Star Wars: Imperial Commando - Karen Traviss - E-Book
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Star Wars: Imperial Commando E-Book

Karen Traviss

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Beschreibung

Die Republic Commandos waren die legendäre Eliteeinheit der Klonarmee. Einige sind desertiert und nach Mandalore geflohen, wo sie sich mit Söldnern, abtrünnigen Klonsoldaten und untergetauchten Jedi zum Widerstand gegen das Imperium rüsten. Andere hingegen - darunter Soldaten der Delta und Omega Squad - dienen nun als Imperial Commandos und bilden eine Sondereinheit innerhalb Darth Vaders Leibgarde.

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AUSSERDEM BEI PANINI ERHÄLTLICH

StarWars: REPUBLIC COMMANDO Band 1 – Feindkontakt

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1199-7

StarWars: REPUBLIC COMMANDO Band 2 – Triple Zero

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1366-3

StarWars: REPUBLIC COMMANDO Band 3 – True Colors

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1653-4

StarWars: REPUBLIC COMMANDO Band 4 – Order 66

Karen Traviss – ISBN 978-3-8332-1735-7

StarWars: THE OLD REPUBLIC – Eine unheilvolle Allianz

Sean Williams – ISBN 978-3-8332-2036-4

StarWars: THE OLD REPUBLIC – Betrogen

Paul S. Kemp – ISBN 978-3-8332-2249-8

StarWars: THE OLD REPUBLIC – Revan

Drew Karpyshyn – ISBN 978-3-8332-2373-0

StarWars: THE OLD REPUBLIC – Vernichtung

Drew Karpyshyn – ISBN 978-3-8332-2608-3

StarWars: GALAXIES – Aus den Trümmern Dantooines

Voronica Whitney-Robinson – ISBN 978-3-8332-2907-7

StarWars: CORUSCANT NIGHTS Band 1 – Im Zwielicht

Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-2906-0

StarWars: CORUSCANT NIGHTS Band 2 – Straße der Schatten

Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-2983-1

StarWars: CORUSCANT NIGHTS Band 3 – Schablonen der Macht

Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-2984-8

StarWars: Ahsoka

E. K. Johnston – ISBN 978-3-8332-3450-7

StarWars: Blutlinie

Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3354-8

StarWars: Shadow Games – Im Schatten

Michael Reaves – ISBN 978-3-8332-3158-2

Nähere Infos und weitere Bände unter:

www.paninicomics.de

Karen Traviss

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: Imperial Commando: 501st“ by Karen Traviss, A Del Rey ® Book, published by The Random House Publishing Group.

© & TM 2017 LUCASFILM LTD.

Deutsche Ausgabe 2017 by Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87,

70 178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Jan Dinter

Lektorat: Carmen Jonas, Dr. Sabine Jansen

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWIC003E

ISBN 978-3-8332-3578-8

Gedruckte Ausgabe: ISBN 978-3-8332-3543-6

Findet uns im Netz:

www.paninibooks.de

PaniniComicsDE

Für die 501st Dune Sea Garrison und Tom’s Mando Mercs

PROLOG

GEHEIMDIENSTBERICHT (Auszug)

EINSTUFUNG: Geheim

AN: Direktor des Imperialen Geheimdienstes

VON: Sektionsleiter J506

BETREFF: Besondere Sicherheitsrisiken

Ich bedauere, mitteilen zu müssen, dass die Gefährdung der Sicherheit des neuen Imperiums aufgrund einer Reihe von Faktoren bestehen bleibt.Zu ihnen zählt eine kleine, dennoch besorgniserregende Anzahl von desertierten Klonsoldaten aus den Spezialeinheiten der ehemaligen Republik. Die Möglichkeit, es könnte sich hierbei um nicht registrierte Verluste drehen, erscheint wegen der Verbindungsmuster unwahrscheinlich. Es handelt sich um:

1. Null-Schub ARCs N-5, N-6, N-7, N-10, N-11 und N-12. Höchst gefährliche und unberechenbare Black Ops Commandos, deren Loyalität angesichts ihrer starken Bindung zu ihrem Ausbildungssergeant Kal Skirata schon immer infrage stand.2. Alpha-Schub ARCs A-26 und A-30. (Weitere werden vermisst, bei diesen kann es sich allerdings auch um tatsächliche Verluste handeln.) Gleichermaßen gefährlich und – falls Sie den Imperator daran erinnern müssen – auf „Ein-Mann-Armeen“ trainiert.3. Eine unbekannte Anzahl von Republic Commandos – mindestens drei vollständige und unvollständige Schwadronen. Experten in Sachen Sabotage und Attentate.4. Mandalorianische Söldner und militärische Berater der Sondereinsatzbrigade der GAR, zudem aktenkundig als Ausbilder der fehlenden Klone – Kal Skirata, Walon Vau, Mij Gilamar und Wad’e Tay’haai.5. Unter den bekannten flüchtigen Jedi – mit anderen Worten jene, deren Eliminierung durch Order 66 nicht bestätigt oder nicht glaubhaft nachvollziehbar ist – befindet sich Bardan Jusik. Verhöre, die mit mehreren Jedi-Padawanen vor deren Exekution durchgeführt wurden, legen nahe, dass Jusik seinen Jedi-Status aufgegeben und sich als Söldner den Mandalorianern angeschlossen hat. Die besonderen Risiken, die ein mit der Macht vertrauter Mandalorianer darstellt, brauche ich wohl nicht zu betonen.

Die Gefangene Dr. Ovolot Qail Uthan befindet sich ebenfalls auf freiem Fuß, nachdem sie dem Gewahrsam der Republik entrissen wurde. Es ist ungeklärt, ob diese Tat von ehemaligen Separatisten begangen wurde oder in Verbindung mit Skiratas mutmaßlicher Industriespionage für einen unbekannten Klonmeister steht – die Biologin bleibt eine Bedrohung für das Imperium angesichts ihrer Arbeit an FG36, einer genomgerichteten biologischen Waffe, die speziell auf Fett-Klone abzielt. Sie ist gibadanische Bürgerin, und Gibad weigert sich immer noch, den Waffenstillstand einzuhalten.

Empfehlungen:

1. Die Suche nach den verschwundenen Angehörigen der Spezialeinheiten wird fortgesetzt.2. Vergeltungsschläge gegen Gibad werden durchgeführt, sowohl um Uthans wahrscheinlichste Quelle der technischen Unterstützung für Biowaffen-Terrorismus auszuschalten, als auch zur Abschreckung regimekritischer Regierungen.3. Imperiale Klon-Commandos, aus deren Schwadronen Kameraden verschwunden sind – wie z. B. im Falle der ehemaligen Omega-Squad – und deren Loyalität infrage steht, werden einer genauesten Überprüfung unterzogen. Erweisen sich die Betreffenden als verlässlich, werden sie benutzt, um ihre Exkameraden aufzuspüren.4. Bei zukünftigen Militäraktionen gegen Rebellen und Unzufriedene ist mit einem Kontakt mit ehemaligen Sondereinsatz-Klonen zu rechnen. Es sollte daher sichergestellt werden, dass Imperiale Sturmtruppen über die nötige Ausrüstung verfügen, um der einzigartigen Bedrohung entgegentreten zu können.

Unterbreitet am heutigen Tag durch: Sektionsleiter J506, Kommandant Marigand, M. F.

1.

Aufrührer und Unzufriedene sind unsere ständigen Begleiter. Sie leben, um zu widersprechen. Ein galaktischer Waffenstillstand ist genau das, was sie nicht wollen, denn er würde ihnen den Deckmantel für ihren erbärmlichen und unversöhnlichen Trotz entreißen, der ihrem Leben einen Sinn verleiht. Sollten sie obsiegen – wären sie verloren in zielloser Verzweiflung.

– Imperator Palpatine auf die Benachrichtigung, dass trotz Beendigung der Klonkriege auf zahlreichen Planeten der Widerstand gegen die Imperiale Herrschaft anhält.

Handelsfrachter Cornucopia, Frachtterminal Mezeg-Sektor; in der dritten Woche der Neuen Ära des Imperiums

Ny Vollen hatte noch niemandem gegenüber ihr Wort gebrochen, doch der jetzige Zeitpunkt schien vernünftig, um damit zu beginnen.

Ich muss doch verrückt sein. Ich werd bei der Sache noch draufgehen. Und sie auch. Was hab ich mir bloß gedacht?

Sie wagte nicht einmal, an das Wort zu denken. Ihre beiden Passagiere waren einfach nur sie. In der kurzen Zeit, die sie mit Machtbegabten verbracht hatte, hatte sie eine Nervosität entwickelt, die ihr den Magen zusammenzog. Außerdem litt sie jetzt unter der irrationalen Angst, dass ihre Gedanken, Gefühle und Befürchtungen irgendwie an jemanden übertragen werden konnten, der die Fähigkeit besaß, sie wahrzunehmen. Es war verrückt, das war ihr klar … aber sie wusste es nicht.

Sie konnte sich nicht mehr sicher sein, ob ihr Verstand noch Privatgebiet war. Und diese Unsicherheit ließ ihr keine Ruhe.

Zieht einfach die Köpfe ein und seid still, alle beide. Ist das denn so schwer? Ihr könnt doch euren Machtkram abziehen, damit Wachen abhauen, oder? Na also, dann tut’s.

Das Mezeg-Terminal roch nach Schmieröl, verstopften Abflüssen und diesen widerlich süßen heißen Brötchen, die zusammen mit nahezu untrinkbarem Caf überall dort verkauft wurden, wo sich Frachterpiloten versammelten. Sie kaute appetitlos auf einem Brötchen und versuchte nicht daran zu denken, woraus die schwer zu kauenden, harten Stückchen bestanden. Der Geruch nach künstlichem Vannilan bereitete ihr immer Übelkeit. Momentan tat er ein Übriges zu dem Aufruhr in ihrem Bauch und drohte sie zu übermannen, während sie unter dem Rumpf der Cornucopia stand und darauf wartete, dass ihr Schiff inspiziert wurde.

Sie arbeitete daran, überzeugend zu wirken für den Fall, dass ihre versteckten Passagiere entdeckt würden.

Die hab ich noch nie im Leben gesehen, Officer.

Diese Flüchtlinge kommen wirklich ins letzte Eck, was?

Danke, Officer – jetzt schaffen Sie sie von meinem Schiff.

Aber keiner der Sätze überzeugte sie selbst, daher bezweifelte sie, damit irgendjemanden unter den Imperialen Sturmtruppen blenden zu können, die alle Schiffe, welche Mezeg anflogen und verließen, durchsuchten. Sollten die blinden Passagiere entdeckt werden, so hätten sie wenigstens keine Ahnung davon, wohin die Cornucopia unterwegs war. Und sie hatte den Kurs nach Mandalore noch nicht einprogrammiert. Insofern gab es keine Daten aus dem neuen Computer zu ziehen, welche die Behörden nach Kyrimorut führen konnten.

Wenigstens würde das Schlimmste nicht eintreten.

Aber ich weiß genau, wohin wir fliegen, alle Namen, alle Orte, also wird das Schlimmste, was passieren kann … mir passieren.

Sie war bei Weitem zu alt, um noch ein Leben in Gesetzlosigkeit zu beginnen. Sollte sie erwischt und verhört werden, hatte sie keine Ahnung, wie lange sie durchhalten würde, bis sie alles preisgab, was sie über Kal Skiratas Zufluchtsort für desertierte Klone wusste. Ihre Chancen, einem vierköpfigen Suchtrupp, einem zivilen Wachmann und einem Akk-Hund zu entkommen, standen ziemlich genau bei null.

Komm schon. Sollten die mich wirklich wegen irgendwas verdächtigen? Ich bin eine Frau. Mein Schiff ist sogar noch älter als ich. Und wer von uns beiden die Klapprigere ist …

„Verdammte Zeitverschwendung.“ Der rodianische Pilot, der in der Reihe neben ihr stand, flog eine kleine Kurierfähre, in der man nicht einmal eine Barkratte hätte verstecken können, ganz zu schweigen von blinden Passagieren. Er sah ständig auf den Chrono, der an einem Anhänger von seiner Jacke hing. „Das kostet mich.“

„Mit dem Imperium lässt sich nicht diskutieren“, sagte Ny. „Schluck’s runter!“

Die weiß gepanzerten Sturmtruppen jagten ihr keine Angst ein. Obwohl sie wusste, dass es eigentlich so sein sollte. Denn die hier waren nicht Kal Skiratas adoptierte Söhne, die Sondereinsatz-Klone, die sie kannte, wie zum Beispiel A’den, Mereel und Corr. Unter diesen Helmen mochten sie identisch aussehen, aber falls sie dachte, es wären Freunde – dann lag sie falsch, todbringend falsch. Diese Männer gehorchten ihren Befehlen. Und die schlossen wahrscheinlich nicht mit ein, nett zu einer alten Frau zu sein, die glaubte, im Grunde ihres Herzens seien sie alle liebe Jungs. Jeder, der flüchtigen Jedi Hilfe leistete, war per Definition ein Feind des Imperiums.

Warum mache ich das überhaupt?

Der Sicherheitswachmann des Frachterhafens führte sein Such-Akk an einem Würgehalsband, während er mit ihm von Schiff zu Schiff ging und das Tier an den Frachtschächten und Luken schnüffeln ließ. Vier Sturmtruppsoldaten warteten darauf, einzugreifen, falls das Akk auf einen Geruch oder ein Geräusch anschlug.

„Ich nehm an, die langweilen sich. Jetzt, wo sie keinen richtigen Krieg mehr zum Kämpfen haben“, sagte der Rodianer, „haben Sie nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen. Und wie viel hat Palpatine wohl für die ganzen neuen Rüstungen rausgeschmissen? Was war denn an dem alten Stil auszusetzen? Noch mehr Credits vom Steuerzahler vergeudet.“

„Die suchen nach Jedi“, erklärte Ny. Und nach meinen Freunden, nach A’den … und Ordo … und Kal. Sie fragte sich, ob der Rodianer überhaupt irgendwelche Steuern bezahlte. „Wir wissen nicht, wie viele der Säuberung entgangen sind. Aber offensichtlich genug, um den alten Palpi auf Trab zu halten.“

Etain Tur-Mukan war jedoch eine der Jedi gewesen, die nicht davongekommen waren, auch wenn man sie nicht im Zuge der Säuberung hingerichtet hatte. Sie war törichterweise gestorben, war dem eigenen Tod in die Arme gelaufen. Ny war an die Phase der Wut gewöhnt, die ein Trauerfall nach sich zog. Ebenso an die Schuld, die darauf folgte, weil man den Toten vorwarf, tot zu sein, einen selbst so einsam zurückzulassen, dass einem der nächste Atemzug nicht der Mühe wert erschien. Etain hatte sie allerdings nicht gekannt, bevor sie ihren Leichnam nach Mandalore heimgeflogen hatte.

Verrücktes Mädchen. Wär sie doch einfach weitergegangen, statt sich einzumischen, um diesem Klonsoldaten beizustehen, dann wäre sie jetzt noch am Leben. Und Darman hätte eine Frau, zu der er heimkehren könnte, und das Baby hätte eine Mutter. Was für eine Verschwendung! Was für eine furchtbare, furchtbare Verschwendung! Ein Krieg wegen rein gar nichts, außer dem Ehrgeiz von so ’nem korrupten alten Barve. Oder ’ner ganzen Bande korrupter Barves, falls Kal recht hat.

Mein Terin wär auch noch am Leben. Stang, ich vermisse dich, Süßer.

Der Schmerz hatte sich inzwischen auf ein kontrollierbares Maß eingependelt, aber trotzdem wünschte sie, sie hätte niemals die Einzelheiten über den Tod ihres Ehemannes erfahren. Doch dann hätte sie sich wohl noch Schlimmeres ausgemalt. Ihr Alter war tot, fort und weg von einem Augenblick zum nächsten, und mehr gab es dazu nicht zu sagen. Er war nicht der einzige Mann in der Handelsmarine gewesen, der im Krieg gestorben war, und sie war auch nicht die einzige Kriegswitwe in der Galaxis. Ihr Kummer war nichts Besonderes.

„Ich hoffe, die finden sie alle, schnell, damit wir unser geregeltes Geschäftsleben wiederhaben“, murmelte der Rodianer.

„Wer?“ Ny befand sich kilometerweit weg, spazierte mit den Toten umher und versuchte die Frage zu unterdrücken, weshalb sie so unnütz kühne Dinge getan hatten, die im Verlauf des Krieges nicht den geringsten Unterschied bewirkt hatten. „Was?“

„Jedi. Ich hab denen sowieso nie über den Weg getraut. Mein Kumpel – hat mal sein ganzes Schiff verloren, keine Entschädigung, gar nichts, als es einer von ihren schnieken Meistern für irgendeinen Ausflug kommandierte. Kein Bitte, Danke oder Hier ein paar Credits, um dir drüber wegzuhelfen, mein Freund. Hat’s einfach genommen. Höhere Gewalt. Ein mystisches und gerechtes Werk. Eher Piraterie, würde ich sagen – von der Regierung unterstützte Diebe! Na ja, haben bekommen, was sie verdient haben. Weg mit Schaden.“

Ny dachte an Jusik und Etain und verkniff sich, etwas zu deren Verteidigung zu sagen. „Würdest du sie ausliefern, wenn du welche finden würdest?“, fragte sie.

„Selbst ohne Belohnung.“ Der Rodianer schnippte mit den Fingern. „Einfach so.“

Ny fragte sich, wie seine Meinung ausgefallen wäre, wenn er gewusst hätte, dass es nur ein weiterer Machtnutzer war, der jetzt den Laden schmiss. Aber sie war sich nicht einmal sicher, ob die ganze Schuld wirklich nur bei diesem … Shiz? Siff? Sith, so hieß es, lag. Welche Art Säbelschwinger Palpatine auch sein mochte – falls er den ganzen Krieg eingefädelt hatte, wie Skirata behauptete, dann hätte er es nicht nötig gehabt, irgendwelche Planeten dazu zu bringen, sich gegenseitig zu bekämpfen. Da alte Feinde ohnehin nur auf einen Vorwand warteten, um anzufangen.

Bevor Ny den Clan der abtrünnigen Klone kennengelernt hatte, war ihr von den Sith noch nie etwas zu Ohren gekommen. Bardan Jusik hatte die uralte Fehde zwischen den Sith und den Jedi erklärt, so sinnlos wie der sektiererische Krieg auf Sarrassia, in dem zwei Lager eines religiösen Kultes jahrtausendelang über das richtige Ritual beim Umgang mit irgendeinem heiligen Relikt stritten. Irgendein Kelch, Standbild, ein paar Knochen. Ny hatte vergessen, worum es ging. Sie schienen sich darüber zu definieren, nicht zum anderen Lager zu gehören. Sie verstand davon rein gar nichts.

Osik. Das war das Wort. Mandalorianer verstanden es zu fluchen, lauter Zischlaute und explosive Konsonanten. Alles nichts weiter als ein Haufen Osik.

Es gab jede Menge andere Dinge, von denen Ny nichts wusste oder verstand, die sie viel direkter betrafen. Sie hatte Etain nicht gekannt, daher konnte sie das Ausmaß von Skiratas Schuldgefühlen wegen des Mädchens nicht ergründen. Davon abgesehen kannte sie Darman kaum. Sie verstand nicht, weshalb Mandalore eine Imperiale Garnison auf eigenem Boden duldete. Und ihr war nicht klar, wie sie in diese Ansammlung von Außenseitern passte, die den Skirata-Clan bildete, außer dass sie in Kyrimorut jetzt ihren Heimatstandort sah und dass es beinahe über Nacht geschehen war.

Aber das war jetzt egal. Sie hatte zwei Gründe für diese Sache, zwei gute Gründe, aber der zweite begann sie immer mehr zu beunruhigen, je weiter sie sich Mandalore näherte.

Ich habe mein Wort gegeben. Und …Stang, warum vertraue ich Kal Skirata nur dermaßen?

„Na endlich“, stöhnte der Rodianer. Der Akk-Führer kam auf ihn zu. Der Rodianer wandte sich ihr zu und nickte auf eine Art, die etwas speziesübergreifendes an sich hatte, die Geste eines gereizten Piloten mit knapp gesteckten Terminen, dem ein Haufen Idioten den Zeitplan vermasselte. „Dank diesem Zirkus verliere ich meinen Pünktlichkeitsbonus.“

Ny stand da und hielt das Ladungsverzeichnis der Cornucopia in einer Hand. So sah der Drill aus: Die Verwaltungsdaten zur Inspektion auf deinem Pad parat haben, Entfernung zum Schiff halten und darauf warten, dass der Sicherheitstyp einen ansprach. Nur reden, wenn man angesprochen wird. Manche Dinge ändern sich nie.

„Darauf würde ich die nicht noch hinweisen, klar?“, sagte Ny zu sich selbst. „Sonst behalten die dich hier, bis Mustafar zufriert.“

Sie bemerkte, wie ihr Puls raste. Wenn das Akk nur einen Hauch von ihren beiden Passagieren in die Nase bekam, wäre sie erledigt. Es war ein enormes Wagnis. Andererseits stand auch für ihre Passagiere alles auf dem Spiel, und sie wusste, die beiden konnten dafür sorgen, dass sie viel schwieriger zu finden waren als der durchschnittliche blinde Passagier.

Ny wartete. Sie konzentrierte sich darauf, Ungeduld zu verspüren, stellte sich die Zeit und die Credits vor, die sie verlieren würde, wäre das hier eine echte Frachtzustellung gewesen, und hoffte, es würde genügen, um ihre Furcht sowohl vor Akks als auch vor Menschen zu überspielen.

Sie wäre nicht die erste Pilotin, in deren Schiff man blinde Passagiere entdeckte, oder die erste, die jegliches Wissen darüber abstritt. Und manchmal entsprach das auch der Wahrheit: Illegale kannten alle Tricks, wenn es darum ging, die Sicherheitskontrollen zu umgehen. Aber was einmal routinemäßige und nur gelegentliche Durchsuchungen durch verschiedene Behörden gewesen waren – wie etwa auf Boriin, wo man verhindern wollte, dass qualifizierte Kunstschmiede das Hoheitsgebiet verließen, oder auf Mil Velay, wo man niemanden mit einem Vorstrafenregister duldete –, war nun eine Angelegenheit von Leben und Tod.

Das Akk zerrte an seiner Leine, als es auf sie zukam. Seine beiden Vorderbeine strampelten glatt in der Luft, während sich sein Führer weit nach hinten lehnte, um das Tier zu bremsen. Dann lockerte er die Leine, und das Akk raste die offene Rampe der Cornucopia hinauf und verschwand in ihrem Inneren.

Ny übergab dem Sturmtruppler ihr Datapad. Sie konnte seine Augen hinter dem Visor nicht sehen, aber sie war es gewohnt, zu erahnen, wohin Leute, die Helme trugen, schauten, und er schien das Pad abzulesen.

„Name, Ma’am.“

„Nyreen Vollen.“

„Ladung?“

„Lebens- und Grundversorgungsmittel, bestimmt für Asteroid Neun-Alpha-Vier von LodeCorp Mining im Roche-System.“

„Irgendwelche Passagiere?“

„Keine.“

„Haben Sie Ihr Schiff zu irgendeinem Zeitpunkt unbeaufsichtigt oder ungesichert gelassen?“

„Nein.“

„Haben Sie Ihr Schiff auf Wesen, Lebensformen oder Objekte überprüft, die nicht von Ihnen verladen wurden?“

„Ja.“

Nun, das stimmte auch. Sie hatte es überprüft. Die Wesen – deren Verladung hatte sie persönlich übernommen. Der Sturmtruppler ließ sich etwas Zeit damit, die Liste auf ihrem Pad durchzulesen, wahrscheinlich, um dem Akk genügend Zeit für dessen Suche zu lassen. Es gab nicht viel, was man ihrem Ladungsverzeichnis entnehmen konnte. Es waren wirklich nur Versorgungsgüter – Mehl, Graskorn, Eingelegtes, Milchpulver, Säcke voller Dentabohnen, Seife, Trockenfrüchte und die Grundnahrungsmittel, die sich im Falle einer Belagerung als nützlich erweisen würden. Kyrimorut war genau so ein Ort: Er verlieh seinen Bewohnern eine Belagerungsmentalität, falls sie nicht sowieso schon mit einer solchen eingetroffen waren. So wie Ny.

Der Truppler gab ihr das Datapad zurück. Die anderen begannen langsam um den Frachter herumzugehen, um ihn zu inspizieren. Der Laderaum stinkt komplett nach Treibstoff. Durch den Dunst kann das Akk eh nichts riechen … oder doch?

Aber Akks konnten eine Menge Dinge. Sie waren nicht annähernd so schlau wie Strills – ach ja, Mird, sie hatte auch ein Leckerli für Mird an Bord –, aber sie wurden nicht ohne Grund als Suchtiere eingesetzt. Sie waren gut darin. Sie rochen alles, hörten alles, sahen alles.

Kein Lärm. Kein Bellen. Keine Reaktion. Bitte, bitte …

In ihrem ganzen Leben hatte Ny noch nicht erlebt, dass Zeit so langsam verstreichen konnte. Wie konnte das Akk überhaupt verpassen, was sich in den leeren Wassertanks befand? Es würde anfangen zu winseln und an den Handlochdeckeln zu scharren. Sie musste verrückt gewesen sein, zu glauben, sie könnte damit durchkommen. Sie, ein einfacher Fracht-Jockey. Kleine Besorgungen und Spionage auf niedrigstem Niveau für A’den waren nicht annähernd so unerhört gefährlich gewesen wie das hier. Selbst diesem ARC-Trooper Sull bei der Desertion zu helfen, war ein relativ sicherer Spaziergang gewesen. Ny wusste, dass sie der Sache nicht mehr gewachsen war.

Das ist alles meine Schuld. Kal wollte das nicht mal. Meine tolle Idee … mein Problem.

Die Fähre des Rodianers, die jetzt Freigabe für den Abflug hatte, schob sich auf die Landebahn und hob ab. Ny blickte hinterher und hoffte, es würde aussehen, als wäre sie nur darauf aus, ihre Zustellung hinter sich zu bringen und bezahlt zu werden. Nach allem, was sie gesehen hatte, dauerten Durchsuchungen zehn Standardminuten, und das Akk hatte inzwischen etwa so lange in der Cornucopia herumgeschnüffelt.

Es ist beinahe vorbei. Bin fast hier raus. Fast … zu Hause.

Aber wo war zu Hause jetzt überhaupt?

Dann ging es los. Das abgehackte Bellen des Akk-Hundes, dieses typische Ack-ack-ack-Gekeife, dem die Tiere ihren Namen verdankten, hallte aus der offenen Luke. Ny wusste, dass sie jetzt nicht mehr nach Hause fliegen würde, nie mehr, und sie rang damit, nicht in Panik auszubrechen. Drei Sturmtruppler rannten mit ihren Gewehren im Anschlag die Rampe hinauf. Der vierte richtete seine Pistole auf Ny.

„Sie warten hier, Ma’am“, sagte er. Er reckte den Hals, um zu sehen, was vor sich ging. „Officer, was ist da drinnen los?“

Das Akk hörte auf zu bellen. Ny registrierte ein Paar Stiefel, das heranschlurfte, gefolgt von scharrenden Klauen, und sah sich außerstande, Atem zu holen. Das war’s. Das Tier musste ihre blinden Passagiere erschnüffelt haben.

„Tut mir leid, Jungs.“ Die Stimme des Wachmanns ertönte aus der offenen Luke. „Er ist trotz seiner Größe eben noch ein Welpe. Dem fehlt noch die Disziplin.“

Das Akk kam die Rampe heruntergetrottet und zog den Hüftknochen eines Banthas hinter sich her, das riesige Beckenende zwischen seine Kiefer geklemmt. Das war Mirds Leckerli; an Banthafleisch war auf Mandalore nicht leicht heranzukommen. Nys Knie hätten ihr fast den Dienst versagt. Der Wachmann versuchte dem Tier den Knochen wegzunehmen, aber der Schnüffelneuling wollte davon nichts wissen. Es zog die Lefzen hoch und knurrte tief in seiner Kehle, die Zähne immer noch fest um die Beckenpfanne geklammert.

„Hören Sie, ich krieg noch woanders einen Knochen“, sagte Ny und täuschte Frustration vor, statt dem Akk um den Hals zu fallen und ihm zu sagen, was für ein guter Junge es sei, weil es die Durchsuchung sabotiert hatte. „Behalten Sie ihn. Ich muss los.“

Einer der Sturmtruppler legte den Kopf schief und sah sie an. „Wozu brauchen Sie einen Banthaknochen, Ma’am?“

Die Antwort entfuhr Nys Mund, noch bevor sie darüber nachgedacht hatte. Sie war schockiert, wie schnell und mühelos sie ein Geflecht aus Lügen hervorzauberte.

„Einer der Grubenarbeiter hat ein zahmes Nek“, schwindelte sie. „Der Durchschnittsasteroid hat nicht viel Banthafleisch zu bieten.“

Es fiel tatsächlich immer leichter zu lügen. Sie war von sich selbst enttäuscht, ihr altes Ich, die Ny vor dem Witwenstand, hatte sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt, aber sie spürte auch die Erregung – und die Scham – ihrer neu entdeckten Fähigkeit zum Widerstand. Ja, ich habe unrecht. Ich verstoße gegen das Gesetz, aber ich hab’s geschafft – ich hab’s durchgezogen. Der Wachmann versuchte weiterhin, die Gedanken des Akks wieder auf dessen Suchpflichten zu lenken, während sie die Luke schloss.

Stang, sie hoffte, die beiden bekamen in dem Tank noch genug Luft. Bevor die Cornucopia nicht den Sprung in den Hyperraum gemacht und sie den Autopilot auf Kurs gestellt hatte, konnte sie nicht nachsehen. Den Orbit von Mezeg zu verlassen, schien Stunden statt Minuten zu dauern, und in dem Augenblick, in dem sich die Sterne vor dem Cockpitfenster von kleinen Lichtpunkten zu den gefrorenen Streifen der Unendlichkeit dehnten, überprüfte sie den Kurs und übergab die Steuerung an den Navigationscomputer der Cornucopia.

Im hinteren Frachtabschnitt herrschte Stille, bis auf das Wummern der Antriebe und das Rasseln loser Beschläge. Ny holte tief Luft und begann den Handlochdeckel der Wassertanks im Deck zu entriegeln, wobei sie sich fragte, ob sie wohl zwei Leichen statt lebendiger Jedi vorfinden würde.

„Das wurde ja wirklich eng.“ Ny stemmte die Metallplatte hoch und reichte den Passagieren die Hand. Der Raum zwischen den Wassertanks war äußerst knapp bemessen, selbst für ein kleines, dürres Mädchen wie Scout. Und die Kaminoanerin musste es wirklich ziemlich unbequem gehabt haben. „Wie habt ihr das hinbekommen?“

Scout zwängte sich mit zerzausten rotbraunen Haaren aus dem Loch im Deck. Sie sah aus, als hätte sie seit einer Woche nichts mehr gegessen. Kina Ha herauszubekommen, dauerte etwas länger. Nicht nur, weil die Kaminoanerin viel größer war, sie war auch sehr viel älter – wie alt genau, darüber war sich Ny nicht im Klaren, aber sie war nach allgemeinem Maßstab eine ehrbare Dame. Normalerweise konnte Ny das Alter nichtmenschlicher Spezies kaum einschätzen, aber Kina Ha war ganz offensichtlich alt, das konnte jeder sehen. Tiefe Runzeln zogen sich durch ihre graue Haut und die hängenden Lider. Sie bewegte sich langsam, und Ny fühlte sich dadurch angenehm verjüngt.

„Als es zu nervös wurde, habe ich den Verstand des Akks beeinflusst, damit es den Knochen findet“, sagte Scout. „Aber es geht uns gut. Nicht wahr, Kina?“

„Wir leben“, erwiderte die Kaminoanerin. „Schon allein das zählt. Danke, dass du so viel für uns riskierst.“

Noch vor ein paar Tagen hätte Ny dieses Dankeschön ganz locker weggesteckt, aber nun plagten sie Gewissensbisse deswegen. Keine der Jedi wusste, wohin die Reise ging, und die beiden hatten sie auch nicht dazu gedrängt, es ihnen zu verraten, aber auf der anderen Seite hatte sie ihnen auch nicht sonderlich genau erklärt, wer ihre Gastgeber sein würden.

Das könnte noch … interessant werden.

Aber egal: Wie Kina Ha gesagt hatte – sie waren am Leben, und allein das zählte bereits.

Die Cornucopia war ein typischer alter CIG Frachter der Monarch-Klasse, einfach und kastenförmig, mit einer lang gestreckten Bank entlang dem Schott hinter den Sitzen von Pilot und Copilot. Kina Ha nahm wie eine schrullige Herzogin auf der Bank Platz und legte sich den Sicherheitsgurt um. Scout schlüpfte neben Ny auf den Copilotensitz.

Ny riss ein paar Rationsbeutel auf und reichte sie herum. Sie hatte keine Ahnung, was Kaminoaner aßen – Fisch und andere Meeresfrüchte vielleicht –, aber Yobshrimps würde Kina Ha hier nicht serviert bekommen. Skirata hatte erzählt, Kaminoaner hassten helles Sonnenlicht und wären am glücklichsten, wenn es bewölkt war und wie aus Kübeln schüttete. Das auf Mandalore hinzubekommen, wäre ebenfalls eine Herausforderung. Aber es würde noch das geringste von Kina Has Problemen darstellen.

„Wir fliegen nach Mandalore“, sagte Ny schließlich. Irgendwie erwartete sie wenigstens ein Japsen oder sogar einen Aufschrei des Protests. Die beiden Jedi blieben jedoch still. „Ihr habt mich schon verstanden, oder? Mandalore? Manda’yaim?“

„Ja, wir haben dich verstanden, danke“, erwiderte Kina Ha. „Wie passend abgelegen und abschreckend. Ich bewundere euren Einfallsreichtum.“

„Ihr habt kein Problem mit Mandalorianern?“

„Sollten wir?“

„Na ja, ’ne Menge von denen haben ein Problem mit euch. Jedi, meine ich.“

Kina Ha sah in den offenen Rationsbeutel, als wollte sie aus dessen Inhalt die Zukunft lesen. „Ich habe vage Erinnerungen an Mandalorianer, die für die Sith kämpften“, sagte sie. „Doch ich habe seit Langem Abstand vom politischen Geschehen in der Galaxis genommen.“

Ny war sich nicht sicher, was seit Langem bedeutete, aber sie stellte sich darunter Jahrhunderte vor. Kina Ha war nicht irgendeine alte Jedi. Sie war genetisch manipuliert. Das waren natürlich alle Kaminoaner, und Skirata sagte, dadurch hätten sie ihre globale Überschwemmung überlebt und sich in das verwandelt, was er verkommenen Eugenikerabschaum nannte. Aber kein Kaminoaner war jemals so manipuliert worden wie Kina Ha. Sie war einzigartig. Ihre Gene waren für lang anhaltende Weltraumreisen modifiziert worden, und die lange Lebensdauer, die sich daraus ergab, machte sie auf eine Weise für Skirata nützlich, die sie sich nicht ansatzweise vorstellen konnte.

Ihr Genom würde sie vor Skiratas Zorn bewahren. Er baute darauf, in ihren Genen irgendetwas zu finden, das seine Klon-Söhne nicht mehr doppelt so schnell altern ließe wie herkömmliche Menschen.

„Kommst du von dort?“ Scout kämmte sich ihr Haar mit den Fingern. Danach sah es nicht viel besser aus. „Mandalore?“

„Nein“, antwortete Ny. „Ich bin keine Mandalorianerin. Ich helfe ihnen nur aus, wenn sie zu viel zu tun haben.“

Wie soll ich ihnen bloß Kal erklären?

„Ich möchte nicht undankbar sein“, sagte Scout. Kina Ha wählte etwas aus dem Rationsbeutel und kaute nachdenklich darauf herum. „Ich habe einfach nur Angst.“

Oh Mann! „Ich bringe euch an einen sicheren Ort“, beruhigte sie Ny. „’ne ganze Menge andere Leute verstecken sich vor dem Imperator.“

„Andere Jedi?“, fragte Scout.

Ny war sich nicht sicher, wie sie Bardan Jusik beschreiben sollte. Nicht praktizierender Jedi? Überhaupt nicht praktizierender Jedi? Abtrünniger? Wiedergeborener Mando? Es konnte noch warten. Scout würde schon bald selbst darüber entscheiden können.

„In gewissem Sinne.“ Sie konnte es einfach nicht länger aussitzen. „Hört zu, ihr werdet bei einem mandalorianischen Clan desertierter Klonsoldaten leben. Manche von ihnen haben keine besonders schönen Erinnerungen an Kamino, Kina Ha. Es ist nur fair, dass ich dich warne. Und der Ort gehört Kal Skirata. Er ist ein alter Söldner, der Klone in Tipoca City ausgebildet hat und … na ja, er hasst die Jedi und die Kaminoaner dafür, dass sie die Klone benutzt haben. Das Verhältnis könnte sich also eine Zeit lang recht frostig gestalten.“

Ny fühlte sich besser, weil sie es endlich ans Licht gebracht hatte, wenn auch nicht haargenau. Kina Ha neigte anmutig ihren Kopf.

„Nun, es könnte schlimmer sein“, stellte sie fest.

Scout legte ihr Kinn auf die Brust. „Und dieser Ort ist sicher?“

„Kal ist ein guter Mann.“ Ny ging sofort in die Defensive. Sie hatte Skirata bereits zu gern, um vernünftig zu bleiben. „Er hat sein Leben der Rettung von Klonen verschrieben. Aber Kamino hat bei allen tiefe Narben hinterlassen. Einer der Klone hatte ein Baby mit einer Jedi, die während der Säuberung getötet wurde. Im Augenblick ist das alles also ein einziger, schmerzhafter Riesenschlamassel. Aber ihr werdet dort sicher sein. Kal hat mir sein Wort gegeben.“

Schlamassel war keine ausreichende Umschreibung. Ny beschloss, die beiden Jedi keiner Überdosis Angst auszusetzen, indem sie den Rest der Probleme erwähnte. Sie würden schon früh genug von Dr. Uthan erfahren und von Jusik, dem Absolut-nicht-Jedi, von den Prämien, die auf ihre Köpfe ausgesetzt waren, und von Fetts Serienmörder-Schwester, die von den Toten zurückgekehrt war, von der Imperialen Garnison und von Fenn Shysas Widerstandsplänen … ja, bei nüchterner Betrachtung hätte es wahrscheinlich mehr Spaß gemacht, im ätzenden Magen eines Sarlacc zu landen.

Trotzdem fühlte sich Ny besser, wenn sie an Kyrimorut dachte. Der Ort war abgeschieden, öde und spartanisch, bevölkert von Trauernden und Enteigneten, aber die Wärme der eng verbundenen Gemeinschaft verwandelte alles.

Der Ort barg auch keine Erinnerungen an Terin. Wenn sie dort war, fühlte sie sich in der Lage, sich eine Zukunft auszumalen. Die Tage, die vor ihr lagen, führten sie nicht länger in diesen leeren Schlund, den sie ertragen oder dem sie entkommen musste.

„Was ist aus dem Baby der Jedi geworden?“, wollte Scout wissen.

„Kad? Es geht ihm gut.“ Verriet sie Scout damit zu viel? Ny war eine regelrechte Vorsichtsdrüse gewachsen, als sie begonnen hatte, sich mit der Großen Armee einzulassen. Aber das Mädchen würde sowieso noch alles mit eigenen Augen sehen. „Schießt hoch wie Unkraut.“

„Und der Knochen? Wozu war der Knochen? Für irgendein primitives mandalorianisches Ritual? Ich habe gehört, sie krönen ihren Anführer mit einem echten Schädel.“

„Ich denke, der Schädel ist symbolisch, Scout.“ War er das? Ny mochte Mandos, aber sie hatten einen Hang zu anatomischen Trophäen. „Der Knochen war für Mird. Falls du noch nie ein Strill gesehen hast … die machen schon was her. Sehr seltene, einheimische Tiere.“

„Hab ich noch nie von gehört.“

„Dann steht dir eine neue Erfahrung bevor.“

Ny lehnte sich in ihrem Sitz zurück, und ihr wurde klar, dass sie dem Imperium nicht entkommen war. Sie hatte lediglich eine Krise überstanden und jagte mit Multilichtgeschwindigkeit geradewegs in die nächste.

„Ich glaube, ich erinnere mich an Strills“, sagte Kina Ha geistesabwesend. „Aber das war, noch bevor die Sith untertauchten.“

Ny hörte nur mit halbem Ohr zu und überprüfte die Instrumententafel der Cornucopia. „Entschuldigung, wann sind die Sith verschwunden?“ Sie blickte über die Sitzlehne. Nur sehr wenige gewöhnliche Leute hatten je von Sith gehört, und es war seltsam, dass Kina Ha den Namen erwähnte. „Ich bin nicht so gut in Geschichte.“

Die Jedi verzog konzentriert das Gesicht, und ihre runzelige Stirn kräuselte sich bis ganz nach hinten, wo ihre Ohren gewesen wären, wenn Kaminoaner welche gehabt hätten.

„Oh … vielleicht eintausend Jahre?“ Sie wiegte ihren unglaublich langen Hals wie eine Schlange. „Es ist so lange her … so viele Kriege. Ich vergesse vieles.“

Ny war sich nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte, aber dann wurde ihr klar, dass es so war, und die Galaxis veränderte sich für sie bis zur Unkenntlichkeit – mal wieder.

Kaserne der Sondereinsatztruppen, Hauptquartier der 501. Legion, Imperiales Zentrum (ehemals Coruscant)

Niner kam zu dem Schluss, dass mit medizinischer Technologie so gut wie alles machbar war, außer Darman zu heilen.

Er sah zu, wie sein Bruder seine frisch zugeteilte Imperiale Rüstung anlegte, dunkles Aschgrau und Schwarz. Die Farbe glich in etwa ihren mattschwarzen Katarn-Formplatten ihrer alten Rüstungen, aber damit endeten die Ähnlichkeiten auch schon. Alles an der Form, vom Helm über den Brustpanzer bis zu den Beinschienen, war einen Tick anders. Darman sah darin wie ein Fremder aus. Und er kam Niner auch so vor.

Darman hatte sich über Nacht verändert. Niner konnte eigentlich auch nichts anderes erwarten. Wie würde irgendein anderer Ehemann reagieren, wenn er dastehen und zusehen müsste, wie seine Frau getötet wurde? Aber das hier war mehr als Trauer. Sowohl er als auch Darman hatten Brüder im Krieg verloren, und es war ihnen nichts übrig geblieben, als ihr Leben weiterzuführen und im nächsten Augenblick wieder zu kämpfen.

Mit Trauer ging man langsam und vertraulich um. Schlussendlich arrangierte man sich mit ihr. Aber Niner hatte niemals eine Frau geliebt oder ihr ein Kind geschenkt, und daher sah er ein, dass Darmans Kummer wahrscheinlich etwas Neues und Unbeschreibliches war, verbunden mit zerschlagenen Hoffnungen auf eine Zukunft, von der kein Klon je geglaubt hätte, sie haben zu können.

Aber wir können dieses Leben haben. Die kleinen, einfachen Dinge. Fi hat eine Frau. Und Atin auch. Und Ordo. Sie leben als Mandalorianer, als freie Männer. Ich weiß, was ich sein kann.

Niner hatte Kyrimorut nie zu Gesicht bekommen, und jetzt musste er sogar vergessen, dass er jemals den Namen gehört hatte. Wenigstens wusste er nicht, wo die Heimstätte lag. Diese Information konnte niemand aus ihm herausprügeln. Er hatte Angst, in ihren neuen Quartieren über irgendetwas zu reden, nicht einmal in den Umkleideräumen, weil er fürchtete, der Imperator könnte Überwachungsanlagen installiert haben lassen, um zu überprüfen, wer loyal war und wer Bande zum alten Regime hegte.

Es mochte der gleiche Chef mit einem neuen Titel sein, aber das neue Imperium wirkte im Vergleich zur Republik bereits jetzt schon wie eine völlig andere Welt.

Darman brachte seine Rüstungsplatten an seinem Unteranzug an und klammerte sich an sein DC-17-Gewehr wie an eine Schmusedecke. Die 501. hatte die Commandos diese vorläufig behalten lassen. Wahrscheinlich steckte ein schonungslos pragmatischer Grund dahinter: Sie waren ihre Deezes gewöhnt, und das ersparte Ausbildungszeit an neuen Waffen, aber dennoch wirkte es wie eine Gefälligkeit, ein Zugeständnis, um sie sanft an das neue und aufreibende Leben in der Imperialen Armee heranzuführen. Niner versuchte weiterhin, dahinterzukommen, weshalb sich alles so anders anfühlte. Es lag nicht an dem gewaltigen Zustrom von neuen Klonen, die mittels des schnellen Spaarti-Prozesses auf Centax 2 produziert wurden. Er war nur wenigen dieser Männer begegnet. Nein, was ihm am meisten zu schaffen machte, war schlicht und einfach das Fehlen der Dinge, die über dreizehn Jahre im Zentrum seines Lebens gestanden hatten.

Leute.

Er konnte sich nicht an Skirata wenden. Es gab auch keinen General Jusik oder Fi, Corr oder Atin oder sonst irgendjemand, auf den er zählen konnte, wenn er Hilfe brauchte. Es gab nur Darman.

Und Darman brauchte ihn, ob er es wusste oder nicht. Dar hätte mit dem Rest von ihnen fliehen und bei seinem kleinen Jungen sein können, aber er hatte es nicht getan. Er war an Niners Seite geblieben. Diese Art Loyalität und Brüderschaft konnte sich niemand in der Galaxis kaufen, und auf Niners Schultern lastete nun nicht nur die Schuld der Ehre, sondern auch die der Familie.

Darman ließ seine Finger spielen, sodass seine neuen Panzerhandschuhe knirschten. „Willst du den ganzen Tag da rumstehen und dich am shebs kratzen? Deckel auf. Lord Vader lässt man nicht warten.“

„Ich weiß, dass es dir nicht gut geht“, sagte Niner, „deshalb frag ich gar nicht erst.“

„Mir geht’s bestens. Bist du bereit hierfür?“

Niner hatte sich in jener schrecklichen Nacht, als die Order 66 ausgerufen wurde, das Rückgrat gebrochen. Darman hatte sich geweigert, ihn zurückzulassen, da er fürchtete, er könnte enden wie Fi. Angeschlossen an ein Lebenserhaltungssystem und dazu verdammt, darauf zu warten, dass jemand den Stecker zog, weil niemand eine Verwendung oder eine Bleibe für verkrüppelte Klone hatte. Niner musste nicht daran erinnert werden, dass es seine Schuld war, dass Darman hier festsaß und Kad nicht großziehen konnte.

„Ich bin so gut wie neu“, erwiderte Niner. Er ließ seine Hüften ein paarmal kreisen und beugte sich dann mit durchgestreckten Beinen vor, um seine Handflächen auf den Boden zu legen. „Siehst du? Eigentlich geht’s mir sogar besser als früher. Vorher hab ich das nicht hingekriegt.“

„Komm schon. Bringen wir es hinter uns.“

„Dar, was immer Lord Vader mit uns vorhat, es wird die übliche Tagesordnung sein.“

„Wie soll das gehen? Es gibt keinen Krieg mehr, in dem wir kämpfen können.“

„Ach, du glaubst, es sei alles vorbei, ja? Hast du die Holonews gesehen?“ Die Nachrichten waren tagelang das Einzige gewesen, mit dem Niner sich hatte beschäftigen können, nachdem sein Rückenmark wieder repariert und er in einem Korsett fixiert worden war. „Es gibt immer noch Ärger. Immer noch Orte, an denen die Einheimischen kämpfen. Orte, die das Imperium nicht anerkennen wollen.“

Darman drehte seinen Helm ein paarmal in seinen Händen herum. „Kleine Grenzkriege. Dazu brauchen sie keine Spezialeinheiten.“

„In Ordnung – was würdest du denn gern sehen, was passiert? Nein, antworte nicht!“

Niner packte Darmans Arm und führte ihn den Flur hinunter zum Exerzierplatz. Das hier war nicht die Arca-Kaserne. Er konnte nichts und niemandem trauen. Als sie nach draußen kamen, ging er zur Mitte des Platzes, nahm seinen Helm ab und bedeutete Darman, das Gleiche zu tun.

Es musste in aller Stille getan werden. Normalerweise hätten sie auf einen sicheren Comm-Kanal schalten und alles innerhalb der Privatsphäre ihrer Helme besprechen können, aber Niner hatte keine Ahnung, ob die neue Ausrüstung Comm-Eingriffe möglich machte, von denen er nichts wusste. Dies oblag der Art von Dingen, die er an Jaing oder Mereel weitergegeben hätte, damit die sich darum kümmern, aber die Null-ARCs lebten eine halbe Galaxis weit entfernt. Er musste improvisieren.

„Was tust du?“, fragte Darman.

Niner hob seinen Zeigefinger, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Den Annäherungsschalter testen. Leg deinen Helm hin!“

Was Zuseher betraf, so waren sie nur zwei Klone, die ihr neues und ungewohntes Rüstungssystem ausprobierten. Niner legte seinen Helm auf den Boden, entfernte sich davon und gab Darman ein Zeichen, es ihm gleichzutun. Als sie sich weit genug von den Helmen entfernt hatten, um außerhalb des Frequenzbereiches zu sein – und noch ein paar Schritte mehr, nur zur Sicherheit –, blieb Niner stehen.

„In Ordnung, Dar, warte noch einen Augenblick, dann gehen wir wieder zu diesen Deckeln zurück, als ob nichts passiert wäre. Verstanden?“

„Du bist ja paranoid.“

„Ich bin vernünftig. Hör mal, Dar, was wünschst du dir zurzeit am allermeisten?“

„Spielt das ’ne Rolle?“

„Ja. Tut es. Willst du fortgehen? Willst du abhauen nach …“ Niner wagte kaum, es zu sagen, aber irgendwann musste es ausgesprochen werden. „Willst du dich auf die Suche nach Kad machen? Dich um ihn kümmern?“

Aus Darmans Gesichtsausdruck war nichts herauszulesen. Wäre doch nur Bard’ika – Bardan Jusik – hier gewesen; er hätte durch die Macht Darmans wahre Gemütslage spüren können. Niner konnte nur raten, da der Darman, den er kannte, nicht so reagierte, wie es dieser Darman tat. Während seiner Genesung hatte Niner zwei Tage damit verbracht, medizinische Artikel zu lesen. Eine Menge davon verstand er gar nicht, aber er wusste jetzt, dass es einen Geisteszustand gab, den man Dissoziative Amnesie nannte, ein Zustand, in dem der Verstand die Erinnerungen an schreckliche Dinge ausblendete, nur um in der Lage zu bleiben, mit dem alltäglichen Leben fertig zu werden. Er war sich sicher, dass Darman genau das tat.

„Diesen Namen kenne ich nicht“, sagte Darman schließlich.

Niner hatte keine Ahnung, wie er damit umgehen sollte. Ihm blieb nichts übrig, als seinen Bruder im Auge zu behalten und zu hoffen, dass die Zeit wirklich alle Wunden heilte. „Okay“, sagte er. „Du willst hierbleiben.“

„Was sollte ich denn sonst wollen? Ich bin ein Commando.“

„Ist schon in Ordnung, Dar. Du kriegst das schon hin.“

Es gab nichts weiter, was Niner hätte sagen können. Darman hatte Etain nicht mehr erwähnt, seit der Nacht, in der sie getötet wurde. Niner beschloss, dass es noch zu früh sei, um das Thema anzusprechen. Aber er fasste den Entschluss, dass er Darman notfalls mit roher Gewalt aus der Imperialen Armee herausholen würde. Wie – das war ein anderes Thema. Aber er war ein Commando. Ihm würde schon etwas einfallen.

„Sind wir hier fertig?“, fragte Darman. „In ein paar Minuten bekommen wir nämlich unsere Einweisung von Vader, und ich hab gehört, er wird ziemlich ungemütlich bei Verspätungen.“

Es gab keinen Sergeant Kal mehr, keinen nachsichtigen Vater mit seinen lockeren Vorschriften. Es gab eine Befehlskette aus Offizieren, und überall wurden die Zügel stärker angezogen. Das Einzige, was ihnen – abgesehen vom Deeze – von ihrem vorherigen Leben als Republic Commandos geblieben war, waren ihre Kennnummern; jetzt mit dem Präfix IC.

Sie denken wahrscheinlich, unsere Nummern zu ändern, wäre so, als ob man unsere Namen ändern würde, oder?

Niner begann sich zu fragen, ob er Ausflüchte für das Imperium aufbaute, ihm Gesten zusprach, die es gar nicht machte. Vielleicht war das seine Art, bei Verstand zu bleiben.

Sie hielten ihre Maskerade aufrecht, auf ihre Helme zuzugehen, um zu sehen, ob der Alarm ansprang, was Niner zumindest die Gewissheit gab, irgendetwas in Darman würde noch wissen, dass er ein Geheimnis hütete. Für einen Augenblick fragte er sich, ob Darmans Paranoia wegen des Imperiums nicht sogar schlimmer war als seine eigene und sein Verhalten ein ganz bewusstes Spiel war, das er vierundzwanzig Stunden am Tag einsetzte, um nicht aufzufliegen. Aber das war schwer zu sagen. Darman setzte seinen Helm auf, würgte damit jede weitere Chance auf eine private Unterhaltung ab, und zusammen gingen sie schweigend zum Sitzungssaal.

Niner hatte keine Ahnung, was er erwartet hatte, als sie dort eintrafen. Die Commando-Truppen, die auf Lord Vader warteten, repräsentierten nicht die gesamte Stärke der ehemaligen Sondereinsatzbrigade. Niner schätzte, dass vielleicht ein Viertel der Männer, etwas um die Tausend, anwesend war. Daher fragte er sich, aufgrund welcher Eigenschaften man sie ausgewählt hatte. Er hatte jedoch keine Möglichkeit, irgendeinen von ihnen zu erkennen, solange sie sich nicht bewegten oder sprachen, denn die individuellen Farbmuster auf ihren Rüstungen – im mandalorianischen Stil –, zu denen man sie ermutigt hatte, waren nun von einem Meer aus uniformem Schwarz fortgespült worden. Das verdeutlichte mehr als alles andere, dass sich die Galaxis verändert hatte. Niner entdeckte nicht einmal Scorch, bis dieser in eine Lücke neben ihm schlüpfte. Die lebhaften gelben Markierungen seiner Rüstung waren fort.

Komisch. Wir sind es gewohnt, Individuen mit identischen Gesichtern zu erkennen, und dann komme ich voll aus dem Gleis, wenn alle die gleiche Rüstung tragen.

„Wie läuft’s denn so, ner vod?“, fragte Scorch. „Ihr bleibt in letzter Zeit unter euch.“

Niner hielt es für eine schlechte Idee, vor lauter Fremden Mando’a zu sprechen, auch wenn ihm unklar war, weshalb. Mit Fremden meinte er alle Sturmtruppen der 501., die ihr Leben nicht als Republic Commandos auf Kamino begonnen hatten und von Mando Sergeants ausgebildet worden waren. Er zweifelte daran, ob er sie als Brüder ansehen konnte.

„Mir ging’s nicht gut“, meinte Niner ausdruckslos.

„Hab von der Verletzung gehört. Übel.“ Scorch erwähnte nicht, ob er von den Einzelheiten des Kampfes auf der Shinarcan-Brücke wusste. Aber es war kein Geheimnis, dass eine Frau getötet worden war, als sie sich zwischen einen Klon-Trooper und das Lichtschwert eines Jedi stellte. Wie viele Leute allerdings wussten, dass es sich dabei um Etain gehandelt hatte, war eine ganz andere Sache. „Ich glaube, wir haben hier sogar ein paar ARC-Jungs dabei. Stell dir das mal vor, die ARC-Typen müssen das primitive Leben mit uns minderwertigen Sterblichen führen … und wie geht’s dir so, Dar?“

Darman zuckte mit den Schultern. „Ich hasse diese neue Rüstung.“

„Genau, reine Cred-Verschwendung. An der alten Montur war nichts auszusetzen. Fixer hasst sie auch. Boss schert’s nicht im Geringsten.“

Niner musste einfach fragen. „Irgendwas Neues über Sev?“

Er sagte es, so neutral er nur konnte. Darman war nicht der einzige Mann hier, der schmerzhafte Erinnerungen mit sich herumtrug. Jeder Commando wusste, dass Delta Squad den Kontakt zu Sev verloren und ihn zurückgelassen hatte, als sie von Kashyyyk verschwinden mussten. Eine ganze Menge der Männer waren der Meinung, die Schwadron hätte General Yoda sagen müssen, er solle sich den Abzugsbefehl sonst wohin stecken, um sich auf die Suche nach ihrem Kumpel zu machen. Aber Yoda gab es nicht mehr und den Rest der Jedi auch nicht. Sev war eine weitere Tragödie in einem zermürbenden, seltsam sinnlosen Krieg, das Schmerzhäubchen auf dem Riesenkuchen gefallener Kameraden in den letzten Tagen der Gefechte.

Genau wie Etain. Sie war Minuten – nein, Sekunden davor, Coruscant endgültig hinter sich zu lassen. Es ist einfach gemein. So hätte es nicht kommen dürfen.

„Nein“, antwortete Scorch, und seine Stimme klang etwas heiser. „Sev ist immer noch als vermisst gemeldet.“

Er fragte nicht nach Etain. Aber die Delta Squad wusste von ihr und Dar. Niner konnte nur hoffen, dass das Gerede nicht bis zu Vader vorgedrungen war.

Vader … Vader unterschied sich von General Arligan Zey so weit, wie es irgendeinem Wesen nur möglich war: eine riesige Gestalt, völlig eingeschlossen in schwarze Rüstung, Helm und Umhang. Seine Stimme und der kratzende Atem hörten sich nicht einmal nach einem Menschen an, obwohl die Gerüchte besagten, er wäre einer. Er marschierte in den Saal und stellte sich nicht einmal vor. Das hatte er nicht nötig. Innerhalb von zwei oder drei Wochen gab es nur noch einen Namen, den man sich in Messen und Kantinen zuflüsterte. Dies war die rechte Hand des Imperators, und er konnte Dinge tun, die sonst nur Jedi konnten, etwa Dinge bewegen – und sie zerschmettern –, ohne sie zu berühren.

Irgendjemand sagte, er wäre einst ein Jedi gewesen. Aber das war bei Dooku auch so. Es wäre keine sonderliche Überraschung gewesen, wenn es stimmte. Niner wusste es nicht, und es scherte ihn auch nicht, trotzdem würde er Vader mit Vorsicht begegnen. Er nahm Haltung an. Das Letzte, was er in diesem Moment wollte, war als Individuum hervorzustechen. Er wollte verschwinden.

Vader stand da, den Daumen in den Gürtel gehakt, und sein keuchender Atem klang wie eine Maschine. „Wir haben viele der Verräter aufgespürt, die der Säuberung entkommen sind, aber unsere Arbeit ist noch nicht vollendet“, dröhnte seine Stimme. „Noch immer gibt es Jedi, die sich der Gerechtigkeit entziehen, und es gibt Deserteure aus unseren eigenen Reihen, mit denen wir uns befassen müssen. Ihr werdet nun eurem Namen als Vaders Faust gerecht werden. Ihr werdet die verbliebenen Flüchtigen zur Strecke bringen.“

Niner erwartete irgendeine Reaktion von Darman, wenigstens ein kleines Zucken. Aber er stand da wie erstarrt. Niemand bewegte sich oder sagte auch nur ein Wort.

„Eure einstigen Kameraden der Spezialeinheiten sind geschickt darin, Tod und Chaos zu verbreiten“, fuhr Vader fort. „Daher seid ihr am besten geeignet, um sie ausfindig zu machen und zu neutralisieren. Ich erwarte, dass ihnen keinerlei Gnade widerfährt. Einst waren sie eure Brüder, doch nun sind sie Verräter, eine Beleidigung für euch alle und die Opfer, die ihr gebracht habt. Ihr seid nun die Imperial Commando Spezialeinheit. Enttäuscht mich nicht.“

Eine Liste der Flüchtigen wurde an die Klone übertragen. Niner wusste, dass jeder Klon im Saal in diesem Moment das Gleiche tat wie er. Jeder Mann passte seinen Blick an, um auf das Head-Up-Display in seinem Helm zu schauen und beim Sehen durch den Visor die Bilder und den darübergelegten Text aufzunehmen.

Er wusste, er würde Namen sehen, die er wiedererkannte. Die Gesichter waren natürlich egal. Bis auf die Jedi und noch ein paar andere würden sie alle identisch aussehen. Und da waren sie, als Nummern aufgelistet.

ARC Trooper Captain A-26 und ARC Trooper A-30 – Maze und Sull.

Maze? Die alte Spaßbremse? Fahnenflüchtig? Ausgerechnet er …

Das überraschte Niner wirklich. Maze war Zeys Adjutant gewesen, ein Mann, der alles streng nach Vorschrift anging. Niner hätte nicht darauf gesetzt, dass er sich aus dem Staub macht, aber dann folgten in der Liste noch weitere, bei denen es gleichermaßen unwahrscheinlich erschien: Yayax Squad, Hyperion Squad und einzelne Republic Commandos, an die er sich erinnerte. Sogar ein ganz regulärer Klon-Commander war abgängig, Commander Levet, der auf Qiilura unter Etain gedient hatte.

Corr und Atin standen auf der Liste, natürlich, aber Fi tauchte nicht auf. Wenigstens sein vorgetäuschter Tod hatte die Aktenverwalter des Imperiums überzeugt. Aber das meiste zivile Personal bestand aus exakt denselben Wesen, die ein paar Wochen zuvor noch der Republik gedient hatten, an denselben Schreibtischen und mit demselben Gehalt. Und im Großen und Ganzen hatte sich für die Mehrheit der Bevölkerung Coruscants nichts geändert – bis auf den Namen des Ortes. Er lautete jetzt Imperial City, und der Planet hieß Imperiales Zentrum. Die größte Aufgabe, die die Schreibtischhengste zu bewältigen hatten, war die Überarbeitung der Holokarten. Niner fand das immer noch schwer zu verdauen, nachdem in seinem eigenen kleinen Kreis so viele Leben auseinandergerissen worden waren.

Coruscant. Corrie. Triple Zero. Trip Zip. Nehm ich locker. Aber es wird niemals Imperial City sein, soweit es mich betrifft.

Die Liste der Deserteure war kurz, aber signifikant. Zusammengefasst ergab sich daraus eine kleine Armee, die nicht zu unterschätzen war. Niner hatte gesehen, welchen Schaden ein einzelner ARC anrichten konnte. Vom Hochjagen von Schlüsselzielen bis hin zur Destabilisierung ganzer Regierungen. Dazu kam noch, dass er wusste, wie viel Schaden er mit ein paar Brüdern und der richtigen Ausrüstung anrichten konnte. Sie waren gefährlich. Sie waren dazu gezüchtet und ausgebildet worden, so zu sein.

Will ich diese Männer aufhalten?

Will ich sie töten?

Natürlich nicht. Sie gehören zu uns.

Und dann waren da noch die anderen Namen, diejenigen, zu denen es auch Bilder brauchte, denn es handelte sich um beliebige Wesen mit ihren ganz eigenen, typischen Merkmalen – die Jedi auf der Flucht. Bardan Jusik war nur ein Name auf der Liste, die länger war, als Niner erwartet hatte. Lauter kleine Padawane und untergeordnete Ritter, aber relativ wenige Meister.

Doch eine Ritterin stand auf der Liste, nach der niemand würde suchen müssen. So weit hinten, wie sie in den Reihen standen, bezweifelte Niner, dass Vader ihn sehen konnte. Er legte seine Hand unter Darmans Ellbogen, denn er wusste, welchen Effekt es auf seinen Bruder haben würde, wenn er Etain Tur-Mukans Namen und Gesicht vor sich sehen würde.

Sie wissen also nicht, dass sie tot ist. Und das bedeutet, sie sind sich nicht wirklich darüber im Klaren, wer tot ist und wer verschwunden.

Es war kein sonderlich schmeichelhaftes Bild von Etain, aber es brach Niner dennoch das Herz. Was es bei Darman auslösen würde, konnte er nur vermuten. Sie war ein dünnes, sommersprossiges Mädchen, mit gewelltem braunem Haar und grünen Augen. Hätte er sie nicht gekannt, hätte er sie lediglich für irgendeine junge Frau gehalten; eine Bibliothekarin, eine Verkäuferin, eine Sekretärin. Sie sah nicht nach einer Generalin aus, die im Krieg gekämpft und alles aufs Spiel gesetzt hatte.

„Es ist okay, Dar“, flüsterte Niner. Falls das irgendjemand gehört hatte, wäre es nicht von Bedeutung gewesen. Aber Darman reagierte nicht. „Udesii. Ganz locker.“

„Ich spüre die Bestürzung, die diese Namen bei vielen von euch auslösen.“ Vader war geschickt darin, höchst beunruhigende Dinge zu sagen. „Ihr seid vielen dieser Wesen gegenüber anerkennenswert loyal gewesen. Aber sie haben euch hintergangen und verdienen daher keine Nachsicht. Eure genauen Missionen werden euch bald zugewiesen. Wegtreten!“

Die Reihen der Commandos zogen aus dem Saal und lösten sich in kleine Gruppen auf, die sich auf den Weg zurück zur Kaserne machten. Niner sah ständig auf sein Datapad, um Auftragsdetails abzulesen. Es war eine ganze Menge Stress, nur um gesagt zu bekommen, dass man eine Liste mit Leuten zum Abschuss kriegt. Aber vielleicht handelte es sich ja darum, Vader leibhaftig vor sich zu sehen und zu begreifen, dass der Typ es ernst meinte. General Zey hatte nie diese Wirkung auf ihn gehabt und bei Yoda – Niner konnte sich eigentlich gar nicht daran erinnern, Yoda persönlich begegnet zu sein –, dennoch wusste er, dass der General einfach nicht diese Präsenz von Vader hatte, bei der sich einem die Eingeweide zusammenzogen.

Scorch schlich sich an Niner heran und hielt mit ihm Schritt.

„Wie ich das hasse“, sagte er. „Wir bekommen ’nen neuen Typen, der Sevs Platz einnimmt. Ist aber nur vorübergehend. Das sollte er sich besser merken.“

Niner erinnerte sich daran, wie Corr der Omega Squad beigetreten war, nachdem sie Fi nach Mandalore geschafft hatten. Es lag auf der Hand, dass Fi niemals zurückkehren würde, aber niemand hatte je zugegeben, dass er ein dauerhafter Ersatzmann war. Niner verstand Scorch vollkommen. Dauerhaft bedeutete, alle Hoffnung aufzugeben, seinen Bruder wiederzusehen, und überließ einen der Angst, man hätte dessen Schicksal besiegelt, indem man akzeptierte, dass er fort war.

„Na, da haben wir’s ja“, sagte Darman mit Blick auf sein Datapad, während sie zur Kantine gingen. „Schaut euch das an.“

„Wen haben wir gezogen?“, fragte Niner, der auf einmal keine Lust mehr verspürte, auf sein eigenes Pad zu sehen.

„Wir sind zusammen mit zwei Typen von der Galaar Squad – Ennen und Bry. Und wir sind jetzt einfach nur Schwadron Vier-Null.“

„Ich meinte, wen sollen wir verfolgen?“

Darman schluckte gerade schwer genug, um Niner begreifen zu lassen, wie sehr ihn das Ganze doch mitnahm, auch wenn es so schien, als wäre er von den Ereignissen wie betäubt. Es gab nicht viel, was ein Klon vor einem anderen verbergen konnte, weil jeder Ton und jede kleine Geste genauestens erfasst wurde, um einen Bruder vom anderen zu unterscheiden.

„Irgend so ein Kerl namens Jilam Kester“, erwiderte Darman. „Noch nie von ihm gehört.“

Es ging immer noch um ein Attentat, aber Niner war erleichtert, dass es nicht Bard’ika war. Dann fragte er sich, ob man ihnen die Leute, die sie am besten kannten, deshalb nicht zugewiesen hatte, weil irgendjemand glaubte, sie würden dann niemals abdrücken.

Niner konnte sich nicht vorstellen, dass das Imperium – oder irgendjemand – tolerant gegenüber Klonen wäre, die vielleicht aus Rührseligkeit ihre Befehle nicht ausführten. Es kam ihm vor wie ein Test. Er wartete, bis sie sich allein auf dem Exerzierplatz befanden, bevor er seinen Helm abnahm.

„Wer hat Skirata und die Nulls? Und Vau?“ Niner konnte die Namen nirgends finden. Er ging die Liste auf dem Pad durch und suchte nach den Nummern: Null ARCs, N-7, N-10, N-11, N-12, N-5, N-6 – Mereel, Jaing, Ordo, A’den, Prudii und Kom’rk. „Palpi kann unmöglich glauben, dass sie inzwischen alle bequemerweise tot sind. Sie standen auf der Verfolgungsliste der Kopfgeldjäger, bevor das hier ausgegeben wurde.“

Darman zuckte mit den Schultern. „Was, wenn sie es sind? Wir haben seit über zwei Wochen von keinem von ihnen etwas gehört, nicht seit …“

Er hielt inne. Es war das erste Mal, dass er kurz davor war, von der Nacht der Order 66 zu sprechen. Aber er redete nicht weiter.

Niner überprüfte abermals die Daten auf seinem Pad, bis er sicher war, dass nur die Alpha-ARC-Deserteure, Jedi und Republic Commandos auf der Liste standen. Die Jedi-Meister und einige der Ritter waren mit Exekutionsbefehl gekennzeichnet, Padawane und andere Flüchtige sollten lebend festgenommen werden. Entweder hatte Palpatine die Nulls und Mando-Sergeants bereits – was Niner bezweifelte – oder er setzte jemand anders auf sie an, beispielsweise den Imperialen Geheimdienst.

Viel Glück, ihr Spitzel! Ihr werdet’s brauchen. Besonders wenn ihr das Pech habt, sie zu finden.

„In Ordnung, schnappen wir uns Ennen und Bry“, sagte Darman. „Bringen wir’s hinter uns.“

Das war nicht Dar, der hier sprach. Es war der fingierte Dar.

„Kommst du damit klar?“, fragte Niner.

„Was, Jedi zu jagen?“

„Ja.“

„Sie haben mir alles genommen, was mir je etwas bedeutet hat“, erwiderte Darman und klang für ein paar Sekunden wieder nach seinem alten Selbst. „Verlass dich drauf, dass ich damit klarkomme.“

Weiter sagte er nichts. Und Niner drängte ihn auch nicht. Er fragte sich, ob er bereit war zuzuhören, falls all der verborgene Schmerz aus Darman herausplatzte.

Südliche Außenbezirke von Keldabe, Hauptstadt von Mandalore

Jusik hatte das Ding noch nie zuvor gesehen, doch nun, da er es sah, konnte er es immer noch nicht glauben. Und er fragte sich, ob er das wollte.

Es war ein riesiger Schädel. Der Schädel eines Mythosauriers mit gewaltigen, nach unten geschwungenen Hörnern, die sich um die Kiefer bogen, schräg stehenden Augenhöhlen und langen Zähnen. Es war in jeder Hinsicht das Kultsymbol von Mandalore. Sowohl für Mand’alor – Commander der Supercommandos, Clanfürst aller Clanfürsten – als auch für Manda’yaim, den Planeten selbst. Trotzdem sah es in dieser Dimension grotesk aus.

Der Schädel und der Rest des unglaubwürdigen Skelettaufbaus wiesen eine Größe auf, die ein ganzes Bataillon beherbergen konnte. Keldabe war nicht die schönste Stadt der Galaxis, dennoch war Jusik erstaunt, dass irgendjemand etwas so Hässliches dorthin gebaut hatte, wo es jeder sehen musste. Wie die Architekten Coruscants es wohl ausgedrückt hätten, wirkte es nicht ansprechend und befand sich nicht im Einklang mit dem traditionellen Baustil.

„Hässlich wie osik“, brachte Ordo es auf den Punkt. „Und nutzlos.“

Jusik schob sich aus dem Gleiter und lehnte sich an die Tür, um zuzusehen, wie eine Prozession aus Sturmtruppen und Repulsoren Ausrüstung in den Schädel verfrachteten. Es war schwer vorstellbar, was da vor sich ging. Er hoffte, sie würden das Ding wegen Beleidigung der Ästhetik einreißen. Etwas Nützlicheres konnte das Imperium für Mandalore gar nicht tun.

„Was ist das?“

Ordo stand mit verschränkten Armen da und betrachtete die Abscheulichkeit. „Da bin ich überfragt. Vielleicht irgendein Werbegag für MandalMotors.“ Er malte mit der Fingerspitze einen imaginären Schädel in die Luft. „Ist deren Logo.“

„Glaubst du ernsthaft, der Durchschnitts-Mando’ad würde aufgrund eines riesigen Mythosaurierschädels deren Produkte kaufen? Das ist aruetyc.“

„Nein, aber es ist dermaßen bizarr, dass mir keine andere Erklärung einfällt.“

„Hält Fenn Shysa da als neuer Mand’alor eine Art Krönung ab?“

„Definitiv nicht sein Stil.“ Ordo stieg wieder in den Gleiter. „Ich glaube sogar, neue Mand’alore haben keine Krönungszeremonien mehr abgehalten seit … ach, ich weiß auch nicht. Abgeschmackt. Sehr verschwenderisch.“

„Aruetyc.“ Jusik schloss die Luke und startete die Antriebe, wobei ihm auffiel, wie häufig er das Wort in letzter Zeit verwendete – Nicht-Mando, Verräter, Feind oder einfach nur keiner von uns. Er hatte sich seine neue Identität vollkommen zu eigen gemacht, genauso wie er einst ganz und gar Jedi gewesen war, was ihn immer noch überraschte, wenn er darüber nachdachte. Konvertiten sind die Schlimmsten, heißt es. Bin ich das? Ja, bin ich. „Und jetzt lass uns rausfinden, was das Imperium damit vorhat.“

Jusik setzte den Gleiter in Gang. Die Anwesenheit einer Imperialen Garnison beunruhigte ihn nicht – noch nicht. Kyrimorut lag so abgeschieden und war in der dünn bevölkerten Wildnis, die den Großteil Mandalores ausmachte, so schwer zu finden, dass Keldabe genauso gut auf einem anderen Planeten hätte liegen können. Aber Palpatine hatte hier sicher nicht zum Nutzen der regionalen Wirtschaft eine Basis errichtet. Weshalb jeder auf den unvermeidlichen Haken wartete. Solange das Imperium Mandosöldner anstellte und Pacht für das Land bezahlte, war in der Frage, ob die Imperiale Garnison eine Bedrohung darstellte, das letzte Wort – zumindest nach außen hin – noch nicht gesprochen.

Intern war die Entscheidung bereits gefallen.

Shysa schmiedete Pläne für einen Guerillakrieg gegen das Imperium. Er konnte bereits sehen, dass es sich in den kommenden Jahren zum unerwünschten Untermieter entwickeln würde. Kal Skirata – Kal’buir, Papa Kal – wollte mit Shysas geheimer Armee nichts zu tun haben. Er hatte schon genug Probleme. Andererseits hatte er das Imperium aber auch nie hier haben wollen.

Es war trotzdem gekommen. Jeder wusste, wo das Ganze enden würde, die Frage lautete nur noch wann.

„Ordo, du weißt doch, dass Kal’buir mir genauso viel bedeutet wie dir“, begann Jusik vorsichtig, während er den Gleiter ein paar Meter über das Flussufer lenkte. „Hältst du seine Entscheidung, die Jedi von Ny hierher bringen zu lassen, für klug?“

Ordo las sein Datapad und äußerte sich nicht zu der Ironie, die der Frage innewohnte. Er schien die Dinge inzwischen bemerkenswert entspannt zu sehen. „Es steckt ein Risiko dahinter.“

„Wie stehst du dazu, eine Kaminoanerin um dich zu haben?“

„Wir sind damit zurechtgekommen, Ko Sai als Hausgast zu haben …“

„Ehrlich gesagt sind wir das nicht, und sie konnte auch nicht sonderlich gut damit umgehen. Sie hat sich umgebracht. Und Mereel – bei dem hat sie einfach alle falschen Schalter umgelegt.“

Jusik wurde bewusst, dass er damit den dümmsten Satz seit langer, langer Zeit von sich gegeben hatte. Falsche Schalter. Nein, das traf es nicht einmal annähernd. Soweit es die kaminoanischen Klonmeister betraf, war Mereel, wie alle anderen Nulls auch, lediglich ein fehlerhaftes Produkt, etwas, das man wie ein kränkelndes Nutztier einschläferte, bevor man sich wieder ans Reißbrett setzte. Jedes normale Kind wäre durch so eine Behandlung zutiefst traumatisiert worden. Aber bei Kindern, die dazu geschaffen worden waren, perfekte Black-Ops-Soldaten zu sein – extrem intelligente Tötungsmaschinen – würde die Reaktion aller Voraussicht nach sehr viel drastischer ausfallen.