Stöhnst du noch oder kommst du schon? - Beatrice Poschenrieder - E-Book

Stöhnst du noch oder kommst du schon? E-Book

Beatrice Poschenrieder

0,0
7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die neuesten Studien der Berliner Charité beweisen: Über 90 % aller Frauen haben «ihn» schon mal vorgetäuscht – dabei ist er doch im Wortsinn der Höhepunkt der schönsten Nebensache der Welt. Woran liegt es also, dass so viele Frauen nicht kommen – und wie kann man das ändern? Beatrice Poschenrieder entlarvt in diesem Buch die verbreitetsten Orgasmusmythen, geht den Ursachen für Orgasmusstockungen auf den Grund und verrät natürlich auch, wie man sie beseitigen kann.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 318

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Beatrice Poschenrieder

Stöhnst du noch oder kommst du schon?

Der sichere Weg zum Orgasmus

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Warum noch ein Orgasmus-Buch?

Kapitel 1 Orgasmacken

Sie kommen nicht leicht? Willkommen im Club!

Kapitel 2 Orgasmythen

Stimmt was nicht mit mir?

Mythos 1: Im Prinzip kann jede Frau durch Verkehr kommen

Mythos 2: Jeder Orgasmus geht von der Klitoris aus

Mythos 3: Jede Frau kann über den G-Punkt kommen – man muss ihn nur finden

Mythos 4: Der vaginale O ist stärker als der klitorale

Mythos 5: Wenn Frauen ejakulieren, kommen sie besonders heftig

Mythos 6: Der Mann muss nur lang genug durchhalten ...

Mythos 7: Frau muss bloß genug entspannen, dann klappt’s schon

Mythos 8: Es liegt allein an der Psyche

Mythos 9: Ohne O ist der Sex für sie mies und er ein Versager

Mythos 10: Gleichzeitige Orgasmen sind die besten und schönsten

Kapitel 3 Orgasmanie

Warum sind bloß alle so besessen davon?

Was ist ein Orgasmus überhaupt?

Fühlt er sich nun gut an ... oder wie?

Ist er «das, wonach wir alle streben»?

... Sexstress!

Kapitel 4 Orgasmusfake

Wie viel Schauspiel ist im Spiel?

Ist Faken okay? Oder nicht?

Woran erkennt man, dass die Frau wirklich einen Orgasmus hat?

Wie sag ich’s meinem Freunde ...?

Kapitel 5 Orgasmushemmer beim Solosex: Ursachen und Lösungen

A) Ihnen ist nicht nach Selbstbefummeln

B) Ihr Unterleib zeigt kaum Reaktionen

C) Müdigkeit, Erkrankung, Alkohol, Drogen, Medikamente

D) Masturbation erregt Sie zu wenig

E) Falsche Stelle

F) Falsche Technik

An-, nicht entspannen!

G) Sie sind zu trocken

H) Sie kommen nur mit einer ganz bestimmten Methode

I) Sie schaffen’s bis kurz davor, kommen aber nicht über die Schwelle

Das Loslassen klappt einfach nicht

Es dauert zu lang

Angst vor Kontrollverlust

J) Sie setzen sich selbst unter Druck

Kapitel 6 Orgasmushemmer beim Partnersex: Ursachen und Lösungen

A) Keiner weiß so recht, wie – nicht mal Sie selbst

B) Ungenügende Erregung durch zu wenig Vorspiel

Apropos Verkehrsfixierung ...

C) Sie sind erregt, aber er hält nicht lang genug durch

So verlängert man(n) den Beischlaf

Er hält beim Hand- oder Oralverkehr nicht lang genug durch?

D) Ihr Partner geht nicht auf Sie ein

E) Ihr Partner ist unsensibel oder unerfahren

F) Zu wenig Bettkommunikation

Aller Anfang ist schwer ...

Was Sie vermeiden sollten

G) Die sexuelle Wellenlänge stimmt nicht

«Chemie» und körperliche Anziehung

Der sexuelle Stil passt einfach nicht

H) Falsche Stelle

I) Falsche Technik

Wenn er nicht dranbleibt

«Entspann dich»

J) Sie sind zu trocken

K) Müdigkeit, Erkrankung, Alkohol, Drogen, Medikamente

L) Schmerzen oder unangenehme Gefühle im Intimbereich

M) Sie fühlen sich nicht wohl mit Ihrer Verhütung

N) Hormonelle Einflüsse

O) Die Störenfriede im Kopf

... Oase der Ruhe und Sinnlichkeit

Körperkomplexe

«Liebe machen»

Unbehagen beim Oralverkehr

Beziehungsprobleme

P) Sie können sich nicht richtig hingeben

Ihr Freund will mehr Aktivität von Ihnen

Ablenkung durch seine Aktivitäten

Ablenkung durch Hygienedefizite

Q) Haben Sie eine «Blockade»?

Wenn Sie eine Blockade bei sich vermuten:

Wie Ängste Lust und Orgasmus verhindern

Sexstress!

Wenn sich der Körper gegen Sexstress wehrt ...

Perfektionsdrang: Falscher Ehrgeiz im Bett

Sie wollen beim Sex immer die Kontrolle behalten

Missbrauch

R) Sie schaffen’s bis kurz davor, kommen aber nicht über die Schwelle

Das Sprungbrett fehlt

Die Kombi-Kommer

Lassen Sie’s ruhig platzen

S) Harndrang oder Urinaustritt

War es Urin – oder eine weibliche Ejakulation?

T) Seit der Geburt des Kindes keinen Orgasmus mehr

U) Sie kommen zu schnell

V) Sie sind noch sehr jung

Kapitel 7 Orgasmus selbstgemacht

Liebe an und für sich – eigenhändig!

A) Wie oft sollen Sie «üben»?

B) Mehr Flexibilität!

C) Konzentration & Kopfkino

D) Für Einsteigerinnen

E) Vorbereitung (für alle!)

F) Techniken

G) Stellungswechsel

H) Äußere Gegebenheiten

I) Spielvarianten

J) Stoff für erregende Phantasien

Erotische Literatur

Erotische Bildbände

Erotische Spielfilme

Pornos

Internet-Adressen

Kapitel 8 Orgasmustechniken

A) Stellungen

1) Die Missionarsstellung

2) Reiterstellung

3) Von hinten

4) Seitenlage

5) Sex im Sitzen

6) Stehend

B) Stellungen für Kitzler-Stimulation

Sich beim Koitus selbst befriedigen?

C) Handarbeit

Ein Wort an die Männer: Handarbeitsanleitung

Manuelle G-Zonen-Stimulation

D) Cunnilingus – Der mündliche Dienst an der Frau

Ein Wort an die Männer: Mundart

Kapitel 9 Orgasmittel

A) Toys

Vibrierendes

Dildos

Noch mehr Toys

Allergien oder Entzündungen durch Sextoys?

Reinigung von Toys

Mein Freund ist gegen Sextoys – wie kann ich sie ihm näher bringen?

B) Penis- und Cockringe

Kommt sie eher, wenn er beringt ist?

C) Gleitmittel

D) Lustmittel zum Einnehmen

E) Lustmittel für äußere Anwendung

Kapitel 10 Orgasmen für Fortgeschrittene

A) Techniken zum Intensivieren

Atem

Multistimulation

Verlängerung

Slow Sex

Tantrischer Orgasmus (eine Variante)

Erden

Kopf runter

Bauchdruck

Weichmacher

Geisha

B) Der mehrfache Orgasmus

Wie kann man aus einem einfachen O einen mehrfachen machen?

C) Vaginaler Orgasmus für klitorale Frauen

D) «Nichtgenitale» Orgasmen über die Brust, den Nacken, den Mund ...

E) Gemeinsamer Orgasmus

Vorwort

Warum noch ein Orgasmus-Buch?

Gibt’s davon nicht bereits genug? Könnte man meinen. Aber die meisten davon sind entweder zu theoretisch, zu lang, nicht schön zu lesen oder treffen einfach nicht den Kern… Und sie scheinen noch zu wenige Menschen angesprochen oder zu wenig genützt zu haben. Ich gebe seit vielen Jahren Liebes- und Sexberatung im Internet, und an der unglaublichen Anzahl der Anfragen zum Thema «Orgasmusprobleme» kann ich sehen, dass auf diesem Gebiet durchaus noch eine Menge Informationsbedarf besteht. Außerdem wird immer wieder deutlich, wie groß der Druck auf die Frauen ist, orgasmusfähig zu sein – oder die anderen das zumindest glauben zu lassen.

Erstaunlich viele Leute beiderlei Geschlechts denken, dass es bei einer Frau so zuverlässig klappen sollte wie bei einem Mann – man müsste nur diesen einen Hebel in oder an der Frau finden (körperlich oder seelisch), ihn umlegen, und alles wäre bestens. Aber dem ist eben fast nie so! Deshalb finden Sie im ersten Kapitel die wissenschaftliche Erklärung, warum Männer so leicht kommen und Frauen nicht, im zweiten Kapitel die verbreitetsten «Orgasmythen» und im dritten unter anderem, was ein Orgasmus überhaupt ist. Allein diese Basisinfos werden Ihnen helfen zu verstehen, dass es meistens nicht reicht, sich ein paar Kniffe oder eine andere Einstellung anzueignen. Ein Vibrator im Haus erspart noch keinen Handwerker, und Hemmungslosigkeit bringt wenig, wenn der Liebhaber nicht passt. Je besser Sie Bescheid wissen über die Kapriolen weiblicher Erregung und Höhepunkte, desto größer ist die Chance auf sexuelle Erfüllung und mehr Spaß im Bett.

Überhaupt, der Spaß: Den lassen sich viele vermiesen durch falsches Leistungsdenken à la «Ich bin eine Versagerin, wenn ich nicht komme». Zudem ist oft gar nicht der ausbleibende Orgasmus das Problem, sondern dass die Betroffenen generell keinen Spaß im Bett haben. Auch hier wird Ihnen mein Buch helfen, die Zusammenhänge aufzudecken.

Sicherlich können Sie sich auch nur einzelne Kapitel herauspicken, etwa das achte mit den Stellungen und Praktiken. Aber vielleicht geht’s Ihnen dann wie den Frauen in meiner Beratung, die mich nach den orgasmusförderlichsten Positionen fragen. Und wenn ich dann nachhake, stellt sich heraus, dass die tollsten Stellungstipps kaum etwas nützen werden, weil zum Beispiel viel zu wenig Vorspiel stattfindet und die Erregung noch nicht mal für ein «Aah» und «Uuh» reicht, geschweige denn für einen «O». Oder es zeigt sich, dass viele dieser Frauen noch nie einen hatten, auch nicht von eigener Hand.

Deshalb beschäftigt sich der wichtigste und umfangreichste Teil dieses Buches mit den Ursachen für Orgasmusstockungen – beim Solo- und beim Partnersex. Wenn Ihnen mein Ratgeber etwas bringen soll, dann bitte ich Sie auf Knien: Lesen Sie das ganze Buch oder zumindest Kapitel 5 und 6! Sie bekommen dort wertvolle Infos, die Ihnen nicht nur fürs Kommen, sondern in vielerlei Hinsicht etwas bringen werden. Sie erfahren etwas

über die weibliche Anatomie und ihre erregbarsten Bereiche;

wie das Kommen bei Frauen überhaupt klappt und welche Möglichkeiten es dafür gibt;

was da alles stören kann und wie wir uns sogar oft selbst im Wege stehen.

Zugegeben, das kostet ein bisschen Zeit und Einsatz – nicht nur das Lesen, sondern auch das Umsetzen!–, aber Sie werden sehen: Es lohnt sich.

Betrachten Sie’s wie das Kochen: Sie lesen ein Kochbuch, suchen sich ein Rezept heraus, besorgen die Zutaten, nehmen sich etwas Zeit zur Zubereitung… Das eine schmeckt, das andere weniger, okay – aber eins steht fest: Würde man immer das Gleiche machen, würde es irgendwann gar nicht mehr schmecken. Wenn Sie hingegen etwas ganz Neues wagen, kann am Ende etwas überraschend Gutes herauskommen. Vielleicht sogar ein kulinarischer Höhepunkt. Nicht immer, aber immer öfter – je besser Sie die Kunst des Kochens (und auch die des Liebens) beherrschen.

Herzlichst,

Ihre Beatrice Poschenrieder

PS: Im Text finden Sie viele Beispiele von reell existierenden Personen aus meiner Beratung und meinem Bekanntenkreis, aber zum Schutz dieser Menschen habe ich die Namen geändert. PPS: Bitte verzeihen Sie meine manchmal politisch nicht ganz korrekte Ausdrucksweise. Wortspiele, Ironie, Zotiges, Klischees und Übertreibungen sollen das Ganze unterhaltsamer und anschaulicher machen. Denn Trockenheit und Humorlosigkeit kommen weder dem Lesespaß noch dem Sex zugute.

Liebe Männer,

klasse, dass Sie diesen Ratgeber in der Hand halten und aufgeschlagen haben! Ich wende mich im Text zwar meist an die Frauen, aber er enthält auch einige Kästen für Sie, verehrter Leser. Und ich denke, der Rest des Buches dürfte auch interessant und lehrreich für Sie sein, um die komplizierte weibliche Sexualität noch besser zu ergründen und meisterhaft damit umzugehen.

An ein paar Stellen kommen Geschlechtsgenossen von Ihnen nicht allzu gut weg; aber das sind einzelne Beispiele, um zu verdeutlichen, was (oder wer) Frauen beim Gipfelsturm behindern kann. Allein dass Sie bis hierhin gelesen haben, zeigt mir, dass Sie sicherlich nicht dazugehören! Oder nicht mehr lange…

Viel Spaß beim Schmökern und Praxistest wünscht

die Autorin

Kapitel 1 Orgasmacken

Sie kommen nicht leicht? Willkommen im Club!

Was glauben Sie – wie viele Frauen haben so ihre Schwierigkeiten mit dem Orgasmus? Also kommen gar nicht, selten, nur manchmal; kommen nur beim Solosex, nicht aber beim gemischten Doppel; kommen nur bei einem bestimmten Partner und nur mit einer ausgefuchsten Stimulation; kommen zu früh oder ewig nicht (nicht mitgezählt die, die reiner Verkehr unbefriedigt lässt!)?

Bevor ich an diesem Buch arbeitete, schätzte ich, zwei Drittel, und dachte, das wäre vielleicht sogar etwas hochgegriffen. Nachdem ich intensiv recherchiert und zudem eine Menge Leute befragt hatte, revidierte ich meine Schätzung: Der Anteil liegt eher gegen 80%!

Im Klartext: Vier von fünf Frauen haben «Orgasmusprobleme». Kann man da wirklich noch von «Problem» sprechen, wenn es so viele betrifft?

Sagen wir einfach, dass der Zieleinlauf bei der weiblichen Mehrheit eine komplizierte Angelegenheit ist. Obwohl das mittlerweile vielfach belegt ist und sich längst verbreitet haben sollte, gibt es immer noch Leute, die das anzweifeln. Es ist ja auch nicht einfach zu begreifen, warum’s bei den Damen nicht genauso reibungslos (bzw. reibungsmäßig) klappen sollte wie bei den Herren. Schließlich sind Frauen auch nur Menschen. Und fast jeder Mann mit etwas Erfahrung hatte mal eine Partnerin, die nur ein bisschen Verkehr brauchte, und – schwupp! – befriedigt. Da liegt es nahe zu denken: «Na also, geht doch! Dazu ist ja wohl JEDE Frau in der Lage. Wenn nicht, sind die eben irgendwie gestört.»

Die Wahrheit ist: Genau diese «Gestörten» sind normal und die Orgasmusbomben die Ausnahme (wobei Letztere zum Teil nicht mal echt sind…).

Statistiken und Umfragen aus aller Welt bestätigen die Zickigkeit des weiblichen Höhepunkts. Zusammengefasst ergeben sich ungefähr folgende Durchschnittswerte1:

Höchstens vier von zehn Frauen können durch reinen Verkehr kommen, und dann auch nicht unbedingt jedes Mal (Frauen bis 28: nur drei von zehn!). Nimmt man noch Stimulation per Hand oder Mund hinzu, ist das Liebesspiel immerhin für zwei von drei Frauen befriedigend – vorausgesetzt, der Partner weiß, wie sie’s braucht. Weiß er ’s nicht, gehen weitaus mehr Frauen leer aus. Die Selbstbefriedigung gelingt ca. 90% der Frauen, was bedeutet, dass ein Zehntel nie kommt (etwa die Hälfte davon ist sexuell durchaus offen, die andere Hälfte kann mit Sex wenig anfangen).

Ich zweifle diese Zahlen auch deshalb nicht an, weil sie meine jahrelangen Erfahrungen mit dem Thema widerspiegeln: durch meine Beratungstätigkeit, Interviews mit Frauen, Aussagen von Fachleuten.

Klar, bei den Männern sieht es ganz anders aus: Mindestens 90% der 16- bis 45-Jährigen haben keine Probleme mit dem Kommen, im Gegenteil geht es bei vielen zu rasch; und die, die länger brauchen, kennen durchaus Wege, wie’s auch schneller ginge. Und: Fast alle Männer können (wenn sie wollen) bei fast jedem Verkehr mit fast jeder Frau kommen; manche können’s sogar genau timen. Beides ist auf weiblicher Seite sehr selten.2

Warum um Himmels willen ist das so? Ist die Natur wirklich so ungerecht? Ja, ist sie. Sie hat den Erguss des Mannes mit dem orgastischen Hochgefühl verknüpft – als starken Anreiz, so viele Akte wie möglich einzuleiten wie auch zu beenden und damit seinen Samen breit zu «streuen». Je öfter er also explodiert, desto besser für das Fortleben der Menschheit. Bei der Frau ist eine solche Verknüpfung nicht unbedingt nötig: Sie hat jeweils nur ein Ei, und wenn das befruchtet ist, ist sowieso nicht mehr drin. Und sie kann ohne jeglichen Höhepunkt, ja sogar ohne jede Lust schwanger werden.

Warum haben Frauen dann überhaupt einen Orgasmus? Dazu gab’s schon alle möglichen Theorien, etwa dass durch ihn ein Sog in der Gebärmutter entstünde, durch den das Sperma hochgezogen würde. Oder dass wir seinetwegen lieblose von sorgsamen Männern unterscheiden könnten. Doch diese Thesen, wie auch fast alle anderen in diesem Zusammenhang, wurden mittlerweile widerlegt. Wenn der weibliche Orgasmus biologisch einen Sinn machen würde (also z.B., dass der Samen besser zur Gebärmutter gelangt), dann hätten sich im Lauf der menschlichen Entwicklung die orgasmusfähigen Frauen besonders erfolgreich fortgepflanzt, und wir hätten viel mehr von ihnen, als es der Fall ist. Nur unserer modernen Aufgeklärtheit haben wir es zu verdanken, dass heute mehr als nur eine Hand voll Frauen das Privileg des Höhepunkts beim Paar-Akt genießen dürfen.

Es fragt sich ja auch: Wie kommt’s, dass viele Frauen, die mit Sex frei und lustvoll umgehen, ihre Gipfelhindernisse haben, während es wiederum Gehemmte und Lustlose gibt, die sehr leicht kommen? Legt das nicht nahe, dass Orgasmusfähigkeit auch viel mit Zufall zu tun hat? Dass die Natur manchen viel davon zuteilt und manchen wenig?

Und damit sind wir bei der einzigen Orgasmustheorie, die noch nicht widerlegt wurde und auch mir die wahrscheinlichste scheint:

Der weibliche Orgasmus ist eine Art Nebenprodukt oder Überbleibsel: Der Embryo im Mutterbauch besitzt in den ersten Schwangerschaftswochen die Anlagen für beide Geschlechter. Erst durch das Hinzukommen von Hormonen bildet sich nach und nach «männlich» oder «weiblich» heraus. Beim Mann entwickelt sich unter anderem der Penis, der bei der Frau zwar im Ansatz vorhanden ist, aber klein und versteckt bleibt (Klitoris). Die Frau bekommt unter anderem einen Busen, der wiederum beim Mann nur im Ansatz vorhanden ist (Brustwarzen). Biologisch machen Brustwarzen beim Mann wenig Sinn, da er ja nicht stillen kann – aber sie sind eben Reste des embryonalen Basismodells. Und ähnlich verhält es sich mit dem Orgasmus. Er ist eigentlich dem Manne zugedacht, aber auch bei der Frau im Ansatz, als Möglichkeit, vorhanden – bei der einen mehr, bei der anderen weniger. Leider hat er nur selten die Funktionstüchtigkeit wie beim Mann.

Dass diese Theorie stimmt, zeigen auch folgende drei Punkte:

Ein Teil der Flüssigkeit, die das Sperma ausmacht, kommt aus Drüsen, die in die männliche Harnröhre münden (Prostata und andere Drüsen). Einige Frauen besitzen noch Reste dieser Drüsen und können ejakulieren, obwohl dies der Fortpflanzung natürlich wenig nützt.

Eine aktuelle Studie des St.Thomas Hospital in London ergab, dass die Orgasmusfähigkeit eineiiger Zwillinge frappierend oft übereinstimmt – dass also die Anatomie mindestens genauso wichtig ist wie z.B. der Partner oder die Gefühlswelt der jeweiligen Person.

Bei den meisten männlichen Säugetieren gibt es Anzeichen für einen Höhepunkt – bei den Weibchen, selbst wenn sie ihre Lust deutlich zeigen, sieht’s hingegen düster aus: Unter allen Tierarten scheinen nur vereinzelte Affenfrauen in den Genuss zu kommen. Und zwar am ehesten bei ausgiebigen, lustvollen Spielen mit Geschlechtsgenossinnen – und nicht beim normalen Geschlechtsakt, der in der Regel ohnehin rasend schnell vorbei ist.

Wie Menschen haben Tiermännchen Zitzenreste und Tierweibchen Penisreste (= Klitoris); aber die verhelfen nicht mal zum Orgasmus, jedenfalls nicht bei der Begattung, wie die Anthropologin Frances D.Burton schon in den 70er Jahren feststellte. Dabei haben Tiere gegenüber Menschen sogar den Vorteil, dass ihre Klitoris näher an der Scheide liegt. Bei uns hat sich das hochsensible Knöpfchen vermutlich so weit nach vorn verlagert, weil unsere Babys im Verhältnis zu Tierbabys ungewöhnlich groß sind; eine nah an der Scheide liegende Klitoris könnte bei der Geburt verletzt werden oder die Schmerzen ins Unerträgliche steigern.

Falls dieses Kleinod also bei den Tieren überhaupt einem «Zweck» dient, dann eher der Lust, also als Anreiz, eine Begattung zuzulassen und so lange dabeizubleiben, bis der Begatter seinen Samen abgegeben hat.

Fazit: Es ist Quatsch, Ihre eigene Orgasmusfähigkeit an der der Männer zu messen – oder an der anderer Frauen. Ungerecht ist ja nicht nur, dass Männer viel leichter kommen, sondern dass auch die Verteilung von Frau zu Frau so ungleich ist. Ob und wie weit sich die weibliche Orgasmusfähigkeit entfaltet, hängt von vielen Faktoren ab: von körperlichen Gegebenheiten, von ihrer Libido und Erregbarkeit, von ihrer Selbsterkundungsbereitschaft, von ihrem Alter, ob der Partner geschickt ist und passt (umso dankbarer sind wir über einen, der nicht nur lernbereit ist, sondern sogar nachhakt oder sich selbst auf die Suche nach geeigneten Techniken begibt!), und, und, und…

Wenn auch Sie zu den «Benachteiligten» gehören, wird Ihnen dieses Buch jede Menge hilfreiche Erkenntnisse und Methoden vermitteln, um die Hindernisse oder auch Mühen zu verkleinern.

Kapitel 2 Orgasmythen

Stimmt was nicht mit mir?

«Noch ein bisschen, gleich… mach weiter… ich bin kurz davor… gleich… hmmm, es fühlt sich gut an! Gleich bin ich so weit… gleich…» – aber es passierte einfach nicht. An den Koituskünsten meines damaligen Freundes Thomas war nichts auszusetzen, variantenreich war’s auch. Warum, verflucht nochmal, bekam ich dabei keinen Höhepunkt wie eine normale Frau?

«Wie eine normale Frau», das dachte ich damals wirklich, mit 20.Es müsste doch jeder normalen gesunden Frau gelingen, beim Verkehr zu kommen, glaubte ich. Thomas auch.

Er war zwar in der Lage, mich per Hand oder Mund zu befriedigen, aber bei der «natürlichsten Sache der Welt» klappte es einfach nicht. Also übten wir. Wir glaubten, es müsse nur lang genug dauern; also lernte er, seinen Erguss so lange hinauszuzögern, bis mein Intimbereich ganz wund und taub war und ich völlig verkrampft. Was wiederum dazu beitrug, dass ich immer öfter keine Lust hatte.

Ich hatte völlig aus den Augen verloren, dass Sex zu unserem Vergnügen da ist. Aber da war erstens dieses nagende Gefühl, dass ich einen «Defekt» hatte, zweitens, die Natur hatte es doch sicher so eingerichtet, dass die Frau beim Begatten ebenso wie der Mann kam, oder? Drittens war Thomas so sehr dran gelegen, mir «Erfüllung» zu schenken. Und ich selbst wollte es ja auch endlich einmal erleben, zumal man immer mal wieder hörte, dass der «vaginale Orgasmus», also der beim Verkehr, viel stärker und «tiefer» sein sollte als der über die Klitoris.

Erst viele Jahre später stieß ich zufällig auf einen Artikel, in dem berichtet wurde, dass das Innere der Scheide ziemlich unempfindlich ist und der Orgasmus viel eher über die Klitoris ausgelöst wird.3

Zuerst bezweifelte ich das ein wenig, und zwar weil die meisten Männer, mit denen ich verkehrt hatte, es als Selbstverständlichkeit hingestellt hatten, dass eine Frau durch Penisstöße befriedigt werden könne. Manche hatten sogar beteuert, dass ihre vorigen Partnerinnen «nicht so kompliziert» gewesen seien wie ich… (Kein Wunder, dass ich anfing, gelegentlich zu faken. Auf die Idee, dass das auch andere Frauen taten, kam ich damals nicht.)

Aber ab da schärfte ich meine Aufmerksamkeit, las den «Hite-Report» und andere Publikationen über weibliche Sexualität, fragte meine Schwestern und Freundinnen… und siehe da, verdammt viele Frauen schienen «defekt» zu sein.

Diese Erkenntnisse waren bahnbrechend für mich und mein erotisches Erleben: weg von Zwang und Mühsal, hin zu selbstbestimmter Sexualität und Freude daran. Wenn Sie jetzt erwarten, dass sich durch meine «mentale Entspannung» die Explosionen praktisch von selbst einstellten, muss ich Sie enttäuschen. Aber allein dass ich mir ab da, ohne mich doof zu fühlen, erlaubte, meinen Bettpartnern zu vermitteln, was ich brauchte, wurde mein Liebesleben viel besser – und gipfelreicher.

Meine befreiende Offenbarung ist zwar schon lange her, und man sollte meinen, dass sich diese Dinge mittlerweile herumgesprochen haben, aber es gibt immer noch erschreckend viele Frauen und Männer, die ähnlichen Mythen anhängen wie ich und meine Jungs vor 15 bis 25Jahren. Deswegen liste ich hier nochmal die häufigsten Ammenmärchen über den Orgasmus auf.

Mythos 1: Im Prinzip kann jede Frau durch Verkehr kommen

Stimmt nur für drei bis vier von zehn Frauen (und dann auch nicht jedes Mal). Manche dieser Frauen kommen generell leicht (die Glücklichen!), manche haben einen empfänglichen Bereich in der Scheide, manche erfahren durch die Anatomie ihrer Schamlippen oder ihres Kitzlers genug Reizung desselben – aber meist auch nur in bestimmten Stellungen. Und natürlich hängt’s auch von den Körperformen und den Fähigkeiten des Partners ab.

Noch bis vor vierzig Jahren glaubten viele Leute allen Ernstes, eine Frau sei «frigide», wenn sie beim schlichten Rein-raus nicht kam. Und selbst heute fällen einige das vernichtende «Frigide»-Urteil über Frauen, die nicht kommen (warum auch immer). Ich komme Ihnen jetzt nicht damit, dass Sigmund Freud das verbockt hat, indem er die Scheide als Gegenstück zum Glied erklärte und den vaginalen bzw. koitalen Orgasmus als den einzig wahren. Es gibt etliche Männer, die Freud gar nicht kennen und trotzdem dasselbe denken – einfach weil es für sie so nahe liegt. Und leider betrachten nicht wenige von ihnen deshalb das Vorspiel und eine gezielte Stimulation der Klit als überflüssig.

Mythos 2: Jeder Orgasmus geht von der Klitoris aus

Das haben Sexualwissenschaftler vor ein paar Jahrzehnten in die Welt gesetzt als Widerspruch zur damals gängigen Überzeugung, dass weibliche Wonne nur via Vagina erfolge. Aber wie Mythos 1 stimmt auch diese Theorie nur teilweise. Die Mehrzahl von uns ist zwar «kitzlerbetont» – aber eben nur die Mehrzahl und längst nicht alle. Ich kenne Frauen, die sagen: «Dieses Gefummle an der Klitoris bringt mir gar nix!» Die kann man eher über den G-Punkt oder andere Zonen in der Scheide erfreuen, oder auch über Anus, Brust, Mund und weitere Körperbereiche. Gelegentlich kommen Frauen sogar ohne körperliches Zutun: über die Phantasie oder im Schlaf.

Viele Frauen können nur einen der genannten Wege beschreiten, ebenso vielen sind mehrere Möglichkeiten gegeben.

Mythos 3: Jede Frau kann über den G-Punkt kommen – man muss ihn nur finden

Ein paar Fachleute behaupten, jede Frau besitze einen G-Punkt, andere sprechen von einer G-Zone, wieder andere meinen, nur vereinzelte Glückliche wären G-begünstigt… Ich persönlich glaube, dass die meisten von uns so einen Bereich haben (in der einen oder anderen Form – siehe Kapitel 8: «G-Punkt: Gibt’s den überhaupt?»), aber er funktioniert nur bei einem Teil von uns: wie so oft abhängig von anatomischen Gegebenheiten, Zufall, Glück, einem Lover, der die richtige Technik und/​oder die richtige Penisform hat…

Und ich denke, zuverlässig tut er’s nicht mal bei jeder zehnten Frau.

Mythos 4: Der vaginale O ist stärker als der klitorale

Wahlweise lautet dieser Mythos auch: «G-Punkt-Gipfel sind am geilsten» oder ähnlich. Trifft aber wieder mal nur auf einen Teil der Frauen zu. Von denen, die sowohl über die Klitoris als auch über die Scheide gipfeln, sagen manche, der vaginale sei stärker, und manche, der klitorale. Vielleicht wird der vaginale oft subjektiv als der intensivere erlebt, weil man dabei mit dem Geliebten eng verbunden ist oder weil die Scheidenzuckungen beim Orgasmus mit «Füllung». (Penis, Finger, Dildo…) noch besser spürbar sind.

Fühlt sich ein Orgasmus über die Scheide überhaupt anders an als über die Klitoris? Auch hier sind die Meinungen geteilt. Viele merken da keinen großen Unterschied, manche empfinden es ungefähr so: Der über die Klitoris ist hell, klar, kräftig, der über die Scheide ist «tief», dumpf und irgendwie schwer zu orten.

Bei Frauen, die immer nur klitorale Höhepunkte hatten, sind die ersten vaginalen oft nur schwach. Sie können mit den Jahren ausgeprägter werden, wenn frau damit umzugehen lernt.

Übrigens: Für manche fühlt sich auch ein «oraler O» anders an als der über Handarbeit.

Mythos 5: Wenn Frauen ejakulieren, kommen sie besonders heftig

Der Bezug stimmt hier nicht ganz. Richtiger ist es andersrum: Wenn eine Frau besonders heftig kommt, ist die Wahrscheinlichkeit einer Ejakulation höher – falls sie überhaupt die Anlagen dazu hat.

Oder um es noch deutlicher zu sagen: Dass weibliche Orgasmen mit Ejakulation als besonders intensiv beschrieben werden, liegt vermutlich daran, dass der Erguss meist nur bei einem sehr intensiven Höhepunkt stattfindet. Wenn überhaupt. Nur wenige Frauen haben Reste dieser Drüsen, die beim Mann Flüssigkeit zum Sperma beisteuern. Bei manchen mögen sie recht ausgeprägt sein, sodass das Ejakulat schon mal einen deutlichen Fleck auf dem Laken hinterlässt, bei anderen sind sie so winzig, dass sie gar nichts oder nur Tröpfchen abgeben.

Mythos 6: Der Mann muss nur lang genug durchhalten…

Wie bereits angedeutet, haut das nur für manche Frauen hin. Einige von ihnen (sehr wenige!) brauchen nur ein paar Minuten, andere der Vaginalkommerinnen mindestens eine Viertelstunde.

Allerdings gibt es wohlmeinende Männer, die es so verbissen versuchen, bis die Begattete heimliche Stoßgebete zum Himmel schickt: Möge er endlich fertig sein! Da bleibt bei beiden die Lust auf der Strecke. Und ein Marathon von einer halben Stunde oder gar mehr erhöht keineswegs die Chance auf einen O, sondern nur auf Trockenheit, Wundheit und Sitzprobleme am nächsten Tag.

Finden Sie heraus, ob Sie überhaupt beim bloßen Beischlaf kommen können, wenn ja, wie lang er dauern muss und mit welchen Stellungen. Wenn nein – was genau brauchen Sie? Stehen Sie selbstbewusst zu Ihren Eigenheiten, lassen Sie sich nicht einschüchtern durch Bemerkungen wie «Meine Ex konnte in der und der Stellung immer» oder auch folgenden Spruch:

Mythos 7: Frau muss bloß genug entspannen, dann klappt’s schon

Es kommt vielmehr drauf an, WANN sie entspannt ist. Eine entspannte Atmosphäre sowie Entspannung zur Einleitung des Sex: prima. (Denn wenn gewisse Ängste schon beim Vorspiel dazu führen, dass sich die Unterleibsmuskulatur verkrampft, dann behindert das erstens Durchblutung wie auch Erregung, und zweitens kann der Verkehr wehtun.) Aber mit wachsender Erregung werden einige Muskeln sogar unwillkürlich betätigt und helfen, die zum Orgasmus nötige Spannung aufzubauen, die sich dann im Höhepunkt wohltuend entlädt.

Sprich, sich entspannen, um zu kommen, ist genau so ein Blödsinn wie folgender Mythos:

Mythos 8: Es liegt allein an der Psyche

Was mich wirklich ärgert, sind wohlmeinende Sexratgeber oder -berichte, in denen so getan wird, als sei die Fähigkeit zum Orgasmus eine reine Kopfsache. Klar sind die Gedanken und die Einstellung wichtig, aber es liegt viel seltener an der Psyche, als solche Berichte einem weismachen wollen. Es gibt etliche Frauen mit massiven Psychoproblemen (selbst Missbrauchte), die orgasmisch sind, und etliche Frauen mit gesundem Ich, die es nicht sind.

«Du hast wohl eine Blockade», mutmaßen auch die Männer gern und meinen damit: zu gehemmt, zu komplexbehaftet, zu verkrampft, zu orgasmusfixiert, was auch immer. Einer warf mir sogar mal vor, ich strenge mich nicht genug an (Tatsache ist, ER strengte sich nicht genug an!). Die Schnuckis, die uns so was weismachen wollen, sind entweder ignorant, bequem, unsicher oder befürchten, ihr kleiner Freund könnte uns nicht genügen. Oder manchmal sind sie selbst zu orgasmusfixiert. Frauen erspüren, wenn einer ungeduldig an ihnen herummanipuliert, zumal, wenn er «Komm schon» keucht – und schon läuft gar nichts mehr.

Ein derart fixierter Typ unterliegt dem

Mythos 9: Ohne O ist der Sex für sie mies und er ein Versager

Für die meisten Männer ist ein Akt ohne Orgasmus genauso wie einer «ohne Reinstecken»: kein richtiger Sex. Diese Denke übertragen sie auch auf Frauen. Manche von uns übernehmen das, setzen sich unter Druck und kommen schon deshalb schwerer. Aber die Mehrzahl sieht das lockerer, sie sagt: Ich brauche nicht unbedingt einen, um Spaß im Bett zu haben und mich befriedigt zu fühlen – laut einer Umfrage der Universitätsklinik Charité in Berlin trifft das auf zwei Drittel der Frauen zu! Überhaupt: Ein Höhepunkt macht den Akt nicht automatisch zum Staatsakt; es gibt auch verzichtbare Orgasmen mittels lauwarmen Beischlafs.

Mythos 10: Gleichzeitige Orgasmen sind die besten und schönsten

Gutes Timing hat durchaus Vorteile… Denn kommt er zuerst, ist die Sache gelaufen. Kommt sie zuerst und er rödelt weiter, stellt sich bei ihr möglicherweise ein Missempfinden ein – so eine Art genitaler Überdruss. Schafft man’s zusammen, können beide entspannt wegdämmern, und keiner muss in die Verlängerung gehen. Schön und gut, aber simultan klappt es bestenfalls bei eingespielten Teams oder per Zufall. Partout im Duett kommen zu wollen, kann zum Leistungssport ausarten, und der Genuss geht flöten – bei Frauen meist auch der Höhepunkt.

Manche haben auch die romantisierende Vorstellung, dass man bei einem gleichzeitigen Höhepunkt irgendwie «total miteinander verschmelzen» würde. Ich glaube, das wird nur sehr, sehr wenigen Paaren zuteil. Beim Orgasmus sind die meisten Leute so auf sich konzentriert (oder auch weit weg), dass sie den Partner kaum wahrnehmen.

Kapitel 3 Orgasmanie

Warum sind bloß alle so besessen davon?

«Ich bin nun schon ein Jahr mit meinem Freund zusammen und hatte noch nie einen Orgasmus! Das entwickelt sich langsam zum ernsthaften Problem, da er sich für unfähig hält und sich immer mehr verkrampft! Und ich natürlich auch! Dieser Orgasmus-Kampf zerstört unsere ganze Beziehung!»

Sandra, 27

«Meine Freundin hat nur selten einen Höhepunkt – was mache ich bloß falsch?»

Alexander, 30

«Ich bin über 30 und hatte noch nie multiple Orgasmen. Stimmt was nicht mit mir?»

Christine, 32

«Ich habe ein großes Problem! Mein Freund und ich haben schon zwei Jahre Sex, es ist wunderschön, aber ich bin noch nie gekommen! Da fehlt doch dann immer was, oder? Ich kann nicht mit ihm darüber reden, und schon gar nicht mehr nach 2Jahren, sonst würde ich ihn nur verletzen, und er denkt vielleicht, dass es an ihm liegt. Ich denke, es liegt an mir, aber wie nur?»

Nelly, 20

In meiner Internet-Liebesberatung werde ich mit Anfragen dieser Art nahezu überschüttet. Viele Frauen, die gar nicht oder nur unter Mühen kommen, scheinen ein verbissenes Streben in ihrem Kopf zu haben, sie müssten mit den Männern (oder ihrem Mann) gleichziehen. Das ist, wie wenn sie ins Fitnessstudio gingen und dieselben Gewichte heben wollten wie die anwesenden Jungs: Das Scheitern ist vorprogrammiert. Die Jungs sind ja nicht nur anatomisch begünstigt – sie haben auch schon jahrelang fleißig trainiert! (Ja, auch im Sexuellen…)

Meine verzweifelten Leserinnen wissen das aber nicht, und sie lassen sich vom Partner oder von anderen Leuten verrückt machen. Das gilt vor allem für Frauen mit wenig Erfahrung. Mädchen, die sich gerade erst an Sex herantasten, glauben, es müsste sich dabei automatisch ein Höhepunkt einstellen, der ein markerschütterndes Erlebnis ist, bei dem man völlig außer sich gerät, schreit, sich aufbäumt, seine Nägel ins Fleisch des Partners krallt…

Viele dieser Vorstellungen haben wir der verzerrten Darstellung von Sex in den Medien und in der Pornographie zu verdanken. Die Mädels sehen Spielfilme, in denen die Akteurin kurz auf ihrem Partner herumreitet und dann in wilde ekstatische Höhepunkte ausbricht. Die Jungs gucken sich «Adult»-Seiten im Internet an und erzählen ihrer Freundin, dass normale Frauen durch Kneten ihrer Brüste und dreiminütiges Stoßen oder Analverkehr kommen.

Was ist ein Orgasmus überhaupt?

Ein Orgasmus passiert, wenn die sexuelle Erregung sehr stark wird und eine gewisse Schwelle überschreitet. Rein körperlich betrachtet, ziehen sich im Becken nur ein paar Muskeln zusammen (= Kontraktionen). Man kann sich das beim Mann ein bisschen wie einen Blasebalg vorstellen, der mehrmals von innen betätigt wird: Die Muskeln üben Druck auf all die Drüsen aus, die zum Sperma beitragen, quetschen sie ein wenig und befördern das Gemisch nach draußen.

Frauen haben beim Orgasmus exakt dieselben rhythmischen Kontraktionen.

Dieser Vorgang ruft ein Gefühl von «ganz nett» bis «Waaaaahnsinn!» hervor. Wohlfühlhormone breiten sich aus und sorgen für Entspannung – beim einen nur ein bisschen, beim anderen so sehr, dass er im Nu einschläft. Auch das kommt öfter bei Männern vor, wohingegen viele Frauen, wenn sie erst einmal in Fahrt sind, nicht mehr genug kriegen können. Doofe Natur.

Bei manchen Leuten ist der Kopf oder das Gefühl sehr am Zustandekommen eines O beteiligt, bei manchen reicht eine bestimmte mechanische Stimulation. So ein mechanischer Orgasmus ist aber meist nur kurz und klein und bleibt im Unterleib stecken. Männer erleben ihn viel öfter, Frauen haben ihn vornehmlich, wenn sie sich durch Vibrationen reizen. Dann gibt’s noch den holprigen Orgasmus, der einen nach einigem Gestolpere gerade mal so über die Schwelle schubst, und den krampfigen Orgasmus, der nur mit Ach und Krach erreicht wird, nachdem schon der ganze Körper so angespannt, ja verkrampft ist, dass sich hinterher nicht diese allumfassende schöne Entspannung einstellt. Diese drei Arten zählen für mich zur Kategorie «verzichtbar». (wobei manche sicher sagen, besser so was als gar nix). Von daher ist der Orgasmus oft gar nicht so orgastisch, und ich frage mich, warum so viel Gedöns darum gemacht wird.

Fühlt er sich nun gut an… oder wie?

Die 20-jährige Bianca wollte von mir wissen:

«Woran merke ich überhaupt, dass ich einen orgasmus habe? seh ich dann nur noch sternchen, wird mir heiß, wird mir kalt? mein freund denkt bestimmt, dass ich einen habe, weil ich halt immer ein bisschen ‹rumquietsche›. ich weiß nicht, ob das von alleine kommt oder ob ich da nachhelfe. vielleicht ist das ja doch ein orgasmus, was ich da habe, aber ich hab mir das wesentlich toller vorgestellt!»

In Biancas Alter habe ich mich auch immer gefragt, ob dieses recht nette (oder auch wilde) Gefühl in meinem Unterleib beim Paaren und mein unwillkürliches Stöhnen dazu ein Orgasmus sein könnte. Aber ich glaube, wenn man dann mal einen echten gehabt hat, weiß man genau, dass es einer war.

Einen zu beschreiben, ist nicht einfach, weil das Gefühl und die Intensität sehr variieren. Mal ist es nur ein kleiner Hügel, mal ist es eine große weiche Woge, die einen dahinträgt, oder ein spitzer Gipfel jagt den nächsten, und man ist ganz ekstatisch. Oft geht es als angenehmes Kitzeln oder Ziehen im Unterleib los und dehnt sich von da mehr oder weniger weit über den Körper aus. Ein warmes, himmlisches Wohlgefühl, eine Süße, die mit keinem anderen physischen Gefühl zu vergleichen ist.

Paul Joannides, Autor des Sexratgebers «Wild Thing», beschreibt es so: «Manche Leute erleben den Orgasmus als eine einzige springflutartige Gefühlswelle, die von einer Reihe kurzer Nachbeben begleitet wird; andere erfahren ihn als eine Serie von Wellen, genitalen Niesern oder Ausbrüchen von Licht, Farbe, Wärme, Energie. Wieder andere beschreiben ihn als etwas, das in ihnen hinaufkriecht und langsam ihre Sinne überflutet.»

Manche bäumen sich auf oder krallen sich irgendwo fest (mögen keine Hoden in der Nähe sein!), manchen gehen Zuckungen durch den ganzen Körper, wieder andere werden ganz steif und still.

Die Dauer eines weiblichen Höhepunkts liegt zwischen ein paar Sekunden und mehreren Minuten.

Übrigens: Sternchen hab ich dabei noch nie gesehen.

Ist er «das, wonach wir alle streben»?

Jedenfalls behauptet das Rolf Degen, Autor des Orgasmus-Buches «Vom Höchsten der Gefühle». Ich denke, das ist eine eher männliche Sicht.

Ich kenne mehrere Frauen, die extrem leicht kommen, aber sie haben weder mehr Spaß im Bett, noch sind sie schärfer auf Sex als andere Frauen.

Anderes Beispiel: Ein amerikanischer Arzt namens Stuart Meloy entdeckte, dass er mit Elektro-Impulsen auf bestimmte Stellen in der Wirbelsäule bei einer Patientin Orgasmen auslösen konnte, sooft er (bzw. sie) wollte, und entwickelte ein entsprechendes Gerät, das in den unteren Rücken implantiert und per Fernbedienung gesteuert wird. Als er die amtliche Genehmigung zu klinischen Versuchen erhielt, dachte Meloy, die weiblichen Freiwilligen würden sich darum reißen. Aber Meloy ist eben ein Mann, und für Männer scheint der Orgasmus eine ungleich höhere Bedeutung zu haben als für Frauen: Gerade mal zwei meldeten sich zum Testen an.

Was sagt uns dies? Der Höhepunkt allein interessiert uns nicht; der Weg dorthin ist für uns wichtiger. (Wenn wir schnell und problemlos gipfeln könnten, würden uns viele Zärtlichkeiten, schöne Vorspiele und ausgedehnte genussvolle Akte entgehen!) Frauen werden meist erst dann «orgasmusbesessen», wenn sie sich von anderen anstecken oder was einreden lassen. Perfekte Beispiele dazu sind die Briefe von Sara (S.144f.) und von Marcel, 23:

«Ich habe meiner Freundin (19) schon viele Orgasmen beschert. Sie teilt sie ein in a. kleine, b. mittlere, c. Super-Orgasmen. Leider habe ich es noch nicht geschafft, ihr mehrfache zu besorgen. Wohlgemerkt beim Verkehr!

Neulich redeten wir über unsere sexuelle Vergangenheit. Dabei kam heraus, dass sie bei einer Kurzaffäre mit einem Kerl viermal hintereinander gekommen ist (in der Reiterstellung). Die letzten zwei Mal allerdings mit Schmerzen, da sie nicht mehr feucht genug war.

Ich weiß genau, wo ihr G-Punkt liegt, und ich bin der erste Mann, der sie durch Lecken zum klitoralen Orgasmus gebracht hat. Ich will eben der perfekte Liebhaber sein. Das Buch mit diesem Titel hab ich schon gelesen. Ich bin ziemlich erfahren und weiß genau, wie ich sie heiß mache, und das ist sie dann auch wirklich. Aber das Sahnehäubchen fehlt mir. Sie ist vollkommen zufrieden, das weiß ich.

Vor ein paar Tagen hab ich sie zur Reiterstellung aufgefordert, und sie sagte, das sei ihr peinlich, weil sie Angst habe, etwas falsch zu machen, da ich weitaus erfahrener bin als sie. Eine Woche später probierte sie’s, aber sie spürte mich nicht in sich! In der Missionarsstellung dagegen ist sie viel entspannter. Ich mache ihr wirklich Mut und versuche, sie locker zu machen