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Cézanne gelang es mit einer Teetasse die Existenz des Lebens zu zeigen und er erhob Stillleben zu einem Punkt, an dem sie nicht mehr leblos zu sein schienen. Wassily Kandinsky sagte über den französischen Künstler: „Er malte diese Dinge als menschliche Wesen, da er die Gabe hatte, in allem ein Seele zu erahnen.“ Neben Cézanne präsentiert dieses Buch Stillleben großer Künstler wie Van Gogh, Matisse, Chardin und Picasso. Sein praktisches Format macht es zu einem perfekten Geschenk.
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Seitenzahl: 51
Veröffentlichungsjahr: 2023
Victoria Charles
© 2023, Parkstone Press International, New York, USA
© 2023, Confidential Concepts, worldwide, USA
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Alle Rechte vorbehalten.
Das vorliegende Werk darf nicht, auch nicht in Auszügen, ohne die Genehmigung des Inhabers der weltweiten Rechte reproduziert werden. Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen, den betreffenden Künstlern selbst oder ihren Rechtsnachfolgern. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.
ISBN: 978-1-78160-921-7
Inhalt
Einleitung
Die Künstler
Pieter Boel (1622-1674)
Jean-Baptiste Monnoyer (1634-1699)
Alexandre-François Desportes (1661-1743)
Jean-Baptiste Oudry (1686-1755)
Jean-Baptiste Siméon Chardin (1699-1779)
Simon Saint-Jean (1808-1860)
Henri Fantin-Latour (1836-1904)
Nicolae Grigorescu (1838-1907)
Paul Cézanne (1839-1906)
Claude Monet (1840-1926)
Auguste Renoir (1841-1919)
Ilja Jefimowitsch Repin (1844-1930)
Paul Gauguin (1848-1903)
Vincent Van Gogh (1853-1890)
Henri Matisse (1869-1954)
Igor Grabar (1871-1960)
Kusma Petrow-Wodkin (1878-1939)
Emile-Othon Friesz (1879-1949)
Alexander Kuprin (1880-1960)
Martiros Sarjan (1880-1972)
Nikolai Sapunow (1880-1912)
Michail Larionow (1881-1964)
Pablo Picasso (1881-1973)
Liste der abbildungen
Stillleben mit großem irdenen Krug, Félix Vallotton, 1923.
Öl auf Leinwand, 81 x 65,3 cm. Galerie Vallotton, Lausanne
„Ich möchte Paris mit einem Apfel in Erstaunen versetzen.“
— Paul Cézanne
Zwei Totenköpfe auf einer Fensterbank, Hans Holbein d.J.
Tempera auf Holz, 33 x 25 cm. Öffentliche Kunstsammlung, Kunstmuseum, Basel
Die weit verbreitete Ansicht, das Stillleben in der Kunst existiere seit grauer Vorzeit, scheint doch etwas zweifelhaft zu sein. Gewiss bekommen wir durch reproduzierendes Fragmentieren eine Unmenge von ‘Stillleben’ aus längst vergangenen Zeiten, doch begründet sich dabei die genremäßige Zuordnung allein auf der Tatsache, dass ein Gegenstand abgebildet ist, so dass ein Teil für das Ganze ausgegeben wird. Es ist sicherlich notwendig, die Geschichte dieses Genres nicht mit seiner Vorgeschichte zu verwechseln.
Offenbar haben jene Forscher Recht, die die Geschichte des Stilllebens mit der Geschichte der Tafelmalerei in Verbindung bringen, „... in der seine Gesetze am deutlichsten zu Tage treten und direkte Parallelen zu der Entstehungsgeschichte anderer Malgattungen nachzuweisen sind.“
Der niederländische Terminus stilleven ist erstmals für das Jahr 1650 dokumentarisch belegt. Erst Ende des 17. Jahrhunderts wurde er allgemein gebräuchlich und später auch in die deutsche und englische Sprache übernommen. Danach gelangte der Begriff in die französische Sprache als nature morte, doch ist es bei dieser Entlehnung nicht ohne Verluste abgegangen. Die Zusammenfassung einer Vielzahl verschiedener Gemälde (und solcher speziellen Begriffe wie etwa ‘Vanitas’, ‘Frühstück’ oder ‘Blume’, mit denen sie bezeichnet wurden) unter einer gemeinsamen Genrekategorie vollzog sich, als das Tafelbild seine höchste Entwicklungsstufe erreicht hatte.
Was nun die französische Kunsttradition anbelangt, so fügte sich hier das Schicksal des Stilllebens ganz anders als dasjenige der anderen Malgattungen. Anfänglich führte es ein bescheidenes Dasein in einer starken Abhängigkeit von der flämischen und der niederländischen Kunst, ohne sich durch irgendwelche Eigenarten hervorzutun, dann aber erlebte das französische Stillleben einen ungeahnten Aufschwung und feierte Triumphe, die es im 20. Jahrhundert zu einem führenden Genre der Malkunst erhoben.
Die russischen Sammlungen sind an frühen Proben dieser Gemäldegattung sehr arm. Jean-Baptiste Monnoyer (1634 bis 1699), der in Antwerpen studierte, tritt als ein tüchtiger Schüler der Flamen auf (Blumen und Früchte, 1654/1699), doch das Bild zeigt, dass das Stillleben in der französischen Kunst noch keine Wurzeln geschlagen hatte. Es verging noch eine lange Zeit, ehe man in dem „stillen Leben“ der Dinge einen französischen Charakter zu verspüren begann.
Wildbret und Früchte, Pieter Boel
Öl auf Leinwand, 61,5 x 81 cm. Museum für westliche und orientalische Kunst, Odessa
Blumen und Früchte, Jean-Baptiste Monnoyer
Öl auf Leinwand, 74,5 x 122 cm. Eremitage, St. Petersburg
Früchte, Jean-Baptiste Oudry, 1721
Öl auf Leinwand, 74 x 92 cm. Puschkin-Museum, Moskau
Stillleben mit totem Hasen und Früchten, François Desportes, 1711
Öl auf Leinwand, 115 x 199 cm. Eremitage, St. Petersburg
Stillleben mit Früchten, Jean-Baptiste Oudry, 1721
Öl auf Leinwand, 74 x 92 cm. Eremitage, St. Petersburg
Stillleben mit Wild und Gemüse, François Desportes
Öl auf Leinwand, 121 x 135 cm. Eremitage, St. Petersburg
Stillleben mit Kalbsschinken, Jean-Baptiste Oudry
Öl auf Leinwand, 98 x 74 cm. Eremitage, St. Petersburg
So steht der bekannte Stilllebenmaler François Desportes (1661 bis 1743), der „Maler der königlichen Jagden“, noch ganz unter dem beherrschenden Einfluss der flämischen Schule (Stillleben mit totem Hasen und mit Früchten, Stillleben mit Wild und Gemüse). Seine Kompositionen rufen den Eindruck einer Üppigkeit hervor, den man von den flämischen Gemälden des 17. Jahrhunderts her kennt.
Er nutzt die gleichen Mittel zur Vertiefung der Raumperspektive, etwa einen weit nach hinten gerü-ckten landschaftlichen Hintergrund und zur Belebung der Darstellung einen Hund, der die Jagdtrophäen bewacht oder eine Katze, die sich an das Wild heranschleicht oder auch einen Schmetterling.
Seine Bilder weisen den gleichen raffinierten Naturalismus in der Darstellung wirkungsvoll gegeneinander ausgespielter Fakturen von Früchten und Gewächsen, von Holz und Stein, von Fellen und Gefieder und dergleichen auf. In seine Stillleben nimmt er gelegentlich auch Kunsterzeugnisse auf, so sieht man beispielsweise auf dem Gemälde Stillleben mit Wild und Gemüse ein Relief des flämischen Bildhauers François Duquesnoy (1597 bis 1643), das ein Modezitat in der französischen Malkunst jener Zeit darstellt und zugleich die engen Beziehungen zwischen der flämischen und französischen Kunst demonstriert. Kurzum zeigt das Stilllebengenre in dieser Modifikation nach einem Wort von B. R. Wipper das auf Snyders zurückgehende Bestreben, „... die ‘nature morte’ in eine ‘nature vivant’ zu verwandeln.“
Die Abhängigkeit von der alten flämischen Schule ist auch in den Gemälden von Jean-Baptiste Oudry (1686 bis 1755), der unter anderem ein Schüler Nicolas Largillierres (1656 bis 1746) war, einem Meister von Jagdszenen, Stilllebenbildern und Porträts, zu verspüren. Doch verrät das Beste seiner in Russland befindlichen Stillleben einen anderen Charakter: es handelt sich um das Stillleben mit Kalbsschinken - eine vorzügliche Arbeit, in der man den Einfluss Jean-Baptiste Chardins (1699 bis 1779) erkennen kann.
„So sind Sie wieder da, großer Zauberer, mit Ihren stummen Schöpfungen! Wie beredt ist ihre Sprache für den Verständigen! Sie sprechen von der Naturnachahmung, von dem Sinn fürs Kolorit und der Harmonie. Wie lebendig umströmt die Luft diese Dinge! Selbst das Sonnenlicht könnte ihnen keine größere Harmonie verleihen! Chardin ist der Künstler, für den es keine befreundeten und keine feindlichen Farben gibt.“
Stillleben mit Attributen der Künste, Jean-Baptiste-Siméon Chardin, 1760er Jahre
Öl auf Leinwand, 53 x 110 cm. Puschkin-Museum, Moskau
Stillleben mit Attributen der Künste, Jean-Baptiste-Siméon Chardin, 1760er Jahre
Öl auf Leinwand, 112 x 140,5 cm. Eremitage, St. Petersburg
Früchte, Jean-François Van Dael, 1808