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Dieser Roman versucht, Jane Austens Meisterwerk 'Stolz und Vorurteil' in die Gegenwart zu transferieren. Die großartige Liebesgeschichte sollte dabei in groben Zügen erhalten bleiben, aber für junge Leute zugänglicher gemacht werden. Einige, nicht mehr zeitgemäße Passagen mussten dafür ersetzt werden, einige Sachverhalte mussten geändert werden. Es wurde aber versucht, so viele von den ursprünglichen Aussprüchen wie möglich zu übernehmen. Teilweise wurden sie anderen Personen in den Mund gelegt. Zahlreiche Verfilmungen von Jane Austens Novelle haben geholfen, den Geist der Geschichte zu bewahren.
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Seitenzahl: 79
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Vorwort
Die Neuen
Mathe und Physik
Die Party
Im Club
Bei Bing zu Hause
Auf dem Schulhof
Wieder im Club
Der Latein-Kurs
Die Referendarin
Bing zieht sich zurück
Die Einladung
Der Ausflug
Darcys Villa
Der Schock
Schluss
Epilog
Dieser Roman versucht, Jane Austens Meisterwerk „Stolz und Vorurteil“ in die Gegenwart zu transferieren. Die großartige Liebesgeschichte sollte dabei in groben Zügen erhalten bleiben, aber für junge Leute zugänglicher gemacht werden. Einige, nicht mehr zeitgemäße Passagen mussten dafür ersetzt werden, einige Sachverhalte mussten geändert werden. Es wurde aber versucht, so viele von den ursprünglichen Aussprüchen wie möglich zu übernehmen. Teilweise wurden sie anderen Personen in den Mund gelegt. Zahlreiche Verfilmungen von Jane Austens Novelle haben geholfen, den Geist der Geschichte zu bewahren.
Christoph-Maria Liegener
Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass Jungen und Mädchen sich zueinander hingezogen fühlen, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben.
Elisabeth hatte dieses Alter seit geraumer Zeit erreicht und interessierte sich für Jungen, auch wenn sie diese im Allgemeinen für primitiv hielt.
Zum Schulbeginn nach den Ferien traf sie ihre beste Freundin Jane. Diese begrüßte sie:
„Hallo Elisabeth. Weißt du schon das Neueste?“
„Hi, liebe Jane, nein, ich weiß es noch nicht, aber, wie ich dich kenne, wirst du es mir gleich erzählen.“
„Wir bekommen zwei neue Mitschüler: beides Jungs und noch dazu extrem gutaussehende, soweit ich gehört habe!“
Jane war begeistert:
„Hoffentlich lernen wir sie bald kennen.“
Neue Jungs – das bedeutete Frischfleisch. Sie würden sie schon bald auseinandernehmen. Und vielleicht waren sie ja sogar interessant. Beide Mädchen waren neugierig und konnten es kaum erwarten, die Neuen kennenzulernen.
Es sollte nicht lange dauern. Die Kursleiterin für Kunst rief Elisabeth zu sich und hatte die beiden neuen Schüler neben sich stehen. Der eine sah sehr ernst aus, fast finster, aber mit vornehmen Gesichtszügen. Der andere machte einen offenherzigen und fröhlichen Eindruck und schien immer zu lachen. Die Lehrerin erläuterte Elisabeth ihre Aufgabe:
„Elisabeth, du als Schülersprecherin solltest dich mal um die beiden Neuen kümmern. Erleichtere ihnen den Einstieg in unsere Schule!“
Gut, Elisabeth hatte nichts dagegen. Sie sagte: „O.K.“, und die Lehrerin ging.
Elisabeth fragte die Jungs:
„Wie heißt ihr denn?“, und die beiden stellten sich vor:
„Ich heiße Darcy“, sagte der Ernste und der andere folgte mit:
„Ich heiße Bing.“
„Und ich heiße Bang“, scherzte Elisabeth.
„Was? Wirklich?“, staunte Bing
„Nein, das war nur Spaß. Ich heiße Elisabeth, so, wie die Lehrerin mich eben angesprochen hat. Hast du das nicht gehört? Und heißt du wirklich Bing?“
„Deinen Namen hatte ich in der Aufregung glatt überhört und: Ja, ich heiße Bing. Meine Eltern sind große Fans von Bing Crosby.“
Dann wollte sie wissen, woher sie kamen. Sie nannten eine Schule, die Elisabeth kannte. Es stellte sich heraus, dass die beiden beste Freunde waren, schon seit ihrer frühen Kindheit, und jetzt gemeinsam die Schule gewechselt hatten.
„Warum?“ fragte Elisabeth.
Bing antwortete:
„Ich hatte mich mit einem anderen Jungen geprügelt. Es ging um ein Mädchen. Die Prügelei war ernst. Wir mussten medizinisch versorgt werden. Der andere Junge und ich wurden der Schule verwiesen. Darcy hat aus Solidarität mit mir auch die Schule gewechselt.“
„Das nenne ich Freundschaft“, staunte Elisabeth.
Elisabeth schätzte die beiden ein: Gut aussehend waren sie tatsächlich beide. Darcy war ein bisschen stolz und versnobt, aber Bing sehr nett. Sie besprach sich mit Jane:
„Bing ist sympathisch, aber Darcy freut sich mehr über sich selbst als über das, was er hier sieht. Immerhin scheint er ein guter Freund zu sein.“
Jane beschwichtigte sie:
„Du bist zu streng mit Darcy. Wenn man ihn erst näher kennt, ist er bestimmt auch sehr nett.“
Im Kunstkurs ging Elisabeth zu den Arbeitsplätzen der beiden, um sich ihre Leistungen anzusehen und gab ihnen Tipps. Dann nahm sie die beiden mit zu ihrem Arbeitsplatz. Elisabeth war der Star des Kunstkurses. Die beiden bewunderten ihre Arbeiten. Ihre Ölbilder rangierten zwischen Impressionismus und Surrealismus. Darcy stieß ungläubig hervor:
„Wie machst du das?“
„Ich habe ein Bild vor Augen und versuche, es auf die Leinwand zu bringen. Dabei entsteht dann allerdings nicht das Bild, das ich vor Augen hatte, sondern etwas ganz Neues. Aber es gefällt mir meistens.“
Darcy versprach, es auch zu probieren. Das tat er, aber es wurde nichts. Das sagte ihm Elisabeth auch. Er entgegnete hochmütig:
„Aber mir gefällt es.“
„Na, dann gefällt es wenigstens einem.“
Immerhin verbesserte er sich mit der Zeit ein wenig.
Mit ihm kam Elisabeth halbwegs zurecht. Wenn er nur nicht so eingebildet wäre!
Mit Bing kam sie besser zurecht. Er war immer lustig.
Bing war immer gut gelaunt und zu Späßen aufgelegt. Sogar im Mathematikkurs sorgte er für Gelächter. Der Lehrer hatte angekündigt, dass er jetzt zur Kurvendiskussion käme. Da rief Bing laut:
„Über weibliche Kurven diskutiere ich immer gern!“
Alle lachten. Der Lehrer hatte Humor und antwortete:
„Gut, dann diskutieren Sie doch gleich die Kardioide, die Herzkurve. Sie sieht aus wie ein Herzsymbol, von dem wir ja wissen, dass es nicht einem menschlichen Herz ähnelt, sondern einem weiblichen Hintern. Beginnen Sie!“
„Das kann ich nicht. Ich kenne ja nicht einmal die Gleichung dieser Kurve.“
„Die kann ich Ihnen gerne geben: (x2+ y2)2+ 4ax(x2+y2) – 4a2y2=0, wobei a eine Konstante ist. Nun, was können Sie uns über die Kurve dieser Funktion sagen?“
„Die Kurve sieht aus wie ein weiblicher Hintern.“
„O.K., immerhin haben Sie gut zugehört. Nun führen Sie das aus!“
„Ich weiß nicht, wie das geht.“
„Das wollte ich Ihnen gerade beibringen, als ich durch Ihren Zwischenruf unterbrochen wurde. Also werde ich jetzt noch einmal damit beginnen …“
Und der Lehrer fuhr mit seinem Unterricht fort.
Dieser Punkt war an den Lehrer gegangen.
Aber Bing sollte noch eine Chance bekommen.
Als nächstes hatten sie nämlich ihren Physikkurs bei demselben Lehrer. Der Lehrer unterrichtete sowohl Mathe als auch Physik.
In diesem Kurs begann der Lehrer:
„Wer von Ihnen weiß, was man in der Physik unter der magnetischen Erregung versteht?“
Bing meldete sich als Einziger und kam dran:
„So nennt man es, wenn man mit Hilfe eines Magneten zum Orgasmus kommt.“
Der Lehrer bewahrte die Fassung und erklärte:
„Dass man es mit einem Magneten treiben kann, ist mir neu. Selbst wenn das möglich wäre, gehört es doch nicht in die Physik, eher in den Sport. Ich hatte aber nach der magnetischen Erregung in der Physik gefragt. Da es anscheinend keiner von Ihnen weiß, werde ich es Ihnen sagen: Die magnetische Erregung ist ein Vektorfeld, das jedem Punkt im Raum die Stärke und Richtung des dort vorhandenen Magnetfeldes zuweist.“
Schweigen. Bing sagte nichts mehr. Die meisten hatten es nicht verstanden, aber allen war klar, dass es diesmal unentschieden zwischen Schüler und Lehrer ausgegangen war.
Bing hatte Humor. Ihn konnte Elisabeth gut leiden.
Nach dem Unterricht sprach sie mit ihm:
„Bing, als der Lehrer die ‚Erregung‘ erwähnte, war mir schon klar, dass du so einen Spruch ablassen würdest.“
„Dass ich so leicht zu durchschauen bin, ist ja uncool.“
„Keineswegs. Manche Leute sind leichter zu durchschauen, manche schwerer. Das sagt noch nichts über ihren Charakter aus. Du hast einen besseren Charakter als mancher komplizierte Mensch.“
Bei dem „komplizierten Menschen“ dachte sie heimlich an Darcy, war sich aber sofort der Voreiligkeit ihrer Beurteilung bewusst und zog sie im Geiste zurück. Über Darcy wusste sie noch zu wenig, um sich ein Urteil leisten zu können.
Dann empfahl Elisabeth den beiden, die ganze Oberstufe zu einer Party einzuladen, um sich einzuführen. Das machten sie. Sie luden alle Mitschüler zu einer Grillparty auf einem Grillplatz im Stadtpark ein und besorgten Grillgut und Getränke. Außerdem hatten sie ein Musikprogramm mit Hobbymusikern aus der Umgebung organisiert. Das Wetter war gut und es gab auch einen kleinen gepflasterten Platz zum Tanzen. Die Gäste kamen zahlreich und amüsierten sich. Elisabeth war natürlich auch dabei. Seit sie volljährig war, machten ihre Eltern ihr keine Vorschiften mehr, wann und wohin sie ausgehen könne.
Einer der besten Tänzer war Bing. Als sein Lieblingssong gespielt wurde, forderte er Jane, Elisabeths beste Freundin, zum Tanz auf. Sie tanzten lange miteinander. In einer Pause sagte Bing:
„Du bist das hübscheste Mädchen der Schule und tanzt fantastisch.“
„Danke, du bist aber auch cool“, antwortete Jane.
Sie tanzten weiter und verstanden sich großartig. Bald hatten sie sich heimlich ineinander verliebt. Wie das so ist: Jeder kann einem die Verliebtheit ansehen, aber man will nicht dazu stehen. Sie sagten sich also nichts davon. Noch hatte er sie nicht nach einem Date gefragt, doch es war nur eine Frage der Zeit, dass er es tun würde.
Das meinte jedenfalls Elisabeth, als sie und Jane beide für kleine Mädchen verschwanden. Elisabeth hatte ihre Freundin beobachtet und sagte:
„Er hatte nur Augen für dich. Er will dich. Du wirst sehen, bald seid ihr zusammen.“
Jane schlug die Augen nieder.
„Das glaube ich nicht“, flüsterte sie zaghaft. „Aber es wäre sehr schön. Er ist genau so, wie ein Junge sein sollte.“
Elisabeth machte sich lustig:
„Du siehst in allen Menschen immer nur das Beste. Aber ich gebe dir in einem recht: er ist wirklich attraktiv. Du hast dich schon in Schlechtere verguckt.“
Ja, Jane war zu gut für diese Welt, aber Elisabeth würde ihr schon helfen. Jetzt erläuterte Jane: