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Die AfD bündelt derzeit eine große Anzahl von Menschen, die sich durch das System in der Bundesrepublik nicht mehr angemessen vertreten fühlen. Sie ist geradezu die eruptive Kraft eines Vulkans, der dadurch umso heftiger ausbricht, da man seine Existenz seit Jahrzehnten ignoriert hat.
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Liebe Leserinnen und Leser,
ich gehöre keiner Partei an. Dies allein schon deshalb, weil ich frei nach Groucho Marx jeder Vereinigung misstrauen würde, die mich als Mitglied nimmt. Davon abgesehen hat mich die AfD auch noch nicht gefragt und das lässt auch nichts Gutes erahnen. Weitergehend tut aber auch jeder Künstler – und ein Schriftsteller ist das auch – gut daran, wenn er tagespolitische Sachverhalte möglichst nicht aus einer parteipolitischen Brille beurteilt. Dies allein schon deswegen, weil im historischen Kontext eine solche einseitige Parteinahme sich immer als Irrtum herausstellen würde und den Wert des Gesamtwerkes schmälern würde.
Wenn ein Rio Reiser als gereifter Künstler den Linken Unterstützung gab, dann hat das seine Musik nicht für immer diskreditiert. Dies vielleicht deswegen, weil die Linke davon auch keinen überschwänglichen Nutzen gezogen hat und dieser Umstand vielen Fans von Rio gar nicht bewusst ist. Auch wenn die Linken, wie jetzt zum 20. Todestag von Rio Reiser geschehen, immer wieder den toten und daher auch schweigenden Rio für ihre Ideologie bemühen, ist es doch interessant, dass Rio für alle da ist. Man kann nämlich als Sympathisant der AfD Rio Reiser ebenfalls gut finden wie als Anhänger der Linken. Selbst die LP „Keine Macht für Niemand“ von den Ton-Steine-Scherben scheint merkwürdigerweise in den heutigen Tagen mehr zur AfD als zu den Linken zu passen. Dieser Widerspruch ergibt sich aber daraus, dass die Positionen der Linken und der AfD gar nicht so unterschiedlich sind, wie das die Linken gerne behaupten. Zum anderen ist das revolutionäre Moment der Musik von Ton-Steine-Scherben heute eindeutig aufseiten der AfD und nicht aufseiten der ermüdeten und dem Establishment das Wort redenden Linken.
An diesem Beispiel des verstorbenen Sängers kann man aber deutlich machen worum es geht.
Die Linken sind lahm und müde geworden. Sie prägen den Zustand dieser Republik deshalb so unsäglich mit, weil sie mit ihrer sozialen und antikapitalistischen Attitüde nicht im Mindesten ein Stachel im Fleisch der Mächtigen sind. Sie erinnern fast schon an die Splittergruppe der antijudäischen Volksfront aus dem Film „Leben des Brian“.
Wenn die Linken zum Angriff blasen, kommt dabei zumeist eine müde Unterstützung der Kanzlerin heraus. Wie das die Linken schaffen, ist jedem Beobachter aber ein Rätsel. Die Politik der Linken hat schließlich in dem Weltbild der Angela Merkel kaum etwas zu suchen. Dennoch aber sind die Linken die heftigsten Unterstützer der etablierten Parteien. Auch wenn eine Sarah Wagenknecht manchmal zaghaft versucht, die eigene Parteibasis aus dieser fatalen Fraternisierung herauszulösen, spielen die Linken in der Republik nur die Rolle der Zementierung der Politik der Regierungsparteien.
Dieser Umstand hat dazu geführt, dass die Linken bald überhaupt keine Berechtigung mehr haben und eigentlich gleich ein Teil der CDU werden können.
Die Linke glaubt an eine multikulturelle Gesellschaft, weil sie eben immer noch einer internationalen Solidarität nachtrauert, die sich aber leider nie eingestellt hat. Sie glauben, dass es deshalb in jedem Land eine bunte Vielfalt von Ethnien und Völkern geben muss, weil das eine Revolution des Proletariats realistischer werden lässt. Zwar haben das die Linken nicht von Mao und auch nicht von Guevara, nicht von Stalin und von Lenin gelernt, aber sie glauben felsenfest daran, dass der Sozialismus nur in einem Vielvölkerstaat funktioniert. Ich überlasse es dem Leser, sich hier eine eigene Meinung zu bilden. Ich denke jedenfalls, dass sich die Linke da irrt. Sie irrt sich deshalb, weil es durchaus möglich ist, dass man einen antikapitalistischen Gesellschaftsentwurf vertritt, der aber gleichwohl nationale Züge trägt. Ich würde sogar weiter gehen und behaupten, dass es geradezu auf der Hand liegt, einen nationalen Kurs der selbstbestimmten Identität mit einem Kurs der sozialen Gerechtigkeit zu verbinden. Das schließt sich absolut nicht aus.
Wenn man solche Gedanken aber öffentlich äußert, überschätzt man etwas die geschichtliche Beflissenheit der meisten Parteigenossen der Linken. Denn die Linke hat in ihr Programm fest eingebrannt, das man nur frei in einem sozial gerechten Staat leben kann, wenn dieser Staat aus hunderten von Ethnien besteht. Ich erwähnte schon, dass dieser zwangsläufig erscheinende Zusammenhang nur sehr rudimentär nachvollziehbar ist.
Es gibt noch eine andere Partei, die sich auch einer solchen Zwangsläufigkeit der ideologischen Parameter verschrieben hat. Es ist die feste Überzeugung der Grünen, dass man nur dann in einer sauberen und ökologisch gesunden Welt leben kann, wenn man sich in der Flüchtlingskrise für eine totale Öffnung der Grenzen ausspricht. Für die Grünen besteht also ein Zusammenhang mit den Flüchtlingen und den Atomkraftwerken. Zwar kann ich auch diese Überlegung nicht nachvollziehen, aber dennoch ist dies der fest eingeschriebene Lehrsatz jeder grünen Parteimitgliedschaft.