Sterben auf Raten - Bea Jaksarn - E-Book

Sterben auf Raten E-Book

Bea Jaksarn

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Beschreibung

Sterben auf Raten ist eine Geschichte darüber, wie eine Liebesbeziehung sich verändert und zum Ende kommt, aber man den Mut nicht verlieren darf. Es geht immer irgendwie weiter, solange man einen Tag nach dem anderen durchsteht und man findet sein eigenes Chi wieder, womit man weitermachen kann.

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Sterben auf Raten

Bea Jaksarn

Für Suffnase

Damit zwischen uns nichts als die rohe Wahrheit und Ehrlichkeit zurückbleibt, niemals Lügen.

Impressum

Bea Jaksarn

Am Rangen 2, 95356 Grafengehaig

Kapitel 1 - Gestern Nacht …

Posteingang

Mi., 30. Nov. 2022, 11:07

… kam er nach dem ersten Urlaubstag von Arbeit heim, müde, kaputt, enttäuscht von seinem Chef.

Wieder fühlst du seinen Frust, seinen Druck, seinen Stress.

Du hast den ganzen Abend Musik gehört, um aufzutanken, dann bist du schlafen gegangen, hast versucht den Kopf von allem freizukriegen, was dich aussaugt:

Eifersucht.

Gedanken.

Seine Depressionen bzgl. seiner Zukunft.

Eure sexuelle Beziehung.

Seine Verschlossenheit, dir nicht zu seinem positiven Chi Zugang zu gewähren, damit du auftanken kannst.

Immerhin kam er überhaupt nach Hause – egal, was er nach Arbeit gemacht hat: Palavert, geraucht, getrunken, sich ausgetauscht.

Trotzdem ist seine Belastung noch spürbar, weil er wieder über das Arbeitsamt geschimpft hat.

Du hast zwar Hoffnung, dass er dir endlich mal wieder etwas Positives zuführt, aber darauf solltest du nicht hoffen, wenn er gerade nur funktioniert.

Das Kochen und Dekorieren war eine einfache, aber unendlich wertvolle Geste.

Er nimmt gar nicht mehr deine Gesten wahr, wenn du regelmäßig kochst.

Aber du reisst dich zusammen und boxt dich durch. Du kämpfst dich gefälligst aus dieser Grube heraus, um für ihn weiterzukämpfen.

Du sagst dich von Socialmedia und der virtuellen Gesellschaft los, damit du nicht abgelenkt wirst, damit du ihn entlasten kannst. Hoffentlich sieht er ein, dass er seine Belastung noch mit anderen Menschen teilen muss.

Kapitel 2 - So wie damals 2015 …

Posteingang

Mi., 30. Nov. 2022, 22:56

… nach der Trennung gewöhnt sich dein Kopf daran, ihn loszulassen.

Dein Körper gewöhnt sich daran, allein zu schlafen.

Es ist seltsam, als hättet ihr euch verlassen und könnt doch nicht einander loslassen.

Du weißt nicht, ob er deine Wärme überhaupt vermisst, weil er zeitweise gar nicht ins Bett gekommen ist, sondern unten auf der Couch liegengeblieben ist.

Aber seine Worte „So, könntest du jetzt bitte gehen?“ von dem einen Samstag früh um 5 Uhr sitzen dir noch in den Knochen. Sie haben eine hässliche Narbe hinterlassen.

Du hattest ihm damals gesagt, dass du nur noch ein letztes Mal neben ihm liegen wolltest, bevor du ihn loslässt.

Du weißt nicht, wo er ist, was er macht, mit wem er sich austauscht.

Er lebt ab jetzt sein Leben und du deins.

Ab und zu habt ihr vielleicht Berührungspunkte daheim: Finanzen, Haus, Garten, Bärchen, morgens gemeinsam Kaffee. Ein typisch bürgerliches Leben.

Auf Sex willst du gar nicht hoffen, sonst fehlt es dir wieder und du versinkst in Traurigkeit, dass er ihn nicht von dir so braucht wie du.

Du hattest ja bei deinem gescheiterten Trennungsversuch im Herbst eine Haus-WG vorgeschlagen. Genauso so fühlt es sich bereits an.

Er kam gestern erst weit nach Mitternacht nach Hause. Küchenschluss ist 20:30 Uhr. Das heißt, er hat genau wie du 6 h danach Zeit für Freizeit.

Freizeit, um mit den Ladies sich auszutauschen, etwas zu machen oder irgendwohin etwas trinken zu gehen, wenn er kann.

Er war fast 3 Jahre nur daheim, davon 5 Monate durchgehend.

Er hat noch viel nachzuholen.

Du schaust selten bei WhatsApp oder Messenger nach. Du magst es genauso wenig, kontrolliert zu werden.

Du nutzt diese Freizeit jetzt zum Putzen und Aufräumen.

Die Wolle ist bereits verräumt. Vielleicht hat er es registriert, dass der nervtötende Anblick für ihn weg ist.

Heute Morgen hast du nur wieder sein negatives Chi wegen dem Arbeitsamt bekommen. Das ließ sich aber so weit verschmerzen, es war nicht so heftig wie seine Wut.

Diese Wut wird dich immer daran erinnern, ihn nie wieder irgendwie vereinnahmen zu wollen.

Du hast dich trotzdem nicht zurückhalten können und hast das von den Nachbarn mit ihm geteilt. Du wolltest zumindest seine Meinung wissen und eine kleine Verbindung zu ihm aufbauen.

Beim Abschied hat er dir auch gesagt Ich denk an dich. Für Ich hab dich lieb reicht es nicht mehr.

Du hast den Drang es zu sagen, aber du siehst ihm an, wie weniger es ihm bedeutet.

Also warum Worte aussprechen, die beim anderen einfach nicht ankommen?

Der Januar wird hart, wenn er daheim ist, seine Unzufriedenheit zunimmt, wenn es nicht mit einem neuen Job sofort klappt.

Bis dahin musst du das gesamte Pfand ausgeräumt haben, damit dich die Kisten nicht mehr belasten.

Kapitel 3

Posteingang

Do., 1. Dez. 2022, 21:59

Heute morgen hat er dir endlich ein wenig positives Chi gegeben, indem er dich zum Lachen gebracht hat.

Dann war es endlich soweit und du konntest ihm seinen Adventskalender zeigen, wo er seine erste Dose öffnen konnte.

So wie er geguckt hat, muss er sich wirklich gefreut haben, ohne Misstrauen, was du damit bezwecken willst.

Aber du hast trotzdem deine Motivation kurz erklärt, nämlich, dass du durch euer schönes Stelldichein auf der Couch und euer nächtliches Gespräch endlich so viel von seinen positiven Erinnerungen, seinem Chi tanken konntest, dass du es verarbeiten und etwas Kreatives daraus machen wolltest.

Wenn er nur verstehen könnte, was dieses Teilen ausmacht, wie viel du davon tanken kannst, jetzt nachdem du diesen Teil deiner Persönlichkeit offengelegt hast. Aber für ihn wird dieses Fragen nach seinen positiven Erlebnissen immer wie Eifersucht sein, weil er es nicht kennt, dass man durch Teilen auftankt.

Kapitel 4

Posteingang

Fr., 2. Dez. 2022, 20:54

Gestern hat dich eine Müdigkeit erfasst, die wahrscheinlich schon lange fällig war. Du bist schon früh eingepennt, nachdem der Haushalt erledigt war. Die Routine des Putzens hilft, sich auszulasten und einzuschlafen. Der Vorteil, dass man immer allein daheim ist, dass es spät abends niemanden stört, wenn man noch das Putzen anfängt und Lärm macht.

Natürlich ist Putzen kein Ersatz für Sex, aber den kannst du dir gedanklich ja abschreiben. Der ist jetzt nach dem Eifersuchtsdebakel weiter entfernt wie vor dem befreienden Gespräch.

Ohne diese intensive Verbindung zu ihm, die ihr in der Nacht vom 18. auf den 19.11. verspürt habt, wird es nie wieder so schön werden. Das war das erste Mal, dass du dich gezeigt hast, ihm offenbart hast, wie du tickst, wie du am liebsten kommunizierst. Du hast dich vorher nicht getraut, weil du Angst hattest, ihn mit deiner Sexualität und deiner Direktheit abzuschrecken. Angeblich sind Menschen aus Asien ja reserviert und kühl.

Aber auch wenn du immer so unnahbar auf andere wirkst - du liebst es deinen Lieblingsmenschen anzufassen, seine Wärme zu spüren, auf seinem Schoß zu sitzen, dich an ihn zu kuscheln wie die Katzen, irgendwie ihm Wärme und Trost abzugeben und ihm zu verstehen zu geben, dass

du stillschweigend für ihn da bist, dass er sich auf dich verlassen kann, auch wenn er sich gerade ärgert. Das ist der Ersatz für die lange Zeit, während ihr getrennt seid und euch nicht zutextet.

Geschriebene Worte tun zwar wohl, aber noch wohler, wenn man sie einfach körperlich verifiziert. So konntest du immer bei ihm ein wenig auftanken - bis er dich ausgesperrt hat und sowohl geistige als auch körperliche Ruhe wollte. Dabei hast du dir gewünscht, dass ihr euch endlich wieder näher kommt und hemmungslos Sex haben werdet, neues gemeinsam ausprobieren könnt, dass er nachts nach Arbeit einfach sich zu dir ins Bett legt und dich in den Arm nimmt und ihr eine Verbindung aufnehmt, um von seinem Stress runterzukommen, bevor ihr sein abendliches Bier trinkt - bis deine hässlich Eifersucht diese Hoffnung zerstört hat.

Das Einzige was du dir aktuell gönnst, ist früh morgens dich kurz an ihn zu kuscheln, nur um von seinem Chi anzuzapfen, solange er sein negatives Chi auch noch schläft, solange er noch entspannt im Halbschlaf ist und wenig mitbekommt. Das sind die besonderen Momente, worauf du dich freust, weil du dich einfach in seine Arme kuscheln kannst. Mit diesem aufgetankten Chi kannst du ihm morgens dann begegnen und seine Unzufriedenheit abfangen.

Ihr habt so lange nicht mehr einfach nur gekuschelt und euch gestreichelt wie an eurem ersten Abend gemeinsam auf der Couch in der Stadtwohnung, wo ihr euch einfach nur Kraft und Chi gegeben habt. Wo du seine Schmerzen des Alleinseins bereits gespürt hast, weil er gerade verlassen wurde und weil er auch sich wegen seiner Zukunft umorientieren musste.

Du wünschst, dass du ihm genauso Kraft geben könntest wie damals - irgendwie, aber er wird das nicht mehr zulassen, weil er dich aussperrt, aus vielen ausgesprochenen Gründen, die wehtun. Er versteht einfach nicht, dass er mit dir gleichermaßen gute und böse Erinnerungen teilen muss, damit du auftanken kannst. Das positive Chi, was er dir gibt, spült dein negatives Chi heraus, je mehr er dir gibt. Und um sein positives Chi aufzutanken bist du nicht mehr genug, weil du nicht mehr ansprechend genug bist oder attraktiv oder irgendetwas, was auch immer, aber um sich auch aufzutanken, brauchst du die Hilfe anderer Menschen. Daher ist es die einzige richtige Lösung, ihn loszulassen, machen zu lassen, ausgehen zu lassen mit wem er will, Spaß zu machen mit anderen Menschen als mit dir.

Kein Mensch sollte sich vor anderen rechtfertigen müssen.

Er musste es sein Leben lang viel zu viel, da wirst du eine Ausnahme werden, wo er sich nie rechtfertigen muss, es sei denn er tut es freiwillig.

Umgekehrt musst du in Zukunft dich auch nicht mehr rechtfertigen, aber das bedeutet auch weniger Teilen und weniger von deinem positiven Chi an ihn abgeben dürfen. Manchmal ist der Drang mit ihm zu teilen einfach zu groß, aber du kannst lernen, dich zurückzuhalten.

Zumal er jetzt ganz andere Sorgen als dich hat. Sorgen um seine Zukunft.

Kapitel 5

Posteingang

Sa., 3. Dez. 2022, 08:48

Der Schnee ist wieder da.

Das Jahr ist bald wieder vorbei und deine Suffnase und du habt ein weiteres Jahr zusammen geschafft, noch zusammen, was die Zukunft bringt, weiß keiner.

Er kommt immer später heim.

Wie lang er gestern weg war, weißt du nicht, du hast kein Auto gehört, weil der Schnee alles dämpft. Du hast gedacht, dass er wegen dem Schnee gar nicht heimkommt.

Es gibt dafür viele Gründe, die du nicht erfragen darfst, weil das wieder zum Thema Rechtfertigen führt.

Das gehört ab jetzt auch zum Loslassen und Machen lassen dazu.

Der Partner muss sich nicht rechtfertigen, warum er spät heimkommt.

Er muss die Info freiwillig bereitstellen, weil er dir keine Sorgen machen will.

Du erinnerst dich immer klar an die Szene, als er 2015 nachts um 4 Uhr heimkam, nachdem er sich mit jemandem unterhalten hat, und gesagt hat "Ich möchte mich von dir trennen".

Aber selbst wenn die Geschichte sich wiederholen sollte, du kannst es genauso wenig aufhalten wie heute.

Also Klappe halten und aus jedem Tag nur das Beste machen. Wirft er dir Zitronen hin, trinkst du Tequila, heißt es.

Ab morgen beginnt die scheinheilige Weihnachtszeit, er hat sehr viel zu tun und danach geht er hoffentlich mit den ukrainischen Kolleginnen irgendwohin, um auftanken zu können, sich auskotzen zu können.

Er ist ein rechthaberischer sturer Kaktus, aber so heiß und liebenswert und braucht genauso mal ab und zu frisches Wasser. Seine Reserven sind genauso aufgezehrt wie deine.

Du musst wieder das Schreiben nutzen, um dich zu sortieren.

Das Gespräch hat dich buchstäblich befreit. Dein Kopf ist befreit von dem Zwang, dich verstecken zu müssen. Nach deiner Scham über die hässliche Eifersucht gibt es nicht Beschämenderes mehr.

Die Musik von Muse hilft wieder runterzukommen.

Heute früh hast du wieder den seltenen Moment genutzt, um bei ihm anzuzapfen, während er im Halbschlaf ist. Das tut ungemein gut, um Chi für den Tag zu sammeln.

Du musst dann wieder los, um eine Alpenvereinswanderung zu führen. Früher hättest du das mit ihm geteilt, damit er weiß, wo du unterwegs bist. Aber jetzt lässt du ihn damit auch in Ruhe.

Hoffentlich denkt er dran, sein nächstes Türchen aufzumachen, bevor er zur Arbeit geht. Dazu könntest du ihm einen Zettel schreiben, damit er ein Stück positives Chi mitnimmt.

Kapitel 6

Posteingang

Sa., 3. Dez. 2022, 22:04

Du erinnerst dich noch an euer Gespräch Oktober 2015, als er dich um ein Gespräch bat und nur Freundschaft vorgeschlagen hat. Er hat wortreich erklärt, dass er mit anderen Menschen etwas unternehmen muss, um Erinnerungen zu schaffen und nicht nur mit seiner Partnerin.

Er hat damals gesagt, dass er nicht allein im Krankenbett liegen möchte und niemand käme ihn besuchen.

Du hast dem Vorsatz damals zugestimmt, weil du auch so leben willst. Du willst auch kein Leben führen, das sich nur um den Partner dreht.

Das ist für den anderen ggf. eine zu große Bürde und wenn der Partner nicht mehr ist, steht man alleine da.

Dennoch hast du damals sein Angebot abgelehnt, weil deine Gefühle für den bezaubernden Mann zu stark waren, um einfach abzuschalten und Freundschaft vorzugaukeln.

Und zu deinem Pech sind diese Gefühle mit den Jahren nicht abgestumpft, sondern wurden intensiver, obwohl ihr so wenig zusammen wart und dein Selbstvertrauen in deine Attraktivität zerbröckelte, je weniger intim ihr wart.

Es tut weh, mit ihm nicht aktiv dein positives Chi austauschen zu dürfen, weil du auch gar nichts mehr erzählen brauchst. Es war für dich immer selbstverständlich, auf diese Weise, dein Chi mit ihm zu teilen.

Umgekehrt hast du dir auch seine Wut und seinen Kummer über die Gastronomie angehört und hast versucht, seine Last mitzuschultern, wenn auch nur gedanklich.

Was ist außerdem daran falsch, sich nach all den Jahren sich nach seinen positiven Gedanken und Erinnerungen zu sehnen, um eine Balance zu finden? Es wird hart werden, diese Sehnsucht danach zu unterdrücken, gerade wenn du dich daran erinnerst, wie viel Zuneigung er dir früher entgegengebracht hat.

Er hat von Forst ja auch freudig und alles zweimal erzählt ohne sich zurückzuhalten.

Auf diese Weise hat er dir so viel Chi gegeben und dich auftanken lassen.

Jedesmal wenn er dir von seinen Sommerferien dort erzählt hat, konntest du auftanken, denn sie waren so viel glücklicher als deine.

Es tut weh, von diesen Erinnerungen, die seine Persönlichkeit erst anziehend machen, vorsätzlich ausgesperrt zu werden, wenn man vorhat, miteinander alt zu werden.

Es schmerzt aber noch sehr zu wissen, dass er lieber für den Rest seines Lebens sich dazu entscheidet, keinen Austausch mit anderen Menschen mehr zu haben, nur weil er sich nicht vor DIR rechtfertigen will.

Stattdessen musst du dich jetzt in der Hinsicht ihm anpassen, genauso wenig deine Erinnerungen, genauso wenig dein positives Chi teilen. Das birgt das Risiko sich noch mehr zu entfremden, je weniger ihr teilt, denn desto weniger wird positives Chi zwischen euch fließen.

Irgendwie bist du immer noch das Hindernis zu seiner geistigen Freiheit.

Wenn du wirklich selbstlos wärst, würdest du das Richtige tun.

Du müsstest vollständig aus seinem Leben verschwinden, damit du nicht mehr zwischen ihm und dem Austausch mit anderen Menschen stehst, denn dann müsste er sich keine Gedanken mehr um dich machen, könnte unbelastet sein Leben leben, seinen Spaß mit anderen Menschen haben, ohne den Zwang zu haben, sich rechtfertigen zu müssen.

Aber deine Gefühle und deine Bindung zu ihm sind noch zu tief verwurzelt, um komplett loszulassen.

Zumindest hast du bereits die richtige Entscheidung getroffen, bei der auch dein Bauchgefühl gestimmt hat, egal wie schmerzhaft es war. Keine Fragen stellen, einfach machen lassen.

Kapitel 7

Posteingang

So., 4. Dez. 2022, 09:33

Deine Suffnase hat erklärt, dass man irgendwann Dinge ruhen lassen muss und ihnen Zeit geben muss, sich zu geben, zu verarbeiten.

Je länger man darüber redet und nachdenkt, desto schlimmer macht man es. Das nennt er Nachtreten.

Aber für dich ist das Verarbeiten. Reflektieren. Lösung zu suchen, es besser zu machen.

Gestern Nacht kam er nicht einmal ins Bett. Deswegen schläfst du lieber alleine. Ohne seinen Körper neben dir vermisst du ihn einfach zu sehr.

Seit Jahren kann er nicht mehr einfach liegenbleiben und schlafen. Er kann keinen Schlaf finden, macht sich über alles Gedanken.

Kuscheln und Schmusen vorm Einschlafen ist seit Jahren nicht mehr möglich, obwohl er früher sagte, dass es okay ist, wenn du dich an ihn schmiegst.

Er hat dir nie ein Signal gegeben, dass du darfst, sollst. Du hast dich immer zurückgehalten.

Aber er kann für die Unruhe nichts dafür. Seine Belastung ist einfach zu groß. Er brauchte ein Outlet für seine Wut und seinen Kummer über seinen Job. Schlaf hat ihm nicht mehr helfen können.

Heute kannst du das umsetzen, was du ihm versprochen hast:

Machen lassen, nicht hinterfragen, nicht gekränkt sein, keine Angst haben, was das alles zu bedeuten hat. Abwarten, was die Zukunft bringt, wie er sich entscheidet.

Um 5:10 h bist du aufgewacht und hast aus dem Fenster gesehen. Das Auto war da. Er ist gleich in die Werkstatt, um allein zu sein.

Wer weiß, wie er sich auf Arbeit geärgert hat, wie gestresst er war.

Hoffentlich konnte er danach noch mit den Ladies etwas machen, um runterzukommen. Hoffentlich konnte er mit überhaupt irgendeinem anderen Menschen reden, um seinen Kummer abzuladen. Egal, welche Konsequenzen es für dich wieder haben wird. Er muss mit jemandem reden außer mit dir. Denn du selbst bist für ihn eine Belastung.

Du spürst die Verlustangst noch, aber du lernst, ihn loszulassen. Du weißt nicht, was die Zukunft bringt, wie lange und wie viel Zeit ihr füreinander habt.

Ob er wieder weggeht, weil er woanders sein Glück mit jemand anderem suchen will.

Du hast ihn vor zwei Wochen schon einmal aus dem Blauen heraus gefragt, was er eigentlich mit dir will - er braucht dich doch für nichts. Diese Frage wollte er nicht beantworten oder hat es nur abgetan mit "Verstehe ich nicht, den Gedankengang".

Hat er denn gar nicht gemerkt, dass er dich in den letzten Jahren für nichts gebraucht hat? Er wollte keinen Sex, keinen Trost, kein Austausch von Chi. Du konntest ihm nichts geben, was ihm Schlaf, Frieden oder Zufriedenheit gegeben hat. Du konntest ihm nur ein Zuhause geben und selbst das hast du nicht richtig hingekriegt, weil dir seine intime Nähe fehlte.

Das einzige, was du ihm geben kannst, ist seinem Wunsch zu erfüllen und ihn einfach in Ruhe zu lassen.

In Ruhe seinen freien Tag haben, nichts tun, keinen Lärm, keine Gespräche, keine Rechtfertigung, warum es gestern spät wurde, kein Zwang etwas zusammen zu machen.

Deine Aufgabe ist es, nicht gekränkt zu sein, sich nicht zurückversetzt zu fühlen wie die letzten Jahre, ihn sein zu lassen. Ihn gedanklich loszulassen, damit er frei sein kann. Er hat oft gesagt, wie eingesperrt er sich fühlt. Eingesperrt mit dir in diesem Haus.

Kapitel 8

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So., 4. Dez. 2022, 11:38

Du setzt das in die Tat um, was du ihm gesagt hast.

Du räumst auf, du handelst, du änderst, du setzt dein Versprechen an ihn um, dich um das Haus zu kümmern, ihn zu unterstützen.

Beim Spaziergang mit Bärchen hast du dir Gedanken gemacht, wo du auftanken kannst, wem du Gutes tun kannst, wenn aktuell deiner Suffnase schon nicht helfen kannst.

Vielleicht findest du Trost und eine Aufgabe bei den Tieren im Tierheim Hof und kannst ihnen deine Zuneigung geben anstatt dem Partner, der nicht teilen will.

Vor ihnen wirst du dich nie rechtfertigen müssen.

Sie werden dich nie verletzen, indem sie dich anschreien oder aussperren.

Du musst wieder allein sein, auch wenn du dich ihm so weit geöffnet hast, dass es nichts zu verstecken gibt.

Du hast gehofft, dadurch mehr gewonnen zu haben, mehr Vertrauen, mehr Zufriedenheit, mehr Tiefe, mehr Verbundenheit.

Aber die ganze Ehrlichkeit auf beiden Seiten hat nichts gebracht, außer dass du dich jetzt nicht mehr vor ihm zu verstecken brauchst.

Ehrlichkeit ist immer ein zweischneidiges Schwert. Man muss mit dem klarkommen, was der andere ausspricht.

Du hast aber deine Aufrichtigkeit und deine Stärke, dich zu ändern.

Vorhin im Auto hast du zwei neue Souvenire aus der Ukraine gesehen. Eins davon gehäkeltes Herz mit Deutschlandfarbenen Perlen.

Du hast keinen Stich verspürt, sondern warst erfreut, dass er sein Entschluss bereits bröckelt, Kontakt abzubrechen. Er zeigt endlich vielleicht Einsicht, dass er so nicht mit dir weiterleben kann. Du brauchst andere Menschen, um seine Belastung zu teilen. Dafür kannst du auch über deinen Schatten springen.

Bärchen spürt deinen Wandel und vielleicht auch noch deine Trauer über die Entwicklung der Dinge nach dem Konflikt.

Er versucht dir durch seine stetige Nähe Trost zu geben.

Ohne Bärchen und die Katzen würdest du gar keine Kraft finden, dich aufzurappeln.

Kapitel 9 - Chi auftanken, austauschen!

Posteingang

Mo., 5. Dez. 2022, 13:51

Nachdem ihr euch seit Montag kaum gesehen oder gesprochen habt, konntest du am Sonntag, den 2. Advent unerwartet bei ihm auftanken!

Und negatives Chi abladen, Chi austauschen, bei ihm anzapfen.

Er kam von Arbeit früher als gedacht heim, anstatt etwas mit den Kolleginnen zu unternehmen.

Du bist bereits früh ab 7 Uhr aufgestanden und hast dich schon mal an den Haushalt gemacht, zumal es praktisch ist, dass er drüben schläft, weil du ihn dann nicht mit dem Lärm weckst.

Zwischendurch hattest du Zweifel, ob ihm wieder eine Laus über die Leber gelaufen ist, sodass er wieder wütend auf dich ist.

Du erinnerst dich noch zu genau an seinen bösen Blick aus dem Fenster am Donnerstagnachmittag und Freitagmorgen nach der Eifersucht. Das war das letzte Mal, dass du in das Fenster von außen siehst.

Du bist nicht an seiner Unzufriedenheit schuld. Nicht immer. Warst es nie gewesen. Außerdem hat er dir am Samstag, bevor er zur Arbeit gefahren ist, ein liebevolles Danke mit Kuss hinsichtlich des neuen Adventstürchen geschrieben. Die erste liebevolle Nachricht seit gefühlt Jahren.

Ab 12 Uhr Mittag kam er rüber, nachdem du schon aufgeräumt und das Auto ausgeräumt hast. Es gibt wieder einen Ikea-Beutel Pfand wegzubringen und einen Sack Socken zu waschen. Dabei hast du im Armaturenfach ein neues Souvenir mit ukrainischen Farben entdeckt - ein gehäkeltes Herz.

Darüber musstest du unerwartet lachen, weil er genau vor drei Wochen sich über deine intensive Handarbeit aufgeregt hat und jetzt bekommt er ausgerechnet ein gehäkeltes Souvenir geschenkt. Was für eine Ironie.

Er hat dich liebevoll begrüßt und dich 3,5 h über die Arbeit und überhaupt Konsequenzen in der Arbeitswelt zugeblubbert. Auch wenn er sich aufregt und reinsteigert, er bringt das immer so mitreißend rüber, dass du ihn am liebsten aufnehmen willst, um es der ganzen Welt zu zeigen.

Er ist der beste Stand-up-Erzähler, den du jemals in deinem Leben getroffen hast. Er hat einen so unglaublich eloquenten und anschaulichen Wortschatz, dass du dir davon für dein Schreiben immer etwas mitnimmst. Er könnte im Fernsehen auftreten und du weißt, wie stolz du auf ihn wärst, aber ihn interessiert die Aufmerksamkeit nicht. Er stellt sein eigenes Licht so oft unter den Scheffel, obwohl er eine absolut mitreißende Persönlichkeit hat, gerade, weil er impulsiv ist.

Er gibt buchstäblich Impulse ab. Er steckt voller Energie und Kraft, von der du gelebt hat, um dich allein durch Probleme durchzuboxen, damit du ihm ebenbürtig bist.

Es war nicht alles positives Chi, aber endlich wieder ein Austausch. Nur nichts Konkretes von den Ladies, etwas um an seinem neuen Leben teilzuhaben.

Du hast ihm zwischendurch deine Gedanken zum neuen Souvenir erzählt.

Du hast ausgedrückt, wie lustig du es findest, weil er davor über deine Handarbeit geschimpft hat. Seine Antwort war sofort, dass er das Souvenir zurückgeben muss, weil es ihm nicht gehört.

Du hast gesagt, dass er es behalten darf und gefragt, an wen er es zurückgeben muss.

Er hat nur unspezifisch gesagt, EINE der Damen und mit einem warnenden Blick. Das heißt, nicht bohren, weil es ja wieder als Eifersucht ausgelegt werden kann.

Aber du bist nicht so doof, es gehört der „anderen“ besonderen Frau, sonst würde er nicht um das Thema so herumtänzeln. Dabei ist er ein freier Mann. Die Tür steht ihm jederzeit offen und du könntest es nicht verhindern.

Vielleicht ist er jetzt nicht mehr so frei, nach eurem Konflikt, denn ihr habt endlich wieder eine geistige Verbindung aufgenommen, eine hemmungslosere im Sprachgebrauch, im Gedankenaustausch, weil ihr euch nicht mehr voreinander versteckt. Du wegen deiner starken Triebe, er, weil er sich mit anderen Frauen austauscht.

Ihr seid vom hundertsten auf tausendsten gekommen.

Bis er dir gestanden hat, dass das schlechte Gewissen, dir Geld zu schulden, ihn ein Leben lang belasten wird, egal, was du sagst.

Und jetzt wird er eure Finanzen wegen seiner Kündigung erneut belasten, obwohl er nichts dafür kann.

Du hast sein schlechtes Gewissen schon längst akzeptiert, denn diese Unzufriedenheit spürst und erlebst du seitdem ihr in das Haus gezogen seid und er kurz davor von dem Biergarten gekündigt wurde. Du konntest aber nicht anders als helfen, mit allen deinen Ressourcen. Das ist keine Frage in einer Beziehung. Keine Frage für den Mann, den du liebst.

Wo ihr schon bei schlechtem Gewissen wart - du hast du ihm analog dazu deine eigenen emotionalen Gedanken von gestern gesagt - wie dich dein eigenes Gewissen wegen der Eifersucht belastet ist und dass er wegen dir seit 9 Jahren nicht wirklich frei leben konnte und es nicht werden wird, und dass es das richtige wäre, ihn komplett loszulassen, damit er frei leben kann. Denn so kann er nicht weiterleben, nur im Austausch mit einem Menschen - noch dazu einem Menschen wie dir, der so schwer zugänglich ist und sich oft nicht mündlich ausdrucken kann, sondern nur schriftlich und körperlich.

Er hat Widerspruch eingelegt, dass er auch ohne dich nicht frei leben könnte, weil ihm die Ressourcen fehlen.

Du hast widersprochen: Wenigstens wäre er geistig frei, denn du stehst als Hindernis immer zwischen ihm und dem Austausch mit anderen Menschen.

Aber er erhob wieder Widerspruch, dass der Zustand auch schon vor deiner Zeit war, aufgrund seiner Vergangenheit.

Aber du musstest auch sagen, dass du immer noch zu egoistisch bist, ihn zu verlassen.

Es ist anstrengend, ihn zu lieben, aber du kannst dir nicht anders helfen, es ist wie ein Zwang.

Jedenfalls müsst ihr beide mit eurem schlechten Gewissen weiterleben.

Nur für ihn gibt es eine Lösung, dein schlechtes Gewissen zu erleichtern. Er kann wieder Kontakt aufnehmen und sich austauschen.

Aber er hat erklärt, dass er Subtilität sehr gut erkennt, daher seine Entscheidung auf Austausch mit den Ladies zu verzichten. Er hasst Subtilität, bevorzugt klare Ansagen - seine aktuelle unzufriedene noch-Chefin ist das beste negative Beispiel.

Er hat erklärt, wie unbewusst subtil du bist. Darauf wirst du in Zukunft mehr achten, einfach mal öfters die Klappe halten, aber auch sagen; wenn was nicht passt.

Aber wie viele andere starke widerstandsfähige Frauen gibt es, die mit seinem schonungslos direkten Charakter zurechtkommen? Die letzte hat ihn verlassen. Nicht sexuelle Freundinnen hat er keine. Keine hat sich beweisen können wie du.

Dann hat er noch gesagt, ihm sei eine Nymphomanin lieber (sprich du) als eine Prüde auf der Bank.

Das Bibelverkaufsimage zieht jetzt nicht mehr, jetzt hast du ihm schon offenbart, wie sehr du auf seine Nähe fixiert warst und es immer noch nach all den Jahren bist.

Bevor er zum Abkühlen in die Werkstatt ging, hat er noch gesagt, keine Angst, er wird nicht den ganzen Abend pissig sein. Er ließ sich kurz küssen - aber nicht tief, weil er nicht intim sein kann, wenn er sich aufgeregt hat.

Du hast dich schon auf einen einsamen Abend angestellt und hast Pizza gemacht. Er hat dann überraschend mit dir essen wollen, während du den Trailer Avatar geguckt hast.

Dabei seid ihr wieder ins Gespräch über die heuchlerische Gesellschaft gekommen. Ihr habt eure Ansichten ausgetauscht und habt wieder eine geistige Verbindung gespürt. Sieht er dich jetzt endlich wieder als Frau?

Du hast so viel trainiert, du hast längere Haare, du bist etwas schlanker und kompakter und du bist ehrlicher und verbaler hinsichtlich deiner sehr starken Sexualität, weil du jetzt keine Angst mehr davor haben musst, ihn abzuschrecken.

Der Austausch fühlte sich an, als würdet ihr euch neu kennenlernen, obwohl ihr euch schon bald 10 Jahre kennt.

Wie hast du es in den letzten 10 Jahre überhaupt nochmal hingekriegt, dich so vor ihm zu verstecken? Es war sehr schwierig, dir nicht anmerken zu lassen, wo du ihn überall bespringen wolltest.

Hättest du ihn damals nur richtig gelesen - du hast so viele Tage mit ihm verloren, die du nie wieder aufholen kannst.

6,5 Jahre x 365 Tage. Nie.wieder.im.Leben.Nie.wieder.mit.IHM.

Du hast gefragt, ob er wieder in der Werkstatt schlafen will, damit er Ruhe hat. Er wusste es noch nicht. Also hast du dich schon mit dem Gedanken abgefunden, dass ihr zwar eine angeregte Unterhaltung hattet, aber dein Körper weiterhin unter Anspannung schlafen gehen wird. Aber der Mann hat die letzten Tage durchgearbeitet, er darf mal Ruhe für seinen Körper haben. Fuck für dich.

Du bist mit Bärchen die Abendrunde gegangen. Als du wiederkamst, war er überraschend auch wieder im Haus.

Du hast die Gelegenheit genutzt, wenn er noch greifbar war, und solange du noch was kriegst, ihn anzugrabschen und er dich auch. Du hast ihm gesagt, dass du leicht an ihn herankommst und dich nur hinknien müsstet. Dass du während dem Autofahren schon häufig daran gedacht hast, an ihm zu nuckeln, während er fährt und dich mit den technischen Details befasst hast, wie es klappen könnte. Mit der Automatik braucht er nicht schalten und seine rechte Hand wäre dir nicht im Weg. Er muss nur stillhalten, lenken und genießen.

Du hast gesagt, dass du ihn lieber jetzt annuckeln würdest, als Bärchen zu füttern. Er hat gesagt, dass kannst du später immer noch machen. Yes, er will auch - Feuer frei!

Nachdem du Bärchen gefüttert und oben gewischt hast, war er schon oben. Dann konntest du ihn endlich anfallen und anknabbern und abschlecken.

Der Sex war anders als das letzte Mal. Langsamer, gefühlvoller, einfach nur wunderbar. Er hat richtig gut an der richtigen Stelle gerieben, wo du die Reibung am meisten brauchst.

Ihr seid nicht bis zum Ende gekommen, denn es ging mehr um das Fühlen und sich neu kennenlernen. Mit dir kann er alles machen, was er will und du nimmst alles gern an, er muss es sich nur nehmen. Du verträgst sowohl Druck als auch Leichtigkeit.

Danach ist er eingeschlafen und du hast gedöst und das Andocken an seinen Körper genossen, du warst ihm endlich wieder nahe. Er konnte einschlafen. Er konnte Ruhe in dir finden.

Kurz vor Mitternacht ist er aufgewacht und aufgestanden. Du bist lieber liegen geblieben und hast ihm gedanklich Gute Nacht gesagt, falls er nicht wiederkommt.

Irgendwann kam er allerdings wieder und hat sich neben dich gesetzt und dich gestreichelt. Dann er hat er ein wunderbares aufrichtiges Kompliment über deine Brüste gesagt. "Das sind wirklich die schönsten Brüste, die ich je angefasst habe."

Du warst richtig glücklich über die Wertschätzung. Du hast feste und eine jeweils eine Handvoll für deinen Mann, der sie auch gut geknetet und geküsst hat.

Er hat gefragt, ob du nicht wieder bei ihm drüben im Bett schlafen willst.

Du hast wieder etwas Ehrliches sagen müssen, was du die ganze Zeit versteckt hast.

Du magst das Bett drüben nicht.

Er vermutete, dass es an dem Laptop liegt, weil er immer etwas zum Einschlafen anguckt.

Nein, du hast ehrlich gesagt, dass es ein banaler Grund ist: In dem Bett ist bisher keine schöne Erinnerung passiert. Und du läufst Gefahr, ihn nachts anzugraben, wenn er neben dir liegt.

Er hat mal gesagt, dass er davon nachts wach wird und du hast gedacht, das würde seinen Schlaf stören, was bei seinem Schlafmangel eh kontraproduktiv ist. Du hast dich immer seiner Stimmung angepasst.

Er hat widersprochen, dass es ihm ja auch mal gefallen könnte - er muss die Chance bekommen, ja oder nein zu sagen.

Dann hast du dich getraut zu fragen, ob er wieder mit anderen Menschen über Facebook kommuniziert und schreibt (in Klammern mit den Ladies).

Er hat gesagt ja und du warst so glücklich, du hast ihn geküsst und Danke gesagt, dass er seine Meinung geändert hat. Hoffentlich leiht er den Ladies noch ein Ohr, damit sie ihm ihr Herz ausschütten können - egal ob er sich zur anderen hingezogen fühlt oder nicht. Er hat so viel zu geben außer Hasstiraden. Er ist für dich ein wunderbarer Mensch, der sich einfach nur sehr direkt ausdrückt. Nur allein für die Tatsache, dass er seine Meinung geändert hat, liebst du ihn über alle Maßen, weil er so selten seine Meinung ändert. Das hat er bisher nur für dich getan.

Dann hast du ihm gesagt, dass du das von ihm brauchst, damit er auftanken kann und du von ihm auftanken kannst - sein positives Chi anzapfen kannst. Dafür muss er positives Chi von anderen auch ansammeln, damit er teilen kann.

Du hast ihn gebeten, dich nicht mehr auszusperren.

Er hat gesagt, dass er dir teilen will, was er will, aber es klang nicht mehr so aggressiv.

Du hast ihn trotzdem gebeten, dich nicht wieder vollkommen auszusperren. Du kannst nicht nur von seinem negativen Chi leben, sondern brauchst auch das positive. Das muss er verinnerlichen. Irgendwann begreift sein deutsches Gehirn das schon. Darauf hat er nichts gesagt, aber vielleicht kommt es irgendwann bei ihm an.

Du warst voller Energie und bist aufgestanden.

Du hast Kaffee gemacht und bist mit Bärchen raus, danach hast du auch geduscht, obwohl sein Geruch an dir gut riecht.

Im Ankleidezimmer hast du ihm erklärt, dass es praktisch ist, dass er woanders arbeitet, dann musst du nicht die beste Wäsche anziehen, sonst würdest du immer gucken, dass er etwas Hübsches zum Ansehen hätte, wenn ihr auf der gleichen Arbeitsstelle wärt.

Du hättest keine Hemmungen, in auf Arbeit irgendwo in einer stillen Ecke zu poppen, an der Wand. Oder dich von ihm angraben zu lassen.

Er könnte dich überall angraben und vögeln, bei ihm ist das in Ordnung.

Wenn er wüsste, wie oft du dir wünscht, einfach von ihm über den Küchentisch gebeugt zu werden, bevor ihr zur Arbeit geht.

Kapitel 10 - Meine Suffnase …

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Di., 6. Dez. 2022, 11:13

… leidet.

Du kannst nichts tun, außer ihm alle Arbeiten abzunehmen, die du kannst, alle finanziellen Lasten zu tragen, solange er versucht die letzen Wochen bis 31.12. durchzuhalten.

Sie machen ihm die letzten Tage zur Hölle. Nicht einmal die Ladies geben ihm Motivation.

Er sagt, dass er mit niemandem auf Arbeit spricht, weil er allen nicht mehr traut, er weiß nicht, wer was über ihn verbreitet hat.

Sein Schmerz schmerzt dir körperlich.

Er versucht alleine mit der Belastung klarzumachen, aber kämpft tagtäglich immer mehr.

Kapitel 11

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Di., 6. Dez. 2022, 19:04

Du hast dir wieder mehr Zugang und Tiefe und eine Verbindung zu deinem bekloppten Koch gewünscht.

Ihr wart euch endlich wieder nahe, intim und das so kurz hintereinander nach 6,5 Jahren.

Trotzdem ist ein Teil von ihm noch verschlossen, eine komplette Blackbox.

Er kämpft mit seiner Zukunftsangst, mit seiner Belastung, die die restlichen Tage jetzt für ihn sind.

Du siehst ihm förmlich an, wie er auf Arbeit ausgesaugt wird.

Manchmal hast du das Gefühl, dass er darüber nachdenkt, alles, was ihr gemeinsam aufgebaut habt, einfach wegzuwerfen und wegzugehen. Wohin auch immer, Hauptsache weg von der Verantwortung vor dir, dem Haus und Katzen gegenüber, vielleicht mit der anderen Frau irgendwo neu anfangen.

Manchmal packt dich wieder die Verlustangst, dass er die Nase voll von dir hat und einfach geht, weil er es nicht mehr aushält.

Du hast ihn zwar "losgelassen", aber du willst ihn nicht als deinen Mann verlieren.

Du könntest mit ihm nicht nur eine Freundschaft haben, dafür hast du ihn all die Jahre einfach zu sehr und tief geliebt, zu sehr um seine Seele gekämpft. Gegen alle verteidigt, die gegen ihn geredet haben.

Es würde zu sehr weh tun, ihn nicht mehr berühren zu können.

Aber wenn er nicht freiwillig an deiner Seite bleiben wollen würde, dann willst du ihn nicht dazu nötigen.

Er hat es schon die letzten Monate ein paar Mal ausgesprochen, wie gefangen er sich fühlt, weil du immer da bist.

Jetzt muss diese finanzielle Abhängigkeit ihn noch mehr erdrücken.

Aber du kannst nichts dagegen tun, außer seinen Schmerz mit zu ertragen, seine Last stillschweigend zu schultern.

Loslassen heißt auch nicht ständig zu bohren, wie es in ihm aussieht.

Loslassen heißt auch, den anderen einfach sein zu lassen.

Nur heute morgen, hast du dir große Gedanken gemacht, weil er so extrem schweigsam war.

Die Arbeit muss ihn extrem ausgelaugt und geärgert haben, dass sein positives Chi von Sonntag schon wieder aufgebraucht haben muss.

Er hatte nicht einmal die Energie dir eine Nachricht zu schreiben oder zu beantworten, nachdem du dich bei ihm bedankt hast.

Aber es gibt wichtigeres als Nachrichten.

Wenn er schweigt, macht er dir die meiste Angst, weil er sonst so viel redet.

Du weißt nicht, wann dann der nächste Hammerschlag kommt.

Wenn er sich ärgert ist es fast leichter zu ertragen, denn dann ist er extrem mitteilsam.

Aber wenn er schweigt, dann ist das auch Gleichgültigkeit, so wie seit dem Sommer, seitdem er das Interesse an den Ladies gewonnen hat.

Aber auch das heißt Loslassen.

Natürlich hat er Recht, wenn er sagt, es gäbe andere Situationen, die belastender sind als seine.

Aber er ist in dieser Situation schon seit über 20 Jahren.

Es darf ihm zugestanden werden, dass seine unermüdlichem Reserven aufgebraucht sind.

Du hoffst nur, dass er sich nicht dafür entscheidet, wirklich in die Ukraine zu gehen, um zu kämpfen, um aus dem Alltagskampf herauszufinden.

Der Kampf mit sich selbst ist oftmals schwerer als gegen einen Feind.

Hoffentlich spürt eine Ecke seines Inneren noch, wie sehr du ihn liebst, wie sehr Bärchen und die Katzinatoren ihn lieben und dass er für dich und die Fellnasen unschätzbar und wertvoll ist, dass er euer Zuhause ist. Wenn er nicht mehr ist, ist alles kaputt.

Kapitel 12 - Ich hab dich lieb

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Mi., 7. Dez. 2022, 17:47

Gestern Abend kam er überraschend früh heim.

Mittlerweile ist das wirklich eine Überraschung, denn meistens kommt er nach 2 Uhr heim, weil er wahrscheinlich noch mit jemanden redet, um runterzukommen oder allein im Auto sitzt und Bier trinkt wie früher.

Damals war die Belastung ebenfalls schon hoch und hat ihn letztendlich auch zum Schluss gebracht, dass er sich trennen muss, weil du zur Belastung beiträgst.

Du hast gestern den Haushalt weitergemacht, als wäre er nicht da und hast ihn in Ruhe gelassen. Er wollte nicht über oder von Arbeit erzählen. Angeblich wäre alles Schwachsinn und er ist genervt.

Von den Ladies erwähnt er erstrecht kein Wort, weil er dir nicht mehr traut.

Aber auch da lässt du ihn los.

Soll er schreiben, mit wem er will, reden, mit wem er will.

Wenn er dich aussperrt und dir kein positives Chi anbieten kann, dann kannst du erstmal keins von ihm erzwingen.

Es ist anstrengend, wenn man nur von negativem Chi leben muss.

Heute Morgen konntet ihr zumindest 20 Min zusammen Kaffee trinken.

Er hat drüben die letzten drei Adventsdosen geleert und sich über die Socken gefreut. Zumindest hat er gesagt, dass die rote Farbe ihm gefällt.

Beim Abschied hattest du das starke Bedürfnis, ihm zu sagen, dass du ihn lieb hast.

Er hat das Gleiche postwendend erwidert.

Vielleicht schafft ihr den Weg ja noch eine Weile weiter zusammen, weil du ihm Freiraum gibst.

Kapitel 13 - Allein sein

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Do., 8. Dez. 2022, 09:45

Du bist wieder geistig und emotional allein wie damals 2015, als du in der Stadt warst und dann nach dem Umzug in das Dorf.

Aber vielleicht wird es diesmal anders. Besser. Erträglicher, wenn er dir erlaubt, ab und zu wieder bei ihm körperlich und geistig aufzutanken, wenn er irgendetwas teilt, was ihm Freude bereitet hat.

Du hoffst, dass eure erneute Intimität seine Unzufriedenheit ein wenig lindern könnte, aber du bist felsenfest überzeugt, dass du sie niemals allein besiegen kannst.

Ohne Austausch mit anderen Menschen wird er niemals Zufriedenheit finden. Du kannst ihm nicht alles bieten, was er braucht, zumal zu selbst manchmal schwer zugänglich bist, wenn du emotional wirst.

Du hast 10 Jahre lang Teile deines Wesens versteckt, weil du ihn nicht abschrecken wolltest.

Gebracht hat es nichts, denn die Kluft zwischen euch wurde nur größer je länger er diesen schrecklichen Job macht.

Daher macht es keinen Sinn mehr, mit Ach und Krach in sein Weltbild passen zu wollen, zumal du jetzt weißt, dass er nicht prüde ist.

Du willst mehr mit ihm körperlich kommunizieren, wortlos und intim kommunizieren, weil du mit Worten nicht so gut bist wie er. Für dich sind schöne Erinnerungen mit ihm, wenn ihr intim seid, alles andere ist vergänglich.

Vor allem willst du diesen bezaubernden Mann aber wieder mehr lächeln sehen und seine Lebensfreude sehen und von ihm anzapfen, wenn er sie wiederfindet. Du weißt nicht, wie lang du seine Stütze sein kannst, wenn du nicht von ihm auftanken kannst. Deine Reserven sind einfach genauso aufgebraucht wie seine.

Du willst miterleben, wie er das Leben wieder kennenlernt, aber deine Neugier wird nur als Eifersucht ausgelegt werden, daher musst du Abstand halten.

Im Endeffekt bist du wieder allein wie vor seiner Zeit.

Du hast endlich einen Menschen vollständig reingelassen, aber deine Hingabe kann jederzeit als eifersüchtiges Sticheln ausgelegt werden, wenn du zu viel fragst. Dabei hat er dir am Anfang jede Frage beantwortet und dir seine Gedanken detailreich mitgeteilt.

Was als Lösung bleibt, ist wieder das Alleinsein wie du es dein Leben lang warst. Allein sein und keine Fragen stellen, Rand halten, loslassen.

Auch wenn er schlechtes Gewissen hat, dass du ihm die letzten Jahre ein wenig finanziell ausgeholfen hast, für dich ist es mittlerweile keine Frage, ihn zu unterstützen so wie er dich am Anfang unterstützt hat. Er hat dich damals am Bahnhof aufgelesen und deine Seele aufgepäppelt, mehr als er jemals geahnt hat.

Er gehört zu dir wie noch nie jemand gehört hat. Das ist es, was Hingabe für dich bedeutet. Solange er zu dir gehören will, bekommt er auch deine volle Rückendeckung.

Nicht aufrechnen, nicht gegenrechnen.

Einfach machen. Einfach geben. Einfach vertrauen.

Gemeinsam miteinander an Konflikten von Außen und von Innen wachsen und gemeinsam einen Nenner finden, sich in der Mitte treffen, gemeinsam weitermachen und irgendwie zusammen Zufriedenheit finden.

Geld kann man nicht mit ins Grab nehmen. Man kann es nur nutzen, um anderen zu helfen.

Umso mehr tut es weh, wenn er nicht teilen will, wenn ihm endlich einmal etwas positives Chi zugeführt wird, sei es durch Menschen oder Ereignisse.

Was ist daran falsch, mit ihm etwas Erfreuliches mitfühlen zu wollen, anstatt nur seinen Missmut über irgendetwas zu empfinden?

Warum sind alle Menschen in dieser Gesellschaft nur so gottverdammt geizig mit ihrem positiven Chi, aber viel zu freigebig mit ihrem negativen?

Du hoffst inständig, dass er nicht nur aus schlechtem Gewissen an deiner Seite bleibt. So wird er niemals frei sein. Und du niemals glücklich mit dem Wissen, jemanden an deiner Seite zu haben, der keine bessere Wahl hat. Denn er wird dich dann auch immer aussperren.

Kapitel 14 - Berührung

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Do., 8. Dez. 2022, 14:49

Seit Sonntag darfst du dich nachts einfach an ihn kuscheln und dich ein wenig in seine Gestalt begraben.

Auch wenn er spät schlafen geht wie immer, aber ein paar Stunden Wärme kannst du bis 6:45 Uhr noch anzapfen und auftanken.

Du merkst, wie es dir hilft, Schlaf zu finden und deine Anspannung ein wenig in Schach zu halten.

Am Morgen beim Kaffee hat er dir endlich wieder seine Hand auf den Rücken gelegt und hat dir freiwillig Wärme abgegeben und dir Chi gegeben.

Es tut unheimlich gut, von ihm einfach nur berührt zu werden.

Kapitel 15 - Veränderungen

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Do., 8. Dez. 2022, 22:13

Du fühlst es im Bauch und in deinem Inneren.

Du veränderst dich.

Er verändert sich.

Du weißt einfach nicht, wo die Reise hingeht. Ob zusammen oder getrennt.

Du hast eure Trennung damals Revue passieren lassen.

Die Traurigkeit von damals ist kein Vergleich mehr zu dem Schmerz, den du die vier Tage mit seiner Wut durchgestanden hast.

Du musst dich verändern, und er muss sich verändern, damit diese wütende Unzufriedenheit ausgemerzt wird.

Du hast kleine Schritte unternommen, um dich weiterzuentwickeln.

Aber gleichzeitig hast du deine Suffnase auch in Stich gelassen in seiner einsamen Misere.

Du hast schon damals nicht gerafft, wie einsam er war, als es darum ging, spontan einen Abend mit dir zu verbringen - du hast es damals sogar notiert! - und er hat verzweifelt geantwortet, dass er nicht alleine sterben will und Zeit mit anderen Menschen verbringen will!

Jetzt redet er nur noch davon, alleine zu sterben, obwohl du seit 10 Jahren an seiner Seite bist. Aber du bist einfach nicht GENUG. Du kannst niemals GENUG sein.

Es ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen, dass er Nähe zu anderen sucht. Das trifft auch auf deine Suffnase zu, auch wenn er die meisten Menschen nicht ausstehen kann.

Jetzt, da du dich nochmal vergegenwärtigst, was euer gemeinsames Ziel war, als ihr damals wieder neu angefangen habt, ist es noch beschämender, wie deine gottverfluchte hässliche Eifersucht seinen Weg in Richtung Zufriedenheit blockiert hat. Wenn du Pech hast, wird er niemals wieder diesen Versuch wagen...!!! Und selbst wenn, wird er dich niemals wieder von diesem Versuch wissen lassen, nach dem Eifersuchtsdebakel.

Deine Aufgabe ist es, ihn zu schützen und zu unterstützen und ihm zu seinem Glück zu verhelfen - nicht ihm das Leben versauen!!! Was ist an dieser einfachen Aufgabe nicht zu verstehen?

Er hat schlechtes Gewissen, dass du ihn ein bisschen finanziell unterstützt, wobei er jedesmal komplett unverschuldet in diese Situation geraten ist.

Aber sein schlechtes Gewissen wird niemals an deins heranreichen.

Genauso wenig hat er sich auch von dir abgewendet, als du deine starke Neigung gezeigt hast und nochmal klar formuliert hast, was du in eurer Beziehung brauchst, was du spezifisch von ihm brauchst: sein positives Chi zum Auftanken.

Aber das setzt voraus, dass er überhaupt erst einmal selbst positives Chi auftankt, um es an dich weitergeben zu können...!!!

Wie soll das funktionieren, wenn du ihn nicht loslässt?

Du bist jetzt nur ein wenig älter als er, als ihr euch kennengelernt habt. Dieser Konflikt hat etwas mit euch beiden gemacht, aber du weißt nicht, ob es euch als Paar gestärkt oder geschwächt hat.

Du hast dich geistig selbst aus dem Zwang befreit, ihm zu gefallen und in sein Weltbild zu passen. Du hast dich von der Angst gelöst, dass er dich nicht mehr lieben könnte, wenn er weiß, wie versaut und hemmungslos zu bist und dass du so mit ihm leben möchtest.

Gleichzeitig fühlst du tief in deinem Herzen, dass es nur richtig ist, ihn loszulassen.

Ihn freizulassen.

Du hast das sichere Gefühl, dass diese Entwicklung unaufhaltsam für euch beide ist. Ihr befreit euch gegenseitig aus Zwängen, die ihr bisher akzeptiert habt, aber nicht weiterhin akzeptieren müsst.

Aber wie frei kann er sein, wenn er finanziell erst einmal auf deine Unterstützung angewiesen ist?

Nie. Er wird niemals frei sein, solange du seine geistige Blockade darstellst, und dieser Gedanke schmerzt unendlich, weil du seinen Schmerz über diese Ungerechtigkeit spürst.

Kapitel 16 - Wut

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Sa., 10. Dez. 2022, 12:54

Die Wut über die Welt, die Dummheit der Menschheit, die Ungerechtigkeit gegen ihn ist wieder präsent und hat eine neue Höchstform erreicht.

Seit 2016 hat sie sich relativ lautlos verhalten. Sie machte sich nur in den Momenten bemerkbar, wo sie provoziert wurde. Aber sie schwelte immer unter der Oberfläche.

Seit Donnerstagnacht ist sie aufgrund eines Vorfalls auf seiner Arbeit ausgebrochen und tobt seitdem in ihm.

Du musstest Freitag den ganzen Tag arbeiten, daher konntest du nicht da sein, um sie abzufangen. Allerdings ist deine Arbeit auch sehr wichtig, damit ihr beide versorgt seid.

Freitagabend hast du deine Arbeit erfolgreich fertiggestellt - es ist aktuell enorm wichtig, dass dein Einkommen gesichert ist, damit ihr Sicherheit habt. Neben den emotionalen Herausforderungen wäre es noch extrem auszehrend, wenn du Angst um eure Finanzen hättest.

Aber als du heimkamst, hast du bereits bemerkt, dass der Kaffee unberührt war.

Bärchen war alleine. Er hat den ganzen Tag nur getrunken und hat in seiner Wut geschwelt, hatte kein Outlet.

Schließlich hast du dich gewappnet und bist rübergegangen in der Erwartung, dass er dich sowieso ausgesperrt hat.

Aber die Tür zur Werkstatt war offen. Er wollte mit dir reden können. Er hat dir den Zugang offen gelassen.

Bevor du keine Chance mehr bekommt, was abzusehen ist, wenn er wütend ist, bist du zuerst auf seinen Schoß und hast dir für eine Minute lang erstmal genommen, was du brauchst, um Kraft zu sammeln und seiner Wut zu begegnen. Er schmeckte nicht einmal nach Bier, sondern nur weich und warm.

Danach hast du ihn aufgefordert, mit dir zu teilen.

Er hat 3,5 h oder länger den größten Teil der Wut herausgelassen - du weißt nicht, was in der Untiefe seiner Gedanken noch für Dämonen lauern, die dich wahrscheinlich nur persönlich verletzen würden. Diese hast du bereits während des Eifersuchtskonflikts zu spüren bekommen.

Aber diesmal ging es nur um ihn, ihn von den Dämonen der Wut zu befreien, bis er nicht mehr schreien kann.

Du hast die ganze Zeit deine Hand auf seinem Knie gehabt, um sein negatives Chi aufzunehmen und herauszuleiten.

Das hätte er früher nie zugelassen, wenn er so tobt.

Euer eigener Konflikt hat euch irgendwie doch nähergebracht?

Du weißt es nicht genau, du spürst nur die Veränderungen an euch beiden. Du bist stärker geworden, je wütender er wird.

Du spürst seinen Schmerz mit ihm, körperlich.

Du hast ihn noch einmal explizit gefragt, ob er vorhat, in die Ukraine zu gehen, um zu kämpfen, weil er Bindung zu den Frauen von dort aufgenommen hat. Aber er hat sich wortreich gerechtfertigt, dass er das niemals machen würde, weil es nicht sein Land ist. Er wird nur für die BRD kämpfen.

Er ist auch nicht auf die Bindung zu diesen Menschen eingegangen - für ihn kommt es nicht in Frage, für ein anderes Land zu kämpfen.

Er hat dir Zugang zu seinen guten Erinnerungen gewährt, als er mit 19 Jahren beim Bund war. Er hat dir veranschaulicht, was er damals gelernt, trainiert hat und wie es ihn bis heute geprägt hat. Er ist stolz auf alles, was er getan hat. Er ist fassungslos, dass er neben einem unfähigen jüngeren so einstecken und fallengelassen wird, sein Wert für das Unternehmen und die Gesellschaft so missachtet wird.

Genau deswegen hast du dich von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt. Er ist aus einem anderen Holz geschnitzt als die Arschlöcher, die euch umgeben.

Er hat den Schalter, der es ihm ermöglicht, zu überleben, genauso wie du. Du hast zwar nicht gelernt, wie man mit Kriegswaffen umgeht, aber dein Schalter ist genauso da.

Deswegen trainierst du auf deine Art, gehst in die Berge, trainierst deine Kondition, kontrollierst deinen Verstand und deine Emotionen für den Fall der Fälle, um ihn beschützen zu können, um ihn mit deinem Leben und deinem Körper beschützen zu können.

Du hast ihm aufrichtig gesagt, dass du es für notwendig findest, dass er den Schalter hat, damit er überlebt.

Er scheint dir nicht zu glauben, dass du es befürwortest, dass du ihn genauso brauchst wie er ist. Dass er für dich so anständig ist.

Du hast ihm gesagt, er soll den großen Waffenschein machen, aber er glaubt nicht daran, dass er ihn bekommt.

Du hast ihm gesagt, dass du mit ihm seit Jahren zusammen bist, weil er Anstand hat. Du siehst und erfährst seinen Anstand und seine Würde aus erster Hand in vielerlei kleinen Dingen, die er für dich und andere tut. Vor allem für dich.

Du hast dich nur von deiner eigenen Unzufriedenheit im vergangenen Jahr ablenken lassen, von deiner hässlichen Eifersucht einmal hinreißen lassen und schämst dich immer noch dafür.

Er hat gesagt, du sollst aufhören, dich klein zu reden und darin rumzurühren. Es ist vergangen und für ihn vorbei. Es interessiert ihn nicht mehr, ob du die letzten 10 Jahre ihn mit Anstand behandelt hast oder nicht.

Aber du warst trotz alledem zuverlässig seit dem 14.10.2015 an seiner Seite und für ihn da – die mangelnde körperliche Nähe hat nur dein Selbstvertrauen ausgehöhlt. Du konntest einfach nicht mehr ohne dieses Chi weiterleben. Zusammen mit der körperlichen Distanz und den Ukrainerinnen kam einfach alles zusammen, was deine Gefühle hat Amok laufen lassen.

Du hast ihm gesagt, dass der Dorfladen eine gute Übergangslösung wäre. Der Arbeitsweg ist zumindest nah.

Du hast auch gesagt, dass du alles liquidiert hast, aber ihm nichts überwiesen hast, weil es nach dem Konflikt vielleicht komisch angekommen wäre. Er hat nicht nachgefragt, was komisch wäre, vielleicht hat er das nicht gerafft, aber meinte, dass es sowieso keine gute Idee wäre, ihm Geld zu überweisen. Es wäre dann weg. Er überweist jetzt noch alles, was er hat, sonst würde er sich nur eine neue Uhr kaufen.

Du hast gefragt, ob er sonst nichts anderes im Sinn hat, außer sich eine Uhr zu kaufen. Aber er hat kein Interesse daran, das Geld in einem Puff auszugeben. Das sollte er auch nicht ausprobieren, solange er dich hat, die er kostenfrei poppen kann.

Dann hast du ihn gebeten, auf sein Handy zu sehen, um dir die Uhrzeit zu sagen (Denn du wirst sein Handy nie wieder anrühren, das hast du dir seit seinem Ausraster an dem einen Morgen geschworen.)

Er hat das anstandslos getan und dir die Uhrzeit genannt.

Er hat auch geteilt, dass er mit den Ladies wieder schreibt, dass die eine das Sofa bekommen könnte, weil die andere immer noch keine Wohnung bekommen hat. Du hast aber gesagt, dass er es ihr zuerst versprochen hat.

Er argumentiert, dass es trotzdem Hilfe ist, egal wem sie zugute kommt. Das siehst du nicht so, denn er hat es zuerst der einen versprochen und kann sein Wort nicht zurücknehmen.

Er gibt dir körperliches Chi, so oft er kann, so oft er dazu in der Lage ist - solange er nicht zu wütend is.

Er hat sich danach mit zu dir ins Bett gelegt, sodass du dich um ihn schlingen und für ein paar Stunden so angedockt schlafen konntest.

Nachts um 3:22h ist er zwar wieder wach geworden und ist runtergegangen, aber nicht vollkommen fort.

Am nächsten Tag ging es weiter. Er hat das Gröbste verarbeitet und kann jetzt mit weniger Wut seine Umgebung betrachten. Aber die Demütigung, dass ihm seine Loyalität von den Arschlöchern auf Arbeit so ins Gesicht geworfen wird, bleibt. Es wird auch viel Zeit bleiben, bis diese Wunde heilt.

Du hast ihm auch gestanden, dass du seit 6,5 Jahren eine Wut im Bauch verspürst, die du anderes kompensiert hast, weil du ihm nicht in seine Arbeit reinreden wolltest.

Du befürwortest, dass er jetzt endlich der Branche Gastronomie den Rücken kehrt. Mit allen Konsequenzen.

Das Mobbing, das gerade abgeht, ist unfassbar. Deine Wut darüber brodelt und du denkst mit Vorsatz und klarem Verstand, dorthin zu fahren und jedem einzelnem dieser Menschen, die ihn so behandeln, eine reinzuhauen. Mit allen Konsequenzen. Du bist anders als er. Wenn du dich für etwas entscheidest, dann trägst du die Konsequenzen. Dann legst du den Schalter um. Abe was macht er dann allein mit dem Haus und den Tieren, während du wegen Körperverletzung in Haft bist? Wer kümmer sich um ihn, wenn du nicht mehr da bist?

Du trägst diesen neuen Schmerz weiterhin mit ihm.

Kapitel 17 - Austausch

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So., 11. Dez. 2022, 17:16

Er ist letzte Nachricht wieder spät heimgekommen. Und nicht ins Bett gekommen, sondern ist in die Werkstatt zum Trinken, Rauchen und Schlafen gegangen.

Du weißt nicht, weshalb er wieder auf Distanz geht.

Wegen seiner Wut, die du abgefangen hast.

Wegen seiner Unzufriedenheit, die sich wegen seiner Situation nicht bessert.

Weil er keinen Bock auf dich hat.

Weil er ohne Katzen und ohne deinen Körper schlafen will.

Weil er schlechtes Gewissen hat?

Es gibt viele mögliche Gründe, aber du fragst nicht nach. Das gehört zum Loslassen dazu.

Heute Morgen kam er bereits um 9:30 Uhr ins Haus und blieb seitdem auch. Er hatte blutunterlaufene Augen, als hätte er die ganze Nacht getrunken.

Er hat dich dabei überrascht, wie du dir gerade Locken gedreht hast. Da hat er seltsamerweise gleich gefragt, ob du ausgehst.

Du hast ihm ehrlich gesagt, dass du möchtest, dass er an seinem einzigen freien Tag jemand hübsches sieht. Er ist nicht darauf eingegangen.

Ihr habt kurz zusammen Kaffee getrunken. Du hast gefragt, wie lange die Veranstaltung gestern gedauert hat.

Er hat überraschenderweise die Information preisgegeben, dass sie nicht lang dauerte und dass er danach im Enchilada war. Dabei hat er deine Reaktion argwöhnisch beobachtet.

Aber du hast keinen Stich von Eifersucht empfunden. Du bist ihm auf den Schoß geklettert und hast gefragt, ob er allein dort war oder mit anderen Menschen.

"Mit anderen Menschen."

Mit den drei Ladies? - Ja.

Dann hast du seinen Nacken geküsst und gesagt, dass es dich wirklich freut.

Es ist ein lautloser Sieg für dich, aber ein Sieg. Er hat seine Meinung geändert und geht wieder mit den Ladies aus. Auch mit der anderen. Es gibt noch andere Menschen, die zu ihm stehen und freiwillig Zeit mit ihm verbringen. Menschen von der Arbeit.

Hoffentlich hat er sich bei ihnen genauso über das Arschloch auskotzen können wie bei dir. Leider nicht über seinen Chef und Chefin, denn das würde deren Arbeitsverhältnis beeinträchtigen. Aber so hat er auch die Gelegenheit, bei anderen Menschen über das Arschloch zu schimpfen und du kannst dieses negative Chi mit ihnen schultern. Wobei sie den sprachlichen Vorteil haben, dass sie seinen derben Wortschatz nicht komplett verstehen wie du. Aber trotzdem können sie mit dir diese Belastung schultern.

Und hoffentlich auch noch eine Weile schultern und ihn nicht wegen seiner aufbrausenden Art abschreiben.

Er versteht immer noch nicht, dass diese Entlastung die Eifersucht überwiegt.

Er hat dich nur nicht zurückumarmt oder geküsst, als hätte er schlechtes Gewissen oder traut dir nicht.

Du hast ihn direkt darauf angesprochen, bevor du interpretierst.

Er behauptete, dass er nur müde sei.

Mit dieser Erklärung hast du ihn in Ruhe gelassen, ohne nachzubohren.

Wichtig ist, dass es andere Menschen gibt, die ihm sein negatives Chi abnehmen können und nicht nur du.

Er hat sogar das Handy den ganzen Vormittag drüben liegen gelassen, obwohl er ja jetzt Kontakte hat, die ihm schreiben. Du hast es aber ums Verrecken nicht angefasst, selbst wenn er dich gebeten hätte, es mit rüberzunehmen. Du rührst sein Handy nie wieder an, eher gehst du aus der Tür. Nach seinem Wutausbruch ist das Handy ein rotes Tuch.

Aber für dich gibt es keine Nachrichten mehr. Jedesmal, wenn du ihm schreibst, kommt keine Antwort.

Du hoffst auf irgendeine liebevolle Nachricht von ihm.

Am Vormittag hast du zuerst die Wäsche gemacht und dich wieder um die Organisation der Garage gemacht. Du hast ihn vollkommen in Ruhe gelassen, so wie seine abweisende Haltung dir suggeriert hat. Auch du kannst Verhalten lesen.

Du wolltest die Geräteleiste anbringen, aber das Brett war zu kurz. Also muss das noch warten, bis du ein längeres Brett besorgt hast, damit die gesamte Altholzleiste verkleidet ist und es ordentlich aussieht.

Stattdessen hast du eins der Pegboards angeschraubt und die Kleingartengeräte und Bärchens Hundeausrüstung aufgehängt.

Jetzt haben die Kleingeräte nicht nur eine Ordnung, ihren Platz, sondern es sieht wirklich auch noch geordnet aus. So was entspricht deiner Vorstellung von "Zuhause" - egal wie lange du es noch mit ihm haben wirst. Zumindest ist es für diesen Moment dein Zuhause. Da du nicht weiß, wie lange es besteht, ist es umso wichtiger, dass du es jeden Tag genießt und zu schätzen weißt.

Irgendwann zeigte er auch sein Gesicht, um dich nach etwas Belanglosem zu fragen, wie einem Eimer ohne Loch.

Ab da kam wieder Kuss da, Kuss hier, ein wenig streicheln. Das tut unwahrscheinlich gut, wenn du nicht für selbstverständlich genommen wirst.

Du nimmst es schließlich auch seit 10 Jahren nicht für selbstverständlich, dass er nach Hause kommt. Du hast dich schon oft gefragt, ob überhaupt noch gern nach Hause kommt oder nur weil er keine andere Wahl hat.

Was du für dich beschlossen hast: Du wirst den Posten als Firmenkundenberaterin anstreben, damit du auf ein neues Ziel hinarbeiten kannst.

---ENDE DER LESEPROBE---