Star Wars. X-Wing. Die Mission der Rebellen - Michael A. Stackpole - E-Book

Star Wars. X-Wing. Die Mission der Rebellen E-Book

Michael A. Stackpole

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Beschreibung

Die Rebellenallianz muß Coruscant erobern, die schwer befestigte Zentralwelt des alten Imperiums, auf der noch immer Ysanne Isard herrscht. Da aber Coruscant mit militärischen Mitteln allein nicht einzunehmen ist, erhält die Sonderstaffel den Befehl zu einem höchst riskanten Kommandounternehmen: Wedge Antilles und seine Leute sollen in unterschiedlichsten Tarnungen auf Coruscant einsickern und die Verteidigungsschilde lahmlegen. Ein Auftrag, der schon unter normalen Bedingungen kaum zu erfüllen ist - doch er wird noch unendlich viel schwieriger, wenn man einen Verräter in den eigenen Reihen hat ...

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Seitenzahl: 520

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Die amerikanische Originalausgabe erschienunter dem Titel »Star Wars™: X-Wing – Wedge’s Gamble«bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.
Copyright © 1996 by Lucasfilm Ltd. & ® or TM where indicated.All rights reserved. Used under authorization.
Translation Copyright © 1997, 1999 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenCovergestaltung: Design Team MünchenRedaktion: Gerd RotteneckerV. B. • Herstellung: Sabine SchröderSatz: deutsch-türkischer fotosatz, Berlin
ISBN 978-3-641-07808-9V002
www.blanvalet.de

Inhaltsverzeichnis

TitelWidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41Kapitel 42Kapitel 43Kapitel 44Kapitel 45Kapitel 46EPILOGCopyright

Dem Andenkenvon Roger Zelaznygewidmet.

1

Noch bevor die Sensoren seines X-Flüglers das neue Schiff identifiziert und gescannt hatten, wußte Corran Horn, daß etwas nicht in Ordnung war. Dieses Wissen hatte nichts damit zu tun, daß das Schiff unangekündigt im Realraum des Pyria-Systems aufgetaucht war; in dem einen Monat, seit die Rebellenallianz dem Imperium den Planeten Borleias abgerungen hatte, waren mehr Schiffe, als Corran lieb waren, zu einer kurzen Erkundung der Lage ins System gesprungen. Einige kamen in diplomatischer Mission, von Welten, die sich bereits der neuen Republik angeschlossen hatten, und wollten nur die jüngste Eroberung besichtigen. Andere waren von Regenten ausgesandt worden, die der Propaganda beider Seiten nicht trauten und sich selbst Informationen beschaffen wollten, bevor sie beschlossen, ob sie in diesem galaktischen Bürgerkrieg die Seiten wechselten.

Aber es waren auch imperiale Schiffe gekommen, auf Spionagemission, und die meisten anderen waren Allianzschiffe gewesen, die hier tatsächlich etwas zu tun hatten. Alle hatten sie überprüft und die feindlichen unter ihnen vertrieben werden müssen, aber bisher war es zu keinen ernsten Zwischenfällen und Verlusten gekommen. Das wiederum hatte die Piloten selbstzufrieden gemacht, was einem langen Leben nicht zuträglich war, aber selbst Corran fand es schwierig, wachsam zu bleiben, wenn er sich nicht ernsthaft bedroht fühlte.

Die Ankunft des neuen Schiffes drang wie eine Vibroklinge in seinen Seelenfrieden. Die Sensoren meldeten einen umgebauten Frachtkreuzer, der seine Existenz als Rendili Star Drive-Schiff begonnen hatte — allerdings nicht in der Neutronen-Klasse von Großraumfrachtern, sondern bestenfalls mit einem Viertel dieser Größe. Das alles war kein bißchen bemerkenswert oder ungewöhnlich; Dutzende von Schiffen dieser Bauart waren seit der Eroberung des Systems hier vorbeigekommen. Der Name, Rache Derra IV, folgte den Benennungsbräuchen der Neuen Republik, sich auf Ereignisse des Bürgerkrieges zu berufen. Und das Schiff war sogar auf dem Kurs und mit der Geschwindigkeit aufgetaucht, die die Rebellen ihrem Frachtverkehr vorschrieben.

Trotzdem, irgendwas stimmt hier nicht. Als Corran noch beim corellianischen Sicherheitsdienst Schmuggler und andere Kriminelle gejagt hatte, hatte er gelernt, sich in solchen Dingen auf seinen Bauch zu verlassen. Sein Vater Hal und sogar sein Großvater — beide ebenfalls Offiziere bei CorSec — hatten ihn ermutigt, in gefährlichen Situationen auf seine Instinkte zu hören. Aber die Unklarheit dieser Gefühle verunsicherte ihn; es war, als hätte er nichts Greifbares als den schwachen Duft einer Blüte vor sich, der sich jeder Identifikation entzog.

Es reicht, daß ich weiß, daß irgendwas nicht in Ordnung ist. Um was es sich handelt, ist im Augenblick zweitrangig. Corran aktivierte das Komm. »Sonder Neun an Champion Fünf, kümmern Sie sich um den Funkverkehr. Warten Sie hier mit Sechs. Ich gehe mal näher ran.«

»In Ordnung, Neun, aber wir sollen alle Frachtangelegenheiten in diesem Gebiet möglichst schnell erledigen. Und sie sind noch nicht im Funkbereich.«

»Tun Sie mir den Gefallen, Fünf.«

»Zu Befehl, Neun.«

Die Patrouillen waren aufgeteilt worden, sich um vier Zonen rund um Borleias zu kümmern. Zur Zeit war der Sektor, in dem Corran und zwei Y-Flügler-Piloten aus General Salms Verteidiger-Geschwader Dienst taten, der lebhafteste, weil der Mond des Planeten diesen Bereich vor zwei Tagen verlassen hatte.

»Pfeifer, sieh mal nach, ob du unsere Sensoren verstärken und ungewöhnliche Daten von diesem Frachter auffangen kannst.«

Die grünweiße R2-Astromech-Einheit schnatterte gereizt zurück.

»Schon gut, schon gut, es ist sehr wahrscheinlich, daß vieles mit dem Frachter nicht stimmt.« Corran runzelte die Stirn, während er den X-Flügler beschleunigte und auf den Frachter zuflog. »Ich dachte an so etwas wie unerwartete Waffen oder andere Ungereimtheiten.«

Als er näher an das Schiff kam, gab es auch visuelle Daten. Der Frachter war insgesamt 150 Meter lang und hatte die sanften Kurven kleinerer Schiffe oder der größeren Mon-Calamari-Kriegsschiffe. Die Brücke befand sich in einer Ausbuchtung am Bug und fiel gegen den schmaleren Mittschiffsbereich ab. Vor dem Heck wurde der Rumpf wieder breiter, um Platz für den Antrieb zu bieten. Eine Reihe von Antennen befand sich direkt hinter der Brücke, und Vierfachlaser ragten in einem Ring im Mittschiffsbereich aus dem Rumpf.

Pfeifer schickte einen Bericht über das Schiff auf Corrans Hauptmonitor. Er stimmte mit dem Rendili-Entwurf überein: ein Frachter der Zwergen-Klasse. Er konnte etwa fünfzehnhundert Tonnen laden, hatte eine vierhundertköpfige Crew und war mit neun Vierfachlasern und einem Traktorstrahl ausgerüstet, der Ladung in den mittschiffs gelegenen Laderaum ziehen konnte. Die Bewaffnung und die Ladekapazität hatten dieses Modell sehr beliebt bei Händlern gemacht, die bereit waren, in Bereichen der Galaxis zu arbeiten, in denen die Autorität unklar war oder imperiale Präsenz ein Problem darstellen konnte.

»Hier Champion Fünf, Sonder Neun.«

»Ich höre, Fünf.«

»Ich habe die Rache angerufen, und sie hat einen gültigen Code angegeben.«

Das überraschte Corran, weil er das Gefühl nicht los wurde, daß mit dem Schiff etwas nicht stimmte. »Haben sie schon beim ersten Versuch geantwortet?«

Das Komm konnte die Überraschung nicht aus der Stimme des Bomberpiloten herausfiltern. »Nein, beim zweitenmal. Warum?«

»Sag ich Ihnen später. Bleiben Sie, wo Sie sind, aber lassen Sie von Borleias eine Fähre raufschicken. Und Sie und Sechs halten sich bereit; es könnte Probleme geben.«

»Zu Befehl, Neun.«

Pfeifer zirpte fragend.

»Ja, ich glaube, es ist genau wie damals.« Auf Corellia hatten Corran und seine Partnerin Iella Wessiri in einer Reihe von Einbrüchen ermittelt, bei denen Wertgegenstände aus Häusern gestohlen worden waren, aber ohne jegliche Anzeichen gewaltsamen Eindringens. Die Alarmanlagen stammten von unterschiedlichen Firmen und waren auch von unterschiedlichen Unternehmen installiert und überwacht worden. Die Lösung des Falls bestand darin, daß die in den Anlagen verwendeten ROMs alle vom selben Hersteller kamen. Ein Angestellter hatte den Code geknackt, der den Chips eingebrannt war, und wenn ein bestimmtes Paßwort für die Schlösser benutzt wurde, gab das System den korrekten Code bekannt. Beim zweiten Versuch konnte der Dieb also diesen Code eingeben, eindringen und das Haus ausrauben.

Die Y-Flügler der Allianz waren alt, aber immer noch funktionsfähig, und die meisten waren Flickwerk aus alten und neuen Systemen. Es war nicht einfach, an Ersatzteile zu kommen, und was auch immer verfügbar war, wurde schnell eingebaut, um die Schiffe wieder einsatzfähig zu machen. Es war durchaus möglich, daß eine Sensor/Komm-Einheit mit einem Chip ausgerüstet worden war, der Codes abrufen konnte, wenn er sie angeblich überprüfte. Und es war der Geheimdienstchefin des Imperiums, Ysanne Isard, durchaus zuzutrauen, so etwas in die Wege zu leiten, vor allem, wenn sie dadurch verhindern konnte, daß die Rebellenallianz Coruscant, die Hauptwelt des Imperiums, eroberte.

Corran schaltete sein Komm auf die Frequenz, die der Frachter benutzte. »Rache Derra IV, hier spricht Lieutenant Corran Horn von der Sonderstaffel. Schalten Sie die Triebwerke ab. Ich werde an Bord kommen.«

Der Frachter verlangsamte nicht einmal seine Geschwindigkeit. »Gibt es Probleme, Lieutenant?«

Corran zielte mit dem Visier des oberen Bildschirms auf einen Bereich direkt vor dem Frachter, dann schoß er ihm eine Vierfachsalve roten Laserfeuers vor den Bug. »Rache, stoppen Sie sofort. Sie werden mit Sicherheit Probleme kriegen, wenn Sie meinen Befehlen nicht Folge leisten.«

»Wir stoppen.«

Der Frachter kippte nach backbord und wendete Corran damit die Oberseite zu. Übel. »Fünf und Sechs, Protonentorpedos bereithalten. Feuer verbinden und den Frachter ins Visier nehmen.«

»Neun, die haben doch nichts getan!

»Noch nicht, Fünf, noch nicht.«

Hinter der Rache kamen vier TIE-Sternjäger hervor und schossen auf Corrans X-Flügler zu. Er wartete nicht erst auf den Angriff, sondern drückte den Knüppel nach rechts und brachte das Schiff auf die Steuerbord-S-Fläche. Die TIEs drehten sich ihrerseits nach backbord und begannen mit dem Sturzflug, sein Ausweichmanöver vorwegnehmend. Corran trat das linke Ruderpedal durch und riß das Heck seines Schiffs nach steuerbord, dann schoß er davon, genau entgegengesetzt der vermuteten Richtung.

»Neun, es wurden zwei TIE-Bomber ausgestoßen.«

»Fünf, feuern Sie auf die Rache, dann kümmern Sie sich um die Hummeln. Ich hab es hier mit Taranteln zu tun. Melden Sie der Basis auf Borleias, daß es hier Schwierigkeiten gibt.« Er wußte, die Y-Flügler würden den Hummeln — wie die Piloten die imperialen Doppelrumpf-Bomber nannten — leicht entkommen können. Wenn er die TIEs beschäftigt hielt, würden sie keine Gelegenheit bekommen, ihrerseits die Y-Flügler zu verfolgen. Wenn die Raketen, die die Y-Flügler auf die Rache abschossen, genügen sollten, die vorderen Schilde zu überlasten, würde der Captain des Frachters vermutlich die Flucht befehlen, was wiederum die TIE-Piloten ablenken sollte, denn ohne den Frachter steckten sie im Pyria-System fest.

Jede Menge wenns. Es wird Zeit, ein paar davon in die Tat umzusetzen. Er riß den Jäger wieder auf die Steuerbord-Stabilisatorfläche, dann flog er einen langgezogenen Bogen, der ihn nach unten brachte, wo ihn die Masse der Rache vor den TIEs verbarg. Mit Hilfe des Ruders zog er sein Schiff gerade und direkt auf den Frachter zu. Das brachte ihn in die richtige Position, die Treffer der Protonentorpedos der Y-Flügler am Bug des Frachters zu beobachten. Jede Rakete traf die Schilde wie eine Nova.

Der Astromechdroide pfiff ein Requiem für den Bugschild der Rache.

Nun schoß Corran seinerseits eine Vierfachsalve auf die Brücke des Frachters ab. Ohne abzuwarten, wieviel Schaden er angerichtet hatte, drehte er sein Schiff auf die Backbord-S-Fläche, flog auf die Mitte des Frachters zu und riß den Steuerknüppel zurück, um die Nase des Jägers nach oben zu bringen. Das Fadenkreuz seines Visiers befand sich haarscharf über dem Horizont des Frachterrumpfs.

Ein TIE-Jäger, auf der Flucht vor den Explosionen am Bugschild, kam hinter dem Frachter hervor und direkt in Corrans Ziellinie. Corran schoß eine Lasersalve auf ihn ab, die die Tarantel an der backbord gelegenen, stahlverstärkten Solarfläche traf und das Sechseck in mehr als ein Dutzend Stücke schnitt. Eine zweite Explosion legte die Vermutung nahe, daß einer der Ionenantriebe beschädigt war; eine Vermutung, die bestätigt wurde, als der Jäger in den Weltraum davontrudelte.

Corran drehte sein Schiff auf die linke S-Fläche und ließ sich einen Herzschlag lang nach backbord treiben, bevor er rasch auf die Steuerbord-Fläche kippte und den Steuerknüppel zurückriß. Das Manöver gestattete ihm, dem Laserfeuer der Rache auszuweichen. Es brachte ihn auch in den Vektor, den der TIE-Jäger benutzt hatte, als er den Frachter umflog. Etwas weiter nach steuerbord noch, ein weiterer Ruck am Knüppel, und er war am beschädigten Bug des Frachters vorbei und einem weiteren TIE auf der Spur.

Die Tarantel brach nach links aus, aber Corran versetzte seinen Jäger in eine Korkenzieherbewegung, die ihn dicht am Ziel hielt. Er feuerte zweimal. Der erste Schuß ging daneben, aber der zweite traf das kugelförmige Cockpit des gegnerischen Schiffs. Corran tauchte im Sturzflug unter der Treibstoffexplosion hindurch, dann wendete er und beschleunigte wieder.

»Fünf, Meldung.«

»Eine Hummel ist tot, eine schläft.«

Corran lachte laut. Gute Schüsse, Fünf, und schnelles Denken. Die Y-Flügler-Piloten hatten die Geistesgegenwart besessen, ihre Ionengeschütze einzusetzen. Die Waffen standen Lasern an Schlagkraft zwar nach, aber sie hatten den Vorteil, durch Überladung die Elektronik eines Schiffs lahmlegen zu können. So konnte man mit einem Ionengeschütz ein Schiff kampfunfähig machen; den gegnerischen Piloten konnte man später aufsammeln.

Wahrscheinlich wird er sich aber eher umbringen, als in Gefangenschaft zu gehen. Trotzdem, aus dem Schiff werden wir einiges lernen können.

»Neun, der Frachter will abhauen. Brauchen Sie Hilfe bei den Taranteln?«

»Negativ, Fünf.«

Pfeifer schalt ihn mit lautem Gezwitscher.

»Nein, ich halte mich nicht für so gut, Pfeifer, ich weiß einfach, wie schlecht die anderen sind.« Hilfe bei einem Kampf gegen zahlenmäßig überlegene Feinde abzulehnen, wurde im allgemeinen als Aufgeblasenheit oder tödliche Dummheit betrachtet, aber Corran hatte einen dritten Grund. Die Y-Flügler-Piloten waren zwar anständig ausgebildet und begierig, sich in den Kampf zu stürzen, aber nicht erfahren genug im Kampf Mann gegen Mann, um ihm wirklich helfen zu können. Wenn sie am Kampf teilnahmen, würde er sich auch noch um sie kümmern müssen. Ohne ihre Einmischung waren die einzigen möglichen Ziele imperiale Schiffe, und das gab ihm einige Freiheit.

»Neun, wir übernehmen die Rache.«

»Negativ, Fünf, eindeutig negativ.« Wenn sie näher kommen, wird der Frachter sie in Stücke schießen. »Bleiben Sie, wo Sie sind, und versuchen Sie, die TIEs mit der Torpedo-Zielvorrichtung anzupeilen.«

Nach einem kurzen Blick auf die Sensordaten markierte er die Positionen der Y-Flügler, dann ging er in den Sturzflug. Wütende grüne Laserblitze durchschnitten das Dunkel vor ihm, aber kein Schuß der TIEs traf. Die Sensoren meldeten, daß mindestens zwei Taranteln gerade ein Kreuzundquer-Manöver durchgeführt hatten und wendeten, um sich wieder auf ihn zu stürzen. Das zeigte ihm, daß zumindest zwei der Piloten gut genug waren, um mehr als einen Kampf in ihren Schiffen überlebt zu haben.

Sie setzten ihre Doppelhelixbewegung fort, und Corran schoß mitten durch ihre Spirale. Er trudelte nach rechts, kam dicht an einem der beiden vorbei und riskierte einen hastigen Schuß. Der TIE-Pilot steckte den ein und schoß seine Laser auf den Heckschild des X-Flüglers ab. Corran ignorierte Pfeifers schrilles Kreischen, verstärkte den Heckschild, rollte herum und begann mit dem Sturzflug.

Die Tarantel machte sich an die Verfolgung. Corran drosselte die Geschwindigkeit, dann schoß er steil nach unten. Er behielt diesen Kurs für ein paar Sekunden bei, drehte sich dann wieder und stieg. Erneut auf dem ursprünglichen Kurs, war er nun hinter dem TIE, der ihn zunächst verfolgt hatte, und feuerte seinerseits.

Die Tarantel wich in letzter Sekunde seitlich aus, so daß die Laser nur die Kante der Solarflügel kappten. Der Jäger trudelte davon, explodierte aber nicht. So beschädigt würde das Schiff ein leichtes Ziel sein, aber der verbliebene TIE beschoß Corran jetzt ebenfalls und stellte eine unmittelbare Gefahr dar.

Da der Beschuß von links kam, drehte sich Corran nach rechts und wich dann nach unten aus. Der TIE flog aufwärts, drehte dann und kam in einem entgegengesetzten Bogen nach unten, um sich an Corrans Heck zu setzen. Corran ließ den X-Flügler nach rechts trudeln, aber erst, als die Tarantel zum erstenmal schoß. Pfeifer kreischte, dann flackerten eine Reihe von Lichtern über den Bildschirm.

Mist! Die Schilde sind unten. Corran trat das rechte Ruder durch und schwang damit die Nase des Jägers in diese Richtung, dann drehte er sich auf dem Backbord-Stabilisator und zog den Steuerknüppel zurück. Während sein Schiff nach oben stieg, brachte ihn eine weitere Kippbewegung nach links in rechtem Winkel zum ursprünglichen Kurs und weg von seinem Verfolger. »Pfeifer, bau die Schilde wieder auf, und zwar schnell.«

Eine Anzeige erschien auf dem Hauptschirm und begann, von anderthalb Minuten an rückwärts zu zählen.

»Übel, übel.«

Der Hauptvorteil, den ein X-Flügler gegenüber einem TIE hatte, waren seine Schilde. Was die Geschwindigkeit anging, standen sich beide in nichts nach, und die TIEs waren etwas wendiger. Schilde erlaubten den X-Flüglern, mehr Treffer einzustecken, und beim Kampf Mann gegen Mann kam es darauf an, bis zum Ende und darüber hinaus zu überleben. Corran glaubte zwar, dem TIE-Piloten gut genug ausweichen zu können, aber ungeschützt in diesen Kampf zu gehen, erfüllte ihn nicht gerade mit Selbstvertrauen.

Er gab Vollschub und trieb den Jäger durch eine Reihe von Wendungen und Loopings, die ihn vom Gegner wegbrachten, aber nicht dichter an die Y-Flügler heran. Die Zeit schien sehr langsam zu vergehen, jede Sekunde auf der Anzeige brauchte in Corrans Vorstellung eine ganze Minute. Der TIE-Pilot gab sich damit zufrieden, aufzuschließen, dann brach er aus und flog von unten her auf die Y-Flügler zu.

»Nase hoch, Fünf. Umdrehen, eine Tarantel ist im Anflug.«

Die Y-Flügler führten die Drehung wie erwartet durch, während Corran Energie, die ansonsten in die Schilde geflossen wäre, dem Vorwärtsschub zuführte. Das gab ihm die Möglichkeit, die Tarantel beinahe einzuholen.

»Neun, ich hab ihn im Raketenvisier.«

»Schießen, Sechs, schießen.«

Der Y-Flügler ließ einen Protonentorpedo los, aber er schoß an der Tarantel vorbei und hätte Corrans Schiff getroffen, wenn er es nicht schnell zur Seite abgekippt hätte. »Seitlich ausbrechen, Champions!«

Die Y-Flügler-Piloten befolgten Corrans Befehl, aber langsam. Der TIE setzte Champion Fünf nach und pumpte grellgrünes Laserfeuer in beide Schilde des Bombers. Der Y-Flügler-Pilot setzte seinen Sturzflug fort, und der TIE korrigierte seinen Kurs und folgte ihm weiter, in einem flachen Bogen.

Jetzt gehörst du mir. Corran zog den Steuerknüppel zurück und brachte den Imperialen Millimeter um Millimeter ins Visier der Zielvorrichtung.

Pfeifer kreischte warnend.

Hinter mir? Wer? Er warf einen Blick auf die Sensordaten und sah den zweiten TIE hinter sich. Am liebsten wäre er seitlich ausgewichen. Aber das geht nicht, sonst ist Fünf erledigt.

Corran drückte den Auslöser und schickte rote Energieblitze in die Fluglinie des TIE. Noch während er sah, daß die Laser die Flügel und das Cockpit des Gegners trafen, erwartete er, daß die Schüsse des zweiten TIE sein Schiff in Stücke rissen. Er sah sein Ziel explodieren und grüne Blitze auf seinen Jäger zurasen. Er wußte, daß er ein toter Mann war.

Er war auf das Nichts vorbereitet.

Und er wurde nicht vollkommen enttäuscht.

Nichts geschah.

Corran kippte sein Schiff nach links und stieg auf. »Such ihn, Pfeifer.«

Der Droide gab negativen Bescheid.

»Was ist mit der Rache?«

Pfeifer meldete, daß sie zu Lichtgeschwindigkeit übergegangen war.

Jetzt haben wir hier wenigstens Ruhe. Corran spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Er hob die linke Hand und berührte durch den Stoff seines Overalls ein goldenes Medaillon, das er um den Hals trug. Sieht so aus, als wäre mein Glück noch nicht vollständig aufgebraucht.

»Fünf, Sechs, was ist aus der anderen Tarantel geworden?«

»Die hab ich erwischt, Neun.«

»Womit, Sechs?«

»Mit der Rakete, die ich abgeschossen habe.«

Corran brauchte einen Augenblick, um diese Antwort zu verstehen. Dann erinnerte er sich an den Torpedo, der ihn beinahe getroffen hätte, als er den TIE verfolgte. »Sechs, haben Sie etwa auf den zweiten TIE gezielt?«

»Jawohl, Sir, Lieutenant. Habe ich etwas falsch gemacht?«

Corran hätte ihn am liebsten angebrüllt, er hätte sich lieber dem bedrohlicheren Gegner widmen sollen — dem, der näher heran war und sein Ziel vermutlich eher getroffen hätte —, aber dann hielt er sich zurück. »Nicht falsch, Sechs, aber es hätte richtiger sein können.«

»Jawohl, Sir«, war die nervöse, beflissene Antwort. »Nächstes Mal, Sir.«

»Ja, wir können dankbar sein, daß es ein nächstes Mal geben wird.«

Mit triumphierendem Blöken meldete Pfeifer, daß die Schilde des X-Flüglers wieder funktionierten.

Corran lächelte. »Ja, ich weiß es zu schätzen, daß du sechs Sekunden schneller warst als berechnet, Pfeifer. Er aktivierte das Komm. »Fünf, Sechs, merken Sie sich die Koordinaten der schlafenden Hummel, dann machen wir uns auf den Heimweg. Wir werden wohl Berichte schreiben müssen, aber die Tatsache, daß wir das noch können, ist vermutlich Grund genug zum Feiern.«

2

Wedge Antilles begrüßte die beiden Piloten in seinem Büro mit Handschlag. »Tut mir leid, daß ich Sie warten ließ, aber offenbar haben die Imperialen wieder versucht, ins System vorzustoßen. Es ist zu keinen größeren Kämpfen gekommen, aber wir mußten uns in Bereitschaft halten.« Er ging zur anderen Seite seines Transparistahl-Schreibtischs, dann zeigte er auf die beiden Stühle davor. »Willkommen bei der Sonderstaffel.«

Beide Piloten setzten sich und dankten ihm.

Wedge sprach als erstes die Sullustanerin an. »Captain Nunb, ich hoffe, Sie betrachten die Tatsache, daß Sie vor einem halben Jahr nicht für die Sonderstaffel ausgewählt wurden, nicht als Mangel an Respekt für Ihre Fähigkeiten als Pilotin.«

Aril Nunb schüttelte den Kopf so heftig, daß ihr dünner brauner Zopf von einer Schulter zur anderen flog. »Das hätte ich nie angenommen, Commander.«

»Aber es ist Ihnen bewußt, daß ich Captain Tycho Celchu an Ihrer Stelle zu meinem Stellvertreter ernannt habe?«

Ein purpurnes Glitzern flackerte in ihren großen Granataugen auf. »Es gab Gerüchte dieses Inhalts, aber darum habe ich mich nicht gekümmert, Sir.«

Wedge lächelte. Ehrlich und pragmatisch. Das mag ich. »Diese Gerüchte entsprachen den Tatsachen, Captain. Meine Gründe waren ...«

»Entschuldigen Sie, Sir, aber Sie brauchen mir Ihre Gründe nicht zu erläutern.«

»Ich denke, Sie werden beide feststellen, daß die Sonderstaffel gute Piloten hat. Unsere Disziplin ist ein wenig lockerer als in anderen Einheiten, und ich neige dazu, Befehle zu erklären, wenn das möglich ist, denn wir müssen uns gut aufeinander verlassen können. Wir schrecken hier vor keiner Aufgabe zurück, ganz gleich, wie gefährlich sie auch sein mag. Ich halte es für wichtig, daß alle in der Staffel wissen, wo sie stehen.«

Die mausohrige Sullustanerin nickte. »Jawohl, Sir.«

»Ich habe viel von Ihnen und Ihrem Bruder gehört, vor allem natürlich die Geschichten, wie es Ihnen gelang, von der SoroSub Corporation Vorräte zu stehlen und den Rebellen zu übergeben. Ich habe selbst miterlebt, wie gut Ihr Bruder fliegt, als er den Millenium Falken in den zweiten Todesstern gelenkt und es Lando und mir gestattet hat, den Reaktor zu sprengen. Damals, und später bei der Überprüfung Ihrer Simulatorergebnisse, habe ich sehen können, daß Sie beide über angeborene Talente verfügen, die Sie zu glänzenden Kampfpiloten machen und die weder erlernt noch gelehrt werden können. Da der Aufbau der Sonderstaffel es erforderte, Piloten zu immer höheren Leistungen zu trainieren, glaubte ich nicht, daß Sie während dieser Trainingszeit für uns von großem Nutzen sein könnten.«

»Ich verstehe, Sir.«

Was sie nicht aussprach, bewies Wedge, daß sie erheblich mehr über die Lage in der Galaxis wußte, als sie sagen wollte. Die Sonderstaffel hatte in den vergangenen sechs Monaten vier Piloten verloren, ein volles Drittel ihrer Stärke. Unter normalen Umständen wären neue Piloten aufgenommen und bis zum Effizienzniveau der Staffel trainiert worden, aber eine solche Ausbildung brauchte Zeit. Die Ereignisse in der Galaxis ließen den Streitkräften der Neuen Republik nicht viel Zeit, also wurden die Ersatzpiloten unter den besten Kandidaten ausgesucht, die Interesse daran geäußert hatten, der Einheit beizutreten.

Wedge wandte sich dem rothaarigen Mann neben der Sullustanerin zu. »Ich war überrascht, Captain Cracken, Ihren Namen auf der Bewerberliste zu sehen. Sie haben Ihre eigene Einheit in den Randwelten, und Sie sind daran gewöhnt, A-Flügler zu fliegen. Werden wir für Ihren Geschmack nicht ein bißchen zu langsam sein?«

»Ich hoffe nicht, Sir.« Pash Cracken runzelte die Stirn.

Wedge nahm einen Augenblick lang an, die Frage hätte den jungen Piloten verärgert, aber Crackens Stimme hatte bei der Antwort ganz neutral geklungen. Cracken war der Sohn von General Airen Cracken, einem der legendären Führer der Allianz und der Antwort der Neuen Republik auf Ysanne Isard. Airen Cracken hatte seinem Sohn gefälschte Papiere verschafft, die es ihm ermöglicht hatten, in die Flottenakademie des Imperiums einzutreten. Bei seinem ersten Auftrag nach dem Abschluß war Pash mit seinem gesamten TIE-Geschwader zur Allianz desertiert. Sie waren als »Crackens Flüchter« bekannt geworden, und ihr Sieg über einen Sternzerstörer der Sieges-Klasse hatte die Einheit und ihren Kommandanten zur Legende werden lassen.

»Warum, wenn ich fragen darf, haben Sie sich entschlossen, Ihre Leute zurückzulassen und zu uns zu kommen?«

Crackens Stirnrunzeln wurde intensiver, und er blinzelte nervös. »Das ist ziemlich schwer zu erklären, Sir.«

»Aber es müssen triftige Gründe sein, wenn Sie dafür sogar einen Rangverlust in Kauf nehmen.«

»Das weiß ich, Sir.«

Wedge spreizte die Finger. »Was Sie den anderen in der Staffel mitteilen, Mr. Cracken, ist mir gleich, aber ich muß wirklich wissen, wieso Sie zur Sonderstaffel wollen.«

Aril Nunb beugte sich vor. »Vielleicht sollte ich gehen, Sir?«

Pash schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht nötig.« Er biß die Zähne zusammen und holte tief Luft. »Es wird sich nur sehr merkwürdig anhören.«

»Vielleicht, aber das werden wir erst genau wissen, wenn Sie es uns erzählen.«

»Jawohl, Sir.« Pash seufzte. »Mein Vater hat ziemlich früh erkannt, daß ich einigermaßen begabt zum Fliegen war; schon, als ich als Junge mit einem alten Z-95 Headhunter rumspielte. Er hat mein Interesse daran gefördert und mir die Möglichkeit gegeben, erst Simulatoren und dann echte Sternjäger zu benutzen. Ich machte meinen ersten Alleinflug noch vor der Pubertät, und in Simulatorkämpfen habe ich ein paar ziemlich gute Piloten besiegt. Ich wußte, daß ich gut war, aber nicht wie gut, weil ich annahm, daß die Leute mich lobten, um sich mit meinem Vater gut zu stellen.

Als ich auf die Akademie kam, lernte ich, mein Können einzuschätzen. Ich war schon zu Anfang besser als die meisten Instruktoren, und als ich meinen Abschluß machte, konnte mir keiner von ihnen mehr das Wasser reichen. Wir flogen TIE-Sternjäger, und meine Staffeln verloren nicht einen Piloten. Ich machte meinen Abschluß in der Spitzengruppe der Klasse, und die Leute, die bessere Leistungen als ich erzielten, waren diejenigen, die ich aus ihren Simulatoren herausgezerrt und auf akademische Studien gehetzt hatte.«

Cracken ballte die Fäuste; seine Stimme klang angestrengt. »Als wir desertierten, als wir die Blutsauger zerstörten, folgten all meine Leute meinem Vorbild, und die meisten von uns überlebten. Wir haben im Lauf der Zeit Verluste gehabt, deshalb sind wir jetzt ein Teil von Commander Varths Geschwader, aber diejenigen, die die ganze Zeit bei mir waren, glauben, daß ich über eine Art Zauber verfüge. Sie glauben, daß ich sie nie im Stich lassen werde und daß ich unbesiegbar bin. Allen, die abgeschossen wurden, wird einfach unterstellt, zur falschen Zeit das Falsche getan zu haben, und in einigen Fällen stimmt das sogar, aber ich habe Leute in den Tod geschickt.

Die Neuen in der Staffel nehmen den Mythos von meiner Unbesiegbarkeit sofort auf. Meine Piloten werden achtlos, und das wird sie eines Tages umbringen. Ich weiß, daß wir nicht alle überleben können, aber wegen dieser Legende, die mich umgibt, kann ich meine Leute einfach nicht dazu bringen, mir zuzuhören oder zu tun, was sie tun sollten. Wenn ich bei meiner alten Einheit bleibe und irgendein Imp schlauer ist als ich, werden sie alle mit mir draufgehen.«

Wedge lehnte sich zurück und nickte bedächtig. In den Einheitsannalen der Sonderstaffel waren eine Menge Namen aufgelistet, und abgesehen von einem Jedi-Ritter, ein paar Piloten, die nun als Ausbilder tätig waren, und einigen ganz wenigen, die die Einheit aus anderen Gründen verlassen hatten, waren alle, die nicht aktiv im Dienst standen, tot. Biggs Darklighter, Jek Porkins, Dak Ralter und Bror Jace hatten zu den begabtesten und bekanntesten Piloten gehört, die Opfer des Imperiums geworden waren, aber Wedge konnte zu jedem Namen auf den Listen ein Gesicht vor sich sehen, und er wußte von jedem einzelnen, wie er oder sie umgekommen war. Daß sie unter seinem Kommando den Tod gefunden hatten, machte ihm manchmal schwer zu schaffen, und so fiel es ihm leicht, Pash Crackens Dilemma zu verstehen.

»Ich würde sagen, Lieutenant, daß eine Veränderung Ihnen gut tun wird. Ihre Einheit wird in Ihrer Abwesenheit neue Strategien finden müssen, und das wird Ihren Piloten nicht schaden.« Wedge versuchte, in Crackens Miene zu lesen, aber das war unmöglich. »Ich glaube allerdings, daß es auch jede Menge anderer Einheiten gibt, die einen Piloten von Ihren Fähigkeiten willkommen heißen würden — und die meisten davon sind A-Flügler-Einheiten.«

»Jawohl, Sir, das stimmt, aber sie sind nicht die Sonderstaffel.«

»Wieso ist es für Sie so wichtig, in der Sonderstaffel zu sein?«

Crackens Schultern sackten ein wenig nach unten — nicht so sehr, daß Wedge gesagt hätte, er sei zusammengesunken, aber Cracken hatte sich offenbar entschieden, nichts zurückzuhalten. »Bei jeder anderen Einheit wäre ich sofort kommandierender Offizier, und das würde nichts ändern. Wissen Sie, wegen der Situation, von der ich gesprochen habe, kann ich überhaupt nicht mehr einschätzen, wie gut ich fliege. Ich fange an, mich selbst und meine Leistungen in Frage zu stellen, und das bedeutet, daß ich nur um Haaresbreite von Selbstzweifeln entfernt bin. Ich muß wissen, ob ich noch so gut fliege wie bisher, aber wenn ich mein Selbstvertrauen verliere, verliere ich alles.

Hier bei der Sonderstaffel kann ich mich mit den besten Leuten messen, die unsere Seite zu bieten hat.«

Wedge legte die Handflächen aneinander, Fingerspitze an Fingerspitze. »Was hält Ihr Vater von dieser Veränderung?«

Crackens Züge entgleisten einen Augenblick, dann flackerte ein Feuer in seinen grünen Augen auf. »Mein Vater hat mit dieser Entscheidung nichts zu tun.«

»Aber Sie haben mit ihm darüber gesprochen?«

»Ja.«

»Und er ist damit einverstanden?«

Cracken hob ruckartig den Kopf. »Er empfindet Ihnen gegenüber die allergrößte Hochachtung, Commander Antilles.«

»Gut zu wissen.« Wedge runzelte die Stirn, zog die Brauen dicht zusammen. Die Eroberung des Pyria-Systems hatte zwei Anläufe gebraucht, weil der Geheimdienst der Allianz wichtige Einzelheiten des imperialen Sicherheitssystems auf Borleias übersehen hatte. Der Gedanke, daß Verräter im Dienst des Imperiums die Rebellen in diese Falle gelockt hatten, konnte nicht ignoriert werden, und eine Untersuchung solcher Verdächtigungen würde General Cracken und seinen Leuten zufallen.

Obwohl Wedge absolut keine Vorbehalte gegen seine Piloten hatte, teilten andere in der Allianz dieses Vertrauen nicht. General Salm, der Kommandant des Verteidiger-Geschwaders, mißtraute Captain Tycho Celchu schon lange. Salm hatte zwar zugegeben, er wisse, daß Tycho dem Imperium keine Informationen über den ersten Angriff der Rebellen auf Pyria geliefert hatte, aber er hielt den Captain trotzdem für einen imperialen Agenten, der die Allianz zum geeigneten Zeitpunkt auf die übelste Weise verraten würde.

Die Eroberung des Pyria-Systems hatte der Rebellenallianz den Weg für einen Schlag gegen Coruscant, den imperialen Hauptplaneten, geebnet. Coruscant zu übernehmen, würde der Neuen Republik genau die Legitimität verleihen, die sie in den Augen vieler imperialer Untertanen noch nicht hatte. Wer die Lage im Imperium kannte, sah oft wenig Unterschiede zwischen den Rebellen und den imperialen Kriegsherren, die jetzt ihre eigenen Reiche ausriefen. Sie mochten vielleicht die Behauptungen aus Coruscant nicht glauben, daß die Allianz oder Leute wie der Kriegsherr Zsinj nur eine geringfügige Bedrohung darstellten, aber sie hielten das Imperium noch lange nicht für einen Kadaver, der nur darauf wartete, daß die Aasfresser ihn unter sich aufteilten.

Coruscant war der Schlüssel, um die Neue Republik als die neue regierende Kraft in der Galaxis zu etablieren. Diese Welt zu übernehmen erforderte einen mutigen Schritt — ein schwieriges Spiel, bei dem Tausende von Einzelfaktoren in die richtige Position gebracht werden mußten, damit die Rebellen gewinnen konnten. Da Wedge auf Admiral Ackbars Befehl hin an den Diskussionen des Provisorischen Rates über das Projekt teilgenommen hatte, wußte er, daß die Sonderstaffel heftig in diese Kampagne verstrickt werden würde. Das mußte auch Airen Cracken bekannt sein.

An seiner Stelle würde ich es darauf anlegen, einen Agenten in die Sonderstaffel einzuschleusen, der Ausschau nach verdächtigen Aktivitäten hält. Aber würde ich meinen eigenen Sohn schicken? Wedge sah den jungen Cracken einen Augenblick lang an und las Enttäuschung in seinen Zügen, keinen Zorn oder verletzten Stolz. Ich wäre wütend und beleidigt und würde der Andeutung, ich könnte ein Spion sein, unter Berufung auf meine Ehre entgegentreten. Pash tut das nicht. Ist er unschuldig oder nur der Sohn eines Vaters?

Er beugte sich vor und stützte die Unterarme auf den Schreibtisch. »Vertrauen ist der Schlüssel zu dieser Einheit, aber das bedeutet nicht, daß Sie Ihren Kameraden Ihre intimsten Geheimnisse mitteilen müssen. Die Leute hier sind die besten, und ich bin sicher, Sie werden beide gut zu uns passen. Noch einmal herzlich willkommen.«

»Danke, Sir.«

Wedge reichte jedem der beiden einen Plastikstreifen. »Die Unterbringung hier ist ein wenig bequemer als das, woran wir gewöhnt sind — hier hat Evir Derricote kommandiert, bis wir die Basis übernommen haben. Er hatte eine Vorliebe für ein gewisses Maß an Bequemlichkeit. Captain Nunb, Sie haben Ihr eigenes Zimmer. Lieutenant Cracken, Sie werden Ihr Quartier mit Nawara Ven, einem Twi’lek, teilen. Ich denke, Sie werden ihn mögen.«

Pash nahm die Streifen und reichte einen davon an Aril weiter.

Wedge warf einen Blick auf seinen Datenblock, dann verzog er das Gesicht. »Mir bleibt noch eine Stunde, und ich habe einen Termin auf der Heimat Eins. Ich werde unsere Lambda-Fähre nehmen, weil ich General Salm mitnehmen will. Lieutenant Cracken, Sie können solange meinen X-Flügler haben — wir sollten innerhalb einer Woche einen anderen für Sie reparieren und bereitstellen können. Captain Nunb, ich werde Sie jetzt Captain Celchu vorstellen. Wegen seines Status werden Sie in meiner Abwesenheit die eigentliche Kommandantin der Einheit sein. Tycho wird Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.«

Er erhob sich. »Gibt es noch etwas, was wir besprechen sollten?«

Die Sullustanerin schüttelte den Kopf. »Nein, Sir.«

Wedge sah Pash an. »Und Sie?«

»Nichts, Sir.«

»Und wenn ich bei der Besprechung Ihrem Vater begegnen sollte?«

Pash lächelte. »Sagen Sie ihm nur, er hatte recht, als er argwöhnte, Sie würden mich ordentlich in die Zange nehmen, und lassen Sie ihn wissen, daß ich bestanden habe.«

»Mit Vergnügen, Lieutenant.« Wedge lächelte, als er die beiden zur Tür führte. »Ich glaube, Sie werden feststellen, daß meine Befragung ein Kinderspiel war, verglichen mit dem Leben in der Sonderstaffel, aber ich habe keine Zweifel, daß Sie damit ebensogut zurechtkommen werden.«

3

Corran hieß seine Besucher in der kleinen Suite willkommen, die ihm und seinem Flügelmann, einem Gand namens Ooryl Qrygg, auf Borleias zugewiesen war. Da die Rebellen bei ihrem Angriff die meisten oberirdischen imperialen Gebäude zerstört hatten, hatten sich die Besatzer in das unterirdische Labyrinth zurückgezogen, auf dem die Basis ruhte. Von dem einen oder anderen Blastereinschuß und ein paar gesprengten Wänden abgesehen, war die Anlage in ziemlich gutem Zustand.

Corrans Suite hatte zwei Schlafzimmer, die jeweils am schmalen Ende eines größeren rechteckigen Zimmers lagen. Die Wände waren in imperialem Grau gestrichen. Diese Farbe, zusammen mit dem dunkelblauen Teppich, ließ den Raum ziemlich dunkel wirken. Corran versuchte dem entgegenzuwirken, indem er so viele Lampen, wie er auftreiben konnte, installiert und außerdem einen kleinen Holoprojektor eingeschaltet hatte, der einen großen Teil der längsten Wand mit Bildern anderer Planeten bedeckte.

Mit Hilfe eifriger Tausch- und Verhandlungsaktivitäten hatte er den Raum eingerichtet. Die meisten Tische und Sitzgelegenheiten waren Ersatzteilkisten. Corran hatte eines der beiden Sofas, die sich ursprünglich im Zimmer befunden hatten, behalten und das zweite — das mit dem Blaster-Brandloch - gegen zwei Y-Flügler-Schleudersitze getauscht. Eine kleine Kühleinheit diente als Stellfläche für den Holoprojektor. Der Kühlschrank brummte und klapperte zwar hin und wieder, aber er hielt die Getränke kalt und bewahrte das Essen vorm Verderben.

Ein schlanker, dunkelhaariger Mann kam als erster herein, und er lächelte, als er ein Bild von Alderaan an der Wand entdeckte. »Es ist lange her, seit ich die Dreifachfälle von Wiutho gesehen habe.« Er zeigte auf den Felsvorsprung, von dem ein Fluß in drei spektakulären Wasserfällen herabstürzte. »Ich war mit meinen Verwandten dort, eine Woche, bevor ich den Planeten verließ und. zur Imperialen Akademie ging. NovaCom, die Firma meines Vaters, besaß eine Repulsorlift-Hütte in dieser Gegend, und wir haben dort übernachtet. Es war genauso schön wie auf dem Bild, aber ohne das Rauschen des Wassers scheint es ...«

Tot. Corran brauchte die Trauer und den Schmerz in Tycho Celchus Miene nicht zu sehen, um zu wissen, welches Wort unausgesprochen geblieben war. Von den kaltherzigsten Imperiumsanhängern unter den Überlebenden von Alderaan einmal abgesehen, hatten die Alderaaner eine tiefe emotionale Wunde davongetragen, als ihr Heimatplanet zerstört worden war. Einige schienen daran zu zerbrechen, aber andere, wie Tycho und Prinzessin Leia Organa, wurden von ihrem Schmerz nur noch stärker angetrieben, dem Imperium endlich ein Ende zu machen.

»Ich muß mich entschuldigen. Der Projektor wählt die Motive nach dem Zufallsprinzip aus.«

Tychos Miene hellte sich wieder auf. »Kein Grund, um Entschuldigung zu bitten. Auch wenn mir meine Heimat fehlt, sehe ich trotzdem gern Holos davon. Der Planet mag tot sein, aber seine Schönheit lebt in solchen Bildern weiter.«

Der zweite Besucher kam durch die Tür geschlurft und sprang dann erschrocken nach vorn, als sie sich hinter ihm schloß. Der schwarze Droide hatte den Körper einer 3PO-Einheit, aber den Muschelkopf eines Raumhafen-Sicherheitsdroiden. »Guten Abend, Lieutenant Horn. Darf ich zum Ausdruck bringen, wie erfreut ich war, Ihre Einladung für diesen Abend zu erhalten? Wissen Sie, Captain Nunb ist für meinen Geschmack ein wenig zu kurz angebunden ...«

Corran warf Tycho einen Blick zu. »Wollen Sie es tun, oder soll ich?«

»Was tun? Darf ich meine Hilfe anbieten?«

Tycho lächelte. »Ohne dich kämen wir ohnehin nicht zurecht, Emdrei. Halt die Klappe.«

»Sir, ich muß doch sehr ...«

»Halt die Klappe.«

»Aber ich ...«

»Halt die Klappe.«

Als Tycho die Aufforderung zum drittenmal wiederholte, riß der Droide die Arme an die Seite, und sein Kopf klappte überraschend weit nach vorn, bis das Kinn beinahe gegen die Brustplatte stieß. Tief unten an seinem Hinterkopf, fast schon im Nacken, wurde ein blinkender roter Knopf sichtbar. Emdrei schüttelte sich noch einmal, als hätte er einen Blasterschuß abbekommen, dann stand er still und vor allem schweigend da.

»Ich bin jedesmal wieder verblüfft, wenn ich diesen kleinen Trick sehe.« Corran schüttelte den Kopf und lud Tycho mit einer Geste ein, sich auf die Couch zu setzen. »Aber ich glaube, ich weiß jetzt, was mit ihm los ist.«

»Wunderbar.« Tycho setzte sich und wandte sich von der Bilderwand ab. »Erzählen Sie, was Sie herausgefunden haben — oder zumindest soviel Sie können.«

»Sicher.« Ein Schauder lief Corran über den Rücken. Vor einem Monat hatte Tycho berichtet, daß Emdrei, der M-3PO der Sonderstaffel, sich merkwürdig verhielt, wenn man ihm mehrmals hintereinander sagte, er solle »die Klappe halten«. Der Droide hatte sich schon einige Zeit zuvor seltsam verhalten, aber niemand hatte sich darüber beschwert, weil das auch bedeutete, daß er weniger redete und es schaffte, ein paar hervorragende Tauschgeschäfte auf dem Schwarzmarkt und mit den Quartiermeistern der Allianz abzuschließen, um der Einheit dringend benötigte Ersatzteile zu organisieren. Den Beginn dieser Aktionen hatte Corran bis zu dem Augenblick zurückverfolgt, als er den Droiden aufgefordert hatte, ein paar Ersatzteile für seinen X-Flügler zu »schnorren«.

»Ich habe die Akten durchforstet, bis vor die Evakuierung von Hoth. Emdrei arbeitete damals für einen Lieutenant im Quartiermeister-Corps. Sie hieß Losca oder so. Jedenfalls hatte sie ziemlich viel zu tun, nach den Verlusten von Derra IV die Vorräte wieder aufzustocken, und sie hatte nicht viel Glück dabei. Zu dieser Zeit sah es verdammt schlecht für die Rebellion aus, also trockneten die Beschaffungsquellen aus.«

Tycho nickte. »Ich kann mich erinnern. Es war verdammt schwierig, unsere Maschinen in der Kälte zum Laufen zu bringen, weil wir nicht die passenden Konverter hatten.«

»Es sieht so aus, als wäre diese Losca in ihrem Job nicht sonderlich erfolgreich gewesen, und sie hatte Probleme mit ihren Vorgesetzten. Sie wollte eine Datenbank einrichten, die ihr erlaubt hätte, wie eine Maklerin zu arbeiten, aber es waren auch wenig Computer zur Hand, und die wurden für die Verteidigung gebraucht. Offensichtlich war die Führung der Allianz nicht allzu begeistert von der Vorstellung, eine Warenbörse aufzumachen, also verboten sie Lieutenant Losca, sich mit so ehrgeizigen Dingen zu beschäftigen, und sie wurde angewiesen, vorschriftsmäßig ihrem Dienst nachzugehen.«

»Die Basis auf Hoth sollte streng geheim bleiben.« Tycho verzog das Gesicht. »Dort eine Art von Marktplatz einzurichten, hätte noch schneller zur Entdeckung der Basis geführt, als es Lord Vader schließlich mit seinen Droidensonden geschafft hat.«

»Das mag sein, aber Lieutenant Losca war offensichtlich der Ansicht, daß die Rebellion ohne ein gewisses Maß an Handel bald überhaupt keine Vorräte mehr haben würde. Die Basis würde so zwar versteckt bleiben, aber aus Materialmangel auch völlig aktionsunfähig. Verzweifelt ließ sie sich von ein paar Technikern aus Ersatzteilen einen Droiden zusammenbauen — Emdrei. Sie hackte ein paar Handelscodes und brannte sie in Chips, die Emdrei implantiert wurden. Die Börsenchips haben ihm eine Art zweiter Persönlichkeit verpaßt, die operiert, ohne daß die normale Emdrei-Persönlichkeit von ihrer Existenz weiß. Der Schnorrer kann aktiviert werden, indem man ihn bittet, irgendwas zu schnorren, oder indem man Emdrei sagt, er solle die Klappe halten — wie Sie ja entdeckt haben. Wenn man diese Technik benutzt, wird der Droide einfach zu einem Terminal, der Ihnen Zugang zu sämtlichen Daten gibt.«

Der Alderaaner beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Welche Sicherheitsvorrichtungen hat diese Losca dem Droiden eingebaut?«

»Das weiß ich nicht, und ich kann sie auch nicht fragen, weil sie bei dem Angriff auf Hoth umkam. Emdrei wurde gerettet und ist von Einheit zu Einheit weitergeschoben worden, bis wir ihn bekamen. Niemand sonst hat bisher von seinem Geheimnis erfahren. Ich habe Pfeifer eine grundlegende diagnostische Untersuchung durchführen lassen, und der Schnorrer ist das einzig Ungewöhnliche an Emdrei. Ich glaube nicht, daß er ein Sicherheitsrisiko darstellt.«

»Gut zu wissen.« Tycho lächelte. »Und es war gute Arbeit, wie Sie sich die Daten über Hoth beschafft haben. Die meisten Akten sind doch immer noch geheim, oder?«

»Alle, aber Pfeifer hat einen Hackcode, der ihm Zugang zu Dateien von niedriger Geheimhaltungsstufe gewährt.« Corran zuckte mit den Achseln. »An diese Dateien ist leicht ranzukommen — anders als bei den versiegelten Abschnitten Ihrer Akte.«

Tycho zuckte kaum mit der Wimper. »Gut. Ich glaube nicht, daß irgendein Schaden entstehen kann, wenn jemand Einzelheiten über Hoth erfährt. Es könnte allerdings Probleme geben, wenn jemand von meinen Abenteuern auf der anderen Seite erfährt.«

Corran machte erst gar nicht den Versuch, seine Überraschung zu verbergen. »Sind Sie nicht wütend, daß ich versucht habe, Ihre Akte zu knacken?«

Tycho strich sich das Haar zurück. »Ärger wird mir auch nicht helfen, oder? Ich bin vielleicht ein bißchen enttäuscht, aber nicht wütend.«

»Wieso enttäuscht?«

»Wenn Sie etwas über mich wissen wollten, hätten Sie fragen können.«

»Hätte ich denn eine ehrliche Antwort bekommen?«

Tycho blinzelte. »Wieso sollte ich Sie anlügen?«

Corran wies mit dem Daumen auf die geschlossene Tür. »Vor meiner Tür stehen zwei Sicherheitsoffiziere, die darauf warten, Sie wieder in Ihr Quartier führen zu können, oder?«

»Ja. Und ...?«

»Und General Salm hält Sie für eine Bedrohung der Allianz. Kein Wunder, daß ich neugierig geworden bin, oder?«

»Na gut.« Tycho zuckte mit den Schultern. »Sie könnten allerdings auch über das nachdenken, was Sie von mir wissen, und selbst entscheiden, ob Sie mir trauen oder nicht.«

Corran lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Bei den correlianischen Sicherheitskräften hatte er alle möglichen Verdächtigen verhört — Menschen, Angehörige nichtmenschlicher Rassen, hin und wieder sogar einen Droiden. Er hatte immer ein Gefühl dafür entwickelt, ob jemand ihm die Wahrheit sagte oder ihn belog. Er hatte sich angewöhnt, diesem Gefühl zu trauen, war seinen Ahnungen nachgegangen, um Lücken und Widersprüche in den Aussagen von Verdächtigen zu finden.

Von Tycho empfing er keine Signale, die auf Betrug hinwiesen, aber was er über diesen Mann nicht wußte, schien sein Wissen bei weitem zu überwiegen. Keine Frage, Tycho Celchu war ein geschätzter und tapferer Pilot in der Sonderstaffel gewesen, von Hoth bis Endor, Bakura und Dutzenden anderer Schlachten. Beim Angriff auf den zweiten Todesstern hatte er einen A-Flügler geflogen, und es war ihm gelungen, die Aufmerksamkeit von Wedge und dem Millenium Falken abzulenken. Danach hatte er sich freiwillig für eine Geheimmission gemeldet, und die Akten über die Zeit danach waren als streng geheim klassifiziert und verschlüsselt worden, bis er dann wieder zur Sonderstaffel gestoßen war. Die Lücke betrug nur ein Dreivierteljahr, aber danach schienen ihm viele in der Allianz nicht mehr getraut zu haben. Sieht so aus, als wäre Wedge Antilles der einzige, der immer noch an ihn glaubt.

Corran kannte Tycho erst seit sechs Monaten, aber in dieser Zeit hatte Tycho mehrmals eine unbewaffnete Fähre mitten in eine Raumschlacht geflogen, um abgeschossene Piloten zu retten. Bei einer dieser Gelegenheiten hatte er Corran das Leben gerettet, indem er ihm Daten über angreifende TIE-Abfangjäger übermittelt hatte. Das war sehr tapfer gewesen, und Tycho hätte dabei umkommen können, aber er war das Risiko eingegangen.

Obwohl er Tycho nicht nur einmal, sondern sogar zweimal sein Leben verdankte, hatte Corran immer noch Vorbehalte gegen ihn. Tycho hatte sich über die Lücke in seiner Akte nicht geäußert. Das hätte Corran leicht ignorieren können, aber die Lässigkeit, mit der Tycho, als er zum zweitenmal Corrans Leben gerettet hatte, seine Eskorte überwältigt hatte und entwichen war, hatte Corran mißtrauisch gemacht. Er wußte, das hatte vor allem damit zu tun, daß er einmal CorSec-Offizier gewesen war, ebenso wie sein Vater und sein Großvater, und er hatte gehofft, die Wahrheit über Tycho würde ihn beruhigen.

Das Problem war, daß er dabei auf Tycho selbst angewiesen war, den man aber aus diesem Grund nicht unbedingt als zuverlässige Quelle betrachten konnte. Aber das ist immer noch besser als ein unklarer Verdacht.

»Sir, ich habe Ihnen in der Vergangenheit getraut, und ich werde Ihnen auch weiterhin trauen, weil ich noch nie gesehen habe, daß Sie etwas falsch gemacht hätten. Und ich entschuldige mich dafür, daß ich versucht habe, mir Zugang zu Ihrer Akte zu verschaffen. Ich nehme an, meine Arbeit für CorSec hat meine Paranoia verstärkt, und nicht zu wissen, wieso Salm Ihnen mißtraut, hat mein eigenes Mißtrauen zu Überstunden veranlaßt.«

»Aber Sie würden immer noch gerne wissen, was vor zwei Jahren passiert ist?«

»Jawohl, Sir.«

»Na gut.« Tycho zuckte resigniert mit den Schultern, aber er klang auch irgendwie erleichtert. »Es wird mir guttun, mit jemandem darüber zu reden, aber ich will nicht, daß andere davon erfahren, ja?«

Corran hob die Hand. »Auf meine Ehre.«

Tycho fixierte ihn eine Sekunde mit seinen kristallblauen Augen, dann nickte er. »Ich habe mich freiwillig gemeldet, einen TIE-Sternjäger nach Coruscant zu fliegen. Die Allianz hatte ihn bei Bakura erwischt und ihn mit Sensoren bestückt. Ich habe also mehrere Runden um den Planeten geflogen und alle möglichen interessanten Daten über die Golan-Raumfestungen auffangen können, über die Verteidigungsschilde, über Spiegel, die Sonnenenergie sammeln, über Trockendocks und Raumschiffwerften und alles andere, was den Planeten umkreist. Dann bin ich gelandet, und die Daten wurden überspielt. Sie wurden auf diversen Wegen herausgeschmuggelt, und nach zwei Wochen erhielt ich Befehl, die Tarantel wieder rauszufliegen, dabei abermals Daten aufzunehmen, mich dann mit einem Frachter zu treffen und zur Allianz zurücktransportieren zu lassen. Ich wußte, es würde schwierig werden, wieder rauszukommen, aber wir hatten alle Codes, die wir brauchten, also habe ich es riskiert.«

»Und die Imps haben Sie erwischt.«

»Genau. Zwei Treffer aus Ionengeschützen legten alle Systeme des Jägers lahm, auch die Selbstzerstörung. Ein Sternzerstörer hat mich an Bord gezogen; dann haben sie mich mit einem Stokhli-Lähmungsspray außer Gefecht gesetzt. Als ich schließlich wieder wach wurde, war ich auf einem Transporter, der gerade aus dem Hyperraum sprang. Wir landeten, und ich stellte fest, daß man mich nach Lusankaya geschafft hatte.«

»Lusankaya?«

»Wissen Sie darüber Bescheid?«

»Ich kenne nur sehr vage und ebenso üble Gerüchte. Es heißt, es sei das Privatgefängnis der Isard. Unheimliche Dinge sollen dort passieren.«

Tycho nickte. »Wenn die Wachen sich einmal dazu herablassen, mit den Gefangenen zu sprechen, machen sie einem sofort klar, daß niemand das Gefängnis verläßt, bevor die Isard mit ihm fertig ist.«

Corran schüttelte den Kopf. Es fiel ihm leichter, an die Existenz der Katana-Flotte zu glauben als an Lusankaya. Corran hatte das Wort zum erstenmal gehört, nachdem ein Rivale des Diktators von Corellia von einem Adjutanten ermordet worden war, dem er vertraut hatte. Der Attentäter war etwa ein Jahr vor dem Mord von imperialen Sicherheitskräften mitgenommen, aber drei Monate später wieder freigelassen worden. Nachdem er seinen Chef umgebracht hatte, hatte er angeblich immer wieder »Lusankaya« gesagt. Corran hatte später von einem Dutzend anderer, ähnlicher Vorfälle gehört, bei denen eine scheinbar normale Person sich gegen Freunde oder Verwandte gewandt, sie betrogen oder einen schrecklichen terroristischen Akt gegen sie begangen hatte. Bei jedem dieser Vorgänge hatte es eine Verbindung zu Lusankaya gegeben, aber das war erst deutlich geworden, nachdem das Verbrechen geschehen war.

Corran sah Tycho stirnrunzelnd an. »Leute, die dort wieder rauskommen, sind menschliche Zeitbomben. Sie tun schreckliche Dinge, wenn das Imperium sie aktiviert.«

Tycho ballte die Fäuste. »Ich weiß, ich weiß. Und was schlimmer ist, sie haben Lusankaya nie erwähnt, bevor sie handelten. Die Hinweise werden immer erst später gefunden. Aber in meinem Fall haben die Imps offenbar nach drei Monaten Verhören und Gefangenschaft entschieden, ich sei zu nichts nütze. Ich war in schlechter Verfassung — die meiste Zeit in Lusankaya war ich katatonisch, und daher kann ich mich an fast nichts erinnern, und dann haben sie mich gehen lassen. Sie haben mich nach Akrit’tar gebracht. Nach drei Monaten bin ich aus der Strafkolonie entkommen und habe zurück zur Allianz gefunden. Ich wurde zwei Monate lang untersucht und verhört, aber sie konnten nichts finden.«

»Aber sie haben auch bei den anderen, die aus Lusankaya gekommen waren, nichts finden können, nicht wahr?«

»Nein. Der einzige Unterschied zwischen diesen Leuten und mir besteht darin, daß ich mich daran erinnerte, dort gewesen zu sein. Nach Ansicht von General Salm und ein paar anderen war das von vornherein so geplant, ebenso wie meine Flucht, so daß ich zur Allianz zurückkehren und sie verraten könnte.«

Ohne Beweise dafür, daß er ein Maulwurf war, hatte die Allianz Tycho nicht festhalten können, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, die Neue Republik sei ebenso grausam wie das Imperium. Trotzdem, Corran kam nicht darüber hinweg: Mangel an Beweisen bedeutete nicht, daß es nichts zu beweisen gab. Salms Verdächtigungen konnten vollkommen zutreffend sein, und der Mangel an Beweisen nur ein Zeichen für die Kunstfertigkeit Ysanne Isards und ihrer Leute.

Corran kniff die Augen ein wenig zusammen. »Also wissen Sie nicht einmal selbst, ob Sie ein imperialer Agent sind, der irgendwann zuschlagen wird oder nicht?«

»Ich weiß, daß ich keiner bin.« Der Alderaaner ließ die Schultern hängen. »Aber beweisen kann ich natürlich nichts.«

»Aber der ständige Verdacht geht Ihnen an die Nieren. Wieso lassen Sie sich das gefallen? Wie können Sie das aushalten?«

Tychos Miene wurde starr. »Weil ich es muß. Indem ich es ertrage, erhalte ich eine Möglichkeit, es dem Imperium zurückzuzahlen. Wenn ich mich von der Rebellion trenne, wenn ich den Krieg aussitzen würde, dann würde das bedeuten, mich von der Angst vor dem, was Ysanne Isard mir vielleicht, vielleicht angetan hat, überwältigen zu lassen. Ich wäre so tot wie Alderaan, ohne einen einzigen Schuß abgegeben zu haben, und das werde ich nicht zulassen. Was ich hier aushalten muß, ist tausendmal leichter zu ertragen als das, was ich in den Lagern der Imperialen überlebte. Solange das Imperium weiterbesteht, werde ich nie wirklich frei sein, weil ich immer unter Verdacht gerate. Mit geringen Einschränkungen zu leben bedeutet im Augenblick für mich, daß niemand mich fürchten muß.«

Langsam öffnete Tycho die geballten Fäuste wieder. »Ich weiß nicht, ob Ihnen das hilft, aber mehr gibt es nicht zu wissen.«

Corran schüttelte den Kopf. »Es hilft; es hilft wirklich. Ob Sie nun ein imperialer Agent in Rebellenuniform sind oder nicht, Tatsache ist, daß Sie mir zweimal das Leben gerettet haben. Und das macht definitiv etwas aus — eine ganze Menge, finde ich.«

»Gut.« Tycho zeigte auf den Droiden. »Und was machen wir mit ihm?«

»Ich glaube nicht, daß er ein großes Sicherheitsrisiko darstellt, immer vorausgesetzt, er bietet keine Waren mehr zum Handel an, die nur auf geplanten Zielen der Republik zu haben sind. Pfeifer hat bereits seine Einkaufsparameter modifiziert, um das in Zukunft zu verhindern.« Corran lächelte. »General Salm wird Emdrei natürlich für eine ebenso große Bedrohung halten wie Sie, aber müssen wir ihm denn von dieser Schnorrer-Persönlichkeit berichten? Solange wir sie nur in ganz besonderen Fällen aktivieren, sollten wir eigentlich sicher sein.«

»Sie glauben also, wir sollten ihn reaktivieren?«

»Ja, ich denke schon.« Corran stand auf und ging zu dem Droiden. »Achtung, gleich geht’s los.«

Er drückte den Knopf im Nacken des Droiden.

Emdrei riß den Kopf wieder hoch. Er sah sich einen Augenblick lang um und winkelte die Ellbogen ein wenig an. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Bitte, verzeihen Sie mir meine Unhöflichkeit.« Der Droide legte den Kopf schief, und seine Augen leuchteten auf. »Hab ich was verpaßt?«

Corran tätschelte ihm die Schulter. »Nichts, was dich interessiert hätte, Emdrei. Wir haben nur ein bißchen getratscht und über Gerüchte geredet, die sich als völlig urlbegründet herausgestellt haben.«

4

Zunächst war Wedge einfach nur überrascht, dann dankbar, als er sich unauffällig hinter Admiral Ackbar niederließ. Sie sind tatsächlich hier. Der Provisorische Rat. Ich hätte niegeglaubt, daß das einmal wahr werden würde. Er fühlte sich ebenso aufgeregt wie als Kind, wenn ein Außerirdischer oder ein berühmter Corellianer zur Treibstoffstation seiner Eltern gekommen war. Hätte ihn jemand gefragt, ob er je geglaubt hätte, er werde sich einmal im selben Raum wie die Führer der Neuen Republik befinden, hätte er erklärt, das sei nichts Besonderes, aber das war es doch, und er vermutete, daß der Krieg ihn doch nicht aller Unschuld beraubt hatte.

Mon Mothma, trotz der Spuren von Grau in ihrem Haar immer noch stark und ruhig wirkend, stand an ihrem Platz am runden Tisch. »Ich erkläre hiermit diese Besprechung des Provisorischen Rats für eröffnet. Rat B’thog von Elom läßt sich entschuldigen, aber wir sind beschlußfähig. Rätin Organa, wenn Sie so freundlich sein würden, uns darüber zu berichten, wie es um unsere Versuche steht, Verhandlungen mit dem Kriegsherrn Zsinj zu beginnen?«

Die Frau an Mon Mothmas rechter Seite erhob sich. Obwohl sie ein hellgrünes Gewand trug, das in der Taille von einem Silbergürtel gehalten wurde, sah Wedge sie unwillkürlich so vor sich, wie er sie schon so oft erblickt hatte: gerüstet für den Kampf. Er fand es merkwürdig, daß dieses kriegerische Bild so einfach das ersetzte, was er wirklich vor Augen hatte, aber er erkannte den Kampfgeist in ihren Augen, ihr Feuer. Diese Eigenschaften hatten sie zu einer der geachtetsten Anführerinnen der Rebellion gemacht und halfen ihr bei ihren Aktivitäten für die Regierung.

»Ich habe über unzählige Kanäle versucht, Kontakt mit dem Kriegsherrn Zsinj aufzunehmen, aber ich bin jedesmal abgewiesen worden. Es sieht so aus, als hielte er sich, seit er den Sternzerstörer Eisenfaust besitzt, für eine Macht, mit der man rechnen muß. Wir wissen nur wenig von seiner Laufbahn beim Imperium, aber diese geringen Angaben weisen auf einen Mann hin, der glaubt, daß der Zweck auf jeden Fall die Mittel heiligt. Er weiß, wie man ums Überleben kämpft, und er ist schlau genug, seine Feinde gegeneinander auszuspielen. Das Machtvakuum in der imperialen Flotte nach der Schlacht von Endor hat ihm erlaubt, höher aufzusteigen, als man hätte annehmen können, dann hat er sich zum Kriegsherrn erklärt und selbst Anspruch auf das Imperium erhoben.«

Borsk Fey’lyas cremefarbenes Fell zuckte, als er sich erhob. »Rätin Organa, man sollte doch annehmen, dieser Zsinj wäre Verhandlungen nicht abgeneigt, wenn er so klug ist, wie Sie behaupten. Auf welche Weise haben Sie ihn angesprochen?«

Eine Spur Vorsicht zeigte sich in Leias Blick. »Wir haben versucht, uns auf diversen Ebenen mit seiner Organisation in Verbindung zu setzen. Botschaften, die über das Imperiale Holo-Netz geschickt wurden, wurden nicht beantwortet, obwohl Ihre Leute mir versicherten, daß sie Zsinj erreicht haben. Es kommt mehr Licht aus einem Schwarzen Loch, als man an Informationen über Zsinj und seine Flotte erhalten kann. Ich nehme an, er will sehen, wie stark wir wirklich sind, bevor er sich auf Verhandlungen mit uns einläßt.«

Die violetten Augen des Bothan wurden schmaler. »Wenn Sie keine Informationen über ihn haben, woher wissen Sie dann, daß er nach Daten über uns sucht?«

Admiral Ackbar nickte Leia zu. »Wenn ich das bitte beantworten dürfte, Rätin?«

Die Spur eines Lächelns um ihre Lippen vertrieb die Müdigkeit aus ihrem Gesicht. »Bitte, Admiral.«

Ackbar blieb sitzen und wartete, bis der Bothan sich ebenfalls wieder niedergelassen hatte, bevor er zu sprechen begann. Borsks Fell zuckte wieder, diesmal heftiger, was Wedge als Anzeichen von Verärgerung deutete. »Vor etwas weniger als einer Standardwoche erschien ein Frachter im Pyria-System. Er wurde angesprochen und antwortete mit den üblichen Durchgangscodes, aber ein Angehöriger der Sonderstaffel beschloß, den Frachter näher zu überprüfen. Das Schiff stieß sechs TIEs aus, vier Sternjäger und zwei Bomber. Der Frachter floh, und die kleineren Schiffe wurden bis auf eines zerstört. Das übriggebliebene Schiff war ein Bomber, den zwei Y-Flügler manövrierunfähig geschossen hatten. Die Untersuchung des Schiffes und Verhöre des Piloten weisen daraufhin, daß der Frachter vom Kriegsherrn Zsinj geschickt wurde, um unsere Eroberung Pyrias zu bestätigen und, falls sich eine Gelegenheit ergeben sollte, die Basis anzugreifen.«

Borsks Miene erstarrte. »Und Ihre Leute haben den Frachter entkommen lassen?«

Ackbar senkte einen Augenblick die Lider. »Rat Fey’lya, der Frachter war vollständig bewaffnet und hat sechs Kampfjäger ausgestoßen. Obwohl sie erheblich im Nachteil waren, gelang es unseren Leuten, die sechs Jäger auszuschalten und den Frachter zu beschädigen und zu vertreiben. Der Frachter floh, bevor seine Jäger unschädlich gemacht worden waren, aber selbst, wenn er länger gewartet hätte, wäre es Selbstmord gewesen, ihn anzugreifen.«

»Ich dachte, genau das wäre die Spezialität der Sonderstaffel.«

Wedge spürte, wie er rot wurde. Das letzte Mal, als so etwas vorgeschlagen wurde, kam es auch von einem Bothan.

Admiral Ackbar sah den Bothan an. »Ich möchte darauf hinweisen, daß es die Opfer, die alle Völker im Dienst der Rebellion gebracht haben, beträchtlich schmälert, wenn die Rolle der Sonderstaffel so leichtfertig abgetan wird.«

Der bothanische Rat lehnte sich zurück, und Wedges Bewunderung für Ackbar wuchs. Der Hinweis auf Opfer bezog sich auf die häufig vernommene Klage der Bothan über die Anzahl bothanischer Agenten, die umgekommen waren, als sie Informationen über den zweiten Todesstern beschaffen wollten. Weil die Bothan keine starke Armee besaßen — ganz anders als die Mon Calamari, deren Flotte das Rückgrat der Streitkräfte der Neuen Republik bildete —, benutzten sie die Opfer, die ihr Volk gebracht hatte, als Rechtfertigung für ihren Anteil an der Macht in der Allianz. Wenn Fey’lya versuchte, den Beitrag der Sonderstaffel zur Rebellion zu mindern, untergrub er damit auch das Fundament seiner eigenen Macht.

Doman Beruss, eine blonde Frau, die im Rat die Exilcorellianer vertrat, erhob sich. »Ich glaube, wir nähern uns jetzt langsam dem Thema dieser Sitzung, aber ich möchte es doch lieber direkt ansprechen, als weiter zuzusehen, wie meine Kollegen um den heißen Brei herumschleichen. Zsinj weiß ebenso gut wie wir, daß diejenige Macht, der es gelingt, Coruscant zu erobern, als legitimer Nachfolger des Imperiums gelten wird — oder doch zumindest als der aussichtsreichste Bewerber für die Nachfolge. Wir haben das Pyria-System eingenommen, weil es einen Schritt auf dem Weg nach Coruscant darstellt, und nun weiß Zsinj, daß wir Pyria haben.«

Die Vertreter der Wookiees und Sullustaner nickten zustimmend. Mon Mothma blickte auf. »Admiral Ackbar, sind Sie bereit, mit Ihrem Vortrag zu beginnen?«

»Jawohl.« Ackbar stand auf, und General Salm, ein kleiner, untersetzter Mann mit Halbglatze, setzte sich auf den Platz, den der Mon Calamari verlassen hatte. Salm verband seinen Datenblock mit einem Stecker an der Tischkante. Über der verspiegelten Platte inmitten des runden Tischs tauchte das Hologramm eines Planeten auf.

»Das hier ist Coruscant. Es war das Verwaltungszentrum der Alten Republik und hat diese Funktion behalten, als der Imperator die Macht ergriff. Palpatine hat einen Versuch unternommen, diese Welt in Imperial City umzubenennen, aber bei diesem Namen wird sie nur in imperialen Erlassen genannt. Coruscant wird immer noch als Herz der Galaxis betrachtet, und viele sehen es auch als das Zentrum jeglicher Ordnung und Autorität, ganz gleich, von wem sie ausgeübt wird.

Nach dem Tod des Imperators entstand eine Regierung unter der Führung von Sage Pestage. Er konnte sich allerdings nur sechs Monate halten, dann trieb ihn ein Staatsstreich anderer imperialer Berater ins Exil. Es sieht so aus, als wäre dieser Staatsstreich von Ysanne Isard organisiert worden — sie steckt zweifellos hinter Pestages Ermordung im Exil. Sie setzte sich über die Bürokraten hinweg, die sie benutzt hatte, um Pestage zu stürzen, und übernahm selbst die Kontrolle über das Imperium. Sie behielt zwar ihren Titel einer Leiterin des Geheimdienstes bei und behauptet, nur eine Art Regentin zu sein, aber es besteht kein Zweifel daran, daß sie die Macht ausübt.«

Während Ackbar sprach, löste sich das Bild des Planeten auf, und ein Hologramm von Ysanne Isard erschien. Sie war eine hochgewachsene, schlanke Frau, und sie schien über jene Vitalität zu verfügen, die Mon Mothma im Verlauf der Rebellion immer mehr eingebüßt hatte. Sie trug ihr Haar lang. Von weißen Strähnen an den Schläfen abgesehen, war es schwarz wie die Nacht und unterstrich ihre herbe Schönheit.

Ihr erstaunlichstes Merkmal wurde sichtbar, als das Bild sich zu