Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse - Bernd Schmid - E-Book

Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse E-Book

Bernd Schmid

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Beschreibung

Von Professionellen wird heute mehr erwartet als ein Repertoire an Konzepten und Methoden. Übergeordnete Perspektiven ermöglichen Beweglichkeit in unterschiedlichen Rollen und beruflichen Umfeldern. Die Auseinandersetzung mit der eigenen professionellen Persönlichkeit hilft gleichzeitig, im beruflichen Engagement zum eigenen Wesen zu finden. Systemische Professionalität erlaubt insbesondere, professionelles Handeln und Sinnbezüge spezifisch und mit aktueller Lebendigkeit für jede Situation neu zu entwerfen - als Beispiele für überzeugende professionelle Identität und persönliche Stimmigkeit.

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BERNDSCHMID

SYSTEMISCHE PROFESSIONALITÄT UNDTRANSAKTIONSANALYSE

EHP – HANDBUCH SYSTEMISCHE PROFESSIONALITÄT UND BERATUNG

Hg. Bernd Schmid

Der Autor:

Dr. phil. Bernd Schmid (Jg. 1946) leitet das INSTITUT FÜR SYSTEMISCHE BERATUNG, Wiesloch/Deutschland (seit 1984). Er studierte Wirtschaftswissenschaften und promovierte in Erziehungswissenschaften und Psychologie; seit 1979 Lehrtrainer der europäischen und der internationalen Gesellschaften für Transaktionsanalyse; langjähriger Vorsitzender des Weiterbildungs- und Prüfungsausschusses der Deutschen Gesellschaft für Transaktionsanalyse; Berufenes Mitglied der Systemischen Gesellschaft und Gründer der Gesellschaft für Weiterbildung und Supervision (GWS) und des NETZWERKES SYSTEMISCHE PROFESSIONALITÄT; Mitbegründer des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V. (DBVC); Lehr- und Vortragstätigkeit im Bereich Psychotherapie, Coaching, Supervision, systemische Beratung sowie Organisations- und Personalentwicklung. Zahlreiche Veröffentlichungen; Mitbegründer der Zeitschrift Profile. Für sein Rollenkonzept erhielt er 2007 den Internationalen Eric-Berne-Preis. Arbeitsschwerpunkt: seelische Entwicklung und berufliche Wirklichkeiten. www.systemische-professionalitaet.

Bernd Schmid

SYSTEMISCHE PROFESSIONALITÄT UNDTRANSAKTIONSANALYSE

mit einem

Gespräch mit Fanita English

© 2003 EHP – Edition Humanistische Psychologie

Johannesstraße 22, 51465 Bergisch Gladbach

Redaktion: Ingeborg Weidner

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

3. Auflage 2008

Umschlagentwurf: Gerd Struwe

- unter Verwendung eines Bildes von Peter Schmid (1984-2001): ›o.T. I.‹ -Satz: MarktTransparenz Uwe Giese, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

All rights reserved. No part of this book may be reproduced or transmitted in any form or by any means, electronic or mechanical, including photocopying, recording or by any information storage and retrieval system, without permission in writing from the publisher.

EPUB-ISBN 978-3-89797-520-0

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

Inhalt

EINLEITUNG

I.

DER SYSTEMISCHE ANSATZ UND DIE TRANSAKTIONSANALYSE

1.

DER SYSTEMISCHE ANSATZ IN TRAINING UND BERATUNG

1.1

Die »Mobile-Perspektive«

1.2

Die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktion

1.3

Ressourcen- und Lösungsorientierung

1.4

Komplexität und Selbstorganisation

1.5

Kybernetik zweiter Ordnung

1.6

Evolution und Kulturbegegnung

1.7

Systemlösungen

1.8

Komplexität und Professionskultur

1.9

Systemische Lernkultur

1.10

Klassische systemische Vorgehensweisen

1.11

Klein-Bonum – ein Beispiel für klassische Systeminterventionen

2.

DIE TRANSAKTIONSANALYSE

2.1

Die Perspektive der Persönlichkeit

2.1.1

Ich-Zustände

2.1.2

Das Strukturmodell der Persönlichkeit

2.1.3

Funktionen

2.1.4

Die Person in realen Lebenssituationen

2.1.5

Störungen der Organisation einer Persönlichkeit

2.1.5.1

Trübung

2.1.5.2

Beschreibung von Störungen der Integration

2.1.6

Persönlichkeitsgewohnheiten

2.1.7

Transaktionen aus der Perspektive der Person

2.2

Die Perspektive der Beziehungen

2.2.1

Transaktionen und professionelle Beziehungen

2.2.2

Transaktionen und Intuitionen über Beziehungen

2.2.3

Psychologische Spiele in Beziehungen

2.2.4

Ausbeutungs- und Symbioseaspekte von Beziehungen

2.2.5

Beziehungen und das Strukturmodell der Persönlichkeit

2.2.6

Beziehungen und Funktionen

2.2.7

Nicht-private Aspekte von Beziehungen

2.3

Die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktion

2.3.1

Der Schlüsselbegriff »Information«

2.3.2

Wirklichkeitskonstruktionen und transaktionsanalytische Praxis

2.4

Perspektiven der Entwicklung

2.4.1

Entwicklungspsychologische Fragestellungen

2.4.2

Die Lebensskriptanalyse

2.5

Nützliche methodische Figuren

II.

PERSPEKTIVEN PROFESSIONELLER STIMMIGKEIT

3.

PROFESSIONALITÄT, PERSÖNLICHKEIT UND BEGEGNUNG

3.1

Professionalität

3.1.1

Professionen

3.1.2

Professionalität

3.1.3

Professionelle Begegnungen

3.1.4

Professionelle Kompetenz

3.1.5

Professionelle Identität

3.1.6

Persönlichkeitsentwicklung

3.1.7

Personalentwicklung

3.1.8

Kulturentwicklung

3.2

Persönlichkeit

3.2.1

Persönlichkeit begreifen

3.2.2

Die Theatermetapher

3.2.3

Das Drei-Welten-Modell der Persönlichkeit

3.2.4

Balancen zwischen den Lebenswelten

3.2.5

Machbarkeit und Stimmigkeit

3.2.6

Die Coaching-Perspektive

3.3

Begegnung

3.3.1

Kommunikation als Kulturbegegnung

3.3.2

Intuition in der Begegnung

3.3.3

Intuitives Zusammenspiel

3.3.4

Hintergründiges in der Begegnung

3.3.5

Das Dialogmodell der Begegnung

3.3.6

Das Eigene finden

3.3.7

Professionelle Individuation

3.3.8

Spiegelung

3.3.9

Genius, Daimon und seelische Bilder

3.4

Übungen

3.4.1

Intuitive Bilder und berufliche Szenen

3.4.2

Bilder zur eigenen Entwicklung und zur Entwicklung in Organisationen

4.

SOZIALE ROLLEN

4.1

Persönlichkeit als Rollenmodell der Person

4.1.1

Die Rolle

4.1.2

Rollenintegration

4.1.3

Die Würdigung von Rollen und ihren Trägern

4.1.4

Autonomie und »Ressourcenpolitik«

4.1.5

Stimmigkeit von Rollen

4.1.6

Rollenaktivierung

4.1.7

Rollenkompetenz

4.1.8

Rollenökonomie

4.1.9

Beeinträchtigungen

4.1.9.1

Rollenfixierung und Rollenausschluss

4.1.9.2

Rollentrübung

4.1.9.3

Rollenverwirrung

4.1.9.4

Rollengewohnheiten

4.1.9.5

Funktionelle Einschränkungen

4.1.9.6

Rollenmodell und Strukturmodell der Persönlichkeit

4.2

Rollenmodell und Wirklichkeit in Beziehungen

4.2.1

Transaktionen

4.2.2

Vordergründige und hintergründige Transaktionen

4.2.3

Spiele

4.2.4

Ausbeutungs- und Symbioseaspekte von Beziehungen

5.

DIE KONSTRUKTION VON WIRKLICHKEITEN

5.1

Der Bezugsrahmen

5.2

Definieren, Kodefinieren und Redefinieren

5.3

Wertung und Abwertung

5.4

Fokusbildung

5.4.1

Fokusbildung durch den Therapeuten

5.4.2

Störungen in der Fokusbildung

5.4.2.1

Inadäquate Spezifizierung

5.4.2.2

Inadäquate Konkretisierung

5.4.2.3

Inadäquate Text-Kontext-Relationen

5.4.2.4

Inadäquate Polarisierungen

5.4.2.5

Inadäquate Integration von Unterschieden

5.5.

Pragmatische Unterscheidungen von Wirklichkeiten

5.5.1

Konsistenz

5.5.2

Stabilität

5.5.3

Konstanz

5.5.4

Inhalt

5.5.5

Gehalt

5.5.6

Belegbarkeit

5.5.7

Bewegkraft

5.5.8

Entstehung

5.5.9

Konsequenz

5.5.10

Sprache

5.5.11

Vernetzung von Texten und Kontexten

5.5.12

Vernetzung von Subjekten und Systemen

III.

ENTWICKLUNGSDIMENSIONEN PROFESSIONELLEN HANDELNS

6.

SUPERVISION UND PROFESSIONELLE KOMPETENZ

6.1

Supervisionsperspektiven

6.1.1

Kontext

6.1.2

Konzeptualisierung

6.1.3

Praxis

6.1.4

Integration der Supervisionsperspektiven

6.2

Supervision für Entwürfe und Selbstpräsentation

6.2.1

Designkompetenz

6.2.2

Marktkompetenz

6.2.3

Experimentelles Vorgehen

7.

DIE STEUERUNG DER PROFESSIONELLEN BEGEGNUNG IN THERAPIE UND BERATUNG

7.1

Definition der Klientensysteme und der Klientenrollen

7.2

Problemdefinition und Fokuswahl

7.3

Das professionelle Handeln

7.4

Stimmige professionelle Figuren

7.5

Aneinanderkoppeln und Begegnung

7.6

General- und Spezialschlüssel

8.

GEDANKEN ZUR SITUATION IM BEREICH PERSONALENTWICKLUNG, ORGANISATIONSENTWICKLUNG, TRAINING UND BERATUNG

8.1

Professionalisieren

8.2

Entromantisieren

8.3

Ansprüche und professionelle Bescheidenheit

8.4

Systemlösungen

8.5

Kulturinvestition und längerfristige Amortisierung

8.6

Schlanke Eigenorganisation

8.7

Topographie der Zuständigkeiten

8.8

Dezentralisierung

8.9

Der systemische Ansatz und der Aufbau von Kulturen

8.10

Erschließungsstrategien

8.11

Kodramaturgie und die Qualifizierung der Kunden

8.12

Breiten- und Spezialprogramme

8.13

Ökologie

8.14

Neue Schwerpunkte in der Eigenqualifikation

8.15

Bewusste Kulturbegegnung

8.16

Professionsverbände

8.17

Veränderung geistiger Haltungen

8.18

Überforderung?

IV.

ÜBERGEORDNETE BETRACHTUNGEN UND EIN BEISPIEL

9.

ANFORDERUNGEN AN PERSÖNLICHKEIT UND DIENSTLEISTUNGEN IN EINER KOMPLEXEN WELT

9.1

Kulturorientierung

9.2

Kultur und Inhalt

9.3

Dilemmakompetenz

9.4

Persönlichkeit und Bildung

10.

ANWESENHEIT UND KRAFTFELD

10.1

Das Wesentliche erkennen

10.2

Anwesenheit und Kraftfelder

10.3

Der Aufbau von Kraftfeldern

11.

PERSPEKTIVEN FRAKTALER BERATUNG

11.1

Perspektive der Parallelprozesse

11.2

Die Analogie des Hologramms

11.3

Verborgen oder ungesehen?

11.4

Ist mehr Information bessere Information?

11.5

Die Perspektive der Fraktale

11.6

Vertikale und horizontale Fokussierung von Wirklichkeiten

11.7

Sinn und der fragmentarische Ansatz

11.8

Randscharfe und kernprägnante Betrachtungen

11.9

Vitale und sterbende Systeme

12.

DIE BEDEUTUNG DES KONTEXTES. Ein Praxisbeispiel: Das Beratungsseminar »Auslandsmontage«

12.1

Die Teilnehmer und das erklärte Seminarziel

12.2

Auftragskontexte (und verdeckte Seminarziele)

12.3

Das Seminar im Kontext der beruflichen Rahmenbedingungen

12.4

Hierarchiebeziehungen und Abteilungsrituale

12.5

Dysfunktionale Symbiose

12.6

Persönlichkeitsentwicklung

12.7

Lebensentwurf und berufliche Position

V.

DIE PROFESSIONELLE GEMEINSCHAFT

13.

VERBANDSKULTUR DER TA

13.1

Neudefinition der TA-Identität

13.2

Weiterbildungen des TA-Verbandes

13.3

Fachverband verschiedener Professionen

13.4

Institutionen des Fachverbandes

13.5

Weiterbildungsbeziehungen

13.6

Die Prüfungen

13.7

Notwendige Neuerungen

14.

SELBSTERFAHRUNG UND PROFESSIONELLE QUALIFIKATION

14.1

Warum Eigentherapie für Ausbildungskandidaten?

14.2

Verschiedene Rhythmen und Organisationsformen von Eigentherapie

14.3

Analyse des Kontextes von TA-Ausbildung und Eigentherapie

14.4

Eigentherapie vor oder während der Ausbildung?

14.5

Die Ausbildung in einer eigentherapeutischen Bedeutung

14.6

Therapie beim eigenen Ausbilder?

14.7

Therapie in verschiedenen Ausbildungsverfahren

VI.

FANITA ENGLISH UND BERND SCHMID IM DIALOG

15.

FANITA ENGLISH IM DIALOG MIT BERND SCHMID: GRÜNDUNG UND ENTWICKLUNG EINER SCHULE

15.1

Die Anfänge

15.2

Die Gründerpersönlichkeit

15.3

Ein vergessener Mitgründer

15.4

Angelegte Entwicklungen

15.5

Kraftfelder der Nachfolger

15.6

Die Organisation

15.7

Nach dem plötzlichen Tod des Gründers

15.8

Fragen an die Verbandskultur

15.9

Gewohnheiten und Erneuerungen

16.

ICH LERNE, ALSO BIN ICH: EIN INTERVIEW MIT BERND SCHMID

16.1

Wie haben Sie zu Ihrem heutigen Beruf gefunden?

16.2

Was an Ihrer Arbeit schätzen Sie besonders, was motiviert Sie?

16.3

Woraus haben Sie in Ihrem Leben am meisten gelernt?

16.4

Welche »Meilensteine« gibt es in Ihrem Leben?

16.5

Welche Menschen betrachten Sie als richtungsweisend in Ihrem Leben, und warum?

16.6

Erinnern Sie sich an ganz besondere Momente in Ihrem Leben?

16.7

Welcher Leitsatz begleitet Ihr Leben?

16.8

Welche Ziele und Visionen haben Sie für die Zukunft?

LITERATUR

Benutzte Literatur

Verzeichnis der Veröffentlichungen von Bernd Schmid

INHALT HANDBUCH-BAND: »Systemisches Coaching und Persönlichkeitsberatung«

»Systemische Personal-, Organisations- und Kulturentwicklung«

»Systemische Organisationsanalyse«

für Irene

EINLEITUNG

Von Professionellen wird heute viel erwartet. Die Kenntnis der Inhaltskonzepte einzelner Schulen und ihrer Methoden reicht nur noch selten aus. Es gibt zu viele und immer neue Methoden und Konzepte, Tätigkeitsfelder und berufliche Rollen, als dass man allein daraus ein nachhaltig erfolgreiches Repertoire entwickeln könnte. Professionelle Identität und persönliche Stimmigkeit sind durch Anhäufung von spezifischen Qualifikationen immer schwerer zu erreichen. Hierfür sind ergänzende übergeordnete Perspektiven erforderlich, die universelle Beweglichkeit ermöglichen und gleichzeitig helfen, im beruflichen Engagement zum eigenen Wesen zu finden. Und dies wird jenseits der klassischen Schulen und der beraterischen Modeerscheinungen zum stabilisierenden Faktor in von Überangebot überschwemmten Märkten.

Die systemische Perspektive lädt dazu ein, sich in einem übergeordneten Verständnis von Professionalität zu verankern. Inhaltskonzepte, Methoden, Rollen und berufliche Szenarien können als beispielhafte Konkretisierungen von Prinzipien der Professionalität begriffen werden. Wirklichkeit und Beziehungen, professionelles Handeln und Sinnbezüge können so situativ, spezifisch und mit aktueller Lebendigkeit für jede Situation neu entworfen werden.

Aufbrechend aus meiner Identität als Psychotherapeut und Transaktionsanalytiker habe ich 1986 die Schrift »Systemische Transaktionsanalyse« im Privatdruck innerhalb des TA-Verbandes vorgelegt. 1994 ist im Junfermann Verlag eine neu bearbeitete Fassung unter dem Titel »Wo ist der Wind, wenn er nicht weht?« erschienen. Dort wurden die Konzepte der Transaktionsanalyse aus systemischer Sicht ausführlich diskutiert. Für eine zweite Paper-Auflage war der Markt zu klein. Dieses Buch steht jedoch dem interessierten Fachpublikum weiterhin unter www.systemische-professionalitaet.de kostenlos zum Download zur Verfügung. Als die Edition Humanistische Psychologie – EHP jetzt eine neubearbeitete Fassung als Buch herausbringen wollte, stellte sich bald heraus, dass nach Berücksichtigung der weiteren Entwicklung ein neues Buch entstanden war. Von den Konzepten der systemischen Transaktionsanalyse sind nur die weiterentwickelten und für alle beraterischen Berufe verständlichen und interessanten Varianten geblieben.

Ansonsten sind viele neue Texte entstanden, von denen sich die meisten – veröffentlicht oder als Studienschriften des Instituts für systemische Beratung in der Beraterausbildung diskutiert – bewährt haben. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auf Professionalität und Beratungskompetenz im Bereich der Wirtschafts- und Sozialorganisationen, in dem das Institut heute führend engagiert ist.

Das Buch ist so aufgebaut, dass die Leser auch nach Interesse darin »schmökern« können. Das ausführliche Inhaltsverzeichnis kann dabei hilfreich sein. Der Anfang 2004 erscheinende Band der Handbuchreihe mit dem Titel »Systemisches Coaching und Persönlichkeitsberatung« ist inhaltlich eng mit dem vorliegenden Band verbunden. Einen Ausblick und ersten thematischen Vorgeschmack möchte das Inhaltsverzeichnis dieses zweiten Bandes ermöglichen, das in den Anhang des vorliegenden Buches aufgenommen wurde.

Bedanken möchte ich mich bei Peter Fauser und Joachim Hipp, die als Koautoren bei früheren Veröffentlichungen einiger Texte mitwirkten, bei Fanita English, die so viele Jahre auf die Veröffentlichung unseres Dialogs warten musste, bei Ingeborg Weidner für die Redaktion des Textes und nicht zuletzt bei Andreas Kohlhage, der durch sein Interesse den Anstoß zu dieser Arbeit gegeben hat. Schließlich danke ich den Kolleginnen und Kollegen, allen voran Angelika Glöckner und den Lehrtrainerinnen und -trainern des Instituts, die mich mit ihrer Wertschätzung und ihren Inspirationen über die Jahre begleitet haben.

Bernd Schmid

Wiesloch im Februar 2003

I.

DER SYSTEMISCHE ANSATZ UND DIE TRANSAKTIONSANALYSE

2. DIE TRANSAKTIONSANALYSE

Unter dem Begriff »Transaktionsanalyse« oder kurz ›TA‹ versteht man meist ein Repertoire an psychologischen Erklärungskonzepten für menschliches Erleben und Verhalten.

Die Erklärungskonzepte der TA integrieren Ideen aus verschiedenen Bereichen der Psychologie auf eine kreative und pragmatische Weise. Sie wurden in den 50er- und 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem Psychiater ERIC BERNE entworfen und von seinen Schülern in verschiedenen Bereichen weiterentwickelt.

BERNES Ausgangsinteresse waren seine Studien über Intuition und sein Bemühen, eine einfache, verständliche psychologische Sprache zu entwickeln. Diese Sprache sollte ermöglichen, konkret über intuitive Einschätzungen von menschlichem Erleben und Verhalten und über die darauf begründete Kommunikation zu sprechen. BERNE verwendete die Begriffe und Schemata der Transaktionsanalyse auch, um mit seinen Patienten über intuitive Bilder zu sprechen. Auch deshalb war es ihm ein Anliegen, TAKonzepte einfach, verständlich und lebensnah zu fassen.

Die Entwicklung der Transaktionsanalyse aus den Intuitionsstudien ist zusammengefasst und kommentiert in deutscher Sprache erschienen (BERNE1991). Umfassende Darstellungen der Transaktionsanalyse bieten zahlreiche Lehrbücher. Daher wird in diesem Band auf eine repräsentative Darstellung der TA verzichtet und Inhaltskonzepte der TA nur insoweit behandelt, als sie der Darstellung der TA aus systemischer Sicht dienlich sind.

Eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Konzepten der TA, wie ich sie 1986 und 1994 vorgelegt habe, steht dem wohl kleineren Kreis von Interessierten auf der Website www.systemische-professionalität.de kostenlos zur Verfügung.

Die hier dargestellten Grundkonzepte der systemischen Transaktionsanalyse gehen über die üblichen psychologischen Betrachtungen hinaus und sollen dazu beitragen, die Transaktionsanalyse aus dem Berufsverständnis der Psychotherapeuten herauszulösen.

Zunächst sollen jedoch psychologische Betrachtungen der Transaktionsanalyse mit ihren wichtigsten inhaltlichen Perspektiven erläutert werden.

Hierbei werden von den Konzepten der TA Kostproben geboten, die einen Eindruck von ihren Betrachtungsweisen und ihrem praktischen Nutzen vermitteln sollen.

TA-Konzepte beschäftigen sich mit Mustern des menschlichen Erlebens und Verhaltens, wie sie sich in Kommunikationssituationen, in der Gestaltung von Beziehungen und in der Lebensgestaltung ausdrücken. Es handelt sich also eher um ich-psychologische und kommunikations-psychologische Betrachtungsweisen. Von ihren Ursprüngen her ist die Transaktionsanalyse keine Tiefenpsychologie in dem Sinne, dass seelische Vorgänge und Zusammenhänge als Hintergrund der beobachtbaren Persönlichkeitsäußerungen und Kommunikationssituationen beschrieben werden. Doch gibt es heute zahlreiche Institute, die tiefenpsychologische und transaktionsanalytische Konzepte integrieren.

Wie der Name sagt, beschäftigen sich Transaktionsanalytiker viel mit der Analyse von Transaktionen. Eine Transaktion ist eine Kommunikationseinheit, die sich aus dem Auslöser durch einen Sender und der darauf bezogenen Reaktion eines Empfängers zusammensetzt. Über Transaktionen werden Botschaften aufgenommen und beantwortet. Damit sind – zumindest formal – die Elemente, aus denen letztlich alle transaktionsanalytischen Analysekombinationen zusammengesetzt sind, definiert. Für psychologische Betrachtungen werden zwischenmenschliche wie auch innerpersönliche Vorgänge in Begriffen von Transaktionen gefasst. Für die innere Kommunikation werden dabei interagierende Teilpersönlichkeiten angenommen.

Die Analyse von Transaktionen ist gleichzeitig ein wesentliches identitätsbildendes Merkmal für die TA. Der von SCHLEGEL(1987) bevorzugte Begriff »transaktionale Analyse«, macht deutlich, dass Analysen anhand von Transaktionen dargestellt und belegt werden. Die Analysen sind jedoch nicht auf menschliche Kommunikation beschränkt. Sie beschäftigen sich z.B. auch mit personeninterner Organisation oder mit dem Rollengefüge in einer Organisation. Doch wird dies meist auf die kommunikative Verwirklichung durch Transaktionen bezogen.

Die TA steht einerseits in der Tradition der Psychoanalyse und der an ihr orientierten entwicklungspsychologischen Schulen. Daher sind Betrachtungsweisen, bei denen gegenwärtige Erlebens- und Verhaltensweisen vor dem Hintergrund kindlicher Entwicklungen gesehen werden, auch bei Transaktionsanalytikern zumindest im psychotherapeutischen Bereich üblich. Lernvorgänge in der Vergangenheit eines Menschen werden als maßgeblich für das Verständnis seines Erlebens und Verhaltens in der Gegenwart betrachtet. Andererseits steht TA in der Tradition der Sozialpsychiatrie und der kybernetischen Kommunikationslehre. Unabhängig von der persönlichen Vergangenheit der beteiligten Menschen beschäftigt sich der TA’ler mit Mustern ihrer gegenwärtigen Lebensgestaltung im sozialen Kontext. Man versucht hier, problematische Kreisläufe in deren Entstehung und Aufrechterhaltung aufzuzeigen, sowie Alternativen dazu zu eröffnen.

Soweit entwicklungspsychologische Ansätze aus einer psychotherapeutischen Perspektive berücksichtigt werden, geschieht dies meist kombiniert mit dem psychoanalytischen Konzept der Übertragung (von Vergangenem in die Gegenwart). Man tut dies zuerst in der Absicht, »störende Relikte« der Vergangenheit zu entdecken, ihr Störpotential zu reflektieren und an ihrer Stelle gegenwärtige Entwicklung freizusetzen.

TA eignet sich jedoch auch für Anwendungsbereiche, in denen der Bezug zur persönlichen Geschichte der Klienten und die Berücksichtigung der Regression (im Sinne der Belebung kindlicher Erlebnisse) als Methode häufig nicht adäquat ist. Dies ist in einigen Bereichen der Erwachsenenbildung, der Management- und Organisationsberatung und in vielen Formen der nichtpsychotherapeutischen Beratung der Fall. Hier werden Vorgehensweisen, die Beschreibungen von Gegenwart und Zukunft sowie von Kommunikation und Systembezügen in den Vordergrund gestellt.

Dem Zeitgeist unterworfen, haben auch Transaktionsanalytiker bemerkt, dass ihre psychologischen Konzepte keine objektiven Beschreibungen der Welt und der Menschen darstellen. TA-Konzepte werden als Beobachtungsschemata (Landkarten) deutlich, die von Handelnden für ihre Orientierung ausgewählt und mit Erfahrung und Tun in einen plausiblen Zusammenhang gebracht werden müssen. So hat in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in transaktionsanalytischen Verbänden eine tiefgreifende Diskussion über den Umgang mit Theorie, über das Verständnis der einzelnen Inhaltskonzepte und über Grundbegriffe und Annahmen der Transaktionsanalyse begonnen.

Seit den 50er-Jahren bis heute haben Transaktionsanalytiker ein reichhaltiges Repertoire an Konzepten zur Beschreibung menschlichen Erlebens und Verhaltens hervorgebracht. Dieses bietet Anfängern und Erfahrenen in verschiedenen Professionen viel Nützliches. Gleichzeitig lässt jedoch der Glaube an die inhaltliche Richtigkeit der Konzepte nach. Sie werden mehr und mehr eher als Raster für Fragestellungen verstanden, die man selbst je nach Situation und Funktion spezifizieren, kombinieren, abwandeln oder erweitern kann. Die meisten Transaktionsanalytiker zeigen sich gegenüber dem unbefangen-schöpferischen Umgang mit eigenen Konzeptbildungen ebenso aufgeschlossen wie gegenüber der Integration von Konzepten anderer Schulen. Zu den Wesensmerkmalen der Transaktionsanalyse gehörte von Anbeginn an ihre integrative Funktion. Diese Entwicklungen wirken einer »Dogmatisierung« von Konzepten und einer »Verkirchlichung« der Verbände und ihrer Institutionen entgegen.

Die Themenbereiche des menschlichen Erlebens und Verhaltens, mit denen sich transaktionsanalytische Konzepte beschäftigen, lassen sich zunächst in drei Perspektiven (SCHMID 1986c) einteilen, die dann durch übergreifende Perspektiven der Entwicklung ergänzt werden:

– die Perspektive der Persönlichkeit (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster der Persönlichkeit)

– die Perspektive der Persönlichkeit (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster der Persönlichkeit) – die Perspektive der Beziehungen (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster in Beziehungen)

– die Perspektive der Persönlichkeit (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster der Persönlichkeit) – die Perspektive der Beziehungen (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster in Beziehungen) – die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktionen (Erleben und Verhalten als Ausdruck von Wirklichkeitsverständnissen)

– die Perspektive der Persönlichkeit (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster der Persönlichkeit) – die Perspektive der Beziehungen (Erleben und Verhalten als Organisationsmuster in Beziehungen) – die Perspektive der Wirklichkeitskonstruktionen (Erleben und Verhalten als Ausdruck von Wirklichkeitsverständnissen) – die Perspektive der Entwicklung (Erleben und Verhalten als Erscheinungen vergangener, gegenwärtiger und künftiger Entwicklungen)