Star Wars. X-Wing. Bacta-Piraten - Michael A. Stackpole - E-Book

Star Wars. X-Wing. Bacta-Piraten E-Book

Michael A. Stackpole

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Beschreibung

Während die Flotte der Allianz anderswo beschäftigt ist, schlägt die tückische Ysanne Isard wieder zu: Sie hat mit einem Staatsstreich die Macht auf Thyferra ergriffen und will die Neue Republik destabilisieren. Wedge Antilles und seine Piloten von de Sonderstaffel haben den Dienst quittiert und sind ganz auf sich allein gestellt. Sie bekämpfen die Isard als Piraten im eigenen Auftrag. Die Gegner verfügen über mehrere Sternzerstörer und kontrollieren die Produktion und Auslieferung des Heilmittels Bacta in der gesamten Galaxis....

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Inhaltsverzeichnis

WidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41Kapitel 42DANKCopyright

FürDenis Lawson,den ursprünglichenWedge Antilles

1

Irgendwie ließ das Dunkel der Nacht das Zischen des Lichtschwerts lauter wirken; es war, als erfüllte das Geräusch den ganzen Raum. Das silbrige Licht der Klinge schien die Möbel mit einer Eisschicht zu überziehen und brachte undurchdringliche Schatten hervor. Die Klinge wanderte hierhin und dorthin und ließ die Schatten flackern, als flüchteten sie vor dem Licht.

So wie Verbrecher vor dem Licht fliehen würden.

Corran Horn starrte die Klinge an, und der helle Energiestrahl war seinen Augen nicht unangenehm. Träge zeichnete er mit dem Schwert eine Unendlichkeitsschleife, dann brachte er es mit einer raschen Bewegung des Handgelenks direkt vor sich, wo die Waffe ihn von der Stirn bis zur Taille schützte. Es mag ein Relikt aus vergangener Zeit sein, aber es beschwört immer noch Bilder und Gefühle herauf.

Er drückte zweimal auf den schwarzen Knopf unter seinem Daumen, und die Klinge verschwand, was das Zimmer wieder in Dunkelheit sinken ließ. Das Lichtschwert mochte Bilder und Gefühle in ihm heraufbeschwören, aber Corran bezweifelte, daß sie irgend etwas mit den Bildern und Gefühlen zu tun hatten, von denen die meisten anderen auf Coruscant derzeit heimgesucht wurden. Für alle, Corran eingeschlossen, war Luke Skywalker ein Held, und sie hatten ihn als Erben der Jedi-Tradition willkommen geheißen. Seine Anstrengungen, den Jedi-Orden wieder ins Leben zu rufen, waren begeistert begrüßt worden, und niemand – von jenen einmal abgesehen, die die Wiederkehr von Recht und Ordnung in der Galaxis fürchteten – hätte Luke bei dieser Aufgabe etwas anderes als den größten Erfolg gewünscht.

Das tue ich auch. Corran runzelte die Stirn. Dennoch, meine Entscheidung steht fest.

Es war eine große Ehre für ihn gewesen, daß Luke Skywalker ihn gebeten hatte, die Sonderstaffel zu verlassen und ein Jedi zu werden. Skywalker hatte ihm mitgeteilt, daß sein Großvater Nejaa Halcyon ein Jedimeister gewesen und in den Klonkriegen umgekommen war. Das Lichtschwert, das Corran im Galaktischen Museum entdeckt hatte, hatte einmal Nejaa gehört und war Corran als sein rechtmäßiges Erbe übergeben worden. Das Erbe eines Jediritters.

Aber das war ein Erbe, das er nur vom Hörensagen kannte. Er bezweifelte nicht, daß Skywalker die Wahrheit sagte, aber es war nicht die ganze Wahrheit. Zumindest nicht alles von jener Wahrheit, mit der ich aufgewachsen bin.

Sein ganzes Leben lang hatte Corran Horn geglaubt, sein Großvater wäre Rostek Horn, ein Angehöriger der corellianischen Sicherheitskräfte in leitender Position. Auch sein Vater, Hal Horn, war bei CorSec gewesen. Und als es für Corran an der Zeit war, einen Beruf zu wählen, hatte das Ergebnis dieser Wahl eigentlich schon lange festgestanden. Er hatte die Tradition der Horns, bei CorSec zu dienen, fortgesetzt. Sein Großvater hatte zugegeben, einen Jedi gekannt zu haben, der in den Klonkriegen umgekommen war, aber in seinen Erzählungen hatte er dieser Bekanntschaft nicht mehr Wert beigemessen als zum Beispiel der Begegnung mit dem imperialen Moff Fliry Vorru oder einem Besuch in Imperial Center, wie Coruscant unter der Regierung des Imperators genannt worden war.

Es überraschte Corran nicht, daß Rostek Horn und sein Vater ihre Verbindung mit Nejaa Halcyon heruntergespielt hatten. Halcyon war in den Klonkriegen gestorben, und Rostek hatte sich um Halcyons Witwe gekümmert und sie schließlich geheiratet. Er hatte auch Halcyons Sohn Valin adoptiert, der dann als Hal Horn aufgewachsen war. Als der Imperator mit der Ausrottung des Jediordens begonnen hatte, hatte Rostek seine Position bei CorSec genutzt, um alle Spuren der Halcyon-Familie zu vernichten, und damit seine Frau und seinen Adoptivsohn vor den Nachforschungen der imperialen Behörden bewahrt.

Da es die Aufmerksamkeit dieser Behörden auf uns gelenkt hätte, wenn einer von uns irgendwelches Interesse an den Jedirittern gezeigt hätte, und meine Familie verwundbar gewesen wäre, wenn ihre Geheimnisse ans Licht gekommen wären, habe ich als Junge vermutlich sogar weniger von den Jedirittern gehört als andere meines Alters. Von Holodramen, die die Jediritter als Schurken darstellten, und den Erinnerungen seines Großvaters an die Klonkriege einmal abgesehen, hatte Corran wenig oder nichts über die Jedi gewußt. Wie die meisten anderen Kinder, hatte er sie irgendwie romantisch und ein wenig unheimlich gefunden, aber sie waren weit entfernt, während die Arbeit seines Vaters und seines Großvaters bei CorSec nahe und aufregend war.

Er hob die Hand und preßte sie an das goldene Jedimedaillon, das er um den Hals trug. Es war ein Andenken gewesen, das sein Vater immer getragen hatte, und Corran hatte es nach Hals Tod geerbt. Er hatte es immer als eine Art Glücksbringer betrachtet und nie gewußt, daß sein Vater es behalten hatte, weil es das Abbild seines eigenen Vaters, Nejaa Halcyon, trug. Das war die einzige Möglichkeit für meinen Vater, seinen Vater zu ehren und dem Imperium zu trotzen. Und ich trug es ihm zu Ehren und wußte nicht, daß ich dadurch noch viel mehr tat.

Skywalkers Erklärungen über seine Verbindung zu Nejaa Halcyon hatten Corran neue Aussichten und Möglichkeiten eröffnet. Durch seinen Dienst bei CorSec hatte er sich entschlossen, sein Leben einer Mission zu widmen, die der der Jedi nicht unähnlich war: Es ging darum, die Galaxis sicher zu machen. Wie Luke erklärt hatte, könnte Corran auch als Jedi das tun, was er immer getan hatte – nur in größerem Maßstab. Dieser Gedanke, diese Möglichkeit, war verführerisch, und zweifellos hatten alle seine Kameraden in der Staffel erwartet, daß er diese Gelegenheit ergreifen würde.

Corran lächelte. Ich dachte, Rat Borsk Fey’lya würde auf der Stelle tot umfallen, als ich das Angebot ablehnte. Und manchmal wünschte ich auch, es wäre passiert.

Er schüttelte den Kopf, als ihm klar wurde, wie unwürdig das war und daß er nur seine Zeit verschwendete, wenn er an Borsk Fey’lya dachte. Corran war sicher, daß der Bothanische Rat überzeugt war, daß er – und nicht Corran – recht hatte und alles, was er tat, notwendig war, um die Neue Republik zu erhalten. Ein wiedererstandener Jediorden würde helfen, die Republik enger zusammenzuführen und in den nostalgischen Mantel der Alten Republik zu hüllen. Ebenso, wie es geholfen hatte, Angehörige der verschiedensten Nationen gemeinsam in der Sonderstaffel einzusetzen, würde auch ein neuer corellianischer Jediritter dazu beitragen, das Diktat von Corellia dazu zu bewegen, der Neuen Republik etwas freundlicher gegenüberzustehen.

Skywalker hatte ihn also gebeten, und Fey’lya hatte angenommen, Corran werde dem Jediorden beitreten, aber das lag selbstverständlich daran, daß keiner von ihnen wußte, daß für Corran persönliche Verpflichtungen und Versprechen mehr bedeuteten als jedes allgemeine galaktische Ziel. Corran wußte zwar, daß es langfristig vermutlich besser war, alles nur Mögliche für die größte Anzahl von Individuen zu tun, aber er hatte Verpflichtungen kurzfristigerer Natur, die er einhalten wollte, und dabei spielte Zeit eine wichtige Rolle.

Die Erben des Imperiums hatten ihn gefangengenommen, gefoltert und in Lusankya eingesperrt, einem Gefängnis, das, wie ihm später klar geworden war, aus einem Supersternzerstörer bestand, der unter der Oberfläche von Coruscant verborgen gewesen war. Er war von dort entkommen – was zuvor nie einem Gefangenen gelungen war –, aber nur mit Hilfe anderer Gefangener. Er hatte ihnen geschworen, er werde wiederkommen und sie befreien, und er hatte vor, sein Versprechen zu halten. Die Tatsache, daß sie im Bauch eines SSZ steckten, der nun um Thyferra kreiste, machte diese Aufgabe schwieriger, aber es hatte Corran noch nie aufgehalten, wenn die Chancen schlecht standen. Ich bin Corellianer. Was interessieren mich Gewinnchancen?

Sein Wunsch, die anderen Gefangenen zu befreien, war nur noch gewachsen, als er eine Entdeckung gemacht hatte, die ihn ungeheuer verlegen machte. Die gefangenen Rebellen in Lusankya hatten sich von einem älteren Mann leiten lassen, der sich Jan nannte. Irgendwann nach seiner Flucht hatte Corran sich eine Dokumentation über die Helden der Rebellenallianz angesehen. Einer der Wichtigsten war der General gewesen, der die Verteidigung von Yavin 4 geleitet und die Zerstörung des ersten Todessterns geplant hatte. Ein Mann namens Jan Dodonna. In der Dokumentation war behauptet worden, er sei bei der Evakuierung von Yavin 4 umgekommen, aber Corran zweifelte nicht daran, daß Dodonna Gefangener auf der Lusankya war. Wenn ich nicht davon ausgegangen wäre, daß er tot ist, hätte ich ihn vielleicht erkannt. Wie dumm von mir.

Nicht, daß Corrans Wunsch, den Mann zu retten, etwas mit Dodonnas Ruhm zu tun hatte. Jan hatte ihm, ebenso wie Urlor Sette und andere, bei der Flucht geholfen. Sie hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt, damit Corran entkommen konnte. Solch tapfere Leute in der Gefangenschaft von Ysanne Isard zu lassen, war nicht nur eine schlechte Belohnung für ihren Mut, sondern setzte sie auch weiterhin der Gefahr aus, daß man sie umbrachte oder ihnen noch Schlimmeres antat – sie zu imperialen Agenten, zu Marionetten der Isard machte.

»Kannst du nicht schlafen?«

Corran zuckte zusammen, dann drehte er sich um und lächelte die dunkelhaarige Frau an, die in der Schlafzimmertür stand. »Nein, Mirax.«

»Tut mir leid, daß ich dich geweckt habe.«

»Du hast mich nicht geweckt. Deine Abwesenheit hat mich geweckt.« Sie trug einen dunkelblauen Morgenmantel mit einem blaßgelben Gürtel. Sie hob die Hand, um ein Gähnen zu verbergen, dann zeigte sie auf den silbernen Zylinder in seiner rechten Hand. »Bedauerst du deine Entscheidung?«

»Welche? Kein Jediritter zu werden oder« – er lächelte – »mich mit dir einzulassen?«

Sie zog die Brauen hoch. »Ich dachte an die Jedi-Entscheidung. Wenn du wegen der anderen Sache Probleme hast, könnte ich auch wieder lernen, wie man allein schläft.«

Er lachte, und sie trat zu ihm. »Ich bedauere beides nicht. Dein Vater und mein Vater mögen Todfeinde gewesen sein, aber ich kann mir keine bessere Freundin als dich vorstellen.«

»Oder Geliebte.«

»Besonders Geliebte.«

Mirax zuckte mit den Achseln. »Das behauptet ihr Männer immer, wenn ihr gerade frisch aus dem Gefängnis gekommen seid.«

Corran verzog das Gesicht. »Wahrscheinlich hast du recht, aber woher du das weißt, möchte ich lieber nicht wissen.«

Sie blinzelte. »Ich eigentlich auch nicht.«

Corran lachte und nahm sie in die Arme. »Nach meiner Flucht hat Tycho mir sein Beileid wegen deines Todes ausgesprochen. Er erzählte mir, wie Kriegsherr Zsinj bei Alderaan einen Konvoi aus dem Hinterhalt überfallen und zerstört hat, darunter auch die Pulsarrochen. In diesem Augenblick brach alles in mir zusammen. Dich zu verlieren, hat mich emotional aus der Bahn geworfen.«

»Jetzt weißt du, wie es mir ging, als ich annehmen mußte, du wärst hier auf Coruscant getötet worden.« Sie küßte sein linkes Ohr und legte dann das Kinn auf seine Schulter. »Mir war nicht klar, wie sehr du zu einem Teil meines Lebens geworden warst, ehe ich dich verloren hatte. Das Loch, das die Lusankya gerissen hat, als sie von Coruscant aufstieg, war nichts, verglichen mit der Leere, die ich verspürte. Es war nicht so, daß ich am liebsten tot gewesen wäre, aber ich wußte, daß ich innerlich schon gestorben war, und fragte mich nur, wann der Rest diesem Sterben folgen würde.«

»Ich hatte mehr Glück als du. Als er die Gelegenheit hatte, nahm General Cracken mich beiseite und sagte mir, du seist in geheimer Mission unterwegs nach Borleias, um Ryll Kor, Bacta und einen Vratix-Verachen abzuliefern. Zsinjs Hinterhalt war eine gute Gelegenheit, dein Verschwinden zu bemänteln, damit die Thyferraner nicht erfuhren, was du auf Borleias mit ihrem Bacta vorhattest.«

»Ja, es hätte ihnen nicht gefallen, daß wir die Alderaan-Biotics-Anlagen dort benutzen, um Rycla herzustellen, und dadurch irgendwann einmal genug Bacta haben werden, um ihr Monopol zu gefährden.« Mirax schauderte. »Es wäre mir lieber gewesen, wenn der ursprüngliche Plan funktioniert hätte; es hätte mir zwar nicht sonderlich gefallen, verachtet und verfolgt zu werden, weil ich angeblich Bacta aus dem Konvoi gestohlen habe, aber das hätte ich gern ertragen, wenn nicht all diese Leute umgekommen wären.«

»Das konntest du nicht verhindern.«

»Genausowenig, wie du verhindern konntest, daß die Isard deine Mitgefangenen mitnahm, als sie mit der Lusankya floh.« Mirax trat einen Schritt zurück und sah Corran forschend an. »Das ist dir doch klar, oder?«

»Ja. Aber das heißt nicht, daß ich es akzeptiere.« Corran kniff die grünen Augen ein wenig zusammen, aber in seinen Mundwinkeln zuckte ein Lächeln. »Weißt du, wenn du dich weiterhin mit mir abgibst, könntest du noch viel Ärger kriegen.«

»Ärger?« Mirax klimperte mit den Wimpern. »Wovon sprechen Sie, Lieutenant Horn?«

»Nun, ich habe bewirkt, daß alle Piloten der gefeierten Kampfstaffel der Neuen Republik ihren Dienst quittiert und geschworen haben, daß wir Thyferra aus den Krallen der Isard befreien. Bisher haben wir zu diesem Zweck eine Staffel von Piloten, meinen X-Flügler und, wenn du wirklich mitmachen möchtest, deinen Frachter.«

Mirax lächelte. »Gegen drei imperiale Sternzerstörer und einen Supersternzerstörer, nicht zu reden von den thyferranischen Streitkräften, die sich auch gegen uns wenden werden.«

Corran nickte. »Genau.«

Mirax’ Grinsen wurde breiter. »Na gut, und was meintest du mit dem Ärger?«

»Mirax, das ist kein Witz.«

»Ich weiß. Aber du vergißt, mein Herz, daß es ein X-Flügler und ein Frachter waren, die den Todesstern gesprengt haben.«

»Das hier wird ein wenig anders sein.«

»Eigentlich nicht.« Sie berührte ihn mit dem Zeigefinger an der Stirn. »Du und ich, Wedge und Tycho und alle anderen wissen, was es bedeutet, das Imperium zu besiegen. Es geht nicht um Ausrüstung, sondern darum, den Mut zu haben, diese Ausrüstung zu benutzen. Das Imperium wurde zerstört, weil das zum Nutzen der Galaxis einfach notwendig war. Die Rebellen hatten keine Wahl, und deshalb haben sie entschlossener gekämpft als die Imperialen. Wir wissen, daß wir siegen können und siegen müssen, und davon haben die Leute der Isard keine Ahnung.«

»Schön und gut, Mirax, ich bin ja auch deiner Meinung, aber wir haben viel vor uns. Allein die Menge an Ausrüstung, die wir benötigen werden, ist unglaublich.«

»Stimmt. Ich glaube auch nicht, daß es einfach werden wird, aber es ist möglich.«

»Ich weiß.« Corran rieb sich die Augen. »Zu viele Variablen und nicht genug Daten, um sie richtig einschätzen zu können.«

»Drei Stunden vor Morgengrauen ist nicht die richtige Zeit, sich mit solchen Dingen auseinanderzusetzen. Du magst ja klug sein, Corran Horn, aber um diese Tageszeit kannst du nicht dein Bestes geben.«

Corran zog die Brauen hoch. »Ich glaube, ich kann mich erinnert, daß du gestern noch etwas anderes über diese Tageszeit gesagt hast.«

»Da warst du auch nicht mit Ysanne Isard, sondern mit mir beschäftigt.«

»Ach, und das macht einen Unterschied?«

»Aus meiner Perspektive ja.« Sie nahm ihm das Lichtschwert aus der Hand und legte es auf eine Kommode. »Und ich glaube, wenn du dich darauf einließest, könnte ich dir diese Perspektive ebenfalls vermitteln.«

Er küßte sie auf die Nasenspitze. »Es wäre mir ein Vergnügen.«

»Darum, Lieutenant Horn, geht es hier nur ganz am Rande.«

»Entschuldige.« Er folgte ihr zum Bett und stieg über das Häuflein Seide hinweg, das ihr Mantel jetzt am Boden bildete. »Du weißt doch, ich komme gerade erst aus dem Gefängnis.«

»Nein, ich verzeihe dir nicht, aber – «, sie lächelte ihn an, »vielleicht könnte dir gute Führung weiterhelfen.«

2

Wedge Antilles fühlte sich in Zivil ausgesprochen unbehaglich. Eigentlich fühle ich mich immer unbehaglich, wenn ich nicht im Dienst bin. Im Verlauf seiner geheimen Mission auf Coruscant hatte er nicht einmal eine Allianzuniform zu sehen bekommen, und er hatte ein paarmal sogar imperiale Uniformen tragen müssen, aber das hatte ihn nicht gestört. Er hatte den größten Teil seines Erwachsenenlebens als Angehöriger der Rebellenallianz verbracht, und nun hatte er sich entschlossen, sie zu verlassen.

Er hatte keinen Zweifel daran, sich richtig entschieden zu haben. Er verstand vollkommen, wieso die Neue Republik Thyferra nicht angreifen und Ysanne Isard vor Gericht bringen konnte. Sie war durch eine Revolution auf Thyferra zum Staatsoberhaupt dieses Planeten geworden, nicht durch eine Invasion, und die Neue Republik mußte das Selbstbestimmungsrecht der Bürger des Planeten achten. Wenn die Republik sich in diesem einen Fall einmischte, würden viele andere Nationen es sich noch einmal überlegen, ob sie der Allianz tatsächlich beitreten wollten, und andere würden sie verlassen.

Wedge zwang sich zu einem Lächeln und blickte zu dem Mann auf, der ihm am Tisch gegenüber saß. »Haben wir mehr abgebissen, als wir schlucken können?«

Tycho Celchu zuckte mit den Achseln. »Es ist wirklich ein gewaltiger Bissen, aber mit ein paar Extrazähnen werden wir es schon schaffen. Und ich habe gute Nachrichten für dich. Wir haben die zehn Millionen Credits, die die Isard auf meine Konten transferiert hat, um es so aussehen zu lassen, als stünde ich in ihrem Sold. Das Geld gehört rechtmäßig mir, also uns. Wir haben die fünf Z-95-Headhunter, die wir bei der Befreiung Coruscants benutzt haben.«

»Aber die sind nicht Hyperspace-tauglich.«

»Stimmt; das bedeutet aber nicht, daß sie uns nichts nützen werden.« Tycho lächelte. »Die Z-95 sind ein Teil unserer Geschichte. Es sind Sammlerstücke. Mir liegen bereits Angebote von Museen und Freizeitparks vor, die sie kaufen wollen. Wir können vermutlich anderthalb Millionen für jeden bekommen – die Bothanische Militärakademie ist so versessen auf den, den Asyr geflogen hat, daß sie sich nicht einmal anstrengen, ihre Gier zu kaschieren.«

Wedge sah ihn erstaunt an. »Damit hätten wir wirklich eine Kriegskasse, die sich sehen lassen kann.«

»Das sollte uns weiterhelfen.«

»Immer vorausgesetzt, wir finden Orte, an denen man Waffen kaufen kann, die auf den meisten zivilisierten Planeten verboten sind.«

Tycho nickte. »Winter und Mirax versuchen, sich dieses Problems anzunehmen. Winter hat sich früher ausführlich damit beschäftigt, imperiale Nachschubdepots aufzuspüren, die wir überfallen konnten, und sie weiß daher auch, wo es das eine oder andere gibt, das es wert wäre, zu kaufen, zu leihen oder zu stehlen. Mirax ist ziemlich sicher, daß sie ebenfalls Quellen für alles finden kann, was wir brauchen. Und wir haben Materialspenden bekommen.«

Wedge sah sich in dem kleinen Büro um, in dem er mit Tycho saß. Nach ihrem Austritt aus der Sonderstaffel hatten sie selbstverständlich auch ihre Quartiere verlassen müssen. Einige Bürger waren aufgetaucht und hatten den Piloten Wohnungen und Büroräume angeboten. Man hatte sie gefeiert, als wären sie die einzigen Leute in der Galaxis, die immer noch den Geist der Rebellion in sich hatten, mit dem das Imperium besiegt worden war.

»Glaubst du, der Provisorische Rat hat befohlen, alle Himmelsinseln herunterzuholen, nur um uns zu ärgern?«

Tycho schüttelte den Kopf. »Das war ein Gerücht, nachdem man uns die SoroSuub-Himmelsinsel angeboten hatte, aber wir wissen, daß es dabei um Sicherheitsmaßnahmen ging. Die Lysankya hat die meisten dieser Inseln sowieso abgeschossen, und es bestand Gefahr wegen abstürzender Trümmer. Die Himmelsinseln herunterzuholen und an der Stelle abzusetzen, wo die Lusankya aufgestiegen ist, hat Wohnraum für die Überlebenden dieser Katastrophe geschaffen. Und die Mittel, die genutzt wurden, um die Inseln am Himmel zu halten, können nun für andere Projekte verwendet werden.«

»Schade, denn eine Himmelsinsel wäre genau das richtige gewesen. Wir hätten genug Raum gehabt, um unsere Ausrüstung zu lagern, wenn wir sie erst einmal beschafft haben.«

Tycho sah ihn fragend an. »Ich denke, es geht dir mehr darum, der Isard nur ein einziges Ziel zu liefern, wenn sie uns angreift – was sicher bald der Fall sein wird. Das würde die Gefahr für Unbeteiligte verringern.«

»Es sei denn, sie wohnen in unserer Nähe.«

»Stimmt.«

»Daran hast du also auch schon gedacht«, meinte Wedge. »Tatsache ist, daß wir der Isard den Krieg erklärt haben, aber wir werden nicht einfach unbedacht zuschlagen. Sie kennt keine solchen Einschränkungen. Wir sollten vielleicht versuchen, unser Hauptquartier von Coruscant zu entfernen. Es gibt ein paar alte Rebellenbasen, die wir umbauen könnten.«

»Selbst wenn es möglich wäre, werde ich auf keinen Fall nach Hoth zurückkehren.« Tycho schauderte. »Ich habe dort genug Schnee erlebt, daß es für ein Dutzend Leben reicht.«

»Ja, so lange wird es dauern, diese Hoth-Kälte aus unseren Knochen zu kriegen.« Wedge schüttelte den Kopf. »Nein, ich dachte an Yavin 4 oder Talasea. Endor wäre angenehm, aber ich will die Ewoks keiner Gefahr aussetzen.«

Es klingelte an der Tür. Wedge blickte auf und sagte: »Öffnen.«

Die Tür glitt auf, und ein rothaariger, mittelgroßer Mann in der Uniform eines Captain der Streitkräfte der Neuen Republik kam herein. Er setzte zum militärischen Gruß an, zögerte und vervollständigte dann die Geste respektvoll.

Wedge lächelte und erhob sich. Er salutierte ebenfalls, dann bot er dem jungen Mann einen Stuhl an. »Gut, Sie wiederzusehen, Pash. Ich sehe, man hat Ihnen Ihren Rang zurückgegeben. Sind Sie zu Ihrer Einheit zurückgekehrt?«

Pash Cracken nickte und schüttelte Tycho und Wedge die Hand, bevor er sich hinsetzte. »Ich freue mich auch, Sie beide wiederzusehen.« Einen Augenblick lang senkte er den Blick. »Ich wünschte, ich könnte mit Ihnen kommen. Ein Wort von Ihnen, Wedge, und ich bin Zivilist.«

Pashs schmerzlicher Unterton war nicht zu überhören. »Wir hätten Sie gerne bei uns, aber es gibt keine Möglichkeit, daß Sie den Dienst quittieren und zu uns stoßen. Ihr Vater ist der Leiter des Sicherheitsdienstes der Allianz. Wenn Sie mit uns kämen, würde uns niemand glauben, daß wir unabhängig vorgehen. Ich weiß, Sie stehen nicht unter dem Befehl Ihres Vaters, aber es würde dennoch nach außen hin so aussehen und der Neuen Republik eine Menge Schwierigkeiten bereiten.«

»Ich weiß.« Pash seufzte. »Ich gehöre wieder zu Commander Varths Geschwader. Der größte Teil der Flotte jagt hinter dem Kriegsherrn Zsinj her, aber wir sollen einige der Sektoren überwachen, in denen sich Zsinj früher schon rumgetrieben hat. Es wird für einige unserer Leute ein ziemliches Abenteuer werden, denn wir werden auf Folor stationiert sein, dieser Mondbasis, die um Commenor kreist.«

»Daran kann ich mich noch gut erinnern.« Wedge lächelte. »Nicht sonderlich bequem.«

»Es kann nicht schlimmer sein als das, was wir von Generis her kennen. Dort war es so abgelegen, daß die meisten noch nicht mal wußten, daß die Alte Republik gestürzt war.«

Tycho lächelte. »Und langsam fangen sie an, sich zu wundern, wieso es keine neuen Waren von Alderaan gibt.«

»So ungefähr.« Pash beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Unser Patrouillengebiet umfaßt Yag’Dhul, das Heimatsystem der Givin. Eine unserer ersten Übungen wird darin bestehen, die Raumstation unbrauchbar zu machen, damit Kriegsherr Zsinj sich nicht mehr dorthin zurückziehen kann.«

Wedge runzelte die Stirn. »Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber nach allem, was ich weiß, ist Zsinj, seitdem wir ihm das Bacta gestohlen haben, nicht einmal mehr in der Nähe dieser Station gewesen.«

»Sieht so aus.« Pash zuckte mit den Achseln. »Trotzdem, mein Geschwader hat den Auftrag, ihm den Zugang zu dieser Station ganz und gar unmöglich zu machen. Ich dachte, ihr könntet vielleicht eure Operationen von dieser Station aus durchführen. Dann könnte Zsinj sie nicht benutzen, und ihr hättet gleichzeitig eine anständige Kampfbasis, von der aus ihr arbeiten könnt. Die Entfernung zu Coruscant und Thyferra und einer Anzahl anderer Welten wäre nicht zu weit.«

Wedge kniff die braunen Augen zusammen. »Und es würde euch gestatten, vorbeizukommen und uns auszuhelfen, falls wir Ärger kriegen.«

Pash lehnte sich zurück und tat überrascht. »Sie glauben doch nicht, daß ich so etwas im Sinn hatte? Absolut nicht. Selbstverständlich, meine Leute und ich könnten die Station benutzen, wenn wir einen Zwischenstopp einlegen müssen – auf keinen Fall werde ich auf Yag’Dhul landen. Das Wetter dort ist zu unberechenbar, um es als Basis zu benutzen.«

»Das sehe ich ein.«

Tycho nickte. »Die Station wäre tatsächlich eine gute Basis. Wenn Pash einen Bericht einreicht, sie unbrauchbar gemacht zu haben, könnte die Isard darauf reinfallen. Ich zweifle nicht daran, daß sie uns früher oder später aufspüren und angreifen wird, aber eine militärische Raumstation ist schon etwas wehrhafter als eine Himmelsinsel oder ein Lagerhaus hier auf Coruscant.«

»Sieht so aus, als wäre das unsere beste Wahl.« Wedge nickte und lächelte Pash an. »Besten Dank. Sie haben eines unserer größten Probleme gelöst. Jetzt haben wir ein Zuhause.«

»Ich hoffte, daß Sie das sagen würden.« Pash grinste breit. »Ich mache mich Ende der Woche auf den Weg. Ich fliege wieder einen A-Flügler, aber das ist nicht so schlimm. Wir werden die Station für euch bewachen, bis ihr soweit seid, sie in Besitz nehmen zu können, und wir versenden Berichte, daß wir sie zerstört haben, um alle anderen im dunkeln zu lassen.«

»Nochmals danke.« Wedge runzelte die Stirn. »Pash, als Sie zur Sonderstaffel gekommen sind, sagten Sie, Sie wollten herausfinden, wie gut Sie wirklich fliegen und kämpfen. Sie wollten zur besten Einheit gehören, um festzustellen, ob Sie wirklich so gut sind, wie man Sie glauben läßt. Ist Ihnen das gelungen?«

Pash lehnte sich zurück und schien einen Augenblick lang nachzudenken. »Ich glaube, ich habe mir tatsächlich ein besseres Bild machen können, Wedge. Sicher, ich war nur kurz bei der Sonderstaffel, aber wir sind ein paar wirklich scheußliche Einsätze geflogen. Ich glaube nicht, daß einer meiner anderen Einsätze damit vergleichbar ist, mitten in diesem ungeheuerlichen Unwetter einen Headhunter durch eine vollkommen dunkle Stadt zu fliegen. Da ging es nur noch um Instinkt, um Fähigkeiten – und um Glück. Ich habe Manöver geflogen, die ich vorher nicht für möglich gehalten hätte. Danach habe ich mir beinahe gewünscht, es gäbe noch einen weiteren Todesstern, mit dem ich es aufnehmen könnte.«

»So weit würde ich nicht gehen, Pash.« Wedge grinste Tycho zu. »Sie sind ein verdammt guter Pilot. Die Imps haben allen Grund, Sie zu fürchten.«

»Danke, Wedge. Es bedeutet mir viel, das von einem Mann wie Ihnen zu hören.« Der Pilot fuhr sich durch sein rotes Haar. »Und jetzt kehre ich gern zu meiner Einheit zurück. Die Sonderstaffel hat mich unter anderem gelehrt, daß in einer Einheit jeder wichtig ist. Ich hatte befürchtet, daß meine Leute nicht mehr selbst nachdenken und mir in die Katastrophe folgen würden, wenn ich einen Fehler machen sollte. Sie haben mir gezeigt, daß man den Leuten Verantwortung übertragen und sie dazu bringen muß, sich aufeinander zu verlassen. Wenn wir auf Coruscant nichts weiter getan hätten, als Ihren Befehlen und Ihrem Beispiel zu folgen, wäre dieser Planet immer noch im Besitz der Imps. Genau so werde ich mit meinen Leuten umgehen. Wenn ich ihnen Verantwortung übertrage, werden sie lernen, daß ich ihnen vertraue. Und wenn ihnen das erst einmal klar ist, dann vertrauen sie auch sich selbst und werden mir nicht blind folgen, wenn ich etwas Dummes tue.«

Wedge stand auf und streckte die Hand aus. »Wir werden Sie schmerzlich vermissen, Captain Cracken, aber unser Verlust ist der Gewinn Ihrer Einheit. Wir sehen uns demnächst in der Yag’-Dhul-Station.«

»Danke. Wedge, Tycho. Bis bald.«

Die Tür schloß sich hinter Pash, und Wedge und Tycho wechselten einen Blick. »Nun, Tycho, es sieht so aus, als wäre unser Unterkunftsproblem gelöst. Jetzt brauchen wir nur noch ein Dutzend X-Flügler, Munition, Droiden, Techniker, Lebensmittel und andere Vorräte, nicht zu reden von dem, was nötig sein wird, um unsere neue Basis herzurichten.«

Tycho verzog das Gesicht. »Eine ziemlich umfangreiche Bestellung. Kann ich wirklich wagen, es auszusprechen?«

»Was?«

»Ich wünschte, wir hätten Emdrei hier, um alles zusammenzustellen.«

Wedge lächelte, als er an den schwarzen 3PO-Droiden mit dem Muschelkopf eines Raumlotsen dachte. Er war als Quartiermeister der Einheit tätig gewesen, hatte aber auch ein Auge auf Tycho gehabt, für den Fall, daß dieser sich als imperialer Spion erweisen sollte. Trotz seiner Spionagepflichten hatte Emdrei wahre Wunder vollbracht, wenn es darum ging, jegliche Art von Nachschub zu besorgen. Er konnte allerdings auch nervtötend geschwätzig sein, weshalb Wedge sich lieber von ihm fernhielt, wenn es irgend möglich war.

Wedge seufzte. »Ja, ich denke, er fehlt mir auch.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber Jammern hilft uns nicht weiter, wir müssen eben tun, was wir können.«

»Und hoffen, daß das genügt.«

3

Seit dem Umzug nach Thyferra litt Fliry Vorru unter ständigem, kaum zu unterdrückendem Zorn. Nachdem er Jahre in den Gewürzminen von Kessel mit seiner dünnen, beißenden Atmosphäre und dann ein paar Wochen auf Coruscant verbracht hatte – das ähnlich trocken, aber erheblich zivilisierter und mehr nach seinem Geschmack war –, fand er Thyferra nun unerträglich. Überall Grün, von den saftigen, dunklen Farbtönen des Regenwaldes dieses tropischen Planeten bis zu den hellen Grünschattierungen, die zur Dekoration, in der Mode und sogar zur Kosmetik benutzt wurden. Nach Kessels unfruchtbarem Boden und den grauen Schluchten von Coruscant fand Vorru die Allgegenwart des Pflanzenlebens bedrückend.

Die Luftfeuchtigkeit des Planeten senkte sich auf ihn, als er die Flure der Xucphra-Firmenzentrale entlangschritt. Hier atmet man die Luft nicht, man trinkt sie. Die Luftfeuchtigkeit bewirkte auch, daß die meisten auf diesem Planeten verwendeten Stoffe leicht und dünn waren, oft sogar halbdurchsichtig, und die Mode neigte zu kurzen Gewändern. Das bot zwar einiges an Zerstreuung – die Frauen auf Thyferra waren hochgewachsen, schlank und schön –, aber viele der Leute, mit denen Vorru hier zu tun hatte, waren klein, behaart und plump und hätten sich besser in ganze Ballen des undurchsichtigsten Materials hüllen sollen. Da es sich bei diesen Personen jedoch um Angehörige der Familien handelte, die den Xucphra-Konzern leiteten und nun auch die Regierung stellten, mußte Vorru nicht nur höflich, sondern sogar demütig auftreten.

Und diese Notwendigkeit, sich mit vollendeter Höflichkeit auch noch das dümmste Geschwätz anhören zu müssen, setzte ihm am meisten zu. Unter der Herrschaft des Imperators hatten die Xucphra- und Zaltin-Konzerne das Monopol für die Bactaherstellung erhalten. Thyferra war das Herz dieses Unternehmens, da die Alazhi-Ernte und die Kavam-Synthese vor allem hier stattfanden, außerdem noch auf ein paar kolonisierten Planeten anderswo. Das Monopol hatte dazu geführt, daß beide Konzerne träge und gierig geworden waren – da ihr Profit garantiert war, bestand keine Notwendigkeit zur Expansion oder Veränderung des Produktspektrums. In der Folge waren Leute in wichtige Positionen aufgestiegen, ohne daß man Wert auf Verdienst oder Fähigkeiten gelegt hatte.

Vorrus neue Position als Handelsminister verschaffte ihm die Übersicht über die Produktion und den Verkauf von Bacta. Seine erste Bestandsaufnahme des gesamten Produktions- und Verteilungsprozesses hatte ihm Hunderte von Orten gezeigt, an denen die Möglichkeit, Profit zu machen, schlicht ignoriert wurde. So wurde zum Beispiel Bacta, das nicht auf dem Planeten selbst hergestellt wurde, zunächst nach Thyferra gebracht, bevor man es zu einem Planeten verschiffte, der vielleicht nur ein Dutzend Lichtjahre von dem ursprünglichen Herstellungsort entfernt lag. Der einzige Grund dafür war, daß die Transportfirma, die Xucphra gehörte, Einnahmen erhielt, die dann ohnehin wieder in den Taschen des Xucphra-Konzerns landeten – allerdings verringert um die Wartungskosten für das Schiff, die Gehälter der Besatzung, Verwaltungskosten und so weiter.

All das überraschte Vorru kaum, denn er wußte, wie Zaltin und Xucphra entstanden waren. Zehntausende von Menschen stellten die Verwaltungskader der Konzerne und überwachten die eigentliche Produktion, die von etwa 2,8 Millionen Vratix-Arbeitern durchgeführt wurde. Die Vratix waren sehr effektiv, brauchten wenig bis keine Anleitung oder Überwachung, also war die Legion von Verwaltungspersonal im Grunde ausgesprochen unnötig. Die beiden Konzerne vermieden jeglichen Umgang miteinander und standen in traditioneller Konkurrenz zueinander. Die Abgrenzung hatte zwar noch nicht zu genetischen Problemen durch Inzucht geführt – obwohl Vorru annahm, daß dies in einer oder zwei Generationen ebenfalls drohte –, aber es gab zweifellos so etwas wie philosophische Inzucht, die dazu führte, daß selbst die unfähigsten Mitglieder der Konzernfamilien hohe Stellungen erreichten.

Ich nehme an, die Isard hat mich herbestellt, weil ich befohlen habe, einige dieser Lehen zu eliminieren. Xucphra hatte Zaltin beim letzten Staatsstreich in der Staatsführung ersetzt und Ysanne Isard zur Führerin des Planeten erkoren. Die meisten Zaltin-Leute waren geflohen oder getötet worden, und somit war die Xucphra-Familie nun im Besitz eines Planeten, den sie zuvor hatte teilen müssen. Und ihre Mitglieder waren nicht bereit, sich den Befehlen eines Außenweltlers wie Vorru zu beugen. Dennoch waren sie so daran gewöhnt, die Befehlshierarchie zu akzeptieren, daß sie sich bei Ysanne Isard, einer anderen Außenweltlerin, über ihn beschwerten. Vorru verstand das nicht und war froh darüber. Wenn ich erst anfange, wie meine Untergebenen zu denken, bin ich so gut wie tot.

Vorru ging am Schreibtisch der Sekretärin Ysanne Isards vorbei, entschlossen, deren knappes Kostüm zu ignorieren. Dieses Vergnügen hebe ich mir für später auf, wenn die Isard mit mir fertig ist. Die Sekretärin, eine Frau mit langem, schwarzem Haar, das mehr bedeckte als ihre Kleidung, lächelte ihn an, versuchte aber nicht, ihn aufzuhalten oder bei ihrer Chefin anzumelden.

Auch die Imperialen Gardisten, die links und rechts von der Bürotür standen, reagierten nicht, was das Mitleid verstärkte, das Vorru für sie empfand. Anders als alle anderen auf dem Planeten trugen sie immer noch die Uniformen, die sie auch auf Imperial Center getragen hatten. Ein dicker scharlachroter Umhang bedeckte die roten Panzer, und obwohl an den Füßen der Wachen noch keine Schweißpfützen zu sehen waren, wußte Vorru doch, daß sie sich in ihrer Rüstung wie in einer Sauna fühlen mußten. Noch bedrückender mußte es allerdings für sie sein, nicht mehr jeden wie einen möglichen Attentäter behandeln zu dürfen. Die Thyferraner hatten die strengen Sicherheitsmaßnahmen der Gardisten überhaupt nicht zu schätzen gewußt, also hatte Ysanne Isard ihrer Leibwache befohlen, sich zu entspannen – diese Leute werden eine genetische Therapie brauchen, bevor sie das vorbehaltlos tun können.

Als Vorru das Büro der Isard betrat, fühlte er sich gleich ein wenig wohler. Das einzige Grünzeug in Sichtweite befand sich außerhalb des Gebäudes und hinter großen, unförmigen Transparistahl-Fenstern. Das Zimmer selbst war mit sehr hellem Holz getäfelt, was eher an Tatooine als an Thyferra erinnerte. Wie schon Ysanne Isards Büro auf Coruscant war auch dieser Raum überwiegend leer. Mehr Möbel wären auch nur notwendig, wenn jemand sich hier länger aufhalten wollte, und solange sie anwesend ist, ist das sehr unwahrscheinlich, auch wenn sie sich den Thyferranern ein wenig angepaßt hat.

Auf Coruscant hatte die dunkelhaarige Frau mit den weißen Schläfenlocken eine Uniform getragen, die dem Zuschnitt nach der der Imperialen Großadmirale entsprach, nur daß die ihre blutrot und nicht weiß gewesen war. Auf Thyferra hatte sie sich für weitere, fließendere Kleidung entschieden. Der Stoff war immer noch blutrot – passend zu den Uniformen der Imperialen Garde –, aber sie vermied die ansonsten auf diesem Planeten so beliebte Halbdurchsichtigkeit. Schade, sie sieht gut genug aus, um es wagen zu können. Vorru hatte schon vor langer Zeit Gerüchte gehört, sie sei einmal die Geliebte von Palpatine gewesen, und man konnte nicht leugnen, daß sie attraktiv war.

Dabei waren es vermutlich ihre Augen und das, was sich hinter ihnen verbirgt, was den Imperator angezogen hat. Das eisige Blau ihres rechten Auges stand in scharfem Kontrast mit dem feurig glühenden Rot des linken – als wären ihre Augen Fenster zu ihrem gespaltenen Wesen. Sie konnte ungemein kalt und berechnend sein, neigte aber auch zu heftigen Wutausbrüchen. Vorru hatte es bisher vermeiden können, in einem dieser Feuerstürme weggefegt zu werden, aber er war ein- oder zweimal angesengt worden.

Jetzt verbeugte er sich vor ihr. »Sie haben nach mir geschickt?«

»Ich habe Informationen aus Imperial Center, die für Sie vielleicht von Interesse sind.« Sie sprach in gleichmütigem Tonfall, aber das nahm ihrer Stimme nicht die Kraft. »Sie hatten sich gefragt, was aus Kirtan Loor geworden ist.«

Vorru nickte. Der Geheimagent und Anführer der Terrororganisation Palpatine-Front war Stunden, bevor die Isard zusammen mit Vorru von Coruscant geflohen war, verschwunden. »Ich befürchtete, er könne gefangengenommen und bei den Verhören gesprächig geworden sein. Das wäre die einzige Erklärung, wieso nach Ihrer Abreise so viele Ihrer Agenten, die auf Coruscant zurückgeblieben sind, verhaftet wurden.«

»Er war zweifellos der Anlaß der Razzien, obwohl es so aussieht, als hätte er die Informationen freiwillig gegeben.« Sie kniff die Augen zusammen. »Er hatte versucht, seine eigenen Leute auf den Bacta-Konvoi anzusetzen, der durch das Alderaan-System nach Coruscant unterwegs war.«

»Den Konvoi, den Kriegsherr Zsinj überfallen hat.« Vorru nickte bedächtig. »Loor hatte mir erzählt, er habe eine Staffel X-Flügler mit dem Wappen der Sonderstaffel versehen. Er wollte sie benutzen, um das Hauptquartier der Staffel zu bombardieren, aber ich habe ihn aufgehalten. Also gehörten die X-Flügler, die Zsinj abgeschossen hat, eigentlich Loor. Erstaunlich.«

»In der Tat.« Ihre Augen blitzten gnadenlos. »Nach dieser Katastrophe wurde Loor klar, daß ich selbst die Informationen an Zsinj weitergeleitet hatte. Ich ging davon aus, daß sein Rachebedürfnis ihn dazu verleiten würde, den Konvoi zu überfallen und die Sonderstaffel zu vernichten. Das wäre auch geschehen, wäre die echte Staffel nicht verspätet eingetroffen. Loor ging offenbar davon aus, ich hätte danach entdeckt, daß er versucht hatte, mich zu hintergehen, da er mir seine den Konvoi betreffenden Pläne zu spät mitgeteilt hatte, als daß ich noch etwas dagegen hätte unternehmen können. Also lief er zu den Rebellen über.«

Vorru nickte. »Damit werden wir fertig. Boba Fett wird ihn zweifellos finden und töten können.«

»Das wird nicht notwendig sein.« Die Isard lächelte auf eine Weise, die Freude mit Grausamkeit verband. »Ich hatte von einem anderen meiner Agenten erfahren, daß ein geheimer Zeuge bei der Verhandlung gegen Celchu auftreten sollte. Ich nahm an, es handele sich um General Evir Derricote, und stellte eine Falle, damit er das Gericht nicht erreichte. Sie werden sich daran erinnern, daß ich Sie bat, ein Dutzend Leute an verschiedenen Stellen in Imperial Center zu stationieren.«

»Ja.« Und ich habe jeweils nur drei geschickt, da ich den Rest brauchte, um meine Bactaspeicher zu evakuieren. »Sie haben Derricote nicht gefunden.«

»Nein; wahrscheinlich war er auch nicht dort. Dieser geheime Zeuge war Loor. Ich hatte geglaubt, Derricote sei aus der Lusankya entkommen, aber offensichtlich wurde er von Corran Horn während dessen Flucht umgebracht. Horn brachte auch Ihre Leute um, die im Galaktischen Museum postiert waren.« Ysanne Isard legte die Hände aneinander, Fingerspitze an Fingerspitze. »Der Agent, den ich vorsichtshalber entsandt hatte, um Derricote aufzuhalten, tötete Loor und wurde dabei von seiner eigenen Ehefrau erschossen. Sie gehörte zu Loors Eskorte – sie kannte ihn von Correllia her.«

»Iella Wessiri.« Vorru empfand einen Augenblick lang so etwas wie Mitgefühl. Sie war ein einflußreiches und intelligentes Mitglied jener Verschwörergruppe gewesen, der es gelungen war, die Verteidigungsschilde von Coruscant zu senken und den Planeten so für die Invasion der Rebellen vorzubereiten. Obwohl ihre Vergangenheit bei CorSec sie in seinen Augen zu einer Feindin machte, hatte er ihre Fähigkeiten und ihr Engagement bewundert. Wenn sie ihren Mann erschießen mußte, wird sie das innerlich zerreißen. Das hat sie nicht verdient.

Ysanne Isard lächelte. »Ich finde es recht reizvoll, daß sie gezwungen war, Diric umzubringen. Er war nützlich, aber nur in Maßen. Er liebte sie offenbar so sehr, daß er einige meiner Befehle uminterpretierte, aber am Ende gehörte er doch mir und nicht ihr. Ich hoffe, daß ihr das noch mehr weh tat, als ihn zu töten.«

»Wenn Loor umgebracht wurde, wieso konnte die Allianz dann Ihre anderen Agenten finden?«

»Loor hatte offenbar ein kodiertes Dokument als Rückversicherung hinterlegt, damit sie ihn nicht einfach umbringen. Und offenbar war der Schlüssel zu Loors Code auch Corran Horn bekannt.«

»Ach ja, Loor glaubte ja, daß Horn tot wäre.« Vorru kicherte. »Die Ironie dieser Situation hätte Loor umgebracht.«

»Ja, aber jetzt bringt seine Dummheit mich beinahe um. Ich erhalte nur sehr eingeschränkt Informationen aus Imperial Center. Der offizielle Informationsdienst ist beinahe nützlicher als mein verbliebenes Agentennetz. Und an allem ist dieser Horn schuld.«

»Ich hätte Ihnen gleich sagen können, daß er Ärger machen wird, aber ich war ebenfalls der Meinung, Sie hätten ihn getötet. Schon Horns Vater und sein Großvater waren sehr engagierte Männer. Und nun konzentriert Corran Horn seine Energie auf uns.«

Das Rot in Ysanne Isards Auge schien intensiver zu glühen. »Beziehen Sie sich auf diese Massenaustritte aus der Staffel und seinen Schwur, Thyferra zu befreien?« Ihr Lachen kam Vorru echt und ungezwungen vor, aber es war alles andere als liebenswert.

»Ich verstehe, daß Sie dieses Ansinnen nur voller Verachtung betrachten können, aber man sollte es dennoch nicht unterschätzen. Ja, wir haben drei Zerstörer, zwei der Imperialen und einen der Sieges-Klasse, und einen Supersternzerstörer, um uns zu verteidigen, aber Ihr Vertrauen in diese Schiffe ist so deplaziert wie die Fehleinschätzung des Imperators bezüglich der Rebellenallianz.«

Ihre Miene erstarrte zu einer Eismaske. »Ach ja? Glauben Sie, ich wiederhole die Fehler des Imperators?«

Vorru wich ihrem Blick nicht aus. »Zweifellos sehen Sie das anders, aber es ist meine Aufgabe, Sie an Fehler zu erinnern, die andere machen, damit Sie sie nicht wiederholen. Sie haben recht, Horn, Antilles und die anderen haben im Augenblick überhaupt nichts, und es scheint, daß die Neue Republik nicht vorhat, sie zu unterstützen, aber das könnte sich ändern. Und ja, wir beherrschen die Bactaproduktion der Galaxis, aber wir müssen vorsichtig sein. Wenn wir es zu teuer werden lassen, könnten sich unsere Gegner zusammenschließen, und die ehemaligen Piloten der Sonderstaffel könnten diese Situation ausnutzen.«

Einen Augenblick lang starrte sie ihn noch an, dann wandte sie sich abrupt ab. »Ich nehme Ihre Warnung zur Kenntnis.«

»Ich weise Sie auch noch einmal darauf hin, daß wir hier immer noch Probleme mit den Ashern haben. Sie mögen eine Minderheit unter den Vratix darstellen, aber sie haben in der Vergangenheit Anschläge auf ein paar wichtige Produktionsanlagen verübt. Und diese Anschläge sind im Lauf des vergangenen Jahres immer präziser und effektiver geworden. Ich fürchte, das wird sich noch steigern, denn ich habe Gerüchte gehört, daß sich einige Arbeiter von Zaltin den Aufständischen angeschlossen haben.«

»Ja, diese Schwarzklaue-Rebellen sind lästig, aber deshalb habe ich schon Sturmtruppen abkommandiert, um unsere Anlagen zu verteidigen.«

Vorru lächelte. »Das war ein kluger Schachzug, ebenso wie die Idee, sie rein defensiv einzusetzen. Und es war geradezu brillant, eine thyferranische Heimwehr ins Leben zu rufen, die es Xucphra-Freiwilligen gestatten wird, die Ashern selbst zu bekämpfen.«

»Danke. Das wird die Xucphra-Leute bald dazu bringen, sich als Verbündete meiner Sturmtruppen zu betrachten. Wenn sich erst einmal eine dieser Heimwehrtruppen übernommen hat und meine Leute sie retten, werden die Menschen hier meine Sturmtruppen als die unbeugsame weiße Schutzmauer sehen, die sie vom Tod trennt. Alle, die jetzt noch an uns zweifeln, werden dann auf unserer Seite stehen.« Sie breitete die Arme aus. »Erisi Dlarit wird das Kampfjäger-Geschwader befehligen, das für die Heimwehr aufgebaut werden soll. Sie ist für ihre Leute eine Heldin, und ihr eine so wichtige Position zu geben beweist den Thyferranern, daß ich ihre Überlegenheit akzeptiere.«

Wieder nickte Vorru. Ohne Zweifel, sie ist exzellent, wenn es darum geht, die Psyche ihrer Untergebenen zu analysieren und für ihre Zwecke auszunutzen. Aber wenn sie es mit jemandem zu tun hat, den sie selbst nicht erfassen kann, wie Horn oder Antilles, hat sie keine Möglichkeit, sich gegen deren Aktionen zu verteidigen. Er blickte auf. »Und was halten Sie von diesem Rycla, von dem Mon Mothma behauptet, es könne den Krytos-Virus heilen?«

»Alles Propaganda, um die Leute zu beruhigen. Und Tatsache ist, daß die Existenz dieses Medikaments und seine Wirkung nichts zu bedeuten haben. Wenn Derricote tatsächlich den Virus geschaffen hätte, um den ich ihn gebeten hatte, und wenn es Loor gelungen wäre, die Eroberung von Imperial Center lange genug hinauszuschieben, dann hätte die Neue Republik irreparablen Schaden erlitten. Immerhin haben sie derzeit große Schwierigkeiten damit, die Forderungen ihrer Völker zu erfüllen. Und wenn wir die Bactalieferungen für die Neue Republik und ihre Planeten noch weiter einschränken, wird das die Unzufriedenheit der Mitgliedsstaaten vergrößern.«

»Sie meinen, wir spielen hier dasselbe Spiel wie auf Imperial Center, nur in größerem Maßstab?«

»Genau.« Ysanne Isard blickte auf und starrte über Vorrus Kopf hinweg. »Mein Ziel bestand immer darin, die Rebellion zu vernichten und dann das Imperium wieder aufzubauen. Tatsächlich haben wir die Rebellion bereits vernichtet, indem wir zuließen, daß sie Imperial Center übernahmen. Sie sind keine Kraft mehr, die im verborgenen operieren kann. Sie müssen jetzt Verantwortung übernehmen und die Versprechen einhalten, die sie anderen geben. Wenn sie das nicht tun, werden die Leute sich nach der Stabilität sehnen, die sie zuvor hatten. Wenn wir vorsichtig sind, werden wir Imperial Center nicht einmal zurückerobern müssen – man wird uns einladen, unseren angestammten Platz an der Spitze des Imperiums wieder einzunehmen.«

»Eine interessante Analyse und, wie ich glaube, bis auf einen einzigen Punkt zutreffend.«

»Und der wäre?«

Vorru kniff die dunklen Augen zu Schlitzen zusammen. »Antilles, Horn und die anderen. Sie haben immer noch die Freiheit, die die Rebellen einmal hatten. Mit diesem Problem werden wir schnell fertig werden müssen, oder…«

»Oder was?«

»Ich war dabei, als sie die Verteidigungsanlagen von Imperial Center abschalteten.« Vorru klang jetzt sehr entschlossen. »Wenn wir nicht bald mit ihnen fertig werden, fürchte ich, daß sie uns große Schwierigkeiten bereiten könnten.«

4

Corran war nicht überrascht, Iella Wessiri in der Heiligen Stätte der Corellianer zu finden, aber ihr Anblick zerriß ihm beinahe das Herz. Sie hatte ihr hellbraunes Haar zu einem Zopf geflochten und saß vornübergebeugt auf einer Bank in der kleinen Kammer, so niedergeschlagen, daß er erwartete, sie werde jeden Augenblick vollends zusammenbrechen. So, wie die Trauer ihr Gesicht veränderte, ihre Mundwinkel nach unten zog, sah es tatsächlich aus, als werde die Schwerkraft sie gleich zu Boden ziehen.

Corran blieb zögernd in der Tür des kleinen, kuppelgekrönten Gebäudes stehen. Wegen der feindseligen Beziehungen zwischen der Neuen Republik und dem Corellianischen Diktat war es unmöglich, Corellianer, die fern von ihrem Heimatplaneten starben, dorthin zurückzubringen. Die Heilige Stätte war daher von Exilcorellianern gebaut worden, um ihren Toten eine letzte Ruhestätte zu geben. Anders als die Alderaaner, die ihre Verstorbenen häufig in Kapseln versiegelten und sie in jenem Trümmerfeld aussetzten, das für immer die Stelle kennzeichnen würde, an der sich ihr Planet einmal befunden hatte, verbrannten Corellianer im Exil ihre Verstorbenen und benutzten professionelle Schwerkraftgeneratoren, um die Überreste zu rohen synthetischen Diamanten zu pressen. Das verlieh den Toten sozusagen eine psychische Unsterblichkeit. Die Diamanten wurden zur Heiligen Stätte gebracht und in die schwarzen Wände und die Decke eingefügt, um eine glitzernde Reihe von Sternenkonstellationen zu bilden, wie man sie von Corellia aus sah.

Die Anzahl der Diamanten, die an der Decke glitzerten, ließ Corran schaudern. Wir haben der Rebellion viel geopfert, obwohl andere Welten ebensoviel oder noch mehr gaben. So schön dieses Bild ist, es ist auch schrecklich. Die Imperialen, die die Galaxis nach ihrem eigenen Bild formen wollten, haben hier tatsächlich eine eigene Galaxis geschaffen, die nur der Trauer dient.

Corran setzte sich neben Iella. Sie sah ihn nicht an, aber sie lehnte sich gegen ihn, als er den Arm um sie legte. »Es wird wieder gut, Iella, glaub mir.«

»Er hat nie jemandem weh getan, Corran, niemals.«

»Ich glaube nicht, daß Kirtan Loor auch dieser Meinung wäre, aber ich verstehe, was du meinst.«

Er spürte, wie sie sich in sich zurückzog, dann blickte sie mit rotgeränderten Augen zu ihm auf. »Du hast recht.« Mühsam versuchte sie zu lächeln. »So sehr er deine Energie bewunderte, Corran, am meisten mochte Diric deinen Humor. Er sagte, es sei dein Humor, der dich so unverwüstlich mache: Solange du lachen könntest, besonders über dich selbst, würdest du jedes Trauma überstehen.«

»Er war ein weiser Mann.« Corran verstärkte seine Umarmung ein wenig. »Du weißt, er würde es hassen, dich so zu sehen und zu wissen, daß er dir solchen Schmerz verursacht.«

»Ich weiß. Das macht es nicht leichter.« Sie wischte sich die Tränen weg. »Ich denke immer wieder, wenn ich eher etwas bemerkt hätte, hätte ich verhindern können, was geschehen ist. Er wäre nicht zum Verräter geworden.«

»Nein, warte, Iella; das ist nicht deine Schuld. Es gab nichts, absolut nichts, was du hättest entdecken oder für ihn tun können.« Corran schauderte und spürte, wie er eine Gänsehaut bekam. »Ich weiß, was die Isard denen antat, die sie zu ihren Marionetten machen wollte. Ich habe ihr widerstehen können, und ich weiß nicht einmal wie. Es könnte etwas mit meiner Persönlichkeit zu tun haben, mit den Erbanlagen, der Ausbildung oder ganz anderen Dingen. Zu Tycho und mir hat sie keinen Zugang finden können – wie auch zu ein paar anderen nicht –, aber ich glaube, es muß ihr leichtgefallen sein, Diric zu brechen.«

»Wie bitte?« Empört versuchte Iella, sich aus seinem Arm zu winden, aber er hielt sie fest.

»Das ist nicht als Angriff gegen Diric gemeint, wirklich nicht. Diric war ein Opfer, und du weißt, daß er ihr gewaltigen Widerstand entgegengesetzt haben muß, denn auch nachdem der Imperiale Geheimdienst ihn gefangengenommen hatte, haben sie dich nicht finden können. Ich glaube, er hat all seine geistige Kraft gebraucht, um dich zu schützen, und alles andere dafür geopfert. Selbst am Ende hat er ihre Befehle noch verändert, um dich zu schützen, und für ihn war auch sein eigenes Leben kein zu hoher Preis dafür.«

Corran runzelte die Stirn. »Einer von Dirics hervorstechenden Charakterzügen war seine Neugier. Das haben wir beide immer wieder bemerkt, wenn er uns über unsere Fälle ausfragte und uns drängte, andere Interpretationen zu finden. Er war ein gründlicher Forscher – Spionage war sein natürliches Territorium. Du sagtest selbst, Ysanne Isard habe ihn zunächst ins Labor geschickt, um General Derricote auszuspionieren. Sie hat ihm vermutlich angedeutet, daß sein Erfolg bei dieser Aktion darüber entscheiden würde, ob sie dich am Leben läßt oder nicht. Zweifellos hat sie sich auch noch dieser Lüge bedient, nachdem er wieder bei dir war.«

Iellas Trotz wich der Verzweiflung. »Wunderbar, jetzt sagst du mir auch noch, daß er ohne mich nie in diese Lage gekommen wäre.«

»Nein – du hattest nichts damit zu tun, wie er starb. Das ist allein die Schuld von Ysanne Isard.« Corran seufzte. »Denk doch einmal daran, wieviel Gutes Diric bewirkt hat. Aril Nunb hat erzählt, daß er der einzige in Derricotes Labor war, der freundlich zu ihr war und ihr geholfen hat, sich vom Krytos-Virus zu erholen. Und nachdem er zurückkam, war er während der Verhandlung ein großer Trost für Tycho. Er hat dich sogar dazu gebracht, den gefälschten Beweisen, mit denen die Isard Tycho belasten wollte, nicht zu glauben. Und ob du es nun akzeptieren willst oder nicht, er hat Loor umgebracht, und das kann ich ihm nicht vorwerfen.«

»Er glaubte, Derricote zu erschießen, aber dann wußte er, daß er es nicht war. Er war froh, Loor zu erwischen.«

»Nun, Derricote habe ich umgebracht, und Loor hätte ich auch nur zu gerne erledigt.« Corran strich ihr über die Wange und wischte mit dem Daumen eine weitere Träne weg. »Diric war nicht glücklich mit seinem Leben, aber er hat immer wieder versucht, sich der Isard zu widersetzen und all diese kleinen Dinge zu tun, die ihre Pläne zum Scheitern brachten. Und schließlich hat er gesiegt. Er hat sich oft beklagt, daß sein Leben keinen Sinn habe …«

»Aber so war es nicht.«

»Richtig. Und zum Schluß hat er verstanden, wieviel sein Leben bedeutete. Er hat dich gerettet, er hat Aril gerettet und Tycho. Er hat seinen Frieden gefunden, und er würde sicher wollen, daß du deinen Frieden mit seinem Tod schließt.«

»Ich weiß, aber das wird nicht so leicht werden, Corran. Ich war dort, ich hielt ihn im Arm, als er an Wunden starb, die ich ihm beigebracht hatte.« Iella schniefte, dann unterdrückte sie ein Schluchzen. »Dein Vater starb in deinen Armen. Wie bist du damit fertig geworden?«

Corran spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. »Ich werde dir nichts vormachen. Es war nicht einfach. So oft habe ich danach noch erwartet, ihn zu sehen, oder ich wollte ihn anrufen und ihm etwas erzählen oder eine Frage stellen, und er war nicht mehr da. Man spürt häufig eine Leere in sich, aber man weiß wenig darüber, bis einem solche Ereignisse helfen, die Grenzen der Leere zu definieren.«

Sie nickte. »Ich sehe oder höre so oft etwas und denke dann: Das würde Diric gefallen, oder es würde ihn interessieren, und dann bricht wieder die Erkenntnis über mich herein, daß er tot ist. Ich habe das Gefühl, das wird nie ein Ende nehmen.«

»Wird es auch nicht. So etwas wird immer wieder passieren.«

Iella zitterte. »Na wunderbar.«

»Aber es verändert sich. Jetzt spürst du Trauer, und ein Teil davon wird immer bleiben. Aber früher oder später wirst du so etwas wie Freude empfinden, Diric gekannt zu haben. Wenn ich dieses dumme Sauflied darüber höre, wie man Ryshcate essen soll, muß ich an meinen Vater denken. Ich erinnere mich an sein dröhnendes Lachen und an dieses verstohlene Lächeln, das er immer aufsetzte, wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte.«

»Und wie es sich bis in seine Augen fortsetzte und wie sich dieser Blick dann zu etwas verändern konnte, das selbst das furchtloseste Mitglied der Schwarzen Sonne bei Verhören zittern ließ.« Iella seufzte leise. »Ich kann sehen, wie das bei deinem Vater funktioniert, aber nicht bei Diric.«

»Noch nicht.«

»Nein, noch nicht.«

»Aber es wird geschehen.« Corran küßte sie auf die Stirn. »Es wird nicht einfach sein, aber ich habe es auch nur geschafft, weil du und Gil und meine anderen Freunde mir geholfen haben.«

»Du hattest doch keine anderen Freunde.«

»Ja, mag sein, aber du hast welche. Mirax und Wedge und Winter und uns alle, wir sind hier, um dir zu helfen. Du bist nicht allein. Wir können den Schmerz nicht so tief empfinden wie du, aber wir können dir helfen, ihn zu ertragen.«

Iella nickte. »Das weiß ich zu schätzen, wirklich.« Sie zog die Brauen zusammen, als sie sich konzentrierte. »Ich habe beschlossen, daß ich nicht hier auf Coruscant bleiben kann. Die Erinnerungen sind überwiegend schlecht und zu überwältigend. Ich muß weg von hier – selbst wenn das bedeutet, all meine Freunde zu verlassen.«

»Ich verstehe. Ich wollte nach dem Tod meines Vaters auch nur noch weg.« Corran lächelte. »Der Trick daran ist, daß du trotzdem deine Freunde nicht verlierst.«

Iella sah ihn erstaunt an. »Wie meinst du das?«

Corran sah sich in der Heiligen Stätte um, dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern. »Wir verlassen Coruscant, und wir wollen, daß du mit uns kommst. Du gehörst zu unserer Familie, zur Staffel. Wir wollen das Ungeheuer jagen, das für Dirics Tod verantwortlich ist. Wir werden dafür sorgen, daß sie das niemandem mehr antun kann. Und wir brauchen dabei deine Hilfe.«

Iella richtete sich auf und starrte ihn an. »Die Erfolgsaussichten sind minimal!«

»Ungefähr so wie bei der Eroberung von Coruscant.«

Iella nickte kühl. »Aber solche Überlegungen sind nur für Leute gedacht, die ihr eigenes Risiko verringern wollen. Ich will das Risiko für Ysanne Isard vergrößern. Ich bin dabei.«

5

Wedge strich sich das dunkle Haar aus der Stirn und blickte zu den Leuten auf, die in dem kleinen, amphitheaterähnlichen Saal saßen. Er lächelte. »Ich möchte Ihnen danken, daß Sie zu dieser Besprechung erschienen sind. Es ist unsere erste Organisationsbesprechung, aber einige Entscheidungen wurden bereits getroffen und werden bestehen bleiben, es sei denn, sie stoßen auf allgemeinen Protest. Niemand sollte zögern, eine Frage zu stellen oder einen Kommentar abzugeben – es wird hier ein bißchen demokratischer zugehen als bei der Staffel, vor allem, da wir selbst für unsere Pläne verantwortlich sind und sie uns nicht von oben erteilt werden.«

Alle nickten zustimmend, also fuhr Wedge fort: »Corran Horn hat mit dieser ganzen Sache begonnen, indem er als erster seinen Dienst bei der Sonderstaffel quittierte, aber er hat es mir überlassen, die Gruppe zu leiten. Ich habe Tycho Celchu zu meinem Stellvertreter bestimmt. Lady Winter ist unser Informationsoffizier und erledigt auch einen Teil der Quartiermeisterarbeit. Mirax Terrik übernimmt die andere Hälfte dieser Pflichten. Tycho wird Sie wissen lassen, wie es um unsere Kasse bestellt ist.«

Tycho drehte sich um. »Wir haben einiges an Credits – insgesamt etwa siebzehn Millionen.«

Gavin lachte. »Siebzehn Millionen – es hat sich gelohnt, den Dienst zu quittieren.«

»Das denken offenbar auch ein paar andere.« Tycho runzelte die Stirn. »Obwohl das Informationsministerium der Neuen Republik versucht hat, einen Nachrichtenstopp zu verhängen, sind Gerüchte über das, was bei dem Empfang passierte, in die Öffentlichkeit gedrungen. Das führt zwar einerseits dazu, daß wir mehr Unterstützung erhalten, aber die Leute, die mit den Dingen handeln, die wir brauchen, wissen jetzt auch, wie sehr wir darauf angewiesen sind. Im Augenblick verfügen wir über einen X-Flügler – Corrans Schiff – und die Unterstützung von Mirax’ Pulsarrochen. Ich kann mir vorstellen, daß wir, um an die Jäger zu kommen, die wir brauchen, am Ende Söldner anheuern müssen, die ihre eigene Ausrüstung mitbringen. Das sollte niemanden überraschen – die Preise allerdings schon. Alle kleinen Kriegsherren da draußen sind auf der Suche nach Kampfjägern, also ist der Markt entsprechend abgegrast.«

Wedge nickte. »Jetzt schon an so etwas zu denken ist ein wenig übereilt, aber wir werden es im Hinterkopf behalten. Zunächst sollten wir uns noch ein paar grundlegende Daten ansehen, was unsere Ziele angeht. Winter hat sie zusammengestellt.« Wedge zeigte auf den Holoprojektor. »Winter, bitte.«

Sie erhob sich und ging mit jener majestätischen Anmut zum Projektor, die Wedge wieder einmal deutlich machte, wieso sie häufig mit Prinzessin Leia Organa verwechselt wurde. Winter trug ihr weißes Haar zwar lang und zu einem dicken Zopf geflochten, aber sie hielt sich auf eine Weise, die zu ihren edlen Zügen paßte. Man konnte kaum glauben, daß diese schlanke, hinreißend schöne Frau als Agentin für die Rebellion gefährliche verdeckte Missionen durchgeführt hatte.

Das war ja auch genau der Grund, wieso man sie nie verdächtigt hat.

Winter griff nach dem Datenblock, der mit dem Holoprojektor verbunden war. Sie drückte auf einen Knopf, und die holographische Projektion eines Planeten erschien. »Das hier ist unser Ziel: Thyferra. Ein ziemlich durchschnittlicher, erdähnlicher Planet mit atembarer Atmosphäre und zwei Monden, von denen keiner eine Atmosphäre hat oder bewohnt wird. Thyferra ist mit Regenwäldern bedeckt, und die Länge der Tage beträgt einundzwanzig Komma drei Standardstunden. Die Axialneigung ist vernachlässigbar, also gibt es praktisch keine Jahreszeiten. Wegen seiner Nähe zum Stern des Systems, einem gelben Stern, und den geringfügig erhöhten Kohlendioxid-Werten in der Atmosphäre herrscht das ganze Jahr über tropisches Klima, etwa dem vergleichbar, das auf Coruscant nach den Stürmen herrschte, die die Stromversorgung lahmlegten.«

Wedge runzelte die Stirn. Um die Stromversorgung lahmzulegen und die Verteidigungsschilde von Coruscant zu deaktivieren, hatte die Sonderstaffel dafür gesorgt, daß eine Unmenge Wasser in Form von Dampf in die Atmosphäre aufstieg und zu einem gewaltigen Gewitter führte. Anderthalb Wochen danach war die Luft noch schwer und feucht gewesen. Kein Wunder, daß die Pflanzen, die zur Herstellung von Bacta gebraucht werden, dort wachsen und gedeihen.

»Thyferra besitzt drei Raumhäfen der Stellar-Klasse, von denen einer inzwischen Xucphra City genannt wird. Die beiden anderen befinden sich auf anderen Kontinenten und werden vor allem zum Verladen von Bacta benutzt. Eintreffende Schiffe landen für die Zoll- und Einwanderungsprozeduren zunächst in Xucphra City und werden dann zu den anderen Häfen weitergeschickt. Sie verlassen den Planeten dann direkt von diesen Häfen aus.«

Nawara Ven hob die Hand. »Ich nehme an, der Name der Hauptstadt wurde geändert, nachdem der Xucphra-Konzern die Regierung übernahm. Wie hieß die Stadt vorher?«

»Zalxuc City, was sich auch nicht besser aussprechen läßt.« Winter gab dem Computer den Befehl zu einem Zoom und zeigte eine Luftaufnahme der Stadt. »Wie Sie sehen, ist das eigentlich keine richtige Metropole. Bevor Ysanne Isard die Regierung übernahm, umfaßte die menschliche Bevölkerung von Thyferra lediglich zehntausend Personen. Viele Zaltin-Familien flohen, und ihre Wohnungen werden jetzt von Offizieren und Mannschaften der Imperialen Luftwaffe benutzt, wenn diese sich nicht auf den Schiffen aufhalten. Allein die Lusankya hat eine Besatzung, die fünfundzwanzigmal so groß ist wie die menschliche Bevölkerung des Planeten, deshalb stellt sich die Frage erst gar nicht, ob eine Besetzung des Planeten auf Befehl der Isard möglich wäre. Bisher hat sie allerdings davon abgesehen und nutzt imperiales Personal und Ausrüstung nur, um die thyferranische Heimwehr auszubilden.«

Winter nickte dem Insektoiden zu, der weiter hinten im Saal stand. »Die eingeborene Bevölkerung von Thyferra bezeichnet sich selbst als Vratix. Die Bactaproduktion – im wesentlichen die Verbindung von Alazhi und Kavam – scheint den Vratix ein beinahe mystisches Maß an Zufriedenheit zu verschaffen. Qlaern Hirf hier ist ein Verachen – ein Meistermischer –, der mit Hilfe seiner Untergebenen Bacta herstellt. Ein Verachen stellt in etwa das Äquivalent eines Braumeisters einer Lomin-Ale-Brauerei dar, obwohl ein Verachen auch innerhalb der Vratix-Gesellschaft über einen hohen Rang und bestimmte, damit verbundene Rechte und Verantwortung verfügt. Ich sollte außerdem anführen, daß die Vratix weder männlich noch weiblich sind – sie haben beide Rollen zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens inne, daher ist es eigentlich unangemessen, von Qlaern als ›er‹ oder ›sie‹ zu sprechen. Darüber hinaus verfügen die Vratix bis zu einem bestimmten Grad über ein Schwarmbewußtsein, also fühlen sie sich wohler, wenn man Pronomina im Plural verwendet.«

Qlaern Hirf klickte mit den gebogenen Mundwerkzeugen. »Ihre Ausführungen ehren uns, Lady Winter.«