Star Wars. Wächter der Macht 8. Enthüllungen - Karen Traviss - E-Book

Star Wars. Wächter der Macht 8. Enthüllungen E-Book

Karen Traviss

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Beschreibung

Wenn die Dunkelheit das Licht verdrängt, wird eine Heldin geboren

Jacen Solo wollte seine Familie schützen und der Galaxis Frieden und Sicherheit bringen – doch stattdessen ist aus ihm ein Sith-Lord und tyrannischer Herrscher geworden. Doch seine Schwester Jaina glaubt eine Möglichkeit gefunden zu haben, wie sie ihn noch aufhalten könnte – auch wenn das bedeutet, sich mit einem alten Feind zu verbünden …

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Karen Traviss

Enthüllungen

Wächter der Macht 8

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Legacy of the Force 8. Revelation«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Mai 2010

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2008 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2010 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2008 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Jason Felix

Redaktion: Marc Winter

HK · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07791-4

www.blanvalet.de

Für Ray Ramirez

Dramatis Personae

BALTAN CARID; mandalorianischer Krieger (Mensch)

BEN SKYWALKER; Jedi-Schüler (Mensch)

BOBA FETT; mandalorianischer Kopfgeldjäger, Mand’alor (Mensch)

CHA NIATHAL; Mit-Staatschefin der Galaktischen Allianz (Mon Calamari)

GHES ORADE; mandalorianischer Krieger (Mensch)

GILAD PELLAEON; Admiral der Imperialen Restwelten (Mensch)

GORAN BEVIIN; mandalorianischer Krieger und Farmer (Mensch)

GOTAB; mandalorianischer Krieger und Heiler (Mensch)

HAN SOLO; Captain des Millennium Falken (Mensch)

JACEN SOLO; Mit-Staatschef der Galaktischen Allianz und Sith-Lord (Mensch)

JAINA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)

KRAL »DEUCE« NEVIL; Captain der Galaktischen Allianz (Quarren)

LEIA ORGANA SOLO; Jedi-Ritterin und Kopilotin des Millennium Falken (Mensch)

LON SHEVU; Captain des 967. Kommandotrupps der Garde der Galaktischen Allianz (Mensch)

LUKE SKYWALKER; Jedi-Großmeister (Mensch)

MEDRIT VASUR; mandalorianischer Krieger und Bauer (Mensch)

MIRTA GEV; mandalorianische Kopfgeldjägerin (Mensch)

RAM ZERIMAR; mandalorianischer Krieger (Mensch)

SINTAS VEL; ehemalige Kopfgeldjägerin (Kiffar)

TAHIRI VEILA; Leutnant der Galaktischen Allianz, Jedi-Ritterin (Mensch)

VENKU, auch bekannt als KAD’IKA; mandalorianischer Krieger und politischer Vordenker (Mensch)

Prolog

JEDI-AUSSENPOSTEN, ENDOR: ZWÖLF WOCHEN NACH DEM TOD VON MARA JADE SKYWALKER

Mein Bruder starb im Yuuzhan-Vong-Krieg.

Nicht Anakin, Jacen!

Ich habe Jahre gebraucht, um dahinterzukommen, obwohl ich es eigentlich von Anfang an hätte sehen müssen. Jacen – der Bruder, den ich liebte, mein Zwillingsbruder – kehrte niemals nach Hause zurück. Es hatte bloß den Anschein.

Ich glaube, dass Jacens Selbst wahrscheinlich in der Umarmung des Schmerzes starb, durch die Hände von Vergere und den Yuuzhan Vong. Was auch immer zurückkam, war eine andere Person – ein vollkommen Fremder.

Das ist die einzige Erklärung für das, was aus ihm wurde.

Nun habe ich den Punkt erreicht, an dem ich etwas absolut Undenkbares tue, weil das Undenkbare die letzte Karte ist, die wir noch ausspielen können, der einzige Weg, wie ich Jacen aufhalten und verhindern kann, dass sein Krieg die ganze Galaxis verschlingt. Die mandalorianischen Crushgaunts haben mich hierauf gebracht. Jag hat eindrucksvoll bewiesen, dass sie funktionieren. Sie sind hässliche Waffen. Mandalorianisches Eisen – Beskar – ist so gut wie lichtschwertresistent.

Ich hatte beinahe erwartet, dass die Dinger explodieren würden, als Dad das Paket öffnete. Schließlich: Warum sollte Boba Fett meinem Vater Geschenke schicken?

Wohl, weil seine Tochter von meinem Bruder zu Tode gefoltert wurde. Seitdem haben wir auf Fetts Rache gewartet, aber bislang … vergeblich. Alles, was von ihm kam, waren diese Präsente: die Crushgaunts und die Rüstungsplatte, alles hergestellt aus mandalorianischem Eisen.

Also packe ich für eine Reise, von der ich nie gedacht hätte, dass ich sie jemals unternehmen würde. Das muss ich Jag lassen – er hat nie gesagt: Ich hab’s dir doch gesagt. Er war derjenige, der meinte, ich müsse von jemandem lernen, der umfassende Erfahrung darin hat, Jedi zur Strecke zu bringen.

Wenn überhaupt jemand Jacen stoppen kann, dann bin ich es. Ich bin ihm ebenbürtig, und ich bin das Schwert der Jedi. Aber ich besitze einfach nicht seine … Ausbildung. Ich habe keine Ahnung, was er von Lumiya gelernt hat, ganz zu schweigen von dem, das er in diesen fünf Jahren auf seinen Reisen aufgeschnappt hat. Doch früher oder später wird er einen Fehler machen. Er ist so von sich eingenommen, dass er Gefahr läuft, sich selbst zu überschätzen.

Ich hoffe nur, dass es bald so weit ist. Und wenn es Jacen unbesiegbar gemacht hätte, ein Sith zu sein, hätte er die Galaxis mittlerweile unter seine Kontrolle gebracht.

Ich habe eine Chance, und Fett wird mir dabei helfen, das Beste daraus zu machen.

So schwierig kann es nicht sein, ihn zu finden. Er ist ein Kopfgeldjäger, also heuere ich ihn genauso an wie jeder andere Kunde, abgesehen davon, dass ich nicht wie jeder andere Kunde bin – ich bin Han Solos Tochter, und ich bin eine Jedi, und Fett hat sein ganzes Leben damit verbracht, Jagd auf uns zu machen.

Und jetzt werde ich ihn bitten, mir beizubringen, meinen eigenen Bruder zu jagen und gefangen zu nehmen.

Soweit ich weiß, wird er mir höchstwahrscheinlich ins Gesicht lachen – das heißt, falls er überhaupt jemals lacht – und mir sagen, dass ich mich wieder aus dem Staub machen soll. Aber ich muss ihn fragen. Ich muss meinen Stolz herunterschlucken, in den sauren Apfel beißen und ihn falls nötig anflehen. Dad scheint eine gewisse Sympathie für ihn entwickelt zu haben; ich hingegen verachte ihn noch immer.

Aber falls er einwilligt, schwöre ich, dass ich die beste Schülerin sein werde, die er je hatte. Komm schon, Fett: Zeig mir, wie man’s macht.

1. Kapitel

Wenn das Volk in größter Gefahr schwebt, möge der mächtige Kriegerkapitän Darakaer aus seinem ewigen Schlaf gerufen werden, beschworen von einem auf seiner uralten Trommel geschlagenen Takt. Denn er gab uns sein Wort, uns zu Hilfe zu eilen, wenn die Trommel ertönt, und wir sollten ihn rufen, wenn wir uns anschickten, dem Feind zu trotzen.

– Irmenu-Volkslegende

JEDI-AUSSENPOSTEN, ENDOR: ZWÖLF WOCHEN NACH DEM TOD VON MARA JADE SKYWALKER

Ben Skywalker hatte geglaubt, es ginge einfach nur darum, sein Lichtschwert zu aktivieren – brüllend vor Rachsucht oder erstickt von stillem Kummer, was davon, war ihm egal – und Jacen Solo den Kopf von den Schultern zu schlagen.

Er saß da und schaltete das Schwert ein und aus, während er auf die Klinge aus blauer Energie hinabblickte und zusah, wie sie verschwand, bloß um ein ums andere Mal sofort wieder zu glühendem Leben zu erwachen. Er sah seine Mutter vor sich, die nicht durch das Umlegen eines Schalters zurückgeholt werden konnte, auch wenn er den Rest seines Lebens für eine weitere Gelegenheit geopfert hätte, ihr sagen zu können, wie sehr er sie liebte.

Gleichwohl, das Bild, das er erfolglos aus seinen Gedanken zu verbannen versuchte, war das von Jacen Solos Gesicht. So viele Leute sagten, dass Jacen ihnen mittlerweile wie ein Fremder vorkam, aber ein Fremder war jemand, den man nie geliebt, jemand, zu dem man nie aufgeschaut hatte, sodass seine Gewalttaten oder gleichgültige Grausamkeit bloß abstoßende Informationen waren, das Zeug, das sie in den Holonachrichten brachten, das aber nichts mit einem selbst zu tun zu haben schien. Aber die Familie … Die Familie konnte einem mehr Leid zufügen als irgendjemand sonst, und dazu mussten sie einen nicht einmal so foltern, wie Jacen ihn gefoltert hatte, um Narben zu hinterlassen.

Das Gesicht von Jacen, an das sich Ben bis zum Tage seines Todes erinnern würde, war das, das er auf Kavan gesehen hatte, als Jacen bei der Leiche seiner Mutter gekauert hatte, das Gesicht, mit dem er Ben versprochen hatte, dass sie ihn erwischen würden – egal, wer auch immer das getan hatte. Und das war der Grund dafür, warum es nicht einfach so verschwinden würde; irgendetwas stimmte nicht mit diesem Gesicht – irgendwas fehlte oder war da, obwohl es das eigentlich nicht sein sollte. Ben pflückte die Erinnerung auseinander und warf dabei alle paar Minuten einen Blick auf sein Chrono, überzeugt davon, dass er bereits seit Stunden auf Tante Leia wartete.

Ich hatte die Chance, ihn zu töten. Dad hat mich aufgehalten. Vielleicht … Vielleicht hätte ich Jacen töten können, ohne der Dunklen Seite anheimzufallen. Werde ich je eine zweite Chance bekommen?

Schon früher hatten Jedi Sith vernichtet. Es hieß, Kenobi hätte einen Sith auf Naboo umgebracht, doch niemand war der Ansicht, dass einem das einen Freifahrtschein zur Dunklen Seite einbrachte; einige Drecksarbeiten mussten nun einmal erledigt werden. Ben hatte geglaubt, sein absolutes, alles verzehrendes Verlangen, Jacen zu zerstören, sei vorübergegangen; aber das war es nicht, ebenso wenig wie seine Trauer. Allenfalls die Gewichtung dieser Gefühlsregungen hatte sich verändert. Seine Emotionen wogten hin und her, und an manchen Tagen war es schlimmer als an anderen. Er würde nicht darüber hinwegkommen. Er würde lernen, mit dem Verlust zu leben – irgendwie –, doch die Galaxis hatte sich gewandelt und würde nie mehr so sein, wie sie einst gewesen war; dies war ein alternatives Universum, das gerade vertraut genug war, dass er sich zurechtfand, dessen wichtigste Orientierungspunkte jedoch auf immer verschwunden waren.

Jetzt war er bereit, Leia sein Herz auszuschütten. Es gab einige Dinge, über die er mit seinem Vater nicht sprechen konnte. Luke Skywalker erweckte vielleicht den Eindruck, als käme er mit seinem Kummer zurecht, aber Ben wusste es besser, und wenn er ihm sagte, was er wirklich dachte … dann würde sein Vater Jacen umbringen, davon war er überzeugt. Er würde durchdrehen. Jetzt musste Ben der Verantwortungsbewusste von ihnen sein.

Aber falls ich mich irre … würde ich Dad bloß noch mehr Leid zufügen.

Nichts von alldem passte zusammen.

Ich glaube nicht, dass Alema Mom getötet hat, Sith-Sphäre hin oder her. Ich glaub’s einfach nicht.

Woher wusste Jacen, wo er mich auf Kavan findet?

Woher wusste er, dass ich bei der Leiche meiner Mutter wache?

Schon damals, als ihn das Entsetzen, ihren Leichnam zu entdecken, beinahe gelähmt hatte, war Ben das seltsam vorgekommen. Doch selbst im Schock hatte er die Geistesgegenwart besessen, die Beweise am Tatort zu sichern, alles aufzuzeichnen, was er konnte, genau wie Captain Shevu es ihm beigebracht hatte. Jacen hatte sein Gedächtnis schon einmal gelöscht; Ben würde nicht zulassen, dass er die Geschichte ein weiteres Mal nach eigenem Gusto umschrieb.

Und das war meine erste, instinktive Reaktion. Selbst als ich Mom tot auffand … sagte etwas in mir, dass es von größter Wichtigkeit ist, die Augen aufzuhalten. Und darauf habe ich vertraut.

Jedi hätten gesagt, dass diese Gewissheit der Macht entsprang; Ordnungshüter wie Captain Shevu hätten behauptet, dass Bens Ermittlerausbildung zum Tragen gekommen war. So oder so, Ben hatte mehr Fragen als Antworten. Doch mit jedem verstreichenden Tag war er sich sicherer, dass Jacen, sein eigener Cousin, sein eigen Fleisch und Blut, seine Mutter tatsächlich ermordet hatte.

Er wartete.

Schließlich hörte er zwei Personen den Gang entlangkommen und hatte das ungute Gefühl, dass Luke womöglich im Vorbeigehen auf Leia gestoßen war und beschlossen hatte, sie zu begleiten. Als sich die Tür öffnete, waren es jedoch Leia und Jaina.

»Ben?« Leia hatte stets diesen beruhigenden Tonfall an sich, der besagte, dass alles unter Kontrolle war, selbst wenn das nicht stimmte. »Was ist los?«

»Ich habe einige schwierige Dinge zu bereden«, entgegnete er. »Du wirst mir dafür vielleicht nicht dankbar sein, aber ich kann sie nicht länger für mich behalten.«

Die Bemerkung war ausschließlich für Leia gedacht, und einen Moment lang widerstrebte es ihm, auch vor Jaina damit herauszuplatzen. Aber sie musste es hören.

»Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst«, sagte Leia. »Möchtest du, dass Jaina uns allein lässt?«

»Nein, nein. Solange sie nicht losstürmt und Dad davon erzählt, der denkt, dass ich mittlerweile über diese Jacen-Sache hinweg bin. Ich möchte nicht, dass er wieder anfängt, sich Sorgen zu machen.«

Jaina setzte sich neben ihn und beugte sich vor, als wäre sie bereit, ihn zu umarmen, falls er in Tränen ausbrach. »Ist schon in Ordnung. Ich werde kein Wort darüber verlieren, und Mom ist Diplomatin. Was ist denn so übel, dass du nicht mit Onkel Luke darüber reden kannst?«

Komm gleich zur Sache. Je länger er es hinauszögerte, desto schlimmer würde es werden. Ben bemühte sich, ruhig und rational zu klingen.

»Ich glaube nicht, dass Alema Rar meine Mutter ermordet hat«, sagte er. Die Worte hingen in der Luft, als könne er sie sehen. »Ich denke immer noch, dass es Jacen war.«

Leia stand einfach mit verschränkten Armen da, ohne zu reagieren. Jaina rutschte ein wenig auf ihrem Sitz herum. Wenn überhaupt, wirkten sie … verlegen. Er wartete in quälendem Schweigen.

»Was bringt dich auf diesen Gedanken?«, fragte Leia schließlich.

»Ich werde dabei nicht auf meine Gefühle vertrauen«, meinte Ben. »Selbst wenn ich genau so empfinde. Nein, ich berufe mich dabei auf Dinge, die einfach keinen Sinn ergeben. Wisst ihr, wonach die Polizei bei solchen Verbrechen sucht? Captain Shevu hat es mir beigebracht. Nach Motiven, nach der Durchführung, nach Gelegenheiten. Und Familie scheint Jacen nicht viel zu bedeuten. Denk bloß an das, was er dir und Onkel Han angetan hat.« Ben erinnerte sich an Jainas plötzlichen Austritt aus dem Militär der Galaktischen Allianz. »Und dir, Jaina. Denk daran, was er dir antun wollte.«

»Ich weiß, dass Jacen einige schreckliche Dinge getan hat, aber lass uns das Ganze eins nach dem anderen durchgehen«, schlug Leia vor. »Du hast ihn dieser Tat schon einmal beschuldigt, aber wir sind in letzter Zeit alle ziemlich durcheinander. Warum nagt das noch immer an dir?«

»Wegen der Art und Weise, wie er mich auf Kavan gefunden hat.«

»Er versteht sich gut darauf, Leute in der Macht zu finden, Ben.«

»Ich habe mich versteckt. Mich in der Macht verborgen. Er ist nicht der einzige Jedi, der dazu in der Lage ist – er hat mir beigebracht, wie man das macht, und ich hab’s Mom beigebracht. Ich habe sogar Dad gezeigt, wie es geht, und er wird euch bestätigen – sobald man sich ausblendet, hätte es nicht einmal Meister Unglaublich-Superklug Jacen möglich sein dürfen, mich zu finden. Und trotzdem ist er in einem Tunnel auf einem verlassenen Planeten irgendwo im Nirgendwo geradewegs auf mich zumarschiert. Das war kein Glück, und er hat mich nicht in der Macht gespürt. Er wusste, wo ich bin. Und dann ist da noch die Sith-Meditationssphäre, die Lumiya hatte.«

Er hatte all das die ganze Zeit über für sich behalten. Je länger man ein Geheimnis hütet, desto schwieriger wird es, es preiszugeben. Hätte er damals doch bloß nicht auf Jacen gehört und Dad von dem Ding erzählt. Hätte er doch bloß … dann wäre Mom vielleicht noch am Leben gewesen.

Ben würde es nie erfahren.

»Was ist mit der Sphäre?«, fragte Jaina.

»Ich habe sie auf Ziost entdeckt. Ich überließ sie Jacen, als ich damit auf der Anakin Solo eintraf. Als ich sie das nächste Mal sah, steuerte sie Lumiya.«

Leia holte ein wenig Luft. »Lumiya war immer sehr bewandert darin, sich zu nehmen, was sie wollte.«

»Die Besatzung der Anakin Solo ist vielleicht nicht sonderlich gut darin, Eindringlinge aufzuhalten, Tante Leia, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Lumiya dort einfach so herumspaziert ist und die Sphäre gestohlen hat, ohne dass irgendjemand etwas davon mitbekam.«

»In Ordnung, heften wir das alles fürs Erste unter ungeklärt ab. Wie steht’s mit einem Motiv?«

Jaina schien den Atem anzuhalten. Leia schaute einen Moment lang weg, als würde sie die Beweise abwägen. Viele Schlüsse konnte man daraus nicht ziehen – noch nicht.

»Wie wär’s damit, dass Mara ihm im Weg war wie jeder gute Jedi?«, sagte Jaina säuerlich.

»Nein, lass uns hören, wie Ben die Sache sieht.«

Dieser spekulierte jetzt. »Ich habe viel Zeit damit verbracht, Mom von all den Dingen zu erzählen, die ich für Jacen tun sollte, als ich noch zur Garde gehörte, und ich konnte ihr ansehen, dass sie das verrückt gemacht hat. Ich bin mir sicher, dass sie ihn deswegen zur Rede gestellt hat.«

»In Ordnung, dann ist das vielleicht das Motiv. Sehen wir uns jetzt die Durchführung an.«

»Bloß ein wirklich fähiger Jedi hätte Mom niederstrecken können. Seht euch nur an, wozu Jacen imstande ist.«

»Aber Gift? Das ist Alemas Markenzeichen.«

»Daher ist es naheliegend, es zu benutzen, um den Verdacht auf jemand anderen zu lenken, oder nicht?«

»Schatz, Alema hatte die Sphäre. Sie steckte mit Lumiya unter einer Decke. Das wissen wir. Und ich bin sicher, Captain Shevu würde mir zustimmen, dass die Leute für gewöhnlich bei einer Mordmethode bleiben, auf die sie sich gut verstehen. Alema hat das letzte Jahr mit dem Versuch verbracht, so viele von uns zu töten, wie sie nur konnte.«

»Okay, Alema war verrückt, aber sie hatte keinen Grund, Mom zu ermorden. Es ging ihr immer nur um dich und Onkel Han.« Ben schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie es war, weil sie dann vor Jag damit geprahlt hätte. Sie hätte gewollt, dass wir wissen, dass sie dahintersteckt, um uns allen wehzutun – um dir wehzutun. Und dann wäre da noch die Gelegenheit. Sie war in der Gegend, ja, aber wir wissen auch mit Gewissheit, dass sich Jacen zu der Zeit, als es passierte, ebenfalls im Hapes-System aufhielt.«

Leia sah wirklich aus, als würde sie ernsthaft darüber nachdenken. Sie hatte weder mit den Augen gerollt noch ihm gesagt, dass er albern war, ja, sie versuchte nicht einmal, Jacen zu verteidigen. Angesichts dessen, was Jacen ihr, seiner eigenen Mutter, angetan hatte, war das allerdings keine große Überraschung.

»Nun, all das entlastet ihn nicht«, sagte sie schließlich. »Aber es ist auch nicht annähernd genug, um ihn vor einen Richter zu stellen, oder? Er könnte in der Absicht im Hapes-System gewesen sein, Allana zu entführen.«

Das war ein gutes Alibi. Jacen kann keinen Mord begangen haben, weil er zu sehr damit beschäftigt war, eine Entführung zu planen, Euer Ehren. Ben bemühte sich um einen vernünftigen Ton. »Tante Leia, was glaubst du, warum Mom ihre körperliche Gestalt so lange beibehalten hat? Was glaubst du, warum sich ihr Leichnam ausgerechnet in dem Moment aufgelöst hat, als Jacen bei ihrer Bestattung auftauchte? Glaubst du nicht, dass die Macht uns damit etwas sagen will? Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken. Ich habe mir wochenlang alles wieder und wieder durch den Kopf gehen lassen. Ich habe es nicht gewagt, mit Dad darüber zu sprechen. Aber es macht mich verrückt.«

Leia trat einige Schritte vor und kniete vor ihm nieder, um ihre Hände auf seine Knie zu legen. »Ben, du hast gesagt, du hättest am Tatort alles aufgezeichnet, was du konntest.«

»Ja, weil das keiner aus meinem Gedächtnis löschen oder mir einreden kann, ich hätte es mir bloß eingebildet …«

»Hast du in den Aufzeichnungen irgendetwas gefunden?«

Ben blieb standhaft. Er war sich sicher, dass da etwas war, und das mit jedem Tag mehr. »Noch nicht.«

»In Ordnung.«

»Ich werde herausfinden, was genau passiert ist, Tante Leia. Das muss ich tun, und ich werde es nach den Vorschriften machen, weil ich mir absolut sicher sein muss, was die Wahrheit ist, da ich andernfalls nicht in der Lage bin, damit zu leben.«

»Was, wenn du Beweise dafür findest, dass es nicht Jacen war?«, fragte Jaina. »Wirst du akzeptieren, was die nachweisbaren Fakten dir sagen?«

Ben hatte sich dazu entschieden, den rationalen, legalen Weg zu wählen, seiner Intuition und seinen Machtsinnen zu folgen. »Ich will niemanden zu Unrecht beschuldigen. Wie auch immer ich Jacen wegen der anderen Dinge gegenüberstehen mag, die er mir angetan hat, habe ich dennoch nicht vor, ihm irgendetwas anzuhängen, wenn das bedeutet, dass Moms richtiger Mörder weiterhin frei herumläuft. Und falls es tatsächlich Alema war – dann gut. Am Ende läuft es auf dasselbe hinaus.«

Jaina sah ihm einige lange Sekunden ins Gesicht und lächelte dann traurig. Dank Leia, die immer noch vor ihm kniete und denselben sorgenvollen Ausdruck zur Schau stellte, fühlte sich Ben von ihrer nachsichtigen Skepsis in die Enge getrieben. Vielleicht machten sie sich über ihn lustig. Nun, das spielte keine Rolle. Er hatte seine Bedenken vorgetragen und würde Beweise dafür finden, weil er mit seinem Leben nicht eher weitermachen konnte, bis er ein paar Antworten bekommen hatte.

Und er würde mit seinem Leben weitermachen. Als Jori Lekauf getötet worden war, um ihn zu retten, und Ben in Schuldgefühlen ertrank, hatte Mara ihm gesagt, dass der beste Weg, dieses Opfer zu ehren, darin bestand, ein gutes Leben zu führen, alles zur Gänze auszukosten und ein so wertvolles Geschenk nicht einfach zu vergeuden.

Er würde es für seine Mutter tun. Er würde für sie leben.

BASTION, IMPERIALE RESTWELTEN: RESIDENZ VON ADMIRAL PELLAEON

Gilad Pellaeon, der auch in seinen Neunzigern noch kerngesund war und keine Absicht hatte, der Senilität anheimzufallen, spielte auf dem Rasen mit Theed-Wurfringen, als sein Adjutant forschen Schrittes den ummauerten Garten betrat.

Der Admiral wandte seinen Blick nicht von seinem Ziel ab – einem kurzen, wie die Blütenspitze einer Cezith-Wasserlilie geformten Pfosten, von dem in dem flachen Zierteich ein Dutzend verteilt standen –, doch was er aus den Augenwinkeln heraus sah, zeugte von einiger Dringlichkeit.

»Ja, Vitor?« Pellaeon hielt den Wurfring zwischen Daumen und Zeigefinger, während das Gewicht des Rings auf seiner Handfläche ruhte. »Ich hoffe, Sie haben es so eilig, weil Sie mir mitteilen möchten, dass der Koch Jacen Solos Eingeweide in die Finger bekommen hat und sie fürs Abendessen zubereitet.«

»Nicht ganz, Admiral.«

»Das Leben ist voller Enttäuschungen.«

»Ein Militärattaché der Galaktischen Allianz ist hier, um Sie zu sehen.« Vitor Reige hatte Pellaeon im Yuuzhan-Vong-Krieg das Leben gerettet, und nun schützte er ihn vor allen ähnlich lästigen Besuchern, was heutzutage auch auf jeden von der GA zutraf. »Soll ich ihn fortschicken?«

»Erinnern Sie ihn daran, dass er vorab einen Termin machen sollte, wenn er eine Audienz wünscht, anstatt einfach vorbeizukommen und mich zu bedrängen wie irgendein Vertreter, der einem an der Tür etwas aufschwatzen will.«

»Ich denke, damit hat er schon gerechnet. Er gab mir diese Nachricht.«

Reige raschelte mit etwas. Pellaeon drehte den Kopf, um das sorgfältig versiegelte, blassblaue, von Hand beschriebene Flimsiquadrat zu mustern. Vermutlich handelte es sich um eine Beschwichtigung dieses arroganten kleinen Volksverhetzers Solo oder einem seiner Handlanger, um irgendeine Einladung oder eine andere Fingerübung in Öffentlichkeitsarbeit, um seine Militärregierung seriöser erscheinen zu lassen. Pellaeon konzentrierte sich von Neuem auf die Lilie und warf den Ring mit geübter Hand; dieser glitt geschickt über die Spitze und kam an der Basis des Pfostens zu liegen.

»Öffnen Sie die Nachricht für mich«, sagte er und nahm einen weiteren Wurfring zur Hand. »Wenn Sie glauben, ihr Inhalt könnte meinen Blutdruck in die Höhe treiben, werfen Sie sie in den Müll. Falls nicht … kann die Angelegenheit trotzdem warten, bis ich meine Partie zu Ende gespielt habe.«

Theed-Ringwurf war ein Spiel, das einen Geduld und Konzentration lehrte; überdies war es eine Übung in Fingerfertigkeit. Man spielte es stets auf Wasser; unachtsame Würfe bedeuteten, dass man mit der Hand im Teich herumfischte, um den Wurfring wiederzubeschaffen. Einige behaupteten, einst hätte man es mit fleischfressenden Fischen im Wasser gespielt, und dass das Spiel als Jagdmethode auf Naboo seinen Anfang genommen hatte, doch Pellaeon hatte bereits genügend Raubtiere in seinem Leben, ohne die Sache durch derlei Finessen noch »reizvoller« zu machen. Er zog es vor, dass das Gefährlichste, das ihm passieren konnte, wenn er das Ziel verfehlte, ein feuchter Ärmel war.

»Nun?« Pellaeon nahm ein schwierigeres Ziel ins Visier: den Pfosten rechts hinten, der eine Rauf-und-drüber-Technik erforderte, um die Mittelreihe zu überwinden. »Beschert mir diese Mitteilung ein Aneurysma, oder löst sie bloß brodelnden Zorn aus?«

»Ich glaube wirklich, Sie sollten die Nachricht persönlich lesen, Sir«, meinte Reige. »Und wenn auch nur des Überraschungseffekts wegen.« Er streckte ihm das auseinandergefaltete Blatt mit einem verwirrten Lächeln entgegen, und Pellaeon nahm es. »Ihr werdet verärgert sein, denke ich.«

Die Notiz war von Hand geschrieben oder zumindest so gestaltet, den Anschein zu erwecken. Und es war tatsächlich eine Einladung, wenn auch nicht ganz die, die er erwartet hatte.

Die vereinigten Staatschefs der Galaktischen Allianz ersuchen ergeben um eine Zusammenkunft zur Erörterung eines Beistandsabkommens mit den Imperialen Restwelten, um die GA-Flotte im Gegenzug für bedeutende Zuwendungen durch die Streitkräfte der Restwelten zu verstärken.

Über Jacens Unterschrift prangte ein durchscheinendes grünes amtliches Siegel. Es gab keinen Hinweis darauf, dass Admiralin Niathal dieses Dokument zu Gesicht bekommen hatte; eine Mon Cal war klug genug, einem kleinen Despoten wie Solo nicht offiziell den Rücken zu stärken, oder vielleicht hatte sie mit der Angelegenheit auch gar nichts zu schaffen. Dann jedoch verfolgte Niathal ihre eigenen Pläne, bei denen Jacen mit nahezu annähernder Gewissheit nicht als geschätzter Mitstreiter auf Lebenszeit mit von der Partie war.

Der Rotzlöffel. Pellaeon hatte es vorgezogen, abzudanken, anstatt dazu gezwungen zu sein, mit Solo zusammenzuarbeiten. Zu Beginn war das Ganze nichts Persönliches gewesen; Pellaeon war schlichtweg gegen die Schaffung einer autonomen, etwas außerhalb der Befehlskette stehenden, ziemlich zwielichtigen Geheimpolizei gewesen, die dann auch noch dem Befehl von jemandem unterstellt wurde, der noch nie in seinem Leben eine Uniform getragen hatte. Die Abneigung – die sich mittlerweile zu ausgeprägtem Abscheu ausgewachsen hatte – hatte sich erst später eingestellt, allein dadurch geschürt, dass er sich die Holonachrichten ansah und den Berichten des Militärgeheimdiensts lauschte.

Abgedankt. Nein, ich wurde aus dem Amt gedrängt. Und das habe ich nicht vergessen.

»Nein, Jacen, du darfst nicht mit meinen Schiffen spielen«, schnaubte er. »Und erkaufen kannst du sie dir auch nicht.« Er knüllte die Nachricht mit der Hand zusammen, fühlte, wie das fragile Siegel zerbrach, und warf den Flimsiball zu Reige zurück. »Ich sehe keinen Nutzen darin, ein Regime zu unterstützen, das gegenwärtig in keiner Weise unsere Interessen vertritt.«

»Dann bringe ich dies dem Gesandten am besten so zurück, wie es ist, oder, Sir?«, meinte Reige und neigte leicht den Kopf, um darüber nachzusinnen. »Ich denke, das ist aussagekräftig genug.«

»Eine Geste sagt mehr als tausend Worte, nicht wahr?«

Reige marschierte lautlos den heckengesäumten Pfad entlang, um dem Attaché die Absage zu überbringen. Ein guter Mann; so loyal wie ein Sohn. Pellaeon hatte lange gemutmaßt, dass er es tatsächlich war – diese Möglichkeit war durchaus gegeben –, doch es widerstrebte ihm, nach Bestätigung zu suchen und enttäuscht zu werden, da er Mynar fürchterlich vermisste. Es war schrecklich, nicht anerkennen zu können, dass Mynar sein Sohn gewesen war; Pellaeon hatte das Gefühl, dass Mynar ihn selbst im Tode abgelehnt hatte. Er wollte nicht, dass noch mehr seiner Hoffnungen zerschlagen wurden und hatte großzügige Vorsorge für Reiges Zukunft getroffen.

Gleichwohl, falls niemand Meister Solos Bestrebungen Einhalt gebot, würde Reiges Zukunft und die von jedermann sonst überaus trostlos ausfallen. Es stimmte nicht ganz, dass die GA keinen Einfluss auf das Imperium hatte. Einigen Dingen konnte man nicht entgehen noch durfte man sie ignorieren, ganz gleich wie weit entfernt.

Vielleicht war ich ein Narr, nicht schon früher abgedankt zu haben, aber ich bin noch nicht tot. Ich habe immer noch einigen Kampfeswillen in mir, und ich will lieber hängen, als mich den Launen eines Soldat spielenden Zivilisten zu beugen. Dass seine Tante getötet wurde, ist eine Schande – am Ende hätte sie mit ihm die Geduld verloren, und dann hätte er eine ordentliche Abreibung kassiert … oh ja.

Pellaeon warf den letzten der Wurfringe und genoss insgeheim die Vorstellung, das Spiel auf Naboo-Art zu spielen, mit einem Schwarm aggressiver Blembies, die durchs Wasser kreuzten, während Jacen Solo die Fehlwürfe aus dem Teich fischen musste.

Er war definitiv noch nicht tot.

STAATSCHEFSBÜRO, SENATSGEBÄUDE, CORUSCANT: ZWEI TAGE NACH DER RÜCKKEHR DER ANAKIN SOLO

Darth Caedus betrachtete die zusammengeknüllte Nachricht in der Ablage und fragte sich, was Pellaeon wohl über ihn dachte. An sich spielte das keine Rolle, aber er war neugierig.

»Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt«, sagte er. »Was glaubst du, Tahiri?«

Sie musterte die Notiz und zuckte mit den Schultern. Er fragte sich, ob sie versuchte, irgendetwas von dem Flimsibogen aufzufangen, einen Hinweis auf Pellaeons Geisteszustand vielleicht.

»Ich denke, da sprichst du mit der falschen Person«, entgegnete Tahiri. »Du brauchst die Rückendeckung der Moffs, nicht Pellaeons. Er ist der Letzte, der dir helfen würde.«

Caedus fand, dass es dabei eher um Rückversicherung als um Unterstützung ging, da er eigentlich nicht das Gefühl hatte, tatsächlich im Zugzwang zu sein; die Konföderation mochte ihnen zahlenmäßig ebenbürtig sein, doch häufig waren Zahlen nicht gleichbedeutend mit Kampfkraft. Dennoch hegte er die Absicht, den Krieg zu einem schnellen Ende zu führen; er würde nicht auf Zehenspitzen an irgendeiner Status-quo-Linie herumtänzeln, und aus diesem Grund musste er ihre Truppenstärke steigern. Die Imperialen Restwelten verfügten nicht bloß über die nötigen Schiffe und Waffen, sondern ebenso – und das war noch bedeutender – über die Doktrin und das leistungsfähige Personal, um ihre Mittel wirkungsvoll einzusetzen. Zu einem Gutteil waren die Restwelten das Vermächtnis seines Großvaters. Man sagte, dass die Stoßtruppen der Restwelten genauso überragend waren wie Vaders 501ste, und diese Effizienz war es, die er in seiner Schlachtordnung brauchte.

Das einzige Hindernis war Pellaeon, der inzwischen zu alt war, um sich dem Wind der Veränderung zu beugen. Einst war er ein großer Admiral gewesen, doch obwohl er abgedankt hatte – ob nun freiwillig oder nicht –, war er immer noch ein Sperrstein. Natürlich setzten sich Admiräle nie wirklich zur Ruhe. Es bestand stets die Möglichkeit, dass sie wieder einberufen wurden. Vielleicht wartete Pellaeon noch immer darauf, dass seine Zeit kam.

»Tahiri, um die Moffs dazu zu bringen, mir den Rücken zu stärken, muss sich Pellaeon für mich einsetzen«, stellte Caedus fest. »Dabei geht es nicht nur darum, dass er das Staatsoberhaupt von Bastion ist. Ich kann Staatsdiener umgehen, wenn ich muss, aber der alte Knabe ist nach wie vor sehr aktiv, und er hat enormen Einfluss auf die Moffs. Wenn der Preis stimmt, werden sie ihre Streitkräfte der GA unterstellen, aber nicht, solange sich Pellaeon dagegen ausspricht.«

»Und tut er das? Ich könnte immerhin verstehen, wenn er dir nicht übermäßig vertraut.«

»Nun, ich bin nicht gerade sein Liebling, und ich nehme an, auf seine steife, unnachgiebige Art betrachtet er Niathal als Hochverräterin. Aber das ist keine generelle Ablehnung, glaube ich … bloß eine Geste. Ich denke, er will umworben werden.«

Tahiris Verstand arbeitete sichtlich. »Und was ist der richtige Anreiz für einen Moff, der alles hat?«

»Noch mehr, Tahiri. Mehr. Jeder will mehr.«

»Aber wovon genau mehr?«

»Territorium.«

»Muss schon eine ziemliche Plackerei sein, Liegeplätze für diese ganzen Sternenzerstörer zu finden, oder, Jacen?«

Caedus musste zugeben, dass sie zuweilen unterhaltsamer war als Ben, auch wenn er es nicht mochte, Jacen genannt zu werden. »Um ehrlich zu sein, dachte ich an Bilbringi oder Borleias. Vielleicht beide, wenn’s sein muss. Schiffswerften und Banken. Ich glaube, das wird den Moffs gefallen … falls ich Pellaeon zur Vernunft bringen kann.«

Tahiri erkundigte sich nicht danach, ob die betreffenden Planeten vorab darüber unterrichtet worden waren, dass sie zu Verhandlungsdruckmitteln werden sollten, und Caedus war sich nicht sicher, ob sie einfach nicht politisch dachte oder es schlichtweg als Tatsache hinnahm, dass er seine Pläne so oder so umsetzen würde, mit oder ohne ihre Einwilligung. »Er ist Pragmatiker«, sagte sie. »Und er will das Beste für sein kleines Imperium.«

»Seine Ehre ist ihm noch wichtiger.« Caedus lächelte und streckte die Hand nach einem Stapel Datapads aus. Es gab noch einige andere Themen, die ihm gegenwärtig Sorge bereiteten. »Aber ich denke, er braucht Zeit, darüber nachzudenken, und vielleicht sollte ihm überdies jemand einen Besuch abstatten, der sehr überzeugend sein kann. Vorzugsweise jemand in schicken Kleidern und hübschen Schuhen, Tahiri.«

Sie warf ihm einen scheelen Blick zu. »Du willst, dass ich ihn aufsuche?«

»Ich hoffe, bei dieser Angelegenheit wirst du mehr Erfolg haben als bei der letzten.«

»Ich habe mein Bestes getan, Jacen.«

»Dennoch kannst du die Jedi-Basis nicht finden.«

»Und du offensichtlich auch nicht …«

»Zeig mir, dass du imstande bist, eine Mission zu Ende zu bringen. Sprich mit Pellaeon.«

»Er wollte den Militärattaché nicht empfangen. Warum denkst du, dass er bereit ist, sich mit mir zu treffen?«

»Pellaeon ist ein Gentleman, Tahiri. Er wird dich empfangen. Nicht bloß, weil du attraktiv und charmant bist, sondern weil irgendwer die Moffs über die Art des Geschäfts unterrichten wird, das wir ihm anbieten, sodass sie ihm Fragen stellen werden, die zu beantworten er sich verpflichtet fühlt.« Caedus hatte sein Netz bereits gesponnen; diese Information durch die inoffiziellen Kanäle zu verbreiten, ging schnell und problemlos, doch Pellaeon musste das Gefühl haben, dass das Ganze auf seinem Mist gewachsen war. Es brachte nichts, den Mann zu drängen. Dieses corellianische Blut machte ihn sehr eigenwillig. »Imperiale brauchen nun mal ein Imperium, weißt du. Es liegt in ihrer Natur. Wie könnte er das ablehnen?«

»Warum nimmst du nicht Kontakt zu ihm auf und unterbreitest ihm das Angebot rundheraus? Selbst wenn er dich hasst, wüsste er diese Direktheit gewiss zu schätzen.«

»Mit dem Brief habe ich lediglich ausgetestet, woher der Wind weht. Jetzt, wo ich weiß, wie ablehnend er ist, gehe ich zu Plan B über und begeistere die Moffs für zwei glänzende neue Errungenschaften, und im Zuge eines behutsamen Osmoseprozesses – beschleunigt durch deinen Charme – wird er schließlich einwilligen, ohne dass er den Eindruck hat, ich hätte ihn für meine Zwecke eingespannt, nachdem ich bereits seine lange und ruhmreiche Karriere früher beendet habe, als ihm lieb war.«

Tahiri lehnte sich auf der Tischkante nach hinten und ließ ihren Blick über die Luftstraßen schweifen, die von blinkenden Gleiterlichtern markiert wurden. »Du planst jeden möglichen Schritt, nicht wahr?«

»Zumindest rate ich nicht herum«, sagte Caedus. »So, wie die Dinge liegen, gibt es zu viele unsichere Elemente – von denen sich jetzt gerade einige zeigen.« Er nahm das erste Datapad vom Stapel auf. Unsichere Elemente, in der Tat: Geheimdienstberichte bestätigten, dass Corellia eine Bestellung für den Bes’uliik-Jäger der Mandalorianer aufgegeben hatten. Er war schneller als ein X-Flügler, mit nahezu undurchdringlichem mandalorianischem Eisen – Beskar – gepanzert und für jedermann käuflich zu erwerben, der über die erforderlichen Credits verfügte. Das war eine jener destabilisierenden Sachen, die den Verlauf von Kriegen veränderten. Fett war ein raffinierter Bursche; Caedus hatte darauf gewartet, zu sehen, wie seine Rache für die Ermordung seiner Tochter ausfallen würde, doch dabei hatte er an schlichte, tödliche Gewalt gedacht, an persönliche Vergeltung; nun zeigte sich, dass der alte Söldner ein viel, viel langwierigeres und zerstörerischeres Spiel spielte. »Geh jetzt, Tahiri. Komm zu mir zurück, sobald du einen Zeitplan und eine Strategie ausgearbeitet hast, wie du eine Audienz mit Admiral Pellaeon bekommst und ihn dazu bringst, sich unserer Seite anzuschließen.«

Caedus würde etwas wegen der Bes’uliik unternehmen müssen. Das Einfachste war, ein Geschwader für die GA zu kaufen, selbst wenn ihn das gewaltig wurmte. Doch wenn Fett auf Zeit spielen konnte, konnte er das ebenfalls; der Jäger war ein Gemeinschaftsprojekt mit den Verpinen von Roche, Bestandteil eines vorteilhaften Beistandsabkommens zwischen Keldabe und den Verpinen-Kolonien. Caedus setzte die Verpinen auf seine Liste der Lebewesen, die es später »auf Kurs« zu bringen galt. Fürs Erste würde er sich außerdem von Mandalore fernhalten. Es gab dringendere Angelegenheiten, um die er sich kümmern musste.

Fondor war nach wie vor ein Hauptärgernis, da in den Orbitalwerften des Planeten noch immer Kriegsschiffe für die Konföderation produziert wurden. Fondor war eine beständige Bedrohung, lag ganz in der Nähe der reichen Mineralvorkommen eines Asteroidengürtels und baute Sternenzerstörer. Man durfte nicht zulassen, dass solcherlei Vorzüge in feindlichen Händen blieben.

Deshalb würde er sich als Nächstes Fondors annehmen. Er nahm sein Komlink zur Hand und gab den Code seiner engsten und lästigsten »Kollegin« ein: von Admiralin Cha Niathal, Mit-Staatschefin der GA.

In letzter Zeit traf er sich nicht von Angesicht zu Angesicht mit Admirälen.

»Admiralin«, sagte er heiter. »Wir müssen wirklich etwas wegen Fondor unternehmen …«

2. Kapitel

Vielen Dank für Ihre kürzlich erfolgte Zahlung. Die bislang ungeklärte Hinterlassenschaft des verstorbenen Hidu Rezodar wurde daraufhin vom Amt für Nachlass- und Testamentsverwaltung freigegeben, und Sie können sich die Gegenstände in den kommenden zehn Tagen jederzeit abholen. Nun, da das Anspruchsverfahren eingeleitet wurde, wird jeder Gegenstand, der innerhalb dieser Frist nicht abgeholt wird, vom Staat Phaeda versteigert, wodurch Sie jedes Anrecht darauf verlieren. Alle Steuern oder Abgaben, die für die betreffenden Gegenstände anfallen, müssen vor dem Verlassen des Planeten entrichtet werden.

– Nachricht des phaedanischen Schatzamtes an Boba Fett, Mand’alor, Al’Ori’Ramikade – Führer der mandalorianischen Clans, Befehlshaber der Superkommandos

BRALSIN, NAHE KELDABE, MANDALORE

Der verwitterte Helm von Fenn Shysa stand noch immer auf der Granitsäule auf der Lichtung, von einem Durastahlbolzen felsenfest an Ort und Stelle gehalten.

Bloß Tiere oder Stürme kamen infrage, den Helm von seinem Sockel zu lösen; niemand sonst würde auf den Gedanken kommen, das Heiligste eines geliebten Mandalore zu stehlen. Selbst den Versuch der Yuuzhan Vong, den Planeten zu verwüsten, hatte er überdauert. Shysa wurde verehrt.

»Ist eine ganze Weile her, Shysa.« Abgesehen von seinem Vater, gehörte es nicht zu Boba Fetts Angewohnheiten, mit Toten zu reden. Es war das erste Mal, dass er diesem Ort einen Besuch abstattete. »Du bist deinen Weg gegangen.«

Einst war der Helm von leuchtendem Grün gewesen, mit einem roten T-Profil, doch nun war die Farbe zu brauneren Tönen abgestumpft, und die Kratzer und Beulen des Kampfes traten deutlicher hervor. Die Gedenkstätte war der Ersatz für ein angemessenes Mandalorianergrab; Shysas Leichnam befand sich nach wie vor im Quence-Sektor, wo Fett ihn zurückgelassen hatte. Der Helm war das Einzige, was er mit zurückgebracht hatte. Für einen beliebten Anführer war dies ein angemessenes Ehrenmal, mit dem man seiner auf dieselbe Weise gedachte wie jedem gewöhnlichen Mandalorianer. Lediglich der Mand’alor, das Staatsoberhaupt eines staatenlosen Volkes, wurde begraben. Fest angelegte Friedhöfe gehörten nicht zur Tradition ihrer nomadischen Kriegerkultur.

Wo werden sie mich beisetzen? Falls ich dabei ein Wörtchen mitzureden habe, wenn das Ende schließlich kommt, würde ich den Autopiloten der Sklave I einfach auf den Äußeren Rand einstellen und weiterfliegen.

Lange Zeit war Fett ein schlechter Mand’alor gewesen, ohne Wissen über die Traditionen seines eigenen Volkes. Seine diesbezüglichen Lektionen hatte ihn seine neu gewonnene Enkelin Mirta gelehrt, ob er wollte oder nicht. Mirta bestand darauf, ihn Ba’buir – Großvater – zu nennen, und ermutigte ihn dazu, sein Vermächtnis anzunehmen. Das Verhältnis zwischen ihnen beiden war … lauwarm. Das war eine gewaltige Verbesserung. Zu Anfang wollten sie einander töten.

Er blickte Shysas Helm an und ließ seine Gedanken in die Vergangenheit schweifen. Du verrückter Barve. War ich das Ganze wert? »Du würdest wohl bloß sagen: Ich hab’s dir doch gesagt. Also spar dir die Mühe …«

»Ich kann nicht länger auf dich warten.«

Die Stimme, die unvermittelt über die Audioverbindung in seinem Helm drang, schreckte ihn auf, aber es war bloß Mirta. Sie brannte darauf, sich auf den Weg nach Phaeda zu machen.

»Du wirst warten«, sagte er. »Du hast drei Monate gewartet. Dann kannst du auch noch zehn Minuten länger warten.«

Fett tippte in einem Abschiedssalut an Shysa mit zwei Fingern gegen seinen Helm und schwang sich wieder auf den Düsenschlitten.

Wenn du bloß an dich selbst denkst, bist du kein Mann.

Das war so ziemlich das Letzte gewesen, das Shysa zu ihm gesagt hatte, bevor er starb.

Fett machte sich auf den Weg zu Goran Beviins Farm, die über dem silbernen Band eines Nebenflusses thronte, der in den Kelita-Fluss floss. Die Landschaft veränderte sich. Seit seiner ursprünglichen Rückkehr auf diesen Planeten, der sich seinerzeit ins Leben zurückmühte, nachdem die Yuuzhan Vong ihr Bestes getan hatten, alles zu vernichten, hatten die überall in der Galaxis verstreuten Mandalorianer begonnen, nach Hause zu kommen, erst Tausende von ihnen, dann Hunderttausende und noch mehr. Das Land erholte sich. In Gebieten, die von den vongese ausgedörrt und verseucht worden waren, wurde wieder Landwirtschaft betrieben. Das verschaffte ihm ein gutes Gefühl. Die Mando’ade stellten ihre trotzige Ader zur Schau, indem sie lieber alten Farmen zu neuer Blüte verhalfen, anstatt sich neues, leichter zu bestellendes Land zu suchen.

Nein, die Krabbenbengel – wie Beviin die Yuuzhan Vong noch immer nannte – hatten nicht gewonnen.

Mirta war ein hartnäckiges Mädchen. »Ba’buir, willst du, dass ich die Triebwerke starte?«

»Nein.«

»Bist du in Ordnung?«

»Ist Goran da?« Sie brauchte nicht zu wissen, wie er sich in diesem Moment fühlte. Er war sich darüber nicht einmal selbst im Klaren, abgesehen von einem schrecklichen Schuldbewusstsein. »Hat er den Raum vorbereitet?«

»Natürlich. Goran hat dich noch nie im Stich gelassen.«

Das stimmte. »Hat sich Beluine über seine Unterkunft beschwert?«

»Ja, aber …«

»Dann sollte ihm besser jemand sagen, dass das Oyu’baat das Beste ist, was Keldabe an Unterbringung zu bieten hat.«

»Du bist Hellseher, Ba’buir.«

Das war Fett nicht, aber er kannte seinen Privatarzt gut genug, um sich ausmalen zu können, dass Beluine fand, ein Zimmer im rustikalen Oyu’baat-Tapcafé sei für einen noblen Arzt von Coruscant nicht gut genug. Ich bin der Kunde. Wenn sich der Herrscher von Mandalore mit einem klapprigen Farmnebengebäude mit entsetzlich schlichten Sanitäranlagen zufriedengeben konnte, dann war das Oyu’baat für Beluine absolut angemessen. Dort war es sauber und warm. Solange er nicht versuchte, mit den Gästen eine Partie Cu’bikad zu spielen, war er da gut aufgehoben.

»Sag ihm, dass man ihn jederzeit durch einen Medidroiden ersetzen kann«, meinte er.

Als Fett den Flitzer um die letzte Baumreihe herumsteuerte, konnte er Mirta an den Außenhüllenplatten am Heck der Sklave I lehnen sehen, die Arme vor der Brust verschränkt; neben ihr wartete Goran Beviin in seinem schiefergrauen Farmoverall.

»Tu nicht so, als würde dich die Sache kalt lassen«, sagte Beviin, als Fett mit der Fernbedienung an seinem Unterarm die Frachtluke öffnete und mit dem Düsenschlitten auf die Rampe fuhr. »Du hast sie vielleicht verlassen, aber sie ist immer noch deine Frau.«

Fett sicherte den Flitzer. »Exfrau.«

»Jedenfalls sind die Zimmer und Medidroiden bereit.«

Fett hatte nicht die Absicht, undankbar zu klingen. Beviin war ein guter Mann, derjenige, den Fett zu seinem Nachfolger erkoren hatte, falls irgendetwas schiefging – wie Tod, wie Krankheit, wie schlichtes hohes Alter –, und seit sie den Körper von Sintas Vel lokalisiert hatten, hatte er viel zu erledigen gehabt.

Fetts Frau war nicht tot.

Nachdem sie seit über dreißig Jahren vermisst wurde, wäre es leichter gewesen, zu akzeptieren, dass sie tot war. Es wäre leichter gewesen, mit ihrem Tod zurechtzukommen, als sie in Karbonit eingeschlossen zu finden, wie Abfall zwischen den vergessenen Besitztümern irgendeines toten Verbrechers verstaut, und sich dann darüber klar werden zu müssen, was er ihr sagen sollte.

Wie soll ich ihr sagen, dass unsere Tochter Ailyn tot ist?

Wie soll ich ihr all das erzählen, was passiert ist, seit sie vermisst wird? Dass sie eine Enkelin hat?

Zumindest konnte Mirta für sich selbst sprechen. Fett gab die Luke frei, und Mirta kletterte ins Cockpit, einen ramponierten Beutel über einer Schulter. Sie war Mitte zwanzig, selbst wenn ihr verwegenes Aussehen sie wie ein Kind wirken ließ, und das bedeutete, dass sie nicht sonderlich viel jünger war, als ihre Großmutter es sein musste, wenn sie wiederbelebt wurde.

Aber das weiß ich nicht mit Sicherheit. Sintas könnte jahrelang gefangen gehalten worden und erst kürzlich einkarboniert worden sein. Sie könnte jetzt etwa in meinem Alter sein. Damals war sie einige Jahre älter als ich …

So oder so, es würde ein sehr schwieriges Wiedersehen werden. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte er sie verletzt in einer Gasse zurückgelassen. Zu diesem schändlichen Abgang kam noch hinzu, dass er sie und ihr Baby im Stich gelassen hatte. Und jetzt würde der ganze Schmerz wieder an die Oberfläche brechen, all die Erinnerungen, die er so fest in seiner Vergangenheit eingeschlossen hatte, als hätte er sie mit Karbonit übergossen, damit er sich niemals wieder damit auseinandersetzen musste.

»Der Medidroide verfügt ebenfalls über eine vollständige psychiatrische Programmierung, Bob’ika«, meinte Beviin ruhig.

Normalerweise waren Leute, die aus dem Karbonit kamen, in schlechter Verfassung; das reichte von Blindheit und Orientierungslosigkeit bis hin zu vollkommenem und dauerhaftem Irrsinn. Dafür würde sie ihm nicht unbedingt dankbar sein. Und er wusste nur zu gut, wie bescheiden es um ihre Chancen bestellt war.

»Danke, Goran«, erwiderte Fett. »Richte Medrit meinen Dank aus.«

»Ah, wir haben immer Platz für Gäste. Kih’parjai. Nicht der Rede wert.«

»In Ordnung, kümmere dich um die Werkstatt, während ich fort bin.«

Vorläufig war der Krieg zwischen der Galaktischen Allianz und der Konföderation vergessen. Fett nahm im Pilotensessel Platz und wartete, bis er sah, dass Beviin sich ein gutes Stück von der Schubdüse entfernt hatte, ehe er die Armaturen betätigte und die Sklave I vibrierend zum Leben erwachte. Unter ihnen schmolz die nördliche Gegend von Mandalore zu einem Flickenteppich dahin, und der Himmel jenseits des Sichtfensters verdunkelte sich. Erst wurde er violett und dann schwarz, als sie schließlich die Atmosphäre verließen. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

»Was, wenn sie den Verstand verliert?«, fragte Mirta.

»Han Solo wurde ebenfalls einkarboniert und erfreut sich bester Gesundheit.«

»Ich werde mich um sie kümmern«, sagte sie.

»Ich kann sie sehr gut allein versorgen.«

»Du meinst, jemanden dafür bezahlen, sie zu versorgen.«

Also war Mirta heute in kampflustiger Stimmung. Das bedeutete, dass sie Angst hatte. Er verstand, warum, doch er hatte seine eigenen Probleme, mit denen er fertigwerden musste, wenn es darum ging, Sintas wieder zu begegnen.

Wie alt war ich, als ich mich aus dem Staub gemacht habe? Neunzehn? Und dann wird Mirta die Gründe dafür ausgraben wollen, warum ich gegangen bin. Das wird eine harte Nuss.

»Wie auch immer«, sagte er. »Man wird sich um sie kümmern.«

Fett wollte die Vergangenheit aus seinem Bewusstsein löschen. Er setzte manuell Kurs auf Phaeda, bloß um seine Hände beschäftigt zu halten, um nicht weiter nachdenken zu müssen und eine Unterhaltung mit Mirta zu vermeiden; er behielt in der Kabine sogar seinen Helm auf, in letzter Zeit sein Hinweis an sie, dass er nicht reden wollte. Ihrem prüfenden Blick zu entgehen, war hingegen nicht so einfach. Sie schien Lücken in Geschichten zu hassen, und ihrer Ansicht nach bestand die Geschichte von Fetts Leben aus wesentlich mehr Lücken als Inhalt.

»Wo bist du heute Morgen hingefahren?«, fragte sie.

Es ihr nicht zu erzählen, würde ihre Neugierde bloß noch mehr anfachen. Und vielleicht wollte er sich dem Verhör jetzt ja sogar unterziehen; vielleicht war es an der Zeit, dass sie es erfuhr, selbst wenn niemand sonst davon wusste; vielleicht … wollte er, dass sie besser von ihm dachte?

Fett zögerte. »Zu Shysas Gedenkstätte.«

»Warum?«

Los geht’s. »War noch nie da, seit er starb.«

»Dein Bruder sagte, du hast ihn entmachtet …«

Bruder? Bruder. Jaing, Jaing Skirata, dieser verfluchte, neunmalkluge Klon, der selbst nach all diesen Jahren noch unter ihnen weilte. »Er ist nicht mein Bruder. Wir besitzen bloß ein gemeinsames Genom – mehr oder weniger zumindest. Und ich habe ihm gesagt, dass er nicht weiß, was zwischen mir und Shysa vorgefallen ist.«

»Aber du bist zurückgekehrt und Shysa nicht.«

»Lange Geschichte.«

»Wir haben jede Menge Zeit. Was ist passiert?«

Der Gedanke daran versetzte Fett einen flüchtigen Stich des Bedauerns, wie so häufig. Die Erinnerung suchte ihn nicht heim, weil er getan hatte, was er tun musste, und die Alternative selbst an seinem Durastahlgewissen genagt hätte. Er rang mit sich, ob er es ihr erzählen sollte oder nicht, besorgt über seine Beweggründe, zu einem Zeitpunkt wie diesem eine weitere grimmige Episode aus seinem Leben wiederauferstehen zu lassen.

»Ich habe ihn umgebracht«, sagte Fett schließlich. »Ich habe Fenn Shysa umgebracht.«

FLOTTENHAUPTQUARTIER, GALACTIC CITY

Admiralin Cha Niathal konnte die Stimmung auf einem Schiff – oder in einer Militäreinrichtung – in dem Moment spüren, in dem sie an Bord kam. Und die Stimmung auf diesem hier war schockierte Furcht.

Es war unmöglich, einige Dinge unter Verschluss zu halten, und auf der Brücke der Anakin Solo einen Unteroffizier zu töten, war so schwierig zu verschweigen, wie es nur ging.

Das kann nicht wahr sein.

Gleichwohl, Kral Nevil, der Captain der Anakin, ein Quarren mit einem verlässlichen Ruf sowohl als Pilot als auch als Kommandant, war Zeuge der Tat gewesen. Und er war nicht der Einzige, der den Vorfall mit angesehen hatte; es war nicht bloß Klatsch, nicht der rasch fließende Fluss Tratsch, der in den Offiziersmessen und auf den Unterdecks der Flotte zirkulierte. Colonel Jacen Solo, Mit-Staatschef der Galaktischen Allianz, hatte Leutnant Tebut das Rückgrat gebrochen, ohne sie auch nur zu berühren, auf der Brücke seines Flaggschiffs, vor den Augen der Mannschaft. Der Grund dafür spielte keine Rolle. Die Ungeheuerlichkeit dieser Tat ließ jeden Grund irrelevant werden.

Die Neuigkeit war durchgesickert und würde sich wie ein Lauffeuer in der Flotte verbreiten. Selbst die unerschütterliche Loyalität der nach strengsten Kriterien ausgewählten Besatzung des Sternenzerstörers konnte nicht daran gehindert werden, über etwas derart Ernstes zu reden. Auch Tebut war loyal gewesen, würden sie einander versichern, und jetzt seht euch an, was ihr widerfahren ist.

Es war nur gut, dass Niathal vertrauenswürdige Zeugen hatte, denn ohne die hätte sie das Ganze als wilde Gerüchte abgetan. Während seines Aufstiegs zur Macht hatte Jacen viele schlimme Dinge getan, aber das hier war nicht einfach bloß schlimm. Es war irrsinnig.

Er hat den Verstand verloren. Er wird zum Größenwahnsinnigen. Was mache ich jetzt?

Sie marschierte durch die Korridore des Hauptquartiers in Richtung der Offiziersmesse. An jedem anderen Tag war die Atmosphäre im Gebäude selbst inmitten eines Krieges von Geschäftigkeit und Zielstrebigkeit geprägt; das geballte Brummen der Stimmen besaß eine bestimmte Tonlage. Wenn ein Schiff im Gefecht verloren ging, nahm die Lautstärke des Brummens ebenso ab wie die Tonhöhe, und die Trauer war spürbar, doch der Puls, der ureigene Herzschlag der Flotte, war immer noch da.

Heute war das Schlagen verstummt. Das ganze Gebäude schien den Atem anzuhalten, aus Furcht auszuatmen. Wenn Niathal an Personal vorbeikam, salutierten die Leute automatisch wie gewöhnlich, doch sie sahen sie mit einer Miene an, die sie nur zu gut zu deuten wusste: Was ist passiert? Warum kommt er mit dergleichen davon? Gewiss werden Sie jetzt etwas gegen ihn unternehmen?

Diese Blicke – stumme Appelle – waren quälend. Aber sie waren nicht so schlimm wie die, die besagten: Sie sind die Mit-Staatschefin. Sie lassenzu, dass er so etwas tut.

Niathal trat in das dumpfe Grollen der gedämpften Unterhaltungen in der Offiziersmesse der Stabsfeldwebel und traf auf eine Wand plötzlichen Schweigens. Dann rissen sich unverzüglich alle zusammen, um Haltung anzunehmen. Sie konnte den Schrecken schmecken.

»Rühren«, befahl sie und versuchte, sich zu verhalten, als würde sie die üblichen Admiralsrunden drehen, um Routineangelegenheiten wie Sauberkeit und Moral zu überprüfen. »Irgendwelche Beschwerden?«

»Nein, Ma’am.« Es war ein Chor von Stimmen. Falls irgendjemand die offensichtlichste Sorge zur Sprache gebracht hätte, nämlich, dass ein Verrückter das Ruder der GA in Händen hielt, hätte sie nicht gewusst, was sie darauf erwidern sollte. Sie konnte es noch nicht mit Jacen aufnehmen. Und falls sie die Befürchtungen der Männer einfach abtat, würde sie Respekt und Vertrauen einbüßen. »Mit der Verpflegung ist alles in Ordnung, Ma’am.«

Niathal nickte und ging weiter zu ihrem Büro. Captain Nevil wartete auf sie. Sie schloss die Türen und überprüfte den Raum mit ihrem Handscanner nach Wanzen, aber selbst als sich zeigte, dass alles sauber war, flüsterte sie dennoch.

»Alles, worauf ich hoffen kann«, sagte sie, ohne darauf zu warten, dass er das Wort ergriff, »ist, dass die Mannschaften genauso wenig daran glauben wie ich, wenn sich die Neuigkeiten verbreiten, oder denken, dass die arme Frau es aus irgendeinem Grund verdient hat. Denn falls sie zu dem Schluss kommen, dass er ein Monster ist, wird die Moral in sich zusammenfallen, und dann haben wir verloren.«

Nevil antwortete nicht. Für gewöhnlich behielt der Quarren seine Meinung für sich, doch heute schien er sogar noch zugeknöpfter als sonst.

»Worum geht’s, Captain? Ich habe den Raum nach Abhörgeräten überprüft. Sie können freiheraus sprechen.«

Seine Mundtentakel schlängelten sich, als würde er seine Worte mit Bedacht wählen. »Was werden Sie wegen Solo unternehmen?«

Niathals Instinkt und ihre Ausbildung rieten ihr, unverzüglich die Militärpolizei zu rufen, Notstandsermächtigungen in Kraft zu setzen und Jacen festnehmen zu lassen. Doch ihre Vernunft sagte ihr, dass Jacens loyale Garde der Galaktischen Allianz den MPs überlegen war, dass ihm der Rest der Flotte treu ergeben war und dass sie am Ende als alleinige Staatschefin dastehen würde, was – ganz gleich, wie sehr sie sich vor einigen Jahren gewünscht hatte, dieses Amt zu bekleiden – jetzt einem vergifteten Kelch gleichkam.

Und sie war praktisch Luke Skywalkers Spionin. Sie musste weiterhin im innersten Kreis verweilen, um ihn mit Informationen zu versorgen. Jacen war zu stark, als dass sie ihm allein die Stirn bieten und ihn seines Amtes entheben konnte.

»Im Augenblick kann ich nur sehr wenig tun«, sagte sie.

»Ma’am, Sie können mich vors Kriegsgericht stellen, weil ich das zu Ihnen sage, aber er muss von seinen Pflichten entbunden werden.«

»Vertrauen Sie mir, Captain?«

Nevils Tentakel erstarrten. Er war jetzt argwöhnisch. »Ich denke, das tue ich noch immer.«

»Sind Sie dann bereit, zu akzeptieren, dass ich von seiner ungeheuerlichen Tat ebenso erschüttert bin wie Sie, dass ich jedoch zunächst sicherstellen muss, dass ich mich tatsächlich in einer Position befinde, um etwas Konkretes unternehmen zu können, ohne weitere Erklärungen zu verlangen?«

Niathal hoffte, dass er verstand. Wenn sie ihm mehr erzählte, würde er ebenfalls in Gefahr geraten. Bei Gesprächen, die sich indirekt um Putsche und Verschwörungen drehten, war das unausweichlich. Nicht, dass sie in dieser Art von verschlüsselter Unterhaltung nicht bewandert gewesen wäre, immerhin hatte sie dabei geholfen, Cal Omas zu entmachten. Vielleicht bekam sie jetzt einfach bloß ihren Nachschlag.

»Ich glaube, ich begreife die allgemeine Bedeutung, Admiralin«, antwortete Nevil.

Niathal war sich dessen nicht so sicher. »Wenn man auf ein Ziel wie Jacen feuert, kann man es sich nicht erlauben, ihn zu verfehlen oder bloß zu verwunden. Man muss sichergehen, dass er nicht zurückschießen kann. Unter keinen Umständen.«

Nevil erstarrte, dann nickte er. Es war eine menschliche Geste, die er beim Dienen neben Menschen aufgeschnappt hatte, genau wie die Menschen Ausdrucksformen anderer Spezies übernahmen.

»Ich hatte eine unverzügliche Meuterei erwartet«, sagte er. »Aber wir – wir alle – neigen dazu, Disziplin zu wahren und zu versuchen weiterzumachen, als würde sich nichts Beunruhigendes ereignen, so, als würde es davon weggehen.«

»Es herrscht Krieg, Nevil. Unsere Leute sind zu sehr damit beschäftigt, am Leben zu bleiben.« Niathal ging zum Fenster und blickte auf die Stadt hinaus; irgendwie erwartete sie, den Ausblick radikal verändert vorzufinden, genauso, wie ihre Welt sich verändert hatte. Aber das Leben ging weiter. Coruscant war weit von der Front entfernt, und Jacen war noch immer der heldenhafte Colonel, Zermalmer von Terroristen und Sohn zweier Helden der Alten Republik. Wohlgenährt und sicher, mit ablenkenden Unterhaltungsprogrammen im HoloNet, würde der durchschnittliche Coruscant-Bürger nicht auf die Barrikaden gehen und den Senat stürmen, selbst wenn überall in den HNE-Beiträgen über Tebuts Schicksal berichtet wurde. Was natürlich nicht passieren würde. »Und es hatte keinen Einfluss auf das Leben der Zivilisten hier – noch nicht.«

Nevil schien ein bisschen ermutigter zu sein, dass er immer noch mit der Offizierin und nicht mit der Politikerin sprach. »Ich werde nicht danach fragen, was Sie zu ihm sagen, wenn Sie ihn treffen. Aber ihm wird klar sein, dass Sie Bescheid wissen und in irgendeiner Weise dazu Position beziehen müssen.«

»Ich beabsichtige, seine Methoden öffentlich infrage zu stellen, so, wie ich es sonst auch tue«, sagte sie und fragte sich, ob sie Nevil womöglich bereits zu viel anvertraut hatte. »Und er wird denken, es sei alles beim Alten.«

»Dann teilen Sie seine Sicht der Dinge also nicht?«

»Es enttäuscht mich, dass Sie jemals dachten, das wäre der Fall.«

Nevil wartete einige Herzschläge lang, wie um seinen Standpunkt deutlich zu machen, dass er sich nicht so sicher war, dass eine ehrgeizige Admiralin nicht alles tun würde, was nötig war, um ihr Spitzenamt zu behalten – einschließlich, ihre Ehre zu verkaufen. »Mein Sohn ist nicht gefallen, um einem sadistischen Despoten zur Macht zu verhelfen«, machte er schließlich klar. »Ich vertraue darauf, dass Sie gewährleisten, dass er sein Leben nicht umsonst gegeben hat.«

Das war ein Schlag in die Magengrube. Niathal ging darauf ein. »Das mit Turl tut mir leid. Aufrichtig leid.«

Nevil neigte einfach bloß höflich den Kopf und ging hinaus. Soeben hatten sich einige von Niathals schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Obwohl sie wusste, dass nicht jedermann sie mögen konnte und dass man immer auf ein paar Zehen trat, wenn man Staatschef wurde, verletzte es sie, wenn man ihr nicht vertraute – oder glaubte.

Ironischerweise säte der Mann, der so überzeugt davon war, dem Chaos und den Kämpfen mit seinen Schocktaktiken ein Ende bereiten zu können, selbst nur noch mehr davon. Jacen sorgte dafür, dass alle skeptisch und argwöhnisch wurden, sogar alte Freunde und Verbündete.

Sie musste ein heimliches Treffen mit Luke Skywalker arrangieren. Aber zunächst galt es, die Form zu wahren und Jacen Solo empört mit seinem jüngsten Fehlurteil zu konfrontieren. Sie rief ihren Chauffeur. Während ihres Flugs durch die geordneten Luftstraßen Coruscants zum Senat konzentrierte sie sich darauf, wütend und entrüstet zu sein, anstatt an ihren nächsten verdeckten Schachzügen zu arbeiten. Jedi konnten solche Dinge spüren. Sie dachte an Nevils toten Sohn, und die Empörung kam von ganz allein.

Coruscant war wirklich sehr friedlich. Es war schwer, das, was sie durch das Gleiterfenster sah, mit dem in Einklang zu bringen, was jenseits des Planeten auf dem Schlachtfeld geschah, beinahe, als habe sie ein Tor in eine andere Dimension durchquert. Aber so lange lag die Invasion der Yuuzhan Vong noch nicht zurück, die die galaktische Hauptstadt wesentlich nervöser hatte werden lassen als Planeten, die im Laufe der Jahrhunderte wesentlich mehr gelitten hatten und weit regelmäßiger von Katastrophen heimgesucht worden waren; daher waren die Bürger bereit, Jacens extremes Vorgehen zu akzeptieren. Coruscant war verängstigt und wollte beschützt werden. Niathal fragte sich, wie es Jacen wohl ergangen wäre, wenn er versucht hätte, sein kompromissloses Errettergetue auf kampferprobteren, weniger harmlosen Welten durchzusetzen.

Er war in seinem Büro und sah sich ein Geheimdienst-Holovid an, die Aufzeichnung eines Flottengefechts. Momentan brachen überall in der Galaxis so viele Buschfeuer aus, dass sie nicht zu sagen vermochte, wo die Schlacht tobte, ohne die Bilder sorgsam zu betrachten und Schiffe und Gelände zu identifizieren.

Bloß ein weiterer Kriegsschauplatz. Das einzig Positive, das ich in alldem sehe, ist, dass wir durch die Systeme, die so freundlich waren, ihre eigenen lokalen Gefechte vom Zaun zu brechen und auf unsere Einmischung zu verzichten, davor bewahrt wurden, zu kollabieren, weil wir unsere Truppen an zu vielen Orten gleichzeitig hätten einsetzen müssen.

»Was habe ich diesmal angestellt?«, fragte Jacen, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. »Ich konnte fühlen, wie sich die kleine schwarze Wolke des Tadels näherte …«

Bleib wütend. Lass ihn nichts anderes als das spüren.

Niathal nahm einen tiefen, als verärgertes menschliches Seufzen getarnten Atemzug. »Jacen, mir ist bewusst, dass Sie noch sehr neu beim Militär sind, aber ich habe einen Ratschlag für Sie, um Ihnen dabei zu helfen, sich besser in die Gepflogenheiten des Offiziertums einzufinden: Wir bringen auf der Brücke vor den Augen aller keine Unteroffiziere um. Das ist ganz schlechter Stil. Versuchen Sie zumindest, dergleichen künftig an etwas weniger öffentlichen Orten zu machen.«

Diesmal schaute er auf. Sie fragte sich, ob er den Druck spürte, da er von Tag zu Tag anders aussah, ein bisschen älter und weniger strahlend jugendlich. Das zeigte sich besonders in seinen Augen. »Ah. Die Neuigkeit verbreitet sich.«

Sie setzte sich nicht hin. Wenn sie Platz nahm, konnte sie nicht wütend bleiben. »Die Neuigkeit verbreitet sich in der Flotte, und zwar schnell. Sie sind ein Narr.«

»Tatsächlich? Ich dachte, ich mache mich ziemlich gut.«

»Die Moral, Jacen. Das ist ein ebenso wichtiger Aktivposten wie ein Sternenzerstörer. Wir verlangen von denen unter unserem Kommando, dass sie bereit sind, für uns zu sterben, nicht wegen uns, und in dem Moment, in dem wir ihr Vertrauen in uns verlieren, fangen wir an, den Krieg zu verlieren. Wir brauchen sie.«

»Oh, und die brauchen mich.« Er stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Die Tür schwingt nach beiden Seiten. Tebut war leichtsinnig. Das hier ist keine Übung, Admiralin, es ist ein echter Krieg, und Fehler bringen einen um. Dank Tebut hätten wir den Krieg verlieren können. Ich denke, was ihr widerfahren ist, hat jedem deutlich gemacht, was hier auf dem Spiel steht.«

»Wollten Sie mit ihr ein Exempel statuieren, oder haben Sie bloß die Beherrschung verloren, sodass alles außer Kontrolle geriet?«

Das löste eine Reaktion aus. Sie beobachtete, wie seine Augen blinzelten, doch in seinem Gesicht regte sich kein einziger Muskel. »Ich denke, nach diesem Zwischenfall können wir mit einer Verbesserung beim Einhalten der Sicherheitsvorschriften rechnen.«

»Gut«, entgegnete sie. Aha, entweder macht er sich Sorgen darüber, dass er sich zu sehr verausgaben könnte, oder er ist bereits übergeschnappt und will nicht, dass ich weiß, dass er dabei ist, die Kontrolle zu verlieren. »Dann werde ich etwas von meiner sehr begrenzten Zeit darauf verwenden, die Schäden zu beheben, die Sie der Moral zugefügt haben, denn wenn die Besatzung eines Schiffs verängstigt darüber ist, irgendetwas falsch zu machen, hören sie ziemlich bald auf, Eigeninitiative zu zeigen und machen überhaupt nichts mehr. Muss ich das noch weiter ausführen?«

»Sie machen sich zu viele Gedanken darüber, beliebt zu sein.«

Niathal musste sich eine scharfe Erwiderung verkneifen. Sie wusste, dass ihr Ruf auf den Mannschaftsdecks der eines humorlosen Eisbergs war. »Ja, ich muss meinem Partygirl-Image gerecht werden.«

»Wie auch immer, kommen wir zu Fondor. Es wird Zeit, uns den Planeten vorzunehmen.«