtig. Und dann bist du selbstbewusster geworden und geschickter, und das war — das ist — großartig.«

Ooryl sah ihn von der Seite an. »Der Ooryl, den du da schilderst, hätte dich wahrscheinlich darauf hingewiesen, dass er in seiner Zeit bei der Staffel eine Menge von dir gelernt hat.«

»Wahrscheinlich. Ich andererseits würde das nicht tun, sonst könntest du eingebildet werden.« Sein Mund klappte auf und schloss sich mit einem Klicken wieder. »Aber jetzt mache ich mich über dich lustig, ja?«

»Ich hab’ schon kapiert, Ooryl. Du hast tatsächlich dazugelernt.«

»Ja. Ich habe es gelernt, meine Freunde zu schätzen.« Ooryl deutete auf ein Paar, das sich auf der Tanzfläche bewegte. »Captain Celchu hat sich weiter ganz darauf konzentriert, gegen das Imperium zu kämpfen, obwohl man ihn verdächtigt hat, ein Spion zu sein. Winter hat ihn trotz der Vorwürfe, die die Neue Republik gegen ihn vorgebracht hat, weiterhin unterstützt. Wir waren alle sehr glücklich, dass der Verdacht sich als unbegründet erwies, aber Tycho hat sich seine Verstimmung nie anmerken lassen.«

»Ja, er hat sich großartig benommen.« Corran sah sich nach den anderen Angehörigen seiner Staffel um. Hobbie und Janson redeten in einer Ecke auf zwei Bothanfrauen ein. Inyri Forge, Nawara Ven und seine Frau, Rhysati Ynr — die Corran nur selten zu Gesicht bekommen hatte, seit sie aus der Staffel ausgetreten war und mit Nawara eine Familie gegründet hatte —, saßen an einem Tisch und hörten einem alten Mann zu, der Geschichten aus seiner aktiven Zeit im Cockpit erzählte. Myn Donos unterhielt sich gemeinsam mit Wedge mit General Salm, während die Quarren Lyyr Zatoq und der Issori Khe-Jeen Slee sich angeregt mit Koyi Komad unterhielten, einem Twi’lek, der einmal als Chefmechaniker bei der Sonderstaffel Dienst getan hatte.

»Wir sind alle so unterschiedlich, aber was wir in der Staffel erlebt haben, vereint uns. Dass wir zusammenkommen konnten, macht mir große Hoffnung für die Neue Republik.«

»Ja, das empfinde ich auch so.« Ooryl schlürfte einen weiteren Uumlourti in sich hinein. »Es ist schön, alle unsere Freunde hier zu sehen.«

»Das stimmt. Ich hatte ganz vergessen, dass wir so viele hatten.« Corran lächelte und nickte einem großen bärtigen Mann zu, der sich jetzt durch die Menge seinen Weg zu ihm bahnte. Corran wusste, dass er dem Mann früher schon einmal begegnet war, wusste aber nicht, wo er ihn hintun sollte. Dann hob der Mann die rechte Hand und winkte ihm zu, und jetzt entdeckte Corran, dass ihm an der rechten Hand die letzten zwei Finger fehlten. »Verdammt!«

Ooryl sah zu Corran hinüber. »Was ist denn?«

»Dieser Mann, der da auf uns zukommt, der war mit mir zusammen auf der Lusankya gefangen. Er ist einer der Männer, die verschwunden waren.« Corran trat mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. »Bei den schwarzen Knochen des Imperators, was machst du hier?«

Der Mann blieb stehen und zögerte, wirkte plötzlich unsicher. »Ich habe eine Nachricht für Sie, Corran Horn.« Er griff sich mit beiden Händen an die Schläfen und zuckte zusammen. »Es tut mir Leid. Ich weiß, dass ich Sie kenne, aber ...« Seine Stimme stockte. »Ich weiß nicht, wer ich bin.«

Corran ließ die Hände sinken. »Du warst mit mir auf der Lusankya, du warst Adjutant von General Jan Dodonna. Dein Name ist Urlor Sette.«

»Ja, Urlor Sette.« Den Bruchteil einer Sekunde lang sah Corran die Erleichterung in den braunen Augen des Mannes, spürte, wie sich seine Haltung lockerte. Dann verdrehten sich seine braunen Augen, und ein Blutstrom schoss ihm aus Augen und Nase. Der Mann stieß einen schrillen Schrei aus, wobei ihm das Blut aus dem Mund spritzte. Sein Rücken sackte ein, und seine Knochen knackten, dann stürzte er nach rückwärts und blieb in einer sich ausweitenden Pfütze aus Blut auf dem Boden liegen, während die Menge sich rings um ihn zurückzog.

Corran kniete neben ihm nieder und tastete nach seinem Puls, zog dann aber die Hand zurück, als er merkte, dass da keiner mehr war. Obwohl er nie viel Zeit damit verbracht hatte, die latenten Jedi-Fähigkeiten, die er geerbt hatte, weiterzuentwickeln, wusste er mit absoluter Sicherheit, dass der Mann tot war.

Wedge kauerte neben ihm nieder. »Was ist hier los?«

Corran fröstelte. »Urlor Sette war mit mir auf der Lusankya. Er hat gesagt, er hätte eine Nachricht für mich.« Corran streckte die Hand aus und drückte dem Mann die Augen zu. »Die Nachricht habe ich bekommen, und wenn man bedenkt, wie sie übermittelt wurde, gibt es nur eine Person, von der sie stammen kann.«

4

Prinz-Admiral Delak Krennel schritt stumm durch die dunklen Hallen seines Palastes auf Ciutric. Von hoch gewachsener, kräftiger Gestalt, breitschultrig und mit einer schmalen Taille und ebensolchen Hüften ausgestattet, war Krennel immer stolz darauf gewesen, sich lautlos und schnell bewegen zu können. Während seiner Ausbildungszeit an der Imperialen Akademie auf Prefsbelt IV war er Akademiemeister im waffenlosen Nahkampf geworden und war sehr stolz darauf, dass er sich auch in der inzwischen verstrichenen Zeit fit und kampfbereit gehalten hatte. Ich bin noch Gramm für Gramm derselbe Kämpfer, der ich damals war.

Er sah auf die Prothese aus nacktem Metall, die seine rechte Hand und seinen Unterarm ersetzt hatte. Die Finger formten sich lautlos zu einer Faust, und nur ein schwaches Glühen verriet die Metallplatten und Kontakte, die das künstliche Glied darstellten. Tatsächlich bin ich sogar ein besserer Kämpfer geworden, aber das ist gut. Das muss ich heute sein.

Er fuhr sich ein paar Mal mit den Fingern durch sein kurz gestutztes Haar und strebte dann mit langen Schritten auf sein Büro zu. Seine weiße, rot eingefasste Tunika stand immer noch offen, und wenn es nicht so spät und die Nachricht, die ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, nicht von geradezu weltbewegendem Ausmaß gewesen wäre, hätte er sich vermutlich wegen seines Aussehens Gedanken gemacht. Die kurze Nachricht, die ihm ein Protokolldroide überbracht hatte, hatte ihn sofort hellwach sein lassen und ihn in sein Büro gejagt, um sich dort über deren Wahrheitsgehalt zu vergewissern.

Seine blauen Augen verengten sich. Er konnte kaum glauben, dass Großadmiral Thrawn tot war — wollte es auch gar nicht glauben, weil er immer gehofft hatte, eines Tage derjenige sein zu können, der Thrawn tötete. Die Imperiale Flotte hatte Krennel in die Unbekannten Regionen geschickt, und Thrawn war dort sein Vorgesetzter gewesen. Alle Fasern seines Wesens hatten sich dagegen gesträubt, sich von einem Alien herumkommandieren zu lassen, und wenn Krennel auch zugeben musste, dass Thrawn ein Genie war, hatte er doch auch gefährliche Schwächen an ihm entdeckt.

Er erinnerte sich daran, wie Thrawn die Kunstwerke einer Kultur zu studieren pflegte und in ihr Hinweise danach suchte, wie diese Spezies funktionierte. Thrawn behauptete immer, solche Studien lieferten ihm den Schlüssel zum Sieg gegen viele fremde Rassen. Krennel war der Ansicht, dass diese Kenntnis in Thrawn auch einen gewissen Respekt für diese Spezies weckte — bei denen es sich ausschließlich um Untermenschen handelte —, und dass dies seine Effizienz schwächte. Krennel hatte Thrawn gezeigt, dass man mit Brutalität häufig noch mehr erreichte als mit dem Studium der Künste, aber Thrawns Reaktion auf diese Lektion Krennels hatte in keinerlei Verhältnis zu dieser Lektion gestanden.

Krennels Wangen brannten immer noch, wenn er sich daran erinnerte, wie Thrawn ihn und sein Schiff, die Reckoning, zu den Kernwelten geschickt hatte. Krennel kehrte in Ungnaden zurück und war überzeugt, dass der Imperator selbst — auf den Thrawn allem Anschein nach ungewöhnlich starken Einfluss hatte — Krennels Karriere beendet hätte. Zu Krennels Glück war der Imperator bei Endor gestorben, sodass er der Strafe entgangen war.

»Und ich hatte nie eine Gelegenheit zur Rechtfertigung.« Krennels tiefe Stimme hallte durch den dunklen Korridor, obwohl er seine Worte nur gezischt hatte. Seine Metallhand ballte sich erneut zur Faust. »Ein ewiger Schandfleck meiner Ehre.«

Er war erneut in die Imperiale Flotte eingetreten und hatte der Versuchung widerstanden, ein Warlord zu werden, aber keine sechs Monate nach dem Tod des Imperators hatten sich Umstände ergeben, die ihm Gelegenheit boten, sein Schicksal selbst zu gestalten. Sate Pestage, der Großwesir des Imperators, hatte beim Tode des Imperators die Kontrolle über das Imperiale Zentrum übernommen. Als die Position des Mannes dann schwächer geworden war, hatte er versucht, mit der Neuen Republik eine Vereinbarung zu treffen. Er hatte angeboten, das Imperiale Zentrum und andere wichtige Welten preiszugeben, wenn man ihm dafür seine persönliche Sicherheit garantierte und ihm erlaubte, seinen Besitz zu behalten. Das Militärtribunal, das Pestage nach seiner Flucht nach Ciutric abgesetzt hatte, hatte Krennel damit beauftragt, Pestage der Gerechtigkeit zuzuführen. Krennel kam nach Ciutric, fand dort Pestage und übernahm seinen Besitz und sein Amt. Er ernannte sich selbst zum Prinz-Admiral und brachte es fertig, die mehr als ein Dutzend Welten umfassende ciutrische Hegemonie in den turbulenten Zeiten, die nach der Eroberung des Imperialen Zentrums durch die Neue Republik und der Vernichtung von Warlord Zsinj einsetzten, zusammenzuhalten.

Und dann war Thrawn zurückgekommen. Thrawn beanspruchte volle Autorität über sämtliche imperialen Besitzungen. Krennel war es zweckmäßig erschienen, Thrawn in gewissem Ausmaß zu unterstützen — ihn mit Munition, Personal und einigen Rohstoffen zu beliefern —, aber als Vorgesetzten hatte er Thrawn nie anerkannt. Krennel hatte befürchtet, dass Thrawn sich ihn und sein kleines Reich vornehmen könnte, sich aber der Hoffnung hingegeben, Thrawn standhalten zu können.

Jetzt stand Krennel vor der Tür seines Büros und strich mit seiner Metallhand über die Schlossplatte. Er trat einen Schritt vor und stieß mit der rechten Schulter gegen die Tür, aber die wollte sich nicht öffnen. Er strich erneut über die Schlossplatte, diesmal langsamer, um sicherzugehen, dass die Sensorik die Signatur der in seine Hand eingebetteten Stromkreise registrieren würde.

Wieder öffnete sie sich nicht.

Krennel stieß eine Verwünschung aus und gab eine Zahlenkombination in das Nummernfeld unter der Schlossplatte ein. Das Schloss klickte, und Krennel stieß die Tür mit der Schulter auf. Er trat in das dunkle Zimmer und spürte, wie etwas Kaltes, Dünnes über seine Kehle streifte. Er hatte einen weiteren halben Schritt zurückgelegt, als er spürte, wie dieses kalte Etwas sich zusammenzog. Krennel fuhr mit seiner Metallhand in die Höhe und packte den dünnen Metalldraht. Er riss daran, worauf der Draht riss und um seinen Hals hängen blieb.

Das Klatschen eines Händepaars hallte laut durch sein Büro. Ohne sich darum zu kümmern, stampfte Krennel zu seinem Schreibtisch und tastete nach dem Schalter für die Leuchtplatte. Er zögerte, ließ die linke Hand über dem Kontakt verharren und drehte sich langsam in Richtung zu dem Applaus, den er gehört hatte, herum.

»Wenn Sie meinen Tod gewollt hätten, dann hätte mich diese Schlinge jetzt erwischt. Wird es mein Tod sein, wenn ich uns jetzt das Licht einschalte?«

Schweigen.

Krennel sah auf seine linke Hand und betätigte den Schalter. Eine Reihe von etwa drei Meter über dem Boden an den Wänden angebrachter Leuchtplatten erhellten den Raum. Ihr Licht fiel auf die Kuppeldecke, die es nach unten reflektierte. Der in grauen und bräunlichen Tönen gehaltene Raum strahlte jetzt warm. Krennel wartete, bis die Beleuchtung heller geworden war, richtete sich dann zu seiner ganzen Größe auf und drehte sich langsam zu seinem Besucher herum. Er wusste, dass er Eindruck machen würde, und dieser Eindruck war in Anbetracht der Lage, in der er sich befand, von großer Wichtigkeit.

Aber wie sich schnell zeigen sollte, blieb er weit hinter dem Eindruck zurück, den seine Besucherin machte.

Er hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen — abgesehen von gelegentlichen Albträumen. Sie war nur unwesentlich kleiner als er und trug ihr langes schwarzes Haar offen. Zwei lange weiße Strähnen umrahmten ein Gesicht, das der Frau auf vielen Planeten Bewunderung eingetragen hätte. Ihre hohe Stirn, das kräftige Kinn, die ausgeprägten Backenknochen und die aristokratische Nase hätten sie zu einer echten Schönheit gemacht, wenn da nicht zwei andere Dinge gewesen wären, die das Bild beeinträchtigten.

Das eine waren ihre Augen. Das linke glühte wie geschmolzenes Eisen, als ob die Iris mit radioaktivem Blut unterlaufen wäre. Das blasse Blau des anderen Auges wirkte kälter als gefrorenes Methan, und ihr Blick jagte Krennel eisige Schauer über den Rücken. Die Frau strahlte eine Art von Macht aus, die Krennel als sehr verführerisch empfand, aber er wusste auch, dass diese Macht ihn vernichten konnte.

Der andere Makel in ihrem Gesicht war ein von einer kleinen, kraterförmigen Vertiefung unter ihrer rechten Schläfe ausgehendes Netz von Narben. Krennel musterte sie ein paar Augenblicke lang intensiv und gelangte dann zu dem Schluss, dass diese Narben vermutlich auf ein massives Trauma zurückzuführen waren, die ein geschickter Chirurg repariert hatte. Er erinnerte sich daran, dass die Sonderstaffel behauptet hatte, sie nach ihrer Vertreibung von Thyferra getötet zu haben, aber ihre Anwesenheit in seinem Büro widerlegte diese Behauptung eindeutig.

Krennel nahm langsam die Überreste der Drahtschlinge von seinem Hals und warf sie auf den Boden. »Damit wollten Sie mir offenbar etwas demonstrieren, Ysanne Isard?«