Star Wars. Wächter der Macht 5. Opfer - Karen Traviss - E-Book

Star Wars. Wächter der Macht 5. Opfer E-Book

Karen Traviss

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Beschreibung

Gejagt von Darth Vaders Erben!

Han Solo und seine Frau Leia befinden sich auf der Flucht. Ihnen wird die Beteiligung an einem Mordkomplott zur Last gelegt. Der Mann, der sie jagt, ist der Enkel Darth Vaders, dessen wahrer Erbe – Hans und Leias eigener Sohn!

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Seitenzahl: 787

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Inhaltsverzeichnis

Dramatis PersonaeProlog - DAS SCHLAFZIMMER DER SKY WALKERS ROTUNDA-ZONE, CORUSCANT: 03.00 UHR1. Kapitel
SITH-MEDITATIONSSPHÄRE VORAUSSICHTLICHER KURS: CORUSCANTCOLONEL JACEN SOLOS KABINE, STERNENZERSTÖRER ANAKIN SOLO, ERWEITERTER VEKTOR, STEUERKURS 000 – CORUSCANT, ÜBER DAS CONTRUUM-SYSTEMZUSAMMENKUNFT DER CLANS, MANDALMOTORS-HALLE, KELDABE, HAUPTSTADT VON MANDALORE
2. Kapitel
BÜRO DES STAATSCHEFS, SENATSGEBÄUDE, CORUSCANTSTERNENSYSTEM M2 X 32905, NAHE BIMMIELSANVIA-VITASAFT-BAR, CORUSCANT
3. Kapitel
SLAVE I, UNTERWEGS NACH BADOR, KUAT-SYSTEMJACEN SOLOS BÜRO, GGA-HAUPTQUARTIER, CORUSCANTAPARTMENT DER SKYWALKERS, CORUSCANT
4. Kapitel
VERTEIDIGUNGSBESCHAFFUNGS- UND -VERSORGUNGSAMT, CORUSCANTTEKSHAR FALLS-KASINO, KUAT CITY, KUATEINSATZBESPRECHUNGSRAUM DER GARDE DER GALAKTISCHEN ALLIANZ, GGA-HAUPTQUARTIER, CORUSCANT
5. Kapitel
XJ7 DER GALAKTISCHEN ALLIANZ, IM NEUTRALEN RAUM ZWISCHEN CORELLIA UND CORUSCANTSÜDSEITENLANDEZONE, KUAT CITYGGA-HAUPTQUARTIER, CORUSCANT
6. Kapitel
GALAKTISCHES ALLIANZ-KRIEGSSCHIFF BOUNTY, AUF WACHSTATION MIT ALLIANZ-FREGATTE DARING, BOTHANISCHER SEKTORGGA-HAUPTQUARTIER, CORUSCANTBÜRO DER OBERBEFEHL SHABERIN DER STREITKRÄFTE, SENATSGEBÄUDE, CORUSCANT
7. Kapitel
SICHERES VERSTECK, CORUSCANTÜBERWACHUNGSZENTRALE, GGA-HAUPTQUARTIER, CORUSCANTBEVIIN-VASUR-FARM, ZEHN KILOMETER AUSSERHALB VON KELDABE, MANDALORE
8. Kapitel
GGA-HAUPTQUARTIER, UMKLEIDERÄUME, CORUSCANT: 21.00 UHRAPARTMENT DER SKYWALKERS, CORUSCANTGA-RAUMJÄGER-FÜHRUNGSSTAB, CORUSCANT
9. Kapitel
MANDALMOTORS-FORSCHUNGSFLÜGEL, KELDABE, MANDALORECHARBI-RAUMHAFEN, VULPTER, TIEFKERN
10. Kapitel
SPEEDER-PARK, ROTUNDA-ZONE, CORUSCANTJACEN SOLOS BÜRO – TÜREN GESCHLOSSEN – GGA-HAUPTQUARTIER, CORUSCANTCHARBI-RAUMHAFEN, VULPTER
11. Kapitel
SLAVE I, AUSSERHALBVONKELDABE, MANDALOREJEDI-RATSKAMMER, CORUSCANT: KRISENSITZUNGMILITÄRRAUMHAFEN, CORUSCANT
12. Kapitel
HAUS DER REPUBLIK, CORUSCANT: 00.01 UHR, GALAKTISCHE STANDARDZEIT
13. Kapitel
SENATSGEBÄUDEJEDI-RATSKAMMERGGA-HAUPTQUARTIER, CORUSCANT
14. Kapitel
BEVIIN-VASUR-FARM, KELDABE, MANDALOREOSARIANISCHES TAPCAFÈ, CORUSCANTJACEN SOLOS APARTMENT, CORUSCANT
15. Kapitel
BEVIIN-VASUR-FARM, MANDALORESENATSGEBÄUDE, CORUSCANTKURORT LEUCHTENDE GÄRTEN, DRALL, CORELLIANISCHES SYSTEM
16. Kapitel
LOBBY DES SENATS, CORUSCANTJACEN SOLOS APARTMENTGEBÄUDE, CORUSCANTBEVIIN-VASUR-FARM, MANDALORE
17. Kapitel
LON SHEVUS APARTMENT, RAUMHAFENVIERTEL, CORUSCANTAPARTMENT DER SKYWALKERS, CORUSCANTSITH-MEDITATIONSSPHÄRE, PERLEMIANISCHE HANDELSSTRASSE
18. Kapitel
HAPESGGA-RAUMFÄHRE, TAANABISCHER RAUMBRUNNENPALAST, HAPES
19. Kapitel
HAPES-STERNENHAUFENHAPANISCHER RAUMKAVAN, HAPES-STERNENHAUFEN
20. Kapitel
JEDI-TEMPEL, CORUSCANTKAVAN
21. Kapitel
KAVANKAVANKAVANPERLEMIANISCHE HANDELSSTRASSE
22. Kapitel
GGA-STEALTHX, AUF ZIOST GELANDETBRUNNENPALAST, HAPESKELDABE, MANDALOREHAPES-STERNENHAUFENKAVAN: ABWASSERTUNNEL
23. Kapitel
DAS OYU’BAAT, KELDABE, MANDALOREGALAKTISCHES ALLIANZ-KRIEGSSCHIFF OCEAN, AUF WACHSTATION UNMITTELBAR AUSSERHALB DES CORELLIANISCHEN RAUMSRAUMFÄHRE DES JEDI-RATS, HAPES-STERNENHAUFEN
24. Kapitel
MANDALMOTORS-LANDESTREIFEN, KELDABE, MANDALORETAGESKABINE DES CAPTAINS, STERNENZERSTÖRER ANAKIN SOLO
DanksagungKaren Travis
Dramatis PersonaeBonusstory
CORUSCANT, 24 A. B. Y.: IN DER UNTERSTEN EBENE, WO SICH NIEMAND, DER KLAREN VERSTANDES IST, NACHTS HINWAGEN WÜRDE.BAR JARANIZ, NAR SHADDAA: HUTTISCHER RAUM, 24 A. B. Y.BAR JARANIZ, NAR SHADDAA: ZWEI-ZUM-PREIS-VON-EINEM-NACHT, FÜNFTER MONAT, 24 A. B. Y.NOM ANOR: TAGESBERICHTNAR SHADDAA: KAMPFSCHIFF BEROYA, GLADIATOR-KLASSE, LUFTSPEEDER-PARKPLATZNOM ANOR: GEHEIMDIENSTBERICHT AN PRÄFEKT DA’GARA, YUUZHAN-VONG-FLOTTE. ZEIT BIS ZUR INVASION: ACHT STANDARDWOCHEN, 25 A. B. Y LAUT DES KALENDERS DER UNGLÄUBIGENKELDABE, HAUPTSTADT VON MANDALORE: RANDGEBIET DER STADTNOM ANORS AUFZEICHNUNGEN: FINALE GEHEIMDIENSTEINSCHÄTZUNG. VORAUSSICHTLICHE ANKUNFTSZEIT DER VORHUT DER YUUZHAN-VONG-FLOTTE: ZWEI TAGETREFFPUNKT MIT UDELENS STREITKRÄFTEN, STÄRKE UND TYPUS UNBESTIMMT, ZUM ZWECKE EINER EINSATZBESPRECHUNG IM OUTER RIM: 25 A. B. Y.NOM ANOR: ANDOCKBUCHT DER MIIT RO’IKYUUZHAN-VONG-MIIT RO’IK-KRIEGSSCHIFFNOM ANORS AUFZEICHNUNGEN ÜBER DEN ANGRIFF AUF BIRGISBIRGIS: GRENZBEREICH DES RAUMHAFENS, EINE STANDARDWOCHE NACH DER INVASION VON HELSKA 4NOM ANOR: EINSCHÄTZUNG DER REAKTION DER NEUEN REPUBLIK AUF DIE INVASIONSHIRB-SYSTEM, OUTER RIM: NEU-HOLGHA, DRITTER STANDARDMONAT DER INVASIONNOM ANOR: BETRACHTUNGENSLAVE I: BEIM DURCHQUEREN DES MANDALORE-SEKTORS, ZWEI STANDARDWOCHEN SPÄTER
Copyright

Im Gedenken anFeldwebel 1. Klasse Daniel Crabtree,B-Kompanie, 2. Bataillon, 19. Special-Forces-Regiment (Luftwaffe) – Vater, Ehemann, Soldat,Polizeibeamter undStar Wars™-Fan:Einer von uns.

Dramatis Personae

BEN SKYWALKER; junges GGA-Mitglied (Mensch)

BOBA FETT; Mandalore und quasi im Ruhestand befindlicher Kopfgeldjäger (Mensch)

CAL OMAS; Staatschef, Galaktische Allianz (Mensch)

CHA NIATHAL; Admiralin, Galaktische Allianz (Mon-Calamari-Frau)

DINUA JEBAN; Mandalorianische Soldatin (Menschenfrau)

DUR GEJJEN; Premierminister, Corellia (Mensch)

GHES ORADE; Mandalorianischer Soldat (Mensch)

GORAN BEVIIN; Mandalorianischer Soldat (Mensch)

HAN SOLO; Captain des Millennium Falken (Mensch)

JACEN SOLO; Jedi-Ritter (Mensch)

JAINA SOLO; Jedi-Ritterin (Menschenfrau)

JORI LEKAUF; Korporal der GGA (Mensch)

KYP DURRON; Jedi-Meister (Mensch)

LEIA ORGANA SOLO; Jedi-Ritterin, Kopilotin des Millennium Falken (Menschenfrau)

LON SHEVU; Hauptmann der GGA (Mensch)

LUKE SKYWALKER; Jedi-Großmeister (Mensch)

LUMIYA; Dunkle Lady der Sith (Menschenfrau)

MARA JADE SKYWALKER; Jedi-Meisterin (Menschenfrau)

MEDRIT VASUR; Mandalorianischer Soldat (Mensch)

MIRTA GEV; Kopfgeldjägerin, Boba Fetts Enkelin (Menschenfrau)

NOVOC VEVUT; Mandalorianischer Soldat (Mensch)

Prolog

DAS SCHLAFZIMMER DER SKY WALKERS ROTUNDA-ZONE, CORUSCANT: 03.00 UHR

Dies wird eine weitere schlaflose Nacht.

Aber hätte ich ihn töten sollen?

Möglicherweise sollte ich es mit irgendwelchen Medikamenten versuchen. Vielleicht sogar mit warmer Milch.

Ich habe viele Leben genommen. Seit Ben uns gefragt hat, wie viele, zähle ich. Womöglich rechnet auch Luke zusammen, wie viele er auf dem Gewissen hat. Doch er hat bislang nichts davon erwähnt.

Wo ist Ben?

Ich war in der besten Position von allen, um Palpatine zu ermorden. Jetzt schaue ich zurück und frage mich, wie sich die Historie entwickelt hätte, wenn ich zu Sinnen gekommen wäre und ihn getötet hätte, als ich die Chance dazu hatte. Damals wäre ich eine Verräterin gewesen – jetzt wäre ich eine Heldin. Und so oder so wäre er immer noch tot. Das mit den Blickwinkeln ist schon eine komische Sache.

Wie viele Leute sind gestorben, weil ich diese Gelegenheit nicht genutzt habe? Mir war seinerzeit nicht einmal klar, dass ich sie überhaupt hatte.

Ben, ich fühle, dass du am Leben bist. Aber wo bist du? Du bist schon seit Tagen fort.

Also – woher hätte ich wissen sollen, dass es die einzige Möglichkeit war, die noch blieb? Dass die Dinge zu weit gegangen waren und jemand es tun musste? Und wie kommt es, dass Luke schläft wie ein komatöser Nerf ? Ich wünschte, ich könnte das auch. Doch wenn ich die Holonachrichten einschalte, selbst ohne Ton, könnte ihn das stören. Auch Meditation funktioniert nicht. Vielleicht sollte ich einfach aufstehen und einen Spaziergang machen.

Ben … Wenn Jacen nicht weiß, wo du bist, was treibst du dann?

Ich muss hiermit aufhören.

Er ist ein kluger Junge, und er wurde von den Besten trainiert. Er ist gewiss in Ordnung. Und womöglich weiß er jetzt, dass es nur einen Sekundenbruchteil erfordert, jemanden zu töten, einen Herzschlag, aber dass dies etwas ist, was niemals wieder ungeschehen gemacht werden kann. Jetzt, da er selbst getötet hat und weiß, welche Spuren das in einem hinterlässt, verurteilt er mich und seinen Vater vielleicht nicht mehr so barsch.

Das ist sein Vermächtnis von Mom und Dad: Attentäter, Freiheitskämpfer, Soldat, nenn es, wie du willst. Am Ende dreht sich alles bloß um die Zahl der Leichen. Ben hat sich dem Familiengeschäft angeschlossen.

Doch ich weiß nicht, was er tut, oder auch nur, wo er jetzt gerade ist. Ich bin krank vor Sorge. Es ist mir gleich, wie stark seine Machtkräfte sind. Jedi sterben wie jedermann auch, und diese Galaxis ist groß und erbarmungslos, und er ist bloß ein Kind. Mein Kind.

Ben, wenn du mich wahrnehmen kannst, lass mich dich fühlen. Lass mich wissen, dass es dir gutgeht.

Luke glaubt mir nie, wenn ich ihm erzähle, dass er schnarcht. Er schnarcht aber trotzdem.

Ben …

»Bist du in Ordnung?« Luke ist wach. Er ist imstande, ohne jede Vorwarnung aufzuwachen. Peng – er ist einfach schlagartig hellwach. »Es ist mitten in der Nacht.«

»Ich weiß.«

»Du machst dir Sorgen um Ben.«

»Nein, er kann auf sich selbst aufpassen.« Warum sage ich das? Luke weiß, worüber ich grüble. »Ich hätte so spät nichts mehr essen sollen.«

»Ich mache mir auch Sorgen um ihn.« Er klopft das Kopfkissen in eine bequeme Form und vergräbt seinen Kopf darin. »Aber er ist in Ordnung. Ich kann ihn immer noch fühlen.«

Nichts ist momentan in Ordnung.

Luke weiß es. Ich weiß es. Die ganze Familie weiß es.

In der Galaxis tobt ein Krieg, doch es ist der Krieg in meiner Familie, über den ich mir am meisten Gedanken mache. Zu oft ist mein Sohn wie ein Fremder für mich.

Und Jacen …

Ich glaube nicht, dass ich Jacen Solo überhaupt kenne.

Und Lumiya …

Sie hat versucht, mein Kind zu töten. Dafür, Süße, wirst du dich vor mir verantworten müssen. Ich werde dich suchen, und das bald.

Ich glaube, ich kann jetzt ein wenig schlafen. Ich fühle mich bereits etwas entspannter.

1. Kapitel

Er wird das Schicksal der Schwachen bestimmen.

Er wird siegen und seine Ketten sprengen.

Er wird entscheiden, wie er geliebt werden wird.

Er wird durch Opfer erstarken.

Er wird sich ein Haustier nehmen.

Er wird durch Schmerz erstarken.

Er wird das Gleichgewicht zwischen Frieden und Krieg herstel-len.

Er wird Brüderlichkeit kennen.

Er wird sich selbst neu schaffen.

Er wird seine Liebe unsterblich machen.

»Verbreitete Themen in Prophezeiungen, überliefert in der Symbolik geknüpfter Quasten« von Dr. Heilan Rothan, Universität für Pangalaktische Kulturstudien.

Aufruf zum Einreichen von Beiträgen: Die Universität lädt zu Einsendungen von Khipulogisten und Faseraufzeichnungsanalysten zur Thematik der verbliebenen unübersetzten Quasten des Lorrd-Artefakts ein. Das Datum des Symposiums kann variieren, abhängig von der gegenwärtigen Sicherheitssituation.

SITH-MEDITATIONSSPHÄRE VORAUSSICHTLICHER KURS: CORUSCANT

Es war seltsam, einem Raumschiff vertrauen zu müssen.

Ben Skywalker war allein an Bord des Schiffs, das er auf Ziost entdeckt hatte, und vertraute darauf, dass es verstand, dass er nach Hause gebracht werden wollte. Keine Navigationskonsolen, keine Steuerung, kein Pilotensessel – nichts. Durch die Bullaugen sah er die Sterne als verwischte Lichtpunkte, doch er fand die Transparenz des Schiffs mittlerweile nicht mehr verwirrend. Die Außenhülle war da. Er konnte sie gleichzeitig sehen und nicht sehen. Er fühlte, dass er sich im Herzen einer ausgehöhlten roten Perle befand, die sich in aller Ruhe ihren Weg zurück zum Kern bahnte.

Und es gab keinen Steuerknüppel oder eine greifbare Kontrolltafel, sodass er seinen Befehl denken musste. Das sonderbare Schiff – mehr eine Kugel aus grobem rotem Gestein als ein Gefährt, das in einer Werft gefertigt worden war – reagierte auf die Macht.

Geht das nicht schneller? In diesem Tempo bin ich ein alter Mann, bis ich am Ziel bin.

Das Schiff wirkte augenblicklich verärgert. Ben lauschte. In seinem Verstand sprach das Schiff mit einer Männerstimme, die keinen Klang und keine wahre Form hatte, aber es sprach – und es war über seine Ungeduld nicht erfreut. Es zeigte ihm lang gezogene weiße Lichtstreifen, die von einem zentralen Punkt in der schwarzen Leere ausstrahlten, der Blick eines Piloten auf den Hyperraum, und dann eine Explosion.

»In Ordnung, dann fliegst du also schon, so schnell du kannst …« Ben fühlte die flüchtige Zufriedenheit des Schiffs darüber, dass sein schwachsinniger Pilot begriffen hatte. Er fragte sich, wer es geschaffen hatte. Es war schwer, es nicht als lebendiges Wesen zu betrachten, wie die Schiffe der Yuuzhan Vong, doch letztlich entschied er, es als Droiden zu sehen, ein Objekt mit einer Persönlichkeit und – ja, Gefühlen. Wie Shaker.

Tut mir leid, Shaker. Tut mir leid, dass ich dich dir selbst überlassen musste.

Doch er wusste, dass der Astromech-Droide zurechtkommen würde. Ben hatte ihn auf Dreewa abgesetzt. Von dort stammte Shaker, genau wie Kiara, was bedeutete, dass die beiden jetzt zuhause waren. Astromechs waren gute, zuverlässige, sensible Einheiten, und Shaker würde das Mädchen jemandem anvertrauen, der sich um das arme Kind kümmern würde …

Ihr Vater ist tot, und ihr ganzes Leben wurde auf den Kopf gestellt. Sie wurden bloß dazu benutzt, mich nach Ziost zu locken, damit jemand versuchen konnte, mich zu töten. Warum? Habe ich mir schon so viele Feinde gemacht?

Das Schiff wirkte erneut verärgert und vermittelte Ben den Eindruck, ein Jammerlappen zu sein, doch er entgegnete nichts. Ben mochte es nicht, dass seine Gedanken so bloßlagen. Er unternahm einen bewussten Versuch, seine umherschweifenden Gedanken zu kontrollieren. Das Schiff kannte seinen Willen, ausgesprochen oder unausgesprochen, und er war sich nach wie vor nicht sicher, was für Konsequenzen das genau nach sich zog. In diesem Moment sorgte es dafür, dass er sich unter ständiger Beobachtung fühlte, und die Erleichterung darüber, das uralte Schiff entdeckt zu haben und damit von Ziost geflohen zu sein, hatte Besorgnis, Wut und Verbitterung Platz gemacht.

Und Ungeduld. Er hatte ein Kommlink, doch er wollte seine Gegenwart nicht preisgeben, für den Fall, dass er noch von anderen Schiffen verfolgt wurde. Eins hatte er zerstört. Das bedeutete nicht, dass da nicht noch mehr waren.

Das Amulett war nicht so wichtig, also warum bin ich jetzt ein Ziel?

Das Schiff wäre selbst dann nicht schneller geflogen, wenn er einen Sitz und einen Steuerknüppel gehabt hätte, um sich damit zu beschäftigen, doch dann hätte er sich zumindest nicht so verloren gefühlt. Er konnte beinahe hören, wie Jacen ihn daran erinnerte, dass körperliche Aktivität manchmal fehl am Platz war und dass er eine bessere mentale Disziplin entwickeln musste, um seine zappelige Rastlosigkeit abzulegen. Ein unruhiger Geist ist nicht aufnahmefähig, sagte er.

Ben streckte die Beine aus, um sich ein wundes Knie zu reiben, dann setzte er sich wieder mit überkreuzten Beinen hin, um zu meditieren. Es würde eine lange Reise werden.

Die Schotten und der Boden wirkten wie bernsteinfarbener Bimsstein, und von Zeit zu Zeit schien die Oberfläche mit einem Feuer zu brennen, das in dem Material eingeschlossen war. Wer auch immer das Schiff geschaffen hatte, hatte Gefallen an Flammen gefunden. Ben bemühte sich, nicht an Flammen zu denken, für den Fall, dass das Schiff das als Kommando interpretierte.

Doch so dumm war es nicht. Es konnte fast für ihn denken.

Er griff in seinen Waffenrock und betastete das Amulett, das dämliche, wertlose Ding, das überhaupt kein Werkzeug großer Sith-Macht zu sein schien, bloß ein hübsches Kinkerlitzchen, das Kiaras Dad abliefern sollte. Jetzt war der Mann tot, nur wegen Ben, und das Schlimmste war, dass Ben nicht wusste, warum.

Ich muss Jacen finden.

Jacen war auch nicht dämlich, und es war schwer zu glauben, dass er in Bezug auf das Amulett reingelegt worden war. Vielleicht gehörte all das zu irgendeinem Plan; falls dem so war, hoffte Ben, dass er Faskus’ Leben und Kiaras Elend wert war.

Das ist meine Mission : Bring Jacen das Amulett von Kalara. Nicht mehr, nicht weniger.

Jacen konnte überall sein: in seinen Büros auf Coruscant, an der Frontlinie irgendeiner Schlacht, oder er jagte Umstürzler. Vielleicht konnte ihm dieses verrückte Macht-kontrollierte Schiff behilflich sein und ihn ausfindig machen. Mit Sicherheit war er in den Holonachrichten. Das war er ständig: Colonel Jacen Solo, Kopf der Garde der Galaktischen Allianz, allgegenwärtiger Held der Öffentlichkeit, der die Gefahren für die Galaxis in Schach hielt. In Ordnung, ich bemitleide mich selbst. Hör auf damit. Er konnte mit diesem Schiff nicht in einer Landezone auf Coruscant runtergehen und dann einfach davonspazieren, als wäre es bloß irgendein TIE-Jäger, den er sich »ausgeborgt« hatte. Die Leute würden verfängliche Fragen stellen. Er war sich nicht einmal sicher, worum genau es sich bei diesem Ding handelte. Und das bedeutete, dass es an Jacen lag, sich einen Reim darauf zu machen.

»Okay«, sagte Ben laut. »Kannst du Jacen Solo finden? Verfügst du über eine Möglichkeit, Kommlinks zu scannen? Kannst du ihn in der Macht aufspüren?«

Das Schiff suggerierte, dass er dazu eigentlich selbst imstande sein sollte. Ben konzentrierte sich, um Jacens Gesicht vor seinem inneren Auge zu sehen, und dann versuchte er, sich die Anakin Solo vorzustellen, was schwieriger war, als er gedacht hatte.

Das Sphärenschiff schien ihn zu ignorieren. Er konnte seine Stimme nicht fühlen; selbst wenn ihn das Schiff nicht »ansprach« oder auf ihn reagierte, war da ein leises Hintergrundgeräusch in seinem Verstand, das ihm das Gefühl gab, dass das Schiff vor sich hinsummte, wie jemand, der mit einer sich ständig wiederholenden Aufgabe beschäftigt ist.

»Kannst du das?« Wenn es das nicht kann, werde ich versuchen, auf dem GGA-Gelände zu landen und auf das Beste zu hoffen. »Ich wette, du willst nicht, dass sich Techniker der Galaktischen Allianz mit Hydrospannern an dir zu schaffen machen, oder?«

Das Schiff sagte ihm, er solle sich in Geduld fassen, und dass es ohnehin nichts an sich hatte, das sich mit einem Hydrospanner packen ließ.

Ben befasste sich mit dem Versuch, Jacen zu lokalisieren, bevor das Schiff es konnte. Doch Jacens Trick, sich in der Macht zu verbergen, war mittlerweile zum Dauerzustand geworden; Ben stellte fest, dass es unmöglich war, ihn aufzuspüren, sofern er nicht gefunden werden wollte, und in diesem Moment war nichts von ihm zu entdecken, kein Hauch oder auch nur ein Nachhall. Ben glaubte, dass er womöglich mehr Glück damit haben würde, das Schiff dazu zu überreden, die Holonachrichtenkanäle zu durchforsten – vielleicht war es aber auch schon so alt, dass es nicht über die Technologie verfügte, diese Frequenzen zu empfangen.

Hey, komm schon. Wenn das Ding imstande war, allein Kraft meiner Gedanken einen Frachtraumer zu vernichten, kann es auch ein Holonachrichtensignal orten.

Aha, machte das Schiff und verließ für einen Moment den Hyperraum. Es schien sich zu orientieren, dann fühlte es sich so an, als hätte es etwas gefunden. Das Sternenfeld – das irgendwie zu sehen war, obwohl die feuerroten, felsigen Schottwände immer noch da waren – verzerrte sich, als das Schiff den Kurs änderte und wieder in den Hyperraum zurücksprang. Es strahlte einen Eindruck von Zufriedenheit aus, wirkte beinahe … aufgeregt.

»Hast du ihn gefunden?«

Das Schiff sagte, es habe gefunden, wonach es gesucht hätte. Ben beschloss, keine Diskussion darüber vom Zaun zu brechen, wie es imstande gewesen war, einen Jacen zu finden, der sich in der Macht versteckt hielt.

»Nun, lass mich wissen, wenn wir bis auf zehntausend Klicks herangekommen sind«, sagte Ben. »Dann kann ich es riskieren, das Kommlink zu benutzen.«

Das Schiff antwortete nicht. Es summte fröhlich vor sich hin, lautlos, und doch füllte sich Bens Kopf dabei mit uralten Harmonien einer Art, von der er sich nie hätte vorstellen können, dass Töne so etwas hervorbringen konnten.

COLONEL JACEN SOLOS KABINE, STERNENZERSTÖRERANAKIN SOLO, ERWEITERTER VEKTOR, STEUERKURS 000 – CORUSCANT, ÜBER DAS CONTRUUM-SYSTEM

Kein Mannschaftsmitglied der Anakin Solo schien es sonderbar zu finden, dass das Raumschiff auf einem außerordentlich weitschweifigen Kurs nach Coruscant zurückflog.

Jacen spürte die allgemeine, schicksalsergebene Geduld. Man vertraute ihm als Anführer der Garde der Galaktischen Allianz und stellte keine Fragen. Außerdem fühlte er Ben Skywalker, doch es erforderte jedes Fitzelchen seiner Konzentration, sich auf seinen Schüler zu fokussieren und ihn zu lokalisieren.

Es geht ihm gut. Ich weiß es. Aber irgendetwas läuft nicht wie geplant.

Jacen fixierte einen blauen Lichtpunkt auf der in die Schottwand eingelassenen Brückenanzeige. Er fühlte Ben an der Rückseite seines Verstandes, auf die gleiche Art und Weise, wie er einen vertrauten, aber schwer fassbaren Geruch wahrnahm, der ebenso markant wie unverwechselbar war. Unverletzt, am Leben, wohlauf – aber irgendetwas stimmte nicht. Die Unruhe in der Macht – eine schwache, prickelnde Schärfe hinten in seiner Kehle, die er noch nie zuvor gewahrt hatte – erfüllte Jacen mit Sorge, und in diesen Tagen mochte er nicht, was er nicht kannte. Das war ein deutlicher Kontrast zu damals, als er auf der Suche nach Esoterischem und Geheimnisvollen die Galaxis durchstreift hatte, um sein Wissen um die Macht zu erweitern. In letzter Zeit wollte er Sicherheit. Er wollte Ordnung, und zwar eine Ordnung, die er selbst geschaffen hatte.

Damals habe ich die Galaxis nicht vom Chaos befreit. Die Zeiten haben sich geändert. Jetzt bin ich nicht mehr allein für mich selbst verantwortlich, sondern für Welten.

Jacen wartete, während er durch die Schirme und sich verändernden Anzeigen auf den Operationskonsolen im Herzen des Schiffs hindurchsah. Er hatte seine Gewohnheit, darauf zu warten, dass die Macht ihm Dinge enthüllte, mittlerweile nahezu abgelegt. Nachdem er so viel in seine eigenen Hände genommen und das Schicksal in den letzten paar Monaten so sehr herausgefordert hatte, war das nicht weiter verwunderlich.

Irgendwo auf der Anakin Solo spürte er Lumiya als wirbelnden Strudel, der gegen ein Flussufer brandete. Er ließ von ihr ab und verstärkte seine Präsenz in der Macht.

Ben … Ich bin hier, Ben …

Je mehr Jacen sich entspannte und sich von der Macht vereinnahmen ließ – und mittlerweile war es schwer, einfach loszulassen und sich vereinnahmen zu lassen, viel schwieriger, als ihre Kraft im Zaum zu halten –, desto mehr gewann er den Eindruck, dass Ben Begleitung hatte. Dann … Dann hatte er das Gefühl, als würde Ben nach ihm suchen, nach ihm tasten.

Er hat irgendetwas bei sich. Das Amulett kann es nicht sein. Er wird wütend sein, dass ich ihn inmitten des Krieges auf eine Übungsmission geschickt habe. Ich werde ihm das sehr, sehr behutsam erklären müssen …

Es war bloß eine Finte gewesen, um ihn für eine Weile von Luke und Mara wegzubekommen, um ihm etwas Raum zu verschaffen, er selbst zu sein. Ben war nicht mehr der kleine Junge der Skywalkers. Eines Tages würde er in Jacens Fußstapfen treten, und das war keine Aufgabe für ein überbehütetes Kind, dem niemals erlaubt gewesen war, sich fernab des überwältigend langen Schattens seines Jedi-Großmeister-Vaters selbst zu beweisen.

Du bist um einiges zäher, als sie denken. Nicht wahr, Ben?

Jacen fühlte Bens vages Echo, als der sich ihm wieder zuwandte und zu einem beharrlichen Druck an der Rückseite seiner Kehle wurde. Jacen atmete ein. Jetzt wussten sie beide, dass sie nacheinander suchten. Er riss sich aus seiner Meditation und machte sich auf den Weg zur Brücke.

»Alle Triebwerke stopp.« Die Brücke war in Halbdunkel getaucht, nur erhellt vom weichen Schein des grünblauen Lichts der Statusanzeigen, das alle Farben aus den Gesichtern der handverlesenen, vollkommen loyalen Besatzung wusch. Jacen trat vor zum Hauptsichtfenster und blickte auf die Sterne hinaus, als könne er dort irgendetwas erkennen. »Diese Position halten. Wir warten auf… ein Schiff, glaube ich.«

Leutnant Tebut, die gegenwärtig diensthabende Offizierin, schaute von der Konsole auf, ohne dabei tatsächlich den Kopf zu heben. Das verlieh ihr eine Aura des Missfallens, doch es war nichts weiter als eine Angewohnheit. »Wenn Sie das näher erklären könnten, Sir …«

»Ich weiß nicht, um was für eine Art Schiff es sich handelt«, sagte Jacen. »Aber ich werde es wissen, wenn ich es sehe.«

»Wie Sie meinen, Sir.«

Sie warteten. Jacen war sich Bens bewusst, jetzt viel konzentrierter und intensiver, sowie dem Unterton von Lumiyas Rastlosigkeit. Als er die Augen schloss, spürte er Bens Gegenwart stärker als je zuvor.

Tebut legte ihre Fingerspitze auf ihr Ohr, als hätte sie etwas in ihrem erbsengroßen Ohrhörer vernommen. »Unidentifiziertes Schiff auf Abfangkurs. Entfernung: zehntausend Kilometer backbord.«

Ein stecknadelkopfgroßes gelbes Licht bewegte sich vor einer Konstellation farbiger Markierungen über den Holomonitor. Die Spur war klein, vielleicht von der Größe eines Raumjägers, aber es war ein Schiff, das mit hoher Geschwindigkeit näher kam.

»Ich weiß nicht genau, was das ist, Sir.« Die Offizierin klang nervös. Jacen ging flüchtig durch den Kopf, dass er aus nicht erkennbaren Gründen Furcht zu verbreiten schien. »Es gibt keine Übereinstimmung mit irgendeiner Hitzesignatur oder einem Triebwerksprofil, das wir haben. Kein Hinweis darauf, ob es bewaffnet ist. Auch kein Transpondersignal.«

Es war ein kleines Schiff, und dies war ein Sternenzerstörer. Es war eher eine Kuriosität als eine Bedrohung. Doch Jacen nahm nichts als gegeben hin; meist gab es einen Haken. In diesem Fall hatte es zwar nicht den Anschein, doch er konnte diese Andersartigkeit, die er spürte, noch immer nicht näher bestimmen. »Es bremst ab, Sir.«

»Lassen Sie mich wissen, wenn wir Sichtkontakt haben.« Jacen konnte beinahe schmecken, wo es sich befand, und dachte darüber nach, mit der Anakin Solo beizudrehen, damit er zusehen konnte, wie das Schiff im Schein von Contruums Stern zu einem reflektierenden Lichtpunkt wurde, ehe es eine erkennbare Form annahm. Doch das brauchte er nicht: Der Beobachtungsschirm verschaffte ihm einen besseren Blick darauf. »Kanonen bereitmachen, aber nicht feuern, solange ich es nicht befehle.«

In Jacens Kehle, auf einer Linie mit seiner Schädelbasis, stellte sich das schwache Kribbeln von jemandes Unbehagen ein. Ben wusste, dass die Anakin Solo wegen ihm in Feuerbereitschaft ging.

Ganz ruhig, Ben.

»Kontakt in Sichtweite, Sir.« Tebut klang erleichtert. Der Bildschirm wurde aktualisiert, wandelte sich von einem Schaubild zu einem richtigen Bild, das nur sie und Jacen sehen konnten. Sie tippte mit ihrem Finger auf den Transparistahl. »Gute Güte, ist das von den Yuuzhan Vong?«

Es war ein körperloses Auge mit Doppel- … nun, -schwingenauf beiden Seiten. Es gab kein anderes Wort, das zu beschreiben. Membranen spannten sich zwischen den gelenkbewehrten Aufbauten der Ruder wie Schwimmhäute. Die matte bernsteinfarbene Oberfläche wirkte wie mit einem Netzwerk von Blutgefäßen bedeckt. Einen kurzen Moment lang glaubte Jacen, dass es sich genau darum handelte, um ein organisches Schiff – ein lebendes Gefährt mit einem selbstständigen Ökosystem, eins von der Art, wie es allein die verhassten Yuuzhan-Vong-Invasoren gehabt hatten. Aber irgendwie war es dafür zu regelmäßig, zu konstruiert. Geballte Ansammlungen spitzer Lanzen standen von der Außenhülle ab wie bei einer Windrose, um dem Schiff ein stilisiertes, kreuzartiges Aussehen zu verleihen.

Irgendwo in seinem Verstand war Lumiya sehr wachsam und still geworden.

»Ich kenne die Yuuzhan Vong gut«, sagte Jacen. »Und das ist nicht gerade ihr Stil.«

Die Audioverbindung gab ein zischendes Geräusch von sich und erwachte dann mit einem Knistern zum Leben.

»Hier spricht Ben Skywalker. Anakin Solo, hier spricht Ben Skywalker von der Garde der Galaktischen Allianz. Nicht feuern … bitte.«

Auf der Brücke ertönte ein kollektives Seufzen amüsierter Erleichterung. Jacen gelangte zu dem Schluss, dass es besser war, wenn so wenig Personal wie möglich das Schiff sah – und dass es schleunigst im Hangar andocken sollte, um mit Planen vor neugierigen Augen verborgen zu werden.

»Bist du allein, Skywalker?« Technisch gesehen war Ben ein Junior-Leutnant, doch Skywalker war angemessen. Ben nicht. Nicht mehr, seit er die Pflichten eines erwachsenen Mannes übernommen hatte. »Keine Passagiere?«

»Bloß das Schiff … Sir.«

»Erlaubnis zum Andocken erteilt.« Jacen ließ seinen Blick über die Brückenbesatzung schweifen und nickte Tebut zu. »Schalten Sie die Bildübertragung aus. Betrachten Sie dieses Schiff als Geheimsache. Niemand redet darüber, niemand hat es gesehen, und wir haben es niemals an Bord genommen. Verstanden?«

»Ja, Sir. Ich werde sämtliches Personal aus dem Bereich des Zeta-Hangars abziehen. Bloß Routinesicherheitsprozeduren.« Tebut war genau wie Captain Shevu und Korporal Lekauf: absolut zuverlässig.

»Gute Idee«, sagte Jacen. »Ich will, dass Skywalker sicher andockt. Geben Sie mir Zugriff auf die Hangarschotts.«

Jacen bahnte sich seinen Weg hinunter zum Flugdeck und widerstand dabei dem Drang zu laufen, während er die kürzeste Route durch die Gänge nahm und Durastahlleitern in den untersten Bereich des Schiffs hinabstieg, ein gutes Stück entfernt von den geschäftigen Raumjägerhangars. Die Droiden und Mannschaftsmitglieder, die dort ihren Dienst taten, schienen überrascht zu sein, ihn zu sehen. Als er den Zeta-Hangar erreichte, war durch das klaffende Tor, das normalerweise Versorgungsfähren vorbehalten war, die sternengesprenkelte Leere des Weltraums zu sehen, und das Spiegelbild, auf das er im Transparistahl der Luftschleusenschranke einen Blick erhaschte, war das eines Mannes, der von beklommener Eile ein wenig zerzaust wirkte. Er brauchte einen Haarschnitt.

Außerdem konnte er Lumiya wahrnehmen.

»Also, was führt dich hier herunter?«, fragte er, und er deaktivierte die Sicherheitskamera des Flugdecks. »Die Heimkehr des Helden?«

Sie tauchte aus dem Schatten eines Wartungszugangsschachts auf, das Gesicht halb verborgen. Ihre Augen, um die sich schwachblaue Blutergüsse zeigten, verrieten, wie angeschlagen sie war. Der Kampf mit Luke musste ihr schwer zugesetzt haben.

»Das Schiff«, sagte sie. »Seht.«

Eine geäderte Kugel von zehn Metern Durchmesser füllte die Öffnung des Tors, die schwingenartigen Steuerruder nach hinten geklappt. Einen Moment lang schwebte sie reglos da und glitt dann geschmeidig zur Mitte des Flugdecks. Das Schotttor schloss sich dahinter. Es dauerte einige Sekunden, bevor der Druckausgleich im Hangar erfolgt war und in der Außenhülle des Schiffs eine Öffnung erschien, aus der eine Rampe ausfuhr.

»Ben hat sich sehr gut dabei angestellt, es zu fliegen«, sagte Lumiya.

»Er hat sich gut dabei angestellt, mich zu finden.«

Sie verschmolz wieder mit den Schatten, doch Jacen wusste, dass sie immer noch da war und beobachtete, als er zur Rampe vorging. Ben tauchte in schmutziger Zivilkleidung aus der Öffnung auf. Er sah nicht so aus, als wäre er zufrieden mit sich. Wenn überhaupt, wirkte er argwöhnisch und missmutig, als würde er Schwierigkeiten erwarten. Außerdem sah er auf einmal älter aus.

Jacen streckte die Hand aus und drückte die Schulter seines Cousins, um unterdrückte Energie in ihm zu spüren. »Nun, du weißt zweifellos, wie man Eindruck schindet, Ben. Wo hast du das Ding her?«

»Hi, Jacen.« Ben griff in seinen Waffenrock, und als er seine Hand wieder herauszog, baumelte eine Silberkette aus seiner Faust: das Amulett von Kalara. Es strahlte dunkle Energie aus, fast wie ein penetrantes Parfüm, das einem in der Nase stach und nicht wieder weichen wollte. »Du hast mich darum gebeten, es zu beschaffen, und das habe ich getan.«

Jacen hielt ihm die Hand hin. Ben legte das edelsteinbesetzte Amulett auf seine Handfläche und ließ die Kette daraufrasseln. Als Gegenstand fühlte es sich ziemlich gewöhnlich an, ein schweres und ziemlich triviales Schmuckstück, doch es verschaffte Jacen ein Gefühl, als würde ein Gewicht durch seinen Körper fahren und sich in seiner Magengrube festsetzen. Er ließ das Amulett in seine Jacke gleiten.

»Das hast du gut gemacht, Ben.«

»Ich habe es auf Ziost gefunden, für den Fall, dass es dich interessiert. Und dort habe ich auch das Schiff her. Jemand hat versucht, mich zu töten, und ich habe mir das erstbeste geschnappt, das ich kriegen konnte, um zu fliehen.«

Der Anschlag auf Bens Leben traf Jacen nicht so hart wie die Erwähnung von Ziost – des Heimatplaneten der Sith. Das war nicht in Jacens Sinn gewesen. Ben war noch nicht bereit, die Wahrheit über die Sith zu erfahren oder dass er von dem Mann ausgebildet wurde, der dazu bestimmt war, zum Meister des Ordens zu werden. Jacen nahm von Lumiya keine Reaktion gleich welcher Art wahr, doch zweifellos hörte sie dies alles mit. Sie lauerte immer noch in den Schatten.

»Es war eine gefährliche Mission, aber ich wusste, dass du damit zurechtkommst.« Lumiya, du hast das alles arrangiert. Was führst du im Schilde? »Wer hat versucht, dich umzubringen?«

»Ein Bothaner hat mich in die Falle gelockt«, sagte Ben. »Dyur. Er hat einen Kurier dafür bezahlt, das Amulett nach Ziost zu bringen, hat ihn als Dieb hingestellt, und am Ende war der Kerl tot. Dem Bothaner habe ich es allerdings heimgezahlt – ich habe das Schiff hochgejagt, das mich im Visier hatte. Ich hoffe, es war das von Dyur.«

»Wie?«

Ben deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Es ist bewaffnet. Es scheint über alle Waffen zu verfügen, die man möchte.«

»Gut gemacht.« Jacen hatte das Gefühl, dass Ben in diesem Moment der ganzen Galaxis misstraute. In seinen blauen Augen war ein grauer Schimmer, als hätte jemand das enthusiastische Licht darin ausgeschaltet. Das war es, was ihn älter wirken ließ. Dieser Streifzug durch eine feindselige Welt, ein weiterer Schritt weg von seiner vormals behüteten Existenz, war wesentlicher Teil seiner Ausbildung gewesen. »Ben, betrachte das als streng vertraulich. Das Schiff ist jetzt als geheim eingestuft, genau wie deine Mission. Kein Wort zu irgendjemandem.«

»Als ob ich Mom und Dad darüber schreiben würde … Was ich in den Ferien erlebt habe, von Ben Skywalker, vierzehn Jahre und zwei Wochen alt.«

Autsch. Ben war nicht länger voller Übereifer und blind darauf erpicht, jedermann zu gefallen. Nun, für einen Sith-Schüler war das gut. Jacen änderte seine Taktik. Wenn man seinen Geburtstag an einem derart unschönen Ort verlebte, brachte einen das dazu, Bilanz zu ziehen. »Wie bist du dieses Schiff geflogen? Ich habe noch nie etwas Derartiges gesehen.«

Ben zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust, seinen Rücken dem Schiff zugewandt, doch er warf einen schnellen Blick über die Schulter, wie um sicherzugehen, dass es immer noch da war. »Man denkt an das, was es tun soll, und das tut es dann. Man kann sogar damit reden. Aber es hat keine richtigen Steuerelemente.« Er warf erneut einen Blick über seine Schulter. »Es spricht durch deine Gedanken mit dir. Und es hat keine sonderlich hohe Meinung von mir.«

Ein Sith-Schiff. Ben war mit einem Sith-Schiff von Ziost hierhergeflogen. Jacen widerstand der Versuchung, hineinzugehen und es zu untersuchen. »Du musst zurück nach Hause. Ich habe deinen Eltern gesagt, dass ich nicht weiß, wo du warst, und angedeutet, dass sie dich durch ihre überbehütende Art womöglich dazu gebracht haben wegzulaufen.«

Ben blickte ein wenig missmutig drein. »Danke.«

»Obwohl es stimmt. Du weißt, dass es stimmt.« Jacen wurde bewusst, dass er nicht gesagt hatte, worauf es wirklich ankam. »Ben, ich bin stolz auf dich.«

Er spürte ein schwaches Glühen der Zufriedenheit in Ben, das beinahe ebenso rasch wieder erstarb, wie es aufflammte. »Ich werde einen vollständigen Bericht einreichen, wenn du möchtest.«

»Sobald es dir möglich ist.« Jacen dirigierte ihn auf den Hangarausgang zu. »Vermutlich ist es besser, wenn du nicht in diesem Schiff zuhause ankommst. Wir schicken dich mit einer Raumfähre zum nächsten sicheren Planeten, von wo aus du einen konventionelleren Passagierflug nehmen kannst.«

»Ich brauche einige Credits für die Reise. Ich habe es satt zu stehlen, um über die Runden zu kommen.«

»Natürlich.« Ben hatte den Auftrag erledigt und bewiesen, dass er auf eigene Faust überleben konnte. Jacen wurde klar, dass die Kunst, einen Mann aus jemandem zu machen, darin bestand, ihn genügend unter Druck zu setzen, um ihn härter zu machen, ohne ihn dabei zu entfremden. Das war eine Linie, die er sorgsam erkunden musste. Er fischte in seiner Tasche nach einer Handvoll verschiedener Währungen in nicht zurückverfolgbaren Creditmünzen. »Hier hast du welche. Und jetzt besorg dir auch etwas zu essen.«

Mit einem letzten Blick auf das Sphärenschiff salutierte Ben zwanglos vor Jacen, bevor er mit großen Schritten in Richtung des Vorratslagerturbolifts davonmarschierte. Jacen wartete. Das Schiff beobachtete ihn; er fühlte es. Es war nicht lebendig, aber es hatte ein Bewusstsein. Schließlich hörte er leise Schritte hinter sich, und mit einem Mal schien das Schiff ihn irgendwie zu ignorieren und anderswo hinzusehen.

»Eine Sith-Meditationssphäre«, sagte Lumiya.

»Ein Angriffsschiff. Ein Raumjäger.«

»Es ist uralt, wahrhaftig uralt.« Sie ging vor zu dem Schiff und legte die Hand auf die Außenhülle. Es schien, als wäre es beinahe zu einer Halbkugel zusammengeschmolzen, die Venen und – wie Jacen annahm – Systemmasten am Kiel der Sphäre hatten sich darunter zurückgezogen. In diesem Augenblick erinnerte es ihn an ein Haustier, das um Anerkennung heischend vor seinem Herrchen kauert. Es schien wirklich zu glühen, wie angefachte Asche.

»Was für ein großartiges Stück Technik.« Lumiyas Brauen glitten in die Höhe, und in ihren Augenwinkeln bildeten sich Fältchen. Jacen vermutete, dass sie überrascht lächelte. »Es sagt, es hat mich gefunden.«

Das war eine unbedachte Bemerkung – selten für Lumiya – und beinahe ein Zugeständnis. Ben war während eines Tests angegriffen worden, den Lumiya arrangiert hatte; das Schiff stammte von Ziost. Was die Umstände betraf, warf das kein gutes Licht auf sie. »Es hat nach dir gesucht?«

Sie hielt wieder inne, lauschte auf eine Stimme, die er nicht hören konnte. »Es sagt, dass Ben Euch finden musste, und als es Euch entdeckte, erkannte es mich als eine Sith und kam zu mir, um Anweisungen zu erhalten.«

»Wie hat es mich gefunden? Man kann mich nicht in der Macht spüren, wenn ich das nicht will, und ich habe mich erst wahrnehmen lassen, als …«

Eine Pause. Lumiyas Augen waren bemerkenswert ausdrucksvoll. Die Aufmerksamkeit des Schiffs schien sie auf eigentümliche Weise zu berühren. Jacen vermutete, dass seit langer, langer Zeit niemand – oder nichts – irgendein Interesse an ihrem Wohlergehen gezeigt hatte.

»Es sagt, dass Ihr im Gilatter-System eine Störung der Macht erzeugt habt, und weil Ihr nach dem … rothaarigen Kind Ausschau gehalten habt und aufgrund des Eindrucks, den Eure Mannschaft in der Macht hinterlassen hat, wart Ihr bereits auffindbar, bevor Ihr Eure Präsenz verstärkt habt.«

»Nun, zumindest scheint es eine Menge zu sagen zu haben.«

»Ihr könnt es behalten, wenn Ihr wünscht.«

»Kurios, aber ich bin kein Sammler.« Jacen redete einfach nur, um irgendetwas zu sagen, denn seine Gedanken rasten. Man kann mich aufspüren. Man kann mich aufspüren anhand der Art und Weise, wie die Wesen um mich herum reagieren, selbst wenn ich mich verborgen halte. »Es scheint wie für dich gemacht.«

Lumiya nahm einen kleinen, hörbaren Atemzug, und der seidenartige dunkelblaue Stoff über ihrem Gesicht wurde einen Moment lang nach innen gesaugt und zeigte die Umrisse ihres Mundes.

»Die Frau, die mehr eine Maschine ist, und die Maschine, die mehr ein Lebewesen ist.« Sie setzte einen Stiefel auf die Rampe. »Nun gut, ich werde gewiss eine Verwendung dafür finden. Ich werde mich darum kümmern, und niemand wird es je wiedersehen.«

In diesen Tagen interessierte sich Jacen mehr für das, was Lumiya nicht sagte. Kein Wort über den Test, den sie für Ben arrangiert, und warum sie ihn nach Ziost und in eine Falle gelockt hatte. Er war drauf und dran, sie direkt danach zu fragen, doch er glaubte nicht, dass er ihre Antwort ertragen hätte, weder die Wahrheit noch eine Lüge.

Er wandte sich um, um zu gehen. Innerhalb eines Tages würde die Anakin Solo wieder zurück auf Coruscant sein, und dann würde er sowohl einen Krieg als auch einen persönlichen Kampf ausfechten müssen.

»Fragt mich«, rief sie hinter ihm. »Ihr wisst, dass Ihr das wollt.«

Jacen drehte sich um. »Was soll ich dich fragen: Ob du die Absicht hattest, dass Ben getötet wird, oder wen ich umbringen muss, um die volle Sith-Meisterschaft zu erlangen?«

»Die Antwort auf eine dieser Fragen kenne ich, die auf die andere nicht.«

Jacen begriff: Offenbar gab es nur eine hauchdünne Linie zwischen der Prüfung von Bens Kampffähigkeiten und dem vorsätzlichen Versuch, den Jungen zu töten. Er war sich nicht sicher, ob Lumiyas Antwort ihm überhaupt verraten würde, was er wissen musste.

»Ich habe noch eine weitere Frage«, sagte er. »Wie lange dauert es noch, bis ich mich meiner eigenen Prüfung stellen muss?«

Das Sith-Schiff tickte und knarrte, wölbte den oberen Teil seiner schwimmhautartigen Schwingen. Lumiya stand an der Schwelle der Luke und sah sich einen Moment lang um, als zögerte sie, das Schiff zu betreten.

»Wenn ich wüsste, wann, wüsste ich vielleicht auch wen«, sagte sie. »Aber alles, was ich fühle, ist bald, und jemand, der Euch nahe steht.« Etwas schien ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und sie hielt inne, als würde sie erneut lauschen. Möglicherweise tat das Schiff seine Meinung kund. »Und das wisst Ihr auch. Eure Ungeduld verbrennt Euch.«

Natürlich tat sie das: Jacen wollte, dass all das ein Ende hatte – das Kämpfen, die Ungewissheit, das Chaos. Der Krieg dort draußen spiegelte den Kampf in ihm selbst wider.

Lumiya sagte die Wahrheit: bald.

ZUSAMMENKUNFT DER CLANS,MANDALMOTORS-HALLE, KELDABE, HAUPTSTADT VON MANDALORE

Ungefähr hundert der am härtesten aussehenden Männer und Frauen, die Fett je gesehen hatte, waren in dem schlichten dunkelgrauen Betongebäude versammelt, das der Gemeinschaft von MandalMotors gestiftet worden war.

Das härteste Gesicht von allen war das seiner Enkeltochter. Mirta Gev beobachtete ihn von der Seite der Versammlungshalle aus, mit den Augen ihres Vaters.

Mit meinen eigenen Augen.

Fierfek, sie hatte wirklich diese Fett-Augen. Vielleicht sah er etwas, das in Wahrheit gar nicht da war, doch ihr Blick bohrte sich bis in seine Seele. Es war ein Blick, der ihm erklärte: Du hast versagt. Das Murmeln der Stimmen um ihn herum registrierte er nicht, bloß die stummen Vorwürfe, dass seine Tochter Ailyn tot war, dass er nie für sie da gewesen war, bis es zu spät gewesen war, und dass es für ihn vielleicht auch bereits zu spät war, ein würdiger Mandalore zu werden. Sein Vater hatte ihn darauf gedrillt, der Beste zu sein, und selbst, wenn er niemals erwähnt hatte, dass Fett eines Tages der Mandalore sein würde, ging das mit dem Vermächtnis einher. Mit Jasters Vermächtnis.

Dann beeil dich besser. Ich sterbe. Ich muss mich um einige Angelegenheiten kümmern. Prioritäten: ein Heilmittel, und dann muss ich herausfinden, was meiner Frau, was Sintas Vel widerfahren ist.

Es war nicht so, dass Mirta es ihm nicht erzählen wollte.

Sie wusste es nicht. Sie hatte den Feuerherz-Edelstein, den er Sintas als Hochzeitsgeschenk gegeben hatte, doch er war im Laden eines Hehlers aufgetaucht und bloß ein Köder für ihn gewesen. Und er hatte ihn geschluckt.

Doch da Fett nun einmal Fett war, war es mehr als ein Köder. Es war eine Motivation, es war ein weiteres Beweisstück.

Es ist nie zu spät, es herauszufinden. Ich dachte, das wäre es, aber das ist es nicht.

Das Stimmengewirr der Clanführer, der Firmenchefs und einer Auswahl von Söldnerveteranen verstummte nach und nach. Sie musterten ihn argwöhnisch. Nicht alle von ihnen waren menschlich: Ein Togorianer und ein Mandallianer, beide in beeindruckenden Rüstungen, lehnten an der hinteren Wand, die massigen Arme vor der Brust verschränkt. Zu welcher Spezies man gehörte, spielte für Mandalorianer keine große Rolle. Sie definierten sich durch ihre Kultur. Fett fragte sich, zu was ihn das machte.

»Oya.« Erst wurde es gemurmelt, dann ein paar Mal gerufen. »Oya!« Es war ein Wort, das für Mandalorianer hundert verschiedene Bedeutungen hatte. Dieses Mal bedeutete es: »Lasst uns anfangen, lasst uns anfangen und die Sache durchziehen.« So begannen sie ihre Zusammenkünfte immer, und näher würden die Mandalorianer so etwas wie einem Senat nie kommen. Sie hielten nichts von formeller Genauigkeit.

Ein Clanführer mit einem kunstvoll rasierten Bart und einer Augenklappe erhob sich, um ohne Umschweife das Wort zu ergreifen. »Also, Mand’alor«, sagte er. »Werden wir nun kämpfen oder nicht?«

»Gegen wen wollt ihr denn kämpfen?« Fett registrierte, dass sie sich auf Basic herabließen, wenn sie ihn ansprachen, aus Rücksicht auf seine Unkenntnis des Mando’a. »Gegen die Galaktische Allianz? Gegen Corellia? Gegen irgendein Macht-verseuchtes Loch im Rim?«

»Es gab noch nie einen Krieg, in dem wir nicht gekämpft haben.«

»Jetzt schon. Dies ist nicht unser Kampf. Mandalore hat seine eigenen Sorgen.«

»Der Krieg eskaliert. Womöglich werden ihre Sorgen bald auch unsere sein.«

Fett stand an dem langen, schmalen Fenster, das über die gesamte Länge der Westwand verlief. Es ähnelte mehr einer pfeilförmigen Schlaufe, als dass es dazu bestimmt war, dem Betrachter einen Ausblick auf die Stadt zu gewähren. Mandalorianer bauten zu Verteidigungszwecken, und öffentliche Gebäude waren dazu gedacht, als Zitadellen zu fungieren, und das sogar noch mehr als früher. Die Yuuzhan Vong hatten für Mandalores verdeckte Arbeit für die Neue Republik während der Invasion schreckliche Vergeltung geübt, doch das Blutbad hatte die Mando’ade bloß mit einer noch wilderen Entschlossenheit erfüllt, zu bleiben, wo sie waren. Sie hatten ihre nomadischen Gepflogenheiten nicht abgelegt; es ging dabei mehr um die Weigerung, klein beizugeben, als um Liebe zu diesem Land.

Fett ließ den Blick durch die Halle schweifen und war sich Mirtas harten und beinahe unheilvollen Starrens wohl bewusst.

»Wie lautet die erste Regel der Kriegsführung?«

Die Anführer der mandalorianischen Gemeinschaft – oder zumindest so viele, wie nach Keldabe kommen konnten –, die auf Stühlen und auf Bänken saßen, in Nischen lehnten oder einfach bloß mit verschränkten Armen dastanden, musterten ihn bedächtig. Selbst der Kopf von MandalMotors, Jir Yomaget, trug eine traditionelle Rüstung. Die meisten hatten ihre Helme abgenommen, aber einige nicht. Soweit es Fett betraf, war das in Ordnung. Er behielt seinen auch auf.

»Was ist dabei für uns drin?«, sagte ein gedrungener Menschenmann und lehnte sich in einem Stuhl zurück, der wirkte, als wäre er aus Kisten zusammengezimmert worden. »Die zweite Regel lautet, wie viel ist dabei für uns drin?«

Für uns. Fett war der Mand’alor, der Anführer der Anführer, der Kommandant der superben Kommandokrieger, aber er fühlte sich nicht wie uns. Er fühlte sich wie ein Ehemann, der zu spät nach Hause kam, sich in sein Heim schlich und auf eine wütende Gattin stieß, die wissen wollte, wo er die ganze Nacht gewesen war, nicht sicher, wie er den unvermeidlichen Streit abwenden sollte. Sie sorgten dafür, dass er sich unbehaglich fühlte. Er analysierte das Gefühl, weil er wissen wollte, was die Ursache dafür war.

Er war der Aufgabe nicht gewachsen.

Er war vielleicht der beste Kopfgeldjäger der Galaxie gewesen, doch er glaubte nicht, dass er der beste Mandalore war, und das verunsicherte ihn, weil er noch nie einfach nur durchschnittlich gewesen war. Er erwartete von sich, dass er sich hervortat. Er hatte die Aufgabe übernommen; jetzt musste er seinem Amt gerecht werden, was im Krieg viel, viel einfacher war als in Friedenszeiten.

Dennoch musste Fenn Shysa der Ansicht gewesen sein, er wäre dafür geeignet. Sein letzter Wunsch war es gewesen, dass Fett der Titel zuerkannt wurde, ob er ihn nun gewollt hatte oder nicht. Verrückte Barve.

Der gedrungene Mando zuckte die Schultern. »Credits, Mand’alor. Wir brauchen Zahlungsmittel – für den Fall, dass du es noch nicht bemerkt hast.«

»Um damit Nahrungsmittel zu importieren.«

»Das ist der Gedanke dabei.«

»Ich nehme an, das ist ein Weg, Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen.«

»Wie meinen?«

»In diesem Krieg die eine oder die andere Seite zu unterstützen. Das wird die Zahl der Münder reduzieren, die gestopft werden wollen. Tote Männer essen nicht.«

Diesmal folgten Gekicher und Kommentare auf Mando’a. Fett machte sich im Geiste eine Notiz, seinen Helmübersetzer entsprechend zu programmieren, und das fühlte sich für ihn als Anführer wie das Eingeständnis einer ultimativen Niederlage an: Er konnte die Sprache seines eigenen Volkes nicht sprechen. Doch das schien sie nicht zu kümmern.

»Ich stimme hierin mit dem Mand’alor überein«, sagte eine heisere Männerstimme im hinteren Teil der Versammlung. Fett kannte den Mann: Neth Bralor. Er hatte in seinem Leben bereits einige Bralors kennengelernt, doch sie gehörten nicht alle demselben Clan an. Es war ein verbreiteter Name, manchmal bloß ein Hinweis darauf, dass jemand seine Wurzeln in Norg Bral oder irgendeinem anderen befestigten Ort in den Hügeln hatte. »Beim Kampf gegen die Vongese haben wir fast anderthalb Millionen Leute verloren. Für Coruscant mag das nicht der Rede wert sein, aber für uns ist es eine Katastrophe. Keinen Toten mehr – nicht, bis wir das Manda’yaim wieder in Ordnung gebracht haben. Falls nötig, ernähren wir uns eben von bas neral.«

Eine Welle polternder Zustimmung ging durch die Halle. Einige Anführer schlugen beipflichtend mit ihren Handschuhen gegen ihre Rüstungen. Eine davon war eine weibliche Kommandosoldatin, die Fett in Zerria auf Drall kennengelernt hatte: Isko Talgal. Ihr Gesichtsausdruck war immer noch grimmig, ihr ergrauendes schwarzes Haar streng aus ihrem windgebräunten Gesicht zurückgestrichen und mit silbernen Perlen verziert, und sie schlug ihre Faust in enthusiastischer Zustimmung auf ihren Oberschenkelschutz. Fett fragte sich, wie sie wohl aussehen mochte, wenn sie wütend war.

»Ihr wolltet eine Entscheidung von mir. Ihr habt sie bekommen.« Fett hatte das Gefühl, als würde die Zeit an ihm vorbeifliegen und die wenige Geduld fressen, die er aufzubringen in der Lage war. Jeder einzelne Knochen in seinem Körper schmerzte so, dass er es bis in sein Rückgrat spürte. »Galaktische Allianz oder Konföderation – glaubt ihr, das wird für uns irgendeinen Unterschied machen?«

»Nein«, sagte eine andere Stimme mit einem starken nordconcordianischen Akzent. »Coruscant wird uns in absehbarer Zeit nicht dazu auffordern, die Waffen niederzulegen. Sie wissen, dass sie uns vermutlich brauchen, wenn sie einen neuen Vongese-Krieg bekommen.«

»Chakaare!«, rief jemand und lachte. Doch die Debatte wurde lebhafter, wenn auch noch immer größtenteils in Basic geführt.

»Und was, wenn der Krieg zu dicht an unsere Heimat herankommt? Was, wenn er sich auf ein oder zwei angrenzende Systeme ausbreitet?«

»Selbst wenn wir uns auf Seiten der Allianz stellen, wer sagt uns, dass sie nicht zu uns kommen und von uns verlangen, dass wir uns ihrer hübschen, ordentlichen Entwaffnungslinie unterwerfen?«

»Sie wollen niemanden entwaffnen. Es geht darum, die Aktivposten jedes einzelnen Planeten in die Dienste der GA-Verteidigungsstreitkräfte zu stellen, und wir wissen alle, wie glatt und effizient das ablaufen wird …«

Fett hielt sich im Hintergrund und sah zu. Auf gewisse Weise war das Ganze sowohl erbauend als auch unterhaltsam. Das war die Art von Entscheidungsprozess, wie es ihn lediglich in einer kleinen Gemeinschaft unbeirrt unabhängiger Leute geben konnte, die sofort wussten, wann es Zeit wurde, aufzuhören, Individuen zu sein, und sich zu einer Nation zusammenzuraufen.

Komisch, dabei ist das das Letzte, was Mandalore ist: eine Nation. Manchmal kämpfen wir auf unterschiedlichen Seiten. Wir sind über die ganze Galaxis verstreut. Wir gehören nicht einmal alle einer Rasse an. Aber wir wissen, was wir sind und was wir wollen, und das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

Am Ende liefen die Argumente alle auf dasselbe hinaus. Eine Menge Leute brauchten die Credits. Die Zeiten waren immer noch hart.

Fett schlug mit der Faust hart auf die nächstbeste solide Oberfläche – einen kleinen Tisch –, und das Krachen ließ den Stimmenwirrwarr verklingen.

»Mandalore bezieht im gegenwärtigen Krieg keine Stellung, und daran wird sich auch nichts ändern!«, sagte er. »Jeder kann seine Dienste einer Seite auf eigene Rechnung anbieten – das ist seine persönliche Angelegenheit. Aber nicht im Namen von Mandalore.«

Er wappnete sich gegen die Einwände, die dem plötzlichen Schweigen folgen würden, die Daumen in seinen Gürtel gehakt. Das Weitwinkelblickfeld seines Helms fing eine Gestalt in voller Rüstung auf, die im hinteren Teil der Halle stand. Es war nicht immer möglich, zu sagen, ob ein Mando in Rüstung männlich oder weiblich war, doch Fett war sicher, dass dies hier ein Mann war, von mittlerer Größe und mit hinter dem Rücken verschränkten Händen. Die linke Schulterplatte seiner violettschwarzen Rüstung war in hellem, metallischem Braun gehalten. Panzerplatten mit sonderbaren Farben waren nichts Ungewöhnliches, weil viele Mandalorianer ein Stück von der Rüstung eines verstorbenen Gefährten behielten, doch diese Rüstung stach aus einem Grund ins Auge, den Fett nicht näher bestimmen konnte. Als die Sonne in einem Balken quer durch die Kammer fiel, der so scharf geschnitten und gleißend weiß war, dass er beinahe fest wirkte, glitzerte etwas im Zentrum der Brustplatte des Mannes, ein winziger Lichtpunkt.

Das sollte ich auch tun. Ich sollte ein Stück von Dads Rüstung tragen, jeden Tag.

Er fühlte sich schlecht, weil er das nicht tat, doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit ruckartig wieder der Versammlung zu.

»Dann wäre das geklärt«, sagte ein heiterer, weißhaariger Mann, der ein paar Schritte von ihm entfernt saß. Eine dunkelblaue Rankentätowierung schlängelte sich unter dem Kragen seiner Rüstung hervor und endete unter seinem Kinn. Baltan Carid war sein Name. Als Fett ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er in der Caluula-Station gerade damit beschäftigt gewesen, mit einem ramponierten Blaster aus der Imperiums-Ära Yuuzhan Vong wegzupusten. »Das ist alles, was wir wissen mussten. Dass es kein Verbot für Söldnerarbeit gibt.«

»Ich werde beiden Seiten klarmachen, dass wir uns offiziell nicht an ihrer Auseinandersetzung beteiligen«, sagte Fett. »Doch wenn sich jemand von euch umbringen lassen will, ist das seine eigene Entscheidung.«

»Dann werden wir in diesem Krieg der aruetiise also womöglich Mando gegen Mando kämpfen.« Alle drehten sich zu dem Mann in der violetten Rüstung um. Fett sah keinen Anlass dazu, die Sprache zu lernen, doch es gab Worte, um die er nicht umhin konnte: aruetiise. Nicht-Mandalorianer. Gelegentlich abwertend gemeint, aber normalerweise bloß eine Art zu sagen: keiner von uns. »Nicht unbedingt förderlich, um die Nation wiederaufzubauen, oder?«

»Aber zu kämpfen ist unser Exportschlager Nummer eins«, sagte Garod. »Was willst du? Keldabe in einen Touristenort verwandeln oder so was?« Er brüllte vor Lachen. »Ich sehe es direkt vor mir. Besucht Mandalore, bevor Mandalore euch besucht. Nehmt ein paar Andenken mit nach Hause – ein Tablett uj-Kuchen und einen Schlag in die Fresse.«

»Nun, gegenwärtig scheint sich unsere Wirtschaftspolitik darauf zu beschränken, ausländische Credits zu verdienen, getötet zu werden und unseren Planeten zu vernachlässigen.«

Carid stellte ein überwältigendes Hohngrinsen zur Schau. Ohne Helm war er noch wesentlich einschüchternder. »Hast du einen besseren Vorschlag? Oh, warte – wird das hier zur Ganztags kadiklatirade über Selbstbestimmung und Eigenstaatlichkeit ? Denn ich werde nicht jünger, Söhnchen, und ich wäre gern rechtzeitig zum Essen wieder zu Hause, weil meine Alte Erbsenmehlknödel macht.«

Das brachte ihm eine Menge Lacher ein. Das war bei Carid für gewöhnlich der Fall. Es gab Zwischenrufe und schallendes Gelächter. »Ja, mit Knödeln kennst du dich zweifellos aus, Carid …«

Aber … kadikla. Also hatte die Mandalore über alles-Bewegung auf einmal einen Namen, und sogar ein eigenes Adjektiv. Er war Kad’ika bislang noch nicht begegnet, dem Mann, von dem sie sagten, dass er den neuen Nationalismus vorantrieb. Fett fand, dass das dem Mann nicht gerecht wurde, wenn man bedachte, dass er bloß das getan hatte, worum man ihn gebeten hatte, und zurückgekehrt war, um Mandalore zu führen.

»Kritische Masse, ner vod.« Der violette Typ ignorierte das heulende Gelächter. Seine Stimme besaß den Tonfall von jemandem, der sich schon viele Male über dieses Thema gestritten hatte. »Wir haben hier eine Bevölkerung von weniger als drei Millionen und vielleicht noch einmal dreimal so viele in der Diaspora. Wir haben viele unserer besten Soldaten verloren, unser Ackerland wurde verseucht, und unsere industrielle Infrastruktur liegt nach zehn Jahren immer noch in Trümmern. Also ist dies womöglich der ideale Zeitpunkt, einige Leute nach Hause zu holen. Die Exilanten zu versammeln, während der Rest der Galaxis beschäftigt ist.«

Carid war jetzt auf die Debatte konzentriert und Fett vorübergehend vergessen. »Ja, rottet euch nur zusammen, um ein hübsches, einfaches Ziel abzugeben. Alle von uns an einem einzigen Ort.«

»Abgesehen von den Vongese hat uns schon seit langer Zeit niemand mehr angegriffen.«

»Das Imperium hat uns ausgeweidet. Du hast ein schlechtes Gedächtnis. Oder vielleicht hast du ja noch in den Windeln gelegen, als Shysa uns wieder etwas Stolz einbläuen musste.«

»In Ordnung, dann geben wir Mandalore eben auf. Werden wieder zu völligen Nomaden. Bleiben in Bewegung. Liefern uns den Launen jeder beliebigen Regierung aus, abgesehen von unserer eigenen.«

»Söhnchen, wir sind die shabla-Regierung«, sagte Carid. »Also, was willst du jetzt dagegen unternehmen?«

»Mandalore und den Sektor stärken. Unsere Leute nach Hause holen und etwas aufbauen, das niemand je wieder überrennen kann.« Der violette Mann hatte einen leichten Akzent; ein bisschen Coruscanti, ein bisschen Kelbadianisch. »Eine Zitadelle. Eine Machtbasis. Damit wir selbst wählen können, wann wir zu Hause bleiben und wann wir in die Galaxis hinausziehen.«

»Komisch, ich dachte, genau das machen wir gerade.«

Fasziniert verfolgte Fett den Schlagabtausch. Dann wurde ihm bewusst, dass alle ihn ansahen, darauf warteten, dass er irgendwie reagierte – oder den Streithähnen zumindest Einhalt gebot. Also so sah Führerschaft jenseits des Schlachtfelds aus. Es war genau wie in seinem Geschäft, bloß etwas … komplexer. Mehr Variablen, mehr Unbekannte – er hasste Unbekannte – und etwas, das ihm gänzlich fremd war : Verantwortung für andere Leute, für Millionen davon, aber für Leute, die auf sich selbst aufpassen konnten und auch ohne irgendwelche Bürokratie alles bestens am Laufen hielten.

Oder ohne mich. Brauchen sie mich überhaupt?

»Wie ist dein Name?«, fragte Fett.

Der violette Mann lehnte an der Wand, doch dann stieß er sich mit einem Schulterzucken davon ab, um sich aufrecht hinzustellen. »Graad«, sagte er.

»In Ordnung, Graad. Soweit es dich betrifft, ist das Politik. Ich soll mein nach Millionen zählendes Volk darum bitten, nach Mandalore zurückzukehren. Was glaubst du, wie viele dem nachkommen werden?« Dennoch machte es Sinn: Der Planet brauchte eine arbeitende Bevölkerung. Sie brauchten zusätzliche Hände, um den Boden zu reinigen, den die Vongese verseucht hatten, und das Land zu kultivieren, das die toten Eigentümer brach zurückgelassen hatten. Doch alle Mandalorianer der Galaxis zusammengenommen waren zahlenmäßig nicht so viele, wie sich in einer Kleinstadt auf vielen Welten fanden. »Wir sind immer noch knapp an Credits, und das wird auch so bleiben, solange wir bei der Nahrungsmittelproduktion von anderen abhängig sind.«

»Wir werden die Hälfte unserer Profite beisteuern«, sagte der Chef von MandalMotors. »Natürlich nur, solange wir Raumjäger und Ausrüstung an beide Seiten verkaufen können.«

»Geschäft ist Geschäft.« Fett schenkte ihm ein anerkennendes Nicken. »Ich werde ebenfalls ein paar Millionen Credits dazugeben.«

Carid schaute sich um, wie auf der Suche nach jemandem, der verrückt genug war, dem zu widersprechen, doch die Zusammenkunft hatte ihnen allen das beschert, was sie gewollt hatten. Mirta schaffte es trotzdem immer noch, unheilvoll dreinzuschauen. Das Stück des Feuerherz-Edelsteins ihrer Mutter baumelte an einer Lederkordel um ihren Hals. Zumindest hatte sie mittlerweile einen anständigen Helm, offensichtlich ihr erster, was zeigte, wie wenig von einem Mandalorianer in ihrem Vater gesteckt hatte – oder wie selten sie ihn gesehen hatte.

Vielleicht haben Mando-Väter sie ihr ganzes Leben lang enttäuscht.

»Eine letzte Sache noch«, sagte Fett. »Ich werde einige Tage nicht in der Basis sein und bin nicht zu kontaktieren.«

»Was macht das für einen Unterschied?«, murmelte jemand.

Das war ein berechtigter Einwand. »Ich gehöre nun einmal nicht zu denen, die gern regieren. Aber ich habe euch noch nie im Stich gelassen. Während ich fort bin, wird Goran Beviin mich vertreten.«

Es gab keine Widerworte. Beviin war zuverlässig und vertrauenswürdig, und er wollte nicht der Mandalore sein. Außerdem war er vollkommen schonungslos im Umgang mit dem Beskad, einem uralten mandalorianischen Eisensäbel, mit dem viele Yuuzhan Vong seinerzeit Bekanntschaft gemacht hatten. Jede Streiterei über Fetts isolationistisches Vorgehen während seiner Abwesenheit würde schnell wieder vorüber sein.

»Wir sind hier fertig«, sagte Carid. »Gebt mir eine Aufstellung all des Farmlands, das brachliegt, und mein Clan wird dafür sorgen, dass es demjenigen zugeteilt wird, der zurückkehrt, um es zu bewirtschaften.« Er schwieg einen Moment lang und setzte sich mit einer übertriebenen Geste seinen Helm wieder auf. »Ich bin froh, dass du Jango nach Hause gebracht hast, Mand’alor. Das war richtig so.«

War es das? Die Heimat seines Vaters war Concord Dawn gewesen. Vielleicht war es so richtig für Mandalore. Mandalorianer hatten ihre Vorbilder gern da, wo sie sie sehen konnten, selbst wenn sie tot waren.

»Niemand muss auf mich hören, wenn ihnen nicht gefällt, was ich sage.«

»Mir ist noch nie zu Ohren gekommen, dass du dich aus einem Kampf rausgehalten hättest. Du wirst deine Gründe dafür haben. Deshalb hören sie auf dich.« Carid zögerte. »Das mit deiner Tochter tut mir leid.«

»Ja.« Also wussten alle über Ailyn Bescheid. Fett konnte sich nicht daran erinnern, irgendwem erzählt zu haben, dass sie tot war, ganz zu schweigen davon, dass Jacen Solo sie getötet hatte. Mandalore war auch nicht ihre Heimat; sie hätte es nicht gutgeheißen, am Ende hier begraben zu werden. »Und ich wette, ihr alle fragt euch, warum dieser Jedi noch kein Haufen rauchender Kohle ist.«

»Wie ich schon sagte, du wirst deine Gründe haben. Falls es irgendetwas gibt, das wir tun können – ein Wort genügt.«

»Seine Zeit wird kommen. Überlasst ihn mir.« Aber jetzt noch nicht, dachte Fett. Er musste sich wieder auf die Jagd nach einem Klon mit grauen Handschuhen machen, der seine beste Chance auf ein Heilmittel für seine tödliche Krankheit war.

Als sich die Halle leerte, stand Mirta schließlich allein da, die Arme vor der Brust verschränkt und gegen die Wand gelehnt. »Ich frage mich, ob Cal Omas im Senat auch immer so leichtes Spiel hat«, sagte sie.

»Man kann Mandalorianer nicht regieren. Man kann bloß vernünftige Vorschläge machen, in der Hoffnung, dass sie ihnen folgen.« Fett ging hinaus, und sie folgte ihm. Er schwang sein Bein über den Sitz des Speeders, den Beviin ihm geliehen hatte, und zuckte hinter seinem Visier zusammen. Mittlerweile war er kurz davor, jeden Tag Schmerzmittel zu nehmen. »Und seit wann muss man Mandalorianern sagen, was sinnvoll ist?«

»Seit sie sich ba’slan shev’la angewöhnt haben, wenn es so aussieht, als wäre eine Situation nicht zu gewinnen.«

Fett erinnerte sich an die Redewendung. Während des Yuuzhan-Vong-Kriegs hatte Beviin sie häufig gebraucht. Sie bedeutete so viel wie »strategisches Verschwinden« – man verteilte sich und ging für unbestimmte Zeit in den Untergrund. Es war schwer, ein Volk auszulöschen, das zerstreut war wie Quecksilbertröpfchen und auf den richtigen Zeitpunkt wartete, sich wieder zusammenzufügen. Das war kein Rückzug – man lag auf der Lauer.

»Komm«, sagte er. »Ich habe einige Spuren des Klons, denen wir nachgehen sollten.«

Mirta kletterte auf den Soziussitz. Ihre Rüstung schepperte gegen seine. Sie hatte nun die vollständige Garnitur und dank Beviin sogar einen Raketenrucksack. »Hast du je so lange gebraucht, um jemanden aufzuspüren? Es hat Monate gedauert.«

Treib’s nicht zu weit. »Ich hab es in knapp 65 Tagen geschafft.«

»Dann glaubst du, dass er existiert.«

»Du würdest mich nicht noch einmal anlügen, und du würdest dir den Namen Skirata nicht einfach ausdenken.«

»Nein. Willst du, dass ich dich begleite?«

»Glaubst du, ich brauche eine Krankenschwester?«

»Wie du schon sagtest: Ich würde dich nicht noch mal anlügen.«

Fett wünschte beinahe, er hätte es ihr nicht erzählt. Er hätte wirklich zuerst mit Beviin darüber sprechen sollen. Das war ein Mann, dem er vertrauen konnte.

Als der Speeder über Keldabe und in die ländliche Gegend dahinter schoss, wurde das Ausmaß der Vergeltung, die die Yuuzhan Vong geübt hatten, erneut nur allzu deutlich. Der Großteil des Waldlands, durch das sich der Kelita-Fluss schlängelte, war dem Erdboden gleichgemacht, und man konnte dem Verlauf des Gewässers mit dem Blick kilometerweit folgen.

Keldabe stand an einer Biegung des Flusses, ein trotziger, abgeflachter Hügel aus Beton. Der hundert Meter hohe Turm von MandalMotors hatte den Krieg trotz der Schäden, die er eingesteckt hatte, irgendwie überstanden. Die zertrümmerten Steine und die Brandmale waren immer noch da, als Mahnung daran, dass man Mandalore angreifen, übel schleifen und zeitweise unterwerfen, aber nie zur Gänze erobern konnte.

Die kleinen Siedlungen von Baumhäusern in den Ästen des langsam wachsenden, uralten Veshok-Waldes waren vom Angesicht des Planeten getilgt. Unter dem Speeder gab es nicht länger Lichtungen mit einem Flickwerk voller Feldfrüchte. Da waren verbrannte Erde und verkohlte Baumstümpfe, und noch immer wuchs dort nichts, nicht einmal die Setzlinge, die normalerweise nach Feuern aus dem Boden hervorbrachen.