Star Wars. X-Wing. Die teuflische Falle - Michael A. Stackpole - E-Book

Star Wars. X-Wing. Die teuflische Falle E-Book

Michael A. Stackpole

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Beschreibung

Der Krieg der Sterne geht weiter - und wie Luke Skywalker oder Han Solo sind auch der X-Wing-Pilot Wedge Antilles und die Sonderstaffel stets an vorderster Front zu finden, wenn es darum geht, die Schergen des Imperiums zu bekämpfen.

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Inhaltsverzeichnis

WidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41Kapitel 42Kapitel 43Kapitel 44Kapitel 45Kapitel 46DankCopyright

Dem Andenkenvon Patty Vardemangewidmet

1

Commander Wedge Antilles hätte eine Zeremonie im kleinen Kreis vorgezogen. Die Sonderstaffel betrauerte den Verlust eines der ihren, eine Woche nach seinem Tod. Wedge wollte eine kleine Gruppe von Vertrauten zusammenbringen, bei der Corran Horns Freunde die Erinnerungen an ihn teilen konnten, aber das war nicht möglich. Corran war während der Befreiung von Coruscant gestorben. Das machte ihn zu einem Helden unter Helden, und obwohl auch Corran selbst vermutlich eine Gedenkfeier im kleinen Kreis vorgezogen hätte, war das einfach nicht heroisch genug für jemanden, der so berühmt gewesen war wie er.

Wedge hatte also gewußt, daß nicht alles nach seinen Wünschen verlaufen würde, aber er hatte nicht vorausgesehen, wie sehr die Dinge außer Kontrolle geraten würden. Er hatte erwartet, daß sich einige Würdenträger an jenem Hügelgrab aus Pseudogranit einfinden würden, das den Ort bezeichnete, wo ein Gebäude über Corran zusammengebrochen war. Er hatte sogar erwartet, daß ein paar Leute auf den Balkonen der nahen Hochhäuser stehen würden. Schlimmstenfalls hatte er damit gerechnet, daß sich Schaulustige auf den Ladeflächen von Lastgleitern niederließen.

Aber das alles war von den Bürokraten übertroffen worden, die die Gedenkfeier organisiert hatten. Sie hatten aus einer Zeremonie, die wirkliche Trauer ausdrücken sollte, eine Propagandaveranstaltung für die gesamte Neue Republik gemacht. Corran Horn war ein Held – das verkündeten sie laut –, aber er war auch ein Opfer. Und als solches stand er für alle Opfer des Imperiums. Es war vollkommen gleich, daß Corran sich zweifellos dagegen verwahrt hätte, als Opfer bezeichnet zu werden. Sie hatten ihn zu einem Symbol gemacht – einem Symbol, wie es die Neue Republik dringend brauchte.

Auch die Sonderstaffel war diesem Prozeß nicht entgangen. Die Piloten hatten immer orangefarbene Overalls getragen oder, nachdem es schwieriger geworden war, den Nachschub zu organisieren, alles, was zu haben war. Corrans Overall war grün, schwarz und grau gewesen, weil er ihn von den corellianischen Sicherheitskräften mitgebracht hatte. Um ihn zu ehren, hatte man diese Farben für die neuen Uniformen der Staffel verwendet: grüne Overalls mit dunkelgrauen Streifen an den Seiten, schwarzen Ärmeln und Paspeln. Auf dem linken Ärmel und auf der Brust war das Wappen der Sonderstaffel angebracht. Es war auch auf den grünen Schirmmützen gewesen, die ein Kuati entworfen hatte, aber Wedge hatte diesen Zusatz zur Uniform strikt abgelehnt.

Auch die Zusammensetzung der Staffel hatte sich geändert. Asyr Sei’lar, eine Bothan, und Inyri Forge, die Schwester einer verstorbenen Pilotin der Staffel, waren hinzugekommen. Wedge hätte beide jederzeit willkommen geheißen, denn sie waren für den Erfolg der Mission, die zur Befreiung Coruscants geführt hatte, überaus wichtig gewesen, aber man hatte sie ihm schon aus politischen Gründen aufgenötigt. Außerdem war Portha, ein Trandoshaner, zur Staffel gestoßen, obwohl er kein Pilot war. Er. gehörte nun zu den Sicherheitskräften der Einheit – einer Abteilung, die es zuvor überhaupt nicht gegeben hatte. Alle drei waren Wedges Staffel von Bürokraten zugeteilt worden, um diverse Welten der Neuen Republik zu belohnen, und Wedge haßte es, wie man diese Leute einfach benutzte.

Die Gedenkfeier war völlig überzogen gewesen, so daß man sogar Tribünen errichtet und mit verschiedenen Farben gekennzeichnet hatte, um die Zugangsbereiche für bestimmte Personengruppen festzulegen. Überall hatte man Holokameras aufgestellt, damit die Zeremonie aufgezeichnet und auf zahllosen Planeten wiedergegeben werden konnte. Trotz der sehr realistischen Angst, sich mit dem höchst ansteckenden Krytos-Virus zu infizieren, waren die Tribünen überfüllt.

Wedge sah sich nach seinen Leuten um. Sie hielten sich gut, trotz des hellen Sonnenlichts und der für die Jahreszeit ungewöhnlichen Wärme. Die kürzlichen Regenfälle hatten die Luftfeuchtigkeit erheblich erhöht, so daß jede Art von Kleidung sofort am Körper zu kleben begann und die Luft wie eine erdrückende Decke über allem lag. Sie schien Geräusche ebenso zu ersticken wie Gefühle, und Wedge war versucht sich vorzustellen, daß damit der Planet selbst seine Trauer um Corran kundtat.

Zusätzlich zu den Angehörigen der Sonderstaffel standen auch andere Freunde Corrans auf der Plattform direkt neben dem Granithaufen. Iella Wessiri, eine schlanke, braunhaarige Frau, die bei CorSec Corrans Partnerin gewesen war, stand neben Mirax Terrik. Obwohl Mirax die Tochter eines berüchtigten corellianischen Schmugglers war, hatte sie sich eng mit Corran angefreundet. Sie kannte Wedge seit ihrer Kindheit und hatte ihm unter Tränen gestanden, daß sie und Corran die Befreiung Coruscants zusammen hatten feiern wollen. Er konnte sehen, daß sie sehr verliebt in Corran gewesen war, und der Anblick ihres starren Gesichts tat ihm weh.

Es fehlt nur Tycho. Wedge runzelte die Stirn. Captain Tycho Celchu hatte der Sonderstaffel schon lange angehört und als Wedges Vertreter fungiert. Auf Wedges Befehl hin hatte er sich heimlich der Mission auf Coruscant angeschlossen und großen Anteil an der Überwindung der Verteidigungsanlagen des Planeten gehabt, und dies war nur die letzte in einer Reihe heldenhafter Missionen gewesen, die Tycho während der letzten Jahre im Dienst der Rebellion durchgeführt hatte.

Leider war der Geheimdienst der Allianz auf Material gestoßen, das darauf schließen ließ, daß Tycho für das Imperium arbeitete. Sie gaben ihm nicht nur die direkte Schuld an Corrans Tod, sondern auch am Tod von Bror Jace, eines anderen Piloten der Sonderstaffel, der im Vorfeld der Coruscant-Schlacht umgekommen war. Wedge wußte nicht genau, welche Beweise man im einzelnen gegen Tycho hatte, aber er bezweifelte die Unschuld seines Freundes keinen Augenblick. Dennoch, auf lange Sicht mußte das nichts zu bedeuten haben.

Trotz der Befreiung war Coruscant kein angenehmer oder stabiler Planet. Eine schreckliche Seuche – hervorgerufen vom Krytos-Virus – raffte die nichtmenschliche Bevölkerung dahin. Sie hatte die Rebellion schwer getroffen, und für einige Spezies stellte es schon einen Akt äußersten Mutes dar, den Planeten überhaupt zu betreten. Man konnte die Auswirkungen des Virus zwar mit Bacta behandeln, aber sämtliche Vorräte der Rebellion genügten nicht, um die Behandlung aller Erkrankten zu sichern. Dadurch war Panik entstanden und darüber hinaus eine gereizte Stimmung gegenüber den Menschen, die offenbar immun gegen die Krankheit waren.

Die Gedenkfeier war so wichtig geworden, weil die Bevölkerung von Coruscant etwas brauchte, was sie vereinte und von ihrem Leiden ablenkte, und sei es nur für einen Augenblick. Die Tatsache, daß in der Sonderstaffel Menschen und Nichtmenschen zusammenarbeiteten, demonstrierte die Wichtigkeit dieser Einigkeit, die die Rebellion schon so weit geführt hatte. Nichtmensclzliche Würdenträger, die hier mit ihren menschlichen Kollegen zusammentrafen, um einen toten Menschen zu betrauern, erkannten damit an, was die Rebellion den Menschen schuldete. Redner bemühten sich, ihre Mitkreaturen zur Zusammenarbeit aufzurufen, um eine Zukunft aufzubauen, die das Opfer Corrans und der anderen rechtfertigte. Ihre Worte hoben alles auf ein philosophisches oder metaphysisches Niveau und zielten darauf ab, die Ängste und Sorgen der Bürger zu beschwichtigen.

Mit Sicherheit ein nobles Unterfangen, aber Wedge war auch der Ansicht, daß es kaum noch in einem Zusammenhang mit Corran stand. Er zupfte an den Ärmeln seiner Uniformjacke, als ein bothanischer Protokollführer ihn nach vorne winkte. Wedge trat ans Podium und hätte sich am liebsten darauf gestützt. Jahre des Kampfes und zu viele Abschiede von Freunden und Kameraden belasteten ihn schwer-aber er gab der Müdigkeit nicht nach. Aufgrund seines Stolzes und seiner Freundschaft zu Corran hielt er sich aufrecht.

Er ließ den Blick über die Zuschauer schweifen, dann konzentrierte er sich auf den Pseudogranithaufen neben sich. »Corran Horn ruht nicht friedlich in seinem Grab.« Er hielt einen Augenblick inne, damit die Stille alle an den wahren Grund der Zeremonie erinnern konnte. »Corran Horn hat nie so etwas wie Frieden gekannt, es sei denn, wenn er kämpfte. Und er kann jetzt nicht friedlich ruhen, weil es noch so viel zu kämpfen gibt. Wir haben Coruscant erobert, aber jeder, der glaubt, dies bedeute das Ende des Imperiums, irrt sich ebenso wie Großmoff Tarkin, als er annahm, daß die Zerstörung von Alderaan der Rebellion den Todesstoß versetzen würde.«

Wedge hob den Kopf. »Corran Horn war kein Mann, der aufgegeben hätte, ganz gleich, wie schlecht die Dinge standen. Mehr als einmal hat er die Verantwortung auf sich genommen, einer Bedrohung der Staffel oder der Rebellion zu begegnen. Ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit hat er sich einer überwältigenden Übermacht gestellt, und er hat aus reiner Willenskraft und aufgrund seines Kampfgeistes und Mutes gewonnen. Selbst hier, auf Coruscant, ist er direkt ins Herz des Unwetters geflogen, das den Planeten verwüstete, und hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, damit dieser Planet befreit werden konnte. Er hat nicht versagt, weil er sich nicht erlaubt hat zu versagen. Wir alle, die ihn kannten, bewahren in unseren Herzen Dutzende von Beispielen seines Mutes und seiner Fürsorge für andere und seiner Fähigkeit zu erkennen, wann er selbst recht oder unrecht hatte. Er war nicht vollkommen, aber er versuchte, sein Bestes zu geben. Und obwohl er stolz darauf war, wirklich gut zu sein, verschwendete er seine Energie nicht mit leerer Zurschaustellung seiner Fähigkeiten. Er suchte sich einfach neue Ziele und trieb sich weiter vorwärts.«

Wedge sah zu dem Trümmerhaufen hinüber. »Corran ist nicht mehr unter uns. Die Last, die er getragen hat, hat er abgelegt. Seine Verantwortung müssen nun andere übernehmen. Er wird uns kein neues Beispiel mehr geben können. Dieser Verlust ist tragisch, aber es wäre eine noch größere Tragödie, würden wir ihn von jetzt an nur als gesichtslosen Helden sehen, der in diesem Hügelgrab ruht. Er war ein Kämpfer, wie wir es alle sein sollten. Was er an Verantwortung auf sich genommen hat, könnte genügen, einen einzelnen zu zerbrechen, aber wir können alle einen Teil davon annehmen und sie gemeinsam tragen. Andere haben schon darüber gesprochen, eine Zukunft zu errichten, die Corran und den anderen, die im Kampf gegen das Imperium gestorben sind, zur Ehre gereichen würde, aber Tatsache ist, daß noch gekämpft werden muß, bevor der Aufbau beginnen kann. Wir müssen zum Beispiel gegen die Ungeduld kämpfen, die uns angesichts der nur schleppenden Veränderungen befällt und die uns neidisch auf das Tempo des Imperiums blicken läßt. Ja, es könnte mehr Lebensmittel geben. Ja, weniger Energieausfälle wären angenehm. Ja, damals war, was das Materielle angeht, einiges besser, aber um welchen Preis? Die Sicherheit, die wir uns alle wünschten, ist zu einem eisigen Kloß der Angst geworden, der uns die Kehle zuschnürte, wann immer wir Sturmtruppen auf uns zumarschieren sahen. Mit der Befreiung von Coruscant kann diese Angst vergehen, aber wenn wir vergessen, daß es sie gab, und über all die Dinge nachdenken, die unter dem Imperator angeblich so viel einfacher waren, werden wir ihr bald wieder Tür und Tor öffnen.«

Er breitete die Arme aus, um alle Versammelten bildlich zu vereinen. »Wir alle müssen tun, was Corran getan hat: alles bekämpfen, was dem Imperium eine Möglichkeit geben könnte, sich wieder zu stabilisieren. Wenn wir Wachsamkeit gegen Selbstzufriedenheit tauschen, Freiheit gegen Sicherheit, eine Zukunft ohne Angst gegen Bequemlichkeit, dann werden wir dafür verantwortlich sein, wenn die Galaxis wieder zu einem Ort wird, der Leute wie Corran zwang zu kämpfen, immer weiter zu kämpfen und schließlich Opfer des Bösen zu werden. Diese Wahl bleibt uns überlassen. Corran Horn wird in seinem Grab keinen Frieden finden, wenn nicht weiterhin gekämpft wird. Er hat alles getan, was er konnte, um dem Imperium entgegenzutreten; jetzt ist es an uns, seinen Kampf fortzusetzen. Wenn er jemals Frieden finden wird, dann nur gemeinsam mit uns allen. Und das ist ein Ziel, von dem wir alle wissen, daß es wert ist, dafür zu kämpfen.«

Wedge trat vom Pult zurück und wappnete sich gegen den höflichen Applaus. Tief in seinem Inneren hätte er gern gehofft, daß seine Worte etwas bewirken würden, aber die Personen, die hier versammelt waren, waren Würdenträger und offizielle Vertreter von Planeten in der gesamten Neuen Republik. Sie waren Politikker, deren Ziel darin bestand, die Zukunft zu formen, von der andere nur sprachen. Sie wollten Stabilität und Ordnung als Grundsteine für ihre Arbeit. Seine Worte, die Erinnerung daran, daß die Kämpfe noch nicht zu Ende waren, unterliefen diese Ziele. Sie mußten applaudieren, weil auch er ein Held der Rebellion war, aber Wedge zweifelte nicht daran, daß die meisten ihn für einen politisch naiven Soldaten hielten, der am besten als Abbild auf Hologrammen taugte, um im Dienste dieses oder jenes Programms herumgereicht zu werden.

Er konnte nur hoffen, daß die anderen, die ihn gehört hatten, sich seine Worte mehr zu Herzen nahmen. Die Politiker brauchten Stabilität, und die erreichten sie, indem sie Instabilität ignorierten oder mit kurzfristigen »Lösungen« darüber hinweggingen. Die Bürger der Neuen Republik würden feststellen, daß ihre Politiker so weit von ihnen entfernt waren wie vor ihnen die imperialen Politiker. Aber mit ihrer neugewonnenen Freiheit würden sie ihre Führer wissen lassen können, was sie von ihnen hielten, und vielleicht protestieren, wenn nicht alles so reibungslos funktionierte, wie sie es sich vorstellten.

Eine Rebellion gegen die Rebellion würde zur Anarchie führen oder zur Rückkehr des Imperiums. Beides wäre eine Katastrophe. Für den Fortschritt und gegen reaktionäre Kräfte zu kämpfen war die einzige Möglichkeit, der Neuen Republik eine Chance zu geben. Wedge hoffte zutiefst, daß dies möglich wäre und daß die Politiker lange genug von ihrem eigenen Machtstreben Abstand nehmen könnten, um Schritte einzuleiten, die tatsächlich zu Stabilität und einer lebenswerten Zukunft führten.

Drüben auf dem Trümmerberg hißte eine Ehrenwache die Flagge der Staffel, dann trat sie zurück und salutierte. Dies signalisierte das Ende der Zeremonie, und die Besucher begannen sich zu zerstreuen. Ein Bothan mit cremefarbenem Pelz und violetten Augen kam auf Wedge zu und schenkte ihm ein beinahe gnädiges Nicken. »Sie waren recht eloquent, Commander Antilles.« Borsk Fey’lya zeigte auf die in Bewegung geratenen Massen. »Ich zweifle nicht, daß Sie mit Ihren Worten so manches Herz berührt haben.«

Wedge zog eine Braue hoch. »Aber nicht das Ihre, Rat Fey’lya?« Der Bothan schnaubte. »Wenn ich so einfach zu bewegen wäre, könnte man mich zu allen Arten von Unsinn veranlassen.«

»Wie zu einem Prozeß gegen Tycho Celchu?«

Fey’lyas Pelz zuckte und sträubte sich in seinem Nacken. »Im Gegenteil, ich könnte mich überreden lassen, daß ein solcher Prozeß nicht nötig wäre.« Er strich sich das Fell mit der rechten Hand wieder glatt. »Admiral Ackbar hat Sie nicht überzeugen können, Ihre Petition an den Provisorischen Rat in dieser Angelegenheit zurückzuhalten?«

»Nein.« Wedge verschränkte die Arme. »Ich nahm eigentlich an, daß es Ihnen inzwischen gelungen sei zu verhindern, daß ich vor dem Rat sprechen kann.«

»Eine Petition des Mannes niederschlagen, der Coruscant befreit hat?« Der Bothan kniff die violetten Augen zusammen. »Sie bewegen sich in einem Bereich der Kriegsführung, in dem ich ein Meister bin, Commander. Ich nahm eigentlich an, Sie wären klug genug, das zu erkennen. Ihre Petition wird zu nichts führen. Captain Celchu wird wegen Mordes und Hochverrats verurteilt werden.«

»Selbst wenn er unschuldig ist?«

»Ist er das?«

»Ja.«

»Das muß von einem Kriegsgericht entschieden werden.« Fey’lya lächelte kühl. »Ein Vorschlag, Commander?«

»Ja?«

»Verschwenden Sie Ihre Eloquenz nicht an den Provisorischen Rat. Heben Sie sie gut auf. Horten Sie sie.« Der Bothan entblößte die Zähne zu einem raubtierhaften Grinsen. »Benutzen Sie sie bei dem Prozeß gegen Captain Celchu. Sie werden ihm natürlich keinen Freispruch verschaffen können – niemand könnte so eloquent sein-, aber vielleicht ein gewisses Maß an Gnade, wenn es um die Festlegung der Strafe geht.«

2

Hoch über der Oberfläche von Imperial City, in einer Hochhaussuite, gestattete Kirtan Loor sich ein Lächeln. Hier, im obersten Stockwerk des Hochhauses, waren seine einzigen Gefährten die Falkenflügler – große Fledermäuse, die tagsüber hier Zuflucht suchen – und Geheimagenten, die auch ohne die Rüstung eines Sturmtrupplers tödlich sein konnten. Kirtan Loor fühlte sich einsam und überlegen, aber das war ihm nicht neu. Und hoch oben über dem Planeten konnte er alles überblicken und seine Befehle ausgeben.

Und zerstören.

Ysanne Isard hatte es ihm zur Aufgabe gemacht, die Palpatine-Front, die Terrororganisation der Imperialen auf dem befreiten Planeten Coruscant, ins Leben zu rufen und zu leiten. Sie erwartete von ihm keine großen Erfolge, das war ihm bewußt. Er hatte ausreichende Mittel erhalten, um Aufmerksamkeit zu erregen. Er konnte das Funktionieren der Neuen Republik behindern. Er konnte ihre Übernahme des Planeten verlangsamen und ihnen bei der Ausübung von Verwaltungstätigkeiten im Weg sein. Eine Störung, geringfügig, aber beständig, war das, was Ysanne Isard beabsichtigt hatte.

Kirtan Loor wußte, daß er mehr sein mußte. Als er vor Jahren imperialer Verbindungsoffizier zu den corellianischen Sicherheitskräften gewesen war, hätte er sich nie träumen lassen, einmal so weit aufzusteigen und ein so tödliches Spiel zu spielen. Aber er war immer ehrgeizig gewesen, überzeugt von sich selbst und seinen Fähigkeiten. Sein Kapital war sein Gedächtnis, das es ihm erlaubte, sich an eine Unzahl von Einzelheiten zu erinnern, ganz gleich, wie abwegig sie auch sein mochten. Was immer er ein einziges Mal gehört oder gesehen hatte, war seinem Gedächtnis eingebrannt, und diese Fähigkeit verschaffte ihm einen gewaltigen Vorteil gegenüber den Kriminellen und Bürokraten, mit denen er es zu tun hatte.

Sich auf dieses Gedächtnis zu verlassen, hatte ihn allerdings auch behindert. Seine Erinnerungsleistungen hatten seine Feinde so beeindruckt, daß sie im allgemeinen davon ausgegangen waren, er habe diese Informationen auch alle verarbeitet und die logischen Schlüsse daraus gezogen. Da sie annahmen, daß er bereits wußte, was nur sie wissen konnten, hatten sie ihm meist gesagt, was er dann nicht mehr selbst herausfinden mußte. Er hatte es nicht mehr nötig gehabt, wirklich nachzudenken, und diese Fähigkeit war ihm langsam abhanden gekommen.

Als Ysanne Isard ihn nach Imperial City berufen hatte, hatte sie ihm deutlich vor Augen geführt, daß sein Leben davon abhing, daß er wieder zu denken begann und sich nicht nur auf vage Spekulationen stützte. Sie hatte es nicht an Druck fehlen lassen, der ihn gezwungen hatte, seine Denkfähigkeit wiederzubeleben. Als sie von Imperial City geflohen war, hatte Ysanne Isard sich eindeutig darauf verlassen, daß er imstande sein würde, die Rebellen zu verwirren und zu stören.

Aber darüber hinaus war Kirtan Loor selbst davon überzeugt, daß er mehr leisten konnte.

Er blickte hinab auf die weit entfernte Menge, die Würdenträger und Trauergäste, die sich zu der Gedenkfeier für Corran Horn versammelt hatten. Er verachtete sie zwar für ihre politische Meinung, aber er schloß sich ihrer Trauer um Horn an. Corran Horn war Loors Nemesis gewesen. Sie hatten einander schon auf Corellia gehaßt, und Loor hatte anderthalb Jahre damit verbracht, Horn zu verfolgen, nachdem dieser von Corellia geflohen war. Die Jagd war zu einem Ende gekommen, als Ysanne Isard Loor nach Imperial City berief, aber er hatte sich ein Wiederaufflackern seines kleinen Privatkrieges erhofft, als sie ihn auf Coruscant zurückließ.

Nicht, daß Corrans Tod eine große Bresche in die Unzahl von Feinden geschlagen hätte, die Loor auf Imperial City hatte. Der Wichtigste unter ihnen war General Airen Cracken, der Direktor des Geheimdienstes der Allianz. Es war Crackens Netz von Spionen und Helfershelfern gewesen, das die Eroberung des imperialen Hauptplaneten schließlich möglich gemacht hatte, und seine Sicherheitsmaßnahmen trieben die Agenten der imperialen Gegenspionage schon seit Jahren zum Wahnsinn. Cracken – oder der Krake, wie einige von Loors Leuten den Rebellen gern nannten – würde weiterhin schwer zu besiegen sein.

Loor wußte, daß es auch andere gab, die es sich zum Ziel gemacht hatten, persönlich Rache an ihm zu nehmen. Die gesamte Sonderstaffel, von Wedge Antilles bis zu den neuesten Rekruten, hätte ihn mit Vergnügen umgebracht – der Spion in ihrer Mitte eingeschlossen, denn Loor stellte für diesen Spion ein Sicherheitsrisiko dar. Selbst wenn sie ihn nicht direkt mit Corran Horns Tod in Verbindung bringen konnten, würde die Tatsache, daß Corran ihn gehaßt hatte, schon genügen, daß sie gern dieses Erbe übernahmen.

Iella Wessiri war die letzte der ehemaligen CorSec-Mitarbeiter,. die Loor gejagt hatte, und ihre Anwesenheit auf Imperial City beunruhigte ihn. Sie war bei der Verfolgung von Kriminellen nie so gewaltsam vorgegangen wie Horn, aber Loor hatte das immer darauf zurückgeführt, daß sie systematischer war als ihr Kollege. Während Corran zuweilen vor Gewaltanwendung bei einer Ermittlung nicht zurückscheute, hatte Iella sich an kleine Hinweise gehalten und mit Systematik und Elan geschafft, was Corran mit brutaler Gewalt erreichte. In dem Schattenspiel, das Loor nun betrieb, konnte das nur bedeuten, daß sie eine schwer einzuschätzende Feindin war, und das machte sie um so gefährlicher.

Loor trat vom Fenster zurück und sah sich die holographischen Figuren an, die über seinen Holotisch liefen. Die Gedenkfeier wurde auf dem gesamten Planeten ausgestrahlt, ebenso wie auf unzähligen anderen Planeten der Galaxis. Loor beobachtete Borsk Fey’lya und Wedge Antilles, die eine Weile im Gespräch beieinanderstanden und sich dann voneinander abwandten. In der Holographie sahen alle eher wie Spielzeuge aus, nicht wie wirkliche Personen. Er konnte sich leicht vorstellen, ein titanisches – nein imperiales – Wesen zu sein, das sich nur kurzfristig und zum Vergnügen von diesen Insekten ablenken ließ.

Er griff nach einer Fernbedienung auf dem Tisch und drückte einige Knöpfe. Ein paar Lichter flackerten auf dem schwarzen Rechteck auf, dann begann ein roter Knopf in der Mitte beinahe sanft zu leuchten. Loor lächelte, aber er widerstand der Versuchung, diesen Knopf zu drücken, und legte das Gerät auf den Tisch zurück.

Ein Jahr zuvor hätte er den Knopf gedrückt und damit den Sprengstoff gezündet, den seine Leute rings um um die Gedenkstätte installiert hatten. Mit einer winzigen Bewegung hätte er Feuer und Schmerz verursacht, eine Unzahl verräterischer Politiker ausgelöscht – und die gesamte Sonderstaffel. Er wußte, wenn einer seiner Untergebenen die Gelegenheit gehabt hätte, die Nergon-14-Sprengladungen zu zünden, hätte er dies sofort getan – ebenso wie die meisten hohen Offiziere, die noch dem Imperium dienten.

Aber Loor hielt sich zurück. Ysanne Isard hatte ihm bei zahllosen Gelegenheiten auseinandergesetzt, daß die Rebellion sterben müsse, bevor das Imperium im alten Glanz wiedererstehen könnte. Sie hatte ihn darauf hingewiesen, daß es ein Fehler des Imperators gewesen war, die Vernichtung der Jedi-Ritter mit solcher Besessenheit zu betreiben, den Rest der Rebellion aber als kleineres Übel zu betrachten. Schließlich hatte die Rebellion die Jedi und den Imperator überlebt. Um sie zu zerstören, würde man subtilere Methoden anwenden müssen als explodierende Tribünen und Planeten, und man würde vielleicht mit einer Vibroklinge das erreichen, was mit einem Todesstern nicht zu schaffen war.

Er konnte es der Sonderstaffel noch nicht erlauben zu sterben, weil sie für das öffentliche Spektakel des Prozesses gegen Tycho Celchu gebraucht wurde. General Cracken hatte genügend Beweise für eine Schuld Celchus zutage gefördert, und Loor hatte seinen Ermittlern mit großem Vergnügen weiteres Material in die Hände gespielt. Diese Beweise würden vernichtend sein, aber auch so fragwürdig, daß die Angehörigen der Sonderstaffel – die alle mehr oder weniger an Tychos Unschuld glaubten – den Geheimdienst der Fälschung bezichtigen würden. Das würde die Spannungen zwischen den Eroberern von Imperial City und den Politikern, die erst gekommen waren, nachdem die Piloten ihr Leben aufs Spiel geetzt hatten, erhöhen. Wenn die Helden der Rebellion an der Regierung der Neuen Republik zweifelten, wie konnten die Bürger dann noch an ihre Führer glauben?

Der Krytos-Virus würde die Lage weiter komplizieren. Von einem imperialen Wissenschaftler unter Loors Aufsicht hergestellt, brachte er Angehörige nichtmenschlicher Spezies auf entsetzliche Weise um. Etwa drei Wochen nach der Ansteckung erreichten die Opfer das letzte, tödliche Stadium der Krankheit. Im Lauf einer Woche vervielfältigte sich der Virus rapide und brachte Zelle um Zelle des Wirtskörpers zur Explosion. Das Fleisch der Opfer weichte und riß auf, während sie sich aus jeder Pore, jeder Körperöffnung zu Tode bluteten. Die dabei entstehende Flüssigkeit war höchst ansteckend, und obwohl Bacta die Krankheit in Schach halten und sogar, wenn es in ausreichenden Mengen eingesetzt wurde, heilen konnte, hatte die Rebellion keinen Zugang zu genügenden Mengen des Heilmittels, um alle Fälle auf Coruscant behandeln zu können.

Der Preis für Bacta war in die Höhe geschossen, und die Vorräte gingen zur Neige. Die Leute horteten Bacta, und Gerüchte, daß die Krankheit auch auf die menschliche Bevölkerung übergegriffen hatte, verursachte Wellen von Panik. Eine Anzahl von Planeten hatte bereits angeordnet, daß Schiffe aus Imperial City in Quarantäne bleiben mußten, damit sich die Krankheit nicht ausbreitete und die geschwächte Wirtschaft der Neuen Republik endgültig zum Erliegen brachte. Es half nichts, wenn menschliche Bürokraten versuchten, diese Vorsichtsmaßnahmen zu erläutern, weil sie selbst immun waren, und diese Immunität führte zu Feindseligkeit zwischen der menschlichen und der nichtmenschlichen Bevölkerung der Neuen Republik.

Loor gestattete sich ein Lachen. Er hatte selbst einen kleinen Vorrat an Bacta beiseite geschafft, den er jetzt in kleinen Mengen verkaufte. Dadurch unterstützen die Rebellen sozusagen seine Terrororganisation, die auf ihre Zerstörung aus war. Die Ironie dieser Situation genügte, die allgegenwärtige Angst vor der Entdeckung ein wenig zu dämpfen.

Es stand für Loor außer Frage, daß eine Gefangennahme mit seinem Tod enden würde, aber er ließ sich durch diese Aussicht nicht abschrecken. Es schien ihm nur gerecht, die Taktik der Rebellen gegen sie selbst einzusetzen. Er würde ihnen die Angst und Frustration heimzahlen, die die Imperialen während der Rebellionszeit ständig verspürt hatten. Er würde aus dem Verborgenen zuschlagen, seine Ziele ganz zufällig auswählen. Seine Rache würde sich nie auf nur einen Aspekt konzentrieren, und das würde bedeuten, daß niemand sich ganz sicher vor ihm fühlen konnte.

Er wußte, daß man seine Anstrengungen als primitiven Terrorismus bezeichnen würde, aber er würde dafür sorgen, daß an seinen Anschlägen nichts Primitives war. Heute würde er die Tribünen rund um die Gedenkstätte zerstören. Sie würden fast leer sein, und alle, die sie schon verlassen hatten, würden erleichtert aufseufzen, daß die Sprengung nicht Minuten oder Stunden zuvor stattgefunden hatte; aber alle würden wissen, daß es in Zukunft gefährlich sein würde, sich an einem öffentlichen Ort zu versammeln. Und wenn er morgen ein Bacta-Behandlungszentrum zerstörte, würden sie sich auch überlegen müssen, ob der Schutz vor dem Virus es wert war, eventuell von einer Explosion in Stücke gerissen zu werden.

Indem er Ziele von geringem militärischem Wert wählte, würde er die Bevölkerung dazu bringen, von den Militärs Schutz zu verlangen. Wenn sich der Zorn der Bevölkerung auf eine bestimmte Person konzentrierte, konnte er seine Leute auf diese Person ansetzen und der Bevölkerung so ein wenig Macht verleihen. Er würde seine Opfer quasi von der Öffentlichkeit selbst auswählen lassen, ebenso wie seine Wahl ihrer Angst eine bestimmte Richtung geben würde. Eine äußerst lebhafte symbiotische Beziehung. Er würde Alptraum und Wohltäter sein, sie Opfer und Helfer. Er würde das gesichtslose Böse sein, das sie zu steuern suchten, während sie fürchteten, die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken.

Und weil er selbst einmal damit beauftragt gewesen war, eine gegen die Regierung gerichtete Bewegung zu zerstören, konnte er sich gut vorstellen, welche Schwierigkeiten die Neue Republik mit ihm haben würde. Die Tatsache, daß die Rebellion nie zu Methoden des Terrorismus gegriffen hatte, machte für ihn keinen Unterschied. Ihr Ziel war immer der Aufbau einer neuen Regierung gewesen; seines bestand nur darin zu zerstören, was sie geschaffen hatten. Er wollte, daß sich alles in Anarchie auflöste, was wiederum zu einem Schrei nach Führung und Autorität führen würde. Wenn dieser Schrei erklang, war sein Auftrag erfüllt, und das Imperium würde zurückkehren.

Wieder griff er nach der Fernbedienung und ging zum Fenster zurück. Unten an der Gedenkstätte konnte er kleine Farbflecken sehen – Passanten auf ihrem Weg. Er warf einen Blick auf die Hologramme, die auf seinem Tisch zu sehen waren, und stellte fest, daß sich keine bedeutenden Persönlichkeiten mehr im Zielbereich aufhielten. Er folgte den Bewegungen einer Frau, erlaubte ihr, den Detonationsradius zu verlassen, dann drückte er den Knopf.

Ein Stakkato von Explosionen erklang von der Gedenkstätte her. Im Süden erbebten die Tribünen und begannen, in die Tiefe von Imperial City zu stürzen. Ein halbes Dutzend Leute, die noch darauf gesessen hatten, fielen wie buntes Konfetti. Einem gelang es, sich an die Kante der Plattform neben dem Granithaufen zu klammern, aber die nächste Explosion warf ihn zurück in die Grube, der er gerade erst entkommen war.

Andere Explosionen verbogen Metall und ließen Transparistahlfenster zerbrechen. Tribünen hingen an den Seiten der Gebäude wie verwundete Metallinsekten, und blutende, stöhnende Opfer umklammerten die Ausläufer von Fußgängerbrücken. Staub und Rauch wurden vom Wind weggeblasen, gaben den Blick auf die Gedenkstätte wieder frei, und es zeigte sich, daß der sie umgebende Stahlbeton-Ring zum größten Teil weggefegt worden war und nur noch ein Stück davon an einer Verstrebung hing.

Schließlich erreichte die Druckwelle auch Loors Hochhaus und ließ es erbeben. Die Falkenflügler flatterten, um das Gleichgewicht zu halten, dann lösten sie sich von ihren Nistplätzen. Flügel öffneten sich, und die riesigen Fledermäuse segelten in einer langsamen Spirale hinunter zum Ort der Zerstörung. Loor kannte die Tiere gut genug, um zu wissen, daß sie zunächst nach bisher verborgenen Granitschnecken Ausschau halten würden, die die Explosionen eventuell freigelegt hatten, aber wenn sie nichts von ihrer Lieblingsbeute fanden, würden sie sich auch mit dem Fleisch der Opfer begnügen.

»Gute Jagd« wünschte er ihnen, »freßt euch satt. Bevor ich hier fertig bin, wird es für euch noch viel Futter geben. Ich werde euch mit meinen Feinden nähren, und zusammen werden wir uns an einer Welt mästen, die sie die ihre nennen.«

3

Es kam Wedge so vor, als wäre die Stimmung im Provisorischen Rat ebenso finster wie der Raum, in dem die Sitzung stattfand, und so säuerlich wie der Geruch von Bacta in der Luft. Das trüb beleuchtete Zimmer war einmal Teil der Senatorengemächer gewesen, die Mon Mothma bewohnt hatte, bevor die Rebellion und ihre eigene Rolle dabei sie in den Untergrund gezwungen hatten. Die Räume waren von imperialen Agenten in grellen Rot- und Purpurtönen bemalt worden, mit grünen und goldenen Bordüren überall, aber die schwache Beleuchtung dämpfte die schrillen Farben.

Diese Abdunklung war allerdings nicht auf das Bedürfnis zurückzuführen, die Hinterlassenschaften der Imperialen zu verbergen. Sian Tevv, das sullustanische Mitglied des Provisorischen Rats, war dem Krytos-Virus ausgesetzt gewesen. Es sah zwar nicht so aus, als hätte er sich angesteckt, aber er hatte sich einer vorbeugenden Bacta-Behandlung unterzogen und war daher noch ein wenig lichtempfindlich. Der Rat machte ein Zugeständnis an ihn, indem das Licht gedämpft wurde, und ein weiteres an die anderen nichtmenschlichen Mitglieder des Rats, indem ein leichter Bacta-Nebel versprüht wurde, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden. Die erhöhte Luftfeuchtigkeit behagte keinem, außer vielleicht Admiral Ackbar, aber auch er hatte seine Gründe, grimmig dreinzuschauen.

Vor allem wohl wegen meiner Anwesenheit hier. Wedge wußte, seine Petition würde abgewiesen werden – Borsk Fey’lya hatte dies ja bereits bei der Gedenkfeier deutlich gemacht, und mehreren andere Räte hatten diese Ansicht in den darauffolgenden Tagen ebenfalls geäußert, unter ihnen Admiral Ackbar und Prinzessin Leia Organa. Wedge wußte, man ließ ihn hier nur sprechen, weil er zu den Befreiern von Coruscant zählte.

Der Rat saß an drei langen Tischen, die zur Hälfte eines Sechsecks aufgestellt waren, mit Mon Mothma in der Mitte, flankiert von Prinzessin Leia und der Corellianerin Doman Beruss. Ackbar und Fey’lya saßen an den beiden abgelegenen Tischenden. So stand Wedge in dem offenen Bereich vor dem Rat wie bei einer Gerichtsverhandlung. Und genau dem wird Tycho sich stellen müssen, wenn ich heute hier versage; also muß ich Erfolg haben.

Mon Mothma nickte ihm zu. »Ich brauche einen Mann, der bereits mehrmals vor diesem Rat erschienen ist und der so wichtig für den Erfolg der Neuen Republik war, wohl nicht mehr vorzustellen. Da es möglich ist, daß Commander Antilles höchst geheime Informationen anspricht, wird dies eine vertrauliche Sitzung des Provisorischen Rates sein. Alles, was hier gesagt wird, wird geheim bleiben, und jede Zuwiderhandlung wird Strafen nach sich ziehen.«

Doman Beruss lächelte. »Wir haben schon Fälle, bevor wir über ein ordentliches Gerichtswesen verfügen – das ist in der Tat Zivilisation.«

Selbst Mon Mothma mußte über diese Anmerkung lächeln, dann setzte sie wieder eine ernste Miene auf. »Bitte, Commander, sagen Sie, was Sie auf dem Herzen haben.«

Wedge holte tief Luft; dann begann er: »Ich bin heute hier, um eine ungeheuerliche Ungerechtigkeit zu verhindern. Captain Tycho Celchu ist verhaftet worden und soll wegen Mordes und Hochverrats angeklagt werden. Die Beweise, die gegen ihn vorliegen – das wenige, was ich davon kenne –, sind nur Indizienbeweise und schwächer als die Verteidigungstruppen, die Ysanne Isard hier zurückgelassen hat. Tycho ist ein Held der Rebellion. Ohne seine Taten wären wir jetzt nicht hier, und ich wäre tot. Der Mann, den er angeblich umgebracht haben soll, war jemand, dessen Leben Tycho mehrmals gerettet hat – Corran wäre schon lange tot gewesen, wenn Tycho das gewollt hätte. Tycho ist unschuldig, und ihn nach allem, was er erlitten hat, vor Gericht zu stellen, wäre eine Grausamkeit, die des Imperiums würdig wäre.«

Mon Mothma nickte bedächtig. »Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen, Commander, und zweifle nicht daran, daß Sie alles, was Sie uns gesagt haben, auch wirklich glauben. Bevor wir eine Entscheidung treffen, wäre es vielleicht sinnvoll, uns einen besseren Überblick über die Fakten zu verschaffen, mit denen wir es hier zu tun haben.« Sie zeigte auf einen grünäugigen Mann, dessen Haar in den "vergangenen Jahren seine ursprüngliche Rotfärbung verloren hatte und nun überwiegend weiß war. »General Cracken, wenn Sie den Rat bitte darüber informieren würden, was Sie über Captain Celchu in Erfahrung gebracht haben.«

Cracken trat neben Wedge. »Ich hoffe, Commander Antilles wird mir verzeihen, wenn ich ihm in einigen Punkten widerspreche. Einige dieser Informationen wurden erst vor kurzem entdeckt, und wegen der Umstände der Ermittlung hatte ich noch keine Gelegenheit, ihn davon zu unterrichten.«

Wedge senkte die Stimme zu einem Flüstern: »Geschickter Hinterhalt.«

»Das hatte ich wirklich nicht vor, Commander.« Cracken räusperte sich. »Tycho Celchu ist ein Bürger Alderaans, der die Imperiale Marineakademie abschloß und dort zum TIE-Kampfpiloten ausgebildet wurde. Nach der Zerstörung seines Heimatplaneten – er hatte das Pech, direkt Zeuge davon zu werden, weil er gerade über das Holonetz mit seiner Familie sprach – desertierte er aus dem Imperialen Dienst und schloß sich der Rebellion an. Das war gleich nach der Evakuierung von Yavin 4. Er zeichnete sich bei Hoth aus und begleitete Commander Antilles bei dem Angriff auf den Todesstern bei Endor. Er ist einer der wenigen Piloten, die den Todesstern betraten und entkamen. Vor etwas weniger als zwei Jahren meldete sich Celchu für eine verdeckte Erkundungsmission auf Coruscant. Auf dem Rückweg wurde er gefangengenommen und zu einer Einrichtung namens Lusankya gebracht. Über dieses Gefängnis ist wenig bekannt, nur daß jene, die scheinbar daraus entkamen, sich später als imperiale Agenten erwiesen. Man hatte sie während der Gefangenschaft einer Gehirnwäsche unterzogen, damit sie nach den Befehlen der Isard Morde und Terrorakte begehen sollten. Tycho ist einzigartig unter den ehemaligen Insassen von Lusankya, weil er einige Erinnerungen daran bewahrt hat, überhaupt dort gewesen zu sein. Zuvor hatten ehemalige Insassen diese Verbindung nur enthüllt, nachdem sie als Agenten aktiviert worden waren, zugeschlagen hatten und in unsere Gefangenschaft geraten waren.«

Wedge schüttelte den Kopf. »Ich bin sicher, General Cracken hat nichts dagegen, wenn ich anfüge, daß Tycho nicht direkt aus Lusankya entkam. Die Isard hatte ihn in die Strafkolonie auf Akrit’tar überführen lassen, und von dort konnte er fliehen und kehrte zu uns zurück.«

»Danke, Commander, darauf wäre ich gleich zu sprechen gekommen.« Crackens Miene zeigte weder Amüsement noch Ärger, was Wedge zu der Befürchtung veranlaßte, daß die Dinge für Tycho wirklich schlecht stehen mußten. »Bei seiner Rückkehr wurde Captain Celchu ausführlich verhört und gestand bei diesen Verhören, daß er sich kaum an seine Zeit in Lusankya erinnerte. Wir konnten keine Anzeichen finden, daß man ihn einer Gehirnwäsche unterzogen hatte. Allerdings, das war uns zuvor auch nie bei einem der anderen Maulwürfe der Isard gelungen. Daher mußten wir auch bei Captain Celchu das Schlimmste befürchten. Commander Antilles, der damals ebenso wie heute an die Unschuld seines Freundes glaubte, handelte mit seinen Vorgesetzten aus, daß Celchu ihm als Stellvertreter zugeteilt wurde. Die Sicherheitsvorschriften wurden zum größten Teil eingehalten, und in den wenigen Fällen, wo dies nicht möglich war, wies nichts darauf hin, daß Captain Celchu Sympathien für das Imperium hegte.«

Cracken runzelte die Stirn. »Leider verfügen wir nun über Material, das darauf hinweist, daß Celchu die Sonderstaffel und die Neue Republik verraten hat. Im Fall von Corran Horn hatte Tycho Celchu Zugang zu dem Befehlscode für den Headhunter, den Horn zu diesem Zeitpunkt flog; außerdem hatte Celchu den Jäger persönlich und ohne Zeugen inspiziert, kurz vor Horns Flug. Horn hatte Celchu vor diesem Flug damit gedroht, ihn als Spion zu entlarven, also brachte Celchu ihn um. Er wartete, bis die Schutzschilde des Planeten gesenkt waren, aber wir wissen inzwischen, daß die Isard beabsichtigte, daß wir den Planeten mitsamt dem Virus übernehmen, also war es nur sinnvoll, mit der Ermordung Horns zu warten, bis dieses Ziel erreicht war.

Aber der Fall Horn ist nicht der einzige Mord, mit dem wir Captain Celchu in Verbindung bringen können.«

Wedge starrte Cracken erstaunt an. »Wie bitte? Sie sprechen doch wohl nicht von Bror Jace?«

»Doch.«

»Das ist Unsinn. Er wurde vom Imperium getötet.«

Cracken nickte. »Das stimmt, aber Sie müssen zugeben, daß dies auf ungewöhnliche Art geschah. Zunächst nahmen wir an, er sei von einem imperialen Abfangkreuzer, der eigentlich auf der Jagd nach Schmugglern war, aus dem Hyperraum gezogen worden. Aber wir waren gezwungen, eine andere Version zu akzeptieren, nachdem der imperiale Abfangkreuzer Viper zu uns übergelaufen war. Captain Iillor hat in Verhören zugegeben, daß die Viper genaue Zielkoordinaten erhielt, um Bror Jace auf seinem Weg nach Thyferra abzufangen. Er traf ein wenig später ein als angegeben, aber genau auf dem erwarteten Kurs. Sie versuchten ihn gefangenzunehmen, aber sein Schiff explodierte während des Kampfes. Die Organisation von Jaces Reise, einschließlich der Festlegung des Kurses, hatte in den Händen von Captain Tycho Celchu gelegen.«

»Entsprechend meinen Befehlen.«

»Ja, Commander, entsprechend Ihren Befehlen – was aber nicht ausschließt, daß die Isard Celchu umgedreht und zum Verrat an uns veranlaßt hat.«

»Aber das sind wieder nur Indizien.«

»Wir haben noch mehr.« Der Geheimdienstchef zuckte mit den Achseln. »Horn hat Ihnen, Commander, berichtet, daß er gesehen habe, wie Celchu hier auf Coruscant mit einem bekannten imperialen Agenten namens Kirtan Loor sprach. Horn hatte mit Loor auf Corellia jahrelang zusammengearbeitet, also ist die Wahrscheinlichkeit gering, daß er sich bei der Identifikation irrte. Wir haben Celchus Bewegungen hier auf Coruscant zurückverfolgt – wir wissen, daß er sich auf Ihren Befehl hier befand, Commander – und festgestellt, daß es dabei Zeiträume gibt, über die uns kein Nachweis vorliegt. Außerdem haben wir eine Reihe von Bankkonten ausgemacht, auf denen sich hohe Summen befinden. Insgesamt handelt es sich um etwa fünfzehn Millionen Credits, was bedeutet, daß Celchu vom Imperium für seine Arbeit bezahlt wurde.«

»Wie bitte?« Wedge konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. Es war unmöglich, schlichtweg unmöglich, daß Tycho ein Agent im Sold des Imperiums war. »Wenn er einer von Ysanne Isards Maulwürfen war, wieso sollte sie ihn bezahlen?«

»Commander, ich versuche seit Jahren herauszufinden, wie der Verstand dieser Frau funktioniert, und es ist mir nicht gelungen. Wenn ich allerdings raten sollte, würde ich sagen, daß diese Konten eine Vorsichtsmaßnahme waren, damit wir Celchu eines Tages entlarven würden oder, so wie es jetzt steht, dafür zu sorgen, daß er wirklich vor Gericht kommt.«

»Aber sie kann doch kein Interesse daran haben, daß so etwas geschieht – das unterstreicht nur, wie absurd all diese Anklagen gegen Tycho sind!« Wedge reckte das Kinn vor. »Wenn die Isard einen Prozeß will, dann wird sie wissen warum, was ein Grund mehr wäre, es auf keinen Fall zu tun.«

Borsk Fey’lya tippte mit einer Kralle auf die Tischplatte. »Oder hat sie mehr Beweise als nötig geliefert, damit wir davon ausgehen, Celchu sei bewußt in diese Situation gebracht worden? Wenn wir davon überzeugt wären, daß er unschuldig ist, könnten wir ihn freisprechen, ihm wieder eine Vertrauensstellung geben und uns abermals im Netz ihrer Intrigen wiederfinden.«

Wedge zuckte zusammen. Er haßte Fey’lyas komplizierte Argumentationen, weil sie das Grundproblem in Tychos Fall ansprachen: Entweder war er unschuldig, und man versuchte ihn schuldig erscheinen zu lassen, oder er war schuldig und sollte als unschuldiges Opfer einer ungeschickten Verschwörung präsentiert werden. Die Beweise dienten beiden Argumentationslinien, und die echten Daten von gefälschten zu unterscheiden, würde schier unmöglich sein. Alle wußten, daß etwas an dieser Situation nicht stimmen konnte, aber es würde nicht leicht sein, die Wahrheit über Schuld und Unschuld herauszufinden.

Und ganz gleich, was geschah, der Makel würde weiter an Tycho haften, und er würde ein Ausgestoßener bleiben. All dies würde ihn vernichten, und das hatte er nicht verdient.

Für Wedge ging es nur darum, Tatsachen von Lügen zu trennen, aber er wußte, daß es daran lag, daß er zutiefst von Tychos Unschuld überzeugt war. Wedge hatte nicht den Instinkt eines Jedi, was die Macht anging – er kannte Tycho einfach. Sie hatten in einigen der gefährlichsten Schlachten, die die Galaxis je gesehen hatte, Seite an Seite gekämpft. Sie hatten Entbehrungen erlitten, die sich andere kaum vorstellen konnten, und gute Zeiten miteinander erlebt, um die sie nur zu beneiden waren. Wedge wußte, daß Tycho ebensowenig imstande war, die Rebellion zu verraten, wie er selbst es gewesen wäre, aber als er sich unter den Ratsmitgliedern umsah, wußte er, daß selbst sein Verhalten nicht als untadelig betrachtet werden konnte.

»Ich glaube immer noch nicht, daß die Beweise, die General Crackens Leute gesammelt haben, mehr als Indizien sind.« Wieder ließ er den Blick über die Ratsmitglieder schweifen. »Es wäre fahrlässig, nur aufgrund dieser Indizien einen Prozeß anzusetzen, vor allem mit der Geschwindigkeit, mit der dies hier vorgeschlagen wurde. Wir wollen alle, daß der Gerechtigkeit schnell Genüge getan wird, wenn Tycho schuldig ist, aber ihn jetzt vor Gericht zu stellen, könnte ihm nur schaden und damit letzten Endes auch der Neuen Republik.«

Doman Beruss’ helle Augen glitzerten kalt im trüben Licht. »Ihre Ansicht, Commander Antilles, wird hier respektiert, aber nicht von allen geteilt. Die Beweise reichen unter jedem Rechtssystem der Galaxis zur Eröffnung eines Verfahrens aus.«

Wedge kniff die Augen zusammen, als er spürte, wie sich eine Barriere aus Transparistahl zwischen seine Argumente und die des Rates senkte. Er wußte, er würde etwas unternehmen müssen, damit sie die Augen endlich öffneten, also beschloß er, ein Risiko einzugehen. »Die Beweise mögen nach einer Verhandlung verlangen, aber verschieben Sie das doch wenigstens solange, bis wir es geschafft haben, noch eine weitere Schicht freizulegen und herauszufinden, was wirklich los ist. Ich glaube, das ist das mindeste, was Sie jemandem wie Tycho Celchu schuldig sind, und diese Ansicht muß ich auch nicht unbedingt für mich behalten.«

Borsk Fey’lya hob ruckartig den Kopf, und sein Fell wogte wie ein sturmgepeitschter Ozean. »Drohen Sie etwa, Ihre Stellung als Held auszunutzen, um sich uns entgegenzustellen?«

Ackbar antwortete für Wedge. »Das tut er nicht. Captain Celchu wird sich vor einem Kriegsgericht verantworten müssen, und alles, was mit diesem Prozeß zu tun hat, wird militärischer Geheimhaltung unterliegen. Commander Antilles weiß, daß unautorisierte Eröffnungen gegen Regeln verstoßen und gegen Eide, die er als Offizier abgelegt hat.«

»Ich bitte den Admiral um Verzeihung«, knurrte Wedge, »ich habe damit gedroht, mit meinen Ansichten über den Prozeß an die Öffentlichkeit zu gehen, und das tue ich immer noch. Und wenn es mir als Offizier der Allianz nicht gestattet ist, meine Meinung über eine Ungerechtigkeit zu äußern, dann kann ich ja gleich den Dienst quittieren.«

Diese Bombe hatte nun tatsächlich einen gewissen Effekt, aber nicht ganz den erwarteten. Während Ackbar enttäuscht dreinschaute, lächelte Borsk Fey’lya siegesgewiß. Die anderen Räte reagierten mit Schrecken oder grimmiger Anerkennung auf diesen mutigen Schachzug. Wenn sie glaubten, daß es Aufmerksamkeit erregen würde, wenn er öffentlich für Tycho eintrat, dann würde dies zweifellos erst recht der Fall sein, wenn er auch noch den Dienst quittierte.

Leia beugte sich vor. »Oberste Rätin, ich schlage vor, daß wir die Sitzung für eine Stunde unterbrechen. Ich möchte gern mit Commander Antilles allein sprechen, wenn ich darf.«

»Bitte.« Mon Mothma erhob sich und bedachte Wedge mit einem Blick, in dem sowohl Stolz als auch Frustration lagen, sowohl Zorn als auch Mitgefühl. Wedge hatte nicht unbedingt den Eindruck, daß man ihn bedauerte, aber hier ging mehr vor, als er im Augenblick verstehen konnte. Wie hätte es auch anders sein sollen – er war nur der Kommandant einer Kampffliegerstaffel, und dies waren die Führer einer neuen Nation. Aber er konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß ihre Perspektive deshalb rechtfertigen sollte, was sie Tycho antaten.

General Cracken verließ den Raum als letzter, schloß die Türen hinter sich und ließ Wedge mit Prinzessin Leia allein. In all den Jahren, die er sie kannte, hatte er sie nie so traurig gesehen. »Wenn Sie mich davon überzeugen wollen, ich sollte bei der Flotte bleiben, weiß ich das zu schätzen, aber ich stehe hinter dem, was ich gerade gesagt habe. Das können Sie mir nicht ausreden.«

Sie blieb sitzen und schüttelte den Kopf. »Das weiß ich, also werde ich es erst gar nicht versuchen. Ich möchte Ihnen nur gerne sagen, daß auch ich Tycho für unschuldig halte. Ich kenne Winter so lange ich mich erinnern kann, und sie hat Tycho wirklich gern. Wenn sie sich nichts vorstellen kann, was sie auch nur im geringsten an ihm zweifeln lassen würde, dann glaube ich auch nicht, daß er getan hat, was man ihm vorwirft. Wir wissen beide, daß ein Prozeß hart für Tycho sein wird – und ungerecht.«

»Dann helfen Sie mir, die anderen davon zu überzeugen, den Prozeß aufzuhalten oder wenigstens aufzuschieben.«

»Das würde ich gern tun, wenn ich könnte, aber es ist unmöglich.« Sie zupfte am Stoff ihres hellgrünen Kleides. »Ich wollte vor allem mit Ihnen sprechen, um Ihnen zu sagen, was passieren wird, nachdem irgendwer hier entschieden hat, daß wir Ihnen gegenüber höflich genug waren und uns jetzt anderen Themen zuwenden müssen.«

Leia knabberte einen Augenblick an ihrer Unterlippe. »Mon Mothma wird uns danken, daß wir gekommen sind, aber sie wird darauf hinweisen, daß Tycho vor ein Kriegsgericht gestellt wird. Der Provisorische Rat hat nicht die Autorität, sich in innere Angelegenheiten des Militärs einzumischen. Solange kein Urteil vorliegt und nicht über eine Strafe entschieden ist, kann der Rat nichts unternehmen, und selbst in diesem Fall ist es fraglich, ob wir uns einmischen können.«

»Aber es muß doch eine Chance zur Berufung geben ...« Wedge zögerte, dann nickte er. »Diese Bemerkung von Rätin Beruss über das Fehlen eines ordentlichen Gerichtswesens ... das sollte dem zuvorkommen, ja?«

Leia nickte. »In einfachen Worten, ja, aber wir hatten noch nicht die Zeit, Entscheidungen über die Struktur des Gerichtswesens zu treffen, noch weniger über seine Institutionen und Pflichten. Zum Beispiel, ob ein Berufungsantrag erst an die Gerichtshöfe der Neuen Republik gehen soll oder an die Gerichte auf dem Heimatplaneten des Angeklagten.

Eine Regierung zu schaffen ist nicht einfach, und der Prozeß, der dorthin führt, ist alles andere als schmerzlos. Es wird viele Opfer geben.«

»Und Tycho wird eines davon sein.«

»Das ist leider möglich.« Leia ließ erschöpft die Schultern sinken. »Es ist Ihnen vielleicht nicht klar, wie angreifbar die Neue Republik gerade jetzt ist. Ysanne Isard hat es mit ihrem Krytos-Virus geschafft, einen Keil zwischen die menschliche und die nichtmenschliche Bevölkerung der Neuen Republik zu treiben. Es hat schon Beschuldigungen gegeben, einige von uns hätten von der Existenz des Virus gewußt und Leute zur Rückkehr auf ihre Heimatplaneten ermutigt, um die Seuche dort auszubreiten und ganze Planeten zu entvölkern. Es gibt andere, die uns bezichtigen, nicht genug zu unternehmen, damit die Opfer mit Bacta behandelt werden können. Wenn wir so viel wie möglich tun, um die Zufuhr zu erhöhen, bleibt nichts mehr für den militärischen Nachschub. Wenn die Isard zurückschlägt oder Kriegsherr Zsinj sich zu einem Angriff entschließt, können sie uns vernichtend treffen. Unsere Versuche, mehr Bacta zu kaufen, haben die Preise in die Höhe getrieben, und um es noch schlimmer zu machen, haben die Ashern-Rebellen auf Thyferra die Produktionsanlagen beschädigt und damit das Angebot zu einer Zeit begrenzt, zu der die Nachfrage nicht höher sein könnte.«

Sie sah ihn an. »Es ist gut, daß wir noch kein Finanzministerium haben, denn die würden uns ohnehin nur sagen, daß wir bankrott sind.«

Als Wedge bemerkte, daß sein Mund offenstand, schloß er ihn schnell. »Ich hatte keine Ahnung ...«

»Selbstverständlich nicht. Keiner außerhalb des Rates weiß das. Die Lage ist so prekär, daß wir demnächst versuchen werden, Beziehungen zu Hapes aufzunehmen und sie um Hilfe zu bitten – und das ist so geheim, daß ich leugnen werde, Sie auch nur zu kennen, wenn es je rauskommen sollte.«

Wedge nickte. »Schon vergessen.«

Leia gelang ein dünnes Lächeln. »Ehrlich gesagt, es gibt eine geringe Möglichkeit, daß wir genug Bacta beschaffen können, um viele derjenigen zu retten, die von der Seuche befallen sind, aber nicht alle. Selbst wenn wir 95 Prozent der Befallenen heilen, wird es noch Millionen Opfer geben – nichtmenschliche Opfer. Die Feindseligkeit gegen die Regierung wird wachsen, bis die Allianz daran zerbricht. Und wenn das geschieht, kann Ysanne Isard oder Kriegsherr Zsinj oder wer auch immer dort draußen lauern wird, vorbeikommen und die Scherben auflesen.«

Sie zuckte mit den Achseln. »Das alles sollte nichts mit Tycho zu tun haben, aber leider tut es das, weil Tycho ein Mensch ist und eines entsetzlichen Verbrechens gegen einen Mitrebellen und einen Mann angeklagt wird, der jetzt als Held verehrt wird. Wenn wir ihn nicht schnell vor Gericht bringen und den Prozeß seinen Verlauf nehmen lassen, wird man uns bezichtigen, zum Vorteil eines Menschen entschieden zu haben. Es wird heißen, wäre Tycho ein Gotal oder Quarren, hätten wir ihn innerhalb eines einzigen Tages angeklagt, verurteilt und hingerichtet. Es gibt keine Grundlage für solche Bezichtigungen, aber wir müssen verhindern, daß auch nur der Eindruck entsteht, wir würden Menschen bevorzugen.«

»Also wird Tycho geopfert, damit die Allianz zusammenhält?«

»Ich hätte es vorgezogen, Ysanne Isard vor Gericht zu stellen, weil sie den Krytos-Virus herstellen und verbreiten ließ, aber sie ist entkommen – wie, weiß ich nicht, aber sie hat es geschafft. Wir könnten vielleicht zwei Dutzend imperialer Bürokraten für ihre Aktivitäten anklagen, aber dann würde die gesamte imperiale Bürokratie zerfallen, und wir hätten überhaupt keine Chance mehr, die Galaxis zu regieren.«

Dieser Kommentar ließ Wedge aufblicken. Daß man die Territorien der neuen Regierung mit Hilfe der alten Feinde verwalten wollte, hielt er für einen schrecklichen Fehler, aber dann erinnerte er sich daran, daß die Allianz Deserteure immer willkommen geheißen hatte. Erfahrung genügte, um alte Sünden vergessen zu lassen, vor allem, wenn die Lage so kritisch war. »Sie haben recht, es ist weder einfach noch angenehm, eine Regierung zu bilden.«

»Aber genau das müssen wir tun.«

Der Logik dieses Arguments konnte er nicht ausweichen, aber Wedge sträubten sich trotzdem die Haare, und das wollte er ebensowenig leugnen. »Vielleicht wird es sich gar nicht vermeiden lassen, daß ich den Streitkräften den Rücken kehre.«

Leia schüttelte den Kopf. »Doch. Sie werden Ihren Hut nicht nehmen, Wedge.«

»Warum nicht? Der Krieg ist vorbei. Es gibt hier auf Coruscant oder auf Corellia bestimmt ein halbes Dutzend Treibstoffstationen, die ich kaufen und betreiben könnte.« Er wußte, das klang ein wenig merkwürdig, aber es wäre ihm wie Verrat an Tycho vorgekommen, jetzt einzulenken. Das würde ich nicht ohne wirklich guten Grund tun.

»Sie werden den Dienst nicht quittieren, mein Lieber, und zwar aus demselben Verantwortungsgefühl heraus, das Ihnen jetzt eingibt, damit zu drohen.« Leia lächelte ihn an. »Crackens Leute haben mehr gtan, als sich um Tychos Aktivitäten zu kümmern. Es sieht so aus, als hätte Kriegsherr Zsinj einen thyferranischen Bacta-Konvoi angegriffen und eine große Ladung gestohlen. Ein Ashern-Rebell war bei dem Konvoi dabei und hat uns benachrichtigen können, an welchem Raumhafen Zsinj den Konvoi andocken ließ. Das Bacta wird eine Menge Leben retten, aber um unsere Leute zum Einsatz zu bringen, brauchen wir eine sehr gute Eskorte. Die Sonderstaffel wird an vorderster Stelle stehen.«

Wedge nickte. »Zurücktreten und Millionen zum Sterben verurteilen oder bleiben und zusehen, wie ein Freund vernichtet wird. Keine tolle Wahl.«

»Aber es ist immerhin eine Wahl. Und keine einfache.«

»Oh, die Wahl zu treffen ist einfach, Leia, es wird nur schwierig sein, mit den Ergebnissen zu leben.« Wedge schluckte heftig gegen den Kloß in seinem Hals an. »Lassen Sie den Rat wissen, daß ich über meinen Rücktritt noch einmal nachdenken werde.«

»Ich werde ihnen sagen, daß Sie diesen Vorschlag gemacht haben, um zu betonen, wie sehr Sie sich um Captain Celchu sorgen.« Leia nickte ernst. »Laut Cracken werden Sie Ihre Einsatzbefehle innerhalb einer Woche erhalten. Möge die Macht mit Ihnen sein.«

»Die Macht hebe ich lieber für Tycho auf.« Wedge kniff die Augen ein wenig zusammen. »Ganz gleich, welchen Empfang Zsinj für uns vorbereitet hat, Tycho wird sich einem Schicksal stellen müssen, das millionenmal schlimmer ist.«

4

Die Gefängnisuniform, die man Tycho Celchu gegeben hatte, sah beinahe wie ein Fliegeroverall aus, und Wedge hätte sich fast einreden können, daß sein Freund wieder frei war. Der schwarze Overall hatte rote Ärmel, und von den Knien abwärts waren die Hosenbeine ebenfalls rot. Der Stoff war an Hand- und Fußgelenken knapp genug, um nicht die Fesseln zu blockieren, die Tycho trug.

Wedge schauderte vor Zorn und Verlegenheit. Ich werde dich auch wieder frei sehen, mein Freund.

Tycho blickte auf und lächelte. Ein wenig größer als Wedge, aber ebenso schlank, war Tycho ein gutaussehender Mann, dessen blaue Augen heller leuchteten, als Wedge es je für möglich gehalten hätte. Tycho hob die Hände, um Wedge und Nawara Ven zu begrüßen, und es sah fast so aus, als störten ihn die Fesseln gar nicht. Er wartete geduldig, während ein Wärter im Kontrollraum die Transparistahlbarriere hochfuhr, die ihn von den Besuchern trennte, dann kam er mit seiner Eskorte auf sie zugeschlurft.

Wedge erhob sich und ging durch den spärlich möblierten, weißgestrichenen Raum auf seinen alten Freund zu, aber Tychos Wärter hielt ihm einen Stokhli-Lähmungsstock entgegen. »Halten Sie sich von dem Gefangenen fern, Commander.«

Wedge spürte eine Hand an seinem linken Ellbogen und wandte sich wieder dem Twi’iek zu, der ihn ins Gefängnis begleitet hatte. »Commander, uns ist kein Körperkontakt zu Tycho erlaubt – niemand darf die Gefangenen berühren. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme.«

Wedge schaute grimmig drein. »Na gut.«

Nawara Ven bedachte den Wärter mit einem kühlen Blick. »Sie haben Ihre Pflicht getan; jetzt bitte ich Sie, mich mit meinem Klienten und meinem Droiden allein zu lassen.«

Der untersetzte Wärter kniff die Augen zusammen, dann tippte er mit dem Lähmungsstock gegen die Handfläche. »Ich bleibe direkt da draußen. Wenn hier irgendwas Komisches passiert, werden Sie noch lange Zeit mit diesem Verräter da allein sein können.« Er drehte sich um und verließ den Raum am anderen Ende.

Wedge setzte sich auf einen der vier Stühle am Tisch in der Mitte des Zimmers. »Wie geht es dir? Macht dieser Wärter Schwierigkeiten? Dann werde ich etwas dagegen unternehmen.«

Tycho setzte sich ihm gegenüber und zuckte mit den Achseln. »Voleyy ist gar nicht so übel, er mag es nur nicht, wenn der Ablauf seiner Schicht gestört wird. Andere sind schlimmer, und wenn ich nicht in Einzelhaft wäre, hätten mich meine Mithäftlinge vermutlich schon verurteilt und hingerichtet.«

»Was?« Tychos Bemerkung hatte Wedge überrascht. »Was meinst du damit?«

»Ich dachte, das erklärt sich von selbst.« Tycho schüttelte den Kopf, dann lächelte er seine Freunde an. »Vergeßt nicht, daß ich wegen Mord und Hochverrat hier bin. Es gibt ein paar Wärter, die nur auf eine Gelegenheit warten, der Neuen Republik zu demonstrieren, wie weit ihr Patriotismus geht. Und einige der Gefangenen glauben, sie könnten einen Gnadenerlaß erwirken, wenn sie der Republik das Geld für ein Verfahren sparen. Das sollte dich eigentlich nicht überraschen, Wedge.«

»Nein, tut es auch nicht, aber deine Reaktion darauf überrascht mich. An deiner Stelle wäre ich ziemlich aufgebracht.«

»Das liegt daran, daß du nie in einem Gefängnis des Imperiums zu Gast warst.« Tycho seufzte, und Wedge erkannte die Erschöpfung in seiner Haltung. »Aller Zorn, den ich aufbringen würde, könnte mich keine Minute schneller hier herausbringen, und außerdem würde er mir nur noch mehr Ärger einbringen.«

»Aber bist du nicht wütend, weil man dich für etwas eingesperrt hast, was du nicht getan hast?«

»Ja, doch.«

Wedge breitete die Arme aus. »Warum zeigst du es dann nicht? Du kannst das doch nicht einfach runterschlucken. Es wird dich zerreißen.«

Tycho holte tief Luft und atmete dann ganz langsam wieder aus. »Wedge, du bist immer mein Freund gewesen und hast mich unterstützt, ohne Fragen zu stellen, aber was ich jetzt hier ertragen muß, unterscheidet sich nicht sonderlich von dem, was ich im Hausarrest erlebt habe. Sicher, ich darf nicht fliegen, ich kann nicht mit Mirax nach Borleias eilen, um Corran rauszuholen, und ich darf nicht als dein Joker auf Coruscant arbeiten, aber darüber hinaus hat sich nichts Wesentliches verändert. Seit ich hier auf Coruscant vom Imperium gefangengenommen wurde, bin ich ihr Gefangener geblieben. Ich bin dem Imperium nie wirklich entkommen, denn sie haben es geschafft, alle anderen mißtrauisch mir gegenüber zu machen. Ich war damals aufgebracht, und ich bin es seitdem, aber es würde mir nicht helfen, wenn ich mich wehrte. Ich kann nur frei sein, wirklich frei, wenn das Imperium zerstört ist. Ich weiß, erst wenn es vollkommen zerfällt, wird irgend jemand an die Informationen gelangen können, die mich entlasten.«

»Und wenn nicht?«

Tycho lächelte. »Du hast einen Weg gefunden, ihnen Coruscant abzunehmen. Dann dürfte es doch nicht so schwierig für dich sein, einen Freund aus dem Gefängnis zu holen.«

Nawara Ven räusperte sich. »Lassen Sie uns bitte verhindern, daß Sie auch noch der Verschwörung angeklagt werden.«

Tycho nickte. »Wie Sie wollen, Herr Anwalt. Wie läuft meine Verteidigung?«

»Gut und schlecht.« Nawara Ven setzte sich an den Kopf des Tisches, und eine kleine, grün-weille R2-Einheit rollte neben ihn. »Die beste Nachricht seit langem ist vermutlich, daß sich Pfeifer hier unserem Verteidigungsteam angeschlossen hat.«

»Aber ich werde angeklagt, Corran Horn umgebracht zu haben. Er und Corran waren Partner. Wieso sollte er dabei helfen wollen, mich zu verteidigen?«

Der Droide trillerte eine Antwort.

Wedge lächelte. »Er hat Corran wirklich gut gekannt.«

Der Twi’lek nickte. »Gut genug, um festzustellen, daß Horn sich geirrt hat, was Sie anging, Captain Celchu. Und wenn Horn sich darüber geirrt hat, daß Sie ein Verräter sind, bedeutet das auch, daß jemand anders ihn umgebracht hat. Da man Sie fälschlicherweise mit diesem Mord belastet, will Pfeifer Ihnen helfen, damit der Mörder seines Freundes nicht ungeschoren davonkommt. Und Pfeifer in unserem Team zu haben, ist unglaublich nützlich, wegen der besonderen Programme, über die er verfügt. Sie erlauben ihm, sich eine Menge juristischer Dateien zugänglich zu machen, einschließlich der imperialen.«

Tycho bewegte sich ein wenig, und die Fesseln klirrten gegen die Tischkante. »Ich hoffe, die schlechten Nachrichten wiegen die guten nicht vollkommen auf.«

Nawaras Kopfschwänze zuckten lethargisch. »Corran hatte Commander Antilles berichtet, daß er Sie in dieser Kneipe, dem >Hauptquartier<, im Gespräch mit Kirtan Loor gesehen hat. Sie sagten, Sie hätten mit«, Nawara warf einen Blick auf seinen Datenblock, »einem Duros gesprochen, Captain Lai Nootka.«

Tycho nickte. »Genau, Er flog einen Frachter namens Sternenfreude. Ich habe mit ihm wegen Ersatzteilen für die Z-95-Headhunter verhandelt, die ich gekauft hatte.«

»Es ist offenbar unmöglich, dieses Schiff zu finden. Die Anklage kann mehr als genug Beweise dafür erbringen, daß sich Kirtan Loor zur fraglichen Zeit hier auf Coruscant aufhielt, daß Corran ihn gut genug kannte, um ihn überall wiederzuerkennen, und daß Sie, nachdem Sie wußten, daß er Sie gesehen hatte, gezwungen waren, etwas gegen ihn zu unternehmen.«

Wedge runzelte die Stirn. »Wenn der einzige Weg aus dieser Falle darin besteht, Nootka zu finden, dann finden wir ihn eben.«

Pfeifer gab einen kläglichen Ton von sich.

Der Kommandant der Sonderstaffel rieb sich einen Augenblick die Augen, weil das Brennen unerträglich wurde. »Na gut, dann gibt es eben 247 unidentifizierte Leichen von Duros hier auf Coruscant, und außerdem besteht die Möglichkeit, daß die Imps ihn erwischt und getötet haben und wir ihn nie finden. Wir können immer noch versuchen, das Schiff aufzutreiben. Im Logbuch gibt es vielleicht einen Eintrag über das Treffen.«

Tycho lächelte Wedge zu. »Du bist nervöser als ich, Wedge.«

»Das liegt daran, daß du vermutlich nicht verstehst, was hier auf dem Spiel steht, Tycho.« Wedge stand auf und fing an, auf und ab zu tigern. »Dein Prozeß wird bald anberaumt und schnell durchgepeitscht werden. Er wird als Demonstration dafür benutzt, daß die Neue Republik gegen Menschen ebenso hart vorgeht wie das Imperium gegen Nichtmenschen. Ich muß dir sagen,